gottesfürchtige Eltern werden sich freuen, wenn

Hoch frohlockt der Vater eines Gerechten; und wer einen Weisen gezeugt hat, der freut sich seiner. Freuen mögen sich dein Vater und deine Mutter, und frohlocken, die dich geboren!
Elberfelder 1871 – Sprüche 23,24–25

Laut jubelt der Vater eines Gerechten, und wer einen Weisen gezeugt hat, der kann sich über ihn freuen.
Es mögen sich dein Vater und deine Mutter freuen, es juble die, die dich geboren hat.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 23:24–25

Dies sind Unterweisungen für Kinder über rechte Familienbeziehungsverhältnisse. Diese Prinzipien stammen vom fünften Gebot ab (2.Mose 20,12) und werden auch von der unterscheidenden Beobachtung der Weisen von einträchtigen und erfreulichen menschlichen Beziehungen gestützt.

Reformations-Studien-Bibel

Wir verstehen heute V. 26 (aus dem Zusammenhang herausgelöst) als eine direkte Aufforderung Gottes an den Menschen. Eigentlich ist es die Aufforderung des Lehrers an seinen Schüler: »Gib mir deine Aufmerksamkeit und folge meinem Beispiel!«

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Muss ein Kind, das erwachsen geworden ist, noch auf die Ratschläge seiner Eltern achten? Gewiss, wenn wir den 22. Vers lesen. Das gehört zur Ehre, die ihnen zusteht, und woran das Alter oder die Reife nichts ändert. Es ist eine Freude für christliche Eltern bei ihren erwachsenen Kindern die Frucht ihrer Erziehung zu sehen (Verse 15,16,24: und welche Bedeutung bekommt der 24. Vers, wenn wir ihn auf die Freude anwenden, die der Vater in seinem vielgeliebten Sohn, dem Gerechten und Weisen im wahrsten Sinn des Wortes, gefunden hat: Matthäus 3,17). Aber vor allen andern, selbst vor unseren Eltern, ist es der Herr, der Anrechte auf uns hat. „Gib mir, mein Sohn, dein Herz“, sagt Er zu jedem (Vers 26). Ich verlange nicht zuerst einen gewissen Teil deiner Güter oder deiner Zeit, sondern deine Zuneigungen. Das Übrige wird folgen. Wenn du mir dein ganzes Herz gibst – sagt der Herr Jesus – gibst du mir nur das zurück, was mir gehört, denn es ist mein Lohn, den ich mir auf Golgatha so teuer erworben habe.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament – Sprüche

Vers 24 ist ein weiterer Beweis dafür, daß in den Sprüchen die Weisheit (vgl. V. 15 ) in Gottes Augen mit Gottesfurcht oder Gerechtigkeit gleichzusetzen ist. Interessanterweise wird das hebr. Wort gIl sowohl mit hat große Freude als auch mit frohlocken übersetzt, und RAmaH wird mit freut sich und ist fröhlich wiedergegeben. Von dem Vater wird gesagt, daß er dem Sohn das Leben gegeben hat (V. 22 ), und die Mutter hat den Sohn geboren. Ein weiser, gottesfürchtiger Wandel im Gehorsam gegenüber der Zucht der Eltern ist nicht nur zum Vorteil für das Kind; auch für die Eltern ist es wohltuend.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Bibel ist das wichtigste Lehrbuch im Haushalt. Früher war sie das grundlegende Lehrbuch im Bildungssystem, aber selbst wenn das immer noch so wäre, kann die Bibel in der Schule die Bibel zu Hause nicht ersetzen. Ich stelle fest, dass viele moderne Eltern Zeit und Geld opfern, um ihren Kindern zu helfen, sich in Musik, Sport und sozialen Aktivitäten auszuzeichnen; ich vertraue darauf, dass sie noch mehr darauf bedacht sind, dass ihre Kinder sich darin auszeichnen, das Wort Gottes zu kennen und ihm zu gehorchen.

Alle Eltern sollten beten und daran arbeiten, dass ihre Kinder geistliche Weisheit haben, wenn die Zeit kommt, dass sie das Haus verlassen. „Ein weiser Sohn macht einen Vater froh, aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter“ (10:1, NKJV; siehe 15:20; 23:15-16, 24-25; 27:11; 29:3). „Ein weiser Sohn hört auf die Unterweisung seines Vaters, aber ein Spötter hört nicht auf die Zurechtweisung“ (13:1, NKJV). In meinem seelsorgerlichen Dienst musste ich oft den Kummer von Eltern und Großeltern teilen, deren Kinder und Enkel sich vom Wort Gottes und dem gottgefälligen Beispiel im Elternhaus abgewandt haben. In einigen Fällen kamen die Kinder wie der verlorene Sohn „zu sich“ und kehrten zum Herrn zurück, aber sie brachten Erinnerungen und Narben mit, die sie für den Rest ihres Lebens quälten.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Sprüche

Göttliche Weisheit hilft uns, unserer Arbeit den richtigen Stellenwert zu geben.

Wer gestohlen hat, (W. der Stehler) stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, auf daß er dem Dürftigen mitzuteilen habe.
Elberfelder 1871 – Epheser 4,28

Wer vom Diebstahl gelebt hat, muss jetzt damit aufhören. Er soll seinen Lebensunterhalt durch eigene Arbeit verdienen und zusehen, dass er auch noch etwas für die Armen übrig hat.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 4:28

Wer bisher ein Dieb gewesen ist, soll aufhören zu stehlen und soll stattdessen einer nützlichen Beschäftigung nachgehen, bei der er seinen Lebensunterhalt mit Fleiß und Anstrengung durch eigene Arbeit verdient; dann kann er sogar noch denen etwas abgeben, die in Not sind.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Eph. 4,28–29

Der Stehler wird zum Geber. Er soll nicht nur das Stehlen lassen, sondern er soll »mit seinen Händen« arbeiten (kopiào, sich abmühen). Geheiligte Hände lassen sich für das Gute (agathòs, tugendhaft) gebrauchen und wollen lieber dem Bedürftigen geben als stehlen. Das Kind Gottes arbeitet nicht lediglich, damit es hat, sondern »damit es hat, um zu geben«.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Christen sollen nicht stehlen, sondern für das, was sie brauchen, arbeiten. Ein Dieb nimmt sich von anderen, was er benötigt, ein Gläubiger aber soll arbeiten und mit eigenen Händen das nötige Gut (agathon; vgl. V. 29) schaffen, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Das ist wahre christliche Nächstenliebe. Arbeit ist in mancherlei Hinsicht von Nutzen: wenn man arbeitet, hat man, was man braucht, tut etwas Sinnvolles (etwas, was einem selbst und anderen von Nutzen ist) und kann überdies andere materiell unterstützen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Nach den Ermahnungen im Blick auf Lüge und Zorn wendet sich Paulus dem Problem des Diebstahls zu, das – zusammen mit der Frage von Arbeit und Faulheit – auch in anderen jungen Gemeinden eine Rolle spielte: »Der Dieb stehle nicht mehr; vielmehr mühe er sich und schaffe mit seinen eigenen Händen das Gute.«
Der »Dieb« bringt »das dauernde, gewohnheitsmäßige Tun« zum Ausdruck, deutet hier aber auf das »Einst« der vorchristlichen Zeit. Auch an dieser Stelle sind die eingefahrenen Geleise des ehemaligen Lebensstils entschlossen zu verlassen: »er stehle nicht mehr«. Gleichzeitig aber ist das Denken und Tun auf »das Gute« auszurichten. Damit wird sehr klar erkennbar, was Paulus mit seiner Mahnung meint, die »Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit« zu ergeben, damit »sie heilig werden« (Röm 6,13.19). Auf diese Weise gewinnt die »Erneuerung des Sinnes« und das »Anziehen des neuen Menschen« (Eph 4,23f) anschauliche Gestalt.
Das Verbot des Stehlens ist in den Zehn Geboten verankert (2Mo 20,15). Im NT ergibt sich daraus folgerichtig, daß »Diebe« zu den »Ungerechten« (griech.: adikos; vgl. Röm 1,18) gehören, die von der Teilhabe am Reich Gottes ausgeschlossen sind (1Kor 6,10f; vgl. 1Petr 4,5).
Um den »Teufelskreis« von Diebstahl und Arbeitsverweigerung zu durchbrechen, mahnt der Apostel zu gewissenhaftem Arbeitseinsatz. Verwandte Probleme traten bereits früher in der Gemeinde von Thessalonich auf. Daher drängt Paulus ausführlich auf die Korrektur: Der Apostel und seine Mitarbeiter haben mit ihrer eigenen Arbeit für den Lebensunterhalt gesorgt (2Thess 3,7ff; 1Kor 4,12) und erwarten dieselbe Einstellung auch von den Gemeindegliedern. Da Müßiggang dazu führt, »unnütze Dinge zu treiben« (2Thess 3,11), ist solcher »Unordnung« (griech.: ataktos) scharf entgegenzutreten, ggf. die Gemeinschaft mit solchen Mitchristen (zeitweise) zu unterbrechen (2Thess 3,6; vgl. 1Thess 4,11f).
Was Paulus tat, um das Evangelium frei verkündigen zu können und keiner finanziellen Unterstützung zu bedürfen, das soll den Briefempfängern die Mittel zur Unterstützung anderer verschaffen. Dies ist das »Gute«, das zugleich das materielle »Gut« meinen kann. Da die christliche Gemeinde Leib Christi ist, für den das gegenseitige Geben und Nehmen grundsätzlich gilt, stellt der »Ausgleich« eine zentrale Funktion des gemeinschaftlichen Lebens dar: Dazu gehört die Teilhabe an Freude oder Leid (1Kor 12,26), aber auch der Ausgleich des Mangels durch den Überfluß anderer.b Dabei richtet sich der Blick zunächst auf die Mitchristen, berücksichtigt darüber hinaus jedoch den Bedürftigen allgemein: »Laßt uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen« (Gal 6,10; vgl. Tit 3,14; 1Joh 3,17).

Wuppertaler Studienbibel

Schon seit den Zehn Geboten gehört »Du sollst nicht stehlen!« (2Mose 20,15) zum biblischen Ethos. Das gilt nun auch für Christen. Auch wenn das Gesetz Moses in Christus »weggetan« ist (vgl. zu Eph 2,14-15), macht Paulus durch verschiedene Anklänge an das AT in diesem Abschnitt deutlich, dass auch das neue Gottesvolk ethische Maßstäbe hat, die keineswegs hinter denen des AT zurückbleiben. Sie mögen Gewohnheitsdiebe gewesen sein, wie in V. 28 a das griech. Wort für »der Dieb«, wörtl. »der Stehlende« (eine Partizipform, die eine fortgesetzte Handlung ausdrückt), nahelegt. Jetzt gilt: er »stehle nicht mehr«! Aber es bleibt nicht bei diesem Verbot des Stehlens. An die Stelle der alten Gewohnheit muss ein neues Verhalten treten: »Vielmehr soll er sich anstrengen und mit seinen eigenen Händen das Gute schaffen, damit er dem, der Mangel hat, etwas zu geben hat« (V. 28 b). Hat man früher auf Kosten anderer gelebt, lässt man sich nun die Hilfe für den anderen etwas kosten. War man früher auf das Nehmen aus, arbeitet man nun, um geben zu können. Der Dieb hat es sich leicht gemacht, wenn er erntete, wo er nicht gesät hat. An die Stelle dieses Verhaltens tritt nun die Bereitschaft zu harter Arbeit (»sich anstrengen«, »sich plagen«!). Hart arbeiten gehört zum christlichen Ethos. Aber nicht nur arbeiten, um für sich zu raffen – dann wäre nur ein Egoismus an die Stelle des anderen getreten! Die harte Arbeit ist vielmehr eingebettet in eine Gebestruktur. Durch harten Einsatz werden Mittel (»das Gute«) erarbeitet, die in die Lage versetzen, anderen zu helfen. Hab und Gut ist offenbar etwas Gutes, wenn man es nicht ergaunert, sondern hart erarbeitet, um es nicht nur für sich zu verbrauchen, sondern da einzusetzen, wo Not ist.

Gerhard Maier – Edition C

Daß nun den anderen ihr Eigentum unverletzt bleibt, genügt Paulus noch nicht. Der christliche Sinn schließt mehr in sich: die Freude am Helfen. Darum mutet Paulus dem, der früher vom Diebstahl lebte, jetzt die tapfere Arbeitsamkeit zu als das, wodurch er den alten Menschen abtut und den neuen anzieht. Statt daß er früher fremde Arbeit ohne Recht für sich benützte, arbeitet er jetzt mit der eigenen Hand nicht nur für sich, sondern dazu, daß er geben kann. So kommt in die Anstrengung seiner Arbeit ein innerer Adel hinein. Er tut sie nicht nur, weil er muß, um selbst die Lebensmittel zu haben, sondern verschafft so der Liebe die Mittel, durch die sie ihr Werk vollführt.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

bis in die unendlichen Ewigkeiten hinein

Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 20,10

Und der Teufel, der sie verführt hatte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, in dem sich schon das Tier und der falsche Prophet befanden. Dort werden sie Tag und Nacht Qualen erleiden – für immer und ewig.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 20:10

Und der Teufel, der sie irreführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geschleudert, wo [schon] sowohl das wilde Tier als auch der falsche Prophet [waren]; und sie werden Tag und Nacht gequält werden für immer und ewig.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offb 20:10

Und der teuflische Zerstörer, der sie in die Irre führte, wurde in das Meer aus Feuer und Schwefel geworfen, zusammen mit dem Untier und dem falschen Propheten. Und ihre Qual dauert Tag und Nacht, bis in die unendlichen Ewigkeiten hinein.
Roland Werner – Das Buch – Offb 20,10

„für immer und ewig“ – ist das wörtlich zu verstehen???

