Deswegen sollen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa abgleiten. (O. daran vorbeigleiten, es verfehlen)
Elberfelder 1871 – Hebräer 2,1
Das alles macht deutlich, dass wir uns nicht entschieden genug an die Botschaft halten können, die wir gehört haben, weil wir sonst in der Gefahr sind, vom Weg abzukommen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 2:1
Deswegen müssen wir ganz besonders auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht auf Abwege kommen.
Das Buch – 2009 – Hebr 2,1
Darum ist es nötig, daß wir den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir niemals abgleiten.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Hebr 2:1

Das im vorigen Abschnitt Gesagte enthält wichtige Implikationen für die Leser, wie das einleitende „darum“ zeigt. Weil der Sohn so hoch über allem steht und am Ende über alle seine Feinde siegen wird, tun die Leser gut daran, desto mehr auf diese Wahrheiten zu achten. Wenn sie das nicht tun, laufen sie Gefahr, am Ziel vorbei(zu)treiben (pararyOmen; ein Wort, das nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament vorkommt). Die Adressaten des Hebräerbriefes zeichnen sich offenbar durch geistliche Unreife und Trägheit aus (vgl. Hebräer 5,11-12 ), und wenn dieser Zug nicht bekämpft wird, können sie leicht von dem rechten Weg, der ihnen verkündet worden war, abkommen. Vielleicht dachte der Verfasser des Briefes hier an die Übersetzung von Sprüche 3,21 in der Septuaginta, wo ebenfalls das Wort pararyOmen verwendet ist: „Mein Sohn, laß sie nicht aus deinen Augen weichen, bewahre Umsicht und Klugheit.“
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Paulus fasst die Gefahr in zwei Sätzen zusammen: Wir dürfen nicht wegtreiben von dem, was wir gehört haben (V. 1), und dürfen „eine so große Errettung“ nicht missachten (V. 3 EB).
William G. Johnsson 2003 – Studienreihe zur Bibel
Die Elberfelder Übersetzung gibt Vers 1 mit „damit wir nicht etwa vorbeigleiten“ wieder. Das erklärt sich vom griechischen Wort pararreö. Es kann sowohl für ein Schiff benutzt werden, das vom Kurs abkommt (und daher am Ziel vorbeitreibt), als auch für einen Ring, der vom Finger rutscht. Wenngleich sich beide Bilder erheblich unterscheiden, ist ihre Absicht deutlich: etwas Wichtiges geht verloren. Obwohl man mit dem richtigen Kurs ausgelaufen ist, haben Wind und Strömung einen unbemerkt abgetrieben. Oder, um das Bild zu wechseln: Der Ring ist einem während der Arbeit vom Finger gerutscht, ohne dass man es gemerkt hat.
Wie können wir solch einen Verlust verhindern? Wir sollen „umso mehr auf das achten, was wir gehört haben“ (Kap. 2,1 EB). Das bedeutet, sorgfältig darauf zu achten und zu überprüfen, dass wir auf dem richtigen Kurs bleiben und das nicht verlieren, was wir als kostbares Gut bewahren sollen.
Beziehungen bestehen nicht von allein weiter. Wir müssen etwas tun, um sie lebendig zu erhalten. Eine Beziehung, die nicht enger wird, fängt an, sich zu lockern. Sobald uns Freundschaft selbstverständlich wird, beginnen wir sie zu verlieren. Viele Ehepaare fragen sich nach zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren, woran ihre Beziehung gestorben ist. Was ist passiert? Wo ist die Liebe geblieben? Meistens ist nichts Gravierendes geschehen, was die Liebe schwinden ließ. Das Problem wurde durch das verursacht, was nicht geschehen ist. Die Beziehung wurde nicht genügend gepflegt und ging daran zugrunde.
Ähnlich ist es mit dem Glauben. Jesus ist uns wichtig und unentbehrlich geworden – ebenso die Erlösung, die wir durch ihn erlangt haben. Aber diese Beziehung muss gepflegt werden, sie wächst nicht ohne unser Zutun. Jeden Tag müssen wir danach streben, ihn besser kennen zu lernen, ihn aufrichtiger zu lieben und ihm treuer zu dienen. Geschieht das nicht, strandet unser Glaubensschiff früher oder später auf der Sandbank frommer Gewohnheit oder sitzt eines Tages auf der Klippe der Nachlässigkeit fest.
