Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er an (O. in Bezug auf) sich selbst allein und nicht an dem anderen Ruhm haben;
Elberfelder 1871 – Galater 6,4
Jeder prüfe aber sein eigenes Werk (- nämlich ob es das Werk (= das Tun o. Handeln) des Glaubens ist o. das Bemühen, Gott im Fleisch zu gefallen. – aÜs: seine eigene Leistung. -), und dann mag er für sich allein zu rühmen haben, aber nicht dem andern gegenüber;
Hermann Menge Übersetzung – 1926 – Galater 6:4
Darum soll jeder sein eigenes Leben sehr genau überprüfen. Dann wird er nämlich erkennen, wie unberechtigt es ist, sich über andere zu erheben.
Hoffnung für alle – 1996 – Galater 6,4–5
Besser sein, als der Durchschnitt in der Gemeinde, um endlich auch eine Aufgabe zu bekommen?
Warum überhaupt einen Durchschnitt ermitteln? Haben wir nicht alle andere Gaben?
Eines muß ein Christ, der anderen beim Lasten-tragen helfen will, jedoch ganz ablegen: die Selbsttäuschung, eine Haltung, die zu Intoleranz gegenüber den Irrtümern anderer und zu Überheblichkeit führt. Das Heilmittel gegen diesen Selbstbetrug findet sich in Vers 4 – jeder prüfe (dokimazetO; vgl. 1 Petrus 1,7) sein eigenes Werk. Statt sich mit anderen zu vergleichen, sollte er sich selbst und das, was er erreicht hat, mit objektiven Augen ansehen. Dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und kann sich an dem freuen, was Gott in seinem und durch sein Leben getan hat (vgl. Röm 12,3). Der griechische Begriff kauchEma, hier mit „Ruhm“ übersetzt, bedeutet persönlichen Triumph, nicht sündhaften Stolz.
Walvoord Bibelkommentar
Zur richtigen Selbstprüfung: Vielmehr das Werk von sich selbst prüfe ein jeder. Der Vergleich mit dem Bruder macht keinen Sinn. Er hat andere Gaben und Grenzen, eine andere Vorgeschichte, andere Bedingungen, außerdem liegt er jetzt gerade in seinem Schwächezustand darnieder. Sich jetzt neben ihn stellen und an ihm hochrecken? Das wäre eine ganz windige Methode der Selbstbestätigung. Wir haben uns natürlich an dem uns selber gesetzten Maß zu messen. Vgl. auch 2Kor 10,12 nach einer guten Lesart: »Aber da wir uns nur an uns selbst messen und mit uns selbst vergleichen, werden wir uns nicht maßlos rühmen.«
Wupertaler Studienbibel
Für Paulus ist denkbar, daß Selbstprüfung positiv ausgeht: Dann wird er im Hinblick auf sich selbst allein Ruhm haben. Wo es notwendig war, bekannte Paulus sich auch zu diesem Ergebnis. Er hatte kein schlechtes Gewissen, ein gutes Gewissen zu haben. Doch zweierlei war für ihn undenkbar: daß er sein Wohlgefühl aus der Not seines Bruders bezog und daß er wähnte, sein Ergebnis sei schon das Ergebnis des Endgerichtes (1Kor 4,3f).
Christen tragen einander, auch in dem Sinn, dass sie sich ertragen, gerade auch dort, wo sie einander Mühe machen. In der christlichen Gemeinde entscheiden nicht Sympathie oder Antipathie über das Miteinander, sondern in ihr gilt das Gesetz Christi, das uns zueinander weist und aneinander bindet. Dann ist auch das abwägende Vergleichen unmöglich, wo ich mein Selbstbewusstsein daraus herleite, dass ich besser bin als der andere (vgl. Lk 18,9-14). Das ist gefährlicher »Selbstbetrug«, wenn »einer glaubt, er sei etwas«. Dort zersetzt das zerstörende Gift des Hochmutes die Gemeinschaft. Dann ist kein Mitleiden mehr möglich, sondern die Isolierung der Selbstbehauptung umklammert wieder den Jünger. Die »Werke des Fleisches«, nämlich besonders die »Eifersucht« und die »Spaltungen«, zerbrechen dann die Gemeinschaft.
Edition C
Will der Jünger schon vergleichen, dann messe er sich in Selbstkritik am »Gesetz Christi«, dann soll er »sein eigen Werk prüfen«. »Werk« meint hier das ganze Wirken eines Menschen, was von ihm für Wirkungen ausgehen und wie er selbst ist. Das ist selbstkritisch zu »prüfen«. Der Jünger wird dann eine doppelte Erkenntnis machen: Der Blick auf mich selbst zeigt mir in der Nachfolge Jesu zunächst erschreckend, »dass ich nichts bin«. Das führt in die Demut. Dann aber kann einem der Geist Gottes auch den Blick schenken, dass das, was an »Frucht des Geistes« bei mir aufgeht, »Grund des Rühmens« ist. Dabei gilt das Wort: »Was hast du, das du nicht empfangen hast?« (1 Kor 4,7). Dann gibt es keinen eigenen Verdienst, keine eigene Leistung und deshalb kein Selbstlob mehr. Diese Erkenntnis, dass Gott in mir und durch mich etwas wirken kann, führt zum Lob Gottes. Wo anders, da ist solches Eigenlob der Rückfall in das »Werk des Fleisches«. Noch einmal: Das christliche Selbstbewusstsein speist sich nicht aus dem Vergleichen mit anderen, sondern es beruht auf dem dankbaren Staunen, was Gott mit uns »unnützen Knechten« doch noch wirkt (vgl. Lk 17,10).
Dabei ist unsere eigene Bewertung immer unsicher und getrübt, deshalb »ein jeder wird seine Last tragen«. Damit ist auf die Bewertung Gottes über unser Leben verwiesen. Schließlich steht jeder für sein Tun und Wirken, aber auch für sein Fehlen und seine Sünde vor Gott ein. Und dort stehen wir einmal alle als Bedürftige. Keiner kann auf sein Verdienst verweisen. Wir können dabei in diesem letzten Gericht nur auf die Gnade unseres Herrn Jesus Christus vertrauen. Wer das weiß und auf diesem Grund lebt, der stellt sich nicht außerhalb der Gemeinde, sondern sucht die Glaubens – und Tragegemeinschaft mit den Brüdern.
„Aber denken wir daran: Jehova hat uns nicht zu sich gezogen, weil wir schön, wortgewandt oder beliebt sind, sondern weil wir bereit waren, ihn lieben zu lernen und auf seinen Sohn zu hören“ ER uns liebt! ER hat uns erschaffen – mit den Eigenschaften die uns auszeichnenen! ER hat SEINEN Sohn für uns dahingegeben – und zwar lange bevor wir „bereit waren, ihn zu lieben“! Weil ER uns liebt, so wie ER auch unseren Bruder liebt, ist ein Vergleich nicht nötig!
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