In großer Zahl tatest du, Ewiger, mein Gott, deine Wunder und Pläne für uns

Vielfach hast du deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen, Jehova, mein Gott; nicht kann man sie der Reihe nach dir vorstellen. Wollte ich davon berichten und reden, es sind ihrer zu viele, um sie aufzuzählen.
Elberfelder 1871 – Psalm 40,6

In großer Zahl tatest du, Ewiger, mein Gott, deine Wunder und Pläne für uns – nichts ist mit dir zu vergleichen: Wollte ich sie verkünden und davon reden, sie sind nicht zu zählen.
Die Philippson-Bibel – Psalm 40:6

Grosses hast du gethan, Jehova, mein Gott! deine Wunder, und deine Rathschläge gegen uns, Nichts kann man dir gleichstellen; wollte ich’s verkünden, und aussprechen; sie sind zu zahlreich, als sie zählen zu können.
van Ess – Ps. 40,6

Viel wirktest du, o Ewiger, mein Gott 
von deinen Wundern, deinem Planen für uns
nichts, das dir gliche! 
Wollt künden es und reden: 
Zu reich, es zu erzählen!
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Ps 40:6

Nicht nur die Schöpfung war Sein Plan – sondern auch der Weg von Adam zu Jesus und dann zu uns – und die Vergebung der Sünde – war von Anfang an Sein Plan.


ALLE vernunftbegabten Geschöpfe sollten vor allem Jehova Gott, dem großen Schöpfer, dankbar sein, denn es vergeht kein Augenblick im Leben eines Menschen, in dem er nicht Nutzen zieht aus der liebenden Güte Jehovas, des großen Lebengebers. Ohne das Leben besäße der Mensch nichts. — 1. Mose 2:7; Psalm 36:9; 146:1-4.
Alles um uns herum, ja das ganze Universum könnte uns zur Wonne sein, wenn es mit Jehova völlig in Harmonie wäre und nicht durch den Einfluß Satans, des Widersachers Jehovas, zum Teil verdorben worden wäre. Doch selbst in ihrem gegenwärtigen Zustand entzückt uns die Schöpfung oft durch ihre Schönheit und Pracht. Könige, hochgestellte Persönlichkeiten und andere reiche Leute suchen sich für ihre Landhäuser oder Schlösser die schönsten Plätzchen aus. Sie bauen sie in wasserreichen Gegenden, wo Bäume, Pflanzen und Blumen üppig gedeihen. Oft werden um diese Paläste herum prächtige Gärten angelegt, in denen sich aufzuhalten ein Genuß ist. In einer solchen Umgebung sind die warmen Sonnenstrahlen dem Menschen besonders willkommen; sie bewirken aber auch Wachstum und Fruchtbarkeit in der Pflanzenwelt. Regen und Schnee liefern das nötige Wasser und wirken auf den gesunden Menschen erfrischend. Wo Pflanzen üppig wachsen, ist die Luft würzig und rein, und sie enthält auch den für den menschlichen Körper erforderlichen Sauerstoff. Die Pflanzenwelt bringt köstliche Früchte, Samen und Wurzeln hervor, die Mensch und Tier zur Nahrung dienen. Das beweist, daß ursprünglich für alles, was die Menschheitsfamilie benötigte, auf der Erde gesorgt war. — 1. Mose 1:31; Nehemia 9:6; Psalm 104

Wachtturm – 1.Mai Studienausgaben 1969

Jesus fand in der Betrachtung des Wortes und der Anweisungen seines Vaters Freude: „Vielfach hast du deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen, Jehova, mein Gott; nicht kann man sie der Reihe nach dir vorstellen. Wollte ich davon berichten und reden, es sind ihrer zu viele, um sie aufzuzählen.“ „Und wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie groß ist ihre Summe! Wollte ich sie zählen, würden sie an Zahl den Sand übersteigen. Wollte ich bis zu ihrem Ende gelangen, müßte meine Lebenszeit gleich deiner sein.“ Während seines ganzen Dienstes offenbarte er die größte Vertrautheit mit dem Wort seines Vaters, indem er sich darauf berief, um seine Ansichten zu beweisen und die Ansichten seiner Gegner zu widerlegen. — Psalm 40:5; 139:17, 18, AÜ.

Wachtturm – 1.Januar1953

Doch nach dem Blick auf die beiden Menschengruppen, die Vertrauenden und die Trotzigen, wendet sich der nachdenkliche David seinem Gott erneut zu. Der zweckfreie Lobpreis hat ihn eingeholt: Vieles hast du getan, Jahwe. Denn die Wahrnehmung einer Wundertat eröffnet den Blick auf viele Wundertaten Gottes. Das Wunder aber ist mehr als das spektakuläre Ereignis. Der Parallelsatz verbindet den Wundergedanken mit Gottes Pläne(n) über uns. Wunder sind Verwirklichungen der Rettungsgedanken Gottes über Menschen. Durch die lobpreisende Betrachtung der Heilspläne und Heilswunder »fällt« Gott für den Beter David im wahrsten Sinne des Wortes »aus der Reihe«: nichts ist dir gleich! Gott tut Außergewöhnliches, und darum gebührt ihm das Lob, das dieses Außergewöhnliche anerkennt.

Wuppertaler Studienbibel

Der Psalmist bezeugt nun, dass er nicht geschwiegen hat. Vielmehr bekräftigt er in den Versen 9 und 10 nachdrücklich, dass er Gott treu das Lobopfer dargebracht hat. Hier erzählt er von allen Werken Gottes: „Du hast, Herr, mein Gott, deine Wundertaten und deine Gedanken an uns vervielfacht; sie können dir nicht zugerechnet werden. (- 6 16 Die Bedeutung des Satzes ist schwierig. Der MT hat אֵין עֲרֹךְ אֵלֶיךָ. Diese Worte können übersetzt werden mit: „Es gibt nichts, was mit dir verglichen werden kann“. Das Verb kann auch bedeuten: „Es gibt nichts, was mit dir verglichen werden kann“, was bedeutet, dass die Gedanken des HERRN an sein Volk nicht aufzuzählen sind. -) Ich will sie verkünden und erzählen, doch sie sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen.“ Der Lobpreis galt sowohl den Gedanken Gottes für sein Volk als auch den Ergebnissen dieser Gedanken, seinen wunderbaren Taten. Der Psalmist war entschlossen, sie zu verkünden, obwohl sie mehr waren, als man sagen konnte (wörtlich: „zu zahlreich, um sie zu erzählen“). Er sieht die Grenzen seines Ausdrucksvermögens und verweist daher lediglich auf die wunderbaren Taten Gottes in einem hymnischen Stil.

Eine Beobachtung, die hier gemacht werden muss, ist, dass ein göttliches Eingreifen ohne die Antwort des erklärenden Lobes Gottes Plan zerstört. Gott hat Pläne für sein Volk, und diese Pläne sehen erstaunliche Taten in seinem Namen vor. Bei alledem wünscht sich Gott, dass Lob und Dank zum Ausdruck gebracht werden, denn Lob wird andere erbauen und verändern.

Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89

Es gehört zum Glück des Gottesfürchtigen, dass er hinter allen Wegen und Begegnissen seines Lebens die Hand Gottes sieht. Überall sieht er »Wunder«, die Gott an ihm getan hat. Sie sind so zahlreich und so vielfältig, dass man sie nie »aufreihen« und nie »zählen« kann. Denken wir nur an die Wunder der Geburt, der Bewahrung und Versorgung während eines ganzen Lebens! Und denken wir dann an das Wunder, dass wir glauben können, dass Gott in einem toten Herzen den Schrei nach ihm geweckt hat, an die Wunder der Vergebung der Sünden, der Rechtfertigung, der Gabe des ewigen Lebens, der Gabe des Heiligen Geistes, des Trostes durch den Heiligen Geist, der Erkenntnis Gottes und seines Sohnes, des Wunders der Gemeinschaft der Heiligen und der Hoffnung der Herrlichkeit. Eines der Wunder im Leben Davids hat er soeben besungen: Gott hatte ihn bewahrt, als er in der Grube war. Ohne seinen Beistand wäre David verbittert worden. Und Gott hatte ihn befreit aus der Grube. Ohne ihn wäre David nie herausgekommen. Ein weiteres Wunder tat Gott an Davids Herz. Die Drangsal und die Befreiung veränderte es so vollständig, dass es ihm fortan zur Lust wurde, Gottes Willen zu tun.
»Ich will sie verkünden und aufsagen«: Aus der erfahrenen Errettung fließt ganz organisch der Wunsch, es aller Welt zu sagen (Hi 33; Ps 7,18; 9,15; 18,50; 22,23.26; 26,12; 27,6; 32,11; 66,16; 68,27; 78,4; 89,2; 106,2; 107,8; 145,4–6 u. a.).

Benedikt Peters – Die Psalmen

Verfolgt wegen?

Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, werden verfolgt werden.
Elberfelder 1871 – 2.Timotheus 3,12

Es ist so: Alle, die ein Leben voller Respekt vor Gott in der Gemeinschaft mit dem Messias Jesus führen wollen, werden Verfolgung erleiden.
Roland Werner – Das Buch – 2.Tim 3,12

Aber sogar allen, die durch den Messias Jesus gottesfürchtig leben wollen, wird man hinterher sein.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 2.Timotheus 3:12

Wenn man genau liest, dann kann man leicht erkennen, was hier Paulus sagen will. Es werden Menschen, die Jesus als ihr „persönliches Haupt“ betrachten, und unabhängig von kirchlichen und religiösen Organisationen Jehovah anbeten, verfolgt werden. Dies traf im 1.Jahrhundert zu, denn wer nicht über die Synagoge zu Jehovah betete, sondern sich in einer der „neugegründeten Hausgemeinden“ traf, wurde wie ein Ungläubiger betrachtet. Ähnliche Fehleinschätzungen gibt es auch heute. Doch Jehovah stärkt diese Nachfolger Jesu durch Seinen heiligen Geist.


Καὶ („auch“) fügt zu den Leiden von Paulus die aller anderen Christen hinzu. Nicht nur er hat Verfolgungen, sondern alle anderen auch. Mit ἐν χριστῷ Ἰησοῦ („in Christo Jesu“) schränkt die Art der Gottesfurcht auf den Bereich, der in Christus ist, ein.

Peter Streitenberger – 2. Timotheus

Wie alle Christen so muß sich auch Timotheus klarmachen, daß alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus (vgl. Joh 15,18-21 ), mit Verfolgungen rechnen müssen – darauf zielt die Erinnerung des Paulus an seine eigene Erfahrung. Im Blick auf die „letzten Tage“ weist der Apostel seinen Schüler jedoch darauf hin, daß die Lage sich insgesamt immer weiter verschlechtern und der Druck auf die Christen noch zunehmen wird: „Mit den bösen Menschen aber und Betrügern (wörtlich: „Zauberern“; hier aber mit der Konnotation von „Scharlatanen“) wird’s je länger, desto ärger (wörtlich: „wird es immer weitergehen“): sie verführen und werden verführt.“ Aus Irrtum erwächst weiterer Irrtum.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wer muss so in der Nachfolge Jesu leiden? »Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus.«

»Fromm«: Ganz hingegeben an Gott, im Bewusstsein seiner Gegenwart und willig, unter ihm in seinem Gehorsam zu leben (vgl. 1Mose 17,1; 1Tim 4,7 und das dort Ausgeführte).

»In Christus Jesus«: Allein unser Herr Jesus Christus lebte in dieser Welt im Vollsinn »fromm«, so völlig an Gott hingegeben und so willig unter ihm. Darum wurde das Zeugnis Gottes über ihn laut: »Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe« (Mt 3,17). Nur in ihm, in seiner Gemeinschaft, unter seiner Anleitung können wir wahrhaft fromm leben, zumal er dann als der Heilige Geist selbst in uns wohnt und wirkt (Joh 15,4f.).

Warum werden denn die so in Christus fromm Lebenden verfolgt? Weil sie für den Satan, den »Fürsten dieser Welt« (Joh 12,31; 14,30; 16,11), die größte Beunruhigung und Störung bedeuten, denn sie sind erste Stützpunkte des kommenden herrlichen Gottesreiches in dieser Welt. Darum »hat er einen großen Zorn« (Offb 12,12). Und Gott lässt ihm zu dieser Verfolgung seiner Gemeinde Raum, damit sie sich in der erforderlichen Weise bewähren kann. Doch Gott führt in den Belastungsproben seiner Kinder dennoch selbst die Aufsicht (1Kor 10,13). Und auch trotz all seines satanischen Ungehorsams kann der Feind nicht weiter gehen, als Gott es ihm zulässt (vgl. Hiob 2,6); er ist wie ein Hund an der Kette.

»Alle … werden Verfolgung leiden«: Irgendwo wird sich’s bei jedem echten Nachfolger Jesu zeigen, dass sich der große Widerwille des Feindes gegen ihn wendet und der Widerwille derer, die sich von ihm, ihnen selbst kaum bewusst, aufhetzen lassen. Auf jeden Fall wollen wir auch Anfeindung, Hass und Verfolgung in unserem Christsein bewusst in Kauf nehmen; insbesondere dann, wenn allerlei in der Schrift angekündigte Vorzeichen darauf hinweisen, dass der große Tag unseres Herrn nahe sein kann, wollen wir uns darauf einstellen. Denn unser Herr sagt den Seinen für die letzte Zeit voraus: »Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern« (Mt 24,9). Von dem allen gilt es auch in der Verkündigung zu sagen, insbesondere der jüngeren Generation, die bei uns die Glaubensfreiheit so sehr gewöhnt ist, dass sie sich kaum noch etwas anderes vorstellen kann; auch sie soll einmal nicht beirrt werden. Der Glaube muss sich ja in der Anfechtung bewähren und darin ausreifen. Petrus schreibt: »Jetzt… seid ihr traurig in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird… Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit« (1Petr 1,6-9).

Gerhard Maier – Edition C

Der Schreiber dieses Briefes hatte zu Beginn seines christlichen Lebens lernen müssen, daß er für den Namen des Herrn leiden würde (Apostelgeschichte 9,16) . Hier lehrt er, daß dies nicht ausschließlich für ihn gilt. wir sollten betonen, daß hier nicht von allen Christen geredet wird, sondern von allen, die gottselig leben wollen. „Wollen“ bedeutet nicht ein bloßes Wünschen, sondern vielmehr eine entschlossene und beständige Willensübung. Das Thema eines frommen, gottesfürchtigen, oder hingegebenen Lebens, wird immer wieder in den Pastoralbriefen aufgegriffen. Es handelt sich um eine Frömmigkeit, die durch eine richtige Haltung Gott gegenüber gekennzeichnet ist und die das tut, was ihm wohlgefällt. Frömmigkeit und Gottesfurcht ist keine religiöse Frömmelei. Sie kann nicht ausgelebt werden, als nur in Gemeinschaft mit Christus. Daraus geht hervor, daß ein konsequentes Leben in Christus notwendigerweise immer von der Welt befeindet wird. Der Teufel kann es sich leisten, weltliche Christen in Ruhe zu lassen, aber Treue zum Herrn zieht die Feindseligkeit des Feindes auf sich. Frömmigkeit in sich selber genügt nicht, sie muß in Christus Jesus gegründet sein.
„Werden verfolgt werden“ deutet an, daß dies der Weg der Gottesfürchtigen ist. Es geht hier um eine Zurüstung im voraus (Mk. 10,30; Apostelgeschichte 14,22; Johannes 15,20; 16,1-4; 1.Thes. 3,4).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

EIN Hirte – und die anderen??