Nach der Vernichtung der Gefolgschaft Satans wird er selbst in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen werden. Diese Strafe, die ihm und seinen Dämonen widerfährt, ist das letzte Gericht über Satan (vgl. Mt 25,41). Für die Lehre von der ewigen Bestrafung ist vor allem der abschließende Satz relevant: Sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Pronomen „sie“ schließt den Teufel, das Tier und den falschen Propheten ein. Der „Pfuhl von Feuer und Schwefel“ ist nicht gleichbedeutend mit einer völligen Vernichtung, denn das Tier und der falsche Prophet sind noch tausend Jahre nach ihrer endgültigen Verurteilung dort (Offb 19,20).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dieses Feuer ist längst für den Feind »bereitet«: »Gehet hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln« (Mt 25,41). Der Teufel ist nicht, wie die Leute sagen, in der Hölle, und er ist erst recht dort nicht der »Chef«; er war im Himmel, er ist auf der Erde, und er kommt in die »Hölle«, in das »ewige Feuer« (Hiob 1,6; Offb 12,8.9.12).
b) Während für die verführten Menschen noch der große Gerichtstermin bevorsteht (Offb 20,11ff.) – ihre Akten sind noch nicht endgültig geschlossen; ihre Sache wird noch einmal aufgerollt -, wird an dem Verführer gleich jetzt schon das endgültige Urteil vollstreckt, so wie schon vor dem Tausendjährigen Reich an dem Antichrist und dem falschen Propheten (Offb 19,20). Der Feind kommt jetzt nicht mehr nur in eine Untersuchungshaft« oder »Sicherungsverwahrung«, wie in Offb 20,1-3 (siehe das dort Gesagte), sondern in die endgültige Strafhaft.
c) »Sie werden gequält werden Tag und Nacht«:
Es ist also weder eine Vernichtung noch ein Zustand der Bewusstlosigkeit; das ganze andauernde Elend wird andauernd empfunden.
d) »Von Ewigkeit zu Ewigkeit«:
Wörtlich »in die Äonen der Äonen hinein«. Das ist in der Offenbarung der klare Ausdruck für die schlechterdings unbegrenzte Frist. Der Ausdruck findet sich in Offb 11,15:Gott und sein Christus werden regieren in die Äonen der Äonen hinein.
In Offb 22,5: »Seine Knechte werden mit ihm regieren in die Äonen der Äonen hinein.« Und hier steht, dass der Satan, der Antichrist und der falsche Prophet gequält werden in die Äonen der Äonen hinein.
e) »Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer« (Heb 12,29).
Es ist gut, jetzt schon um die Wirkung des reinigenden Feuers bei uns zu bitten: »Verbrenne alles und verzehre, was nicht in deinem Lichte rein, wenn es gleich noch so schmerzlich wäre; die Wonne folget nach der Pein: du wirst mich aus dem finstern Alten in Jesu Klarheit umgestalten« (G. Tersteegen).

Gerhardt Maier – Edition C

Die Gottlosen, die dem Satan gefolgt waren, werden vom Feuer verzehrt: die Asche der verbrannten Leiber liegt auf dem Erdboden, während die Seelen zu den Gottlosen in die Hölle fahren, bis sie von Gott vor den großen weißen Thron gerufen werden. Aber „der Teufel, der sie verführte“ bekommt keine solche Ruhepause, sondern er wird sofort seinem endgültigen Gericht überantwortet. Satan wird hier zum letzten Mal in der Bibel erwähnt. Seine beim letzten Mal verwendete Bezeichnung „Teufel“ weist ihn als den Verführer der Menschen und Verleumder Gottes und der Brüder aus. In seinem Selbstbetrug (Jes 14,14) beanspruchte er Göttlichkeit; er verführte Eva im Garten Eden (1.Tim 2,14) und riss die Menschheit in die Tiefe. Eine unzählbare Menge hat unter seinen Verführungskünsten gelitten, besonders während der Drangsalszeit (13,14; 18,23; 19,20). Als der große und unverbesserliche Verführer fährt er mitsamt seinem Namen in den Feuersee, der für ihn und für seine Engel vorlängst bereitet worden ist (Mt 25,41). Er ist in den letzten drei ein halb Jahren immer tiefer abgestiegen: Zuerst wurde es aus dem Himmel auf die Erde geworfen (12,9); dann wurde er für tausend Jahre in den Abgrund geschlossen (20,3), und nun wird er in den Feuersee geworfen, wo er ewig bleiben muss. Für ihn und für alle, die sich von ihm verführen ließen, gibt es keine Buße und keine Wiederherstellung. Er fährt an den Ort ewiger Pein, in den das Tier und der falsche Prophet schon tausend Jahre vorher gestürzt wurden. Das zeigt, dass sie nach so langer Zeit noch immer existieren. Die ganze Vorstellung von der Auflösung oder Vernichtung der Gottlosen ist reines Wunschdenken, ebenso die Idee von einem läuternden Feuer. Es ist möglich, dass der Teufel sich selbst über die Natur seines ewigen Gerichts täuscht; es ist sicher, dass er die Menschen darüber täuscht. Die Mehrzahl „sie werden gepeinigt werden“ zeigt, dass das Tier und der falsche Prophet eingeschlossen sind. Der Ausdruck „Tag und Nacht“ ist idiomatisch für etwas, das ohne Unterlass und ohne End währt (siehe 4,8; 7,15; 12,10; 14,11). „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“, oder wörtlich „in die Zeitalter der Zeitalter“ ist die stärkste Art, um im Griechischen den Gedanken absoluter zeitloser Ewigkeit auszudrücken. Der Verstand steht beim Versuch still, sich Endlosigkeit und Unablässigkeit vorzustellen. So aber wird die Pein des Teufels sein samt all derer, die ihm gefolgt sind. J. B. Smith sagt, dass die ewige Pein so lange dauert, „als Gott lebt“, und fährt dann fort: „Es ist besser, es hier und jetzt zu glauben, als es nachher herauszufinden.“

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Satans sechster und letzter Aufenthalt ist in Offenbarung 20:7-10 aufgezeichnet: Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden und wird hervorkommen, um die Nationen zu verführen, die an den vier Ecken der Erde sind, Gog und Magog, um sie zum Krieg zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie zogen hinauf über die Breite der Erde und umringten das Lager der Heiligen und die geliebte Stadt; und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den Feuer- und Schwefelsee, da auch das Tier und der falsche Prophet sind; und sie werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Nach tausend Jahren wird Satan aus seiner fünften Wohnstätte entlassen, und er wird wieder das Werk der Verführung unter allen Völkern der Heiden tun (V. 8). Im letzten Jahrhundert des Tausendjährigen Reiches werden viele geboren, viele sind noch unter hundert Jahre alt, und viele von ihnen sind Ungläubige. Aus diesen vielen Ungläubigen wird Satan eine letzte Armee für eine letzte Revolte gegen Gottes Autorität sammeln. Wenn diese Armeen jedoch das Land Israel betreten, werden sie schnell durch Feuer aus dem Himmel vernichtet werden (V. 9). An diesem Punkt wird Satan seinen sechsten und letzten Aufenthaltsort betreten: den Feuersee, in dem er für immer und ewig bleiben wird (V. 10).

Mit diesem letzten Aufstand wird das Tausendjährige Reich zu Ende gehen, und es wird eine Übergabe der Autorität stattfinden, wie in 1 Korinther 15,24-26 beschrieben: „Dann kommt das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird; wenn er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt aufgehoben haben wird. Denn er muss herrschen, bis er alle seine Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der abgeschafft werden soll, ist der Tod.

Letztlich muss die Macht und die Autorität des Reiches Gottes dem Vater übergeben werden. Das kann aber erst geschehen, wenn jeder Feind des Menschen beseitigt ist und es keine Anfechtung von Gottes Herrschaft, Autorität und Macht mehr gibt (V. 24). Aus diesem Grund muss der Messias so lange herrschen, bis jeder einzelne Feind des Menschen unterworfen ist (V. 25). Nicht Satan ist der letzte Feind des Menschen, sondern das, was durch die satanische Versuchung der ersten Eltern in die menschliche Erfahrung eintrat (V. 26). Als Folge von Adams Fall war der Tod Teil der menschlichen Erfahrung. Er war grausam und unerbittlich. Jeder Mensch in der Geschichte ist bisher dem Prozess des Todes erlegen, außer zwei Männern im Alten Testament: Henoch und Elijah. Jeder wird den Prozess des Todes durchlaufen, es sei denn, die Entrückung kommt zu unseren Lebzeiten. Aber wenn Satan erst einmal in seinem sechsten und letzten Aufenthaltsort gefangen ist, wird der Tod abgeschafft sein.

Arnold Fruchtenbaum – Die sechs Wohnstätten des Satans

die, die Ehrfurcht vor Jehova haben

Da unterredeten sich die Jehova fürchten miteinander, und Jehova merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch ward vor ihm geschrieben für die, welche Jehova fürchten und welche seinen Namen achten.
Elberfelder 1871 – Maleachi 3,16

Hinwieder unterreden sich die MICH Fürchtenden,
jedermann mit seinem Genossen:
»… Aber ER merkt auf, er hört,
ein Buch des Gedenkens wird geschrieben vor ihm
für die IHN Fürchtenden,
für die seines Namens Achtenden.«
Buber & Rosenzweig – Maleachi 3:16

Die Verehrer Jehova’s dagegen sprechen zu einander: Jehova merket, und höret es, und es ist ein Gedächtnissbuch geschrieben vor ihm über die, welche Jehova fürchten, und an seinen Namen denken.
van Ess – Maleachi 3,16

