Tag: 28. März 2024

„Ich will hinabsteigen und sehen, ob all ihr Tun dem Geschrei über sie entspricht, das zu mir gedrungen ist; wenn nicht, will ich es wissen.“

Und Jehova sprach: Weil das Geschrei von Sodom und Gomorra groß, und weil ihre Sünde sehr schwer ist, so will ich doch hinabgehen und sehen, ob sie nach ihrem Geschrei, das vor mich gekommen ist, völlig getan haben; und wenn nicht, so will ich’s wissen.
Elberfelder 1871 – Genesis 18,20–21

Darum sagte der HERR zu Abraham: »Über die Leute von Sodom und Gomorra sind schwere Klagen zu mir gedrungen. Ihre Schuld schreit zum Himmel. Deshalb will ich jetzt hingehen und mit eigenen Augen sehen, ob das wahr ist, was ich gehört habe. Ich will wissen, ob sie es wirklich so schlimm treiben.«
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Mose 18,20–21

Und so sprach der HERR zu Abraham: »Zahlreiche Klagen über die Einwohner von Sodom und Gomorra sind mir zu Ohren gekommen. Die Anschuldigungen gegen sie sind in der Tat sehr schwer. Ich will nun hingehen und mich davon überzeugen, ob das wahr ist oder nicht. Sollten die Klagen sich als wahr erweisen, werde ich die Einwohner von Sodom und Gomorra vernichten.«
Neues Leben Bibel – 1.Mose 18:20–21

Hast du das gelesen – Jehovah sagt, dass er persönlich sich die Situation anschauen will?
Wenn wir in 1.Mose 18 die Situation lesen, überlesen wir meist, dass Jehovah selbst die Prüfung durchführen will. Meist denken wir beim lesen eher, was die Menschen wohl verkehrt gemach haben könnten – Siehe dazu der Beitrag von 2022

Weitere Kommentare zu diesen Versen:

Und Jahwe sprach: »Das Geschrei über Sodom und Gomorra ist groß, und ihre Sünde ist sehr schwer. Ich will hinabsteigen und sehen, ob sie ganz dem Geschrei entsprechend, das vor mich gekommen ist, getan haben, und wenn nicht, will ich es erfahren.«
Wie Abels Blut (1Mo 4,10), so schrie die »vergewaltigte Umgebung« zum Himmel. Der Begriff »Geschrei« (hebräisch: seʽakah) »ist ein Fachausdruck der Rechtssprache und bezeichnet den Hilferuf, den der in einem Recht gewaltsam Benachteiligte ausstößt«. Der Klage-, Hilfe- oder Notruf kann einfach gelautet haben: Gewalttat (hebräisch: chamas)!d Gott hört das Rufen der Vergewaltigten und schreitet als Richter ein. »Das Einschreiten beginnt mit einem Nachprüfen, der richterlichen Untersuchung, ob es sich den Klageschreien entsprechend verhält.« Jahwe selbst, der in Gestalt der drei Boten zusammen mit Abraham von einer Erhöhung aus in den sogenannten Jordankreis hinabsieht, ist entschlossen, nach Sodom hinabzusteigen. Er will untersuchen, ob die Sodomiter sich wirklich ganz so verhalten, wie die Vergewaltigten in ihren Hilferufen klagen.