Denn ich weiß dieses , daß nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen.
Elberfelder 1871 – Apg 20,29

denn dieses weiß ich, dass nach meinem Weggehen schlimme Wölfe zu euch hineinkommen werden und die kleine Herde nicht schonen werden.
Jantzen & Jettel 2017 – Apostelgeschichte 20,29

Denn ich weiß: Wenn ich nicht mehr da bin, werden sich falsche Lehrer in die Gemeinde einschleichen und wie reißende Wölfe über euch herfallen.
Hoffnung für Alle 2015 – Apostelgeschicht 20:29

Wessen Herde??
Es gibt nur einen Hirten! Alle anderen, die versuchen, die Herde zu übernehmen, sind wie Wölfe, nämlich nur auf das Leben der Schafe aus!

Der Apostel Paulus sagte voraus, daß ein Abfall vom wahren Christentum eintreten und daß die religiöse Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ aufkommen und sich selbst erhöhen werde (2 Thessalonicher 2:3, 4). Er wies darauf hin, daß sich dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“ aus einer Gruppe von Ältesten bzw. von Aufsehern („Bischöfen“, Herder-Bibel) entwickeln werde, die „aufstehen und verdrehte Dinge reden“ würden, „um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:28-30).
In Erfüllung dieser Prophezeiung trat nach dem Tod der treuen Apostel Jesu das „Unkraut“ in Erscheinung, d. h. die falschen oder Scheinchristen (Matthäus 13:24-30, 36-43). Einige bildeten Splittergruppen und verdrehten die Heilige Schrift (2 Petrus 3:16). Daraus resultierte ein Schachzug, den der eine oder andere als unbedeutend abtun mag, aber für die Bibel war er verderblich.
„Die Heilige Schrift, die Glauben in uns pflanzt, den Vorläufer der Erkenntnis, nützt dir nichts, es sei denn, du würdest sie richtig verstehen“, sagte Augustinus, ein Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts. Auch in dem Werk De Principiis lesen wir:
„Doch bleibt dabei die kirchliche Verkündigung erhalten, die in der Ordnung der Nachfolge von den Aposteln her überliefert ist und bis heute in den Kirchen fortdauert; und so darf man denn nur das als Wahrheit glauben, was in nichts von der kirchlichen und apostolischen Überlieferung abweicht.“
Die „kirchliche Verkündigung“ und die „kirchliche und apostolische Überlieferung“ wurden der Heiligen Schrift gleichgestellt, um das Aufkommen von Häresien oder das Lehren angeblicher Irrtümer zu verhindern.
Gleichzeitig wurde den kirchlichen Zeremonien und Riten große Aufmerksamkeit geschenkt. Diese seien für den Gläubigen von größerem Nutzen, meinte man, als wenn er versuche, in die „Tiefen der Heiligen Schrift“ einzudringen, weil er dadurch nur verwirrt würde. Der an den Wänden der prachtvollen Kirchen angebrachte Bilderschmuck, Szenen aus der Bibel, und die Steinskulpturen, die biblische Gestalten darstellten, galten als eine Art „Bibel der Armen“.
Doch Kirchenlehrer wie Chrysostomus (4. Jahrhundert) traten immer noch dafür ein, daß jeder einzelne die Bibel lesen sollte. Aber die Würfel waren bereits gefallen. Die große Mehrheit der „Christen“ legte keinen Wert mehr auf das persönliche Lesen und Erforschen der Bibel. Einige hielten Chrysostomus entgegen:
„Ich treibe ein Handwerk; ich habe Frau und Kinder zu ernähren; . . . ich bin ein Weltlicher; mein Geschäft ist es nicht, in der Schrift zu lesen; sondern das gehört für Leute, welche der Welt entsagt haben.“
Mit der Zeit glaubte man, es sei nur die Aufgabe von Geistlichen und Gelehrten, die Bibel zu lesen und zu erforschen.

Erwachet! 8.1.1980

„Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:29, 30). Ja, nach dem Tod der zwölf Apostel Christi würden falsche Lehrer aufstehen. Sie würden im Namen des Christentums „verdrehte Dinge“ lehren. Die Zugehörigkeit zu einer Denomination, die behauptet, christlich zu sein, ist somit noch lange keine Gewähr dafür, daß man den rechten Glauben hat.
„Spielt es denn überhaupt eine Rolle, was man glaubt?“ mag jemand fragen. „Kommt es nicht eher darauf an, daß man aufrichtig ist, und darauf, wie man seine Mitmenschen behandelt?“ Wird eine unrechte Tat dadurch, daß sie in Aufrichtigkeit begangen wird, zu einer guten Tat? Wie war es beim Apostel Paulus? Handelte er in den Augen Gottes richtig, als er sich eifrig für die jüdische Tradition einsetzte? Er selbst machte folgendes Geständnis: „. obwohl ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein unverschämter Mann war. Dennoch wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, weil ich unwissend war und im Unglauben handelte“ (1 Timotheus 1:13).

Erwachet! 8.2.1974

Diese Verse erklären, warum Paulus den Ältesten ihr eigenes Wohl und das der Herde so sehr ans Herz legen mußte (V. 28). Falsche Lehrer, reißende Wölfe, würden kommen und die Herde nicht verschonen, ja sogar Männer aus ihrer Mitte würden Verkehrtes lehren. Diese Warnung wird durch die Verweise auf die Vorgänge in der Gemeinde in Ephesus, die wir im Neuen Testament finden, bestätigt (1Tim 1,6-7.19.20;4,1-7; 2Tim 1,15;2,16-18;3,1-9; Offb 2,1-7). Nochmals forderte Paulus die Ältesten auf: Seid wachsam! und warnte sie sogar unter Tränen (vgl. Apg 20,19) vor falschen Lehrern.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In den Versen 29-30 werden zwei Gründe genannt, warum die Ältesten in Ephesus aufpassen müssen. Der erste Grund wird in Vers 29 genannt: Ich weiß, dass nach meinem Weggang schmerzliche Wölfe unter euch eindringen werden, die die Herde nicht verschonen. Das griechische Wort für „schmerzlich“, bareis, bedeutet „raubgierig“ oder „hart“. Das griechische Wort für „Wölfe“, lykoi, ist ein Begriff, den Jeschua in Johannes 10,12 für Irrlehrer verwendet. Nachdem Paulus gegangen war, wurde die Herde, die diese Ältesten bewachen sollten, von Irrlehrern überfallen, die von außen eindrangen und einige dazu brachten, sich zu zerstreuen. Aber da die Ältesten den Dienst des Paulus fortsetzten und den ganzen Ratschluss Gottes lehrten, würde dies dazu beitragen, die Gefahr zu minimieren.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Die Gemeinde bedarf treuer Hirten, weil es auch nicht an Feinden fehlen wird, die sie zu verderben suchen. Paulus weiß, daß noch schwere Kämpfe zu überstehen sind. Sein Weggang wird die Feinde ermutigen. Das ist aber nicht die einzige Gefahr. Er rechnet nicht darauf, daß wenigstens in der Gemeinde alle im Glauben und in der Wahrheit bleiben, sondern die Verführung kommt auch aus der Christenheit selbst. Es wird in dieser Männer geben, denen das Evangelium des Apostels nicht auf die Dauer gefällt, sondern die es durch ihre Meinungen ersetzen und dafür um den Beifall der Jünger werben und diese an ihre Person und Lehre ketten möchten. Das Merkmal derer, die ihr Christentum verderben, ist, daß sie für ihren eigenen Einfluß arbeiten und die Gemeinde sich unterwerfen wollen.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

die leise Stimme hinter dir

und wenn ihr zur Rechten oder wenn ihr zur Linken abbieget, so werden deine Ohren ein Wort hinter dir her hören: Dies ist der Weg, wandelt darauf!
Elberfelder 1871 – Jes. 30,21

