Monat: August 2023

Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe.

Sein Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn
Elberfelder 1871 – Matthäus 25,23

Sehr gut‹, erwiderte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel anvertrauen. Komm herein zum Freudenfest deines Herrn!‹
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Matthäus 25,23

Da war der Chef echt happy und meinte auch zu ihm: ‚Sie haben es voll gebracht! Sie sind mit dem wenigen Geld gut umgegangen, ich werde Sie auch befördern. Wenn Sie wollen, können Sie heute Abend auch zu meiner Gartenparty kommen, Sie sind herzlich eingeladen!‘
VolxBibel – Matthäus 25:23

Jesus erzählt eine Geschichte von einem reichen Mann
und seinen 3 Dienern.
Einmal wollte Jesus seinen Freunden sagen:
Einige Menschen können viel arbeiten.
Einige Menschen können wenig arbeiten.
Alles ist in Ordnung.
Gott will nur, dass er sich auf die Menschen verlassen kann.
Das ist wichtig.

Jesus erzählte dazu eine Geschichte.
Die Geschichte ging so:

Es war einmal ein reicher Mann.
Der Mann wollte für lange Zeit weg fahren.
Die Diener sollten in der Zwischen-Zeit auf das Geld von dem Mann
aufpassen.
Und noch mehr Geld verdienen.
Der reiche Mann gab dem ersten Diener 5 Millionen Euro.
Dem zweiten Diener 2 Millionen Euro.
Dem dritten Diener 10 000 Euro.
Dann fuhr der reiche Mann weg.

Der erste Diener arbeitete sofort mit den 5 Millionen Euro.
Der Diener verdiente noch 5 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 10 Millionen Euro.
Der zweite Diener arbeitete auch sofort mit den 2 Millionen Euro.
Der zweite Diener verdiente noch 2 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 4 Millionen Euro.
Der dritte Diener ging in den Garten.
Der Diener machte im Garten ein tiefes Loch.
Der Diener legte die 10 000 Euro in das Loch.
Der Diener machte das Loch wieder zu.
Das war alles.
Der Diener arbeitete überhaupt nicht.
Der Diener dachte heimlich:
So können die 10 000 Euro nicht verloren gehen.
Jetzt kann ich keinen Ärger bekommen.

Nach langer Zeit kam der reiche Mann wieder nach Hause.
Der reiche Mann war sehr gespannt.
Der reiche Mann wollte wissen, wie viel Geld die Diener verdient haben.
Der erste Diener kam zuerst.
Der erste Diener sagte:
Herr, du hast mir 5 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 5 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 10 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Dann kam der zweite Diener.
Der zweite Diener sagte:
Herr, du hast mir 2 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 2 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 4 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf Dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Zum Schluss kam der Diener mit den 10 000 Euro.
Der Diener ging in den Garten.
Der Diener holte die 10 000 Euro wieder aus dem Loch.
Der Diener gab dem reichen Mann die 10 000 Euro.
Der Diener sagte:
Hier ist dein Geld.
Ich habe das Geld im Garten eingegraben.
Damit von dem Geld nichts verloren geht.
Du bekommst das ganze Geld zurück.
Du brauchst keinen Ärger machen.

Da wurde der reiche Mann wütend.
Der reiche Mann sagte:
Du solltest mit dem Geld arbeiten.
Oder das Geld zur Spar-Kasse bringen.
Dann bekomme ich für das Geld Zinsen.
Du bist ein fauler Diener.
Auf dich kann ich mich gar nicht verlassen.
Dich werfe ich raus.
Du sollst nicht mehr für mich arbeiten.
Und der Diener mit den 10 Millionen Euro bekommt die
10 000 Euro noch dazu.
Weil ich mich auf den guten Diener verlassen kann.

Jesus sagte:
Auf einige Menschen kann man sich verlassen.
Diese Menschen bekommen immer mehr.
Auf andere Menschen kann man sich gar nicht verlassen.
Diesen Menschen gibt keiner gerne etwas.
Bei Gott ist es genauso.
Gott sieht, auf welche Menschen er sich verlassen kann.
Diesen Menschen will Gott viel schenken

Evangelium in Leichter Sprache – Mt 25,1–30

Wie in dem dies verdeutlichenden Gleichnis (Matthäus 25:14-30) gezeigt wird, ruft der Herr bei seiner Wiederkunft zuerst seine Knechte und rechnet mit ihnen. Bei der Abrechnung mit den Knechten, die ihre Pfunde treulich verwendet und den Willen ihres Herrn zu erkennen und zu tun suchten, zeigt das Gleichnis, dass ein jeder, sobald er geprüft ist, in „die Freude seines Herrn“ eingelassen wird, ehe er die verheißene Herrschaft empfängt. Nun sehen wir dieses Gleichnis sich vor uns erfüllen, und zwar ehe unsere Teilnahme am Reiche beginnt. Selbst ehe noch die Feinde besiegt sind, wird jedem Treuen gestattet, eine klare Erkenntnis über das kommende Königreich und seine Herrlichkeit und über das großartige Werk des herauf dämmernden Tausendjahr-Tages zu gewinnen; und dieser Einblick in die große, bald durch die Wirksamkeit Christi und seiner verherrlichten Kirche für die ganze Menschheit zu vollbringende Restitution ist die Freude des Herrn, an der teilzunehmen ihnen gestattet wird.

Charles Taze Russell im Jahr 1890 „Dein Königreich komme“

Der Lohn der Treuen ist ein doppelter: Es wird ihnen nicht bloß wenig, sondern viel unterstellt, und sie werden zur Freude ihres Herrn geladen. Sie bleiben seine Diener, die er weiter nach seinem Willen tätig macht. Sie empfangen aber dazu reichere Kraft, einen größeren Machtbereich. Christus kennt kein müßiges Leben, auch nicht im Himmelreich; denn die Seinen sollen an seiner Herrschaft tätigen Anteil nehmen. Aber er hat nicht nur die größere Aufgabe für sie, sondern teilt seine eigene Freude mit ihnen. Er stellt sie neben sich und heißt sie selig sein in dem, was ihn selig macht. So stellt Jesus seinen Jüngern dar, was sein Dienst ihnen bringt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Mann im Gleichnis, der in die Fremde zieht, vertraut drei Knechten seine Güter an, und zwar gibt der abreisende Herr dem ersten fünf Talente, dem zweiten zwei Talente und dem dritten nur ein Talent. Ein Talent ist eine Geldsumme von etwa 5000 Mark. Lange Zeit bleibt der Herr des Gleichnisses aus. Er läßt auf sich warten. Man weiß nicht, wann er zurückkommt. Mit besonderer Betonung wird gesagt: »Nach langer Zeit kam der Herr zurück« (V. 19). Dann richtet der Herr über das Schaffen seiner Knechte. Der erste Knecht hat seine fünf Talente verdoppelt, das sind 50000 Mark, der zweite ebenfalls, das sind 20000 Mark geworden. Der dritte Knecht hat nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Er hat also nicht gearbeitet. Das Urteil des Herrn lautet für die beiden arbeitenden Knechte gleich. Sie gehen ein »zur Freude« des Herrn. Das Urteil des Herrn über den dritten Knecht ist ein vernichtendes. Das ist kurz der Gang des Gleichnisses.
Nutzanwendung in kurzen Worten: Es genügt nicht, auf die Wiederkunft des Herrn und auf das Gericht zu warten, sondern der Christ muß die Zeit des irdischen Lebens nutzen, um zu arbeiten und zu wirken mit den ihm geschenkten Gaben. Treue erwartet der Herr von einem jeden von uns, bis daß er kommt. »Handelt, bis daß ich wiederkomme!« (Lk 19,13).
Das ist kurz der Grundgedanke der Deutung. Nun die Ausführung: Die verschieden hohe Summe der Talente weist hin auf die verschiedenen Veranlagungen, Fähigkeiten und Gaben der Knechte. Nicht die Gaben als solche sind wichtig, sondern dies, wie die Knechte diese Gaben ausgewertet und genutzt haben.
Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe. Dem einen hat er mehr anvertraut, dem andern weniger! Ist das nicht ungerecht seitens des Gebers? Nein, denn in diesem Gleichnis sind nicht die Gaben als solche als das Eigentliche und Wesentliche betont, sondern die Nutzung und Wertung dieser Gaben. Und dabei ist der Herr gerecht, vollkommen gerecht! Denn der Herr mutet niemandem mehr zu, als er leisten kann. Denn nicht der Unterschied ist wichtig, der zwischen den beiden ersten Knechten besteht, sondern der Gegensatz, in dem der dritte Knecht gegenüber den beiden ersten Knechten sich befindet.
Also eine Ungerechtigkeit seitens des gebenden und schenkenden Herrn und Gottes kann nicht vorliegen! Denn nicht die Gabe als solche steht im Mittelpunkt des Berichtes, sondern die Treue, mit welcher die Gaben verwaltet, und zwar genutzt werden ihm zur Ehre.

Wuppertaler Studienbibel

Der Sinn des fünften Gleichnisses ist es, in erweiterter Form die Notwendigkeit zu betonen, weiter zu arbeiten, während man wacht und wartet. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Gläubigen unterschieden, sondern zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Die Gläubigen werden weiter arbeiten, während sie auf die Wiederkunft des Herrn warten; aber der Ungläubige kann nicht in dem Werk des Herrn arbeiten und wird deshalb zur Zeit der Wiederkunft des Herrn nichts vorzuweisen haben. Er wird als der Böse erklärt. Er kommt an den Ort der äußeren Finsternis und an den Ort des Heulens und des Zähneklapperns, die beschreibenden Ausdrücke des Feuersees.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias : eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse

Bei diesem Gleichnis liegt die Betonung auf der Notwendigkeit, an der Arbeit zu bleiben, während man wachsam ist und in Erwartung des Kommenden lebt. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Glaubenden unterschieden. Die Glaubenden sind die Knechte, die weiter fleißig arbeiten, während sie auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Aber der Ungläubige kann nicht für den Herrn tätig sein und wird deshalb bei der Wiederkunft Christi nichts vorzuweisen haben. Christus hat insgesamt fünf Gleichnisse vorgelegt, drei kurze und zwei ausführliche. Alle betonen die Notwendigkeit, wachsam, bereit und im Werk des Herrn tätig zu sein, während man auf die Wiederkunft des Herrn wartet.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Das fünfte Gleichnis betont das fleißige Arbeiten, um das es im dritten Gleichnis ging. Wieder wird zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterschieden. Die Gläubigen arbeiteten, und die Ungläubigen arbeiteten nicht: Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht (Matthäus 25,26). Der Knecht wird böse genannt, was zeigt, dass er unerlöst war, und er wird faul genannt, was bedeutet, dass er nicht arbeitete.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Das Gleichnis von den Talenten … schließt sich eng an die Ermahnung zur Wachsamkeit an, im Hinblick auf die plötzliche und sichere Wiederkunft Christi und die Belohnung oder Bestrafung, die dann erfolgen wird. . . . Das Gleichnis beginnt fast unvermittelt mit den Worten: ‚Denn [es ist] wie ein Mensch, der in die Fremde ging, [der] seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Güter übergab.‘ Die Betonung liegt darauf, dass sie seine eigenen Diener waren, und dass sie in seinem Interesse handeln sollten. Sein Eigentum wurde ihnen übergeben, nicht zur sicheren Verwahrung, sondern damit sie im Interesse ihres Meisters so gut wie möglich damit umgehen. Dies geht aus dem hervor, was unmittelbar folgt: ‚und so gab er einem fünf Talente …, einem aber zwei …, einem aber einen …, einem jeden nach seinem Vermögen‘ – das heißt, er gab einem jeden nach seinem Vermögen, im Verhältnis, wie er ihn für eine größere oder kleinere Verwaltung für geeignet hielt. Und er reiste alsbald ins Ausland. Nachdem Er die Verwaltung Seiner Angelegenheiten Seinen Dienern anvertraut hatte, je nach ihren Fähigkeiten, ging Er sofort weg.

So weit können wir keine Schwierigkeiten haben, den Sinn des Gleichnisses zu verstehen. Unser Herr, der uns für das Haus des Vaters verlassen hat, ist auf die Reise ins Ausland gegangen, und seinen eigenen Dienern hat er das, was er als seine eigenen „Güter“ beansprucht, nicht zur Verwahrung, sondern zum Gebrauch für ihn in der Zeit zwischen seiner Abreise und seiner Rückkehr anvertraut. Wir dürfen dies nicht auf die Verwaltung Seines Wortes oder auf das Heilige Amt beschränken, obwohl diese vielleicht vorrangig im Blick waren. Es bezieht sich allgemein auf alles, was ein Mensch hat, um Christus zu dienen; denn alles, was der Christ hat – seine Zeit, sein Geld, seine Möglichkeiten, seine Talente oder sein Wissen (und nicht nur „das Wort“) – gehört Christus und ist uns anvertraut, nicht um es zu verwahren, sondern um damit für den abwesenden Meister zu handeln – um den Fortschritt seines Reiches zu fördern. Und einem jeden von uns gibt er entsprechend seiner Arbeitsfähigkeit – geistig, moralisch und sogar körperlich – dem einen fünf, dem anderen zwei und dem nächsten ein „Talent“. Diese Arbeitsfähigkeit liegt nicht in unserer eigenen Macht; aber es liegt in unserer Macht, für Christus zu gebrauchen, was immer wir haben mögen

Edersheim

wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt

Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: (Eig Abteilung; ein militärischer Ausdruck) der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod (Eig Als letzter Feind wird der Tod weggetan)
„Denn alles hat er seinen Füßen unterworfen.“ (Ps 8,6) Wenn er aber sagt, daß alles unterworfen sei, so ist es offenbar, daß der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.
Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei.)
Elberfelder 1871 – 1. Kor 15,23–28

Jeder Einzelne erlebt die Auferstehung in einer ganz bestimmten Abfolge: Der Bahnbrecher ist der Messias. Danach folgen die, die zum Messias gehören, dann, wenn er sichtbar vor allen erscheinen wird. ° Und danach kommt das Ende, wenn er die Königsherrschaft Gott dem Vater wieder übergibt, dann, wenn er alle Herrschaft, Autorität und Macht vernichtet hat. ° Denn er muss als König regieren bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ihm alle seine Feinde endgültig unter seine Füße gelegt hat. ° Der allerletzte Feind, der vernichtet wird, das ist der Tod.
Denn Gott hat ihm alles endgültig unterworfen. Wenn es nun in Gottes Buch heißt:
»Alles ist ihm unterworfen«,
dann ist dabei ja auch klar, dass der davon ausgenommen ist, der ihm alles untergeordnet hat. ° Wenn ihm also alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem untergeordnet, der ihm alles unterworfen hat. Dann wird Gott alles in allem sein.
Roland Werner – Das Buch – 1. Korinther 15,23–28

