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Gottes Gerechtigkeit – II

Sorgt euch zuerst darum, dass ihr euch seiner Herrschaft unterstellt und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 6:33

Sucht in erster Linie nach der Königsherrschaft Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch das alles dazugegeben werden.
Bruns 2013 – Matthäus 6,33

Macht es zu eurem obersten Ziel, dass sich Gottes gute Herrschaft in eurem Leben und überall ausbreitet! Setzt euch dafür ein, dass endlich die Gerechtigkeit Gottes diese Welt bestimmen kann und dass ihr selbst auch so lebt, wie es gut und richtig ist. Dann wird Gott euch alles andere schenken.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 6,33

Heute nur Ergänzungen zu diesem Vers … einige andere Gedanken hatten wir schon….

Nach Gottes Interessen fragen
In Zeiten von Krise, Weichenstellung und Neuorientierung bekommen Worte aus dem reichen Schatz der Bibel für mich besonderes Gewicht. Als wir vor Jahrzehnten vor einer wichtigen Entscheidung standen, geriet ein Satz von Jesus in unseren Blick und unser Herz: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere zufallen“ (aus der Bergpredigt, Matthäus 6,33).
Wir fragten uns: Was genau könnte das in der jetzigen Situation bedeuten – nach Gottes Reich trachten? Vielleicht ihn und seine Maßstäbe als wichtigstes Kriterium bei Entscheidungen nehmen? Seinem Wort und seiner Weisheit mehr Gewicht beimessen als meinem „Bauchgefühl“? Nicht in erster Linie nach Verdienst- und Karrieremöglichkeiten schielen, sondern überlegen: Wie könnte ich mich wo am sinnvollsten einsetzen für Gott, seine Welt und seine geliebten Geschöpfe?
Einfache Antworten haben wir nie gefunden. Vermutlich jede Menge Fehlentscheidungen getroffen. Und doch beständig eingeübt: Nicht ich bin der wichtigste aller Maßstäbe. Und das ist auch gut so.
In einem Liedtext, den ich zu diesem Satz von Jesus geschrieben habe, formuliere ich ganz schlicht: „Setzt euch zuerst für Gottes Sache ein – er gibt euch, was ihr braucht!“ Und in einem anderen Lied zur gleichen Bibelstelle: „Wer das neue Leben wagt, zuerst nach Gottes Zielen fragt, sich für Gott einsetzt, zu ihm steht, sich nicht nur um sich selber dreht, der wird viel mehr, als er es denkt, von Gott beschenkt.“

Faszination Bibel 1/2021

Bei der Bitte um Gottes Reich werden wir uns all dessen erinnern, was wir früher über das Wort »Reich Gottes« bedacht haben. Mit dieser Bitte anerkennen wir zuallererst den Primat Gottes: Wo er nicht ist, kann nichts gut sein. Wo Gott nicht gesehen wird, verfällt der Mensch und verfällt die Welt. In diesem Sinn sagt der Herr zu uns: »Sucht zuerst das Reich (Gottes) und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben« (Mt 6, 33). Mit diesem Wort ist eine Ordnung der Prioritäten für das menschliche Tun, für unsere Haltung im Alltag gesetzt.
Keineswegs wird uns ein Schlaraffenland verheißen für den Fall, dass wir fromm sind oder das Reich Gottes irgendwie möchten. Es wird kein Automatismus einer funktionierenden Welt vorgegeben, wie ihn die Utopie der klassenlosen Gesellschaft vorstellte, in der alles von selber gutgehen würde, nur weil es kein Privateigentum gibt. So einfache Rezepte liefert uns Jesus nicht. Aber er setzt – wie gesagt – eine alles entscheidende Priorität: »Reich Gottes« heißt »Herrschaft Gottes«, und das bedeutet: Die Maßstäblichkeit seines Willens wird angenommen. Dieser Wille schafft Gerechtigkeit, zu der es gehört, dass wir Gott sein Recht geben und darin den Maßstab für das Recht unter den Menschen finden.
Die Ordnung der Prioritäten, die Jesus uns hier angibt, mag uns an den alttestamentlichen Bericht von Salomos erstem Gebet nach seinem Regierungsantritt erinnern. Da wird erzählt, der Herr sei nächtens dem jungen König im Traum erschienen und habe ihm eine Bitte freigestellt, für die der Herr Erhörung zusagte. Ein klassisches Traummotiv der Menschheit! Was bittet Salomo? »Verleihe deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht« (1 Kön 3, 9). Gott lobt ihn, weil er nicht – wie es so naheläge – um Reichtum, Vermögen, Ehre oder um den Tod seiner Feinde, auch nicht um langes Leben gebetet hatte (2 Chr 1, 11), sondern um das wahrhaft Wesentliche: das hörende Herz, die Unterscheidungsfähigkeit zwischen Gut und Böse. Und darum erhält Salomo dann auch das andere hinzu.
Mit der Bitte: »Dein Reich komme« (nicht unseres!), will uns der Herr genau auf diese Art des Betens und der Ordnung unseres Handelns hinführen. Das Erste und Wesentliche ist das hörende Herz, damit Gott herrsche und nicht wir. Das Reich Gottes kommt über das hörende Herz. Das ist sein Weg. Und darum müssen wir immer wieder bitten.
Von der Begegnung mit Christus her vertieft sich diese Bitte noch, wird noch konkreter. Wir haben gesehen, dass Jesus das Reich Gottes in Person ist; wo er ist, da ist »Reich Gottes«. So ist die Bitte um das hörende Herz zur Bitte um die Gemeinschaft mit Jesus Christus geworden, die Bitte darum, dass wir immer mehr »ein Einziger« werden mit ihm (Gal 3, 28). Es ist die Bitte um die wahre Nachfolge, die Gemeinschaft wird und uns zu einem Leib mit ihm macht. Reinhold Schneider hat das eindringlich ausgedrückt: »Das Leben dieses Reiches ist das Fortleben Christi in den Seinen; in dem Herzen, das nicht mehr gespeist wird von der Lebenskraft Christi, endet das Reich; in dem Herzen, das von ihr berührt und verwandelt wird, beginnt es […] die Wurzeln des unvertilgbaren Baumes suchen in ein jedes Herz zu dringen. Das Reich ist eins; es besteht allein durch den Herrn, der sein Leben, seine Kraft, seine Mitte ist […]«. Um das Reich Gottes zu bitten heißt, zu Jesus zu sagen: Lass uns dein sein, Herr! Durchdringe du uns, lebe in uns; versammle die zerstreute Menschheit in deinem Leib, damit in dir alles Gott untergeordnet werde und du dann das All dem Vater übergeben kannst, auf dass »Gott alles in allem sei« (1 Kor 15, 26–28).

Jesus von Nazareth: Beiträge zur Christologie

Jesus fasst diesen Zuspruch so zusammen: „Kümmert euch nur um das Reich Gottes, dann wird Gott dafür sorgen, dass ihr alles bekommt, was ihr braucht“ (Matthäusevangelium 6,33). Das kam einer Revolution gleich: Wer sich nur um sein eigenes Wohl kümmert, dem wird es nie wirklich gut gehen, wer sich nur um Gott kümmert, der wird erleben, dass ihm alles andere zufällt: „Du musst den Sinn des Lebens nicht selber finden, und du kannst dich selbst annehmen, weil du angenommen bist. Du kannst aufhören, dich um alles und jedes zu sorgen. Das ist die Folge von Gottes Liebe.“ Die Urnöte der menschlichen Existenz werden auf Gott übertragen. Er hat das alles in der Hand. Vom Menschen wird nicht mehr erwartet, als dass er dieser Verheißung vertraut.
Jede Form von „christlicher“ Religiosität, die doch wieder Erwartungen an den Menschen stellt, hat dieses befreiende Kernbekenntnis des Neuen Testamentes nicht ergriffen. Gott erwartet nicht, dass der Mensch sich das Heil verdient. Aber ein Mensch, dem diese Bedrängnis abgenommen ist, wird sich nichts sehnlicher wünschen, als sein Leben für Gott einzusetzen. Weil er befreit wurde, ist er frei, sich hinzugeben.

Vogt 2014 – Bibel für Neugierige: Das kleine Handbuch göttlicher Geschichten

suche zuerst sein Reich: Christen müssen dem Streben nach Heiligkeit in ihrem Leben Vorrang einräumen. Das ist keine Ausrede für Faulheit in praktischen Dingen (2 Thess 3,6-13), sondern ein Aufruf zum Vertrauen in die Fürsorge des Vaters

Die Ignatius Catholic Study Bible

V. 33: Nach dem Reich, d.h. der Herrschaft Gottes trachten heißt, auf Gottes Ankunft, auf das volle Erscheinen seiner Herrschaft zuleben und das gegenwärtige Leben ganz im Licht dieser Zukunft gestalten. Das Trachten nach dem Reich Gottes muss sich konkretisieren im Trachten nach seiner (= Gottes) Gerechtigkeit (s. dazu 3:15; 5:6, 10; 6:10 und die Erklärungen).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

Jüngerinnen und Jünger, denen die Herrschaft Gottes über ihr Leben wichtig ist und die fleißig nach einem rechtschaffenen Leben streben, können darauf vertrauen, dass Gott ihre Bedürfnisse befriedigt.

CSB Study Bible

Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen Wir sollen Gottes erlösender Regel (3,2) und einer richtigen Beziehung mit ihm die höchste Priorität im Leben geben (# 3,15); Sorgen steht im Widerspruch zu dieser Priorität, denn ihre Zweifel führen uns weg von diesem höchsten Ziel. Gott wird bei denen, die alles für ihn wagen, alle Bedürfnisse erfüllen.