Wenn ihr nach rechts oder links abbiegen wollt, werdet ihr eine Stimme hinter euch hören: „Dies ist der Weg, dem folgt!“
NeÜ bibel.heute 2024 – Jesaja 30,21

und deine Ohren hinter dir das Wort hören:
„Das ist der Weg. Den geht!“,
wenn ihr euch zur Rechten
oder wenn ihr euch zur Linken wendet.
Jantzen & Jettel 2022 – Jesaja 30:21

Wo ist die Stimme zu hören? Etwa von der Kanzel, aus dem Lautsprecher weil als Video gezeigt? Oder kann jeder wahre Christ diese Stimme persönlich hören?

Den Vers 20 hatten wir ja schon einmal

Und wenn ihr zur Rechten oder wenn ihr zur Linken abbiegt, werden deine Ohren ein Wort hinter dir her hören: Dies ist der Weg, den geht!

Echte Schuldgefühle machen uns auf unsere Sünden aufmerksam und erinnern uns daran, dass wir alle schuldig sind.
Falsche Anklage: „Du bist ein Versager! Du bist im Vergleich zu anderen unwürdig!“
Echte Schuldgefühle motivieren uns dazu, innerlich zu wachsen.
Falsche Anklage: „Du musst dir Sorgen darüber machen, was andere von dir denken!“
Echte Schuldgefühle vermitteln gleichzeitig die Liebe und Anteilnahme Gottes.
Falsche Anklage: „Du hast falsch gehandelt und bist daher ein wertloser Mensch! “
Echte Schuldgefühle motivieren nicht dazu, die Verantwortung abzuwälzen.
Falsche Anklage: „Du bist eben ein Opfer deiner Vergangenheit und kannst nicht geheilt werden?“
Echte Schuldgefühle lassen uns den Freiraum, Fehler zu machen.
Falsche Anklage: „Ist dir klar, dass du wegen deines wiederholten Versagens nie etwas erreichen wirst?“
Echte Schuldgefühle bewegen uns dazu, unsere wahren Gefühle nicht zu verbergen.
Falsche Anklage: „Eigentlich solltest du nie zornig werden!“
Echte Schuldgefühle machen uns auf die Empfindungen anderer aufmerksam.
Falsche Anklage: „Dich braucht überhaupt nicht zu interessieren, was andere empfinden.“
Echte Schuldgefühle werden von dem Verlangen begleitet, uns zu ändern.
Falsche Anklage: „Für dich gibt es keine Hoffnung.“
Echte Schuldgefühle ermutigen uns und motivieren uns dazu, mit Gott Verbindung aufzunehmen.
Falsche Anklage: „Es hat keinen Sinn, Zeit mit Gott zu verbringen!“
Echte Schuldgefühle sehen optimistisch in die Zukunft.
Falsche Anklage: „Du kannst damit rechnen, dass dir demnächst etwas Schlimmes passieren wird.“

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Wenn wir uns so auf Gott verlassen, werden wir nicht gegen die Wahrheit ankämpfen, sondern immer die Kraft bekommen, für das Rechte einzutreten. Wir sollen an den Lehren der Bibel festhalten und nicht den Gebräuchen und Traditionen der Welt folgen oder den Worten und Taten von Menschen. Wenn Irrtümer aufkommen und als biblische Wahrheit gelehrt werden, werden diejenigen, die mit Christus verbunden sind, nicht dem vertrauen, was der Geistliche sagt, sondern — wie die edlen Juden in Beröa — täglich in der Schrift forschen, ob sich alles so verhält. Siehe Apostelgeschichte 17,10.11. Wenn sie entdecken, was das Wort des Herrn sagt, werden sie auf der Seite der Wahrheit stehen. Sie werden die Stimme des wahren Hirten hören, der sagt: “Dies ist der Weg, den geht!” Jesaja 30,21. So übst du dich darin, die Bibel zu deinem Ratgeber zu machen, und du wirst auf die Stimme eines Fremden weder hören noch ihr folgen.

Ellen Gould White – Glaube und Werke

Obwohl sich die Menschen vom Herrn abgewandt haben, möchte Gott, aufgrund des Bundesverhältnisses mit ihnen, gnädig und barmherzig sein (V. 18 ; vgl. V. 19 ). Er ist der Gott des Rechts , der jene segnet, die sich auf ihn verlassen. Im Tausendjährigen Reich wird Israel wieder dem Herrn treu sein. Und wenn das Volk ihn (und nicht irgendein anderes Volk) um Hilfe anfleht, wird er antworten . Trotz der Nöte (z. B. daß es Zeiten der Bedrängnis gibt, in denen sie nur Brot zu essen und Wasser zu trinken haben) wird Gott sie schließlich segnen. Die Israeliten werden bereitwillig auf ihre geistlichen Führer ( Lehrer ), die Propheten und Priester, hören (im Gegensatz zu der Ablehnung, von der in V. 10 gesprochen wurde). Die Lehrer müssen sich nicht mehr verstecken, um in Sicherheit zu sein. Das Volk wird gerne auf Gottes Wort hören, wenn er sagt: Dies ist der Weg, wandelt darauf . Sie werden sich der Führung Gottes zu allen Zeiten bewußt sein. Wenn sie seinen Anweisungen folgen, werden sie ihre Götzen (vgl. Jes 31,7; Hos 14,3 b; Mi 5,13-14 ), Dinge, die unrein und moralisch schmutzig sind, entfernen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die traditionelle Sicht interpretiert diesen Vers als das Sprechen des Heiligen Geistes, aber im Kontext bezieht er sich tatsächlich auf eine besondere Offenbarung, die dem jüdischen Volk im messianischen Königreich gegeben wird. Der Ausdruck, dies ist der Weg, bezieht sich auf Gottes Gesetz oder geoffenbarten Willen, nicht auf seinen individuellen Willen.

Arnold Fruchtenbaum – Das spirituelle Leben und die göttliche Führung

Vers 21 zeigt, dass sie auch innerlich durch die stille kleine Stimme des Geistes geleitet werden: „Und eure Ohren werden ein Wort hinter euch hören, das spricht: Das ist der Weg, auf dem ihr wandelt, wenn ihr zur Rechten und zur Linken geht. Die stille kleine Stimme von Gottes Geist wird die Israeliten warnen, wenn sie in Gefahr sind, in die falsche Richtung abzubiegen, weg vom rechten Weg.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Gottes Wagen immer in Aktion

Und wenn die lebendigen Wesen gingen, so gingen die Räder neben ihnen; und wenn die lebendigen Wesen sich von der Erde erhoben, so erhoben sich die Räder.
Wohin der Geist gehen wollte, gingen sie, dahin, wohin der Geist gehen wollte; und die Räder erhoben sich neben ihnen (Eig gleichlaufend mit ihnen,) denn der Geist des lebendigen Wesens war in den Rädern.
Elberfelder 1871 – Hesekiel 1,19–20