Der Apostel unterscheidet in seinem Brief deutlich zwischen einer evangelistisch-missionarischen Verkündigung, durch die Menschen zum Glauben an Jesus Christus gerufen, [1] in der die Grundlagen für das Leben in der Nachfolge gelegt werden (Hbr 6, 1–2), und einer vertiefenden Unterweisung für Gläubige (Hbr 5, 12–14), die der gesunden Entfaltung des geistlichen Lebens dient. In unserem Vers ist „das Gehörte“ die erweckliche Predigt, die die Hebräerchristen zum Glauben an Jesus Christus rief und den Gläubiggewordenen Hilfe für die ersten Schritte im neuen Leben bot. Daran sollen sie festhalten. Das apostolische Wort ist eine Mahnung an Gläubige, die von jeder Generation gehört werden muß: Es gibt Grundwahrheiten der Heiligen Schrift — der Hbr denkt dabei besonders an den Opfertod Jesu zu unserer Erlösung, Heiligung und Vollendung (Hbr 10, 8–18), auf denen unser Glaubensleben ruht, über die wir bei allem Wachstum in der geistlichen Erkenntnis nie hinausgelangen, ohne die wir nicht leben können. Wir sollen auf das Wort Gottes achten, uns täglich Zeit dafür nehmen, es aufmerksam lesen und hören, uns innerlich damit beschäftigen (Apg 17, 11). „Auf das Wort achten“ (grie proséchein) ist nicht nur der Weg, um zum lebendigen Glauben an Jesus Christus zu kommen (Apg 8, 6. 12), sondern auch die notwendige Voraussetzung, um im Glauben zu bleiben.
Wuppertaler Studienbibel
Warum haben wir unbedingt daran festzuhalten? Dem Apostel geht es darum, daß wir „das uns gesetzte Ziel nicht verfehlen“. Wer nicht im Worte Gottes lebt, begibt sich in Gefahr, vom rechten Weg abzukommen, im geistlichen Leben zu erlahmen und Irrlehren anheimzufallen. Aber noch viel mehr: Das Ziel des Christen besteht nicht nur darin, bekehrt und gerettet zu werden. Jesus hat gesagt: „Ich habe euch erwählt und gesetzt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibe!“ (Jo 15, 16). Gottes Absicht ist es, die Gläubigen wesensmäßig umzugestalten, uns Jesus ähnlich zu machen (Rö 8, 29); sein Ziel ist es, daß Christus in uns Gestalt gewinnt (Gal 4, 19)! Die Gesinnung Jesu und seine Liebe sollen in unseren alltäglichen mitmenschlichen Beziehungen zutage treten (Phil 2, 5). So soll unser ganzes Leben zu einem Zeugnis des Evangeliums werden, durch das andere Menschen den Weg zu Jesus Christus finden. Paulus richtet seinen ganzen Dienst an den Gemeinden darauf aus, „jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen“ (Kol 1, 28f). Das ist das Ziel, auf das hin der Heilige Geist im Leben der Gläubigen wirkt, und dieses Ziel sollen wir nicht verfehlen. Es gibt im Leben der Christen die verhängnisvolle Möglichkeit, daß wir wohl bekehrt und wiedergeboren sein können und doch Gottes Wort überhören und seinen Willen in unserem Leben nicht verwirklichen. Dann bringt unser Leben keine Frucht für die Ewigkeit, dann wird der Gerichtstag des Herrn offenbaren, daß unser irdisches Leben einem Bau aus Holz, Heu und Stroh gleicht, der im Feuer verbrennt (1 Ko 3, 11–15); wir haben so das uns gesetzte Ziel verfehlt!
Die Warnung in diesen ersten Versen von Kap.2 ist ein Einschub. Der Gegenstand der Erhabenheit Christi über die Engel wird in V.5 wieder aufgenommen werden, doch jetzt wechselt der Schreiber kurz zu einem ernsten und mit Nachdruck behandelten Thema, worin er eine Warnung in bezug auf jede Vernachlässigung der großen Errettung aussprechen wird. Es ist, als würde er in seinem Nachsinnen innehalten, weil er sich persönlich über die Größe Christi freut, aber auch weiß, daß die Nachlässigkeit einiger zu ihrem ewigen Verlust führen könnte. Solche Warnungen werden im gesamten Brief immer wieder aufgegriffen (siehe 3,7-19; 6,1-8;10,26-31).
