„Von ganzem Herzen preise ich den Herrn“

Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist hat frohlockt in Gott, meinem Heilande;
Elberfelder 1871 – Lukas 1,46–47

Da sagte Maria:
»Von ganzem Herzen preise ich den Herrn,
und mein Geist jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 1,46–47

Καὶ εἶπεν Μαριάμ· Μεγαλύνει ἡ ψυχή μου τὸν κύριον, καὶ ἠγαλλίασεν τὸ πνεῦμά μου ἐπὶ τῷ θεῷ τῷ σωτῆρί μου,
Von Soden 1913 – Die Schriften des Neuen Testaments – Lukas 1,46–47

אָז אָמְרָה מִרְיָם׃ ״תְּרוֹמֵם נַפְשִׁי אֶת אֲדֹנָי וְתָגֵל רוּחִי בֵּאלֹהֵי יִשְׁעִי (תהילים לה׳ ט׳//חבקוק ג׳ יח׳)
ha-Berit ha-ḥadashah 2000 – Lukas 1,46–47

Mirijam war ja noch eine sehr junge Frau, noch nicht verheiratet sondern nur verlobt.
Aber ihre Augen waren auf Jehovah gerichtet, weil sie ein persönliches Verhältnis zu Jehovah hatte.Sie brauchte keinen Priester oder Organisation, um zu verstehen, was Jehovah von ihr wollte. Deshalb hatte sie verstanden, dass nun endlich der im Garten Eden verheißene Same kommen würde! Nicht Eva, sondern sie – Maria bzw Mirijam – war die von Gott erwählte Person, die den „Retter der Menschheit“ zur Welt bringen sollte! Die Verheißungen wurden endlich wahr! Und das, worum so viele Frauen vor ihr sehnsüchtig gebetet hatten!
Aber Jehovah hatte sicher Gründe, warum er gerade sie ausgewählt hat! Schauen wir auch direkt zu Jehovah – oder brauchen wir einen „Erklärbären“, einen „Kanal“, der uns die Bibel ständig erklärt, oder genügt uns der heilige Geist und eine persönliche Beziehung zum Schöpfer?


Vers 45 und Vers 49 hatten wir ja schon


Wie wenn sie sagte: Was Gott Wunderbares vorher verkündet hat, wird er an meinem Leib vollbringen; aber meine Seele wird bei Gott nicht unfruchtbar bleiben. Ich soll auch die Frucht meines Willens beisteuern; denn gerade weil er mich durch ein großes Wunder so viel gelehrt hat, umso mehr muss ich den verherrlichen, der an mir Großes tut. (GRAECUS)
Die ersten Früchte des Geistes sind Friede und Freude. Die Heilige Jungfrau hatte die ganze Gnade des Geistes in sich aufgenommen, daher fügt sie mit Recht an: „Und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ Sie meint mit Seele und Geist dasselbe. Das Ausbrechen in Jubel, wie es in den Schriften vorkommt, bezeichnet eine Art von heiterer und freudiger Haltung der Seele bei denen, die würdig sind. Daher jubelt die Jungfrau: ihr Herz springt und klingt in einem unaussprechlichen Tanz. (GRAECUS)
Zuerst lobt ihre Seele den Herrn, damit sie später jubelt in Gott. Wenn wir nicht zuerst geglaubt haben, werden wir nicht fähig sein zu jubeln. (ORIGENES)

Thomas von Aquin – Catena Aurea: Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis

Dieses Lied von Mirijam offenbart zwei Dinge: Erstens zeigt es das Ausmaß ihrer persönlichen Spiritualität, und zweitens zeigt es ihre Kenntnis der Heiligen Schrift, denn ihr Lied ist dem Lied Hannas in 1 Samuel 2,1-10 sehr ähnlich.

Mirjams Lied kann in zwei Abschnitte unterteilt werden, wobei jeder Abschnitt einem der beiden Hauptpunkte des Liedes gewidmet ist. Der erste Abschnitt (Lukas 1,46-50) beschreibt, was Gott für sie getan hat. In den Versen 46-47 heißt es: Und Miriam sprach: Meine Seele preist den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter. Sie nannte Gott ihren Retter. Die Art von Menschen, die einen Retter brauchen, sind Sünder. (835) Diese Aussage zeigt deutlich, dass Miriam eine Sünderin war und beweist, dass die Lehre eines bestimmten Segments der Christenheit, dass sie ewig sündlos war, falsch ist. Indem sie Gott ihren Erlöser nannte, offenbarte sie, dass er sie von ihren Sünden errettete.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Was ist nun der genaue Inhalt? »Da sagte Maria: Meine Seele erhebt den Herrn« (V. 46). Das ist die Sprache der hebräischen Bibel, wie alle Ausleger feststellen. Die Ausleger der Alten Kirche haben daraus sogar den Schluss gezogen, dass der Gott des AT und der Gott des NT derselbe sein müsse. Man kann aber den Bezug zum AT noch genauer angeben, denn von Anfang an weist Marias Lobgesang eine starke Übereinstimmung mit dem Lobgesang der Hanna in 1Sam 2,1-10 auf. Er ist also ein Gebet und keineswegs ein Aufruf zur Revolution. Auch andere Bibelstellen sind mit dem Magnificat verwandt. Man vergleiche zu V. 46 beispielsweise Jes 29,19 oder Ps 34,3ff.; Ps 35,9. Der Schluss liegt nahe: Die junge Maria lebte in biblischer Atmosphäre. Wie Timotheus (2Tim 3,15) kannte sie offensichtlich von Kindesbeinen an die Aussagen der Heiligen Schrift und betete mit den Worten aus den Psalmen. Es braucht uns dann nicht zu wundern, dass sie bei dieser Begegnung mit Elisabeth, inmitten der glaubenstärkenden Erfahrungen, mit Worten aus eben dieser Bibel gebetet und gelobt hat.

Ob wir ebenso tief in den Geist der Bibel eingetaucht sind?

Mit wenigen Worten – im Hebräischen sind es wohl nur drei Worte – gibt uns Maria den Schlüssel zum Verständnis ihres ganzen Lobgesanges: »Der Herr« ist groß – nicht irgendein Mensch! Auch nicht sie selbst! Damit hat Maria in eigener Person aller Marienverehrung den Boden entzogen. Vorbild des Glaubens bleibt sie. Sie im Gebet anzurufen, ist verkehrt.
Übrigens könnte man statt »erheben« auch übersetzen: »groß machen« oder »preisen«.

»Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter« (V. 47). »Mein Geist und meine Seele« bezeichnen beide die innere Persönlichkeit, wie sie wirklich ist. Man darf also nicht den »Geist« allein als das Denken oder die »Seele« (V. 46) allein als das Empfinden bzw. das Gefühl deuten. Vielmehr umfasst in der biblischen Sprache »Geist« und »Seele« jeweils beides, sowohl das Denken als auch das Empfinden, während das Herz eher der Sitz des Willens ist.

»Mein Geist jubelt«, sagt Maria. Man kann auch übersetzen: »hat gejubelt«. Jedoch geht es um eine noch fortdauernde Tatsache. Das Wort »Jubeln« oder »Jubel« hat in der Bibel an vielen Orten eine sehr spezielle Bedeutung: Es meint die endzeitliche Freude. Diese Bedeutung liegt vermutlich auch hier vor. D. h. Maria freut sich über den Anbruch der göttlichen Weltvollendung. Und wieder ist es Gott, der in der Mitte ihres Lobpreises steht.

Was tut dieser Gott? Er ist »mein Retter«, sagt Maria. Hier wird dasselbe Wort für »Retter« benutzt, das später Jesus bezeichnet (vgl. Mt 1,21 !) – im Deutschen früher als »Heiland« wiedergegeben. »Mein Retter« heißt: Gott erlöst mich aus Sünde und Finsternis, er hilft mir ganz umfassend auf allen Gebieten meines Lebens, vor allem aber bringt er mich in sein ewiges Reich. Hier spiegeln sich Jes 63,16 und Hab 3,18 ganz deutlich wider, aber auch Ps 24,5; 25,5; 35,9. Die zweite Hälfte von Lk 1,47 stimmt sogar wörtlich mit dem Schluss von Hab 3,18 in der griechischen Bibel überein.

»Gott der Retter«: Das also ist das Zentrum ihres Gebets. Unendlicher Jubel strömt in diejenigen hinein, die Gott als diesen Retter annehmen und anbeten. Frederic Godet, einer der tiefsinnigsten Ausleger des 19. Jh., sagt zu unserer Stelle: »Durch ihre Anbetung bereitet sie (= Maria) Gott in ihrem eigenen Herzen und in dem der Menschen eine größere Stätte.« Wir sollten besonders beachten, dass die erste konkrete Aussage Marias von der Erlösung spricht. Wer aber Erlösung wünscht, dessen Ziel kann nicht mehr die menschliche Revolution sein (vgl. Lk 13,1ff.).

Gerhard Maier – Edition C

 In ihren Wendungen der Anbetung werden uns Dinge gezeigt, die unser Herz in Lobpreis überfließen lassen: es ist ein Bewußtsein der Größe, der Heiligkeit, der gerechten Taten Gottes, Seiner gewaltigen Macht und Treue, verbunden mit einer Anerkennung all dessen, was Er für uns getan hat.
 Das Lied Marias wird oft verglichen mit dem Lied der gottesfürchtigen Hanna in 1Sam 2,1-10. Stellt man die beiden nebeneinander, erkennt man einzigartige Übereinstimmung. Wir können daraus lernen, daß, entgegen den Überzeugungen der Pharisäer über Frauen, diese beiden Frauen allertiefste geistliche Erkenntnis besaßen. Es ist unmöglich, das großartige Loblied zu lesen, das aus Marias Brust zu Gott emporstieg, ohne von ihrer gründlichen Kenntnis der Schrift, ihrer geistlichen Einsicht und der Tiefe ihrer Anbetung beeindruckt zu sein. Der Heiland Gott ist ein Thema der Hirtenbriefe, aber in der ganzen Schrift sprach allein Maria von „Gott ihrem Retter“. Es ist nicht falsch, ihre Worte so zu verstehen, daß sie ihr Bedürfnis nach einem Retter erkannt hatte, und daß sie Gott Selbst als ihren persönlichen Heiland kannte. Ein Verständnis, das geringe Tiefe annimmt, wird diesem Evangelium des Heils nicht gerecht. Weit davon entfernt, sündlos zu sein, wie das große System der Kirche von Rom lehrt, anerkennt sie ihre eigene Unwürdigkeit. Weil aber Gott an und in ihr gewirkt hat, werden alle nachfolgenden Geschlechter urteilen, daß sie von Gott gesegnet ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Hattest du schon mal das Gefühl, Jehova erhört deine Gebete nicht?“