Das Wort “ aber “ ( ?Az ) betont, daß das, was in diesem Vers beschrieben ist, mit der vorhergehenden Konfrontation irgendwie in Zusammenhang steht. Es ist schwer zu sagen, ob der hier genannte Rest ( die Gottesfürchtigen ) sich von den vorigen Fragestellern (V. 13 – 15 ) abhebt oder ob es sich um dieselben Leute oder zumindest um einen Teil von ihnen handelt. Wenn es sich um dieselben Menschen handeln sollte, dann zielt der Satz darauf ab, daß diese Gerechten ihre harten Worte bereuen und daraufhin in ihrem Glauben gestärkt werden. Wenn die beiden Gruppen jedoch nichts miteinander zu tun haben, steht ihre Einstellung und Rede im Gegensatz zu den Menschen aus den Versen 13 – 15 . Sie trösten sich untereinander mit der Allwissenheit und Allgegenwart Gottes: „Der HERR hört und merkt es.“ Wahrscheinlich sehen sie Gottes Treue nun mit neuen Augen, wie es auch in anderen ähnlichen Auseinandersetzungen über diese Probleme der Fall war (vgl. Ps 73; Pred 12,13-14 ). Ihre Gottesfurcht macht deutlich, welche Antwort Gott sich auf seine Verkündigung hin wünscht. Das Gedenkbuch bedeutet, daß im Himmel eine ständige Erinnerung an die Gläubigen und Ehrfürchtigen bewahrt wird. Das stellt sicher, daß Gott ihren Gehorsam nicht vergessen wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die jüdische Nation zeigte durch ihr Verhalten immer wieder, dass es immer noch dasselbe Volk war, zu dem Mose mehr als tausend Jahre zuvor sagen musste: „Widerspenstige seid ihr gegen den HERRN gewesen von dem Tag an, da ich euch gekannt habe“ (5 Mose 9,24). Und Gott selbst sagt über sie: „Ein Volk irrenden Herzens sind sie. Aber sie haben meine Wege nicht erkannt“ (Ps 95,10). Dennoch gab es unter ihnen immer noch eine kleine Gruppe gottesfürchtiger Menschen, die sich nicht vom Verfall mitreißen ließen. Diese trösteten sich gegenseitig mit den Verheißungen für die Gläubigen; der Herr hat Acht auf die Seinen und trägt Sorge für sie bis zu dem Moment, wo die endgültigen Befreiung kommt. In Anbetracht dieser Befreiung, die der Messias selbst bringen wird, wenn Er kommt, um seine kostbarsten Edelsteine zu sich zu nehmen, wird klar, dass es sich gelohnt hat, sich zu bekehren, d. h., sich Gott zuzuwenden. Denn dann werden wir „den Unterschied sehen zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient“ (3,18). Dieser Unterschied ist in der Tat immens und wird in Kapitel 3 ab Vers 19 sehr feierlich und eindrucksvoll dargestellt: „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gottlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht der HERR der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird. Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln. Und ihr werdet ausziehen und hüpfen gleich Mastkälbern“ (V. 19–20).
Der Ausdruck „Überrest“ findet sich häufig in der Heiligen Schrift. Dieser Begriff, der „Verbliebenes“ oder „Übriggebliebenes“ bedeutet, wird in der biblischen Sprache häufig verwendet, um den treuen und gottesfürchtigen Teil eines Volkes zu bezeichnen. Manchmal wird er auch auf andere Nationen als Israel angewandt, zum Beispiel auf den Überrest Syriens oder Asdods, den Überrest der Philister, den Überrest Idumäas, den Überrest aus den Nationen. Dieser Ausdruck bezeichnet jedoch in den meisten Fällen den reumütigen und gottesfürchtigen Teil Israels, während sich der Großteil des Volkes vollständig von Gott entfernt hat. Im Besonderen ist damit auch der Teil des Volkes Israel gemeint, der in den kommenden Tagen abgesondert werden wird und zum lebendigen Mittelpunkt des wiederhergestellten, glücklichen und blühenden Volkes während des Tausendjährigen Reiches werden wird.
Solange das Volk das Zeugnis und den Gottesdienst des Herrn aufrechterhielt, konnte Gott sie als Ganzes anerkennen und es gab keinen Grund, von einem Überrest zu sprechen. Als aber die zehn Stämme den Gottesdienst des Herrn völlig aufgegeben und den Götzendienst Baals eingeführt hatten, nahm der Herr sich 7000 Männer von Israel, die übrig geblieben waren, indem sie ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt hatten. Dies war der Überrest jener Tage (1 Könige 19,18).
Das Gleiche geschieht in Juda: Als Ussija und Ahab den Herrn auf schlimmste Weise verleugnen, beginnt die Prophezeiung Jesajas, einen Überrest anzuerkennen. Nachdem er erfahren hat, dass das Volk zur Strafe blind werden wird, ein Gericht, das sich über den ganzen langen Zeitraum ihrer Zerstreuung erfüllen sollte, empfängt der Prophet diese Offenbarung: „Und ist noch ein Zehntel darin, so wird es wiederum vertilgt werden, gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt; ein heiliger Same ist sein Wurzelstock“ (Jes 6,13).
Jeremia prophezeite kurz vor der babylonischen Gefangenschaft und lebte lange genug, um Zeuge dieses Ereignisses zu werden und davon zu berichten. Die Sünden Manasses hatten Jerusalem mit unschuldigem Blut besudelt, deshalb erhielt Jeremia den Auftrag, den Juden zu erklären, dass das für sie bestimmte und von Gott lange aufgeschobene Gericht bald vollstreckt werden würde. Es war ein unumgängliches Gericht, und keine Fürbitte, nicht einmal von Moses oder Samuel, konnte es abwenden. Der Prophet beklagt sein Schicksal, mit einer solchen Botschaft belastet zu sein; doch er findet Trost in der Zusicherung, dass dem Überrest Barmherzigkeit widerfahren wird: „Wenn ich dich nicht zum Guten stärken, wenn ich nicht machen werde, dass zur Zeit des Unglücks und zur Zeit der Bedrängnis der Feind dich bittend angeht!“ (Jer 15,11). Jeremia und der Überrest, von dem er ein Teil war, unterschieden sich von dem bösen und abtrünnigen Volk. Es stimmt, er sollte von Fremden gefangen genommen und gebunden werden, genau wie die anderen, aber der Herr würde dafür sorgen, dass die Feinde „sie gut behandelten“.
Hesekiel, dessen Prophezeiungen etwas später als die Jeremias stattfanden, bestätigt, dass ein Überrest mitten im sündigen Juda verschont werden wird. Er sieht in einer Vision sechs Männer, die Werkzeuge zur Zerstörung mit sich tragen und mitten unter ihnen einen weiteren Mann, der in Leinen gekleidet ist und Schreibzeug an seiner Hüfte trägt. Gott ruft Letzterem zu: „Geh mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem, und mache ein Zeichen an die Stirnen der Leute, die seufzen und jammern über all die Gräuel, die in ihrer Mitte geschehen“ (Hes 9,4). Die sechs bewaffneten Männer sollten hinter ihm hergehen und töten, ohne jemanden zu verschonen; aber ihnen wird ausdrücklich gesagt, dass sie sich niemandem nähern sollten, der das Zeichen trug. Der Überrest sollte verschont werden.
Während der siebzig Jahre der Gefangenschaft bildeten Hesekiel, Daniel, Sadrach, Mesach und Abednego sowie alle anderen Gleichgesinnten den wahren Überrest jener Tage. Es ist interessant zu beobachten, wie diese Männer, obwohl sie das allgemeine Schicksal des Volkes teilten, was die Unterwerfung unter das Joch der Heiden betrifft, dennoch von Gott als Hüter seiner Geheimnisse und Bekenner seines Namens geehrt wurden.
Am Ende der 70 Jahre ihres Exils in Babylon kehrten eine Reihe von Juden nach Jerusalem zurück, darunter der Überrest von Männern Gottes wie Esra, Nehemia, Serubbabel, Josua, Haggai und Sacharja. „Und nun ist uns für einen kleinen Augenblick Gnade vonseiten des HERRN, unseres Gottes, zuteil geworden, indem er uns Entkommene übriggelassen“ (Esra 9,8).
„Nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel“, sagt der Apostel Paulus in Römer 9,6. Tatsächlich fanden sich der Geist und der wahre Charakter des Überrests nur bei sehr wenigen, und bevor die Stimme der Prophezeiung nicht mehr zu hören ist, unterscheidet Maleachi, wie wir oben gezeigt haben, in ernster Weise zwischen dem wahren Überrest und der Menge des Volkes, egal ob diese zum Volk oder zu den Priestern gehörten.
Der Überrest hat immer den gleichen Charakter. …

Adrien Ladrierre – Der Prophet Maleachi

Der Überrest zur Zeit Maleachis
Edward Dennett

Die Merkmale des Überrestes
In Maleachi 3,16.17 ist die Rede von einem Überrest unter den Juden, die aus der babylonischen Gefangenschaft zurückgekehrt waren und nun wieder in ihrem Land wohnten. Das Bild, das der Heilige Geist von diesen wenigen, kaum bemerkten Gläubigen zeichnet, steht in krassem Gegensatz zur Selbstgerechtigkeit derer, die sie umgaben. Zwei Merkmale kennzeichneten diese Treuen: Sie fürchteten den Herrn und unterredeten sich miteinander, und wir mögen noch einen Punkt hinzufügen, der notwendigerweise damit verbunden ist: Sie achteten auf den Namen des Herrn. Er selbst war das Thema ihrer Gedanken und ihrer Gespräche.
Sie fürchteten den Herrn. Gerade das tat das übrige zurückgekehrte Volk nicht. Bei ihm gab es tatsächlich „keine Furcht Gottes vor ihren Augen“. Durch ihre anmaßenden Übertretungen der Gebote und Anordnungen Gottes und ihre völlige Unempfindlichkeit gegenüber seinen Ansprüchen und der seinem Namen gebührenden Ehre bewies die Masse des Volkes das Aufgeben der Gottesfurcht.
Aber dieser treue, schwache Überrest fürchtete den Herrn, und zwar mit einer Furcht, die seinem heiligen Namen geziemte und die sich im Gehorsam gegenüber seinem Wort zeigte. Inmitten der Verwirrung und des Bösen, das diese Menschen umgab, war Er ihr Gegenstand und ihre Hoffnung, ihr Halt und ihre Unterstützung. Ja, Er war ihre Zufluchtsstätte vor der Macht des Feindes, die sie von allen Seiten bedrohte.
Sie unterredeten sich miteinander. Durch ihr gemeinsames Thema, ihre gleichen Empfindungen und ihre gemeinsamen Bedürfnisse wurden sie zueinander hingezogen und in eine glückliche, heilige Gemeinschaft miteinander gebracht. Auf diese Weise wurden ihre Frömmigkeit und ihre Gottesfurcht gestützt und gefördert. Es ist ein Trost und eine Ermunterung in bösen Tagen, daß in dem Maß, wie das religiöse Böse und die Verderbtheit zunehmen, jene, die den Sinn des Herrn haben, enger zueinander gezogen werden. Der Name des Herrn wird für die, die Ihn fürchten, dann kostbarer, wenn er von der Allgemeinheit verunehrt wird. Anderseits treibt die Macht des Feindes jene zusammen, die versuchen, ein wirksames Zeugnis gegen ihn aufzurichten. Die Treuen sind die Zielscheibe der besonderen Feindschaft Satans, weil sie dem Erfolg seiner Bemühungen eine Schranke setzen. Doch diese Menschen finden ihre Hilfsquellen und ihre Kraft in ihrem Miteinander in der Gegenwart Gottes.
Sie achteten den Namen des Herrn. Dieser letzte Punkt steht in enger Verbindung mit der Furcht des Herrn. Diese zwei Dinge können tatsächlich nie voneinander getrennt werden. Der Name des Herrn ist hier der Ausdruck der ganzen Wahrheit Gottes, wie Er sich seinem irdischen Volk offenbart hat (als Jehova-Gott). Jetzt ist der Name des Herrn Jesus Christus, zu dem hin die Seinen sich versammeln, das Symbol (wenn wir diesen Ausdruck verwenden dürfen) von allem, was Er als Herr, als Jesus und als Christus ist und wie Er uns in diesen Titeln offenbart ist.
Wenn es also heißt: „Sie achteten seinen Namen“, dann bedeutet dies, daß sie sich vornahmen, die ganze Wahrheit über Gott, die Israel anvertraut worden war, hochzuhalten. Diese Wahrheit war ihr Zeugnis inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts. Die gemeinsame Gottesfurcht vereinigte sie auch, um die Ehre seines Namens aufrechtzuerhalten. Das war das eine große Ziel ihrer Bemühungen. Es ging ihnen nicht um ihr gegenseitiges Wohlergehen und den persönlichen Segen der einzelnen, auch nicht darum, die verschiedenen Interessen unter dem Volk Gottes in Einklang zu bringen, und nicht um die Förderung eines Geistes der Liebe, der dahin strebt, die Unterschiede gutzuheißen und dem Bösen gegenüber gleichgültig zu sein. Sie versuchten stets, den Namen des Herrn zu verteidigen, seine Oberhoheit zu beteuern und Ihm so den rechtmäßigen Platz in der Mitte des Volkes Israel zu geben. Vielleicht wurden sie für diese Haltung von ihren Brüdern geschmäht und, weil sie nicht mit dem Strom schwammen, verachtet. Doch indem sie dies taten, betraten sie den einzigen Weg, der Segen für das Volk mit sich bringen konnte.
Das Beispiel eines solchen Überrests im Neuen Testament
Am Anfang des Lukas-Evangeliums finden wir das lebendige Bild eines gottesfürchtigen Überrests. In Zacharias mit seiner Frau Elisabeth, in Simeon und in Anna und in denen, die mit ihnen verbunden waren, sehen wir einige Gläubige, die alle Charakterzüge, von denen in Maleachi die Rede ist, vereinigten. So wird von Zacharias und Elisabeth gesagt: „Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn“ (Kap. 1,6). Von Simeon heißt es:
„Dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm“ (Kap. 2,25). Von Anna schreibt Lukas: „Sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die nicht vom Tempel wich, indem sie Nacht und Tag mit Fasten und Flehen diente“ (Kap. 2,37).
So sieht das untrügliche, liebliche Bild aus, das der Heilige Geist von den wenigen Treuen in Jerusalem zeichnete, die inmitten von Verfall und geistlichem Tod „den Herrn fürchteten, sich miteinander unterredeten und den Namen des Herrn achteten“. Sie standen außerhalb des täglichen Geschehens in der Welt und waren den mächtigen und einflußreichen Personen unbekannt. Aber sie waren vom Herrn gekannt und einander bekannt. Mehr brauchten sie nicht, denn ihre Herzen waren auf „den Trost Israels“, auf „den Christus des Herrn“, gerichtet. Er genügte, um alle ihre Wünsche zu befriedigen, so wie Er der Inhalt all ihrer Hoffnungen war.
Gibt es, so könnte man fragen, auch in der gegenwärtigen Zeit einen Überrest, der diesem hier entspricht? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns daran erinnern, daß alle, an die der Prophet sich richtete, zu dem aus Babylon gesammelten Überrest gehörten. Daher waren jene, die den Herrn fürchteten und sich miteinander unterredeten, ein Überrest in der Mitte eines Überrests. Beide standen äußerlich auf dem gleichen Boden vor Gott. Heute gibt es Gläubige, die sich vom Bösen in der Christenheit abgesondert haben und bekennen, sich zum Namen des Herrn hin zu versammeln. Diese Tatsache läßt aber nicht einfach den Schluss zu, daß solche Gläubige denen entsprechen, die zur Zeit Maleachis „den Namen des Herrn achteten“. Um mit den Treuen jener Zeit verglichen zu werden, müssen die gleichen Charakterzüge vorhanden sein, mit anderen Worten: der gleiche geistliche Zustand. Wie bei Philadelphia (Off 3), so ist auch hier der Zustand maßgebend. Daher kann keine gottesdienstliche Stellung, und mag sie noch so schriftgemäß sein, den Anspruch erheben, diesem treuen Überrest von damals in Israel zu entsprechen.
Die Wertschätzung des Herrn
Nachdem Maleachi gezeigt hat, was dieser gottesfürchtige Überrest in den Augen Gottes war, offenbart der Prophet anschließend die Haltung des Herrn diesen Treuen gegenüber. Er sagt: „Und der Herr merkte auf und hörte; und ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben für die, welche den Herrn fürchten und welche seinen Namen achten. Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tage, den ich machen werde; und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm dient“ (Kap. 3,16.17).

