Schlagwort: Glaube

Gott beschützte David

Gott (El) ist meine starke Feste, und er lenkt (Wahrsch. ist nach Ps 18,32 zu l.: er macht) vollkommen meinen Weg
Er macht meine Füße denen der Hindinnen gleich, und stellt mich hin auf meine Höhen.
Er lehrt meine Hände den Streit, und meine Arme spannen den ehernen Bogen
Elberfelder 1871 – 2 Sam 22,33–35

Gott ist meine feste Burg und macht meinen Weg sicher.
Er macht meine Schritte leichtfüßig wie die eines Hirschs, und stellt mich hin auf meine Höhen.
Er bereitet mich auf den Kampf vor und macht mich stark, sodass ich einen bronzenen Bogen spannen kann.
Neues Leben – Bibel 2006 – 2. Sam. 22,33–35

Er gibt mir immer wieder Kraft, wenn ich alle bin, er hilft mir, den besten und einfachsten Weg zu sehen. Er sorgt dafür, dass ich einen guten Stand habe, er hilft mir, auf den krassesten Gipfel zu gehen.
VolxBibel – 2. Samuel 22,33–34

Im letzten Teil des Psalms wandte sich David noch einmal den Eigenschaften des Herrn zu, aber er faßte sie jetzt zu speziellen Wegen zusammen, auf denen Gott um seinetwillen gehandelt hatte und handeln würde. Zuerst wird Gott als ein Starker (V. 31 – 35 ), als einer, der ein Schild, ein Fels, eine Stärke ist (wörtl.: „starke Zuflucht“ oder „Festung“) und als einer, der seinen Dienern Schnelligkeit und Kraft gibt, beschrieben. Er ist auch ein Schild (V. 36 ) und schützt vor dem Ausrutschen und Fallen (V. 26 – 37 ). Außerdem ist er einer, der Feinde unterwirft (V. 38 – 41 ). Durch den Herrn war David in der Lage, seine Feinde zu verfolgen und zu vernichten, so daß sie sich nicht wieder erheben konnten.
Der Herr ist auch eine Stütze (V. 42 – 46 ). Davids Feinde schrien nach Gott, aber er würde ihnen nicht antworten (V. 42 ). Statt dessen ließ er es zu, daß David sie zerschmetterte (V. 43 ) und ebenso über sie herrschte wie über sein eigenes Volk (V. 44 – 46 ).
Schließlich sagte David, daß der Herr sein Retter sei (V. 47 – 51 ). Obwohl seine Feinde ihn umzingelt hatten und dabei waren, ihn zu vernichten, führte der Herr ihn im Triumph heraus. Das führte dazu, daß David ihn pries (V. 50 ) und anerkannte, daß alle Wohltaten Gottes aus der Vergangenheit Zeichen für die David und seinen Nachkommen versprochenen Segnungen waren; Segnungen, die ewig fortdauern würden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Bogenschiessen musste gelernt werden. Am Ende seines Lebens erinnert sich David daran, dass Gott selbst es war, der ihm diesen Unterricht gegeben hatte. Er sagt: «Er lehrt meine Hände den Streit, und meine Arme spannen den ehernen Bogen» (2 Samuel 22,35). Von den Helden Davids, die zu ihm nach Ziklag kamen, wird berichtet, dass es Männer waren, die nicht nur den Bogen trugen, sondern auch geübt waren, mit dem Bogen Pfeile abzuschiessen (1. Chr 12,2). Auch wir sind nicht von selbst in der Lage, den Feind auf Distanz zu halten. Es muss gelernt sein. Deshalb spricht Epheser 6 nachhaltig darüber, die Waffenrüstung Gottes nicht nur zu kennen, sondern sie auch zu tragen. Das Wissen um den Feind, das Wissen um unsere Waffen allein macht den Sieg nicht aus, wir müssen darin geübt sein, den Feind zu erkennen und ihn auf Distanz zu halten. Nur so werden wir im Kampf erfolgreich bestehen können.
Ein klares Auge und eine ruhige Hand
Eine weitere unerlässliche Voraussetzung für einen guten Bogenschützen waren ein geübtes und klares Auge und eine ruhige Hand. Man musste den Feind bereits aus der Ferne deutlich erkennen können. In der geistlichen Anwendung auf uns erinnern wir uns daran, dass Brüder und Schwestern, die diese Waffe im geistlichen Kampf anwenden, besondere Fähigkeiten haben müssen. Sie brauchen ein geübtes geistliches Auge, um die Gefahr aus der Ferne überhaupt zu erkennen. Aber dann benötigen sie innere Ruhe, Ausgeglichenheit und Ausgewogenheit, um dieser Gefahr auch in der richtigen Art und Weise begegnen zu können. Hebräer 5,14 spricht – wenn auch in einem anderen Zusammenhang – von solchen, die «infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen». Vielleicht dürfen wir diesen Vers in seiner Anwendung einmal auf die Bogenschützen beziehen. Es geht darum, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, Gefahren auszumachen, bevor sie zu einer akuten Bedrohung werden, und sie abzuwenden.
Wo sind die Bogenschützen heute im Volk Gottes? Wo sind Brüder und Schwestern, die Gefahren für das Volk Gottes erkennen und abwehren, bevor andere sie vielleicht überhaupt bemerkt haben? Ohne Frage dürfen wir Gott dafür danken, dass Er uns Geschwister gibt, die gerade diese Aufgabe ausüben. Aber hast du vielleicht auch schon einmal darüber nachgedacht, ob Gott nicht gerade dich als einen «Bogenschützen» gebrauchen möchte? Erinnern wir uns zum Abschluss noch einmal an David. Als er sein Klagelied über Saul anstimmte, da war es ihm ein Anliegen, «dass man die Kinder Juda das Lied vom Bogen lehre» (2 Samuel 1,18). Die Fussnote dort sagt, dass es auch der Gebrauch des Bogens sein kann, den man die Kinder Juda lehren sollte. Sind wir – du und ich – bereit, heute noch den Gebrauch des Bogens in seiner geistlichen Anwendung zu lernen?

Halte fest 1998

Bogen und Pfeile waren im Altertum eine gefährliche Waffe und werden öfter im AT genannt. Nach 1Mo 27,3 ging Esau mit Pfeilköcher und Bogen auf Jagd. Auch in Jes 7,24 wird der B. als Jagdgerät genannt. Hauptsächlich aber diente er als Kriegswaffe. Die Ägypter und Assyrer waren als gute B.schützen bekannt; in Israel zeichnete sich besonders der Stamm Benjamin in dieser Kunst aus (1Chr 8,40; 12,2; 2Chr 14,7; 17,17).
Die B. wurden aus hartem, elastischem Holz angefertigt. Was mit ehernem B. (2Sam 22,35; Hiob 20,24; Ps 18,35) bezeichnet wurde, ist nicht klar. Die hölzernen B. wurden manchmal durch ein Flechtwerk von Schnüren oder Sehnen und auch durch eine Horneinlage verstärkt. In Syrien kannte man den stumpfwinkligen B. – Die B.sehne bestand aus einer Schnur von gedrehten Leinenschnüren oder Därmen von Ochsen und Kamelen. – Vom einfachen Spannen des B.s ist in 1Kön 22,34, 2Kön 13,16 und 2Chr 18,33 die Rede, an den übrigen Stellen steht im Hebr. wörtl. »den B. treten« (1Chr 5,18; Ps 7,13; 11,2; 37,14; Jes 5,28; 21,15; Klgl 2,4; 3,12; Sach 9,13). Man hatte den B. nach Gebrauch durch Lösen der Sehne völlig entspannt. Um ihn wieder schussfertig zu machen, wurde der B. auf den Boden gestellt und der Fuß dagegengestemmt. Dann drückte eine Hand das obere Ende des B.s herunter, und die andere befestigte die Sehne.
Die Pfeile waren aus Rohr oder Holz, die Spitzen meist aus Eisen oder Kupfer und mit Widerhaken versehen. Federn am stumpfen Ende des Pfeiles sorgten dafür, dass er sich während des Fluges nicht überschlug. Manche Pfeilspitzen wurden mit in Pech bzw. Öl getränktem Hanf versehen und brennend in das feindliche Lager geschossen (vgl. Ps 7,14; Jes 50,11; Eph 6,16). Aus Hiob 6,4 ist ersichtlich, dass vergiftete Pfeile bekannt waren.
Fingerlinge und ein Armschutz aus Leder sollten die linke Hand, die den B. hielt, vor Verletzungen beim Abschuss des Pfeils bewahren.

Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel

Bogen (Jos 24,12; 1 Sam 18,4; 1 Kön 22,34; 2 Chr 14,7) und Pfeile (Dtn 32,42; 1 Sam 20,20f.36–38; 1 Makk 10,80), die in einem Köcher (vgl. Jes 22,6) geschultert mitgetragen wurden, hatten die Funktion, die im heutigen „konventionellen Krieg“ das Artilleriefeuer hat. Der Bogen zählte zu den kostbarsten Ausrüstungsgegenständen, weswegen in der älteren Zeit nur Könige (2 Sam 22,35; vgl. Ps 45,6), Königssöhne (1 Sam 20,20f.36–38; 2 Sam 1,22) und hohe Offiziere solche besaßen. Wenn ein „gewöhnlicher“ Krieger auf einen verweisen kann, wird man ihn zu adeligen Kreisen rechnen müssen (vgl. 1 Chr 12,2). Die Herstellung war kompliziert und die Handhabung schwer. Daher gab es auch ein Schusstraining (1 Sam 20,20). Um ein Erschlaffen des – gewöhnlich aus Holz bestehenden – Bogens zu verhindern, wurde er erst vor dem Gebrauch gespannt (2 Kön 13,15f; Ps 7,13). Als Sehne verwendete man eine dicke Leinenschnur oder eine Tiersehne. Abbildungen zeigen, dass die Hand, die den Bogen hielt, mit einem Lederüberzug geschützt wurde, damit man sich nicht an der zurückschnellenden Sehne verletzte. Die Reichweite betrug etwas über 100 m. Die Pfeile bestanden aus einem leichten Schaft mit verschiedenen, metallverstärkten Spitzen. Neben den normalen wurden „glühende Pfeile“ (Ps 7,14 nach der EÜ; gemeint sind wohl Brandpfeile), giftgetränkte (vgl. Ijob 6,4) und bes. gespitzte (vgl. das Bild in Jes 49,2) bzw. geschärfte Pfeile (EÜ: scharfe Pfeile) erwähnt.

Herders Neues Bibellexikon

obwohl alles genommen, trotzdem gepriesen?

Und er sprach: Nackt bin ich aus meiner Mutter Leibe gekommen, und nackt werde ich dahin zurückkehren; (Vergl Pred 5,15) Jehova hat gegeben, und Jehova hat genommen, der Name Jehovas sei gepriesen!
Elberfelder 1871 – Hiob 1,21

„Als kleines Baby, gleich nachdem meine Mutter mich geboren hatte, gehörte mir gar nichts. Und so arm werde ich auch wieder sterben. Gott hat mir viel geschenkt, und er hat mir viel wieder weggenommen. Es ist sein Ding, er ist und bleibt der Boss, und ich will ihm dankbar sein!“
Obwohl Hiob diese ätzenden Sachen passiert waren, ließ er nichts zwischen sich und Gott kommen. Er beschwerte sich noch nicht mal bei ihm.
VolxBibel – Hiob 1:21–22

Wer kennt das nicht, enttäuscht zu werden? Oder Verluste erlitten zu haben? Ja, heute sind die Verluste meist nicht mehr so groß, als bei unseren Urgroßeltern oder Großeltern, die im Krieg nicht nur Wohnung sondern zum Teil auch Heimat verloren – und dann vielleicht auch noch Angehörige – so war das im Krieg. Aber auch heute sind die Verluste ja nicht kleiner. Die letzte „Lydia“ berichtete zum Beispiel über den Verlust der eigenen Kinder – die einfach keinen Kontakt zu ihren Eltern mehr haben wollen! Sind wir wie Hiob? Oder geben wir die Schuld für den Verlust nicht häufig Gott?

