Schlagwort: Ben-Chorin

„das geschehe nie“

Paulus benutzt im Römerbrief des öfteren den Aufruf „das sei ferne“ oder anders übersetzt „das geschehe nie“

Schalom Ben-Chorin geht auf diesen Ausruf – in seinem Buch „Paulus – Der Völkeraostel in jüdischer Sicht“ – ein.

 

Sein erschreckter Ausruf: „Das sei ferne!“lautet griechisch „Me genoito“, aber es klingt das hebräische „chalila!“ hindurch, jener Schreckensruf, den man ausstößt, wenn etwas gesagt wird, was nicht gedacht werden soll. Das ist ein typisch jüdisches Verhältnis zur Sprache: Man will sofort wieder bannen, was gesagt werden musste.

so ergibt dieser Zwischenruf natürlich Sinn!

„Was ist Wahrheit?“

Pilatus stellt diese Frage an Jesus.

dazu interessante Gedanken von Schalom Ben-Chorin

In dieser Pilatus-Frage: Was ist Wahrheit? tut sich der Abgrund zwischen Jesus und seinem Richter. In dem Verfahren zwischen Jesus und Kaiphas steht Glaube gegen Glaube, geht es trotz aller politischen Unterströmungen, um Glaubensentscheidungen.
Im dem Gespräch mit Pilatus aber gibt es keine gemeinsame Sprache. Pilatus fragt nicht nach der Wahrheit, sondern stellt die Wahrheit in Frage. Für ihn gibt es keine Wahrheit, sondern nur Macht. Wer Macht hat, ist im Recht und damit im Besitz der gültigen Wahrheit: Wahrheit ist – was Rom nützt.

Also nicht die Frage WAS ist Wahrheit – sondern Wer hat die Macht. Ähnlich wie heute, wo man oft hört „Jeder hat seine Wahrheit“ oder „Wahrheit ist relativ“ – nein aus Jesu Sicht gibt es die Wahrheit und die ist nicht relativ!

„Ehe der Hahn kräht“

In seinem Buch „Bruder Jesus“ schreibt Ben-Chorin so, als wäre Jesus NUR ein Jude gewesen, und hätte keine „vormenschliche Existenz“ gehabt. Aus dieser Sicht ist die „Opferrolle“ natürlich noch brutaler – da es ja eigentlich keinen wirklichen Sinn ergeben würde….

Aber nun zu einem weiteren interessanten Punkt aus seinem Buch:

„Ehe der Hahn gekräht hat, wirst du mich dreimal verleugnet haben“, sagt Jesus noch zu Petrus, der so lauthals seine unverbrüchliche Treue zu dem Meister bekannt hat. Der Hahn wird das Symbol. Warum? Könnte Jesus nicht einfach sagen: „Ehe es Morgen wird, wirst du mich dreimal verraten haben?“ Aber er wählt das Gleichnis vom Hahn, denn damit wird auf eine liturgische Formel angespielt, die erste Benedition im Morgengebet: „Gelobt seist du, Herr unser Gott, König der Welt, der dem Hahn (Sekhwi) die Vernunft verliehen hat, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden.“

Der Hahn hat die Einsicht, zwischen Tag und Nacht, und damit wohl auch zwischen Licht und Finsternis im Sinne von Qumran, zu unterscheiden : du aber nicht, Petrus, Schimon Bar-Jona…
Welche Ironie liegt in diesen Worten vom Hahn!

 

Ja wir können „zwischen Licht und Finsternis“ nur unterscheiden, wenn wir den Geist Gottes zur Verfügung haben – ansonsten bleibt uns nur die „kleine Funzel“ der Wissenschaft und „eigenen Intelligenz. Aber mit Gottes Geist, sehen wir wirklich – und auch Petrus hat nach dem der Geist zu Pfingsten ….

 

„Vater unser“

Nach einer Tradition des Lukas-Evangeliums war es einer der Jünger Jesu, der nicht mit Namen genannt wird, welcher sich mit der Bitte an ihn wendet: „Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.“ Diese Bitte ist nicht dahin zu verstehen, daß die Jünger Jesu vorher keine Gebete kannten, sondern zusätzlich zum üblichen Gebet der täglichen und sabathlichen Übung pflegten die verschiedenen Meister ihren Jüngern noch Privatgebete, „Thachanunim“, zu empfehlen. In diesem Sinne dürfen wir das Wort bei Beachoth 29b verstehen: „Wer sein Gebet als etwas Obligatorisches betrachtet, dessen Gebet ist kein Flehen..:“ Was heißt etwas nur Obligatorisches`? Rabbi Joseph erklärte: „Wenn man darin nichts Neues einzuschalten weiß“.

In diesem Sinne ist der Gebetswunsch des Jüngers zu verstehen, und darauf zielt auch die Antwort Jesu, das „Unser Vater“. Es heißt das Wesen dieses Gebetes mißzuverstehen, wenn man es als liturgische Formel auffasst, da las das einzig legitime liturgische Gebet. Genau das ist es nicht, sondern ein Hinweis auf die Art und Weise, wie, in aller Schlichtheit des Herzens, gebetet werden soll.

Dabei ist das Gebet kein Selbstzweck, Beten wird hier nicht als eine Pflicht oder gute Tat aufgefasst, sondern als Zwiesprache mit Gott.

Gebet ist für Jesus Zwiesprache mit dem Vater im Himmel, wobei der Mensch sich seiner Kindsituation voll bewußt sein soll, in den drei Bitten, die dem Menschen ziemen: der Bitte um das tägliche Brot, der Bitte um Vergebung der Schuld und der Bitte um das Reich Gottes.
In allem bewegt sich Jesus auf dem Boden der jüdischen Tradition seiner Zeit….

„am dritten Tag“

Johannes schreibt in Kapitel 2: „Und es war am dritten Tag, da fand eine Hochzeit zu Kana in Galiläa statt, … “
Nun stellt sich die Frage 3.Tag von WAS?? Was war vorher – so denken wir im deutschen.
Ben-Chorin schreibt:

Übersetzen wir aber den Text ins Hebräische zurück, in die Atmosphäre, in das Milieu, in das er gehört, so lesen wir: „U-Ba-jom Haschlischi“. …
„JOm-Haschlischi“, der dritte Tag, das ist ganz einfach der Dienstag, da die jüdische Woche mit dem Sonntag beginnt und mit dem siebten Tag, dém Schabbath, endet. Die einzelnen Tage haben keine Namen, mit Ausnahme des Sabbaths, der eben Ruhetag = Schabbath, genannt wird; sie werden nur nummeriert: …Und der dritte Tag, der Dienstag war und blieb der klassische jüdische Hochzeitstag, denn er ist der „Kephel ki tov“, der Tag des zweimaligen „es war gut“ im Schöpfungsbericht der Genesis.
Obwohl der Talmud den Mittwoch als Tag der Eheschließung für Jungfrauen bestimmt, wurde doch – und wird bis heute – von schlichten Landvolk … der Dienstag als Hochzeitstag bevorzugt.

Das Symbol : Fisch

Auf vielen Autos zu sehen – um zu zeigen, dass der Fahrer als Christ unterwegs ist. Ich dachte es käme von Ichthys. Aber Ben-Chorin schreibt:

Die Jünger Jesu, …waren voorwiegend Fischer, und so spielte das Symbol in der Urgemeinde eine entscheiden Rolle. Der Fisch ist als christliches Symbol älter als das Kreuz.
Ich vermute, daß in der DFeutung diese Symbols ein späteres heidenchristliche Mißverständnis vorliegt. Der Kirchenvater Eusebius deutete das griechische Wort für Fisch, Ichthya, im Sinne eine s Akrostichons.
I = Jesus
Ch = Christus
Th = Theos (Gottes)
Y = Yios (Sohn)
S = Soter (Heiland)

Der Kirchenvater Tertullianbezeichnete Jesus als großen Fisch. Die Sprecher der frühen heidenchristlichen kirche dachten griechisch, während in der jüdischen Urgemeinde das Fisch-Symbol sich wohl stärker auf den Jakobssegen über Ephraim und Manasse bezog, wo der merkwürdige Ausdruck vorkommt „Wajidgu larov bekerev haarez“ Luther übersetzt hier „…daß sie wachsen und viele werden auf der Erden.“ Das merkwürdige Wirt „wajidgu“ kommt aber von „dag“ = Fisch. buber-Rosenzeig habend aher in ihrer Verdeutschung der Schrift tatsächlich an dieser Stelle „Fischgleich mögen sie wachsen zur Menge im Inneren des Landes“ übersetzt. Hier scheint mir die Assoziation des Fisch-Symbols zu liegen. Der Fisch ist das Zeichen der Fruchtbarkeit, und die Gemeinde Jesu soll sich fischgleich auf Erden ausbreiten.

„Tvila“ – Tauchbad

Diese Taufe des Johannes stellt kein Novum im Judentum dar, siindern ein damals geübtes und bis heute bei den Juden praktiziertes Rituak. Das Wort „Taufe“ist allerdings durch die spätere kirchliche Entwicklung mißverständlich geworden, und wir sollten besser von „Tvila“, Tauchbad, sprechen.. In der Tat nimmt Jesus ja ein Taufbad im Jordan, nicht anders als Hunderte oder vielleicht Tausende seiner Zeitgenossen, die an den Jordan hinabgezogen, um dirt das rituelle Reinigungsbad zu vollziehen. Das Gesetz der Thora schreibt für zahlreiche Fälle kultischer Verunreinigungen, … das Tauchbad vor.

Leider sind diese Gedanken in den meisten Köpfen heute verschwunden, so dass das „bespengen mit Wasser“ oft als Taufe gewertet wird. Aber wie das obrige Zitat zeigt, ist eine Taufe in christlicher Sicht ein UNTERtauchen im Wasser!