„Der Herr merkte auf und hörte.“
Seine Augen und sein Herz waren auf jene wenigen Verachteten gerichtet, die in einer verderbten Umgebung sich gegenseitig ermunterten und sich gemeinsam mit dem Herrn und seinen Belangen beschäftigten. Wenn sie so beieinander waren, sah der Herr zu und freute sich an ihrer Unterhaltung. Ihre Gespräche waren für sein Herz ebenso wohltuend wie der duftende Weihrauch, der in früheren, glücklicheren Tagen vom goldenen Räucheraltar zu seinem Thron aufstieg.
Im Neuen Testament haben wir Beispiele dafür, wie sehr der Herr mit den Gedanken und Unterhaltungen der Seinen vertraut ist. Den Auftrag, den Er Ananias in bezug auf Saulus gab und die Wiederholung der Worte, die der zweifelnde Thomas seinen Mitjüngern gegenüber geäußert hatte, bezeugen die Tatsache, daß unsere Worte seinen Ohren niemals entgehen. Die Reise der zwei Jünger nach Emmaus, als Er selbst sich ihnen näherte und mit ihnen ging, zeigt uns, wie sehr Er sich für alles interessiert, was die Seinen betrifft. Sogar ihre Zweifel und Befürchtungen sind Ihm nicht gleichgültig.
In unserem Fall aber waren es weder Zweifel noch Besorgnis, die jene Gottesfürchtigen beschäftigten. Wenn sie öfters miteinander redeten, dann war es die Sprache des Glaubens und der Hoffnung. Wenn es daher heißt, daß der Herr aufmerkte und hörte, dann wird Er uns nicht nur als ein aufmerksamer, sondern auch als ein zustimmender, ja, als ein erfreuter Zuhörer vorgestellt. Welch eine Ermunterung, dies zu erkennen! Und welch eine Ermutigung für die Seinen, besonders in dunklen Zeiten der Gleichgültigkeit, sich zusammenzufinden und sich miteinander über Ihn zu unterhalten. Das bringt uns den Herrn ganz nahe zu uns. Welch einen feierlichen Ernst gibt es dem Beisammensein der Gläubigen, wenn uns bewußt wird, daß Er auch dabei ist und alles sieht und hört! Diese Überlegungen sollten im Blick auf unsere Zusammenkünfte als Versammlung zu seinem Namen hin, wo Er seine persönliche Gegenwart verheißen hat, eine besondere Wirkung auf uns haben.

„Ein Gedenkbuch wurde vor ihm geschrieben.“
Der Herr läßt sich herab und gebraucht ein Bild, um uns darüber zu belehren, daß Er zur ewigen Erinnerung der Namen und Worte derer, die seinen Namen achten, seine Aufzeichnungen macht. Dieses „Buch“ ist für die, die in Absonderung vom Bösen, das sie umgibt, in Gemeinschaft mit Ihm und mit denen, „die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“, vorangehen. Eine Illustration dafür findet sich im Buch Esther. Als der König nicht schlafen konnte, befahl er, „das Gedächtnisbuch der Chroniken zu bringen; und sie wurden vor dem König gelesen“. Dabei stieß man auf eine Tat der Loyalität und Treue Mordokais dem König gegenüber, und zwar als dieser in großer Gefahr schwebte. Sofort, am Tag nach dieser schlaflosen Nacht des Königs, wurde Mordokai dafür geehrt, und dabei wurde er erst noch zum Retter seines Volkes. In ähnlicher, nur vollkommener Weise -denn der Herr vergißt nie etwas -, läßt Er ein solches Gedenkbuch für die Treuen seines Volkes schreiben. Dabei gibt es nichts, das seinem Auge und Ohr entgehen würde. Wie wir aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift wissen, wird der Augenblick kommen – am Richterstuhl des Christus -, wo jede Tat, jedes Wort, das der Heilige Geist in den Gläubigen wirken konnte, ihnen zugerechnet wird, und zwar aus Gnaden. Es ist die gleiche Gnade, die sie berufen, gerechtfertigt und verherrlicht hat. Für alles dieses werden sie die Anerkennung des Herrn finden und dafür belohnt werden.

Der Herr wird sich zu den Seinen bekennen.
„Und sie werden mir, spricht der Herr der Heerscharen, zum Eigentum sein an dem Tage, den ich machen werde.“ Er bezieht sich dabei auf die Zeit seiner Erscheinung, wenn Er seine Erlösten öffentlich auszeichnen und Anspruch auf sie erheben wird. Dieser Grundsatz ist auch in Offenbarung 3,9 enthalten: „Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde sie zwingen, daß sie kommen und sich niederwerfen werden vor deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe“ (vgl. auch Jesaja 60,14). Der Herr wird für alle sichtbar sein Siegel auf jene drücken, die in einer Zeit des Ruins und des Abfalls seinem Namen treu geblieben sind. Der Ausdruck „Sondereigentum“ in der Fußnote zeigt, wie kostbar die Heiligen für Gott sind, welchen Wert sie in seinen Augen besitzen. Obwohl sie jetzt unbekannt und vor der Welt verborgen sind, ruht das Auge Gottes auf ihnen. Er wird sie sammeln und die ganze Schönheit und Vorzüglichkeit, mit der Er sie ausgestattet hat, ans Licht bringen, bevor Er sie wie Juwelen für immer in den Schatz seines ewigen Reiches legen wird.
Es wird dann noch hinzugefügt: „Und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm dient.“ Wir dürfen nicht vergessen, daß der Herr, wenn Er erscheint, für die einen zum Gericht und für die anderen zum Segen kommen wird. Sein Volk schonen heißt also, es vor dem Gericht verschonen. Er wird es so tun, wie ein Mann mit seinem Sohn verfährt, der ihm dient. Damit kommt das Herz Gottes und sein Verhältnis, das Er zu den Seinen hat, sowie seine Anerkennung ihrer Treue und Hingabe zum Vorschein. Indem Er durch solche Seile mit den Seinen verbunden ist, läßt Er es nicht zu, daß sie am Tag, da Er mit der Nation wegen ihrer Ungerechtigkeit handeln muß, überwältigt werden. Gott selbst will ihre Zuflucht und Stärke sein, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen. Er wird sie der Öffentlichkeit vorstellen als solche, die in seinen Augen kostbar sind, obwohl sie vom abtrünnigen Volk verspottet und verachtet worden waren.

Edward Dennett – Der Überrest zur Zeit Maleachis

Die Antwort des Überrestes wurde in Vers 16a sehr schön formuliert: Da sprachen die, die Jehova fürchteten, miteinander.

Der Ausdruck „die, die Jehova fürchteten“ bezieht sich auf den gläubigen jüdischen Überrest jener Tage. Ihre Reaktion war, dass sie anfingen, miteinander über geistige Dinge zu sprechen. Wenn sich zwei Gläubige zusammensetzen und über Glaubensangelegenheiten und das Wort Gottes sprechen, dann ist das wahre Gemeinschaft.
Maleachi nennt in diesen Versen fünf Ergebnisse ihres Gehorsams. Die ersten beiden Ergebnisse stehen in Vers 16b: „Und Jehova hörte und erhörte, und ein Buch des Gedenkens wurde vor ihm geschrieben für die, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten.
Erstens: Jehova erhörte und hörte.
Zweitens: Gott öffnete im Himmel ein Buch des Gedenkens, und in dieses Buch schrieb er die Namen derer ein, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten. Ihre Furcht vor Jehova zeigte, dass sie gerettet waren. Die Tatsache, dass sie an seinen Namen dachten, zeigte, dass sie es waren, die über den Herrn nachdachten und die geistigen Wahrheiten, die sie gelernt hatten, miteinander teilten. An anderer Stelle wird dieses gleiche Buch als das Lebensbuch des Lammes bezeichnet. Es gibt zwei wichtige Bücher, die unterschieden werden sollten: das Buch des Lebens und das Buch des Lebens des Lammes. Das Buch des Lebens enthält die Namen aller Menschen, die jemals geboren wurden (Psalm 56:8; 139:16). Wenn ein Mensch unerlöst stirbt, wird sein Name aus dem Buch des Lebens ausgelöscht (Psalm 69:28), aber die Namen der Gläubigen bleiben erhalten (Offb. 3:5). Das Buch des Lebens des Lammes enthält nur die Namen derer, die wiedergeboren sind. Mit anderen Worten, es ist möglich, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden, weil dieses Buch die Namen von Gläubigen und Ungläubigen gleichermaßen enthält. Es ist jedoch nicht möglich, aus dem Buch des Lebens des Lammes ausgelöscht zu werden, weil nur Gläubige ihre Namen in dieses Buch eingeschrieben haben. Da dieses Buch des Gedenkens die Namen derer enthält, die Jehova fürchteten und an seinen Namen dachten, ist es also dasselbe wie das Lebensbuch des Lammes.
Das dritte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 17a: Und sie sollen mein sein, spricht Jehova der Heerscharen, mein eigenes Eigentum, an dem Tag, den ich mache.
Sie werden Gottes eigener, besonderer Besitz werden. Diese Verheißung wurde Israel als Ganzes in Exodus 19,5; Deuteronomium 7,6; 14,2; 26,18; und 34,4 gegeben. Dies wird besonders für den jüdischen Überrest in der Endzeit gelten.
Das vierte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 17b: und ich werde sie verschonen, wie ein Mann seinen eigenen Sohn verschont, der ihm dient.
Sie werden von diesem Endgericht verschont bleiben, denn Gott wird das schützen, was Sein ist. Sie werden die Große Trübsal überleben und auch das Gericht des Großen Weißen Throns werden sie nicht erleiden.
Und das fünfte Ergebnis des Gehorsams des Überrestes steht in Vers 18: Dann werdet ihr umkehren und unterscheiden zwischen dem Gerechten und dem Bösen, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient.
Gott wird einen Unterschied zwischen den Gerechten und den Bösen machen, den der Überrest erkennen kann. Ihnen wird ihr früherer Ungehorsam vergeben werden, weil sie im Glauben geantwortet haben. Später werden sie ihre Belohnung erhalten.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Maleachi

    „Ich weiß, wie du lebst und was du tust“

    Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! Also, weil du lau bist und weder kalt noch warm, so werde ich dich ausspeien (O. stehe ich im Begriff dich auszuspeien) aus meinem Munde
    Elberfelder 1871 – Offenbarung 3,15–16

     Ich weiß, wie du lebst und was du tust; ich weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wenn du doch das eine oder das andere wärst!  Aber weil du weder warm noch kalt bist, sondern lauwarm, werde ich dich aus meinem Mund ausspucken.
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 3:15–16

    Ich weiß über deine Dienste Bescheid, denn du bist weder kalt noch heiß. O dass du doch eiskalt oder siedend heiß wärest! Weil du so bist, lauwarm und weder heiß noch kalt, habe ich vor, dich einmal aus meinem Mund auszuspucken.
    Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Offb. 3:15–16

    Es gab kein lobendes Wort für die Gemeinde in Laodizea. Ihre Angehörigen waren Christus ein Greuel, denn sie waren weder kalt noch warm. Diese negative Charakterisierung bezog sich sowohl auf die Gemeinde als auch auf den Boten oder Hirten der Gemeinde, der nach Ansicht mancher Exegeten „Archippus“ war (Kol 4,17). Es ist jedoch äußerst unwahrscheinlich, daß Archippus, wenn er tatsächlich jemals der Vorsteher der Gemeinde gewesen wäre, zum Zeitpunkt der Abfassung des Sendschreibens noch lebte. Die laue Haltung, die Christus den Gläubigen in Laodizea vorwarf, galt ihrem gesamten religiösen Leben. Auf den religiösen Festen und während der Opferungen tranken die Menschen der Antike üblicherweise entweder heiße oder kalte Getränke, niemals lauwarme. Für die christliche Gemeinde in Laodizea gewann die Zurechtweisung Christi eine besondere Bedeutung, da das Wasser für die Stadt aus dem einige Kilometer nördlich gelegenen Hierapolis kam und im allgemeinen lauwarm bei ihnen angelangte!

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Das besagt hier in diesem Zusammenhang: Mir machst du nichts vor, auch nicht mit all dem, womit du vor deiner Umwelt und vor anderen Mitchristen deine Schaufenster dekorierst.
    b) »Dass du weder kalt noch warm bist«: Bei den Christen in Laodicea war alles so wohltemperiert. Es lief in den Bahnen eines wohl ausgewogenen, angeblich »goldenen Mittelwegs«. Sie mögen gesagt haben: »Bei uns kommen Dinge wie in Korinth (1 Kor 5,1ff.) nicht vor. Wir verleugnen nicht wie Petrus. Und auch einen Verräter wie Judas führen wir nicht. Wir sind anständige Leute und eine intakte Gemeinde. Für Bußpredigten ist deshalb bei uns kein Bedarf. Und Reuetränen braucht es bei uns nicht. Wir wissen auch nicht, was ihr immer mit euren Verfolgungen habt. Wir stellen uns mit der umgebenden Welt eigentlich ganz gut. Es wäre auch gar nicht so einfach, uns verfolgen zu wollen. Wir haben auch unsere Beziehungen und Einflüsse, wir sind ein in der Öffentlichkeit nicht zu übersehender Faktor.«
    c) »Ach, dass du kalt oder warm wärest«: Brennende Liebe für Jesus, die vom Wunder der Vergebung herkommt und lebt, und die Willigkeit, ihm einfältig zu folgen, »dem Lamme nach, wo es hingeht« (Offb 14,4), gab es offenkundig in Laodicea ebenfalls nicht. Gerade dieses angeblich »wohlabgewogene«, auf eine mittlere Linie eingependelte, laue Christentum ist dem Herrn im Tiefsten zuwider. Dann besser noch kalt und offenkundig nicht im Glauben! Dann kann sich der Mensch wenigstens nicht in falscher Weise beruhigen. Dann weiß er, wenn die Bibel wahr ist und Jesus lebt und wiederkommt, dann laufe ich falsch; dann muss ich umkehren. Deshalb sagt der Herr:
    d) »Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde« (V. 16).
    Dieses Wesen, das dem Herrn so zuwider ist, ist die besondere Gefahr in unserer abendländischen volkskirchlichen Christenheit und bei der verfassungsmäßigen Garantie des Rechtes der »Religionsgesellschaften«, der Kirchen und Gemeinden und ihrer Einrichtungen. Eine laue »Christlichkeit« wird die endzeitliche Bewährungsprobe nicht bestehen können. Sie ist vom großen Abfall bedroht (2 Thess 2,3; vgl. auch Offb 11,2 und das dazu Gesagte). Ja, unter Umständen kann sie zur »Hure« im Sinne von Offb 17 (vgl. das dazu Gesagte) entarten. Wir ahnen kaum, welche Gefahren das unter vielen so üblich gewordene »Anpassungs – Christentum« bedeutet.
    e) Was ist denn die Ursache der Fehlentwicklung? Wie wird denn ein Christentum «lau«?
    Eine Speise wird lau, wenn man sie vom Feuer nimmt. Und ein Christ wird lau, wenn er im Blick auf seinen Herrn auf Distanz geht. Als Glaubende »wohnen« wir an der »heiligen Glut«. Wohl ist es »gefährlich« und auch unbequem, an dieser heiligen Glut zu wohnen (vgl. Jes 33,14). Gewiss, so lange wir in dieser Welt leben, wird es in unserem Glaubensleben immer wieder ein gewisses Auf und Nieder geben. Wir sind nicht immer gleich brennend und so des Aufrufs bedürftig: »Seid brennend durch den Heiligen Geist« (Röm 12,11). Doch tödlich wird es dann, wenn man sich in der Distanz vom Herrn ansiedelt.

