In Erinnerung an „Ingrid Editha“

Als du am 11. Januar 1947 geboren wurdest, waren deine Eltern, meine Großeltern, wahrscheinlich mächtig stolz auf dich.
Nun wird heute eine „Gedenkansprache“ für dich gehalten, denn wie ich schon am 24. April geschrieben hatte, bist du am 22. April nach längerem Krankenhausaufenthalt gestorben.

Wie du deinen ersten Mann kennengelernt hattest, und warum deine Eltern Zeugen Jehovas wurden – das hast du für meine Website ja mal gut zusammengefasst.

Was die wenigsten Menschen, die dich in den letzten Monaten kannten, wußten, war wohl, dass du von Kleinkind an so erzogen wurdest, dass Gott im Mittelpunkt steht. Deshalb erinner ich mich als dein erstgeborener Sohn, dass du oft bis spät in die Nacht auf der Schreibmaschine Schriften abtipptest, damit andere Brüder mit „geistigen Dingen versorgt wurden“.
Dein Vater war mehrere Jahre im „Zuchthaus“, weil er als „Versammlungsdiener“ in der Versammlung im Osten Berlins tätig war. Du warst gerade Mutter geworden, als dein damaliger Mann für mehrere Monate wegen Wehrdienstverweigerung ins Gefängis gehen mußte. Aus dem Gefängnisaufenthalt entwickelten sich dann dauerhafte Freundschaften zu zwei Familien, die dann bis in die 80iger Jahre uns regelmäßig besuchten bzw besucht wurden.
Als Kind bzw Jugendliche liebstest du es, die Bilder in den Puplikationen mit Bunttift auszumalen – ich erinnere mich, dass du das Buch „Von verlorenen zum wiedererlangten Paradies“ das ja noch „schwarz/weiß Zeichnungen enthielt, von dir „coloriert“ worden war.
In der Zeit, wo du als „Alleinversorger“ wieder arbeiten gehen mußtest, kümmerten sich deine Eltern um mich. Es war für dich von Vorteil, dass du nach der Schule als Drogistin ausgebildet worden warst. So konntest du die „Kleinstfamilie“ gut versorgen.
Viele Jahre lang hast du eine „kleine Buchstudiengruppe“ geleitet. Zwei Mal in der Woche bekamen wir (als deine zwei Kinder und du) entweder Besuch zu uns nach Hause, oder wir fuhren mit den öffentlich Verkehrsmitteln zu den „Schwestern“ … da waren Tante Hildchen, Tante Ella, Tante Erika und eine Weile eine junge Schwestern in Blankenburg. Das waren manchmal für uns Kinder lange Wege – aber so hörten wir von klein auf, viel aus der Bibel.
MIt deinem ersten Mann warst du an der Bereitstellung von dem „Königreichsdienst“ für die DDR beteiligt, hast wie oben geschrieben viel mit der Schreibmaschine zubereitet bzw deine Kenntnisse als Drogistin für die Entwicklung und Herstellung von Fotokopien angewandt.
Oft wurden wir Kinder in den „Abend- und Nachtstunden“ allein gelassen, damit du mit deinem Mann mit anderen Menschen die Bibel studieren konntest. So hattet ihr ein Heimbibelstudium in der Leipziger Straße – und wir wohnten im schönen Niederschönhausen. Wenn ihr gewußt hättet, dass wir diese Stunden oftmals „ungehorsamer Weise“ vor dem Fernseher verbracht hatten – wer weiß, wie ihr reagiert hättet 😉
Woran ich mich auch gut erinnern kann, dass du gern gesungen hast. Wir waren irgendwann mal bei Brüdern die ein Königreichslied gesungen haben, welches wir noch nicht kannten. WIr hatten zwar ein Liederbuch, aber keiner aus der Familie konnte damals Noten lesen. Also hast du die gesamte Zeit im Auto die Melodie vor dir hergesummt, damit wir dann das Lied „Höchste Zeit das Gottes Wort“ auch zu Hause als Familie singen konnten.
Leider hielt deine erste Ehe nicht – im Februar 1986 hast du dann ein zweites Mal geheiratet und der Kontakt wurde leider etwas weniger…
Wie ich vor ein paar Wochen schon schrieb – wir sehen uns wieder.

Ein Kommentar

  1. Thomas sagt:

    Nachtrag: Gestern Nachmittag gab es eine „Gedenkveranstaltung“ in Berlin Gesundbrunnen von der russischen Versammlung, und dort wurde darauf aufmerksam gemacht, dass du in der Wendezeit und nach der Wendezeit mit deinem Mann Johann die Kasernen besucht hast, und viel Zeit und Mühe in den Aufbau der russischen Gruppe gesteckt hast. Deshalb waren einige auch über Zoom anwesend, die dich kannten aber nun weiter weg wohnen. Unter anderem lobte dich nach der Veranstaltung jemand, dass du dein Fachwissen als Drogistin wohl bis zum Schluß weiter gegeben hast, indem du Tips und Ratschläge zu Heilpflanzen und Tees gegeben hast, und dich die Brüder deshalb sehr schätzten.

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