Wann aber die Lebendigen gingen, gingen die Räder daneben.
und hoben die Lebendigen sich von der Erde,
hoben die Räder sich.
Wohin der Geistbraus gehn hieß, gingen jene,
dahin ließ auch sie der Braus gehn,
die Räder hoben sich mit jenen zugleich,
denn der Braus des Lebendigen war in den Rädern.
Buber & Rosenzweig – Ezekiel 1,19–20

Ein Geist und ein Wille beherrschte alle vier. Wohin sie auch gingen, die Räder gingen mit, denn sie wurden von den Gestalten gelenkt. Ganz gleich, ob die geflügelten Gestalten sich bewegten oder stillstanden oder sich von der Erde erhoben – die Räder taten dasselbe.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Ezekiel 1:20–21

Wenn die Wesen sich bewegten,
bewegten sich auch die Räder neben ihnen.
Und wenn die Wesen sich vom Boden erhoben,
erhoben sich auch die Räder.
Sie gingen, wohin Gottes Geist sie trieb.
Ja, sie gingen dorthin, wohin der Geist gehen wollte.
Die Räder erhoben sich genau wie die Wesen,
denn der Geist der Wesen war in den Rädern.
BasisBibel 2021 – Hesekiel 1:19–20

Wagen des Sonnengottes in barocker Stilisierung. J. Boschius, 1702
Lexikon der Symbole: Wagen. Knaurs Lexikon der Symbole, S. 1128
Die Göttin Ceres auf dem Schlangenwagen. V. Cartari, 1647

Götter hatten in der Vergangenheit „natürlich“ einen Wagen – siehe die Bilder oben. Doch im Gegensatz zu Jehovah, waren diese Götter manipulierbar. Wenn man diesen Göttern nur genug Geschenke oder Opfer darbrachte, dann wurden die dem „Anbeter gegenüber gnädig“. Aber Jehovah hat ein Ziel, und ist nicht manipulierbar!

Und der Wagen Gottes wird durch Jehovahs Geist gelenkt – und wie gesagt: ER hat ein Ziel! Niemals würde dieser Wagen „im Zickzack hin und her fahren“! Jehovah ändert NICHT sein Ziel, nicht Und der Wagen Gottes wird durch Jehovahs Geist gelenkt – und wie gesagt: ER hat ein Ziel! Niemals würde dieser Wagen „im Zickzack hin und her fahren“! Jehovah ändert NICHT sein Ziel, nicht seinen Plan. Jehovah würde seine Anbeter auch nicht belügen, und ihnen „falsche Daten“ sagen.


Hier beschreibt Hesekiel den vielleicht verwirrendsten Aspekt seiner Vision – die „Räder“, die neben den vier Lebewesen stehen. Die großen, beeindruckenden und aus einem kristallinen Stein gefertigten, ineinander verschlungenen Räder können sich in alle Richtungen bewegen (die vier Flügel der Cherubim ermöglichen es ihnen, sich in jede Richtung zu bewegen, ohne sich zu drehen). Die Räder sind außerdem mit Augen bedeckt, was ein Symbol für Gottes Allmacht und Allwissenheit ist. So seltsam sie auch sind, die Räder geben den besten Hinweis darauf, was Hesekiel in dieser Vision tatsächlich sieht. Er ist Zeuge der Ankunft von Gottes Thronwagen, der Art von königlichem Sitz, in dem ein König in die Schlacht zog. Gott ist zu seinem Volk im Exil gekommen, gerüstet für den Krieg.
Er würde dies fünf Jahrhunderte später erneut tun, nicht als siegreicher König, sondern als leidender König.

Gospel Transformation Bible

Von Gott angetrieben. Theodoret von Kyr: Der Prophet behauptet auch, dass der Geist des Lebens in den Rädern war, seine Bewegung war spontan und aus eigenem freien Willen. Denn der Wagen war nicht auf irgendwelche Lebewesen oder auf ein Joch gesetzt, sondern gewaltige Wolken gingen voraus, und dieser mächtige Wind folgte. Das göttliche Gefährt lief von selbst, mit den Lebewesen, die ihm vorausgingen, und die Räder bewegten sich von selbst. Kommentar zu Hesekiel

Ancient Christian Commentary on Scripture

37 tn Oder „Wind“; dasselbe hebräische Wort kann je nach Kontext entweder mit „Wind“ oder „Geist“ übersetzt werden.
38 tc Die MT fügt den zusätzlichen Ausdruck „der Geist würde gehen“ hinzu, der hier übermäßig redundant erscheint und möglicherweise dittographisch ist.
39 tn Oder „Wind“. Das Hebräische ist schwierig, da der Text vier Geschöpfe vorstellt und dann von „dem Geist“ (Singular) des „lebenden Wesens“ (Singular) spricht. Laut M. Greenberg (Ezekiel [AB], 1:45) interpretiert der Targum dies als „Wille“. Greenberg betrachtet dies als den Geist desjenigen, der über den Geschöpfen thront, aber man würde den Artikel nicht erwarten, wenn der Thronende noch nicht vorgestellt wurde.

The NET Bible First Edition Notes

Diese Räder standen auf dem Boden unter den Füßen der Lebewesen, die sich unter der Plattform befanden, auf der sich der Thron Gottes befand. Wenn sich die Cherubim bewegten, bewegten sich auch die Räder. Das Merkwürdigste an den Rädern war jedoch, dass ihre „Felgen hoch und ehrfurchtgebietend waren und alle vier Felgen voller Augen“ (Vers 18). Offensichtlich symbolisierten die Augen die Fähigkeit Gottes, alles zu sehen und alles, was in der Geschichte vor sich ging (2. Chronik 16:9; Sacharja 3:9; 4:10). Zusätzlich zu Gottes Allmacht war hier auch seine Allwissenheit. Die Tatsache, dass die Räder selbst lebendig (Vers 20) und voller Augen waren, veranlasste den jüdischen Targum, die Räder (hebräisch „ofannim“) als eine weitere Klasse himmlischer Wesen neben Seraphim, Cherubim und Engeln aufzulisten. Es gab eine enge Synchronisation zwischen den lebendigen Wesen und den Rädern, obwohl die Räder in keiner Weise mit den lebendigen Wesen verbunden waren. Dennoch folgten die Lebewesen den Rädern, wohin auch immer diese sich bewegten, und umgekehrt (Vers 20). Was ihre synchronisierte Bewegung motivierte, war der „Geist“. Später sollte der „Geist“ in den Propheten kommen und ihn erheben und zu ihm sprechen (Hes. 2:2; 3:24). Dies sollte nur ein Vorgeschmack auf die Rolle sein, die der Heilige Geist im Leben des Propheten und in seinem Buch spielen würde. Es kann gut sein, dass in den Versen 20 und 21 der „Geist des Lebens“ (und nicht der „Geist der lebendigen Wesen“) in den Rädern war, was bedeutet, dass die Räder in ihrer Bewegung irgendwie durch den Heiligen Geist selbst oder durch die belebende Animation des „Geistes des Lebens“, der von oben kam, belebt wurden.

The majesty of God in the Old Testament: a guide for preaching and teaching

Die Bibel warnt uns mit gutem Grund davor, unerfahren zu bleiben.