    Gerhardt Maier – Edition C

    Der Adressat dieses Briefes ist laut Vers 14a die Gemeinde in Laodizea. Der Name bedeutet „das Volk spricht Recht“. Dies steht im Gegensatz dazu, daß Gott in der Kirche die Herrschaft ausübt. Hier geht es um eine Kirche, die nur von Menschen regiert wird; denn hier ist der Heilige Geist nicht gegenwärtig, um seine Leitung auszuüben. Dies ist eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Anfang nahm und bis in die Gegenwart hinein besteht. Die Beschreibung Christi steht in Vers 14b und stammt aus Offenbarung 1,4.6.7. Christus wird beschrieben als der treue und wahrhaftige Zeuge, während diese Kirche weder treu noch wahrhaftig gegenüber dem Wort ist. Alle sechs übrigen Gemeinden erhielten wenigstens ein Wort der kein Lob Anerkennung, diese Gemeinde aber geht leer aus. Es gibt von Christus her nichts Lobenswertes an dieser Gemeinde, weil sie über haupt nicht errettet ist.
    Darum geht der Text sofort zum Tadel über (Vers 15-17). In den Versen 15-16 werden diese Christen der Lauheit bezichtigt. In Vers Lauheit 17 wird der äußere Reichtum hervorgehoben, der doch nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß sie sich selbst betrügen, weil sie in Wirklichkeit geistlich arm, blind und bloß sind: eine treffende Beschreibung der Kirche des Abfalls. Um all dieser Merkmale willen werden sie verurteilt. Abfall kann als ein Abweichen von der Wahrheit beschrieben werden, die jemand vorgab zu besitzen. Das bedeutet nicht, daß solche Menschen die Wahrheit wirklich besessen haben. Das ist bei Abtrünnigen selten der Fall. Vielmehr ist es das Abweichen von einer Wahrheit, die sie aufgrund der Mitgliedschaft einer bestimmten Kirche oder Vereinigung zu besitzen vorgaben. So behauptet zum Beispiel der Prediger einer Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodistengemeinde, er glaube an die Lehren der Baptisten-, Presbyterianer- oder Methodistenkirche, weil er ja dieses Amt und diese Stellung in der betreffenden Kirche innehabe. In Wirklichkeit jedoch leugnet ein Abtrünniger diese Lehren und hat sich von der Wahrheit losgesagt, die zu besitzen er bekennt. Dies ist in der Tat weithin ein Kennzeichen der sichtbaren Gemeinde in diesen Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts geworden. Daß in den letzten Tagen viele in der Kirche vom Glauben abfallen würden, wurde schon an zwei Stellen des Neuen Testaments klar vorausgesagt.

    Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

    Sind wir lau geworden?
    Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! So, weil du lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund“ (Off 3,15.16).
    Finden wir in diesen Versen an die Versammlung in Laodizea nicht eine bemerkenswerte Beschreibung des Zustands des Volkes Gottes heute? Es werden wunderbare Predigten gehalten und schöne Zeugnisse abgelegt. Es gibt missionarische Aktivitäten, Bibelgesellschaften, christliche Schulen und alles, was man sich denken kann. Ich bin der Letzte, der all das verurteilt. Wo aber ist die Hingabe der Herzen an den Herrn? Wo ist die Glaubenskraft unserer Väter? Wo ist die Unterordnung unter das Wort Gottes, selbst in den kleinen Details unseres täglichen Lebens? Wo ist ein Zustand des Herzens, der bereit ist, mit dem verachteten Namen unseres Herrn, der in dieser Welt gekreuzigt wurde, zu leiden?
    Ist der Herr Jesus, der treue und wahrhaftige Zeuge, wirklich noch der Mittelpunkt des täglichen Lebens der Versammlung? In wie vielen Kirchen (Gemeinden) ist das Wort Gottes noch die anerkannte Autorität, wenn es um die Verwaltung und den Dienst geht? Ist man nicht in vielen Fällen stolz darauf, eine eigene offizielle und gut etablierte christliche Organisation zu haben? Wird der Herr Jesus wirklich noch da in der Mitte sein, wo sein Wort und sein Name nicht mehr die wirkliche Autorität sind?
    Und was ist mit den zweien oder dreien, die bekennen, zu seinem Namen hin und in Übereinstimmung mit seinem Wort zusammenzukommen? Ist das noch eine gekannte Realität? Sind sich solche Kinder Gottes noch bewusst, dass sie in seinem Namen zusammenkommen? Hat sein Wort noch Autorität über sie? Genügt ihnen das? Oder muss Er nicht vielmehr auch ihnen sagen: „Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an“ (Off 3,20)? Er sucht die Wahrheit im Herzen. Äußere Formen haben für Ihn keinen Wert. Welch eine Schande ist es zu sehen, was wir aus dem Zeugnis gemacht haben, das Gott uns einmal anvertraut hat. Dass Gott uns doch mehr „ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz“ geben möchte, das Er nicht verachtet (Ps 51,19; Jes 66,2).
    Gebe Gott, dass wir uns wirklich vor Ihm niederbeugen und unsere Schuld vor Ihm bekennen.
    Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist und der da zittert vor meinem Wort.
    Jesaja 66,2
    H. L. Heijkoop

    Im Glauben leben 2021

    Zum siebten Mal in den Sendschreiben sagt der Herr »ich kenne« (oder »ich weiß«), oida; Der Herr weiß und kennt in Seiner Allwissenheit alles. Zum fünften Mal sagt Er »deine Werke« (die Worte fehlen in gewichtigen MSS in den Sendschreiben an Smyrna und Pergamon). Wie im Sendschreiben an Sardis erwähnt der Herr die Werke, schreitet aber sofort zur Rüge, weil es da nichts zu loben gibt. Das muss der Gemeinde als ein erster Schock gekommen sein. Sie hatten wahrscheinlich sich selbst beständig beobachtet (man beachte das Präsens in V. 17: »du sagst«) und mit einiger Zufriedenheit sich ausgemalt, wie zufrieden der Herr mit ihrem vollen Veranstaltungskalender und ihrer vollen Gemeindekasse sein müsse.
    Den Laodizäern konnte man nicht die falsche Toleranz von Pergamon nachsagen, noch die Duldung einer falschen Prophetin wie in Thyatira, noch ein totes Bekennertum wie in Sardes noch auch die Schwachheit von Philadelphia. Sie waren sich sicher, dass der Herr sie nur loben könnte. Sie hielten sich für die ideale Versammlung.
    Die ernüchternden Worte des ersten Satzes des Herrn muss sie erschüttert haben: »Du bist weder kalt noch warm.« Die Bedeutung des Ausdrucks muss jedem Gläubigen in Laodizäa sofort klar geworden sein. Sie wußten, dass die Warmwasserquellen im zehn Kilometer entfernten Hierapolis ein Gesundbrunnen waren, und sie wussten auch, dass das kalte, reine Wasser im sechzehn Kilometer entfernten Kolossä wunderbar erfrischend war. Sie wussten, dass das Wasser in Laodizäa weit herum berüchtigt war. Es wurde durch die kilometerlangen Wasserleitungen aus dem Süden herangeführt und war lauwarm, als Trinkwasser fast ungenießbar. Wer einen Schluck nahm, spie es reflexartig aus. Dass der Herr die Gemeinde mit diesem Wasser verglich, war ein harter Schlag.
    Es ist leicht zu verstehen, was »kalt« bedeutet: Jemand, dem jede Zuneigung zum Herrn fehlt, wie den Heiden, unter denen die Christen lebten. »Warm« bezeichnet im Gegenteil jemanden, der in der Hingabe an den Herrn voller Inbrunst ist. Das Wort zestos ist von zeo, sieden, abgeleitet. Es wird in Apg 18,25 und Röm 12,11 mit »brünstig« übersetzt. Das ist der Normalzustand, den der Herr von den Seinen erwartet.
    Was soll dann aber die sich anschließende Aussage des Herrn bedeuten: »Ach, dass du kalt oder warm wärest!« Wie kann der Herr wünschen, sie sollten wie die Ungläubigen sein? Es geht dem Herrn um zwei Dinge. Erstens, ihre gegenwärtige Lage ist Ihm widerlich, ekelerregend, wie die letzte Aussage im Vers zeigt; aber zweitens will Er sagen, daß Er in ihrer Gegenwärtigen Lage nichts mit ihnen anfangen kann. Wären sie Ungläubige, dann könnte Er in ihrem Leben eingreifen wie einst beim fanatisch feindlichen Saul von Tarsus. Er kann auch mit hingegebenen, inbrünstigen Gläubigen etwas anfangen. Dieser halbherzige Zustand selbstzufriedener Gleichgültigkeit ist aber nicht nur geschmacklos, sondern auch hoffnungslos. »Ach, dass du wärest…«, ophelon, bringt dieses Verlangen im Herzen des Herrn zum Ausdruck. Er verlangt nach einem Zustand in der Gemeinde, auf den hin Er handeln kann.
    Man hat die Schwierigkeit auf andere Weise zu lösen versucht. Die beiden Zustände, »warm« und »kalt« seien wünschenswert, wie es kaltes und warmes Essen gibt, und beides ist gut. Es ist das lauwarme, das abstoßend ist. Demnach wären »kalt« und »warm« beides löbliche Zustände für einen Christen. In diesem Abschnitt werden aber keine Speisen erwähnt, und es ist auch schwierig zu erklären, wie denn kalte Gläubige dem Herrn ebenso gefallen sollten wie heiße Gläubige. Wir ziehen daher die zuerst gegebene Erklärung vor.
    16
    Der Herr verwendet hier einen Ausdruck, der in der Bibel nirgends mehr vorkommt. Wenn wir mit dem Hintergrund Laodizäas vertraut sind, nimmt er geradezu dramatische Bedeutung an. Ihr Wasser war lau, und die Bewohner der Stadt spieen es jeden Tag aus, weil es ekelhaft war. Der Zustand der Gemeinde in Laodizäa bereitete dem Herrn geistlichen Ekel. Er war darum daran, mello, sie auszuspeien. Wir hören in dieser Formulierung inmitten der ernsten Warnung einen leisen Unterton der Gnade. Das mit »ausspeien« übersetzte Wort emeo bedeutet ganz einfach »erbrechen«. Es begegnet uns im Fremdwort Emetikum, Brechmittel. In 3.Mo 18,28 findet sich eine ähnliche Warnung an die Adresse des Volkes Israel.
    Wie Laodizäa lauwarm wurde, ist viel diskutiert worden. Sehen wir von den Erklärungen aus der prophetisch-kirchengeschichtlichen Deutung der Sendschreiben ab, bleibt nur eine mögliche Erklärung. Der Herr redet von kalt und warm. Die beiden waren vermischt worden, und das Ergebnis war »lau«. Die geistliche Folgerung ist die, dass viele in Laodizäa zur Gemeinde gehörten, die nicht wirklich wiedergeboren waren. Hatte man in der zurückliegenden Generation die Prinzipien zur Aufnahme in die Gemeinschaft gelockert, wäre der gegenwärtige Zustand erklärt. In einer gemischten Gemeinschaft werden biblische Überzeugungen und geistliche Gemeinschaft im Interesse des Friedens durch Kompromissbereitschaft ersetzt. Natürliche Menschen, die den Geist nicht haben (Jud 1,19) fordern Rituale auf der einen und Unterhaltung auf der anderen Seite. Programme, Komitees, Aktivitäten ohne die Kraft der Gottseligkeit (2.Tim 3,5) ersetzten in Laodizäa den Gehorsam und die Hingabe. Sie wurden nicht von kaiserlichen Forderungen bedrängt, sie wurden nicht durch Irrlehrer beunruhigt, aber die Rechtgläubigkeit ging eine Ehe ein mit der Weltlichkeit, und das fand der Herr abstoßend.
    Im Kontext der gegebenen Erläuterung von »kalt« und »heiß« ist es klar, daß die angedrohte Handlung des Ausspeiens ein öffentliches Eingreifen durch den Herrn selbst sein muss. Sein Kommen in Ephesus und in Pergamon bedeutete jeweils ein vom Herrn geübtes Gericht an der örtlichen Gemeinde. Das Gericht über Laodizäa muss im gleichen Rahmen gesehen werden wie das über Sardis angedrohte Gericht und die an Philadelphia gegebene Verheißung: Es geschieht beim Kommen des Herrn zur Entrückung. Die Verwendung des Verbums mello – »ich stehe im Begriff, dich auszuspeien« (Elbf Fußnote)-stützt diese Folgerung. Das Verb zeigt wie in 1,19; 2,10 dass etwas bald, aber nicht sofort geschieht. Das Kommen des Herrn hängt drohend über dieser Gemeinde. Es gab nichts, das vorher hätte geschehen müssen. Bei Seinem Kommen würde die Mehrheit auf der Erde zurückbleiben: Der Herr würde sie »ausspeien«. Die Metapher fordert ein Verwerfen der Gemeinschaft in öffentlicher Weise. Alle Welt muss es sehen, dass der Herr das Zeugnis einer solchen Gemeinde verwirf.
    Es ist kein stichhaltiger Einwand zu sagen, der Herr sei noch nicht gekommen und die Gemeinde von Laodizäa sei dennoch verschwunden. Das Kommen des Herrn ist immer nahe gewesen und ist es noch jetzt. Das Kommen des Herrn hätten in jenen Tagen geschehen können, und das angedrohte Gericht hätte sich nachweislich erfüllt. Dass inzwischen vieles andere geschehen ist, hebt nicht die Nähe seines Kommens auf. Wenn der Herr kommt, dann wird sich das angedrohte Gericht an allen Gemeinden erfüllen, die Laodizäa gleichen. Dass der Herr Sein Kommen verzieht, ist ein Ausdruck Seiner Langmut gegenüber allen bloßen Bekennern. Aber Seine Warnungen bestehen noch.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Frauen unterstützten ihn und die Apostel mit dem, was sie besaßen

