Vor allen Dingen aber habt untereinander eine inbrünstige Liebe, denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden.
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 4,8
Vor allem lasst nicht nach in der Liebe zueinander! Denn die Liebe macht viele Sünden wieder gut.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 4:8
Vor allem aber bringt einander eine tiefe und herzliche Liebe ( eine beständige Liebe ) entgegen, denn »die Liebe«, so sagt uns die Schrift, »deckt viele Sünden zu« ( Sprüche 10,12 )
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 4,8
Sagt man nicht im Volksmund „Liebe macht blind“? – weil man die Fehler des anderen nicht sehen „kann“? Und genau darauf spielt wohl die Bibel an – dass wir die Fehler des Freundes, des Bruders sehen können, aber aus der Liebe heraus, diese nicht „für so wichtig nehmen“. Schließlich hat Gott unsere Fehler ja auch „übersehen“ – und hat uns diese eben auch „vergeben“ – warum sollten wir das dann dem Gegenüber nicht ebenso „vergeben und übersehen“?
Habt untereinander beständige Liebe (agapEn … echontes). Mit dem Adjektiv „beständig“ (ektene, „gestreckt, gedehnt“) wurden die angespannten Muskeln eines Athleten beschrieben, der sich anstrengt, um ein Rennen zu gewinnen (vgl. ektenOs in 1 Petrus 1,22). Die selbstlose Liebe und Fürsorge der Christen für andere muß so weit gehen, daß sie sich für ihre Nächsten aufopfern. Die Liebe deckt (kalyptei, wörtlich „verbirgt“) auch der Sünden Menge. Eine solche tatkräftige Liebe ist nicht blind, sondern sie sieht die Fehler der anderen und nimmt sie an (vgl. Sprüche 10,12; 1Kor 13,4-7 ). Sie kann sich in der Ausgabe kostenlosen Essens und im Anbieten von Schlafmöglichkeiten äußern, also in einer großherzigen Gastfreundschaft (philoxenoi, wörtlich „freundlich zu Fremden sein“), die ohne Murren allen Reisenden offensteht. In Zeiten der Verfolgung war das Gastrecht für Christen, die ihre Heimat verlassen und in neue Gebiete ziehen mußten, von besonderer Bedeutung.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die christliche Gemeinde ist der Ort, wo die Liebe gelebt wird. Sie ist die erste Geistesfrucht (vgl. Gal 5,22), und sie ist das »neue Gebot« des Herrn (vgl. Joh 13,34f). Gerade weil sie bleibende Geisteswirkung ist, kann die Liebe geboten werden. Das ist auch Hauptangriffsziel des Satans: Er läßt der Gemeinde alles (Glaube, Hoffnung usw.), aber er stört, zerstört die Liebe. Und damit stirbt der geistliche Mensch.
Edition C Bibelkommentar
Jesus sagt darum auch mahnend gerade von der letzten Zeit: »Die Liebe wird in vielen erkalten« (Mt 24,12). Deshalb ermahnt auch Petrus zur Liebe – »vor allen Dingen«. Alles andere ist nachgeordnet. Wenn die Liebe fehlt, ist alles andere nichts (vgl. 1 Kor 13,2f). Die geistliche Liebe gestaltet die Gemeinde, macht sie lebendig und ist anziehendes Zeugnis nach außen. »Beständig«, beharrlich soll diese Liebe geübt werden (wörtlich: »angespannt«, von dem Verb »ausgespannt, weitreichen« gebildet).
Gerade da, wo der andere mir Mühe macht, ja schuldig wird, bewährt sich die geistliche Liebe. Mit einem Wort aus Sprüche 10,12 macht das Petrus deutlich: »Die Liebe deckt auch der Sünden Menge.« »Angespannte Liebe«, Liebe, die den andern nicht losläßt, ringt um den schuldigen Bruder und lernt und übt heilende Vergebung, auch wenn der andere immer wieder sündigt. Petrus hat gewiß noch Jesu Antwort im Herz auf seine Frage: »Wie oft muß ich meinem Bruder vergeben?« Jesus antwortet ja mit der »Füllezahl«: »Siebenmal Siebzigmal« (Mt 18,21f). Das ist »beständige Liebe«, die viele Sünden »(zu) deckt«. »(Zu) decken« heißt nicht, fünfe gerade sein zu lassen. Die brüderliche Liebe redet die Sünde deutlich an, aber sie »hilft dem Bruder wieder zurecht« und trägt seine Last (vgl. Gal 6,1f).
Untereinander beharrliche Liebe, vgl. 1Petr 1,22. Liebe deckt der Sünden Menge zu, vgl. Ps 32,1; Spr 10,12; Jak 5,20. 10 Gabe, vgl. 1Kor 12–13, wo Paulus darauf drängt, dass die Gläubigen ihre persönlichen Geistgaben zum Wohle der gesamten Gemeinschaft einsetzen.
Das Neue Testament – jüdisch erklärt
Die Welt hasst und verkennt die Geliebten Gottes (Joh 15,18.19; 1Jo 3,1), und dieser Hass ist schwer genug zu tragen; darum dürfen die Kinder Gottes hier nicht versagen. Sie müssen die Mitgläubigen durch ihre Liebe, ihre Unterstützung und ihr Mitgefühl stärken, ermuntern und trösten. Darum sagt Petrus, wir müssen »vor allen Dingen« Liebe haben. Die Triebfeder zu all unserem Tun und Lassen muss Liebe sein (1Tim 1,5), Liebe zum Vater und daraus geborene Liebe zu seinen Kindern (1Jo 5,1). Das ist wichtiger als alle Begabung. Nach 1,22; 2,17; 3,8 begegnen wir hier bereits zum vierten Mal der Bruderliebe.
Benedikt Peters – Kommentar zu 1. Petrus
»inbrünstig«: εκτενης, ektenēs, siehe Erklärungen zu 1,22.
Das Merkmal der Bruderliebe, das Petrus hier besonders hervorhebt: »die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden« (vgl. Spr 10,12; als Gegensatz: Spr 16,27; 11,13; 20,19): Gott hat unsere sündige Natur mit dem Mantel der Gerechtigkeit gnädig verhüllt (Jes 61,10). Der Feind Gottes will diesen Mantel wegreißen und mit dem Finger auf die Blößen der Heiligen Gottes zeigen. Es ist ein ganz schamwürdiges Geschäft, wenn Heilige Gottes sich dafür hergeben, nach den Begierden des Teufels zu tun (Joh 8,44), und ihre Freude daran haben, auf die Flecken der Heiligen Gottes zu zeigen. Was wird der Vater von denen halten, die seine Geliebten so behandeln? Er wird sie in seiner Heiligkeit und in seiner Macht anfassen, er wird ihnen ihr böses Tun vor Augen stellen (Ps 50,19–21), und er wird sie richten. Sind es denn überhaupt Heilige, die diesem Treiben frönen können?
Priorität ist wichtig. Somit fordert uns Petrus auf, etwas „vor allen Dingen“ zu tun, d.h. eine inbrünstige, intensive Liebe für einander zu haben. agape ist die für einen Christen charakteristische Liebe. Das Wort, „inbrünstig“ ( ektenes von ek „aus“; teino, sich erstrecken) zeigt dem Christen, daß er seine Liebe auf andere Christen ausdehnen, ausstrecken soll, wodurch er alle erreicht. Es ist ein Ausdruck, der eine energische, anstrengende Handlung meint, so wie ein Leistungssportler sich bis an die Belastungsgrenze „ausstreckt“, um den Preis zu gewinnen.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Diese Liebe wird darin gesehen, daß sie „eine Menge von Sünden“ bedeckt. Dies ist eine Anwendung von Spr 10,12. Das Bedecken ist kein geflissentliches Übersehen der Sünde und bedeutet auch nicht, sie stillschweigend in der Gegenwart Gottes zu dulden. Dort müssen wir für den anderen uns einsetzen und für ihn sprechen, indem wir die Realität des Versagens einander ehrlich zugestehen. Die Gläubigen sollen nicht die Schwächen des anderen herausholen und sie vor allen zur Schau stellen. „So wie Haß das Schlimmste aus allem macht, so ist Liebe berechtigt, die Fehler aus der Blickrichtung zu nehmen“ (W.Kelly).
Die dritte Ermahnung ist, sich in der Bruderliebe zu üben (V. 8). Petrus schreibt, dass diese Liebe vor allen Dingen steht; es ist die wichtigste der sechs Anweisungen des Petrus. Die Gläubigen sollen in der Liebe untereinander anhaltend sein. Das griechische Wort für anhaltend bedeutet so viel wie »dehnen«; »ausdehnen«. Es wird für Athleten gebraucht, die sich anstrengen, um zu gewinnen; auch für Pferde im vollen Galopp. Das Wort betont die Intensität der Anstrengung. Mit anderen Worten: Diese jüdischen Gläubigen sollten eine anhaltende Liebe untereinander ausüben – und zwar im höchstmöglichen Maße. Das hier für Liebe gebrauchte Wort ist agape; es ist die Liebe des Willens; die Art der Liebe, zu deren Ausübung jeder Gläubige sich durch Willen bringen kann. Der Grund zur Ausübung dieser Liebe: Denn die Liebe bedeckt eine Menge von Sünden (eine ähnliche Terminologie wie in Jakobus 5 Vers 20). Das ist ein sprichwörtlicher Satz aus Sprüche 10 Vers 12. Die Liebe der Brüder bedeutet, dass man gegeneinander begangene Sünden vergibt; wenn sie den Bruder lieben, vergeben sie seine Sünden und zahlen sie ihm nicht heim.
Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas
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