Brüder, seid nicht Kinder am Verstande, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstande aber werdet Erwachsene. (W. Vollkommene; im Griech. für „Erwachsene“ gebraucht)
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 14,20

Geschwister, seid doch nicht wie Kinder, wenn es darum geht, diese Dinge zu beurteilen! Wie Kinder sollt ihr nur in Bezug auf das Böse sein; in eurem Urteilsvermögen erweist euch als erwachsene Menschen!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 14,20

Liebe Brüder und Schwestern, seid, was eure Vernunft betrifft, doch nicht wie kleine Kinder, die nicht verstehen, was man ihnen erklärt! Im Bösen, darin sollt ihr unerfahren sein wie Kinder; in eurem Denken aber sollt ihr reife, erwachsene Menschen sein.
Hoffnung für Alle – 1.Korinther 14:20

Kannst du – nur mit deiner Bibel – biblische Themen erklären?
Und wie wäre es, wenn man dir eine andere Bibelübersetzung in die Hand drücken würde?
Früher ging es mir so, dass ich nur „meine Bibelübersetzung“ wirklich kannte – aber in dieser genau wußte, ob der Text „oben rechts“ oder „unten links“ zu finden war. Aber sobald ich eine „fremde“ Bibel in den Händen hielt, wurde es doch schwierig. Dazu kam, dass ich nur den Wortlaut dieser einen Übersetzung kannte. Heute haben die meisten Bibelleser aber keine Übersetzung mehr in der Hand, sondern nur noch Übertragungen, wie die „Hoffnung für alle“ oder die „Neue Welt-Übersetung 2018“.
Eine gute Übersicht deutscher Bibeln gibt es auf https://www.die-bibel.de/bibeln/wissen-zur-bibel/wissen-bibeluebersetzung/deutsche-bibeluebersetzungen-im-vergleich/


Die Vorliebe der Korinther für die Zungenrede ist für Paulus ein weiterer Beweis für ihre Unreife und weltliche Gesinnung (vgl. 1Kor 3,1-3). Er hofft jedoch, daß sich das vor allem zugunsten einer höheren Bewertung der Gabe der prophetischen Rede ändern wird und daß die Gemeinde die Bedeutung dieser Gabe für die gottesdienstliche Versammlung erkennt. Die Schlußworte des Apostels, die noch einmal eine Gegenüberstellung der Zungenrede und der prophetischen Rede enthalten (1Kor 14,21-25), sollen seine Ermahnung, die in Vers 1 begann, abschließen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

„Geschwister, seid nicht Kindlein im Denken, sondern im Bösen (oder: in Bezug auf das Böse) seid unmündig, im Denken aber seid vollkommen [= erwachsen].“ In 1. Kor 13,11 hatte Paulus die Korinther indirekt darauf hingewiesen, dass ihr Denken und Reden noch wie das eines „Unmündigen“ war. In 1. Kor 3,1 hatte er sie als „Unmündige“ bezeichnet, die noch keine „feste Speise“ vertragen, wobei er betont hatte, dass sie nicht „geistlich“, sondern „fleischlich“ waren. Nun drückt der Apostel sich noch einmal sehr deutlich aus: Hört doch bitte auf, in Bezug auf das „Zungenreden“ wie kleine Kinder zu sein! Das Ziel Gottes ist, dass Christen im Glaubensleben erwachsen werden und lernen, vernünftig als Christen im biblischen Sinn zu denken und zu handeln. Der Verstand soll dabei nicht ausgeschaltet werden, sondern vielmehr der biblischen Offenbarung untergeordnet werden. So schreibt Paulus in 2. Kor 10,5–6: „Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienst Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken unter den Gehorsam Christi gefangen …“ Wenn er nun die Korinther auffordert, in Bezug auf das Böse (kakịa bezeichnet die böse Gesinnung, die zur Tat führt) „unmündig“ zu sein, so bezieht er sich auf das „kindische“ bzw. „fleischliche“ Denken und Handeln der Korinther, das nicht der Erbauung der Gemeinde, sondern vielmehr der egoistischen „Selbstverwirklichung“ diente.

Jacob Thiessen – der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Der Apostel richtet jetzt einen kräftigen Appell an sie. Er ist um ihr Wachstum besorgt, daß sie aufhören, Kinder ( paidion) am Verstand zu sein, und statt dessen erwachsen werden. In dieser ganzen Sache benehmen sie sich wie Kinder. Sie hatten eine kindische Freude an der spektakulären Gabe der Sprachenrede und gebrauchten sie zur Selbstdarstellung. Dann gesteht er ihnen zu, daß sie bezüglich der Bosheit Babys ( nêpiazô) und nicht bloß Kinder sein sollten, aber im Verstand sollten sie Erwachsene sein, die Intelligenz im Gebrauch der Gabe bewiesen. Bosheit, wie es hier gebraucht wird, bezeichnet die Haltung, die sie angenommen hatten und die schlechten Beziehungen, die sich daraus ergaben. Ein Hinwachsen zum Verständnis würde die Situation korrigieren. Dieser Vers zeigt im Gegensatz zu der einseitigen Betonung der spektakulären Gaben sehr anschaulich die Rolle des Verstandes in der christlichen Erfahrung. Manche denken, es wäre Bosheit, wenn die Gabe zur Selbstdarstellung der Eitelkeit gebraucht würde, anstatt zur Erbauung.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Mahnung des Apostels bleibt immer eingebunden in die Liebe, die den andern hält. Die Anrede »Brüder« verdeutlicht das. Ein Christ, ein Jünger Jesu, kann und braucht den Verstand gewiß nicht abzulegen – das ist notwendigste Klarstellung gegenüber den Christen in Korinth, die in der Verzückung, in der nicht verstehbaren und nachvollziehbaren Zungenrede die höchste Stufe der Vollkommenheit sahen. Nein, nicht »Kleinkinder in eurem Überlegen« (so wörtlich) sollen die Korinther sein. Ganz hart sagt der Apostel, ihre Hochschätzung der Zungenrede sei kindisch. Sie sollen Kinder sein gegenüber dem Bösen, dort sollen sie sich ruhig nichtskönnend, ja einfältig verhalten. Im »Verstehen« aber gilt es für sie, vollkommen zu sein. Das griechische Wort meint das verständige Denken, den Verstand in seiner Urteilskraft. Heiliger Geist und Vernunft sind keine sich ausschließenden Gegensätze. Im Gegenteil, der Heilige Geist erfaßt und durchläutert den ganzen Menschen, auch und gerade seine Vernunft. Erst unter der Leitung des Geistes Gottes kann die menschliche Vernunft, befreit und befruchtet, wirklich erkennen und urteilen (vgl. Röm 12,2; Eph 4,23; auch Apg 26,25; 2 Kor 10,5; 1 Petr 2,2).

Edition C Bibelkommentar

kann nicht irren

Denn die Weissagung wurde niemals (O. ehemals nicht) durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Männer (Eig Menschen) Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geiste.
Elberfelder 1871 – 2.Petrus 1,21

Anders gesagt: Keine Prophetie (- Keine einzige prophetische Aussage der Schrift lässt eine eigenmächtige Deutung zu -) hat je ihren Ursprung im Willen eines Menschen gehabt. Vielmehr haben Menschen, vom Heiligen Geist geleitet, im Auftrag Gottes geredet.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 1:21

Denn keine Prophetie wurde jemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern vom Heiligen Geist hingerissen redeten Leute von Gottes Seite aus.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 2.Petr. 1,21

Im Gegensatz zu menschlicher Auslegung, kann der „Gottes heiliger Geist“ nicht irren – und braucht deshalb kein „Update“ oder „neuen aktuellen Stand“ bzw. „helleres Licht“.