    Und es geschah danach, daß er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, indem er predigte und das Evangelium vom Reiche Gottes verkündigte; und die Zwölfe mit ihm, und gewisse Weiber, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalene, (d. i. von Magdala) von welcher sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, das Weib Chusas, des Verwalters Herodes’, und Susanna und viele andere, die ihm dienten mit ihrer Habe.
    Elberfelder 1871 – Lukas 8,1–3

    Nicht lange danach zog Jesus durch die nahe gelegenen Orte und Dörfer, um die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Er nahm seine zwölf Jünger mit, und einige Frauen, die er geheilt und von bösen Geistern befreit hatte. Dazu gehörten Maria von Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, Johanna, die Frau von Chuza, dem Verwalter von Herodes, Susanna und viele andere, die Jesus und seine Jünger durch das, was sie hatten, unterstützten.
    Neues Leben Bibel 2014 – Lukas 8,1–3

    In der Folgezeit durchzog Jesus nacheinander Städte und Dörfer. Überall sprach er öffentlich und übermittelte den Menschen die gute Nachricht von Gottes kommender Wirklichkeit. Seine zwölf Gefährten waren mit ihm unterwegs und auch eine Gruppe von Frauen, die er von der Macht böser Geister befreit und von Krankheiten geheilt hatte. Es war Maria, die auch Magdalena genannt wurde, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, außerdem Johanna, die Frau von Chuza, dem Verwaltungsbeamten von Herodes, und Susanna und viele andere, die sie tatkräftig mit ihrem Hab und Gut unterstützten.
    Roland Werner – Das Buch – 2009 – Lukas 8:1–3

    8,2 Rabbiner lehnten es generell ab, Frauen zu unterrichten, sodass Jesu Haltung, sie als seine Nachfolger anzunehmen, sehr ungewöhnlich war.

    aus Magdala Wörtl. „genannt die Magdallerin“, was ein Hinweis auf ihren Abstammungsort war.

    sieben Dämonen ausgetrieben hatte Entgegen der Überlieferung und den Spekulationen darüber wird an keiner Stelle in den Evangelien behauptet, dass Maria Magdalena eine Prostituierte war, und schon gar nicht, dass sie die sündige Frau gewesen ist, die in der vorherigen Erzählung Jesu Füße gesalbt hatte (7,36–50). Sie war besessen gewesen, aber danach brachte sie ihre dankbare Liebe durch die Unterstützung Jesu und seiner Jünger auf ihren Reisen zum Ausdruck (24,10).

    8,3 die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes Johanna war nicht nur eine Frau mit Vermögen, sondern auch von hohem sozialen Rang, denn ihr Mann war ein Verwalter am Hof von Herodes Antipas.

    mit dem, was sie besaßen Dies gewährt uns einen kleinen Einblick in die Art und Weise, wie Jesus und seine Nachfolger während seines Dienstes unterstützt wurden.

    Reformations-Studien-Bibel

    8,1–3 Mit der zusammenfassenden Bemerkung V. 1 (vgl. 9,6; 13,22) leitet Lukas einen neuen Abschnitt in der Darstellung des Wirkens Jesu ein: die Wanderschaft (8,1–9,50), deren Ziel in 9,51 mit Jerusalem angegeben wird. Überall, hier und dort, in Stadt und Dorf (vgl. 4,43–44) wird jetzt, geradezu modellhaft für die Jünger (vgl. 9,1–6), das → Evangelium vom → Reich Gottes verkündigt (1,19; → 2,10). Die Zwölf sind die Apostel von 6,13–16.
    Die drei namentlich genannten Frauen verdanken Jesus ihre Befreiung von bösen Geistern und Krankheiten. Die in allen vier Evangelien erwähnte Maria aus Magdala (s. Verweise; vgl. ferner z. B. Mt 27,61; 28,1) stellte einen bes. schweren Fall von → Besessenheit dar (das will die Zahl → Sieben sagen; vgl. 11,26). Von den beiden anderen Frauen ist nichts weiter bekannt. Wie die Zwölf sind die Frauen mit ihm und dienen ihnen darüber hinaus mit ihrer Habe. Damit leben sie beispielhaft umfassende Jüngerschaft (vgl. 18,22; 19,8); ihre Unterstützung dürfte im Sinne von Spenden unterschiedlichster Art zu verstehen sein. Nicht von ungefähr sind sie als Zeuginnen des Erdenlebens und der Passion wie auch als erste Botschafterinnen der Auferstehung Jesu an hervorgehobener Stelle erwähnt (23,49.55; 24,10.22.24; → Apg 1,14.21–22). Auch sonst hebt Lukas immer wieder hervor, welche Rolle Frauen im Leben Jesu und im Leben der Gemeinden spielten (s. Einf.).
    Mit Herodes (V. 3) ist → Herodes Antipas gemeint; offensichtlich folgten Jesus Menschen aus allen Gesellschaftsschichten nach.

    Stuttgarter Erklärungsbibel

    Jesu Mäzeninnen 1 Evangelium, vgl. Anm. zu 1,19. Reich Gottes, vgl. Anm. zu 4,43. 2 Etliche Frauen, vgl. Lk 23,49. Gesund gemacht, nur Lukas beschreibt Jesu Nachfolgerinnen als Empfängerinnen von Heilung. Magdalena, vgl. Anm. zu 7,38. Magdala (Tarichéai) war ein Fischerdorf an der westlichen Küste des Galiläischen Meeres; vgl. „Geschlecht und Geschlechterrelation“, S. 657. 3 Die Frau […] eines Verwalters des Herodes, deutet Kontakte zur Elite an. Dienten mit ihrer Habe, Frauen waren Mäzeninnen verschiedener Individuen und Gruppen, auch in Synagogen und unter den Pharisäern (vgl. Anm. zu 7,5). Lukas nennt sie hier nicht explizit „Jüngerinnen“ (vgl. dagegen Apg 9,36).

    Das Neue Testament – jüdisch erklärt

    Lukas stammte aus einer Kultur, die die Bedeutung der Frauen weitgehend ablehnte oder zumindest herunterspielte, und doch hebt er oft den Beitrag der Frauen zum Dienst Jesu hervor. Damit nimmt er die Botschaft von Galater 3,28 vorweg.

    The Charles F. Stanley life principles Bible

    Frauen als Begleiterinnen Jesu. Lukas hat mehr Hinweise auf die Rolle der Frauen im Dienst Jesu als jedes andere Evangelium. Hier erwähnt er mehrere namentlich. Bemerkenswert ist, dass die Frauen aus einem breiten Spektrum sozialer Schichten kommen, von den höchsten Schichten der sozialen Ordnung im Palast des Herodes bis hin zu einer von Dämonen besessenen Frau, die eine gesellschaftliche Außenseiterin gewesen wäre. Vgl. 23,49; 24,1-11; Apostelgeschichte 1,14.

    The ESV Study Bible

    »Und die Zwölf mit ihm«: Offensichtlich ist der Zwölferkreis inzwischen fest zusammengewachsen. Er hat eine ausgeprägte Struktur gewonnen. »Mit ihm« bedeutet mehr als eine bloße Weggenossenschaft. Es bedeutet auch dieselbe Tätigkeit, wie Jesus sie ausübte. Die Zwölf sind also seine Mitarbeiter bei der Verkündigung geworden.
    Überraschend ist das nicht, dass Jesus auf der Wanderschaft Jünger mit dabei hatte. Überraschend ist jedoch die Erwähnung von Jüngerinnen. Wir wissen zwar, dass manche jüdischen Frauen eine große Gelehrsamkeit besaßen. So berichtet der Talmud von der Frau eines Rabbi Elieser namens Imma Schalom, die gesetzeskundig war und einen Christen verspottete (babylonischer Traktat Schabbat 116 a/116 b). Wir wissen aber nichts davon, dass jüdische Rabbinen auch Frauen in ihren Jüngerkreis aufgenommen und zur Wanderpredigt mitgenommen hätten.

    Doch was sagt Lukas nun genau? Er berichtet, dass »auch einige Frauen« mit Jesus gezogen seien, »die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren« (V. 2). Die Angabe »einige« deutet auf eine Gruppe. Am Ende von V. 3 ist sogar von »vielen anderen« die Rede. Für »Frau« wird im griechischen Urtext ein Wort gebraucht, das sowohl die verheiratete als auch die unverheiratete Frau bezeichnen kann. Wir können also nicht mehr sagen, ob alle diese Frauen verheiratet waren (wie z. B. Johanna) oder nicht. Nur eines können wir sagen: dass nämlich alle oder mindestens der überwiegende Teil von ihnen »geheilt worden waren«. Das ist im Urtext so formuliert, dass man eine Heilung durch Gott annehmen muss. Vermutlich hat Jesus diese Heilungen an ihnen bewirkt und sie dadurch für den Glauben gewonnen. Ihr Schicksal ist also ähnlich wie das der Sünderin von Lk 7,36ff.

    Drei dieser Frauen erwähnt Lukas vielleicht deshalb namentlich, weil sie in der urchristlichen Gemeinde bekannt waren.
    Der Name der ersten Frau ist weltberühmt: »Maria, die man Magdalena nannte« (V. 2). Sie hatte eine besondere Heilung erlebt. »Sieben Dämonen waren von ihr ausgefahren.« Ob diese Maria Magdalena dieselbe ist wie die große Sünderin von Lk 7,36ff., ist in der Forschung seit alters umstritten. U. E. besteht diese Möglichkeit, denn Lk 8,1ff. erscheint in manchen Zügen wie eine Fortsetzung von Lk 7,36ff. Aber irgendein klares Zeugnis dafür gibt es nicht. »Magdalena« heißt im Urtext eigentlich »Magdalena«. Vermutlich soll dieser Beiname besagen: »aus Magdala stammend«. Magdala, griechisch Taricheai, lag ca. 5 km nördlich von Tiberias und soll nach dem jüdischen Schriftsteller Josephus (37/38 bis ca. 100 n. Chr.) 40000 Einwohner gehabt haben. Es lebte vom Fischfang, vom Handel und von den reichen Ernten der Ebene von Genezareth. Maria Magdalena folgte Jesus bis zur Kreuzigung, erlebte seine Grablegung mit, wurde die erste Zeugin des Auferstandenen und überbrachte die Botschaft von der Auferstehung den Aposteln (vgl. Mt 27,56.61; 28,1; Mk 15,40.47; 16,1.9; Lk 23,49.55; 24,10; Joh 19,25; 20,1.11ff.). Vermutlich gehörte sie auch zu den in Apg 1,14 erwähnten Frauen. Ein unglaublich dramatisches und reiches Leben!
    Die zweite Frau heißt »Johanna« (V. 3). Sie kommt nur im Lukasevangelium vor (Lk 8,3; 24,10). Wie Maria Magdalena erlebte sie Kreuzigung, Grablegung und den Ostermorgen mit (Lk 23,49.55; 24,10). Johanna stammte aus der Oberschicht. Ihr Mann »Chuzas« wird »ein Verwaltungsbeamter des Herodes« genannt, d. h. des Herodes Antipas, des Landesherrn Jesu. Chuzas scheint ein nabatäischer (arabischer) oder syrischer Name zu sein. Die Herodianer hatten gerne Nichtjuden auf ihren Vertrauensposten. Chuzas könnte ein Verwalter der herodianischen Güter, aber auch Statthalter eines Teilgebietes gewesen sein. Es fällt auf, dass Lukas im Evangelium und in der Apostelgeschichte unverhältnismäßig viele Berichte über Herodes und die Herodianer bringt (vgl. Lk 1,5; 3,1.19; 8,3; 9,7.9; 13,31; 23,7ff.; Apg 4,27; 12,1ff.; Apg 13,1; 23,35). Hatte er einen besonders guten Kontakt zu diesen Kreisen?
    Susanna ist ein gut jüdischer Name; vgl. die Erzählung von Susanna und Daniel in den Apokryphen. Auf deutsch heißt Susanna »Lilie«. Weil sie lediglich in Lk 8,3 vorkommt, wissen wir nichts weiter von ihr.
    Zu Maria Magdalena, Johanna und Susanna treten »viele andere«, die mit Jesus unterwegs waren (V. 3).