Reformations-Studien-Bibel

Woher weißt du, ob du Gottes Reich an die erste Stelle setzt? Stelle dir diese Frage: Wenn ich eine Entscheidung treffen muss, wohin gehe ich dann zuerst? Für viele Christen ist Gott wie ein Ersatzreifen. Er ist derjenige, zu dem sie rennen, wenn alles andere versagt. Suchst du also zuerst Gottes Perspektive (durch sein Wort und göttlichen Rat) oder suchst du die Perspektive der Welt? Königreichschristen berufen sich zuerst auf Gottes Sichtweise und seine gerechten Maßstäbe. Wenn du das tust, wirst du mit all diesen Dingen versorgt werden. Richte dich nach seiner Agenda und dein Daddy wird die Verantwortung für deine Bedürfnisse übernehmen.

Die Tony Evans Studienbibel

Denn sooft ihr dieses Brot esst und diesen Becher trinkt, verkündet ihr immer wieder den Tod des Herrn, bis er kommt.

Denn so oft ihr dieses Brot esset und den Kelch trinket, verkündiget ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 11,26

Jedes Mal also, wenn ihr dieses Brot esst und von diesem Becher trinkt, verkündet ihr damit die Rettung, die durch den Tod des Herrn geschehen ist, bis er wiederkommt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Korinther 11:26

Seid euch also darüber im Klaren: Jedes Mal, wenn ihr von dem Brot esst und aus dem Becher trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn – bis der Herr wiederkommt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 11,26

Wie ist das in deiner Gemeinde? Dürfen die „normalen Gottesdienstbesucher“ nur von dem Brot essen – aber der Wein wird nur für den Klerus reserviert? Oder „nur eine kleine Herde“ darf von Brot und Wein nehmen, die allermeinsten werden aber zu Beobachtern degradiert? Wie kann man diese „Vorgaben“ mit dem obrigen Vers in Einklang bringen? Fordert Paulus nicht die Korinther dazu auf, BEIDES zu sich zu nehmen – und zwar nicht, um damit in eine „besondere Klasse“ aufgenommen zu werden – sondern den Blick auf Jesus zu richten! Wenn aber der Wein nur für den Klerus ist – dann schauen wir auf diesen Klerus, anstatt auf das Opfer Christi! Wenn aber die meisten „nur Beobachter“ sein dürfen – dann schauen wir auf „die kleine Herde“ anstatt auf Jesus und sein Werk!


ZIELE DES ABENDMAHLS
… Es ist möglich, vier Zwecke aus den Passagen abzuleiten, die sich mit dieser Verordnung befassen. Erstens, in Lukas 22,19, ist es ein Gedächtnis und eine Erinnerung an das Leben und den Tod Jesu. Der zweite Zweck, in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die grundlegenden Tatsachen des Evangeliums verkündet, indem es den Tod des Herrn verkündigt.
Der dritte Zweck, ebenfalls in 1. Korinther 11,26, ist, dass es die Vorfreude auf die Wiederkunft des Messias beflügelt, denn wir sollen diesen Dienst verrichten, bis er wiederkommt.
Und viertens, in 1. Korinther 10,17, hat es den Zweck, uns an unser Einssein mit allen anderen Gläubigen zu erinnern.

Arnold Fruchtenbaum – Das Abendmahl

Im Herrenmahl »verkündigt« die Gemeinde »des Herrn Tod«. »Verkündigen« meint mehr als reden; es hat die Bedeutung von »proklamieren, ausrufen, öffentlich bekanntmachen«. Im Herrenmahl proklamiert die Gemeinde Jesu das zentrale Heilsgeschehen: »des Herrn Tod«. Der, der der »Kyrios« ist, der Herr aller Herren, hat den Tod erlitten. Das Herrenmahl ruft das »Wort vom Kreuz« aus; in dieser Zusammenstellung »Herr« und »Tod« ist damit auch die »Torheit des Wortes vom Kreuz« (vgl. 1 Kor 1,18) festgehalten. Die Gemeinde dieses Herrn bekennt seinen Tod als »für uns« geschehen, als das Heilsgeschehen, als den Weg Gottes in die Selbsthingabe, der unsere Rettung geworden ist. Wie kann unter diesem überwältigenden Zeugnis der Selbsthingabe aus Liebe die Selbstsucht – wie in Korinth – regieren?! Die ganze Unmöglichkeit solchen Verhaltens wird jetzt klar. »Bis daß er kommt«: das Heilshandeln Gottes für die Zeit der Gnade bis zur Wiederkunft Jesu Christi ist festgemacht am Kreuz Jesu Christi. Für diese noch vor uns liegende Weltzeit ist Gott im Sohn zu greifen und zu ergreifen, als der nämlich, der sich hingibt, der unsere Strafe auf sich nimmt und so uns Frieden schafft, uns versöhnt mit Gott. Und so sollen und dürfen auch seine Kinder in seiner Gemeinde leben: in hingebender, den andern an- und aufnehmender Liebe. Was die Korinther proklamieren, wenn sie Herrenmahl feiern, dem widersprechen sie mit ihrem Tun beim Herrenmahl geradewegs. Das Wort zeugt gegen sie.

Edition C Bibelkommentar

An dieser Stelle entsteht die Frage, ob das Verb katangẹllete (Präsens von katangẹllō „verkünden“) als Indikativ („ihr verkündigt“, nämlich durch die Feier des Mahles) oder als Imperativ („ihr sollt verkünden“, nämlich als Begleitumstand zur Feier) zu verstehen ist. Die Einführung mit „denn sooft“ zeigt, dass diese Äußerung eine Begründung der vorangehenden Ausführungen darstellt, und infolgedessen ist das Verb nicht als Imperativ, sondern als Indikativ zu verstehen. Also ist der Vers folgendermaßen zu übersetzen: „Denn sooft ihr … verkündigt ihr den Tod des Herrn …“, nämlich durch die Feier des Mahles, d.h. die Feier stellt eine Art der Verkündigung des Todes Jesu Christi dar.

„… bis dass er kommt.“ Jesus hatte seinen Jüngern gesagt, dass er nicht mehr vom „Gewächs des Weinstocks“ trinken würde, bis das Reich Gottes kommen und er es mit ihnen im Reich Gottes trinken würde (Mt 26,29; Mk 14,25; Lk 22,18; interessant ist, dass der Ausdruck „bis dass er/es kommt“ neben unserem Vers in diesem Zusammenhang nur in Lk 22,18 erscheint). Die Feier des Abendmahls ist also nicht nur eine Erinnerung an den Erlösungstod Jesu, sondern gleichzeitig ein Hinweis auf die Wiederkunft Jesu, wo das Mahl in der persönlichen Gegenwart Jesu gefeiert werden wird, ebenso wie das Passahfest nicht nur an den Auszug aus Ägypten erinnerte, sondern gleichzeitig auf das kommende Passahlamm Jesus Christus hinwies (vgl. z.B. Jes 53,4ff.).

Thiessen – Der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Eine einfache Lektüre der synoptischen Evangelien deutet darauf hin, dass das letzte Abendmahl im Abendmahlssaal in Jerusalem ein traditionelles jüdisches Passahmahl zum Gedenken an den Exodus war (siehe Matthäus 26,17-30; Markus 14,12-26; Lukas 22,7-23). Jesus ging jedoch über das allgemein verbreitete jüdische Verständnis dieser Feier hinaus. Er wies seine Jünger darauf hin, wie dieses Mahl sein bevorstehendes Leiden und seinen Tod darstellte. Es ist von mehr als nur beiläufigem Interesse, dass sowohl das Judentum als auch das Christentum heute als zwei getrennte Religionsgemeinschaften existieren, die sich beide um den Auftrag drehen, sich immer wieder an das Thema der Erlösung zu erinnern. Beim ersten Passahfest sagte der Herr zu Israel: „Dies ist ein Tag, dessen ihr gedenken sollt; von Geschlecht zu Geschlecht sollt ihr ihn feiern als ein Fest des HERRN – EINE ewige Ordnung“ (Exod 12,14; vgl. V. 17). Beim letzten Abendmahl sagte Jesus: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Was die Feier des Abendmahls anbelangt, so sagte Paulus: „Wenn ihr dieses Brot esst und diesen Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Kor 11,26).

Für die christliche Gemeinschaft ist das Abendmahl – auch Eucharistie oder Heiliges Abendmahl genannt – eine der zentralen Institutionen des Neuen Testaments, die den Einfluss des hebräischen Denkens auf die Kirche verdeutlicht. Das Abendmahl wurde von Jesus im Beisein seiner jüdischen Jünger in Verbindung mit dem Passahmahl eingeführt, das symbolisch die Befreiung Israels aus der ägyptischen Sklaverei darstellte. Ohne eine sorgfältige exegetische, theologische und historische Untersuchung dieses Ereignisses würde der reiche hebräische Hintergrund des christlichen Erlösungskonzepts verloren gehen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Pessach heute

Nur die Samariter, eine kleine Gemeinschaft von mehreren Hundert Menschen in der Nähe von Sichem (dem heutigen Nablus), feiern noch jährlich das Blutopfer des Passahlamms. Unveränderlich nur dem Gesetz des Mose verpflichtet (d. h. keinem anderen Teil der Heiligen Schrift) und unter der Leitung eines Hohepriesters versammelt sich die gesamte samaritanische Gemeinschaft an den Hängen des „auserwählten Ortes“ (vgl. Dtn 16,2.6-7), der in ihrer Tradition der Berg Gerizim ist, wo sie während des gesamten Festes lebt.