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Die Warnung beginnt in der Elberfelder Bibel mit „deswegen“. Nach einem einfachen und verläßlichen Grundsatz beim Lesen der Heiligen Schrift sollten wir jedesmal, wenn wir „deswegen“ oder „darum“ lesen, „warum?“ fragen. Dieses Wort geht immer einer zwingenden Schlußfolgerung oder einer überzeugenden praktischen Anwendung dessen voraus, was gerade geschrieben worden ist. Nach einem allgemein bekannten Muster legt Paulus in seinen Briefen wichtige Lehren dar und sagt dann „darum“, wobei er sogleich zu praktischer Gottseligkeit aufgrund der Wahrheit mahnt, die er eben erläutert hat. Im Römerbrief können die Wörter „deswegen“, „daher“, „darum“ und „deshalb“, in Einklang mit der sich über den gesamten Brief erstreckenden inspirierten Argumentation
14mal gezählt werden (vgl. dort die etwa 150malige Erwähnung von „denn“).
Dieses hier mit „deswegen“ übersetzte Wort entspricht zwar nicht ganz dem so oft im Römerbrief vorkommenden, doch damit wird genau das gleiche beabsichtigt und bezweckt. J.N. Darby übersetzt: „Aus diesem Grund …“ Angesichts der im vorhergehenden Kapitel so ausführlich nachgewiesenen Größe Christi ist die Botschaft des Heils wie auch die Verantwortung der Hörer von entsprechend großer Tragweite. Wir haben die Größe Seiner Person und die Gnade Seines Hingehens nach Golgatha gesehen. Wir haben die Herrlichkeit Seiner erhabenen Stellung und den Glanz Seiner überragenden Größe gegenüber den Engeln betrachtet. Angesichts dieser unvergleichlichen Vortrefflichkeit liegt auf denen, die diese Botschaft hören, die Verantwortung, sie anzunehmen. Die Botschaft ist wunderbar und herrlich, unübertroffen und beispiellos. Aus diesem Grund müssen wir ihr Beachtung schenken.
Viele Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten rief das Pronomen „wir“ hervor. Wer ist damit gemeint? Die einfachste Antwort scheint zu sein, daß wir es sind, welche die frohe Botschaft der großen Errettung in Christus gehört haben und hören. Alle Hörer tragen eine schwerwiegende Verantwortung in bezug auf ihre Reaktion, ganz gleich, wer sie sind. Doch im unmittelbaren Zusammenhang spricht der Autor als Jude. Israel empfing als erstes das Evangelium. Der Grundsatz gilt natürlich für alle, doch diese Warnung betrifft zunächst das Volk, zu dem der Messias kam. Beachten wir, daß der Schreiber „wir“ und nicht „ihr“ sagt. Er schließt sich mit ein, indem er sich selbst das auferlegt, was er von anderen fordert. Interessant ist, was J.M. Davies dazu bemerkt: „Fünfmal kommt das Pronomen ‚wir‘ in diesen Versen vor, ‚uns‘ einmal. Dies muß genauso verstanden werden, wie Petrus es gebrauchte, als er und Johannes vor dem Synedrium standen … Er klagte sie an, die Bauleute zu sein, die den Stein verworfen hatten, der zum Eckstein geworden ist. Auch ist in keinem anderen das Heil, denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem wir errettet werden müssen (Apg 4,5-12).“
Wieviel haben wir aus Gnade über den Sohn gehört! Welch ein gepriesenes, herrliches Evangelium ist uns zu Ohren gekommen! Wir sollen unbedingt darauf achten, mehr noch, ihm mit Ernst, ja, mit größerem Ernst, Beachtung schenken. Unsere Aufmerksamkeit sollte überaus groß sein. Die Botschaft verlangt es. Es ist nur recht und billig sowie vernünftig, auf die Offenbarung des Heilandes zu achten, die so groß ist wie Er selbst. Doch es wird die traurige Möglichkeit ins Auge gefaßt, daß einige von dem Gehörten abgleiten (vgl. Anm. Elberf) oder daran vorbeitreiben (vgl. Luther ’56, Jerusalemer und GN).
Vielleicht ist das Bild eines undichten Gefäßes angebracht. Man hat Wasser hineingegossen, doch es geht verloren, es fließt ab. Wie viele gibt es, denen durch Freunde und Verkündiger mit Ernst die Wahrheit des Evangeliums ans Herz gelegt worden ist, doch sie wollen nicht darauf achten! Die Verlockungen der Welt sind groß: Ihre Schätze und Plätze ziehen sie zu stark an, ihr Tun und Treiben beansprucht sie zu sehr, so daß die kostbaren Worte der Wahrheit des Evangeliums mißachtet werden und verlorengehen. Ab er einige sehen ein anderes Bild vor sich, das der Text zuläßt. Die Hörer gleiten an der Botschaft vorbei. Sie treiben wie ein Schiff ohne Lotse oder Anker dahin. Sie treiben vom sicheren Hafen ab oder daran vorbei, ohne vertäut zu sein. Sie erleiden Schiffbruch und nehmen ein tragisches Ende. Für einige wird dies die unbeschreibliche, unvorstellbare Tragik des Abfalls sein, ein Herausfallen aus einer Vorrechtsstellung, in die sie durch Gnade gebracht worden sind.