Hiob hatte nicht nur materiell alles verloren, sondern auch seine Freunde und seine Kinder! Und trotzdem seine obrigen Worte!

Als Reaktion auf diesen entsetzlichen, raschen, vierfachen Angriff Satans zerriß Hiob sein Kleid , was ein Zeichen für seinen inneren Aufruhr und seinen Schock war (vgl. Hi 2,12; 1Mo 37,29.34; 44,13; Ri 11,35 ), und schor sein Haupt (vgl. Jes 15,2; Jer 48,37; Hes 7,18 ). All das spiegelte seine Trauer über die großen Verluste wider. Hiob fiel auf die Erde , aber nicht aus Verzweiflung, sondern aus Ehrfurcht vor Gott.
Hiob erkannte, daß dieser Verlust seiner Geburt und seinem Tod glich: Bei seiner Geburt war er nackt gewesen, und er würde auch wieder nackt sterben. Nun war er, bildhaft gesprochen, ebenfalls nackt. Die Worte nackt werde ich wieder dahinfahren (wörtl.: „dahin zurückkehren“) legen zunächst einmal nahe, daß Hiob in den Schoß seiner Mutter zurückkehren würde. Aber wie ist dies zu verstehen? Die Rückkehr eines Menschen in den Schoß seiner Mutter konnte ein poetischer Ausdruck für die Beerdigung sein (vgl. Ps 139,15; Pred 5,14;12,7 ). Die Verbindung ist ganz offensichtlich: Der Mensch, der im Mutterleib gebildet wird, ist auch „aus Erde vom Acker“ gemacht ( 1Mo 2,7; vgl. 1Mo 3,19; Hi 10,9;34,15; Ps 103,14 ), und die Erde, die Frucht hervorbringt („Lebendiges“), ist der Mutter gleich, die ein Kind zur Welt bringt.
Hiob erkannte die Allmacht Gottes ( Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen ) und pries den Herrn. Es ist in der Tat bemerkenswert, daß Hiob auf sein Unglück mit Anbetung antwortete, auf sein Leid mit der Verehrung Gottes. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen wurde Hiob nicht bitter; er klagte Gott nicht an (vgl. Hi 2,10 ).
Hiobs erstaunliche Reaktion macht deutlich, daß Satan mit seiner Voraussage, Hiob werde Gott fluchen, völlig im Irrtum gewesen war. Ein Mensch kann fromm sein, ohne von Gott mit Besitz gesegnet zu werden; er kann durchaus gottesfürchtig sein, ohne auf seinen eigenen Vorteil zu schauen. Hiobs Verehrung seines Gottes zu einer Zeit, da er so schwere Verluste hinnehmen und so großen Kummer erdulden mußte, bestätigten Gottes Worte über Hiobs Gottesfurcht.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gleich am Anfang des Buches sagte Hiob dieses Wort, nachdem er seinen Reichtum verloren hatte und seine 10 Kinder gestorben waren. Er litt sehr viel, aber er war trotzdem stark im Herrn und war bereit, Gott zu preisen. Natürlich trauerte er sehr, aber er gab sein Vertrauen zu Gott nicht auf.  Beachten Sie den Kontext dieser Verse in Hiob 1,20-22: Da stand Hiob auf und zerriss sein Kleid und schor sein Haupt und fiel auf die Erde und neigte sich tief und sprach: Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt! In diesem allen sündigte Hiob nicht und tat nichts Törichtes wider Gott. 

ERF – Bibelkunde Altes Testament

Nachdenken
Innerhalb eines Tages verliert Hiob seine zehn Kinder, zahlreiche Tiere, ungezählte Bedienstete. Der Schock und der Schmerz „hauen“ Hiob von seinem Stuhl. Vor Entsetzen zerreißt er seine Kleidung und rasiert sich den Kopf. Damit drückt er seine Trauer aus, mit der er nicht hinterm Berg halten muss. Sie ist nur allzu verständlich.
Weit weniger verständlich ist seine weitere Reaktion: Hiob akzeptiert, was geschieht, er nimmt es aus Gottes Hand, vor dem er sich beugt. Er erinnert sich und die Umstehenden (und jetzt auch uns) daran, dass es auf Gut, Geld und Familie keinen unverbrüchlichen Anspruch gibt. Alles gilt es einmal loszulassen. Das letzte Hemd hat keine Taschen, und kein Mensch kann uns auf unserem allerletzten Wegstück begleiten. Soweit könnten wir sicher zustimmen.
Viel erstaunlicher allerdings ist es, dass Hiob in dieser Situation an Lob denken kann. Wie ist das wohl zu verstehen? Ein Dankeschön für das, was geschehen ist, kann damit wohl nicht gemeint sein. Lob meint auch tatsächlich mehr. Es bezieht sich nicht (allein) auf das, was einer tut oder gibt, sondern (auch) auf das, was einer ist. Lob drückt die Freude aus am Wesen einer Person. Deshalb ist auch ein Gotteslob unabhängig von erfreulichen Umständen möglich (vgl. Apg 16,23-25). Gott loben heißt, Gott Gott sein lassen.
Weiterdenken
• Denken Sie zurück an die Wette (V. 11): Was wird Satan damit bewiesen?

ERF – Hiob – auf der Suche nach dem Sinn

Ergebung ist die auf dem Gefühl der Abhängigkeit von Gott beruhende Bereitwilligkeit, sich in seine Schickungen zu fügen. Sie unterscheidet sich durch Freudigkeit, Rührigkeit und Einsicht von der den Schmerz fliehenden, einsichtsarmen Ataraxie (Unerschütterlichkeit) der Stoiker, ebenso von der passiven stumpfsinnigen Unterwerfung des Fatalismus, nicht minder von der affektfliehenden, das Persönliche preisgebenden Resignation des Pantheisten und der hoffnungslosen am Gemeinen klebenden Gleichgültigkeit des Materialisten. Schon in Platons »Phaidon« und in Sophokles‘ »Oidipus auf Kolonos« finden sich Spuren dieser Ergebung, deren klassischer Ausdruck Hiobs Wort ist: »Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, der Name des Herrn sei gelobt!« Hiob, 1, 21. Von der Demut (s. d.) unterscheidet sich die Ergebenheit, indem jene das Bewußtsein der eigenen Unwürdigkeit, diese die Anerkennung der göttlichen Macht zum Ausgangspunkt hat.

Friedrich Kirchner & Carl Michaëlis – Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe

Also laßt uns unser Leben nicht so schwer betrachten – Jehovah läßt vieles zu – aber es wird immer zu unserem Guten ausgehen! Wir sind manchmal verzweifelt, weil wir das Endziel nicht sehen können. Aber nur vom Endziel her, können wir erkennen, warum Jehovah es zu gelassen hat. Jehova ist GUT – IMMER und unter allen Umständen!

PS:

SATAN IM JÜDISCHEN DENKEN
Hiob 1,6-7
Im jüdischen Denken gibt es zwei allgemeine Vorstellungen über Satan. Die eine spielt seine persönliche Realität herunter und sieht ihn eher als Metapher für den menschlichen Trieb zur Sünde. Eine gängige rabbinische Art, dies zu beschreiben, ist yetzer hara, oft übersetzt als „die böse Neigung“. Ein Gebet aus der Tagesliturgie fasst dieses Verständnis zusammen: „Lass keinen bösen Trieb [yetzer hara] uns beherrschen.“ Seit dem Mittelalter hat sich dieses philosophische Verständnis von Satan durchgesetzt: Es ist der yetzer hara, der die Menschen verführt, nicht der Versucher selbst, Satan.
Doch Andeutungen von Satan als einer persönlichen Präsenz – einer mit großer, wenn auch begrenzter Macht, der entschlossen ist, so viel menschliche Güte wie möglich zu entgleisen und zu zerstören – finden sich in der gesamten früheren jüdischen Literatur, besonders im Neuen Testament. Im Buch Hiob wird Satan als eine persönliche Präsenz dargestellt, noch nicht vom Himmel verstoßen, aber als Ankläger der rechtschaffenen Diener Gottes. Er wird als „Staatsanwalt“ im himmlischen Gericht dargestellt. Wie in vielen apokryphen, rabbinischen und neutestamentlichen Texten sind seine Ziele böswillig. Obwohl er Gott an Macht nicht ebenbürtig ist und somit nicht die Fähigkeit hat, unabhängig von Gottes übergeordnetem Willen zu handeln, hat Satan dennoch Macht. Er verführt die Menschheit dazu, Böses zu tun. Im 2. Henoch (in den Apokryphen), der im späten ersten Jahrhundert nach Christus verfasst wurde, wird Satan als der Verführer und Liebhaber von Havah (Eva) dargestellt, der wegen dieser Ungerechtigkeit zusammen mit anderen Engeln vom Himmel geschleudert wurde. Dies ist auffallend ähnlich zu Jeschuas Aussage: „Ich sah Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen“ (Lukas 10,18).
Die scholastische Seite des Judentums, besonders aus dem Mittelalter, versuchte, Satan als eine persönliche bösartige Präsenz zu „entschärfen“ und reduzierte ihn auf einen Yetzer, eine Tendenz zur dunklen Seite, mit der alle Juden und alle Sterblichen kämpfen. Es ist klar, dass die Rolle Satans, seine Motivationen und seine letztendliche Niederlage in der gesamten jüdischen Literatur zu finden sind.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

„sei das Zentrum“

Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben, als teuer für mich selbst, auf daß ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.
Elberfelder 1871 – Apg 20,24

Doch was liegt schon an meinem Leben! Wichtig ist nur, dass ich bis zum Schluss den Auftrag erfülle, den mir Jesus, der Herr, übertragen hat: die Gute Nachricht zu verkünden, dass Gott sich über die Menschen erbarmt hat.
Gute Nachricht Bibel – Apostelgeschichte 20,24

Doch es liegt mir nichts an meinem Leben; mein persönliches Ergehen hat keinerlei Bedeutung. Wichtig ist nur, dass ich das Ziel meines Laufes erreiche und den Auftrag voll und ganz erfülle, den ich von Jesus, dem Herrn, erhalten habe – den Auftrag, allen Menschen die gute Nachricht von Gottes Gnade zu bringen.
Neue Genfer Übersetzung – Apg 20:24

Mein Leben ist dabei echt egal, solange ich es hinkriege, die Order, die Jesus Christus mir gegeben hat, auszuführen. Er will nämlich von mir, dass ich die gute Nachricht davon verbreite, dass Gott alle Menschen wahnsinnig liebt und ihnen ihre Schuld verzeihen will.
VolxBibel – Apostelgeschichte 20:24

Wie schnell singt man in der Gemeinde ein Lied wie „Jesus, sei mein Zentrum“, vergißt dann aber schnell wieder das, was man gerade gesungen hat?
Nicht so Paulus!

Trotz der Tatsache, dass er wusste, dass etwas passieren würde, traf Paulus in Vers 24 eine Entscheidung: „Aber ich halte mein Leben nicht für wertvoll, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, um das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.