    Was war ihre Aufgabe? An dieser Stelle wird der Lukasbericht noch einmal hochinteressant. Es heißt hier: »Sie leisteten ihnen aus ihrem Vermögen Dienste« (V. 3). Das Wort für »Dienste leisten«, oder »dienen« ist dasselbe wie bei der Schwiegermutter des Petrus (griechisch diakonein). Es handelt sich also um Arbeit und Geldzuwendungen. »Ihnen« bedeutet Jesus und den Zwölfen (V. 1). Aber durfte eine jüdische Frau damals so über ihre Arbeitskraft und ihr Vermögen verfügen? Antwort: Ja. Schon in alttestamentlicher Zeit sind Abigail (1Sam 25,18ff.) und die Frau von Schunern (2Kön 4,8ff.) Beispiele dafür. Ja, man muss noch mehr sagen: Indem diese galiläischen Frauen die Tradition von Abigail und von der Schunemiterin aufnehmen, zeigen sie durch ihre Praxis, dass sie Jesus für einen Propheten und Davidssohn = Messias halten! Für die Zeit Jesu und der Apostel vgl. man doch 2Tim 3,6.

    Diese Frauen aber haben nicht verkündigt, und sie wurden auch nicht in den Zwölferkreis aufgenommen.

    Im Übrigen zeigen die Berichte in Mt 27,55ff. und Mk 15,40ff., dass die Urgemeinde noch sehr wohl wusste, dass eine Gruppe galiläischer Frauen Jesus auf seinen Wanderungen begleitete und ihn bei seiner Tätigkeit unterstützte.

    Gerhard Maier – Edition C

    Woher hatte Jesus Seine materiellen Mittel während der drei Jahre Seines Predigens und Wirkens? Seiner Berufsarbeit als Zimmermann hatte Er entsagt. Auf die Kraft, auf wunderbare Weise für Seine Bedürfnisse zu sorgen, hatte Er ebenfalls freiwillig verzichtet. Außerdem war Er ja auch nicht allein. Eine gemeinsame Kasse diente der Verpflegung und den anderen Bedürfnissen der herumwandernden Gruppe (Jo 13, 29). Dieser Kasse entnahm man auch Gaben für die Armen (Jo 12, 6). Aber wie wurde die Kasse gefüllt? Die Gastfreundschaft erklärt wohl einigermaßen das Rätsel, aber nicht vollständig. Die wahre Antwort auf diese Frage geht aus dem Abschnitt Lk 8, 1–3 hervor, der deshalb sehr wichtig ist.

    1Und es geschah danach, daß Er nacheinander Stadt und Dorf durchzog, um zu predigen und um das Evangelium (evangelisierend) vom Königreich Gottes zu verkündigen. Mit ihm gingen die Zwölf. 2Und etliche Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt waren, nämlich Maria, welche Magdalena genannt wurde, von welcher sieben Dämonen ausgefahren waren. 3 Und Johanna, eine Frau des Chusa, eines Verwalters von Herodes, und Susanna und viele andere, welche ihnen dienten mit ihrem Vermögen.

    Dieser Abschnitt ist in dreifacher Hinsicht ein hinreichendes Zeugnis für die Vortrefflichkeit der Quellen des Lukas: 1. Für ihre Originalität: Die anderen Evangelisten bieten keinen ähnlichen Nachweis. 2. Für ihre Genauigkeit: Wer hätte so einfache positive Nachrichten erfunden, wie die über Namen und Stand der Frauen? 3. Für ihre Reinheit: Was ist mehr entfernt von Wundersucht und Legendendichtungen als diese natürliche, prosaische Schilderung der äußerlichen Betreuung des Herrn?
    Mit diesen Worten (Vers 1–3) läßt Lukas eine neue Epoche der Lehrtätigkeit Jesu eintreten. Jesus nimmt nicht mehr Kapernaum, Seine Stadt (Mt 9, 1), zum Mittelpunkt Seiner Tätigkeit. Er fängt nun ein völliges Wanderleben an und hatte buchstäblich nicht mehr, wo Er Sein Haupt hinlegte.
    Das Imperfekt „Er durchwanderte“ bezeichnet eine langsame und anhaltende Art des Reisens. Er nahm Sich Zeit, überall zu verweilen. Zu dem allgemeinen Begriff der Verkündigung „keryssein“ = predigen fügt das zweite Zeitwort evangelisieren (d. h. die frohe Botschaft vom Himmelreich ankündigen) den der Gnadenverkündigung als den vorherrschenden Charakter Seiner Predigt hinzu. — Die Zwölfe begleiteten Ihn.
    In unserem kleinen Abschnitt werden nun nicht wie früher Jünger, sondern auch Jüngerinnen mit Namen genannt, die Jesus und die Apostel auf den Reisen begleiteten. Sie dienten dem Herrn und Seinen Jüngern mit ihren Gütern. Vermögende Frauen sorgten also für den äußeren Lebensunterhalt. Von einem Predigtdienst der Frau ist hier keine Rede.
    Von den vielen Reisebegleiterinnen des Herrn und Seiner Jünger werden nur drei mit Namen genannt.
    Die Erstgenannte, Maria Magdalena, wurde von ihrer Besessenheit geheilt. Es ist die nach ihrer Heimat Magdala oder Migdol (Turm), am Westufer des Sees Genezareth, genannte Maria. Lukas, der Arzt, berichtet, daß sieben Dämonen von ihr ausgefahren sind, was den Gipfelpunkt der Krankheit kennzeichnet. Alle Berichte der Evangelien über Jesu Tod, Begräbnis und Auferstehung erwähnen die Maria Magdalena in bedeutender Stellung (Lk 24, 10; Mt 27, 56. 61; 28, 1; Mk 15, 40. 47; 16, 1; Jo 19, 25; 20, 1–18). Sie mit der großen Sünderin zu identifizieren, wie dies oft geschehen ist, wurde schon als Irrtum erwiesen.
    Johanna, die Frau des Chusa, eines Finanzbeamten des Herodes Antipas, und Susanna, werden auch wohl vor der Zeit ihrer Nachfolge des Herrn krank gewesen sein. Die einzige Erwähnung der beiden ersten Frauen bei Lukas (Lk 24, 10) und der Frauen von Galiläa (Lk 23, 49. 55–24, 10; vgl. Mk 15, 40. 47; 16, 1), läßt erkennen, daß sie Jesus und Seine Apostel noch auf der letzten Reise von Galiläa nach Jerusalem begleiteten und sie insgesamt von ihrem Vermögen unterstützten.
    Wer waren „die anderen Frauen“, von denen Lukas noch in Vers 3 sagt: „und viele andere“? Wir lesen in Mk 15, 40. 41 davon: „Es schauten aber auch Frauen von ferne zu. Unter ihnen auch Maria aus Magdala, dann Maria, die Mutter des Jakobus des Kleinen und des Joses, und Salome, die Ihm, als Er noch in Galiläa weilte, nachgefolgt waren und Ihm gedient hatten und viele andere, die mit Ihm hinaufgegangen waren nach Jerusalem.“ Aus dieser Bibelstelle geht hervor, daß neben Maria Magdalena, die ja in Lk 8, 2 mit Namen genannt ist, zu den „anderen Frauen“, die in Lk 8, 2 nicht genannt sind, gehört haben. Maria, die Mutter des Jakobus und Salome, die Mutter des Johannes. Wer Jakobus und Johannes sind, siehe in W. Stb. Markus zu Mk 3, 13–19 „Apostelverzeichnis“.
    Daß Jesus mit völliger Ruhe die Handreichungen dieser Jüngerinnen annahm, darin offenbart Sich Seine Demut und Hoheit, und darin hat Er Sein volles Vertrauen zu der Reinheit und Treue dieser Begleiterinnen an den Tag gelegt. Wir sehen in dieser Gemeinsamkeit die Morgenröte einer neuen Welt der Liebe, die nur der Geist Christi ins Leben rufen kann.

    Wuppertaler Studienbibel

    In diesen Versen fasst Lukas die dritte große Predigttour Jeschuas durch das Land zusammen. Die Einzigartigkeit dieser Gelegenheit war, dass alle zwölf Apostel bei Ihm waren, da Er die apostolische Gruppe nach Seiner zweiten Tour geschlossen hatte. Der Inhalt Seiner Botschaft war die frohe Botschaft [Evangelium] des Reiches Gottes (Lukas 8,1). Er bot dem jüdischen Volk immer noch das Reich Gottes an.

    Lukas zählt mehrere Frauen auf, die ebenfalls auf diese Tour gingen, nachdem Jeschua Dämonen von ihnen ausgetrieben oder sie von Gebrechen geheilt hatte. Da war Miriam, die Magdalit genannt wurde, von der sieben Dämonen ausgefahren waren (Lukas 8,2) und von der später im Zusammenhang mit dem Tod, dem Begräbnis und der Auferstehung Jeschuas mehr offenbart wird (Matthäus 27,55-56; Markus 15,47; Lukas 24,10). Die Schrift gibt nicht an, dass sie die Prostituierte war, die Jeschua in Lukas 7,36-50 salbte. Wie MacArthur bemerkt, beweist die Tatsache, dass sieben Dämonen aus ihr ausgefahren waren, nicht, „dass sie ein unmoralisches Leben geführt hatte, da es keine notwendige Verbindung zwischen Dämonenbesessenheit und Unmoral gibt.“ Im Midrasch Rabba wird die Stadt Magdala erwähnt als die Heimat von „dreihundert Ständen von Verkäufern von Vögeln für die rituelle Reinigung.“ Als Magdala der Färber bezeichnet, ist dies auch ein Ort, an dem besondere Akazienbäume wuchsen, deren Holz „frei von allen Ästen und Rissen“ war.

    Eine weitere Frau, die mit Jeschua auf diese Tour ging, war Jochana, die Frau von Kusa (Lukas 8:3a), die als Verwalterin für Herodes Antipas arbeitete. Wie Miriam Magdalena war sie Zeugin von Jeschuas Begräbnis und Auferstehung (Lukas 23:55, 24:10).

    Eine dritte Frau, die mit Jeschua ging, war Schoschana („Susanna“ im Englischen), von der nichts weiter bekannt ist. Lukas gibt an, dass es auch andere, nicht genannte Frauen gab. In rabbinischen Schriften ist es üblich, von Rabbinern zu lesen, die mit ihren Jüngern reisten. Frauen reisten jedoch nicht mit solchen Gruppen. Dies ist einzigartig für Jeschuas Dienst. Lukas enthüllt auch genau, wie der Dienst von Jeschua und den zwölf Aposteln finanziert wurde: Diese Frauen dienten ihnen von ihrem Vermögen (Lukas 8:3b). Der Dienst wurde von mehreren wohlhabenden Frauen finanziert, und wieder einmal ist es Lukas, dem es darum geht, die Rolle der Frauen im Dienst und im Leben des Messias aufzuzeichnen. Die rabbinischen Ansichten über Frauen umfassen sowohl positive als auch negative Aussagen: Während einige Rabbiner lehrten, dass „jeder Mann, der keine Frau hat, ohne Freude, ohne Segen und ohne Güte lebt“, behaupteten andere, dass Frauen „gierig, lauschend, faul und neidisch“ seien.

    In der damaligen Gesellschaft waren Frauen „von [den Verpflichtungen] des Rezitierens des Schma‘ und [des Tragens] von Tefillin [M. 3:3A] befreit“ Sie wurden auch nicht zum Torastudium ermutigt Dennoch wurden einige weibliche Exegeten von den Rabbinern positiv bewertet:
    Es wurde gelehrt: Die Töchter Zelophehads waren weise Frauen, sie waren Auslegerinnen, sie waren tugendhaft.
    Sie [müssen] weise gewesen sein, denn sie sprachen zur rechten Zeit; denn R. Samuel, der Sohn des R. Isaak, sagte: [Die Schrift] lehrt, dass Moses, unser Meister, saß und eine Darlegung über den Abschnitt der Leviratsehe hielt, wie es heißt: Wenn Brüder zusammen wohnen. Sie sagten zu ihm: „Wenn wir so gut sind wie Söhne, dann gib uns ein Erbe wie einem Sohn; wenn nicht, dann soll unsere Mutter dem Gesetz der Leviratsehe unterworfen sein! Und alsbald brachte Mose ihre Sache vor den Herrn.
    Sie [müssen] Exegeten gewesen sein, denn sie sagten: ‚Wenn er einen Sohn hätte, hätten wir nicht gesprochen‘. Aber wurde es nicht gelehrt: ‚eine Tochter‘? – R. Jeremiah sagte: Streiche, ‚eine Tochter‘, von hier. Abaye sagte: [Die Erklärung ist, dass sie sagten]: ‚Auch wenn ein Sohn [von ihm] eine Tochter hätte, hätten wir nicht gesprochen‘.
    Sie waren tugendhaft, da sie nur mit solchen Männern verheiratet waren, die ihrer würdig waren.
    Dennoch wurde das Lehren der Tora an Frauen nicht wohlwollend betrachtet:
    DAHER ERKLÄRTE BEN AZZAI: EIN MANN IST VERPFLICHTET, ZU LEHREN … R. ELIEZER SAGT: WER SEINE TOCHTER TORA LEHRT, LEHRT SIE OBSZÖNITÄT.
    Kann es dir in den Sinn kommen, [dass er, indem er sie die Thora lehrt, sie tatsächlich] Obszönität lehrt! – Lies lieber: als ob er sie Obszönität gelehrt hätte. R. Abbahu sagte: Was ist der Grund von R. Eliezer? – Weil geschrieben steht: „Ich, die Weisheit, habe die Untugend zu meiner Wohnung gemacht“, d.h. wenn die Weisheit in einen Menschen eintritt, tritt die Untugend mit ihr ein. . . .
    R. JOSHUA SAGT: EINE FRAU ZIEHT VOR usw. Was meint er damit? – Er meint, daß eine Frau einen ḳab und Sinnlichkeit damit neun ḳab mit Enthaltsamkeit vorzieht.
    Den Rabbinern zufolge lehrte die Tora auch, dass die Weisheit einer Frau auf einen bestimmten Tätigkeitsbereich beschränkt war:
    Eine weise Frau fragte R. Eliezer: Da in Bezug auf das Vergehen mit dem goldenen Kalb alle gleich verbunden waren, warum war die Todesstrafe nicht dieselbe? – Er antwortete ihr: Es gibt keine Weisheit in der Frau, außer mit dem Spinnrocken. So sagt auch die Schrift: Und alle Frauen, die klug waren, sponnen mit ihren Händen.
    Die Rabbiner benutzten bildhafte Begriffe, um die Stadien der Weiblichkeit zu beschreiben, indem sie sie z.B. mit Feigen verglichen:
    Eine ‚unentwickelte Feige‘ bedeutet ’solange sie noch ein Kind ist‘; eine ‚reifende Feige‘ bedeutet ‚die Tage ihrer Jungfräulichkeit‘ …, eine ‚reife Feige‘ bedeutet ’sobald sie reif ist‘, [und] ihr Vater hat keine Autorität mehr über sie.
    Jüdische Männer waren dankbar, dass Gott sie nicht zu Frauen gemacht hatte:
    R. Juda pflegte zu sagen: Ein Mann ist verpflichtet, täglich die folgenden drei Segenssprüche zu sagen: „Gesegnet seist du, der du mich nicht zu einem Heiden gemacht hast“, „… . der mich nicht zum Weibe gemacht hat‘; und ‚. . . der du mich nicht zu einem brutalen Mann gemacht hast‘. R. Aḥa b. Jakob sagte einmal über seinen Sohn: „Gesegnet seist du, der du mich nicht zu einem brutalen Mann gemacht hast“, woraufhin er zu ihm sagte: „Und das auch! Da sagte der andere: ‚Welchen Segen soll ich dann stattdessen sagen?‘ [Er antwortete:] ‚. . der mich nicht zu einem Sklaven gemacht hat‘. Und ist das nicht dasselbe wie eine Frau? – Ein Sklave ist verachtenswerter.“

    Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

    „Daran, wie wir das Geschenk der Sprache gebrauchen, können andere erkennen, dass wir Anbeter Jehovas sind.“

    Wenn jemand sich dünkt, (O. scheint) er diene Gott, (O. er sei religiös) und zügelt nicht seine Zunge, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst (O. Religion) ist eitel.
    Elberfelder 1871 – Jakobus 1,26

    Wenn jemand sich einbildet, Gott zu dienen, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der macht sich selbst etwas vor. Sein Dienst für Gott hat keinen Wert.
    NeÜ bibel.heute Stand 2024 – Jakobus 1:26

    Wenn jemand sich für einen Anbeter Gottes hält, aber seine Zunge nicht zügelt, betrügt er sein eigenes Herz und seine Anbetung ist sinnlos.
    neue Welt Übersetzung – 2018 – Jakobus 1:26

    Wenn jemand meint, dass er so lebt, wie es Gott gefällt, dabei aber seine Zunge nicht im Zaum halten kann, der betrügt sein eigenes Herz, und seine Gottesverehrung ist leeres Gerede.
    Roland Werner – Das Buch – Jakobus 1,26

    Den Vers 27 hatten wir schon einmal…

    „Daran, wie wir das Geschenk der Sprache gebrauchen, können andere erkennen, dass wir Anbeter Jehovas sind.“ – o ja, denn wer Jehovah liebt, spricht über IHN! und nicht über Menschen! Schau dir alte bibelerklärende Bücher und Zeitschriften an: da geht es um Gott und Sein Handeln mit dem Menschen! Dann schau dir neue Bücher und Zeitschriften an – da geht es um den Mensch im Mittelpunkt, und wie Gott mir helfen kann meine Ziele zu verwirklichen.
    Also ja, an dem was in den Zeitschriften und VIdeos gesagt wird, kann ich erkennen, dass die meisten „Christen“ heute nicht Jehovah lieben, sondern „nur sich selbst“. Und werde ich die richtigen Schlüsse daraus ziehen, und mich von diesen „falschen Lehrern“ zurück ziehen?


    Wer Gott dient, zeigt das daran, daß er nicht unbesonnen daherredet. Die Wendung „er diene Gott“ (thrEskos, „gottesfürchtig, fromm“) bezieht sich auf die Beachtung äußerer Vorschriften. Diese äußeren rituellen Praktiken, von denen der Betreffende möglicherweise meint, daß sie besonders löblich seien, sind letztlich nichtig (mataios, „vergeblich, fruchtlos, nutzlos“), wenn sie nicht von Selbstbeherrschung begleitet sind (und hält seine Zunge nicht im Zaum) – ein Thema, das in Jak 3,1-12 noch detaillierter erörtert wird. Ein solcher Mensch betrügt sein Herz (apatOn kardian heautou; vgl. ein anderes Wort für „täuschen“ in Jak 1,22).

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Du bist zum Bild Gottes gemacht, sagt Jakobus; das macht aus dir den Herrn, der herrscht und herrschen soll. Was soll ich beherrschen? Das erste und wichtigste Gebiet, an dem du deine Herrschaft ausüben sollst, sagt Jakobus, ist dein Wort. Rennt dein Wort davon ohne Zügel, wo bleibt deine Herrschermacht? Wo bleibt dein Gottesdienst? Er spricht nicht von der Leerheit unserer Rede, dass wir sie zum Geschwätz entstellen, noch weniger von Lügen, Verleumdungen, Bosheit und Hass. Er macht mir meine Pflicht größer. Die Zunge ohne Zügel, das Wort ohne Leitung, die Rede, die nicht beherrscht ist, heißt er unverträglich mit Frömmigkeit, das sichere Wahrzeichen, dass der Mensch nicht Gott gehorsam geworden ist. Hat er Gottes Gesetz im Herzen, so verfährt er nicht mehr leichtsinnig mit seinem Wort und lässt es nicht sprudeln, wie es sich eben trifft. Dann weiß er sich für sein Wort verantwortlich, hält über ihm Wacht und handhabt es als das kostbare und wirksame Werkzeug, mit dem er Gottes Willen tut. Springt das Wort ohne Zügel von den Lippen, ziellos, tändelnd, der Wahrheit nicht unterworfen und nicht an die Liebe gebunden, bringt es nicht nur in den anderen unheilvolle Wirkungen hervor, sondern bereitet auch mir selbst eine schwere Gefahr. Gegen eine zuchtlose Frömmigkeit, bei der es nicht darauf ankommt, was wir sagen, erhebt das Herz seine Einrede. Es bangt vor den Folgen unserer Worte und begehrt nach Wahrheit, die der zuchtlosen Rede fehlt. Nun kommt es dazu, dass wir unser Herz betrügen. Wir ersticken sein Warnen und füllen es mit Einbildung. Es ist ein seltsamer Vorgang, wenn ein Mensch sich selbst hintergeht und sich selbst beschwindelt. Allein das Wort des Jakobus stammt aus wacher Beobachtung und reicher Erfahrung. Wie oft üben wir diese Kunst, unser Herz zu betrügen! Der echte Gottesdienst, der Gott vor Augen hat, macht nicht nur unseren Verkehr mit den anderen, sondern auch unser Gespräch mit unserem Herzen wahr.
    Schreibe mir Dein Gesetz, Herr, Gott, in mein Herz; dann regiert es auch meine Lippen und füllt sie mit Deiner Güte und mit Deiner Wahrheit, dass sie Dir dienen. Amen.

    Adolf Schlatter – Andachten

    „Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit, und darinnen beharrt, und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, derselbige wird selig sein in seiner Tat.“ Das waren die Worte des Jakobus im 25. Verse. Und derselbige allein, fährt er fort, ist ein rechter Gottesdiener, bereit und geschickt, sich selbst und Alles, was sein ist, dem Gott, des er ist, und dem er dient, in willigem Gehorsam zum Opfer zu bringen. Anders, wenn nicht das Herz Gottes ist, und das ganze Leben in Wort, Werk und Wandel von der Liebe zu Gott und dem willigen Gehorsam gegen ihn getragen und erfüllt ist, was ist es um all euer Gottdienen, und was sind all euere Gottesdienste vor ihm!
    Ohne ein reines Herz und eine reine Zunge, ohne reine Werke und reinen Wandel kein reiner und unbefleckter Gottesdienst!
    Das denn der Gegenstand unserer heutigen Betrachtung.

    Fr. Luger – Der Brief des Jacobus, in sechsundzwanzig Betrachtungen für die häusliche Erbauung, sowie zum Gebrauch bei Lesegottesdiensten ausgelegt

    Ein »frommes« Herz und ein »unfrommer« Lebenswandel lassen sich nicht miteinander verbinden. Der Versuch, Gott zu dienen, dabei aber weder das Gute zu tun noch das Böse zu lassen, führt zum Selbstbetrug.
    Jak spricht in V. 19–21 von der Gefahr des voreiligen Redens und der mangelnden Bereitschaft zu hören, in V. 22–25 von der Gefahr, das Gehörte wieder zu vergessen und nicht lebendig werden zu lassen. In V. 26f redet er von der Gefahr der Heuchelei, des frommen Selbstbetrugs, in welcher der steht, der meint, Gott zu dienen und doch an Gottes Willen vorbeigeht. Womöglich redet so einer schlecht über andere, die »es noch nicht begriffen haben«, beurteilt sich selber jedoch sehr viel besser, ohne zu sehen, wo es bei ihm selber fehlt. Damit macht er nicht nur die anderen schlecht, sondern betrügt sich selbst. Was andere tun, wird verkleinert, damit die eigenen Bemühungen um den rechten Gottesdienst um so glänzender hervortreten. »Wer die gröberen Fehler abgelegt hat, ist meistens dieser Krankheit unterworfen.«
    Wenn von diesem Menschen gesagt wird, sein Gottesdienst sei nichtig bzw. eitel, so deutet dies an, dass sein Gottesverhältnis nicht nur durch den Makel der Lästerung getrübt ist. Seine ungezügelte Zunge zeigt vielmehr, dass sein ganzer Gottesdienst im Grunde nicht aufrichtig ist. Das Wort »mataios«, das hier verwendet wird, charakterisiert sonst den heidnischen Gottesdienst als »nichtig«. Ein Gottesdienst, der in dieser Weise »nichtig« ist, ist also nicht nur ein wenig falsch, sondern völlig verkehrt und steht in einem falschen Bezug. Auch hier geht es Jak – wie an vielen anderen Stellen – darum, dass unser Glaube und unser Verhältnis zu Gott ganz und ungeteilt, also »vollkommen« ist.

    Wuppertaler Studienbibel

    Denen, die Gott mit der Tat dienen wollen, gibt Jakobus noch eine weitere Mahnung, weil sich auch in unseren Gottesdienst viel Verderbnis eindrängt. Wir heißen vieles „Gottesdienst“, was es nicht ist, und machen aus unserem Gottesdienst ein Mittel der Selbsttäuschung und des Wahns. 1,26: Wenn einer meint, er diene Gott, obwohl er seine Zunge nicht zügelt, sondern sein Herz betrügt, dessen Gottesdienst ist nichtig. Das Wort verschafft uns nicht nur dadurch den Gottesdienst, daß wir es hören und die kostbare Gabe, die von oben zu uns kommt, die Wahrheit, empfangen, sondern es wird auch dadurch zu einem wichtigen Teil unserer Frömmigkeit, daß wir es sagen. Jeder, der Gott dienen will, übt deshalb das Reden eifrig. Er begleitet alles, was er erlebt, mit frommen Worten und verwebt sie mit seinem ganzen Verkehr mit jedermann. Zügelst du dein Wort? fragt Jakobus. Regierst du es? Oder sprudelt es unüberlegt, ohne Besinnung, ohne Prüfung, ohne Regel und ohne Ziel aus dir heraus? Wenn wir reden, ohne zu bedenken, was wir sagen, und ohne zu erwägen, zu wem wir reden, ist auch das frömmste Wort nicht Gottesdienst. Fährt das Wort ohne Zügel dahin, dann entstehen durch dasselbe sofort jene Dinge, von denen Jakobus in Kapitel 3 spricht. Dann wird die Zunge zum Übel, zur Gefahr, zum Gift, weil unser Wort die anderen verwirrt, ihre Begierden erweckt, ihr Gewissen betäubt, Zank schafft, Trennung stiftet und die Gemeinde zerreißt.
    Die Frömmigkeit besteht aber nicht nur in Worten, sondern ist die Sache unseres Herzens; denn mit dem Herzen wird geglaubt, und aus dem Herzen kommt die Liebe. Betrügst du dein Herz? fragt Jakobus. Redest du ihm ein, du seiest fromm, auch wenn es deine Not empfindet, du habest recht, auch wenn es wahrheitsgemäß dein Verhalten verwirft? In der Religiosität der Menschen spielen die Versuche, sich selbst zu bearbeiten und zu überreden, das eigene Empfinden zu ersticken und das Gewissen zu beschwatzen, eine große Rolle. Wenn wir uns aber dadurch die fromme Haltung bereiten, daß wir uns selbst betrügen, dann tragen wir auch im Verkehr miteinander die frommen Masken und bauen unsere Gemeinschaft miteinander auf den Schein. Wenn aber die Wahrhaftigkeit, die die Stimme des Herzens unverfälscht hört, und die Besonnenheit, die die Regierung des Worts nie verliert, notwendig zu unserem Gottesdienst gehören, dann wird er eine täglich neu uns obliegende Arbeit, mit der wir nie zu Ende kommen und aus der sich nie ein Grund zum selbstgefälligen Ruhm machen läßt.

    Schlatter – Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament