Bei jeder Mühe wird Gewinn sein, aber Lippengerede gereicht nur zum Mangel. (O. Nachteil, Verlust) Elberfelder 1871 – Sprüche 14,23
Durch alle Mühe wird Überfluß, aber Lippengered gereicht nur zum Mangel. Buber & Rosenzweig – Sprüche 14:23
Wo man arbeitet, da ist genug; wo man aber bloß redet, da ist Mangel. luther.heute – Sprüche 14,23
Bei aller sauren Arbeit stellt sich Gewinn ein; / aber leeres Geschwätz bringt nur Verlust. Zürcher 1931 – Sprüche 14:23
Harte Arbeit zahlt sich aus (vgl. Sprüche 10,4;12,11.24 ), wohingegen Menschen, die bloß über Arbeit reden, arm werden (vgl. Sprüche 6,10-11 ). Andere Gründe für die Armut eines Menschen, die in den Sprüchen erwähnt werden, sind Geiz ( Sprüche 11,24;28,22 ), Übereiltheit ( 21,5 ), Hedonismus ( Sprüche 21,17 ), Unterdrückung ( Sprüche 22,16 ) und Günstlingswirtschaft ( Sprüche 22,16 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
In den alltäglichen Belangen bringt nur »Mühe« einen »Gewinn«, worin der auch bestehen mag. Ein von Unkraut überwucherter Garten wird nicht zu einem gepflegten Garten, ohne dass man sich hineinkniet und geduldig alles Unkraut einzeln ausreißt. Bloßes »Lippengerede« ist nicht nur nutzlos, sondern es führt »nur zum Mangel« (vgl. 21,5). Denn während man nur redet, wächst das Unkraut weiter. Wer im Glaubensleben sich gehen lässt, bleibt nicht etwa nur so fruchtleer, wie er schon ist, sondern das Böse, das ihn vom Arbeiten abhält, mehrt sich. Der Sauerteig wächst; will man ihn loswerden, muss man ihn mit Energie ausfegen (1Kor 5,7).
Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche
Was für die tägliche Arbeit gilt, lässt sich auch geistlich anwenden. Wer das Wort Gottes kennenlernen will, muss sich abmühen. Der Gewinn ist mehr als ausreichend für unser geistliches Wachstum. Davon profitieren nicht nur wir selbst, sondern wir können auch anderen damit dienen.
Die Leute sollen eher Angst vor dem Geplapper als vor harter Arbeit haben. Durch endlose Tagungen und ständiges Gerede kommt kaum etwas zustande. Das Endergebnis ist „Mangel“, denn es wurde nur viel geredet, ohne die Praxis zu kennen. Es mag wohl investiert werden, doch das Geld verschwindet in einem Fass ohne Boden und alles, was bleibt, sind Schulden.
Auf die zweite Verszeile lassen sich einige Sprichwörter in unserem Sprachgebrauch anwenden. Das erste ist: „Hohle Gefäße klingen am lautesten“. Das bedeutet, dass Menschen mit dem geringsten Sachverstand ihre Meinung am lautesten äußern. Das zweite ist: „Gerede stopft keine Löcher“. Das bedeutet, dass Reden allein nicht genügt, sondern dass man auch etwas tun muss. Taten zählen mehr als Worte.
Ger de Koning – Die Sprüche – Ausgelegt & angewandt
Und dem Engel der Versammlung in Sardes schreibe: Dieses sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebest, und bist tot. Elberfelder 1871 – Offenbarung 3,1
„Und dem Kündungsbeauftragten der Gemeinde in Sardes schreibe: ies sagt der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat: ICH kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst / Leben hast, und du / bist erstorben. SA RDIS, alte Hauptstadt von Lydien Hinauf erzeugte Wieder geborene; geistl. u. 1. SA RX DI S: Fleisch zwei = anerkanntes, summiertes Fleisch, zweimal fleischliche Gemeind = vor u. nach der Bekehrung; 2. SA RX sf DIS: fleisch warts gerichtete Gemeind; 3. SARDA NIOS zahnefletschend, grinsend, hohnlachend: von über die Bibel hohnlachend er Theologie beherrschte Gemeind; die aus. Reformation hervorgegangenen Kirchen im 16. Jh. bis z. Anwesenheit. Herrn V. 3. Berd Fischer – Grundtextnahe Übersetzung des Neuen Testaments – GtÜ – Offenbarung 3:1
Und dem Diener der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne. Ich weiß deine Werke, daß du den Namen hast, daß du lebst, und tot bist. de Wette Bibel -Offenbarung 3,1
Und dem Boten der Gemeinde in Sardes schreibe: »Das hier sagt der mit den sieben Geistwesen und den sieben Sternen: Ich weiß um deine Dienste und dass du den Ruf hast, lebendig zu sein, doch du bist abgestorben. Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Offenbarung 3:1
Mit den gleichen Worten wie an die vier bisherigen Gemeinden wendet sich der Herr an die Gemeinde in Sardes. Dieser Gemeinde inmitten einer Stadt mit rührigen Märkten offenbart sich der Herr als der göttliche Händler, der allen Forderungen des Marktes genügt. In Seiner linken Hand hat er die sieben Geister Gottes und in Seiner Rechten die sieben Sterne. Die Erscheinung zeigt, dass der Herr den Zustand der Gemeinde mit Seinen Ressourcen vergleicht. Was auch der gegenwärtige Mangel einer Gemeinde sein mag, in Ihm ist immer alle geistliche Fülle, um diesen Mangel zu beheben. Wie wir schon gesehen haben (unter 1,4), sind die sieben Geister Gottes eine Umschreibung für den Heiligen Geist in der Fülle Seiner Kraft. Dass der Herr den Heiligen Geist »hat«, bedeutet, dass Er derjenige ist, der in der Gemeindezeit den Heiligen Geist darreicht (Apg 2,1; Joh 14,25). Er eröffnete das Zeitalter der Gemeinde, indem Er die Jünger an Pfingsten mit dem Heiligen Geist zu einem Leib taufte. Von den Engeln heißt es, dass der Herr sie »hält«, krateo, vom Heiligen Geist heißt es »hat«, womit die Beziehung der Personen der Gottheit sprachlich gewahrt wird. Christus kannte in Seinem Dienst diese Fülle der geistlichen Kraft persönlich (Jes 11,1). Jetzt reicht er den Gläubigen in Sardis die Wirksamkeit dieses gleichen Geistes dar, der in der Lage ist, einem jeden Mangel aufzuhelfen. Ohne ein einziges Wort des Lobes schreitet der Herr direkt zur Rüge. Er kannte ihre Werke und kam daher zur erschütternden Botschaft: »Du hast den Namen, dass du lebest, und bist tot.« »Name« fasst man hier am besten nicht im hebräischen Sinn auf als Platzhalter für die Person, sondern im Griechischen Sinn als Ausdruck des Rufes, den einer hat. Die Gemeinde hatte als Gemeinschaft den Ruf, eine lebendige, energische Körperschaft von Heiligen zu sein, und das Äußere ließ auch darauf schließen. Sie konnten sich auf eine ganze Reihe von Aktivitäten verweisen, und ihre Gebete und Predigten müssen einen geistlichen Eindruck gemacht haben. »Du lebst«, zao, meint mehr als nur leben im biologischen Sinn, bioo. Man meinte, in dieser Gemeinde finde sich göttliches Leben, und die Christen wären beleidigt gewesen, hätte jemand das in Frage gestellt. Mit einem kurzen Satz zertrümmert der Herr ihre Selbstgefälligkeit. Das ist mehr als eine Rüge, es ist eine Verurteilung: »Du bist tot.« Das Präsens bezeichnet ganz einfach den gegenwärtigen Zustand. Eine Gemeinde kann die gewohnten Aktivitäten beibehalten und dabei von einem aus der Vergangenheit erworbenen Ruf zehren, während das Leben entschwunden ist. Ein leeres Bekenntnis ohne Gehalt. Die Analogie zur Geschichte der Stadt ist unübersehbar. Eine Stadt, die aussah wie eine Festung, aber durch mangelnde Wachsamkeit immer wieder eingenommen wurde. Sie war stolz auf die Namen historischer Persönlichkeiten in ihren amtlichen Verzeichnissen, und mit Aufzügen und Feiern konnte man sich längst verflossene Größe vorgaukeln. Sie sahen lieber von den Anzeichen des gegenwärtigen Niedergangs weg. In der Gemeinde war es ganz ähnlich. Was als eine lebendige, pulsierende Gemeinde angefangen hatte, war inzwischen eine Körperschaft von mehrheitlich toten Bekennern. Man begnügte sich mit der Form, aber hinter der Hülle war kein geistliches Leben mehr. Der Tod regierte in Sardes.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Etwas färbt die Umwelt stets ab. Eine reiche Stadt bietet tausend Möglichkeiten, den Bewohnern Bildung und Genuss zu verschaffen. Unwillkürlich nimmt das ganze Leben und Treiben einen andern Ton an, als in einer ärmeren Stadt, wo der größte Teil der Bevölkerung Mühe hat, sein Brot zu verdienen. Dahinein -in reiches, sattes Weltleben hinein – war die christliche Gemeinschaft von Sardes gestellt, und was mit Geld zu machen war, um der neuen Lehre und ihren Glaubensgenossen Ruhe vor den Verfolgungen zu verschaffen, war aufgewandt. Wie vielseitig kann die christliche Liebestätigkeit sich entwickeln, wenn sie stets Geld genug zur Verfügung hat! Aber wie reich kann sich dann auch der Kultus gestalten, wenn jede Art von Kunst – Malerei, Musik usw. – leicht zu beschaffen ist! Endlich einmal war doch irgendwo der »Armeleutgeruch« von einer Christengemeinde gewichen, und man war stolz, solch ein vielseitiges Christentum pflegen zu können. So ließ es sich auf Erden schon aushalten! Solche Gemeinde braucht Satan nicht zu verfolgen.
Darum sagt der Herr im Eingang von sich die Allseitigkeit aus: Die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne, d. h. die mannigfaltigsten Wirkungen des Heiligen Geistes, die Lebenskräfte der unsichtbaren Welt, alles Heil und alle Weisheit hat Jesus zu vergeben. Und ihm schadet solche göttliche Allseitigkeit nicht. Aber Menschen können die Vielseitigkeit nicht ohne Schaden für ihre Seele vertragen, wenn sie seine Nachfolger auf Erden sein sollen. Der Anteil an der Schmach und an der Trübsal Christi geht dann verloren. Darum folgt hier kein Wort des Lobes: »Ich weiß deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebest und bist tot.« Wer anders als die Welt hat dieser Gemeinde diesen Namen gegeben! Namenchristentum! Die Gemeinde glich einer Sammlung prächtiger, ausgestopfter Vögel. Sie stehen angeleimt auf einem Brettchen, daran der deutsche und lateinische Name des Vogels zu lesen ist. Sie verlangen kein Futter, sie zanken und schreien nicht – nur einmal in der Woche kommt der Saaldiener und stäubt sie mit dem Flederwisch ab! Hat dieser Gemeindetypus nicht stets wieder neue Auflagen bis in unsere Tage gefunden? Kennst du nicht solche Gemeinden, wo es keine gläubigen Privatversammlungen, keine Sektierer, keine Klagen beim Konsistorium gibt? Merkwürdig, aus solchen Städten kommt nie die Bitte um Evangelisation an mich heran! Man ist in seinem vielseitigen gebildeten, schöngeistigen Christentum so schrecklich zufrieden mit dem gegenwärtigen Zustand! Dabei lobt man vielleicht weithin die stattlichen Geldgaben, die solche Gemeinde für auswärtige Not spendet!
»Den Namen, dass du lebest und bist tot.« Vor dem allsehenden Auge ist aber auch dieser Tod nur »ein Bruder des Schlafes: man könnte solche Gemeinde noch erwecken. Überdies gab es ja in Sardes noch (Offb 3, 4) einige wenige echte, charaktervolle Christen, die sich von den »goldenen Götzen Ägyptenlands« nicht hatten anstecken lassen.
Wenn man auf sie hören und mit solchem Kern eine neue Belebung und Reinigung der Gemeinde vornehmen wollte, würden auch solche, die schon im Begriff waren zu sterben, noch einmal mit neuem Leben aus Gott zu erfüllen sein.
Samuel Keller – Die Offenbarung Johannis
»Dem Engel« (V. 1): Vgl. das zu Offb 2,1 Gesagte! »Der Gemeinde zu Sardes schreibe«: Sardes war einst die Hauptstadt des reichen Lydier-Fürsten Krösus. Im Jahr 17 n. Chr. wurde die Stadt durch ein Erdbeben schwer zerstört; davon hat sie sich nie mehr ganz erholt. (2) Der hier redende Herr. a) »Das sagt der, der die sieben Geister Gottes hat«: Vgl. Offb 4,5; 5,6 und das dazu Gesagte. Der vom Vater und vom Sohn ausgehende Geist bringt das Leben aus Gott. Es liegt in der Macht Jesu, diesen Geist zu schenken oder auch wieder zu entziehen, und wo kein Geist ist, da ist auch kein Leben. Auch im natürlichen Sinn heißt »den Geist aufgeben« »sterben«. Schon im Alten Testament hatte David nach seinem schweren Fall die Sorge, Gott könnte ihn verwerfen und ihm seinen Geist, die Dienstausrüstung als König, die er durch seine Salbung empfangen hatte, wieder nehmen: »Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir« (Ps 51,13, vgl. Hag 2,5). Auch in diesem Sendschreiben ist der Zusatz zum Absender für den Inhalt des Sendschreibens kennzeichnend. Es geht hier um Tod und Leben. b) »Und die sieben Sterne«: Vgl. Offb 1,16.20 und das dazu Gesagte! Auch die Gemeindevorsteher sind in Jesu Verfügungsmacht. Jetzt sind sie alle in seiner Hand. Er könnte auch einmal einen der Gemeindevorsteher samt der Gemeinde wegwerfen, »dahingeben« (vgl. Röm 1,24.28). (3) Tadel. Das Sendschreiben an Sardes enthält, wie das an die Gemeinde in Laodicea, nur Tadel, kein Lob (abgesehen von den »etlichen« in V. 4). a) »Ich weiß deine Werke«: Vgl. das zu Offb 2,2 Gesagte! Es waren keine Werke vorhanden, die »Lebenszeichen des Glaubens« gewesen wären, keine Früchte des Glaubens und des Glaubensgehorsams (Mt 7,16-20; Joh 15,4.5.8.16; Röm 1,5; 16,26; Gal 5,22; Jak 2,17). b) »Du hast den Namen, dass du lebest«: Die anderen Gemeinden, und gewiss auch die Gemeinde in Sardes selbst, urteilten anders. Es hieß wohl: Ja, in Sardes ist eine gute, lebendige Gemeinde.« Aber der Herr urteilte so: »Du bist tot«. »Mache den Gedanken bange, ob das Herz es redlich meine, ob die Seele an dir hange, ob wir scheinen oder sein.« Wir in Christus und Christus in uns, so sind wir geistlich lebendig und fruchtbar (Joh 15,4.5). Wie kann es nun zu diesem geistlichen Tod kommen? aa) Dadurch, dass Menschen nicht mehr in Christus sind: Die einzelnen Christen und die Gemeinde sind Glieder am Leibe Jesu. Eine Hand ist »wie abgestorben«, wenn sie nicht mehr recht durchblutet ist, wenn der Lebenszusammenhang mit dem Körper nicht in Ordnung ist. So sind ein einzelnes Christenleben und eine Gemeinde dann geistlich tot, wenn der Lebenszusammenhang mit Jesus unterbrochen ist. Das kann dadurch geschehen, dass man die Verbindung mit dem Herrn, das Hören auf das Wort Gottes und den Gebetsumgang mit ihm vernachlässigt, ja sich von ihm bewusst absetzt. Dann wären wir wie eine vom Weinstock geschnittene Rebe, wie ein vom Baum gebrochener Zweig. bb) Dadurch, dass Christus, als der Heilige Geist, als das neue Leben aus Gott nicht mehr in Menschen ist (»der Herr ist der Geist«, 2 Kor 3,17; der »Christus in uns« ist der Heilige Geist). Das kann darin seine Ursache haben, dass ein Mensch mehr und mehr anderen, Gott widrigen Geistern in seinem Leben Raum gibt und der Heilige Geist nicht mit andern, bösen Geistern »zusammenhaust«. Der Heilige Geist ist in unserem Herzen ein empfindsamer und unaufdringlicher Gast. Er kann weichen, wenn anderes uns ausfüllt (vgl. Jak 4,5; Ps 51,13). Und dann ist kein Leben aus Gott, kein geistliches Leben mehr in uns vorhanden.
Ich will der Gütigkeiten Jehovas gedenken, (d. h. rühmend gedenken) der Ruhmestaten Jehovas, nach allem, was Jehova uns erwiesen hat, und der großen Güte gegen das Haus Israel, welche er ihnen erwiesen nach seinen Erbarmungen und nach der Menge seiner Gütigkeiten. Elberfelder 1871 – Jesaja 63,7
Jehova’s Güte will ich preisen, Jehova’s Lob für Alles, was er uns erwiesen, für das viele Gute, das er dem Hause Israel erwiesen, und für die Grösse seiner Erbarmung. van Ess 1858 – Jesaja 63:7
Der Gnaden Jehovas werde ich Gedächtnis tun, der ruhmreichen Großtaten Jehovas, wie es entsprechend ist allem, was uns reifen ließ Jehova, und der Fülle der Güte zu Gunsten des Hauses Israel, was Er ihnen reifen ließ nach Seinen Muttererbarmungen und nach der Größe Seiner Gnaden. Pfleiderer Übersetzung – Jesaja 63,7
In Jesaja 63:7-10 erkennt der Targum von Jonathan eine Personenidentität zwischen dem Engel, dem Erlöser, der Memra und Jehova: „Ich will der Güte des Herrn gedenken und des Lobes des Herrn … denn sie sind mein Volk, sprach der Herr, Kinder, die nicht lügen; und seine Memra war ihr Erlöser. Jedes Mal, wenn sie vor Ihm gesündigt haben, so dass Er Trübsal über sie hätte bringen können, hat Er sie nicht bedrängt, und der Engel, der von Seinem Angesicht gesandt wurde, hat sie erlöst. In Seiner Liebe und in Seinem Erbarmen, siehe, da befreite Er sie und trug sie und trug sie alle Tage; … aber sie wollten nicht gehorchen; so wurde Seine Memra ihr Feind und kämpfte gegen sie.“
Die Targums von Onkelos und Jonathan ben Uzziel – Pentateuch
Bevor die beiden Bitten vorgebracht werden – daß Gott ihnen gnädig sein möge (V. 15 – 19 ) und daß er ihre Feinde bestrafen möge ( Jes 63,19-64,6 ) -, sagt der gläubige Überrest der Gerechten, daß er die Güte des Herrn in der Vergangenheit erzählen möchte. (Das Wort ich bezieht sich auf Jesaja, der die Nation vertritt.) Diese Erinnerung an Gottes frühere Hilfe bei dem Auszug des Volkes aus der Sklaverei kann sie in ihrer heutigen notvollen Situation der Fürsorge des Herrn sicher machen. Daß er sich für sie ( für uns ) eingesetzt hat, ist ein Zeichen seiner Güte (Pl. von HeseD ; Äußerungen seiner treuen Bundes-„Liebe“) über Israel nach seiner Barmherzigkeit ( Jes 63,7 ), Liebe und Erbarmen (V. 9 ). Als sein Volk und seine Söhne kennen sie Gott als ihren Heiland (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,11 ). Als Gott die Bedrängnis ihrer Vorfahren in Ägypten sah (vgl. 2Mo 2,23-25; 3,7 ), erlöste er sie ( gA?al , „aus der Sklaverei freikaufen“; vgl. Jes 43,1 ). Der Engel seiner Gegenwart ist vermutlich der Engel des Herrn, der Herr selbst (vgl. 2Mo 33,14 ; siehe auch die Anmerkungen zu 1Mo 16,10 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Am Ende dieses Kapitels und im nächsten Kapitel erkennt der Prophet, sogar noch bevor Gott kommt, dankbar Gottes Handeln an der Gemeinde die ganze Zeit über an. Der Prophet ist wie ein Wächter auf der Mauer, der inbrünstig zu Gott um sein Mitleid gegenüber der Gemeinde in ihrem jetzigen bedauerlichen Zustand betet.
Wir haben hier ein allgemeines Bekenntnis von der Güte Gottes ihnen gegenüber während der ganzen Zeit (Vers 7). Er nennt die Güte Gottes (Vers 7), seine unerschöpfliche Liebe – die Quellen der Barmherzigkeit Gottes sind so voll, dass er im Plural von ihnen spricht –, seine Gnadenerweisungen. Er nennt auch die Belobigungen (Vers 7; KJV), das heißt, das Bekenntnis seiner unerschöpflichen Liebe. Er spricht über die Güte, die von Gott ist, alles „was der HERR an uns getan hat“ (Vers 7), was Leben und Gottesfurcht betrifft, in unserem persönlichen Leben und dem Leben unserer Familie. Wir müssen Gott genauso für den Segen loben, den andere haben, wie für den Segen für uns selbst. Er spricht auch von der Güte, die es in Gott gibt. Gott tut Gutes, weil er gut ist. Was er uns gibt, muss bis zum Ursprung zurückverfolgt werden. Es geschieht „nach seiner Barmherzigkeit“ – nicht nach dem, was wir verdienen – „und der Fülle seiner Gnadenerweisungen“ (Vers 7).
Der Neue Matthew Henry Kommentar
In den Versen 7-14 blickt der zukünftige Überrest Israels auf Gottes Umgang mit seinem Volk und das Ausmaß seiner Barmherzigkeit in der Vergangenheit zurück. In den hebräischen Schriften gibt es viele Stellen, die eine Pluralität in der Gottheit aufzeigen, aber nur zwei Abschnitte beschränken die Pluralität auf eine Trinität, und beide befinden sich in Jesaja. Das deutlichste Konzept der Dreieinigkeit in der hebräischen Bibel findet sich in Jesaja 48,16. In Jesaja 63,7-14 werden ebenfalls drei verschiedene Personen erwähnt und beschrieben, wie sie am Umgang Gottes mit Israel beteiligt sind. Daher ist dieser Abschnitt eine zweite Beschreibung des dreieinigen Gottes, wenn auch eine weniger offensichtliche als das vorherige Beispiel.
Vers 7 verrät die Absicht des Bekenners: Ich will der Güte Jehovas gedenken und des Lobes Jehovas, nach allem, was Jehova an uns getan hat, und der großen Güte gegen das Haus Israel, die er ihnen erwiesen hat nach seiner Barmherzigkeit und nach der Fülle seiner Gnade. Das Personalpronomen „ich“ bezieht sich auf den Bekenner, den gläubigen Überrest Israels. Die Absicht des Bekenners ist es, auf Gottes Güte, seine chesed („treue Liebe“) hinzuweisen. Der Überrest will sich an Gottes Handeln in seiner Barmherzigkeit erinnern, an den Lobpreis JHWHs für alles, was er für sein Volk getan hat, und an die große Güte, die er dem Haus Israel einst erwiesen hat. Die Grundlage für Gottes Handeln mit Israel waren nie die Verdienste Israels, sondern Gottes Barmherzigkeit und Güte. In diesem Vers wird die erste Person der Dreifaltigkeit erwähnt: JHWH, Gott der Vater.
und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, diese werden die Hure hassen und werden sie öde und nackt machen, und werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen. Elberfelder 1871 – Offenbarung 17,16
Die zehn Hörner, die du gesehen hast, – also die zehn Könige – werden sich zusammen mit dem Tier gegen die Hure wenden. In ihrem Hass auf sie werden sie ihr alles rauben, sodass sie nackt und mit leeren Händen dasteht. Zuletzt werden sie ihr Fleisch fressen und das, was von ihr übrig bleibt, verbrennen. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 17:16
Und die zehn Hörner, die du auf dem Tier gesehen hast, diese werden die Hure hassen und sie verwüsten und entblößen, und sie werden ihr Fleisch verzehren und sie mit Feuer verbrennen. Schlachter 2004 – Offenbarung 17,16
Und die zehn Hörner, die du siehst, und das Untier werden die Prostituierte hassen und sie völlig zerstören und nackt daliegen lassen. Sie werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Offenbarung 17:16
Das Kapitel schließt mit dem dramatischen Ende der Frau. Das Tier (der Weltherrscher, der Antichrist) und die zehn Hörner (die zehn Könige) werden die Hure hassen und werden sie ausplündern. Der Text liefert keine Hinweise auf den genauen Zeitpunkt dieses Geschehens, doch es hat den Anschein, daß die Vernichtung der Frau etwa in der Mitte der endzeitlichen Siebenjahresspanne erfolgen wird, wenn das Tier sich selbst zum Weltherrscher ausrufen wird ( Dan 9,27; Mt 24,15). Wenn der nahöstliche Herrscher die Macht an sich reißen wird, wird er sich zugleich an die Stelle Gottes setzen und von seinen Untertanen bei Androhung der Todesstrafe verlangen, daß sie ihn anbeten (vgl. Dan 11,36-38; 2Thes 2,4; Offb 13,8.15). Die Weltkirchenbewegung, die der ersten Hälfte der sieben Jahre vor dem Kommen des Herrn ihr Gepräge gibt, nimmt damit ein abruptes Ende. Sie wird durch eine letzte Form von Weltreligion ersetzt werden, nämlich die Anbetung des Weltherrschers, Satans Platzhalter Christi. Dieses ganze Geschehen ist Teil von Gottes souveränem Plan, über die schlechten Herrscher Gericht zu halten. Denn Gott hat’s ihnen in ihr Herz gegeben, nach seinem Sinn zu handeln und eines Sinnes zu werden und ihr Reich dem Tier zu geben, bis vollendet werden die Worte Gottes. Zum letzten Mal wird die Frau in Offb 17,18 erwähnt: Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden. Das ist abermals ein Hinweis auf das antike Babylon, das in der damaligen Zeit als religiöses Zentrum für alle Arten von Irrlehren galt. Die abtrünnige Kirche, die in der Frau verkörpert ist, war eine Verbindung aus religiöser und politischer Macht. Wie in Vers 5 festgehalten ist, sind die Stadt und die Frau ein „Geheimnis“, also ein Symbol. Vers 18 dagegen, die Überleitung zum nächsten Kapitel, scheint Babylon eher als reale Stadt denn als religiöse Einheit zu verstehen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
a) Die vorher so nützlich gewesene Zusammenarbeit bricht jäh ab. Die Stimmung schlägt um. Plötzlich, mitten in der Vorbereitung des Kampfes gegen das »Lamm«, wenden sich zunächst die zehn Satellitenkönige gegen die Hure. Sicher auf Veranlassung des Antichrists wird hier ein Versuchsballon gestartet, um zu sehen, wie das auf die Massen wirkt. Und dann wird der Kampf gegen die Hure als einheitliche Forderung der breiten Massen vom Tier weltweit aufgenommen:, »Wozu denn jetzt noch diese? Weg mit ihr!« b) Noch bevor das Tier vom wiederkommenden Herrn selbst gerichtet wird (vgl. Offb 19,20; 2 Thess 2,8) – das V. 16 Gesagte geht zeitlich dem V. 14 Gesagten voraus (vgl. Offb 19,19) -, wird die Hure nach Gottes Willen durch das Tier und seinen Anhang gerichtet; ihnen selbst unbewusst führen sie das Gericht Gottes aus. Auch hier gilt: »Es ist Zeit, dass das Gericht anfange am Hause Gottes« (1 Petrus 4,17), in diesem Fall an dem vom Götzendienst verunreinigten und erfüllten angeblichen »Haus Gottes«. c) Die Hure wollte dem Hass entgehen, der immer schon die wahre Gemeinde Jesu traf (Mt 10,22; Joh 15,18). Nun, nachdem das Wort erfüllt wird: sie werden die »Hure hassen«, trifft sie erst recht der Hass, und sie erleidet ihn nun ohne Verheißung und Hoffnung Gottes. (3) In ihrer Feindschaft schreiten sie zur Tat: a) »Sie werden sie einsam machen«: Die Massen fallen von ihr ab. Der ganze antichristliche Propagandaapparat wird dazu eingesetzt. b) »… und bloß«: Sie ist nun von allem, Einfluss, Macht und Pracht, entblößt. c) »Sie werden ihr Fleisch essen«: Es ist ihnen ein wahres Fest, ein richtiges »Festessen«, ihren Triumph über sie »auszuschlachten« und »auszukosten«, bis zur Verteilung ihres Besitzes. d) »Und sie werden sie mit Feuer verbrennen«: Der Antichrist und seine Satelliten vernichten sie ganz und gar. Denn die zur Hure entartete »Gemeinde« hat nicht die Verheißung von Mt 16,18: »Die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwältigen.« Weil das Gericht über die Hure so schrecklich ist und die Enttäuschungen, die sie durch ihre ehemaligen Liebhaber erlebt, so schmerzvoll sind, sind wir um der Barmherzigkeit Gottes willen dazu gerufen, um so treuer mit Zeugnis und Fürbitte dahin zu wirken, dass von uns erreichbare Christen bzw. vermeintliche Christen davor bewahrt werden, so weit zu entarten und abzusinken, dass sie schließlich zu der großen Hure gehören.
Gerhardt Maier – Edition C
Die durch die Hörner dargestellten zehn Könige sind nicht nur von den sieben Königen in Vers 10 zu unterscheiden, sondern auch von „den Königen der Erde“, wovon Vers 2 spricht und die auch im nächsten Kapitel wieder vorkommen. Diese Könige der Erde sind von ihr verführt, haben unerlaubten Verkehr mit ihr – von „Hurerei“ ist die Rede –, und sie beklagen sehr ihre Vernichtung. Zweifellos sind sie die Könige oder Führer vieler Völker außerhalb des wiedererstandenen westlichen Reiches. Die zehn Könige sind Führer innerhalb des Reiches, die sie anfangs begünstigen und zu ihrer Unterstützung mithelfen, dann aber schließlich ihr Joch unerträglich finden, sie hassen und über sie herfallen mit solcher Wut, daß sie sie gänzlich ausrotten. Wenn das verderbte religiöse System, das von der Frau symbolisiert wird, den Höhepunkt seines Einflusses, seines offenbaren Erfolgs und Ruhms erreicht haben wird, wird es vollständig von den weltlichen Mächten gestürzt, die vorher seine Hauptstütze waren. Es ist Gottes Weise, daß Er jeder dieser aufeinanderfolgenden Erscheinungsformen des Bösen erlaubt, zu einer ausgereiften Selbstdarstellung und offensichtlichem Erfolg zu kommen, bevor Sein Gericht zuschlägt. Hier erfolgt das Gericht mittels der zehn Könige und nicht direkt durch Gottes Hand. Die beiden Tiere werden direkt von dem Herrn Jesus persönlich gerichtet, wie wir in Kapitel 19 sehen werden, denn in ihnen erreicht die Gewalttätigkeit der Sünde ihren Höhepunkt. In der Hure findet die Verderbnis der Sünde ihren scheußlichsten Ausdruck. Gott legt Seine Hand nicht an dieses schmutzige Gebilde, sondern benutzt die Gewalttätigen dazu, die Verdorbene zu verderben. Daß Gott hinter der Gewalttätigkeit der zehn Hörner steht, macht Vers 17 sehr klar. Die Hörner handeln in einer Übereinstimmung und Einmütigkeit, wie sie unter Menschen sehr selten gefunden wird. Gewöhnlich sind abweichende Stimmen zu hören, und die Mehrheit setzt sich gegenüber der Minderheit durch. Hier handeln alle in einem Sinn unter der Führung des Tieres mit dem Ergebnis, daß ein schneller und furchtbarer Schlag die Rache herbeiführt. Die Vollständigkeit ihres Gerichts wird im letzten Teil von Vers 16 in vierfacher Weise umschrieben. Wenn wir uns erinnern, daß die Frau ein religiöses System symbolisiert, wird die Bedeutung eines jeden Punktes klar. Sie wird öde gemacht, das heißt, sie wird von allen, die früher ihre Freunde und Helfer waren, im Stich gelassen. Sie wird nackt gemacht, das heißt, alles, was früher ihren wahren Charakter verbarg, wird ihr abgestreift. Sie fressen ihr Fleisch, das heißt, sie eignen sich all ihren Reichtum und ihren Luxus an. Sie verbrennen sie mit Feuer, das heißt, sie zerstören völlig das gesamte Gefüge ihres Systems. Mit dem ganzen verfluchten Ding wird gründlich aufgeräumt. Die Könige führen Gottes Rache aus, obwohl sie selbst sich dessen wenig bewußt sein dürften.
Frank Binford Hole – Die Offenbarung
In stärkster Spannung zur soeben noch festgestellten Weltgeltung der Hure schildert jetzt in V. 16 der Engel das Gericht, das sie trifft. Er tut dies mit wenigen, aber drastischen Strichen. Die zehn Hörner von V. 2.12 und das Tier vollziehen das Gericht. Zuerst baut sich ihr Hass auf: Sie werden die Hure hassen. Für Leser des AT ist diese Aussage nicht unbedingt überraschend. Denn auch die Hure von Ez 16 und 23 wird von ihren früheren Liebhabern gehasst (Ez 16,39; 23,29). Man vergleiche auch Gottes Gericht gegen das treulose Israel nach Hos 2,5. Wenn der Hass ein bestimmtes Maß erreicht hat, geht das Tier zusammen mit den zehn Hörnern = zehn Königen (V. 12) gnadenlos gegen die Hure Babylon vor – dieselbe Hure, die dieses Tier vorher auf sich sitzen ließ und die es trug (V. 3). Sie werden sie verwüsten (ἠρημωμένην ποιήσουσιν αὐτὴν [eremomenen poiesusin auten]), wörtlich: „zu einer Verwüsteten (oder Entvölkerten) machen“: Das ist wohl der erste Schritt. So ging es Tyrus (Ez 26,19). Erneut zeigt sich, dass Tyrus eines der Modelle des apokalyptischen Babylon ist. Sie werden sie nackt machen: Das ist wohl der zweite Schritt. Wieder ist das ehebrecherische Israel in Ez 16,39 und 23,29; Hos 2,5 ein typologisches Vorbild. Nackt machen bedeutet demnach: der Hure ihr Geschmeide, ihren Schmuck und ihre Pracht nehmen (vgl. auch Offb 3,17f). Sie werden ihr Fleisch essen (τὰς σάρκας αὐτῆς φάγονται [tas sarkas autes phagontai]): Das ist dann der dritte Schritt. Nachdem ihr alles genommen ist, geht es an sie selbst (vgl. Mi 3,2f). Was man von ihr essen = genießen kann, verleiben sich der Antichrist (Tier) und die Könige (zehn Hörner) ein. Das ist selbstverständlich keine Art von Kannibalismus, sondern geistige, kulturelle und religiöse „Verwertung“. Schließlich wird in einem vierten Schritt das, was nicht verwertet werden kann, mit Feuer verbrannt. Es geht der Hure also am Ende so, wie es einer Priestertochter geht, die sich durch Hurerei entheiligt hat (Lev 21,9). Diese kurze Schilderung in V. 16 erweckt zwei Fragen. Die erste lautet: Wie kann sich der Antichrist (das Tier) gegen seine eigene Welthauptstadt und gegen sein eigenes Machtzentrum (die Hure Babylon) wenden? Verstößt das nicht gegen das Wort Jesu, dass der Satan nicht mit sich selbst uneins sein kann (Mt 12,25f)? Antwort: Wo der Machttrieb regiert, da können sich die einzelnen Repräsentanten des satanischen Reiches durchaus bekämpfen. Das satanische Prinzip gerät dadurch nicht in Widerspruch mit sich selbst, und Satans Reich bleibt hier dennoch ein einheitliches Reich. Hanns Lilje verweist mit Recht auf die Erfahrungen unserer menschlichen Geschichte. Es sei „ein furchtbares und geheimnisvolles Gesetz der politischen Geschichte, nach dem jede revolutionäre Macht den Keim der Selbstzerstörung in sich trägt. Die Revolution wird von ihren eigenen Kindern verschlungen.“ Man denke an die Säuberungen Robespierres und Stalins. Mit Offb 17,16 wird es zur Gewissheit, was wir schon bei Offb 13,14; 16,12ff; 17,10.12 beobachtet haben: Die Machtgier, der sich das Antichrist-Reich ergibt, führt zu Antagonismus und Machtkämpfen einzelner Machthaber untereinander. Dort verwirklicht sich das Gegenteil der Gemeinschaft der Liebe und des Glaubens, die Jesus den Seinen schenkt. Die zweite Frage lautet: Was wird aus den abgefallenen Christen, die sich der Hure Babylon angeschlossen haben und einen nicht unwichtigen Teil dieser Hure bilden? Antwort: Auch sie werden vom Antichrist nicht länger geduldet und hofiert, sondern angegriffen, verwüstet, „nackt“ gemacht, verschlungen und radikal ausgelöscht. Weder der „Christen“-Name noch das Kreuzeszeichen wird sie schützen (vgl. Mt 7,22f). Die Wohltaten, die sie dem Antichrist erwiesen haben, zählen nicht mehr. Vermutlich werden ihre Gemeinschaften oder „Kirchen“ geplündert und verboten. Die schreckliche Verfolgung, die sie zusammen mit antichristlichen Mächten und Instruktionen über die treuen Christen gebracht haben (V. 6), trifft sie jetzt selbst.
Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament
Im Augenblick ihrer größten Machfüllte und ihres größten Triumphes schlägt der Hure die Stunde des Gerichts. Wie einst Babel hat sie einen Turm gebaut, der dem Papst in Vatikan als Hochsitz dient. Das Papstum hat mit Hilfe der weltlichen Macht in gewohnter Manier alle Dissidenten niedergetreten. Aus allen Kirchen fließt Geld ihn seine Schatzkammern. Seine Legaten und Cardinäle haben ihm eine politische Macht verschafft, die dem Tier ebenbürtig ist. Es ist durch sein Netz der Beziehungen so mächtig geworden, dass es stolz wie eine Königin zur Seite des Weltherrschers sitzt. Die Welt liegt der Hure zu Füßen, die Träume und Pläne der Semiramis sind endlich in Erfüllung gegangen. Ihr Ende kommt plötzlich und wie eine Katastrophe von unerwarteter Seite. Die zehn Könige wenden sich, vom Tier unterstützt, gegen die Hure und vernichten sie. Die Könige und das Tier handeln gemeinsam, wobei die Könige die Führung übernehmen, wie RV und JND und Elberf auf Grund gewichtiger Handschriften lesen: „Und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier.“ Den Zehn Königen ist die Macht der Hure langsam ungemütlich geworden, und sie begehren zudem ihre Reichtümer. Ähnlich war es Rom ergangen, als König Heinrich der VIII von England sich gegen Rom wandte, die Klöster zerstörte und die Kirchenschätze beschlagnahmte. In einem Akt schamlosen Treuebruchs wird sich das Tier gegen die Römisch Katholische Kirche wenden. Vom Vatikan aus wird sich ihre Zerstörung auf die ganze Welt ausdehnen. Wie das geschieht, beschreiben folgende Ausdrücke: Die Könige und das Tier werden die Hure „hassen“, und diese Hass treibt sie dazu, sie „öde“ zu machen. Buchstäbliche Vandalenakte und Raubzüge werden die purpur- und scharlachfarbenen Gewänder kirchlicher Macht verbrennen und sie „nackt“ zurücklassen. Die Medien werden all ihre Schandtaten publizieren, und dann wird sie wirklich nackt dastehen. Schließlich werden ihre ehemaligen Verbündeten in ihrer Treulosigkeit „ihr Fleisch fressen“. Als letztes werden sie sie „mit Feuer verbrennen“. Damit ist sicher ein buchstäbliches Niederbrennen von Kirchen, Kapellen und Klöstern in der ganzen Welt gemeint. Die Hure war die letzte Manifestation der babylonischen Götzendienereien gewesen. Nun war die Zeit gekommen, sie zu richten.
doch was ihr habt haltet fest, bis ich komme. Elberfelder 1871 – Offenbarung 2,25
nur haltet fest, was ihr habt, bis ich komme! (a) Off 3:11 Zürcher 1931 – Offenbarung 2,25
Dennoch, haltet an dem fest, was ihr habt, bis ich komme. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offenbarung 2:25
Nur das ist wichtig: Haltet fest an dem, was ihr habt, bis ich komme! Roland Werner – Das Buch – 2009 – Offenbarung 2,25
Nach diesem scharfen Verdammungsurteil richtete Christus ein mahnendes Wort an den gottesfürchtigen Rest der Gemeinde, wobei er offensichtlich davon ausging, daß alle übrigen Gemeindeglieder vom Glauben abgewichen waren. Er nannte diese wenigen Getreuen die „andern in Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans“. Dieser kleinen gottesfürchtigen Schar erteilte er eine einzige, sehr einfache Anweisung: Was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme. Er befahl ihnen also nicht etwa, die Gemeinde zu verlassen – vielleicht, weil sie so klein war -, sondern in ihr als ein Zeugnis für Gott auszuharren. Das Gericht über Isebel und ihre Anhänger würde in Kürze hereinbrechen und die Gemeinde reinigen. Heute können Christen, die in abtrünnigen Gemeinden leben, die Gemeinschaft im allgemeinen problemlos verlassen und sich einer anderen Gruppe anschließen; damals in Thyatira war ein solches Vorgehen jedoch nicht praktikabel. Die Parallelen zwischen Thyatira und anderen von Christus abgefallenen Gemeinden in der Kirchengeschichte sind deutlich. Manche Ausleger vergleichen Thyatira mit den Gläubigen im Mittelalter, als sich der Protestantismus vom römischen Katholizismus abspaltete und zur Reinheit in Lehre und Lebensführung zurückzukehren versuchte. Die herausragende Rolle der Isebel, die in der Gemeinde von Thyatira irrtümlicherweise als weibliche Prophetin akzeptiert und verehrt wurde, wird manchmal mit der Erhöhung von Maria, die sich ebenfalls nicht aus der Schrift ableiten läßt, in Verbindung gebracht. Die Teilnahme an Götzenopfermählern kann als Sinnbild für die falsche Lehre der katholischen Kirche, die im Abendmahl die Wiederholung des Opfers Christi am Kreuz sieht, verstanden werden. Ungeachtet der Apostasie in der Kirche des Mittelalters gab es jedoch auch damals Gemeinden, die wie die Gemeinde in Thyatira immer noch Gläubige zu ihren Mitgliedern zählten, deren Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit in der Lehre und im Leben vorbildhaft waren.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
a) »Doch was ihr habt, das haltet« (V. 25): Es ist ein Irrtum zu meinen, wenn man im rechten Glauben sei, könne einem nichts mehr zustoßen. Dem, der aus seiner Sorge heraus, er könnte doch noch einmal abfallen, auf Jesus blickt, wird zu seiner Gewissheit das tröstliche Wort gesagt: Niemand wird euch aus meiner Hand reißen« (Joh 10,28.29). »Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Röm 8,38.39). Dem aber, der in Selbstsicherheit auf sich schaut, wird gesagt: »Wer sich dünken lässet er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle« (1 Kor 10,12). Gottes Wort redet seelsorgerlich mit einem jeden, wie er’s bedarf. Dieser Aufruf »doch was ihr habt, das haltet«, die Weisung, wachsam und treu zu sein, würde nicht ausgesprochen, wenn keine Gefahr bestünde (vgl. Auch Offb 3,11 und das dazu Gesagte). b) »Bis dass ich komme«: Die Zeit ist abzusehen, bis der Herr kommt oder bis er uns im Tode ruft. Wir müssen nicht ewig in den Prüfungen bleiben; im rechten Augenblick wird er sie abschließen und alles herrlich hinausführen (1 Kor 10,13; Phil 1,6).
Gerhardt Maier – Edition C
Ich finde es ja „befremdlich“, wenn eine religiöse Zeitschrift zu diesem Vers schreibt:
Wir müssen die Lehren von Abtrünnigen zurückweisen. Jesus warf einigen in Pergamon vor, Spaltungen und Sektenbildung zu fördern (Offb. 2:14-16). In Thyatira gab es Christen, die sich von den „tiefen Dingen Satans“ ferngehalten hatten. Jesus lobte sie und forderte sie auf, an der Wahrheit festzuhalten (Offb. 2:24-26). Andere hatten sich jedoch von falschen Lehren verführen lassen und mussten bereuen. Wie ist es heute? Wir müssen alles ablehnen, was mit der Denkweise Jehovas unvereinbar ist. Abtrünnige erwecken manchmal den Eindruck, „als hätten sie Gottesfurcht, aber die Kraft dahinter zeigt sich in ihrem Leben nicht“ (2. Tim. 3:5). Je intensiver wir uns mit Gottes Wort beschäftigen, desto leichter fällt es uns, falsche Lehren zu erkennen und zurückzuweisen (2. Tim. 3:14-17; Jud. 3, 4). Wir müssen sicherstellen, dass unsere Anbetung für Jehova annehmbar ist. Andernfalls müssen wir sofort etwas unternehmen (Offb. 2:5, 16; 3:3, 16). w22.05 4 Abs. 9; 5 Abs. 11
Tagestext für den heutigen Tag
Befremdlich, da diese Zeitschrift in den letzten Jahren fast alle wichtigen Glaubenslehren durch „neues Licht“ ersetzt hat. Schau nur mal die Seite 2 auf einer Zeitschrift aus den 1980iger oder früher – oder schau dir dies hier an: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1996607 bzw https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1999084 besonders unter „kein weiteres Hinzufügen“ … Die eigentliche Frage in der Bibelstelle: haben wir Christus? Oder haben wir schon einen „Ersatz-Gesalbten“ und folgen damit nicht mehr Jesus Christus, bis ER kommt??
In den letzten Tagen lese ich „hier und da“ Berichte über die Feier zur Einweihung der Olympischen Spiele dieses Jahr. Und viele Christen regen sich über das, was sie im Fernsehen gesehen haben, auf.
Hier zwei Beispiele:
Jetzt eine ehrliche Frage: Woher kommen den die „Olympisch Spiele“? Und zu wessen Ehre werden diese abgehalten?
Ihren Ursprung haben die Olympischen Spiele in Griechenland, im Ort Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der Mythos besagt, dass der Halbgott Herakles die Spiele zu Ehren seines Vaters Zeus begründete, dem höchsten Gott der griechischen Götterwelt. Historische Aufzeichnungen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus datieren die ersten Spiele auf 776 vor Christus. Zumindest gibt es Siegerlisten, die bis auf diesen Zeitpunkt zurückgehen. Bis in das Jahr 724 vor Christus bestanden die Spiele nur aus einem Stadionlauf. Ein „Stadion“ ist eine altgriechische Maßeinheit, die etwa 192,28 Metern entspricht. Mit den Jahren kamen mehr und mehr Sportarten hinzu. Zunächst weitere Laufwettbewerbe, dann diverse Faust- und Ringkämpfe sowie der Pentathlon. Dieser antike Fünfkampf bestand aus Diskuswurf, Weitsprung, Speerwerfen, Laufen und Ringen. Ab 680 vor Christus wurden dann nach und nach verschiedene Pferdesportwettbewerbe eingeführt.
Glaubst du, dass Paulus oder Petrus zu den Olypischen Spielen gefahren wären? Wenn ja – was werden wohl Paulus oder Petrus über das, was sie dort gesehen hätten, gesagt? Meine persönliche Meinung: Was für einen „anderen Gott“ gefeiert wird, geht mich als Christ doch garnichts an! – oder?
Und wie sahen die „Anbeter von Zeus“ und anderer Götter im ersten Jahrhundert Menschen die an Christus glaubten?
Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen; nicht in Redeweisheit, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde. Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.
Elberfelder 1871 – 1. Kor 1,17–18
wir aber predigen Christum als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis, und den Nationen eine Torheit;
Elberfelder 1871 – 1. Kor 1,23
Muß ich mich also wundern, wenn „die Nationen“ den Christus als „eine Torheit“ darstellen? Geht es mich überhaupt etwas an, was „die Nationen“ zu Ehren „ihrer Götter“ feiern??
Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot von allen ist: „Höre, Israel: der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstande (O. Gemüt) und aus deiner ganzen Kraft“. (5Mose 6,4-5) Dies ist das erste Gebot Elberfelder 1871 – Markus 12,29–30
Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft. – Dtn 6,4-5; Jos 22,5 Zürcher Bibel 2019 – Markus 12:29–30
Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot von allen ist: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr. 5Mo 6,4. Und du sollst lieben den Herrn deinen Gott von deinem ganzen Herzen und von deiner ganzen Seele und von deiner ganzen Gesinnung und mit deiner ganzen Stärke. Dies ist das erste Gebot. 5Mo 6,5f; Mt 22,37; Lk 10,27. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Markus 12,29–30
da wir hier eine „Parallelstelle“ haben – schauen wir uns auch die schon erwähnten Bibelstellen an: 5Mo 6,5f; , Mt 22,37; und ein zweites Mal: Matthäus 22 .
Daraufhin nannte ihm Jesus, ohne sich in irgendwelche Spitzfindigkeiten zu verlieren, das höchste Gebot und, untrennbar davon, ein zweites, die zusammen das ganze Gesetz enthalten. Er begann mit den Einleitungsworten des Shema (aus dem Hebräischen, „Höre!“; S+maZ, das erste Wort von 5Mo 6,4). Dieses Glaubensbekenntnis (4Mo 15,37-41; 5Mo 6,4-9; 5Mo 11,13-21) wurde von frommen Juden zweimal täglich – morgens und abends – gebetet. Es war die Grundlage des jüdischen Glaubens: Der Herr (hebräisch: Yahwe), unser Gott, der Bundesgott Israels, ist der Herr allein, d. h. ist der einzige Gott (vgl. Mk 12,32). Das Gebot, du sollst den Herrn, deinen Gott (5Mo 6,5), lieben, zielt auf die auf persönlicher Entscheidung beruhende, aus ganzem Herzen kommende Treue zu Gott. Die wiederholte Präposition von (ex, „aus“: gibt den Ursprungsort an), das Adjektiv ganz (holEs; „das Ganze“) und die verschiedenen Umschreibungen für die menschliche Persönlichkeit – Herz (Kontrollzentrum; vgl. Mk 7,19), Seele (Bewußtsein; vgl. Mk 8,36-37), Gemüt (hier im Sinne von Verstand) und Kräfte (körperliche Kräfte), unterstreichen diese Forderung. Im hebräischen Text fehlt der Begriff „Gemüt“ und in der Septuaginta das Wort „Herz“; doch Jesus nannte alle beide und hob damit den ganzheitlichen Aspekt des höchsten Gebots hervor (vgl. Mk 12,33; Mt 22,37; Lk 10,27). Eine ähnliche Verpflichtung sah Jesus dem Nächsten gegenüber, indem er ein anderes, vom ersten untrennbares (vgl. 1Joh 4,19-21) und es ergänzendes Gebot zitierte: „Du sollst deinen Nächsten (plEsion, „den, der neben dir ist“, der Begriff für „Mitmensch“) lieben wie dich selbst“ (3Mo 19,18). Die ganz natürliche Selbstliebe des Menschen soll nicht zur Selbstsucht führen – eine Gefahr, die immer besteht -, sondern sollte auch auf andere ausstrahlen. Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden. Gott und den Nächsten aus ganzem Herzen lieben ist die Summe und das Wesen des Gesetzes und der Propheten (vgl. Mt 22,40). Wer diese Gebote erfüllt, erfüllt damit alle anderen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die Antwort Jeschuas übertraf die Frage des Schriftgelehrten. Er antwortete, indem er sagte, dass das wichtigste Gebot in Deuteronomium 6,4-5 zu finden ist, wo es heißt: „Höre, o Jisrael: Der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Der erste Teil, Vers 4, ist das berühmte Sch’ma, das Juden zweimal am Tag rezitieren, am Morgen und am Abend, und kurz vor ihrem Tod: Höre, o Jisrael, der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Der zweite Teil, Vers 5, enthält das wichtigste der 613 Gebote des mosaischen Gesetzes: Man soll den HERRN, den Gott, mit allem, was man hat, lieben. Obwohl im rabbinischen Judentum Vers 4 verwendet wird, um die absolute Einheit Gottes zu lehren, verstanden sogar die Rabbiner, dass das hebräische Wort für eins, das in diesem Vers verwendet wird, zuweilen eine Mehrzahl bedeuten kann:
Bezugnehmend auf Lev. IV, 2: Wenn jemand aus Irrtum sündigt in irgendeinem der Dinge, die der Herr nicht zu tun befohlen hat, und tut eines davon. Die Konstruktion in Hebräer [machat mahanah] ist ungewöhnlich. Die Nebeneinanderstellung von „einer“ und „diese“ wird daher als Hinweis darauf verstanden, dass es eine Mehrzahl gibt, die den Charakter der Einheit trägt, und eine Einheit, die den Charakter einer Mehrzahl trägt, v. Sanh. 62a. Diese Darstellung wird hier in der Terminologie der Gemara ausgedrückt, dass sich das Prädikat soll tun einerseits auf ‚einer‘ und andererseits auf ‚diese‘ bezieht.
Jeschua fuhr fort und gab das zweitwichtigste Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Markus 12:31, zitiert Lev. 19:18). Dann schloss er: An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten (Matthäus 22,40). Daube merkt an, dass das Verb „hängen“, „anhängen“, ein Fachbegriff der rabbinischen Exegese ist: Es ist wichtig zu bemerken, dass das Ende von Jesu Antwort bei Matthäus viel gelehrter formuliert ist als bei Markus oder Lukas: „An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“. Tala, „hängen“, „davon abhängen“, „daraus folgen“, „daraus ableitbar oder verständlich sein“, ist ein Fachbegriff der rabbinischen Exegese. In der Bibel lesen wir, dass die in Levitikus 19 aufgezählten Gebote, von denen eines lautet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, von Moses nicht nur „den Kindern Israels“, sondern „der ganzen Gemeinde der Kinder Israels“ verkündet werden sollen. Nach den Tannaiten bedeutet dies, dass sie in einer feierlichen Versammlung verkündet werden mussten, weil „der größte Teil der wesentlichen Punkte der Tora an ihnen hängt“, d.h. aus ihnen ableitbar ist. Für Bar Kappara (Anfang des 3. Jh. n. Chr.) hängt ‚alles Wesentliche der Tora an einem winzigen Abschnitt‘, nämlich an einem Vers aus den Sprüchen: ‚Auf allen deinen Wegen erkenne ihn an.‘
Die beiden Gebote, Gott zu lieben und seinen Nächsten zu lieben, fassen das Gesetz und die Propheten zusammen. Jedes der Gebote betrifft entweder die Beziehung eines Menschen zu Gott oder seine Beziehung zu den Menschen. Wenn sie Gott mit ihrem ganzen Wesen lieben, werden sie natürlich die Gebote halten, die ihre Beziehung zu ihm regeln. Wenn sie ihren Nächsten lieben wie sich selbst, werden sie die Gebote halten, die die menschlichen Beziehungen regeln. Das entsprach der pharisäischen Doktrin, und sie konnten Ihm nichts vorwerfen. Tatsächlich lobte der Schriftgelehrte, der Jeschua befragt hatte, Ihn (Markus 12:32-33). Von da an waren auch die Pharisäer zum Schweigen gebracht und stellten Jeschua keine weiteren Fragen mehr (Markus 12,34b).
Eine letzte Aussage zum Sch’ma ist angebracht. Nach der rabbinischen Lehre bedeutet das Rezitieren des Sch’ma, sich dem Joch des Himmelreichs zu unterwerfen:
Eine Passage in Sifrè … fasst die ganze menschenfreundliche Seite der Religion zusammen. Auf die Worte: „Wenn sie weise wären, würden sie dies bedenken“ (Deut. 32, 29), läuft der Kommentar: „Wenn Israel die Worte des Gesetzes bedenken würde, das ihnen gegeben wurde, würde keine Nation und kein Königreich über sie herrschen“ (siehe Vers 30). Und was sagt es (das Gesetz) zu ihnen? Nehmt das Joch des Himmelreichs auf euch und sucht einander zu übertreffen in der Furcht des Himmels; und verhaltet euch zueinander liebenswürdig.“
Die ersten beiden Klauseln umfassen den Teil der Religion, der mit der Beziehung des Menschen zu Gott zu tun hat. „Das Joch des Himmelreiches“ ist die Anerkennung der alleinigen Souveränität Gottes und der Verpflichtung, ihn mit Geist und Seele und Substanz zu lieben, die der Mensch mit dem Rezitieren des Schma‘ (Deut. 6, 4) – dem täglich erneuerten Bekenntnis seiner Religion – ablegt. Der zweite Satz setzt diese Religion in die Praxis um, wie sie in Deut. 10, 12 zusammengefasst ist.Schließlich fasst der Midrasch in einem Satz zusammen, was die Religion von den Menschen in ihren Beziehungen zueinander verlangt. Dieser Teil des Sifrè stammt aus der Schule von R. Akiba, der in Lev. 19, 18, „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, den umfassendsten Grundsatz des Gesetzes fand. . . . Die Sifrè geht weit über die Wahrung der Rechte anderer hinaus, wenn sie gemīlūt hasadīm in der ganzen Bedeutungsfülle, die in diesen Satz hineingelegt wurde, zum Prinzip des gesamten menschlichen Umgangs macht. Sie fordert eine aktive Nächstenliebe und macht zum Maßstab der Pflicht nicht die Rechte, sondern die Bedürfnisse der anderen.“
Arnold Fruchtenbaum Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
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