Für Paulus hatte die Erhaltung seines Lebens keine Priorität. Sein Ziel war es, seine Berufung vor dem Herrn zu erfüllen. Sein Ziel war es, sein Lebenswerk zu vollenden (2. Tim. 4,7) und die besondere Berufung, die er von dem Herrn Jesus erhalten hatte, was eine Anspielung auf seine Berufung auf der Straße nach Damaskus ist (1. Tim. 1,12). Er wollte [von] dem Evangelium der Gnade Gottes Zeugnis geben. Er war berufen worden, das Evangelium zuerst den Juden und dann auch den Griechen zu verkündigen (Röm. 1,16). Das Evangelium, das er predigte, war das Evangelium der Gnade Gottes. Seine besondere Berufung erforderte diese Reise nach Jerusalem.

Arnold Fruchtenbaum – Die dritte Missionsreise

Der Apostel bemüht sich nicht, sein Leben zu erhalten; er hat es in den Dienst des Herrn gestellt und hält es nur so lange für kostbar, als er diesem zu seinem Werk brauchbar ist.

Für ihn ist nur eins wichtig, nicht aus der Rennbahn auszutreten, nicht vor dem Ziel den Lauf aufzugeben, sondern seine ganze Kraft daran zu setzen, dass er das vom Herrn ihm gesteckte Ziel erreiche. Den Lauf vollenden heißt, den Dienst zum Ende führen, den er vom Herrn bekam, als er zum Zeugen der Botschaft bestellt wurde, durch die sich die Gnade Gottes der Menschheit offenbart. Dazu gehört auch der Besuch in Jerusalem; dorthin hat Jesus seine Boten gestellt, und Paulus kann davon für seine Person keine Ausnahme machen. Er wäre nicht mehr der Apostel Jesu, weigerte er sich, das Evangelium in Jerusalem zu vertreten, etwa der Bande wegen, in die ihn sein Dienst dort bringt.

Für die Gemeinden, unter denen Paulus in den letzten Jahren gearbeitet hat, ergibt sich daraus, dass er jetzt für immer von ihnen Abschied nimmt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Hinter der Wendung »den Lauf vollenden« stehen Metaphern aus dem Sport, wie sie vor allem Philosophen gern gebrauchten, wenn sie ihre Sendung beschrieben.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Der Apostel kannte keine Rücksicht auf sein Leben; selbst der Tod als Folge seines Weges konnte ihn nicht schrecken. Später konnte er den Philippern schreiben, daß es ihnen „in bezug auf Christum geschenkt worden“ sei, „nicht allein an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden“ (Phil 1,29). Und er selbst war wohl mehr als irgendeiner in der Lage, sich in seinen Leiden für die Heiligen zu freuen und die „Drangsale des Christus für seinen Leib, das ist die Versammlung“ (natürlich nicht Christi sühnende Leiden), in seinem Fleische zu ergänzen (Kol 1,24). Hätte der Apostel Rücksicht auf sein Leben genommen, dann, so war er überzeugt, hätte er seinen Lauf und den vom Herrn Jesus empfangenen Dienst nicht in der rechten Weise „vollenden“ können. – Sind auch wir bereit, für unseren Herrn und die Seinen zu leiden und unseren Weg zu Seiner Ehre zu gehen und zu beenden, „hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Heb 12,2)?
Der Dienst des Apostels bestand vornehmlich darin, das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen. Das war mehr als die Bezeugung der Buße zu Gott und des Glaubens an unseren Herrn Jesus Christus (V. 21). Unter den Bezeichnungen für das Evangelium im Neuen Testament und auch in den Schriften des Apostels ist die hier gebrauchte wohl eine der umfassendsten und auch die, die in besonderer Weise der Erfahrung und dem Herzen des Apostels entsprach. Wenn auch der Herr Jesus – wie in anderen Bezeichnungen – hier nicht genannt wird, so werden Seine Person und Sein Werk doch durchaus vorausgesetzt, denn in wem und durch wen kann Gottes Gnade ausstrahlen außer in Ihm oder durch Ihn?

Ermunterung und Ermahnung 1989

Wie weit sind diese Sätze vom Denken unserer Zeit entfernt! Für Paulus war das Leben tatsächlich nicht das höchste Gut. Er stellte sich selbst nicht an die Spitze der »Wertepyramide«. Das konnte er, weil in ihm (und später bis in die Neuzeit, bis ins 18. /19. Jahrhundert hinein) noch die Hoffnung auf das ewige Leben höher rangierte als der Wert, den er diesem irdischen Leben beimaß. Aber mit zunehmender Hochschätzung des Individuums, also faktisch seit dem Zeitalter der Aufklärung, ging ein Verlust an Jenseitshoffnung Hand in Hand, der zwangsläufig dazu führen musste, alles mögliche Gute in das diesseitige Leben hineinzulegen. Christliches Reden von der »anderen Welt« hat für allzu viele unserer Zeitgenossen im Windschatten des Philosophen Ludwig Feuerbach immer gleich den Klang nach Wunschdenken und Weltflucht bei sich. Ob es uns gelingt zu zeigen, dass wir Christen noch mit beiden Füßen auf dieser Erde stehen und gerade deshalb die Hoffnung auf Gottes Welt verkünden?

In einem anderen Sinn hat damit die Bereitschaft zum Einsatz des Lebens neu Raum gewonnen: Heute opfert man sein Leben für den Fortbestand der Firma, für den persönlichen Profit und die Verbesserung der sog. »Lebensqualität«, zu deren Gunsten man sogar auf »Lebensquantität« (= Lebenslänge) zu verzichten bereit ist.

Für Paulus war klar: Er würde sein Leben (qualitativ und quantitativ!) für seinen Auftrag in die Waagschale werfen. »Wenn ich nur meinen Lauf vollenden kann und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe«, sagt er. Die Demut des Werkzeugs spricht aus diesen Worten. Mehr wollte der Apostel nicht sein als Gottes brauchbares Werkzeug. Von »Selbstverwirklichung« wusste er noch nichts. Gleich bei seiner Berufung wurde ihm das Leiden um Jesu willen verordnet (Apg 9,16). Aber auch seinen Lebensauftrag erhielt er damals in Damaskus, den er hier mit einem Wettlauf vergleicht, nämlich »vor allen Menschen Zeuge zu sein« (Apg 22,15). Der Auftragsempfang lässt sich somit in seinem Leben genau festmachen. Noch genauer beschreibt der Apostel ihn Apg 26,17ff., wo unausgesprochen auch das »Evangelium von der Gnade Gottes« (V. 24) eingeschlossen ist. In seiner Rede an die Gemeindeleiter von Ephesus, so liest man manchmal, sei Paulus am »paulinischsten« in der Apg. Die Erlösung des Menschen durch die Gnade Gottes, die durch den Opfertod Christi am Kreuz zu Stande kommt und von der Paulus in seinen Briefen an vielen Stellen schreibt, tritt hier hervor.

Gerhard Maier – Edition C

Keines Wortes wert halte ich mein Leben für mich selbst, damit ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich empfing von dem Herrn Jesus.“ Im Bild des „Laufs zum Ziel“ hat Paulus die Existenz des Christen vielfach gesehen (1 Kor 9,24-27; Phil 3,13-14; 2 Tim 4,7); mit tiefem Ernst lag ihm am „Vollenden“ des Laufes bis zum Ziel. Und der „Dienst“ war ihm nicht lästige Pflicht, sondern der Ausdruck staunenswerter Gnade, die er von seinem Herrn „empfangen“ (1 Tim 1,12.13; 2 Kor 4,1) hat – Sehen wir alle, die wir das Glück haben, unser Leben ungeteilt der Verkündigung des Evangeliums widmen zu dürfen, unsern Dienst auch so an? – . Dieser Dienst ist in aller Vielseitigkeit seiner Ausrichtung doch nur ein einziger: „zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.“ Dass dieser anvertraute Dienst ausgerichtet wird, an dem das ewige Leben von Menschen hängt, darauf allein kommt es an. Das persönliche Lebensschicksal ist der Größe und Wichtigkeit dieses Dienstes gegenüber „keines Wortes wert“. Es hat für Paulus keinen Wert in sich selber erhalten unter Beeinträchtigung seines Dienstes. Hier ist das Wort Jesu Mk 8,35 in echter Weise und nicht als „christliche Moral“ erfüllt.

Wuppertaler Studienbibel

Wenn ich ein Leben MIT Christus führe, wenn ER das Zentrum sein soll, dann kann man dies in all meinen Handlungen und Entscheidungen sehen! Dann geht es nicht um mich, meine, mir, sondern um IHN!

„ich will so bleiben wie ich bin“?

Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit, als das Ende aber ewiges Leben
Elberfelder 1871 – Röm 6,22

Jetzt hingegen, da ihr von der Sünde befreit, aber Gott dienstbar geworden seid, habt ihr eure Frucht für die Heiligung und als das Ende ewiges Leben. (a) Ga 6:8; 1Pe 1:9
Zürcher 1931 . Römer 6,22

Aber jetzt seid ihr vom Dienst der Sünde frei geworden und dient Gott. Was dabei herauskommt, ist eine Lebensführung, durch die ihr euch als Gottes heiliges* Volk erweist, und am Ende erwartet euch ewiges Leben.
Gute Nachricht Bibel – Röm 6,22

Jetzt seid ihr aber von dieser Macht befreit! Ihr könnt als Angestellte bei Gott viele gute Sachen machen, die euch helfen werden, ein sauberes Leben zu führen, eins, wo Gott drauf steht. Und die Hauptsache ist: Ihr werdet als Gratiszugabe obendrauf für immer leben können.
VolxBibel – Römer 6,22

Darf ich als freier Mensch nicht „mich selbst entfalten“? Gibt es überhaupt „freie Menschen“?

Der Satz ist dem von V 21 nicht ganz parallel gebildet. Der Fragesatz fällt fort. Auch wird „die Frucht“ nicht dadurch charakterisiert, daß der Christen jetziges Urteil darüber erwähnt wird, sondern dadurch, daß das Ziel und Ergebnis ihrer Frucht mit εἰς ἁγιασμόν angegeben wird. Jetzt haben sie die echte Freiheit, und nun sind sie im rechten Dienst, nämlich als Sklaven Gottes, und so haben sie ihre „Frucht“, die auf die Heiligkeit ausgerichtet ist und in sie führt. Gal 5, 22 zählt solche Frucht (καρπός im Singular) als „Frucht des Geistes“ auf. Sie wird hervorgetrieben und reift, wenn man sich in den πράξεις vom Geist führen läßt (Röm 8, 13 bf). Und von dieser Frucht ist zu sagen, daß sie den Christen ζωὴ αἰώνιος einbringt. Jetzt ist nicht mehr vom τέλος der „Frucht“, sondern derer die Rede, die sie εἰς ἁγιασμόν haben. Ihnen stellt sich – unter der Frucht – die ζωὴ αἰώνιος ein. Ihnen wächst unter der Heiligkeit das ewige Leben zu. Der Akkusativ ζωὴν αἰώνιον ist ebenfalls von ἔχετε abhängig. Sie haben als Ziel und Ergebnis „ewiges Leben“.

Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Im A.T. war Israel »heilig« bzw. ausgesondert für Gott; nach jüdischer Lehre war mit dem ewigen Leben das Leben in der künftigen Welt gemeint, deren Heraufführen mit der Auferstehung von den Toten eingeleitet wurde.

