Tag: 21. März 2024

Namen auf der Stirn

Und ich sah: und siehe, das Lamm stand auf dem Berge Zion und mit ihm 144000, welche seinen Namen und den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen. (Eig hatten)
Elberfelder 1871 – Offenbarung 14,1

UND ich schaute auf, und siehe da, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm 144 000, die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben trugen. ( Off 7:3.4 )
Zürcher 1931 – Offenbarung 14:1

Dann sah ich das Lamm ( Bild, das Christus mit einem Opfertier vergleicht. Es nimmt die Sünde weg, die trennend zwischen Gott und Mensch steht. ) : Es stand auf dem Berg Zion ( Tempelberg von Jerusalem, aber auch Bezeichnung für die ganze Stadt ).
Bei ihm waren 144.000 Menschen.
Auf ihrer Stirn war sein Name geschrieben
und der Name seines Vaters ( Vertrauensvolle Anrede oder Bezeichnung für Gott. ).
BasisBibel – Offenbarung 14,1

Die Frage, wer die 144000 seinkönnten, hatten wir ja schon bei Vers 2 angeschnitten.
Auch hier geht die Auslegung sehr sehr weit auseinander. Um so weiter weg wir von dem Verfasser kommen – um so „ungläubiger“ werden die Leser der Offenbarung. In den letzten 150 Jahren gibt es immer mehr „Christen“ die nicht glauben können, dass der allmächtige Gott alles tun kann, was ER verheißen hat. Gehören wir auch dazu?

Hier ein paar der unterschiedlichsten Ansichten:

Da es demnach 144 001 königliche Herrscher über die Erde geben wird, erhebt sich die Frage, ob die Erde dann in 144 000 Gebiete aufgeteilt sein wird, die je einem dieser 144 000 Herrscher unterstellt sein werden, und ob die Bewohner der einzelnen Gebiete dem betreffenden König unter Jesus Christus, dem Hauptkönig, verantwortlich sein werden. Würden durch eine solche Aufteilung der Erdbevölkerung nicht Grenzen — wenn auch unsichtbare — geschaffen, was zur Folge hätte, daß gewisse Unterschiede zwischen den Bewohnern diesseits und jenseits dieser Grenzen entstehen würden? Und würde dann ein Königreichserbe, der früher chinesisch sprach, über ein Gebiet mit chinesisch sprechender Bevölkerung eingesetzt werden, ein russisch sprechender Königreichserbe über eine russisch sprechende Bevölkerung, ein englisch sprechender über eine englisch sprechende Bevölkerung usw.? Werden Sprachenschranken weiterhin ein Hindernis für die gegenseitige Verständigung sein?
Diese Fragen sind verständlich und angebracht. Doch ist hierzu zu sagen, daß aus der Bibel nicht hervorgeht, welche königlichen Aufgaben Jesus Christus, der Hauptkönig, jedem einzelnen seiner 144 000 Miterben übertragen wird. Diese 144 000 Miterben Christi sind in den vergangenen neunzehn Jahrhunderten, seit der Gründung der Christenversammlung im Jahre 33 u. Z. aus verschiedensprachigen Nationen, Völkern und Stämmen herausgenommen worden. Der auferstandene Jesus Christus sagte zu seinen Jüngern, die einige Tage vor seiner Rückkehr in den Himmel in Galiläa zusammengekommen waren: „Geht daher hin und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie.“ (Matthäus 28:19) Könnten wir uns vorstellen, daß unter den 144 000 Mitkönigen Jesu Christi im Himmel, in königlicher Herrlichkeit, Unterschiede bestehen würden, weil sie verschiedene Sprachen sprächen, und daß sie Dolmetscher benötigten? Der Apostel Paulus sprach von „Menschen- und Engelszungen“. — 1. Korinther 13:1.
Ohne Zweifel werden die auferstandenen, verherrlichten 144 000 nur die eine himmlische Sprache sprechen. Die Gabe dieser Sprache wird ihnen verliehen werden, wenn sie mit einem neuen, geistigen Leib von den Toten auferstehen. Das bedeutet nicht, daß die Sprache, die sie früher auf der Erde sprachen, dann aus ihrem Gedächtnis ausgelöscht würde. Nein, denn gerade ihre frühere, menschliche Sprache wird ihnen helfen, sich als die Person wiederzuerkennen, die sie waren. Doch nach ihrer himmlischen Auferstehung werden sie die Sprache des Herrn Jesus Christus sprechen, und er wird die Sprache Jehovas, seines himmlischen Vaters, sprechen.

Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht

Mit dem Lamm, Jesus Christus, bilden diese seine Nachfolger, die aus der Menschheit als Erstlingsfrucht für Gott und für das Lamm erkauft worden sind, eine Gruppe von 144 001. Wo sieht man sie zusammen stehen? „Auf dem Berge Zion.“ Nicht auf dem irdischen Berg Zion im Nahen Osten, denn jener kleine Berg und die Berge in der Nähe wären ein zu kleines Gebiet für „die heilige Stadt, das Neue Jerusalem“, in die diese zwölf Stämme des geistigen Israel und ihr Führer, das Lamm Gottes, durch die zwölf perlenartigen Tore eingehen. Gemäß der Beschreibung ist die quadratische Grundfläche dieser heiligen Stadt an jeder Seite dreitausend Stadien (600 Kilometer) lang und hat somit einen Umfang von zwölftausend Stadien oder 2 400 Kilometern. Der irdische Berg Zion, auf dem ein Teil des alten Jerusalem stand, sähe recht winzig aus im Vergleich zu einer so großen Fläche von 600 Kilometern im Quadrat. (Offenbarung 21:2, 10-17) Logischerweise ist daher der Berg Zion, auf dem die 144 000 geistigen Israeliten mit dem Lamm Gottes stehen, der himmlische Berg Zion, auf dem das himmlische Jerusalem steht.
An die hebräischen Christen wurde, etwa neun Jahre bevor das irdische Jerusalem im Jahre 70 u. Z. von den römischen Heeren zerstört wurde, folgendes geschrieben: „Ihr habt euch nicht dem genaht, was betastet werden kann und was durch Feuer entzündet worden ist . . . Sondern ihr habt euch Zion, einem Berge, genaht und einer Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und Myriaden von Engeln.“ (Hebräer 12:18-22) Auf diesem himmlischen Berg Zion stehen die 144 000 versiegelten geistigen Israeliten mit dem Lamm. In bezug auf ein Siegel des lebendigen Gottes an ihrer Stirn heißt es, daß sie den Namen des Lammes, Jesu Christi, und den Namen seines himmlischen Vaters, Jehovas Gottes, an ihrer Stirn geschrieben tragen. Wie ein Siegel kennzeichnen diese zwei Namen die 144 000 als solche, die Gott gehören, da er sie durch das Opfer des Lammes, Jesu Christi, seines Sohnes, erkauft hat.
Da die ‘Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem’, auf dem himmlischen Berg Zion liegt, zeigt die Tatsache, daß die 144 000 dort mit dem Lamm Gottes stehen, an, daß sie sich am himmlischen Regierungssitz befinden. Es zeigt an, daß sie dort als „Könige der Erde“ herrschen, und „sie werden für immer und ewiglich als Könige herrschen“. (Offenbarung 21:24; 22:5) So wird noch einmal Gottes mit dem Versiegeln der zwölf Stämme von je zwölftausend geistigen Israeliten verbundenes Vorhaben in der dem Apostel Johannes gegebenen Offenbarung deutlich gemacht. Angesichts

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Und ich sah und sieh! das Lämmlein stand auf dem Berg Zion und bei ihm hundertvierundvierzigtausend mit seinem Namen und dem Namen seines Vaters, der auf ihren Stirnen geschrieben war. Wo wird die Gemeinde sein, wenn sie der Widersacher verfolgt und alle sie bekämpfen? Beim Christus, antwortet Johannes. Ihn sieht er jetzt wieder wie im ersten Gesicht bei seiner Gemeinde gegenwärtig, und er ist ihr Schutz. Dadurch bewahrt er das Wort, mit dem Jesus in der Nacht vor seinem Tode von seinen erschütterten Jüngern Abschied nahm. Was machte er damals zu ihrem Trost? Er bleibt bei ihnen, sie sind bei ihm und in ihm, und das ist ihr Sieg über die Welt. Als Johannes davon sprach, daß die Gemeinde dem Angriff des Satans ausgesetzt sei und von ihrem zu Gott erhöhten Herrn getrennt in der irdischen Bedrängnis lebe, sagte er, sie sei „in der Wüste“, 12.6. Jetzt, da er die Gegenwart des Christus bei seiner Gemeinde bezeugt und ihr verheißt, daß die Erhebung Jesu zu Gott ihn nicht mehr von ihr trenne, sondern ihm die Macht gebe, immer und überall bei ihr zu sein, nennt er als den Ort, an dem er ihre ganze Zahl, ohne daß ihm ein einziger fehlt, bei sich versammelt, den Berg Zion. Er holt also den Namen für das, was die neutestamentliche Gemeinde besitzt, wieder aus dem Alten Testament und spricht damit wieder aus, daß Jesus den ganzen Schatz der göttlichen Verheißung und der Israel gewährten Gnadengabe zum Eigentum seiner Gemeinde macht. Auf dem Berge Zion schuf Gott der alttestamentlichen Gemeinde ihre Heimat, weil er ihr dort den Tempel gab, der ihr seine gnädige Gegenwart verbürgte. Nun ist Jesus der, in dem sich uns Gottes gnadenvolle Gegenwart schenkt, und darum ist die Gemeinde deshalb, weil Jesus bei ihr ist und ihr die Gemeinschaft mit ihm gegeben ist, die keine fremde Gewalt auflösen kann, auf den Zion versetzt. Johannes dachte dabei nicht an das irdische Jerusalem, wo der Widerchrist ebenso allmächtig regiert wie sonst auf der Erde, sondern sagt, dieser Berg Zion, auf dem das Lamm bei den Seinen ist, sei im Himmel, nicht da, wo der Widerchrist und der Satan herrschen, sondern da, wo Jesus ist und Gott seine Gnade und Herrlichkeit offenbart. Johannes zeigt der Christenheit nicht einen irdischen Zufluchtsort, bezeugt ihr aber, daß ihr alle Verheißungen und Rechte der geheiligten Gemeinde gehören, für die Gott eine Heimat bei seinem Heiligtum erbaut, wo sie vor jedem Angriff sicher ist. Deshalb gebraucht er auch hier die schon in Kapitel 7 genannte Zahl 144 000, die Jesus als den Vollender Israels beschreibt, der das Volk Gottes zur Vollkommenheit gebracht hat. Er hat aber hier das Gleichnis nicht mehr weiter ausgedeutet und die Gemeinde nicht mehr aus den zwölf Stämmen im vollständigen Gleichmaß zusammengesetzt. Aber auch jetzt erinnert er die von der Welt überwältigte Christenheit daran, daß Gott die Seinen gezählt hat und ihnen sein Siegel gab, und sie wird erfahren, daß sich die Kraft seines Siegels auch im letzten Sturm bewährt, der die Menschheit erschüttern wird. Gottes Zahl bleibt unverletzt, auch wenn ihm der Widerchrist die Seinen rauben will. Denn auch sie tragen auf der Stirn einen Namen, nicht den des Weltbeherrschers, den anzunehmen sie sich geweigert haben, dafür aber den Namen Gottes und Jesu. Denn auch sie sind das Eigentum eines anderen, leben nicht für sich selbst und tun nicht ihren eigenen Willen, sondern sind Gottes Eigentum und Jesus untertan. Diese Abhängigkeit macht sie aber im Gegensatz zu denen, die den Namen des Widerchristen tragen, frei. Absichtlich setzte Johannes über den Namen Jesu denjenigen Gottes, weil dadurch ausgesprochen ist, von welcher Art die Herrschaft Jesu über die Menschen ist, daß sie durch ihn in Gottes Reich gestellt und an Gottes Willen gebunden sind. Daß sie ihm gehören und ihm gehorchen, das ist ihre Ehre, ihre Seligkeit und Sicherheit.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

»Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion« (V. 1):
a) »Auf dem Berg Zion«: Hier ist nicht an die Anhöhe im Ostteil Jerusalems zu denken, auf der einst die Königsburg Davids stand und auch der Tempel Salomos errichtet war. Und doch ist diese Stätte, von wo aus regiert und wo der Gottesdienst gefeiert wurde, ein kleines Abbild dessen, was hier aus der ewigen Welt Gottes sichtbar wird: die Stätte, wo Gott wohnt und thront, von wo aus er alle Welt in aller Ewigkeit regiert und wo der ewige Gottesdienst gefeiert wird. Der Hebräerbrief sagt den Glaubenden von damals und dieser Weltzeit überhaupt: »Ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem« (Heb 12,22); im Glauben sind sie schon jetzt da. Nun aber ist der Tag des Schauens ganz nah.
b) Unser Herr Jesus Christus heißt hier das »Lamm«: Als der zum Lamm Gewordene, als der, der sich geopfert hat, als der, der zum Kreuz gegangen ist, hat er den unermesslich schweren Zwischenfall der menschlichen Sünde in der großen Gottesgeschichte mit dieser Welt, die unausdenklich folgenschwere Katastrophe der menschlichen Rebellion gegen Gott mit allen ihren Folgen überwunden. Allein so hat er dem Feind Recht und Macht genommen. Allein so ist ihm nun »alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben« (Mt 28,18), nicht nur als dem, durch den alle Dinge geschaffen sind (Joh 1,3; Kol 1,16; Heb 1,2), sondern auch als dem, der alle Welt erlöst hat. So hat er den großen Geschichtsplan Gottes zur völligen Überwindung der Sünde und ihrer Folgen anvertraut bekommen (Offb 5,7). Und so kann es nun heißen, trotz aller menschlichen Sünde und trotz allem Recht und aller Macht, die dadurch für den Satan erwuchsen: »Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig.«
(2) Die Gemeinde Jesu ist mit dem Lamm am Ziel.
»… und mit ihm hundertvierundvierzigtausend«:
a) »und mit ihm«: Hier wird speziell die Endzeitgeneration der Christen (vgl. Offb 7,14 und das dazu Gesagte) am Ziel sichtbar. Aber es ist zugleich der gesamte Ertrag des Opfers Jesu aus der Zeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft bzw. Entrückung der Gemeinde mit gemeint. Unser Herr ist als Überwinder nicht allein beim Vater, sondern eine so große Schar ist »mit ihm«, bei ihm und um ihn. Jesu so notvolle Saat hat nun eine so große Ernte ergeben (Joh 12,24). Sie kann er nun dem Vater vorstellen als Ergebnis des Sohnesgehorsams und des Vater-Erbarmens mit seinen in Sünde und Elend geratenen Menschenkindern. Der Sohn wird sich vor dem Vater zu seinen oft so fehlsamen, so schwachen und angefochtenen und dennoch von ihm mit großer Geduld hindurchgebrachten Nachfolgern, die sich in Einfalt zu ihm bekannt haben, bekennen. »Wer nun mich bekennet vor den Menschen den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater« (Mt 10,32).
b) »Hundertvierundvierzigtausend«:
aa) Das ist dieselbe Schar, die wir bereits in Offb 7,4 gesehen haben, zunächst noch auf Erden, aber versiegelt, vor der großen Trübsal (V. 3.4); nachher »als unzählbar große Schar aus allen Völkern« (V. 9) im Himmel nach der großen Trübsal. Es ist also auch hier die Schar der an Jesus Glaubenden, die die antichristliche Anfechtungszeit durchlebt und durchlitten haben, die letzte Generation der Glaubenden aus Israel und den Völkern (vgl. das zu Offb 7,4ff.Gesagte) gemeint.
Doch was in Offb 14,1-5 steht, gilt auch für alle Nachfolger Jesu aus allen Generationen, für alle, die je bereit waren, mit Jesus in Dienst und Leiden zu gehen. Es gilt allen, zumal der Hebräerbrief schon für die damalige frühe Generation der Christen sagt: »Ihr seid gekommen zum Berge Zion, und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem« (Heb 12,22). Und wenn wir jetzt schon im Glauben dahin gekommen sind, dann dürfen wir gewiss auch in Herrlichkeit dahin kommen.
bb) Doch unmittelbar wird hier von der letzten Generation der Glaubenden gesagt, wie das der Zusammenhang mit Offb 13 zeigt. Ihr Leiden ist besonders schwer gewesen, was wir vor allem in Offb 13 gesehen haben; und das Bild hier und die Lage der Christen jetzt steht in einem besonders starken Kontrast zu dem, was wir in der antichristlichen Zeit von der Gemeinde gesehen haben. Vorher war die Gemeinde Jesu bedrängt, verfolgt, zerstreut und weitgehend verborgen. Aber sie war »verborgen mit Christus in Gott« (Kol 3,3), also in der besten Gesellschaft: »mit Christus«. Und ihre Verborgenheit war nicht Verborgenheit im Winkel, sondern Verborgenheit in Gott; damit hing auch ihre Vollmacht zusammen. Doch nun ist die Gemeinde Jesu offenkundig »mit ihm«, ihrem Herrn Jesus Christus, um ihn versammelt und nicht mehr zerstreut. Es ist erfüllt, was in Kol 3,4 in Fortsetzung des eben erwähnten Wortes steht: »Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.«
cc) Die Zahl »hundertvierundvierzigtausend« ist Ausdruck für die Vollzähligkeit dieser Schar. Alle Verlockung, Verführung, List und Gewalt des Feindes und seiner dämonischen und menschlichen Hilfstruppen, auch die des Antichrists und des falschen Propheten, waren im Blick auf die mit Gottes Geist versiegelte Gemeinde Jesu (Offb 7,3; Eph 1,13) ein totaler Fehlschlag. Der Erfolg des Feindes ist gleich Null; nicht einer konnte aus der Schar der Jesus bedingungslos Folgenden herausgebrochen werden. In welchen machtvollen Demonstrationen, etwa durch Annahme des Malzeichens (Offb 13,16 und das dazu Gesagte), sind zuvor die vielen verführten Menschen der ganzen Erde zu dem Antichrist und dem falschen Propheten und damit zum Feind getreten! Und wie sicher hat es die Menschen in der Rebellion gegen Gott gemacht, so viele zu sein, sicher vor allem gegenüber den scheinbar so wenigen Christen, die nichts zu sein schienen als die eben vollends absterbenden Überreste einer längst vergangenen und nun endgültig überholten Zeit.
 Offb 7,9 meint die Vielzahl, Offb 14,1 die Vollzahl derselben einen Gemeinde Jesu (vgl. das zu Offb 7,4.9 Gesagte).
(3) Die Gemeinde Jesu trägt Namen und Wesen Gottes und des Lammes.
»Die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn«:
Das steht in betontem Gegensatz zu dem »Malzeichen des Tieres«, das zuvor die antichristlichen Massen trugen. Auch dort war das Malzeichen, das Abzeichen, das Menschen angenommen haben, Eigentumszeichen und Wesensmerkmal, es blieb nicht nur Etikette. Mit dem Malzeichen des Tieres traten die Menschen ja auf die Seite des Tieres und damit auf die Seite seines Auftrag – und Vollmachtgebers, des Drachen (Offb 13,2), also des Antichrists und des Satans. Sie waren offen für ihn, für seinen Einfluss und seinen Geist.
b) Im größten Kontrast dazu ist an der Stirn der Überwinder auf dem Berg Zion der Name Gottes und der Name unseres Herrn Jesus Christus. Dieser Name ist erst recht Eigentumszeichen und Wesensmerkmal. Sie dürfen Gottes Kinder sein, nicht nur dem Namen, sondern dem Wesen nach, nun sogar in Herrlichkeit. Johannes schreibt in seinem ersten Brief: »Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder. Noch ist es nicht erschienen, was wir sein werden. Aber wir wissen, wenn es erscheinen wird, dass wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist« (1 Joh 3,2).
c) Auch die Beschreibung des gewaltigen Schlussbildes der Welt – und Heilsgeschichte Gottes am Ende der Offenbarung (vor dem Schlusswort der Offenbarung) mit einer ähnlichen Aussage über die Knechte Jesu: Und seine Knechte werden ihm dienen und sehen sein Angesicht, und sein Name wird an ihren Stirnen sein« (Offb 22,3.4). Darin gipfelt offenkundig ihre Seligkeit.
d) Lasst uns jetzt schon in Lauterkeit ihm dienen, zu ihm aufblicken, weg von allem Eigenen und weg von dem, was in der Welt so verlockt und bedrängt (Heb 12,2), und so im Widerschein seines Lichts stehen, ja offen sein für dieses Licht, so dass wir, für andere tröstlich und hilfreich, wahrhaft etwas von ihm widerstrahlen können (2 Kor 4,6).

Edition C

In der Vision sieht Johannes den Messias Jesus auf dem Berg Zion stehen, begleitet von 144.000 der Juden, die seiner Lehre folgten und ihn als Gottes Erlöser erkannt haben. Der Hinweis auf die Namen auf der Stirn symbolisiert Zugehörigkeit und Eigentum an. Diese 144.000 waren „unbefleckt“, d.h. sie hatten sich nicht falscher Religion und Götzen hingegeben („Frauen“ als Symbol für Götzendienst, wobei eine bestimmte Frau als Hure später noch auftauchen wird). Diese Jünger sind Teil des neuen und geistlichen Jerusalem, und sie singen ein neues Lied, so wie nach dem Krieg alles anders und neu sein wird.

Wolfgang Schneider – Buch der Offenbarung

In mehr als einer Hinsicht steht in den apokalyptischen Visionen des Johannes Israel im Mittelpunkt. Jerusalem ist immer noch die Bühne. In Offenbarung 12 erfahren wir, welches große Motiv des Bösen hinter so viel Leid steht: sein Wunsch, Israel zu vernichten. In Offenbarung 7 und 14 erfahren wir von einer Vorhut Israels, 12.000 aus jedem Stamm, die bei den klimatischen Ereignissen eine wichtige Rolle spielen. Auch wenn manche es versuchen, ist es schwierig, diese 144 000 als etwas anderes als Juden zu interpretieren, da ihre Stammeszugehörigkeit ausdrücklich genannt wird. Aber noch wichtiger ist, dass es in Offenbarung 11 ein Drama gibt, das wirklich zeigt, wie Israels Geschichte die Geschichte der Welt beeinflusst.
Ist der Same Abrahams wirklich ein so zentraler Bestandteil der kommenden Welt? Manche würden einfach annehmen, dass Gott weitergemacht hat, weil der Großteil Israels den Messias abgelehnt hat. Doch die Wiederherstellung Israels ist der Wendepunkt in der Wiederherstellung der Welt. Jeschua sagte einmal zu Jerusalem: „Denn ich sage dir: Von nun an wirst du mich nicht wiedersehen, bis du sagst: ‚Gesegnet ist der, der im Namen ADONAIS kommt.‘ “ Jerusalems Umkehr ist der Kern der Geschichte. Jerusalems Umkehr ist das, worauf Jeschua wartet.

Derek Leman – Die kommende Welt – Ein Portal zum Himmel auf Erden

Mit dem neuen Und ich sah wendet sich Johannes einer ganz anderen Sphäre zu778, als er sie in 13,1ff und 13,11ff sah. Das Zentrum der neuen Schau bildet das Lamm (τὸ ἀρνίον [to arnion]), V. 1. Der Artikel ohne weitere Apposition macht klar, dass es sich um das Lamm von Offb 5,6ff; 6,1ff; 7,9ff; 8,1ff; 12,11; 13,8ff handelt, also um Jesus Christus.
In der Schau von Offb 14,1–5 steht das Lamm. Der griechische Text enthält nur das Partizip ἑστός [hestos] ohne ein „ist“ (ἐστίν [estin]) oder „war“ (ἦν [en]).779 Durch diese Ausdrucksweise wird das Bild völliger Ruhe und Überlegenheit noch verstärkt. Welch ein Gegensatz zum nimmer ruhenden, aktionistischen „machen“ (ποιεῖν [poiein]) der beiden Tiere von Kapitel 13!
Der Seher gibt uns den Ort des Lammes an: auf dem Berg Zion. Das weckt eine lange Kette von Erinnerungen. Zunächst an die Berge, die Jesus so oft aufsuchte, auf denen er lehrte und wo er betete (z.B. Mt 5,1; 14,23; Joh 6,15). Dann an die Berge der Offenbarung Gottes im Alten Bund, an den Sinai, Garizim, Ebal, Nebo, Tabor und andere (Ex 19,1ff; Dtn 27,11ff; 34,1ff; Ri 4,6ff). Dann auch die Erinnerung daran, dass Zion im Laufe der Zeit zur Bezeichnung für Jerusalem oder ganz Israel wurde.780 Ursprünglich war „Zion“, hebr. צִיּוֹן [zijon], wohl die „topographische Bezeichnung … für den Südosthügel des späteren Stadtgebietes“ Jerusalems.781 Prägend aber wird der Name „Zion“ durch seine Verwendung in der prophetischen Verkündigung. Hier ist es in erster Linie „die Stadt der eschatologischen Heilszeit“.782 Man denke an Jes 2,3; 4,5; 40,9; 49,14; 52,8; 60,14; 62,1ff; Joel 3,5; Ob 17; Sach 9,9ff und andere Stellen. Ähnliches gilt für das Neue Testament, wobei dort freilich der Name „Zion“ hinter dem Namen „Jerusalem“ zurücktritt.783
Ist nun in Offb 14,1 das irdische oder das himmlische Zion gemeint? Für das irdische hat sich vor allem R.H. Charles ausgesprochen. Er nimmt an, dass Offb 14,1–5 das Tausendjährige Reich („Millenial Kingdom“) zum Gegenstand hat. Die vollendeten Gläubigen, die in Offb 7,4ff schon im Himmel waren, seien in 14,1ff auf die Erde zurückgekehrt, um am Millenium teilzunehmen, dessen irdisches Zentrum der Berg Zion sei.784 Bousset lässt eine solche Deutung zu.785 Doch stößt eine solche Ortsveränderung – vorausgesetzt, die 144 000 sind in 7,4ff und 14,1ff dieselben – auf Bedenken. Auch spielen sich die übrigen Ereignisse von Offb 14 überwiegend im Himmel ab. Außerdem haben wir in der Offenbarung bisher noch nichts davon gelesen, dass ein Tausendjähriges Reich errichtet wurde. Deshalb liegt die Deutung auf ein himmlisches „Zion“ oder Jerusalem näher.786 Insofern bildet Offb 14,1 eine Parallele zu Hebr 12,22 und Offb 21–22. Etwas weniger präzise auch zu Gal 4,26; Eph 2,6; Phil 3,20.787
Noch einmal wird uns die Spannung zwischen Offb 12–13 und 14 bewusst. Die satanische Trinität ist irdisch bestimmt und tobt sich auf Erden aus. Die Gläubigen aber, die mit dem Lamm verbunden sind, sind himmlisch bestimmt und am Ende auch sichtbar im Himmel beheimatet. Hier berühren sich Paulus und Johannes sehr eng (vgl. Eph 2,6; Phil 3,14ff; Kol 3,1f).788 Swete hat darauf aufmerksam gemacht, dass ἑστός hestos in Offb 14,1 wie eine Antwort auf das ἐστάθη estathe klingt: „The Beast is on the sand, the Lamb on the rock.“789
Und mit ihm hundertvierundvierzigtausend: Der Gleichklang der Zahl bei 7,4 und 14,1 kann kein Zufall sein. Dennoch wird in der Literatur stellenweise die Meinung vertreten, die 144 000 von Offb 14,1 seien andere als die in Offb 7,4.790 Man stützt dies vor allem auf das Fehlen des Artikels: Es heißt ja nur hundertvierundvierzigtausend und nicht: „die hundertvierundvierzigtausend“. Charles hat demgegenüber mit Recht darauf hingewiesen, dass auch in den vergleichbaren Fällen von 14,9 und 15,2 der Artikel fehlt.791 Die Bezeichnung ἀπαρχή aparche für die 144 000 in V. 4 steht einer Identifizierung mit 7,4 nicht im Wege.792 Denn ἀπαρχή [aparche] muss nicht in jedem Fall eine zeitliche Einteilung zum Ausdruck bringen, sondern kann auch den Charakter eines Opfers bezeichnen.793 Sprachlich steht Offb 14,4 insofern Jak 1,18 nahe. Wir gehen also mit Charles, Swete, Lohmeyer u.a. davon aus, dass die 144 000 von Offb 14,1 dieselben sind wie die von Offb 7,4.794
Dann aber handelt es sich wie in Offb 7,4ff um die Vollzahl aller geretteten Christen, um die gesamte wahre und erlöste Kirche Jesu Christi. Sie ist überdies identisch mit den vollendeten Gläubigen von Offb 7,9ff.
Eine Einschränkung auf die Märtyrer, wie sie bei Charles oder Lohmeyer erfolgt, können wir jedoch nicht vornehmen. Die Offenbarung ist für die Gemeinden schlechthin bestimmt (1,11; 2,7ff) und nicht nur für eine hervorgehobene Gruppe von Christen. Man kann höchstens mit Charles sagen, dass Offb 14,1–5 alle Gläubigen auf das bevorstehende „universale Martyrium“ vorbereiten will. Dieses universale Martyrium verdichtet sich in der Antichrist-Zeit, durchzieht aber zugleich die gesamte Geschichte der Christenheit: Kein Jahrhundert ist ohne Märtyrer. Keinesfalls aber werden alle Gläubigen unterschiedslos in allen Zeiten zu Märtyrern im engeren Sinne. Deshalb sollte auch bei Offb 14,1 keine Einschränkung auf die Märtyrer im Sinne von Blutzeugen erfolgen.
Das Merkmal, das alle 144 000 auszeichnet, ist eine zweifache Namensaufschrift: die seinen Namen und den Namen seines Vaters auf ihren Stirnen geschrieben hatten. Sofort werden wir an Offb 3,12 und 22,4 erinnert. Im Sendschreiben nach Philadelphia finden wir die Verheißung an die Überwinder, dass Jesus den Namen Gottes des Vaters und den Namen des neuen Jerusalem und seinen eigenen Namen auf sie schreiben werde (3,12). Hier handelt es sich um einen dreifachen Namen, in Offb 14,1 dagegen nur um einen doppelten. In Offb 22,4 erscheint sogar nur ein Name (Einzahl), der allerdings sowohl auf Gott den Vater als auch auf das Lamm bezogen ist. Die Wendung auf ihren Stirnen (ἐπὶ τῶν μετώπων αὐτῶν [epi ton metopon auton]) ist in Offb 22,4 und 14,1 wörtlich dieselbe. Man muss also die Namensaufschriften in Offb 3,12; 14,1 und 22,4 in einer Linie sehen. Entscheidend ist, dass es sich an allen Stellen um Erlöste handelt, die schon allen irdischen Kämpfen entnommen sind. Also um das, was die alten Dogmatiker die ecclesia triumphans nannten. Nach den furchtbaren Kämpfen der Kapitel 12 und 13 sieht also Johannes die Schar der treu gebliebenen und erlösten Gläubigen bei dem Lamm. Welche Ermutigung! Und es ist eine überraschend große Zahl, die da aus allen irdischen und antichristlichen Kämpfen hervorgegangen ist: hundertvierundvierzigtausend. Der eigentliche Sieger aber ist Gott der Vater und das Lamm, deren Namen auf den Stirnen der Erlösten geschrieben sind.
Blicken wir noch einmal zurück auf Offb 14,1. Zuerst bemerken wir, dass Offb 14,1 eine Erfüllung von Joel 3,5 darstellt, wo es heißt: „Auf dem Berg Zion und zu Jerusalem wird Errettung sein.“ Darüber hinaus bedeutet Offb 14,1 auch eine Erfüllung aller Verheißungen von der künftigen Herrlichkeit Zions (z.B. Jes 4,5; 51,3; 52,1; 59,20; 60,1ff; 62,1ff; Sach 8,3). Sodann beobachten wir, dass die Aufschrift auf ihren Stirnen ja auch bei den Versiegelten in Offb 7,3 begegnet. Das heißt nichts anderes als: Die Schar auf dem Zion in Offb 14,1 ist versiegelt worden und aufgrund der göttlichen Bewahrung ans Ziel gekommen. Damit hat sich auch Ez 9,4ff endzeitlich erfüllt. Im Übrigen befinden wir uns in Offb 14,2 auf einem himmlischen „Zion“, und deshalb stehen die „Namen“ vermutlich nicht in einem fleischlich-äußerlichen Sinn auf den Stirnen, sondern in einem geistlichen. Schließlich ist noch festzuhalten, dass Offb 14,1 ein starkes Zeugnis für die Trinität (Dreieinigkeit Gottes) bedeutet. Denn wenn a) der Name des Lammes (sein Name) und der Name Gottes des Vaters so eng miteinander verbunden sind (vgl. 22,4) und b) Gott als sein Vater (= des Lammes, also Jesu Christi) bezeichnet wird, dann bleibt nur der Schluss übrig, dass beide als göttlich im Sinne der Trinität aufgefasst sind.
Fazit: Es bleibt entscheidend, ob wir den Namen des satanischen Tieres (13,17) oder den der göttlichen Dreieinigkeit tragen (14,1).

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Gott versprach Abraham ein Volk, das Land und eine Quelle des Segens für alle Familien der Erde zu sein, wie bereits weiter oben in diesem Kapitel erwähnt wurde.

Ein Volk. In der Offenbarung wird mehrfach und auf verschiedene Weise beschrieben, wie Gott seine Verheißungen an Abraham erfüllen wird. Abrahams Nachkommen kommen in dem Buch mehrmals vor. Die auffälligsten Beispiele finden sich vielleicht in 7,1-8 und 14,1-5, wo die 144 000 Nachkommen der zwölf Söhne von Abrams Enkel Jakob erwähnt werden. Dabei handelt es sich nicht um die Gesamtzahl der Nachkommen Abrahams, sondern um eine ausgewählte Gruppe aus dieser Zahl, die in späteren Zeiten eine besondere Aufgabe erfüllen wird.

Natürlich akzeptieren Covenantalisten nicht die wörtliche Bedeutung der 144.000. Im Einklang mit seiner eklektischen Hermeneutik kommt Beale zu dem Schluss, dass „die Gruppe von 7,4-8 einen Überrest der sichtbaren Kirche darstellt, die sich zum wahren Israel bekennt“ oder „die Gesamtheit von Gottes Volk durch die Jahrhunderte hindurch, das als wahre Israeliten betrachtet wird.“ Er beschreibt seinen Eklektizismus als eine Kombination aus idealistischem und futuristischem Zugang zum Buch. Die eklektische Hermeneutik erlaubt es einer Person, in einer Passage vom Wörtlichen zum Allegorischen und umgekehrt zu wechseln, um eine bevorzugte theologische Überzeugung zu bestätigen. In der Offenbarung geschieht dies meist in der Annahme, dass die apokalyptische Gattung des Buches ein solches Schwanken zulässt. Der Eklektizismus erlaubt es Beale, an einigen Stellen idealistisch zu interpretieren, wie in den Kapiteln 7 und 14, und an anderen, wie in Kapitel 19, futuristisch.

Im Gegensatz zu Beale sieht Aune die 144.000 als zukünftige Christen, nicht als Gläubige aller Zeiten. Er unterscheidet sich auch von Beale, wenn er die 144 000 von der unzähligen Schar in 7,9-17 unterscheidet. Ein Vergleich dieser beiden Allegoristen in ihren Kommentaren zu diesem Abschnitt zeigt, wie unterschiedliche Auslegungen der Offenbarung unkontrolliert sind, wenn Exegeten die Anwendung grammatikalisch-historischer Prinzipien aufgeben. Aune kommt zu seinen Schlussfolgerungen, nachdem er mühsam eine einheitliche Definition der apokalyptischen Gattung gefunden hat. Schließlich muss er seine eigenen Definitionen von „Gattung“ und „Apokalypse“ aufstellen und gleichzeitig zugeben, dass einige Autoritäten mit seinen Definitionen nicht einverstanden sind.

Hermeneutisch fällt Osborne in das eklektische Lager mit Beale, aber anstatt nur idealistische und futuristische Ansätze zu kombinieren, kombiniert er futuristische mit präteristischen und idealistischen. Auch er kann schwanken, um seinen eigenen theologischen Neigungen zu entsprechen. Dennoch plädiert er für „hermeneutische Demut“ und Vorsicht, ganz gleich, welche Auslegungsgrundsätze man anwendet.

Er versteht die 144.000 als die Gemeinde, weil die Gemeinde in der gesamten Offenbarung hervorgehoben wird. findet „keine Erwähnung von jüdischen Gläubigen neben der heidnischen Gemeinde an anderer Stelle in der Offenbarung“, eine Aussage, die sich im Folgenden als falsch erweisen wird. Osbornes andere Belege für seine Schlussfolgerung stützen sich auf andere Stellen des NT, wie z. B. Gal 6,16, in denen er fälschlicherweise behauptet, dass die Gemeinde Israel genannt wird.

Wie ich an anderer Stelle ausführlicher erörtert habe, gibt es keine stichhaltigen exegetischen Argumente dafür, die Bezeichnungen in Offb 7,4-8 in einer anderen als ihrer wörtlichen Bedeutung zu verstehen. Die einzigen Argumente für ein anderes Verständnis sind theologisch, nicht hermeneutisch motiviert. Es genügt zu sagen, dass es bis 160 n. Chr. kein eindeutiges Beispiel dafür gibt, dass die Kirche „Israel“ genannt wird, weder im Neuen Testament noch in den Schriften der Alten Kirche. Auch John Walvoord weist nachdrücklich darauf hin: „Es wäre ziemlich lächerlich, die Typologie Israels, die die Kirche repräsentiert, so weit zu treiben, dass man sie in zwölf Stämme aufteilt, wie es hier geschehen ist, wenn es die Absicht des Schreibers war, die Kirche zu beschreiben.“ Hinzu kommt der Unterschied in Zahl und Nationalität zwischen den 144.000 und der unzähligen Schar in Offb 7,9-17, und die Identifizierung der 144.000 als Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs wird offensichtlich.

Ein weiterer Hinweis auf die Nachkommenschaft Abrahams findet sich in Offenbarung 12, wo von einem großen Zeichen am Himmel berichtet wird, das eine schwangere Frau betrifft. Der Begriff semeion (12:1) ist das kontextuelle Signal zum Verständnis einer bildlichen Interpretation der Frau. Die Verbindung der Beschreibung der Frau mit Gen 37,9 identifiziert sie als das nationale Israel. Gott wird dem Volk in der Zukunft einen Zufluchtsort vor der Feindseligkeit des Drachens bieten.

Im Rahmen einer langwierigen Bestätigung, dass die Frau Israel repräsentiert, macht Beale die folgenden exegetisch nicht begründeten Aussagen: „Dies ist also ein weiteres Beispiel dafür, dass die Kirche mit den zwölf Stämmen Israels gleichgesetzt wird (siehe 7,4-8). In Kapitel 12 wird die Frau als das Volk Gottes dargestellt, das sowohl vor als auch nach dem Kommen Christi lebt.“ Er sieht zwar Hinweise auf die alttestamentliche Glaubensgemeinschaft, die den Messias hervorgebracht hat. Dennoch stellt er fest: „Es ist zu einschränkend, die Frau nur als Repräsentantin eines Restes von Israeliten zu sehen, die in der letzten Phase der Geschichte in der Prüfung leben“, und fügt die Schlussfolgerung hinzu, dass „die Frau in 12,1-2 die Gemeinschaft des Glaubens sowohl im Alten als auch im Neuen Testament repräsentiert.“ Durch einen unerklärlichen interpretatorischen Übergang geht er von der Erkenntnis, dass die Frau ein Symbol für Israel ist, dazu über, sie zu einem Symbol sowohl für das gläubige Israel als auch für die gläubige Kirche zu machen.

Aune analysiert die Worte über die Frau als wahrscheinlich aus dem griechischen Leto-Apollo-Python-Mythos abgeleitet. Mit nur einer beiläufigen Erwähnung von Gen 37,9-11, , lässt er zu, dass der Mythos über die Frau aus christlicher Sicht als Hinweis auf Maria und ihr Kind oder aus jüdischer Sicht als Hinweis auf Israel, das verfolgte Volk Gottes, gelesen werden kann. Aune scheint in diesem Fall eine Art Leser-Antwort-Hermeneutik zu verfolgen.

Osborne identifiziert die Frau korrekt als Israel, indem er sich auf Gen 37,1-9 bezieht, wobei die Sonne und der Mond Josephs Eltern und die Sterne seine Brüder bezeichnen, aber unerklärlicherweise sagt er, dass sie die Kirche in Offb 12,17 darstellt. Er erklärt nicht, wie Jakob und Lea die Eltern der Kirche sind, so wie sie es bei Josef sind. In Offb 12,6 entscheidet er sich für eine futuristische Erklärung und bezeichnet die Verfolgten der „letzten schrecklichen Verfolgung“ als die Kirche. Wie Israel, das Volk Gottes, plötzlich zur Kirche, dem Volk Gottes, wird, erklärt er nicht. Der Übergang scheint recht willkürlich zu sein. Auch hier veranschaulicht die radikale Uneinigkeit der Allegoristen bei der Behandlung von Offenbarung 12 die subjektive Natur der Auslegung, sobald der Ausleger grammatikalisch-historische Prinzipien aufgegeben hat.

Es gibt stichhaltige Gründe dafür, die Frau als den treuen Überrest Israels in der Zukunft und den Drachen als den Teufel zu identifizieren, der versucht, sie zu vernichten. Die Sonne und der Mond in Gen 37,9-10 beziehen sich eindeutig auf Jakob und Rahel, die Eltern von Joseph. Das nationale Israel ist die Mutter, die den Messias gezeugt hat, eine Leistung, die man der Kirche nicht mit Recht zuschreiben kann. Die Behauptung, die Offenbarung mache keinen Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Volk Gottes und einem anderen erlösten Volk, ist unberechtigt. Eine solche Unterscheidung wurde bereits beim Vergleich von 7,1-8 mit 7,9-17 festgestellt. Wie auch immer die unzählige Schar in 7,9-17 zusammengesetzt ist, sie unterscheidet sich ausdrücklich von den 144.000 in 7,1-8. Dieser Bericht in Offenbarung 12 liefert ein weiteres Beispiel für Gottes Treue bei der Erfüllung seiner Verheißung an Abraham, indem er aus ihm ein Volk erweckt und bewahrt, das zu einer Nation wird.

Beale, Aune und Osborne stimmen darin überein, dass sich Offb 2,9 und 3,9 auf das nationale Israel beziehen, lehnen aber jede Lehre von zukünftiger nationaler Buße ab und sagen, dass sich die Verse einfach auf die Rechtfertigung der Gläubigen aus Philadelphia beziehen. Die Unterwerfung und Huldigung der Juden in 3,9 kann jedoch kaum von jemandem geleistet werden, der nicht umkehrt und ein Nachfolger Christi wird.77

Das Land. Gott versprach Abraham auch den Besitz des Landes, in das er ihn führen sollte, das Land, das später als Israel bekannt wurde, „das verheißene Land“. In Offb 11,1-13 wird von der Vermessung des Tempels und von zwei Zeugen berichtet, die in Jerusalem tätig sind, einer Stadt im Herzen des verheißenen Landes.

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