„Aus loyaler Liebe lassen wir andere in ihrem Kummer nicht allein.“

(Dem Vorsänger. Ein Psalm von David ) Glückselig, wer achthat auf den Armen! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden, (O. im Lande) und nicht wirst du ihn preisgeben der Gier seiner Feinde. Jehova wird ihn stützen auf dem Siechbett, all sein Lager wandelst du um in seiner Krankheit.
Elberfelder 1871 – Psalm 41,2–4

Ein Gotteslied von David.
Wahres Glück findet, wer dem Hilflosen zur Seite steht!
Wenn er dann selbst Unglück erfährt, wird ADONAI ihm helfen.
Ja, ADONAI wird ihn schützen und ihn am Leben halten.
Im ganzen Land wird man ihn beglückwünschen.
Nein, niemals wirst du ihn seinen Feinden ausliefern!
ADONAI wird ihn stärken, wenn eine Krankheit ihn ans Bett fesselt.
Ja, du bringst seine Zeit im Krankenbett zum Ende!
Roland Werner – Das Buch – Psalm 41:1–4

Wer für die Schwachen sorgt, der kommt gut drauf. Wenn er in Not gerät, holt Gott ihn raus.
Er wird ihn beschützen und am Leben erhalten. Er rettet ihn vor seinen gierigen Feinden.
Es wird ihm gutgehen, weil Gott es schaukeltund ihm mit Kraft aus Krankheit aufhilft.
VolxBibel – Psalm 41,2–4

Der treulose Freund
Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. (Franz Delitzsch setzt Ps. 41 unmittelbar vor die Empörung Absaloms. Absalom benutzte vielleicht eine längere Krankheit seines Vaters dazu, sich in Israel beliebt zu machen und das Ansehen Davids zu untergraben (2Sam 15:1ff.). Dabei half ihm Ahitofel, Davids treuloser Freund (Ps 41:10; 2Sam 16:23). Wenn nun auch David die drohende Gefahr heraufziehen sah, so fand er doch nicht den Mut und die Kraft, die Empörung im Keim zu ersticken. Daran hinderten ihn wohl vor allem seine Liebe zu Absalom und sein böses Gewissen wegen der Bluttat an Uria, die jedenfalls im Volk ruchbar geworden war (Ps 41:5), so daß er nun in seinem Handeln gelähmt wurde.)
Heil dem, der des Armen sich annimmt, (In V.2-4 wird das Los dessen gepriesen, der sich des Armen und Leidenden annimmt. Dann klagt aber der Psalmist von V.5 ab, daß man sich gegen ihn in seiner äußeren und inneren Not ganz anders benimmt.) / Am Tage des Unglücks wird Jahwe ihn retten.
Jahwe schirmt ihn, erhält ihn am Leben, / Daß man im Lande ihn glücklich preist. / Nicht gibst du ihn hin seiner Feinde Wut.
Jahwe wird ihn auf dem Siechbett stützen; / Seine Krankheit wandelst du zur Genesung. (Wörtlich: „Sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit.“)

Ludwig Albrecht – Psalm 41:1–4

In Psalm 41:1, 2 heißt es: „Glückselig, wer achthat auf den Armen [der des Schwachen sich annimmt, Me]! am Tage des Übels wird Jehova ihn erretten. Jehova wird ihn bewahren und ihn am Leben erhalten; er wird glücklich sein auf Erden.“ Wahres Glück liegt im Suchen nach Wegen, auf denen wir unseren Nächsten Liebe und Hilfe darreichen, ohne daß wir über ihr Mißgeschick oder ihre Schwächen klagen, sondern sie mit der Wahrheit stärken, die sie tröstet und auferbaut.
Indem uns Christus Jesus das zweite der beiden großen Gebote gibt, scheidet er die überkritische Haltung von Christen, die sich über ihre Nächsten beklagen, aus: „Du sollst deinen Nächsten lieben wir dich selbst.“ (Mark. 12:31, NW) Wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, geben wir unsere eigenen Fehler und Mängel zu. Spotten und spötteln wir über uns selbst, wenn wir irren? Weil wir uns selbst lieben, suchen wir uns ehrlich zu verbessern und für unsere Füße gerade Bahn zu machen. Das gibt uns Herzensfrieden und Glück. Indem wir Seite an Seite mit unseren Nächsten, unseren Brüdern, dienen, handeln wir nach demselben Grundsatz. Wir werden glücklich sein, wenn wir Wege suchen, auf denen wir ihnen gegenüber liebevoll und hilfreich sein können.

Wachtturm 15.Mai 1955

Krankheit (vv. 8, 10) und Sünde (V. 4) vereinen sich erneut, um David in Bedrängnis und Gefahr zu bringen, während seine Feinde gegen ihn intrigieren und auf seinen Tod warten. Diese Faktoren scheinen diesen Psalm in die Zeit der Rebellion Absaloms zu stellen. Davids Krankheit hinderte ihn daran, das Volk so zu führen, wie er es wollte (2 Sam 15,1-6), und Absalom nutzte dies aus, um sich selbst zum König zu machen. Wenn der „liebe Freund“ in Vers 9 Davids Ratgeber Ahithophel ist, dann ist die Frage des historischen Rahmens geklärt (2. Sam. 16:15ff). Jesus zitierte den Vers 9 im Obergemach, als er sich auf Judas bezog (Johannes 13,38), also hat der Psalm messianische Untertöne. Wenn wir uns in Schwierigkeiten befinden, können wir diesen Psalm nutzen, um eine Bestandsaufnahme unseres geistlichen Zustands zu machen, indem wir vier Fragen stellen und beantworten.

Integrität: Wie behandeln wir andere (V. 1-4)?

Bevor wir Gottes Verheißungen in Anspruch nehmen können, müssen wir unser eigenes Herz prüfen, um festzustellen, ob wir die Bedingungen, die der Herr festgelegt hat, aufrichtig erfüllt haben. David stützte sein Gebet zweifellos auf die Bestimmungen des Bundes (Lev 26,1-13; Dtn 7,13-16; 28,1-14). Er wusste, dass er kein Recht hatte, vom Herrn Barmherzigkeit zu fordern, wenn er selbst anderen keine Barmherzigkeit erwiesen hatte. Aber David hatte die Regeln des Herrn vollständig befolgt und König Saul, Sauls Enkel Mephiboschet und den Bedürftigen im Lande Barmherzigkeit erwiesen. (Siehe Matthäus 5,7 und Lukas 6,37-38.) „Arme“ bezieht sich auf die Hilflosen, die Elenden, deren Los schwer war und die auf die Hilfe anderer angewiesen waren. Auf diese bedauernswerten Menschen „Rücksicht zu nehmen“ bedeutete, auf ihre Bedürfnisse zu achten und ihnen zu helfen. Es bedeutete auch, sie nicht zu verurteilen und zu beschuldigen, wie Hiobs Freunde ihn beschuldigten und die Jünger den Blinden beschuldigten (Johannes 9,1-4). Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass David sich um die Armen und Bedürftigen in seinem Reich kümmerte und deshalb mit Integrität betete. In Vers 1spricht er von sich selbst in der dritten Person, was ein echtes Zeichen seiner Demut vor dem Herrn ist.

In den Versen 2-3 zählte er die Segnungen auf, die Gott ihm schicken würde, weil er seine Sünden bekannte und Gott bat, ihm gnädig zu sein (V. 4). Gott würde ihn vor seinen Feinden beschützen und sein Leben im Lande verlängern. Das allein würde schon seinen Feinden bezeugen, dass David ein von Gott bevorzugter Mann war. Gott würde ihn auch von seiner Krankheit heilen und ihn von seinem Krankenbett auferwecken. „Machet alle sein Bett“ (v. 3, KJV) bedeutet einfach „ihn heilen und aufrichten“. Dies wäre eine gnädige und barmherzige Tat des Herrn, die David nicht verdient hätte, die aber von Jehova liebevoll gewährt wurde. „Wenn ich Böses in meinem Herzen sehe, wird der Herr mich nicht erhören“ (66:18, NASB), deshalb ist es wichtig, dass wir dem Herrn unsere Sünden bekennen. Wenn wir nicht barmherzig zu anderen gewesen sind, wie kann unser Herz dann richtig sein, um ihn um Gnade zu bitten?

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

In den ersten drei Versen wird die Belehrung des dankbaren Psalmisten wiedergegeben. Sie beginnen mit der Erklärung der Maxime, dass diejenigen, die auf die Bedürftigen achten, Hilfe vom Herrn erhalten werden. In gewisser Weise sagt die Zeile: „Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). Der Psalm beginnt mit der Erklärung der Seligpreisung: „O die Seligen von“ (אַשְׁרֵי, wie in Psalm 1,1). Das Wort findet sich normalerweise in didaktischen Passagen, so auch hier. Wegen dieses Ausrufs sind die folgenden Verben keine Gebete, sondern Belehrungen. Die Gesegneten sind in diesem Fall Menschen, die Rücksicht auf die Schwachen oder Bedürftigen nehmen (דָּל). Die verwendete Verbform (מַשְׂכִּיל; s.v. Ps. 36:4) ist ungewöhnlich; es ist eines der Wörter für Weisheit, d.h. kluges oder umsichtiges Handeln mit Unterscheidungsvermögen. In diesem Zusammenhang beschreibt es praktische Weisheit, d. h., dass man an die Bedürftigen denkt und nicht nur an sich selbst; aber es geht darüber hinaus, dass man an sie denkt – es bedeutet, dass man in ihrem Namen handelt. Wie der Psalmist deutlich machen wird, haben die Menschen in seiner eigenen bitteren Erfahrung dies nicht getan – selbst sein enger Freund sündigte gegen ihn, als er in Not war.
Die Lektion ist, dass Menschen, die sich auf diese Weise richtig verhalten, in der Tiefe ihres Unglücks nicht im Stich gelassen werden. Der Text sagt: „Der HERR rettet ihn (יְמַלְּטֵהוּ) in der bösen Zeit“. Negativ ausgedrückt könnte man fragen: Wenn Menschen anderen in Not nie helfen, welches Recht haben sie dann, um Hilfe zu bitten? Oder positiv ausgedrückt: Menschen, die göttliche Erlösung aus ihren Schwierigkeiten suchen, müssen Menschen sein, die sich aktiv um die Schwachen und Armen kümmern.

Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89

Glücklich wird sonst derjenige gepriesen, dessen ausschließliche Hoffnung Gott ist und dessen Herz sich Gott zuneigt. Der Glückwunsch hier aber preist den, der sorgfältig auf den Geringen achtet. Es geht hierbei nicht um eine heroische Tat, sondern um »teilnehmende Achtsamkeit« (Delitzsch). Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß David selbst gemeint ist: Er hat den Mut, andere auf sich aufmerksam zu machen und ihnen von Gott her Gutes zuzusprechen. Man kann dieses Selbstbewußtsein nur aus dem Bewußtsein eines höheren Beauftragtseins erklären. Der Erwählte Gottes bedarf der Achtsamkeit durch andere. Erstaunlich ist, daß, obwohl Gott es ist, der rettet, Menschen bei dieser Rettung beteiligt sein müssen. Dieses aber hat, weil Gott ja der eigentlich Handelnde ist, mit Sorgfalt und Einfühlungsvermögen zu geschehen, was gerade dann nicht mehr der Fall ist, wenn eine »gute Tat« nur als das gilt, was in der Öffentlichkeit entsprechend gefeiert wird. Es bleibt dabei, daß Gott allein David retten kann: am Tag des Unheils rettet ihn Jahwe. Wer sich so an Gottes Retten anlehnt und aus einem selbstvergessenen Herzen heraus so barmherzig ist, dem wird Barmherzigkeit zuteil; denn er ist ja mit Gott gleichen Sinnes. Gott gibt ihn nicht preis der Gier seiner Feinde. Wenn also Gott und Mensch auf diese besondere Weise »Zusammenwirken«, wenn also Menschen sich aufmachen und dem verachteten David Gutes tun, geschieht eine wunderbare Verwandlung: sein ganzes Lager wandelst du um in seiner Krankheit. Gesundheit kann so ein Zeichen für Gottes Zuwendung werden.

Wuppertaler Studienbibel

Der über den Elenden klüglich urteilt. Gewöhnlich übersetzt man: „der sich des Dürftigen annimmt.“ Doch glaube ich nicht, dass hier die Wohltätigkeit gelobt werden soll. Der Ausdruck „klüglich handeln“ oder „weise urteilen“ deutet vielmehr darauf, dass David ein gerechtes, besonnenes und maßvolles Urteil über Leute empfehlen will, die in Unglück geraten sind. Aber was führt ihn darauf, diejenigen glücklich zu preisen, die sich in betreff der Strafen, mit denen Gott seine Knechte züchtigt, eines weisen und gesunden Urteils befleißigen? Wir sagten, dass David wider eine verkehrte Beurteilung seiner Person zu kämpfen hatte: als schwere Heimsuchungen auf ihm lasteten, erklärte man ihn einfach für verloren und seine Lage für verzweifelt. Ohne Zweifel erging es ihm ebenso wie dem heiligen Hiob, den die Feinde, als sie sahen, dass er von Gott so hart behandelt wurde, für den größten Verbrecher hielten. Und fürwahr! Dieser Fehler ist sehr gewöhnlich; denn die meisten Menschen verurteilen die Elenden zum Untergange, der große Haufe klatscht den Reichen und anderen, denen das Glück hold lächelt, Beifall, da sie Gottes Gunst nach dem hinfälligen Glück schätzen, und ebenso kränken sie die Elenden, weil sie sich voreilig einbilden, dass sie dem Herrn verhasst sein müssten, da er nicht so sanft mit ihnen umgeht wie mit den Verworfenen. Das Übel dieses boshaften und verkehrten Richtens hat zu allen Zeiten geherrscht. Gott aber erklärt an mehreren Stellen deutlich genug, dass er um verschiedener Ursachen willen die Gläubigen durch Unglück prüfe, bald um sie zur Geduld zu erziehen, bald um verkehrte Neigungen ihres Fleisches zu unterdrücken oder die überflüssigen Begierden des Fleisches auszubrennen und auszuläutern, bald um sie zu demütigen, bald um sie andern zum Vorbilde hinzustellen, bald um sie zur Betrachtung des himmlischen Lebens anzutreiben. Aber wir lassen uns fast immer durch Vorurteile bestimmen und stoßen Leute, die unter dem Kreuze seufzen, in die unterste Hölle, wie man zu sagen pflegt. Um diesem voreiligen Urteilen entgegen zu treten, sagt David, dass diejenigen glücklich seien, die nicht so grausam mit verkehrten Urteilen wüten, sondern klug zwischen Plage und Plage unterscheiden und die boshafte Härte, die dem Fleische angeboren ist, durch die Klugheit des Geistes mäßigen. Wir erinnerten soeben schon an das Beispiel Hiobs, den seine Freunde, weil sie ihn im tiefsten Unglück sahen, unbedenklich für verworfen und endgültig für verstoßen erklärten. Wenn aber einem billigen und barmherzigen Beurteiler derartiges entgegentritt, so wird er die Weisheit gebrauchen, die David hier lobt. Auch wir wollen uns durch dieses Zeugnis des heiligen Geistes warnen lassen und ein gar zu vorschnelles Urteil mäßigen lernen. Über unglückliche Brüder sollen wir mit kluger Besonnenheit urteilen und bezüglich ihres Heils das Beste hoffen. Denn wir sie unbarmherzig vor der Zeit verdammen, so kann diese ungerechte Härte leicht auf unser Haupt zurückfallen. Vor allem wollen wir aber auf das achten, was ich zuvor schon sagte: wider die böswilligen und grausamen Urteile, die ihn erdrücken wollten, wappnete sich David mit dieser Tröstung und hielt sich dadurch in der Versuchung aufrecht. So wollen auch wir lernen, wenn Satan einmal durch das stolze Richten der Menschen unseren Glauben zu erschüttern sucht, an diese Klugheit zu denken, damit wir nicht in Verzweiflung geraten. Dann machen wir den rechten Gebrauch von dieser Lehre.
Am Tage des Unglücks wird ihn der Herr erretten. Viele Ausleger beziehen dies auf den Mann, der um seines gerechten Urteils willen glücklich gepriesen wird: er solle, wenn ihn einmal Unglück treffe, den entsprechenden Lohn für seinen barmherzigen Sinn empfangen. Ich glaube aber, dass nur der Grund angegeben wird, weshalb man über einen Unglücklichen milde urteilen und seinen Spruch nicht einfach auf den gegenwärtigen Anschein gründen soll: mag Gott sich im Augenblick feindlich gegen ihn zeigen, so kann endlich doch ein fröhlicher Ausgang kommen, der zum Beweis seiner Gnade dienen muss. Wir sehen jetzt, weil ein reicher Trost in diesen Worten liegt, wenn wir sie so fassen, dass auch in bösen Tagen Heil von Gott zu erhoffen ist. Wenn das nicht wäre, so könnte keiner sich aus seinem Schmerze aufrichten. Der heilige Geist ermahnt die Gläubigen nicht nur zur Milde, wenn sie ihre Brüder leiden sehen, sondern er zeigt uns auch das Heilmittel, durch das wir unseren Schmerz lindern können, so oft unser Glaube durch Unglück erschüttert wird.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wenn unser Leben vom heiligen Geist geleitet wird, dann werden wir wie David handen – und können uns dann auf Jehovahs Hilfe & Schutz verlassen. Wir tun dies also nicht „berechnend“ sondern weil es zu „unserer Natur“ geworden ist.

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