Craig Keene – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das neue Leben erst gibt richtige, ungetäuschte Freiheit. Freiheit von der Herrschaft der Sünde, von dem Zwang, sündigen zu müssen. Jetzt hängen wir am Rettungsseil der Liebe Gottes. Das ist die Freiheit der „Gottessklaven“; es ist die Freiheit der Geretteten am Rettungsseil, ja in den bergenden Armen des Retters, unseres Herrn Jesus Christus. Jetzt entsteht „Frucht“; nun aber Frucht des Heiligen Geistes (vgl. Gal 5,22ff.), Frucht, die auf Heilung gerichtet ist. Und sie vollendet sich im ewigen Leben. Noch einmal, in eindrücklicher Deutlichkeit und Kürze, stellt der Apostel das Entweder-Oder für jeden Menschen hin. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ (Mt 7,20), sagt Jesus. Das gilt gerade hier. An den Früchten wird sichtbar, welchem Herrn ich diene, ob ich in der Freiheit des Sklaven Gottes lebe oder unter der Zwangsherrschaft der Sünde. „Der Sünde Sold ist Tod.“ Deutlicher lässt sich die Vernichtungsherrschaft der Sünde nicht aussprechen: Der Lohn, den die Sünde gibt, ist der Tod. „Gottes Gabe aber ist ewiges Leben“ – klarer lässt sich die Rechtfertigung nicht zusammenfassen. Gott zahlt nicht nachrechnend Lohn aus. In Christus Jesus, der unser Herr geworden ist, schenkt er uns das Leben, das Leben der Ewigkeit.
Wie leicht lassen wir Menschen uns doch von der Verführung der Sünde täuschen! Wir glauben der Verlockung, dass wir Gott gleich sein können, fallen auf den Betrug der Selbstverwirklichung herein und verwirken das Leben, verfallen dem Tod. Das Wort Gottes macht uns klug, so dass wir den Betrug durchschauen. Wir haben dieses Wort im Konfirmandenunterricht auswendig gelernt: „Der Sünde Sold ist der Tod.“ Wir sollten es nicht nur lernen, sondern leben. Der ist klug, der den tödlichen Treibsand meldet und das Haus seines Lebens auf Felsen baut, auf den Felsen Jesus Christus, der Leben und Seligkeit schenkt (vgl. Mt 7,24-27).

Mögliche Überschrift: Befreit, um zu dienen
Einleitungsbeispiel: „Freiheit“ und das Zeitwort „freien“ hängen zusammen. Was heißt aber „freien“? Sich von allem und allen lösen? Ganz allein für sich sein? Gerade nicht! Wer freit, bindet sich mit Haut und Haaren an einen geliebten Menschen. Biblische Freiheit meint eben das: Wir sind gefreit, wir lassen uns ganz hineinbinden in Jesu Liebe.
a) Befreit zu rettender Bindung
Wer unter der Herrschaft der Sünde steht, muss ihr dienen. Allerdings redet der Böse mir ein, ich sei doch frei. So wird der Mensch betrogen. Er gehorcht der Sünde, er muss gehorchen, trotz vieler guter Vorsätze. Bild: Im reißenden Strom des Untergangs wird mir vorgegaukelt, wenn ich nur kräftig mit dem Strom schwimme, könne ich entkommen. Doch der Absturz ist unvermeidlich. Jesus Christus kam in den Strom. Er greift nach uns, mitten im Sog des Verderbens. Das ist Freiheit: in die Arme des Retters geklammert. Der neue Gehorsam: Ich lasse ihn nicht los und tue, was er sagt. Frei von der Sünde, unverlierbar geborgen in der Hand Jesu, das ist Freiheit. Ich darf mich an ihn halten, denn er hält mich. Gehorsam der Gerechtigkeit heißt, mich durch Gottes Geist treiben und ziehen lassen, aus dem Empfangen leben und meine Glieder ihm zum Dienst zur Verfügung stellen.
b) Befreit zu heiligendem Handeln
Wer unter der Herrschaft der Gnade steht, darf ihr dienen. Sklave der Sünde zu sein, das bestimmt alles. Freiheit des Gehorsams gegen Gott, das prägt genauso umfassend. Nicht so: die Seele für Gott, das tägliche Leben leider aber der Sünde. Niemand kann zwei Herren dienen. Gott hat uns heilig gemacht, nun können wir der Heiligung nach leben. Meine Hand für Gott – im Gebet, im Geben, im Segnen und in der Hilfe. Meine Füße für Gott – im Gehen unter sein Wort, im Besuchen, im missionarischen Gehen und im Weggehen von Orten, wo die Sünde herrscht. Meine Augen für Gott – im Sehen der Not, im Lesen seines Wortes, im helfenden Blick und im Sehen der Gefahr. Meine Ohren für Gott – im Hören auf sein Wort, in hörender Hilfe und im Verschließen vor der Lockung der Sünde. Mein Mund für Gott – in der Verkündigung seines Wortes, im helfenden Gespräch, im werbenden Zeugnis, in der Warnung vor der Sünde. So konkret ist der Gehorsam zur Heiligung.
c) Befreit zu bleibender Frucht
Wer unter der Herrschaft der Sünde steht, geht in den Tod. Hier wird jeder Schleier der Täuschung weggerissen. Frucht der Sünde ist das Vergehen. Bild: Im reißenden Strom des Untergangs wird uns vorgetäuscht, das mittreibende Holz (Besitz, Sicherungen) sei die Rettung; der andere Mensch, an den ich mich völlig binde, könne mich retten. Das ist Betrug. Sünde bringt vergiftende Frucht. Wohl uns, wenn unsre Augen aufgetan werden und wir uns des alles schämen lernen! Die Frucht des neuen Gehorsams ist die Gabe des ewigen Lebens. Nicht mehr meine Frucht, sondern von Gott durch mich gewirkte Frucht. Ich darf wachsen und reifen lassen, was Gott mir als Geschenk gegeben hat. Das ist Frucht, die bleibt. Der Sklave der Sünde muss sich das eigene Grab schaufeln; der Knecht, der befreit ist zur Liebe Jesu, pflanzt, sät und wirkt Ewigkeitswert. Die Zwangsherrschaft der Sünde ist vorbei, die Gnadenherrschaft Gottes durchwirkt uns.
Schluss: Der Ruf des Evangeliums ist klar. Er stellt uns in das Entweder-Oder. Neutralität gibt es nicht.

Gerhardt Maier – Edition C

Der Wechsel vom Tod zum Leben wird hier von Paulus in einer Weise erwähnt, die sich in den Kontext einfügt. Er schreibt: »Jetzt aber, von der Sünde freigemacht …« Das beinhaltet, daß die Ketten zerrissen und die Banden der Sünde gebrochen sind. Da es keinen Mittelweg gibt, kann es nur ein Ergebnis geben, welches Paulus hier beschreibt: Sie sind »Gottes Sklaven« geworden. Wenn sie nicht Sklaven Gottes geworden wären, dann wären sie immer noch Sklaven der Sünde, denn in diesem Gedankengang gibt es keinen dritten Herrn. Wer meint, er könne in seinem Leben ohne Gott zurechtkommen, hat sich bitter getäuscht. Ein solcher ist immer noch in den Banden der Sünde und des Teufels. Es geht nicht um das Ausmaß der Sünde, sondern darum, wem man als Sklave unterworfen ist. Nicht alle Untertanen der Sünde führen ein Leben, das der Sünde hingegeben ist, aber dennoch sind sie durch die Sünde gebunden. Sie mögen sich als tugendhafte Vorbilder sehen, doch »ihre Tugenden sind wie polierte Übeltaten« (Plummer).
    In der Zeit unter der Herrschaft der Sünde gab es keine Frucht. Für niemanden gab es irgend etwas von Wert. Doch im Dienst für Gott ist die Situation gänzlich anders. Es gibt »Frucht zur Heiligkeit« bzw. »Heiligung« (Schlachter). Die Schrift spricht nicht von »Frucht zur Gerechtigkeit«. Es geht hier nicht um das richtige Verhalten, sondern um den richtigen Zustand. Das Endergebnis ist nicht der Tod; das war der Ausgang des früheren Lebens. Im Dienst für Gott ist ewiges Leben das Ende. Der große Notanker für die Seele ist in dieser Verbindung das, was der Herr in Seinem irdischen Dienst sagte: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen« (Johannes 5,24).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Denn wie ihr eure Glieder der Unreinheit und dem gesetzlosen Verhalten als Knechte darbotet zum gesetzlosen Wesen, ebenso bietet jetzt eure Glieder der Gerechtigkeit als Knechte dar zur Heiligung. Denn als ihr Knechte der Sünde wart, wart ihr von der Gerechtigkeit frei. Was für eine Frucht hattet ihr nun damals? Solches, worüber ihr euch jetzt schämt; denn das Ende davon war der Tod. Jetzt aber, da ihr von der Sünde frei, für Gott aber Knechte geworden seid, habt ihr eure Frucht in der Heiligung, als das Ende aber ewiges Leben. Denn der Sold der Sünde ist Tod; Gottes Gnadengabe ist aber ewiges Leben im Christus Jesus, unserem Herrn. Verwenden wir unseren Willen und unsere Kraft für das Böse, so bringt uns das, was wir damit erreichen, schließlich immer die Beschämung und den Tod. Die Sünde gibt niemand einen anderen Sold und Lohn. Wer sich in ihren Dienst ergibt, dem lohnt sie seine Treue und Beharrlichkeit damit, daß sie ihn in den Tod begräbt. Aus dem Dienst der Gerechtigkeit kommt dagegen Heiligung. Wer ihr sich untergeben hat, hat sich Gott ergeben und wird darum auch von ihm als sein Eigentum anerkannt, so daß die Weihe dessen, der Gott gehört, ihm zugefallen ist. Gottes Heiligkeit legt ihren Glanz auf ihn, und sein herrliches Bild leuchtet in uns wieder auf, und das Ende ist ewiges Leben, das uns Gott als die Gabe seiner Gnade schenkt. Wie sollten wir noch schwanken, wenn wir dienen sollen? Schauen wir auf Gottes Gnadengabe. Das macht das Herz im Gehorsam gegen die Gerechtigkeit fest.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Mit dem „Jetzt“ erinnert Paulus jedoch die Leser, dass in ihrem neuen Leben nun auf Grund der durch Christus erlebten Rettung das Verhältnis genau umgekehrt sei. Aus „Sündensklaven“ wurden sie „Gottessklaven“ (nicht Gerechtigkeitssklaven). Wie in der Vergangenheit unter der Herrschaft der Sünde die Gerechtigkeit in ihrer Gesinnung und in ihrem Wandel keine Macht ausüben konnte, so ist unter der Herrschaft der Gnade in ihrem gegenwärtigen Glaubensleben die Sünde als herrschende Macht ausgeschaltet Denn jedem Menschen wurde es seit der Offenbarung Gottes in der Person Jesu zu einem Ereignis oder zum Verhängnis, mit Christus zusammenzukommen. Entweder wurde Christus Glaubenden zu jenem Felsen der Rettung, den bereits die Propheten in verschiedenen Bildern besungen haben, oder er wurde der Fels, an dem der Mensch in seinem Widerstande gegen Gott zerbrechen musste. Wer es jedoch wagte, sich im Glauben Christum hinzugeben, der wandelte sich alsbald in seinem Leben, und zwar auf Grund einer Kraft, die nicht von ihm ausging. Nun wandelte sich auch sein Urteil, seine Gesinnung, sein Wollen und sein Verlangen. Dinge, deren er sich einst rühmte, muss er sich jetzt schämen. Leben, das ihm einst ein Genuss gewesen, widert ihn jetzt an. Hoffnungen, die ihn einst beglückten und berauschten, sind ihm nun ohne Inhalt und ohne Zukunft geworden. Dass damit der Apostel nicht etwa das Leben als Leben verneinen wollte, ist vorhin bereits angedeutet worden. Er [243] redet aber in letzter Konsequenz über die Frucht, die das Leben entweder ohne Gott oder die es durch Gott zu bringen vermag. Ohne Gott kann der Mensch durch sein Leben nur Werke der Finsternis wirken (Eph 5, 11). Mit Gott wird jedoch das Leben derer, die im Geist der Kindschaft wandeln und dienen, zu einer Frucht, die da bleibt bis ins „ewige Leben“.