Seit der Zerstörung des Berges Zion und des Tempels durch Rom gibt es für die jüdische Gemeinschaft jedoch keine Opfer mehr. Diese Zerstörung bedeutete jedoch nicht das Ende des jüdischen religiösen Lebens. Die Rabbiner begannen zu lehren, dass jeder Mensch sich selbst als Tempel betrachten sollte; das Gebet, das Opfer der Lippen, sollte anstelle des Tieropfers dargebracht werden. Tephillah („Gebet“), tzedaqah („Rechtschaffenheit“ im Sinne von Nächstenliebe) und teshubah („Reue“) wurden zu den neuen Mitteln, mit denen Sühne gesucht wurde.

Der Hausseder
Als das Passahfest aufhörte, ein Opferritual zu sein, das im Tempel stattfand, kehrte es in die Häuser zurück. Gott, der Israel aus der Sklaverei in die Freiheit geführt hatte, sollte durch das Lob und die Feier jeder Familie als Erlöser in Erinnerung gerufen werden. Beim heutigen zeremoniellen Pessach-Mahl (Seder genannt) werden ein Schafsknochen und ein gebratenes Ei auf den Seder-Teller gelegt, um an die Tage des Tempels zu erinnern. Diese symbolisieren das gebratene Osteropfer und das Festopfer, das gebracht wurde, als der Tempel noch stand.

Beim modernen Pessach-Seder wird ein schriftlicher Erläuterungstext, die Haggada, verwendet. In vielen jüdischen Gemeinden ist es Tradition, am ersten Abend des Pessachfestes einen Familienseder zu Hause und am nächsten Abend einen Gemeinschaftsseder in der Synagoge abzuhalten. Auf den Seder-Tisch wird der „Becher des Elias“ gestellt, ein Kelch mit Wein, der eingeschenkt, aber nicht getrunken wird. Nach der biblischen Überlieferung wird Elia, der in einem feurigen Wagen in den Himmel auffuhr (2. Könige 2,11-12), als Herold und Bote des kommenden Messias zurückkehren (Mal 4,5). So wird im jüdischen Glauben die messianische Hoffnung während des Pessachfestes stärker entfacht als zu jeder anderen Jahreszeit, denn es ist die „Zeit der Erlösung“. Nach dem Midrasch Rabba (der wichtigsten Sammlung haggadischer Midraschim [d. h. homiletischer Kommentare, die zur Inspiration und Ermahnung geschrieben wurden] zum Pentateuch) ist Nisan in Israels Geschichte der Monat der Erlösung: „Als er [Gott] Jakob und seine Söhne erwählte, setzte er für sie einen Neumond [d.h. Monat] der Erlösung fest, in dem Israel aus Ägypten erlöst wurde und in dem sie dazu bestimmt sind, wieder erlöst zu werden“ (Exodus Rabba 15,11; Kursivschrift von mir). Daher wurde der „Kelch des Elias“ in den jüdischen Häusern erwartungsvoll und treu gefüllt, um den Propheten zu begrüßen, wenn er in der Pessach-Nacht zu Besuch kam.
Es entstand der Brauch, den Propheten zu begrüßen, indem man zu einem bestimmten Zeitpunkt des Seder zur Tür geht und sie öffnet. Diese Handlung hat jedoch mehr als eine Interpretation erfahren. Einige sind der Meinung, dass die offene Tür ihren Ursprung im Mittelalter hat, als behauptet wurde, dass Juden christliche Kinder abschlachteten, um Blut für das Backen von Mazzot (ungesäuertem Brot) zu gewinnen, eine Behauptung, die als „Blutverleumdung“ bekannt wurde. Eine offene Tür beim Seder sollte den Verdacht der Nichtjuden auf der Straße zerstreuen, dass drinnen geheime rituelle Folterungen stattfanden. Die Gewohnheit, die Tür zu öffnen, könnte jedoch aus einer früheren Zeit stammen, als das Familienoberhaupt auf die Straße trat, um die Armen und Hungrigen zum Festmahl einzuladen.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Hoffnung auf zukünftige Erlösung

Das moderne Judentum betrachtet das Pessachfest als ein Fest der Freiheit und begnügt sich nicht damit, sich auf die Befreiung in der Vergangenheit zu konzentrieren. Bei vielen modernen Sedern wird ein fünfter Becher Wein gereicht, um an die versklavten Juden in der Sowjetunion und andere unterdrückte Menschen in anderen Teilen der Welt zu erinnern. Der Seder weist über die Gegenwart hinaus in die Zukunft, wenn das Lied „Addir Hu“ („Er [Gott] ist mächtig“) gesungen wird. „Addir Hu“ schließt mit einem Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels: „Schnell, schnell, in unseren Tagen, bald, o Gott, baue wieder auf, o Gott baue wieder auf, baue deinen Tempel bald wieder auf.“

Wie der jüdische Seder auf einen zukünftigen Tag hinweist, an dem Gottes Erlösungswerk vollendet sein wird, so ist für den Christen die Wiederholung des Abendmahls eine ständige Erinnerung an den kommenden Tag, der den Höhepunkt der Erlösung darstellen wird (1 Kor 11,26). Schließlich endet jeder Seder mit einem Hauch von Hoffnung; das Ritual endet mit dem nostalgischen und denkwürdigen Gebet: „Leshanah ha-ba’ah birushalayim! “ – „Nächstes Jahr in Jerusalem!“ So bleibt Jerusalem für Juden und Christen gleichermaßen die Schlüsselstadt, wenn die Geschichte der Erlösung erzählt wird. Jeder Jude blickt am Pessachfest in Erwartung des letzten Tages der Erlösung nach Jerusalem, und jeder Christ blickt auf diese Stadt zurück, um sich auf den Tod, die Auferstehung und die Himmelfahrt Jesu in Erwartung seiner zukünftigen Wiederkehr zu konzentrieren.

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

nicht länger für mich?

Und er ist für alle gestorben, auf daß die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und ist auferweckt worden.
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 5,15

Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben ( oder die ´durch ihn ein neues` Leben haben. ), nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 5:15

Und Christus ist deshalb für alle gestorben, damit alle, die durch seinen Tod das Leben geschenkt bekamen, nicht länger für sich selbst leben. Ihr Leben soll jetzt Christus gehören, der für sie gestorben und auferstanden ist.
Hoffnung für alle – 1996 – 2.Korinther 5,15

Wenn du jemanden wirklich von ganzen Herzen liebst, dann wirst du „automatisch“ über diese Person reden und du wirst viele Dinge tun, um deinem „Herzen“ deine Liebe zu zeigen.
Den Vers 14 hatten wir schon: Das Urteil ist aufgehoben!

Stell dir vor: Jesus hat alles für uns getan! Wenn ich das wirklich verstanden habe, dass mein Urteil von IHM getragen worden ist, dann verstehe ich, dass ich nichts mehr tun MUSS – sondern nur noch aus GegenLiebe auf Seine Liebe reagiere! Jeder Schritt, den ich aus „du musst aber“ gehe, ist eigentlich ein falscher Schritt – denn die Liebe ist das einzige Argument, was mein Handeln bewegen sollte. Wenn jemand sagt: „du musst aber, um Gott zu gefallen“ – ist es entweder ein Irrlehrer oder aber er folgt einem anderen Gott nach – denn der Gott der Bibel möchte, dass wir IHM aus „reinem Herzen“ dienen , also aus LIEBE!


Warum aber lebt Paulus so (V. 13)? Weil Christus so gelebt hat (vgl. Mk 3,21). Obwohl Christus göttliche Vorrechte besaß, wurde er freiwillig ein Mensch und folgte dem Weg des Gehorsams bis ans Kreuz ( Phil 2,6-8 ), wo er für alle starb (nicht nur für die Erwählten, wie manche annehmen; vgl. 1Tim 2,6; 1Joh 2,2; Hebräer 2,9). Durch den Glauben ist Paulus Jesus in seinem Tod und seiner Auferstehung gleich geworden ( Röm 6,3-4; Gal 2,20) und übt in seinem Leben nun jene Selbstlosigkeit, die auch der Herr gelebt hat. Die Liebe Christi, die ihn bekehrt hat, nötigt ihn dazu (vgl. 1Joh 3,16).
Später, in der Erörterung des „Amtes der Versöhnung“ ( 2Kor 5,18-19 ), entwickelt Paulus die historischen und sachlichen Implikationen der Versöhnung, die Christus erwirkt hat, weiter. In den vorliegenden Versen geht es ihm zunächst um die subjektive Erfahrung der objektiven Heilstat Christi. Alle, die durch den Glauben an den Segnungen des Opfertodes Christi teilhaben (und nun geistlich leben), sollen auf diese Gnade durch ein selbstloses Leben und die Mitwirkung am „Amt der Versöhnung“ antworten. Sie sollen hinfort nicht sich selbst leben, sondern Christus. Daß Paulus so lebt, sollte den Korinthern ein Anlaß sein, sich seiner zu rühmen (V. 12).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dürfen wir demnach nicht mehr für uns leben, so laßt euch, ermahnt der Apostel, nicht in Unruhe und Verwirrung setzen, wenn Gefahren und Tod an euch herantreten. Und er gebraucht einen unwiderleglichen Schluß, um zu zeigen, daß es sich hier um eine Schuldigkeit handle. Wenn wir nämlich durch Den leben, der für uns gestorben ist, so sind wir auch schuldig, für Den zu leben, dem wir das Leben verdanken. Anscheinend nun liegt in dem Gesagten nur ein Gedanke; betrachtet man aber die Sache näher, so treten uns zwei Umstände entgegen, einmal daß wir Christus das Leben verdanken, und dann, daß er selbst unsertwegen gestorben ist. Davon wäre Jedes für sich schon hinreichend genug, uns zu Schuldnern zu machen; wenn aber erst Beides zusammentrifft, wie groß muß dann nicht unsere Verpflichtung sein! Ja noch ein Drittes kommt hinzu. Denn auch den Erstling hat Gott deinetwegen auferweckt und zum Himmel erhoben. Darum heißt es: „Der für uns gestorben und auferweckt worden.“

Chrysostomus – 2. Korintherbrief

»Die Liebe Christi drängt uns«: Damit benennt der Apostel sein innerstes Motiv, das, was sein Leben und Dienen bewegt. Das Griechische (»drängt uns«, wörtlich »umfaßt uns, hält uns zusammen, hält uns zu etwas an, treibt uns an«), betont die enge Liebesverbindung mit Christus, die dem Zeugen unabweisbar Anlaß zum Zeugnis dieser Liebe wird (vgl. Apg 18,5 »richtete sich ganz darauf« = »drängte«). Vollmächtiger Dienst kann nur aus solcher drängenden Liebe heraus getan werden. Alle anderen Antriebe versanden bald. Die Liebe von Christus und die dadurch geschenkte Gegenliebe und Bruderliebe ist innerster Antrieb des Zeugen (vgl. Jes 56,6; Mi 6,8; Joh 5,42; 12,25; 15,13; 21,15 ff.; Röm 5,5; 1 Kor 13; Gal 5,6.13; Eph 5,25 ff.; Phil 1,17: 1 Thes 5,8; 2 Tim 1,7; 1 Jo 3,18; 3 Jo 6; Offb 2,19; 12,11). Diese Christusliebe ist nicht auf das Gefühl gegründet, sondern auf ein persönliches, gewisses »Urteil« des Apostels. Es geht um mehr als ein bloßes »überzeugt sein« – die deutsche Übersetzung ist zu blaß –; hinter der Liebe steht ein begründetes, sich auf das Heilshandeln Gottes berufendes Urteil, eine Erkenntnis von Tatsachen: »Einer ist für alle gestorben.« Das Heilsgeschehen am Kreuz ist der Grund für dieses Urteil, für die Liebe. Dort starb der Eine, der Sohn Gottes »für alle«. Dieser Tod ist Gottes Gerichtsurteil über die Sünde – aber nicht an uns allen, die wir Sünder sind, vollzogen, sondern an dem »einen«, an Christus. Die Liebe Christi erweist sich in seinem stellvertretendem Leiden und Sterben (vgl. Jes 53,4 f.; Mk 14,22–24; Joh 3,16; 11,50 f.; Röm 5,6 ff.18; 8,34; 1 Kor 15,3; 1 Thes 4,14; 5,10). Das ist die grundlegende Heilstatsache: Der Tod Jesu Christi für uns alle. Daraus folgt: »… so sind sie alle gestorben.« Das Urteil, das über Jesus vollzogen wurde, hätte alle Menschen, die Sünder, treffen müssen. Wer dies im Glauben über sich gelten läßt, der ist mit Christus der Sünde gestorben, weil Christus für unsere Sünde starb. Das »alle« bezeichnet zunächst die Gemeinde, die Schar der Glaubenden, die den Tod Christi an sich erleben (vgl. Röm 5,12–21; 6,3 ff.; 2 Kor 4,10 ff.). Sicher gilt Jesu Kreuz universal, aber wirksam entfaltet sich das an den Glaubenden. Sie finden beim Herrn das Leben.
Das ist die Folge des Sühnetodes Jesu Christi, des Heilsgeschehens am Kreuz, wo er »für alle gestorben ist, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben«. Eigentlich ist menschliches Leben keine Möglichkeit; wir müßten alle in unseren Sünden sterben. Aber Christus ist gestorben. Damit ist Zeit der Gnade, Lebensmöglichkeit da. Wir leben aber, um das neue Leben in ihm zu ergreifen. Das alte Leben ist: »sich selbst leben«. Das ist ja die Sünde, ihre Urwurzel: für sich alles haben zu wollen, nach der Einflüsterung des Satans »ihr werdet (könnt) sein wie Gott« (1 Mo 3,5). »Sich selbst leben« ist unser Verderben, denn wir lassen uns durch das eigensüchtige Begehren zur Sünde verleiten. Christus befreit uns durch sein Sterben zu dem neuen Leben in seiner Nachfolge. Er ruft uns aus dem »Leben zum Tode« in das »Leben zur Ewigkeit«. Wir dürfen nun »dem leben, der für sie (uns) gestorben und auferstanden ist« (vgl. Röm 14,7ff.; Gal 2,20). Für uns ist Christus gestorben – hat unser Urteil, unseren Tod, unsere Strafe auf sich genommen; für uns ist Christus auferweckt worden – der Vater bestätigt die Heilstat des Sohnes. Christus kommt als der Lebendige und gibt uns teil an seinem Leben und Sieg: Wir leben nicht mehr uns selbst, sondern entschlossen für Jesus Christus, in seinem Dienst, in seiner Liebe, aus seiner Kraft, bewegt von seinem Geist, und das ist wahres Leben. Dieses neue, durch Christus geschenkte Leben befreit uns von der »Fleischesart«, von dem »alten« Wesen (V. 17), unserem eigensüchtigen, sündigen Denken, Streben und Tun und befreit uns zur »Geistesart«, zur Christusart (vgl. zu 3,5 ff.; 4,6 ff.).

Edition C Bibelkommentar

In welchem Sinne sind sie es? Wie wirkt sich das „Urteil“ nun in ihrem Leben aus? Paulus sagt: „Und für alle starb er, damit die Lebenden nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferweckt worden ist.“ Wenn Paulus hier von „den Lebenden“ spricht, denkt er zunächst an die einfache Tatsache, daß sie, die „alle gestorben sind“, dennoch faktisch alle leben. Das auf Golgatha stellvertretend durchlittene Gericht wirkt sich darin aus, daß jetzt für alle Welt Gnadenzeit ist, daß wir noch am Leben gelassen sind und darum als „die Lebenden“ die Botschaft hören und annehmen können. Aber wer die Botschaft annimmt, der wird ein „Lebender“ in einem ganz neuen Sinne. Er erfaßt, daß er den ewigen Tod verdiente und nur durch die stellvertretende Tat Jesu das Leben hat, das ein ewiges Leben ist. Darin tut sich ihm sofort eine ganz neue Lebensrichtung auf. Ein Leben, das sich einzig dem Sterben eines andern verdankt, kann nicht mehr sich selbst gehören, sondern nur noch dem, der es durch sein Sterben überhaupt ermöglichte. Weil hier grundsätzlich „Gestorbene“ leben, können sie nicht mehr sich selbst behaupten und nicht mehr Ansprüche stellen oder angebliche Rechte geltend machen. Das ist für „Gestorbene“ vorbei. Aber als „Lebende“ brauchen sie einen Inhalt und ein Ziel ihres ganzen Seins und Wirkens. Worin könnte dieses Ziel liegen als allein in dem, „der für sie starb und auferstand“? Seinem „für sie“ antwortet ihr „für ihn“. Weil er „auferweckt wurde“, ist er als der Lebendige ihnen so gegenwärtig, daß sie für ihn, in der Hingabe an ihn, im Dienst für ihn leben können. Und dieses neue, selbst-lose, an Jesus hingegebene Leben ist das eigentliche Ziel der Liebe des Christus. Errettung aus dem gerechten Gericht Gottes ist freilich die gewaltige Voraussetzung, die mit einem solchen Einsatz geschaffen werden mußte. Aber der Apostel bleibt dabei nicht stehen. Die Beseitigung der Verlorenheit, ist ihm nicht das Letzte und Eigentliche. Er sieht auf das neue Dasein, das die eigentliche Frucht des Wirkens Christi ist. Die Liebe des Christus in seinem rettenden Sterben für uns weckt und entzündet im Herzen der Erretteten die Gegenliebe und schenkt ihnen damit eine neue Existenz (V. 17!),

Wuppertaler Studienbibel

Die Formulierung „die, welche leben“ wurde auch auf zwei verschiedene Weisen verstanden. Viele glauben, daß es sich hier um solche handelt, die Leben im Herrn Jesus haben und mit Ihm auch Sein Auferstehungsleben teilen. Andere sehen in ihnen zurecht alle physisch Lebendigen; dieser Gedanke wird durch den nächsten Ausdruck unterstützt „… die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, …“. Dies beinhaltet auch, daß ein Teil ihres Lebens bereits gelebt war. Deshalb bedeutet auch ein rechtes Verständnis aller Auswirkungen des Kreuzes das Ende eines selbstsüchtigen Lebens, und man wird befähigt, mit dem Apostel zu sagen: „Das Leben ist für mich Christus“ (Phil 1,21).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

einzigartigen Sohn

Hierin ist die Liebe Gottes zu (O. an, in Bezug auf) uns geoffenbart worden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf daß wir durch ihn leben möchten.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 4,9

Und Gottes Liebe zu uns ist daran sichtbar geworden ( Und Gottes Liebe hat sich – für uns alle sichtbar – daran gezeigt. ), dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, um uns durch ihn das Leben zu geben.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Johannes 4:9

Darin hat sich die Liebe Gottes in (unter) uns gezeigt (ist klar/sichtbar geworden), dass Gott seinen einzigen (einzigartigen) ( einzigen (einzigartigen) So die neueren Wörterbücher (LN 58.52: „unique“, übersetzt diese Stelle aber mit „only“). Früher hat man aus den verwendeten Wurzeln noch die Bedeutung „eingeboren“ i.S.v. „der einzige [seinen Eltern] geborene“ herleiten wollen (so noch Büchsel, μονογενής (TWNT), der „einzigartig“ jedoch als Nebenbedeutung anerkennt). ) Sohn in die Welt gesandt hat, damit (sodass) wir leben können (leben)
offene Bibel – 1.Johannes 4:9

Diese Worte benutzt Johannes auch in Johannes 3:16
Aus diesem Kapitel (1.Johannes 4) haben wir schon einige Verse betrachtet: Vers 8 , Vers 10 , Vers 19 sogar zweimal

Leser von Psalm 82 stellen oft eine spezielle Frage zu Jesus. Wenn es noch andere göttliche Söhne Gottes gibt, was ist dann von der Beschreibung Jesu als dem „eingeborenen“ Sohn Gottes zu halten (Joh 1,14.18; 3,16.18; 1 Joh 4,9)? Wie konnte Jesus der einzige göttliche Sohn sein, wenn es noch andere gab?

Einzig gezeugt“ ist eine leider verwirrende Übersetzung, besonders für moderne Ohren. Nicht nur, dass die Übersetzung „einzig gezeugt“ den offensichtlichen Aussagen im Alten Testament über andere Söhne Gottes zu widersprechen scheint, sie impliziert, dass es eine Zeit gab, in der der Sohn nicht existierte – dass er einen Anfang hatte.

Das griechische Wort, das mit diesem Satz übersetzt wird, ist monogenes. Es bedeutet nicht „einzig gezeugt“ in einer Art von „gebären“. Die Verwirrung rührt von einem alten Missverständnis über die Wurzel des griechischen Wortes her. Jahrelang dachte man, dass monogenes von zwei griechischen Begriffen abgeleitet sei, monos („nur“) und gennao („zeugen, gebären“). Griechische Gelehrte entdeckten später, dass der zweite Teil des Wortes monogenes nicht von dem griechischen Verb gennao stammt, sondern von dem Substantiv genos („Klasse, Art“). Der Begriff bedeutet wörtlich „einmalig“ oder „einzigartig“, ohne die Konnotation eines geschaffenen Ursprungs. Da Jesus also in der Tat mit Jahwe identifiziert wird und daher mit Jahwe einzigartig unter den Elohim ist, die Gott dienen, widerspricht der Begriff monogenes nicht der alttestamentlichen Sprache.

Die Gültigkeit dieses Verständnisses wird durch das Neue Testament selbst bestätigt. In Hebräer 11,17 wird Isaak als Abrahams „monogenes“ bezeichnet. Wenn Sie Ihr Altes Testament kennen, wissen Sie, dass Isaak nicht der „einzige gezeugte“ Sohn Abrahams war. Abraham hatte zuvor Ismael gezeugt (vgl. Gen 16,15; 21,3). Der Begriff muss bedeuten, dass Isaak der einzige Sohn Abrahams war, denn er war der Sohn der Bundesverheißungen. Die genealogische Linie Isaaks würde diejenige sein, durch die der Messias kommen würde. So wie Jahwe ein Elohim ist, und kein anderer Elohim ist Jahwe, so ist Jesus der einzigartige Sohn, und keine anderen Söhne Gottes sind wie er.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Daran ist erschienen die Liebe Gottes usw. Außer durch die Sendung seines Sohnes hat Gott noch auf vielerlei Weise seine Liebe gegen uns bezeugt. Wenn man fragt, warum die Welt geschaffen, warum wir auf sie gesetzt wurden, um die Erde uns untertänig zu machen, warum wir in diesem Leben bewahrt werden, so dass wir unzählige Güter genießen, warum wir zur Hoffnung eines besseren Lebens geschaffen, warum wir mit Licht und Verstand begabt sind, so wird man für das alles keinen anderen Grund anführen können als die freie Liebe Gottes gegen uns. Aber der Apostel verweist hier auf ein besonderes Beispiel, das die andern alle weit überragt. Die Liebe Gottes, dass er seines eigenen Sohnes nicht schonte, um uns durch seinen Tod wieder zum Leben zu bringen, ist nicht nur unermesslich, nein, sie ist eine mehr als wunderbare Güte, die uns zum Staunen und Bewundern hinreißen muss. Christus ist also ein so herrlicher und einzigartiger Beweis der göttlichen Liebe zu uns, dass er uns, so oft wir ihn anschauen, diese Lehre, dass Gott Liebe ist, vollauf bekräftigt. Dass der Apostel ihn den „eingeborenen“ Sohn nennt, dient zur Verstärkung. Dadurch zeigt Gott noch klarer, wie einzig er uns liebt, dass er seinen einzigen Sohn um unsertwillen dem Tode preisgab. Indessen, der von Natur der einzige Sohn ist, macht viele aus Gnade und durch Annahme an Kindesstatt zu Kindern, nämlich alle, die er durch den Glauben seinem Leibe einfügt. Auch der Zweck wird angegeben, um dessentwillen Christus vom Vater gesandt ward: „dass wir durch ihn leben sollen“.Außer ihm sind wir alle tot; durch sein Kommen aber hat er uns das Leben gebracht, und wenn unser Unglaube nicht widerstrebt, so fühlen wir diese Wirkung seiner Gnade in uns.

Jean Calvin – 1.Johannesbrief

Die Gottesliebe ist »erschienen«, ist offenbar geworden »unter uns.« Die Liebe ist das Wesen und tiefste Sein Gottes, aber das Wesen Gottes wird eben immer zum Tun. Das Sein Gottes wird biblisch immer als das Handeln Gottes bezeugt. »Gott ist Liebe« – das wird an der Sendung des Sohnes als Retter ersehen. Gott kommt in unsere Welt und Geschichte. In dem geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth ist Gott ganz da, ganz in seiner Liebe. Gott hat den Sohn »gesandt«, eigentlich: Er hat ihn »weggeschickt«. Der Vater hat sich den Sohn vom Herzen losgerissen. Etwas von dem Schmerz Gottes klingt in diesem Wort mit. Das ist seine Liebe, die sich das Liebste vom Herzen reißt und uns Verlorenen gibt. Es ist sein »eingeborener« Sohn (griechisch genauer: der »Einzigerzeugte«), nicht geschaffen, wie sonst alle Geschöpfe, sondern vom Vater gezeugt: Art von Art, Gott von Gott. Das Wort beschreibt also dreierlei von Jesus Christus: a) Er ist der einzige Sohn (vgl. 1Mose 22,2ff.; Ri 11,34; Lk 8,42; 9,38; Heb 11,17); b) er ist der geliebte und dennoch geopferte Sohn, und c) er kommt nicht von einem Schöpfungsakt her, sondern durch eine geheimnisvolle »Erzeugung« vom Vater. Dabei ist er nicht ein zweiter Gott, sondern in der Dreieinheit mit dem Vater und dem Geist der eine Gott.
Der Sohn ist in die »Welt« weggeschickt, und Johannes meint hier die gottferne, böse Welt unter ihrem satanischen Zwingherrn. Gott lässt seine Schöpfung und Geschöpfe nicht im Stich. Die Liebe Gottes gibt nicht auf, auch und gerade dort und dann nicht, wo der Tod regiert, wo die Menschen lebende Tote in ihren Sünden sind (vgl. zu 1Joh 3,14). Der Christus bringt das Leben. Das ist Ziel und Zweck der Sendung des Sohnes, »damit wir durch ihn das Leben haben« – das wirkliche Leben schon vor dem Tod und dann das ewige Leben. Erst, da wo ein Mensch mit dem Herrn des Lebens lebt, hat er »volle Genüge«, Leben, das sich wirklich lohnt (vgl. 1Mose 3,22; 8,21; 3Mose 18,5; Ps 69,33; 118,17; Jes 26,19; 53,10; Hes 18,21.32; 37,14; Dan 4,31; 12,7; Mt 4,4; 7,14; 10,39; 25,46; Mk 1,4; 3,15.16; 4,14; 5,24.25; 6,31.35; 8,12; 10,11ff.; Joh 11,25.26; 14,6.19; 17,26; 20,31; Röm 6,8; 14,7ff.; 2Kor 5,15; 6,9; 7,3; Gal 2,20; 1Petr 2,24; 4,6; Offb 3,1; 4,9)

Gerhard Maier – Edition C

„Darin ist die Liebe Gottes zu uns offenbar geworden, dass er seinen Sohn gesandt hat, um uns für unsere Sünden zu versöhnen. 1 Johannes 4,9-10. Dies ist die höchste Liebe. Unser Gott hätte in seiner unbegreiflichen Allmacht auch ein anderes Mittel finden können, um uns zu erlösen; so wie der Herr Jesus Christus selbst in seinem Todeskampf darum gebetet hat und sagte: „Abba, Vater, alle Dinge sind dir möglich; nimm diesen Kelch von mir.“ Markus 14:36. Aber dann wäre es nicht die höchste Liebe gewesen, die uns entgegengebracht wurde. Damit Gott uns die höchste Liebe erweist und wir nicht sagen können: „Gott hat etwas, das er zu sehr liebt, um es uns zu geben“, hat er uns seinen lieben Sohn gegeben, und nicht nur gegeben, sondern auch gegeben, um für unsere Sünden zu sühnen. Deshalb hätte er uns keine größere Liebe erweisen können. Darin gebietet Gott seine Liebe zu uns. Röm. 5:8. „Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ Röm. 8:32. Wenn er uns das Größte gegeben hat, wird er uns sicher auch das Geringste geben. Im ewigen Leben wird alles, was Gott gehört, auch uns gehören. „Wer überwindet, wird alles erben.“ Offb. 21:7.

