Schlagwort: Jehova

Sprechen oder Beeinflussen?

Habe gestern eine Broschüre gelesen, in der gesagt wird:

Natürlich sind alle Gebete gut, aber die Art von Gebet, die wirklich die Hand Gottes bewegt und die Situation verändert, muss aus einer tiefen Identifikation mit dem, für wen wir beten, kommen. Ich bin sicher, dass Ihr mir zustimmt, dass, wenn wir für eine persönliche Sache beten oder für etwas, was uns sehr nahe liegt, dann beten wir anders, als wenn wir für einen Fremden beten.

Da ist es wieder – die Frage, ob wir unseren Gott mit unseren Gebeten beeinflussen können. Echt Leute, denkt ihr, ihr könnt Jehovah so beeinflussen, wie euren Ehepartner, indem ihr ihm immer und immer wieder das selbe sagt, bis er genervt das tut, was ihr möchtet? Oder könnt ihr IHN gar mit euren Worten „verführen“ und „bezirzen“?

Nun habe ich heute einmal in den Nachschlagewerken nachgeschaut, was GEBET eigentlich ist – und ob das biblische Gebet etwas mit Magie und Beeinflussung zu tun hat. Ich würde ja einfach behaupten, dass unsere Gebete in erster Linie MEIN Denken auf Gottes Linie bringen sollte….
Aber schauen wir einmal was die üblichen deutschen Wörterbücher dazu sagen.

Beten
B. ist das Gegenteil aller Künste. B. können kommt nicht von religiösen Übungen
Beten ist nicht eine Kunst; man bedarf dazu nicht einer inneren Steigerung oder besonderer Übungen. Beten kann man erst, wenn man alle Künste abgelegt hat und zum Vater im Himmel spricht. „Wenn ihr betet, sollt ihr sprechen“ (Luk. 11, 2). Welcher menschliche Vater würde es dulden, daß sein Sohn, wenn er ein Anliegen an ihn hat, sich hinstellte und eine wohlgesetzte, tönende Rede hielte, statt einfach und natürlich mitzuteilen, was ihm nottut? Wie soll der Allmächtige es anhören, wenn Menschen mit verstellten Gebärden, mit gewählten Worten vor ihn treten? Alles religiöse Pathos, alle wohlgesetzten Wendungen beim Beten sind vom Übel, ein heidnischer Unfug (Matth. 6, 7). Um beten zu können, muß man nicht aufsteigen zu irgendeiner religiösen Höhenlage, sondern es gilt herabzusteigen von den Stelzen und da zu stehen, wo das kleinste Kind steht (Matth. 18, 3). Beten heißt: so, wie man ist und wie einem zumute ist, vor Gott stehen und zu ihm sprechen.
B. ist Menschenrecht
Das Recht zum Beten liegt in der göttlichen Abstammung des Menschen. „Sprecht: Unser Vater.“ Das heißt nicht, wir sollen es so ansehen, daß Gott für uns sorgt, als ob er unser Vater wäre. Jesus lehrt uns kein Als ob. Er erinnert uns daran, daß wir göttlichen Geschlechts, daß wir im Himmel zu Hause sind: denn unser Geist stammt aus dem Odem Gottes, unser Wesen ist dem seinen ähnlich. Es ist das Natürlichste von der Welt, daß wir uns dahin wenden, wo unsere Heimat ist, daß wir den anrufen, der uns das Leben gab.
Das echte B. sucht nicht Gaben, sondern den Geber
Es geht im Gebet zuletzt nicht um Gaben, sondern darum, daß wir dem Geber selbst nahe kommen. Die Gegenwart Gottes, das Hereinbrechen seines Lebens in unseres, das ist Sinn und Ziel allen Betens. Darum sagt Jesus: Beten sei so viel als Suchen (Luk. 11, 9. 10). Das klingt an das alte Wort an: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Antlitz steht in der Bibel oft für Person. Wer ernstlich die persönliche Berührung mit dem Vater im Himmel sucht, der soll sie finden. Ein Kind sein und seinen Vater nie sehen, ist ein unhaltbarer Zustand, mit dem niemand sich abfinden sollte.
B. ist unbeirrbares Pochen an verschlossene Türen
Sucht man einen Ausweg aus diesem Zustand, so kann man freilich auf verschlossene Türen stoßen. Die Jünger sollten sich dadurch nicht abschrecken lassen, daß die Türen, die sie und ihre Zeitgenossen von der oberen Welt absperrten, seit Jahrhunderten verriegelt und eingerostet waren; sie sollten dennoch getrost und nachdrücklich an diese Türen pochen und nicht aufhören, bis sie einmal geöffnet würden. Das wird und muß geschehen – sagt Jesus, wenn nur die Ausdauer unbeirrbar bleibt, wenn die Betenden nur immer daran festhalten, daß das Öffnen jener Türen schlechthin notwendig ist (Luk. 11, 5-13).

Ralf Luther — Neutestamentliches Wörterbuch

schöner Gedanke: wir suchen im Gebet Jehovah! und nicht unsere Wünsche

Gebet

(ahd. beitten = bitten, auch zwängen, drängen, fordern) in allen Religionen Ausdruck der Hinwendung des Menschen zu Gott, indem der Mensch Gott anspricht: bittend, lobend, dankend, klagend. Das Gebet kann frei formuliert sein, aber auch Psalmen und Lieder verstehen sich als Gebete. Vorformulierte Gebete (z. B. das → Vaterunser) helfen, die eigenen Wünsche und Ängste in Worte zu fassen.

Kleines Lexikon zum Christentum

Gebet

Beten als Sprechen zu Gott und mit Gott ist ein religiöser Grundakt. Er setzt den Glauben an einen persönlichen Gott voraus: an Gott, der mich sieht und hört, der mich anspricht und mir antwortet und mit dem ich infolgedessen ins Gespräch kommen kann. Das ist beim Gott der Bibel der Fall. Er hat sich offenbart und seinen Namen kundgetan, damit der Mensch ihn anrufen und ansprechen kann (vgl. Ex 3,14 f mit Ex 20,24). Gebet im weiteren Sinn des Wortes ist jedes Sprechen mit Gott, auch das Loben und Danken; im engeren Sinn besteht das Gebet aus Klagen und Bitten. Die Bibel, für die der betende Mensch eine Selbstverständlichkeit ist und die in all ihren Teilen (nicht nur in den ➛ Psalmen) verschiedenartigste Gebete enthält, gebraucht dafür eine Vielzahl von Wörtern, die dem zwischenmenschlichen Bereich entnommen sind: bitten, flehen, fragen, klagen, rufen, schreien usw. Daneben begegnet im Hebräischen ein spezifisch religiöser Begriff für Gebet: tepilla. Das dazugehörige Tätigkeitswort hitpallel bedeutet an sich „eine Entscheidung fordern für“, „eintreten zugunsten von jemand“. Das weist auf einen wichtigen Sachverhalt: Das Gebet schlechthin war urspr. die ➛ Fürbitte, die eine dazu bes. befähigte und ermächtigte Mittlergestalt (v.a. der Prophet: Mose, Samuel, Jeremia; aber schon Abraham und dann auch der König) Gott vortrug. Dieses Gebet des Mittlers bildet gleichsam die Brücke zwischen den individuellen und den kollektiven Gebeten, je nachdem ob das betende Subjekt ein Ich oder ein Wir ist. Vor allem die individuellen Klage- und Bittgebete zeigen, worin das Wesen bibl. Betens besteht. Es vollzieht sich in drei Phasen:
Beten als Sich-Aussprechen vor Gott: Der Betende legt das, was ihn bedrängt und bedrückt, vertrauensvoll seinem Gott vor (vgl. 2 Kön 19,14–19); er schüttet vor ihm sein Herz und seine Sorgen aus (vgl. Ps 102,1).
Beten als Sich-Auseinandersetzen mit Gott: Der Betende ringt mit Gott, von dem er sich oft verlassen und verraten fühlt, um eine befreiende, Heil und Segen spendende Zuwendung (vgl. den nächtlichen Kampf Jakobs in Gen 32,23–33). So kann im NT „kämpfen“ geradezu zu einem Ausdruck für beten werden (im griech. Original in Röm 15,30; Kol 4,12; vgl. 2 Kor 10,4 und die „Agonie“ Jesu in Getsemani: Mt 26,36–46).
Beten als Sich-Ausliefern an Gott: Das Sich-Aussprechen vor Gott und das Sich-Auseinandersetzen mit ihm werden im Prozess des Gebets zum Sich-Ausliefern an Gott: Man ergibt sich ihm, sagt Ja zu dem, von dem man sich grundsätzlich als bejaht erfährt. So führen die bibl. Gebete aus der Klage zum Vertrauen und münden dann nicht selten in die Danksagung und den Lobpreis, der – im neu gewonnenen Glauben an Gottes Macht, Weisheit und Liebe – die Errettung, wie immer sie geschehen mag, als gewiss vorwegnimmt.

Beten ist demnach ein personaler Vollzug, in dem das Innerste des/der Betenden zur Sprache kommt. Doch aufgrund des bibl. Ganzheitsdenkens ist der ganze Mensch, also auch sein Körper, mitbeteiligt. Dabei gibt es verschiedene typische Gebetshaltungen: Man steht vor Gott (1 Sam 1,26), breitet die Hände aus (1 Kön 8,38.54; Jes 1,15) oder erhebt sie zum Himmel (Ps 141,2; vgl. 1 Tim 2,8); man demütigt sich, indem man niederkniet (1 Kön 8,54; Ps 95,6; Dan 6,11; vgl. Apg 9,40; 21,5) oder sich zu Boden wirft (Esra 10,1; vgl. Mk 14,35; ➛ Anbetung). Zum ganzheitlichen Vollzug gehört auch, dass das Gebet oft vom ➛ Fasten begleitet ist (Esra 8,23; Neh 1,4; Joël 1,14; 2,12–17; vgl. Lk 2,37; Apg 13,2 f; 14,23).

Grundsätzlich kann man überall beten, doch gibt es privilegierte Gebetsstätten. Dazu gehörte v.a. der Jerusalemer Tempel als der Ort, den JHWH sich erwählt hatte und wo sich der Einzelne in der Gemeinschaft des zum Gottesdienst versammelten Volkes aufgenommen wissen konnte (1 Kön 8,29 f.35.42.44.48; vgl. u.a. Apg 2,46). Er sollte zum „Haus des Gebets für alle Völker“ werden (Jes 56,7). In der Ferne pflegte man sich beim Beten Jerusalem zuzuwenden (1 Kön 8,48; Dan 6,11).
Wie man überall beten kann, so kann und soll man prinzipiell auch jederzeit beten. Doch zeigt bereits das AT, dass sich allmählich bestimmte Gebetszeiten herauskristallisierten, die dann auch für das christl. Stundengebet maßgebend werden sollten. Die Hauptgebetszeiten sind der Morgen und der Abend, d.h. die Zeit, in der im Tempel das tägliche Morgen- und Abendopfer dargebracht wurde, wodurch auch die anderweitig begrenzte Verbindung zwischen Gebet und Opfer hergestellt ist – eine Verbindung, die so weit ging, dass das Gebet geradezu an die Stelle des Opfers treten konnte (vgl. Ps 141,2). Neben dem zweimaligen ist auch das dreimalige Beten belegt: morgens, mittags und abends (Ps 55,18; Dan 6,11; vgl. Apg 10,9 sowie 3,1; 10,3.30: Gebet zur sechsten und neunten Stunde, d.h. mittags und am späten Nachmittag zur Zeit des Abendopfers). Dazu kommt, dass man gegebenenfalls auch des Nachts betete (Ps 119,62; vgl. Apg 16,25).
Als Juden haben Jesus und seine ersten Jünger diese Gebetsgepflogenheiten übernommen. Was Jesus selbst betrifft, steht nach dem Zeugnis der Evangelien fest, dass er ein großer Beter war. Besonders das Lukas evangelium betont dieses Faktum. Immer wieder zog er sich nachts oder frühmorgens an einen einsamen Ort zurück, um zu beten (Lk 5,16; 6,12; Mk 1,35; 6,46 par). Er betete vor wichtigen Entscheidungen (Lk 6,12–14; Mk 14,35 f par), und es war während des Gebets bei der Taufe im Jordan und bei der Verklärung auf dem Berg, als sich der Himmel öffnete und die Stimme des Vaters sich kundtat (Lk 3,21 und 9,29). Er betete für sich selbst in Getsemani und am Kreuz (vgl. neben den Evangelien Hebr 5,7), er betete aber auch für seine Apostel und Jünger (Lk 22,31 f; Joh 17). Dieses sein Gebet für uns setzt er als der Verherrlichte fort. Er ist und bleibt als unser „Hohepriester“ unser Fürsprecher beim Vater (Hebr 7,25 f; vgl. Röm 8,34 und 1 Joh 2,1).
Es war das beispielgebende Beten Jesu, das seine Jünger veranlasste, ihn zu bitten, er möge sie beten lehren (Lk 11,1). Jesus entsprach dieser Bitte, indem er ihnen das ➛ Vaterunser vorsprach, das die zentralen Gebetsanliegen enthält. Außerdem gab Jesus vom NT verschiedenenorts aufgegriffene und ausgeweitete Anweisungen, wie man beten soll. Sie gelten für alle Christen, ganz bes. aber für die Apostel, deren eigentliche und unteilbare Aufgabe das Ausharren „beim Gebet und beim Dienst am Wort“ ist (Apg 6,4). Vor allem soll das Gebet beständig und beharrlich sein. Es gilt, dass man „allezeit beten und darin nicht nachlassen“ soll (Lk 18,1; vgl. Lk 21,36), d.h. „ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), „jederzeit“ (Eph 6,18), „Tag und Nacht“ (1 Tim 5,5). Der Verwirklichung des Ideals des unablässigen Betens dienten bestimmte, teilweise vom Judentum übernommene Gebetszeiten, aus denen allmählich das kirchliche Stundengebet erwuchs. Man soll vertrauensvoll beten, d.h. im festen Glauben, um erhört zu werden (Mk 11,24 par sowie Jak 1,5–8; vgl. Mt 7,7 f par sowie 1 Joh 3,21 f; 5,14 f und Joh 14,13 f; 15,7; 16,23). Wie schon im Judentum die Bitten immer vom Lobpreis (beraka) eingerahmt sind, soll auch das christl. Gebet stets von der Danksagung (griech. eucharistia) getragen und bestimmt sein (vgl. Phil 4,6 sowie 1 Thess 5,17 f; 1 Tim 2,1). Obwohl der Einzelne sehr wohl „in seiner Kammer“ beten kann, kommt dem einmütigen Gebet in der Gemeinschaft doch bes. Wirkkraft zu (Mt 18,19; vgl. Apg 1,14). Das christl. Beten ist geistgewirkt (Röm 8,15 f.26; Gal 4,6; vgl. Eph 6,18): Es ist der Geist Christi, der uns befähigt und veranlasst, gleich ihm Gott mit ➛ Abba anzusprechen und anzurufen. Zum Gebet, das durch Christus im Heiligen Geist an den Vater gerichtet wird, trat schon in der frühen Christenheit das Gebet zu Jesus: Man bittet nicht nur in seinem Namen, sondern ihn selbst; und er ist es, der das Erbetene gewährt (Joh 14,13 f). Dieselbe Bitte, die Jesus am Kreuz an den Vater richtet, richtet Stephanus an den Herrn Jesus (vgl. Apg 7,59 mit Lk 23,46). Die Christen können geradezu „definiert“ werden als diejenigen, „die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen“ (1 Kor 1,2; vgl. Apg 9,14), und die prophetische Verheißung, die im AT auf JHWH bezogen war, wird nun auf Christus gedeutet: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“ (Apg 2,21; Röm 10,13; vgl. Joël 3,5). So mündet nicht nur die frühchristliche Liturgie, sondern das ganze NT (und mit ihm die ganze Bibel) in den (wie die Gebetsanrede Abba) in der aram. Sprache überlieferten flehentlichen Bittruf: Marana tha („Unser Herr, komm“: 1 Kor 16,22; Offb 22,20). nf

Herders Neues Bibellexikon

Beten, Gebet. 1) Das Gebet ist der unmittelbare Verkehr der Seele mit Gott und bildet daher den Höhepunkt unseres religiösen Lebens. Gewöhnlich hat es die Form des Redens mit Gott (Ps. 19, 15), doch gibt es gerade bei dem innigsten Gebetsleben Berührungen der Seele mit Gott, die, vom Geiste Gottes selbst hervorgerufen, sich nicht in menschliche Worte fassen lassen (Rö. 8, 26). Die innere Bedingung oder „die wirkliche und tätliche Ursache des Gebets ist allein der Glaube an ihm selbst“ (Luther). Der Unglaube betet nicht. Denn das Gebet setzt nicht nur ein Wissen von Gott voraus, sondern auch eine herzliche Bejahung des Grundverbältnisses der Abhängigkeit, in welches uns Gott zu sich selbst gestellt hat und in welchem wir ganz auf seine Lebensfülle angewiesen sind — also zum mindesten Erkenntnis und Anerkenntnis Gottes (Hbr. 11, 6). Das vollkommene Gebet aber hat zur Voraussetzung das durch Christum vermittelte Kindschaftsverhältnis (Joh. 16, 26. 27; Rö. 5, 2; 8, 15). — 2) Ist nun das Gebet ein solches Reden des Glaubens mit Gott, so muß auch sein Inhalt zunächst auf Gott selbst sich beziehen. „Der wahre Beter bittet vor allem um Gott selber“ (Martensen). Unsere Huldigung, unser Dank, unsere Bitte beschäftigt sich mit dem, was zur Gründung, Bewahrung, Förderung und Vollendung unserer Gemeinschaft mit Gott von ihm bisher getan worden ist und noch geschehen soll (Mt. 6, 9 ff. 33; Lu. 11, 13; Joh. 14, 16; Eph. 1, 17 ff.; 1 Kor. 15, 57; 1 Tim. 1, 12–17). Die geistlichen Lebensgüter sind der Natur der Sache nach ohne Gebet gar nicht zu gewinnen. Was zum äußeren Leben dient, gibt Gottes Güte und Langmut auch wohl ohne unser Gebet (Mt. 5, 45; Rö. 2, 4). Aber daß Gott auch hiefür gebeten sein will, zeigt die vierte Bitte im Gebet des Herrn. Mit allen Anliegen dürfen und sollen wir vor Gott kommen (Mt. 6, 25 ff.; 10, 30.31; Eph. 6, 18; Phi. 4, 6). Niemals aber können wir etwas erbitten, was mit dem Namen Jesu Christi, d. h. mit seiner Person, mit seinem Wort und Geiste streitet (Joh. 14, 13; 15, 7, vgl. Kol. 3, 17). — 3) Die Hauptformen, in welchen das Gespräch unseres Herzens mit Gott zum Ausdruck kommt, sind nach 1 Tim. 2, 1: Bittgebet, Lobgebet Fürbitte, Danksagung. Selten steht eine dieser Formeln für sich allein. Beispiele von Bitten um Rettung aus äußerer Not sind Ps. 3.4.5.7.42.54.70; Jes. 38, 10–20; Mt. 26, 39; 2 Kor. 12, 8; Jak. 5, 18. Bitten um Vergebung Ps. 6. 32. 38. 51. 102. 130. 143; Lu. 18, 13. Bitte um Grfüllung der Verheißungen 2 Sa. 7, 18 ff., um Weisheit 1 Kö. 3, 5–12, um seligen Hingang Ap. 7, 58, vgl. Lu. 23, 46. Aufforderungen zur Fürbitte stehen Mt. 5, 44; 9, 38; Rö. 15, 30; Eph. 6, 18.19; 2 Kor. 1, 11; Kol. 4, 3; 2 Th. 3, 1; Jak. 5, 14–16. Hervorragende Beispiele von Fürbitten sind im A. T. 1 Mo. 18, 23–32; 2 Mo. 17, 11; 32, 32; 33, 12. 13; 4 Mo. 14, 13–19; 1 Kö. 8; Jes. 37, 14 ff.; Da. 9; Esra 9. Beispiele von Fürbitten Jesu sind Mk. 7, 34; Lu. 22, 32; 23, 34, namentlich aber das Gebet des Herrn, Mt. 6, 9 ff., und das „hohepriesterliche“ Gebet um seine und seiner Jünger Verklärung, Job. 17. Seine fortwährende Fürbitte: Rö. 8, 34; 1 Joh. 2, 1; Hbr. 7, 25. Menschliche Fürbitte: Ap. 4, 24–30; 7, 59; 9, 40; 12, 5; 20, 32. 36; Rö. 10, 1; Eph. 1, 16 ff.; 3, 13 ff. Das Dankgebet, in welchem Gott für bestimmte Wohltaten gepriesen wird, geht häufig über in das Lobgebet, welches dem Wesen und Walten Gottes im allgemeinen gilt. Ps. 8. 9. 30. 33. 34. 65. 92. 100. 103. 104. 107. 118. 144–150; 2 Mo. 15; Ri. 5; Jes. 14, 25; Lu. 1, 46–55. 68–79; 2, 13.14; Mt. 11, 25; 14, 19; 26, 26. 30; Joh. 11, 41; Ap. 27, 35; Rö. 1, 8; 1 Kor. 1, 4; 2 Kor. 9, 11–15; Kol. 1, 12; 1 Tim. 1, 12. 17; 4, 4; 1 Pe. 1, 3. (Über das Beten mit Zungen, 1 Kor. 14, 13 ff. sieche Zungenreden.) — 4) Wie soll man beten? Bor allem warnt Jesus vor dem heuchlerischen Gebet, welches die Öffentlichkeit aufsucht, nur um den Schein großer Frömmigkeit zu erwecken, Mt. 6, 5; 23, 14. Ebenso verwirst er jene heidnische Geschwätzigkeit des Betens, welche durch die Menge der Worte Gott erst von unseren Nöten benachrichtigen u. durch Ermüdung ihn zur Erhörung zwingen zu müssen glaubt, Mt. 6, 7 f. Damit es ein Beten im Geist und in der Wahrheit sei (Joh. 4, 24) und nicht ein bloßes Werk der Lippen (Mt. 15, 8), tut äußere und innere Nüchternheit not, Lu. 21, 34; 1 Pe. 3, 7; 4, 8. Dazu dient das Fasten (Mt. 17, 21; vgl. 4, 2; Ap. 13, 2; 14, 23, vgl. 1 Kor. 7, 5) und die Einsamkeit (Mt. 6, 6; 14, 23; Mk. 1, 25; Lu. 6, 12; 9, 18). Angesichts der Majestät dessen, zu dem wir reden, muß das Gebet demütig sein (1 Mo. 18, 27; Mt. 8, 8; 26, 39). Dem Heiligen steht der Betende bußfertig gegenüber, mit entschiedener innerer und äußerer Abkehr von der Sünde (Ps. 66, 18; Jes. 1, 15; 59, 1–3; Lu. 18, 13; 1 Pe. 3, 12; 1 Tim. 2, 8; Jak. 4, 3; 5, 16). Die Liebe Gottes fordert Vertrauen (Ps. 55, 23; Mt. 8, 13; 17, 20; 21, 22; Lu. 5, 12; Jak. 1, 5–7). Wenn aber Gott mit der Antwort zu zögern scheint, so steigert sich die Bitte zum Ringen mit Gott in anhaltendem und dringendem Flehen (1 Mo. 32, 26; Mt. 7, 7; 15, 22–28; Mk. 10, 42; Lu. 11, 8; 18, 1–8; Rö. 12, 12; 2 Kor. 12, 8; 1 Tim. 5, 5, vgl. den Gebetskämpf Jesu in Gethsemane, Mt. 26, 44; Lu. 22, 44; Hbr. 5, 7). Das vollkommenste Gebet ist dasjenige, welches in dem Namen Jesu geschieht, d. h. nicht etwa nur mit äußerlicher Berufung auf ihn oder nach seinem Borbild oder auf seinen Befehl, sondern in innigster Einigung des Gläubigen mit dem erhöhten Christus. Dieses Gebet, welches nur die Verherrlichung des Vaters im Sohne bezweckt, ist der Erhörung unbedingt gewiß, ja, es bedarf sogar der Fürbitte Christi nicht mehr, weil der Geist Jesu Christi selbst es ist, der in uns betet (Joh. 14, 13–20; 15, 7; 1 Joh. 5, 14), besonders wichtig ist hiefür Joh. 16, 23–27, vgl. mit 16, 7.–5) Über die äußeren Umstände des Gebets sind weder im A. noch im N. T. bestimmte Vorschristen gegeben. Die das Gebet begleitenden Gebärden sind der sinnbildliche Ausdruck des Verhältnisses der Betenden zu ihrem Gott. Man betet stehend (1 Sa. 1, 9 u. 26; Lu. 18, 13) zum Zeichen der Dienstbereitschaft; knieend (1 Kö. 8, 54; Da. 6, 10; Ap. 20, 36; Eph. 3, 14; Phi. 2, 10) zum Zeichen der Demut, fällt wohl auch im tiefsten Gefühl der Unterwürfigkeit nieder zum Gebet (Ps. 95, 6, vgl. Mt. 4, 9; 26, 39; Off. 4, 10). Die Hände werden zum Himmel erhoben und ausgebreitet, wie zum Empfang der göttlichen Gaben bereit (2 Mo. 9, 29; 1 Kö. 8, 22; Ps. 123, 1; Jes. 1, 15; 1 Tim. 2, 8). Der Zöllner schlägt an seine Brust im Schmerz der Selbstanklage, er hebt seine Augen nicht auf aus Scham über seine Sünden (Lu. 18, 13). Das Händefalten kommt in der Bibel noch nicht vor, es ist die Gebärde der Huldigung gegenüber dem Sieger und hat sich erst seit der Bekehrung der germanischen Stämme in der christlichen Kirche eingebürgert. Als Ort des Gebets ist im A. T. der Tempel zu Jerusalem bevorzugt. David betet in der Richtung zum Hause des Herrn (Ps. 5, 8; 18, 7), zum Allerheiligsten als der Offenbarungsstätte Gottes (Ps. 28, 2, vgl. Ps. 121, 1, das Aufheben der Augen zu den Bergen Zions als zu dem Wohnsitz Gottes, von welchem aus die Hilfe kommt, Ps. 3, 5; 19, 7). Hiskia betet im Hause des Herrn (Jes. 37, 14). Daniel hat nach 1 Kö. 8, 38. 44. 48 offene Fenster gegen Jerusalem. Pharisäer und Zöllner beten im Tempelvorhof (Lu. 18, 10). Christus hat beim Gebet die Augen zum Himmel erhoben (Mk. 6, 41; 7, 34; Joh. 11, 41; 17, 1, vgl. Jak. 1, 17). Doch sind die Christen an keinen Gebetsort, an keine Gebetsrichtung gebunden (Joh. 4, 21. 23). Petrus und Johannes gehen noch in freiem Anschluß an die herrschende Sitte zum Gebet in den Tempel (Ap. 3, 1, vgl. 2, 46), aber schon vor Pfingsten hatten sich die Apostel im Söller (Obergemach) eines Privathauses zu gemeinsamem Gebet versammelt (Ap. 1, 13), das Haus der Maria ist als Vereinigungsort genannt, Ap. 12, 12. In Joppe betet Petrus aus dem Söller (Ap. 10, 9), um jeder Störung auszuweichen, wie Jesus die einsame Wüste aufgesucht hat (Mk. 1, 35) und die Bergeshöhe (Mt. 14, 23). Die gewöhnlichen Gebetszeiten sind der Morgen (Ps. 5, 4), der Mittag (Ap. 10, 9), der Abend (Ps. 4, 9; Esra 9, 5; Ap. 3, 1; Ps. 55, 18; Da. 6, 10). Jesus bleibt auch die Nacht über im Gebet (Lu. 6, 12, vgl. Ps. 6, 7). Die Mahnung, ohne Unterlaß zu beten (1 Th. 5, 17, vgl. Kol. 3, 17), zeigt, daß der Apostel das Gebetsleben nicht auf gewisse Stunden eingedämmt wissen will. — 6) Den Gebeten ist Erhörung verheißen (Ps. 50, 15; 145, 18; Jes. 55, 6; Jer. 29, 12; Mt. 7, 7 ff.). Jn Mt. 18, 19 ist es aber nicht die Zahl der Beter, welche das Gebet erhörlich macht, sondern nach 18, 20 der Name Jesu, auf den sie versammelt sind und zu welchem die gemeinsam Betenden einander hinleiten. Mk. 11, 24 ist nicht dem willkürlichen, möglicherweise recht fleischlichen, wenn auch noch so steifen Glauben die Erhörung zugesagt, sondern dem auf Jesu Namen begründeten und in ihm begrenzten Glaubensgebet (Joh. 14, 13). Da wir aber hinsichtlich dessen, was gut für uns ist, im einzelnen oft irren (Mt. 20, 22), so kann Gott unsere Gebetswünsche nicht immer buchstäblich erfüllen, sondern gewährt uns nur das, was nach seinem Rat gut für uns ist (Mt. 7, 11; Rö. 10, 13; 2 Kor. 12, 9; Jak. 1, 5. 17). Gegen die Möglichkeit der Erhörung ist eingewendet worden, es streite gegen die Würde Gottes, durch menschliche Einwirkung im Gebet sich irgendwie bestimmen zu lassen. Allein es ist Gottes anbetungswürdige freie Gnade, daß er den Handlungen der Menschen überhaupt, und ihren Gebeten insbesondere, einen gewissen Einfluß auf die Weltregierung gestatten will. Er hat ein gewisses Maß von menschlicher Freiheit von Anfang an in seinen Weltplan aufgenommen, und die Menschen bleiben ihm dafür verantwortlich, welchen Gebrauch sie von ihrer Freiheit machen wollen. Tun sie es, namentlich auch im Gebet, in der rechten Einigung mit dem Willen Gottes (vgl. oben 4) „im Namen Jesu“, so kann dies nicht zur Beeinträchtigung, Sondern nur zur Verherrlichung der göttl. Majestät gereichen. Wenn man ferner eingewendet hat, eine Gebetserhörung sei, wie jedes Wunder, unstatthaft, weil es eine Aufhebung des gesetzmäßigen Zusammenhangs der Natur in sich schließen würde, so stellen wir diesem Aberglauben an Unabänderlichkeit des Naturznsammenhangs gegenüber den Glauben an einen lebendigen Gott, welcher, nachdem er die Welt geschaffen hat, sich nicht dazu verurteilen läßt, ein müßiger Zuschauer des Naturlaufs und der Geschichte zu sein. Vielmehr hat er es seiner Weisheit und Macht Vorbehalten, teils mit neuen Schöpfungen, teils durch unmittelbares Einwirken auf schon Geschaffenes in den Lauf der Welt so einzugreifen, wie es zur Vollendung seines Weltplanes, zur Verherrlichung seines Namens, zum Kommen seines Reiches am dienlichsten ist. Beispiele von Gebetserhörungen sind: 2 Mo. 15, 25; 17, 11; 32, 14; 33, 17; 1 Sa. 1, 26–28; Ps. 34, 7; 65, 3; 118, 5; 1 Kö. 3, 11. 12; 18, 37. 38; Jes. 37, 15 ff.; 38, 5; Mk. 7, 34; Mt. 14, 19; Joh. 11, 41; 12, 28; Ap. 4, 31; 9, 40; 10, 31; 12, 5 u. 7; Jak. 5, 17. 18. Vgl. 2 Kor. 12, 8. 9; Lu. 22, 42. 43; Hbr. 5, 7.

Calwer Bibellexikon

Besonders spannend finde ich die Aussage in dem Ratgeber „Alles anders, aber wie?“, indem gezeigt wird, dass meine Gebete ganz viel über mich aussagen:

Wofür beten Sie regelmäßig? Welche Art von „Bedürfnissen“ beherrschen Ihre Gebete? Wie beten Sie für das, was sein könnte, während Sie sich mit dem beschäftigen, was ist? Ihre Gebete enthüllen Ihre Träume. lm Gebet sagen wir Gott, was wir nötig zu haben meinen. Wir bitten um das, was wir wollen.

Alles anders – aber wie?

Einen Gott, den ich mit vielen Worten beeinflussen müsste, ja sogar auf meine Seite ziehen könnte, ja sogar „seine Hand bewegen könnte“ – den mag es ja geben : aber dieser ist eben nicht der allmächtige Schöpfer Jehovah.

ab aufs Abstellgleis?

Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters; beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht!
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 71,9

Schleudre nimmer fort mich zur Zeit des Alters,
wann meine Kraft dahin ist, verlasse mich nimmer!
Buber – Ps 71,9

Jetzt, wo ich alt geworden bin,
vertreibe mich nicht aus deiner Nähe!
Die Kräfte schwinden mir, verlass mich nicht! (Jesaja 46,3-4)
Gute Nachricht Bibel – Ps 71,9

Jetzt, da ich alt bin und Faltencreme brauch,mich meine Kräfte verlassen und auch mein Lebenshauch:Verlass du mich nicht, sondern bleib bei mir,verstoß du mich nicht, mir geht’s nur gut bei dir.
VolxBibel – Ps 71,9

Wenn das Alter es nicht mehr zuläßt, dass zu tun, was man tun möchte…und dann kommt der Gedanke auf: „ist Gott noch mit mir zufrieden?“ und „mussten nicht die Priester und sogar der Hohepriester ihren Job aufgeben, wenn sie ein bestimmtes Alter hatten?“

Um würdevoll alt zu werden, ist mehr Gnade nötig, als die Natur bieten kann. Das Alter ist eine neue Welt fremdartiger Konflikte und heimlicher Ängste; die Angst, allein gelassen zu werden, die Angst, seinen Lieben eine Last zu werden, die Angst, hilflos und invalide zu werden, die Angst, sich selbst nicht mehr im Griff zu haben, die Angst, deshalb ausgenutzt zu werden. Diese Ängste sind nicht neu. Der Psalmist denkt hier laut darüber nach, um allen Mut zu machen, die im Herbst ihres Lebens stehen .

Daily Notes of the Scripture Union

Verwirf mich nicht in meinem Alter. Weil David bisher etwas davon sagen konnte, dass Gott sein Leben von den ersten Tagen an umfangen, dass er ihn im Knabenalter erhalten und dann während seines ganzen Lebenslaufs gehütet habe, so wirft er sich auch jetzt als ein müder Greis in seinen väterlichen Schoß. Denn je mehr unsere Kräfte schwinden, und also die bittere Notwendigkeit uns treibt, den Herrn zu suchen, umso mehr dürfen wir hoffen, dass er geneigt sein werde, uns zu helfen. Der Hauptinhalt seines Gebets ist der: Herr, der du mich gehalten hast, da ich in der Blüte meiner Kraft war, verlass mich doch jetzt nicht, da ich schon schwach und hinfällig werde; sondern je mehr ich deiner Hilfe bedarf, desto mehr möge mein Mangel dein Erbarmen erregen. Dieser Vers legt die Vermutung nahe, dass der Psalm aus Anlass der Verschwörung Absaloms gedichtet wurde. Welch ein schreckliches und ergreifendes Schauspiel ist es doch, wie nicht bloß das gemeine Volk sondern auch die Vornehmen ihre Augen von David wie von einem Scheusal abwandten, als der Sohn den Vater aus seinem Königtum vertrieben hatte und ihm durch die Wüste nachjagte, um ihm den Tod zu bereiten.

Jean Calvin — Aus dem Psalmenkommentar

Nein – auch wenn die Kraft und der Dienst nachlassen – so bleibt unser Verhältnis zum himmlischen Vater davon unberührt!

wer gibt mir meine Herzenswünsche?

und erquicke dich an IHM,
und deines Herzens Wünsche wird er dir geben.
Buber – Ps 37,4

Vergnüge dich an Jehova, er wird dir geben, was dein Herz wünscht.
van Ess – Psalm 37,4

Deine Herzenswünsche erfüllt dir der Chef, unser Gott.Hey, mach einen Freudensprung, werd vor Freude mal rot!
VolxBibel – Ps 37,4

und ergötze dich an Jehova: so wird er dir geben die Bitten deines Herzens.
Elberfelder 1871 – Psalm 37,4

Habe deine Lust am Herrn.Dieses Ergötzen wird den eitlen und trügerischen irdischen Vergnügungen gegenübergestellt, welche die Kinder dieser Welt so berauschen, dass sie Gottes Segen verachten und von keinem andern Glück etwas wissen, als welches gegenwärtig in die Augen fällt. Dieser Gegensatz zwischen den verkehrten und wahnsinnigen Freuden, durch welche die Welt sich täuscht, und der wahren Ruhe, deren die Gläubigen sich erfreuen, ist wohl im Auge zu behalten. Denn sei es, dass das Glück uns lächelt, sei es, dass Gott uns durch Unglück prüft, so müssen wir immer an dem Grundsatze festhalten, dass, weil Gott unser Teil ist, das Los uns aufs Liebliche gefallen ist, wie wir Ps. 16, 5 f. hörten. Daher müssen wir uns immer wieder sagen, dass es uns nur dann wohl geht, wenn Gott uns geneigt ist, und dass die Freude, die wir aus seiner väterlichen Gunst schöpfen, alle weltlichen Vergnügungen übertrifft. An diesen Befehl wird die Verheißung geknüpft, dass Gott, wenn wir uns so an ihm genügen lassen, uns selbst freigebig alles schenken wird, was wir uns wünschen. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass die Gläubigen alsbald alles erhalten, was ihnen unbedacht in den Sinn kommt. Es wäre auch nicht gut für sie, wenn Gott in dieser Weise ihren falschen Begierden nachgeben würde. David will nur sagen, dass Leuten, die nicht mit der Welt falschen Trugbildern nachjagen, sondern ihre Sinne allein auf Gott richten, nach seiner Ordnung alles zufallen wird.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

In diesem ersten Abschnitt des Psalms rief David ungeachtet der Gegenwart der Bösen zum Vertrauen auf. Der Gerechte soll nicht auf die Sünder und ihren Reichtum neidisch sein (vgl. V. 7-8 ; vgl. Sprüche 23,17; 24,1 ), denn sie werden verdorren wie Gras (vgl. Ps 90,5; 102,5.12; 103,15-16; Jes 40,6-8; 1 Petrus 1,24 ) und bald untergehen ( Ps 37,1-2 ). Statt dessen ist Vertrauen auf den Herrn geboten, der das Gebet des Herzens beantworten kann (V. 3-4 ). Die Verheißung er wird dir geben, was dein Herz begehrt hat ihre Grundlage in der Bedingung: Habe deine Lust am HERRN . Wer seine Lust am Herrn hat, der wird gute Wünsche haben. Wer auf den Herrn vertraut (vgl. V. 3 ), den wird Gott wunderbar rechtfertigen (V. 5-6 ).
Deshalb soll der Gerechte den Bösen nicht beneiden oder über ihn zornig werden (vgl. V. 1 ; Sprüche 24,19 ), wenn der Böse Gelingen hat. Entrüstung hat nur das Böse zur Folge, unter anderem den Zorn ( Ps 37,7-8 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Aber stellen Sie sich vor, Sie hätten ein großes Verlangen gehabt, einen bestimmten Dienst für den Herrn zu tun. Sie fühlen vertrauensvoll, dass er Sie geleitet hat, und Ihr einziges Interesse ist, ihn zu verherrlichen. Doch ein mächtiger Widersacher hat dagegen Widerstand geleistet, Ihnen den Weg verstellt und Sie bei jeder Wegbiegung behindert. Was machen Sie in solch einem Fall? Die Antwort ist: »Habe deine Lust an dem HERRN, wobei du weißt, dass er dir zu seiner Zeit geben wird, was dein Herz begehrt.« Sie brauchen nicht zurückzuschlagen. »Denn der Kampf ist nicht eure Sache, sondern Gottes!« (2Chr 20,15). »Der HERR wird für euch kämpfen, ihr aber werdet stille sein« (2. Mose 14,14).

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Ergötze dich an Jehova: so wird er dir geben die Bitten deines Herzens. Psalm 37,4
Über den Anfang dieses Verses ging ich meist rasch hinweg. Ich erinnerte den Herrn kurz daran, daß ich Ihn ja liebe und mich an Ihm ergötze, und dann folgte eine lange Liste von Anliegen und Seufzern und Bitten meines Herzens. Solch ein intensives Flehen mußte doch Erhörung finden! Aber die Intensität meiner Bitten war nicht die Bedingung für ihre Erfüllung. „Ergötze dich an Jehova!“ Das ist die würdige Beschäftigung für Zeit und Ewigkeit.
Wenn ich mich an dem Herrn Jesus ergötze, verliere ich mich in Seiner Lieblichkeit. Dann bin ich so erfüllt von Seiner Liebe, daß ich will, was immer Er will, und ich erlaube ihm, mich durch Seinen Geist von den Schlacken meiner sündenbefleckten Wünsche zu befreien. Dann möchte ich nur, was Ihm gefällt, und der Geist Gottes bewirkt in mir das Gebet des Glaubens. Ich brauche mich nicht zu bemühen, Sein Wirken zu ergründen. Er hat sich durch Sein Wort gebunden, die Bitten zu erfüllen, die aus der Freude, die ich am Herrn habe, in meinem Herzen aufgekommen sind.
Der Herr „wird kein Gutes vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln“ (Ps 84,11). Wie habe ich bei Gottes Seite in dieser Verheißung verweilt! „Kein Gutes vorenthalten.“ Kein Gutes! Ich hätte mich mehr darauf konzentrieren sollen, in Lauterkeit zu wandeln! Ich hätte nicht so lange dabei zu verweilen brauchen, Gott an Seine Verheißungen zu erinnern, wenn ich mehr Zeit darauf verwendet hätte, die Bedingungen zu erfüllen – nach Seinem Willen zu wandeln. „Bleibet in mir!“ sagt der Herr. Verwirklichen wir das, nicht nur, wenn wir Wünsche haben, sondern beständig!

Hilfe und Nahrung – 1996

Jehovah ist der einzigste, der alle unsere Wünsche erfüllen kann und auch will! Aber ER erfüllt nur die Wünsche, die SEINEM Willen entsprechen!

Neugierig?

Lots Frau war aber zu neugierig. Sie wollte das Ganze doch ansehen, drehte sich einmal um, und als sie die brennende Stadt sah, verkrampfte sie am ganzen Körper und blieb starr stehen. Und dann verwandelte sie sich in einen Betonpfeiler.
VolxBibel – Genesis 19,26

Und sein Weib sah sich hinter ihm um und ward zu einer Salzsäule.
Elberfelder 1871 – Gen 19,26

Und [Lots] Frau schaute zurück hinter seinem Rücken; da wurde sie zu einer Salzsäule.
Schlachter 2004 – 1.Mose 19,26

Auch dies steht geschrieben, um uns zu warnen. Unser Heiland spricht davon (Lk 17,32): „Gedenkt an Lots Frau!“ Wie die Bösen durch das Beispiel von Sodom gewarnt werden, sich von ihrer Bosheit abzuwenden, so werden durch das Beispiel von Lots Frau die Gerechten gewarnt, sich nicht von ihrer Gerechtigkeit abzukehren. Siehe Hesekiel 3,18.20.
Die Sünde von Lots Frau: Sie „schaute zurück hinter seinem Rücken.“ Sie missachtete ein ausdrückliches Gebot. Wahrscheinlich sehnte sie sich zurück nach ihrem Zuhause und Besitz in Sodom und hat sie nur sehr ungern verlassen. Christus deutet an, dass dies ihre Sünde war (Lk 17,31–32); sie schätzte ihre Sachen zu sehr. Indem sie zurückblickte, offenbarte sie eine Neigung zurückzugehen, und deshalb benutzt es unser Heiland als Warnung vor dem Abfall, einer Abkehr von unserem Bekenntnis zu Christus. Wir alle haben der Welt und dem Fleisch entsagt und unser Angesicht gen Himmel gewandt; wir sind in der Ebene, befinden uns in unserer Probezeit. Wir riskieren, alles zu verlieren, wenn wir zu den Anrechten und Anteilen zurückkehren, von denen wir behaupten, dass wir sie aufgegeben haben.
Die Bestrafung von Lots Frau für diese Sünde. Obwohl sie durch ihre Errettung aus Sodom ein „Denkmal“ besonderer Barmherzigkeit war, hat Gott doch nicht ihren Ungehorsam ignoriert. Weil es so gefährlich ist zurückzublicken, wollen wir uns immer nach dem ausstrecken, was vor uns liegt (Phil 3,13–14).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

‎Indem sie stille stand, ward sie von dem ihr auf die Ferse folgenden Tode erreicht.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Sie wurde in Sodoms Untergang hineingerissen, weil sie sich von der Stadt nicht trennen mochte und den Befehl zur Flucht missachtete. Das soll nicht nur in den schweren Stunden, die noch kommen werden, sondern schon jetzt die Christenheit inwendig von allem lösen, was sie in die Schuld und damit auch in das Gericht der Welt verwickelte. Deshalb lesen wir an dieser Stelle nochmals den Spruch, dass wir durch das Bemühen, uns das Leben zu sichern, es verlieren und mit seiner Preisgabe es gewinnen.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament – Lk 17,32

Brennenden Schwefel ließ der Herr in einer großen Vernichtung auf die verdorbenen Städte und die ganze Ebene regnen (V. 24-25 ). Manche Ausleger nahmen an, daß Schwefellager in der Erde ausbrachen (vgl. die »Erdharzgruben« in 1Mo 14,10 ) und dann vom Himmel in Feuerflammen herabregneten (vgl. Lk 17,29 ). Lots Frau sah absichtlich zurück und wurde in eine Salzsäule verwandelt, ein Denkmal ihres Ungehorsams. Der dichte Rauch ( 1Mo 19,28 ), den Abraham sah, wurde von dem brennenden Schwefel hervorgerufen (V. 24 ). Obwohl Gott die Sünder in den Städten der Ebene richtete, gedachte er Abrahams, erinnerte sich also der Bitte Abrahams ( 1Mo 18,23-32 ) und rettete Lot aus der Katastrophe.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Aber seine Frau schaute zurück. Lots Frau wandte sich ungehorsam wieder an S’dom (Sodom), was zeigte, dass sie zögerte, den Befehlen von ADONAI zu folgen (vgl. Vers 17). Gelehrte bemerken, dass ihre Sünde eine Sehnsucht nach S’dom und auch den Wunsch beinhaltete, zu sehen, ob ihre verheirateten Töchter ihr wirklich folgten. Für dieses Zögern wurde Lots Frau in späteren Generationen sprichwörtlich (Lukas 17:32).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notizen

RASHI Lots Frau schaute zurück. Genauer gesagt „schaute sie hinter ihn“ (vergleiche OJPS). Sie sah hinter Lot. Daraufhin verwandelte sie sich in eine Salzsäule. Sie sündigte mit Salz und wurde mit Salz bestraft. Lot sagte zu ihr: „Gib diesen Gästen ein bisschen Salz.“ Sie antwortete: „Du versuchst auch hier diesen schrecklichen Brauch zu beginnen?“
IBN EZRA Eine Salzsäule. Ihre Knochen wurden mit „schwefelhaltigem Feuer“ verbrannt; Erinnern Sie sich an das Land, das bedroht ist, „von Schwefel und Salz verwüstet zu werden… genau wie die Umwälzungen von Sodom und Gomorra, Adma und Zeboiim, die der Herr in seinem heftigen Zorn gestürzt hat“ (5. Mose 29:22; dieser Vers zeigt auch, dass Zoar entkam der Verwüstung).
KIMHI Lots Frau schaute zurück. Sie folgte ihm, schaute aber, weil sie wenig Glauben hatte, zurück, um zu sehen, ob die Stadt wirklich vernichtet worden war oder nicht, obwohl sie die Warnung des Engels gehört hatte. Daraufhin verwandelte sie sich in eine Salzsäule. Wie alle Einwohner dieser Städte, einige in Salzsäulen und einige in Schwefelsäulen.
NAHMANIDES Lots Frau schaute zurück. Sie sah buchstäblich „hinter ihm“ (OJPS). Er war hinten, hielt sie alle vor sich und eilte sie entlang.
ZUSÄTZLICHE KOMMENTARE Daraufhin verwandelte sie sich in eine Salzsäule. Auf sie fiel ein großer Haufen Salz, der nicht so aussieht, als wäre eine Frau darunter bedeckt. Das ist der einfache Sinn. Irgendwie denken alle, dass ihr Körper in Salz verwandelt wurde, und sie behaupten, dass er dort immer noch sichtbar ist (Bekhor Shor). Eine andere Lesart: Es, das Land, war ein Haufen Salz (Hizkuni) geworden. Wir können nicht zustimmen, dass sie sich in eine Salzsäule verwandelt hat; Der Heilige vollbringt nur Wunder, um den Menschen Angst und Ehrfurcht zu vermitteln, und es war niemand da, der diesen sah (Gersonides). Gersonides ist wieder durcheinander. Sie „lebte in der Vergangenheit“ und versuchte, etwas aus ihrem Leben in Sodom zu retten, und war in die Zerstörung mit den anderen (Abarbanel) verwickelt.

JPS Genesis: Einführung und Kommentar

im Hause Gottes

Ich aber bin wie ein grüner Olivenbaum im Hause Gottes; ich vertraue auf die Güte Gottes immer und ewiglich.
Ich werde dich preisen ewiglich, weil (O. dir danken, daß) du es getan hast; und auf deinen Namen werde ich harren, denn er ist gut, vor deinen Frommen.
Elberfelder 1871 – Ps 52,10–11

Ich aber bin wie ein üppiger Ölbaum
in Gottes Haus,
ich weiß mich sicher in Gottes Huld
für Weltzeit und Ewigkeit. –
Auf Weltzeit will ich dir danken,
denn du hast es getan,
deinen Namen erharren, denn er ist gütig,
den dir Holden zugegen.
Buber – Psalm 52,10-11

Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum (gepflanzt) in Elohims Haus. (Und stehe deshalb auch unter Gottes besonderem Schutz.) / Ich traue der Gnade Elohims auf immer und ewig.
Preisen will ich dich immerdar, weil du es vollbracht. (Weil du mir deine Gnade bewiesen und deine Verheißungen mir erfüllt hast.) / Harren will ich auf deinen Namen, (Der Name Gottes ist sein in Taten des Heils offenbar gewordenes Wesen.) / Denn er ist köstlich vor deinen Frommen. (Es ist erklärlich, daß die Ermordung der 85 Priester in Nob, die eine Folge der Verräterei Doegs war, David tief erschütterte. In dieser Gemütsverfassung wird er dann den 52. Psalm gedichtet haben.)
Ludwig Albrecht – Ps 52,10–11

Doch ich bin wie ein grüner Olivenbaum, / der im Tempelgelände wächst. / Ich werde immer auf Gottes Güte vertrauen. Ich will dich ewig preisen, denn du hast das getan. / Auf deinen Namen hoffe ich mit denen, die dir nahe sind, / denn dein Name ist gut.
Neue evangelistische Übersetzung – Ps 52,10–11

Der Psalmist wird Gottes Treue („ḥesed“) in Gegenwart von … Gläubigen („ḥasid“) ausdrücken. 10: Olivenbäume waren von großer Bedeutung für das Öl, das sie produzierten und das im Tempel verwendet wurde. Es ist ungewiss, ob der Psalmist ein religiöser Beamter im Tempel (Gottes Haus) ist oder ein Laienisraelit, der Gottes Nähe im Tempel genießen möchte (siehe Ps. 23: 6 n.).

Die jüdische Studienbibel

Über seinen eigenen festen Stand (Vers 10–11). „Dieser mächtige Mann wird mit der Wurzel ausgerissen, ‚ich aber bin wie ein grüner Ölbaum‘, gepflanzt und verwurzelt, fest gegründet und gedeihend. Er wurde aus Gottes Wohnung entfernt, doch ich bin darin fest gegründet.“ Was müssen wir nun tun, damit wir wie gedeihende Ölbäume sind?
2.1 Wir müssen ein Leben im Glauben und im heiligen Vertrauen auf Gott und seine Gnade führen. „Ich vertraue auf die Gnade Gottes für immer und ewig“ (Vers 10).
2.2 Wir müssen ein Leben der Dankbarkeit und heiliger Freude an Gott führen (Vers 11): „ ‚Ich preise dich ewiglich, denn du hast es vollbracht‘, du hast deine Verheißung gegenüber mir erfüllt.“
2.3 Wir müssen ein Leben der Erwartung und demütigen Abhängigkeit von Gott führen: „Ich harre ‚auf deinen Namen‘ (Vers 11); ich werde auf all den Wegen auf dich warten, auf denen du dich zu erkennen gegeben hast, werde hoffen, dass du deine Gunst gegenüber mir zeigen wirst, und werde bereitwillig auf das Offenbarwerden der Zeit warten, die du festgelegt hast, weil dein Name so gut ist“ (Vers 11).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ich aber werde bleiben usw. Nachdem sich David auf den Flügeln des Glaubens und der Hoffnung aufgeschwungen hat, setzt er sich über den fleischlichen und darum nur scheinbaren Machtschimmer Doegs begeistert hinweg. Er hebt sich aus der Tiefe seines Elends empor und vergleicht sich in der Hoffnung auf seine Wiederaufrichtung mit einem Ölbaum, obwohl er jetzt wie ein unnützer, morscher Baum am Boden liegt. David konnte sich ja an dem Untergang des Doeg nicht trösten, wenn er nicht die Überzeugung gehabt hätte, von oben herab würde der grausame Mensch seine Strafe bekommen, der sich gegen Unschuldige vergangen hatte. David erinnert sich also daran, dass all das Übel, das er unschuldig erlitten hatte, von Gott gerächt werde, und freut sich der neuen Kraft, in der er wieder aufleben wird. Zugleich tut er kund, dass sein größtes Glück sein werde, sich unter Gottes Dienern zu wissen und seinem Glauben öffentlich leben zu dürfen. Anderswo (Ps. 42, 5; 43, 3 f.) betrachtet er ja das als den größten Schmerz, fern vom Heiligtum Gottes sein zu müssen, als einen Schmerz, dem gegenüber die Trennung von seiner Frau und die Beraubung aller seiner Güter und das Umherirren in den Höhlen der wilden Tiere nichts bedeutete. David stellt sich mit diesen Worten in Gegensatz zu Doeg wie zu seinen andern Gegnern. Jetzt muss er fern vom heiligen Land umherirren und den Anblick des Heiligtums entbehren. Aber er hofft auf eine neue Zeit, sobald die Heuchler vernichtet sind, die dort nicht bloß einen Platz innehaben, sondern sogar den Tempel selbst als ihr Eigentum betrachten, während sie ihn doch nur verunreinigen und entheiligen. Hier wollen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass uns als Zweck unseres Lebens immer vorschweben muss, zur Herde Gottes gezählt zu werden. Und da unsere Schwachheit äußerer Hilfsmittel bedarf, so dürfen wir es als eine besondere Wohltat ansehen, wenn wir gottesdienstliche Versammlungen besuchen können, in denen man sich gegenseitig zum Dienste Gottes aufmuntert. Dazu will der Gott, der selbst Einer ist, dass auch wir in ihm eins seien und dass wir seinen Namen wie aus einem Munde loben: darum sammelt er uns durch die Sakramente, die ein gemeinsamer Besitz des Volkes Gottes sind, zur gemeinsamen Hoffnung auf das ewige Leben. Davids Beispiel möchte uns also lehren, einen Platz in der Gemeinde Gottes allen trügerischen Stellen vorzuziehen. Denn nur darum darf er sich mit einem grünenden Ölbaum vergleichen, weil er sagen kann: ich verlasse mich auf Gottes Güte. Damit stellt er sich noch immer in Gegensatz zu seinen Feinden: noch grünen jene und breiten ihre Zweige weit aus, ja, sie sind stolz auf ihr hohes Wachstum. Aber ihre Wurzel wird bald bloßgelegt sein, da sie nicht in Gottes Güte ihren Halt hatte. Während sie also vertrocknen, wird den Frommen niemals Saft und Kraft mangeln: denn sie hoffen auf Gott. Lange Trübsalszeit konnte den David freilich aufreiben, wenn nicht auch seine Zuversicht lange standhielt. Darum sagt er, er habe dem Herrn keine Zeit vorgeschrieben, hoffe auf ihn immer und ewiglich, d. h. für alle Zukunft. Konnte er seinem Gott doch nimmermehr die Macht über sein Leben und Sterben rauben. Hier sehen wir, wodurch sich echte Gotteskinder von Heuchlern unterscheiden: wenn auch alle untereinander in der Gemeinde vorhanden sind, wie Spreu und Weizen auf der Tenne, so wachsen doch die einen stetig in ihrer Hoffnung, die andern werden in ihrer Eitelkeit wie Spreu auseinandergeweht.
V. 11. Ich danke dir usw. David schließt mit Dank, der von ganzem Herzen kommt. Denn er erkennt, dass es sich hier um Gottes Gnadenhilfe handelt. Das ist sehr beachtenswert. Mögen die Menschen nach ihrer gewöhnlichen undankbaren Art vielleicht mit dem Munde oberflächlich Dank sagen, so erkennt doch unter hundert kaum einer ernsthaft Gottes Wohltaten und verehrt ihn als den Geber. David stellt also fest, sein Entrinnen aus Doegs Hand sei nur der Hilfe Gottes zu danken gewesen. Sie sei es auch, die ihn nie zu Grunde gehen lasse. Nicht nur einen Tag will er dankbar sein, sondern „ewiglich“, d. h. immerdar oder sein Leben lang. Wenn die Kinder Gottes in allen andern Frömmigkeitsübungen zur Standhaftigkeit ermuntert werden müssen, so ist es vor allem in diesem Punkte nötig. Das Danken vergisst man gar zu leicht, und die meisten Menschen lassen das sofort im Grabe der Vergessenheit versinken, woran sie ewig gedenken müssten. Endlich erklärt David noch, dass sich mit seiner Dankbarkeit weitere Hoffnung verbinden soll: und will harren auf deinen Namen. Dies besagt, dass er geduldig auf Gottes Gnade warten will, wenn sie sich auch verborgen hält, und dass er an des Herrn Wort hangen will, wenn die Erfüllung auch lange auf sich warten lässt. Und um diesen Vorsatz mit umso getrosterem Mute ausführen zu können, betont er, dass seine Hoffnung nicht vergeblich sein werde, indem er von Gottes Namen sagt: denn deine Heiligen haben Freude dran, buchstäblich: „denn er ist gütig vor deinen Heiligen.“ Gott täuscht seine Gläubigen niemals, sondern tut ihnen seine Güte sichtbar kund. Wenn also auch der Name Gottes den Ungläubigen verhasst ist, wenn sie auch erbeben, so oft sie ihn vernehmen, weil sie seine Güte nicht erfahren, so sagt David: die Gläubigen dürfen es stets erleben, wie freundlich und gut der Name Gottes ist.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem Verräter (V. 3-9 ), legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im Herrn dar. Er verglich sich mit einem grünenden Olivenbaum, ein Bild des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes (vgl. Hos 14,6 ). Dieser Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der ausgerottet werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde bereits in Ps 1,3 benutzt.
Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in der treuen Liebe Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb gelobte er, Gott für das zu preisen, was er getan hatte. David wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was auf seine Eigenschaften und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte David Gott unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt Gerechtigkeit und Segen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Damit hat die Entscheidung zur Dankbarkeit auch eine verändernde Wirkung auf uns selbst. Es geht nicht nur um regelmäßige Einzelentscheidungen, sondern um eine Grundeinstellung im Leben, die uns dauerhaft prägt (s. Ps 52,8). Ein dankbares Herz macht uns zu befreiten, zufriedenen Christen.
Umgekehrt gibt es für ein undankbares Herz aber auch nur zwei alternative Lebensentwürfe: Entweder wird man letztendlich der Bitterkeit oder dem Neid Raum im Herzen einräumen. Ein bitteres Herz glaubt nicht mehr daran, dass Gott es gut mit ihm meint. Ein neidisches Herz sieht im Vergleich mit dem Nächsten nicht mehr das Gute, das Gott ihm gibt. Beide vergiften damit ihr Inneres.
Noomi war zu der Überzeugung gekommen, dass der Herr gegen sie gezeugt und der Allmächtige ihr Übles getan habe (s. Rt 1,21). Deshalb wollte sie bewusst „Mara“ (d.h. die Bittere) genannt werden, was ihren inneren Zustand deutlich machte und den fehlenden Blick der Dankbarkeit offenbarte.
Niemals hätte sie es wohl in dieser Haltung für möglich gehalten, was der treue Gott für sie in Ruth und Boas vorgesehen hatte.
Die Brüder Josefs dagegen waren von Neid und Eifersucht zerfressen (s. 1 Mose 37,11). Sie waren undankbar in Bezug auf die Stellung, die Aufmerksamkeit und Kleidung, die sie im Vergleich zu ihrem Bruder von ihrem Vater erhielten. Wie tief hat sie diese Undankbarkeit fallen lassen, wie hässlich waren die daraus resultierenden Taten des Hasses!
Lasst uns zum Schluss nochmals innehalten. Ja, es gibt im Leben des Christen Leid und Tränen. Auch diese Tränen haben ihren Platz und der Herr sieht sie! Aber das steht nicht im Widerspruch zu einer grundsätzlichen Haltung der Dankbarkeit, die wir auch praktisch umsetzen. Wenn wir auf die Einzelheiten unseres Lebens blicken, dann sehen wir dort Anzeichen für die gute Hand Gottes (s. Esra 7,9.28). Der Wille Gottes fordert heute eine Entscheidung von uns. Wählen wir die Dankbarkeit?

Bleib in mir 2017

Und wie sieht es in meinem Leben aus? Bin ich zornig, traurig, enttäuscht, zufrieden, oder …, über mein vergangenes Leben? Was prägt meine Einstellung? Reicht es mir, ja macht es mich glücklich, dass ich ein heute und in Zukunft ein gutes Verhältnis mit dem Schöpfer habe?

gelobt sei der Name

Der Name des Ewigen sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit.
Von Sonnenaufgang bis zu ihrem Niedergange wird gelobt der Name des Ewigen.
Zunz – Die Heilige Schrift – Ps 113,2–3

Gepriesen sei der Name Jehovas von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name Jehovas!
Elberfelder 1871 – Ps 113,2–3

Jehovas Name sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Sonnenaufgang bis zum Untergang sei gelobt der Name Jehovas!
de Wette Bibel – Ps 113,2–3

Jehovahs Name sei gesegnet von nun an und bis in Ewigkeit! Dan 2,20.
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt Jehovahs Name! Ps 50,1; Jes 59,19; Mal 1,11.
Tafelbibel – Ps 113,2–3

Lobpreis – den ganzen Tag? Nun, wenn wir uns die jüdischen Gebete anschaut, dann sieht man, dass dort weniger Bitten als viel mehr Danksagung im Vordergrund steht! Wenn wir also Beten – dann ist DANK und Lob der erste Schritt. Und wenn man sich gute Lobpreismusik anschaut – auch dort ist ER der Mittelpunkt – und nicht das ICH, und wie ich mich fühle – sondern Dankbarkeit und Lob!

Werden wir ermutigt, Gott die Ehre zu geben.
Die Einladung ist nachdrücklich: „Hallelujah“ und immer wieder „Lobt … lobt … Gepriesen sei der Name des HERRN“, denn er ist zu loben (Vers 1–3).
Die Einladung ist sehr umfangreich: „Lobt, ihr Knechte des HERRN“ (Vers 1). Gott bekommt von den Seinen Lob. Sie sind es, die am meisten Grund haben, ihn zu loben. Auch die Engel sind die Knechte des Herrn, sie loben Gott besser, als wir es können. Gott möge von allen Generationen gelobt werden. „Gepriesen sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit!“ (Vers 2). „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“ (Vers 3), das heißt, auf der ganzen Welt, an jedem Ort, an dem Menschen leben. Er sollte von allen Völkern gelobt werden, denn an jedem Ort, von Osten bis Westen, zeigen sich die klaren Beweise und Ergebnisse seiner Weisheit, Macht und Güte.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der Psalm beginnt und endet mit den Worten: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 , den Schluß von Ps 115-117 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Der Psalmist forderte die Knechte des HERRN auf, seinen Namen zu preisen, denn er ist allezeit des Lobpreises würdig. Dem Namen des Herrn (seine geoffenbarten Eigenschaften) gebührt Lobpreis auf der ganzen Welt – vom Osten bis zum Westen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gelobet sei des Herrn Name usw. Der Prophet bestätigt, was wir kürzlich sagten, dass Gottes Lob sich über unsern ganzen Lebenslauf ausdehnen soll. Denn wenn des Herrn Name von nun an bis in Ewigkeit preiswürdig ist, so müssen wir wenigstens in dem kurzen Zeitraum, während dessen wir auf Erden wallen, eifrig darauf bedacht sein, dass sein Gedächtnis noch über unsern Tod hinaus währe. Der nächste Vers lässt den Ruhm des Namens Gottes sich nach allen Richtungen der Erde erstrecken: so folgt, dass es eine unentschuldbare Trägheit wäre, wollten wir nicht sein Lob wechselseitig unter uns erschallen lassen. Konnte nun unter dem Gesetz Gott nirgend anders als im jüdischen Lande gepriesen werden, weil er sich nur dem auserwählten Volk bekannt gegeben hatte, so waren seine allen Heiden geoffenbarten Werke doch wert, dass man sie in der ganzen Welt verkündete. In derselben Absicht heißt es weiter (V. 4): Der Herr ist hoch über alle Heiden. Wenn er aller Sinne zu seiner Bewunderung fortreißt, so wäre es doch mehr als unwürdig, wenn wir spärlich und träg seinen Ruhm singen wollten. Hier ist kein Raum für Trägheit, und Schweigen wäre ein Verbrechen: wir sollen uns über unsere Kräfte anstrengen, so dass unsre Stimmung gleichsam über den Himmel fliegt. In dem Hinweis auf die Heiden birgt sich ein Tadel über die Gleichgültigkeit des auserwählten Volks. Wäre es doch ungereimt, dass die Augenzeugen der Herrlichkeit Gottes sein Lob unterlassen sollten, welche auch unter den Blinden erstrahlt. Denn obwohl damals Gott allein die Juden des Lichts der himmlischen Lehre gewürdigt hatte, wollte er doch auch unter den Heiden immer sein Zeugnis haben, wie Paulus dies ausführt (Apg. 14, 17); Röm. 1, 20). Allerdings ließ sich diese Erhabenheit noch besser erkennen, als durch Ausbreitung des Evangeliums der ganze Erdkreis unter seine Herrschaft gesammelt wurde.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

„Seid stille …“

Lasset ab und erkennet, daß ich Gott bin! Ich werde erhöht werden unter den Nationen, ich werde erhöht werden auf Erden. Jehova der Heerscharen ist mit uns, eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs.
Elberfelder 1871 – Ps 46,11–12

»Macht Frieden!«, ruft er.
»Erkennt, dass ich Gott bin!
Ich habe Macht über die Völker der Erde.«
Der Herr der Welt ist bei uns,
der Gott Jakobs ist unser Schutz!
Gute Nachricht Bibel – Psalm 46,11–12

Nehmt euch Muße und erkennt: Ich bin Gott!
Ich werde erhalten werden bei den Völkerschaften, ich werde werden auf der Erde. Der Herr der Heerscharen ist mit uns,
unser Beistand ist der Gott Jakobs.
Septuaginta Deutsch – Psalm 46:11-12

„Jetzt hört mal auf“, ruft er. „Seid leise! Hört mal zu, erkennt auf die Weise, dass ich es bin, der mit euch redet. Ich bin der Gott, der Siege schmiedet. Und ich steh über allen Völkern, ich hab die Macht, kommt euch das seltsam?“
Der größte Gott, der ist mit uns. Der Gott von Jakob unser Schutz, wir brauchen keine Angst zu haben, wir fahren in ’nem Panzerwagen!
VolxBibel – Ps 46,11–12

Etwas, was wir wohl alle völlig verlernt haben – Still zu sein, und Stille auszuhalten. Aber ein wichtiger Punkt, um Gottes Stimme zu hören.

Der den Kriegen steuert usw. Auch diese Aussage deutet auf eine Erfahrung besonderer Durchhilfe und zielt doch zugleich darauf, dass die Gläubigen auch für die Zukunft nichts anderes erwarten sollen, als was sie jetzt sehen durften. Ohne Zweifel will der Dichter durch den Hinweis auf die eine Tatsache allgemein dartun, wie mächtig Gott seine Gemeinde zu schirmen pflegt. Zudem war es ja auch mehr als einmal geschehen, dass Gott den Hochmut zu Fall gebracht, die Bogen zerbrochen, die Wagen verbrannt, allen Aufruhr in Judäa gestillt und dem Krieg gesteuert hatte. So kann der Prophet die Juden mit gutem Grund daran erinnern, wie oft Gott die schlimmsten Anläufe seiner Feinde abgewehrt hat. Jedenfalls wird solches deshalb von Gott ausgesagt, um in uns die Hoffnung auf sein Friedensreich zu erwecken, wenn auch die ganze Welt in Aufruhr ist.
V. 11. Seid stille und erkennt, dass Ich Gott bin. Jetzt scheint der Dichter die Feinde des Gottesvolkes besonders anreden zu wollen, die in ihrer Lust zu schaden immer kühner vorgehen. Sie denken nicht daran, dass sie mit ihren Kränkungen den Heiligen gegenüber eigentlich gegen Gott zu Felde ziehen, sondern sind der Meinung, nur mit Menschen zu kämpfen. Und auf sie stürzen sie sich ohne Furcht und Scheu. Diese Zügellosigkeit möchte der Prophet hemmen. Um aber seinen Worten größeres Gewicht zu verschaffen, legt er sie Gott selbst in den Mund. Zuerst heißt es: „Seid stille“, damit ihr erkennt, dass ich Gott bin! Wir sehen ja, wie die Menschen in ihrer Unbedachtsamkeit keine Mäßigung kennen. So verlangt denn der Prophet nicht ohne Grund von den Feinden der Gemeinde Ruhe, damit sie ihren Eifer verkühlen lassen und zu erkennen beginnen, dass sie wider Gott kämpfen. Einem ähnlichen Gedanken begegnen wir Ps. 4, 5). Die Welt soll also alle Leidenschaft dämpfen und unterdrücken und dem Gott Israels die schuldige Ehre erweisen. Wütet sie aber weiter, so verkündet unser Psalm, dass des Herrn Macht nicht auf die Grenzen Judas beschränkt ist, und dass es ihm nicht schwer fällt, seinen Arm weit über der Heiden Land auszustrecken, um sich überall auf Erden zu verherrlichen.
Der letzte Vers wiederholt, dass es Gott nicht an Waffen und Mitteln fehlt, seine Gemeinde zu bewahren.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

„Der den Kriegen ein Ende macht, Bogen zerbricht, Speere zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid still und erkennet, dass Ich Gott bin. Ich will erhaben sein unter den Völkern, erhaben sein auf Erden.“
„Was nach diesem geschehen werde“, diese gewaltige ernste Frage bewegte einmal bereits den ersten Weltbeherrscher, den König Nebukadnezar, als er auf seinem Lager lag und die Frage erwog, wie sich wohl die weitere Entwicklung der Welt gestalten werde. Sie drängte sich ihm in nie empfundener Stärke auf. Sein Leben war bis dahin von Glück begünstigt gewesen. Die assyrische Macht hatte er zerbrochen, Ninive hatte kapituliert. Die starke gewaltige Macht im Süden, Ägypten unter der Führung Pharao Necho hatte zwar sich aufgemacht, um Nebukadnezars Siegeslauf zu brechen. Bei Karchemis am oberen Euphrat war sie aber so geschlagen worden, dass Necho sich nur noch mit einem Rest seiner Heere retten konnte.
Da war nun noch ein Staat geblieben, von dem in jener alten Welt die Sage ging, dass er unbezwingbar wäre. Das war der theokratische Staat Israels mit seinem Heiligtum in Jerusalem. Doch eines Tages brach auch dieser Staat vor dem mächtigen Herrscher auf dem damaligen babylonischen Weltthron zusammen.
„Was mag nach diesem geschehen?“, so fragte Nebukadnezar. Ihm konnte die Antwort nur durch eine Offenbarung werden, die ihm in einem Traume wurde, den Daniel als Prophet ihm alsdann deutete.
Wir fragen heute auch wieder in Not und Sorge, wie wohl die Zukunft sich gestalten möge. Der Glaube antwortet: sie wird von Gott gestaltet werden! Und wo Gott die Zukunft gestaltet, da gelangt eines Tages doch das Reich Gottes zum Triumph! So vieles, was die Völkerwelt bewegt, wird zur Ruhe gebracht werden durch den, der die Verkörperung eines ewigen Sabbats ist. Und das ist unser Gott, der größer ist als jede Not der Zeit.
Solch eine Glaubenssprache, wie sie unser Psalmwort hier ausspricht, hätte niemals geführt werden können, wenn der Glaube des Psalmisten nicht bis zu Gott selbst gekommen wäre. Wäre er stehen geblieben bei den Ereignissen der Zeit – das hätte ihm niemals diese innere Ruhe und diese Gewissheit im Blick auf die Zukunft gegeben. Aber nun schaut er Gott. Er schaut Ihn nicht nur als den, der da in Zion wohnen soll, sondern auch als den, der die Fäden der ganzen Weltregierung in seiner Hand hält. Daher kann der Glaube solch eine gewaltige Sprache führen, wie sie auch hier geführt wird, und mit einer Zukunft rechnen, die einmal unseres Gottes und seines Sohnes Jesu Christi sein wird.

Jakob Kroeker – Er sprach zu mir