Dass der Apostel sich hier besonders an die Begnadigten, nicht etwa nur an die Menschheit ganz allgemein wendet, die von keiner Rettung durch Christus weiß, beweisen seine zwei Fragen: „Wollen wir sündigen, weil wir unter der Gnade stehen?“ und „Dinge, deren wir uns jetzt schämen“. Den eingetretenen Wechsel von dem Zustand unter der Sünde und dem Versetztwordensein unter die Herrschaft der Gnade kennen nur jene Menschen, die im Kindesverhältnis zu Gott stehen. Gottes Werk in ihrem Leben war nicht Rettung in der Sünde, sondern von der Sünde. Sie wurden nicht etwa in die Freiheit vom Gesetz erlöst, um hinfort ohne sittliche Hemmungen leben und sündigen zu können. Sie wurden vom Gesetz frei, damit ihr Leben offen sei für Gott und für das Gebundensein an die Gerechtigkeit.

Daher wissen sie in ihrem Leben von einem Einst, das unter dem Gesetz stand, und von einem Jetzt, das unter der Herrschaft des Geistes steht. Auch den Gläubigen gegenüber respektiert Gott die dem Menschen zustehende Freiheit. Wenn sie wollen, können sie wiederum zurück in den Dienst der Sünde treten. Wenn nach dem Bericht der Apostelgeschichte Demas wieder die Welt lieb gewann, so bewies er damit, dass er sich im Reich der Gnade und unter der Herrschaft Christi nicht hatte heimisch gefühlt. Ihm war Gnade, d.h. die Gemeinschaft mit Gott, nicht der neue unersetzliche Inhalt seines Lebens und seiner Zukunft geworden.

Im Leben, das im Kindesverhältnis zu Gott steht, darf nun aber nicht jeder Fall bereits als ein Fall aus der Gnade angesehen werden. Nicht etwa jede Verirrung Begnadigter ist auch eine Rückkehr unter die Herrschaft der Sünde. Denn die neutestamentliche Heilsgeschichte kennt in ihrem Zeugnis und in ihrem Leben keine Menschen in Christo, die auf Grund ihrer Kindesstellung und ihres an Gott hingegebenen Dienstes etwa sündlos wären. Sie sind zwar Menschen, die vollkommen in Christo sind, sie sind aber keine vollendete Gerechte. Dass die Kirche in ihrer Verkündigung und in ihrer Glaubenslehre die beiden Begriffe „Vollkommen“ und „vollendet“ nicht immer klar und scharf voneinander unterschieden hat, ist ihr im Verlauf ihrer Geschichte oft zu einem schweren Verhängnis geworden. Nicht selten sind gerade diejenigen, die ein dem Herrn geheiligtes Leben praktisch zu verwirklichen suchten, schwersten Irrtümern verfallen. Vollkommen ist bereits jedes gesunde und [244] normal geborene Kind, es ist aber nicht ein Greis, der auf der Höhe seines Lebens sein Werk vollendet. Vollendet sind erst die Glieder der triumphierenden Kirche, vollkommen waren sie jedoch bereits seit ihrer bewussten Glaubenshingabe an Christus. Das Vollkommene beginnt bereits gegenwärtig in allen, die Christo angehören, und es ist in seinem Wachstum und in seiner Reife auf die Vollendung angelegt.

Auch ist im Leben des Glaubens nicht bereits die Versuchung zur Sünde etwa gleichzusetzen mit der Knechtschaft unter der Sünde. Dass die Möglichkeit der Versuchung in verschiedenster Form und Stärke mit jedem an Gott gebundenen Leben bis zu dessen Vollendung verbunden sein kann, gehört mit zu der Rettung des Menschen aus Schuld und Gericht. Die Rettung soll so total zum Inhalt des Heils der Menschheit und des Lebens der Zukunft werden, wie Christus mit seinem Leben total dem Vater lebt und dem Kommen des Reiches Gottes dient. Solange es mithin Unerlöstes im Leben der Gerechten bis zu ihrer Vollendung hingibt, werden sie auch von dem Ernst jener Versuchungen wissen, die von den Gegenmächten der Erlösung ausgehen. Paulus muss daher in seiner Heilsbotschaft die Frage kompromisslos aufrechterhalten. „Wir wollen sündigen, weil wir unter der Gnade stehen?“

Kroeker, Römerbrief

Job eines Christen?

Mir, dem Allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, (W. zu evangelisieren)
Elberfelder 1871 – Eph 3,8

Mir, dem Allergeringsten von allen, die zu Gottes heiligem Volk gehören, hat Gott in seiner Gnade den Auftrag gegeben, den nichtjüdischen Völkern zu verkünden, was für ein unermesslich großer Reichtum uns in der Person von Christus geschenkt ist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 3,8

Ausgerechnet mich, den letzten von allen Leuten, die zu Jesus gehören, hat Gott ausgesucht, um diesen Job zu erledigen, nämlich den anderen Menschen zu erzählen, was für wahnsinnig fette Sachen durch Jesus möglich geworden sind.
VolxBibel – Epheser 3:8

In dieser Selbsteinschätzung schwingt die Erinnerung des Apostels mit, dass er einmal ein Verfolger der Gemeinde, ein Gewalttäter und Gotteslästerer war, der sich angesichts dieser Vergangenheit als Größten der Sünder und Geringsten der Gläubigen empfand (1Kor 15,9; 1Tim 1,12-15). Er konnte von daher zweierlei gut einschätzen, nämlich welcher Macht der Gnade es bedurfte, ihn zu einem Diener des Evangeliums zu machen, und welch unverdientes Geschenk Gottes es war, gerade ihn so als ein Werkzeug der frohen Botschaft zu gebrauchen.
So wurde der Apostel aufgrund der mächtigen Gnade Gottes zum Heidenmissionar. Was nun von V. 8 b bis V. 11 beschrieben wird, schildert den Heilsplan Gottes für das neue Missionszeitalter, das mit der Offenbarung des neuen Verhältnisses von Heiden und Juden in der Gemeinde angebrochen ist. Der Auftrag zur Mission ergibt sich geradezu notwendig aus dem Wesen der Gemeinde. Solange Israel als Nation allein das erwählte Gottesvolk war, gab es keine Heidenmission größeren Stils. Allenfalls konnten sich einzelne Heiden als Proselyten dem Volk Israel anschließen. Erst für die Endzeit erwartete man ein Herzuströmen von Heiden nach Israel auf breiterer Basis. Anders jetzt im Gemeindezeitalter, wo Heiden genauso wie Juden durch Jesus gerettet und in die Gemeinde eingegliedert werden können. Heilsgeschichtlich ist jetzt ein Zeitalter der Mission angebrochen. Sein prominentester Vorkämpfer war kein anderer als der Heidenapostel Paulus.
In wenigen Versen beschreibt er hier, worum es beim Thema »Mission« geht: Mission ist Evangelisation und Belehrung mit dem Ziel, dass Gemeinde als Anschauungsbeispiel der Weisheit Gottes entsteht.
Erstens geht es bei Mission um Evangelisation. Paulus wurde von Gott die Gnade verliehen, »den Heiden den unaufspürbaren Reichtum Christi als frohe Botschaft zu verkünden« (V. 8 b). Gewiss, der Apostel hat auch seinen jüdischen Volksgenossen die Botschaft von Jesus gebracht (1Kor 9,20; Röm 1,14; 9,1ff.). Aber seine eigentliche Sendung ging zu den »Heiden«, d. h. den Angehörigen der nicht -jüdischen Völker (Gal 2,9; 1Tim 2,7). Ihnen darf er »die frohe Botschaft verkünden«, was im griech. Grundtext an dieser Stelle mit dem Wort »evangelisieren« bezeichnet ist. Inhalt dieser frohen Botschaft ist der »unaufspürbare Reichtum Christi«. Wohlgemerkt, es heißt hier nicht: den »unerschöpflichen«, sondern den »unaufspürbaren« Reichtum Christi! Welche Fülle an Heil und Segen Gott in Christus für die Menschen bereit hat, konnte kein Mensch von sich aus ergründen. Es war Gottes geheimer Ratschluss, unaufspürbar für menschliche Spekulation. Aber nun wird dieser Reichtum Christi offen als frohe Botschaft verkündet! Worum es bei diesem »Reichtum Christi« geht, kann man schon sehr gut erkennen, wenn man im Eph nur einmal nachschlägt, was uns alles »in Christus« geschenkt ist: in ihm erwählt, zur Gotteskindschaft vorherbestimmt, begnadet, erlöst; in ihm wird einmal alles zusammengefasst im Himmel und auf Erden; in ihm sind wir zu Erben Gottes gemacht, mit dem Heiligen Geist versiegelt, zu neuem Leben erweckt, in eine himmlische Stellung versetzt, zu guten Werken geschaffen, in das Gottesvolk eingefügt, mit den jüdischen Glaubensgeschwistern verbunden und mit dem gleichen Zugang zu Gott, dem Vater, beschenkt (Eph 1,3-13; 2,5-10.13.16.18). Dies alles – und gewiss noch mehr – ist in dem »Reichtum Christi« eingeschlossen, der nun den Heiden als Evangelium verkündet wird. Ohne dieses Evangelium von Christus ist christliche Mission nicht vorstellbar.
Zweitens geht es bei Mission um Belehrung: ….

Gerhardt Maier – Edition C

Mit V. 8 setzt der zweite Teil des Einschubs (V. 2-13) ein, in dem Paulus ebenfalls seine Funktion in der Bekanntmachung des göttlichen Geheimnisses beschreibt: „Mir, dem geringsten von allen Heiligen, wurde diese Gnade gegeben“. Betont setzt Paulus „mir“ an den Satzanfang. Allerdings füllt diese hervorgehobene Stellung der „geringste von allen Heiligen“ aus. Damit knüpft der Apostel an die Aufzählung der Auferstehungszeugen in 1Kor 15 an. Dort nennt sich Paulus den „geringsten unter den Aposteln“ (V. 9). Diese Aussage wird hier in doppelter Weise gesteigert: Einmal vergleicht sich Paulus in Eph 3,8 mit „den Heiligen“, d. h. allgemein den Gläubigen (Eph 1,1.15) und bezeichnet sich als deren geringsten. Zum andern benützt er für „geringster“ „ ein Ausdruck, der an sich schon einen Superlativ beinhaltet „ die Komparativform „elachisteros“ (statt „elachistos“ in 1Kor 15,9).
In 1Tim 1,15 nennt sich Paulus den „ersten der Sünder“ und bringt damit dasselbe zum Ausdruck: Derjenige, der seinen erbitterten Widerstand gegen Christus durch die Verfolgung der Gemeinde öffentlich bekanntgemacht hat, wurde von Gottes Gnade erfaßt, auf einen neuen Weg gestellt und zum Diener Christi berufen.
Die Begabung mit der Gnade ist stets mit der Aufgabe zum Zeugnis verbunden; bei Paulus war dies die Berufung in sein Apostelamt (vgl. Röm 1,5): „um den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi zu verkündigen“.
Mit dem Hinweis auf sein Amt als Apostel „der Heiden“ hatte Paulus diesen Abschnitt begonnen (3,1; vgl. die Erläuterung dazu). Die Botschaft, die er auszubreiten hat, ist das Evangelium: „verkündigen“ ist Übersetzung für „euangelizesthai“. In diesem Evangelium ist der „unergründliche Reichtum Christi“ beschlossen. Er äußert sich im „Reichtum der Gnade“ (1,7; 2,7), durch den auch die Heiden in Christi Rettungstat aufgenommen werden. Daraus erwächst der „Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes“ (1,18) als Inhalt christlicher Hoffnung.
Solcher Reichtum ist „unergründlich“ und „nicht aufspürbar“. Das Adjektiv kommt im NT nur noch in Röm 11,33 vor, im Lobpreis des Apostels, mit dem er die Wunderwege göttlicher Weisheit im Umgang mit Israel und den Heiden rühmt. Dabei ist bemerkenswert, daß in diesem doxologischen Abschnitt im Blick auf Vokabular und Satzstruktur Berührungen mit Eph deutlich erkennbar sind: „Oh, die Tiefe des Reichtums und der Weisheit und der Erkenntnis Gottes“; „wie unergründlich sind seine Wege“; „denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.“ (Röm 11,33-36; vgl. Eph 1,7.8.10.17; 3,18.20.21)

