In deine Hand befehle ich meinen Geist Du hast mich erlöst, Jehova, du Gott (El) der Wahrheit!
Elberfelder 1871 – Psalm 31,6
In Deine Hand bestelle ich meinen Geist. Du hast erlöst (eingelöst) mich, Jehovah, Gott der Wahrheit. Ps 49,16; 119,173; Weish 3,1; Lk 23,46; Apg 7,58.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ps 31,6
In deine Hände werde ich meinen Geist übergeben.
Du hast mich erlöst, Herr, Gott der Wahrheit.
Septuaginta Deutsch – Psalm 30,6
In deine Hände befehle ich meinen Geist. Aufs Neue hält David Gott seinen Glauben vor und bezeugt, dass er so hoch von seiner Vorsehung halte, dass er alle seine Sorgen ihr überlasse. Denn wer sich in Gottes Hand und in seinen Schutz übergeben hat, macht ihn nicht allein zum Herrn über Leben und Tod, sondern verlässt sich auch ruhig unter allen Gefahren auf seinen Schutz. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass nur der allein sein Leben in Wahrheit dem Herrn befehlen wird, der bedenkt, dass ihm von tausend Seiten der Tod droht und dass sein Leben an einem Faden hängt und gleichsam wie ein Hauch ist. So bleibt auch für David in der größten Verzweiflung nichts übrig, als im Vertrauen darauf, dass Gott der Hort und Beschützer seines Lebens ist, ruhig seinen Gang zu gehen. Doch ist es wunderbar, dass obwohl uns alle so vieles beunruhigt, doch kaum unter hundert einer so verständig ist, sein Leben in Gottes Hand zu stellen. Die Menschen leben so fröhlich und sicher in den Tag hinein, als wäre ihr Nest, in dem sie wohnen, vor allem Unglück geborgen. Sobald sie jedoch eine Furcht überfällt, geraten sie vor Angst fast außer sich: die Folge davon ist, dass sie nie zu Gott kommen. Denn entweder täuschen sie sich durch eitle Hoffnungen, oder wenn Zittern sie erfasst und sie vor Furcht wie angedonnert dastehen, empfinden sie nichts von Gottes väterlicher Fürsorge. Quält uns darum eine bange Sorgenhitze oder wirft uns auch plötzlich zu Boden, will sie uns vom rechten Wege abbringen oder doch im Laufe hemmen, so können wir uns allein mit dem Gedanken beruhigen, dass Gott, der unser Leben geschaffen hat, es auch erhalten will: ein anderes Mittel, die Last zu erleichtern und Kummer und Verzweiflung abzuschütteln, gibt es nicht. Wenn nun Gott sich herablässt, die Sorge für unser Leben zu übernehmen und zu tragen, so wollen wir lernen, immer diesen Zufluchtsort aufzusuchen, selbst wenn ein tausendfacher Tod uns droht. Ja, je zahlreichere Gefahren jemandem drohen, umso eifriger muss er sich in diesem Gedanken üben. Dies ist der Schild wider jeden Ansturm von Schwierigkeiten, wider alle Anfechtungen und Stürme: Mag unser Heil vernichtet erscheinen, so wird doch Gott es treulich schützen. Daraus erwächst dann das Gebet, dass Gott seinen Schutz und seine Verteidigung nun auch in die Hand nehmen möge. Solche Zuversicht wird auch einen jeglichen veranlassen, mit bereitwilligem Gehorsam die Pflichten seines Berufs auf sich zu nehmen und unverwandt und furchtlos seinem Ziel entgegen zu gehen. Denn woher kommt es, dass so viele lässig und träge sind, andere treulos ihre Pflicht versäumen? Kommt es nicht daher, dass sie allzu vorsichtig sind, durch Gefahren und Unannehmlichkeiten sich zu sehr schrecken lassen und der göttlichen Vorsehung nichts zutrauen? Kurz, wer nicht in Gottes Schutz ruht, so dass er sein Leben seinem Schutz und Schirm anvertraut, der lernt gar nicht recht, was es heißt, zu leben. Wer hingegen Gott zu Hort seines Lebens gemacht hat, der wird auch mitten im Tode nicht daran zweifeln, dass sein Leben erhalten bleiben wird. Nicht bloß dazu müssen wir unser Leben in Gottes Hand legen, damit er es in dieser Welt erhalte und bewahre, sondern auch damit er es mitten im Tode gegen den Untergang schütze, – wie uns dies Christus durch sein Beispiel gelehrt hat. Denn so wie David wünschte, dass sein Leben trotz der Todesgefahren verlängert werde, so bat Christus, als er am Ende dieses hinfälligen Lebens stand, dass sein Geist im Tode erhalten bleiben möchte (Lk. 23, 46). Wir haben es hier also mit einem allgemeinen Gebet zu tun, in welchem die Gläubigen ihr Leben dem Herrn befehlen, zuerst damit er es mit seiner Hand beschütze, so lange es den Gefahren dieser Welt ausgesetzt ist, darnach dass er es im Tode, der lediglich Vernichtung zu sein scheint in seiner verborgenen Hut bewahre. So wollen wir daran festhalten, dass uns Gott weder im Leben noch im Tode jemals verlässt: denn wen er unter seinem Schutze heil bis ans Ende geleitet hat, den wird er beim Abscheiden endlich zu sich nehmen. Wir haben hier einen der kräftigsten Sprüche der heiligen Schrift, der ganz besonders dazu angetan ist, uns von dem Misstrauen gegen Gott zu heilen: nun können die Gläubigen wissen, dass sie sich nicht ohne Maß und Ziel mit verkehrten Sorgen und Mühen zu quälen brauchen, weiter dass keine Furcht sie von der Bahn der Pflicht abzutreiben braucht, dass sie auch nicht nötig haben, auf der Jagd nach eitlen Hoffnungen und trügerischen Hilfen sich zu verirren und zu Fall zu kommen, dass sie keinem Schrecken zu erliegen noch den Tod zu fürchten brauchen, – denn was vielleicht dem Fleisch Verderben bringt, kann doch die Seele nicht töten. Insbesondere muss es uns aber wider alle Versuchungen wappnen, dass Christus, der im Sterben seine Seele dem Vater befahl, damit auch alle Seelen seiner Gläubigen in Obhut nahm; darum rief auch Stephanus ihn als seinen Hüter an (Apg. 7, 58): „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf.“ Weil nun der Geist oder die Seele der Sitz des Lebens ist, so bedeutet der Ausdruck schließlich das Leben selbst.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
Du hast mich erlöst. Manche Ausleger übersetzen: „Du erlöst mich,“ – in dem Sinne: „Du wirst mich gewisslich erlösen.“ Ich glaube aber, dass sich David durch Erinnerung an früher erfahrene göttliche Gnadenbeweise in seiner Zuversicht stärken will. Ist es doch für die Zukunft besonders tröstlich zu wissen, dass Gott schon früher unser Erlöser war: so dürfen wir gewiss sein, dass er unser Leben in seine Obhut nimmt. Darauf deutet auch die Anrede: du treuer Gott. Weil der Herr treu und wahrhaftig ist, dürfen wir ihm zutrauen, dass er derselbe bleibt, der er zuvor war: so knüpft David zwischen der Zuversicht des Gebets und der Hoffnung künftiger Hilfe einerseits und den früher erfahrenen Wohltaten anderseits ein festes Band. Es ist, als sagte er zum Herrn: „Herr, der du dir immer gleich bleibst und nicht nach Menschenweise deine Gesinnung änderst, du hast es schon tatsächlich bezeugt, dass du der Beschützer meines Heils bist. Deshalb lege ich meine Seele in deine Hand, da du schon bei Erretter gewesen bist.“ Was David hier in Bezug auf das irdische Leben sagt, überträgt Paulus (2. Tim. 1, 12) auf das ewige Heil: „Ich weiß, an wen ich glaube, und ich bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir beigelegt ist, bis an jenen Tag.“ Und fürwahr, wenn schon David so viel Zuversicht aus dieser zeitlichen Befreiung gewonnen hat, so sind wir sehr böse und undankbar, wenn die Erlösung durch Christi Blut uns nicht mit unbesiegbarer Tapferkeit ausrüstet.
Vom Ende Jesu sagen Matthäus und Markus nur, dass er mit einem lauten Schrei verschied. Lukas gibt das Psalmwort Psalmen 31,5 als Jesu letztes Gebet. Zum Bittenden hatte er sich mit seiner vollen königlichen Majestät gewandt: er ist der, der Sünden vergibt, ewiges Leben schenkt und des Vaters gewiss ist; darum steht jeder, den er zu sich zieht, in des Vaters Gnade. Für sich selbst spricht Jesus mit dem einfachsten, schlichtesten Gebetswort das ganze Verlangen seines Herzens aus. Er redet nicht vom Paradies, sondern von des Vaters Hand, in die er nun seinen Geist legt, in der er wohlgeborgen ist. Er redet nicht von seiner Majestät und Herrlichkeit, sondern nur davon, dass der Vater mit seinem Schirm und Schutz auf seinen Geist achthabe. Dieser weicht jetzt von ihm, und das Bewusstsein versinkt; aber die Hand Gottes umfängt ihn. Das ist genug.
Man darf mit ruhiger Gewissheit sagen: Die letzten Worte Jesu, wie wir sie bei Lukas lesen, haben in unerfindlicher Deutlichkeit die Art Jesu an sich. Gerade so war er; er vereinigte, was für unser Auge unvereinbar ist. Mit erschütterndem Ernst stand er vor Jerusalem als der Richter, der ihm seinen schauerlichen Untergang ansagt, und erbat ohne Zweifel und Schwankung Gottes Vergeben für dasselbe Jerusalem. Er sprach zum Schacher in der Majestät des Versöhners, der den Glauben erhört und darum auch den rechtfertigt, der in Sünde und Schande stirbt, und sprach zum Vater mit der Einfalt des Kindes, das nichts begehrt, als dass er seinen Geist behüte, weil sein Schutz ganze Geborgenheit ist. Matthäus erzählt uns kein Wort der Gnade aus dem Mund des Sterbenden, nur das aus dem Leiden geborene Gebet, das bezeugt, wie durchbohrend Jesus seine Verlassenheit von Gott empfunden hat. Matthäus richtet damit ernst und treu das Amt eines Apostels aus, dessen Pflicht es ist, aller Welt zu bezeugen, dass Jesus gelitten hat. Es ist jedoch der Kirche durch Lukas ein großer Dienst dadurch erzeigt, dass er sie sehen lässt , wie Jesus den reichen, vollen Schatz seiner vergebenden Gnade und seine sichere Ruhe in Gott unvermindert auch am Kreuz in sich getragen hat.
Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament
In deine Hände werde ich meinen Geist übergeben: V.6a begegnet zweimal im NT: mit geringen Unterschieden gegenüber dem LXX-Text als Sterbewort Jesu nach Lk 23,46, noch stärker abgewandelt in Apg 7,59. Die christl. Verwendung des Wortes als Sterbegebet wird vorbereitet durch Texte wie Justin, dial. 105,5.
Septuaginta Deutsch: Erläuterungen und Kommentare zum griechischen Alten Testament
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