Wuppertaler Studienbibel

Im Rechtskodex Sodoms suchte die Menschheit bisher vergeblich nach jenem gesellschaftlichen und staatlichen Evangelium, das ihr dauernd eine Zukunft zu geben vermochte. Dieses Evangelium wurde erst sichtbar in dem Testament, das Abraham als Offenbarung empfangen und seinen Geschlechtern zu vererben hatte. Die sittliche und soziale Zukunft der Menschheit kann nur von Menschen gelöst werden, die nicht durch äußere Verwaltungsmaßregeln und Jurisdiktionen, nicht durch Welterschütterungen und Revolutionen die Zukunft gewinnen wollen, sondern die den Menschen zu nächst vor Gott stellen, damit er vor Gott wandle, Gottes Gerechtigkeit zur Norm seines sittlichen Lebens und Gottes Rechtsordnungen zur Grundlage für seinen Verkehr mit Volk und Staat mache.
Nachdem dies dem Abraham, als er seine scheidenden Gäste begleitete, nochmals enthüllt [168] wurde, sprach Jahve zu ihm:
„Wenn gleich das Geschrei über Sodom und Gomorra bereits groß ist, und ihre Versündigung sehr schwer lastet, so will ich doch noch hinabsteigen und sehen, ob das Geschrei des Geschreis bereits eine Vernichtung erwirkt hat; wenn nicht, will ich einzelne erkennen“.
Dieses Wort gehört zum Schönsten und Tiefsten jener Stellen des alttestamentlichen Kanons, die das wunderbare Zusammenwirken von Gericht und Gnade andeuten. Gottes Stunde für die Gerichtskatastrophen in der Geschichte kam immer erst dann, wenn Gottes letzte Mittel zur Abwendung der Gerichte erschöpft waren. Noch einmal soll der Besuch Sodom und Gomorra gelten, noch eine letzte Gelegenheit zum Erwachen soll den von ihrer Sinnlichkeit, Üppigkeit und Kulturseligkeit Trunkenen gegeben werden. Vielleicht, so drückt sich die göttliche Barmherzigkeit in menschlicher Sprache aus, entspricht das Geschrei über die sozialen Verbrechen und die Kunde von der sittlichen Fäulnis des öffentlichen Lebens doch nicht dem Zustande des ganzen Volkes, sodass eine Rettung noch möglich ist.
Um dieses zu untersuchen, steigt der, der alles weiß und vor dessen Augen nichts verborgen bleibt, in seinen zwei Boten in die Talebene von Sodom und Gomorra hinab. Diese Sendung geschah gewiss nicht, damit Ihm durch sie erst die richtige Kunde über den wahren Zustand Sodoms und Gomorras werde, sondern damit an diesem Besuche sich offenbare, ob sich Sodoms und Gomorras Volk noch zu einer inneren Wendung entschließen könne oder nicht. Wenn ja, so „will ich gerne einzeln erkennen“, d. h. die einzelnen bestrafen, damit das Ganze vor weiterer Zersetzung und Vernichtung bewahrt bleibe. Wenn jedoch nein, so muss ich das Gericht gewähren lassen, das sich als letzte Frucht von Sodoms Leben auswirken will. Denn eines Tages empört sich selbst die Natur gegen tierische Gemeinheit und sodomitische Lasterhaftigkeit und „speit der Boden selbst die entarteten Bewohner aus“.

Jakob Kroeker – Das lebendige Wort

Der Ewige sprach zu Abraham, Er tat, wie Er gesagt, es ihm nicht zu verbergen. Fürwahr, es ist gross geworden, jedes sonstige רבה im Vers hat den Ton auf der letzten Silbe, dem ב, weil sie übersetzt werden, ist gross oder wird immer grösser; aber dieses hat den Ton auf der vorletzten, dem ר, weil es zu übersetzen ist, ist bereits gross geworden, wie ich auch (15, 17) erklärt habe, die Sonne war untergegangen; (Rut 1, 15), siehe, deine Schwägerin ist zurückgekehrt. 21. Ich will mich herablassen, Er lehrte damit die Richter, dass sie Urteile über das Leben nur auf Grund von Augenzeugen fällen dürften, ganz wie ich im Abschnitt der Zerstreuung (11, 5) erklärt habe. Eine andere Erklärung, ich will zum Ende ihrer Handlungen hinabsteigen (es prüfen). Ob gleich dem Wehegeschrei über sie, über die Provinz. Das zu mir gekommen, sie getan, und wenn sie bei ihrer Empörung beharren, vollziehe ich Vernichtung an ihnen; wenn sie aber nicht bei ihrer Empörung beharren, will ich bestimmen, was ich tun werde, sie nämlich mit Leiden zu strafen, und werde sie nicht vernichten. Ähnlich finden wir an einer anderen Stelle, (Exod. 33, 5) und nun lege deinen Schmuck von dir ab, und ich will bestimmen, was ich dir tun werde; darum ist eine Trennung, das Zeichen פסיק, zwischen עשו und כלה, um ein Wort vom anderen zu trennen. Unser Lehrer haben erklärt, ob gleich ihrem Wehegeschrei, dem Wehegeschrei eines Mädchens, das sie eines furchtbaren Todes sterben liessen, weil es einem Armen Speise gegeben hatte, wie im Abschnitt Chelek (Sanh. 102b) erklärt wird.

Raschi – Kommentar zur Tora

Mose 18,20-21 ist die eigentliche Offenbarung, wobei sich Vers 20 auf die Sünde von Sodom und Gomorra konzentriert: Denn das Geschrei von Sodom und Gomorra ist groß. Das Wort Schrei ist zaakah, was ein Wortspiel mit dem hebräischen Wort für „Gerechtigkeit“, tzedakah, ist. Anstelle von tzedakah, Gerechtigkeit, heißt es zaakah, ein Schrei, denn ihre Sünde ist sehr schwerwiegend. Vers 21 ist die Untersuchung Gottes: Ich will jetzt hinabsteigen und sehen, um sie zu vernichten, wie in 11,5 und 11,7, ob sie ganz und gar dem Schrei entsprochen haben, der zu mir gekommen ist; und wenn nicht, will ich es wissen. Das war kein Eingeständnis, dass Gott diese Dinge nicht schon wusste, sondern es ging darum, zu zeigen, dass Gott jedes Detail sorgfältig geprüft hatte. Wenn Gott also ein massives Urteil fällt, geschieht dies nicht aus Unwissenheit. Das zeigt, dass die Bestrafung nach einer sehr umfassenden Untersuchung und einem sehr umfassenden Bericht erfolgte.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

זעקתסדס וע׳ כי רכה . Das Objekt. gen.; vid. Ges. § 112. 2. Übersetze: „das Geschrei über Sodom und Gomorrha – weil es groß ist, und ihre Sünde – weil sie sehr schwer ist; komm, lass mich hinuntergehen &c. זעקת und הטאתם sind in diesem Fall absolut. Ges. § 142. 2.

הכאה אל „der zu mir gekommen ist“. Der vor dem ganzen Satz stehende Artikel (באה 3. p. fem. sing. pret.) = אֲשֶׁר; vid. Ges. § 107. rem. So auch im Arabischen, wenn auch sehr selten, اَلْ = اَلَّذِى. Dieser Gebrauch findet sich im Allgemeinen in den späteren Büchern, und Ewald würde daher die Zeichensetzung hier in הַבָּאָ֫ה, das Partizip, ändern (vgl. seine Grammatik, 5. Aufl., § 321 b und Anmerkung), aber es gibt ähnliche Beispiele in den früheren Büchern, z.B. 1 Sam. 9:24. וְהֶֽעָלֶיהָ. עשו כלה. „Sie haben genau gehandelt“, heißt es in dem Bericht. In der Genesis-Ausgabe von De Sola wird die folgende Übersetzung gegeben: „Wenn sie genau nach dem Ruf gehandelt haben, der zu mir gekommen ist, und wenn nicht, werde ich es wissen“! Onkelos scheint in der Tat eine solche Übersetzung zu bevorzugen: אַעְבִּיד עִמְּהוֹן גְּמירָא אִם לָא תָֽיְכִין לָא אִתְפְּרָע „Ich will sie vernichten, wenn sie nicht Buße tun; wenn sie aber Buße tun, will ich mich nicht rächen.“

Charles Henry Hamilton Wright – Das Buch Genesis auf Hebräisch