Christus machte den Anfang; dann kommen die, welche Christus angehören, so oft er erscheint, um Auslese zu halten; die letzten kommen dann, wenn er Gott und dem Vater das Reich übergeben wird, sobald er jede andere Herrschaft und gottfeindliche Gewalt und Macht zum Aufhören gebracht hat. Christus muss ja so lange als König herrschen, bis Gott ihm alle Feinde zu Füßen gelegt hat. Der letzte Feind, der sich unterwirft, ist der Todesfürst; es heißt ja: „Bis er ihm alles zu Füßen gelegt hat.“ Sobald Christus sagen wird: „Alles ist unterworfen!“ ist selbstverständlich derjenige von der Unterwerfung ausgenommen, der Christus alles unterworfen hat. Wenn aber Christus alles unterworfen ist, dann wird Christus selbst als der Sohn sich demjenigen unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.
Johannes Greber – 1936 – 1.Korinther 15,23–28

Ein jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung. Der Erstling Christus, darnach die, so Christi sind, in seiner Zukunft; hernach das Ende, wenn er überantworten wird die Regierung dem Gott und Vater; wenn er aufheben wird alles Fürstentum und alle Gewalt und Macht.
Denn Er muß regieren, bis er alle Feinde unter seine Füße legt. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn alles hat er untergetan unter seine Füße; wenn er aber sagt, daß alles untergetan worden sei, ist’ offenbar, daß es sei außer demjenigen, der ihm das alles untergetan hat; wenn aber das alles ihm untergetan werden wird, alsdann wird auch er selbst, der Sohn, untertan werden dem, der ihm das alles untergetan hat; auf daß Gott sei alles in allen.
Johann Albrecht Bengel – 1.Korinther 15:23–28

Aber das geschieht nach der von Gott festgelegten Ordnung. Zuerst ist Christus auferstanden. Als nächstes werden, wenn er wiederkommt, die auferstehen (- Od Zuerst ist Christus lebendig gemacht worden. Als nächstes werden, wenn er wiederkommt, die lebendig gemacht werden. -), die zu ihm gehören. Und dann wird Christus die Herrschaft Gott, dem Vater, übergeben – dann, wenn er allen gottfeindlichen Mächten, Kräften und Gewalten ein Ende bereitet hat; dann ist das Ziel erreicht.
( – Jeder aber in der eigenen ´zeitlichen` Ordnung: Als Erstlingsfrucht Christus, dann die, die Christus gehören, bei seiner Wiederkunft, danach das Ziel/ Ende, wenn er die Herrschaft (od das Reich) dem Gott und Vater übergibt, wenn er jeder Herrschaft und jeder Gewalt und Macht ein Ende bereitet hat. Manche übersetzen Ordnung mit Abteilung/Gruppe und Ziel mit Rest; in diesem Fall weist Vers (neben Christus in Vers 23a und den Christen in Vers 23b) auf eine dritte »Abteilung« von Personen hin, die auferweckt werden: diejenigen, die nicht an Christus glauben. – )  
Denn Christus muss so lange herrschen, bis »Gott ihm alle seine Feinde unter die Füße gelegt hat« (. Od bis »er sich alle seine Feinde unterworfen hat«. Psalm 110,1. -).  Der letzte Feind ist der Tod, aber auch ihm wird schließlich ein Ende bereitet, 27 denn es heißt in der Schrift: »Alles hat Gott ihm unter die Füße gelegt.« (- Psalm 8,7 -) Ausgenommen von diesem »alles« ist natürlich der (- Od »Alles hat Gott ihm unter die Füße gelegt.« Wenn Gott dann erklären wird, dass Christus alles unterstellt ist, ist natürlich der ausgenommen. Aü »Alles hat er sich unterworfen.« Wenn Christus dann erklären wird, dass ihm alles unterstellt ist, ist natürlich der ausgenommen. W 27 Denn »alles hat er seinen Füßen unterworfen«. Wenn es aber heißt / Wenn er aber sagt, dass alles unterworfen ist, ist klar, dass der ausgenommen ist. -), der Christus zum Herrscher über alles gemacht hat. 28 Wenn dann alles unter die Herrschaft von Christus gestellt ist, wird er selbst, der Sohn, sich dem unterstellen (- wird auch er selbst, der Sohn, dem unterstellt werden. -), der ihn zum Herrn über alles gemacht hat. Und dann ist Gott alles in allen (- Od in allem. -)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 15:23–28

Wie gefährlich das „Bibelmikado“-Spiel ist, sehen wir hier in 1.Korinther. Wir dürfen eben nicht, einfach mit einer Konkordanz Bibelstellen zusammenstellen, damit unser Gedankenkonstrukt mit „der Bibel übereinstimmt“!

Die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten hängen insofern untrennbar zusammen, dass Christus „als Erstling unter denen, die entschlafen sind“ von den Toten auferstanden ist. Der „Erstling“ ist der erste Teil eines Ganzen (16,15; Röm 8,23; 11,16; 16,5; 2Thess 2,13). Jesu Auferstehung wird damit „als Auftakt, Grund und Versprechen der allgemeinen Totenauferweckung charakterisiert, die darum, von jener unabtrennbar, in Kürze folgen wird.“ (Schrage, 160).
(21-22) Warum ist Christus der „Erstling“ derer, die von den Toten auferstehen? Paulus begründet dies durch einen Vergleich mit Adam. Durch diesen „einen Menschen“ ist „der Tod gekommen“. Genauso kommt nun „durch einen Menschen“ – Jesus Christus – „die Auferstehung der Toten“. So „wie sie in Adam alle sterben“, so „werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“.
(23-24) Die folgenden Verse erklären die einzelnen „Etappen“ dieser endzeitlichen Ereignisse:
• Christus ist der „Erstling“.
• Bei seinem zweiten Kommen werden alle von den Toten auferstehen, „die Christus angehören“.
• Dann kommt „das Ende“ bzw. die Vollendung. Nachdem Christus „alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat“ übergibt er „das Reich Gott, dem Vater“.
(25-28) Die letzte „Etappe“ wird nun ausführlich erläutert. Zunächst stellt Paulus fest, dass Christus so lange herrschen muss, „bis er [Christus] alle Feinde unter seine [Gottes] Füße gelegt hat“ (EB; die LB übersetzt irrtümlich: „… bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“). „Der letzte Feind“, den Christus vernichten wird, „ist der Tod“ (vgl. 15,54-57).
In diesem Zusammenhang zitiert Paulus Ps 8,7: „Alles hat er unter seine Füße getan“. Damit er nicht missverstanden wird, erklärt er, dass die Aussage, dass Christus „alles“ unterworfen ist nicht meint, dass Christus auch Gott selbst unterworfen hat. Als derjenige, „der ihm“ – Christus – „alles unterworfen hat“, ist Gott davon „ausgenommen“.
Wenn Christus mit Gottes Hilfe „alles unterworfen worden ist, dann wird sich auch der Sohn selbst dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat“ (Übersetzung Schrage IV, 152). Warum? „Damit Gott sei alles in allem“ – damit Gottes Herrschaft allumfassend ist.

Mainka – 1. Korintherbrief

Eines der wichtigsten Geheimnisse, die Paulus lehrt, ist, dass der reguläre Ablauf der Geschichte in einem letzten, dramatischen Moment gipfeln wird: „Hört, ich will euch ein Geheimnis sagen! Wir werden nicht alle sterben, sondern wir werden alle verwandelt werden, in einem Augenblick, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn die Posaune wird erschallen, und wir werden verwandelt werden“ (15,51; vgl. 7,26-31; 1 Thess 4,16). Das Thema der Auferstehung steht im Mittelpunkt des Paulusevangeliums (vgl. Röm 6,5-11). Für ihn bedeuten der Tod und die Auferstehung Christi eine Verwandlung der Welt, den Beginn der vollen Souveränität Gottes auf Erden, die von keiner bösen oder dämonischen Macht beeinträchtigt wird. Christus ist „die Erstlingsfrucht derer, die gestorben sind“ (1 Kor 15,20). Seine Auferstehung gilt als einzigartig, aber auch als der Beginn eines Paradigmas. Die Gläubigen sollen nach dem Tod das ewige Leben empfangen, wie es Jesus nach seiner Kreuzigung tat. Paulus verwendet eine Adam/Christus-Typologie, wenn er diese Behauptung aufstellt: „Denn da der Tod durch einen Menschen gekommen ist, ist auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen gekommen“ (Vers 21; vgl. Verse 43-49). Während Gott durch Adam den Tod eingeführt hat, so das Argument des Apostels, hat er durch Christus das (ewige) Leben geschaffen.
Paulus fährt fort, indem er ein eschatologisches Szenario entwirft. Korinther 15:23 behauptet, dass zunächst die Erstlinge (die Auferstehung Christi) kommen und „dann bei seiner Ankunft (ἐν τῇ παρουσίᾳ αὐτοῦ) die, die zu Christus gehören“. Die Parusie bezeichnet die Wiederkunft des auferstandenen Christus, bei der die Gläubigen auferweckt werden. Danach, so Paulus, „kommt das Ende (τὸ τέλος), wenn (ὅταν) er das Reich Gott, dem Vater, übergibt, nachdem (ὅταν) er jeden Herrscher und jede Gewalt und Macht vernichtet hat“ (Vers 24). Paulus stellt sich nicht nur den Sturz der politischen Führer vor, sondern einen umfassenderen Sturz der Bosheit, der Sünde und sogar des Todes (Verse 26, 54-55; vgl. Röm 8,38). Nach ihrem Sturz übt Gottes Herrschaft, das himmlische Reich, die volle Kontrolle über die Welt aus. Die eschatologischen Ereignisse, die Paulus in 1. Korinther 15 verkündet, haben eine dreifache Abfolge. Das erste, die Auferstehung Christi, ist für Paulus bereits geschehen. Das zweite ist die Parusie, die zur Auferstehung der Gläubigen und zum Umsturz der weltlichen Mächte führt. Das dritte ist das Telos, die letzte Stufe des göttlichen Plans, die die Rückkehr der göttlichen Herrschaft von Christus zum Herrn umfasst – die volle Herrschaft der Souveränität Gottes.
Der Umfang der eschatologischen Aussagen des Paulus ist beeindruckend. Aber der Teufel steckt in den Details. Christus erhält eine Art Kontrolle über das Reich Gottes, die er aber wieder abgibt, sobald das Böse besiegt ist (15,28). Das bedeutet, auch wenn es im Brief nicht ausdrücklich gesagt wird, dass der auferstandene Christus ein König oder zumindest eine Art Repräsentant des Reiches Gottes auf Erden wird, nicht unähnlich dem „Menschensohn“ in Daniel 7. Im Ersten Korintherbrief wird jedoch nicht gesagt, wann genau Christus diesen erhabenen Status erlangen und die Macht erlangen soll, mit der er das Böse besiegt (1 Kor 15,24). Aus dem Brief selbst geht hervor, dass dies bei seiner Auferstehung oder seiner Parusie geschehen könnte.

Die eschatologische Verkündigung des Paulus in 1. Korinther 15 lässt sich besser verstehen, wenn man sie mit jüdischen Apokalypsen vergleicht, die etwa zeitgleich entstanden sind. Ich konzentriere mich auf die Gleichnisse des Henoch und des 2 Baruch, die beide in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts N. CHR. verfasst wurden (man beachte auch 4 Esra). Sie sind in äthiopischer bzw. syrischer Sprache überliefert. In den Similitüden wird das eschatologische Gericht nicht von Gott im Himmel vollstreckt, sondern vom Menschensohn (walda beʾsi), dem Titel einer messianischen Gestalt (im Gegensatz zu Daniel 7), die auf einem Thron auf der Erde sitzt (1 En. 46:2-3; vgl. 61:8; 69:29). Der Menschensohn wird die weltlichen Mächte richten und besiegen: „Alle Könige und Mächtigen und Erhabenen und alle, die das Land beherrschen, werden vor ihm auf ihr Angesicht fallen“ (62,9), ebenso wie die Sünder und die Ungerechten im Allgemeinen (Vers 2; vgl. 4 Esra 12,32-33). Das eschatologische Szenario sieht eine umwälzende und radikale Umgestaltung der Erde vor, bei der die „Berge wie Widder springen werden“ (1. En. 51:4). Es wird auch eine Auferstehung der Toten geben (Vers 1).

Gabriele Boccaccini und Carlos A. Segovia – Paulus der Jude – Den Apostel als Figur des Judentums des Zweiten Tempels neu lesen

Die Geschehnisse am Ende der Zeit werden in einer bestimmten Ordnung ablaufen. Paulus geht es hier nicht darum, die Reihenfolge der künftigen Auferstehung bis ins Detail zu schildern, sondern er möchte der christlichen Gemeinde, die er anspricht, ihren Platz innerhalb dieses Ablaufes aufzeigen. Wie er schon zuvor festgehalten hat (V. 20), ist Christus das Vorbild der Christen und der Garant ihrer Gewißheit.
Er wird zurückkehren, wie er Versprochen hat (Joh 14,2-3), und dann werden die, die seine Kirche bilden, und auch die im Glauben an Christus Gestorbenen auferweckt werden (1Thes 4,16). In dieser Abfolge ist zwar nicht von einem bestimmten zeitlichen Rahmen die Rede, doch wir wissen, daß inzwischen schon etwa 2000 Jahre Verstrichen sind.

1Kor 15,24
Nach der Auferstehung der Kirche folgt eine weitere Periode, bis Christus dann am Ende … das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird (vgl. Mt 13,41-43). Manche Exegeten bestreiten allerdings, daß diese Verse irgendeinen Hinweis auf eine Zeit zwischen der Auferstehung der Gemeinde und dem endgültigen Gericht enthalten; ihrer Ansicht nach werden die Wiederkehr Christi und die Vollendung aller Dinge gleichzeitig stattfinden. Wie im vorigen Vers erfahren wir auch hier nichts über die Zeiträume, in denen sich diese Ereignisse abspielen.
Es ist durchaus denkbar, daß sie in ihrer chronologischen Abfolge nahezu zusammenfallen (1Kor 15,5), doch es ist ebensogut möglich, daß sie sich über eine bestimmte Zeit hinziehen (vgl. V. 23). Angesichts der Tatsache, daß zwischen der ersten und der zweiten Phase – zwischen der Himmelfahrt und der Wiederkunft Christi – an die 2000 Jahre Verstreichen konnten, wäre ein Zeitraum, der halb so lang währt, ein tausendjähriges Interim zwischen der zweiten und der dritten Phase, ohne weiteres vorstellbar.

1Kor 15:25-26
Wenn Christus zurückkehrt, wird der Tod, die Personifizierung des letzten Widersachers Christi (vgl. V. 55; Hebräer 2,14), endgültig besiegt werden. Dabei wird nicht, wie manche Korinther glauben, der Körper der Menschen, sondern der Zerstörer des Körpers, der Tod selbst, vernichtet werden.

1Kor 15:27-28
Die Reprise des in diesen Versen ausgesprochenen Gedankens findet sich in Vers 57. Durch die Macht Gottes wird dem fleischgewordenen Christus alles unterworfen werden (vgl. Phil 3,21), er selbst aber wird Gott untertan sein. Damit findet das Werk des Sohnes seine Erfüllung in der Herrlichkeit des Vaters (vgl. Joh 17,4-5). Das ist auch die endgültige Bestimmung derGemeinde (vgl. 1Kor 10,31; Eph 1,6.12.14 ). Wenn Gott alles in allem (vgl. Röm 11,36) sein wird, wird die neue Schöpfung vollendet sein, und der auferstandene Christus und seine Gemeinde werden an dieser Vollendung teilhaben (vgl. Offb 22,1).

Walvoord Bibelkommentar

23 Paulus offenbart nun – in groben Zügen – daß das prophetische Programm auf der Auferstehung Christi ruht. Er macht die Reihenfolge der Tatsachen bekannt:
Die Auferstehung des Christus, des Erstlings
Die Parusie , die Ankunft, welche die umfaßt, die „Christus gehören“.
Das Ende
, das uns an die Grenze des ewigen Seins führt, wenn Christus, als der göttliche Testamentvollstrecker das Reich Gott, dem Vater, übergibt, nachdem er die Absicht der Gottheit völlig erfüllt hat.
Wir sollten beachten, daß wir heute zwischen der Auferstehung Christi und der Parusie stehen. Außerdem sollten wir beachten, daß das ganze prophetische Programm sich von der Parusie (1 Thessalonicher 4,16-18) bis zum „Ende“ ausdehnt. ( Parusie bedeutet nicht nur das Kommen, sondern auch das anschließende Bleiben. Es ist ein spezieller Ausdruck, der gebraucht wird, um das Kommen des HERRN zu beschreiben.) Noch einmal muß betont werden, daß dieses ganze Programm bis zu seiner Erfüllung auf der Tatsache der Auferstehung Christi ruht. Es ist klar, daß der Apostel die Bezugnahme auf das Programm streng zusammenfaßt. Er führt unsere Gedanken von der Parusie zum Ende und läßt alle Bezugnahmen auf die Drangsal, auf Details, wie die öffentliche Ankunft Christi, die Bedingungen während des 1000jährigen Reiches und die letzte Rebellion (Offb 20,7-10) weg. Wieder wird der HERR als Erstling bezeichnet, ein sehr passender Titel im Zusammenhang mit der Auferstehung. Dieser Titel bringt uns die ständige Zusicherung, daß auch wir auferstehen werden, so wie Er auferstand. Er steht allein in dieser „Ordnung“, da Seine Auferstehung außergewöhnlich und einzigartig ist. Der Ausdruck „die, welche des Christus sind“ bezieht sich auf alle, die Ihm gehören, was auch die Heiligen des AT einschließen könnte. Wenn das so ist, dann würden sie bei der Entrückung mit der Gemeinde auferstehen, da sie „nicht ohne uns“ vollendet werden sollten (Hebräer 11,40). Wann die Heiligen des AT auferstehen, ist der Gegenstand vieler Kontroversen gewesen, so wird es nicht gut für uns sein, hier dogmatisch zu werden. Diejenigen, die Dan 12,2 für eine leibliche Auferstehung halten, werden vielleicht darauf bestehen, daß solch eine Auferstehung stattfindet, wenn der HERR zur Aufrichtung Seines Reiches kommt.
24 Das Ende bezieht sich wahrscheinlich auf das Ende der Weltordnung, die Vollendung aller Dinge und wird hier als das definiert, wenn Christus das Reich „übergibt“ (man beachte den Präsens). Der Wechsel vom Präsens zum Aorist „wenn er … weggetan haben wird“ beschreibt, daß das „Weggetanwerden“ dem „Übergeben“ vorangeht. „Alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht“ bezieht sich auf das, was menschlich oder satanisch ist. „Weggetan“ ( katargeô) bedeutet abschaffen, unwirksam machen, alle Formen des Widerstandes annullieren. Das würde alles einschließen, was stattfindet, wenn Er Sein Reich aufrichtet und wenn Er die letzte Rebellion niederschlägt, von der in Offb 20,7-10 berichtet wird. In der menschlichen Sphäre schließt „Herrschaft“ jede Form von Herrschaft ein, die diese Welt kennt, von einer Diktatur bis zur Demokratie. „Gewalt“ bezieht sich auf die, welche die Herrschaft ausüben, auf die, welche als Autoritäten über irgend eine Nation gesetzt sind. „Macht“ ist das Mittel, mit dem die Herrschaft ausgeübt wird, z.B. durch Polizei oder Armee. Alle Personen, die solch einen einflußreichen Platz am „Ende“ der Zeit innehaben, werden gerichtet und am Schicksal des Tieres, des falschen Propheten, des Königs des Südens, des Königs des Nordens, der Assyrer, Gogs und Magogs und anderer teilhaben. In der Geisterwelt bezieht sich die satanische Herrschaft auf Dämonen, die unter der Herrschaft Satans stehen, denen bestimmte Gebiete übergeben sind, in denen sie ihren unheilvollen Einfluß auf Nationen ausüben – siehe Dan 10,13: „der Fürst des Königreiches Persien“. Was hier betont wird, ist die Tatsache ihres Gerichts, nicht die Mittel, durch die es vollzogen wird.
25-26 Die Aussage „er muß herrschen“ ist sehr beruhigend. Gott hat es verfügt und niemand kann es hindern. Das Wort „muß“ deutet an, daß es sicher und zwangsläufig so ist. Schließlich wird Christus Seinen wahren Platz einnehmen: „ein König wird in Gerechtigkeit regieren“ (Jes 32,1). Als Sohn Abrahams wird Er das Land, als Sohn Davids den Thron und als Sohn des Menschen die Erde beanspruchen. Was in Ps 110,1 von Gott ausgesagt ist, wird hier auf Christus bezogen. „Unter seine Füße“ bedeutet den völligen Sieg und die absolute Vormachtstellung. Er ist unbestritten HERR. Keine Macht kann sich gegen Ihn stellen. All das wird sicher geschehen. Wie gut ist es, daß wir in unseren Tagen, wo das Böse so herrscht und wuchert, diese große Wahrheit erfassen dürfen, daß schließlich das, was Gott versprochen hat, sicher eintreten wird. Auch der letzte Feind, der Tod, wird seiner Macht beraubt. Er wird hier gesondert als ein unabhängiger Feind erwähnt, dessen Macht von Anfang an universal war. „Der Tod wird nicht mehr sein“ (Offb 21,4). All das, was von Gott in dem ewigen Sein aufgerichtet wird, ist jenseits der Macht des Todes. Es ist eine todesfreie Szene, wo das ewige Leben unangefochten herrschen und regieren wird. Offb 20,14 beschreibt das Ende des Gerichtes über den Tod: „Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen.“ Es sollte beachtet werden, daß es in 2.Tim 1,10 als ein Ergebnis des ersten Kommens Christi dargestellt wird, daß Er „den Tod zunichte gemacht“ hat. Dies bezieht sich auf Seinen Sieg über Ihn in der Auferstehung. Für den Christen wurde er besiegt.
27-28 Es wird gut sein, die Personen zu unterscheiden, auf die sich die Pronomen in diesen Versen beziehen. „Denn alles hat er (Gott) seinen (Christi) Füßen unterworfen.“ Wenn er aber sagt, daß alles unterworfen sei, so ist es offenbar, daß der ausgenommen ist (Gott), der ihm (Christus) alles unterworfen hat. Wenn ihm (Christus) aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem (Gott) unterworfen sein, der ihm (Christus) alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei.“ Der einleitende Ausdruck in V.27 ist aus Ps 8,6 zitiert: „Alles hast du unter seine Füße gestellt.“ Dort bezieht es sich auf die Vormachtstellung des Menschen (Adam) über die Schöpfung – hier bezieht es sich direkt auf Christus. „Alle Dinge“ hat eine universelle Reichweite mit einer einzigartigen Ausnahme: Gott selbst. Die Veränderung der Zeitform sollte hier beachtet werden: „Alles hat er seinen Füßen unterworfen“ ist ein Aorist, d.h. ein vollständiger, ein für allemal geschehener Akt der Unterwerfung. „Daß alles unterworfen sei“ ist Perfekt und deutet an, daß die Unterwerfung beständig bleibt. „Der ihm alles unterworfen hat“ ist wieder Aorist und bezieht sich auf die erste Aussage. Die universale Oberherrschaft gehört Christus, aber das vermischt sich nicht mit der Oberherrschaft des Vaters und verstößt nicht gegen diese. V.28 liefert den abschließenden Gedanken zu dem ganzen Schema. Es wird gesagt, daß der Sohn selbst dem Vater unterworfen sein wird. Sein Werk als göttlicher Werkmeister der Gottheit ist nun vollendet und die abgefallene Schöpfung ist wieder in Übereinstimmung mit Gott gebracht. Nun unterwirft Er sich selbst Gott. Einige haben Schwierigkeiten in diesem Ausdruck gefunden, wenn aber einmal beachtet wird, daß die Unterordnung administrativ und nicht wesenhaft ist, dann wird alles klar. Es bezieht sich auf eine offizielle Stellung, nicht auf die Gemeinschaft. Offiziell ist Er untergeordnet und wird es auch im ewigen Zustand als göttliche Exekutive bleiben, Er wird die Herrschaft als Haupt ausüben. In diesem Sinn beeinflußt die Unterwerfung nicht die Wesensgleichheit. Nach allem hat sich der HERR in die Unterordnung unter den Vater begeben, um den Platz des Dieners einzunehmen und Seinen Willen zu vollführen. W. Hoste hat in “ Bible Problems and Answers „ S. 340 eine interessante Notiz: „Die exakte Ordnung der Worte ist diese: Dann also (dann, nicht weniger als vorher) wird der Sohn selbst unterworfen werden, daß Gott alles in allem sei (nicht werde).“ Alles wird nun dem göttlichen Wunsch entsprechend sein. Gott und die Gottheit wird nun in ungestörter Ruhe ruhen. Jeder Feind ist unterworfen, und die ganze Schöpfung wird in den ewigen Zustand eingehen – Kampf und Konflikt auf der Erde sind für immer vorbei.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Wirkungsmacht der Auferstehung Jesu Christi drängt zum Ende der Geschichte. Das Ende der alten Schöpfung ist mit dem Morgen der Auferstehung eingeläutet. Doch Gott vollendet sein Heil nach seiner »Ordnung«. Es ist ein Begriff aus dem militärischen Bereich, der hier im Griechischen steht, etwa als »Heeresabteilung« wiederzugeben. Die Endvollendung des Heils sind Kampfabschnitte, in denen der dreieinige Gott zur Vernichtung der Feinde antritt. Jetzt, vor der Wiederkunft Jesu Christi, kämpft Gott in dieser Welt im Angriff der Liebe, der noch nicht vernichtet, sondern in gewinnender Liebe heimsuchen und damit retten will. Er wird aber mit unwiderstehlicher Gewalt vernichten alle gottwidrige »Herrschaft« (gemeint sind die sich absolut setzenden staatlichen Gewalten, gipfelnd im Antichrist), alle »Obrigkeit« (im Blick sind alle, die die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über Menschen ausüben wollen, seien es Religionen, Ideologien oder Machthaber) und alle »Gewalt« (besonders ist an Mächte und Machthaberei gedacht, die sogar Wunderkraft, übernatürliche Macht gegen Gott einsetzen, wie es in der antichristlichen Zeit geschehen wird). Nach deren Überwindung wird das Heil vollendet sein.
Jedoch dies ist das Endziel. Jetzt geht es nach Gottes Heilsplan von Angriff zu Angriff: »Der Erstling Christus«, der Angriff des Evangeliums; seine Auferstehung hat die Macht des Todes gebrochen (vgl. Offb 1,18). Danach folgt der Angriff gegen alle Herrschaft des Satans, wenn der Christus bei seiner Wiederkunft die Seinen, die ihm »angehören« (wörtlich: »die des Christus«), der satanischen Herrschaft entreißen wird. Hier bezeugt Paulus klar die Auferstehung (bzw. Entrückung) der Gemeinde Jesu Christi vor dem Ende der Welt. Die Wiederkunft Jesu gilt zunächst seiner Gemeinde und wird sie vollenden. »Danach das Ende«: jetzt kommt der Heilsplan Gottes zum Vollendungsziel. Christus wird das Reich dem Vater übergeben. Gottes Ehre wird darin zur vollendeten Darstellung kommen. Das Evangelium ist Botschaft vom endgültigen Sieg der Gottesherrschaft. Wer aber die Auferstehung Jesu Christi umdeutet oder gar leugnet, verliert das ganze Heilshandeln bis zum Vollendungsziel aus den Augen.

15,25: »Denn er muß herrschen, bis daß er ›alle Feinde unter seine Füße lege‹. (Ps 110,1)«
Die Herrschaft Christi wird alle Feinde schließlich vernichten. Schon in Psalm 110,1 sieht der Apostel das verheißen. Paulus versteht diese atl. Stelle messianisch, wie Jesus selbst (vgl. Mt 22,44; Apg 2,34 ff.; Hebr 1,13; auch Phil 3,8–10). Was dort von Gottes Herrschaft gesagt ist, vollzieht Gott in Christus. Paulus malt die letzte Vollendungsstufe nicht aus, doch dürfen wir bei dieser Königsherrschaft Jesu Christi wohl an das Tausendjährige Reich denken, das uns schon das AT in vielen auf diese Erde als Reich des Messias weisenden Verheißungen andeutet (vgl. Jes 11–12; 25,6ff.; 26,1 ff.; 32,1 ff.; 35; 49,8ff.; 52; 60; 62 und bei anderen Propheten), und wie es auch das NT bezeugt (vgl. Mt 24,31; 1 Thes 4,16ff.; Offb 20,1 ff.). 15,26: »Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.«
Vor dem neuen Himmel und der neuen Erde steht die Vernichtung des Todes. Er wird seine Macht verlieren, ja wird abgetan, »vernichtet« werden (vgl. Offb 20,14; 21,4; vgl. auch 2 Tim 1,10). Dann werden alle Mächte, die das Herrschaftsrecht des Todes begründeten, abgetan sein, auch Satan und alle seine Engel. Damit ist auch der Tod entmächtigt.

15,27: »Denn ›alles hat er unter seine Füße getan‹ (Ps 8,7). Wenn er aber sagt, alles sei untertan, ist’s offenbar, daß ausgenommen ist der, der ihm alles untergetan hat.«
So christusgefüllt ist für den Apostel das AT. Aus dem Wort Psalm 8,7 ersieht Paulus – ursprünglich beschreibt dieses Wort die königliche Stellung des Menschen über allem Geschöpflichen – die königliche, nicht aufzuhaltende Siegesmacht des Christus bei der Vollendung. Für diesen »Menschen« (vgl. V.21) gilt dieses Schriftwort in prophetischer Voraussage. Gott überträgt seinem Sohn alle Macht (vgl. Mt 28,18). Ihm wird alles »untertan« (wörtlich: »unterworfen«) von Gott, dem Vater. Der Vater aber, das ist »offenbar« (im Sinn von »offenkundig«), verleiht dem Sohn diese Macht. Er ist nicht dem Sohn »untergetan«, sondern der Sohn vollzieht den Heilswillen des Vaters zu Gottes Ehre. Er ist Sohn – das ist Jesu Christi Ehre und Ruhm. Wie der irdische Jesus, so sucht auch der himmlische Christus in allem die Ehre des Vaters (vgl. Joh 5,4ff.; 8,50).

15,28: »Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allem.«
Der Sohn wird sich dem Vater unterstellen. Seine Liebe wird hier zur Vollendung kommen, sein Wille erfüllt: »Gott wird sein alles in allem.« Seine Ehre, Gottes Ruhm wird über allem sichtbar sein. Von Allversöhnung kann nicht die Rede sein, denn es geht ja zu diesem Endziel durch ewige Vernichtung der Feinde. Nein, hier ist die erste Bitte des Vaterunsers am Ziel: »Dein Name werde geheiligt.« Gottes Klarheit, Macht, Ruhm und Ehre wird das All durchdringen und bestimmen (vgl. Offb 21,2ff.; 22,5).

Edition C Bibelkommentar

„Alle Söhne Gottes brachen in Beifallsrufe aus“

Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?
Elberfelder 1871 – Ijob 38,7

Wo warst du, als ich die Grundfesten der Erde legte? Sag es mir, sofern du Bescheid weißt!
Weißt du, wer ihre Maße festlegte oder wer das Maßband über ihr ausspannte?
Worauf sind ihre Stützpfeiler eingesenkt und wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander sangen und alle Engel vor Freude jubelten?
Neues Leben – Bibel 2006 – Hiob 38,4–7

Also, Hiob, wo warst du eigentlich, als ich die Erde gemacht hab? Im Ernst, wenn du das weißt, dann sag es mir bitte! Wer hat die Größe der Erde festgesetzt? Wer hatte überhaupt so ein Maßband, das lang genug war? Hallo?
Und wie ist das geregelt, dass sie sich um ihre eigene Achse dreht? Wer hat das alles perfekt geplant, so dass das ohne Probleme funktioniert? Als das passiert ist, haben die Sterne erst mal einen Gospelchor gegründet, und auch die Minister von Gott sind voll abgegangen vor Freude.
VolxBibel – Hiob 38,4–7

Und wie reagieren wir persönlich auf die Wunderwerke in der Schöpfung?
Jubeln wir – wenn wir uns mit der Schöpfung beschäftigen, oder sind wir eher genervt und brauchen unbedingt „unsere Technik“ zur Ablenkung?

Lobpreismusik ist keine moderne Erfindung. Zwar verbinden wir heute mit dem Wort „Lobpreis“ häufig eine ganz bestimmte Art von Liedern und einen ganz speziellen, oft recht einheitlich klingenden musikalischen Sound. In Wirklichkeit aber gab es Lobpreismusik schon immer, in allen Kulturen, Religionen und Zeiten. Schon an dem Tag, als Gott den Grund der Welt legte, lange bevor es Menschen gab, sangen die Sterne Loblieder für Gott (Hiob 38,7). Gott hat Lobpreis in seine Schöpfung und in die Geschichte der Welt hineingewoben. Deshalb lohnt sich eine Zeitreise durch die Geschichte der Lobpreismusik.
DIE ANFÄNGE DER LOBPREISMUSIK IM ALTEN TESTAMENT
Die Anfänge unseres christlichen Gottesdienstes liegen im Alten Testament. Die ersten Christen waren tief verwurzelt in ihrem jüdischen Glauben, und um „Lobpreis zu machen“, gingen sie in den Tempel von Jerusalem (Lk 24,52-53; Apg 2,46). Hier war zur Zeit des Alten Testaments der zentrale Ort der Anbetung: 4.000 Musiker taten ihren Dienst im Tempel, 288 davon waren Sänger, „allesamt Meister“ (1. Chr. 23,5; 25,7). König David, der selbst „des Saitenspiels kundig“ war, hatte spezielle Anbetungsleiter aus dem Stamm der Leviten ausgewählt, um die Gemeinde im Lobpreis anzuleiten (1. Sam. 16,17; 1. Chr. 16,4-6). So wurde der gemeinsame Lobpreis im Tempel eine Erfahrung, die nicht nur musikalisch hochwertig war, sondern auch Einheit zwischen ganz verschiedenen Menschen stiftete und zu einer Begegnung mit der machtvollen Gegenwart Gottes führte. Die eindrückliche Beschreibung eines solchen Lobpreismomentes im Tempel findet man in 2. Chronik 5,11-14.

3E-02-2021

Mit zahlreichen Fragen zu den Gebieten der Kosmologie, Ozeanographie, Meteorologie und Astronomie zwang Gott Hiob zum Nachdenken darüber, ob er überhaupt die Kompetenz besaß, über die Herrschaft des Allmächtigen über die Welt zu Gericht zu sitzen. Gott bediente sich der Ironie, um Hiobs Unkenntnis zu entlarven (z. B. „Sag mir’s“, V. 4 , vgl. V. 18 ; „Du weißt es ja“, V. 21 ).
(1) Fragen bezüglich der Erde ( 38,4-21 )
Hi 38:4-7
Hiob sah sich sofort mit der Tatsache konfrontiert, wie unbedeutend er selbst war, denn er war natürlich nicht zugegen gewesen, als Gott die Erde gründete . Da er nicht beobachtet hatte, was damals geschehen war, vermochte er es auch nicht zu sagen. Wie konnte er jetzt noch versuchen, Gott Ratschläge zu erteilen? Die Erschaffung der Erde wird hier wie der Bau eines Hauses beschrieben, das ein Fundament, Maße, eine Richtschnur, Pfeiler und einen Eckstein erhält. Als Gott die Erde schuf, glich dieser Vorgang dem Zusammenfügen verschiedener Bestandteile eines Hauses.
Hiob war nicht zugegen gewesen, als die Morgensterne (möglicherweise Venus und Merkur; vgl. Hi 3,9 ) den Herrn lobten und die Gottessöhne (vgl. Hi 1,6;2,1 ) vor Freude darüber jauchzten, weil Gott die Erde geschaffen hatte. Wenn hier von singenden Sternen die Rede ist, so handelt es sich um eine Personifizierung, nicht um einen Hinweis auf die von den Sternen erzeugten Klänge, die mit astronomischen Instrumenten entdeckt worden sind. (In Ps 148,2-3 wird den Engeln und den Sternen geboten, den Herrn zu preisen!)

Walvoord Bibelkommentar

Adam und Eva allein die Schuld am Tod zu geben, übersieht die Tatsache, dass sie nicht die ersten Geschöpfe waren, die gegen Gott sündigten. Laut der Heiligen Schrift war Satan der Erste. Seine Selbsterhöhung hatte den geistlichen Tod zur Folge – die ewige Trennung von Gott (Hesekiel 28:14-18).

Die Bibel macht keine Angaben zum Zeitpunkt der ersten Rebellion Satans. Es ist klar, dass sie stattfand, bevor Gott ihm erlaubte, den Garten Eden zu betreten. In Hiob 38:7 steht, dass die Engel bereits existierten, als Gott die Erde gründete. Es ist möglich, dass Satan vor diesem Ereignis gesündigt hat. Vielleicht hat er sogar gesündigt, bevor Gott das Universum erschuf. Adam für den Verfall und den Tod im Universum verantwortlich zu machen, verzerrt daher die Geschichte der Sünde und Gottes Antwort darauf.

Hugh Ross – Eine Frage von Tagen – Lösung eines Schöpfungskonflikts

Wann wurden die Engel erschaffen?

Alle Engel müssen vor dem siebten Schöpfungstag erschaffen worden sein, denn wir lesen: „So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer“ (1. Mose 2,1, wobei wir „Heer“ als die himmlischen Kreaturen verstehen, die das Universum Gottes bewohnen). Sogar noch ausdrücklicher als dies ist die Feststellung: „Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und er ruhte am siebten Tag“ (2. Mose 20,11). Daher wurden alle Engel spätestens bis zum sechsten Schöpfungstag erschaffen.
Aber können wir uns noch klarer ausdrücken? Es könnte ein Hinweis auf die Erschaffung der Engelwesen am ersten Schöpfungstag im Bibeltext enthalten sein, wenn wir darin lesen: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1), und dann unmittelbar danach lesen können: „Die Erde aber war wüst und leer“ (1. Mose 1,2), jedoch ohne eine Erwähnung der Himmel in diesem zweiten Vers. Dies könnte darauf hindeuten, dass der unbewohnbare Zustand der Erde den Himmeln gegenübergestellt wird, wo Gott vielleicht bereits Engelwesen erschaffen und ihnen verschiedene Rollen und Ordnungen zugewiesen hatte. Diese Idee wird noch plausibler, wenn wir lesen, dass „die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten“, als Gott im Prozess der Gestaltung oder Gründung der Erde ihren „Eckstein“ legte und ihre „Grundpfeiler“ einsenkte (Hiob 38,6–7). Wenn die Engel („alle Söhne Gottes“) vor Freude jubelten, als Gott die Erde bewohnbar machte, könnte dies implizieren, dass Gott die Engelwesen früh am ersten Tag erschuf.
Da wir jedoch in der Heiligen Schrift nur Hinweise haben, müssen wir uns mit der Tatsache zufriedengeben, dass Gott uns nicht viele Informationen über den Zeitpunkt der Erschaffung der Engel gegeben hat. Weitergehende Spekulationen, ohne klare biblische Angaben, würden nutzlos erscheinen. „Was verborgen ist, das steht bei dem HERRN, unserem Gott; was aber geoffenbart ist, das ist ewiglich für uns und unsere Kinder bestimmt, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5. Mose 29,29).
Einige Zeit bevor der Satan Eva im Garten versuchte (1. Mose 3,1), sündigten einige Engel und rebellierten gegen Gott (2. Petr 2,4; Jud 6). Dieses Ereignis geschah offenbar nach dem sechsten Schöpfungstag, als Gott alles sah, „was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31); doch darüber hinaus gibt die Bibel uns keine weitergehende Information.

Grudem 2013 – biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie

Die biblische Antwort ist, dass die himmlische Heerschar vor der Schöpfung bei Gott war. In der Tat waren sie Zeugen davon. Was Gott zu Hiob in Hiob 38:4-7 sagt, ist in diesem Punkt eindeutig:

Als Gott die Fundamente der Erde legte, waren die „Söhne Gottes“ dabei und schrien vor Freude. Aber wer sind die Söhne Gottes? Offensichtlich sind es keine Menschen. Dies ist vor der Erschaffung der Welt. Wir könnten sie uns als Engel vorstellen, aber das wäre nicht ganz richtig.

Die unsichtbare Welt hat eine Hierarchie, etwas, das sich in solchen Begriffen wie Erzengel versus Engel widerspiegelt. Diese Hierarchie ist für uns im Alten Testament manchmal schwer zu erkennen, da wir nicht daran gewöhnt sind, die unsichtbare Welt wie einen dynastischen Haushalt zu betrachten (mehr dazu im Folgenden), wie ein Israelit bestimmte Begriffe zur Beschreibung der Hierarchie verarbeitet hätte. In der alten semitischen Welt ist „Söhne Gottes“ (hebräisch: beney elohim) ein Ausdruck, der verwendet wird, um göttliche Wesen mit höheren Verantwortlichkeiten oder Zuständigkeiten zu identifizieren. Der Begriff Engel (hebr.: malʾak) beschreibt eine wichtige, aber noch geringere Aufgabe: das Überbringen von Botschaften. – Aus diesem Grund werden die Söhne Gottes in der hebräischen Bibel eigentlich nie als Engel bezeichnet. Das heißt, es gibt keine Passagen, in denen beney elohim (und ähnliche Ausdrücke) parallel zu malʾakim („Engel“) vorkommen. Spätere jüdische Texte, wie z. B. die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, gaben in einigen Fällen beney elohim als angeloi („Engel“) wieder, aber solche Übersetzungsentscheidungen sind nicht durch das ausgeprägte hebräische Vokabular bedingt.

In Hiob 38 werden die Söhne Gottes als „Morgensterne“ bezeichnet. Die gleiche Beschreibung findet sich außerhalb der Bibel in alten Texten aus der biblischen Welt. Die Menschen des Altertums dachten, die Sterne seien lebendige Wesen. Ihre Argumentation war einfach: Viele Sterne bewegten sich. Das war für den antiken Geist ein Zeichen von Leben. Sterne waren die leuchtende Herrlichkeit von Lebewesen.

Auch die Sterne bewohnten das göttliche Reich – buchstäblich, in dem Sinne, dass sie außerhalb der Erde existierten. Die Alten glaubten, dass göttliche Wesen weit weg von den Menschen lebten, an abgelegenen Orten, wo eine menschliche Besiedlung nicht möglich war. Der entlegenste Ort von allen war der Himmel, die Himmelskörper.

Morgensterne sind die Sterne, die man über dem Horizont sieht, kurz bevor die Sonne am Morgen erscheint. Sie signalisieren neues Leben – einen neuen Tag. Die Bezeichnung funktioniert. Sie transportiert den richtigen Gedanken. Die ursprünglichen Morgensterne, die Söhne Gottes, sahen den Beginn des Lebens, wie wir es kennen – die Erschaffung der Erde.

Von Anfang an hat Gott also Gesellschaft – andere göttliche Wesen, die Söhne Gottes. Die meisten Diskussionen über das, was vor der Schöpfung da ist, lassen die Mitglieder der himmlischen Heerscharen aus. Das ist bedauerlich, denn Gott und die Söhne Gottes, die göttliche Familie, sind die ersten Teile des Mosaiks.

Wir haben es bisher kaum bis zur Schöpfung geschafft, und schon haben wir einige wichtige Wahrheiten aus der Schrift aufgedeckt, die das Potenzial haben, unsere Theologie auf einfache, aber tiefgreifende Weise zu beeinflussen. Ihre Bedeutung, falls sie noch nicht klar ist, wird bald offensichtlich werden.

Zuerst haben wir gelernt, dass die Söhne Gottes göttlich sind, nicht menschlich. Die Söhne Gottes waren Zeugen der Schöpfung, lange bevor es Menschen gab. Sie sind intelligente, nicht-menschliche Wesen. Der Hinweis auf die Söhne Gottes als Sterne macht auch deutlich, dass sie göttlich sind. Während die Sprache metaphorisch ist, ist sie auch mehr als metaphorisch. Im nächsten Kapitel werden wir andere Passagen sehen, die uns sagen, dass die Söhne Gottes reale, göttliche Wesen sind, die von Jahwe, dem Gott Israels, geschaffen wurden.

Zweitens: Die Bezeichnung „Söhne“ verdient Aufmerksamkeit. Es ist ein Familienbegriff, und das ist weder zufällig noch unbedeutend. Gott hat eine unsichtbare Familie – tatsächlich ist es seine ursprüngliche Familie. Die Logik ist dieselbe wie die hinter den Worten des Paulus in der Apostelgeschichte auf dem Marsberg (dem Areopag), dass alle Menschen tatsächlich Gottes Nachkommen sind (Apg 17,28). Gott hat eine Schar von nichtmenschlichen göttlichen Wesen geschaffen, deren Bereich (für menschliche Augen) ein unsichtbares Reich ist. Und weil er sie erschaffen hat, beansprucht er sie als seine Söhne, so wie Sie Ihre Kinder als Ihre Söhne und Töchter beanspruchen, weil Sie bei ihrer Erschaffung eine Rolle gespielt haben.

Während es klar ist, dass die Söhne Gottes vor der Schöpfung bei Gott waren, gibt es eine Menge über sie, das nicht klar ist. Sie sind göttlich, aber was bedeutet das wirklich? Wie sollten wir über sie in Bezug auf Gott denken?