Wuppertaler Studienbibel

Eph 3:8-11 : In manchen vorchristlichen jüdischen Schriften ist die Rede davon, dass Gott den Engeln durch sein Volk seine Macht und Herrlichkeit demonstriert und dass diese ihn dafür loben müssen. Da die »Mächte und Gewalten im Himmel« als Engel der verschiedenen Völker – und als ihre Herrscher – galten, manifestiert sich in der Einheit der Kirche die absolute Herrschaft Gottes, dessen Macht die der Engel übertrifft und alle irdischen Grenzen überwindet. Zu »Gnadenamt« (Menge) siehe die Ausführungen zu 3,1-2 ; zu »geheimen Ratschluss« siehe die Ausführungen zu 3,3-5 . Paulus sagt hier aus, dass die Kirche – ein geeintes Volk, das Gott verherrlichen soll – gleichsam die Trägerin des Heilsplanes Gottes in der Geschichte ist (s. 1,9-12 ) und dass die Christen in der Erfüllung dieser Rolle ihre höchste Lebensaufgabe finden sollen (s. 4,11-13 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Auch jetzt erweckt Paulus wieder die Erinnerung an seinen früheren Irrweg, ähnlich wie 1 Korinther 15,9,10, um sich und allen die Größe der göttlichen Gnade deutlich zu machen, die ihm gewährt worden ist, und um von der Bezeugung seiner besonderen Stellung alles fernzuhalten, was zur Verehrung seiner Person und zur Gebundenheit an sie führen könnte. Wenn er sich hier nicht nur hinter die anderen Apostel, sondern hinter alle Christen stellt, so redet er damit ähnlich wie 1 Timotheus 1,15. Um so höher erhebt sich dadurch vor seinem Blick die Herrlichkeit des ihm gegebenen Amtes.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament


Diese Haltung sehen wir immer bei Paulus. Wenn er sich mit den anderen Aposteln vergleicht, nennt er sich den „geringsten der Apostel“ (1Kor 15,9). Wenn er sich mit den Sündern vergleicht, sagt er: „… von denen ich der erste bin“ (1Tim 1,15). Die Wahrheit, die er weitergeben darf, hat Einfluss auf seine Haltung. Dass wir die Wahrheit verstehen, muss eine Sache unseres Herzens sein, und dann sehen wir auch unsere eigene Geringheit. Wenn es nur Kenntnis ist, werden wir aufgeblasen. Paulus fühlt seine Geringheit, wenn er den enormen Umfang seines Dienstes sieht („unter den Nationen“) und dessen alles übersteigenden Inhalt („den unergründlichen Reichtum des Christus“). Er, und niemand anders, bekommt den Auftrag, Dinge zu verkündigen (wörtlich: zu evangelisieren), die so reich sind, dass niemand sie je völlig ergründen kann. Auch hier geht es wieder um den Christus, das heißt um Christus zusammen mit seiner Gemeinde.

Ger de Koning – Der Brief an die Epheser


Stimmt – es geht nicht um eine Religion, nicht um eine org, nicht um das, was wir bis vorgestern gemacht haben, nicht um das, was mir gut tut! Nein. Es geht nur und ausschließlich um IHN den einen Christus!
Und unser Auftrag ist es, IHN zu verkünden, den die „anderen“ können IHN nicht von alleine finden, wenn wir IHN nicht verkünden! Unser Auftrag OHNE org und Religion!

„von Natur nicht Götter sind“

Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, (O. waret ihr Sklaven derer) die von Natur nicht Götter sind; (Vergl 2. Chron 13,9) jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen (O. Sklaven sein) wollt?
Elberfelder 1871 – Gal 4,8–9

Früher, als ihr ´den wahren Gott noch nicht kanntet, sah das ganz anders aus: Damals dientet ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind, und wart ihre Sklaven. Jetzt aber kennt ihr Gott – oder vielmehr: Gott kennt euch. Wie ist es da möglich, dass ihr wieder zu den kraftlosen und armseligen Vorstellungen ´dieser Welt zurückkehrt? Wollt ihr ihnen wirklich von neuem dienen und ihre Sklaven sein?
Neue Genfer Übersetzung – Galater 4,8–9

Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind. 1Thess 4,5; 1Kor 8,4.5; 12,2; Ps 115,4.
Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt worden seid, wie wollt ihr euch denn wieder zu den schwachen und ärmlichen Anfängen zurückwenden und denselben wieder von neuem dienen? Gal 4,3; 1Kor 8,3; Röm 14,5; Kol 2,20; 1Joh 4,10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Galater 4:8–9

Als ihr noch keine Ahnung von Gott hattet, habt ihr euch in irgendwelchen anderen Religionen getummelt und zu andern Göttern gebetet. Das waren in Wirklichkeit nur so Ersatzgötter, die sich irgendwelche Menschen ausgedacht hatten.
Jetzt habt ihr Gott aber kennengelernt (oder besser gesagt, er hat euch kennengelernt). Ich krieg das echt nicht gerallt, was ihr jetzt noch von diesen armen Luschen-Göttern wollt, die diese Welt euch anbietet?
VolxBibel – Galater 4,8–9

An was glaubten den die Menschen in Galter? Eine Antwort findest du hier bei wikipedia. Dorthin waren also Christen zurück gekehrt?
Ist es heute ähnlich, dass wir als Christen manchmal das „zu Hause gelernte“ nicht ablegen, und uns NUR an Gottes Wort die Bibel halten? Kannst du es vielleicht auch beobachten, dass einige von uns vielleicht keinen Karneval feiern, aber dafür Verkleidungsfeste? Oder anstatt Weihnachten, ein Lichterfest? Oder anstatt Geburtstag, einen Kindertag?

Gal 4:8 : Die Juden sagten oft, dass die Heiden »Gott nicht kannten« und dass ihre Götter, die eigentlich Schöpfungen des wahren Gottes waren, »in Wahrheit nicht Götter« seien. (Die Philosophen beurteilten den moralischen Wert einer Vorstellung oder Handlung häufig danach, wieweit sie der Natur entsprach; für Paulus und andere jüdische und christliche Schriftsteller war die Anbetung eines geschaffenen Gegenstands, als sei er der Schöpfer selbst, gleichbedeutend mit der Nichterfüllung dieses Kennzeichens. Manche heidnischen Denker, Anhänger eines griechischen Philosophen namens Euhemeros, unterschieden zwischen realen Göttern, die sich dem menschlichen Verstand aus der Natur geradezu aufdrängten (Sonne, Mond, Planeten und Sterne), und den Göttern, die die Menschen erfunden hatten (andere Gottheiten). Von sich selbst hingegen sagten die Juden, dass sie Gott wahrhaft kannten, da sie einen Bund mit ihm hatten.
Gal 4:9 : Wie in einem rhetorischen Tadel durchaus zulässig, urteilt Paulus hier sehr streng: Er ist nicht einmal sicher, ob die Galater Gott jetzt kennen. Die »Elementarmächte« (Einheitsübersetzung), denen sie wieder zuneigen, sind vermutlich die »Naturmächte« (Zürcher), die sie früher als Götter verehrten ( 4,8 ), darunter vor allem die Astralgeister ( 4,3 ), die mit besonderen Tagen und saisonalen Ritualen verbunden waren ( 4,10 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Es ist eben keine theoretische Frage, die man so oder so entscheiden könnte, um die es hier in Galatien bei dem Abfall in die Gesetzlichkeit geht, sondern hierbei steht alles auf dem Spiel, auch die persönliche Beziehung des Apostels zu seinen »Kindern im Glauben«. Deshalb wirbt er nun in ganz persönlichen, liebenden offenen Worten um die Gemeinden.

Gal 4,8:
»Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die in Wahrheit nicht Götter sind.«
»Zu der Zeit, damals«, besser noch »vormals«, so lenkt Paulus den Blick noch einmal zurück. Als er zu den Galatern kam, da waren sie noch Heiden. Sicher ein starkes Wort, denn die Galater lebten doch im Bereich der griechischen Kultur, die sogar die Römer für sich übernommen hatten und die das geistig philosophische Leben und Denken des ganzen Reiches prägte. Und welche religiösen, philosophischen Gedankengebäude hatten doch die Griechen ersonnen: Hochleistungen des menschlichen Geistes! Aber »sie kannten Gott nicht«; selbst die Athener spürten die Bodenlosigkeit ihrer Kultur und wollten sich absichern, indem sie »dem unbekannten Gott« auch einen Altar errichteten (vgl. Apg 17,23). Wer Gott nicht kennt, der lebt bei aller Kultur und Denkleistung als Heide im »Damals« und ist Mächten »versklavt, die in Wahrheit nicht Götter sind«. Die fehlende Erkenntnis hat fatale Folgen; nicht nur eine Wissens – oder Erkenntnislücke besteht, sondern das ganze Leben gerät in eine falsche Richtung, in knechtende Abhängigkeit. Auch die heidnische »Religion« ist geprägt von Forderung und Versuchen, dem zu entsprechen, bringt in Furcht und knechtischen Dienst, genauso wie die »Gesetzesreligion« der Juden. Mächte, die keine göttliche Qualität beanspruchen können, zwingen den Menschen in ihren Bann (vgl. zu Vers 3). Darin ist das Wesen der falschen Götter entlarvt: Sie haben keinerlei göttliche Macht, die Menschen in ihrer Verblendung legen ihnen solche bei und geraten so in ihre Abhängigkeit (vgl. Röm 1,22-23).
Die Götzen sind »Nichtse« (vgl. Jes 42,17; Jer 16,19), sie gewinnen ihre Macht erst durch die Menschen, die ihren ersonnenen Götzen solche Macht zusprechen. Sie werden dann aber doch zu beherrschenden dämonischen Mächten, denn der Teufel, der Gott dieser Welt, benützt sie als Schutzmasken für sein Tun. Die Bibel bezeugt durchgängig die Nichtigkeit der Götzen, doch weiß sie auch um ihre dämonische, den Menschen irreleitende und verderbende Macht. Wo keine Erkenntnis des wahren Gottes ist, da setzen sich »Nicht -Götter« auf den Herrscherstuhl, ja werden vom Menschen in seiner Gottessehnsucht darauf gesetzt und beherrschen ihn. Das war das »Damals« der Galater. Das ist das »Damals« jedes Menschen, bevor er Gott erkennt.