Johann Arndt – Das wahre Christentum

Gottes Liebe ist kein abstraktes Prinzip oder Gefühl, sondern hat sich darin gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit die sündige Menschheit leben, d.h. das ewige Leben erhalten kann.

Die ESV Studienbibel

Die Liebe Gottes zu seinen Kindern wurde durch das Werk Jesu am Kreuz für uns sichtbar demonstriert. Der Begriff „eingeborener Sohn“ drückt die Einzigartigkeit aus, nicht die buchstäbliche Geburt (siehe Hebr. 11:17). Johannes ist der einzige Autor des Neuen Testaments, der Jesus so nennt (siehe Johannes 1:18; 3:16, 18). Mit anderen Worten: Jesus ist der einzigartige Sohn Gottes; kein anderer Mensch ist Gottes Sohn, so wie er es ist.

Die Nelson Studienbibel

einzigen Sohn Dieser Ausdruck wird am besten mit „einziggeborenen Sohn“ übersetzt, was bedeutet, dass Jesus der Sohn Gottes von Ewigkeit her ist, die zweite Person der Dreieinigkeit.

Reformations-Studien-Bibel

die Liebe Gottes – Gott hat seine Liebe zur Menschheit und zur Schöpfung bewiesen, indem er seinen einzigen Sohn in den Tod schickte, um die Sünde zu sühnen (siehe 1. Johannes 4,9; vgl. Johannes 3,16). Da die Inkarnation Gottes ultimativen Ausdruck der Liebe darstellt, weisen diejenigen, die leugnen, dass Jesus im Fleisch gekommen ist, Gottes Liebe zu ihnen zurück.

Faithlife Studienbibel

Jesus ist an mehr interessiert als an unserer zukünftigen Belohnung im Himmel. Er ist gekommen, um uns die Lebensqualität Gottes zu geben. Wir können voll und ganz leben, weil Gott uns liebt.

CSB Jüngerstudienbibel

Sie setzen sich alle über die Verordnungen des Kaisers hinweg, indem (oder weil) sie behaupten, ein anderer sei der wahre Herrscher, nämlich Jesus

Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat; und diese alle handeln wider die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, daß ein anderer König sei – Jesus.
Elberfelder 1871 – Apg 17,6b–7

Jason hat sie bei sich aufgenommen, und diese Leute verstoßen alle gegen die Verordnungen des Kaisers, denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.«
Menge – Apostelgeschichte 17,7

Diese, die den Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierher gekommen; ( Apg 16:20 ) die hat Jason aufgenommen. Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein andrer sei König, (nämlich) Jesus. ( Lu 23:2; Joh 19:12 )
Zürcher 1931 – Apostelgeschichte 17:6b–7

„Und jetzt sind sie auch noch bei uns und pennen bei Jason. Alles, was der oberste Präsident sagt, ist ihnen total egal, und sie behaupten, ein anderer hätte jetzt das Sagen, und der heißt Jesus.“
VolxBibel – Apostegeschichte 17:7

Was wird Paulus als Nachfolger Jesu vorgeworfen? War er bei „rot“ über die Ampel gefahren? War er zu schnell mit dem Auto unterwegs? Hatte er die Fahrkarte oder die Steuern unterschlagen? Hatte er jemanden betrogen, gelogen? Hatte er Familien auseinandergebracht? Oder hatte er von Straftaten gewusst, und dann aber verheimlicht, weil ihm der zweite oder dritte Zeuge fehlte?
NEIN! Nichts von dem! Sondern ihm wird vorgeworfen: Jesus ist der aktive König, um Jesus ist die Treue zu halten! Also Jesus ist nach den Aussagen von Paulus wohl schon 1.Jahrhundert der „andere König“ dem die alleinige Treue zu halten ist!

Das war nichts Neues. Ähnliches hatten die religiösen Führer bereits Jesus zur Last gelegt und zu Pilatus gesagt: „Wir fanden, dass dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt . . . und sagt, er selbst sei Christus, ein König“ (Luk 23:2). Weil ihm das vom Kaiser als Hochverrat hätte ausgelegt werden können, bekam Pilatus womöglich kalte Füße und ließ Jesus hinrichten. Die Anklagen in Thessalonich hätten die Christen also durchaus Kopf und Kragen kosten können. In einem Kommentar zur Apostelgeschichte wird gesagt: „Die Gefahr, in die sie diese Anklage brachte, ist nur schwer zu übertreiben, denn ‚allein der Hinweis auf Verrat gegen den Kaiser erwies sich oft als fatal für die Angeklagten‘.“

Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich – Ausgabe 2018

Dass sie Feinde der bestehenden Regierung waren (Vers 7): „Sie handeln ‚alle gegen die Verordnungen des Kaisers‘, denn sie sagen, ‚ein anderer sei König, nämlich Jesus!‘ “ Es stimmt, dass die römische Regierung sehr misstrauisch war, dass nicht ein Statthalter unter ihrer Gewalt sich den Titel König zulegte, und es stimmt, dass die Nachfolger Jesu sagten, „Jesus ist ein König“, doch er war kein irdischer König. In der Botschaft Christi gab es nichts, das zur Entthronung von Herrschern führte. Die Juden wussten dies sehr gut. Es ziemte sich aus allen Völkern nicht für die Juden, eine solche Anklage vorzubringen, da sie den Kaiser und seine Herrschaft so hassten. Sie erwarteten einen Messias, der ein weltlicher Herrscher sein würde, der die Throne und Reiche stürzen würde, und widersetzten sich deshalb unserem Herrn Jesus, weil er nicht als diese Art von Herrscher auftrat.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ein anderer König! Sie haben die Botschaft also tatsächlich verstanden. Jesus ist Herr und der Kaiser ist es nicht – das grundlegende „Gesetz“ oder „Dogma“ des Kaisers lautet, dass er und er allein der Herrscher ist. Nordgriechenland war ein Jahrhundert zuvor der Ort der schrecklichen Bürgerkriege gewesen, in denen Brutus und Cassius nach dem Tod von Julius Cäsar gegen Antonius und Octavian gekämpft hatten, und dann hatten Antonius und Octavian (Augustus) gegeneinander um die Alleinherrschaft gekämpft. Ein Ausdruck wie „ein anderer König“ klang sehr danach, als wollten die betreffenden Leute einen weiteren Bürgerkrieg anfangen mit dem Ziel, Kaiser Claudius zu vertreiben und einen anderen Kandidaten einzusetzen. Wenn all dies um das Jahr 50 n. Chr. stattfand (was recht wahrscheinlich ist), sollten wir uns daran erinnern, dass weniger als zwei Jahrzehnte später nicht weniger als drei Herrscher in weit verstreuten Teilen des Reichs als „ein anderer König“ bejubelt und schnell nacheinander eingesetzt wurden, wodurch sie das Jahr 69 n. Chr. zum „Vierkaiserjahr“ machten. So etwas war also sehr gut möglich und die Anklage daher sehr glaubwürdig.
War Paulus also ein treuer, römischer Bürger, oder war er es nicht? Es hängt alles von unserer Antwort auf die Frage ab, welche Art von „König“ Paulus im Blick auf Jesus wirklich vor Augen hatte. Es ist einfach, Jesu berühmten Spruch zu zitieren: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Johannes schrieb allerdings: „Mein Reich stammt nicht aus dieser Welt“ (Johannes 18,36). Er implizierte damit ganz klar: Obwohl Jesu Reich natürlich von anderswo herkommt, ist es doch eindeutig für diese Welt. Und es lässt sich leicht erweisen, dass die Anklage gegen Jesus, er hätte behauptet, ein König zu sein (Lukas berichtet davon in Kapitel 23,2 seines Evangeliums), bestenfalls höchst irreführend war – was auch für die anderen Anschuldigungen gilt, die zu jener Zeit im Umlauf waren.

Apostelgeschichte für heute

Und wir? Halten wir uns an ALLE Gesetze in dem Land in dem wir momentan leben? Und ist es der einzigste Anklagepunkt, dass wir einen „anderen König“ über uns haben – einen König, der seit seiner Auferstehung im Himmel herrscht, und sehr bald die Herrschaft über die gesamte Erde übernehmen wird?

Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung

Wir aber, die von dem Tage sind, laßt uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Seligkeit. (O. Errettung)
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicger 5,8

wir aber, die wir dem Tage angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit der Hoffnung des Heils als (wie mit einem) Helm. (a) Eph 6:14-17; Jes 59:17
Zürcher 1931 – 1.Thessalonicher 5:8

Lasst uns dagegen als zum Tag Gehörende nüchtern sein, da wir uns einmal einen Panzer von Glauben und Liebe und Heilserwartung als Kopfschutz angelegt haben!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Thessalonich 5,8

Aber wir gehören auf die Seite des Tages! Deshalb wollen wir mit ungetrübtem Bewusstsein unser Leben führen. Wie Soldaten, die sich für den Einsatz vorbereiten, wollen wir unsere Ausrüstung anlegen: den Brustpanzer, der unseren Glauben an Jesus und unsere Liebe darstellt, und den Helm, mit dem unsere feste Hoffnung auf die vollständige Rettung gemeint ist.
Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 5:8

Paulus vergleicht den Christen ja oft mit einem Soldaten oder mit einem Athleten – Personengruppen, die damals jedem bekannt waren. Und so, wie es keinen Soldaten im Kampf ohne Helm gab, so erwartete Paulus auch bestimmte Punkte bei uns Christen. Aber was Paulus nie beschrieb, ist die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Organisation – denn damals hatten sich „Hausgemeinden“ durchgesetzt….