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

„Aus loyaler Liebe lassen wir andere in ihrem Kummer nicht allein.“

(Dem Vorsänger. Ein Psalm von David ) Glückselig, wer achthat auf den Armen! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden, (O. im Lande) und nicht wirst du ihn preisgeben der Gier seiner Feinde. Jehova wird ihn stützen auf dem Siechbett, all sein Lager wandelst du um in seiner Krankheit.
Elberfelder 1871 – Psalm 41,2–4

Ein Gotteslied von David.
Wahres Glück findet, wer dem Hilflosen zur Seite steht!
Wenn er dann selbst Unglück erfährt, wird ADONAI ihm helfen.
Ja, ADONAI wird ihn schützen und ihn am Leben halten.
Im ganzen Land wird man ihn beglückwünschen.
Nein, niemals wirst du ihn seinen Feinden ausliefern!
ADONAI wird ihn stärken, wenn eine Krankheit ihn ans Bett fesselt.
Ja, du bringst seine Zeit im Krankenbett zum Ende!
Roland Werner – Das Buch – Psalm 41:1–4

Wer für die Schwachen sorgt, der kommt gut drauf. Wenn er in Not gerät, holt Gott ihn raus.
Er wird ihn beschützen und am Leben erhalten. Er rettet ihn vor seinen gierigen Feinden.
Es wird ihm gutgehen, weil Gott es schaukeltund ihm mit Kraft aus Krankheit aufhilft.
VolxBibel – Psalm 41,2–4

Der treulose Freund
Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. (Franz Delitzsch setzt Ps. 41 unmittelbar vor die Empörung Absaloms. Absalom benutzte vielleicht eine längere Krankheit seines Vaters dazu, sich in Israel beliebt zu machen und das Ansehen Davids zu untergraben (2Sam 15:1ff.). Dabei half ihm Ahitofel, Davids treuloser Freund (Ps 41:10; 2Sam 16:23). Wenn nun auch David die drohende Gefahr heraufziehen sah, so fand er doch nicht den Mut und die Kraft, die Empörung im Keim zu ersticken. Daran hinderten ihn wohl vor allem seine Liebe zu Absalom und sein böses Gewissen wegen der Bluttat an Uria, die jedenfalls im Volk ruchbar geworden war (Ps 41:5), so daß er nun in seinem Handeln gelähmt wurde.)
Heil dem, der des Armen sich annimmt, (In V.2-4 wird das Los dessen gepriesen, der sich des Armen und Leidenden annimmt. Dann klagt aber der Psalmist von V.5 ab, daß man sich gegen ihn in seiner äußeren und inneren Not ganz anders benimmt.) / Am Tage des Unglücks wird Jahwe ihn retten.
Jahwe schirmt ihn, erhält ihn am Leben, / Daß man im Lande ihn glücklich preist. / Nicht gibst du ihn hin seiner Feinde Wut.
Jahwe wird ihn auf dem Siechbett stützen; / Seine Krankheit wandelst du zur Genesung. (Wörtlich: „Sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit.“)

Ludwig Albrecht – Psalm 41:1–4

In Psalm 41:1, 2 heißt es: „Glückselig, wer achthat auf den Armen [der des Schwachen sich annimmt, Me]! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden.“ Wahres Glück liegt im Suchen nach Wegen, auf denen wir unseren Nächsten Liebe und Hilfe darreichen, ohne daß wir über ihr Mißgeschick oder ihre Schwächen klagen, sondern sie mit der Wahrheit stärken, die sie tröstet und auferbaut.
Indem uns Christus Jesus das zweite der beiden großen Gebote gibt, scheidet er die überkritische Haltung von Christen, die sich über ihre Nächsten beklagen, aus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wir dich selbst.“ (Mark. 12:31, NW) Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, geben wir unsere eigenen Fehler und Mängel zu. Spotten und spötteln wir über uns selbst, wenn wir irren? Weil wir uns selbst lieben, suchen wir uns ehrlich zu verbessern und für unsere Füße gerade Bahn zu machen. Das gibt uns Herzensfrieden und Glück. Indem wir Seite an Seite mit unseren Nächsten, unseren Brüdern, dienen, handeln wir nach demselben Grundsatz. Wir werden glücklich sein, wenn wir Wege suchen, auf denen wir ihnen gegenüber liebevoll und hilfreich sein können.

Wachtturm 15.Mai 1955

Krankheit (vv. 8, 10) und Sünde (V. 4) vereinen sich erneut, um David in Bedrängnis und Gefahr zu bringen, während seine Feinde gegen ihn intrigieren und auf seinen Tod warten. Diese Faktoren scheinen diesen Psalm in die Zeit der Rebellion Absaloms zu stellen. Davids Krankheit hinderte ihn daran, das Volk so zu führen, wie er es wollte (2 Sam 15,1-6), und Absalom nutzte dies aus, um sich selbst zum König zu machen. Wenn der „liebe Freund“ in Vers 9 Davids Ratgeber Ahithophel ist, dann ist die Frage des historischen Rahmens geklärt (2. Sam. 16:15ff). Jesus zitierte den Vers 9 im Obergemach, als er sich auf Judas bezog (Johannes 13,38), also hat der Psalm messianische Untertöne. Wenn wir uns in Schwierigkeiten befinden, können wir diesen Psalm nutzen, um eine Bestandsaufnahme unseres geistlichen Zustands zu machen, indem wir vier Fragen stellen und beantworten.

Integrität: Wie behandeln wir andere (V. 1-4)?

Bevor wir Gottes Verheißungen in Anspruch nehmen können, müssen wir unser eigenes Herz prüfen, um festzustellen, ob wir die Bedingungen, die der Herr festgelegt hat, aufrichtig erfüllt haben. David stützte sein Gebet zweifellos auf die Bestimmungen des Bundes (Lev 26,1-13; Dtn 7,13-16; 28,1-14). Er wusste, dass er kein Recht hatte, vom Herrn Barmherzigkeit zu fordern, wenn er selbst anderen keine Barmherzigkeit erwiesen hatte. Aber David hatte die Regeln des Herrn vollständig befolgt und König Saul, Sauls Enkel Mephiboschet und den Bedürftigen im Lande Barmherzigkeit erwiesen. (Siehe Matthäus 5,7 und Lukas 6,37-38.) „Arme“ bezieht sich auf die Hilflosen, die Elenden, deren Los schwer war und die auf die Hilfe anderer angewiesen waren. Auf diese bedauernswerten Menschen „Rücksicht zu nehmen“ bedeutete, auf ihre Bedürfnisse zu achten und ihnen zu helfen. Es bedeutete auch, sie nicht zu verurteilen und zu beschuldigen, wie Hiobs Freunde ihn beschuldigten und die Jünger den Blinden beschuldigten (Johannes 9,1-4). Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass David sich um die Armen und Bedürftigen in seinem Reich kümmerte und deshalb mit Integrität betete. In Vers 1spricht er von sich selbst in der dritten Person, was ein echtes Zeichen seiner Demut vor dem Herrn ist.

In den Versen 2-3 zählte er die Segnungen auf, die Gott ihm schicken würde, weil er seine Sünden bekannte und Gott bat, ihm gnädig zu sein (V. 4). Gott würde ihn vor seinen Feinden beschützen und sein Leben im Lande verlängern. Das allein würde schon seinen Feinden bezeugen, dass David ein von Gott bevorzugter Mann war. Gott würde ihn auch von seiner Krankheit heilen und ihn von seinem Krankenbett auferwecken. „Machet alle sein Bett“ (v. 3, KJV) bedeutet einfach „ihn heilen und aufrichten“. Dies wäre eine gnädige und barmherzige Tat des Herrn, die David nicht verdient hätte, die aber von Jehova liebevoll gewährt wurde. „Wenn ich Böses in meinem Herzen sehe, wird der Herr mich nicht erhören“ (66:18, NASB), deshalb ist es wichtig, dass wir dem Herrn unsere Sünden bekennen. Wenn wir nicht barmherzig zu anderen gewesen sind, wie kann unser Herz dann richtig sein, um ihn um Gnade zu bitten?

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

In den ersten drei Versen wird die Belehrung des dankbaren Psalmisten wiedergegeben. Sie beginnen mit der Erklärung der Maxime, dass diejenigen, die auf die Bedürftigen achten, Hilfe vom Herrn erhalten werden. In gewisser Weise sagt die Zeile: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). Der Psalm beginnt mit der Erklärung der Seligpreisung: „O die Seligen von“ (אַשְׁרֵי, wie in Psalm 1,1). Das Wort findet sich normalerweise in didaktischen Passagen, so auch hier. Wegen dieses Ausrufs sind die folgenden Verben keine Gebete, sondern Belehrungen. Die Gesegneten sind in diesem Fall Menschen, die Rücksicht auf die Schwachen oder Bedürftigen nehmen (דָּל). Die verwendete Verbform (מַשְׂכִּיל; s.v. Ps. 36:4) ist ungewöhnlich; es ist eines der Wörter für Weisheit, d.h. kluges oder umsichtiges Handeln mit Unterscheidungsvermögen. In diesem Zusammenhang beschreibt es praktische Weisheit, d. h., dass man an die Bedürftigen denkt und nicht nur an sich selbst; aber es geht darüber hinaus, dass man an sie denkt – es bedeutet, dass man in ihrem Namen handelt. Wie der Psalmist deutlich machen wird, haben die Menschen in seiner eigenen bitteren Erfahrung dies nicht getan – selbst sein enger Freund sündigte gegen ihn, als er in Not war.
Die Lektion ist, dass Menschen, die sich auf diese Weise richtig verhalten, in der Tiefe ihres Unglücks nicht im Stich gelassen werden. Der Text sagt: „Der HERR rettet ihn (יְמַלְּטֵהוּ) in der bösen Zeit“. Negativ ausgedrückt könnte man fragen: Wenn Menschen anderen in Not nie helfen, welches Recht haben sie dann, um Hilfe zu bitten? Oder positiv ausgedrückt: Menschen, die göttliche Erlösung aus ihren Schwierigkeiten suchen, müssen Menschen sein, die sich aktiv um die Schwachen und Armen kümmern.

Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89

Glücklich wird sonst derjenige gepriesen, dessen ausschließliche Hoffnung Gott ist und dessen Herz sich Gott zuneigt. Der Glückwunsch hier aber preist den, der sorgfältig auf den Geringen achtet. Es geht hierbei nicht um eine heroische Tat, sondern um »teilnehmende Achtsamkeit« (Delitzsch). Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß David selbst gemeint ist: Er hat den Mut, andere auf sich aufmerksam zu machen und ihnen von Gott her Gutes zuzusprechen. Man kann dieses Selbstbewußtsein nur aus dem Bewußtsein eines höheren Beauftragtseins erklären. Der Erwählte Gottes bedarf der Achtsamkeit durch andere. Erstaunlich ist, daß, obwohl Gott es ist, der rettet, Menschen bei dieser Rettung beteiligt sein müssen. Dieses aber hat, weil Gott ja der eigentlich Handelnde ist, mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen zu geschehen, was gerade dann nicht mehr der Fall ist, wenn eine »gute Tat« nur als das gilt, was in der Öffentlichkeit entsprechend gefeiert wird. Es bleibt dabei, daß Gott allein David retten kann: am Tag des Unheils rettet ihn Jahwe. Wer sich so an Gottes Retten anlehnt und aus einem selbstvergessenen Herzen heraus so barmherzig ist, dem wird Barmherzigkeit zuteil; denn er ist ja mit Gott gleichen Sinnes. Gott gibt ihn nicht preis der Gier seiner Feinde. Wenn also Gott und Mensch auf diese besondere Weise »Zusammenwirken«, wenn also Menschen sich aufmachen und dem verachteten David Gutes tun, geschieht eine wunderbare Verwandlung: sein ganzes Lager wandelst du um in seiner Krankheit. Gesundheit kann so ein Zeichen für Gottes Zuwendung werden.

Wuppertaler Studienbibel

Der über den Elenden klüglich urteilt. Gewöhnlich übersetzt man: „der sich des Dürftigen annimmt.“ Doch glaube ich nicht, dass hier die Wohltätigkeit gelobt werden soll. Der Ausdruck „klüglich handeln“ oder „weise urteilen“ deutet vielmehr darauf, dass David ein gerechtes, besonnenes und maßvolles Urteil über Leute empfehlen will, die in Unglück geraten sind. Aber was führt ihn darauf, diejenigen glücklich zu preisen, die sich in betreff der Strafen, mit denen Gott seine Knechte züchtigt, eines weisen und gesunden Urteils befleißigen? Wir sagten, dass David wider eine verkehrte Beurteilung seiner Person zu kämpfen hatte: als schwere Heimsuchungen auf ihm lasteten, erklärte man ihn einfach für verloren und seine Lage für verzweifelt. Ohne Zweifel erging es ihm ebenso wie dem heiligen Hiob, den die Feinde, als sie sahen, dass er von Gott so hart behandelt wurde, für den größten Verbrecher hielten. Und fürwahr! Dieser Fehler ist sehr gewöhnlich; denn die meisten Menschen verurteilen die Elenden zum Untergange, der große Haufe klatscht den Reichen und anderen, denen das Glück hold lächelt, Beifall, da sie Gottes Gunst nach dem hinfälligen Glück schätzen, und ebenso kränken sie die Elenden, weil sie sich voreilig einbilden, dass sie dem Herrn verhasst sein müssten, da er nicht so sanft mit ihnen umgeht wie mit den Verworfenen. Das Übel dieses boshaften und verkehrten Richtens hat zu allen Zeiten geherrscht. Gott aber erklärt an mehreren Stellen deutlich genug, dass er um verschiedener Ursachen willen die Gläubigen durch Unglück prüfe, bald um sie zur Geduld zu erziehen, bald um verkehrte Neigungen ihres Fleisches zu unterdrücken oder die überflüssigen Begierden des Fleisches auszubrennen und auszuläutern, bald um sie zu demütigen, bald um sie andern zum Vorbilde hinzustellen, bald um sie zur Betrachtung des himmlischen Lebens anzutreiben. Aber wir lassen uns fast immer durch Vorurteile bestimmen und stoßen Leute, die unter dem Kreuze seufzen, in die unterste Hölle, wie man zu sagen pflegt. Um diesem voreiligen Urteilen entgegen zu treten, sagt David, dass diejenigen glücklich seien, die nicht so grausam mit verkehrten Urteilen wüten, sondern klug zwischen Plage und Plage unterscheiden und die boshafte Härte, die dem Fleische angeboren ist, durch die Klugheit des Geistes mäßigen. Wir erinnerten soeben schon an das Beispiel Hiobs, den seine Freunde, weil sie ihn im tiefsten Unglück sahen, unbedenklich für verworfen und endgültig für verstoßen erklärten. Wenn aber einem billigen und barmherzigen Beurteiler derartiges entgegentritt, so wird er die Weisheit gebrauchen, die David hier lobt. Auch wir wollen uns durch dieses Zeugnis des heiligen Geistes warnen lassen und ein gar zu vorschnelles Urteil mäßigen lernen. Über unglückliche Brüder sollen wir mit kluger Besonnenheit urteilen und bezüglich ihres Heils das Beste hoffen. Denn wir sie unbarmherzig vor der Zeit verdammen, so kann diese ungerechte Härte leicht auf unser Haupt zurückfallen. Vor allem wollen wir aber auf das achten, was ich zuvor schon sagte: wider die böswilligen und grausamen Urteile, die ihn erdrücken wollten, wappnete sich David mit dieser Tröstung und hielt sich dadurch in der Versuchung aufrecht. So wollen auch wir lernen, wenn Satan einmal durch das stolze Richten der Menschen unseren Glauben zu erschüttern sucht, an diese Klugheit zu denken, damit wir nicht in Verzweiflung geraten. Dann machen wir den rechten Gebrauch von dieser Lehre.
Am Tage des Unglücks wird ihn der Herr erretten. Viele Ausleger beziehen dies auf den Mann, der um seines gerechten Urteils willen glücklich gepriesen wird: er solle, wenn ihn einmal Unglück treffe, den entsprechenden Lohn für seinen barmherzigen Sinn empfangen. Ich glaube aber, dass nur der Grund angegeben wird, weshalb man über einen Unglücklichen milde urteilen und seinen Spruch nicht einfach auf den gegenwärtigen Anschein gründen soll: mag Gott sich im Augenblick feindlich gegen ihn zeigen, so kann endlich doch ein fröhlicher Ausgang kommen, der zum Beweis seiner Gnade dienen muss. Wir sehen jetzt, weil ein reicher Trost in diesen Worten liegt, wenn wir sie so fassen, dass auch in bösen Tagen Heil von Gott zu erhoffen ist. Wenn das nicht wäre, so könnte keiner sich aus seinem Schmerze aufrichten. Der heilige Geist ermahnt die Gläubigen nicht nur zur Milde, wenn sie ihre Brüder leiden sehen, sondern er zeigt uns auch das Heilmittel, durch das wir unseren Schmerz lindern können, so oft unser Glaube durch Unglück erschüttert wird.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wenn unser Leben vom heiligen Geist geleitet wird, dann werden wir wie David handen – und können uns dann auf Jehovahs Hilfe & Schutz verlassen. Wir tun dies also nicht „berechnend“ sondern weil es zu „unserer Natur“ geworden ist.

Wir wollen nicht egoistisch werden, nicht miteinander wetteifern oder uns gegenseitig beneiden.

Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.
Elberfelder 1871 – Galater 5,26

Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander großtun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Galater 5,26

Dass wir uns auf unsere tollen Taten sonst was einbilden und uns dabei immer mit den anderen vergleichen, also, Leute, das haben wir doch echt nicht mehr nötig!
VolxBibel – Galater 5:26

Die Frucht des Geistes – und das alles NUR aus dem heiligen Geist heraus hervorgebracht werden kann, hatten wir ja schon.
Doch wie ist es, wenn man „den Versammlungsschnitt erreichen möchte“, oder andere „Ziele anstrebt“?

Es besteht kein Grund, unseren Dienst mit dem eines anderen zu vergleichen (Galater 5:26; 6:4). Bei jedem sind die Umstände anders. Viel besser ist es, wenn man sich persönlich realistische Ziele setzt und daran seinen Fortschritt im Dienst misst. Erreicht man diese Ziele, wird man Zufriedenheit verspüren.

Organisiert, Jehovas Willen zu tun – 2019

Natürlich haben auch Freizeit und Entspannung ihren Platz in unserem Leben. Allerdings verletzen sich Betheldiener manchmal eher beim Sport als bei der Tätigkeit im Bethel. Sei also nicht so ehrgeizig, dass du um jeden Preis gewinnen willst (Galater 5:26).

In Einheit beisammenwohnen

O ja, es gibt verschiedene Felder, auf denen wir uns schnell vergleichen, ja sogar wetteifern können. Bei dem einen ist es die sportliche Leistung, beim anderen die „gezeigten Videos“, bei anderen „der leckerste Kuchen“ 😉
Doch was meinte Paulus??

Man beachte die Wiederholung von »einander«. Durch die Kraft des Heiligen Geistes können wir in Harmonie miteinander leben. Miteinander zusammenzuleben war schon immer ein Problem des Gemeindelebens, und Paulus sieht hier Gefahren. Man kann eingebildet, anmaßend werden, kenòdoxos, hier mit »eitler Ehre geizig« übersetzt. Wenn man von sich und von seinen Fähigkeiten eine zu hohe Meinung hat, dann fordert das schnell andere heraus, oder es verleitet einen zu Neid. Prokalèo wird sinngemäß ganz korrekt mit »herausfordern« übersetzt. Einbildung verführt dazu, andere herauszufordern, um die vermeintliche Überlegenheit demonstrieren zu können. Phthònein, »beneiden«, bezeichnet die Mißgunst der Reichtümer anderer wegen. Eingebildete Menschen beneiden andere ihrer geistlichen Gaben oder Errungenschaften wegen. Wir wollen diese Dinge meiden und danach trachten, einander in Liebe zu dienen. Laßt uns »in Frieden untereinander« sein (1 Thessalonicher 5,13). Einige Ausleger finden, dieser Vers gehöre bereits zum nächsten Abschnitt im Kapitel 6

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nochmals erinnert Paulus seine Leser daran, daß Gott nicht nur das Fleisch gerichtet hat, sondern dem Menschen in der Person des Heiligen Geistes auch eine göttliche Kraft zur Seite gegeben hat. Durch die Wiedergeburt erweckt er die Gläubigen zu einem neuen Leben (vgl. Joh 3,5-6), daher ermahnt Paulus nun jeden, auch im Geist zu wandeln (stoichOmen, in Gal 6,16 mit „sich nach etwas richten“ übersetzt). Schritt für Schritt sollte der Lebensweg eines Christen der Führung des Heiligen Geistes entsprechen, damit die Gläubigen nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Ehrgeiz und Neid kennzeichnen ein Leben im Fleisch (vgl. Gal 5,19-21 ). Möglicherweise steckt darin ein Hinweis auf die Spaltungen in den galatischen Gemeinden, die durch die Irrlehre der Judaisten herbeigeführt worden waren (vgl. V. 15).

Walvoord Bibelkommentar

Das ist die Haltung unter dem Gesetz, »voll eitler Ehre zu sein«. Wo nach Leistung gemessen wird, da will der eine den andern übertreffen und seine Ehre herausstellen. Auch für den Menschen »im Geist Gottes« bleibt diese Versuchung. Der »natürliche Mensch« wehrt sich mit allen Mitteln der Selbstbehauptung gegen das Gekreuzigtwerden und Sterben, auch mit dem Mittel, seine Leistung und Ehre zu betonen. Wo ein Mensch aber in den Entfaltungen des Geistes Gottes lebt, da bedarf es dessen nicht mehr, da wird die Leere und Nutzlosigkeit des Selbstruhms deutlich. »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn« (1 Kor 1,31). Wenn solcher Selbstruhm und Geltungsdrang in die Gemeinde eindringt, dann ist die ganze Gemeinde gefährdet. Es kommt zum »einander reizen« und zum »einander neiden«. Der Ruhmsüchtige »fordert den andern heraus«. Der wird dadurch verführt, seine eigenen Verdienste und Leistungen herauszukehren, und wenn er solche nicht aufzuweisen hat, entsteht der Neid. Dann aber lebt eine Gemeinde in demütiger Eintracht, wenn sie begreift, dass sie alle vom Ansehen Gottes leben und deshalb kein eigenes Ansehen brauchen, wenn alle um ihre Bedürftigkeit wissen.

Edition C

HUNGRIG NACH EHRE

Paulus hat seine Mitchristen gerade dazu ermutigt, ihr Leben vom Heiligen Geist bestimmen zu lassen (vgl. Gal 5, 25). Das bedeutet, wie wir im letzten Kapitel sahen, die tägliche innere »Kreuzigung« unserer sündigen übermäßigen Begierden und die täglich neue Ausrichtung des Herzens auf Christus, damit die Frucht des Geistes in uns wachsen kann.
Jetzt will Paulus zeigen, wie das Leben im Geist unsere Beziehungen verwandelt, und das große Leitprinzip lautet hier: »Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten« (V. 26). Das mit »eitle Ehre« übersetzte griechische Wort bedeutet wörtlich »dünkelhaft« oder »leer an Ehre«. Es handelt sich um eine tiefsitzende Unsicherheit: Ich weiß, dass es mir an Ehre mangelt, und jetzt muss ich mir selbst und den anderen beweisen, dass ich doch etwas tauge. Was mich unweigerlich dazu bringt, mich mit den anderen zu vergleichen. Scheine ich in irgendeinem Punkt »besser« zu sein als meine Mitmenschen, bläst mich mein »Ehr-Hunger« auf; bin ich »schlechter«, verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Sucht nach Ehre kann mich auch sehr konkurrenzbetont machen. Das beschreibt den natürlichen Zustand unseres Herzens ohne das Evangelium.
Ehrsucht führt unweigerlich dazu, dass wir »einander … herausfordern und beneiden« (V. 26). »Herausfordern« ist die Übersetzung des griechischen prokaleo, das wörtlich bedeutet, jemandem zu einem Wettkampf aufzufordern. Und »beneiden« bedeutet, etwas haben zu wollen, das rechtmäßig einem anderen gehört, bzw. zu wünschen, dass diese Person diese Sache nicht haben möge.
Es ist möglich, dass Paulus hier einfach an Leute denkt, die die Menschen, die sie beneiden, feindselig (herausfordernd) behandeln. Wahrscheinlicher ist jedoch (so John Stott), dass er zwei verschiedene Arten, sich zu seinen Mitmenschen zu verhalten, meint. »Herausfordern« ist die Einstellung dessen, der sich überlegen fühlt und jetzt auf die vermeintlich Schwächeren herabsieht, während »beneiden« typisch für jemanden ist, der sich unterlegen fühlt und missmutig zu dem Stärkeren hochschaut.
Für Paulus sind also sowohl Überheblichkeit als auch Minderwertigkeitsgefühle ein Fall von »eitler Ehre«. Das ist bemerkenswert und tiefgründig. Der Überlegene und der sich minderwertig Fühlende kreisen beide um sich selbst. Sie schauen nicht darauf, wie sie auf den anderen wirken, sondern wie der andere auf sie wirkt.
Wir können das Ganze auch als einen Fall von Werkgerechtigkeit beschreiben, was Vers 26 mit dem Grundthema des ganzen Briefes verknüpft – dem Aufruf, in Einklang mit dem Evangelium zu leben und nicht in die Werkgerechtigkeit zurückzufallen. Sowohl der »Überlegene« als auch der »Minderwertige« versuchen, ihren Wert durch einen Konkurrenzkampf zu gewinnen, auf Kosten ihrer Mitmenschen. Beide suchen ihre Identität darin, dass sie »besser« sind als andere. Beide wollen stolz auf sich sein können. Der einzige Unterschied ist, dass der »Minderwertige« dieses Spiel verloren hat und im Loch der Verzweiflung an sich selbst und des Neides auf die »Sieger« steckt, während der »Überlegene« sich (jedenfalls für den Augenblick) als Sieger fühlt und ständig mit anderen vergleicht, um auch ganz sicher zu sein, dass ihm der Sieg nicht entgleitet. Oft ist es natürlich so, dass wir in dem einen Gebiet unseres Lebens die Herausfordernden und in einem anderen die Neider sind.
Obwohl sie einander genau entgegengesetzt zu sein scheinen, sind »herausfordern« und »beneiden« also im Grunde nur zwei Varianten der »eitlen Ehre«. C. S. Lewis hat darauf hingewiesen, dass Demut nicht heißt, dass ich mich selbst verachte, sondern dass ich weniger über mich nachdenke. Die Demut des Evangeliums äußert sich nicht in Selbstgeißelung und Minderwertigkeitsgefühlen; diese Dinge sind genauso ein »Nein« zum Evangelium wie Stolz und Überheblichkeit!
Sowohl Minderwertigkeitskomplexe als auch Überlegenheitskomplexe entspringen also derselben Wurzel: einer tiefen inneren Verunsicherung. Sie sind nur zwei verschiedene Varianten des Wunsches, Ehre zu bekommen, sich vollwertig zu fühlen. Man kann Vers 26 auch so formulieren: Lasst euren Hunger nach Ehre nicht dazu führen, dass ihr die Menschen verachtet oder beneidet.

Timothy Keller- Die Bibel erklärt

Herausfordern und beneiden
„Lasst uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden“ (Gal 5,26).
Der Ruhm von Menschen ist wertlos. Und doch streben wir viel zu oft danach, weil wir uns selbst zu wichtig nehmen. Auf welche Weise wir uns nach Ehre ausstrecken, hängt davon ab, wie wir unsere Mitmenschen und Mitgeschwister einschätzen.
Wenn wir uns überlegen fühlen, fordern wir andere heraus. Wir diskutieren mit ihnen über Wissensgebiete, in denen sie sich wahrscheinlich schnell verlaufen, damit unsere vermeintliche Erkenntnis nur umso deutlicher hervorsticht. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele registrieren, was wir wissen, was wir besitzen oder was wir erreicht haben. Wir machen uns selbst groß, um Ehre und Anerkennung einstreichen zu können.
Wenn wir uns unterlegen fühlen, beneiden wir andere. Argwöhnisch beäugen wir das, was sie haben und können. Um Ehre von ihnen abzuziehen, machen wir sie klein, indem wir das relativieren, was sie auszeichnet. Wir scheuen vielleicht nicht einmal davor zurück, ihren Ruf durch Halbwahrheiten zu schädigen. Dahinter steckt der Wunsch, möglichst selbst viel Ruhm und Anerkennung zu bekommen.
In so einer Atmosphäre des törichten Imponiergehabes und kindischen Neids gedeiht Streit. Man beißt und frisst einander und zerstört damit ein wirksames Zeugnis für Christus (Gal 5,15).
Der Geist Gottes möchte uns zu einem völlig anderen Verhalten führen! Er will, dass wir Christen einander in Liebe dienen und die Lasten anderer tragen und so das „Gesetz des Christus“ zu seiner Ehre erfüllen (Gal 5,13; 6,2

Im Glauben leben 2022

Wenn ich verstanden habe, dass Jehovah mich so liebt, wie ich bin – dann brauche ich mich nicht mehr verbiegen und erst Recht nicht mit dem „Mitgeliebten“ wetteifern!

Folgendes müsst ihr denen klarmachen: ‚Ab jetzt hat Gott das Sagen!‘

Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und sprach: Gehet nicht auf einen Weg der Nationen, und gehet nicht in eine Stadt der Samariter; gehet aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Indem ihr aber hingehet, prediget und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 10,5–7

Verkündet ihnen: ‘Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!’ (- Jetzt wird Gott …: wörtlich Nahe herbeigekommen ist die Königsherrschaft der Himmel. -)
Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 10,7

Geht zu ihnen und überbringt ihnen die Nachricht: ›Die himmlische Wirklichkeit ist jetzt zum Greifen nahe herbeigekommen!‹
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 10,7

Ist das eigentlich in unserer Umgebung bekannt: „ab jetzt hat Gott das Sagen!“ ??
Ist das eigentlich in unseren Köpfen angekommen, ja haben wir es verstanden: „ab jetzt hat Gott das Sagen!“ ?????

Die Botschaft, die die Zwölf über das Himmelreich (V. 7) verkünden sollten, deckte sich mit der Johannes‘ des Täufers (Mt 3,1) und mit Jesu eigener Verkündigung (Mt 4,17). Jesus instruierte die Jünger jedoch, ihre Verkündigungstätigkeit ausschließlich auf die Juden zu beschränken, er sagte ihnen sogar ausdrücklich, sie sollten nicht zu den Heiden und zu den Samaritern gehen. Die Volksgruppe der Samariter stammte von Juden und Heiden ab. Ihre Geschichte begann bald nach 722 v. Chr., als Assyrien das Nordreich eroberte und Gefangene aus dem Norden Mesopotamiens in Israel ansiedelte, wo sie sich durch Heirat mit den Juden vermischten. Die Apostel wurden nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel gesandt (vgl. Mt 15,24), weil die Botschaft vom Reich nur für Gottes Bundesvolk bestimmt war. Zuerst einmal sollten die Juden ihren wahren König, der nun gekommen war, akzeptieren. Wenn sie das taten, würden auch die anderen Völker durch sie gesegnet sein (1Mo 12,3; Jes 60,3).
Die Botschaft der Apostel sollte, wie die ihres Herrn, durch Wunder legitimiert werden (Mt 10,8; vgl. Mt 9,35). Sie sollten keine besonderen Vorkehrungen für ihre Reise treffen und damit den Eindruck vermeiden, daß es sich bei ihrer Aufgabe gleichsam um etwas „Geschäftliches“ handelte. Zu der Liste der Gegenstände, die sie nicht mitnehmen sollten, gehörte auch ein Stecken (vgl. Lk 9,3). Markus berichtet dagegen, daß sie einen Stock mitnehmen konnten (Mk 6,8). Dieser Widerspruch löst sich, wenn man beachtet, daß die Jünger sich nach Matthäus nichts extra zurechtlegen oder besorgen sollten (ktEsEsthe; Mt 10,9), nach Markus jedoch das mitnehmen (airOsen) konnten, was sie bereits zur Hand hatten.
Die Apostel waren bei ihrem Werk also immer wieder auf die Hilfe ihrer Hörer angewiesen. In jeder Stadt und jedem Dorf sollten sie sich nach jemand erkundigen, der es wert ist, und bei ihm bleiben. Das Kriterium für dieses „Wertsein“ lag offensichtlich in der positiven Reaktion des Betreffenden auf die Botschaft der Apostel. Die, die die Botschaft ablehnten und die Apostel nicht aufnahmen, sollten sie wieder verlassen. Die Formulierung, beim Verlassen eines ungastlichen Ortes „den Staub von den Füßen zu schütteln“, symbolisiert dabei den Abscheu, den man selbst vor dem Staub der betreffenden Stadt hat – eine Geste, die normalerweise nur heidnischen Städten gegenüber gebraucht wurde. Der Herr sagte, daß es diesen Menschen am Tage des Gerichts schlimmer ergehen werde als den Leuten von Sodom und Gomorra (1Mo 19). (Die Wendung „wahrlich, ich sage euch“ steht bei Mt 10,15.23.43; vgl. den Kommentar zu Mt 5,18.)

Walvoord Bibelkommentar

Er war zu einem ganz anderen Zweck gekommen, nämlich um den Menschen durch die Verkündigung der Frohen Botschaft die Wirklichkeit des Ewigen zu erschließen. Aus dem, wie Christus sich hier verhalten hat, können alle, die in seinem Dienst stehen, eine wichtige Lehre ziehen. Als er die zwölf Jünger aussandte, sagte er ihnen: “Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.” Matthäus 10,7.8. Es war nicht ihre Aufgabe, weltliche Streitfragen zu schlichten, sondern die Menschen zu drängen, sich mit Gott zu versöhnen. In dieser Arbeit war ihre Befähigung begründet, der Menschheit zum Segen zu werden. Nur Christus kann von Sünde und Leid befreien. Nur das Evangelium seiner Gnade kann auch alle gesellschaftlichen Missstände beseitigen. Beides, die Ungerechtigkeit der Reichen gegenüber den Armen und der Hass der Armen auf die Reichen, wurzelt ja in der Selbstsucht, und diese lässt sich nur ausrotten, wenn man sich Christus unterordnet. Er allein tauscht das selbstsüchtige, sündige Herz aus gegen ein neues Herz voll Liebe. Als Mitarbeiter Christi wollen wir das Evangelium in der Kraft des Geistes predigen, den uns der Himmel schenkt, und wie Jesus zum Wohl unserer Mitmenschen wirken.

Ellen Gould White – Bilder vom Reiche Gottes

Das ist der Hauptauftrag. Also nicht langsames Hineintasten in die Verhältnisse – das Reich Gottes, seine lebenbringende Herrschaft, ist ja nahe! Auch nicht zuerst Tatbeweise, um erst später ein Wort fallen zu lassen – sondern das Wichtigste muss zuerst auf den Plan: die Botschaft von Gott! Die Verkündigung steht wie bei Jesus selbst (vgl. Mt 4,23; 9,35) auf dem ersten Platz. Die Botschaft ist einfach und erschütternd zugleich: »Die Gottesherrschaft ist nahe herbeigekommen!« Jesus will sich nicht originell vom Täufer abheben, der dasselbe verkündigte (vgl. Mt 3,2). Er hat auch keine Angst, sich selbst zu wiederholen (vgl. Mt 4,17). Nein, schlicht und klar und konstant soll Gottes Wille angesagt werden. Es ist eine erschütternde Botschaft, denn sie schließt Gottes nahes Gericht über alle Feinde ein. Aber sie ist auch belebende Botschaft für Sünder, die nicht mehr Sünder sein wollen: es ist noch Gnade und Chance, in Gottes Gemeinschaft zu gelangen! Jes 55,1 realisiert sich jetzt, in Jesus, für Israel. Wenn wir studieren wollen, was Mission ist, dann lernen wir es an Jesu Auftrag für die Israelmission.

Gerhard Maier -Edition C

Als er einmal die zwölf Apostel aussandte, sagte er zu ihnen nicht, sie sollten eine politische Untergrundbewegung organisieren und einen Aufstand unter den Juden hervorrufen, sondern er sagte: „Während ihr hingeht, predigt, indem ihr sagt: ,Das Königreich der Himmel hat sich genaht.‘ Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus. Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt.“ (Matthäus 10:1-8) Als Jesus später siebzig andere Evangeliumsverkündiger aussandte, gab er ihnen ähnliche Anweisungen, und auch ihnen sagte er, was sie predigen sollten: „Wo immer ihr in eine Stadt hineingeht und man euch aufnimmt, da eßt, was man euch vorsetzt, und heilt darin die Kranken und sagt ferner zu ihnen: ,Das Königreich Gottes hat sich euch genaht.‘ “ — Lukas 10:1-9.

Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht

Jeschua begann den Auftrag, indem er den Aposteln praktische Anweisungen für den Dienst gab, zu dem er sie aussandte. Er unterwies sie in fünf spezifischen Bereichen.

Zuerst gab er ihnen territoriale und nationale Einschränkungen. Sie sollten nur zu Juden gehen: Geht nicht in Weg der Heiden, und geht in keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Jisrael (Matthäus 10,5b-6). Dies veranschaulicht das Prinzip, dass nicht alle Gebote Jeschuas für alle Menschen für alle Zeiten bestimmt sind. Offensichtlich war dieser Auftrag nur für die Apostel und nur für eine begrenzte Zeit gedacht. Später im selben Evangelium (Kapitel 28) wird Jeschua die Apostel erneut beauftragen, nach seinem Tod und seiner Auferstehung alle Völker zu Jüngern zu machen. Aber jetzt sollten sie nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Jisrael gehen.

Zweitens war die praktische Anweisung zweifach und befasste sich mit der Art der Arbeit der Apostel (Matthäus 10,7-8). Sie sollten die Königreichsbotschaft verkünden, soweit sie sie zu dieser Zeit verstanden, und dem gläubigen Überrest sagen, dass das messianische Programm immer noch sehr wohl Teil der Erfüllung Gottes war. Die grundlegenden Tatsachen über das Königreich waren immer noch wahr, obwohl es zu dieser Zeit nicht eintreten würde. Außerdem sollten sie ihre Botschaft durch das Vollbringen von Wundern beglaubigen: Kranke heilen, Tote auferwecken, Aussätzige reinigen, Dämonen austreiben: umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt (Matthäus 10,8). Allerdings waren die Wunder nur für den Überrest bestimmt, und die Apostel sollten das, was ihnen gegeben wurde, mit ihren Mitgläubigen teilen. Ein ähnliches Prinzip findet sich in einer rabbinischen Aussage, die aus der Zeit um 300 n. Chr. stammt. Rab Juda sagte: „So wie ich unentgeltlich lehre, so sollt ihr auch unentgeltlich lehren.“

Drittens sollten sich die Apostel nicht um die Notwendigkeiten des Lebens kümmern. Sie mussten darauf vertrauen, dass Gott für sie sorgen würde, wenn sie hinausgingen, um zu dienen (Matthäus 10,9-10). Jeschua verbot ihnen, Gold, Silber, Messing, Geldbeutel, Mäntel, Schuhe und Stab mitzunehmen. Gold, Silber und Messing beziehen sich auf Münzen, die aus diesen Elementen bestehen. Ein Mantel war ausreichend, weil Gott ihre minimalen Bedürfnisse befriedigen würde. Markus erklärt Jeschuas Hinweis auf die Schuhe: Sie sollten mit Sandalen gehen (Markus 6:9), d. h., sie sollten keine Schuhe tragen, sondern mit billigeren Sandalen gehen. Eine scheinbare Diskrepanz bezüglich des Stabes erscheint zwischen den Evangelien. Matthäus zitiert Jeschua mit den Worten, er solle keinen Stab mitnehmen (Matthäus 10:10a), und Lukas stimmt mit Matthäus überein (Lukas 9:3), aber Markus gibt an, nur einen Stab mitzunehmen (Markus 6:8). Es gibt mindestens acht mögliche Lösungen für dieses Problem, aber keine hat sich allgemein durchgesetzt, weshalb Frankreich zu dem Schluss kommt: „Die Uneinigkeit über den Stab bleibt ungelöst.“ Es ist daher am besten, die Version von Markus so zu nehmen, dass er lehrt, dass die Apostel keinen zusätzlichen Stab mitnehmen sollten.
Das Prinzip hinter Jeschuas Anweisung war: Der Arbeiter ist seiner Nahrung würdig (Matthäus 9,10b). Wenn die Jünger hinausgingen, würde für ihre Bedürfnisse gesorgt werden. Wiederum war dies nicht als ein Prinzip für alle Gläubigen für alle Zeiten gedacht, sondern eher für die Apostel für eine begrenzte Zeit. Am Ende seines öffentlichen Wirkens sagte Jeschua ihnen, dass sie genau die Dinge nehmen sollten, die er ihnen gerade gesagt hatte, nicht zu nehmen, um zu verdeutlichen, dass bestimmte Dinge nur wahr waren, solange der Messias physisch auf der Erde anwesend war. Die Dinge würden sich ändern, wenn Er in den Himmel auffuhr, und es ist wichtig, zwischen Seiner Anwesenheit auf der Erde und Seiner Abwesenheit von der Erde zu unterscheiden.

Die vierte praktische Anweisung für die Mission war, dass der Fokus der Apostel auf dem Einzelnen liegen sollte, nicht auf der Nation. Der Begriff „würdig“ bezieht sich auf Gläubige. Wenn die Apostel eine Stadt betraten, sollten sie herausfinden, wer in ihr würdig ist (Matthäus 10,11). Sie wurden angewiesen, nur den Würdigen zu predigen, den einzelnen Gläubigen, dem Überrest dieser Stadt. Wenn sie einen Würdigen gefunden hatten, sollten sie bei dieser Person wohnen. Wenn sie sein (oder ihr) Haus betraten, sollten sie es grüßen (Matthäus 10:12), das heißt, sie sollten ihm einen apostolischen Segen geben, wenn das Haus würdig war (Matthäus 10:13). Mit anderen Worten: Wenn die Menschen, die in dem Haus lebten, wirklich gläubig waren, sollten die Apostel dem Haus ihren Frieden geben. Wenn sich das Haus jedoch nicht als das erwies, was es zu sein vorgab, nämlich ein gläubiges Haus, dann sollten sie ihm nicht ihren Frieden geben und den Segen, den sie erteilt hatten, zurückziehen.

Fünftens: Wenn die Apostel von Ungläubigen, den Unwürdigen, getroffen wurden, sollten sie den Staub von ihren Schuhen schütteln als Zeichen des Zeugnisses und des bevorstehenden Gerichts über die Ungläubigen. Wenn die Jünger ein Haus betraten, das sich als unwürdig erwies, sollten sie den Staub des Hauses von ihren Füßen schütteln. Das Gleiche galt für die Stadt (Matthäus 10,14), denn schließlich würde das Gericht über diese Stadt kommen. Beachten Sie, dass sich der Segen auf den Einzelnen bezog, während das Gericht auf das nationale Element überging und sich in diesem Fall auf die Stadt konzentrierte: Es wird für das Land von Sedom und Gomorra am Tag des Gerichts erträglicher sein als für diese Stadt (Matthäus 10:15). Das Gericht wird sich gegen diese Stadt richten. Die Formulierung „erträglicher“ weist darauf hin, dass es im Endgericht Abstufungen der Strafe geben wird.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Achtet sorgfältig darauf, wie ihr unter euren ungläubigen Mitmenschen lebt.

Stattdessen sollt ihr so drauf sein, dass sich euer Lebensstil deutlich von den Menschen in der Welt unterscheidet. Weil ihr einfach anders seid, müssen die Menschen das Maul halten, die euch ständig kritisieren, und Gott am letzten Tag, wenn abgerechnet wird, groß rausbringen und ihn verehren.
VolxBibel – 1.Petrus 2,12

Euer Leben mitten unter den Menschen, die Gott nicht kennen, muss einwandfrei sein. Wenn sie euch alles mögliche Böse nachsagen, sollen sie eure guten Taten sehen und von ihren eigenen Augen eines Besseren belehrt werden. Vielleicht kommen sie dann zur Besinnung und preisen Gott für ihre Rettung am Tag seines Gerichts.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 2:12

Ihr lebt unter Menschen, die Gott nicht kennen. Führt darum ein vorbildliches Leben! Sie mögen euch zwar verleumden und als Übeltäter hinstellen, doch wenn sie all das Gute sehen, das ihr tut, lassen sie sich vielleicht eines Besseren belehren und werden das dann zur Ehre Gottes auch anerkennen, wenn er am Tag des Gerichts Rechenschaft von ihnen fordert (- Oder doch wenn sie all das Gute sehen, das ihr tut, kommen sie vielleicht zur Einsicht und werden dann Gott am Tag des Gerichts für ihre Rettung preisen. W doch wenn sie aufgrund der guten Werke zur Einsicht kommen, werden sie Gott die Ehre geben am Tag der Heimsuchung. -)
Neue Genfer Übersetzung – 1.Petr 2,12

Die Christen sollen sich jedoch nicht nur um ihres eigenen geistlichen Wohlergehens willen von sündigen Begierden fernhalten, sondern auch, um ein eindrucksvolles Zeugnis vor den Ungläubigen abzulegen. Die negativ formulierte Ermahnung in Vers 11 wird nun durch eine positive Anweisung ergänzt. Ein richtiger christlicher Lebensstil ist ein wirksames Mittel, der Welt ihre Sünde vor Augen zu halten (vgl. Mt 5,16). Petrus gebraucht zweimal im Vers das griechische Wort kalos, das einmal mit rechtschaffen übersetzt ist und das Leben charakterisiert und das andere Mal die guten Werke der Christen bezeichnet. Ein „gutes“ Leben besteht aus „guten Werken“ (vgl. Mt 5,16; Eph 2,10; Tit 3,8; Jak 2,18). Vor den kritischen Augen verleumderischer Menschen und ihren falschen Anschuldigungen können die guten Taten der Gläubigen Gott preisen (vgl. Mt 5,16; Röm 15,6; 1Kor 6,20) und andere für den Glauben gewinnen. Die Wendung „am Tag der Heimsuchung“ (en hEmera episkopEs; vgl. Lk 19,44) wird von manchen Exegeten auf das Gericht über die schlechten Menschen bezogen, meint jedoch wohl eher ihre Rettung (d. h. den Moment, in dem Gott gnädig auf sie blickt und sie zur Bekehrung führt; vgl. epeskepsato, Apg 15,14).

Walvoord Bibelkommentar

Nichts wird einen Ungläubigen so sehr beeindrucken wie ein echtes im Glauben geführtes Leben eines Christen. Viel beredter als Worte ist das Zeugnis guter Werke, die mit Freude getan werden und die eine gute Arbeitsqualität aufweisen. Menschen mit Beredsamkeit und Argumentationsgeschick können in einem Wortstreit mit einem Gläubigen scheinbar gewinnen. Sie können seine Überzeugungen widerlegen und seine Botschaft verspotten, doch können sie die Anziehungskraft eines christlichen Lebens, das in der Gemeinschaft mit Gott gelebt wird, nicht bestreiten.
Das Partizip „indem ihr führt“ könnte ebensogut auch mit „indem ihr darin Ausdauer habt“ wiedergegeben werden (D.E.Hiebert), als ob Petrus erwartete, daß ein solcher Lebenswandel schon bei seinen Lesern existent wäre. „Wandel“ ist natürlich mehr als gesprochene Worte; er bezieht das ganze Leben mit ein. „Ehrlichkeit“ sollte das Kennzeichen dieses Lebeswandels sein. Die Bedeutung dieses Begriffs ist Geradheit, Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit in allem. Während dies nun seine Bedeutung in unserer Sprache ist, so enthält das griechische kalos mehr „gut, bewundernswert, schicklich,…schön, richtig,…mit Ehre versehen, ehrbar…“ (W.E.Vine). „Es ist das normale griechische Wort für ´schön'“ (A.J.Mason). Menschen, die dem Herrn gehören, sollen ein Leben führen, dessen Qualität als „schön“ bezeichnet werden kann.
Nichtsdestoweniger werden die Gläubigen, selbst bei einem ehrenhaften Leben voller moralischer Schönheit, verleumdet werden. Vielleicht könnten wir sagen: wegen des lieblichen Lebens, das sie den Menschen gegenüber aufweisen, legen sie durch den lebendigen Kontrast die Perversion und Häßlichkeit der Bösen bloß und ziehen deshalb die Geisel der Zunge auf sich. Es ist ein uralter Trick, ein argumentum ad hominem : wenn die Kraft des Wortes oder der Beweis durch das Leben nicht bestritten werden kann, dann versucht man, den Charakter des Zeugen in Mißkredit zu bringen.
Diese vom Herrn Geliebten wurden von den Heiden „Übeltäter“ genannt. Das erstaunt nicht, wenn man bedenkt, daß die Führer der Juden auch gegen den Herrn Jesus falsche Anklagen vorbrachten (Joh 18,30). In den Tagen des Paulus sprachen dieselben Führer von den Christen als einer „Sekte … der allenthalben widersprochen wird“ (Apg 28,22).
Sie sollten sich nicht selbst durch gute Worte, sondern durch gute Taten rechtfertigen. Dabei ging es nicht um persönliche Angelegenheiten, sondern um die Verherrlichung Gottes „am Tage der Heimsuchung“ derjenigen, die die Heiligen verleumdet hatten. Dieser Tag mag sich auf den Tag der Gnade beziehen, wenn der Herr heimsucht, um zu retten und zu segnen (Lk 1,78;19,41-44). Es kann ein Tag des Gerichts und der Vergeltung sein (Jer 51,18). Auf jeden Fall wird Gott verherrlicht werden, wenn die guten Werke der Gläubigen im Licht ewiger Werte geprüft werden und das Gold ihrer Gottseligkeit von Ihm gerechtfertigt wird, „der recht richtet“ (Vers 23).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In Vers 12 spricht Petrus das Thema dann positiv an. Diese Judenchristen sollen unter den Nationen (Nichtjuden) einen geistlichen Lebensstil führen: Führt euren Wandel unter den Nationen gut. Ausleger, die nicht verstehen, dass Petrus an jüdische Gläubige schreibt, interpretieren das Wort Nationen als »Ungläubige«.

Im griechischen Text beginnt hier kein neuer Satz; denn dieser Vers ist das positive Gegenstück zu Vers 11. Nicht nur sollen sich die Leser von sündigen Wünschen enthalten (V. 11). Sie sollen auch »gute Führung unter den Nationen aufrecht erhalten«. Führung bezieht sich hier auf einen Tag für Tag anzuwendenden Lebensstil (mehr zu diesem Wort in 1,15). Petrus bezeichnet Ungläubige als Nationen (Nichtjuden). Er denkt hierbei nicht, dass all seine Leser Judenchristen seien; vielmehr geht er zum wiederholten Mal davon aus, dass Christen (sowohl Juden im wörtlichen Sinne als auch Nichtjuden im wörtlichen Sinne innerhalb des Leibes Christi) das »wahre Israel« sind. Somit sind alle, die keine Christen sind (sowohl Juden im wörtlichen Sinne als auch Nichtjuden im wörtlichen Sinne) wahrhaftig »Nationen« oder »Nichtjuden« (vgl. 4,3).

Der Begriff Nationen wird in der Bibel nur selten als Synonym für den Begriff Ungläubige gebraucht. Gelegentlich findet der Begriff Nationen für gläubige Nichtjuden Verwendung (Röm 11,11-15; 15,25-27). Wenn ein Jude das Wort Nationen schreibt, meint er nicht »Ungläubige«; er spricht von »Nicht-Juden«. Nochmals: Petrus schreibt an jüdische Gläubige in der Zerstreuung; jüdische Gläubige, die außerhalb des Landes Israel wohnen; jüdische Gläubige, die unter den Nationen leben. So sollte dieser Vers verstanden werden. Als unter den Nationen lebende Judenchristen sollten sie für einen ganz bestimmten Lebensstil stehen. Ihr Leben sollte so sein, dass – selbst, wenn sie [die Nationen] gegen euch als Übeltäter reden – diese Ungläubigen (aus den Nationen) dennoch die guten Werke der jüdischen Gläubigen sehen. Als Gläubige führt ihre Absonderung von heidnischen Praktiken dazu, dass die Nationen übel gegen sie reden. Das griechische Wort für reden bedeutet, »gegen jemanden zu sprechen, zu verleumden, zu verunglimpfen, andere gegen sie aufzubringen«. Das Wort Übeltäter bedeutet »Verbrecher«; »jemand, der Taten vollbringt, die vor dem Gesetz strafbar sind«. Es handelt sich hier um ein griechisches Wort, das im Neuen Testament nur zwei Mal zu finden ist: Hier und in Johannes 18 Vers 30. Es wird im Kontext eines Gerichtsprozesses gebraucht. Weil diese jüdischen Gläubigen aber einen geistlichen Lebensstil führen, der unter den Nationen gut ist, werden diese Nationen schließlich Gott am Tage der Heimsuchung verherrlichen. Der geistliche Lebensstil dieser Judenchristen wird viele Menschen aus diesen Nationen zum Messias führen. Die Nationen werden die guten Werke sehen – das Ergebnis des Glaubens der jüdischen Christen; und so werden auch sie glauben. Das hier gebrauchte griechische Wort für anschauen oder sehen wird nur zwei Mal benutzt: hier und nochmals in Kapitel 3 Vers 2. Das Wort bedeutet »erkennen« oder »scharf beobachten«. Es befasst sich mit der grundlegenden Voraussetzung, um einen Wandel in den Widersachern erwarten zu können; es befasst sich mit der minutiösen Betrachtung eines Augenzeugen. Wenn Gläubige missverstanden und verleumdet werden, sollten sie das nicht mit gleicher Münze heimzahlen. Die angemessene Antwort für die jüdischen Gläubigen besteht darin, in ihrer Lebensführung Reinheit walten zu lassen. Als Ergebnis ihres sauberen Wandels werden viele Menschen dieser Nationen gläubig; und auch sie werden Gott verherrlichen. Sie gelangen zum rettenden Glauben und werden am Tag der Heimsuchung positiv von den Judenchristen sprechen. Der Ausdruck Tag der Heimsuchung beinhaltet die Vorstellung von Gericht; in diesem Fall bezieht er sich auf den Richterstuhl des Messias.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Die Juden in der Diaspora ( 1,1 ) mussten ständig mit Verleumdungen rechnen und um ihre Sicherheit und ihr Zeugnis für den einen, wahren Gott besorgt sein. So wie die Heiden die unter ihnen lebenden Juden verleumdeten, brachten sie auch die eigenen Volksgenossen in Misskredit, wenn sie sich zu dieser neuen Religion – dem Christentum – bekehrten, die sie für eine jüdische Sekte hielten ( 2,4-10 ). Das Verhalten, das den Christen in der folgenden Haustafel angeraten wird ( 2,13-3,12 ), konnte dazu dienen, einigen der häufigsten Verleumdungen vorzubeugen, darunter dem Gerücht, sie untergrüben die öffentliche Ordnung und die traditionellen Werte der Familie. Der Ausdruck »Tag der Heimsuchung« ist ein alttestamentliches Bild für den Tag des Jüngsten Gerichts (z. B. Jes 10,3 ); in vielen Texten heißt es, dass die Heiden in der Endzeit die Herrlichkeit Gottes anerkennen müssen (z.B. Jes 60,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Auch die zweite Mahnung ist ganz nüchtern: »Führet ein rechtschaffenes Leben.« »Das Leben führen« (griechisch wörtlich: »sich wieder um-, hinwenden zu jemanden« enthält beides: Zum einen ist kein Untätigsein gemeint, daß Christen also nur beobachtend außerhalb der Gesellschaft stünden; sie leben, handeln und arbeiten vielmehr in ihrer Gesellschaft. Zum anderen wendet sich solches christliche Tun dem Nächsten zu. Auch hier gibt es keinen Rückzug von den Menschen, den »Heiden«, etwa in ein christliches Ghetto. Wir leben bewußt in der Welt. Mit dem Ausdruck »unter den Heiden« (neutral übersetzt »unter den anderen Völkern bzw. Menschen«) unterstreicht Petrus das. Das Leben der Christen soll »rechtschaffen« sein. Im Griechischen steht ein ganz allgemeines Wort in der Bedeutungsbreite von »schön, sittlich gut, tüchtig, brauchbar, edel«. Petrus meint ganz allgemein einen Lebenswandel der bürgerlichen Ehrbarkeit. Allerdings ist das nicht oberflächlich zu verstehen. Denn daß sie »eure guten Werke sehen« füllt doch inhaltlich genauer. »Gute Werke« meint nicht einfach bürgerliches Wohlverhalten. Petrus spricht hier Jesus nach, der seine Jünger in der Bergpredigt ebenfalls zu »guten Werken« vor den Menschen ruft (vgl. Mt 5,16). Die guten Werke des Christen sind von dem her bestimmt, »der allein gut ist« (vgl. Lk 18,19). »Gute Werke« sind das Tun des Gotteswillens, zusammengefaßt in den Zehn Geboten. In den Umkehrungen des »du sollst nicht« – besonders der zweiten Tafel – zeigen sich die guten Werke, etwa: die Eltern ehren, dem Nächsten zu helfen und ihn zu fördern in allen Nöten, eine vorbildliche Ehe zu führen, den andern nicht auszubeuten oder zu betrügen, Gutes von ihm zu reden und ihm zu helfen, das Seine zu behalten und zu mehren (vgl. Luthers Erklärungen zu den Zehn Geboten). Auch im Gericht nach den Werken beim großen Weltgericht (vgl. Mt 25,31ff) werden die »guten Werke« genannt. Es sind ganz einfach gute Taten, etwa: Hungernde speisen, Nackte bekleiden, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Kranke und Gefangene besuchen. Das alles aber fließt aus der Gemeinschaft mit dem Guten, gründet in der ersten Tafel der Gebote, den guten Werken des Christen, nämlich Gott allein anzubeten, seinen Namen heilig zu halten und sein Wort als Speise zu essen.
Äußerlich sehen also die guten Werke der Christen genauso aus wie das Tun der bürgerlich Ehrbaren. Aber der Antrieb ist ein völlig anderer. Und das wird spürbar an dem, was sie nicht tun. Sie tun nur gute Werke und nicht mehr die »fleischlichen Werke«, leben nicht mehr nach den »Begierden«; das macht sie der Welt verdächtig. Dadurch kommen die Christen in Verruf, werden »als Übeltäter verleumdet« (wörtlich »als Bösetuer hinuntergeredet«). Vielerlei Verdächtigungen umschwirren sie, etwa: »Da müssen doch viele Dinge heimlich geschehen! Wer sich nach außen so ehrbar gibt, der muß doch Dreck am Stecken haben. Gutes tun ist ja recht, aber manchmal darf man doch auch über die Stränge schlagen.« In 4,4 führt Petrus diese Verleumdung aus: »Das befremdet sie, daß ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben, und sie lästern.«
Solchen Verleumdungen kann der Christ in gelassenem Handeln begegnen. Die Welt soll ruhig seine guten Werke »sehen«. Das griechische Wort meint »genau beobachten, überwachen«. Der Christ steht auf dem Prüfstand der Welt, wird genauestens beobachtet. Aber eben in solchem Beobachten wird es geschehen daß die Verleumder »Gottpreisen am Tag der Heimsuchung«. Aus den Taten der Christen wird ihr Herr erkannt – das ist eine große Verheißung. Wo wir die guten Werke tun, zu denen uns unser guter Vater befreit hat, da finden Menschen zum Gotteslob. Der Ausdruck »am Tag der Heimsuchung« meint spätestens das jüngste Gericht (vgl. Jes 10,3; Jer 10,15; Mi 7,4; Zeph 1,8). Gemeint ist aber auch der Tag, an dem Gott – hier und jetzt schon – einem Menschen unausweichlich begegnet, ihn zur Nachfolge und zum Glauben ruft. Solche »Heimsuchung« kann für den Unglaubenden eine schwere äußere Not sein, in der ihm alles zerbricht und er erkennt, daß er die gleiche Grundlage wie die bisher verleumdeten Christen braucht.
So kann es zur Ehre Gottes kommen, auch in seinem Leben. Das Leben in guten Taten ist so eine Weise der Mission, der Einladung zu Jesus Christus.

Edition C Bibelkommentar