Erfüllte Prophezeiungen sind ein schlüssiger Beweis dafür, daß die Bibel von Gott inspiriert ist. Sie enthält viele Prophezeiungen, die sich in allen Einzelheiten erfüllt haben. Sie können offensichtlich nicht aus menschlicher Quelle stammen. Was steht dann hinter diesen Prophezeiungen? Die Bibel sagt selbst: „Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist [Gottes wirksamer Kraft] getrieben wurden“ (2 Petrus 1: 21). Betrachten wir einige Beispiele.
17 Der Fall Babylons. Jesaja und Jeremia sagten den Fall Babylons durch die Meder und die Perser voraus. Die Prophezeiung Jesajas über dieses Ereignis wurde, bemerkenswerterweise etwa 200 Jahre bevor Babylon eingenommen wurde, aufgezeichnet. Die nachfolgenden Einzelheiten sind heute historisch gut dokumentiert: das Austrocknen des Euphrat, weil das Wasser in einen künstlichen See abgeleitet wurde (Jesaja 44:27; Jeremia 50:38); fehlende Sicherung der flußseitigen Tore Babylons aus Sorglosigkeit (Jesaja 45:1) und die Einnahme durch einen Herrscher namens Cyrus (Jesaja 44:28).
Aufstieg und Fall des ‘Königs von Griechenland’. Daniel sah in einer Vision, wie ein Ziegenbock einen Widder niederschlug und dessen zwei Hörner zerbrach. Dann wurde das große Horn des Ziegenbocks zerbrochen, und an seiner Stelle kamen vier Hörner empor (Daniel 8:1-8). Folgende Erklärung wurde Daniel gegeben: „Der Widder, den du sahst, der die zwei Hörner hatte, steht für die Könige von Medien und Persien. Und der haarige Ziegenbock steht für den König von Griechenland; und was das große Horn betrifft, das zwischen seinen Augen war, es steht für den ersten König. Und daß eins zerbrochen worden war, so daß an seiner Stelle schließlich vier aufstanden: Da sind vier Königreiche aus seiner Nation, die aufstehen werden, aber nicht mit seiner Kraft“ (Daniel 8:20-22). Im Einklang mit dieser Prophezeiung unterwarf der „König von Griechenland“, Alexander der Große, etwa 200 Jahre später das zweihörnige medo-persische Weltreich. Alexander starb im Jahr 323 v. u. Z., und schließlich traten vier seiner Generale an seine Stelle. Doch keines der in der Folge entstandenen Königreiche kam zu solcher Macht wie das von Alexander geschaffene Weltreich.
Das Leben Jesu Christi. Die Hebräischen Schriften enthalten zahlreiche Prophezeiungen, die durch die Geburt, das Wirken, den Tod und die Auferstehung Jesu erfüllt wurden. Micha sagte beispielsweise über 700 Jahre im voraus, daß der Messias oder Christus in Bethlehem geboren werden sollte (Micha 5:2; Lukas 2:4-7). Jesaja, ein Zeitgenosse Michas, kündigte an, daß man den Messias schlagen und anspeien würde (Jesaja 50:6; Matthäus 26:67). Sacharja prophezeite 500 Jahre im voraus den Verrat des Messias für 30 Silberstücke (Sacharja 11:12; Matthäus 26:15). Die Umstände in Verbindung mit dem Tod Jesu, des Messias, wurden schon über 1 000 Jahre vorher von David beschrieben (Psalm 22:7, 8, 18; Matthäus 27:35, 39-43). Und in einer Prophezeiung Daniels wurde etwa 500 Jahre im voraus offenbart, wann der Messias erscheinen, wie lange er wirken und wann er sterben würde (Daniel 9:24-27). Das ist lediglich eine Auswahl der Prophezeiungen, die sich in Verbindung mit Jesus Christus erfüllt haben. Es lohnt sich, daß wir uns eingehender mit ihm beschäftigen, was wir später noch tun werden.
Viele weitere langfristige biblische Prophezeiungen haben sich bereits erfüllt. „Welchen Einfluß hat denn das auf mein Leben?“ fragen wir uns vielleicht. Nun, wenn uns jemand jahrelang die Wahrheit gesagt hat, würden wir dann spätere Aussagen von ihm anzweifeln? Natürlich nicht. Gott sagt in der gesamten Bibel nur die Wahrheit. Sollte das nicht unser Vertrauen in das stärken, was die Bibel verheißt, beispielsweise in die Prophezeiungen über ein künftiges irdisches Paradies? Wir können tatsächlich genauso zuversichtlich sein wie Paulus, ein Jünger Jesu im ersten Jahrhundert, der schrieb, daß ‘Gott nicht lügen kann’ (Titus 1:2). Wenn wir außerdem die Bibel lesen und ihren Rat anwenden, handeln wir gemäß einer Weisheit, die Menschen nicht von sich aus erlangen können, da die Bibel das Buch ist, das die Erkenntnis Gottes offenbart, die zu ewigem Leben führt.

Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt

Auch dieser Vers stützt die Ansicht, daß Petrus in Vers 20 auf den Ursprung der Prophetie in Gott, nicht in den Propheten, hinweist. Es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem Heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet.
Die Verfasser der Schrift wurden also bei der Niederlegung ihrer Weissagungen von Gottes Geist getragen. Was sie schrieben, ist von Gott inspiriert (2Tim 3,16). „Getragen“ oder „getrieben“ gibt das Wort pheromenoi wieder. Lukas gebraucht es in Zusammenhang mit einem Segelboot, das vom Wind getrieben wird ( Apg 27,15-17 ). Hinter den menschlichen Verfassern der Schrift steht der göttliche Verfasser, der Heilige Geist. Und doch haben auch die Menschen bewußten Anteil am Prozeß der Niederschrift; der Text wurde ihnen weder diktiert noch schrieben sie ihn im Zustand der Ekstase auf. Von daher ist es zu verstehen, daß die Gläubigen in der Schrift eine sichere Weissagung besitzen, und es wird auch begreiflich, daß ihre geistliche Nahrung ganz aus der Schrift kommen muß. Schließlich ist sie das Wort Gottes selbst.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Weissagung ist nie durch den Willen des Menschen hervorgebracht« (V. 21a). Mit diesem Satz wendet sich Petrus gegen die Vorstellung, daß Menschen, etwa religiöse Persönlichkeiten, aufgrund ihrer Gefühle ihre Gedanken zu Papier gebracht hätten und daß so die Bibel entstanden sei. Die Bibel ist kein Buch, das die religiösen Gefühle oder das eigene Glaubensdenken oder Glaubenszeugnis enthalte. Die Bibel ist Gottes Offenbarung. Nicht der eigene Wille, etwas zu schreiben, sondern Gottes Befehl, seine Worte niederzuschreiben, steht am Anfang (Jer 36,2, 28); Jeremia bekam nur Ärger mit dem geschriebenen Wort Gottes wie Amos mit dem gepredigten: Am 7,12f). Als Ergriffene haben die Propheten das Wort ergriffen (Jer 15,10–20; Apg 4,20; 20,7–9).
Zu aller Zeit mußte die Gemeinde prüfen, ob das, was gepredigt wurde, vom Hl. Geist eingegeben ist oder selbst erdacht (vgl. Jeremias Ringen mit Hananja; Jer 28). Im AT gibt es eine Reihe von Maßstäben, an denen echte Prophetie geprüft werden kann: z.B. das Reden von Gericht und Strafe für den Unbußfertigen (Jer 28,8f), die Erfüllung des Gesagten (Jer 28,9), Träume ohne Wirkkraft (Jer 23,28f; Jes 55,11), eingetretene Wunder mit dem Hinweis, man solle andere Götter, neue, geistlich scheinende Ideen aufnehmen ohne Gehorsam gegenüber dem Wort (5 Mo 13,1–6).
Im NT ist der Maßstab die Hochachtung Jesu (1 Kor 12,3); das Wort muß geprüft werden (1 Joh 4,1), indem etwa mehrere weissagen (1 Kor 14,29) und ihre Aussage anhand der Hl. Schrift geprüft wird (Apg 17,11) und indem darauf geachtet wird, ob in prüfbereiter Demut (1 Kor 14,29), in Ordnung und Unterordnung (1 Kor 14,30–33) gepredigt wird (vgl. auch 1 Thes 5,20f). Ferner bringt Gottes Wort auch Scheidungen hervor (Hebr 4,12); von Gott reden die wahren Propheten; bei ihnen steht nicht der Mensch im Mittelpunkt, wie wir es gerne haben und was auch nach Nächstenliebe aussieht, sondern bei dem wahren Wort Gottes steht der Allmächtige im Mittelpunkt.
Wie oft stellen Menschen andere Themen vorne an! Da redet man von der Ethik, der Weltverantwortung, von Natur und der Zukunft des Menschen, vom menschlichen Wohlergehen. Vielleicht kommt auch Gott dabei vor, aber das Herz schlägt nicht für Gott. Das ist die höchste Alarmstufe. Denn für den Glaubenden und damit für alle Propheten dreht sich alles um Gott. So verkündet auch der Hl. Geist nur Jesus Christus (Joh 16,7–15).
Offensichtlich taten sich einige Abschreiber damit schwer, daß die Propheten nicht stärker herausgehoben wurden. Darum fügten sie in verschiedenen Handschriften das Wort »heilige« ein: heilige »Menschen«. Aber Gott wählt sich die Seinen aus, wie er will. Oft sind es gerade Einfache, Schwache, Vergebungsbedürftige (1 Kor 1,27), zu junge Menschen (Jer 1,3ff), Schuldbewußte (Jes 6,5; vgl. die Aussage über Elisabeth in Lk 1,6: »fromm« mit der über Maria, die Mutter Jesu, wo jeglicher Hinweis auf ihren Glauben fehlt, Lk 1,26f). Die Bibel wird nicht zu Gottes Wort durch die Frömmigkeit ihrer Schreiber, Leser oder Prediger. Die Bibel ist göttlich, weil sie von Gott eingegeben ist.

