Schlagwort: Jehova

„Jehovah ist ein Hirte“ – II

Gesang Davids. Jehova ist mein Hirt, ich leide nicht Mangel. (2) Auf grünen Angern lagert er mich, zu stillem Wasser führt er mich.
de Wette Bibl – Psalm 23,1–2

Psalm von Dawid. Der Ewige ist meint Hirt, ich darbe nicht.
Auf grasigen Auen lässt Er mich ruhen, an stille Wasser leitet Er mich.
Zunz 1997 – Psalm 23:1–2

Vertrauen des Frommen auf Gottes Schutz
Gesang David’s.
Jehova ist mein Hirt, mir mangelt nichts.
Auf grünen Triften lässt er mich lagern; zu stillen Gewässern führt er mich.
van Ess 1858 – Psalm 23,1–2

Der Psalm ist wohl eines der beliebtesten Kapitel der Bibel.
Auch hier im Blog hatten wir das Thema schon: Jehovah ist mein Hirte , Schatten in unserem Leben und wenn Jehovah mein Hirte ist

von einem Vertrauen zu Gott
(Ps 23, 1),
das auch, uns allein Ruhe und Frieden im Wechsel des Lebens geben kann.
Der Herr ist mein Hirte, [darum] entbehre ich nichts.
Es sind zwei bekannte Bilder, durch welche dieses Vertrauen zum Ausdruck kommt: das Bild vom Hirten und das Bild vom Gastgeber. Wenn der Sänger bekennt: „Der HErr ist mein Hirte“ und zugleich bezeugt: „Darum entbehre ich nichts“, so drückt sich durch beides einmal eine Haltung Gott gegenüber, dann aber auch eine Glaubenserfahrung aus, die beide nur aus kindlichem Vertrauen zu Gott fließen können. Wenn der HErr „der Hirt Israels“ genannt wird, der „Joseph leitete wie eine Herde“ (Ps 80,2), und dem Israel als „Schafe seiner Weide“ (Ps 79,13) galten, so war das nur möglich, weil der HErr sich Israels als seiner Herde selbst angenommen hatte und Israel in bewusster Glaubenshingabe an Gott stand.
Das war zu allen Zeiten das Geheimnis des wahren Verhältnisses zu Gott, dass Gott handelnd und segnend in das Leben eines Menschen treten konnte und dass wiederum der Mensch dann freiwillig und vertrauensvoll in die Abhängigkeit von Gott trat. „Als Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte es Gott auf dem Umweg durch die Wüste“ (2Mo 13,17), heißt es beim Auszuge Israels aus Ägypten. Die Jünger fanden in Jesus erst dann ihren Herrn und Meister, als sie alles verließen und dem Propheten von Nazareth folgten. Solch einen Entschluss des Glaubens nennt die Schrift sehr oft Bekehrung oder auch’ Wiedergeburt.
Warum der Psalmist unter dem HErrn als seinem Hirten nichts entbehrt, begründet er, indem er spricht

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Der Glaubensmann David geht noch einen Schritt weiter und zeigt, welches Vertrauen er zu seinem Gott hat. In Psalm 23,1 hören wir ihn die bekannten Worte sagen: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“. Es heißt nicht: „Der Herr ist mein Hirte, es mangelte mir nichts.“ Nein, weil David wusste, dass der Herr sein Hirte war, war er sich ganz sicher, dass ihm auch in der Zukunft nichts mangeln würde. Was er in seinem Leben mit dem Herrn erlebt hatte, ließ daran keinen Zweifel aufkommen. Wie stark war Davids Vertrauen – obwohl er die Offenbarung Gottes in Christus noch nicht kannte!
Mein Gott aber wird euch alles Nötige geben nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus. Unserem Gott und Vater aber sei die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Im Glauben leben 2016

Kannte Dvid wirklich nicht Jesus???

Nach alttestamentlichem Sprachgebrauch und alttestamentlicher Vorstellungswelt ist Hirte ein Titel für den König. In diesem Bildwort ist »der Gedanke der machtvollen und zugleich gütigen Herrschaft maßgebend« (Kraus). (- Luther vergleicht diese besondere Art des Hirteseins Gottes, eine Parallele zum Hirtenamt Jesu, mit dem des Mose: »Er ist ein ganz anderer Hirte als Mose, welcher hart und unfreundlich zu seinen Schafen ist und sie weit hinten in die Wüste treibt, wo sie weder Weide noch Wasser, sondern nur lauter Mangel finden.« -) Allerdings ist sofort hinzuzusetzen: Das Alte Testament stöhnt eher über die entsetzliche Verkehrung des Hirtenamtes der Könige, als daß es dieses in seiner Schönheit besingt. Das hat David an seinem eigenen Leib erfahren, als der eifersüchtige »Hirte« Saul David nachstellte. Darum wendet sich David entschlossen zu Gott und beginnt sein Vertrauensgebet mit dem Bekenntnis: Jahwe ist meine Hirte »Mein« Hirte, sagte David, nicht »Israels« Hirte. Gott ist der Hirte seines Volkes, weil er der Hirte seines Gesalbten ist. Obwohl Gott seinen Gesalbten dunkle Wege geführt hat (und führen wird), gilt der Satz: ich leide keinen Mangel.

Wuppertaler Studienbibel

Dies ist der Psalm des großen Hirten, der sich um seine Schafe kümmert und sie für den Dienst ausrüstet (Hebr 13,20-21), des „großen Hohenpriesters“ (Hebr 4,14), der „allezeit lebt, um für uns Fürsprache einzulegen“ (Hebr 7,25). Sicherlich hat dieser Psalm eine Botschaft für die Trauernden, aber es ist bedauerlich, dass er hauptsächlich bei Beerdigungen verwendet wird, denn Psalm 23 konzentriert sich auf das, was Jesus für uns „alle Tage [unseres] Lebens“ tut und nicht nur beim Tod (V. 6). Es ist auch bedauerlich, dass die Menschen dazu neigen, den Psalm zu vergeistigen und ihn nicht in seinem wahren Kontext zu sehen. Sie sehen David als einen „jungen Hirtenjungen“, der auf dem Rücken auf der Weide liegt und über die Dinge Gottes nachdenkt, während er diesen Psalm wahrscheinlich erst spät in seinem Leben schrieb, möglicherweise während der Rebellion Absaloms (2 Sam. 13-19). Darin verarbeitet David einige der schwierigen Dinge, die er auf seinem langen Weg mit dem Herrn erlebt hat. Obwohl Menschen jeden Alters diesen Psalm lieben und zitieren, ist seine Botschaft für reife Christen gedacht, die Schlachten geschlagen und Lasten getragen haben.

Abel, der erste Märtyrer, war ein Hirte (1. Mose 4,2), und auch die Patriarchen Israels waren Hirten. Mose hütete vierzig Jahre lang die Schafe seines Schwiegervaters, und David, der größte König Israels, diente seinem Vater als Hirte. Das Bild von Gott als Israels Hirte beginnt in 1. Mose 48,15 (NIV) und 49,24 und zieht sich durch die ganze Heilige Schrift (Pss. 28:980:1; 95:7; 100:3; Isa. 40:11; 49:10; Jer. 31:10; Hes. 34:11-15; Mt. 10:6; 15:24; Mk. 6:34). Der verheißene Messias wurde als Hirte gesehen (Hesek. 34:16, 23; Mic. 5:4; Sach. 13:7; Matthäus 2:6; 26:3; Markus 14:27; Johannes 10). In Psalm 22 vergleicht David den Feind mit Tieren, die klug und stark sind (22:12-16, 21), aber in diesem Psalm stellt er das Volk Gottes als niedrige Schafe dar. Und warum? Damit wir den Hirten kennenlernen und sehen, wie zärtlich er sich um uns kümmert. Schafe sind wehrlose Tiere, die sich leicht verirren können, und sie brauchen fast ständige Pflege. Man kann Schafe nicht wie Rinder treiben; sie müssen geführt werden. Die östlichen Hirten kennen ihre Schafe beim Namen und können sie rufen, und sie kommen (Johannes 10,1-5). Die Schafe wurden nicht zur Ernährung, sondern für Wolle, Milch und Fortpflanzung gehalten. In diesem Psalm erklärt David, dass, wenn wir dem Herrn folgen und ihm vertrauen, er alle unsere Bedürfnisse befriedigen wird, ganz gleich, wie die Umstände aussehen mögen.

Auf der Weide – Angemessenheit (Vv. 1-3)
„Der HERR“ ist Gott Jehova, der Gott Israels, der den Bund geschlossen hat. Die zusammengesetzten Namen Jehovas im Alten Testament spiegeln den Inhalt dieses Psalms wider.

Das Verb ist ein Partizip und bedeutet „er hütet mich“. Östliche Hirten bewachten ihre Schafe, führten sie, versorgten sie mit Nahrung und Wasser, kümmerten sich um sie, wenn sie müde, gequetscht, geschnitten oder krank waren, retteten sie, wenn sie sich verirrten, kannten ihre Namen, halfen bei der Geburt der Lämmer und liebten sie in jeder Hinsicht einfach. Was sagt das den Pastoren heute? Im Heiligen Land waren die Weiden nach der Regenzeit üppig und grün, aber das hielt nicht das ganze Jahr über an. Es gab keine Zäune, das Land war rau und gefährlich, es wimmelte von wilden Tieren und Schlangen, und die hilflose Herde musste ständig beaufsichtigt werden. Auch wenn ihm die Schafe nicht gehörten, behandelte der Hirte sie so, als ob sie ihm gehörten, und er musste Rechenschaft ablegen, wenn eines fehlte. Unser Herr nannte die Gläubigen „meine Schafe“, weil er für sie gestorben ist (1. Petrus 1,18-19) und weil der Vater sie ihm gegeben hat (Johannes 17,12). Die Betonung in den Versen 1 bis 3 liegt darauf, dass Jesus für alle Bedürfnisse der Schafe, die auf der Weide sind, ausreichend ist. In erster Linie brauchen sie Nahrung (Gras), Wasser, Ruhe und einen Hirten, der weiß, wohin er sie führen muss. Wenn Gottes Volk seinem Hirten folgt, hat es alles, was es braucht, und es wird ihm nicht am Lebensnotwendigen fehlen (37:25; Mt 6:33; Phil 4:19). Schafe werden sich nicht hinlegen, wenn sie hungrig sind, und sie werden auch nicht aus schnell fließenden Bächen trinken. Manchmal staut der Hirte vorübergehend einen Bach auf, damit die Schafe ihren Durst stillen können. Du kannst den Vers 2 „neben dem stillen Wasser“. Im Himmel wird unser Hirte uns zu Quellen lebendigen Wassers führen (Offb. 7:17).

Das mit „führen“ übersetzte Wort in Vers 2 bedeutet „sanft führen“. Man kann Schafe nicht treiben. Die Schafe hören die Stimme des Hirten und folgen ihm, so wie wir auf Christus in seinem Wort hören und ihm gehorchen (Johannes 10:3-5, 16, 27). Wenn sich ein Schaf verirrt, überlässt der Hirte die Herde seinen Helfern und geht los, um das verlorene Tier zu suchen. (Siehe Matthäus 9:36; 18:12-14; und Lukas 15:3-7.) Das Wort „Wege“ in Vers 3 bedeutet „ausgetretene Pfade, Spurrillen“. Wenn Schafe anfangen, einen aufregenden neuen Weg zu erkunden, wird sie das in Schwierigkeiten bringen. „Lasst euch nicht von verschiedenen und fremden Lehren verführen“ (Hebr. 13:9, NASB). Gott kümmert sich um uns, weil er uns liebt und will, dass wir ihn verherrlichen („um seines Namens willen“). Der Hirte kümmert sich um die Schafe, weil er sie liebt und seinen guten Ruf als treuer Hirte bewahren will

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Und wieder die Frage: WER ist DEIN Hirte?

Jehova hat uns das Gewissen gegeben, damit wir über uns selbst urteilen, nicht über andere

Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet; denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maße ihr messet, wird euch gemessen werden.
Elberfelder 1871 – Mattäus 7,1–2

»Verurteilt nicht andere, damit Gott nicht euch verurteilt! (- Mk 4,24; Röm 2,1; 14,10–12 -) Denn euer Urteil wird auf euch zurückfallen, und ihr werdet mit demselben Maß gemessen werden, das ihr bei anderen anlegt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 7,1–2

„Erschreckt es euch, wenn ich euch sage, dass ihr eure ewige Zukunft selbst in der Hand habt? Euer Vater im Himmel wird an euch keinen anderen Maßstab anlegen als den, mit dem ihr andere Menschen beurteilt habt. Je härter und unbarmherziger ihr mit anderen umgegangen seid, desto härter und unbarmherziger wird auch mit euch umgegangen werden, wenn ihr einmal vor Gott stehen werdet. Wenn ihr zeitlebens an eure Mitmenschen einen hohen Maßstab angelegt habt, dann stellt euch darauf ein, dass ihr nach dem gleichen Maßstab beurteilt werdet.
Willkommen daheim – Matthäus 7:1–2

Die Überschrift heute stammt aus „Bleibt in Gottes Liebe“

Alles hat zwei Seiten:
Von dem bekannten elsässischen Pfarrer Oberlin wird erzählt, er habe über seinem Schreibtisch ein Bild hängen gehabt, das von rechts gesehen bläulich und von links rötlich schimmerte. Kam nun ein Brautpaar zu ihm, um die Trauung zu bestellen, dann ließ er den Bräutigam das Bild von rechts betrachten und die Braut von links, oder umgekehrt. Dann fragte er die beiden, welche Farbtönung das Bild habe, und die Antwort fiel natürlich verschieden aus.
Dann sagte Oberlin: “Wechselt nun die Plätze!” Und wenn das geschehen war, stellte er noch einmal die gleiche Frage und erhielt darauf von jedem der Brautleute die der vorigen entgegengesetzte Antwort. Daran knüpfte der Pfarrer die Lehre: “Wenn ihr einmal in eurer Ehe eine Meinungsverschiedenheit oder einen Streit habt, so tut dasselbe, was ich euch vorhin vor dem Bild geraten habe. Wechselt die Plätze, stellt euch in Gedanken auf die andere Seite, versetzt euch in seine Lage und beurteilt von hier aus das, worüber ihr gestritten habt.”
Jedes Ding hat mindestens zwei Seiten. In der Regel sehen wir nur eine, und unser Urteil ist fertig. Diese Einseitigkeit schafft Spannungen, Streit und verhärtet die Herzen. Versetzen wir uns mal in die Lage des anderen. Sehen wir mal das Problem durch die Brille des anderen. Aber es erfordert Selbstverleugnung und Nächstenliebe. Wir müssen herunter vom Sockel unserer Selbstgerechtigkeit. Denn Richten ist lieblos und macht selbstherrlich. Richtet nicht, “denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden”, sagt Jesus. Das gilt hier und dort.

CMV-Materialsammlung

Kennst du den Unterschied zwischen dem Beurteilen und dem Verurteilen? Ein Lehrer oder eine Lehrerin beurteilt die Leistung eines Schülers und gibt ihm eine Note. Das ist eine Beurteilung. Du kannst eine Situation in deinem eigenen Leben oder im Leben eines anderen beurteilen. Du kannst deine Meinung sagen und kannst deine Erfahrungen dazu sagen, deine Gedanken, deinen Rat geben. Du kannst auch sagen: „Das finde ich gut“, oder: „Das finde ich schlecht.“
Verurteilen ist jedoch etwas ganz anderes. Darüber spricht Jesus. Er sagt: „Wer verurteilt, der maßt sich etwas an, was nicht zu ihm gehört, der maßt sich etwas an, was nur Gott überlassen werden soll.“ Gott ist der letzte Richter, der das letzte Wort über das Leben eines Menschen hat – egal, wer das ist. Zum Glück ist das so, denn Gott wird ein gerechter Richter sein. Er wird sein Urteil sprechen. Auch das wird keine Verurteilung sein, sondern auch eine Beurteilung. Das sagt Jesus. Er sagt: „Mit dem Maß, mit dem ihr andere verurteilt, werdet ihr beurteilt.“ Gott ist derjenige, der das letzte Wort hat.
Anscheinend ist diese Verurteilungs-Geschichte eine Sache, die ständig vorkommt, denn sonst würde Jesus dieses Thema hier nicht aufgreifen. Er sagt, gerade unter Menschen, die an Gott glauben, sollte das eigentlich nicht vorkommen, aber es kommt vor.

Die Bibel für Kopf und Herz (Der bibletunes-Kommentar)

Eine Warnung vor dem Richten (Vers 1–2). Das Verbot: „Richtet nicht.“ Wir müssen uns selbst und unsere eigenen Taten richten, doch wir dürfen nicht unseren Bruder richten. Wir dürfen nicht auf dem Richterstuhl sitzen, um unser Wort für jedermann zum Gesetz zu machen. Wir dürfen ihn nicht verachten oder abtun (s. Röm 14,10). Wir dürfen nicht vorschnell richten, wir dürfen nicht lieblos und unbarmherzig richten oder mit einem rachsüchtigen Geist und dem Wunsch, Schwierigkeiten zu verursachen. Wir dürfen nicht die Herzen anderer oder ihre Absichten richten, denn es ist Gottes Vorrecht, das Herz zu prüfen (s. Ps 7,10; Spr 17,3; 1.Thess 2,4). Wir dürfen auch nicht über ihren ewigen Stand richten noch sie „Heuchler“, „Verworfene“ und „Ausgestoßene“ nennen; das heißt die Grenze überschreiten; welches Recht haben wir, den Knecht einer anderen Person auf diese Weise zu richten? Raten Sie ihnen, helfen Sie ihnen, doch richten Sie sie nicht. Der Grund, um dieses Verbot zu unterstützen: „… damit ihr nicht gerichtet werdet!“ Dies deutet darauf hin:
1.1 Dass, wenn wir es uns erlauben, andere zu richten, wir erwarten können, selbst gerichtet zu werden. Im Allgemeinen wird niemand mehr kritisiert als die, die selbst sehr kritisch sind. Man zeigt gegenüber dem Ruf derjenigen keine Barmherzigkeit, die gegenüber dem Ruf anderer keine Barmherzigkeit zeigten (s. Jak 2,13). Das ist jedoch nicht das Schlimmste daran; sie werden auch von Gott gerichtet werden: Von ihm werden sie „ein strengeres Urteil empfangen“ (Jak 3,1). Beide Parteien müssen vor ihm erscheinen (s. Röm 14,10), der sowohl den demütig Duldenden entlasten als auch dem vermessenen Spötter widerstehen (s. Spr 21,24) und sie recht richten wird.
1.2 Dass wir, wenn wir maßvoll und nachsichtig in unserer Kritik mit anderen sind, es ablehnen, sie zu richten, und stattdessen uns selbst richten, nicht vom Herrn gerichtet werden sollen. So wie Gott denen vergeben wird, die ihren Brüdern und Schwestern vergeben, so wird er die nicht richten, die sich weigern, ihre Brüder und Schwestern zu richten; der Barmherzige soll Barmherzigkeit erlangen (s. Mt 5,7). Das Richten von denen, die andere richten, gründet sich auf das Gesetz der Vergeltung. „Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden“ (Vers 2). Der gerechte Gott befolgt in seinem Gericht oft die Regel des Gleichmaßes. „… und mit demselben Maß, mit dem ihr anderen zumesst, wird auch euch zugemessen werden“, vielleicht in dieser Welt, sodass die Menschen ihre Sünde an ihrer Strafe lesen können. Was würde aus uns werden, wenn Gott genauso genau und streng in seinem Richten über uns wäre, wie wir es beim Richten unseres Bruders oder unserer Schwester sind, wenn er uns mit dem gleichen Maß messen würde? Dies können wir zu Recht erwarten, wenn wir Protokoll über das halten, was unsere Brüder oder Schwestern falsch machen. In dieser wie in anderen Angelegenheiten, kehren die gewaltsamen Taten von Menschen auf ihre eigenen Köpfe zurück.
Einige Warnungen über das Tadeln. Aus dem Verbot des Richtens anderer, was eine große Sünde ist, folgt nicht, dass wir andere nicht tadeln dürfen, was eine große Pflicht und möglicherweise ein Mittel ist, eine Seele vom Tod zu erretten (s. Jak 5,20).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Jesu Aussage »Richtet nicht« heißt nicht blind sein gegen all das Unrecht, was die Menschen tun. Richtet nicht, heißt auch nicht, jeder Urteilsbildung über das Verhalten des Menschen sich enthalten. Nein, »Prüfen und Wachen und Achthaben« auf alles das, was vor Gott nicht recht ist, ist Aufgabe des einzelnen Christus-Nachfolgers, als auch Pflicht der Gemeinde Jesu fort und fort. Darin liegt auch der sogenannte »Öffentlichkeitsanspruch des Evangeliums« begründet. Ein Johannes der Täufer hat recht getan, wenn er sagte: »Es ist nicht recht, daß du, Herodes-Antipas, Ehebruch treibst.« (Vgl. Mt 14,4.) Und Jesus selbst hat fort und fort die Heuchler scharf gerichtet. Auch die Umkehr, die Bekehrung ernst predigen und die Sünde aufs härteste verurteilen ist nicht »Richten«.
Was meint der Herr nun mit dem »Richten«, das verwerflich ist? – Er meint mit dem verwerflichen Richten das lieblose Richten, das besonders gern hinter dem Rücken des Nächsten geschieht. Und was ist oft der Grund solch eines lieblosen Richtens und Verdammens hinter dem Rücken des Nächsten? Es ist die geheime Schadenfreude am Unglück des Nächsten. Das eigene Ich will von dem dunklen Hintergrund des vermeintlichen Unrechts des andern um so heller sich abheben! Wir machen gern den anderen klein, um selber groß zu scheinen. Die Überschätzung der eigenen Glaubenserfahrung und Erkenntnis ist der immer wieder vorkommende Ausgangspunkt eines lieblosen Richtens über den Nächsten! Man meint, der andere stehe nur dann »richtig im Glauben«, wenn er genau dieselben Zeichen von Bekehrung, Wiedergeburt, genau dieselben Glaubenserlebnisse usw. aufzuweisen habe. Daraus folgt der Richtgeist und der Bekehrungseifer. –
Der Christus-Nachfolger hat die Aufgabe, an die Stelle des Richtens den brüderlichen Hilfsdienst zu setzen. Nicht Kontrolleur, nicht Scharfrichter – Samariter gilt es zu sein. Den Holzsplitter unterm Fingernagel oder den Fremdkörper im Auge kann nur die Samariterhand des Bruders entfernen und nicht die Moralpredigt oder das Urteil eines lieblosen Richtens.
Das helfende Bußwort der Liebe kann nur dann heilsam gesagt werden, wenn das aufrichtige Bewußtsein der eigenen Schuld und Unvollkommenheit dahinter steht.

Wuppertaler Studienbibel

Die Praxis wahrer Gerechtigkeit wird sich darin manifestieren, wie der Gläubige andere beurteilt. Das Prinzip findet sich in Matthäus 7,1: Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet. Die ersten drei Ermahnungen sind alle in der Negation ausgedrückt (legt nicht, seid nicht und richtet nicht), was auf drei Dinge hinweist, die Gläubige nicht tun sollten.

Matthäus 7,1 ist aus dem Zusammenhang gerissen worden, um zu lehren, dass Gläubige andere unter keinen Umständen richten sollen, aber das widerspricht anderen Stellen in der Schrift, wo Gläubige aufgefordert werden, in bestimmten Fällen ein Urteil zu fällen. Sogar Matthäus‘ eigenes Evangelium lehrt in Kapitel 18 die Prinzipien der Gemeindezucht, die ein Richten erfordern. Die persönliche Konfrontation eines Gläubigen mit einer Sünde erfordert ein gewisses Maß an Urteilsvermögen. Jeschua lehrt nicht, dass Gläubige niemals richten sollen. Der eigentliche Punkt, der hier gemacht wird, ist vielmehr: Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden (Matthäus 7,2). Gläubige sollen keine menschengemachten Maßstäbe verwenden, um andere zu beurteilen. Die religiösen Führer zu Jeschuas Zeiten benutzten die Mischna, um andere Juden zu beurteilen, deren Geistlichkeit sie dadurch bestimmten, dass sie maßen, inwieweit sie diesen menschengemachten Standards entsprachen. Die Kirche ist in dieselbe Falle getappt, indem sie kirchliche Regeln als Kriterium für die Messung der eigenen Spiritualität verwendet. Der einzige richtige Maßstab ist jedoch die Heilige Schrift, und die einzige richtige Grundlage für die Beurteilung sind Gottes Maßstäbe, nicht menschengemachte Maßstäbe.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Selbst wer darin schon geübt ist, kann noch dazulernen. Neue Gedankenanstöße helfen ihm…

Der Weise wird (O. möge) hören und an Kenntnis zunehmen, und der Verständige wird (O. möge) sich weisen Rat (Eig Steuerungen, d. h. Verhaltensregeln, weise Lenkung) erwerben; um einen Spruch zu verstehen und verschlungene Rede, (d. h. rätselhafter Spruch, bildliche Rede) Worte der Weisen und ihre Rätsel. –
Elberfelder 1871 – Sprüche 1,5–6

Wer weise ist, der hört darauf und vermehrt seine Kenntnisse,
und wer verständig ist, eignet sich weise Lebensführung an,
damit er den Spruch und die bildliche Rede verstehe,
die Worte der Weisen und ihre Rätsel.
Schlachter 2004 – Sprüche 1,5–6

Ein Weiser wird zuhören und mehr Unterweisung in sich aufnehmen, und ein Verständiger ist der, der sich geschickte Lenkung erwirbt, um einen Spruch und eine schwerverständliche Rede zu verstehen, die Worte von Weisen und ihre Rätsel.
neue Welt Übersetzung – Sprüche 1:5–6

Was kann mit älteren Büchern geschehen, die die Versammlung noch in ihrem Literaturvorrat hat?
Zunächst möchten wir empfehlen, daß ihr bei eurem Literaturdiener einige dieser Veröffentlichungen erwerbt. …
Es wäre auch gut, diejenigen, bei denen ihr Nachbesuche macht und mit denen ihr Studien durchführt, zu ermuntern, einige dieser älteren Veröffentlichungen zu lesen. Wenn sie dies tun, ist das für sie von großem geistigen Nutzen. — Sprüche 1:5.
Wie viele dieser älteren Veröffentlichungen hast du gelesen, sofern du noch nicht lange mit Jehovas Organisation verbunden bist? …

Königreichsdienst 09-1970

Auch wenn jemand etwas Erkenntnis der Bibel haben und am Predigtdienste Anteil nehmen mag, ist er doch nur dann weise, wenn er weiterhin den Worten Jehovas Gehör schenkt und so die Erkenntnis, die er schon besitzt, mehrt. In der Schrift steht geschrieben, daß ‚ein Weiser hören und mehr Belehrung in sich aufnehmen wird und ein Verständiger sich geschickt Lenkungsfähigkeit aneignet‘. (Sprüche 1:5, NW) Christen werden mit Lernen nie zu Ende kommen, sondern „der Pfad der Gerechten ist wie das glänzende Licht, das heller und heller leuchtet bis zum vollen Tag“. (Sprüche 4:18, NW) Jede Person, die Jehova zu dienen begonnen hat, muß in ihrem Interesse und zum Wohle derer, denen sie mit dem Evangelium dient, notwendigerweise zu größerer Reife voranschreiten. Es gibt viele Theorien und Philosophien, die von Menschen der Welt vorgebracht werden und gegen die der Christ zu kämpfen hat. Millionen Menschen haben sich von Lügen und falschen Ansichten gefangennehmen lassen und sind geistig krank.

Wachtturm – 15.Juli 1958

Wer aufwächst, muß lernen, wie man lernen soll. Dies trifft besonders in bezug auf geistiges Wachstum zu. Eine weise Person wird nicht nur willig hören, ja lauschen, sondern wird noch „mehr Belehrung“ annehmen, wird also nicht ‚immerdar lernen und dabei nie imstande sein, zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit zu kommen‘. Lernen ist ein Prozeß, durch den man an Wissen zunimmt. Vermehrtes Lernen weckt in uns den Wunsch, zu einer vollständigen und genauen Erkenntnis der Wahrheit voranzuschreiten, um Jehova zu gefallen und seine Anerkennung zu finden. — Sprüche 1:5; 2 Timotheus 3:7; Kolosser 1:9, 10, NW.
Jehova wird an Stelle der genauen Erkenntnis keinen billigen Ersatz dulden. Und auch wahre Christen dürfen sich solcher Ersatzmittel nicht bedienen. Die Führer der Christenheit machen viele Menschen zu Kirchenstuhlmietern, zu ‚Säulen der Kirche‘, aber wie viele rüsten sie dazu aus, ihre Mitmenschen Gottes Wort zu lehren? Über den heutigen Mangel an genauer Erkenntnis erklärte Jehova durch seinen Propheten: „Mein Volk wird vertilgt aus Mangel an Erkenntnis . . . Und wie dem Volk ergeht es dem Priester.“ Niemand gelangt zu einer genauen Erkenntnis der Wahrheit, es sei denn, die Lehren, die er annimmt, führen zur Wahrheit. Möge sich jeder von uns fragen: Stimmen die Lehren, die mir mitgeteilt worden sind, mit der Bibel überein? Haben sie mich befähigt, ja begeistert, ein tätiger Diener Gottes zu sein und „Tag für Tag die gute Botschaft der von ihm bewirkten Rettung“ zu erzählen? — Hos. 4:6, Elb; Vers 9, AB; Psalm 96:2, NW.

Wachtturm – 1.September 1958

Der weise Lehrer in den Sprüchen ist ein Wegweiser für seine Schüler: „Der Weise höre und lerne, und der Verständige lasse sich leiten“ (Spr 1,5). Der Begriff, der in diesem Vers für Führung verwendet wird, bezieht sich an anderer Stelle des Buches auf Fachwissen in der Navigation (11:14). Die Lehrkraft fungiert also als Navigator oder Coach, der dem Lernenden hilft, den Weg der Weisheit zu finden und zu gehen. Dieses Bild des Lehrers als Wegweiser kommt auch in Sprüche 4:11 zum Ausdruck: „Ich habe dich den Weg der Weisheit gelehrt; ich habe dich auf den Pfaden der Rechtschaffenheit geführt.“ In Anlehnung an Deuteronomium 6:7 heißt es in Sprüche 6:22: „Wenn du gehst, werden sie dich führen; wenn du dich niederlegst, werden sie über dich wachen; und wenn du erwachst, werden sie mit dir reden.“

Das Hauptziel des weisen Lehrers ist es, den Lernenden anzuleiten, weise in Jehovahs Welt zu leben. Wenn der/die Lernende jung und unerfahren ist, gibt der Lehrer/die Lehrerin ein hohes Maß an Anleitung, aber wenn der/die Lernende in seiner/ihrer Fähigkeit wächst, gute Entscheidungen zu treffen, tritt der Lehrer/die Lehrerin zurück, damit der/die Lernende seine/ihre unabhängige Kompetenz entwickeln kann. Mit seinem klugen Rat gibt der Lehrer einen Rahmen vor, innerhalb dessen der Lernende lernen kann, weise Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Die Rolle des Lehrers besteht darin, den Lernenden zu einer persönlichen Reife zu führen, die ihn ein Leben lang auf den Weg der Weisheit bringt.

Der weise Lehrer bemüht sich, den Lernenden Verständnis oder Einsicht beizubringen. Der hebräische Begriff für Einsicht bezieht sich auf die Fähigkeit, zwischen konkurrierenden Alternativen zu unterscheiden. Ohne Einsicht würde sich der Lernende wahrscheinlich für das entscheiden, was ihm am attraktivsten oder am bequemsten erscheint, anstatt die Alternative zu wählen, die Jahwe respektiert. Deshalb ruft die personifizierte Weisheit in Sprüche 9,6: „Verlasse deine einfachen Wege und lebe und wandle auf dem Weg der Einsicht.“

Jason S. Derouchie – Was den Autoren des AT wirklich wichtig war: Ein Überblick über die Bibel von Jesus

Was für das Studium der Sprüche gilt, gilt für das Studium jedes Buches der Bibel: Wenn wir nicht geistlich vorbereitet sind, fleißig und diszipliniert studieren und dem gehorsam sind, was Gott uns sagt, werden wir nicht viel von Gottes Wort verstehen. Die Bereitschaft zum Gehorsam ist wesentlich (Johannes 7,17). F.W. Robertson sagte, dass „Gehorsam das Organ der geistlichen Erkenntnis ist“. Der Heilige Geist lehrt den Ernsthaften, nicht den Neugierigen.
Mindestens ein Dutzend Mal findet man in den Sprüchen die Imperative „höre“ oder „höre zu“ (Spr 1,8; 4,1, 10; 5:7; 7:24; 8:6, 32-33; 19:20; 22:17; 23:19, 22); viele andere Verse erklären die Segnungen, die denen zuteil werden, die dem Wort Gottes gehorchen (die es hören und beherzigen) (1:5, 33; 8:34; 12:15; 15:31-32). Salomo warnt uns sogar davor, auf Belehrungen zu hören, die uns in die Irre führen (19,27; vgl. Ps 1,1). Das bedeutet nicht, dass christliche Studenten nicht die Klassiker und Bücher von Ungläubigen studieren können, aber sie müssen darauf achten, sie im Licht der Heiligen Schrift zu lesen. Der Ratschlag des gottesfürchtigen Robert Murray M’Cheyne ist hilfreich: „Hüte dich vor der Atmosphäre der Klassiker“, schrieb er an einen Studienfreund. „Wir sollten sie zwar kennen, aber nur so, wie Chemiker mit Giften umgehen – um ihre Eigenschaften zu entdecken, nicht um ihr Blut damit zu infizieren.“

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Aber nicht nur der junge Mensch hat es nötig, auf die Lehre zu achten, sondern auch und gerade der Weise. Hier wird er zum Hören aufgefordert. Denn auch das Hören vermehrt seine Einsicht. Er rechnet damit, daß Gott auch anderen Menschen Einsicht gegeben hat. Es lohnt sich, sie aufzunehmen (»erwerben«, V. 3, und »Einsicht« haben denselben Stamm). Der Weise wird durch die Einsicht der anderen nicht nur bereichert, sondern sie ist ihm lebensnotwendig, denn sie verhindert, daß er einseitig wird. Man vergleiche unser: Man wird von Tag zu Tag klüger (Dies diem docet) oder Sokrates’ Wort, das er nicht etwa am Anfang, sondern am Ende seines Gelehrtenlebens gesprochen hat: »Ich weiß, daß ich nichts weiß« (Nosco ut nihil nosco).
Interessant ist, daß die Steuerleute (hier erinnert Lenkungskunst an ihre Fähigkeit) in Hes 27,8 als Weise bezeichnet werden. Das Wort der LXX findet sich auch in 1Kor 12,28 (LÜ: Regierer). Es ist das Grundwort für unser Lehnwort Kybernetik. Lenkungskunst zu erwerben wird dem Verständigen helfen, sein eigenes Leben zu führen. Aber sicher nicht nur das. Die Weisen brauchen ja Nachwuchs: Er wird auch andere leiten können.
Mehrte nach V. 5 die Beschäftigung mit den Sprüchen die Weisheit allgemein, so wird hier ein engerer Kreis gezogen. Wer Sprüche studiert, wird natürlich auch Erfahrung gewinnen im Umgang mit dieser und ähnlichen Kunstformen. Er wird Einsicht gewinnen in Spruch und Anspielung, die Worte der Weisen und ihre Rätsel.
Wieder ist es nicht erforderlich, die einzelnen Begriffe scharf zu trennen. So leiten Hab 2,6 drei von ihnen nebeneinanderstehend den folgenden Text ein. Die hebr. Begriffe für Anspielung und Rätsel sind sehr selten, außerdem in recht verschiedenen Zusammenhängen gebraucht. Sie lassen sich also schwer bestimmen. Außerdem überlagern sich die Bedeutungen: Hebr. ist die Wurzel für Anspielung das Wort »spotten«. Aber auch Spruch/maschalkann ein Spottlied meinen (s.o.A. II). Ebenso ist uns Rätsel schon als mögliche Vorform der Zahlensprüche begegnet. Worte der Weisen scheint eine stehende Wendung zu sein. Pred 9,17; 12,11

Wuppertaler Studienbibel

Sind andere Menschen glücklich, dann freut euch mit ihnen. Sind sie traurig, dann begleitet sie in ihrem Kummer.

Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden.
Elberfelder 1871 – Römer 12,15

Wenn andere fröhlich sind, dann freut euch mit ihnen. Weint aber auch mit den Trauernden!
Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,15

Wenn Leute gut drauf sind, dann freut euch mit ihnen. Und wenn sie depressiv sind, dann weint mit ihnen.
VolxBibel – Römer 12:15

Paulus verstand auch, dass Gott uns göttliche Waffen gegeben hat, die wir bei unserer Suche nach Frieden einsetzen können. Zu diesen Waffen gehören die Heilige Schrift, das Gebet, die Wahrheit, die Gerechtigkeit, das Evangelium, der Glaube, die Liebe, die Freude, der Friede, die Geduld, die Freundlichkeit, die Güte, die Treue, die Sanftmut und die Selbstbeherrschung (Epheser 6,10-18; Galater 5,22-23). Vielen Menschen scheinen diese Mittel und Eigenschaften schwach und nutzlos zu sein, wenn es um „echte“ Probleme geht. Doch das sind genau die Waffen, die Jesus benutzte, um Satan zu besiegen und die Welt zu erobern (z.B. Mt. 4,1-11; 11,28-30; Johannes 14,15-17). Da Jesus sich entschied, diese Waffen zu benutzen, anstatt auf weltliche Waffen zurückzugreifen, sollten wir dasselbe tun.

In Römer 12,14-21 wird beschrieben, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir diese geistlichen Waffen einsetzen, besonders im Umgang mit Menschen, die sich uns widersetzen oder uns schlecht behandeln:
Segnet die, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht. Freut euch mit denen, die sich freuen; trauert mit denen, die trauern. Lebt in Harmonie miteinander. Seid nicht hochmütig, sondern seid bereit, mit Menschen von geringer Stellung Umgang zu pflegen. Seid nicht eingebildet. Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid darauf bedacht, das zu tun, was in den Augen aller richtig ist. Wenn es möglich ist, lebe, soweit es von dir abhängt, mit allen in Frieden. Rächt euch nicht, meine Freunde, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: „Es ist mein, mich zu rächen; ich will vergelten“, spricht der Herr. Ganz im Gegenteil: „Wenn dein Feind hungrig ist, gib ihm zu essen; wenn er durstig ist, gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, wirst du brennende Kohlen auf sein Haupt häufen.“ Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Dieser Abschnitt zeigt, dass Paulus das klassische militärische Prinzip verstanden hat, dass die beste Verteidigung ein effektiver Angriff ist. Er ermutigte nicht zu einer passiven Reaktion auf das Böse. Stattdessen lehrte er, dass wir in die Offensive gehen sollten – nicht um unsere Gegner niederzuschlagen oder zu zerstören, sondern um sie zu gewinnen, ihnen zu helfen, die Wahrheit zu erkennen und sie in eine rechte Beziehung zu Gott zu bringen. Wie dieser Abschnitt zeigt, gibt es fünf grundlegende Prinzipien, die zu einer siegreichen Offensive beitragen. Wir haben die meisten dieser Prinzipien bereits in früheren Kapiteln erwähnt, aber jetzt werden wir sie noch einmal betrachten, um zu sehen, wie wir sie bei Menschen anwenden können, die sich unseren Bemühungen, Frieden zu schaffen, hartnäckig widersetzt haben.

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Mit Trauernden zu weinen war in der Kultur der Antike fast überall ein Ausdruck der Sympathie. Philosophen und Moralisten warnten zwar häufig vor zu vielem Weinen, da es sinnlos und nutzlos sei, doch bei jüdischen Hochzeitsund Trauerfeiern (einschließlich der Begräbnisprozessionen, an denen die gesamte Öffentlichkeit teilnahm) wurde das Verhalten erwartet, zu dem Paulus die Christen hier auffordert.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die folgenden drei Verse sprechen von den Reaktionen eines Gläubigen auf die Handlungen und Gefühle anderer – sowohl Christen als auch Nicht-Christen. Haß, der sich in Verfolgungen äußert, erweckt meist wieder Haß. Paulus aber gebietet: Segnet, die euch verfolgen; segnet, und flucht nicht (vgl. Mt 5,44). Vielleicht dachte er dabei an Stephanus (Apg 7,59-60) und an Jesus Christus (Lk 23,34). Beide hatten diese Worte gelebt und Gott noch im Tod um Vergebung für ihre Verfolger gebeten.
Christen sollen in der Lage sein, mit anderen – Gläubigen und Nichtgläubigen – mitzuempfinden. Paulus verlangt: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Das aber setzt zunächst einmal die Einheit unter den Christen voraus: Seid eines Sinnes untereinander (vgl. Röm 15,5; Phil 2,2; 1 Petrus 3,8). Die Harmonie unter den Christen ist die Grundlage für ihre Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen. Auch diesen Gedanken formuliert Paulus noch genauer, und zwar sowohl positiv als auch negativ: Trachtet nicht nach hohen Dingen (wörtlich: „Denkt nicht hoch von euch selbst“; vgl. Röm 11,20; 12,3), sondern halteteuch herunter zu den geringen (vgl. Jak 2,1-9). Er faßt beide Aufforderungen in dem Gebot zusammen: Haltet euch nicht selbst für klug (vgl. Sprüche 3,7; Röm 11,25), denn eine solche Einstellung macht das Verständnis für andere unmöglich.

Walvoord Bibelkommentar

Damit schließt dieser Teil der Ermahnungen, und unser Blick wird darauf gelenkt, wie Christus selbst hienieden gehandelt hat: „Segnet die euch verfolgen, segnet und fluchet nicht. Freuet euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden” (V. 14.15). Ein welch vollkommenes Beispiel hat unser hochgelobter Herr uns in diesem allen gegeben! Er vergoß Tränen tiefsten Mitgefühls über die Stadt voller Mörder, betete für Seine Feinde, und Seine Liebe war groß genug, um Ihn an den Freuden und Leiden der Menschen um Ihn her innig Anteil nehmen zu lassen. Machen wir es auch so, entgegen unserer so leicht erregbaren und selbstsüchtigen Natur!

Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief

Vierzehntens: Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht (V. 14).[155] Das griechische Wort für „segnen“, eulogeó, bedeutet „gut reden“ oder „loben“. In Lukas 24,50 und an anderen Stellen wird eulogeó verwendet, wenn Gott Menschen segnet. In Lukas 1,64 und an anderen Stellen wird es verwendet, wenn Gott sein Volk segnet. In Römer 12:14 taucht der Begriff zweimal auf, und beide Male setzt Paulus ihn in den aktiven Imperativ der Gegenwart, um zu betonen, dass das Segnen zur Gewohnheit im Leben der Gläubigen werden soll. Dieses Prinzip wird auch in 1. Petrus 3,8-9 erläutert:
Jedes Mal, wenn Gläubige bekämpft und angefeindet werden, sollten sie es ihren Gegnern vergelten, indem sie sie segnen.

Fünfzehntens: Freue dich mit denen, die sich freuen (V. 15a).[156] Anders als in der englischen Übersetzung fehlt im griechischen Vers die richtige Verbform. Eine wörtlichere Übersetzung des Verses wäre „sich mit den sich Freuenden freuen“. Die Gläubigen sollen sich mit denen identifizieren, die etwas haben, worüber sie sich freuen können.

Sechzehntens: Weint mit denen, die weinen (V. 15b). Die Gläubigen sollen sich auch mit denen identifizieren, die über einen Verlust oder eine Katastrophe trauern.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

Dieser Vers richtet sich an dieselben Leser. Die Verfolger können sehr wohl dieselben sein, die unter anderen Umständen Mitgefühl brauchen. Der Christ kann da nicht wählerisch sein. Ob wir mit Reichen oder Armen zu tun haben oder vor Angenehmem oder Unangenehmen stehen, ob sich Freuden oder Trübsale des Lebens ankündigen – wir müssen so reagieren, wie es die Umstände erfordern. Unsere Reaktion muß unvoreingenommen sein. Unser Herr machte bei der Freude der Hochzeit zu Kana mit, und am Grab des kurz zuvor verstorbenen Lazarus weinte er mit den Trauernden. Der Ausdruck »erschütterte sich« (Johannes 11,33) verdeutlicht, daß Er Seine Gefühle beherrschte. Er weinte, doch wurde Er nicht von ungezügelten Gefühlen der Erschütterung beherrscht. Der Gläubige sollte in Freude wie in Leid über seinen Gefühlen stehen. Doch gleichzeitig müssen wir einsehen, daß mit zunehmender Intensität der Beziehung auch die Anteilnahme intensiver wird.
    Es ist eine wohlbekannte Tatsache, daß das »Weinen mit den Weinenden« einfacher ist als das »Freuen mit den sich Freuenden«. Wenn es um Sorgen geht, spielt Neid keine Rolle, doch wenn es einen Grund zur Freude gibt, kann Neid tatsächlich ein Problem sein. Man braucht eine edle Gesinnung, um an der Freude eines anderen teilzuhaben, insbesondere wenn diese Person bisher wenig Interesse an den Freuden und Leiden anderer gezeigt hat. Die Maßstäbe des Christseins sind hoch. Wenn sich die Christen schon nicht richtig verhalten, kann man das von anderen erst recht nicht erwarten. Außerdem kann heute ein Tag der Freude oder des Leids für jemand anderes sein, und morgen ist Freude oder Leid womöglich das Los des Gläubigen. Deshalb geziemt es sich für alle, zu wissen, wann die rechte Zeit zum Mitfreuen und die Zeit zum Mitweinen ist.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Noch einmal und ich werde den Himmel und die Erde erschüttern

Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene.
Elberfelder 1871 – Haggai 2,6

Denn, so hat ER der Umscharte gesprochen,
noch auf eins, es ist um ein weniges nur,
erschüttre ich
den Himmel und die Erde
und das Meer und das Trockne,
erschüttre alle Weltstämme ich,
daß sie kommen,
aller Weltstämme Köstlichkeit,
mit Ehrenschein fülle ich dies Haus,
hat ER der Umscharte gesprochen.
Buber & Rosenzweig – Haggai 2:6–7

Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nur eine kleine Weile noch, und ich erschüttere den Himmel und die Erde, das Meer und das Land, und ich erschüttere alle Völker, und dann werden die Kostbarkeiten aller Völker kommen, und ich werde dieses Haus mit Pracht erfüllen, spricht der Herr der Heerscharen. (a) Ps 72:10; Jes 60:5
Zürcher 1931 – Haggai 2,6–7

Die erste Botschaft Haggais hatte Tadel gebracht. Die zweite, weniger als einen Monat später, nachdem die Führer und das Volk gehorcht hatten, bringt ihnen Ermutigungen und Ermunterungen: „seid stark… und arbeitet“ – legt ihnen Jehova nahe -, es geht um meine Ehre. Eure Arbeit geschieht im Hinblick auf eine Person: „das Ersehnte aller Nationen“, Christus, der in Herrlichkeit erscheinen wird (Vers 7).
Aber wo ist diese Kraft zu finden? „Ich bin mit euch“, ist die kostbare Antwort, ich, der allmächtige Gott, Jehova der Heerscharen. Und das, was ich euch gebe, genügt: „das Wort… und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!“ (Verse 4,5). Gesegnete Hilfsquellen! Sie sind auch für uns da, die wir, wie Haggai, in einer Zeit des Verfalls leben. In seiner dritten Botschaft erinnert der Prophet an die praktische Heiligkeit, ohne die keine Arbeit von Gott anerkannt werden kann. Und die doppelte Frage, die den Priestern gestellt wird, bestätigt den allgemeinen Grundsatz, dass unsere Berührungen mit einer beschmutzten Welt diese nie reinigen werden. Ganz im Gegenteil, wir werden auf die Dauer unweigerlich von einer schlechten Umgebung angesteckt werden (1 Korinther 15,33).
„Ich bin bei euch alle Tage“, hat der Herr Jesus versprochen (Matthäus 28,20). Aber lasst uns auch unserseits immer bei Ihm bleiben.

Jean Koechlin -Ährenlese im Alten Testament Haggai

Die Worte “ nur noch eine kleine Weile “ deuten nicht eine zeitliche Unmittelbarkeit an, sondern unterstreichen den drohenden, immer zu vergegenwärtigenden Charakter des Handelns Gottes im Sinne eines „Es-kann-jeden-Augenblick-geschehen“. Das noch in der Zukunft liegende Gericht Gottes ( ich werde Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttern ) wird in Gestalt eines Erdbebens als Symbol des übernatürlichen Eingreifens Gottes dargestellt (vgl. Jes 2,12-21; 13,13; Hes 38,20; Am 8,8; Hag 2,21-22 ). Wenn Jesus Christus auf die Erde zurückkehren wird, „werden Himmel und Erde erbeben“ ( Joe 4,16; Mt 24,29-30 ). Nicht nur die Ordnung der Natur wird in ihren Grundfesten wanken, auch die Menschen werden zittern ( alle Heiden will ich erschüttern ; V. 7 ). Das „Erschüttern“ der Heiden bezieht sich eventuell auf das Sammeln der Völker zur Schlacht von Harmagedon ( Sach 14,1-4 ).
Der Verfasser des Hebräerbriefes zitiert Hag 2,6 ( Hebr 12,26 ) und fügt hinzu, daß das Königreich Gottes, das „unerschütterlich“ ( Hebr 12,28 ) ist, alle Strafgerichte Gottes überstehen wird. In Haggais Zeit nahm man an, daß Gottes Gericht unmittelbar bevorstehe. Die Propheten des Alten Testaments sahen die weite Zeitspanne zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu Christi nicht (vgl. Jes 61,1-2; Lk 4,18-21 ).

Walvoord Bibelkommentar

Der gottesfürchtige Christ wird aufgefordert, die Mühe, die durch die augenblickliche Arbeit verursacht wird, und die vor ihm liegende Herrlichkeit gegeneinander abzuwägen (2 Korinther 4,17). Christus, „das Ersehnte aller Nationen wird kommen“ (Hag 2,7) (- Andere übersetzen hier: „Die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen.“ Beide Übersetzungen sind möglich, denn es werden im Textzusammenhang sowohl materielle Dinge als auch eine Person erwähnt. Aber ist Christus nicht eine Kostbarkeit, in welcher alle gesegnet werden? Andererseits steht das Verb im Urtext im Plural. Könnte man hier nicht ein verstecktes Bild der Dreieinigkeit sehen? -), und seine Gegenwart wird das Haus mit einer noch größeren Herrlichkeit erfüllen. Das Haus ist an sich nicht herrlich (Ps 26,8); es ist die Gegenwart Gottes, welche die Herrlichkeit des Hauses ausmacht. Diese Prophezeiung hat sich schon teilweise erfüllt, als die wahre Wolke der Herrlichkeit – Christus – in den Tempel kam, wie es in den Evangelien berichtet wird. Aber sie wird bei seinem zweiten Kommen ihre vollständige Erfüllung finden. „Noch einmal, eine kurze Zeit ist es“ (Hag 2,6). Alle Zeitalter der Menschheit sind im göttlichen Zeitplan in dieser kurzen Zeit eingeschlossen. Für Gott sind „tausend Jahre wie ein Tag“ (2 Petrus 3,8).

Philippe Laügt – Das Buch Haggai

Nachdem Gott ihnen die Ermutigung der Vergangenheit gegeben hatte, gab er ihnen nun eine Verheißung für die Zukunft. Zu dieser Verheißung werden drei Aussagen gemacht.
Zunächst prophezeite er in Vers 6 ein „Erschüttern“: Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, es ist eine kleine Weile, und ich werde den Himmel und die Erde, das Meer und das trockene Land erschüttern.
Dies ist eine prophetische, zukünftige Erschütterung in Vorbereitung auf das messianische Königreich. Die hebräischen Worte, die hier verwendet werden, sind die gleichen, mit denen man von der endgültigen Umwälzung der Nationen in der Endzeit spricht, in Verbindung mit der Wiederkunft des Messias. Diese Verwendung findet sich auch in Jesaja 13:13 und 14:16. Gott hat versprochen, dass ein Tag kommen wird, an dem es eine letzte Erschütterung als Vorbereitung für das messianische Königreich geben wird. Diese Erschütterung wird während der Großen Trübsal stattfinden.

Eine zweite Vorhersage macht er in Vers 7: Und ich will alle Völker erschüttern, und die Kostbarkeiten aller Völker sollen kommen, und ich will dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen, spricht Jehova der Heerscharen.
Die zweite Vorhersage war die Füllung des Hauses Gottes. Der Begriff „kostbare Dinge“ bedeutet „erlesene Dinge“. Der Punkt ist, dass die Heiden den Tempel mit ihren erlesenen Dingen verschönern werden. Nach der Erschütterung der Trübsal in Vers 6, wird das Königreich kommen. Im messianischen Königreich wird es einen tausendjährigen Tempel geben, der der von den Heiden verschönerte Tempel sein wird. Dies wurde auch in Jesaja 60:5-7 vorhergesagt. Wie bereits erwähnt, ist es aus Gottes Sicht immer nur ein Haus, ob es der salomonische Tempel, der zweite Tempel oder der tausendjährige Tempel ist. Außerdem wird die Herrlichkeit auch die Schechinah-Herrlichkeit beinhalten, wenn die Schechinah-Herrlichkeit in den Tausendjährigen Tempel zurückkehrt, gemäß Hesekiel 43:5.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Haggai

Mit Denn (V. 6) wird angezeigt, daß die Verse 6–9 die Ermutigung zum Weiterbauen begründen.
Noch einmal – nur kurze Zeit wird es dauern – erschüttere ich den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland: Das ist die erste Verheißung in diesen Versen. Die hebräischen Anfangsworte sind schwer zu übersetzen. Eine Reihe von Auslegern nimmt hier Streichungen vor. Die griechische Bibel aus dem 3. Jh. v.Chr., die Septuaginta, übersetzt nur die beiden ersten von den vier in Frage kommenden hebräischen Wörtern. Aber das kann daran liegen, daß die Septuaginta, wie Elliger sagt, »vereinfacht«. Deshalb empfiehlt es sich auch hier, am überlieferten hebräischen Text zu bleiben und so zu übersetzen, wie wir es getan haben. Es geht dann um zwei Gedanken. Noch einmal erschüttere ich den Himmel … usw. Schon einmal hat Gott eine solche Erschütterung gewirkt, und zwar beim Bundschluß am Sinai, wie es Hebr 12,26f sagt und wie aus 2Mo 19,18 hervorgeht. Wenn aber die erste Erschütterung beim Abschluß des Alten Bundes geschah, dann muß die neue Erschütterung den Abschluß des Neuen Bundes markieren! In der Tat ist dies bei der Kreuzigung Jesu geschehen, als die Sonne sich verfinsterte und die Erde erbebte (Mt 27,45.51ff). Haggai deutet also in V. 6 voraus auf die messianische Zeit. Ja, der Hebräerbrief eröffnet uns in 12,26ff noch eine weitere Perspektive, die uns die endgültige Erfüllung zeigt: nämlich das Vergehen der alten und das Kommen der neuen Welt (vgl. 2Petr 3,12). Erst dann wird Gott mit seinem neuen Schöpferhandeln den Himmel und die Erde und das Meer und das Festland im Vollsinne erschüttern, während am Sinai und auf Golgatha eine Erschütterung des Meeres noch nicht festzustellen war. Wir müssen uns also darüber klarwerden, daß Hag 2,6ff die Endzeit ankündigt. Und so Gewaltiges wird bei einem so armseligen Zustand der damaligen Bauarbeiten ausgesprochen!

Nun könnte man freilich gegen diese messianische Deutung von Hag 2,6 einen Einwand erheben. Der zweite Gedanke des Verses lautet ja: nur kurze Zeit wird es dauern, bis das alles geschieht. Diese Wendung entspricht im Hebräischen genau dem, was Jesus in Joh 13,33; 14,19; 16,16ff mit den Worten »noch eine kleine Weile« bzw. »(noch) über ein Kleines« ausdrückt. Aber müßte man dann nicht erwarten, daß die Erschütterung, von der Hag 2,6 redet, schon bald nach dem Tempelbau oder nach Haggais Tod stattgefunden hätte? Hat die Botschaft Haggais dann nicht getäuscht? Eine solche Täuschung nehmen tatsächlich einige Ausleger an. Man darf hier aber nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Schon die Rabbinen warnten bei der Diskussion über Hag 2,6 vor dem Berechnen von Fristen. Wenn tausend Jahre vor Gott wie ein Tag sind (Ps 90,4; 2Petr 3,8), dann ist das runde halbe Jahrtausend von Haggai bis zur Stiftung des Neuen Bundes nur ein halber Gottestag. In der Perspektive der Prophetie ist es durchaus berechtigt, von einer nur kurzen Zeit zu sprechen.
Vielleicht sollten wir noch notieren, daß die Erschütterung der Erde usw. in der Prophetie öfters ein Zeichen für das Handeln Gottes ist.
[7] Ja, alle Völker werde ich erschüttern: Das ist die zweite Verheißung in diesen Versen. Wir beobachten in allen Teilen der Bibel, daß Gott der Herr der Geschichte und der Herr der Völker-Welt ist (vgl. nur den Schöpfungsbericht oder die Psalmen 91–100 oder Jes 45; Jer 46–51; Hes 25–32; Dan 2 und 7–12; Am 1–2; Ob; Jon 1–4; Nah). Besonders eng sind die Parallelen bei Jesaja und Hesekiel (Jes 14,16; Hes 31,16). Aber eine weitere Parallele erfordert unsere Aufmerksamkeit, nämlich die Endzeitrede Jesu. Auch dort sind Erdbeben und Völkererschütterung miteinander verbunden (Mt 24,6fpar.). Das zeigt, daß Jesus die Linie der Propheten fortsetzt und vollendet. Das zeigt aber auch, daß Hag 2,7 wieder endzeitlich und messianisch zu lesen ist. Wer glaubt, daß Hag 2,7 aus den vorangehenden Erschütterungen im Perserreich zu erklären ist, befindet sich auf einem Holzweg.
Doch was heißt das: Alle Völker werde ich erschüttern? Meint es die Demütigung der Völker? Jes 49,23 und 60,14 können für eine solche Deutung sprechen. Handelt es sich um das »Stürzen von Thronen innerhalb der Völkerwelt«? Dafür spricht die Parallele in Mt 24,6f. Handelt es sich um Tributleistungen an den Tempel und damit an Israel und seinen Gott? Die Fortsetzung in V. 7 und der Vergleich mit Jes 60,4ff lassen sich dafür anführen. Oder handelt es sich um die Schau »einer neuen Menschheit, die der Glaube an den einen Herrn wieder einigt«? In all diesen Deutungen steckt etwas Wahres. Geht man davon aus, daß Hag 2,6ff auf die messianische Endzeit zielt, dann müssen dort die bisherigen Weltreiche verschwinden, die alten Regierungen abtreten, die Völker sich dem Herrn zuwenden und von Jerusalem Heil und Segen ausgehen. Bis in die Grundfesten hinein wird die Völkerwelt umgestaltet werden. Das alles muß aber nicht mit einem einzigen Schlag geschehen. Vielmehr müssen wir nach dem biblischen Zusammenhang mit mehrfachen Erfüllungen rechnen. Auch Jesus legt es uns in Mt 24,8 nahe, mit mehreren »Wehen« oder Wellen zu rechnen (»Anfang der Wehen«). So ergreift die Völkerwelt eine Veränderung durch das Auftauchen neuer Weltreiche (vgl. Dan 2 und 7!), eine Veränderung durch die Mission der Gemeinde des Neuen Bundes (vgl. Mt 24,14), eine Veränderung durch das Antichrist-Reich und schließlich, durch das Tausendjährige Reich (Offb 20,1ff).

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe.

Sein Herr sprach zu ihm: Wohl, du guter und treuer Knecht! über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn
Elberfelder 1871 – Matthäus 25,23

Sehr gut‹, erwiderte der Herr, ›du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist mit dem wenigen treu umgegangen, darum will ich dir viel anvertrauen. Komm herein zum Freudenfest deines Herrn!‹
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Matthäus 25,23

Da war der Chef echt happy und meinte auch zu ihm: ‚Sie haben es voll gebracht! Sie sind mit dem wenigen Geld gut umgegangen, ich werde Sie auch befördern. Wenn Sie wollen, können Sie heute Abend auch zu meiner Gartenparty kommen, Sie sind herzlich eingeladen!‘
VolxBibel – Matthäus 25:23

Jesus erzählt eine Geschichte von einem reichen Mann
und seinen 3 Dienern.
Einmal wollte Jesus seinen Freunden sagen:
Einige Menschen können viel arbeiten.
Einige Menschen können wenig arbeiten.
Alles ist in Ordnung.
Gott will nur, dass er sich auf die Menschen verlassen kann.
Das ist wichtig.

Jesus erzählte dazu eine Geschichte.
Die Geschichte ging so:

Es war einmal ein reicher Mann.
Der Mann wollte für lange Zeit weg fahren.
Die Diener sollten in der Zwischen-Zeit auf das Geld von dem Mann
aufpassen.
Und noch mehr Geld verdienen.
Der reiche Mann gab dem ersten Diener 5 Millionen Euro.
Dem zweiten Diener 2 Millionen Euro.
Dem dritten Diener 10 000 Euro.
Dann fuhr der reiche Mann weg.

Der erste Diener arbeitete sofort mit den 5 Millionen Euro.
Der Diener verdiente noch 5 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 10 Millionen Euro.
Der zweite Diener arbeitete auch sofort mit den 2 Millionen Euro.
Der zweite Diener verdiente noch 2 Millionen Euro dazu.
Da hatte der Diener insgesamt 4 Millionen Euro.
Der dritte Diener ging in den Garten.
Der Diener machte im Garten ein tiefes Loch.
Der Diener legte die 10 000 Euro in das Loch.
Der Diener machte das Loch wieder zu.
Das war alles.
Der Diener arbeitete überhaupt nicht.
Der Diener dachte heimlich:
So können die 10 000 Euro nicht verloren gehen.
Jetzt kann ich keinen Ärger bekommen.

Nach langer Zeit kam der reiche Mann wieder nach Hause.
Der reiche Mann war sehr gespannt.
Der reiche Mann wollte wissen, wie viel Geld die Diener verdient haben.
Der erste Diener kam zuerst.
Der erste Diener sagte:
Herr, du hast mir 5 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 5 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 10 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Dann kam der zweite Diener.
Der zweite Diener sagte:
Herr, du hast mir 2 Millionen Euro gegeben.
Ich habe noch einmal 2 Millionen dazu verdient.
Jetzt hast du 4 Millionen Euro.

Der reiche Mann sagte:
Toll.
Du hast tüchtig gearbeitet.
Du bist ein guter Diener.
Auf Dich kann ich mich verlassen.
Du sollst eine wichtige Aufgabe bekommen.
Aber erst feiern wir ein Fest.

Zum Schluss kam der Diener mit den 10 000 Euro.
Der Diener ging in den Garten.
Der Diener holte die 10 000 Euro wieder aus dem Loch.
Der Diener gab dem reichen Mann die 10 000 Euro.
Der Diener sagte:
Hier ist dein Geld.
Ich habe das Geld im Garten eingegraben.
Damit von dem Geld nichts verloren geht.
Du bekommst das ganze Geld zurück.
Du brauchst keinen Ärger machen.

Da wurde der reiche Mann wütend.
Der reiche Mann sagte:
Du solltest mit dem Geld arbeiten.
Oder das Geld zur Spar-Kasse bringen.
Dann bekomme ich für das Geld Zinsen.
Du bist ein fauler Diener.
Auf dich kann ich mich gar nicht verlassen.
Dich werfe ich raus.
Du sollst nicht mehr für mich arbeiten.
Und der Diener mit den 10 Millionen Euro bekommt die
10 000 Euro noch dazu.
Weil ich mich auf den guten Diener verlassen kann.

Jesus sagte:
Auf einige Menschen kann man sich verlassen.
Diese Menschen bekommen immer mehr.
Auf andere Menschen kann man sich gar nicht verlassen.
Diesen Menschen gibt keiner gerne etwas.
Bei Gott ist es genauso.
Gott sieht, auf welche Menschen er sich verlassen kann.
Diesen Menschen will Gott viel schenken

Evangelium in Leichter Sprache – Mt 25,1–30

Wie in dem dies verdeutlichenden Gleichnis (Matthäus 25:14-30) gezeigt wird, ruft der Herr bei seiner Wiederkunft zuerst seine Knechte und rechnet mit ihnen. Bei der Abrechnung mit den Knechten, die ihre Pfunde treulich verwendet und den Willen ihres Herrn zu erkennen und zu tun suchten, zeigt das Gleichnis, dass ein jeder, sobald er geprüft ist, in „die Freude seines Herrn“ eingelassen wird, ehe er die verheißene Herrschaft empfängt. Nun sehen wir dieses Gleichnis sich vor uns erfüllen, und zwar ehe unsere Teilnahme am Reiche beginnt. Selbst ehe noch die Feinde besiegt sind, wird jedem Treuen gestattet, eine klare Erkenntnis über das kommende Königreich und seine Herrlichkeit und über das großartige Werk des herauf dämmernden Tausendjahr-Tages zu gewinnen; und dieser Einblick in die große, bald durch die Wirksamkeit Christi und seiner verherrlichten Kirche für die ganze Menschheit zu vollbringende Restitution ist die Freude des Herrn, an der teilzunehmen ihnen gestattet wird.

Charles Taze Russell im Jahr 1890 „Dein Königreich komme“

Der Lohn der Treuen ist ein doppelter: Es wird ihnen nicht bloß wenig, sondern viel unterstellt, und sie werden zur Freude ihres Herrn geladen. Sie bleiben seine Diener, die er weiter nach seinem Willen tätig macht. Sie empfangen aber dazu reichere Kraft, einen größeren Machtbereich. Christus kennt kein müßiges Leben, auch nicht im Himmelreich; denn die Seinen sollen an seiner Herrschaft tätigen Anteil nehmen. Aber er hat nicht nur die größere Aufgabe für sie, sondern teilt seine eigene Freude mit ihnen. Er stellt sie neben sich und heißt sie selig sein in dem, was ihn selig macht. So stellt Jesus seinen Jüngern dar, was sein Dienst ihnen bringt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Mann im Gleichnis, der in die Fremde zieht, vertraut drei Knechten seine Güter an, und zwar gibt der abreisende Herr dem ersten fünf Talente, dem zweiten zwei Talente und dem dritten nur ein Talent. Ein Talent ist eine Geldsumme von etwa 5000 Mark. Lange Zeit bleibt der Herr des Gleichnisses aus. Er läßt auf sich warten. Man weiß nicht, wann er zurückkommt. Mit besonderer Betonung wird gesagt: »Nach langer Zeit kam der Herr zurück« (V. 19). Dann richtet der Herr über das Schaffen seiner Knechte. Der erste Knecht hat seine fünf Talente verdoppelt, das sind 50000 Mark, der zweite ebenfalls, das sind 20000 Mark geworden. Der dritte Knecht hat nichts verloren, aber auch nichts gewonnen. Er hat also nicht gearbeitet. Das Urteil des Herrn lautet für die beiden arbeitenden Knechte gleich. Sie gehen ein »zur Freude« des Herrn. Das Urteil des Herrn über den dritten Knecht ist ein vernichtendes. Das ist kurz der Gang des Gleichnisses.
Nutzanwendung in kurzen Worten: Es genügt nicht, auf die Wiederkunft des Herrn und auf das Gericht zu warten, sondern der Christ muß die Zeit des irdischen Lebens nutzen, um zu arbeiten und zu wirken mit den ihm geschenkten Gaben. Treue erwartet der Herr von einem jeden von uns, bis daß er kommt. »Handelt, bis daß ich wiederkomme!« (Lk 19,13).
Das ist kurz der Grundgedanke der Deutung. Nun die Ausführung: Die verschieden hohe Summe der Talente weist hin auf die verschiedenen Veranlagungen, Fähigkeiten und Gaben der Knechte. Nicht die Gaben als solche sind wichtig, sondern dies, wie die Knechte diese Gaben ausgewertet und genutzt haben.
Der Herr verlangt nicht von allen dasselbe. Dem einen hat er mehr anvertraut, dem andern weniger! Ist das nicht ungerecht seitens des Gebers? Nein, denn in diesem Gleichnis sind nicht die Gaben als solche als das Eigentliche und Wesentliche betont, sondern die Nutzung und Wertung dieser Gaben. Und dabei ist der Herr gerecht, vollkommen gerecht! Denn der Herr mutet niemandem mehr zu, als er leisten kann. Denn nicht der Unterschied ist wichtig, der zwischen den beiden ersten Knechten besteht, sondern der Gegensatz, in dem der dritte Knecht gegenüber den beiden ersten Knechten sich befindet.
Also eine Ungerechtigkeit seitens des gebenden und schenkenden Herrn und Gottes kann nicht vorliegen! Denn nicht die Gabe als solche steht im Mittelpunkt des Berichtes, sondern die Treue, mit welcher die Gaben verwaltet, und zwar genutzt werden ihm zur Ehre.

Wuppertaler Studienbibel

Der Sinn des fünften Gleichnisses ist es, in erweiterter Form die Notwendigkeit zu betonen, weiter zu arbeiten, während man wacht und wartet. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Gläubigen unterschieden, sondern zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Die Gläubigen werden weiter arbeiten, während sie auf die Wiederkunft des Herrn warten; aber der Ungläubige kann nicht in dem Werk des Herrn arbeiten und wird deshalb zur Zeit der Wiederkunft des Herrn nichts vorzuweisen haben. Er wird als der Böse erklärt. Er kommt an den Ort der äußeren Finsternis und an den Ort des Heulens und des Zähneklapperns, die beschreibenden Ausdrücke des Feuersees.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias : eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse

Bei diesem Gleichnis liegt die Betonung auf der Notwendigkeit, an der Arbeit zu bleiben, während man wachsam ist und in Erwartung des Kommenden lebt. Auch hier wird nicht zwischen verschiedenen Arten von Glaubenden unterschieden. Die Glaubenden sind die Knechte, die weiter fleißig arbeiten, während sie auf die Rückkehr ihres Herrn warten. Aber der Ungläubige kann nicht für den Herrn tätig sein und wird deshalb bei der Wiederkunft Christi nichts vorzuweisen haben. Christus hat insgesamt fünf Gleichnisse vorgelegt, drei kurze und zwei ausführliche. Alle betonen die Notwendigkeit, wachsam, bereit und im Werk des Herrn tätig zu sein, während man auf die Wiederkunft des Herrn wartet.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Das fünfte Gleichnis betont das fleißige Arbeiten, um das es im dritten Gleichnis ging. Wieder wird zwischen Gläubigen und Ungläubigen unterschieden. Die Gläubigen arbeiteten, und die Ungläubigen arbeiteten nicht: Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht (Matthäus 25,26). Der Knecht wird böse genannt, was zeigt, dass er unerlöst war, und er wird faul genannt, was bedeutet, dass er nicht arbeitete.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Das Gleichnis von den Talenten … schließt sich eng an die Ermahnung zur Wachsamkeit an, im Hinblick auf die plötzliche und sichere Wiederkunft Christi und die Belohnung oder Bestrafung, die dann erfolgen wird. . . . Das Gleichnis beginnt fast unvermittelt mit den Worten: ‚Denn [es ist] wie ein Mensch, der in die Fremde ging, [der] seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Güter übergab.‘ Die Betonung liegt darauf, dass sie seine eigenen Diener waren, und dass sie in seinem Interesse handeln sollten. Sein Eigentum wurde ihnen übergeben, nicht zur sicheren Verwahrung, sondern damit sie im Interesse ihres Meisters so gut wie möglich damit umgehen. Dies geht aus dem hervor, was unmittelbar folgt: ‚und so gab er einem fünf Talente …, einem aber zwei …, einem aber einen …, einem jeden nach seinem Vermögen‘ – das heißt, er gab einem jeden nach seinem Vermögen, im Verhältnis, wie er ihn für eine größere oder kleinere Verwaltung für geeignet hielt. Und er reiste alsbald ins Ausland. Nachdem Er die Verwaltung Seiner Angelegenheiten Seinen Dienern anvertraut hatte, je nach ihren Fähigkeiten, ging Er sofort weg.

So weit können wir keine Schwierigkeiten haben, den Sinn des Gleichnisses zu verstehen. Unser Herr, der uns für das Haus des Vaters verlassen hat, ist auf die Reise ins Ausland gegangen, und seinen eigenen Dienern hat er das, was er als seine eigenen „Güter“ beansprucht, nicht zur Verwahrung, sondern zum Gebrauch für ihn in der Zeit zwischen seiner Abreise und seiner Rückkehr anvertraut. Wir dürfen dies nicht auf die Verwaltung Seines Wortes oder auf das Heilige Amt beschränken, obwohl diese vielleicht vorrangig im Blick waren. Es bezieht sich allgemein auf alles, was ein Mensch hat, um Christus zu dienen; denn alles, was der Christ hat – seine Zeit, sein Geld, seine Möglichkeiten, seine Talente oder sein Wissen (und nicht nur „das Wort“) – gehört Christus und ist uns anvertraut, nicht um es zu verwahren, sondern um damit für den abwesenden Meister zu handeln – um den Fortschritt seines Reiches zu fördern. Und einem jeden von uns gibt er entsprechend seiner Arbeitsfähigkeit – geistig, moralisch und sogar körperlich – dem einen fünf, dem anderen zwei und dem nächsten ein „Talent“. Diese Arbeitsfähigkeit liegt nicht in unserer eigenen Macht; aber es liegt in unserer Macht, für Christus zu gebrauchen, was immer wir haben mögen

Edersheim

wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt

Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: (Eig Abteilung; ein militärischer Ausdruck) der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt, wenn er weggetan haben wird alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht. Denn er muß herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod (Eig Als letzter Feind wird der Tod weggetan)
„Denn alles hat er seinen Füßen unterworfen.“ (Ps 8,6) Wenn er aber sagt, daß alles unterworfen sei, so ist es offenbar, daß der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat.
Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei.)
Elberfelder 1871 – 1. Kor 15,23–28

Jeder Einzelne erlebt die Auferstehung in einer ganz bestimmten Abfolge: Der Bahnbrecher ist der Messias. Danach folgen die, die zum Messias gehören, dann, wenn er sichtbar vor allen erscheinen wird. ° Und danach kommt das Ende, wenn er die Königsherrschaft Gott dem Vater wieder übergibt, dann, wenn er alle Herrschaft, Autorität und Macht vernichtet hat. ° Denn er muss als König regieren bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ihm alle seine Feinde endgültig unter seine Füße gelegt hat. ° Der allerletzte Feind, der vernichtet wird, das ist der Tod.
Denn Gott hat ihm alles endgültig unterworfen. Wenn es nun in Gottes Buch heißt:
»Alles ist ihm unterworfen«,
dann ist dabei ja auch klar, dass der davon ausgenommen ist, der ihm alles untergeordnet hat. ° Wenn ihm also alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem untergeordnet, der ihm alles unterworfen hat. Dann wird Gott alles in allem sein.
Roland Werner – Das Buch – 1. Korinther 15,23–28

Christus machte den Anfang; dann kommen die, welche Christus angehören, so oft er erscheint, um Auslese zu halten; die letzten kommen dann, wenn er Gott und dem Vater das Reich übergeben wird, sobald er jede andere Herrschaft und gottfeindliche Gewalt und Macht zum Aufhören gebracht hat. Christus muss ja so lange als König herrschen, bis Gott ihm alle Feinde zu Füßen gelegt hat. Der letzte Feind, der sich unterwirft, ist der Todesfürst; es heißt ja: „Bis er ihm alles zu Füßen gelegt hat.“ Sobald Christus sagen wird: „Alles ist unterworfen!“ ist selbstverständlich derjenige von der Unterwerfung ausgenommen, der Christus alles unterworfen hat. Wenn aber Christus alles unterworfen ist, dann wird Christus selbst als der Sohn sich demjenigen unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.
Johannes Greber – 1936 – 1.Korinther 15,23–28

Ein jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung. Der Erstling Christus, darnach die, so Christi sind, in seiner Zukunft; hernach das Ende, wenn er überantworten wird die Regierung dem Gott und Vater; wenn er aufheben wird alles Fürstentum und alle Gewalt und Macht.
Denn Er muß regieren, bis er alle Feinde unter seine Füße legt. Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. Denn alles hat er untergetan unter seine Füße; wenn er aber sagt, daß alles untergetan worden sei, ist’ offenbar, daß es sei außer demjenigen, der ihm das alles untergetan hat; wenn aber das alles ihm untergetan werden wird, alsdann wird auch er selbst, der Sohn, untertan werden dem, der ihm das alles untergetan hat; auf daß Gott sei alles in allen.
Johann Albrecht Bengel – 1.Korinther 15:23–28

Aber das geschieht nach der von Gott festgelegten Ordnung. Zuerst ist Christus auferstanden. Als nächstes werden, wenn er wiederkommt, die auferstehen (- Od Zuerst ist Christus lebendig gemacht worden. Als nächstes werden, wenn er wiederkommt, die lebendig gemacht werden. -), die zu ihm gehören. Und dann wird Christus die Herrschaft Gott, dem Vater, übergeben – dann, wenn er allen gottfeindlichen Mächten, Kräften und Gewalten ein Ende bereitet hat; dann ist das Ziel erreicht.
( – Jeder aber in der eigenen ´zeitlichen` Ordnung: Als Erstlingsfrucht Christus, dann die, die Christus gehören, bei seiner Wiederkunft, danach das Ziel/ Ende, wenn er die Herrschaft (od das Reich) dem Gott und Vater übergibt, wenn er jeder Herrschaft und jeder Gewalt und Macht ein Ende bereitet hat. Manche übersetzen Ordnung mit Abteilung/Gruppe und Ziel mit Rest; in diesem Fall weist Vers (neben Christus in Vers 23a und den Christen in Vers 23b) auf eine dritte »Abteilung« von Personen hin, die auferweckt werden: diejenigen, die nicht an Christus glauben. – )  
Denn Christus muss so lange herrschen, bis »Gott ihm alle seine Feinde unter die Füße gelegt hat« (. Od bis »er sich alle seine Feinde unterworfen hat«. Psalm 110,1. -).  Der letzte Feind ist der Tod, aber auch ihm wird schließlich ein Ende bereitet, 27 denn es heißt in der Schrift: »Alles hat Gott ihm unter die Füße gelegt.« (- Psalm 8,7 -) Ausgenommen von diesem »alles« ist natürlich der (- Od »Alles hat Gott ihm unter die Füße gelegt.« Wenn Gott dann erklären wird, dass Christus alles unterstellt ist, ist natürlich der ausgenommen. Aü »Alles hat er sich unterworfen.« Wenn Christus dann erklären wird, dass ihm alles unterstellt ist, ist natürlich der ausgenommen. W 27 Denn »alles hat er seinen Füßen unterworfen«. Wenn es aber heißt / Wenn er aber sagt, dass alles unterworfen ist, ist klar, dass der ausgenommen ist. -), der Christus zum Herrscher über alles gemacht hat. 28 Wenn dann alles unter die Herrschaft von Christus gestellt ist, wird er selbst, der Sohn, sich dem unterstellen (- wird auch er selbst, der Sohn, dem unterstellt werden. -), der ihn zum Herrn über alles gemacht hat. Und dann ist Gott alles in allen (- Od in allem. -)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 15:23–28

Wie gefährlich das „Bibelmikado“-Spiel ist, sehen wir hier in 1.Korinther. Wir dürfen eben nicht, einfach mit einer Konkordanz Bibelstellen zusammenstellen, damit unser Gedankenkonstrukt mit „der Bibel übereinstimmt“!

Die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten hängen insofern untrennbar zusammen, dass Christus „als Erstling unter denen, die entschlafen sind“ von den Toten auferstanden ist. Der „Erstling“ ist der erste Teil eines Ganzen (16,15; Röm 8,23; 11,16; 16,5; 2Thess 2,13). Jesu Auferstehung wird damit „als Auftakt, Grund und Versprechen der allgemeinen Totenauferweckung charakterisiert, die darum, von jener unabtrennbar, in Kürze folgen wird.“ (Schrage, 160).
(21-22) Warum ist Christus der „Erstling“ derer, die von den Toten auferstehen? Paulus begründet dies durch einen Vergleich mit Adam. Durch diesen „einen Menschen“ ist „der Tod gekommen“. Genauso kommt nun „durch einen Menschen“ – Jesus Christus – „die Auferstehung der Toten“. So „wie sie in Adam alle sterben“, so „werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden“.
(23-24) Die folgenden Verse erklären die einzelnen „Etappen“ dieser endzeitlichen Ereignisse:
• Christus ist der „Erstling“.
• Bei seinem zweiten Kommen werden alle von den Toten auferstehen, „die Christus angehören“.
• Dann kommt „das Ende“ bzw. die Vollendung. Nachdem Christus „alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat“ übergibt er „das Reich Gott, dem Vater“.
(25-28) Die letzte „Etappe“ wird nun ausführlich erläutert. Zunächst stellt Paulus fest, dass Christus so lange herrschen muss, „bis er [Christus] alle Feinde unter seine [Gottes] Füße gelegt hat“ (EB; die LB übersetzt irrtümlich: „… bis Gott ihm alle Feinde unter seine Füße legt.“). „Der letzte Feind“, den Christus vernichten wird, „ist der Tod“ (vgl. 15,54-57).
In diesem Zusammenhang zitiert Paulus Ps 8,7: „Alles hat er unter seine Füße getan“. Damit er nicht missverstanden wird, erklärt er, dass die Aussage, dass Christus „alles“ unterworfen ist nicht meint, dass Christus auch Gott selbst unterworfen hat. Als derjenige, „der ihm“ – Christus – „alles unterworfen hat“, ist Gott davon „ausgenommen“.
Wenn Christus mit Gottes Hilfe „alles unterworfen worden ist, dann wird sich auch der Sohn selbst dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat“ (Übersetzung Schrage IV, 152). Warum? „Damit Gott sei alles in allem“ – damit Gottes Herrschaft allumfassend ist.

Mainka – 1. Korintherbrief

Eines der wichtigsten Geheimnisse, die Paulus lehrt, ist, dass der reguläre Ablauf der Geschichte in einem letzten, dramatischen Moment gipfeln wird: „Hört, ich will euch ein Geheimnis sagen! Wir werden nicht alle sterben, sondern wir werden alle verwandelt werden, in einem Augenblick, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn die Posaune wird erschallen, und wir werden verwandelt werden“ (15,51; vgl. 7,26-31; 1 Thess 4,16). Das Thema der Auferstehung steht im Mittelpunkt des Paulusevangeliums (vgl. Röm 6,5-11). Für ihn bedeuten der Tod und die Auferstehung Christi eine Verwandlung der Welt, den Beginn der vollen Souveränität Gottes auf Erden, die von keiner bösen oder dämonischen Macht beeinträchtigt wird. Christus ist „die Erstlingsfrucht derer, die gestorben sind“ (1 Kor 15,20). Seine Auferstehung gilt als einzigartig, aber auch als der Beginn eines Paradigmas. Die Gläubigen sollen nach dem Tod das ewige Leben empfangen, wie es Jesus nach seiner Kreuzigung tat. Paulus verwendet eine Adam/Christus-Typologie, wenn er diese Behauptung aufstellt: „Denn da der Tod durch einen Menschen gekommen ist, ist auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen gekommen“ (Vers 21; vgl. Verse 43-49). Während Gott durch Adam den Tod eingeführt hat, so das Argument des Apostels, hat er durch Christus das (ewige) Leben geschaffen.
Paulus fährt fort, indem er ein eschatologisches Szenario entwirft. Korinther 15:23 behauptet, dass zunächst die Erstlinge (die Auferstehung Christi) kommen und „dann bei seiner Ankunft (ἐν τῇ παρουσίᾳ αὐτοῦ) die, die zu Christus gehören“. Die Parusie bezeichnet die Wiederkunft des auferstandenen Christus, bei der die Gläubigen auferweckt werden. Danach, so Paulus, „kommt das Ende (τὸ τέλος), wenn (ὅταν) er das Reich Gott, dem Vater, übergibt, nachdem (ὅταν) er jeden Herrscher und jede Gewalt und Macht vernichtet hat“ (Vers 24). Paulus stellt sich nicht nur den Sturz der politischen Führer vor, sondern einen umfassenderen Sturz der Bosheit, der Sünde und sogar des Todes (Verse 26, 54-55; vgl. Röm 8,38). Nach ihrem Sturz übt Gottes Herrschaft, das himmlische Reich, die volle Kontrolle über die Welt aus. Die eschatologischen Ereignisse, die Paulus in 1. Korinther 15 verkündet, haben eine dreifache Abfolge. Das erste, die Auferstehung Christi, ist für Paulus bereits geschehen. Das zweite ist die Parusie, die zur Auferstehung der Gläubigen und zum Umsturz der weltlichen Mächte führt. Das dritte ist das Telos, die letzte Stufe des göttlichen Plans, die die Rückkehr der göttlichen Herrschaft von Christus zum Herrn umfasst – die volle Herrschaft der Souveränität Gottes.
Der Umfang der eschatologischen Aussagen des Paulus ist beeindruckend. Aber der Teufel steckt in den Details. Christus erhält eine Art Kontrolle über das Reich Gottes, die er aber wieder abgibt, sobald das Böse besiegt ist (15,28). Das bedeutet, auch wenn es im Brief nicht ausdrücklich gesagt wird, dass der auferstandene Christus ein König oder zumindest eine Art Repräsentant des Reiches Gottes auf Erden wird, nicht unähnlich dem „Menschensohn“ in Daniel 7. Im Ersten Korintherbrief wird jedoch nicht gesagt, wann genau Christus diesen erhabenen Status erlangen und die Macht erlangen soll, mit der er das Böse besiegt (1 Kor 15,24). Aus dem Brief selbst geht hervor, dass dies bei seiner Auferstehung oder seiner Parusie geschehen könnte.

Die eschatologische Verkündigung des Paulus in 1. Korinther 15 lässt sich besser verstehen, wenn man sie mit jüdischen Apokalypsen vergleicht, die etwa zeitgleich entstanden sind. Ich konzentriere mich auf die Gleichnisse des Henoch und des 2 Baruch, die beide in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts N. CHR. verfasst wurden (man beachte auch 4 Esra). Sie sind in äthiopischer bzw. syrischer Sprache überliefert. In den Similitüden wird das eschatologische Gericht nicht von Gott im Himmel vollstreckt, sondern vom Menschensohn (walda beʾsi), dem Titel einer messianischen Gestalt (im Gegensatz zu Daniel 7), die auf einem Thron auf der Erde sitzt (1 En. 46:2-3; vgl. 61:8; 69:29). Der Menschensohn wird die weltlichen Mächte richten und besiegen: „Alle Könige und Mächtigen und Erhabenen und alle, die das Land beherrschen, werden vor ihm auf ihr Angesicht fallen“ (62,9), ebenso wie die Sünder und die Ungerechten im Allgemeinen (Vers 2; vgl. 4 Esra 12,32-33). Das eschatologische Szenario sieht eine umwälzende und radikale Umgestaltung der Erde vor, bei der die „Berge wie Widder springen werden“ (1. En. 51:4). Es wird auch eine Auferstehung der Toten geben (Vers 1).

Gabriele Boccaccini und Carlos A. Segovia – Paulus der Jude – Den Apostel als Figur des Judentums des Zweiten Tempels neu lesen

Die Geschehnisse am Ende der Zeit werden in einer bestimmten Ordnung ablaufen. Paulus geht es hier nicht darum, die Reihenfolge der künftigen Auferstehung bis ins Detail zu schildern, sondern er möchte der christlichen Gemeinde, die er anspricht, ihren Platz innerhalb dieses Ablaufes aufzeigen. Wie er schon zuvor festgehalten hat (V. 20), ist Christus das Vorbild der Christen und der Garant ihrer Gewißheit.
Er wird zurückkehren, wie er Versprochen hat (Joh 14,2-3), und dann werden die, die seine Kirche bilden, und auch die im Glauben an Christus Gestorbenen auferweckt werden (1Thes 4,16). In dieser Abfolge ist zwar nicht von einem bestimmten zeitlichen Rahmen die Rede, doch wir wissen, daß inzwischen schon etwa 2000 Jahre Verstrichen sind.

1Kor 15,24
Nach der Auferstehung der Kirche folgt eine weitere Periode, bis Christus dann am Ende … das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird (vgl. Mt 13,41-43). Manche Exegeten bestreiten allerdings, daß diese Verse irgendeinen Hinweis auf eine Zeit zwischen der Auferstehung der Gemeinde und dem endgültigen Gericht enthalten; ihrer Ansicht nach werden die Wiederkehr Christi und die Vollendung aller Dinge gleichzeitig stattfinden. Wie im vorigen Vers erfahren wir auch hier nichts über die Zeiträume, in denen sich diese Ereignisse abspielen.
Es ist durchaus denkbar, daß sie in ihrer chronologischen Abfolge nahezu zusammenfallen (1Kor 15,5), doch es ist ebensogut möglich, daß sie sich über eine bestimmte Zeit hinziehen (vgl. V. 23). Angesichts der Tatsache, daß zwischen der ersten und der zweiten Phase – zwischen der Himmelfahrt und der Wiederkunft Christi – an die 2000 Jahre Verstreichen konnten, wäre ein Zeitraum, der halb so lang währt, ein tausendjähriges Interim zwischen der zweiten und der dritten Phase, ohne weiteres vorstellbar.

1Kor 15:25-26
Wenn Christus zurückkehrt, wird der Tod, die Personifizierung des letzten Widersachers Christi (vgl. V. 55; Hebräer 2,14), endgültig besiegt werden. Dabei wird nicht, wie manche Korinther glauben, der Körper der Menschen, sondern der Zerstörer des Körpers, der Tod selbst, vernichtet werden.

1Kor 15:27-28
Die Reprise des in diesen Versen ausgesprochenen Gedankens findet sich in Vers 57. Durch die Macht Gottes wird dem fleischgewordenen Christus alles unterworfen werden (vgl. Phil 3,21), er selbst aber wird Gott untertan sein. Damit findet das Werk des Sohnes seine Erfüllung in der Herrlichkeit des Vaters (vgl. Joh 17,4-5). Das ist auch die endgültige Bestimmung derGemeinde (vgl. 1Kor 10,31; Eph 1,6.12.14 ). Wenn Gott alles in allem (vgl. Röm 11,36) sein wird, wird die neue Schöpfung vollendet sein, und der auferstandene Christus und seine Gemeinde werden an dieser Vollendung teilhaben (vgl. Offb 22,1).

Walvoord Bibelkommentar

23 Paulus offenbart nun – in groben Zügen – daß das prophetische Programm auf der Auferstehung Christi ruht. Er macht die Reihenfolge der Tatsachen bekannt:
Die Auferstehung des Christus, des Erstlings
Die Parusie , die Ankunft, welche die umfaßt, die „Christus gehören“.
Das Ende
, das uns an die Grenze des ewigen Seins führt, wenn Christus, als der göttliche Testamentvollstrecker das Reich Gott, dem Vater, übergibt, nachdem er die Absicht der Gottheit völlig erfüllt hat.
Wir sollten beachten, daß wir heute zwischen der Auferstehung Christi und der Parusie stehen. Außerdem sollten wir beachten, daß das ganze prophetische Programm sich von der Parusie (1 Thessalonicher 4,16-18) bis zum „Ende“ ausdehnt. ( Parusie bedeutet nicht nur das Kommen, sondern auch das anschließende Bleiben. Es ist ein spezieller Ausdruck, der gebraucht wird, um das Kommen des HERRN zu beschreiben.) Noch einmal muß betont werden, daß dieses ganze Programm bis zu seiner Erfüllung auf der Tatsache der Auferstehung Christi ruht. Es ist klar, daß der Apostel die Bezugnahme auf das Programm streng zusammenfaßt. Er führt unsere Gedanken von der Parusie zum Ende und läßt alle Bezugnahmen auf die Drangsal, auf Details, wie die öffentliche Ankunft Christi, die Bedingungen während des 1000jährigen Reiches und die letzte Rebellion (Offb 20,7-10) weg. Wieder wird der HERR als Erstling bezeichnet, ein sehr passender Titel im Zusammenhang mit der Auferstehung. Dieser Titel bringt uns die ständige Zusicherung, daß auch wir auferstehen werden, so wie Er auferstand. Er steht allein in dieser „Ordnung“, da Seine Auferstehung außergewöhnlich und einzigartig ist. Der Ausdruck „die, welche des Christus sind“ bezieht sich auf alle, die Ihm gehören, was auch die Heiligen des AT einschließen könnte. Wenn das so ist, dann würden sie bei der Entrückung mit der Gemeinde auferstehen, da sie „nicht ohne uns“ vollendet werden sollten (Hebräer 11,40). Wann die Heiligen des AT auferstehen, ist der Gegenstand vieler Kontroversen gewesen, so wird es nicht gut für uns sein, hier dogmatisch zu werden. Diejenigen, die Dan 12,2 für eine leibliche Auferstehung halten, werden vielleicht darauf bestehen, daß solch eine Auferstehung stattfindet, wenn der HERR zur Aufrichtung Seines Reiches kommt.
24 Das Ende bezieht sich wahrscheinlich auf das Ende der Weltordnung, die Vollendung aller Dinge und wird hier als das definiert, wenn Christus das Reich „übergibt“ (man beachte den Präsens). Der Wechsel vom Präsens zum Aorist „wenn er … weggetan haben wird“ beschreibt, daß das „Weggetanwerden“ dem „Übergeben“ vorangeht. „Alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht“ bezieht sich auf das, was menschlich oder satanisch ist. „Weggetan“ ( katargeô) bedeutet abschaffen, unwirksam machen, alle Formen des Widerstandes annullieren. Das würde alles einschließen, was stattfindet, wenn Er Sein Reich aufrichtet und wenn Er die letzte Rebellion niederschlägt, von der in Offb 20,7-10 berichtet wird. In der menschlichen Sphäre schließt „Herrschaft“ jede Form von Herrschaft ein, die diese Welt kennt, von einer Diktatur bis zur Demokratie. „Gewalt“ bezieht sich auf die, welche die Herrschaft ausüben, auf die, welche als Autoritäten über irgend eine Nation gesetzt sind. „Macht“ ist das Mittel, mit dem die Herrschaft ausgeübt wird, z.B. durch Polizei oder Armee. Alle Personen, die solch einen einflußreichen Platz am „Ende“ der Zeit innehaben, werden gerichtet und am Schicksal des Tieres, des falschen Propheten, des Königs des Südens, des Königs des Nordens, der Assyrer, Gogs und Magogs und anderer teilhaben. In der Geisterwelt bezieht sich die satanische Herrschaft auf Dämonen, die unter der Herrschaft Satans stehen, denen bestimmte Gebiete übergeben sind, in denen sie ihren unheilvollen Einfluß auf Nationen ausüben – siehe Dan 10,13: „der Fürst des Königreiches Persien“. Was hier betont wird, ist die Tatsache ihres Gerichts, nicht die Mittel, durch die es vollzogen wird.
25-26 Die Aussage „er muß herrschen“ ist sehr beruhigend. Gott hat es verfügt und niemand kann es hindern. Das Wort „muß“ deutet an, daß es sicher und zwangsläufig so ist. Schließlich wird Christus Seinen wahren Platz einnehmen: „ein König wird in Gerechtigkeit regieren“ (Jes 32,1). Als Sohn Abrahams wird Er das Land, als Sohn Davids den Thron und als Sohn des Menschen die Erde beanspruchen. Was in Ps 110,1 von Gott ausgesagt ist, wird hier auf Christus bezogen. „Unter seine Füße“ bedeutet den völligen Sieg und die absolute Vormachtstellung. Er ist unbestritten HERR. Keine Macht kann sich gegen Ihn stellen. All das wird sicher geschehen. Wie gut ist es, daß wir in unseren Tagen, wo das Böse so herrscht und wuchert, diese große Wahrheit erfassen dürfen, daß schließlich das, was Gott versprochen hat, sicher eintreten wird. Auch der letzte Feind, der Tod, wird seiner Macht beraubt. Er wird hier gesondert als ein unabhängiger Feind erwähnt, dessen Macht von Anfang an universal war. „Der Tod wird nicht mehr sein“ (Offb 21,4). All das, was von Gott in dem ewigen Sein aufgerichtet wird, ist jenseits der Macht des Todes. Es ist eine todesfreie Szene, wo das ewige Leben unangefochten herrschen und regieren wird. Offb 20,14 beschreibt das Ende des Gerichtes über den Tod: „Und der Tod und der Hades wurden in den Feuersee geworfen.“ Es sollte beachtet werden, daß es in 2.Tim 1,10 als ein Ergebnis des ersten Kommens Christi dargestellt wird, daß Er „den Tod zunichte gemacht“ hat. Dies bezieht sich auf Seinen Sieg über Ihn in der Auferstehung. Für den Christen wurde er besiegt.
27-28 Es wird gut sein, die Personen zu unterscheiden, auf die sich die Pronomen in diesen Versen beziehen. „Denn alles hat er (Gott) seinen (Christi) Füßen unterworfen.“ Wenn er aber sagt, daß alles unterworfen sei, so ist es offenbar, daß der ausgenommen ist (Gott), der ihm (Christus) alles unterworfen hat. Wenn ihm (Christus) aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem (Gott) unterworfen sein, der ihm (Christus) alles unterworfen hat, auf daß Gott alles in allem sei.“ Der einleitende Ausdruck in V.27 ist aus Ps 8,6 zitiert: „Alles hast du unter seine Füße gestellt.“ Dort bezieht es sich auf die Vormachtstellung des Menschen (Adam) über die Schöpfung – hier bezieht es sich direkt auf Christus. „Alle Dinge“ hat eine universelle Reichweite mit einer einzigartigen Ausnahme: Gott selbst. Die Veränderung der Zeitform sollte hier beachtet werden: „Alles hat er seinen Füßen unterworfen“ ist ein Aorist, d.h. ein vollständiger, ein für allemal geschehener Akt der Unterwerfung. „Daß alles unterworfen sei“ ist Perfekt und deutet an, daß die Unterwerfung beständig bleibt. „Der ihm alles unterworfen hat“ ist wieder Aorist und bezieht sich auf die erste Aussage. Die universale Oberherrschaft gehört Christus, aber das vermischt sich nicht mit der Oberherrschaft des Vaters und verstößt nicht gegen diese. V.28 liefert den abschließenden Gedanken zu dem ganzen Schema. Es wird gesagt, daß der Sohn selbst dem Vater unterworfen sein wird. Sein Werk als göttlicher Werkmeister der Gottheit ist nun vollendet und die abgefallene Schöpfung ist wieder in Übereinstimmung mit Gott gebracht. Nun unterwirft Er sich selbst Gott. Einige haben Schwierigkeiten in diesem Ausdruck gefunden, wenn aber einmal beachtet wird, daß die Unterordnung administrativ und nicht wesenhaft ist, dann wird alles klar. Es bezieht sich auf eine offizielle Stellung, nicht auf die Gemeinschaft. Offiziell ist Er untergeordnet und wird es auch im ewigen Zustand als göttliche Exekutive bleiben, Er wird die Herrschaft als Haupt ausüben. In diesem Sinn beeinflußt die Unterwerfung nicht die Wesensgleichheit. Nach allem hat sich der HERR in die Unterordnung unter den Vater begeben, um den Platz des Dieners einzunehmen und Seinen Willen zu vollführen. W. Hoste hat in “ Bible Problems and Answers „ S. 340 eine interessante Notiz: „Die exakte Ordnung der Worte ist diese: Dann also (dann, nicht weniger als vorher) wird der Sohn selbst unterworfen werden, daß Gott alles in allem sei (nicht werde).“ Alles wird nun dem göttlichen Wunsch entsprechend sein. Gott und die Gottheit wird nun in ungestörter Ruhe ruhen. Jeder Feind ist unterworfen, und die ganze Schöpfung wird in den ewigen Zustand eingehen – Kampf und Konflikt auf der Erde sind für immer vorbei.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Wirkungsmacht der Auferstehung Jesu Christi drängt zum Ende der Geschichte. Das Ende der alten Schöpfung ist mit dem Morgen der Auferstehung eingeläutet. Doch Gott vollendet sein Heil nach seiner »Ordnung«. Es ist ein Begriff aus dem militärischen Bereich, der hier im Griechischen steht, etwa als »Heeresabteilung« wiederzugeben. Die Endvollendung des Heils sind Kampfabschnitte, in denen der dreieinige Gott zur Vernichtung der Feinde antritt. Jetzt, vor der Wiederkunft Jesu Christi, kämpft Gott in dieser Welt im Angriff der Liebe, der noch nicht vernichtet, sondern in gewinnender Liebe heimsuchen und damit retten will. Er wird aber mit unwiderstehlicher Gewalt vernichten alle gottwidrige »Herrschaft« (gemeint sind die sich absolut setzenden staatlichen Gewalten, gipfelnd im Antichrist), alle »Obrigkeit« (im Blick sind alle, die die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über Menschen ausüben wollen, seien es Religionen, Ideologien oder Machthaber) und alle »Gewalt« (besonders ist an Mächte und Machthaberei gedacht, die sogar Wunderkraft, übernatürliche Macht gegen Gott einsetzen, wie es in der antichristlichen Zeit geschehen wird). Nach deren Überwindung wird das Heil vollendet sein.
Jedoch dies ist das Endziel. Jetzt geht es nach Gottes Heilsplan von Angriff zu Angriff: »Der Erstling Christus«, der Angriff des Evangeliums; seine Auferstehung hat die Macht des Todes gebrochen (vgl. Offb 1,18). Danach folgt der Angriff gegen alle Herrschaft des Satans, wenn der Christus bei seiner Wiederkunft die Seinen, die ihm »angehören« (wörtlich: »die des Christus«), der satanischen Herrschaft entreißen wird. Hier bezeugt Paulus klar die Auferstehung (bzw. Entrückung) der Gemeinde Jesu Christi vor dem Ende der Welt. Die Wiederkunft Jesu gilt zunächst seiner Gemeinde und wird sie vollenden. »Danach das Ende«: jetzt kommt der Heilsplan Gottes zum Vollendungsziel. Christus wird das Reich dem Vater übergeben. Gottes Ehre wird darin zur vollendeten Darstellung kommen. Das Evangelium ist Botschaft vom endgültigen Sieg der Gottesherrschaft. Wer aber die Auferstehung Jesu Christi umdeutet oder gar leugnet, verliert das ganze Heilshandeln bis zum Vollendungsziel aus den Augen.

15,25: »Denn er muß herrschen, bis daß er ›alle Feinde unter seine Füße lege‹. (Ps 110,1)«
Die Herrschaft Christi wird alle Feinde schließlich vernichten. Schon in Psalm 110,1 sieht der Apostel das verheißen. Paulus versteht diese atl. Stelle messianisch, wie Jesus selbst (vgl. Mt 22,44; Apg 2,34 ff.; Hebr 1,13; auch Phil 3,8–10). Was dort von Gottes Herrschaft gesagt ist, vollzieht Gott in Christus. Paulus malt die letzte Vollendungsstufe nicht aus, doch dürfen wir bei dieser Königsherrschaft Jesu Christi wohl an das Tausendjährige Reich denken, das uns schon das AT in vielen auf diese Erde als Reich des Messias weisenden Verheißungen andeutet (vgl. Jes 11–12; 25,6ff.; 26,1 ff.; 32,1 ff.; 35; 49,8ff.; 52; 60; 62 und bei anderen Propheten), und wie es auch das NT bezeugt (vgl. Mt 24,31; 1 Thes 4,16ff.; Offb 20,1 ff.). 15,26: »Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.«
Vor dem neuen Himmel und der neuen Erde steht die Vernichtung des Todes. Er wird seine Macht verlieren, ja wird abgetan, »vernichtet« werden (vgl. Offb 20,14; 21,4; vgl. auch 2 Tim 1,10). Dann werden alle Mächte, die das Herrschaftsrecht des Todes begründeten, abgetan sein, auch Satan und alle seine Engel. Damit ist auch der Tod entmächtigt.

15,27: »Denn ›alles hat er unter seine Füße getan‹ (Ps 8,7). Wenn er aber sagt, alles sei untertan, ist’s offenbar, daß ausgenommen ist der, der ihm alles untergetan hat.«
So christusgefüllt ist für den Apostel das AT. Aus dem Wort Psalm 8,7 ersieht Paulus – ursprünglich beschreibt dieses Wort die königliche Stellung des Menschen über allem Geschöpflichen – die königliche, nicht aufzuhaltende Siegesmacht des Christus bei der Vollendung. Für diesen »Menschen« (vgl. V.21) gilt dieses Schriftwort in prophetischer Voraussage. Gott überträgt seinem Sohn alle Macht (vgl. Mt 28,18). Ihm wird alles »untertan« (wörtlich: »unterworfen«) von Gott, dem Vater. Der Vater aber, das ist »offenbar« (im Sinn von »offenkundig«), verleiht dem Sohn diese Macht. Er ist nicht dem Sohn »untergetan«, sondern der Sohn vollzieht den Heilswillen des Vaters zu Gottes Ehre. Er ist Sohn – das ist Jesu Christi Ehre und Ruhm. Wie der irdische Jesus, so sucht auch der himmlische Christus in allem die Ehre des Vaters (vgl. Joh 5,4ff.; 8,50).

15,28: »Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allem.«
Der Sohn wird sich dem Vater unterstellen. Seine Liebe wird hier zur Vollendung kommen, sein Wille erfüllt: »Gott wird sein alles in allem.« Seine Ehre, Gottes Ruhm wird über allem sichtbar sein. Von Allversöhnung kann nicht die Rede sein, denn es geht ja zu diesem Endziel durch ewige Vernichtung der Feinde. Nein, hier ist die erste Bitte des Vaterunsers am Ziel: »Dein Name werde geheiligt.« Gottes Klarheit, Macht, Ruhm und Ehre wird das All durchdringen und bestimmen (vgl. Offb 21,2ff.; 22,5).

Edition C Bibelkommentar