Gal 4,9-10:
»(9) Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Elementen, welchen ihr von neuem dienen wollt? (10) Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre.«
Die Galater sind aus dem »Damals« herausgeführt worden, es gibt ein Neues für sie, das »Jetzt«, in dem sie »Gott erkannt haben«. Der Bedeutungsumfang des griechischen Wortes für »erkennen« ist groß und nicht auf einen Akt des Verstandes zu begrenzen. Selbst für die engste Gemeinschaft zwischen Menschen, nämlich die geschlechtlichen Begegnungen von Mann und Frau, kann das Wort gebraucht werden, wie ja auch das hebräische »jadah = erkennen« (vgl. 1 Mose 4,1). »Gott erkennen«, das meint, sich ihm ausliefern, ihm vertrauen und seinem Heimruf glaubend folgen. Das kann ein Mensch gar nicht von sich selbst aus. Gott allein macht sich bekannt, er hat sich offenbart in seinem Sohn, so korrigiert Paulus sich selbst oder verdeutlicht: »besser: Ihr seid von Gott erkannt«. Er hat die Gemeinschaft mit euch gesucht. Er ist gekommen. Er hat euch gerufen und berufen. Das geschah aber eben durch die Predigt des Apostels bei ihnen (vgl. Röm 10,17), deshalb klingt auch durch die folgende Frage der Schmerz: Wie kann es denn sein, nachdem ihnen solche Erkenntnis Gottes aufgegangen ist, nachdem Gott selbst sie gesucht und besucht hat, dass sie sich »wieder umwenden«? Indem sie auf die Irrlehrer hören, »kehren sie tatsächlich wieder um«, sie verlassen den eröffneten Weg der Nachfolge und gehen zurück. Es ist eine ganze Kehrt – und Rückwendung, so wie »umkehren« ja positiv die radikale Hinwendung zu Jesus Christus meint. So ernst ist dieser Vorgang.
Das ist der Rückschritt, die Kehrtwendung, dass sie sich wiederum »von neuem«, von vorne an die »Elemente versklaven wollen«. Dabei sind die Mächte im Licht der Erkenntnis Gottes ausdrücklich als »schwach« und »dürftig« entlarvt. »Schwach« steht hier ganz im Wortsinn, nämlich als »unvermögend sein«, »ohne Kraft und ohne Macht«, während »arm« die Bettlerexistenz dieser Elemente verdeutlicht: Sie haben so viel, wie die Menschen ihnen irregeleitet geben, sie haben nichts aus sich selbst, sind also mehr als »dürftig« und »bettelarm«. Solchen »Herren« wollen die Galater sich wieder beugen, nachdem sie den Herrn aller Herren, die neuschaffende Kraft Gottes erkannt und selbst erfahren haben? Schon die Frage macht den Widersinn deutlich.
Und doch ist es so. Die Galater sind auf dem besten Weg, eine solche Rückkehr zu vollziehen. Schon wieder lassen sie sich einfangen und »halten Tage und Monate und Feste und Jahre«. Das nicht nur im Sinne, dass sie das eben mitmachen, sondern ihr »halten« ist ein »Beobachten«, »ein pünktlich genaues Aufpassen«, wieder von der Furcht bestimmt, ja nichts zu versäumen und sich dadurch Unglück zuzuziehen. Die »Tage« sind – denken wir an die jüdischen Verführer – wohl die Sabbate, die nach jüdischer Gesetzesauslegung aufs genaueste eingehalten werden müssen, sonst ist der Schalom gefährdet. »Monate«, dabei können wir an die Neumonde denken, durch die jeder Monat dem Herrn geweiht wurde (vgl. 4.Mose 10,10). »Feste«, das sind dann die großen jüdischen Feste, und »Jahre« meint wohl die »Sabbatjahre«. Ursprünglich hatte das alles Gott lobenden und anbetenden Sinn, aber unter der Sklaverei der Gesetzesfrömmigkeit verselbständigte sich dies alles, ja kehrte sich sogar gegen Gott. Gott wurde verdrängt und auf bestimmte Jahre, Tage, Feste und Monate eingegrenzt. Der Glaube wird zur Äußerlichkeit und die lebendige, tägliche Lebensgemeinschaft mit dem Herrn geht verloren. Darum hat Paulus Angst um die Galater:

Gerhardt Maier .. Edition C

8 Um seinen Lesern bewußt zu machen, was ihr beabsichtigtes Umschwenken zum Judaismus auf sich hat, beschreibt er ihnen zunächst ihr einstmaliges Heidentum. Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet. Dies ist die deutlichste Stelle des Briefes über die heidenchristliche Zusammensetzung der galatischen Gemeinden. An Judenchristen hätte Paulus so nicht schreiben können. Von seinen jüdischen Brüdern sagt er Röm 10,2 : „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer haben für Gott (nicht für die Götter!), aber ohne Einsicht.“ Sie dienen also dem wahren Gott, aber in gesetzlicher Weise. Anders die Heiden. Sie „kennen Gott nicht“, wie die Schrift mehrmals von ihnen sagt. – Ps 79,6; Jer 10,25; Apg 17,23.30; Eph 4,18; 1Petr 4,14 -. Das entschuldigt sie zwar nicht (Röm 1,19.20 ), macht aber vieles an ihnen begreiflich. Im Dunkel der Unwissenheit ist eben jeder Mensch blind, auch der scharfsichtigste, verständigste und ehrlichste.

Wer Gott nicht kennt, greift sich irgendetwas, das er kennt, und macht es zu seinem Gott, denn Gott ist nicht wegzudenken, ein Gott muß her. Der Mensch hält es nicht aus, vor nichts zu knien, das ihn selbst überragt. So dient er unterwürfig Dingen innerhalb seines Horizonts. Er vergottet Gegenstände, Naturerscheinungen, Naturnotwendigkeiten, Spitzenbegriffe oder Spitzenleistungen. Ihr dientet (als Sklaven) den Göttern, die von Natur keine sind. Diese Götter sind nach dem eben Gesagten nicht Luft, Paulus spricht ihnen nicht jede Wesenheit ab, aber sie besitzen keine göttliche Qualität. Verglichen mit dem „lebendigen und wahren Gott“ (1Thess 1,9 ) sind sie „Nichtse“, d.h. Nichtsnutze, die nicht können, was sie doch als angebliche Gottheiten können müßten. – 5Mo 32,21; Jes 37,19; Jer 2,11; 5,7; 16,20; 1Kor 8,4; 10,19 – So leben ihre Verehrer in gott-loser Frömmigkeit dahin, „ohne Gott im Kosmos“ (Eph 2,12 ).

9 Auf diesem Hintergrund sticht ihr gegenwärtiger Stand kräftig ab: Jetzt aber, wo ihr Gott kennt. In biblischer Sprache ist Erkennen einer Person nicht auf einen Verstandesakt beschränkt. Im Erkennen anerkennt man zugleich. Man bejaht diesem Gegenüber die Gemeinschaft. Wenn Petrus z.B. in Mk 14,17 über Jesus sagt: „Ich kenne diesen Menschen nicht!“ behauptet er nicht mangelnde Personenkenntnis, sondern verneint Gemeinschaft mit Jesus: Ich lehne seinen Anspruch ab, dessentwegen er vor Gericht steht, ich bin nicht sein Jünger. Wenn Jesus im letzten Gericht zu gewissen Menschen sagt (Mt 7,23 ): „Ich habe euch noch nie gekannt“, bedeutet das nicht: Mein Personengedächtnis hat eine Lücke, sondern: Ihr gehörtet nicht wirklich zu meinem Jüngerkreis. Wenn es Hos 13,4 heißt: „Du sollst keinen andern Gott kennen als mich allein“, schließt das nicht theoretische Kenntnisse über andere Kulte aus, aber persönliche Hingabe an sie. In diesem Sinne haben die Galater den ihnen verkündigten wahren und lebendigen Gott erkannt, anerkannt und sich ihm ergeben. Durch diese Gemeinschaft mit dem Schöpfer – „Sohnschaft“ hieß es zuletzt immer (3,26; 4,6) – verlor die Schöpfung für sie den falschen Zauber und damit die heidnischen Götter ihre Macht. Wahre Gotteserkenntnis schafft Freiheit von den kosmischen Elementen.
Aber mit dem Erkennen Gottes hat es noch viel mehr auf sich: vielmehr aber seid ihr erkannt von Gott. Im Nachhinein überwältigt, daß das Erkennen Gottes nicht vom Menschen her begann. Der Mensch hat ja nur mit Gott Gemeinschaft, wenn Gott sie will. Aber Gott will sie. Er tut den ersten Schritt, ja eine ganze Kette von Schritten, die bis in die endgültige Rettung des Menschen hineinführen (Röm 8,29.30 ). So gibt es keine selbständige Gotteserkenntnis des Menschen. Immer wieder kehrt die Schrift, wachsam gegen Mißverständnisse, dieses Verhältnis zwischen unserm Erkennen und dem zuvorkommenden Erkennen und Erwählen Gottes heraus. – Joh 15,16; 1Kor 8,3; 13,12; 14,38; Phil 3,12 –
Jetzt kann Paulus den Galatern das Unfaßliche bewußt machen, was sie im Begriff sind zu tun: ihre Bekehrung zu diesem Gott tatsächlich rückgängig zu machen: Wie (nur) kehrt ihr wieder zu den schwachen und armseligen Elementen zurück, denen ihr wieder von neuem (als Sklaven) dienen wollt? Das Wörtchen wieder spielt im ganzen Brief eine Rolle. – Gal 2,18; 4,19; 5,1 – Hier wird es so stark betont, daß sich unwillkürlich die derbe Bemerkung aus 2Petr 2,22 nahelegt: „Der Hund frißt wieder, was er ausgespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Dreck.“
Die Frage nach ihrem wollen verrät zunächst den genauen Informationsstand des Paulus. Er weiß, wie weit die Dinge in den Gemeinden gediehen sind. Der Übertritt zum Judentum durch Beschneidung ist schon geplant, wenn auch noch nicht vollzogen (vgl. „wollen“ in 4,21; 5,4; 6,13). Doch wieso wollen sie damit wieder von neuem dorthin zurück, woher sie kamen, doch wohl ins Heidentum? Stellt Paulus den beabsichtigten jüdischen Gesetzesdienst an dieser Stelle etwa rundheraus mit ihrem früheren heidnischen Götzendienst gleich? Aber so verstanden, wären seine Worte sicher überbelichtet. Nur dies ist gesagt: Bei fundamentalen Unterschieden verbindet diese beiden Größen eines: Beide führen praktisch in den Elementendienst (s. ausführlich dazu zu 4,3). Insofern landen die Galater wieder da, wo sie schon einmal waren. Sie sind nicht mehr die freien Söhne und Töchter Gottes, sondern wieder Knechte, wieder im Gefängnis (3,23), wieder unter Aufpassern (3,24), Vormündern und Verwaltern (4,1f).
Der folgende Vers wird übrigens bestätigen, wie wenig Paulus bei den Elementen an Gestirngeister oder Dämonen oder irgendwie personhaft vorgestellte Größen dachte (vgl. Vorbemerkung 2c zu 4,1-7) statt vielmehr an das irdische Material, mit dem eben auch die jüdischen Satzungen arbeiten. Für Paulus sind diese Elemente lediglich geschaffene Dinge, schwach und armselig, d.h. sie können nichts und sie haben nichts, um im Gewissen vollkommen zu machen und zu Gott zu bringen. – 5Mo 4,28; Ps 115,4-8; Jes 44,9-20; Röm 8,3; Hebr 9,9.10; 10,1-23 -.

Wuppertaler Studienbibel

In beiden Passagen verwendet Paulus einen griechischen Begriff – stoicheia -, der gleichzeitig von Gelehrten gut verstanden wird, aber rätselhaft ist in Bezug auf das, was Paulus denkt, wenn er ihn verwendet. Der Begriff stoicheia kommt in der griechischen Literatur häufig vor, um (1) Grundprinzipien der religiösen Lehre (z. B. Regeln, Rituale); (2) rudimentäre Substanzen der physischen Welt (Erde, Wind, Feuer, Wasser); (3) astrale Gottheiten (die Vorstellung, dass himmlische Objekte göttliche Wesen waren); und (4) geistige Wesen im Allgemeinen zu beschreiben.

Verweise auf stoicheia kommen im Neuen Testament siebenmal vor. Die einzige Stelle, die hinsichtlich der Bedeutung sicher zu sein scheint, ist Hebräer 5,12, wo stoicheia das Gesetz beschreibt („Grundprinzipien der Orakel Gottes“). Wenn es um die Verwendung des Begriffs durch Paulus geht (Kol 2,8.20; und Gal 4,3.9), gibt es unter den Gelehrten keinen Konsens über seine Bedeutung. Der allgemeine Kontext von Paulus‘ Diskussion in Galater 4 und Kolosser 2 schließt geistliche Kräfte ein – Engel, Fürstentümer und Mächte, falsche Götter -, was darauf hindeutet, dass sich stoicheia auf solche Wesen beziehen könnte. Sicherlich stellt er stoicheia in gewisser Weise der Errettung in Christus gegenüber. Da Paulus sowohl zu Juden als auch zu Heiden spricht, könnte er den Begriff in Bezug auf die jeweilige Zuhörerschaft auf unterschiedliche Weise verwenden. Da er in Galater 4,1-7 ein jüdisches Publikum im Blick hat, bezieht sich Paulus‘ Verwendung von stoicheia in 4,3 wahrscheinlich auf das Gesetz und die religiöse Lehre (ähnlich wie in Hebr 5,12). Aber in 4,8-11, wo sich die Zuhörerschaft zu den Heiden verlagert, scheint es schlüssig, stoicheia in 4,9 als Bezug auf geistige Wesen zu sehen – wahrscheinlich astrale Gottheiten (die „Schicksale“). Der Hinweis auf „Zeiten und Jahreszeiten und Jahre“ (4,10) würde daher auf astrologische Überzeugungen hinweisen, nicht auf den jüdischen Kalender. Paulus verneint also die Vorstellung, dass die Himmelsobjekte (Sonne, Mond, Sterne) Gottheiten sind. Seine heidnischen Leser sollten nicht von der Vorstellung versklavt werden, dass diese Objekte ihr Schicksal kontrollierten.

In Bezug auf die „kolossische Häresie“ sind wahrscheinlich sowohl Juden als auch Heiden im Blick; daher hätte der Begriff stoicheia für beide Zielgruppen eine Bedeutung gehabt. Paulus verbindet das, was er über stoicheia sagt, mit der „Anbetung von Engeln“ (Kol 2,18). Angesichts der Tatsache, dass Paulus und andere neutestamentliche Autoren das jüdische Gesetz von Engeln austeilen lassen (Gal 3,19; Apg 7,53; Hebr 2,2), argumentieren einige Gelehrte, dass sich die stoicheia des Kolosserbriefs für jüdische Leser auf eine Häresie beziehen könnte, die Juden an das Gesetz versklavte – einschließlich der fehlerhaften Anbetung der Engel, die mit der Übergabe des Gesetzes an Israel verbunden waren. Für Nichtjuden könnten diese „Engel“ und die asketischen „Vorschriften“ von Kolosser 2,20-21 auf eine häretische Betonung der Übereinstimmung mit heidnischen Ritualen und himmlischen Gottheiten hinweisen, von denen man annahm, dass sie zornig wurden, wenn diese Rituale vernachlässigt wurden.
Was auch immer die ultimative, genaue Bedeutung war, der Kontrast zum Evangelium der Gnade war kristallklar. Gläubige in Christus sind nicht mehr versklavt von geistlichen Kräften jeglicher Art. Gesetzliche Forderungen und rituelle Verpflichtungen sind ans Kreuz genagelt worden (Kol 2,14), was zu Vergebung und Freiheit führt.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Kann man also wirklich, nachdem man etwas von Jehovah gehört und gelernt hat, wieder zurück zu den anderen, zu den geschaffenen Göttern, oder gar zu den nur ausgedachten Göttern???

„meckern sie ruhig, nett sein kann jeder“

Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen werden dich rühmen. Also werde ich dich preisen während meines Lebens, meine Hände aufheben in deinem Namen.
Elberfelder 1871 – Ps 63,4–5

denn besser ist deine Huld als das Leben:
meine Lippen dürfen dich loben.
So will ich in meinem Leben dich segnen,
mit deinem Namen heben meine Hände.
Buber & Rosenzweig – Ps 63,4–5

Denn besser als Leben ist Deine Barmherzigkeit. Meine Lippen sollen Dich preisen.
So will ich segnen Dich in meinem Leben, will in Deinem Namen meine Hände (flachen Hände) erheben. Ps 119,48.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 63,4–5

Von dir geliebt zu sein, ist mir mehr wert als das Leben, deshalb sag ich dir, weder irgendwo im Himmel oder auf Erden gibt es jemand, der größer und heftiger ist als du. Das rappe ich dir jetzt, wer macht ’ne Beatbox dazu?
Ich bin dir ewig dankbar, und wenn ich mit dir rede und mich dir mit meinen absolut leeren Händen hingebe,
VolxBibel – Psalm 63:4–5

Wie unterschiedlich man auf eine Situation reagieren kann!
Der eine kann sich über die Fliege an der Wand aufregen – dem anderen ist doch die Fliege egal!
Der eine sieht, welche Schwierigkeiten er in seinem Leben schon aufgebürdet bekam und meckert deshalb über die Kirche, Gott und was es noch so alles gibt – der andere schaut dankbar auf Gott, der ihn auf all seinen Schwierigkeiten bewahrt hat!
Der eine heult, dass er lieber in der Hölle sein will, als mit „diesen Menschen“ ewig im Himmel – der andere freut sich auf eine Ewigkeit mit Jesus!
Der eine versucht glücklich zu sein, und sich bei den sozialen Medien gut darzustellen, der andere ist mit dem zufrieden, was Jehovah ihm gibt, und nutzt die sozialen Medien um den Schöpfer zu preisen!
Der eine liest in der Bibel, und findet bei jeder biblischen Gestalt hunderte von Fehlern – der andere liest die Bibel und freut sich, wie gnädig und liebevoll unser Gott ist.
Gibt es nicht? Dann schau dir den Psalm, aus dem die Verse oben sind, an: David geht es gar nicht gut – er ist auf der Flucht, und er hätte Grund über alles mögliche zu meckern! Aber er schaut nur zu seinem Gott – und findet bei diesem nicht nur Trost sondern auch Hilfe!

Denn deine Güte ist besser wie Leben. Dieser Satz ist enge mit dem vorigen zu verbinden: David gibt den Grund an, weshalb er so eifrig an seinen Gott sich hängt. Als „Leben“ werden alle Mittel bezeichnet, durch welche die Menschen ihren Lebensstand schützen und erhalten können. So lange wir damit wohl versehen zu sein meinen, kommt es uns kaum in den Sinn, bei Gottes Erbarmen Zuflucht zu suchen. Unser eigenes Sein blendet unsere Augen derartig, dass wir gar nicht mehr sehen, wie allein Gottes Gnade uns aufrecht hält. Während die Menschen also gemeinhin in ihrem Vertrauen auf irdische Hilfsmittel Gottes vergessen, erklärt David hier, dass es besser sei, mitten im Sterben sich auf Gottes Barmherzigkeit zu stützen, als voll Selbstvertrauen im Schein des Lebens zu wandeln. Der Sinn ist also nicht einfach der, dass das Leben ein kostbares, Gottes Barmherzigkeit und Güte aber ein noch kostbareres Gut sei. Vielmehr müssen wir den Gegensatz zwischen einem unversehrten Lebensstande, mit dem Menschen sich begnügen, und zwischen Gottes Barmherzigkeit im Augen behalten, welche bereits geltende und fast in den Abgrund fallende Menschen greift und hält, und welche allein ausreicht, allen Mangel auszufüllen. Mögen andere im Überfluss des Reichtums und aller Hilfsmittel sitzen, mag ihr Leben auf alle Weise gesichert und geschützt sein, so ist dies alles nichts: denn es ist besser, allein von Gottes Barmherzigkeit abzuhängen, als in seinem eigenen Wesen sich auf scheinbar feste Stützen zu gründen. Mögen also die Gläubigen Mangel leiden, unter ungerechtem Druck stehen, in Krankheit dahinsiechen, Hunger und Durst leiden, durch viele Sorgen und Schmerzen gequält werden, so kann dies alles ihnen ihr Glück nicht rauben. Denn wenn sie Gottes Gnade haben, geht es ihnen gänzlich wohl. Auf der andern Seite müssen die Ungläubigen unglücklich sein, auch wenn die ganze Welt ihnen zulacht: denn wo man Gott zum Feinde hat, waltet der Fluch. Aus alledem schließt David: Meine Lippen sollen dich preisen. Die Erkenntnis der göttlichen Güte öffnet uns den Mund. Der gleiche Gedanke wird dann (V. 5) noch deutlicher ausgedrückt: So will ich dich loben mein Leben lang. Im Einzelnen ist das Verständnis dieser Worte allerdings zweifelhaft. Das „so“ kann auf die erbetene Erlösung deuten. In diesem Falle würde David erklären, dass er guten Grund habe, den Segen Gottes zu preisen, weil er selbst erfahren habe, wie viel besser es sei, von Gott aus dem Tode gerissen zu werden, als bei sich selbst das Leben zu haben. Es kann aber auch ein erneuter Hinweis auf den unglücklichen und gedrückten Zustand Davids vorliegen, über den er soeben sagte, dass selbst die Wüste ihn nicht hindere, auf Gott zu schauen. Auch die Übersetzung: „mein Leben lang“ ist nicht die einzig mögliche. Man könnte auch übersetzen: Ich will dich loben über mein Leben, d. h. für die mir geschenkte Rettung. Dieses Verständnis würde eine überaus fruchtbare Lehre enthalten: weil ich durch deine Wohltat gerettet und unversehrt bin, so will ich von nun an dich umso eifriger preisen. So heißt es auch anderwärts (Ps. 118, 17): „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“ Oder (Ps. 115, 17 f.): „Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille. Sondern wir, die wir leben, loben den Herrn.“ Dass David die Hände aufheben will, deutet auf Gelübde und Gebete. Er will etwa sagen, dass er nicht bloß danken, sondern auch neue Freudigkeit zum Bitten gewinnen und sich fortan in der Anrufung Gottes desto eifriger beweisen werde. Und in der Tat: wenn Gott freundlich mit uns handelt, treibt er uns nicht bloß zum Danken an, sondern stärkt auch unsre Hoffnung für alle Zukunft, sodass wir nicht zweifeln dürfen, seine Gnade werde ganz und völlig ausfüllen, was sie in uns begonnen hat.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum Heiligtum hatte, fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit, denn der Lobpreis brachte Freude und Trost in sein Herz. Er lobte Gott für seine treue Güte, die besser ist als Leben . Das war der Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 ) mehr an Gott als an das lebensspendende Wasser dachte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Und wohin werde ich schauen?