Und wenn wir wissen, daß er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.
Elberfelder 1871 – 1.Johannes 5,15

Und weil wir wissen, dass er unsere Bitten erhört, können wir sicher sein, dass er uns das Erbetene gibt – so sicher, als hätten wir es bereits bekommen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Johannes 5:15

Und wenn wir wissen, dass er uns hört in dem, was auch immer wir erbitten, dann wissen wir auch, dass wir das schon erhalten haben, was wir von ihm erbeten haben.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – 1.Joh 5,15

Lies die Frage und dan die Bibelstelle! Die Frage ist ein Zitat aus „einer religiösen Zeitshrift“. Merkst du den Unterschied? Johannes fordert die Leser auf, zu glauben! – die „religiöse Zeitschrift“ fragt nach dem Gefühl! Aber wo in der Bibel geht es um das Gefühl? Immer wenn wir uns auf unser Gefühl verlassen, sind wir verlassen! Ich muß die Entscheidung treffen, Jehovah zu vertrauen, ich muß die Entscheidung treffen, die Probleme im Gebet bei IHM abzugeben, und dann zu warten, ob und wie Er das Gebet erhören möchte, oder eben nicht.
Dazu fällt mir immer die folgende Geschichte ein, und besonders der markierte Satz zum Thema Gebet:

Inmitten des blutigsten Krieges, den Amerika bisher in seiner Geschichte erlebt hat, dem Bürgerkrieg (1861–1865), schrieb ein unbekannter Soldat der Südstaaten diese Worte: „Ich habe Gott um Kraft gebeten, damit ich etwas erreiche; ich wurde schwach gemacht, damit ich lerne, demütig zu gehorchen. Ich bat um Gesundheit, damit ich Größeres vollbringe; mir wurde Schwäche gegeben, damit ich Besseres vollbringe. Ich bat um Reichtum, damit ich glücklich sei; mir wurde Armut gegeben, damit ich weise sei. Ich bat um Macht, damit ich von den Menschen gelobt werde; mir wurde Unzulänglichkeit gegeben, damit ich das Bedürfnis nach Gott fühle. Ich bat um alles, damit ich das Leben genieße; mir wurde das Leben gegeben, damit ich alles genieße. Ich habe nichts bekommen, worum ich gebeten habe, aber alles, worauf ich gehofft habe. Fast trotz meiner selbst wurden meine unausgesprochenen Gebete erhört. Ich bin unter allen Menschen am reichsten gesegnet.“ Weil Gott gut ist, beantwortet er unsere Gebete nicht immer so, wie wir es uns wünschen, sondern er beantwortet sie durch den Filter dessen, was letztlich das Beste für uns ist. Er beantwortet sie so, wie wir gebetet hätten (oder hätten beten sollen), wenn wir wüssten, was er weiß oder sehen könnten, was er sieht.

Eddi Rasnake – Die Eigenschaften Gottes: Ein Bibelkurs

Aber schauen wir uns die Kommentare zu diesem Vers an:

„Und wenn wir wissen, daß er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, daß wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben“ kann umschrieben werden: Wenn wir uns auf die unermeßliche Güte Gottes verlassen, können wir sicher sein, daß Sein Wille uns nicht enttäuschen wird und unser Vertrauen nicht falsch investiert ist. „Alles, um was irgend ihr betet und bittet, glaubet, daß ihr es empfanget, und es wird euch werden“ (Mk 11,24). Die hier gebrauchte Zeitform „wir haben“ (nicht „haben werden“) läßt erkennen, daß unsere Gebete schon erhört wurden und wir die Erhörung im voraus besitzen. „Jeder Bittende empfängt, und der Suchende findet“ (Mt 7,8).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das Gebet nach dem Willen Gottes hat seine Erhörungsgewissheit schon in sich, denn der Wille Gottes geschieht. Gottes Wille ist Geschehen und Tun, wirkende Kraft. Martin Luther sagt deshalb im Kleinen Katechismus zur Bitte »Dein Wille geschehe«: »Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns geschehe«, wie Jesus sich damals am Grab des Lazarus der Erhörung seines Gebetes schon vorher gewiss ist und lobt: »Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich weiß, dass du mich allezeit hörst …« (Joh 11,41ff.). Der Vater erhört den Sohn, denn der Sohn tut nichts gegen den Willen des Vaters; er tut die Werke, die ihn sein Vater zu tun heißt (vgl. Joh 5,36; 9,4; 10,25; 14,10; 17,2).

Diese Gewissheit trägt auch die Kinder Gottes bei ihrem Beten. »Wir wissen, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben« (wörtlich: »Wir haben die Bitten, die wir erbeten haben von ihm«).

Gerhard Maier – Edition C

Wer an den Namen Jesu Christi glaubt, hat im Gebet die Zuversicht (parrEsia), die wir haben zu Gott (vgl. 1Joh 3,21). Was die Gläubigen im Gehorsam gegen den Willen Gottes erbitten, das wird er gewiß erhören. Für die Christen von heute wird der Wille Gottes, an dem sie ihre Gebete ausrichten, in der Schrift offenbar. Der Gedanke, der in 1Joh 5,3 b beginnt, mündet jedoch in die Wahrheit, daß Gottes Gebote für den Gläubigen keine Last sind, weil der Glaube an Gottes Sohn das Geheimnis des geistlichen Sieges über die Welt ist. Auf diesem Hintergrund liegt es nahe anzunehmen, daß Johannes hier besonders, wenn nicht sogar ausschließlich daran dachte, daß die Christen das Recht hätten, Gott um Hilfe bei der Erfüllung seiner Gebote zu bitten. Ein solches Gebet ist ganz offensichtlich nach seinem Willen. In seinem sieghaften Leben wird dem Christen also alle Last dadurch abgenommen, daß er im Glauben an den Namen des Sohnes Gottes beten kann.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Es gibt fünf Prinzipien des Betens in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes.

Erstens wird Gott jedes Gebet positiv beantworten, das mit seinen eigenen Absichten und mit unserem eigenen Wohl übereinstimmt. Mit anderen Worten: Gott wird „ja“ zu jedem Gebet sagen, das wir beten und das mit seinen eigenen Absichten und zu unserem Besten ist. Wenn es nicht zu unserem Besten ist oder wenn es nicht mit seinen eigenen Absichten übereinstimmt, wird Gott „nein“ sagen.

Das zweite Prinzip ist, dass Gottes Wille das ist, was er beabsichtigt und plant. Wenn also unser Gebetsanliegen mit seinen Absichten und Plänen übereinstimmt, wird er „ja“ sagen. Wenn sie nicht übereinstimmen, dann wird er „nein“ sagen.

Das dritte Prinzip ist, dass Gott sich verpflichtet, jedes Gebet zu beantworten, das in den Bereich seines Willens kommt.

Das vierte Prinzip ist, dass das Gebet ein Mittel ist, um unsere Wünsche mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen. Es ist das Mittel, durch das wir für den Willen Gottes sensibel werden und daher unsere eigenen Wünsche mit dem Willen Gottes in Einklang bringen.

Der fünfte Grundsatz lautet: Wenn der Wille Gottes klar ist, können wir mit vollem Vertrauen bitten.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bedingungen des Gebets

„Gebt Jehova die Ehre, die seinem Namen gebührt“

Gebet Jehova die Herrlichkeit seines Namens; bringet eine Opfergabe und kommet in seine Vorhöfe!
Elberfelder 1871 – Psalm 96,8

Gebt dem Ewigen die Ehre seines Namens, bringt Gaben und kommt zu seinen Vorhöfen.
Die Philippson-Bibel – Psalm 96:8

Schreibt Jehova die Herrlichkeit zu, die seinem Namen gehört;
Tragt eine Gabe, und kommt in seine Vorhöfe.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 96,8

ehrt seinen Namen, denn er ist der Sinn! Kommt in seinen Tempel und kniet euch vor ihn hin.
VolxBibel – Psalm 96:8

Der obrige Vers ist der Jahrestext 2025 der „Zeugen Jehovas“

Was ist der Zweck des Menschen? Warum schuf Jehovah Gott die Menschen? Damit ER noch weitere Geschöpfe hat, die viele viele Bitten an IHN haben? Oder damit der Mensch IHN lobpreist und anbetet?
Aberist nicht Jehovah der „jüdische Gott“ der „Gott Abrahams“? Ja, deshalb fordert die Bibel ja an vielen Stellen ALLE Menschen auf, diesen EINEN Gott anzubeten und IHN als den Schöpfergott zu preisen und IHM unsere Gaben zu bringen! Nicht den „Stammesgöttern“ und auch nicht irgend welchen Organisationen

Wieder werden alle Völker aufgefordert, Jahwe zu preisen. Das Verb, das in den Versen 7a, b und 8a verwendet und mit Ascribe übersetzt wird, ist die Imperativform von „geben“. Es ist, als ob die Anbeter Jahwes Herrlichkeit und Kraft, die seinem Namen gebührt, mit in den Tempel bringen sollen. Die meisten englischen Übersetzungen verwenden das Verb „ascribe“, da „bringen“ in diesem Kontext offensichtlich nicht angemessen ist. „Geben“ (NJB, SPCL, TOB, Dahood) oder „opfern“ scheint besser. Da es sich bei diesen „Opfern“ um Anbetung und Lobpreis handelt, verwendet TEV das Verb „loben“; „verkünden“ oder „ankündigen“ würde ebenfalls passen. FRCL hat „kommen, um zu ehren … kommen, um zu verkünden“.

In Vers 7 wird dasselbe stilistische Mittel (Treppenanordnung genannt) verwendet wie in 94:1, 3. In Vers 7a sind die Familien der Völker eine Art, von der Menschheit in Form von nationalen oder rassischen Gruppen zu sprechen. Abgesehen von dieser Formulierung sind die Verse 7a, b, 8a genau wie 29:1, 2a (siehe); die Übersetzung sollte diese Identität widerspiegeln.

FRCL bietet eine gute dynamische Äquivalenzübersetzung von Vers 8:
Kommt und verkündet seine Herrlichkeit,
die Höfe seines Tempels betreten
während ihr eure Gaben tragt.

In Vers 8b ist das Wort für Opfergabe allgemein (siehe 20:3) und gilt für jede Art von Opfergabe, ob von Tieren oder Getreide. Seine Höfe beziehen sich auf die offenen Bereiche innerhalb des Tempelgeländes.

Bratcher -.Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Der Psalmist rief die Volksstämme der Erde dazu auf, Gott Herrlichkeit und Macht (vgl. V. 6 ) zu geben und ihn anzubeten. Eines Tages muß sich jedes Knie vor dem allmächtigen Herrn beugen ( Phil 2,10 ), dessen Heiligkeit furchtbar ist.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ihr Völker, bringet her dem Herrn usw. Da man in damaliger Zeit Gott nur in Zion lobte, welcher Ort für die Verehrung seines Namens geheiligt war, da auch allein Abrahams Nachkommenschaft den Schmuck des Priestertums besaß, so deutet der Prophet hier ohne Zweifel auf die Erneuerung der Gemeinde, welche endlich durch Christi Ankunft zustande kam. Es werden also dem alttestamentlichen Bundesvolk die Völker entgegengestellt, welche endlich in das gleiche Kindschaftsrecht eingesetzt werden sollen. Sie werden aufgerufen: Bringet her dem Herrn Ehre und Macht!, d. h. erweist ihm die Ehre, dass ihr seine Macht anerkennt. Und um zu zeigen, dass die Menschen ihrerseits dem Herrn nichts bringen können, sondern ihn frevelhafter Weise um das schuldige Lob betrügen, wenn sie ihn nicht rühmen, fügt der Prophet hinzu (V. 8): Bringet her dem Herrn die Ehre seines Namens, d. h. die seinem Namen gebührt und nicht anderswoher entlehnt werden muss. Diese Verehrung mit den Juden dem Herrn zu leisten, werden ausdrücklich die Heidenvölker aufgerufen, – nicht als müsste unsere Gottesverehrung sich noch immer in der äußeren Form bewegen, die einst im Gesetz vorgeschrieben war: wohl aber sollen alle Völker in derselben Regel und Gestalt der Frömmigkeit zusammenstimmen. Wäre aber nicht der Zaun niedergerissen, so hätten die Heiden nicht das Recht gehabt, gemeinsam mit den Kindern Gottes in seine Vorhöfe zu kommen. Auch darum haben wir es mit einer deutlichen Weissagung von der zukünftigen Berufung der Heiden zu tun, weil diese ja unter die heilige Versammlung sich nicht mischen durften, ehe nicht ihre Unreinigkeit beseitigt war. Übrigens sehen wir hier wie an anderen Stellen, wo die Propheten von Christi Reich handeln, dass sie die innere Verehrung Gottes unter den in ihrer Zeit geläufigen Symbolen darstellen. Denn nach Christi Erscheinung wollte Gott nicht mehr, dass man ihm Opferkuchen darbrächte, sondern es ist, als wollte der Prophet sagen, dass die einst geschlossenen Türen des Tempels den Heiden geöffnet werden sollten. Mit welchen Opfern wir aber heute den Herrn ehren sollen, lehrt in Kürze der Ebräerbrief (10, 5 ff.; 13, 16). Darum ist es ganz unerträglich, wenn die Papisten diese Zeugnisse verdrehen, um daraus Beweise für ihr Messopfer und andere Kindereien zu machen. Der richtige Schluss, der aus dieser Stelle gezogen werden darf, ist der, dass die wahren Anbeter Gottes nicht leer vor seinem Angesicht erscheinen; werden wir doch angewiesen (Röm. 12, 1), ihm einen vernünftigen Gottesdienst zu leisten, indem wir uns und alles, was wir haben, zum Opfer bringen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Der Zutritt zu Gott im Lobpreis geschieht zwar in der »Armut des Geistes«, aber nicht ohne »Mitbringsel«. Geschenke können Rauchopfergaben oder Abgaben für das Tempelpersonal sein, aber hier lauten die Parallelbegriffe Herrlichkeit und Stärke – aber wie kann jetzt die Aufforderung lauten: Bringt dar? Kann der Mensch Gott etwas geben, was dieser längst besitzt? Sollte Gott irgendeinen Mangel haben, den der herzutretende Mensch erst ausfüllen müßte? Die biblische Antwort muß lauten: Gott empfängt von Menschen als freiwilliges Geschenk das, was er ihnen zuvor gegeben hat. Eben darauf kommt es an, daß Menschen Gott nicht »zufriedenstellen« mit dieser oder jener Opfergabe, sondern daß sie seine Herrlichkeit im Glauben empfangen und diese ihm mit Dank zurückerstatten. Nichts von dem, was Gott gibt, soll vom Menschen eigenmächtig verbraucht werden. Gäbe der Mensch seine Herrlichkeit nicht an Gott zurück, würde er selbstherr lich. Und das wäre sein Untergang. Wenn nach dem zweimaligen »Bringt dar …« der dritte Satz beginnt: Fallt vor Jahwe nieder …, so wird deutlich, daß solcher Lobpreis die vollständige Hingabe der Person an Gott als logische Folge hat. Die Fortsetzung lautet: … in heiligem Schmuck. Diese Wendung scheint an die Bezeichnung für das priesterliche Dienstgewand anzuknüpfen, gemeint ist aber hier allgemein: Der Anbetende muß bereit sein, Gott so vorbehaltlos wie ein levitischer Priester zu dienen. Ehrfurcht vor Gott ist die Kehrseite der Freude an Gott – beides muß auch körperlich ausgedrückt werden: Es zittere vor ihm die ganze Erde. Wenn dieses »Zittern vor Gott« nicht geschieht, macht sich die Angst vor Gott breit.

Wuppertaler Studienbibel

ER steht zu Seinem Wort

Laßt uns das Bekenntnis der Hoffnung unbeweglich festhalten, (denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat);
Elberfelder 1871 – Hebräer 10,23

Wir wollen an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen, und wollen nicht schwanken; denn Gott, der die Zusagen gegeben hat, steht zu seinem Wort.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 10:23

Ferner wollen wir unbeirrbar an der Hoffnung festhalten, zu der wir uns bekennen; denn Gott ist treu und hält, was er zugesagt hat.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebr 10,23

Das wir oft den Eindruck haben, dass Jehovahs Versprechen, für „ein Paradies“ zu sorgen, nicht erfüllen würde, liegt ja nicht an IHM, sondern an den vielen vielen „falschen Propheten“ die „in Seinem Namen“ Daten verkündet haben, die sich nicht erfüllt haben! Aber das die Daten sich nicht erfüllt haben, zeigt nur, dass diese Menschen NICHT den Auftrag von Jehovah hatten, sondern aus eigenem Antrieb geredet hatten – und sich damit zu einem „falschen Prophet“ gemacht haben. Warum Jehovah solche Menschen verurteilt – eben! weil es die gläubigen Menschen an Jehovahs Treue zweifeln läßt.
Deshalb: wenn du enttäuscht bist, und an der Treue Jehovahs zweifeln solltest, liegt es nicht an deinem Glauben an Jehovah, sondern daran, dass du Menschen geglaubt hast.


Zu diesem freimütigen Umgang mit Gott gehört notwendigerweise das Festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung in vollem Vertrauen auf die Erfüllung der göttlichen Verheißung. Der Briefschreiber macht an dieser Stelle deutlich, daß seine Sorge um die Treue zum Glauben keine Abstraktion ist, sondern aus der Auseinandersetzung mit einer realen Bedrohung erwächst. Die Gemeinden, an die er schreibt, bedürfen dringend der wechselseitigen Fürsorge und Ermahnung (zur Liebe und zu guten Werken). Die Leser sollen ihre Versammlungen nicht verlassen, wie einige offenbar zu tun pflegten. Es scheinen also auch bei ihnen schon einige vom christlichen Glauben abgefallen zu sein, auch wenn seine Worte sich möglicherweise auf andere Gemeinden beziehen, in denen es zum Abfall gekommen war. In jedem Fall sollen ihre wechselseitigen Bemühungen, sich gegenseitig anzuspornen, wachsen, wenn sie sehen, daß sich der Tag naht (vgl. Hebräer 10,37). In diesen Versen erscheint eine wichtige neutestamentliche Begriffstrilogie: Glaube (V. 22), Hoffnung (V. 23) und Liebe (V. 24).

Gottes große Gabe an uns fordert als Antwort des Glaubens unsere Hinwendung zum Herrn („laßt uns hinzutreten“ V. 22), ebenso aber auch die Standhaftigkeit des Glaubens. „Wer glaubt, der flieht nicht!“ (Jes 28, 16 LÜ). Laßt uns unwandelbar am Bekenntnis der Hoffnung festhalten! Der Blick des Gläubigen in die Zukunft, der Blick auf die Wiederkunft Jesu (vgl. V. 25), darf nicht getrübt werden. Deutlich klingt die Sorge des Apostels durch seine Worte: Es geht nicht nur um einen guten Anfang im Glaubensleben, sondern um das Ausharren auf dem Weg bis ans Ziel. Was der Herr seiner Gemeinde an Erkenntnis im geistlichen Leben geschenkt hat, darf nie wieder preisgegeben werden. Zum Bekenntnis zu Jesus Christus gehört nach ntst Verständnis immer auch das Zeugnis lebendiger Hoffnung, die für uns an die Person Jesu geknüpft ist (1 Pt 1, 3). Eben weil die Hoffnung eine der stärksten Antriebskräfte für unser Heiligungsleben (1 Jo 3, 3) und zur Überwindung aller Anfechtungen ist, darum ist es für den Glauben lebensgefährlich, wenn auch nur ein Teil aus der „Fülle des Reichtums der Hoffnung“ vernachlässigt wird oder ganz herausgebrochen wird (vgl. Hbr 3, 6; 6, 11). Anfechtungen werden uns immer wieder überfallen, darüber besteht kein Zweifel (1 Ko 10, 13). Aber Gottes Treue wird sich gerade darin beweisen, daß er dem Gläubigen in der Anfechtung hilft, wenn die Hoffnung ins Wanken gerät. Gottes Treue ist unwandelbar; er wird alle seine Zusagen im Blick auf die Zukunft buchstäblich erfüllen; wir dürfen daran unbeirrbar festhalten. Auch in diesem Punkt wird die Gemeinde einmal vom Glauben zum Schauen kommen. Gottes Heiliger Geist läßt uns dessen ganz gewiß sein (vgl. 2 Ko 5, 5–7). So wie Gott unbeweglich zu seinen Verheißungen steht, so soll auch die Gemeinde Jesu ohne Wanken am Bekenntnis zu ihrem wiederkommenden Herrn festhalten.

Wuppertaler Studienbibel

Der zweite Mahnruf lautet: »Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken« (wörtlich: unerschütterlich festhalten). Weil die Christen bei der Taufe gemeinsam die Verheißungen und deren Erfüllung in Christus empfangen haben, sind sie es ihm auch schuldig, gemeinsam am Taufbekenntnis festzuhalten (vgl. Heb 3,1; 4,14; 5,1-8). Also sollen sie den Weg unerschütterlich im Auge behalten, den sie gehen. Auch dürfen sie nicht vergessen, dass Christus sowohl Anfang als auch Ziel des Weges ist, der zu Gott führt; dass er sowohl Anfänger als auch Vollender des Glaubens ist (Heb 12,2). Deswegen sollen sie unbeirrt ihren Glaubensweg gehen, wenn sie auch von Zweifel, Versuchung und Leiden überfallen werden. Denn »er ist treu, der die Verheißung gab«. Gott, der Vater selbst, hat uns »nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten« (1Petr 1,3). Und Gott steht zu seinem Wort (vgl. Heb 11,11). Wie ein roter Faden zieht sich das Zeugnis von der Treue Gottes durch die Schrift (vgl. 1Kor 1,9; 1Thess 5,24; 2Thess 3,3). Auf seine Treue hoffen zu dürfen, macht getrost und zuversichtlich.

Gerhard Maier – Edition C

In der zweiten Ermahnung in Vers 23 geht es um die Hoffnung: Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten. Der Inhalt dieser Hoffnung lautet: Jesus ist in Wahrheit der Messias. Gott ist es, der sie im erretteten Zustand erhält, und seine beständige Reinigung ist die göttliche Seite der ewigen Errettung. Der Schreiber sagt nicht, dass die Gläubigen errettet bleiben, indem sie daran festhalten. Wenn sie daran festhalten, zeigen sie, dass sie wirklich errettet sind. Festhalten ist der äußere Beweis der Errettung. Fehlendes Festhalten heißt zunächst nicht, dass man nicht errettet ist. Aber es zeigt, dass der Beweis für die Errettung fehlt. Die Gläubigen müssen festhalten, und zwar unwandelbar, damit ihre Hoffnung kein „Wischiwaschi“ ist. Unwandelbar bedeutet, fest und unbeugsam zu sein. Warum sollten sie festhalten? Weil er treu ist, der die Verheißung gegeben hat. Das heißt, er hat versprochen, sie im erretteten Zustand zu erhalten. Denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat ist die göttliche Seite der ewigen Errettung. Der Grund, warum ihre ewige Errettung sicher ist, ist dieser: Sie hängt von Gottes Macht ab, und er hat alle Macht. Weil sie errettet sind, hält Gott sie fest. Als Reaktion darauf sollten auch sie sich an ihm festhalten, ohne zu wanken, denn dies wird der endgültige Beleg für ihre Errettung sein und ihnen persönliche Heilsgewissheit geben.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Wir haben in dem Brief bereits festgestellt, daß es um ein Hineingehen und um ein Hinausgehen geht. Als heiliges Priestertum gehen wir zu einem Dienst ins Heiligtum hinein, und als königliches Priestertum gehen wir mit unserem Zeugnis hinaus. Neben dem Vor recht, in das Allerheiligste treten zu dürfen, gibt es die entsprechende Verantwortung, in der Welt der Würde unserer priesterlichen Stellung gemäß zu leben. Privileg und Praxis sind wie Lehre und Lebenshingabe, Dogma und Dienstausübung miteinander verbund en. Nachdem er uns in bezug auf den Weg ins Allerheiligste unterwiesen hat, ermahnt uns der Schreiber jetzt hinsichtlich unseres Wandels in der Welt.
  Das Wort „Bekenntnis“ beinhaltet eine zum Ausdruck gebrachte Zustimmung und Bejahung, eine freimütige Erklärung, die wir abgegeben haben und festhalten müssen. Vielleicht sollte hier auch „Hoffnung“ (siehe RV; J.N. Darby, Newberry u.a.) und nicht „Glaube“ (AV) stehen. Doch die beiden Begriffe sind eng miteinander verwandt. Was wir durch Glauben ergriffen haben, gibt uns die Hoffnung, die uns als Christen kennzeichnet. Wir müssen sie festhalten – unbeweglich, stetig, mit nicht nachlassender Entschlossenheit .
  Das Wort „denn“ dient der Überleitung und Zusicherung. Wir haben gewichtige Gründe, an der Hoffnung festzuhalten, denn es geht um das Wort dessen, der nicht lügen kann. Er ist treu. Er, dessen Verheißung es beinhaltet, ist der treue Gott. Wir können nichts anderes tun, als uns auf Sein Wort und auf Seine Verheißung zu stützen. Paulus verbindet all diese Sachverhalte in Tit 1,2 miteinander: „… in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten.“ Diese Verheißung ist durch die Predigt offenbar geworden. Diese Verkündigung fand bei uns Widerhall. Wir haben der Verheißung geglaubt und die Hoffnung ererbt. Bei solch einer Verheißung von solch einem Gott sind wir verpflichtet, sie unbeweglich festzuhalten. Wer wankt und zweifelt, ist zwangsläufig Gott gegenüber unehrerbietig und beleidigt Ihn. Wer sich mit uneingeschränktem Vertrauen auf Sein Wort stützt, gelangt zum Frieden und Segen. Warum sollte man angesichts einer Hoffnung wanken, die auf Seinen nie enttäuschenden Verheißungen beruht?

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

War es Jesus egal?

Als aber Jesus es hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, auf daß der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde.
Elberfelder 1871 – Johannes 11:4

Als Jesus das hörte, sagte er: „Am Ende dieser Krankheit steht nicht der Tod, sondern die Herrlichkeit Gottes. Der Sohn Gottes soll dadurch geehrt werden.“
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Johannes 11:4

Als Jesus jedoch davon hörte, sagte er: »Lazarus’ Krankheit wird nicht zum Tode führen; sie dient vielmehr der Verherrlichung Gottes. Der Sohn Gottes wird durch sie verherrlicht werden.«
Neues Leben Bibel 2014 – Joh 11,4

Doch Jesus machte sich keineswegs sofort nach Betanien auf (vgl. V. 6). Diese Verzögerung hatte nichts damit zu tun, daß er Lazarus nicht genügend liebte (vgl. V. 5) oder Angst vor den Juden hatte; er wartete vielmehr, bis der richtige Moment im Plan des Vaters gekommen war. Lazarus‘ Krankheit sollte nicht zum Tode, d. h. nicht zum dauernden Tod führen, sondern in ihr sollte Jesus verherrlicht werden (vgl. Joh 9,3). Darin liegt auch eine gewisse Paradoxie: Jesu Macht und Gehorsam gegenüber dem Vater waren bereits ausreichend erwiesen, die Auferweckung des Lazarus aber führte schließlich zu seinem Tod (vgl. Joh 11,50-53), der zugleich seine wahre Herrlichkeit an den Tag brachte (Joh 17,1).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Herr Jesus hörte von der Not, die in das Haus seiner drei Freunde in Bethanien eingekehrt war: Lazarus war krank geworden und die beiden Schwestern waren in großer Sorge. Der Herr kannte ihre Herzen und wusste, was dieses Leid für jeden Einzelnen in diesem Haus bedeutete. Und doch blieb Er noch zwei Tage an dem Ort, an dem Er sich gerade aufhielt (V. 6).
Der Herr kennt auch unseren Kummer und unsere Nöte. Er hört das Flehen und Schreien der Seinen und vernimmt das fragende „Warum“ in ihren Herzen. Keine Träne und kein Seufzer bleiben Ihm verborgen. Auch wenn Er nicht sofort eingreift und hilft, so dürfen wir uns doch damit trösten, dass Er um alles weiß. Und eins steht fest: Er macht keinen Fehler.
In seiner unveränderlichen Liebe spricht Er auch zu dir, der du dich vielleicht gerade in großen Schwierigkeiten befindest: Diese Not ist „um der Herrlichkeit Gottes willen“ (s. Joh 11,4). Und dürfen wir nicht alles, was uns begegnet, aus der Hand Gottes annehmen und uns im Glauben darauf stützen, „dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken“ (Röm 8,28)? Diese Zusage Gottes gilt immer, auch wenn wir anfangs vielleicht nicht die Notwendigkeit der Schwierigkeit erkennen, in die der Herr uns führt.

Bleib in mir – 02 2019

Der Herr spricht. Er hebt die Gesamtheit der Ereignisse sogleich auf eine höhere Ebene. Er wollte damit sagen, daß diese Krankheit nicht mit dem Tod enden sollte, sondern mit vermehrter Herrlichkeit Gottes und des Sohnes Gottes, die durch ein Werk triumphaler Gewalt aufstrahlen sollte. Herrlichkeit leuchtete in allen Zeichen und Werken des Herrn in dieser Welt auf: Das erste Seiner Zeichen offenbarte Seine Herrlichkeit (2,11); erhörtes Gebet verherrlicht den Vater im Sohn (14,13); der Sohn sollte verherrlicht werden, weil Er sich selbst geopfert hatte (17,1.5). Der Tod war nur ein Übergang, der wiederum zu Leben führte:
 1. Auf den Herrn bezogen: Er ließ Sein Leben, damit Er es wieder nehme (10,17). Wir lesen auch „von den Leiden des Christus und von der Herrlichkeit danach“ (1 Petrus 1,11).
 2. Auf die Gemeinde bezogen: „Die durch Jesum Entschlafenen […] die Toten in Christo werden zuerst auferstehen“ (1Thes4,14.16).
 3. Auf Israel bezogen: „Ihre Verwerfung […] Leben aus den Toten“ (Röm 11,15). Siehe auch Hes 37,1-14; Dan 12,2 .

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jeschuas erste Antwort war die Feststellung, dass die Krankheit des Lazarus einen göttlichen Zweck hatte: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde“ (Johannes 11:4). Lazarus würde sterben, nicht um des Todes – oder der Ehre – willen, sondern zur Ehre Gottes. Es folgte die Erklärung: Jeschua aber liebte Marta und ihre Schwester und Elazar (Johannes 11:5). Aufgrund seiner Liebe zu dieser Familie würde man erwarten, dass Jeschua nach Bethanien aufbrechen würde, sobald er von der Krankheit des Lazarus hörte, aber das tat er nicht. Stattdessen beginnt Vers 6a mit den Worten: Wenn also. Das Wort darum verbindet logisch die Aussage von Vers 4 mit Vers 6. Als er nun [d.h. „aus dem ganz bestimmten Grund“] hörte, dass er krank war, blieb er zu jener Zeit zwei Tage an dem Ort, wo er war (Joh 11:6). Jeschua wartete absichtlich auf den Tod von Lazarus, damit Gott mit seiner Auferstehung verherrlicht würde, dem ersten Zeichen des Jona.

Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

alles prüfen?

prüfet aber alles, das Gute haltet fest.
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicher 5,21

sondern prüft alles. Was gut ist, das nehmt an.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Thessalonicher 5:21

Doch wägt alle Dinge ab und haltet dann an dem fest, was wirklich gut ist.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – 1.Thess 5,21

Scannt alles, löscht den Schrott und behaltet nur die guten Sachen.
VolxBibel – 1.Thess 5:21

Verlag am Birnbach - Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

Der obrige Vers ist das Jahresmotto vieler christlicher Gemeinden für 2025.
Doch wenn wir den Vers aus dem Zusammenhang reißen, dann kommen wir schnell zu völlig falschen Gedanken. Man könnte denken, dass wir Christen hier aufgefordert werden, alle Praktiken und Thesen „dieser Welt“ oder „anderer Religionen“ prüfen dürfen, und dann aus all diesen „die guten Dinge behalten dürfen“. So dürften wir dann, also Weihnachten „christlich“ feiern, Ostern nutzen, um andere auf Christus aufmerksam zu machen, usw. usf.
Aber schauen wir uns an, was der Vers im Zusammenhang ausdrückt, und wirklich zu sagen hat!

C. H. Spurgeon:
“O, aber,” sagte ein Mann, den ich vor etwas warnte, “man soll doch alles prüfen!” Jawohl, das will ich ja auch, wenn mir aber jemand ein Stück Fleisch auf den Tisch stellt, das schon stark riecht, dann werde ich mir daran genügen lassen, ein kleines Stückchen abzuschneiden und wenn ich es in den Mund gesteckt habe und herausfinde, dass es schon sehr stark angegangen ist, dann werde ich es doch nicht für nötig halten, das ganze Stück Fleisch zu verzehren, um herauszufinden, dass es verdorben ist. Manche Leute scheinen wirklich anzunehmen, dass sie ein schlechtes Buch ganz durchlesen müssen, nachdem sie einmal angefangen haben, es zu lesen; sie meinen das sie gehen müssen, um einen schlechten Prediger oft zu hören, ehe sie ihn gründlich kennen gelernt haben. Nein, viele falsche Lehren könnt ihr schon in fünf Minuten prüfen. Ihr könnt euch schon, nachdem ihr einige wenige Sätze gehört habt, ein Urteil bilden und bei euch sagen: “Das ist ganz gute Speise für – Hunde; mögen sie sich davon nähren; aber es ist kein gutes Fleisch für mich und ich habe keine Lust, mich damit zu vergiften.”

CMV-Materialsammlung

»Prüft« ist dokimazete. Imperativ Präsens von dokimazô, »versuchen, prüfen, testen, mit dem Ziel einer Urteilsbildung« (Vgl. 2,3; 3,5).
Es bedeutet also »etwas auf den Prüfstand stellen zum Zweck einer Billigung«. Dies ist anscheinend ein eindeutiger Hinweis auf den vorhergehenden Vers. Der Gläubige darf nicht blauäugig und leichtgläubig sein. Zu jeder Zeit gab es Verführer und falsche Propheten. Während es wahr ist, daß bestimmte Glieder des Leibes Christi die besondere Gabe der Geisterunterscheidung haben (1.Kor 12,10), so haben doch alle, in denen der Heilige Geist wohnt, eine Salbung von dem Heiligen (1.Joh 2,20-27), die sie befähigt, bei jeder Belehrung zu erkennen, was echt ist und was falsch. Johannes fordert uns auf, die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Sein Prüfstein ist die Person Christi: »Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott. Seine wahre Gottheit und sündlose Menschheit müssen anerkannt werden. Ein Standardtest für jede Lehre ist: »Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte« (Jes 8,20). Da wir die vollständige Offenbarung Gottes besitzen, wörtlich inspiriert und autoritativ, müssen wir jede Lehre und Praxis ablehnen, die dem Wort Gottes widerspricht. Nach dem Prüfen muß das, was als gut und in Übereinstimmung mit dem geoffenbarten Wort erkannt wurde, hartnäckig festgehalten werden. »Das Gute« ( to kalon ) ist das Echte im Gegensatz zur Fälschung. »Die Spreu muß vom Weizen getrennt werden« (Findlay).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Frage: Auf was bezieht sich die Ermahnung „Prüfet aber alles, das Gute haltet fest“ (1 Thessalonicher 5,21)?
Antwort: Die direkte Verbindung dieses Verses mit den zwei vorhergehenden, nämlich: „Den Geist löschet nicht aus, Weissagungen verachtet nicht“, erscheint uns offensichtlich zu sein. Es handelt sich um alles, was – zu Recht oder zu Unrecht – den Anspruch erhebt, Autorität über die Seele auszuüben. Das Wort der Samariterin: „Ich sehe, daß du ein Prophet bist“ zeigt, daß sie bei dem Herrn und in Seinen Worten eine Autorität entdeckte, die sie nicht anzweifeln konnte, eine göttliche Autorität nämlich, der sie sich unterwerfen mußte.
Daß der Heilige Geist Menschen benutzt, um sie die göttliche Wahrheit weitergeben zu lassen, wird uns deutlich gezeigt (s. 1 Korinther 2,10-13; 2 Petrus 1,21). Gott hat Sein Wort auf diese Weise gegeben. Er hat Seine Werkzeuge geformt und sie gebraucht, wie Er es für gut hielt. Auch heute noch benutzt Er menschliche Werkzeuge, um Sein Wort zu predigen und zu erklären, ohne daß diese jedoch göttliche Inspiration beanspruchen könnten (1 Timotheus 4,16; 2 Timotheus 4,2). Sie sollten immer Aussprüche Gottes reden und in der Abhängigkeit des Heiligen Geistes sein. Aber die Zuhörer sind gehalten, alles zu beurteilen, was geredet wird; und das Mittel zur Kontrolle, das ihnen gegeben ist, ist das inspirierte Wort; denn der Heilige Geist kann sich nicht widersprechen (1 Korinther 14,29; 2 Timotheus 3,16). Die Beröer wurden gelobt, weil sie die Worte eines Apostels des Herrn mit den Schriften verglichen (Apg 17,11). Man soll Weissagungen nicht verachten, soll auch nicht das schwächste Gefäß, dessen der Herr sich bedienen mag, gleichsam überfahren. Aber die Verantwortlichkeit bleibt, alles zu prüfen, was auf uns zukommt (sogar das, was ganz plausibel erscheint), und nur das festzuhalten, was gut ist. Ein guter Dienst scheint mir der zu sein, der mich auf das hinweist, was im Wort Gottes geschrieben steht, um auf diese Weise mein Herz und mein Gewissen zu erreichen. W.J.L/E.P.

Ermunterung und Ermahnung 1985

Durch die Herrschaft Jesu über die Gemeinde steht sie auch unter der Einwirkung des göttlichen Geistes, weshalb die prophetischen Vorgänge in ihr hervortreten. Auch diese Gaben bringen ihr eine Aufgabe, und die Gemeinde muß auch bei diesen Erlebnissen den richtigen Weg mit Aufmerksamkeit suchen. Sie kann zu wenig und zu viel Wert auf sie legen. Sie schätzt sie zu wenig, wenn sie auf die inneren Bewegungen, die aus dem Geist stammen, nicht achtet, ihnen Mißtrauen entgegenbringt und den Gehorsam verweigert. So gliche sie dem, der ein Feuer löscht. Ein scheinbares Recht kann sie sich dazu dadurch verschaffen, daß der Geist nicht anders als in Menschen und durch Menschen wirkt. Welche Sicherheit hat man, mag sie fragen, daß hier wirklich Gottes Geist rede? Kann nicht auch der menschliche Wille sich als heilig, der eigene Gedanke als von Gott uns gegeben sich darstellen? Wenn sich der der Gabe des Geistes widersetzt, der sie empfängt, oder auch wenn die Gemeinde ihr widersteht und den Propheten vergeblich reden läßt, so wird sie ihr entzogen. Dann ist das Feuer, das der Geist entzündete, gelöscht. Darum verlangt Paulus für die Antriebe und Weisungen, in denen der Geist sich kundtut, Aufmerksamkeit. Die Gemeinde hat an ihnen ein Mittel, das ihr den Willen Gottes deutlich macht. Aber auch dann schätzt die Gemeinde die inwendigen Bewegungen, die im Geist ihren Ursprung haben, nicht richtig, wenn sie sich dem, was ihr im Namen des Geistes gesagt wird, blind unterwirft. Auch dafür läßt sich ein Schein des Rechts leicht gewinnen: Ergeht denn nicht das vom Geist empfangene Wort in Gottes Namen an die Gemeinde? Soll sie sich nun nicht einfach beugen und ohne Prüfung tun, was der Prophet verlangt? Dann wäre wieder Gottes Gnade verkannt und der Wille Jesu übertreten, der niemand die Herrschaft über die Gemeinde gibt. Wenn ein Prophet fordert, daß ihm die Gemeinde blind gehorche, so beweist er dadurch, daß ihn ein fremder Geist treibt, nicht der heilige, und die Gemeinde, die sich ihm unterwirft, beweist dadurch, daß sie Christus nicht kennt und den Glauben wegwirft. Nicht der Prophet allein steht in der Gemeinschaft mit Gott, sondern auch die Gemeinde. Gottes Gabe macht ihn nicht zu ihrem Herrscher, sondern zu ihrem Diener. Gott soll sie gehorchen, nicht dem Menschen; sie soll ihm willig gehorchen, ohne Sträuben, mit entschlossenem Gehorsam; aber sie selbst soll gehorchen, frei, mit eigener Überzeugung nach ihrer Erkenntnis. Nur dann hat ihr Gehorsam im Glauben seinen Grund. Darum muß die Gemeinde alles, was man ihr als göttliches Wort vorlegt, erproben. Sie hat sich deutlich zu machen, daß es wahr, echt und heilig ist. Diese Prüfung ist nicht Ungehorsam und keine Verletzung der Ehrfurcht, die sie Gott, seinem Geist und seinem Boten schuldet; sie bewährt dadurch im Gegenteil, daß sie mit aufrichtigem Verlangen nach Gott und seinem Wort begehrt. Deshalb braucht sie Gewißheit, daß ihr hier Gottes Gabe vorgelegt wird, damit sie nicht an Menschen hänge wie an Gott. Was sich als gut bewährt, das soll sie dann mit tapferem Gehorsam ohne Zweifel, Angst und Eigenwillen festhalten. Von allem Bösen aber, in welcher Art und Gestalt es auftrete, in frommer oder unfrommer Form, auch wenn es mit dem Namen des Geistes verziert ist, soll sie sich scheiden. Ob das, was von der Gemeinde verlangt wird, gut oder böse sei, das ist der Maßstab, mit dem sie alles zu messen hat, und keiner, den der Geist bewegt, wird sich weigern, daß dieser Maßstab auf ihn angewendet wird. Er bekommt vielmehr dadurch, daß die Gemeinde sein Wort prüft und billigt, selber die Zuversicht, daß sein Erlebnis in Gott seinen Grund hat und ihm und allen Gottes gute Gabe vermittelt hat.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Wenn wir also einem Prediger folgen, der unseren ganzen Gehorsam fordert – vielleicht sogar behauptet, der einzige Weg zu Gott zu sein, dann ist diese Bibelstelle klar: ein falscher Prophet, der sich zwischen Jesus Christus und uns stellt, muß gemieden werden! Solche christlichen Irrlehrer sind zu meiden! Aber deshalb dürfen wir uns auf keinen Fall mit „falschen Lehren“ auseinandersetzen, um das bißchen Gute, was es da geben muß, dann auch noch zu behalten!
Hier ein Beispiel für so etwas falsches, was ganz und gar falsch ist, auch wenn es einen guten Anstrich zu haben scheint:

Ich mag mich selbst, wie ich bin.
Ich mache alles, so gut ich kann.
Ich bin glücklich und möchte es auch sein.
Ich tue mir so viel Gutes, wie ich kann.
Ich leiste viel, aber immer, wenn ich mich angestrengt habe, gönne ich mir auch Entspannung.

Ursula Karven – Hexenzauber, Göttinen und weiße Magie

Gott hatte sein Volk besucht

Und es geschah danach, (O. am folgenden Tage) daß er in eine Stadt ging, genannt Nain, und viele seiner Jünger und eine große Volksmenge gingen mit ihm.
Als er sich aber dem Tore der Stadt näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der eingeborene Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt war mit ihr.
Und als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!
Und er trat hinzu und rührte die Bahre an, die Träger aber standen still; und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!
Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter.
Alle aber ergriff Furcht; und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat sein Volk besucht.
Elberfelder 1871 – Lukas 7,11–16

Nicht lange danach ging Jesus zu einem Dorf mit Namen Naïn. Seine Jünger begleiteten ihn sowie auch eine große Schar von Leuten. Als sie sich dem Tor des Dorfes näherten, trafen sie auf einen Begräbniszug: Der einzige Sohn einer Frau, die zudem noch Witwe war, wurde zum Begräbnis hinausgetragen. Als Jesus sie sah, brach es ihm regelrecht das Herz. Er sagte zu ihr: „Weine nicht!“ Dann ging er zu der Bahre, woraufhin die Träger anhielten. Er sprach den Toten direkt an: „Junger Mann, ich sage dir: Steh auf!“ Der tote Sohn setzte sich auf und begann zu sprechen. Jesus gab ihn so seiner Mutter zurück.
Die Menschen ergriff eine heilige Furcht. Sie fingen an, Gott zu preisen und zu danken: „Gott hat uns einen gewaltigen Propheten geschickt, ja, er ist selbst gekommen, um sich um sein Volk zu kümmern!
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – Lukas 7,11–17

Lukas schickt der Auseinandersetzung zwischen Jesus und den Jüngern Johannes‘ des Täufers (V. 18 – 23) bewußt den Bericht über die Auferweckung des Sohnes einer Witwe in Nain voraus, um der Antwort Jesu auf die Anfrage der Johannesanhänger größeren Nachdruck zu verleihen.
Als Jesus sich von Kapernaum nach Nain begab, das etwa vierzig Kilometer südwestlich von Kapernaum lag, folgte ihm wie üblich eine große Menschenmenge (V. 11). Eine große Menge begleitete auch die Begräbnisprozession, die den Sarg eines toten jungen Mannes, des einzigen Sohns seiner Mutter, trug. Die Frau war ohne ihren Sohn, ihren einzigen männlichen Verwandten, nun völlig allein und scheinbar schutzlos. Schon im Alten Testament, insbesondere bei der Bundesschließungim 5. Buch Mose, aber auch im Neuen Testament wird der Unterstützung von Witwen große Bedeutung beigemessen. Als Jesus die Frau sah, jammerte sie ihn, und er begann sogleich, sie zu trösten. Der Ausdruck „sie jammerte ihn“ ist die Übersetzung des griechischen Verbs esplanchnisthE, „Mitleid haben“, das sehr häufig in den Evangelien vorkommt. Es ist mit dem Substantiv splanchna verwandt – „die inneren Organe des Körpers“, wo der Sitz der Gefühle vermutet wurde. Splanchna taucht zehnmal im Neuen Testament auf (Lk 1,78; 2Kor 6,12; 7,15; Phil 1,8; 2,1; Kol 3,12; Phlm 1,7.12.20; 1Joh 3,17). Auf jeden Fall müssen die Witwe und die anderen Begräbnisteilnehmer Vertrauen zu Jesus gefaßt haben, denn als er den Sarg berührte, blieben die Träger stehen. Auf Jesu Gebot richtete sich der Tote sofort auf und fing an zu reden – ein sicherer Beweis dafür, daß er wirklich wieder lebendig war. Und Furcht (phobos; vgl. den Kommentar zu Lk 1,12) ergriff sie alle. Sie priesen Gott und hielten Jesus für einen großen Propheten (wobei sie zweifellos an die Werke Elias und Elisas dachten) und meinten, daß Gott gekommen sei, seinem Volk zu helfen (vgl. Jes 7,14); und die Kunde von Jesus verbreitete sich im ganzen Land.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

JENE frühe Frühlingsflut in Galiläa war sicherlich die wahrhaftigste Verwirklichung des Bildes aus dem Hohelied Salomos, als die Erde sich in Gewänder der Schönheit kleidete und die Luft von Liedern des neuen Lebens erfüllt war. Es schien, als ob jeder Tag einen sich erweiternden Kreis tiefster Anteilnahme und größter Macht von Seiten Jesu markierte; als ob jeder Tag auch neue Überraschung, neue Freude brachte; bisher ungeahnte Möglichkeiten eröffnete und Israel weit über den Horizont seiner engen Erwartung hinauswies. Gestern war es der Kummer des heidnischen Zenturios, der im Herzen des obersten Befehlshabers über Leben und Tod ein Echo hervorrief; der Glaube wurde herausgerufen, anerkannt und auf die hohe Stufe der Würdenträger Israels gestellt. Heute ist es derselbe Kummer einer jüdischen Mutter, der das Herz des Sohnes Mariens berührt und dort anspricht, wo Verleugnung undenkbar ist. In dieser Gegenwart können Trauer und Tod nicht fortbestehen. Wie die Verunreinigung eines heidnischen Hauses nicht an Ihm haften konnte, dessen Berührung den heidnischen Fremden in einen wahren Israeliten verwandelte, so konnte die Berührung des Todes Ihn nicht unrein machen, dessen Gegenwart sie besiegte und in Leben verwandelte. Jesus konnte Nain nicht betreten, und die Leute gingen an ihm vorbei, um einen Toten zum Begräbnis zu tragen.

Für unsere Zwecke ist es unerheblich, ob Jesus am Tag nach der Heilung des Knechtes des Hauptmanns oder „kurz danach „von Kapernaum nach Nain aufbrach. Wahrscheinlich war es am Morgen nach diesem Wunder, und die Tatsache, dass „viel Volk“ oder vielmehr „eine große Schar“ ihm folgte, scheint dies zu bestätigen. Der Weg war lang – wir schätzen, mehr als fünfundzwanzig Meilen -, aber selbst wenn man ihn zu Fuß zurücklegte, konnte es keine Schwierigkeiten geben, Nain vor dem Abend zu erreichen, an dem so oft Beerdigungen stattfanden. Von und nach Nain führen verschiedene Straßen; 1 diejenige, die zum See Genezareth und hinauf nach Kapernaum führt, ist recht deutlich gekennzeichnet. Es ist schwer zu verstehen, wie die meisten, die den Ort besucht haben, sich vorstellen konnten, dass der Ort, an dem Christus dem Trauerzug begegnete, die in den Fels gehauenen Gräber westlich von Nain und in Richtung Nazareth gewesen sein sollen. Denn von Kapernaum aus wäre der Herr nicht auf diesem Weg gekommen, sondern hätte sich ihm von Nordosten her über Endor genähert. Es kann daher kaum ein Zweifel daran bestehen, dass Kanonikus Tristram den jetzt nicht umzäunten Friedhof, der etwa zehn Minuten Fußweg östlich von Nain liegt, richtig als denjenigen identifiziert, zu dem sie an jenem Frühlingsnachmittag den Sohn der Witwe trugen. Auf dem Weg dorthin durchbrach der Herr des Lebens zum ersten Mal die Pforten des Todes.

Jetzt ist alles verödet. Ein paar Häuser aus Lehm und Stein mit niedrigen Eingängen, verstreut zwischen Steinhaufen und Mauerresten, sind alles, was von dem übrig geblieben ist, was selbst diese Ruinen zeigen, dass es einmal eine Stadt mit Mauern und Toren war. Die üppigen Gärten sind verschwunden, die Obstbäume abgeholzt, und über dem Ort liegt ein schmerzliches Gefühl der Verwüstung“, als ob der Atem des Gerichts über ihn hinweggezogen wäre. Und doch können wir den alten Namen Nain, „die Angenehme “ , verstehen, den die Rabbiner als Erfüllung des Teils der Verheißung an Issachar ansehen: „Er sah das Land, dass es angenehm war. „Von der Anhöhe, auf der die Stadt stand, blicken wir nach Norden, über die weite Ebene, zum bewaldeten Tabor und in der Ferne zum schneebedeckten Hermon. Zur Linken (im Westen) erheben sich die Hügel, hinter denen Nazareth liegt; zur Rechten liegt Endor, im Süden Shunem und dahinter die Ebene von Jesreel. Auf diesem Weg, von Endor aus, kommt Jesus mit seinen Jüngern und der großen Anhängerschar. Hier, in der Nähe des Stadttors, auf der Straße, die nach Osten zum alten Friedhof führt, trifft diese Prozession der „großen Schar“, die den Fürsten des Lebens begleitete, auf die andere „große Schar“, die dem Toten zu seinem Begräbnis folgte. Welche der beiden wird der anderen den Vortritt lassen? Wir wissen, was der alte jüdische Brauch verlangt hätte. Denn von allen Pflichten, die vorgeschrieben waren, wurde keine durch jede Rücksicht auf Menschlichkeit und Frömmigkeit, ja sogar durch das Beispiel Gottes selbst, strenger durchgesetzt als die, die Trauernden zu trösten und dem Toten Respekt zu erweisen, indem man ihn zur Beerdigung begleitete. Die volkstümliche Vorstellung, dass der Geist des Toten über den unbestatteten Überresten schwebte, muss solchen Gefühlen Intensität verliehen haben.

Abgesehen von späterem Aberglauben hat sich an den jüdischen Riten und Bräuchen in Bezug auf die so wenig geändert, dass wir uns anhand talmudischer und sogar früherer Quellen ein lebhaftes Bild davon machen können, was sich in Nain abgespielt hat. Die wachsame Sorge, der vergebliche Einsatz aller Mittel, die der Witwe bekannt oder zugänglich waren, die wachsende Sorge, die leidenschaftliche Sehnsucht der Mutter, ihren einzigen Schatz, ihre einzige irdische Hoffnung und Bleibe zu bewahren, dann das allmähliche Erlöschen des Lichts, der Abschied, der furchtbare Ausbruch des Kummers: all das wären gemeinsame Merkmale in jedem solchen Bild. Aber hier haben wir außerdem die jüdischen Gedanken über den Tod und das Leben nach dem Tod; ein Wissen, das gerade ausreicht, um Angst zu machen, aber nicht, um festen Trost zu spenden, und das selbst den frommsten Rabbi in Bezug auf seine Zukunft verunsichern würde; und dann die trostlosen Gedanken, die im jüdischen Geist mit der Kinderlosigkeit verbunden sind. Wir können uns das alles vorstellen: wie jüdischer Einfallsreichtum und Weisheit auf reale oder magische Mittel zurückgreifen würden; wie die Nachbarn mit ehrfurchtsvollem Schritt hereinkommen würden, mit dem Gefühl, als ob die Schechinah selbst ungesehen am Kopfende der Pritsche in diesem bescheidenen Haus stünde; wie sie Schwüre über Unterwerfung flüstern würden, die, wenn die Erkenntnis der Liebe Gottes fehlt, das Herz nur zur Rebellion gegen die absolute Macht zu bewegen scheinen; und wie sie auf die Gebete derer zurückgreifen würden, die in Nain als fromm galten.

Aber alles war vergeblich. Und nun hat das wohlbekannte Blasen des Horns die Nachricht gebracht, dass der Todesengel noch einmal sein schreckliches Gebot getan hat. In leidenschaftlichem Kummer hat die Mutter ihr Obergewand zerrissen. Die letzten traurigen Dienste wurden dem Toten erwiesen. Der Leichnam wurde auf die Erde gelegt, Haare und Nägel wurden geschnitten,und der Körper gewaschen, gesalbt und in das Beste eingewickelt, was die Witwe beschaffen konnte; denn die Verordnung, die vorschrieb, dass die Toten in „Tüchern“ (Takhrikhin) oder, wie sie es bezeichnenderweise nannten, dem „Proviant für die Reise“ (Zevadatha),aus dem billigsten Leinen begraben werden sollten, ist späteren Datums als unsere Zeit. Es ist unmöglich zu sagen, ob die spätere Praxis, den Körper mit Metall, Glas oder Salz zu bedecken und ihn entweder auf Erde oder Salz zu legen, bereits vorherrschte.

Und nun blieb die Mutter Oneneth (jammern, klagen) – ein Begriff, der die Trauer vor und nach dem Begräbnis unterscheidet. Sie saß auf dem Boden, aß keine Speise und trank keinen Wein. Das karge Mahl, das sie einnahm, musste ohne Gebet im Haus eines Nachbarn oder in einem anderen Raum oder zumindest mit dem Rücken zum Toten stattfinden. Fromme Freunde leisteten nachbarschaftliche Dienste oder beschäftigten sich mit dem nahen Begräbnis. Wenn es für den ärmsten Juden als Pflicht galt, beim Tod seiner Frau wenigstens zwei Flöten und eine trauernde Frau zu beschaffen,können wir sicher sein, dass die verwitwete Mutter nicht vernachlässigt hatte, was, wie unpassend oder schwierig zu beschaffen es auch sein mochte, als letztes Zeichen der Zuneigung angesehen werden konnte. Höchstwahrscheinlich gab es auch damals schon den Brauch, wenn auch in abgewandelter Form, Trauerreden am Grab zu halten. Denn selbst wenn die Nächstenliebe einem unbekannten Wanderer das einfachste Begräbnis ermöglichte, wurden trauernde Frauen angeheuert, um in seltsamen Tönen das Klagelied zu singen: „Ach, der Löwe! ach, der Held!“ oder ähnliche Worte,d während große Rabbiner für sich selbst „eine warme Leichenrede“ (Hesped oder Hespeda) zu wünschen pflegten. Denn aus der Leichenrede konnte man auf das Schicksal eines Menschen im Jenseits schließen; und in der Tat: „Die Ehre eines Weisen lag in seiner Leichenrede. „Und in diesem Sinne beantwortet der Talmud die Frage, ob eine Leichenrede die Hinterbliebenen oder die Toten ehren soll.

Aber in all diesem schmerzlichen Prunk gab es nichts für das Herz der Witwe, die ihr einziges Kind verloren hatte. Wir können im Geiste die trauernde Prozession verfolgen, die von dem verwüsteten Haus ausging. Am Ausgang wurden Stühle und Sofas umgedreht und niedergelegt. Draußen ging der Leichenredner, falls ein solcher eingesetzt war, der Bahre voraus und verkündete die guten Taten des Toten. Unmittelbar vor dem Toten kamen die Frauen, was in Galiläa eine Besonderheit war, und der Midrasch gibt als Grund dafür an, dass die Frau den Tod in die Welt gebracht hatte. Der Leichnam wurde nicht, wie es später üblich war, in einem gewöhnlichen Sarg aus Holz (Aron), wenn möglich aus Zedernholz – in einem Fall zumindest mit Löchern in der Unterseite – getragen,sondern auf eine Bahre oder in einen offenen Sarg (Mittah) gelegt. In früheren Zeiten wurde bei diesen Bahren zwischen Arm und Reich unterschieden. Die ersteren wurden auf dem sogenannten Dargasch – sozusagen im Staat – getragen, während die Armen in einem Gefäß aus Korbgeflecht (Kelibha oder Kelikhah) befördert wurden, das manchmal am Fuß ein sogenanntes „Horn“ hatte, an dem der Leichnam festgemacht wurde. Diese Unterscheidung zwischen Arm und Reich wurde jedoch durch rabbinische Verordnung aufgehoben, und beide wurden, wenn sie auf einer Bahre getragen wurden, in einem Gefäß aus Korbgeflecht aufgebahrt. Gewöhnlich, wenn auch nicht in der späteren Praxis, war das Gesicht des Toten unbedeckt. Der Leichnam lag mit dem Gesicht nach oben und die Hände auf der Brust gefaltet. Wir können hinzufügen, dass es bei unverheirateten oder kinderlosen Verstorbenen üblich war, etwas in den Sarg zu legen, das sie auszeichnete, wie Feder und Tinte oder einen Schlüssel. Über den Särgen von Braut und Bräutigam wurde ein Baldachin getragen. Manchmal wurde der Sarg mit Myrte bekränzt. In Ausnahmefällen lesen wir von der Verwendung von Weihrauch,und sogar von einer Art Trankopfer.

Wir können also nicht irren, wenn wir annehmen, dass der Leichnam des Sohnes der Witwe auf das „Bett“ (Mittah) oder in den bereits beschriebenen „Weidenkorb“ (Kelibha, von Kelubh) gelegt wurde. Wir können auch nicht daran zweifeln, dass die Enden oder Henkel von Freunden und Nachbarn getragen wurden, wobei sich verschiedene Gruppen von Trägern, die alle unbeschlagen waren, in regelmäßigen Abständen gegenseitig ablösten, damit so viele wie möglich an der guten Arbeit teilhaben konnten. Während dieser Pausen wurde laut geklagt; aber dieser Brauch wurde bei der Bestattung von Frauen nicht eingehalten. Hinter der Bahre gingen die Verwandten, die Freunde und dann die mitfühlende „Schar“. Denn es galt als eine Verhöhnung des Schöpfers, dem Toten nicht zu seiner letzten Ruhestätte zu folgen, und auf jeden solchen Mangel an Ehrfurcht wurde Sprüche 17:5 angewandt. Wenn man unbedingt daran gehindert war, sich der Prozession anzuschließen, sollte man zwar um der Prozession willen alle Arbeit, sogar das Studium, unterbrechen, aber wenigstens Ehrfurcht zeigen, indem man sich vor den Toten erhob. i Und so gingen sie weiter zu dem, was die Hebräer schön als „Versammlungshaus“ oder „Versammlung“, als „Herberge“, als „Ort der Ruhe“ oder „der Freiheit“, als „Feld der Weinenden“, als „Haus der Ewigkeit“ oder „des Lebens“ bezeichneten.

Wir können uns nun in diese Szene hineinversetzen. Aus der nahen Stadt kam diese „große Schar“, die dem Toten folgte, mit Wehklagen, wildem Geschrei trauernder Frauen,begleitet von Flöten und dem melancholischen Klang von Zimbeln, vielleicht auch von Trompeten, inmitten von Bekundungen allgemeiner Anteilnahme. Entlang der Straße von Endor strömte die große Schar, die dem „Fürsten des Lebens“ folgte. Hier trafen sie aufeinander: Leben und Tod. Das Bindeglied zwischen ihnen war der tiefe Kummer der verwitweten Mutter. Er erkannte sie, als sie vor der Bahre ging und ihn zum Grab führte, den sie ins Leben gerufen hatte. Er erkannte sie, aber sie erkannte ihn nicht, hatte ihn nicht einmal gesehen. Sie weinte immer noch; selbst als er ein oder zwei Schritte vor seinen Nachfolgern eilte, ganz nah bei ihr, beachtete sie ihn nicht und weinte immer noch. Aber als der Herr2 sie „sah“, „hatte er Mitleid mit ihr“. Diese bitteren, stummen Tränen, die ihre Augen blendeten, waren die stärkste Sprache der Verzweiflung und der äußersten Not, die nie vergeblich an Sein Herz appelliert, der unsere Schmerzen getragen hat. Wir erinnern uns im Gegensatz dazu an die in Palästina übliche Begräbnisformel: „Weint mit ihm, alle, die ihr bitteren Herzens seid!“ So sprach Jesus nicht zu den Umstehenden, auch nicht zu ihr, sondern charakteristisch: „Weint nicht. „Und was Er sagte, das tat Er auch. Er berührte die Bahre – vielleicht sogar den Weidenkorb, in dem der tote Junge lag. Er fürchtete sich nicht vor der größten aller Verunreinigungen, der Berührung mit den Toten, die der Rabbinismus in seiner Ausarbeitung des Buchstabens des Gesetzes mit endlosen Schrecken umgeben hatte. Seine Trennung war eine andere als die der Pharisäer: nicht die der Unterwerfung unter die Verordnungen, sondern die der Eroberung dessen, was sie notwendig machte.

Und als er die Bahre berührte, blieben die Träger stehen. Sie konnten nicht ahnen, was folgen würde. Aber die Ehrfurcht vor dem kommenden Wunder – gleichsam der Schatten der sich öffnenden Pforten des Lebens – war auf sie gefallen. Ein Wort des souveränen Befehls, „und der Tote setzte sich auf und begann zu reden“. Nicht von der Welt, von der er einen kurzen Blick erhascht hatte. Denn wie jemand, der plötzlich von der Traumvision zum Wachen übergeht, in der Abruptheit des Übergangs verliert, was er gesehen hatte, so wurde er, der von jener blendenden Helligkeit in das schwache Licht zurückgeschleudert wurde, an das seine Vision gewöhnt war. Es muss ihm vorgekommen sein, als sei er aus einem langen Schlaf erwacht. Wo war er jetzt? Wer waren die Menschen um ihn herum? Was war das für eine seltsame Ansammlung? Und wer war Er, dessen Licht und Leben auf ihn zu fallen schien?

Und doch war Jesus das Bindeglied zwischen der Mutter und dem Sohn, die wieder zueinander gefunden hatten. Und so „gab er ihn im wahrsten Sinne des Wortes seiner Mutter“. Kann irgendjemand daran zweifeln, dass Mutter und Sohn ihn fortan als den wahren Messias besaßen, liebten und ihm vertrauten? Wenn es kein moralisches Motiv für dieses Wunder gab, abgesehen von Christi Mitgefühl mit dem schweren Leiden und der Trauer des Todes, gab es dann auch kein moralisches Ergebnis als Folge davon? Wenn Mutter und Sohn ihn vor dem Wunder nicht angerufen hatten, würden sie ihn dann nicht von nun an und für immer anrufen? Und wenn es sozusagen eine innere Notwendigkeit gab, dass das fleischgewordene Leben den Tod besiegte – auch eine symbolische und typische Notwendigkeit -, war dann nicht alles hier mit der zentralen Tatsache in dieser Geschichte übereinstimmend? Die Einfachheit und das Fehlen aller extravaganten Details; die göttliche Ruhe und Majestät des Christus, die sich so sehr von der Art und Weise unterscheidet, in der die Legende die Szene gefärbt hätte, sogar von der intensiven Erregung, die das Verhalten eines Elias, eines Elisa oder eines Petrus in einer ähnlichen Situation kennzeichnete; und schließlich die schöne Harmonie, in der alles übereinstimmt, von der ersten Berührung des Mitleids bis zu dem Moment, in dem Er, ohne Rücksicht auf die Umstehenden, ohne Rücksicht auf die „Wirkung“, den Sohn seiner Mutter zurückgibt – ist das alles nicht des Ereignisses würdig? und ein Beweis für die Wahrheit der Erzählung?

Aber können wir diese Geschichte überhaupt als real ansehen – und wenn ja, was sind ihre Lehren? in einem Punkt sind sich heute alle ernsthaften Kritiker einig. Es ist unmöglich, sie auf eine Übertreibung zurückzuführen oder sie mit natürlichen Gründen zu erklären. Die einzige Alternative ist, sie entweder als wahr oder als absichtlich falsch zu betrachten. Außerdem sei daran erinnert, dass nicht nur ein Evangelium, sondern alle Evangelien eine Geschichte von der Auferweckung der Toten erzählen – sei es die dieses Jungen, die der Tochter des Jairus oder die des Lazarus. Sie alle berichten auch von der Auferstehung Christi, die diesen anderen Wundern zugrunde liegt. Wenn aber diese Geschichte von der Auferweckung des Jünglings falsch ist, welches Motiv kann dann für ihre Erfindung angeführt werden, denn es muss ja ein Motiv dafür gegeben haben? Sicherlich war es kein Teil der jüdischen Erwartung an den Messias, dass er ein solches Wunder vollbringen würde. Und die negative Kritik hat zugegeben,dass die Unterschiede zwischen dieser Geschichte und der Auferweckung der Toten durch Elia oder Elisa so zahlreich und groß sind, dass diese Erzählungen nicht als Anregung für die Auferweckung des jungen Mannes von Nain angesehen werden können. Wir fragen erneut: Woher kommt dann diese Geschichte, wenn sie nicht wahr ist? Es ist ein genialer historischer Vorschlag – eher ein Eingeständnis negativer Kritik1 -, dass ein so unbedeutender und ansonsten unbekannter Ort wie Nain nicht als Ort dieses Wunders festgelegt worden wäre, wenn sich dort nicht ein großes Ereignis ereignet hätte, das einen bleibenden Eindruck auf den Geist der Kirche machte. Was war das für ein Ereignis, und überzeugt die Lektüre dieses Berichts nicht von dessen Wahrheit? Legenden sind nicht so geschrieben worden. Noch einmal: Das Wunder wird so beschrieben, dass es sich nicht in der Abgeschiedenheit einer Kammer oder vor einigen wenigen interessierten Zeugen ereignete, sondern vor den Augen der großen Schar, die Jesus gefolgt war, und der anderen großen Schar, die aus Kana kam. Gab es in dieser zweifach großen Schar niemanden, dem die Feinde des Christentums einen Widerspruch hätten abringen können, wenn die Erzählung falsch gewesen wäre? Darüber hinaus wird die Geschichte mit so vielen Einzelheiten erzählt, dass sie mit der Theorie einer späteren Erfindung unvereinbar ist. Schließlich wird niemand bezweifeln, dass der Glaube an die Realität einer solchen „Auferweckung von den Toten“ ein ursprünglicher Artikel im Glauben der Urkirche war, für den – als Tatsache, nicht als Möglichkeit – alle bereit waren, ihr Leben zu opfern. Wir sollten auch nicht vergessen, dass sich Quadratus in einer der frühesten an den römischen Kaiser gerichteten Entschuldigungen auf die Tatsache berief, dass von denen, die von Christus geheilt oder von den Toten auferweckt worden waren, einige noch lebten, und alle waren wohlbekannt. Andererseits ist der einzige wirkliche Grund für die Ablehnung dieser Erzählung der Unglaube an das Wunderbare, was natürlich die Ablehnung des Christus als das Wunder der Wunder einschließt. Aber ist es nicht ein bösartiger Zirkelschluss, der die Frage aufwirft, wenn man das Wunderbare ablehnt, weil man das Wunderbare diskreditiert, und hat eine solche Ablehnung nicht viel mehr mit dem Unglaublichen zu tun als mit dem Glauben selbst?

Und so nehmen wir sie mit der ganzen Christenheit in schlichtem Glauben gerne als einen wahren Bericht wahrer Menschen an – um so mehr, als sie, die sie erzählten, wussten, dass sie so unglaublich war, dass sie nicht nur Spott hervorrief,sondern sie dem Vorwurf aussetzte, listig Fabeln auszudenken. c Diejenigen aber, die glauben, sehen in dieser Geschichte, wie der göttliche Eroberer bei seinem zufälligen Zusammentreffen mit dem Tod mit mächtigem Arm die Flut zurückwarf und wie sich durch die geöffneten Himmelspforten der erste Strahl des neuen Tages in unsere Welt stahl: Doch eine andere – in gewissem Sinne niedrigere, in einem anderen praktisch höhere – Lektion lernen wir. Denn dieses Zusammentreffen der beiden Prozessionen vor dem Tor von Nain war zufällig, aber nicht im herkömmlichen Sinne. Weder die Ankunft Jesu an diesem Ort und zu dieser Zeit, noch die des Leichenzuges aus Nain, noch ihr Zusammentreffen war entweder geplant oder aber ein Wunder. Beide ereigneten sich im natürlichen Ablauf der Naturereignisse, aber ihr Zusammentreffen (συγκυρία1) war geplant und unmittelbar von Gott verursacht. In diesem gottgewollten, gewollten Zusammentreffen von an sich gewöhnlichen und natürlichen Ereignissen liegt das Geheimnis der besonderen Vorsehung, die derjenige, dem sie widerfährt, als Wunder und Gebetserhörung ansehen darf und soll. Und dieser Grundsatz geht noch viel weiter: auf das Gebet um und die Versorgung mit dem täglichen Brot, ja auf fast alle Dinge, so dass für diejenigen, die Ohren haben zu hören, alle Dinge ringsum in Gleichnissen vom Himmelreich sprechen.

Aber auf die, die dieses Wunder in Nain sahen, fiel die Furcht vor der gefühlten göttlichen Gegenwart, und über ihre Seelen schwappte der Hymnus des göttlichen Lobes: Furcht, weil ein großer Prophet unter ihnen auferstanden war; Lob, weil Gott sein Volk heimgesucht hatte. Und weiter und weiter breitete sich die Welle aus – über Judäa und darüber hinaus, bis sie die Gefängnismauern, in denen der Täufer auf sein Martyrium wartete, umspülte und sich in leisem Rauschen an ihnen brach. War er denn der „Kommende“, und wenn ja, warum hielten diese Mauern seinen Boten in der Gewalt des Tyrannen, oder wie konnten sie das?

Aldred Edersheim – das Leben und die Zeiten von Jesus dem Gesalbten