Natürlich kann der aufrichtige Gläubige nicht abfallen. Das wahre Gotteskind kann nie verlorengehen. Doch die Warnung ist notwendig, weil es heute wie damals diejenigen gibt, die der Wahrheit des Evangeliums nur gedanklich zugestimmt haben und den Anschein erwecken, als hätten sie ihr geglaubt und sie angenommen. Sie pflegen Gemeinschaft mit Christen, sehen sogar wie Christen aus und reden wie Christen. Und doch haben sie im Herzen nie wahrhaft Buße getan und Christus als Heiland und HERR erkannt! Es ist bedeutsam, daran zu erinnern, daß diese Hebräer wahrscheinlich der zweiten Generation der Christen angehörten, die in judenchristlichen Häusern aufgewachsen und deren Eltern unbestritten gläubig waren. Intellektuell stimmten sie dem Evangelium zu, in dem sie unterwiesen worden waren, doch im Grunde ihres Herzens waren sie Juden und liefen ständig Gefahr, der Verlockung des Judaismus zu erliegen und von dem, was sie gehört hatten, abzugleiten. Aufgrund der wiederholten Warnungen dieses Briefes sollten wir daher unser Herz prüfen und auf unsere Berufung sowie Erwählung achthaben.
Deswegen müssen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben, damit wir nicht etwa am Ziel vorbei gleiten. Denn wenn das durch Engel verkündete Wort fest war und jede Übertretung und jeder Ungehorsam gerechte Vergeltung empfing, wie werden wir entfliehen, wenn wir eine so große Rettung missachten? Sie ist ja, nachdem sie ihren Anfang damit genommen hatte, dass sie durch den Herrn verkündet wurde, uns gegenüber von denen bestätigt worden, die es gehört haben, wobei Gott zugleich Zeugnis gab durch Zeichen und Wunder und mancherlei Machttaten und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
An dieser Stelle behandelt der Verfasser die erste der fünf Abweichungen, um die erste seiner fünf Warnungen auszusprechen. Diese Warnung basiert auf dem, was er zuvor aufgezeigt hat: Der Messias ist den Engeln überlegen. Bevor der Autor fortfährt, um eine weitere Beweiskette anzubringen, gibt er eine väterliche Warnung vor der Gefahr des Abweichens. Daher beginnt er in Vers 1 mit dem Wort deswegen, um die Anwendung vorzustellen, die sich aus der zuvor erörterten Wahrheit ergibt: Da Jesus den Engeln überlegen ist, müssen wir … auf das achten (besondere Aufmerksamkeit), damit wir nicht … vorbei gleiten. Das hier benutzte griechische Wort für vorbeigleiten wird sonst für Boote verwendet, die von ihrem Ankerplatz losgebunden worden sind und nun auf dem Wasser treiben. Es bedeutet „vorbeiströmen“, „abgleiten“, „hinuntergleiten“, „in den Wind hineingleiten“, „aus der Erinnerung verschwinden“. Die Septuaginta verwendet in Jesaja 44,4 dasselbe Wort auch für fließendes Wasser. Gemeint ist Folgendes: Die Empfänger dürfen nicht zulassen, dass ihnen das, was sie gelernt haben, davon fließt, entgleitet oder aus der Erinnerung verschwindet. Bei der Anwendung geht es darum, dass die durch den Sohn übermittelte Offenbarung weit mehr ernste Verpflichtungen mit sich bringt als solche Offenbarungen, die durch Engel oder Menschen übermittelt wurden. Engel sind den Menschen überlegen und eine Offenbarung, die durch Engel zu uns kam, enthielt Verpflichtungen, doch der Sohn ist höher als Engel.
Daher bringt die Offenbarung durch den Sohn gewichtigere Verpflichtungen und auch ein schwereres Gericht mit sich, falls sie ignoriert wird. Der Ausdruck was wir gehört haben bezieht sich auf das Wesentliche der lehrhaften Wahrheiten, zu denen die Gläubigen Zugang gehabt haben. Sie müssen ihre besondere Aufmerksamkeit auf die neue Offenbarung richten, die durch den Sohn übermittelt wurde.
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