Edition C Bibelkommentar

Warum sind die prophetischen Schriften keine Sache „eigener Deutung“? Weil ihre Weissagungen nicht „durch den Willen eines Menschen hervorgebracht“ wurde. Wie war es stattdessen? „Von Gott her redeten Menschen, getrieben vom Heiligen Geist.“
Was will Petrus damit sagen? Will er über das Wesen der Inspiration informieren und sagen, dass die Propheten selbst keinen Anteil an den durch sie ergangenen Weissagungen hatten? Wenn diese Aussage Vers 20 begründen soll, ist vermutlich gemeint: Weil die Propheten von Gott her geredet haben und vom Heiligen Geist geführt wurden, ist kein Raum für „eigene Deutung“. Das hieße dann – auch wenn das nur „zwischen den Zeilen“ steht: Die richtige Deutung kann nur von Gott und dem Heiligen Geist kommen.
Einige Bibelausleger sehen hier einen versteckten Hinweis auf die Kirche, die im Bewusstsein lebt, vom Heiligen Geist geleitet zu werden – und „eigene Deutung“ einzelner Christen wenn nötig in die Schranken weist.

Mainka – 2.Petrus

Keiner der Propheten redete aus sich heraus; keiner schrieb, was ihn gut und richtig dünkte; keiner weissagte durch seinen Willen; so etwas wagten nur die falschen Propheten. Diese redeten aus ihrem eigenen Herzen (Jer 23,16; Hes 13,2.3.17), und sie zogen damit Gottes Zorn auf sich (Jer 23,30–32). Die heiligen Propheten wurden durch Gottes Willen mit Gottes Geist begabt und von diesem Geist geführt, zu schreiben, was Gott wollte. In 2Sam 23,2 sagt David: »Der Geist des HERRN hat durch mich geredet.« Er bezieht sich dabei auf die Psalmen, die er als »der Liebliche in Gesängen Israels« (2Sam 23,1) gedichtet hatte, und so bezeugt er, dass diese nicht nur durch sein dichterisches Genie zu erklären sind. Petrus bestätigt Davids Zeugnis in Apg 1,16: »Es musste die Schrift erfüllt werden, welche der Heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat« (Hervorhebung hinzugefügt). Weil der Heilige Geist durch die Propheten und durch die Apostel redete, sind die Worte der Propheten und die Worte der Apostel die Worte Gottes selbst (1Thes 2,13); darum ist ihr Zeugnis das Zeugnis des Geistes Gottes. Weil die Worte der Propheten durch den Heiligen Geist gegeben wurden, sind sie göttlich gewiss. Weil keine Weissagung »durch den Willen des Menschen hervorgebracht« wurde, hat Petrus nichts anderes vom kommenden Reich geschaut und gelehrt, als die Propheten des Alten Bundes geweissagt hatten. Die Empfänger des Briefes sollen verstehen, dass es Gottes ewiger Ratschluss war, dass ein verherrlichter Mensch über die ganze Schöpfung herrschen sollte. Diesen Rat hat er über Jahrtausende Stück um Stück seinen Knechten, den Propheten, enthüllt. Alle Weissagungen geben das gleiche und in allem übereinstimmende Zeugnis von ihm, denn »der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu« (Offb 19,10).
Es waren »heilige Menschen Gottes«, die redeten, nicht Scharlatane, nicht selbst ernannte Propheten. Und sie waren »getrieben« oder »getragen« »vom Heiligen Geist«. Der Heilige Geist trieb sie beim Reden, sodass sie in allem und in jeder Einzelaussage nur das redeten bzw. schrieben, was Gottes Willen entsprach. Für »getrieben« steht im Griechischen φερομενος, pheromenos, wörtlich »getragen«, das vom gleichen Verb stammt wie das in Apg 27,15 verwendete Wort (»wir … ließen uns treiben«). Jemand, der stärker war, trug die Propheten. Gott der Heilige Geist trug sie und hob sie empor, sodass sie aus Gottes Warte sahen, was sie sonst nicht hätten sehen können, wie Johannes in Offb 4,1 (siehe auch Hes 3,14; 8,4). Sie waren dabei nicht in Trance, sondern sie waren im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, wurden aber übernatürlich befähigt, vollkommen zu erfassen, was Gott der Heilige Geist ihnen eingab, und es sodann irrtumslos zu formulieren, sei es im gepredigten Wort, sei es durch Niederschrift.

Benedikt Peters — Kommentar zu 2. Petrus

Nun wird der Ursprung des Alten Testaments hervorgehoben. Es ist keine menschliche Produktion, sondern Menschen wurden vom Geist einhergetragen (vgl. Konkordante), als sie im Namen Gottes sprachen. Hebräer 1 weist nach, daß Gott in den Propheten geredet hat und die Väter als Angesprochene dafür verantwortlich waren, dem Wort zu gehorchen. Kein Schreiber oder Leser kann daher ohne die Hilfe des Heiligen Geistes richtig auslegen. Die Schlußfolgerung ist klar: der falsche Lehrer benutzte menschliches Genie, wobei er die Bedeutung der Schrift verdarb und damit hausieren ging. Die Schrift wurde mißbraucht und falsch ausgelegt, als man Theorien vorbrachte, indem man Verse zitierte, die aus dem Zusammenhang gerissen waren. Kein Autor des Alten oder Neuen Testaments kann seine Niederschrift ohne den Beistand des Heiligen Geistes verfassen oder auslegen. Der Heilige Geist ist nicht nur der Urheber, sondern auch der Ausleger der Heiligen Schrift. Dies läßt das Buch der Bücher anders sein: es ist das Wort Gottes. Die Prinzipien der Niederschrift und Auslegung gelten nicht nur für unerfüllte Prophetie, sondern für Lehre überhaupt. Sorgfältiger Umgang mit der Schrift ist unbedingt nötig und für Lehrer verbindlich.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt