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Gestatten Sie, das ich mich vorstelle: ich bin die Treue

Dieser Artikel stand in der Apotheken Zeitung von April 09 – und war hier schon einmal eingefügt…

Gerade in den letzten Monaten waren die Tugenden Anstand, Moral und Sitte nicht sehr gefragt. Für Peter Bücher Grund genug, sich einer besonderen Tugend zu widmen.

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin die Treue. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich mich zu Wort melde, da von mir so selten die Rede ist und alle Welt nur noch von den Sex-Schockern spricht, die über das Fernsehen in unsere Wohnzimmer kommen. Ich sehe unscheinbar aus, nicht so schillernd, wie es heute für die Medien notwendig wäre. Treue wirkt überhaupt etwas langweilig. Da knistert nichts. Und ich spüre schon seit Langem, dass ich für viele Menschen altmodisch bin. „Treu sein, das liegt mir nicht“, ist nicht nur ein alter Operettenschlager, sondern die Lebensmaxime ganzer Generationen.

Da nun schon seit geraumer Zeit die erotischen Entfesselungskünstler die Fernsehschirme beherrschen, hatte ich gehofft, man würde auch mich einmal zu den Diskussionsrunden einladen. Denn wenn es um Liebe und Sex geht, habe ich doch ein Wörtchen mitzureden – oder etwa nicht? Zumindest die Liebe ist doch ohne mich nicht vorstellbar. Aber Fehlanzeige, von Treue wollen die Talkmaster nichts wissen, die Quoten könnten ja sinken.
Im Lexikon stehe ich unter dem Oberbegriff Tugenden; das ist zwar sehr schmeichelhaft, aber auch etwas langweilig. Zumal die Tugenden heute ebenfalls einen schweren Stand haben. Wie wunderbar hat man einst die Treue besungen! Lauschen wir doch nur mal der Harfe von Shakespeare: „O wie viel holder blüht die Schönheit doch, ist ihr der Schmuck der Treue mitgegeben.“ Das erzählen Sie mal heute den Powerfrauen. Sie ernten nichts als einen Lachkrampf. Oder Friedrich von Schiller, der ausrief, dass die Treue doch kein leerer Wahn sei, was ich selbst sowieso nie geglaubt habe. Und dann die Sache mit dem Deutschsein. Es war kein Geringerer als Heinrich Heine, der diese Empfindung hatte und niederschrieb: „Wüsste ich nicht, dass die Treue so alt ist wie die Welt, so würde ich glatt glauben, ein deutsches Herz habe sie erfunden.“
Es gab die Nibelungentreue, die Treue bis in den Tod, die Zeile aus einem Lied vor zweihundert Jahren, die als Maxime für ein ganzes Volk gedacht war. „Üb immer Treu und Redlichkeit.“
Ich gebe ja zu, das alles klingt schon etwas sehr anstrengend. Aber wer sagt denn, dass Treue leicht sein muss? Sicher, wir leben heute in einer „Nimmwas-du-kriegen-kannst-Gesellschaft“. Da bin ich mit meinem moralischen Anspruch eher ein Störenfried, ein Spielverderber.
Treue in der Ehe – pah! Heute feiern kreischende Gören mit einem Hit Triumphe, der da lautet: „Verpiss dich!“ –also das absolute Gegenteil von Treue.
Im Übrigen: Mein Anspruch geht über das Bett hinaus. Treue hat etwas mit dem gesamten Leben zu tun. Treue ist total. Beständigkeit und Unwandelbarkeit sind die hehren Begriffe, die sich wie Girlanden um mich ranken. Vielleicht arrangieren sich die Menschen deshalb so schwer mit mir, weil ich keine Kompromisse dulde. Ein bisschen treu geht nicht, so wie es ein bisschen schwanger nicht gibt. Wer nicht treu ist, ist untreu und wer untreu ist, gilt als wortbrüchig, wankelmütig, abtrünnig, ehrlos.
Und all jenen, die mir die Treue halten, verspreche ich: Eines Tages werde auch ich wieder voll im Trend liegen. Warum ich mich so sicher fühle? Weil ich der moralische Kitt bin, der uns alle zusammenhält. Wenn wir auf Treue verzichten, bricht unser Zusammenleben wie ein Kartenhaus auseinander.

Tja, man kann nicht ein bißchen treu sein!?! – genausowenig wie man ein bißchen Christ sein kann – entweder oder.

„Das Geheimnis glücklicher Familien“

was für ein toller Artikel!

Fine hat gestern die Zeitschriften mitgebracht und so habe ich dann endlich den Artikel lesen können, den mein Liebster bereits vor einiger Zeit während seiner Zeitungstour gehört hat.

Erwachet vom Oktober 2009 – „Das Geheimnis glücklicher Familien“
(wenn ihr auf den Link hier geht, könnt ihr euch den ganzen Artikel direkt von der Seite der Gesellschaft lesen)

Wirklich sehr schön geschrieben. Wobei mir aufgefallen ist, dass er in der Sie-Form gehalten ist, so als ob er sich nur an die Menschen da draußen wenden würde. Was ja nicht stimmt, denn die meisten Probleme, die angeführt werden, haben inzwischen auch Einzug in die Versammlungen gehalten. Warum wohl diese Form?

Vielleicht, damit ich mich beim Lesen angesprochen fühle und mich frage, „warum siezen die mich auf einmal? Immerhin bin ich doch eine Schwester“ und dass mein Gewissen dann zu mir sagt „nein, wenn du so handelst, bist du keine Schwester, dann ist das mit dem Sie auch richtig“.

Tolle Sachen darin enthalten, ich will nicht alle hier aufführen, da ich eh vorhabe, den kompletten Artikel später in die Gallery hochzustellen. Aber hier einige besonders schöne Sachen:

Eine solide Grundlage – Warum so wichtig? (S. 9)

Rat zum Thema Ehe und Familie bekommt man in Büchern, Zeitschriften und Fernsehsendungen in Hülle und Fülle. Die einen Therapeuten raten dazu, die Ehe unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, während die anderen eine Trennung als einzige Lösung für eine kaputte Beziehung sehen. Es kommt sogar vor, dass Experten ihre Ansichten später wieder über den Haufen werfen. 1994 berichtete eine bekannte Jugendtherapeutin, früher sei sie der Überzeugung gewesen, dass „Kinder bei nur einem Elternteil, der glücklich war, besser aufgehoben seien als mit unglücklich verheirateten Eltern“. Sie schrieb: „Ich hielt deine Scheidung für besser, als sich mit einer schlechten Ehe herumzuschlagen“. Nach zwanzig Jahren Erfahrung sah sie die Sache anders und sagte, dass „viele Kinder unter einer Scheidung stark leiden“.

Besonders interessant der Artikel auf der Seite 18 – 21 – „Ehe vor dem Aus – und die Kinder?“

Eheexperten meinten, sie wüssten es ganz genau. Ehepaaren, die gerade in einer Krise steckten, gaben sie den Rat: „Hauptsache, Sie sind glücklich!“, und fast im gleichen Atemzug: „Wegen der Kinder brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Kinder stecken viel weg. Sie kommen mit einer Scheidung besser zurecht als mit Eltern, die sich nicht vertragen.“

Von manchen Experten, die einst ein Loblied auf die Scheidung sangen, hört man inzwischen andere Töne. Jetzt heißt es: „Scheidung ist Krieg. Keine der Parteien übersteht das unverwundet – auch die Kinder nicht.“

Weiter heißt es:

„Bei einer Scheidung handelt es sich um einen Rechtsstreit“, schreibt M. Gary Neumann in seinem Buch Emotional Infidelity: „Ein Partner verklagt den anderen. In dem Moment, in dem Sie sich zu einer Scheidung entschließen, haben Sie nicht mehr selbst in der Hand, was mit ihrem Kind passiert, wie Ihre finanzielle Situation aussieht und womöglich noch nicht einmal, wie sich Ihre Wohnsituation gestaltet. Vielleicht kommt es durch Mediation zu einer einvernehmlichen Regelung – vielleicht aber auch nicht. Letztendlich könnte dann ein Ihnen völlig Fremder – Richter genannt – derjenige sein, der bestimmt, wie oft Sie Ihr Kind sehen und wie viel Ihnen von Ihrem Geld bleibt. Leider ist dieser Fremde nicht unbedingt Ihrer Meinung.“

Oft wird mit der Scheidung nur eine Problematik durch eine andere ersetzt. Angefangen von der Lebensqualität bis hin zur finanziellen Lage kann sich tatsächlich alles ändern – und das nicht unbedingt zum Besseren. Und nicht zuletzt hat eine Scheidung Auswirkungen auf die Kinder.

Die Folgen für Jugendliche:

Eine Scheidung kann Kinder bis tief ins Innerste erschüttern. Manche meinen, ältere Kinder und Jugendliche würden sie besser verkraften. Schließlich, so die Argumentation, sind sie schon reifer und befinden sich sowieso im Ablösungsprozess von den Eltern. Experten weisen allerdings auf die Kehrseite der Medallie hin. Wie in Studien festgestellt wurde, können Jugendliche gerade wegen dieser Faktoren am härtesten von der Scheidung betroffen sein. Dafür spricht Folgendes:

  • Ein Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsenen ist hochgradig unsicher, vielleicht sogar noch unsicherer als ein Kind. Man darf sich von seinem Drang nach Selbständigkeit nicht täsuchen lassen. Wie nie zuvor braucht er das Gefühl, zu Hause einen sicheren Hafen zu haben.
  • Gerade wenn ältere Kinder und Jugendliche anfangen, ernsthaftere Freundschaften zu schließen, wird ihnen durch die Scheidung der Eltern vermittelt, dass man Werte wie Vertrauen, Treue und Liebe eher skeptisch gegenüberstehen sollte. Als Erwachsene gehen sie dann enge Bindungen womöglich gar nicht erst ein.
  • Wenngleich es normal ist, dass Kinder aller Altersstufen ihren Schmerz abreagieren, tendieren ältere Kinder und Jugendliche eher zu den gefährlicheren Ausdrucksformen wie kriminelle Handlungen und Alkohol- und Drogenkonsum.

Noch ein sehr wichtiger Gedanke:

Das soll nicht heißen, dass jugendliche Scheidungskinder zwangsläufig einen psychischen Schaden davontragen oder zum Scheitern verurteilt sind. Sie können es schaffen, insbesondere wenn sie zu beiden Eltern ein gutes Verhältnis haben. (Das ist zugegebenermaßen nicht immer möglich, vor allem wenn einer der Partner die Familie verlassen hat oder sich sonstwie eklatant unverantwortlich verhält oder sogar gefährlich ist).

Dennoch wäre es naiv, zu glauben, eine Scheidung sei stets „besser für die Kinder“ oder mache sämtliche Spannungen zwischen den Partnern ein Ende. Manche merken, dass sie nach der Scheidung sogar erst recht mit ihrem „unmöglichen“ Partner klarkommen müssen und dass die Streitigkeiten noch brisanter geworden sind. Durch die Scheidung werden ihre familiären Probleme nicht gelöst – lediglich der Kampfplatz hat sich verlagert.

In dem Kasten auf der Seite unten ein interessanter Gedanke:

Neumann kommt zu dem Schluss: „Es ist besser, am Partner festzuhalten und sich das Problem vom Hals zu schaffen, als sich den Partner vom Hals zu schaffen und am Problem festzuhalten.“

Hier geht es dann mit dem Thema „wie kann ich meine Ehe retten?“ weiter.

Unter der Überschrift „eine dritte Option“ heißt es:

Für alle, in deren Ehe es gerade kriselt und die mit dem Gedanken spielen, sich scheiden zu lassen, gibt es also zwingende Gründe, diesen Schritt noch einmal zu überdenken. Eine Scheidung ist kein Allheilmittel gegen Eheschmerz.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Man muss sich nicht einfach mit einer schlechten Ehe abfinden. Aber es gibt noch eine Alternative: Man kann an der Beziehung arbeiten, damit sie wieder besser funktioniert.

Statt diese Idee vorschnell vom Tisch zu wischen, weil man meint, die eigene Ehe sei sowieso nicht mehr zu retten, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Was gefiel mir ganz am Anfang bei meinem Partner besonders? Sind seine guten Seiten nicht im Ansatz noch vorhanden?
  • Könnten meine Gefühlen nicht wieder zum Auflaben gebracht werden?
  • Was kann ich tun, um die Empfehlungen von Seite 3 bis 9 umzusetzen, und zwar unabhängig davon, was mein Partner gemacht hat oder gerade macht?
  • Kann ich meinem Partner erklären (unter vier Augen oder schriftlich), wo genau ich mir eine Verbesserung unserer Beziehung wünsche?
  • Könnten wir uns mit einem erfahrenen Freund zusammensetzten und gemeinsam über realistische Ziele für unsere Ehe reden?

Nun kommt ein sehr schöner Vergleich, der uns nachdenklich stimmen sollte. Ich mag solche Veranschaulichungen, weil sie den Gedanken auf den Punkt bringen und uns selbst zum richtigen Schluß kommen lassen. Es ist immer noch etwas anderes, ob wir was tun, weil uns das jemand gesagt hat, oder ob wir selbst die Entscheidung getroffen haben.

Es ist wie bei einer langen Autoreise. Auf Schwieigkeiten wie schlechte Wetterverhältnisse, Staus und Verkehrshindernisse muss man einfach gefasst sein. Vielleicht verfährt man sich sogar. Was dann? Die Reise abbrechen oder aber einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden, und weiterfahren?

An dem Tag, als man sein Jawort gegeben hat, hat man sich ebenfalls auf eine Reise gemacht, bei der von vornherein klar war, dass sie nicht reibungslos verlaufen würde. In der Bibel heißt es, dass „Verheiratete besonderen Belastungen ausgesetzt sein“ werden (1. Korinther 7:28).

Die Frage ist nicht, ob in der Ehe Probleme auftauchen, sondern wie man ihnen begegnet. Kann man nicht doch einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden und die Ehe fortzusetzen?

Und selbst, wenn Ihre Situation scheinbar hoffnugnslos verfahren ist, Sie können immer noch Hilfe suchen.

Im Kasten unter dem Thema „Wenn die Ehe beendet wird“ auch einige sehr interessante Gedanken, über die wir nachdenken sollte und dann entsprechend reagieren. Denn immerhin geht es ja hier um das Wohl unserer Kinder:

…Versichern sie ihm, dass es keine Schuld an der Scheidung trägt und immer von Ihnen beiden geliebt werden wird.

Die Waffen niederlegen – der Krieg ist vorbei
Einige Eltern bekämpfen sich lange nach der Scheidung immer noch. Wie ein Psychologe es ausdrückt, „sind sie zwar auf dem Papier geschieden, bleiben aber in Feindschaft verbunden, weil sie es nicht geschafft haben, friedlich einen Waffenstillstand auszuhandeln“. (Wie auch? Der Mensch ist nicht für Trennungen geschaffen, Jehova wollte, dass man mit seinem Ehepartner bis zum Tode in Treue verbunden bleibt. Von Trennung war keine Rede. Daher haben wir auch nicht die Fähigkeit, das so hinzubekommen, dass niemand leidet.Kursivschrift von mir)

Da die Eltern anscheinend ständig miteinander im Clinch liegen, bekommen die Kinder nicht nur weniger elterliche Aufmerksamkeit, sondern werden auch noch dazu ermutigt, Vater und Mutter gegeneinander auszuspielen. Ein Junge sagt z.B. zu seiner Mutter: „Papa erlaubt mir, abends so lange wegzubleiben, wie ich will. Wieso du nicht?“ Da sie nicht möchte, dass ihr Sohn „zum Feind überläuft“, gibt sie nach. (schon krass, oder? Dass sie es so empfindet und den Kindern so rüberbringt. Wie sollen sich Kinder da gesund und normal entwickeln?)

…Aber Vorsicht: Sie dürfen die Rollen nicht tauschen und bei Ihrem Kind emotionalen Halt suchen. Ihr Kind ist ein Kind – nicht Ihre Vertrauensperson.

Beim Jugendlichen ein gutes Verhältnis zum Expartner fördern.
Sie sind von Ihrem Partner geschieden worden, nicht aber ihr Kind. Die Eltern bleiben die Eltern. Den Expartner schlechtzumachen schadet nur. Dazu das Buch Teens in Turmoil – A Parth to Change for Parents, Adolescents, and Their Families:

„Eltern, die die Kinder im Scheidungskrieg als Waffen benutzen, m üsen damit rechnen, dass sie ernten, was sie säen.“

Naja, Fazit des Artikels ist:

Jehova hat den Menschen nicht dazu geschaffen, dass sie nur eine kurze Zeit eine Beziehung führen, sondern sie sollten EINEN Ehepartner haben, an der Beziehung bis zum Tode festhalten. Wenn es Probleme gibt, dann die Probleme lösen – nicht die Ehe.

Denn: wenn wir unsere Beziehung beenden und uns scheiden lassen – gibt es nur Verlierer. Ob nun Kinder betroffen sind oder nicht.

Aber die Kinder, die betroffen sind, werden immer darunter leiden, auch wenn sie heute vielleicht einen auf cool machen!

ehebruch = kindesmissbrauch – denn :scheidungen schänden kinderseelen

Die oben genannte These ist eine von vielen Antworten auf Welt.de
Dort erschien heute ein Artikel, den ich hier rüberkopieren möchte:

So erleben Kinder die Trennung ihrer Eltern
Von Lavinia Kleßmann

Sonntagmorgen bis Mittwochmorgen bei Papa, Mittwochnachmittag bis Samstagabend bei Mama. Wenn Eltern sich trennen, sieht manchmal so die Lösung der gemeinsamen Erziehung aus. Ein Trennungskind erzählt, wie es anfangs sehr gut mit dieser Regelung leben konnte. Später kamen die Probleme.

Ein Leben zwischen Papa und Mama

Lachend springe ich vom Hochbett auf den Schrank. Meine Schulfreundin Mia folgt mir und umarmt mich. „Nein, Lavinia soll noch nicht nach Hause!“ Ich stimme mit ein: „Nein, ich bleibe hier“! Vorsichtig gucken wir auf meine Mutter und Mias Eltern hinab. Nach langen Verhandlungen lasse ich mich überreden, nach Hause zu gehen.

„Ich kann verstehen, dass du noch bleiben wolltest; bei denen ist es auch immer zu nett. Eine tolle Familie“, sagt meine Mutter im Treppenhaus. Ich nicke und werde ein wenig neidisch, wenn ich daran denke, wie gut Mia es hat. Denn Mia lebt mit ihrer Familie, das sind Vater, Mutter und Schwester, zusammen in einer riesigen Wohnung.

Damals war ich sieben Jahre alt, und meine Familie hatte mit der Bilderbuchfamilie von Mia nichts gemeinsam. Familie, das hieß für mich: Sonntagmorgen bis Mittwochmorgen Papa und Mittwochnachmittag bis Samstagabend Mama. Meine Eltern hatten sich kurz nach meiner Geburt getrennt. Ein paar Monate lang gab es keinen Kontakt zu meinem Vater. Als ich ein Jahr alt war, kümmerte er sich nach und nach wieder um mich, sodass sich meine Eltern bald die Erziehung teilten.

Jeder dritte Tag ein Umzug

Die ersten sieben Jahre war ich wochenweise bei Vater oder Mutter, je nachdem, wer Zeit für mich hatte. Mit sieben Jahren aber sagte ich zu meinen Eltern: „Ich weiß gar nicht, wo ich morgen wohne!“ Daraufhin führten sie die „Halbe-Woche-Lösung“ mit festen Tagen ein. Jetzt zog ich alle drei Tage um. Meine Eltern hatten jeweils ein eigenes Zimmer für mich eingerichtet. Alle drei Tage mussten nur die momentan wichtigen Dinge von meiner Mutter in Schöneberg zu meinem Vater in Charlottenburg mit umziehen: das gerade gelesene Buch, ein paar Kassetten, einige Kleidungsstücke. Je älter ich wurde, desto mehr musste ich selbst darauf achten, die Sachen einzupacken, die ich mitnehmen wollte. Immer hatte ich Angst, etwas zu vergessen.

Das ständige Hin und Her machte mir zunächst nichts aus. Automatisch passte ich mich den unterschiedlichen Lebensweisen und Regeln meiner Eltern an. Wenn ich bei meinem Vater mit dem Essen fertig war, stellte ich den Teller sofort in die Spülmaschine, bei meiner Mutter übernahm sie das Abräumen.

Gefrühstückt wurde bei meinem Vater am Tisch, meine Mutter und ich frühstückten im Bett. Mit meinem Vater verbrachte ich den Sonntagvormittag mit „Tigerentenclub“ und „Superman“ im Fernsehen, bei meiner Mutter auf dem Fahrrad bei Ausflügen. Für mich war das mein Alltag, der immer Abwechslung bot. Trotzdem blieb der Wechseltag auch immer ein Umgewöhnungstag, an dem ich manchmal meine Mutter mit „Papa“ ansprach oder umgekehrt.

Doch auch sonst war das Umgewöhnen die Regel. Das Leben meiner Eltern veränderte sich, und dadurch veränderte sich auch mein Leben. Wenn mein Vater umzog, zog auch ich mit um. Wenn meine Mutter einen neuen Partner hatte, hatte auch ich eine neue Bezugsperson.

Bis ich auszog, habe ich in sieben verschiedenen Wohnungen gewohnt und sechs Partner an der Seite meiner Eltern erlebt. Die neuen Beziehungen meiner Eltern störten mich nicht, weil ich meine Eltern nie als Paar kennengelernt und sie mehr streitend als nett miteinander erlebt hatte. Es war mir beinahe unangenehm, als ich das erste Mal ein Bild von meinen Eltern als Paar sah.

Wir unternahmen von Zeit zu Zeit auch etwas zu dritt, aber das gehörte nicht zur Regel. Lautstarke Auseinandersetzungen zwischen Vater und Mutter sind mir noch gut in Erinnerung. Ärgerte sich einer vor mir über den anderen, nahm ich den Abwesenden in Schutz. Mir wurde früh klar, dass meine Eltern – wenn ich nicht wäre – wohl keinen Kontakt mehr hätten. Wenn sie mir versicherten, dass sie sich trotzdem mögen und es nur im Moment alles sehr schwierig sei, glaubte ich das gern. Tatsächlich verbesserte sich ihr Verhältnis mit der Zeit.

Die Pubertät vergrößerte das Problem

Je älter ich wurde, desto weniger hielt ich die ständigen Veränderungen aus. Waren sie mir bis dahin nicht wirklich aufgefallen, machten sie mich jetzt wütend und traurig zugleich. Diese Gefühle wurden stärker, als ich in die Pubertät kam. Immer öfter störte es mich, mich alle drei Tage neu „anzupassen“.

Es machte mich traurig, dass meine Eltern nicht mit ihren Partnern zusammenblieben, die ich schon längst akzeptiert und lieb gewonnen hatte. Und ich war sauer, dass eine Trennung für sie auch gleichzeitig eine für mich bedeutete.

Als ich 14 war, verliebte sich mein Vater in die Mutter meiner Schulfreundin. Wenig später zogen wir zusammen. Jetzt waren wir plötzlich zu fünft: mein Vater, seine Freundin, ihre beiden Töchter und ich. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir mit der bisherigen „Halbe Wochen“-Lösung sehr schlecht. Oft wurde ich ganz plötzlich traurig und musste an den „Wechseltagen“ weinen. Meine Eltern beschlossen dann, dass ich komplett zu meinem Vater ziehen sollte. Ich selbst wollte diese Entscheidung nicht treffen, um keinen zu verletzen.

In der neuen Patchworkfamilie lernte ich das erste Mal ein Familienleben kennen. Für mich war der Familienalltag, besonders so etwas wie Geschwister zu haben, eine sehr schöne Erfahrung. Als die Beziehung jedoch nach einem Jahr scheiterte, tat mir das sehr weh. In der darauf folgenden Zeit lebte ich weiter bei meinem Vater, der nach Kräften versuchte, mit mir als pubertierendem Mädchen alles richtig zu machen. Trotzdem gab es immer öfter Streit, und ich zog nach einiger Zeit zu meiner Mutter.

In den letzten Jahren, in denen ich ganz bei einem Elternteil lebte, hatte ich häufig das Gefühl, einen von beiden im Stich zu lassen. Meine Eltern betonten immer, dass sie mit meinen Entscheidungen klarkommen würden, trotzdem konnte ich das Gefühl, für sie verantwortlich zu sein, nie abschütteln. Als Einzelkind war ich immer von beiden sehr behütet aufgewachsen, wurde gleichzeitig aber auch zu Selbstständigkeit erzogen. Mit 17 Jahren zog ich, ohne dabei das gute Verhältnis mit meinen Eltern zu verlieren, in eine eigene Wohnung.

Hat mich mein Leben als Trennungskind belastet? Ja, sicherlich. Aber ich glaube nicht, dass es mir geschadet hat, dass ich heute noch negativ davon geprägt bin. Dieses Leben war meine Realität. Über die Jahre habe ich verstanden, dass meine Eltern immer versucht haben, die für mich beste Lösung zu finden. Inzwischen beneide ich niemanden mehr um seine „heile“ Familie.

Die Eltern von Mia haben sich, nachdem sie sich jahrelang betrogen haben, getrennt, Mia ist kaum noch fähig, ihrem Vater in die Augen zu schauen. Solche und ähnlich Beispiele haben mir gezeigt, dass manchmal selbst das scheinbar Beste nicht zwangsläufig funktionieren muss. Auch ich wünsche mir eine „heile Familie“, aber wenn es anders kommen sollte, habe ich auch keine Angst vor anderen Familienmodellen.

Rumpelstilzchens Klone

„Heute lebe ich, morgen nehm ich,
übermorgen hol ich dem Vater sein Kind;
ach, wie gut dass niemand weiß,
dass ich Rumpelstilzchen heiß!“

Schade, das sich diese Rumpelstilzchen wohl unzählige male geklont hat, und dabei weiblich geworden zu sein scheint….

Nun fallen die Masken: Kannst du dich noch erinnern, dass in dem Interview hier die eine Seite „ganz frech behauptet hat“:

Herr Wolfsperger, manche Leser werden monieren, dass Ihre Ex-Freundin hier nicht zu Wort kommt. Wir vertrauen auf die uns bekannten Gutachten, die Ihre Version stützen. In Ihrem Film wird auch keine der Ex-Frauen gehört.

Weil keine der Frauen sich äußern wollte.

scheinbar entsprach das nicht ganz der Wahrheit 😉 denn heute war in einigen Zeitungen zu lesen:

Dem „Entsorten Vater“ droht das Kino-Aus

Dem Film „Der entsorgte Vater“ von Douglas Wolfsperger droht das Aus. Wolffspergers ehemalige Lebensgefährtin soll gegen die Verwendung eines 8 Jahre alten Fotos im Film, das den Filmemacher und seine Tochter zeigt, eine Einstweilige Verfügung erwirkt haben. Der Film dokumentiert das Schicksal von fünf Vätern – einer davon Wolfsperger – denen der Zugang zu ihren Kindern von Gerichten untersagt wurde.. dpa

Nun sind die Masken gefallen: wie so oft zeigen Frauen heute, was es heißt Macht zu haben und andere zu vernichten
Leider nehmen diese „Rumpelstilzchen“ keine Rücksicht auf ihre Kinder, die sie damit innerlich zerstören.

Beeinflussung – ändert sich unser Gefühl?

Habe mir mal die Mühe gemacht, und im Internetarchiv die Website von Linda raus gesucht.

Nun, was schreibt sie über ihre Eltern?? Von 2002 bis Ende 2003 finden wir folgendes im Archiv:

Mama und Papa

Mein Papi

Papa ist eigentlich ganz lustig und versucht uns alles recht zu machen. Früher hat er bei der Zeitung gearbeitet. Zwischen durch hat Papa noch einen neben Job gehabt, weiß jetzt nicht genau was er machen musste. Jedenfalls musste er da mit dem Motorroller hin und her fahren. Da hatte er vor 4,5 Jahren einen Unfall und hat sich den Fuß gebrochen. Seitdem kann Papa nicht mehr lange strecken laufen. Der Bruder von dem Chef des neben Jobs hat Papa angeboten eine Stelle in seinem Büro zu erhallten. Seit dem Arbeitet mein Vater in einem Privaten Reisebüro.

Meine Mami

Meine Mama macht denn Haushalt. ich helfe ihr natürlich ab und zu mal.
Sie geht nicht Arbeiten und ging auch nach mir nicht mehr Arbeiten. Da sie mehr Zeit für uns haben möchte und 2. ist Salome´ erst 2 Jahre alt. Das sie nicht Arbeiten geht finden wir eigentlich ganz gut.
Meine Eltern sind seit 11 Jahren Verheiratet.


Dann kommt die Zeit, wo sie etwas ändert: Frühjahr 2004 – aber das Verhältnis zu mir ist weiterhin ungetrübt, denn sie schreibt, laut Achtiv:

Mama und Papa

Mein Papi

Papa ist eigentlich ganz lustig und versucht uns alles recht zu machen. Früher hat er bei der Zeitung gearbeitet. Zwischen durch hat Papa noch einen neben Job gehabt, weiß jetzt nicht genau was er machen musste. Jedenfalls musste er da mit dem Motorroller hin und her fahren. Da hatte er vor ca. 5 Jahren einen Unfall und hat sich den Fuß gebrochen. Seitdem kann Papa nicht mehr lange strecken laufen. Der Bruder von dem Chef des neben Jobs hat Papa angeboten eine Stelle in seinem Büro zu erhallten. Da hat er dann eine Weile unter viel stress gearbeit. Dann haben sie ihn „rausgeschmissen“. Dann war eine 1-2 Monate Arbeitslos und jetzt hat er einen Halbzeit Job im Aboretum. Dort kann man Pflanzen und Bäume sich anschauen. Sie haben da auch einen Teich mit Enten, Fröschen und einen Fuchs. Er muss nur an der Kasse sitzen und Eintrittsgeld verlangen. Später soll er auch Führung machen. Nebenbei mach er Telephonsymport für eine Computer Firme, das heißt er muss Telephon gespräche führen und muss den Leuten erklären wie sie was am Computer machen müssen, das macht Papa immer hier zu Hause. Und Nachts arbeitet er mittlerweile doch wieder bei der Zeitung.
Mehr über Mum und Dad können sie auf folgender Seite lesen: http://thomas-pape.net

Meine Mami

Meine Mama macht denn Haushalt. ich helfe ihr natürlich ab und zu mal.
Sie geht nicht Arbeiten und ging auch nach mir nicht mehr Arbeiten. Da sie mehr Zeit für uns haben möchte und 2. ist Salome´ erst 3 Jahre alt. Das sie nicht Arbeiten geht finden wir eigentlich ganz gut. Von ihr das Hobby ist Wellensittiche.
Meine Eltern sind seit 13 Jahren Verheiratet.
Mehr über Mums Wellis auf folgenden Seiten: http://www.wellensittich-community.de
http://www.ramona.thomas-pape.net


´

selbst im Frühjar (April) 2004 schreibt sie noch:

Mama und Papa

Mein Dad!

Er ist eigentlich ein ganz lustiger Mensch. Es ist aber nicht so einfach eine so große Familie zu versorgen und sich um sie zu kümmern. Daher ist er manchmal ganz schön gestresst.
Eigentlich komme ich ganz gut mit ihm klar. Manchmal kann man ziemlich gut mit ihm reden, manche Tage sollte man ihm lieber aus dem weg gehen ;-).
Arbeit hat er keine richtige. Er hatte ein sehr gutes Zeugnis, da er aber den Wehrdienst verweigert hat durfte er nicht studieren. Momentan arbeitet er Nachts bei der Zeitung, und am Tag macht er mehrer Nebenjobs. Repariert Computer, dann können Leute bei ihm anrufen und beantwortet ihnen Fragen zu technischen Problemen.

Hier die Webseiten von Papa: www.thomas-pape.net


Meine Mum!

Mutti geht nicht arbeiten, sie macht zu Hause den Haushalt und kümmert sich um meine kleine Schwester. Zu Hause hat sie eigentlich schon ziemlich genug zu tun.
Ihre Hobbys sind Webseiten Basteln und Fotos bearbeiten. Das macht sie neben bei als Entspannung.
Mir ihr komme ich eigentlich auch ganz gut klar. Obwohl auch wir uns manchmal streiten. Manchmal ist sie eben sehr gestresst bei 5 Kindern in der Wohnung ist das kein Wunder.

Hier ihre Seiten: www.wellensittich-community.de
www.wellensittich-freun.de
www.wellensittich-haltung.de
www.wellensittich-ratgeber.de
www.wellensittich-bilderbuch.de
www.wellensittich-comic.de
www.wellensittich-zucht.ne
t
www.sperlingspapageien-freun.de
www.nymphensittich-freund.de

Und ihr Forum, für alle die sich für Tiere interessieren und welche haben, egal was für arten: www.Haustier-Freunde.de


und nun scheint die Beeinflussung zu beginnen, denn im Monat August 2004 ist die erste 1 leichte Kritik zu lesen:

Mama und Papa

Mein Dad!

Er ist eigentlich ein ganz lustiger Mensch. Es ist aber nicht so einfach eine so große Familie zu versorgen und sich um sie zu kümmern. Daher ist er manchmal ganz schön gestresst.
Eigentlich komme ich ganz gut mit ihm klar. Manchmal kann man ziemlich gut mit ihm reden, manche Tage sollte man ihm lieber aus dem weg gehen ;-).
Arbeit hat er keine richtige. Er hatte ein sehr gutes Zeugnis, da er aber den Wehrdienst verweigert hat durfte er nicht studieren. Momentan arbeitet er Nachts bei der Zeitung, und am Tag macht er mehrer Nebenjobs. Repariert Computer, dann können Leute bei ihm anrufen und beantwortet ihnen Fragen zu technischen Problemen.

Hier die Webseiten von Papa: www.thomas-pape.net


Meine Mum!

Mutti geht nicht arbeiten, sie macht zu Hause den Haushalt und kümmert sich um meine kleine Schwester. Zu Hause hat sie eigentlich schon ziemlich genug zu tun.
Ihre Hobbys sind Webseiten Basteln und Fotos bearbeiten. Das macht sie neben bei als Entspannung.
Mir ihr komme ich eigentlich auch ganz gut klar. Obwohl auch wir uns manchmal streiten. Manchmal ist sie eben sehr gestresst bei 5 Kindern in der Wohnung ist das kein Wunder.

Hier ihre Seiten: www.wellensittich-community.de
www.wellensittich-freun.de
www.wellensittich-haltung.de
www.wellensittich-ratgeber.de
www.wellensittich-bilderbuch.de
www.wellensittich-comic.de
www.wellensittich-zucht.ne
t
www.sperlingspapageien-freun.de
www.nymphensittich-freund.de

Und ihr Forum, für alle die sich für Tiere interessieren und welche haben, egal was für arten: www.Haustier-Freunde.de


Wenige Tage nach der letzten Änderung wurde die Website von mir übernommen, da Frau und Kinder „geflohen“ waren…. und dann hab ich die Domain gekündigt.
Den weiteren Stimmungswandel von Linda – immer mehr zur bewußten Lüge, kam erst, als alle ausgezogen waren – nach Mai 2004!

„Ich kann nicht aufhören, Papa zu sein“

folgendes Interwiev erschien heute in der FR:

Interview mit Douglas Wolfsperger

„Ich kann nicht aufhören, Papa zu sein“

Herr Wolfsperger, wollen Sie alle Frauen auf den Mond schießen?

Ich habe nichts gegen Frauen.

 

Gleich zu Beginn Ihres Filmes „Der entsorgte Vater“ sagt das einer der Väter. Warum fangen Sie damit an?

Der Satz ist ironisch verwendet. Er macht neugierig auf die Männer, die uns im Film erwarten und die ja keine Unschuldslämmer sind.

Inwiefern sind die keine Unschuldslämmer?

Die haben sich zwar nachweislich keines Vergehens schuldig gemacht, aber auch dazu beigetragen, dass ihre Ehen gescheitert sind.

In Ihrem Film geht es darum, wie verbissen Paare mitunter nach einer Trennung ums Kind kämpfen. Wie kommt es zu diesen Rosenkriegen?

Es geht da um viel mehr als nur die Beziehung zum Partner. Man hat ein gemeinsames Kind in die Welt gesetzt, und da kulminieren Konflikte viel mehr, wenn die Beziehung zu Ende ist.

Sie werfen Frauen vor, das Kind als ihren Besitz zu betrachten.

Derjenige, bei dem das Kind bleiben darf, aus welchen Gründen auch immer, hat einfach die besseren Karten. Es gibt zwar auch entsorgte Mütter, aber es ist immer noch so, dass 90 Prozent der Trennungs- und Scheidungskinder bei ihren Müttern bleiben.

Sie sind selbst ein entsorgter Vater. Ihre Tochter Hannah ist im April 1998 geboren worden. Wie lange waren Sie und Ihre Freundin da zusammen.

Wir hatten uns 1996 kennen gelernt, und sie wurde bald schwanger. Sie hatte ja noch vorgeschlagen, das Kind abzutreiben, aber ich wollte das Kind. Ich liebte diese Frau und konnte sie überzeugen, dass wir das Kind bekommen sollten. Was mich dann gewundert hat, war, dass sie noch während der Schwangerschaft ihre Wohngemeinschaft gekündigt hatte, zu mir kam und fragte, ob wir nicht zusammenziehen sollen.

Sie wohnten getrennt?

Ja – bis sie Fakten geschaffen hat. Da fühlte ich mich überrumpelt und war etwas pingelig, weil da plötzlich ein zweiter Hausstand in die Wohnung kam. Wir hatten nur dreieinhalb Zimmer.

Fanden Sie den Wunsch Ihrer Freundin nicht angemessen?

Natürlich, aber es störte mich, dass sie etwas entschied, ohne mit mir vorher darüber zu reden.

Hätten Sie gerne Ihre alten Freiräume behalten?

Am Anfang schon.

Frauen nennen das egoistisch und verantwortungslos.

Ja.

Sie haben Ihre Freundin gekränkt.

Offensichtlich, davon will ich jetzt aber gar nicht sprechen.

Das ist aber entscheidend.

Bestimmt, aber sie hatte ja eine viel tiefer sitzende Kränkung schon als Kind erfahren, als ihr Vater einfach die Familie verlassen hatte. Wir haben uns dann aber zusammengerauft, obwohl wir beide noch unreif waren. Ich konnte zu der Zeit viel von zu Hause aus arbeiten, meine Freundin, sie ist freiberufliche Redakteurin, auch. Ich habe im Rahmen meiner Möglichkeiten tatkräftig mitgeholfen, den Alltag zu bewältigen: Fläschchen besorgen, Kind in den Schlaf wiegen, das ganze Programm.

Unreif mit Anfang 40?

Wir hatten keine Erfahrung darin, wie eine Familie zu leben. Deshalb hat es im Alltag auch ab und zu gekracht.

Wie gekracht?

Es gab Streit, keine Gewalt. Natürlich versuchte ich, als freiberuflicher Regisseur das Ideal zu erreichen, so viel wie möglich an meinen Projekten zu arbeiten. Das entsprach aber gar nicht den Vorstellungen meiner Freundin. Anfang 1999, unsere Tochter Hannah war fast ein Jahr alt, kam noch dieses Spielfilmprojekt dazu, in das ich fünf Jahre Vorbereitungszeit investiert hatte, ein Film mit fünf Millionen Mark Produktionskosten.

„Heirate mir“ mit Verona Feldbusch und Ulrich Noethen…

… genau. Der Film war wichtig für meine Karriere. Dazu kam noch, dass ich nach wie vor ein gutes Verhältnis zu meiner Ex-Freundin hatte. Ich musste meiner Freundin ständig erklären, dass da nichts Sexuelles mehr war.

Ihre Partnerschaft war nie harmonisch.

Und ich muss zugeben, dass ich deswegen ganz froh darüber war, dass ich mich dem ständigen Hickhack entziehen konnte. Wir drehten am Bodensee, ich war wochenlang nicht zu Hause. Das habe ich genossen und wohl auch so kommuniziert. Bei einem Telefonat teilte mir meine Freundin dann mit, dass sie ausgezogen war.

Hat Sie das geschmerzt?

Ich mochte meine Freundin noch sehr, aber wir waren kein Liebespaar mehr.

War der Gedanke für Sie als Regisseur und Eigenbrötler attraktiv, ein alleinstehender Vater zu sein, der sich nur kümmern muss, wenn er Zeit hat?

Kann man so sehen.

Ihre Freundin war ja ohnehin schon quasi alleinerziehend.

Stimmt.

Litt die Arbeit Ihrer Freundin darunter?

Ja – deshalb stand der Vorwurf im Raum, ich sei an allem schuld. Bis heute wirft mir meine Ex-Freundin vor, ich hätte mich um nichts gekümmert, ich hätte mich nicht mal für unser Kind interessiert. Ich werde als schlechter Vater hingestellt. Auch das erste Jahr nach Hannahs Geburt, wo ich mich richtig gut um alles gekümmert habe, spielt keine Rolle mehr.

Wie ging der Kampf um die Tochter los?

Im Sommer 1999 besuchte ich meine Ex-Freundin in ihrer neuen Wohnung. Da saß ein alter Kumpel von ihr in der Küche, hat sich meine Tochter geschnappt und sie demonstrativ auf seinen Schoß gesetzt. Und als ich später mal im Kinderzimmer war, sah ich Fotos so groß wie Plakate, wie er meine Tochter hochhält, so typische Papa-Kind-Fotos. Da schnallte ich, dass er nicht nur der neue Mann ist, sondern auch der neue Papa sein soll. Da bin ich ausgeflippt, zumal ich insgesamt die Art, wie er sich als Papa aufspielte, nicht mochte. Ein Jahr später fand ich auf seiner Internetseite eine Art Hochzeitsannonce, in der er mitteilte: „Wir sind verheiratet und haben eine wunderbare Tochter.“

Wie sind Sie, wenn Sie ausflippen?

Ich erkenne mich dann manchmal selbst nicht mehr, werfe mit Kraftausdrücken um mich.

Neigen Sie zu Handgreiflichkeiten?

Absolut nein. Ich habe mich einmal zu einer Tätlichkeit gegen diesen Mann hinreißen lassen, das war das Schlüsselerlebnis. Wenn ich meine Tochter abgeholt habe, hat er sie mir oft übergeben. Einmal stand er in der Haustür, und weil meine Tochter mittlerweile Vertrauen zu ihm aufgebaut hatte, hat sie sich an ihm festgeklammert. Da sagte er: „Du siehst doch, dass das Kind nichts von dir wissen will.“ Ich habe mir kommentarlos die Hannah geschnappt, worauf er sagte: „Das ist Kindesentführung.“ Er kam noch hinter mir her und steigerte sich rein, da habe ich nach hinten ausgetreten und ihn angeblich am Bein getroffen.

Wie hat Ihre Tochter reagiert?

Das ging so schnell, sie hat das nicht mitbekommen. Kurz darauf kam der Strafantrag. Der Vorwurf der Köperverletzung wurde zwar fallengelassen, aber ich musste eine Geldstrafe zahlen und mich entschuldigen.

Spielte unter Ihnen Erwachsenen die Frage, wie es Hannah ging, auch mal eine Rolle?

Uns allen war schon bewusst, dass sie zwischen den Stühlen stand.

Wie ging es ihr dabei?

Wenn wir allein waren, war sie erstaunlich entspannt, ich habe auch eine große Nähe gespürt. Aber egal was ich gemacht habe, aus Sicht meiner Ex-Freundin war alles falsch.

Aber an die Umgangsregelung hielt sie sich?

Anfangs ja. Als wir noch alle in Köln wohnten, sah ich meine Tochter einmal pro Woche. Bis ihre Mutter sagte, dass ihr das nicht mehr zuzumuten sei. Das Familiengericht entschied dann die gängige Regelung, alle zwei Wochen. Ich sah meine Tochter an Wochenenden, stundenweise. Meine Ex-Freundin war in der Zwischenzeit in ein Kaff bei Düsseldorf gezogen, meine Tochter und ich haben dort Picknicks gemacht oder waren Eis essen, bis es hieß, meine Tochter habe eine Eisallergie. Und dann kam der Tag, an dem ich den Mann getreten habe. Meine Ex-Freundin erwirkte darauf einen halbjährigen Umgangsausschluss.

Was wollte Ihre Tochter zu dieser Zeit?

Ich weiß es nicht. Es wurde ja noch komplizierter, als ich im Sommer 2002 nach Berlin gezogen bin, weil meine neue Freundin, die in Berlin lebte, schwanger geworden war. Ich hätte aber weder Zeit noch Kosten gescheut, regelmäßig nach Düsseldorf zu fahren. Dann erfuhr ich, dass meine Ex-Freundin ebenfalls nach Berlin gezogen war – ohne ihren Mann. Meine Anwältin kümmerte sich sofort um einen geregelten Umgang. Von Sommer 2003 an habe ich meine Tochter wieder regelmäßig gesehen. Das war eine gute Zeit. Hannah mochte auch ihre Halbschwester und auch die Tochter meiner neuen Partnerin. Es steht auch in einem Gutachten von damals, dass wir ein gutes Verhältnis hatten.

Wer hatte das Gutachten angefordert?

Es wurde vom Gericht bestellt, weil ich beantragt hatte, meine Tochter auch mal bei mir übernachten zu lassen. Die Gutachterin stellte auch fest, dass Hannah sich zwar wohl fühlte bei mir, aber Schwierigkeiten hatte, das so zu äußern. In einem zusätzlichen Gutachten steht, dass die Mutter gegen den Kontakt ist und ihre Tochter beeinflusst. Ich bin im Besitz einer gerichtlichen Zusammenfassung dieser Gutachten (die Dokumente liegen der FR vor, d. Red.), und glauben Sie mir: Es ist mir wichtig, dass auch andere sehen, dass ich kein schlechter Vater bin und meine Tochter nicht ständig traumatisiere. Aber obwohl ihr die Gutachterin empfahl, die Streitereien ruhen zu lassen, verhinderte meine Ex-Freundin nun immer öfter den Kontakt.

Das Gericht kann einen Elternteil, der das Umgangsrecht des anderen untergräbt, mit einem Zwangsgeld belegen.

Es wurde nie ein Zwangsgeld verhängt, wie sich überhaupt die Richter komisch verhalten haben. Herrje, die haben nie Druck auf meine Ex-Freundin ausgeübt oder dafür gesorgt, dass sich dieser ganze Verfahrens-Hickhack beschleunigt. Meine Ex-Freundin ist dann im Februar 2004 zurück nach Düsseldorf gezogen und unterband den Umgang komplett. Sie widersprach einfach dem Gutachten und sagte, meine Tochter sei endgültig traumatisiert.

Gibt es ein Gutachten, das die Ansicht Ihrer Ex-Freundin stützt?

Nein, es gab im Februar 2005, nachdem ich meine Tochter ein Jahr nicht gesehen hatte, ein Gutachten, in dem stand, dass der Umgang unbedingt wieder stattfinden solle, weil sonst die Gefahr bestünde, dass sich Hannah von mir entfremdet. Kurz darauf sagte meine Tochter dann vor Gericht, dass sie mich zwar schon gerne sehen würde, aber dass ihre Mutter das nicht will. Diese Aussage ist dokumentiert. Dann dauerte es wieder ein Jahr, bis es vorm Familiengericht in Berlin zu einem Termin kam. Die Richterin dort sagte, der Hickhack sei Hannah nicht mehr zuzumuten. Also ordnete sie eine anderthalbjährige Pause an. Die hätte bedeutet, dass ich meine Tochter dann insgesamt drei Jahre lang nicht gesehen hätte. Ein Vertrauensverhältnis wäre dann endgültig unmöglich gewesen. Was denkt sich so eine Richterin? Ich bin sofort in Berufung gegangen, und nach einem weiteren halben Jahr hat das Kammergericht in Berlin entschieden, einen begleiteten Umgang zu schaffen. Kurz nach diesem Beschluss habe ich im Januar 2007 einen Brief von meiner Tochter bekommen, in dem sie mir schrieb, dass sie sich zu Treffen mit mir nicht zwingen lässt.

Ein Schock.

Ja – und es dauerte bis zum Juni 2007, bis der begleitete Umgang stattfinden konnte. Das war in einem Raum der AWO mit einer AWO-Mitarbeiterin.

Sie haben dem Brief Ihrer Tochter nicht geglaubt?

Das ist eine schwierige Frage.

Wie war Ihre Tochter bei diesem begleiteten Umgang?

Sie war widerwillig, hat sich körperlich abgewendet von mir und wollte überhaupt nicht mit mir reden. Wir, also diese AWO-Frau und ich, versuchten noch, mit ihr ein Spiel zu spielen oder zu malen. Beim ersten Mal ging das noch halbwegs, zwei Wochen später wurde es schon schwieriger. Ich war verzweifelt, wusste gar nicht mehr, was ich sie fragen, was ich machen sollte. Die AWO-Frau war auch ratlos. Und dann passierte noch etwas: Ich hatte meiner Tochter beim zweiten Treffen eine Ananas vom Markt mitgebracht. Wenige Tage später erhielt ich einen Brief von der Anwältin meiner Ex-Freundin, ich möge doch bitte davon absehen, meiner Tochter verschimmeltes Obst zu schenken. Angeblich soll meine Tochter gesagt haben: „Der Douglas will mich vergiften.“ Ich war ja damals schon längst nicht mehr der Papa.

Waren Sie sich noch sicher, das Richtige zu tun?

Wie meinen Sie das?

Es kommt der Moment, wo es nur noch Verlierer gibt.

Das ist wahr. Meine Tochter war auch völlig verstört. Es kam auch nur noch zu einem Treffen, das nach einer halben Stunde abgebrochen wurde. Es hatte keinen Zweck mehr, ich wusste nicht weiter.

Und Ihre Tochter konnte offensichtlich nicht mehr.

Einige Monate später kam ein Verfahrenspfleger aus Berlin nach Düsseldorf, um meine Tochter noch einmal zu befragen – lächerliche 45 Minuten lang. Da sagte sie, dass sie mich nicht mehr sehen will. Im Frühjahr 2008 entschied eine Richterin in Berlin auf der Grundlage dieser Befragung, den Umgang abzubrechen, weil meine Tochter Ruhe braucht. Ich hatte zuvor noch ein Gutachten bei einer Psychologin in Karlsruhe in Auftrag gegeben. Die hat das Verhalten meiner Tochter auch als Ausdruck der Entfremdung gesehen, wie sie bei Kindern in solchen Fällen oft vorkommt. Aber solche Einwände interessierten die Richterin gar nicht mehr. Mein Anwalt sagte dann, es sei nichts mehr zu machen.

Seit wann haben Sie keinen Kontakt mehr zu Ihrer Tochter?

Seit mehr als einem Jahr. Am 17. Mai 2008 mussten wir uns verabschieden; sie war seltsam unnahbar.

Waren Sie sich nach all den Jahren noch sicher, ob Sie mehr um Ihre Tochter kämpften oder mehr darum, Ihre Gegnerin zu besiegen?

Gute Frage. Meine andere Tochter ist jetzt sieben Jahre alt, und wir haben ein sehr nahes Verhältnis zueinander. Ich weiß, dass ich Hannah genauso liebe wie diese Tochter. Ich wollte nicht mit allen Mitteln mein Recht durchsetzen, aber ich habe um Gerechtigkeit gekämpft, weil ich bis zum heutigen Tag nicht begreifen kann, wie eine Mutter ihre Abneigung gegenüber einem Mann so stark auf das Kind überträgt. Hannah lehnt mich ab, weil ihre Mutter mich ablehnt. Umgekehrt sagt Hannah zu dem Mann, der nach mir kam, bis heute Papa, obwohl der mittlerweile auch getrennt von ihr lebt. Aber zu ihm hat meine Ex-Freundin ein gutes Verhältnis. Meine Tochter hat nun den dritten Papa.

Was hoffen Sie noch?

Ich hoffe, dass der Mutter mal klar wird, welche Fehler sie gemacht hat. Aber sie hat überhaupt kein Einfühlungsvermögen. Und ich? Ich kann ja nicht einfach aufhören, Hannahs Papa zu sein.

Haben Sie wirklich nie versucht, Hannah gegen ihre Mutter aufzubringen, oder können Sie sicher sein, es nie unabsichtlich getan zu haben? Mit unbedachten Äußerungen, mit Gesten?

Ich hatte nie das Gefühl. In dem einen Gutachten steht ja auch, dass ich offensichtlich viel entspannter mit der ganzen Situation umgehe als die Mutter. Ich will aber nicht ausschließen, dass sich da einiges verselbstständigt, und ich sehe auch, dass unser Fall ins Muster vieler solcher Fälle passt.

Wenn Eltern zu Feinden werden, verlieren sie den klaren Blick – vor allem auf sich selbst.

Ich habe nie bestritten, auch Fehler gemacht zu haben.

Haben Sie mal professionellen Rat eingeholt?

Ich war beim Therapeuten, um mich beraten zu lassen, wie ich das Ganze verarbeiten könne. Er hat mir allgemeine Ratschläge erteilt: dass ich mich auf meine Arbeit konzentrieren solle, dass ich darin gut sein und Selbstbestätigung finden solle. In gewisser Weise hat er mich auf die Idee mit dem Film gebracht.

In Ihrem Film „Der entsorgte Vater“ stellen Sie Ihren Fall und den von vier weiteren Vätern vor. Wo haben Sie die kennengelernt?

In Karlsruhe, das hatte fördertechnische Gründe, der Film ist unter anderem von der Medien- und Filmgesellschaft Stuttgart mitfinanziert worden. Bei Franzjörg Krieg, einem kämpferischen Typen vom Väteraufbruch in Karlsruhe…

… er ist dort eine Art Ikone der Männerrechtler…

… ja, bei dem bin ich hängen geblieben, und in dessen Umfeld habe ich die Männer getroffen.

Engagieren Sie sich bei Väteraufbruch?

Nein, nein, ich war da mal, habe mich aber nicht wohl gefühlt. Die sitzen bei Stammtischen zusammen, jeder jammert und ist doch nur interessiert am eigenen Fall. Und als sich dann noch der Mathieu Carriere…

…der Schauspieler, der auch ein entsorgter Vater ist…

… als der sich für den Väteraufbruch vorm Justizsenat in Hamburg ans Jesuskreuz kleben ließ und die Öffentlichkeit mehr über Blasphemie diskutiert hat als über das eigentliche Thema, fand ich das mehr als peinlich. Diese Männervereine machen für viele arme Kerle eine gute Arbeit, kein Zweifel, aber da sind auch Kerle mit militanten Sprüchen gegen Frauen dabei.

Viele Väter werden von ihren Frauen ausgebootet, weil sie sich mies und gar brutal verhalten haben – den Frauen und den Kindern gegenüber.

Ohne Frage.

Fürchten Sie, von falscher Seite Rückendeckung zu bekommen?

Absolut. Es ist doch klar, dass mein Film sehr subjektiv ist. Ich habe aber genau recherchiert, dass die Väter im Film nichts verbrochen haben. Ich habe deren Gerichtsdokumente studiert. Wer meinen Film aber als eine Parteinahme für alle Väter versteht, irrt sich. Deshalb habe ich allen Väteraufbruch-Vereinen in Deutschland mitgeteilt, dass ich mich nicht vor ihren Karren spannen lassen will. Schon gar nicht will ich, dass jemand meinen Film für seine Kämpfe gegen Emanzipation, gegen Frauen allgemein benutzt.

Es gibt eine Website, die auch „Entsorgte Väter“ heißt. Dort wird gegen das angebliche Diktat der Frauen agitiert.

Auch damit habe ich nichts zu tun. Ich bin abgesehen davon froh, mich endlich wieder mit anderen Themen beschäftigen zu können.

Dabei wird Ihr Film vielleicht eine große Diskussion auslösen.

Das war auch mein Ziel. In meinem Film gibt es einen Fall, wo eine Frau den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs erhoben hat. Die Gerichte hielten es für erwiesen, dass das nicht stimmt. Und dennoch ist ihr Ex-Mann ein entsorgter Vater. Darum geht es mir: Es kann nicht sein, dass sich solche Verfahren jahrelang hinziehen, die Kinder sich von den Vätern entfremden, obwohl die Väter nichts verbrochen haben. In Cochem gab es einen Richter, der hat diese Verfahren beschleunigt, in erster Linie zum Wohle der Kinder. Dahin müssen wir überall kommen.

Herr Wolfsperger, manche Leser werden monieren, dass Ihre Ex-Freundin hier nicht zu Wort kommt. Wir vertrauen auf die uns bekannten Gutachten, die Ihre Version stützen. In Ihrem Film wird auch keine der Ex-Frauen gehört.

Weil keine der Frauen sich äußern wollte.

Als Ersatz lassen Sie ein andere Frau erklären, warum sie ihrem Ex-Mann die Kinder entzogen hat.

Ja, sie sagt zum Beispiel, dass ein Vater im Wesentlichen nur der Erzeuger sei. Bezugsperson könne jeder andere auch sein.

Diese Frau wirkt kalt, fast abgebrüht, sie zeigt auch keinerlei Mitgefühl für Sie. Sie ist, kurz gesagt, ein extremes Beispiel.

Die Frage ist doch: Wie muss eine Frau ticken, die einem Vater das Kind wegnimmt? Und ich denke, dass diese Frau dazu ein eindrückliches Psychogramm bietet. In gewisser Weise war ich ganz hingerissen von ihrer Art, wie sie sich einfach so ihre Welt zurechtdenkt.

Ihre Entscheidung, diese Frau zu zeigen, suggeriert die Botschaft: Seht her, so sind die Frauen!

Das Risiko, falsch verstanden zu werden, muss man eingehen, wenn man Stellung beziehen will. Es wäre auch falsch, den Film als Dokumentarfilm zu sehen. Er ist Ausdruck meiner Ohnmacht.

Vielleicht wird Ihre Tochter den Film irgendwann auch sehen.

Ich hoffe es. Sie soll wissen, dass ich sie nicht im Stich gelassen habe.

Was wissen Sie denn noch von Ihrer Tochter?

Nichts. Eigentlich hätte ich das Recht darauf, alle drei Monate einen Bericht zu bekommen: Wie es ihr geht, wie sie in der Schule ist – plus ein aktuelles Foto. Aber meine Ex-Freundin hält sich auch daran nicht. Unterhalt darf ich zahlen, das ist ja selbstverständlich. Ich werde aber ein neues Verfahren anstreben, weil ich wenigstens dieses Recht auf Informationen durchsetzen will.

Sie wissen nicht mal, wie Ihre Tochter inzwischen aussieht?

Nein. Wenn ich an sie denke oder von ihr Träume, sehe ich das kleine Mädchen vor mir, das sie neben mir auf einem alten Foto ist. Da waren wir glücklich.

Interview: Christina Bylow, Marc Hairapetian und Mark Obert

„Parental Alienation-Syndrom“

Eltern-Kind-Entfremdung

Die Trennung der Eltern wird von fast allen Kindern als bedrohlich und sehr belastend empfunden. Jährlich sind in Deutschland rund 150.000 Kinder allein von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Hilflos treiben die Kinder im Zentrum der Auseinandersetzungen. Sie müssen ohnmächtig erleben, wie ihre Eltern sich mit Demütigungen, Wut, Hass und Rache bekriegen und verfolgen.

In vielen Trennungsfamilien beginnen die Eltern einen erbarmungslosen Kampf um die Kinder mit dem Ziel, das Ansehen und Vertrauen des Kindes gegenüber dem anderen Elternteil zu zerstören und somit eine Entfremdung zu bewirken. Die Kinder werden dabei oft sehr subtil manipuliert und geraten dabei in einen schweren Loyalitätskonflikt.

Neuere Forschungen bezeichnen die Folgen des Entfremdungsprozesses bei Kindern als PAS „Parental Alienation-Syndrom“ (Eltern-Kind-Entfremdung).

Der betreuende Elternteil vereinnahmt das Kind u.a. mit dem Ziel für sich, die Liebe des Kindes zum anderen Elternteil zu zerstören. Diese negative Einflussnahme wird oft auch auf andere Familienangehörige (z.B. Oma/Opa) übertragen. Oder das gemeinsame Kind soll vor dem als bedrohlich empfundenen ehemaligen Partner beschützt werden. Dabei wird dann gänzlich übersehen, dass das Kind eine völlig eigenständige Beziehung zu ihm hat.

Die Folgen der Entfremdung bei Kindern und Elternteil

Wenn ein Kind von einem Elternteil dadurch emotional missbraucht wird, dass er seine uneingeschränkte Einfluss- und Verfügungsmacht – bewusst oder unbewusst – zur Entfremdung des anderen Elternteils einsetzt, wird die Bildung der eigenen Persönlichkeit in der Kind-Eltern-Triade gestört, kann kein gesunder Ablösungsprozess vom entfremdeten Elternteil erfolgen und als Erwachsener ist oft der Umgang mit dem Geschlecht des verlorenen Elternteils erschwert.

In der Regel sind die Kinder, wie auch die betroffenen Elternteile, durch das Erlebte traumatisiert. Das hat akute wie auch langfristige Folgen.

Für das Kind bedeutet diese spannungsgeladene Situation unermesslichen Druck und tiefes Leid. U.a. aggressives oder Rückzugs-Verhalten, Schulprobleme oder körperliche Symptome können die Folgen sein.

Für den entfremdeten Elternteil bedeutet diese Situation, ohnmächtig und hilflos mit ansehen zu müssen, wie sein Kind unter der Zerrissenheit leidet, den Kontakt zunehmend vermeidet und schließlich ganz abbricht. Nicht selten auch mit schweren Auswirkungen auf sein tägliches Leben.

Viele deutsche Familiengerichte sind derzeit nicht bereit, Umgänge zwischen Vater und Kind schnell und konsequent durchzusetzen. Insbesondere bei langen Verfahrensdauern ist die Gefahr groß, dass das Kind seinem Vater entfremdet wird, bis es ihn schließlich gar nicht mehr sehen will. Mehrfach ist Deutschland vom Europäischen Gerichtshof wegen „Missachtung des Menschenrechts auf Familienleben“ verurteilt worden.

Diesen Artikel habe ich heute gefunden – nach zu lesen bei der Vorstellung eines Films, der gerade in die Kinos gekommen ist. Dieser behandelt das leidliche Thema, das so viele Frauen heute ihre eigenen Ziele egoistisch durchziehen, und die Kinder dabei auf der Strecke bleiben!

Bild stammt von der Website "entsorgte Väter"