Wir sollen vor dem Einfluss der Welt fliehen, der dazu beiträgt, uns innerlich abzustumpfen. Dazu benötigen wir den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und den Helm der Errettung. Um der Welt des Sichtbaren zu entfliehen, benötigen wir Glauben und dieser Glaube wird nicht durch das Sichtbare beherrscht, sondern lebt in der Welt des Unsichtbaren. Wenn wir der Lust der Welt entfliehen wollen, müssen wir durch Liebe regiert werden. Um den sinnlosen Bemühungen der Welt mit ihren törichten Anstrengungen und leeren Hoffnungen entfliehen zu können, benötigen wir „die Hoffnung der Errettung“. Es ist nicht die Hoffnung, den Zustand der Welt verbessern oder das Böse der Welt reformieren zu können. Die Erfüllung der Hoffnung des Heils wird uns dagegen vollständig von der Welt und ihrem Gericht befreien und lässt uns gleichzeitig an der zukünftigen Herrlichkeit teilhaben.

Hamilton Smith – Auslegung über die Briefe an die Thessalonicher

An diese Darlegungen über die herrliche Stellung der Erlösten knüpft der Apostel einige Ermahnungen. Sind wir Kinder des Lichtes und des Tages, dann müssen wir auch als solche wandeln. Obschon alles um uns her Finsternis ist, leben wir am Tag. Ein Christ als ein Kind des Tages muss deshalb nüchtern und wachsam sein. Glaube, Liebe und Hoffnung bilden die Waffenrüstung, die den Gläubigen nach allen Seiten hin deckt. Diese drei verkörpern die Grundlage des christlichen Lebens. Der Gläubige trägt den Brustharnisch des Glaubens und der Liebe, wodurch er freimütig dem Feind entgegengehen kann; kein Pfeil des Bösewichts kann ihn treffen. Und er hat als Helm die Hoffnung des Heils, wodurch er von allen Leiden, aller Verfolgung und Anfechtung erlöst werden wird, so dass er inmitten aller Gefahren sein Haupt mit Freimütigkeit erheben kann.

Hermanus Cornelis Voorhoeve – Der erste Brief an die Thessalonicher

Was es mit der »Nüchternheit« des Christen weiterhin auf sich hat, wird hier näher beschrieben. Dabei wechselt das Bild vom Wachen zum Wachposten, der zur Erfüllung seiner Aufgabe die entsprechende Ausrüstung benötigt.
Dabei erlaubt das Partizip »angezogen« eine doppelte Deutung. Es kann entweder im Sinne einer Voraussetzung verstanden werden, auf der die damit verbundene Aufforderung beruht: »Wir wollen nüchtern sein, da wir ja ausgerüstet sind mit…« Die andere Möglichkeit wäre, es mit der Mahnung zu verbinden und zu übersetzen: »Wir wollen nüchtern sein und … anziehen«.
Für die zweite Deutung spricht Röm 13,12.14, wo der mehrfache Gebrauch der Befehlsform den Akzent ausschließlich auf die Ermahnung legt. Andererseits haben gerade die vorhergehenden Verse dreimal hervorgehoben, daß die Christen Kinder des Tages sind (V. 4.5 und hier in V. 8), und damit werden sie zugleich durch Glaube, Liebe und Hoffnung bestimmt (vgl. bes. 1,3). Aus diesem Grund empfiehlt es sich, beide Aspekte bei der Auslegung zu berücksichtigen: Die Tatsache, daß die Glaubenden Christus in der Taufe angezogen haben (Gal 3,27), mit der Waffenrüstung Gottes versehen sind, bildet überhaupt erst die Grundlage dafür, daß nun gemahnt wird und gemahnt werden muß: »Ziehet an!« (Röm 13,12.14; Eph 4,24; 6,11; Kol 3,12).
»Anziehen des Panzers« und »Helm des Heils« ist Zitat aus Jes 59,17 (dort ist die Rede von Gottes »Panzer der Gerechtigkeit«). Paulus verbindet den »Brustpanzer« mit »Glaube« und »Liebe« und deutet den »Helm« als »Hoffnung auf das Heil«. Damit zeichnet er nicht nur die Trias »Glaube, Liebe, Hoffnung« in die Jesajastelle ein, sondern präzisiert zugleich, wie »Gerechtigkeit« und »Heil« im Neuen Bund zu deuten sind: Die Gerechtigkeit Gottes wird dem Menschen im Glauben zugeeignet und konkretisiert sich im »Dienst der Gerechtigkeit«, d.h. in der Liebe (Röm 6,19). Gleichzeitig ist der Glaube ausgerichtet auf das umfassende Offenbarwerden der Gerechtigkeit Gottes am Tag Jesu Christi, und daher ist der Glaubende geprägt von dieser »Hoffnung auf das Heil«. Wie in Eph 6,13–17 besteht die Ausrüstung des Christen nicht aus Angriffs –, sondern aus Schutzwaffen (zum Angriff dient in Eph 6,17 allein das Wort Gottes als »Schwert des Geistes«).
Der Zusammenhang, in dem Paulus an unserer Stelle das Bild von der Rüstung einsetzt, macht deutlich, daß der Apostel den Christen nicht als kämpfenden Soldaten (so in Eph 6,11ff; 2. Tim 2,4f.), sondern als gerüsteten und einsatzbereiten Wachmann darstellen will (vgl. V. 6). Dieser wird sich nicht schlafen legen oder dem Trunk ergeben. Dieselbe Situation wird in Offb 16,15 angesprochen: »Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.«
Festzuhalten ist, daß die Wachsamkeit eng mit der »Hoffnung auf das Heil« verbunden ist. Wo die »Geduld in der Hoffnung« (1,3) schwindet, dort gerät auch die Bedeutung der Wachsamkeit aus dem Blick. Umgekehrt richtet die lebendige und gewisse Hoffnung auf die Vollendung des von Gott begonnenen Werkes das gesamte Leben des Glaubenden auf den Tag Jesu Christi aus, macht ihn nüchtern und schützt ihn wie mit einem Helm.

Edition C Bibelkommentar

Beachten wir den deutlich militärischen Unterton des Kapitels: Die Wachen in Alarmbereitschaft (V. 6); die Ausrüstung des Soldaten (V. 8), die Führer und Vorgesetzten (V. 12); die aus dem Marschtritt geratenen (V. 14), und dann, in einer Reihe kurzer stakkatoartiger Kommandos, der Marschbefehl (V. 16-22).
Paulus war als römischer Bürger wohlvertraut mit der Erscheinung und Uniform des römischen Soldaten. Später in seinem Leben war er während seiner Gefangenschaft in Rom an einen Soldaten gekettet, wahrscheinlich einen von der Prätorianergarde (2.Tim 1,16), und hatte reichlich Zeit, jeden Teil seiner Ausrüstung zu beobachten. In seinem ganzen schriftlichen Dienst verwendet er das Bild des christlichen Soldaten und seines Kampfes gegen die satanischen Feinde. Die Metapher hier ist zweifelsohne von Jes 59,17 übernommen, wo vom Messias in Seinem arg angefeindeten Dienst gesagt wird: »Und er zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm des Heils auf sein Haupt, und er zog Rachegewänder an als Kleidung und hüllte sich in Eifer wie in einen Mantel«. Der Christ wird als Soldat betrachtet, aber nicht auf dem Paradeplatz, sondern in aktivem Dienst im Krieg (2.Tim 2,3.4). Er wird ausgerüstet und besoldet von der Regierung, die ihn angeworben hat (1.Kor 9,7). Er wird auf Unternehmungen geschickt, die sein Leben aufs Spiel setzen können (Phil 2,25-27). Es gibt drei Stellen, die seine Ausrüstung erwähnen: Sie wird als »Waffen des Lichts« bezeichnet in Röm 13,12; am detailliertesten beschrieben ist sie in Eph 6,13-18, wo sie die »ganze Waffenrüstung (eigentlich .Ganzrüstung‘ oder , Vollrüstung‘, so MNT) Gottes« genannt wird. In unserer Stelle ist es die Rüstung des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung. Nur zwei Teile der Vollrüstung werden erwähnt, der Brustharnisch und der Helm. Der eine schützt Herz und lebenswichtige Organe, der andere den Kopf, den Sitz des Denkens und der Einsicht. »Die Soldaten des Heils werden durch Glaube, Hoffnung und Liebe geschützt. Ihre Rüstung ist nicht unbewährt, denn ihr Herr hat sie bereits getragen (Jes 59,17). Die äußere Oberfläche ihres Brustharnischs glänzt mit dem Glauben; das innere Futter glüht mit Liebe, und so wird das Herz sowohl geschützt als auch gewärmt. Der Helm des Heils schützt die Gedanken, denn unsere Stärke und unsere Sicherheit ist die Hoffnung auf Sein Kommen« (H. St. John).
Die Passage schließt mit einer Ermahnung zur Nüchternheit, d.h. sie betont die Notwendigkeit der Ausgewogenheit, charakterisiert durch geistliche Standfestigkeit. Nüchternheit ist die konstante Haltung derer, die ihre Geistesgegenwart auch dann bewahren, wenn sie feindlichen Angriffen ausgesetzt sind. In Eph 6 kämpft der Soldat nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen Fürstentümer, gegen Gewalten, gegen geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. In diesem Fall steht der christliche Soldat in der Offensive und benötigt jede ihm zur Verfügung stehende Waffe seiner Vollrüstung. In 1.Thess ist er in der Defensive. Sein Feind ist die unterwandernde Macht der moralischen Umstände der letzten Tage. Sein Herz und sein Haupt brauchen Schutz. Die griechischen Zeitformen sprechen eine deutliche Sprache. »Nüchtern sein« steht im Präsenes, meint also eine ununterbrochene Haltung. Für »angetan« verwendet Paulus das Partizip des Aorists, was auf den ein für allemal geschehenen Akt hinweist. Wenn »angetan« im Präsens stünde, könnte es bedeuten, daß die Rüstung auch gelegentlich abgelegt werden könnte, was aber katastrophale Folgen hätte. Der Aorist macht deutlich, daß sie einmal angezogen und dann für immer anbehalten werden muß. An keiner Stelle wird ein Rückenschutz erwähnt. Der wahre Soldat zieht sich nicht zurück, sondern steht mit ununterbrochener Aufmerksamkeit dem Feind gegenüber und ist in der Lage, jeden Hieb vorauszusehen und zu parieren.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt


Gesteht daher immer wieder einander die Entgleisungen ein

Bekennet denn einander die Vergehungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet; das inbrünstige Gebet (Eig Flehen) eines Gerechten vermag viel.
Elberfelder 1871 – Jakobus 5,16

Gesteht daher immer wieder einander die Entgleisungen ein und betet füreinander, sodass ihr gesund gemacht werdet!Das Bitten eines Rechtschaffenen vermag viel, wenn es sich als wirksam erweist.
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Jakobus 5:16

Deshalb sprecht eure Verfehlungen offen voreinander aus und betet einer für den anderen, damit ihr Heilung erfahrt. Die Fürbitte eines gerechten Menschen kann sehr viel bewirken.
Roland Werner – Das Buch – Jakobus 5,16

Einige Verse des Kapitels hatten wir schon: 8, 11, 15 , 19-20

DER inspirierte Apostel Johannes sagte: „Bekennen wir aber unsere Sünden, so ist er treu und gerecht, daß er uns Sünden vergibt und uns rein macht von aller Ungerechtigkeit.“ (1 Johannes 1:9, AB) Bekennst du deine Sünden? Tust du es in der Weise, wie Gott es vorgesehen hat, so wie er es uns in seinem Wort gebietet? Es gibt Millionen Menschen in der Welt, die im Beichtstuhl ihre Sünden einem Priester bekennen; es gibt aber auch Millionen, die es nicht tun. Wir sollten uns indes in unserem Tun uns Lassen nicht von persönlicher Vorliebe, von Traditionen und Meinungen der Menschen leiten lassen. Ein Christ wird durch die Bibel auf dem von Gott anerkannten Weg geleitet. „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad.“ — Psalm 119:105.
Die Catholic Encyclopedia erklärt das Sündenbekenntnis oder die Beichte wie folgt: „Der Büßer bekennt seine Sünden nicht heimlich in seinem Herzen, auch nicht einem Laien, den er als Freund und Fürsprecher betrachten würde, aber auch nicht einem Vertreter der menschlichen Obrigkeit, sondern einem rechtmäßig ordinierten Priester, der die erforderliche rechtliche Vollmacht und die ‚Schlüsselgewalt‘ besitzt, d. h. die Macht der Sündenvergebung, die Christus Seiner Kirche verliehen hat.“ Als Antwort auf die Behauptung jener, die sagen, nur Gott könne Sünden vergeben, führt dieselbe Enzyklopädie folgenden Ausspruch Pacians an, des ehemaligen Bischofs von Barcelona: „Du sagst, nur Gott könne dies (Sünden vergeben) tun. Ganz richtig, doch was Er durch Seine Priester tut, geschieht durch Seine Macht.“ Und Augustinus führte die Tragweite der Sündenvergebungsgewalt eindrücklich vor Augen, wenn er sagt: „Wir sollten denen, die bestreiten, daß die Kirche Gottes die Vollmacht habe, alle Sünden zu vergeben, kein Gehör schenken.“ — Band XI, Seite 619—621.

Wachtturm 15.Februar 1958

Lehrt Jakobus 5,16, dass wir uns gegenseitig unsere Sünden bekennen sollen?
Geschrieben am 13. Februar 2018 von Ariel Ministries – WordPress Manager

Jakobus 5:16 sagt:
16 Darum bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das wirksame Gebet eines rechtschaffenen Menschen kann viel bewirken. (NASB)
Antwort: Was die Bedeutung von Jakobus 5:16 angeht, so lehrt dieser Vers nicht pauschal, dass wir einander alle unsere Sünden bekennen sollen. Vielmehr sollte der Vers im Kontext gehalten werden, der mit Vers 14 beginnt. Hier spricht Jakobus über eine bestimmte Art von Krankheit – eine Krankheit, die das Ergebnis der göttlichen Züchtigung für eine bestimmte Sünde war. Wenn ein Gläubiger merkt, dass er wegen einer bestimmten Sünde körperlich durch Krankheit gezüchtigt wird, dann soll er die Ältesten seiner Gemeinde rufen und ihnen die Sünde bekennen, denn das Bekenntnis zeigt auch Reue. Die Ältesten wiederum sollen ihn mit Öl salben und für ihn beten. In diesen speziellen Situationen ist die Heilung garantiert.
Das Sündenbekenntnis in Vers 16 ist in diesem Zusammenhang das Bekenntnis der Sünde, die die göttliche Züchtigung ausgelöst hat, und zwar gegenüber den Ältesten der Gemeinde. Innerhalb des Kontextes werden wir also nicht ermutigt, unsere Sünden jedem zu bekennen. Das allgemeine Prinzip ist I. Johannes 1,9, das lehrt, dass wir unsere Sünden Gott allein bekennen sollen. Jakobus 5,16 spricht von einem Sonderfall, der nur im Zusammenhang mit einer Sünde gilt, die zu göttlicher Züchtigung führte.

Arnold Fruchtenbaum – Fragen und Antworten auf ariel.org

In Vers 16a fügt Jakobus hinzu: Bekennt nun einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet. Das Wort nun verbindet die vorliegende Aussage mit der vorhergehenden. Weil Vergebung der Sünden Heilung bringt – darum, aus ebendiesem Grund, bekennt eure Sünden. Hier bezeichnet das griechische Wort für bekennen offene und vollständige Beichte. Wörtlich bedeutet es, „über eine Sache das Gleiche zu sagen“. Der Übertreter stimmt zu, alle Sünden bei eben dem Namen zu nennen, den Gott nennt; und er nennt sie Sünde. Die Ermahnung lautet: Bekennt nun einander die Sünden. Gemeint ist nicht, dass wir jede Sünde vor allen anderen bekennen sollen. Gemeint ist, den Ältesten die spezifische Sünde/Sünden zu bekennen, durch welche die Krankheit hervorgerufen wurde. Das ist ein Imperativ Präsens und zeigt, dass es zur Gewohnheit werden muss, einander die Sünden zu bekennen. In diesem Kontext bezieht sich einander jedoch auf den Kranken; er bekennt den Ältesten die Sünden, die seine Krankheit verursacht haben. Dann fügt Jakobus hinzu: und betet füreinander, tut Fürbitte. In diesem Umfeld sind es die Ältesten, die für den Kranken beten. Die Absicht: damit ihr geheilt werdet – gemeint ist „geheilt von der durch diese Sünden entstandenen Krankheit“. Das Bekenntnis und Gebet wird dann seinerseits zu geistlicher Heilung führen. Dieser Abschnitt garantiert weder Heilung in jeder Situation noch ermutigt es zur Salbung mit Öl bei jeder Krankheit. Es ist wichtig, dass jede Aussage des Jakobus in ihrem vollständigen Kontext betrachtet wird. Paulus befasst sich in 1 Korinther 11,30-32 mit derselben Situation: einer Krankheit, die an einer spezifischen Sünde lag. Wenn einem Menschen die Tatsache bewusst wird, dass er an einer durch bestimmte Sünden hervorgerufenen Krankheit leidet, dann soll er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen, um ihnen die Sünden zu bekennen. Sie wiederum werden dann für ihn beten und ihn mit Öl salben. In diesem Augenblick wird er geheilt werden. In diesem besonderen Fall ist Heilung garantiert. Wenn die Krankheit jedoch das Ergebnis menschlicher Schwäche ist, gibt es keine Garantie für Heilung. Gott entscheidet sich vielleicht, zu heilen; möglicherweise entscheidet er auch, nicht zu heilen. Wenn die Krankheit an einer bestimmten Sünde liegt und diese Schritte unternommen werden, ist das der Fall; und nur in diesem Fall ist Heilung garantiert.

Nachdem Jakobus diese Prinzipien und die Wichtigkeit des Gebets der Ältesten detailliert aufgestellt hat, liefert er in den Versen 16b-18 ein Beispiel für ein ernstliches Gebet. In Vers 16b nennt er das Prinzip: Viel vermag eines Gerechten Flehen in seiner Wirkung. Das Wort Flehen bezeichnet im Griechischen ein Bittgebet. Der Charakter des Bittstellers: Er ist ein gerechter Mensch. Bei Jakobus ist der „Gerechte“ ein Täter des Wortes. Das Gebet eines Gerechten vermag viel. Der Ausdruck vermag viel steht an betonter Stellung. Wörtlich lautet der Satz: „Viel vermag das Flehen eines Gerechten.“ Das Wort „vermag“ bedeutet, „stark zu sein“; fähig zu sein, viel zu tun; sich kräftig erweisen wie in Apostelgeschichte 19,20. Derartiges Gebet ist eine aktive Macht, die in ihrer Wirkung erstaunliche Siege erringt. Das griechische Wort für in seiner Wirkung bedeutet, „es ist energisch“. Das ist der Grund, aus dem das Gebet eines Gerechten stark ist. Es ist die Macht eines energischen Gebets.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief