Schlagwort: Jehova

Leib und Geist zusammengefügt?

Ja, du bists,
der bereitete meine Nieren,
mich wob im Leib meiner Mutter!
Danken will ich dir dafür,
daß ich furchtbar bin ausgesondert:
sonderlich ist, was du machst,
sehr erkennts meine Seele.
Buber & Rosenzweig – Ps 139,13–14

Denn du besaßest (O. bildetest) meine Nieren; du wobest mich in meiner Mutter Leibe. Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl.
Elberfelder 1871 – Psalm 139:13–14

Auch diesen Vers hatten wir schon im Mai 2020 – aber aus gegebenen Anlaß nun aus einem anderen Blickwinkel. Bitte lies aber auch den „alten Artikel“, denn ich werde die alten Zitate und Bibelübersetzungen nicht zweimal einstellen.

Denn du hast meine Nieren bereitet. David fährt zwar in derselben Lehre fort, geht aber einen kleinen Schritt weiter und sagt, es sei nicht zu verwundern, dass der, der die Nieren oder das Herz bereitet hat, auch die geheimsten Gedankengänge der Menschen durchforscht. Er bezeichnet also die Nieren als eine Richtertribüne, von der aus Gott sein Gericht ausübt. Es ist auch, sagt er, nicht zu verwundern, dass die Ränke und Ausflüchte unseres Herzens den nicht täuschen, der uns noch im Mutterleibe so klar durchschaut hat, als ob wir mitten im hellen Lichte gestanden hätten. Damit ist uns klar, was David veranlasste, von der Erschaffung des Menschen zu sprechen.
Dasselbe hat er im folgenden Vers im Auge, dessen Worte zwar verschiedene Auslegung zulassen, dessen Sinn aber leicht verständlich ist. Er besagt, dass David wunderbar gebildet worden ist, so dass es ihn mit gerechter Bewunderung und mit Schrecken erfüllen muss. Und das drängt ihn, in einen Lobpreis Gottes auszubrechen. Daher kommt ja unser fleischlich sicheres Sichgehenlassen, weil wir nicht genug erwägen, wie wunderbar der himmlische Werkmeister uns geformt hat. Hierauf geht David vom Einzelnen zum Allgemeinen über und ruft aus, alle die Werke Gottes, denen unsere Blicke begegnen, seien ebenso viele Wunder, die unsere Seelen mit Macht zu ihm ziehen sollen. Denn erst das ist (wie wir schon anderswo sagten) eine rechte Betrachtung der Werke Gottes, die in Bewunderung ausschlägt. Wenn er nun beifügt: Das erkennt meine Seele wohl – nämlich die Wunder, die doch unser Verstand nicht zu fassen vermag – so will er damit nichts anderes sagen, als dass er bescheiden und nüchtern darnach trachten und dazu tüchtig werden will, die Wunder Gottes zu spüren und seine unendliche Herrlichkeit und Hoheit anzubeten. Es ist also hier nicht ein solches Erkennen gemeint, bei welchem unsere natürlichen Sinne sich der Wunder bemächtigen, die ja nach Davids Bekenntnis unbegreiflich sind (wie denn die Weltweisen in ihrer Vermessenheit Gott alles Geheimnisvolle nehmen wollen); sondern es wird nur das gläubige Aufmerken angedeutet, das uns erweckt, Gott die Ehre zu geben.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

V 13.III Rückblick auf die Erschaffung des Beters durch Gott (V 13–18). Der Abschnitt V 13–16 versammelt verschiedene Vorstellungen zur Menschenschöpfung. V 13 Das Verb קנה V 13a trägt im älteren Sprachgebrauch die Bedeutung »käuflich erwerben« (vgl. Ps 74,2; 78,54) und erlangt erst in nachexilischer Zeit die schöpfungstheologische Bedeutung von »erschaffen«. Das »Innerste« (wörtlich die »Nieren«) legt sich vom Eingangsmotiv der Prüfung JHWHs von »Herz und Nieren« her nahe. Hier zielt der Begriff nicht auf die Erschaffung eines Körperteils, sondern auf die Erschaffung des ganzen Menschen von seinem Inneren her. V 13b zieht das Bild des Webens heran: Wie der Weber mit dem Weberschiffchen eine kunstvolle Textur wirkt (vgl. Ijob 10,11; Spr 8,23). Der Psalmist geht auf die vorgeburtliche Existenz im Mutterschoß zurück wie in Ps 22,10 und Jer 1,5.
V 14. Erschaffung des Beters und seine Existenz vor Gott. V 14 erschließt sich von V 6 her. Aus dem rätselhaften Wissen JHWHs, das den Beter irritierte, ist nun die Zustimmung zum Wirken JHWHs im Dank geworden. Die Erschaffung seiner Person wird nun unter die »furchterregenden Machttaten« JHWHs eingereiht. Diese bezeichneten bisher in Ps 45,5; 65,6; 106,22 vornehmlich Gottes Taten in der Geschichte. Hier werden sie auf die Erschaffung des Menschen angewandt. Das Verb פלא Nifal »wunderbar sein« bezeichnet in absoluter Verwendung hier die Erschaffung. Der anschließende partizipiale Nominalsatz unterstreicht die Aussage in geläufigerer Diktion, vgl. Ps 104,24 und 138,8. V 14b dokumentiert das verständnisvolle Verstehen des Beters. Stilistisch rahmen die Aussagen zu Dank/Bekenntnis und Verstehen/Erkenntnis des Beters die Schöpfungstaten JHWHs. So drückt der gesamte Vers den neuen Einklang von Gott und Beter aus.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Daß der Mensch bis auf den Grund und allenthalben Gotte offenbar ist, wird nun aus der Entstehung des Menschen begründet. Die Entwickelung des Kindes im Mutterleibe galt der isr. Chokma als eins der größten Geheimnisse Koh. 11, 5.; hier preist der D. dieses Werden als ein Wunder der allwissenden und allgegenwärtigen Allmacht Gottes. קָנָה bed. hier nicht beschaffen acquirere, sondern herrichten condere, und סָכַךְ bed. nicht: schirmen wie 140, 8. Iob 40, 22., eig. überflechten, verzäunen, sondern: flechten, durchweben, näml. mit Knochen, Sehnen und Adern, wie שׂכֵךְ Iob 10, 11. Die Nieren werden hervorgehoben, um sie, den Sitz der zartesten geheimsten Gefühlsregungen, als Werk deß der Herz und Nieren prüft zu bez. Die προσευχή wird v. 14 zur εὐχαριστία: ich danke dir, daß ich unter furchtbaren d. i. Schauer, näml. des Staunens, erregenden Umständen (נוֹרָאוֹת wie 65, 6) wundersam entstanden bin; נִפֽלָה (= נִפְלָא) ist das Pass. zu הִפְלָה 4,4. 17,7 und bed. ausgesucht oder ausgesondert, in ausgesuchter, absonderlicher d. i. wundersamer rätselhafter Weise gewirkt s. Hitz. hält נִפְלֵיתָה (du hast dich wunderbar bewiesen) nach LXX Syr. Vulg. Hier. für die richtige LA, aber der Ged. der dadurch gewonnen wird kommt ja in der folg. Zeile 14b zum Ausdruck, welche bei dieser LA zur Tautologie herabsinkt. צֹצֶם (collektiv s. v. a. עֲצָמִים Koh. 11, 5) ist das Gebein, das Knochengerüst und von da aus allgemeiner der Wesensbestand als Inbegriff der Wesensbestandteile. אֲשֶׁר schließt sich, ohne Conjunction (quod) sein zu müssen, an das Suff. von עָצְמִי an. רֻקַּם „bunt gewirkt oder auch gestickt w.“ (√קר wov. wie רקם رقم transpon. قرم1 sticken so auch رقش bunt machen, bes. auch von figurirter blumiger Rede) ist hier von der Durchäderung des Körpers und der bunten Färbung seiner einzelnen Glieder, bes. der Eingeweide, gemeint, viell. aber allgemeiner mit zurücktretender Farbenvorstellung von der dem unentwickelten Anfange folgenden Contourirung und Gestaltung der Glieder und des Organismus überhaupt.2 Der weibliche Schoß heißt hier סֵתֶר (vgl. Aeschylos’ Eumen. 665: ἐν σκότοισι νηδύος τεθραμμένη, und die Bez. der Bildungsstätte des Fötus als „dreifache Finsternis“ im Koran, Sur. 39, 8), nach Baers LA סֶתֶר, dessen Segol in Pausa bleibt; es heißt sogar in kühner Benennung תַחְתִּיּוֹת אָרֶץ Erdnnterstes d. i. Erdinnerstes (s. zu 63, 10), als geheime Werkstatt irdischen Ursprungs, mit gleichem Rückbezug auf die erste Entstehung des Menschenleibes aus Staub von der Erde wie wenn Iob 1, 21 sagt: „nackt bin ich hervorgegangen aus meiner Mutter Leibe und nackt werde ich dahin zurückkehren“ — שָׁמָּה, näml. εἰς τὴν γῆν τὴν μητέρα πάντων Sir. 40,1. In der Entstehung jedes Menschen wiederholt sich nach der Anschauung der Schrift die uranfängliche Schöpfungsweise Iob 33, 6 vgl. 4. Die Erde war der Mutterschoß Adams und der Mutterschoß, aus dem das Adamskind hervorgeht, ist die Erde, von der es genommen. גֹּלֶם heißt hier der eiförmig zusammengefaltete Embryo, v. גָּלַם (√ גל) zusammenwickeln (vgl. glomus Knäuel), im Talmud von jederlei noch ungestalteter Masse und Rohmaterial, z. B. dem zu einem Gefäße zu formenden Holze oder Metalle (Chullin 25a, worauf schon Saadia verweist).3 Uebrigens vgl. ähnliche Rückblicke in den embryonalen Zustand Iob 10, 8–12. 2 Macc. 7,22 f. (Psychol. S. 209 ff.).4 Zu in libro tuo macht Bellarmin die richtige Bem.: quia habes apud te exemplaria sive ideas omnium, quomodo pictor vel sculptor scit ex informi materia quid futurum sit, quia videt exemplar. Nach רָאוּ normirt sich die Bed. des Impf. יִכָּתֵבוּ zu mitvergangenheitlichem scribebantur; Subj. sind die Tage יֻצָּרוּ die schon gebildet waren. Gewöhnlich übers. man: „die Tage die erst gebildet werden sollten.“ Wenn יֻצָּרוּ s. v. a. יְיֻצָּרוּ sein könnte, so wäre das vorzuziehen, aber diese Abwerfung des Präformativs ist nur im impf. Pi. der VV. פ״י und zwar nach Waw convertens וַיְיַבֵּשׁ = וַיַּבֵּשׁ Nah. 1, 4 (vgl. Caspari zu Obad. v. 11) zugelassen

Delitzsch – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Aber wie kommt es, dass einige Bibelübersetzer das Wort für Nieren mit Geist / Seele usw übersetzen, und damit der Theorie vorschub leisten, die Seele könnte vorher irgendwo im Himmel gewesen sein, bevor der Embryo geschaffen wurde? Schauen wir uns die Bedeutung des Wortes an – dann verstehen wir, dass die „nicht wörtliche Übersetzung“ den Sinn versucht wiederzugeben, dabei aber am Ziel vorbei schießt, und damit der „falschen Lehre“ Tür und Tor öffnet, ohne es zu wollen!

Nieren Beim Sünd- und Dankopfer gehören die N. mit dem → Fett der Eingeweide zu den Teilen des Opfertieres, die auf dem Altar verbrannt wurden (2Mo 29,133Mo 3,4).

In bildlicher Verwendung stehen auch die N. für das Innere des Menschen, Sitz und Zentrum von Leben (Hiob 16,13Klgl 3,13→ Leber; → Galle) und Empfindung. Sie schmerzen (Ps 73,21). Gott, der sie bereitet hat (Ps 139,13), prüft → Herz und N. (Ps 7,10Jer 11,2017,1020,12Offb 2,23) und erforscht sie (Ps 26,2). 

Lexikon zur Bibel

Nieren. 1) eigentlich als Organ des Leibes, Hi. 16, 13; Klagel. 3, 13, auch von Tieren, bei welchen die in Fett eingelagerten N. zu den besten Opferstücken gehörten, 2 Mo. 29, 13. 22; 3 Mo. 3, 4; 5 Mo. 32, 14; Jes. 34, 6 und sonst; 2) uneigentlich als Sitz und Ursprung von Gemütsbewegungen in Freude, Spr. 23, 16, und Leid, Ps. 73, 21; Klagel. 3, 13, Willensaffekten, Hi. 19, 27, namentl. von Gewissensregungen, die bes. auf die N.einen beängstigenden Eindruck machen, Ps. 16, 7. Diesen Sitz und Ursprung der inneren Triebe hat Gott gebildet (Ps. 139, 13), wie er auch Herzen und N. prüft und läutert, Ps. 7, 10; 26, 2; Jer. 11, 20; 17, 10; 20, 12; Off. 2, 23, und deswegen Herzenskündiger heißt, Ap. 1, 24; 15, 8.

Calwer Bibellexikon

Niere

Dieses Körperorgan (hebr. kelajot), das die Giftstoffe aus dem Blut aussondert, wird in der Bibel manchmal als Sitz der Weisheit und der Einsicht betrachtet (Ps 16,7; 26,2; Spr 23,16). Dies wird durch die Aufgabe und Funktion der Nieren erklärt. Nach Gottes Wort beginnt die Weisheit des Menschen nämlich mit der Furcht des HERRN, und „die Furcht des HERRN ist: das Böse hassen“ (Spr 1,7; 8,13; 9,10). Zur Unterscheidung von Gut und Böse muss man nach Hebräer 5,14 geistlich erwachsen sein und geübte Sinne haben. Die Absonderung von der Welt und allem Bösen ist also ein Zeichen göttlicher Weisheit und geistlicher Reife. – Die Nieren und das daran befindliche ⇨Fett spielten bei den ⇨Opfern eine wichtige Rolle, denn sie wurden immer auf dem Altar dargebracht (2. Mo 29,13; 3. Mo 3,4 usw.).

Lexikon Biblische Bilder und Symbole

Nieren Sie galten als Sitz der Gemütsbewegungen in Freude und Leid (Ps 73,21), der Gewissensregungen, überhaupt des inneren Lebens (Jer 20,12; Klgl 3,13). Nieren, →Herz und Eingeweide wurden als Zentrum des Willens und der Persönlichkeit betrachtet, ohne dass man zwischen ihnen eindeutig unterschieden hätte. Die revidierte Lutherbibel verwendet deshalb manchmal, weil es eher unseren Empfindungen entspricht, »Herz« für »Nieren« (Hiob 19,27; Ps 16,7; Jer 12,2).

Kleines Lexikon zur Lutherbibel

Eines der Körperteile von Opfertieren, die für Opfergaben an Gott verwendet wurden. Die Nieren sollten zusammen mit ihrem Fett auf dem Altar verbrannt werden (Ex 29,13; Lv 3,4-15) und repräsentierten das Blut, das die Israeliten nicht essen durften.
Im übertragenen Sinne werden die Nieren als Sitz der menschlichen Gefühle (Ps 73,21) und der rationalen und moralischen Fähigkeiten (Ps 16,7; Jer 12,2) betrachtet. Sie sind eng mit dem „Herzen“ und der „Seele“ verbunden und stehen für das innerste Selbstbewusstsein des Menschen. Die NLT übersetzt das hebräische Wort in mehreren Passagen mit „Geist“, „Herz“ und „Seele“.
Wie im AT Jehova die innersten Gedanken des Menschen kannte (z.B. Pss 7:9; 26:2; Jer 20:12), so wird Christus im Buch der Offenbarung als derjenige identifiziert, der „den Verstand und die Herzen erforscht“ (Rv 2:23), was eine indirekte, aber klare Identifikation Jesu mit Jehova darstellt. Dies ist der einzige Hinweis auf die Nieren im NT.

Tyndale Bibelwörterbuch

Jehovah ist der Chef

Jehova regiert. Es frohlocke die Erde, mögen sich freuen die vielen Inseln!
Elberfelder 1871 – Ps 97,1

Jehovah ist König, die Erde frohlocke, es seien fröhlich die vielen Inseln! Ps 72,10; 96,10; 99,1; 1Mo 10,5; 2Mo 15,18; Jes 24,15.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 97,1

Gott ist der Chef über die Welt, die deshalb eine Party abhält.
VolxBibel – Ps 97:1

Echt? Sind wir davon überzeugt, dass Jehovah der König, der Chef ist? Oder sind wir selber der Chef über unser Leben? Und wie sieht es auf der Erde aus? Wer ist da König?

Ja, diese Bibelstelle hatten wir schon vor einem Jahr
Aber die Frage bleibt ja, was unser Leben und unsere Sicht auf die Welt und die Nachrichten betrifft!

In Ps 97 sind mit Richten und Retten zwei Handlungsweisen Gottes eng miteinander verknüpft, die für biblische Gottesvorstellungen typisch (vgl. etwa auch das Kreuz Jesu als Ort des Richtens und Rettens Gottes), aber für moderne Zeitgenossen oft schwer zu verbinden sind. Der Psalm verkündet das rettende Gerichtshandeln des Gottes JHWH, der richtet, um zu retten bzw. rettet, indem er (nach Gerechtigkeit und Recht) richtet. Dies ist mit einem universalen, urzeitlichen wie auch endzeitlichen Bezug verbunden: Nichts und niemand entgeht Gottes Wirken zum Gericht oder zum Heil. Selbst im Bereich der unsichtbaren Wirkmächte, der “Götzen” – von denen es auch heute eine Menge gibt, wenn auch mit andern “Gesichtern” als damals –, findet eine Entzauberung, verbunden mit einem Aufruf, dem wahren Gott zu dienen, statt. Die Gott-Vertrauenden dagegen werden zu Zweifachem aufgerufen: Sich einerseits von Unrecht zu distanzieren und das Böse zu hassen sowie andererseits sich an Gott zu freuen und ihn (gottesdienstlich) zu preisen.

Werkbuch Psalmen: Die Psalmen 73 bis 150

Wir lernen für uns, dass Gott die Umstände im Leben der Seinen so lenkt, dass am Ende immer seine Gnadenabsichten realisiert werden. Er lässt die Feinde zuschanden werden. Er bewahrt sein Volk und erhöht es am Ende sogar. Oft erscheint uns das Handeln Gottes völlig unverständlich, und wir fragen uns, warum und wie lange Gott Prüfungen und Leid zulässt (vgl. Ps 74,10). Am Ende des Lebens von Johannes ließ Gott es zu, dass ein gottloser Tyrann (Kaiser Domitian) ihn auf eine einsame Insel verbannte, um ihn auf diese Weise aus dem Verkehr zu ziehen. Dennoch führt Er es gerade dort so, dass ihm wunderbare Dinge, die noch in der Zukunft liegen, gezeigt werden. Er schreibt das Buch der Offenbarung. Und was sieht er zuerst, als er – im Geist – im Himmel ist? Es ist ein Thron. „Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer“ (Off 4,2). Für die Menschen schien es so, als ob der grausame Kaiser Domitian auf dem Thron (Symbol der Regierung) saß. Doch in Wirklichkeit sitzt Gott auf dem Thron – allerdings ist der Thron im Himmel verborgen. Psalm 97 beschreibt diese Regierung mit folgenden Worten: „Der Herr regiert. Es frohlocke die Erde, … Gewölk und Dunkel sind um ihn her; Gerechtigkeit und Gericht sind die Grundfeste seines Thrones. Feuer geht vor ihm her und entzündet seine Feinde ringsum“ (Ps 97,1–3). Wir sehen den Thron Gottes heute nicht und begreifen die Regierungswege Gottes oft nicht. Doch Gott wirkt in seiner Vorsehung und wird am Ende immer zu seinem Ziel kommen.

Ernst-August Bremicker – Einführung in die Bücher der Bibel

Geht uns heute auch so, oder? Wir sehen die Nachrichten und denken, dass Jehovah das Ruder verlassen hätte? Wir denken, wir müßten nun eingreifen, und gegen die Dinge die wir erleben demonstrieren? Oder wir haben gelernt, dass der Teufel die Welt regiert, und deshalb müßten wir vielleicht etwas dagegen tun? Nein! Jehovah hat alles im Griff! Wirklich! Denn ansonsten gäbe es unsere Welt sicher nicht mehr! Schau dir an, wie alles immer noch funktioniert, obwohl wir als Menschen ständig „Sand ins Getriebe“ werfen! Unser Job ist es, IHN zu preisen und IHN bekannt zu machen, anstatt uns über „den Sand im Getriebe“ zu beschweren!

Ein Vorbild für alle Ehefragen

Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so werden deine Kinder sich mit dir vermählen; und wie der Bräutigam sich an der Braut erfreut, so wird dein Gott sich an dir erfreuen.
Elberfelder 1871 – Jes 62,5

Ob Zijon schweige Ich nicht, und ob Jerusalem raste Ich nicht, bis wie ein Glanz ausgeht ihre Gerechtigkeit, und wie eine Fackel brennt ihr Heil. Jes 42,14.
Und sehen werden die Völkerschaften deine Gerechtigkeit, und deine Herrlichkeit alle Könige, und nennen wird man dich mit einem neuen Namen, den Jehovahs Mund bestimmen wird. Jes 60,3; 65,15; Offb 2,17.
Und eine Krone des Schmuckes wirst du sein in Jehovahs Hand, und ein Kopfbund des Königtums in der Hand (hohlen Hand) deines Gottes. Weish 5,17.
Man wird zu dir nicht mehr sagen: Verlassene, und von deinem Lande nicht mehr sagen: die Verwüstung! sondern Meine Lust an ihr wird man dich nennen, und dein Land: Vermählet, denn Seine Lust hat Jehovah an dir, und dein Land wird vermählt. Jes 54,1; 60,15; Ps 16,3; 132,13.14; Hos 2,19.20.
Denn wie der Jüngling sich vermählt der Jungfrau, vermählen deine Söhne sich mit dir; und mit der Freude eines Bräutigams über die Braut, freuet sich über dich dein Gott. Jes 54,5; Zef 3,17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 62,1–5

Jehovah ein Bräutigam?

Die irdische Braut – ein abgesondertes Volk
Bei der irdischen Braut liegen die Dinge völlig anders. Sie besteht nicht aus herausgerufenen, erlösten Gläubigen, sondern aus einem abgesonderten Volk, aus Israel. Genauer gesagt wird Jerusalem als die Braut des HERRN bezeichnet. Dieses Volk war bereits die Frau des HERRN, bevor der Herr Jesus als Mensch auf die Erde kam. Gott hatte dieses Volk aus Ägypten erlöst und sich mit ihm «vermählt» (Jer 2,2; 31,32; vgl. Hes 16; 23). Doch dann musste Gott Israel wegen seiner Untreue für eine Zeit beiseitesetzen – bis Er in Zukunft wieder neu mit dem Überrest anknüpfen und sich mit seiner irdischen Braut «vermählen» wird (Jes 62,4.5).

Nicht durch den Heiligen Geist gebildet
Die irdische Braut wurde auch nicht durch den Heiligen Geist gebildet wie die Versammlung Gottes, die himmlische Braut. Nein, der Heilige Geist wird erst dann über sie ausgegossen, wenn der Bräutigam kommt, um sich neu mit seiner Braut zu verbinden. Erst dann wird für die irdische Braut Joel 3 in Erfüllung gehen, wo Gott davon spricht, dass Er seinen Geist über alles Fleisch ausgiessen wird.

Halte fest 2019

ISRAEL: DIE EHEFRAU JEHOVAS

Die Beziehung Israels als Gemahlin Jehovas wird in der gesamten Heiligen Schrift auf verschiedene Weise und in verschiedenen Facetten betrachtet. Diese Beziehung kann in sechs verschiedene Stadien eingeteilt werden, durch die sich die Beziehung entwickelt. Vier dieser Stadien sind Geschichte. Wir leben jetzt in der fünften Stufe der Beziehung zwischen Israel und der Gemeinde. Die sechste Stufe ist die Zukunft.

A. Stufe 1: Der Ehevertrag

Für einen flüchtigen und oberflächlichen Leser scheint das Buch Deuteronomium lediglich eine Wiederholung dessen zu sein, was Mose zuvor in den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri geschrieben hatte. Tatsächlich bedeutet schon der Titel Deuteronomium „ein zweites Mal“ oder „eine Wiederholung des Gesetzes“. Tatsächlich finden wir fast alles, was wir im Buch Deuteronomium finden, auch in den drei vorangegangenen Büchern des Gesetzes des Mose.

Das Buch Deuteronomium ist jedoch nicht nur ein Buch der Wiederholungen; das gesamte Format ist das eines alten Vertrages und eines alten Ehevertrages. Mit anderen Worten, was Mose im Deuteronomium tut, ist, all die verschiedenen Facetten der drei früheren Bücher zu nehmen und sie in der Form eines antiken Ehevertrags zu präsentieren. Denn in diesem Buch finden wir den Ehevertrag, der zwischen Israel und Gott geschlossen wird, wodurch Israel zur Frau Jehovas wird.

Aufgrund seiner Länge ist es uns nicht möglich, das Buch Deuteronomium in seiner Gesamtheit zu behandeln und zu zeigen, wie es in das Schema eines Ehevertrags passt. Wir können uns jedoch auf bestimmte Schlüsselstellen konzentrieren.

Die erste Stelle findet sich in Deuteronomium 5,1-3: „Und Mose rief das ganze Israel und sprach zu ihnen: Höret, Israel, die Satzungen und Rechte, die ich heute vor euren Ohren rede, dass ihr sie lernt und haltet, sie zu tun. Jehova, unser Gott, hat einen Bund mit uns geschlossen am Horeb. Diesen Bund hat der HERR nicht mit unsern Vätern gemacht, sondern mit uns, die wir heute alle hier lebendig sind.

Dieser Abschnitt erklärt, dass Gott am Berg Sinai einen Bund mit seinem Volk Israel geschlossen hat. Wir werden später sehen, dass die jüdischen Propheten diese Bundesbeziehung immer als einen Ehevertrag angesehen haben.

Später, in Deuteronomium 6:10-15, kündigt Gott seine Eifersucht über seine Frau, Israel, an: Und es wird geschehen, wenn Jehova, euer Gott, euch in das Land bringt, das er euren Vätern, Abraham, Isaak und Jakob, geschworen hat, euch zu geben, große und schöne Städte, die ihr nicht gebaut habt, und Häuser voll aller Güter, die ihr nicht gefüllt habt, und ausgehauene Zisternen, die ihr nicht gehauen habt, Weinberge und Ölbäume, die ihr nicht gepflanzt habt, und ihr werdet essen und satt werden; so hüte dich, daß du des HERRN nicht vergißt, der dich aus Ägyptenland, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. Ihr sollt den HERRN, euren Gott, fürchten, und ihm sollt ihr dienen und bei seinem Namen schwören. Ihr sollt nicht andern Göttern nachlaufen, den Göttern der Völker, die um euch her sind; denn der HERR, euer Gott, ist ein eifernder Gott unter euch, daß nicht der Zorn des HERRN, eures Gottes, über euch entbrenne und er euch vertilge vom Erdboden.

In diesem Abschnitt wird Israel vor Ehebruch gewarnt. Da Jehova Israels Ehemann ist, kann sich Israel des Ehebruchs schuldig machen, indem es andere Götter anbetet. Gott warnte Israel davor, eine ehebrecherische Ehefrau zu werden, indem es mit anderen Göttern herumspielt. Der Grund dafür ist Gottes brennende Eifersucht, die gegen sie entfacht werden wird und schließlich ihre Vertreibung aus dem Land, das Gott ihr gegeben hat, verursachen wird.

Und in Deuteronomium 7:6-11 wird Israel wieder als das von Gott Erwählte beschrieben: Denn du bist ein heiliges Volk für Jehova, deinen Gott: Jehova, dein Gott, hat dich zu einem Volk erwählt, das ihm gehört, vor allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Jehova hat seine Liebe nicht auf euch gesetzt und euch nicht erwählt, weil ihr zahlreicher wäret als alle anderen Völker; denn ihr wart die wenigsten unter allen Völkern; sondern weil Jehova euch liebt und weil er den Eid hält, den er euren Vätern geschworen hat, hat er euch mit starker Hand herausgeführt und euch aus dem Hause der Knechtschaft erlöst von der Hand des Pharao, des Königs in Ägypten. So wisset nun, daß der HERR, euer Gott, Gott ist, der treue Gott, der Bund und Güte hält mit denen, die ihn lieben und seine Gebote halten auf tausend Geschlechter, und vergilt denen, die ihn hassen, von Angesicht zu Angesicht, daß er sie vertilge; er wird nicht nachlassen dem, der ihn haßt, er wird es ihm vergelten von Angesicht zu Angesicht. So sollt ihr nun halten das Gebot und die Satzungen und Rechte, die ich euch heute gebiete, daß ihr sie tut.

In Vers 6 beschreibt Gott die Erwählung Israels und in den Versen 7-8 gibt er uns den Grund: Gott hat sie nicht wegen ihrer Größe zu Seiner Frau erwählt, weil sie klein war. Er hatte nur einen grundlegenden Grund, und das war Seine Liebe zu ihr, und aufgrund Seiner Liebe zu Israel ging Er eine Bundesbeziehung mit ihr ein, durch den Ehevertrag des Deuteronomiums. Nun hat Israel eine Verpflichtung, denn in den Versen 9-11 beschwört Gott Israel zur Treue, eine treue Ehefrau für Jehova zu sein, indem sie ihm gehorsam und untertan ist.

Wie bereits erwähnt, betrachteten die Propheten diese Bund-Beziehung immer als einen Ehevertrag.

Ein Beispiel findet sich in Hesekiel 16:8: Und als ich an dir vorüberging und dich ansah, siehe, da war deine Zeit die Zeit der Liebe, und ich breitete meinen Rock über dich und deckte deine Blöße zu; ja, ich schwor dir und schloss einen Bund mit dir, spricht der Herr Jehova, und du wurdest mein.

Die Worte, die Hesekiel verwendet, sind die Worte der Hochzeitsnacht; der Bund am Sinai und die Beziehung zwischen Israel und Jehova werden vom Propheten mit den Begriffen der Hochzeitsnacht beschrieben.

So ging Israel in der ersten Phase seiner Beziehung als Ehefrau Jehovas einen Ehevertrag ein; im Wesentlichen das gesamte Buch Deuteronomium.

B. Stufe 2: Der große Ehebruch

Obwohl Israel streng ermahnt wurde, ihrem Mann treu zu bleiben, machte es sich eines großen Ehebruchs schuldig, der von mehreren alttestamentlichen Propheten beschrieben wurde.

In Jeremia 3,1-5 lesen wir: Sie sagen: Wenn ein Mann seine Frau verläßt und sie geht von ihm weg und wird eines anderen Mannes, wird er wieder zu ihr zurückkehren? wird das Land nicht sehr verunreinigt werden? Aber du hast mit vielen Liebhabern die Hure gespielt; kehre doch wieder zu mir zurück, spricht Jehova. Hebe deine Augen auf zu den kahlen Höhen und sieh: Wo hast du nicht bei ihnen gelegen? An den Wegen hast du für sie gesessen, wie ein Araber in der Wüste; und du hast das Land verunreinigt mit deiner Hurerei und mit deiner Bosheit. Darum sind die Regenschauer zurückgehalten worden, und es ist kein Spätregen gekommen; und doch hast du eine Hurenstirn, du wolltest dich nicht schämen. Willst du nicht von nun an zu mir schreien: Mein Vater, du bist der Führer meiner Jugend? Wird er seinen Zorn ewiglich bewahren? wird er ihn bis ans Ende halten? Siehe, du hast geredet und hast Böses getan und hast deinen Willen gehabt.

Israel machte sich nicht nur eines einmaligen Ehebruchs schuldig, sondern es machte sich schuldig, mit vielen Liebhabern die Hure zu spielen.

Später, in Vers 20, schreibt Jeremia: „So wie eine Frau treulos von ihrem Mann abweicht, so habt ihr treulos mit mir gehandelt, Haus Israel, spricht Jehova.

In diesem Abschnitt zeigt Jeremia, dass Israel tatsächlich wie eine Ehefrau ist, die sich von ihrem Mann abgewandt hat; sie war eine Ehefrau, die sich des Ehebruchs schuldig gemacht hat.

Wegen dieses Ehebruchs wurde der ursprüngliche Ehevertrag gebrochen, wie es in Jeremia 31:32 heißt: nicht gemäß dem Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen; diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihnen ein Ehemann war, spricht Jehova.

Ehebruch bedeutete, dass der Ehevertrag null und nichtig war. Jeremia zeigt, dass das Problem nicht beim Ehemann lag, denn Gott war ein guter Ehemann. Vielmehr lag das Problem bei der Ehefrau, die darauf bestand, anderen Göttern nachzulaufen und sich so des großen Ehebruchs schuldig machte.

Ein anderer Prophet, Hesekiel, beschreibt diesen großen Ehebruch in einem ausführlichen Abschnitt, der in Kapitel 16:15-34 zu finden ist: „Aber du hast auf deine Schönheit vertraut und hast die Hure gespielt um deines Ruhmes willen und hast deine Hurerei ausgeschüttet auf alle, die vorübergingen; so war es. Und ihr habt eure Kleider genommen und euch mit bunten Farben geschmückt und auf ihnen Hurerei getrieben; dergleichen wird nicht kommen, und es wird auch nicht so sein. Ihr habt auch euren schönen Schmuck von meinem Gold und Silber genommen, den ich euch gegeben hatte, und habt euch Menschenbilder gemacht und habt mit ihnen Hurerei getrieben; und ihr habt eure geflochtenen Kleider genommen und sie bedeckt und mein Öl und mein Räucherwerk vor sie gestellt. Auch mein Brot, das ich euch gegeben habe, Feinmehl, Öl und Honig, womit ich euch gespeist habe, habt ihr ihnen zum süßen Geruch vorgesetzt, und so ist es geschehen, sprach der Herr, der HERR. Und ihr habt eure Söhne und eure Töchter genommen, die ihr mir geboren habt, und habt sie ihnen geopfert, damit sie verzehrt werden. War denn eure Hurerei ein geringes Ding, daß ihr meine Kinder erschlagen und ihnen ausgeliefert habt, daß ihr sie ihnen durchs Feuer gehen ließet? Und in allen euren Greueln und Hurereien habt ihr nicht gedacht an die Tage eurer Jugend, da ihr nackt und bloß wart und in eurem Blut geschwelgt habt. Und es ist geschehen nach all eurer Bosheit (wehe, wehe euch! spricht der HERR HERR), daß ihr euch eine gewölbte Stätte gebaut und euch eine hohe Stätte gemacht habt in allen Gassen. Du hast deine hohe Stätte gebaut an der Spitze aller Wege und hast deine Schönheit zum Greuel gemacht und hast deine Füße aufgetan allen, die vorübergehen, und hast deine Hurerei vermehrt. Du hast auch mit den Ägyptern, deinen Nachbarn, Unzucht getrieben, und hast deine Hurerei gemehrt, um mich zu erzürnen. Siehe, ich habe meine Hand über euch ausgestreckt und habe eure gewöhnliche Speise vermindert und euch dem Willen derer überlassen, die euch hassen, den Töchtern der Philister, die sich deines unzüchtigen Lebens schämen. Ihr habt auch mit den Assyrern gehurt, weil ihr unersättlich wart; ja, ihr habt mit ihnen gehurt, und ihr seid doch nicht satt geworden. Und ihr habt eure Hurerei vervielfältigt bis an das Land des Verkehrs, bis nach Chaldäa, und habt euch doch nicht damit zufrieden gegeben. Wie schwach ist dein Herz, spricht der HERR HERR, daß du solches alles tust, das Werk einer frechen Hure, daß du dein Gewölbe baust an der Spitze aller Wege und machst deine hohe Stätte auf allen Gassen und bist nicht wie eine Hure, daß du den Lohn verschmähst. Eine Frau, die Ehebruch begeht! die Fremde nimmt anstelle ihres Mannes! Sie geben allen Huren Geschenke; du aber gibst deine Geschenke allen deinen Liebhabern und bestichst sie, daß sie von allen Seiten zu dir kommen um deiner Hurerei willen. Und du bist anders als die andern Weiber in deiner Hurerei, daß dir niemand nachfolgt, die Hure zu spielen, und daß du Lohn gibst, und kein Lohn wird dir gegeben, darum bist du anders.

Hesekiel erklärt Israels Schuld in Vers 15, indem er ihr zeigt, dass sie tatsächlich die Rolle einer Prostituierten gespielt hatte. Obwohl Prostituierte im Allgemeinen Geld für ihre Dienste erhalten, war Israel etwas anders, denn sie bezahlte ihre Liebhaber (V. 16-19), und sie bezahlte sie mit genau den Dingen, die ihr wahrer Ehemann, Gott, ihr als seine Frau gegeben hatte. Außerdem wurden Israels eigene Kinder diesen Liebhabern, den heidnischen Göttern, geopfert (V. 20-21). Israel vergaß in der Tat die Liebe ihrer Jugend, als Gott zum ersten Mal die Bundesbeziehung mit ihr einging (V. 22).

In den Versen 23-29 schildert Hesekiel die Liebhaber, denen Israel nachlief. Diese Liebhaber waren die Götter der Ägypter, der Assyrer und der Babylonier. Die Absurdität des Ehebruchs Israels wird hier deutlich dargelegt. Gerade die Nationen, die diese fremden Götter repräsentierten, taten ihr am meisten weh. Sie litt furchtbar unter der Hand der Ägypter, Assyrer und Babylonier. Doch anstatt sich an ihren eigenen Mann, Jehova, zu wenden, lief Israel den Göttern dieser Nationen nach und beging Ehebruch mit denen, die es am meisten verletzten.

Auch ein anderer Prophet beschreibt diesen Ehebruch. Diese Beschreibung findet sich in der Prophezeiung von Hosea 2:2-5: Streitet mit eurer Mutter, streitet; denn sie ist nicht mein Weib, und ich bin nicht ihr Mann; und sie soll ihre Hurerei von ihrem Angesicht und ihre Ehebrecherei zwischen ihren Brüsten ablegen, damit ich sie nicht nackt ausziehe und sie setze wie an dem Tag, da sie geboren ist, und sie wie eine Wüste mache und sie wie ein dürres Land setze und sie mit Durst töte. Und über ihre Kinder will ich keine Barmherzigkeit haben; denn es sind Kinder der Hurerei, und ihre Mutter hat eine Hure gespielt, und die sie gezeugt hat, hat schändlich gehandelt; denn sie sprach: Ich will meinen Buhlen nachlaufen, die mir mein Brot und mein Wasser, meine Wolle und meinen Flachs, mein Öl und meinen Trank geben.

Hosea erklärte die Anklage, die Gott gegen Israel hatte: Sie war der Hurenschaft schuldig. Sie beging Ehebruch (V. 2-3); sie zeugte Kinder des Ehebruchs, daher waren sie unehelich (V. 4); sie spielte die Rolle einer Prostituierten (V. 5).

Trotz der vielfältigen Segnungen Gottes an Israel, trotz der großen Erlösung, die Gott Israel brachte, wandte es sich also trotzdem von Gott ab, um die Rolle einer Prostituierten zu spielen und machte sich eines großen Ehebruchs schuldig.

C. Stufe 3: Die Abtrennung

Wegen dieses Ehebruchs kam es in den Tagen Jesajas zu einer Trennung zwischen Gott und Israel.

Diese Trennung wird in Jesaja 50:1 beschrieben: „So spricht der HERR: Wo ist der Scheidungsbrief eurer Mutter, womit ich sie verstoßen habe, oder wer von meinen Gläubigern ist es, dem ich euch verkauft habe? Siehe, um eurer Missetaten willen seid ihr verkauft worden, und um eurer Übertretungen willen ist eure Mutter verstoßen worden.

Nach Deuteronomium 24:1 musste ein Ehemann, der sich von seiner Frau scheiden lassen wollte, ein Dekret, besser bekannt als Scheidungsurkunde, verfassen. Nachdem er es mit der Hand geschrieben hatte, gab er es seiner Frau, und damit war die Scheidung endgültig.

Zu der Zeit, als Jesaja ein Prophet wurde, war Israels Ehebruch so groß, dass es für Gott notwendig war, seine vielen Segnungen von ihr zurückzuhalten. Diese Segnungen, die im Buch Deuteronomium beschrieben werden, sollten empfangen werden, wenn Israel treu blieb. Dieser Entzug der Segnungen veranlasste viele in Israel zu sagen, dass Gott sich von Seiner Frau geschieden hatte.

Deshalb sprach Gott zum Propheten Jesaja und sagte, dass Gott sich noch nicht von seiner Frau geschieden hatte. Wenn Gott sich von ihr geschieden hätte, hätte Er ihr einen Scheidungsbrief gegeben; und da kein solcher Scheidungsbrief vorlag, bedeutete das, dass eine Scheidung nicht stattgefunden hatte.

Statt einer Scheidung hatte eine Trennung stattgefunden, die etwa hundert Jahre dauerte. Aber diese Trennung wurde durch ihre eigenen Sünden verursacht. Die Sünde Israels, Ehebruch zu begehen, schuf die Notwendigkeit für die Trennung. Folglich waren Gott und Israel in den Tagen Jesajas nicht geschieden, aber sie waren getrennt.

D. Stufe 4: Die Scheidung

Selbst nach hundert Jahren der Trennung, in denen die Segnungen des Deuteronomiums weiterhin zurückgehalten wurden, kehrte Israel immer noch nicht zu Gott, ihrem Ehemann, zurück. So war Gott schließlich gezwungen, die Scheidungsurkunde auszustellen und sich von seiner Frau, Israel, zu trennen.

Dieser Scheidungsbrief ist in Jeremia 3:6-10 enthalten: „Und Jehova sprach zu mir in den Tagen des Königs Josia: Hast du gesehen, was das abtrünnige Israel getan hat? Sie ist auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume gegangen und hat dort die Hure gespielt. Und ich sprach, nachdem sie solches alles getan hatte: Sie wird sich zu mir bekehren; aber sie bekehrte sich nicht, und ihre verräterische Schwester Juda sah es. Und ich sah, als ich das rückfällige Israel eben darum, weil es Ehebruch begangen hatte, verstoßen und ihr einen Scheidungsbrief gegeben hatte, fürchtete sich die verräterische Juda, ihre Schwester, nicht; sondern sie ging auch hin und spielte die Hure. Und es geschah durch die Leichtigkeit ihrer Hurerei, daß das Land verunreinigt ward, und sie trieb Ehebruch mit Steinen und mit Stangen. Und doch hat sich ihre verräterische Schwester Juda um dieses alles willen nicht von ganzem Herzen zu mir bekehrt, sondern nur zum Schein, spricht der HERR.

Nachdem Gott Israel noch einmal des Ehebruchs für schuldig erklärt hat (V. 6-8), stellt er schließlich seinen Scheidungsbrief aus. Zu einem großen Teil kann fast der gesamte Text von Jeremia als Gottes Scheidungsbrief an Israel erklärt werden, aber besonders der jetzt betrachtete Abschnitt. Der Grund dafür war die ehebrecherische Verunreinigung des Landes, das Gott Israel gegeben hatte (V. 9-10).

So wurde Israel in den Tagen des Propheten Jeremia geschieden. Die hundert Jahre der Trennung brachten keine Reue in Israel hervor und schließlich hatte Gott keine andere Wahl, als die Scheidungsurkunde wegen Ehebruchs auszustellen.

E. Stufe 5: Die Bestrafung

Das Buch Deuteronomium, der ursprüngliche Ehevertrag, erklärte eindeutig, dass, wenn Israel sich als Jehovas Ehefrau als untreu erweisen würde, es notwendig werden würde, dass Gott sie für ihre Untreue bestraft. Auf die Ausstellung des Scheidungsurteils folgt also eine lange Zeit der Bestrafung Israels für seine Sünden.

Mehrere alttestamentliche Prophezeiungen sprechen von der Bestrafung Israels für seine Untreue.

In Hesekiel 16:35-43 heißt es: Darum, du Hure, höre das Wort Jehovas: So spricht der Herr Jehova: Weil deine Unreinheit ausgegossen und deine Blöße aufgedeckt worden ist durch deine Hurerei mit deinen Liebhabern und wegen aller deiner Greuel und wegen des Blutes deiner Kinder, das du ihnen gegeben hast; Darum siehe, ich will alle deine Buhlen versammeln, mit denen du dich vergnügt hast, und alle, die du geliebt hast, mit allen, die du gehaßt hast; ich will sie auch gegen dich versammeln von allen Seiten und will ihnen deine Blöße aufdecken, daß sie deine ganze Blöße sehen sollen. Und ich will euch richten, wie man Weiber richtet, die die Ehe brechen und Blut vergießen, und will das Blut des Zorns und der Eifersucht über euch bringen. Ich will euch auch in ihre Hände geben, daß sie eure Gewölbe einreißen und eure hohen Stätten abbrechen und euch eure Kleider ausziehen und euren schönen Schmuck nehmen und euch nackt und bloß lassen. Und sie werden einen Haufen wider euch heraufführen und werden euch mit Steinen steinigen und mit ihren Schwertern durchbohren. Und sie sollen eure Häuser mit Feuer verbrennen und über euch Gericht halten vor vielen Weibern; und ich will euch von der Hure ablassen, und ihr sollt auch keinen Sold mehr geben. Also will ich meinen Zorn über euch zur Ruhe bringen, und mein Eifer soll von euch weichen, und ich will still sein und nicht mehr zürnen. Denn ihr habt nicht gedacht an die Tage eurer Jugend, sondern habt wider mich gehadert in allen diesen Dingen; darum siehe, ich will auch euren Weg über euer Haupt bringen, spricht der HERR HERR; und ihr sollt diese Unzucht nicht mehr tun mit allen euren Greueln.

Nachdem er die Ursache für die Notwendigkeit der Bestrafung genannt hat: Ehebruch (V. 35-36), beginnt Hesekiel, die Bestrafung selbst zu beschreiben. Israel wird von seinen eigenen Liebhabern zerstört werden (V. 37-41). Weil sie die Götter der Ägypter anbetete, würden die Ägypter sie vernichten. Weil sie die Götter der Assyrer anbetete, würden die Assyrer sie verwüsten. Weil sie die Götzen von Babylon anbetete, würden die Babylonier sie verwüsten. Die Nationen, die genau die Götter verehrten, mit denen Israel Ehebruch begangen hatte, würden diejenigen sein, die die Nation Israel überfallen und zerstören würden. Dann wird sich die Eifersucht Gottes endgültig erschöpfen (V. 42), denn das Buch Deuteronomium erklärte deutlich, dass die Bestrafung Israels eine Folge der Eifersucht Gottes auf seine Frau sein würde. All diese Bestrafung hatte jedoch ein bestimmtes Ziel. Das Ziel dieser Bestrafung ist nicht einfach, dass Gott sich an Israel rächen kann, sondern dass es aufhört zu sündigen und seine Ehebrüche zu beenden (V. 43).

Später in diesem Kapitel, in den Versen 58-59, zeigt Hesekiel, dass diese Bestrafung notwendig war, weil Israel den Ehevertrag gebrochen hat: Ihr habt eure Unzucht und eure Gräuel ertragen, spricht Jehova. Denn so spricht der Herr Jehova: Ich will auch mit euch verfahren, wie ihr getan habt, die ihr den Eid verachtet habt, indem ihr den Bund gebrochen habt.

Das Programm der Bestrafung wird in Hosea 2:6-13 weiter beschrieben: „Darum siehe, ich will deinen Weg mit Dornen umhegen und eine Mauer gegen sie bauen, dass sie ihre Wege nicht finden soll. Und sie wird ihren Liebhabern nachlaufen, aber sie wird sie nicht einholen; und sie wird sie suchen, aber nicht finden; dann wird sie sagen: Ich will hingehen und zu meinem ersten Mann zurückkehren; denn damals war es besser mit mir als jetzt. Denn sie wußte nicht, daß ich ihr das Korn, den Most und das Öl gegeben und ihr Silber und Gold vermehrt hatte, das sie für Baal gebraucht hatten. Darum will ich mein Korn zur rechten Zeit und meinen Most zur rechten Zeit zurücknehmen und will meine Wolle und meinen Flachs ausreißen, die ihre Blöße bedecken sollten. Und nun will ich ihre Unzucht aufdecken vor den Augen ihrer Liebhaber, und niemand soll sie aus meiner Hand erretten. Ich will auch alle ihre Feste, Neumonde und Sabbate und alle ihre Versammlungen aufhören lassen. Und ich will ihre Weinstöcke und Feigenbäume verwüsten, davon sie gesagt hat: „Das ist mein Lohn, den mir meine Liebhaber gegeben haben“, und will sie zu einem Wald machen, daß die Tiere des Feldes sie fressen sollen. Und ich will über sie heimsuchen die Tage der Baalim, denen sie geräuchert hat, da sie sich schmückte mit ihren Ohrringen und Juwelen und ging ihren Buhlen nach und vergaß mich, spricht der HERR.

Das Programm selbst wird in den Versen 6-7 beschrieben. Israels Suchwege werden durch verschiedene Dornen und eine Mauer versperrt, die von Gottes Vorsehung mit ihr sprechen (V. 6), bis sich die Suche nach ihren alten Liebhabern als fruchtlos erweist (V. 7a). Der Zweck dieses Programms ist, Israel zu zeigen, dass sie ihren wahren Mann braucht und nicht ihre falschen Liebhaber (V. 7b).

In den Versen 8-13 schildert Hosea dann die Strafe selbst. Es wurde schon früher in dieser Studie gezeigt, dass genau die Dinge, die Gott Israel gab, sie benutzte, um ihre Liebhaber zu bezahlen. Jetzt werden ihr genau diese Dinge weggenommen, denn sie gehören ihrem Mann (V. 8-9). Erst dann wird sie endlich ihre Schande erkennen, wenn sie sieht, dass sie wirklich geistlich nackt ist, ihre Freude weg ist und ihre materiellen Segnungen weg sind, alles wegen der Anbetung des kanaanäischen Gottes Baal (V. 10-13).

Obwohl Gott ein langes Programm der Bestrafung für Israels Sünden hat, gibt es während der gesamten Zeit der Bestrafung einen ständigen Aufruf zur Umkehr.

Dieser Aufruf wird in Jeremia 3:11-18 wiedergegeben: „Und Jehova sprach zu mir: Das rückfällige Israel hat sich gerechter erwiesen als das verräterische Juda. Geh hin und verkünde diese Worte gegen Norden und sprich: Kehre um, du abtrünniges Israel, spricht Jehova; ich will nicht zornig auf dich schauen; denn ich bin barmherzig, spricht Jehova, ich will nicht ewig zürnen. Gebt nur eure Missetat zu, dass ihr gegen den HERRN, euren Gott, übertreten habt und eure Wege zu den Fremden unter alle grünen Bäume zerstreut habt und meiner Stimme nicht gehorcht habt, spricht der HERR. Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder, spricht der HERR; denn ich bin euer Mann und will euch nehmen aus einer Stadt und aus zwei Geschlechtern und will euch nach Zion bringen und will euch Hirten geben nach meinem Herzen, die euch weiden sollen mit Erkenntnis und Verstand. Und es wird geschehen, wenn ihr euch gemehrt und vermehrt habt im Lande, zu der Zeit, spricht der HERR, wird man nicht mehr sagen: Die Lade des Bundes des HERRN; man wird ihrer nicht mehr gedenken und sie nicht mehr vermissen; man wird sie auch nicht mehr machen. Zu der Zeit wird man Jerusalem den Thron des Jehovas nennen, und alle Heiden werden zu ihm versammelt werden, zu dem Namen des Jehovas, zu Jerusalem; und sie werden nicht mehr wandeln nach dem Starrsinn ihres bösen Herzens. Zu der Zeit wird das Haus Juda mit dem Haus Israel wandeln, und sie werden miteinander kommen aus dem Lande der Mitternacht in das Land, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe.

Jeremia beschreibt Gottes fortwährenden Aufruf an Israel, Buße zu tun und zu ihm zurückzukehren (V. 11-13). Auf diesen Aufruf folgt eine Beschreibung der Segnungen, die Gott für Israel bereithält, wenn es tatsächlich zu ihm zurückkehrt (V. 14-18). Nachdem er erklärt hat, dass Jehova wieder ein Ehemann für sie sein wird (V. 14), verspricht er auch, Israel wiederherzustellen und zu versorgen, wie es sich für einen Ehemann gehört (V. 15-18). All diese schönen, materiellen Segnungen sind Israel versprochen und warten auf ihre Rückkehr zu ihrem Ehemann.

Bis heute befindet sich Israel in der fünften Phase seiner historischen und prophetischen Beziehung zu Jehova, seinem Gott: der Zeit der Bestrafung. Dies wird durch die Verfolgungen der Juden in der ganzen Welt und durch die gegenwärtige weltweite Zerstreuung bewiesen.

Eine Stufe steht jedoch noch aus.

F. Stufe 6: Die Wiederverheiratung mit wiederhergestellten Segnungen

Die jüdischen Propheten ließen die Dinge nicht hoffnungslos. Sie sprachen von einem kommenden Tag, an dem Israel wieder die wiederhergestellte Ehefrau Jehovas sein wird. Natürlich wird dies einen brandneuen Ehevertrag erfordern.

Dieser Ehevertrag findet sich in Jeremia 31:31-34: „Siehe, es kommen Tage, spricht der HERR, da will ich einen neuen Bund machen mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda, nicht nach dem Bund, den ich mit ihren Vätern gemacht habe an dem Tage, da ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen; welchen Bund sie gebrochen haben, obwohl ich ihnen ein Mann war, spricht der HERR. Aber das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel machen will nach jenen Tagen, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Inneres geben und in ihr Herz schreiben; und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein; und sie sollen nicht mehr lehren einen jeglichen seinen Nächsten und einen jeglichen seinen Bruder und sagen: „Erkenne den HERRN“; denn sie sollen mich alle erkennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der HERR; denn ich will ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.

Was oft als der neue Bund bezeichnet wird, ist in vielerlei Hinsicht ein neuer Ehevertrag, den Gott mit den beiden Häusern Israel und Juda schließen wird. Dieser neue Bund der Ehe (V. 31) wird notwendig sein, weil der alte Ehebund gebrochen wurde (V. 32). Obwohl Gott ein guter Ehemann war, ist Israel abgewichen und hat durch Ehebruch den ursprünglichen Ehevertrag gebrochen. Aber jetzt, mit diesem neuen Ehevertrag, wird Israel wieder an den Ort des Segens zurückgebracht (V. 33-34).

Diese Wiederverheiratung auf der Grundlage eines neuen Ehevertrages wird auch in Hesekiel 16:60-63 beschrieben: Und doch will ich an meinen Bund mit euch denken in den Tagen eurer Jugend und will euch einen ewigen Bund aufrichten. Dann sollt ihr an eure Wege denken und euch schämen, wenn ihr eure Schwestern empfangt, eure älteren und eure jüngeren, und ich will sie euch zu Töchtern geben, aber nicht durch euren Bund. Und ich will meinen Bund mit euch aufrichten, und ihr sollt erfahren, daß ich der HERR bin, daß ihr gedenken und euch schämen und euren Mund nicht mehr auftun sollt vor eurer Schande, wenn ich euch alles vergeben habe, was ihr getan habt, spricht der HERR HERR.

Nach Hesekiel wird Gott in der Zukunft einen ewigen Bund mit Israel schließen. Dieser ewige Bund ist derselbe wie der neue Bund in Jeremia 31:31-34. Dieser neue und ewige Bund ist auch ein neuer Ehevertrag, auf dem die Wiederverheiratung beruhen wird.

Die Wiederherstellung Israels als Frau Jehovas wird auch in Jesaja 54:1-8 beschrieben: „Singet, ihr Unfruchtbaren, die ihr nicht geboren habt; brecht in Gesang aus und schreit laut, ihr, die ihr nicht schwanger geworden seid; denn die Kinder der Verlassenen sind mehr als die Kinder der verheirateten Frau, spricht der HERR. Vergrößert die Stätte eures Zeltes und spannt die Vorhänge eurer Wohnungen aus; spart nicht; verlängert eure Seile und befestigt eure Pfähle. Denn du sollst dich zur Rechten und zur Linken ausbreiten, und dein Same soll die Völker in Besitz nehmen und die verödeten Städte bewohnt machen. Fürchte dich nicht, denn du sollst dich nicht schämen; du sollst dich nicht schämen, denn du sollst die Schande deiner Jugend vergessen, und der Schmach deiner Witwenschaft sollst du nicht mehr gedenken. Denn dein Schöpfer ist dein Mann; Jehova der Heerscharen ist sein Name; und der Heilige Israels ist dein Erlöser; der Gott der ganzen Erde soll er genannt werden. Denn Jehova hat dich gerufen wie ein verlassenes und im Geiste betrübtes Weib, wie ein junges Weib, wenn sie verstoßen ist, spricht dein Gott. Einen kleinen Augenblick lang habe ich dich verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. In meinem Zorn habe ich mein Angesicht einen Augenblick lang vor dir verborgen; aber mit ewiger Güte will ich mich deiner erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.

Jesaja begann damit, dass er erklärte, dass die wiederhergestellte Frau nun beginnen wird, eheliche Kinder zu gebären (V. 1-3). Israel hatte in der Verwüstung viel mehr Kinder gezeugt als in der Zeit, als es noch mit Jehova verheiratet war (V. 1). Tatsächlich zeugte Israel viele uneheliche und nur sehr wenige eheliche Kinder. Oft opferte sie ihre ehelichen Kinder den fremden Göttern. Doch nun soll sich das alles ändern. Jesaja fordert Israel auf, sein Haus zu vergrößern (V. 2-3), um die vielen ehelichen Kinder unterzubringen, die kommen werden.

Der Grund für diese neue Aktivität und die kommenden legitimen Kinder liegt in der Wiedervereinigung der Ehe (V. 4-8). Israels frühere Ehebrüche werden alle vergessen sein (V. 4), und Jehova wird wieder ihr Ehemann sein (V. 5). Gott wird wieder um seine Frau werben, wie er um sie geworben hat, als sie noch ein Kind war (V. 6), und alles frühere Verlassen wird nun durch neue Segnungen ersetzt (V. 7-8).

Diese Wiederverheiratung wird in Jesaja 62:4-5 weiter beschrieben: „Du sollst nicht mehr verlassen heißen, und dein Land soll nicht mehr wüst heißen, sondern du sollst Hephzi-bah heißen und dein Land Beulah; denn der HERR hat seine Freude an dir, und dein Land soll verheiratet werden. Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau heiratet, so sollen eure Söhne euch heiraten; und wie der Bräutigam sich über die Braut freut, so soll euer Gott sich über euch freuen.

Israels Land, das es wegen seines Ehebruchs verloren hat, soll vollständig wiederhergestellt werden. Wie ein neuer Ehemann sich über seine jungfräuliche Braut freut, so wird Gott sich über seine wiederhergestellte Frau freuen.

Hosea, der viel über die Ehebrüche Israels zu sagen hatte, sprach auch von Israels Wiedervereinigung mit ihrem Ehemann.

Er schrieb in Hosea 2:14-23: „Darum siehe, ich will sie locken und in die Wüste bringen und will mit ihr freundlich reden. Und ich will ihr von dort aus ihre Weinberge geben und das Tal Achor zur Tür der Hoffnung, und sie soll sich dort melden, wie in den Tagen ihrer Jugend und wie an dem Tag, da sie aus Ägyptenland heraufzog. Und es soll zu der Zeit geschehen, spricht der HERR, daß ihr mich Ischi nennen sollt und mich nicht mehr Baali nennen sollt. Denn ich will die Namen der Baalim aus ihrem Munde wegnehmen, und man soll sie nicht mehr bei ihrem Namen nennen. Und zu der Zeit will ich einen Bund für sie machen mit den Tieren des Feldes und mit den Vögeln des Himmels und mit dem Gewürm auf Erden; und ich will Bogen, Schwert und Streit aus dem Lande zerbrechen und will sie sicher liegen lassen. Und ich will euch mit mir verloben ewiglich; ich will euch mit mir verloben in Gerechtigkeit, Recht, Güte und Barmherzigkeit. Ich will euch mit mir verloben in der Treue, und ihr sollt den HERRN erkennen. Und es soll geschehen zu der Zeit: Ich will antworten, spricht der HERR, ich will dem Himmel antworten, und sie sollen der Erde antworten, und die Erde soll dem Korn, dem Most und dem Öl antworten, und sie sollen Jesreel antworten. Und ich will sie mir in die Erde säen und will mich ihrer erbarmen, die keine Barmherzigkeit erlangt haben, und will zu denen sagen, die nicht mein Volk waren: Du bist mein Volk; und sie sollen sagen: Du bist mein Gott.

Hosea begann mit der Beschreibung des Werbens und des Umwerbens in der Wüste (V. 14-15). Israel wird wieder in der Wüste umworben werden, im Land Edom und in der Stadt Bozrah, wo Gott in der Werbung zu ihrem Herzen sprechen wird, und wenn sie antwortet, werden alle ihre Weinberge wiederhergestellt werden.

Die Ergebnisse dieser Wiederherstellung werden als nächstes beschrieben (V. 16-23). Es wird vier Ergebnisse dieser Wiedervereinigung geben. Das erste Ergebnis (V. 16-17) ist, dass Israel Gott nicht mehr als Baali, sondern als Ishi ansprechen wird. Es gibt hier im hebräischen Text ein sehr interessantes Wortspiel durch die Verwendung dieser beiden hebräischen Wörter. Beide Wörter, Baali und Ishi, sind gute hebräische Wörter, die „mein Mann“ bedeuten. Obwohl sie beide „mein Ehemann“ bedeuten, gibt es einen kleinen Unterschied in der Betonung der Bedeutung. Ishi bedeutet „mein Mann“ im Sinne von „mein Mann“. Baali bedeutet „mein Mann“ im Sinne von „mein Herr“. Beide Wörter sind vollkommen gute hebräische Wörter für „mein Ehemann“ und werden in der ganzen Heiligen Schrift austauschbar verwendet.

Trotzdem sagt Gott, dass der Titel Baali nicht mehr verwendet werden soll, sondern nur noch Ischi. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass das Wort Baali sehr nach einem der Götter klingt, mit dem Israel Ehebruch begangen hat: dem Gott Baal. Wenn Israel den Gott Baali auch in Zukunft nennen würde, könnte es anfangen, sich an seinen früheren Liebhaber zu erinnern. Um also auch nur den Hauch einer Erinnerung an den anderen Geliebten zu vermeiden, wird Israel Gott nicht mehr mit Baali ansprechen, sondern nur noch mit Ischi.

Das zweite Ergebnis (V. 18) ist Frieden und Sicherheit. Israel wird nie wieder von den Nationen überfallen werden, deren Götter es einst angebetet hat.

Das dritte Ergebnis (V. 19-20) ist das Verlöbnis. Das Wort „verloben“ wird hier dreimal verwendet, und diese drei Verwendungen beschreiben die drei Elemente dieses neuen Verlöbnisses. Erstens, was die Zeit betrifft, wird es für immer sein. Zweitens, was den Inhalt betrifft, wird es in Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Barmherzigkeit sein. Drittens, was die Qualität betrifft, wird es in der Treue sein.

Das vierte Ergebnis (Vv. 21-23) ist die neue Bedeutung von Jesreel. Dieser Begriff kann zwei Dinge bedeuten: „Gott streut aus“ und „Gott sät aus“. Während der Zeit der Bestrafung erlebte Israel die erste Bedeutung: „Gott zerstreut“. Jetzt wird Israel die zweite Bedeutung erfahren: „Gott sät.“ Das Tal Jesreel, Israels größtes und ertragreichstes Tal, hatte oft nicht gefruchtet, weil Gott seine Segnungen wegnahm. Aber jetzt, da die Wiederverheiratung stattgefunden hat, werden alle Segnungen Gottes im Tal Jesreel wiederhergestellt werden, und es wird fast so schnell produzieren, wie das Feld gesät wird.

Zusammenfassung: Dies sind also die sechs Stadien der Beziehung Israels als Frau Jehovas, eine Frau, die Gott geheiratet hat, die aber Ehebruch begangen hat. Schließlich kam es zur Trennung, gefolgt von einer Scheidung, und heute befindet sich Israel in der Zeit der Bestrafung. Es wird jedoch noch die Zeit kommen, in der Israel bei seiner nationalen Wiedergeburt wieder verheiratet und mit all seinen Segnungen mit seinem Gott wiedervereint sein wird.

Arnold Fruchtenbaum – Die Frau Jehovas und die Braut Christi

Wenn wir uns in Ruhe in dieses Bild hineindenken, dann wird deutlich, warum und wie Jehovah die Ehe sieht, und wie wir Menschen mit unserem Ehepartner umgehen sollten!

Gott kannte ihn schon

ES erging aber das Wort des HErrn an mich folgendermaßen: «Noch ehe ich dich im Mutterschoße bildete, habe ich dich erwählt-o: ersehen-, und ehe du das Licht der Welt erblicktest, habe ich dich geweiht: zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt.»
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Jer 1,4–5

Irgendwann hat plötzlich Gott mit mir, Jeremia, gesprochen. Er sagte: „Hör zu, ich hatte schon große Pläne mit dir, bevor du überhaupt im Bauch deiner Mutter gewesen bist. Bevor du geboren worden bist, hatte ich schon die Idee, dass du ein Prophetentyp werden sollst. Deine Aufgabe war seitdem schon klar, allen Menschen zu erzählen, was ich dir sage.“
VolxBibel – Jeremia 1,4–5

SEINE Rede geschah zu mir, es sprach:
Ehe ich dich bildete im Mutterleib,
habe ich dich gekannt,
ehe du aus dem Schoße fuhrst,
habe ich dich geheiligt,
als Künder den Weltstämmen habe ich dich gegeben.
Buber & Rosenzweig – Jer 1:4–5

Und das Wort Jehovas geschah zu mir also: Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erkannt, und ehe du aus dem Mutterschoße hervorkamst, habe ich dich geheiligt: zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt (Eig eingesetzt.)
Elberfelder 1871 – Jeremia 1:4–5

Auch das Prophensein geht von Gott aus. Denn nur Empfangenes kann der Prophet künden und dolmetschen. Dieses Empfangene ist aber von ihm als Offenbarung Gottes erlebt worden. „Der heutige Mensch begreift Schöpfung nur noch als Wandlung von schon Dagewesenem, Offenbarung nur als psychologischen Vorgang innerhalb seiner selbst.“
Nicht so der biblische Gottesprophet. Er wusste von dem ganz Großen jeder wahren Offenbarung, dass sie in ihrer geschichtlichen Erscheinung eine Aktivität Gottes zum Quell und Inhalt hat. Nicht ein Etwas, nicht Heilige und Heiliges enthüllt sie: Gott selbst in seiner erleuchtenden und rettenden Aktivität will sie [26] in das Ringen und Sterben der Menschheit tragen. Diese zerbricht an ihrer Selbsterlösung, sie stirbt an ihrer Flucht vor Gott. So bewusst der Mensch auch das Leben gewinnen will, er schafft jedoch ewig neu an seinem Tode.

Kroeker Das lebendige Wort Band

Plötzlich geschah das Wort des HERRN zum jungen Jeremia persönlich: «Bevor ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoss hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt» (Jer 1,4.5).
Wie einige andere Knechte – z.B. Simson, Johannes der Täufer, der Apostel Paulus – hat Gott auch Jeremia zu einer grossen Aufgabe berufen, noch ehe er geboren war.
Ob Er ihn im Blick darauf mit besonderen natürlichen Fähigkeiten ausgestattet hat, wissen wir nicht. Jeremia selbst hielt sich nicht dafür, gut reden zu können (Jer 1,6); auch scheint er überdurchschnittlich empfindsam gewesen zu sein – zwei Veranlagungen, die seinen ohnehin schwierigen Dienst noch schwerer machten. Aber Gott liebt es, sich durch schwache Werkzeuge zu verherrlichen, und die tiefe Empfindsamkeit half Jeremia, den bösen Zustand des Volkes noch besser zu erfassen, wenn er innerlich dabei auch unsäglich viel litt.
Eines vor allem hat Gott bewogen, gerade Jeremia zum Propheten zu berufen: Er «erkannte» zum Voraus (Jer 1,5), dass dieser Mann in nie wankender Treue und unablässigem Gehorsam vier Jahrzehnte lang sein Wort übermitteln würde, auch wenn die Botschaft dem Menschenverstand nutzlos oder unzeitgemäss erschien. Was wir erst am Lebensende eines Menschen feststellen können, ist Gott schon vor dessen Lebensbeginn offenbar. Bevor z.B. Abraham den Sohn empfangen hatte, «erkannte» Gott schon, «dass er seinen Kindern und seinem Haus nach ihm befehle, damit sie den Weg des HERRN bewahren …» (1 Mose 18,19).

Halte fest 1966

Genauer hingeschaut …

Gott kennt Jeremia, er kennt ihn länger und unendlich viel besser als jeder andere, er kennt ihn schon, bevor Jeremia überhaupt geboren wird. Und Gott kennt Jeremia nicht nur, er hat etwas mit ihm vor – in der Gute-Nachricht-Bibel ist das so treffend formuliert, dass Gott mit Jeremia, bereits bevor dieser geboren wurde, „seinen Plan hatte“.

Menschlich, allzu menschlich ist da die zurückhaltende Reaktion des Jeremia auf den Anspruch Gottes, von dem er sich geradezu überfordert fühlen muss. In der Gute Nachricht Bibel ist sogar zu lesen: „Jeremia wehrte ab“. Zu groß scheint ihm die von Gott zugedachte Aufgabe. Wieso soll ausgerechnet er „Prophet für die Völker“ sein, eine schwierige Aufgabe, eine Lebensaufgabe, mit der man sich sicher nicht nur Freunde machen wird? Prophet zu sein, Dinge gleichsam als Sprachrohr Gottes vor anderen auszusprechen, zu mahnen und zu warnen, zu korrigieren und auch zu trösten, damit macht man sich nicht beliebt. Ist das nicht eigentlich eine Zumutung, was Gott da von ihm will? Und doch: Gott hat sich genau das als Lebensaufgabe für Jeremia in den Kopf gesetzt.

Jeremia erlebt, dass bei Gott keine noch so guten, aber letztlich faulen Ausreden gelten. Schließlich hat Gott einen Auftrag und hat Jeremia längst dafür vorgesehen, dass er eintreten wird für authentischen Glauben, für Recht und Gerechtigkeit und für Vertrauen auf Gott – allem Widerspruch zum Trotz. Wovor soll Jeremia denn überhaupt Angst haben? Sein Gott verspricht ihm, an seiner Seite zu bleiben. Da gibt es keinen Grund mehr, sich nicht genügend qualifiziert oder noch nicht reif genug zu fühlen, es gibt auch keinen Grund, sich vor Menschen und ihrer kritischen Haltung zu fürchten, Angst zu haben vor Spott, Widerstand oder gar Verfolgung. Für Gott ist niemand zu jung oder zu alt. Er hat mit jedem etwas vor!

Und daraus folgt …

… dass ich wissen darf, dass Gott mich kennt, mich gekannt hat, längst bevor ich geboren wurde. Ich darf wissen, dass Gott einen Plan für mein Leben hat, vielleicht einen überraschenden, einen anderen als ich selbst es mir ausgedacht hätte. Es ist befreiend zu wissen, dass Gott Menschen beruft und ihnen Aufgaben zutraut, für die sie nach menschlichen Maßstäben nicht qualifiziert sind. Nicht mein Können, mein Alter oder was auch immer, sondern allein Gottes Plan und seine Zusage zählen, dass ich auf den für mich vorgesehenen Wegen mit all ihren Schwierigkeiten ohne Angst gehen darf – unter seinem Schutz und Segen! Dazu sollen wir zuversichtlich „Ja“ sagen, anstatt faule Ausreden finden.

Faszination Bibel 3/2019

Dann heißt es in Vers 5: Bevor du aus dem Mutterleib hervorkamst, habe ich dich geheiligt. Die erste Aussage weist darauf hin, dass Gott Jeremia schon kannte, bevor er überhaupt gezeugt wurde. Diese zweite Aussage weist darauf hin, dass Gott ihn geheiligt hat, sobald er empfangen wurde, aber bevor er aus dem Mutterleib kam. „Heiligen“ bedeutet „beiseite stellen“. Gott hatte Jeremia schon vor seiner Geburt dazu bestimmt, ein Prophet zu sein. Jeremia wurde also, während er noch ein Fötus im Mutterleib war, von Gott für dieses prophetische Amt ausgesondert. Diese Aussage, wie auch die erste, hat negative Implikationen gegen die Abtreibung und deshalb sind viele Bibellehrer fest davon überzeugt, dass Abtreibung Mord ist. Bevor er also gezeugt wurde, kannte Gott ihn, und während er ein Fötus im Mutterleib war, hatte Gott ihn für das Amt des Propheten geheiligt, und beide Aussagen sind starke Implikationen gegen Abtreibung.

Es gibt weitere Stellen, die zeigen, dass Gott die fötale Entwicklung steuert. In Hiob 10:8-12 heißt es: Deine Hände haben mich umrahmt und mich geformt. Zusammen rundherum; doch du zerstörst mich. Gedenke, ich bitte dich, dass du mich wie Lehm geformt hast; und willst du mich wieder zu Staub machen? Hast du mich nicht ausgeschüttet wie Milch und mich gerinnen lassen wie Käse? Du hast mich mit Haut und Fleisch bekleidet und mich mit Knochen und Sehnen zusammengefügt. Du hast mir Leben und Güte gegeben, und deine Heimsuchung hat meinen Geist bewahrt.

Gott kontrolliert die Entwicklung des Fötus, und Gott betrachtet diesen Fötus als eine Person, für die er einen Plan hat.

In Psalm 139:14-16 heißt es: Ich will dir danken; denn ich bin furchtbar und wunderbar gemacht: Wunderbar sind deine Werke; und das weiß meine Seele recht wohl. Meine Gestalt war dir nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, und in den tiefsten Tiefen der Erde wurde ich kunstvoll gemacht. Deine Augen sahen mein ungebildetes Wesen, und in deinem Buch waren sie alle geschrieben, auch die Tage, die mir bestimmt waren, als noch keiner von ihnen da war.

Der Psalmist sagt, dass Gott schon vor seinen Lebzeiten, als er noch ein Fötus im Mutterleib war, seine Schritte bestimmt und seine Wege gelenkt hat. Bei der Empfängnis ist das, was im Mutterleib ist, aus Gottes Perspektive bereits eine Person; daher ist Abtreibung nichts weniger als Mord.

Arnold Fruchtenbaum – Der Ruf des Jeremia

Trotz dieser Gründe, an die kreationistische Position des Ursprungs des immateriellen Teils des Menschen zu glauben, ist dies nicht die beste Antwort auf das, was die Bibel lehrt. Fünf Antworten können auf die Behauptungen der Kreationisten gegeben werden. Erstens wird auch vom Körper gesagt, er stamme von Gott, genau wie die Seele (Psalm 139,13-14; Jeremia 1,5), und doch wissen wir, dass der Körper durch natürliche Zeugung entstanden ist. Wenn in diesen Versen davon die Rede ist, dass der Körper von Gott kommt, verweist das offensichtlich auf seine ultimative ursprüngliche Quelle: Gott, den Schöpfer. Alle Körper nach Adam und Eva sind nicht erschaffen, sondern werden durch natürliche Zeugung weitergegeben. Wenn die Bibel davon spricht, dass die Seele von Gott kommt, könnte sie sich auch auf den ultimativen Ursprung der Seele beziehen, der Gottes Schöpfung durch den Atem seines Mundes ist. Das muss aber nicht bedeuten, dass jede einzelne Seele geschaffen ist, genauso wenig wie jeder einzelne Körper durch Schöpfung entstanden ist. Zweitens schließt die Tatsache, dass die Seele geistig ist, nicht aus, dass die Seele auch durch natürliche Zeugung weitergegeben werden kann. Drittens wurde der Messias vor der Sündennatur bewahrt, nicht weil Gott für ihn eine Seele geschaffen hat, sondern wegen der Überschattung durch den Heiligen Geist (Lk. 1,35). Viertens kann diese Ansicht nicht erklären, warum die Seele zur Sünde neigt, es sei denn, Gott hat die Seele sündig geschaffen. Doch dies wird nicht gesagt. Aber warum hat die Seele eine Tendenz zur Sünde, wenn die Seele von Gott heilig erschaffen wurde? Und fünftens gibt es ein moralisches Problem mit dieser Ansicht. Nach dieser Sichtweise erschafft Gott die Seele sündlos, und dann steckt er die Seele in einen sündigen Körper, der sie wiederum verdirbt. Das moralische Problem ist: Wie konnte Gott eine heilige Seele erschaffen und sie dann in einen sündigen Körper stecken, obwohl er wusste, dass dieser bei Kontakt die Seele verderben würde? Gott schuf Adam und Eva, und Er schuf die ersten Seelen für Adam und Eva, aber Er erschafft nicht jede einzelne Seele, genauso wenig wie Er jeden einzelnen Körper erschafft.

Arnold Fruchtenbaum – Die Komposition des Menschen

Beweist das, dass wir alle im Geist gelebt haben, bevor wir im Fleisch geboren wurden? Nein, denn die Bibel sagt klar, dass genau das Gegenteil der Fall ist: „Nicht das Geistige war zuerst da, sondern das Natürliche, und danach das Geistige“ (1 Korinther 15,46). Der Geist des Menschen existiert nicht unabhängig vom Körper; vielmehr sagt die Bibel, dass Gott „den Geist des Menschen in ihm formt“ (Sach 12,1). Als Gott Hiob fragte: „Wo warst du, als ich die Grundfesten der Erde legte? Erkläre, wenn du Verstand hast“, war Hiob sprachlos, weil er zu der Zeit, von der Gott sprach, noch nicht existierte (Hiob 38,4; 40,3-5).

Dennoch werden einige darauf beharren, dass Gottes „Wissen“ um Jeremia, bevor er ihn im Bauch formte, logischerweise impliziert, dass Jeremia irgendwo vor der Empfängnis existierte. Und wir können zustimmen, dass eine solche Schlussfolgerung aus menschlicher Sicht tatsächlich logisch ist, aber wir sollten sie daran erinnern, dass es Gott war, der Jeremia vor seiner Geburt und Empfängnis kannte, und „Was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott möglich“ (Lukas 18:27). Gott ist es, der die Toten lebendig macht und die Dinge, die nicht sind, als ob sie wären“ (Röm 4,17). Er war in der Lage, Jeremia zu berufen und zu ordinieren, selbst als Jeremia noch nicht existierte. Der Schöpfer ist derjenige, der „von Anfang an das Ende verkündet und von alters her die Dinge, die noch nicht geschehen sind“ (Jes 46,10). Mit seiner göttlichen Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen, ist es für Gott kein Problem, jemanden zu kennen, der noch nicht existiert.

David A. Reed und John R. Farkas

Wenn wir also davon ausgehen, dass Jehovah nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart kennt, sondern auch die gesamte Zukunft, dann kann ER diese Worte sehr wohl so äußern! Wenn Jehovah aber die Zukunft nicht kennen würde, wäre dieser Vers eine klare Aussage dafür, dass der Mensch schon vor seiner Zeugung existieren würde! Wir müssen uns also entscheiden, ob der Mensch göttlich ist – und schon vor seiner Zeugung existiert – ODER ob der Gott der Bibel – Jehovah – über Raum und Zeit erhaben ist. Ich entscheide mich für die zweite Möglichkeit, und beharre aus diesem Grund auch für die Ablehnung von Jahwe und bestehe auf Jehovah 😉

„Es rühme sich“

So spricht Jehova: Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit, und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke, der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums;
sondern wer sich rühmt, rühme sich dessen: Einsicht zu haben und mich zu erkennen, daß ich Jehova bin, der Güte, Recht und Gerechtigkeit übt auf der Erde; denn daran habe ich Gefallen, spricht Jehova.
Elberfelder 1871 – Jer 9,22–23

Der HERR sagt: »Der Weise soll sich nicht wegen seiner Weisheit rühmen, der Starke nicht wegen seiner Stärke und der Reiche nicht wegen seines Reichtums. Grund sich zu rühmen hat nur, wer mich erkennt und begreift, was ich will. Denn ich bin der HERR, der Liebe, Recht und Treue auf der Erde schafft! An Menschen, die sich danach richten, habe ich Freude.«
Gute Nachricht Bibel – Jeremia 9:22–23

So spricht Jehovah: Nicht rühme der Weise sich seiner Weisheit und nicht rühme der Mächtige sich seiner Macht; nicht rühme der Reiche sich seines Reichtums. Spr 21,30.
Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich, daß er verständig ist und Mich kennt, daß Ich Jehovah bin, Welcher tut Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit auf Erden; denn daran habe Ich Lust, spricht Jehovah. Ps 34,3; 1Kor 1,31; 2Kor 10,17; Sir 10,22.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 9,22–23

Dies ist, was Jehova gesagt hat: „Möge sich der Weise nicht seiner Weisheit rühmen, und möge sich der Starke nicht seiner Macht rühmen. Möge sich der Reiche nicht seines Reichtums rühmen.“
„Wer sich aber rühmt, rühme sich allein dessen: Einsicht zu haben und Erkenntnis von mir zu haben, daß ich Jehova bin, der liebende Güte, Recht und Gerechtigkeit auf der Erde übt; denn an diesen Dingen habe ich Gefallen“ ist der Ausspruch Jehovas.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Jer 9:23–24

Oh, was war das für eine Bibliothek, die man sich früher erwerben konnte! Wie froh waren die Menschen, wenn sie sich eine Bibel leisten konnten, dann etwas später vielleicht eine Konkordanz und dann vielleicht auch ein Bibellexikon!
Und heute, wo wirklich jeder für wenig Geld alle diese wirklich wichtigen Bücher haben könnte, ja wo diese kostenlos im www zu finden sind – da „rühmt man sich“ eine bestimmte Serie bei xy gesehen zu haben, oder eine besondere Automarke zu fahren, oder Mitglied in einer bestimmten „erleutenten Gruppe“ zu sein.
Aber was sagt Jeremia?

Alle menschlichen Hilfsmittel – Weisheit, Wachsamkeit, Reichtum – werden zunichte gemacht. Aber für den, der Gott in seinem persönlichen Leben erlebt und ihn in seinem Handeln erkennt, selbst in diesen von ihm zugelassenen Umständen, gibt es eine Ermutigung. Es ist sogar ein Anlass zum Rühmen: „Wer sich rühmt, rühme sich dessen: Einsicht zu haben, und mich zu erkennen, dass ich der HERR bin, der Güte, Recht und Gerechtigkeit übt“ (V. 24). Der sichere Fels bleibt inmitten des Sturmes bestehen. Er ist die Zuflucht des Glaubens zu aller Zeit:
• Trost im Sturm, in der Gewissheit, dass Gott immer sein Wohlgefallen an dem hat, was seinem Wesen entspricht,
• Ermahnung, wenn ein wenig scheinbarer Wohlstand glauben lässt, dass irgendeine Kraft im Menschen wäre.
Dieser Vers wird in 1 Korinther 1,31 zitiert, um vor jeder menschlichen Anmaßung in der Versammlung zu warnen. Die Gedanken Gottes sind unveränderlich und sein Wort ist immer in der Lage die zu unterweisen, die es hören.
Wenn man sich weigert zu hören, wozu sollte es dann noch nützen für Gott abgesondert zu sein, wie die Israeliten es durch die Beschneidung waren? Es nützte nichts mehr, sie würde das gleiche Gericht wie die unbeschnittenen Nationen treffen. Nichts ist gefährlicher, als sich auf eine rein äußerliche Beziehung zu Gott zu verlassen – Beschneidung, Taufe, religiöse Werke, Sakramente – und dabei mit dem Herzen keine echte Gemeinschaft mit ihm durch den Glauben und den Gehorsam seinem Wort gegenüber zu haben.

Marc Allovon – Das Buch des Propheten Jeremia

Menschen und Völkern wurde es noch immer zum Verhängnis, wenn sie ihre Intelligenz und Erkenntnis zum Inhalt ihres Ruhms und ihre Stärke zum Aufbau ihrer Ehre machten. Alsdann blieben sie stecken in sich selbst, und in ihrem Leben erlosch die Ehrfurcht vor Gott. Ihre Psalmen besangen hinfort nur noch das Werk der eigenen Hände. Wer jedoch wie einst Nebukadnezar nach der Vollendung seiner Residenz mit ihren Ruhmesbauten stolz einhergeht, den kann Er demütigen. Die Welt wäre längst in ein ewiges Chaos versunken, wenn Gott nicht immer wieder dafür gesorgt hätte, dass durch den Gang der Geschichte der Mensch in seiner eigenen Weisheit zuschanden geworden und an seinem Ruhm zerbrochen wäre. Wer erst in allem, was er schuf und tat, seine eigene Schöpfung sah und sich weidete an der Majestät der eigenen Person, den stieß eines Tages die Geschichte als unbrauchbar für die Zukunft aus. Gott in seiner Souveränität selber schafft Gnade, Recht und Gerechtigkeit auf Erden, indem er alles Stolze durch die Geschichte richten lässt und Raum für jenes Leben und Wirken macht, das aus der Abhängigkeit von ihm entsteht. Sein Wohlgefallen ruht auf allen Schaffenden und auf allem Geschaffenen, wenn sie den Stempel seiner Gnade und Gerechtigkeit tragen.

Kroeker_1937 – Das lebendige Wort


Im Laufe unseres Lebens entwickeln wir alle eine Vorstellung davon, was wir für das höchste Gut im Leben halten. Für manche ist das höchste Gut die soziale Gerechtigkeit. Für andere ist es das Streben nach Glück, Bildung oder körperlicher Stärke. Wieder für andere ist es die Familie. Was ist Ihr höchstes Gut? Lesen Sie nun Jeremia 9,23-24. Was betrachtet Gott nach diesem Vers als das höchste Gut im Leben? Haben Sie festgestellt, dass Gott zu kennen ein so lohnendes Ziel ist, dass Sie bereit sind, alle anderen Ziele aufzugeben, um ihn zu kennen? Was sind die Vorteile, Gott zu kennen?

Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen

wächst Gott ?

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch ein Schatten von Wechsel.
Elberfelder 1871 – Jakobus 1,17

Alle gute Gabe und alles vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch ein Schatten infolge von Wechsel. (1) wie ein solcher Schatten an den Lichtern, d.h. an den Sternen, durch den Wechsel ihrer Stellung manchmal entsteht, z.B. bei Sonnen- und Mondfinsternissen. (a) Mt 7:11; Joh 3:27; Rö 11:29; 1Jo 1:5
Zürcher 1931 – Jak 1,17

Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jakobus 1:17

Beim heraussuchen zu diesem Bibelvers bin ich über die unterschiedlichsten Ansichten gestoßen. Unter anderem, dass Gott in seinen Taten noch wachsen würde, dass es keine Zeit gäben würde, wenn Gott nicht die Sterne erschaffen hätte und vieles andere mehr. All diese Gedanken zeigen, dass Menschen nicht die Bibel als Gottes Wort, sondern als ein weiteres interessantes Buch betrachten. Denn der Schlüssel zur Zeit liegt in 1.Mose 1:1 – Erst nach der Zeit wurden die Sterne erschaffen 😉

Aber schauen wir uns zu dem obrigen Vers – aus Jakobus – erst einmal an, was die Menschen damals glaubten:

Statt die Menschen in der Absicht zu versuchen, sie zum Straucheln zu bringen ( 1,12-16 ), schickt Gott ihnen gute Gaben, darunter die geistliche Wiedergeburt (V. 18 ). Die Tatsache, dass Gott der Urheber alles Guten ist, war ein Gemeinplatz der jüdischen und griechischen Weisheitsliteratur. Was im Himmel ist, war für die Menschen der Antike vollkommen, die jüdischen Schriftsteller gebrauchten daher den Ausdruck »von oben« häufig als Synonym für »Gott«. Die Wendung »Vater des Lichts« könnte bedeuten »Schöpfer der Sterne«; für die Heiden waren die Sterne Götter, für die Juden Engel. (Die Kanaanäer in Ugarit hatten El schon vor Urzeiten als »Vater des Lichts« bezeichnet, und in den Schriftrollen vom Toten Meer tragen die höchsten Engel den Titel »Herrscher des Lichts«. In mehreren alttestamentlichen Schriften werden die Sterne als »Lichter« bezeichnet – vgl. 1.Mose 1,14-19; Jer 31,35 .) Die Astronomen der Antike beschrieben an den Himmelskörpern beobachtbare Veränderungen unter anderem mit dem Ausdruck »wandernde Schatten«, für die Philosophen dagegen war das Vollkommene, das, was im Himmel ist, unwandelbar und ohne direkten Bezug zur Erde. Die meisten Menschen der damaligen Zeit glaubten an Astrologie und fürchteten die Macht der Sterne. Jakobus redet hier jedoch nicht etwa der Astrologie das Wort, sondern bezeichnet Gott wie viele andere jüdische Autoren als Herrn der Sterne und bestreitet gleichzeitig, dass Gott auch nur im Geringsten wankelmütig sei, wie es den Gestirnen gern zugeschrieben wurde. Seine Leser konnten der vorliegenden Passage also entnehmen, dass Prüfungen oder Versuchungen, wie sie sie gerade erfuhren, nicht das Resultat eines willkürlich über die Menschen hereinbrechenden Schicksals sind, sondern dass auch in ihnen das Wirken eines treu sorgenden und liebenden Vaters spürbar wird.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

OK – ähnliche Gedanken kennen wir ja auch heute noch in vielen Religionen.
oder schauen wir uns folgende an:

Von dem Vater der Lichter.
Zieht man den Genitiv τῶν φωτῶν zu τοῦ πατρός (was jedenfalls das Nächstliegende), so kann verglichen werden Apok Mos 35 f.: (Eva sieht, wie die Himmlischen für den gestorbenen Adam beten; sie macht ihren Sohn Seth darauf aufmerksam u. spricht zu ihm:) Wer mögen wohl die beiden Äthiopier sein, die deinem Vater im Gebete beistehn? Da spricht Seth zu seiner Mutter: Das sind Sonne u. Mond; auch sie fallen nieder u. beten für meinen Vater Adam. Spricht Eva zu ihm: Wo ist denn ihr Licht (geblieben)? u. warum sehen sie so schwarz aus? Und Seth spricht zu ihr: Ihr Licht haben sie nicht verloren; aber sie können nicht leuchten angesichts vom Lichte des Alls, dem Vater der Lichter, um deswillen verbarg sich das Licht von ihnen. — Das. 38: Der Erzengel Michael bat den Vater der Lichter um die Beschickung der Überreste (Adams).

Strack_Billerbeck – Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

dieser Teil aus der „Apokalypse des Mose“ könnte auch aus dem Buch Mormon stammen – aber eben NICHT aus der Bibel. Wie das wohl kommt?
Aber schauen wir uns an, was Jakobus eigentlich sagt:

Der Vater der Lichter

Das Buch Jakobus verdient seinen Ruf als eines der praktischeren, bodenständigeren Bücher im Neuen Testament. Aber während wir seinen Reichtum für das christliche Leben ausschöpfen, können wir leicht die kraftvollen theologischen Aussagen übersehen, die in diesem kurzen Brief versteckt sind. Diese hier erscheint im ersten Kapitel (Jak 1,17):

Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter herab, bei dem es keine Veränderung und keinen Schatten durch Wandel gibt.

Jakobus‘ Ausdruck „Vater der Lichter“ ist einzigartig in der Bibel. Das Verständnis dieses Satzes ist entscheidend, um zu verstehen, was er damit meint, dass es bei Gott „keine Veränderung oder Schatten durch Wandel“ gibt. „Vater der Lichter“ weist auf Gottes Rolle als Schöpfer der Sterne und anderer himmlischer Objekte hin. Wir sehen diesen Gedanken sowohl im Schöpfungsbericht als auch in den Psalmen (Gen 1,14-18; Ps 136,7-9; 148,1-5). Ähnliche Formulierungen, die auf dieselbe Idee hinweisen, finden sich sporadisch in anderer altjüdischer Literatur, wie den Schriftrollen vom Toten Meer. 1

Die Himmelskörper markieren die Jahreszeiten und den Ablauf der Zeit (Gen 1,14-18). Sie werden mit Veränderung in Verbindung gebracht. Das Wort, das in Jakobus 1,17 mit „Veränderung“ (griechisch tropē) übersetzt wird, ist ein Substantiv, das an anderer Stelle in der griechischen Literatur verwendet wird, um die Bewegung und Positionierung der Sterne, die jahreszeitlichen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf das Land sowie die beiden jährlichen Sonnenwenden zu beschreiben. 2 Jakobus‘ Verwendung von „Veränderung“ mit „Schatten“ deutet auf eine Sonnenfinsternis hin. Sein Punkt ist tiefgründig. Obwohl sich die Lichter – die Himmelskörper – verändern und variieren, tut das ihr Vater nicht. Er ist unerschütterlich.

Aber die Formulierung „Vater der Lichter“ vermittelt mehr als Gottes Rolle als Schöpfer. Sein Charakter und seine Natur unterscheiden sich grundlegend von denen aller anderen göttlichen Wesen. Wie in anderen antiken Kulturen ist auch in jüdischen Schriften der Glaube weit verbreitet, dass die Sterne himmlische Wesen sind. Diese Vorstellung findet sich im Alten Testament, wo die Söhne Gottes metaphorisch als „die Sterne Gottes“ bezeichnet werden (Hiob 38,7). Jakobus‘ Beschreibung von Gott als „Vater der Lichter“ spricht dann von Gott als dem Schöpfer aller himmlischen Wesen – und betont damit, dass sie erschaffen sind und daher minderwertig sind. Gott allein ist ungeschaffen.

Diese Idee wirft auch Licht (Wortspiel beabsichtigt) auf 1 Johannes 1:5, wo Johannes schrieb, dass „Gott Licht ist“. Sein Punkt war nicht, dass Gott Energieteilchen ist – was bedeuten würde, dass Gott Teil der Schöpfung ist, was Johannes an anderer Stelle ausdrücklich verneint (Johannes 1,1-3). Vielmehr verwendet Johannes den Satz metaphorisch und relativiert ihn, indem er sagt, dass in Gott „überhaupt keine Finsternis ist.“ Nur Gott ist ganz und gar wahr und gut.

Unser Vater der Lichter steht allein als derjenige, der die Zeit und ihre Markierungen geschaffen hat. Die Himmelskörper bewegen sich so, wie er es bei der Schöpfung bestimmt hat, während sein Wesen konstant bleibt. Der Urheber der Veränderung ändert sich selbst nicht. Sein Wesen schwankt nie. Der Vater der Lichter schuf die geistigen Wesen, die seine himmlische Heerschar sind (1. Könige 22,19), aber nur er ist beständig wahr und gut. Ihr Wesen mag schwanken. Sein Wille nicht.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Weiter in Vers 17. Jakobus befasst sich mit der Quelle des Guten: Jede gute und vollkommene Gabe kommt von Gott. Die Vorstellung vom gebenden Gott in Vers 5 wird nun weiter ausgeführt. Im Englischen wird für Gabe und Geschenk nur ein einziges Wort gebraucht; der griechische Text [wie auch die Elberfelder Übersetzung] gebraucht zwei verschiedene Worte. Das erste Wort betont die Handlung des Gebens; dieser Begriff wird im Neuen Testament nur zwei Mal gebraucht – hier und in Philipper 4,15. Die Gabe ist gut im Sinne von nützlich und vorteilhaft. Das zweite Wort betont nicht die Handlung, sondern das Geschenk selbst. Das Wort vollkommen bedeutet „vollständig“; diesem Geschenk fehlt nichts. Sowohl die Handlung des Gebens – die gut ist – wie auch das vollkommene Geschenk selbst kommt von oben herab. Das ist die Quelle. Gabe und Geschenk kommen von oben herab; und sie kommen eher aus der himmlischen als aus der irdischen Sphäre. Der Gebrauch der Gegenwartsform deutet an, dass es sich hier um eine andauernde Wahrheit handelt: das vollkommene Geschenk kommt fortwährend von oben herab. Dieser Ausdruck „von oben herab“ ist die wörtliche Übersetzung des griechischen Textes. Gemeint ist, dass diese Gaben fortwährend, andauernd in einem Strom herabkommen – in einer Folge ohne Ende. Alles Gute kommt von ihm. Alles Gute; Nützliche; Vorteilhafte; Gewinnbringende; ebenso alles Vollkommene; Vollständige; Fehlerlose – das alles kommt von ihm. Zuvor hat Jakobus schon Ähnliches von der Weisheit geschrieben. Nun lehrt er, dass dies nicht nur auf die Weisheit zutrifft, sondern auch auf alle anderen guten Dinge, die von Gott kommen. Weiter schreibt er, dass dieses Geschenk vom Vater der Lichter kommt – das ist Jakobus’ Titel für Gott. Nirgends sonst im Neuen Testament wird diese Anrede Gottes gebraucht; sie findet sich jedoch in jüdischer Literatur, etwa in Philo und den Schriftrollen vom Toten Meer. Er ist der Vater – gemeint ist der Urheber – der Lichter. Die Lichter beziehen sich auf die Himmelskörper; gemeint ist, dass er der Schöpfer der Himmelskörper, der Dinge im äußersten Weltall ist. Weil er der Vater der Lichter ist, kann es in ihm keine Veränderung geben. Dieses Wort für Veränderung wird nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Gemeint ist eine innere Veränderung. Gottes Licht ist so vollkommen, dass es keine Abweichung vom festgesetzten Kurs oder Muster zulässt. Die astronomischen Körper haben feste Richtlinien (die Erde braucht eine gewisse Zahl an Monaten, Wochen, Stunden, Minuten und Sekunden für ihre Umkreisung der Sonne, und sie braucht eine festgesetzte Zahl an Stunden, Minuten und Sekunden, um sich um ihre eigene Achse zu drehen). Genauso ist Gott in seinem Wesen. Es gibt keine Veränderung. Zwar mögen die Himmelskörper gewisse Veränderungen zeigen, wenn sie Schatten werfen; Gott aber tut das nicht: [in ihm ist] keines Wechsels Schatten. (Das Gegenteil träfe zu, wenn man vor einem Licht oder im Rad einer Sonnenuhr stünde.) Die griechischen Worte sowohl für Wechsel als auch für Schatten finden wir nur hier und sonst nirgends. Wichtig ist: Das von Gott kommende Licht ist konstant.

Folgendes können wir lernen: Erstens kann es nie eine „Gottesfinsternis“ geben. Zweitens ändert sich das Licht Gottes niemals – es ist beständig und gleichförmig. Drittens – wie in Johannes 1,5 ausgedrückt – gibt es in ihm überhaupt keine Dunkelheit, er ist vollständig Licht. Und viertens gilt in diesem Kontext: Weil Gottes Licht und Gottes Heiligkeit nicht getrübt werden kann, ist er vollkommen unfähig, mit Sünde versucht zu werden oder den Menschen mit Sünde zu versuchen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

Liebe dich selbst?

Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, auf daß, gleichwie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebet.
Elberfelder 1871 – Joh 13,34

Ein new Gebot (Jch wil euch nicht beschweren mit vielen Gesetzen / wie Moses im alten Testament. Sondern das sollen alle Gesetz im newen Testament sein / Das jr euch liebet vnternander. Darumb ists ein New vnd des newen Testaments gebot / von allen Alten ausgesondert.) gebe ich euch / das jr euch vnternander liebet / wie ich euch geliebet habe / auff das auch jr einander lieb habet.
Martin Luther 1545 „letzte Hand“ – Johannes 13,34

Ich hinterlasse euch eine neuartige Anweisung, dass ihr euch gegenseitig in Hingabe begegnet, so wie ich euch einmal Liebe erwiesen habe, damit auch ihr füreinander in Liebe da seid
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Johannes 13:34

Die Passahfeier ging weiter, und Jochanan bemerkte den Weggang von Judas von der Szene: Als er also hinausgegangen war (Joh. 13:31a). Judas‘ Weggang garantierte den Verrat, und der Verrat wiederum sicherte den kommenden Tod Jeschuas. Durch seinen Tod würden sowohl der Vater als auch der Sohn verherrlicht werden (Joh. 13:31b-32). Sein Tod garantierte auch, dass er bald diese Welt verlassen würde: Meine lieben Kinder, noch eine kleine Weile bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen (Joh 13,33a).

Angesichts seines bevorstehenden Abschieds gab Jeschua ein Gebot, das in einem Sinne neu war, in einem anderen aber nicht. Er sagte: „Liebt einander“ (Joh. 13:34a). Das war insofern eine bewährte Regel, als das zweitwichtigste Gebot des mosaischen Gesetzes war, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (Lev. 19,18). Der Maßstab für die Nächstenliebe war also die Selbstliebe. Die neue Facette dieses Gebots war: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe (Joh. 13,34b). Der Maßstab war nicht mehr die Liebe des Einzelnen zu sich selbst, sondern die Liebe Jeschuas zu ihm, und er liebte uns vollkommen und bedingungslos – genug, um für uns zu sterben. Die Welt wird erkennen, ob jemand ein Jünger Jeschuas ist, wenn er die gleiche Art von bedingungsloser Liebe für andere hat (Joh. 13,35).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Warum gab Jesus ein neues Gebot? Genügten die Zehn nicht? Bei dem Alten hieß es „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (Matthäus 5, 23; 2 Mose 21,.24). Das neue aber lehrt das Gegenteil, es befähigt, das Leben für die Brüder zu lassen, für die Feinde zu beten (1 Johannes 3, 16; Lukas 23, 34; Apostelgeschichte 7, 59). Jemand fragte, wie viele Gebote es gäbe; die Antwort lautete elf. Das elfte sei das Wichtigste, weil es alle andern erfüllt (Römer 13, 10; 2 Johannes 5).
Die Umstände, unter welchen Jesus das neue Gebot gab. Er stand vor dem Kreuzestod und war das letzte Mal finit den Jüngern versammelt. Er gab es Ihnen, als Er für sie sterben wollte. Da Er den geringsten Dienst an ihnen tat, indem Er ihre Füße wasch. Das Kapitel unseres Textes beginnt: „Wie Er die Seinen liebte, so liebte Er sie bis ans Ende“ (Vers 1). Im gleichen Kapitel sagt Er den Verrat des Judas, die Verleugnung des Petrus und das Versagen aller Jünger voraus. Dennoch beginnt Er es „wie Er die Seinen liebte“ und beschloß es mit unserem Text. Er liebt mit ewiger Liebe (Jeremia 31, 3). Hier sehen wir die Breite, Länge, Tiefe und Höhe der alles übersteigenden Liebe Christi (Epheser 4,18).
Der schöne Titel, den Jesus dem Gebot gibt: Ein neues Gebot. Es war das erste im neuen Bunde und schuf neue Möglichkeiten. Mit der Wiedergeburt ist die Liebe Christi in unsere Herzen ausgegossen worden (Römer 5 5)
Es war neu, weil sich die Gläubigen liebten wie eine Familie. Alle sind vom gleichen Vater gezeugt (1 Petrus 1, 3) und sind Brüder untereinander, da Jesus der Erstgeborene genannt wird (Römer 8, 29). Sie lieben alle, nicht nur die, die sie lieben. Sie verzichten selbst, wie Abraham, auf ihr gutes Recht (1..Mose 13, 8). Sie lieben einander, weil alle von einem Stamm sind (2 Petrus 1, 4) und im gleichen Blut gewaschen sind (Offenbarung 1, 5) Weil alle den gleichen Geist empfangen und Christi Sinn haben (1 Korinther 2, 16). Nur so kann die Liebe Christi reichlich von ihnen fließen. Sie kennen auch keine Parteien mehr. Da ist weder Methodist noch Darbist, weder Baptist noch Salutist. Alle sind durch einen Geist zu einem Leibe getauft (1 Korinther 12, 13). Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, sagte Kaiser Wilhelm der IL vor dem Reichstag: „Ich kenne keine Parteien, sondern nur Deutsche.“ So kennen wir weder Franzosen noch Engländer; Deutsche noch Farbige, sondern nur Brüder, die wir alle gleich lieben. Nicht Nationalität, eine Lehre, oder ein Verein binden uns, sondern die Liebe (Galater 3, 28).
Wir lieben einander, weil Jesus auch König genannt ist und wir als Seine Untertanen gern Seine Befehle erfüllen (1 Johannes 3, 23; 4, 21; Johannes 15, 12).
Auch ist Er unser Hirte und wir Seine Schafe, die wie der Hirte bereit sind, das Leben für die andern zu lassen( Kap. 10, 12; 1 Johannes 3, 16.) Wir lieben einander, weil alles andere vergeht, aber die Liebe bleibt (1 Korinther 13, 13). Seine Gebote sind nicht schwer und in ihnen wandeln wir (1 Johannes 5, 3; Epheser 5, 2).
Das Vorbild, womit Jesus das neue Gebot bekräftigt. Gleich wie ich euch geliebt habe. Liebe sucht nicht das Ihre.
Warum liebte Jesus die Seinen? Welchen Nutzen hatte Er an ihnen? Absolut keinen. In Seiner Liebe zu uns war keinerlei selbstsüchtiger Hintergedanke, wie das oft bei uns ist, es war nur ein Sich-Geben. Er bewies seine Liebe:
Indem Er die Herrlichkeit verließ, um uns zu retten (Lukas 19, 10). Indem Er sich selbst für uns dahingab (Galater 2, 20).
Indem Er immerdar für uns eintritt (Hehr. 7, 25). Er liebt sie mit ganzer Teilnahme, weint und freut sich mit ihnen. Oft betrüben wir Ihn durch Unglauben und Ungehorsam, doch deshalb gibt Er das angefangene Werk nicht auf, sondern führt es unermüdlich weiter bis zur Vollendung (Philipper 1 6; Epheser 1 4). Seine Liebe übersteigt allen Verstand (Epheser 3, 19). Neu strahlte Christi Liebe zu den Seinen nach Seiner Auferstehung hervor. Er suchte sie hinter verschlossenen Türen auf und rief Ihnen „Frieden“ zu. Er bemühte sich um die Wiederherstellung des Petrus (Johannes 21; Ga1.6,1).
Die Wirkung wahrer Liebe auf die Umgebung. Jesus sagt, daß durch sie unsere Umwelt Ihn erkennen werde. „Dabei wird jedermann erkennen“ (1 Korinther 13, 4-7). Wie ist das möglich?
Ein neues Band umschließt die Gotteskinder. Zuvor waren sie einander feindlich gesinnt, nun da Christus in ihnen wohnt, sind sie ein Herz und eine Seele (Apostelgeschichte 2, 42. 45). Wie Jonathan alles für David opferte, so tun sie dasselbe an ihren Brüdern. Sie legen selbst wie Aquila und Priscilla ihren Hals für andere hin (Röm, 16, 3. 4; 12, 10), wie diese für Paulus.
Ein neuer Impuls treibt sie. Die Liebe Christi wohnt in ihnen (Römer 5, 5; 2 Korinther 5, 14). Die Welt bewundert die Liebe der Christen zu einander. Manche verkauften selbst ihren Besitz, um den Bedürftigen zu helfen (Apostelgeschichte 2, 45; 4, 36. 37; 1 Johannes 3, 17).
Wahre Jesusliebe ist die wirkungsvollste Evangeliumsverkündigung. Die Liebe zueinander überzeugt die Weit mehr als Worte. Daran erkennt sie, wem wir angehören. „Dem, der selbst die Liebe ist und in die Welt kam, uns zu retten.“ Das größte Hindernis für das Evangelium ist Bruderstreit. Redest du noch lieblos gegen deine Mitgläubigen, dann sündigst du und hinderst den Lauf des Evangeliums. Dadurch lädst du eine schwere Verantwortung auf dich. Fange an, das Leben Jesu zu studieren, und lies oft 1 Korinther 13, dann wird es nie in deinem Leben an der echten wahren Liebe fehlen.

G. R. Brinke – Ärenlese Jahrgang 17

Warum ist es »ein neues Gebot«? Ist die Nächstenliebe nicht schon im AT da (3 Mo 19,18)? Ist sie nicht in der Bergpredigt sogar zur Feindesliebe erweitert (Mt 5,43ff.)? Ein »neues Gebot« ist es aus drei Gründen: a) weil es jetzt ausdrücklich in den soeben mit der Passion beginnenden Neuen Bund aufgenommen wird; b) weil es die Liebe »untereinander« und damit die innere Struktur der neuen Gemeinde regelt; c) weil es die Liebe Jesu, die vor wenigen Augenblicken in der Fußwaschung anschaulich wurde, zum Maßstab macht.

Die Worte »gebe ich euch« sollten viel stärker beachtet werden, als es normalerweise geschieht. Das »geben« eines Gebotes ist nämlich ausschließlich eine Sache Gottes (vgl. 5 Mo 6,1.20). Mose »gebietet« nur das Gesetz (5 Mo 4,2 u. ö.). Jesus »gibt« es, ist also der Gesetzgeber selbst. Das kann er nur, weil er Gott ist (Joh 1,1ff.). Mit dem »gebe ich euch« hat Jesus also seine göttliche Würde offenbart.

»Dass ihr einander liebt« ist der Inhalt des neuen Gebotes. Es geht um die Liebe der Jünger nach innen, in ihrer Gemeinschaft »untereinander«. Natürlich hebt das die Liebe nach außen in Gestalt der allgemeinen Nächstenliebe und der Feindesliebe (Mt 5,43ff.) nicht auf. Aber die Liebe im Sinne Jesu beginnt innen und nicht außen. Innen ist sie schwerer. Hier, wo man zusammenleben und zusammenarbeiten muss, wo jeder die Schwächen des andern nicht nur sieht, sondern auch erdulden muss, ist Liebe viel schwieriger.

Die zweite Hälfte von V. 34 nennt den Maßstab und zeigt zugleich, wie diese Liebe möglich ist: »dementsprechend, dass ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander liebt.« Das griechische Wort, das wir mit »dementsprechend« übersetzen, hat folgende Bedeutungen:

a) »ebenso wie«,

b) »in dem Maße wie«,

c) »weil«. Alle diese Bedeutungen fließen hier zusammen. »Ebenso wie« Jesus sollen sich die Jünger lieben: d. h. in der Demut, mit der er die Fußwaschung vollzog (vgl. V. 14-17). »In dem Maße wie« Jesus sollen sie lieben: d. h. in der Vollendung, von der in V. 1 (und auch Mt 5,45-48 !) die Rede war. »Weil« Jesus sie zuerst geliebt hat, können sie jetzt auch einander lieben. Hier liegt also eine unumkehrbare Reihenfolge vor. Nur wer göttliche Liebe empfangen hat (vgl. Röm 5,5), kann auch göttliche Liebe weitergeben. Aber der kann es auch! Halten wir noch einmal fest: Die Liebe strömt zuerst vom Vater zum Sohn (Joh 17,26), dann vom Sohn zu den Jüngern (Joh 13,1.34; 17,26), von den Jüngern in die Gemeinde (Joh 13,34ff.) und von dort in die Welt (Joh 17,26; Mt 5,43ff.). Paulus teilt diese Reihenfolge, wenn er in Gal 6,10 schreibt: »Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.«

Dass Jesus in V. 34ff.auch an die Welt dachte, zeigt V. 35

»Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.« »Alle« sind wohl alle Menschen. Das Erkennungszeichen der Gemeinde ist also die gegenseitige Liebe innerhalb (»untereinander«) der Gemeinde. Die Welt hat Augen dafür und kann an dieser Liebe »erkennen, dass ihr meine Jünger seid«. Sie schließt also von der Bruderliebe auf die Gotteskindschaft! Wie tief beugt uns das. Denn diese Bruderliebe ist in der Regel der schlimmste Patient. Das wird schon daran spürbar, dass die Apostel sie immer wieder einschärfen (vgl. z. B. Gal 6,2; 1 Thess 4,9; 1 Petrus 1 Thess 1,22; 1 Joh 2,5.7-10; 3,11.23; 4,7-10.19; 5,1.3; 2Joh 1,5). Keine Sekte, keine andere Konfession, ja nicht einmal ein anderer Christ dürfte uns darin übertreffen.

Unübersehbar hat V. 35 eine missionarische Dimension. Wo Liebe praktiziert wird, gewinnt man Anziehungskraft. Von den frühen Christen sagte man (nach einem Wort Tertullians): »Seht, wie haben sie einander so lieb.«

Andererseits sollte man nicht den Fehler machen und Jesu Worte umdrehen, etwa in dem Sinne: »Wo Liebe ist, da ist Gott« bzw. »Wo Liebe ist, da ist Gemeinde«. Das wäre eine Verabsolutierung und würde Joh 13,3-4ff.aus dem Zusammenhang des Evangeliums herauslesen. Wir können uns ja sehr darüber täuschen, was »Liebe« ist. Die Liebe untereinander ist ein Zeichen für Jüngerschaft, aber nicht das einzige. Nach Apg 2,42 z. B. kommen zur »Gemeinschaft« die apostolische Lehre (vgl. Mt 28,18ff.!), das Abendmahl und das Gebet hinzu. Vgl. auch Mt 22,34ff.parr.

Fassen wir zusammen: Jesu Abschiedsreden sind eine Art Testament für die jetzt beginnende Gemeinde des Neuen Bundes. An der Spitze steht bei Johannes das neue Gebot. In ihm befiehlt Jesus die Liebe der Jünger »untereinander«. Sie wird möglich durch seine vorausgehende Liebe zu den Jüngern. Diese Liebe ist ein wichtiges Erkennungszeichen der Gemeinde des Neuen Bundes.

Gerhard Maier – Edition C

„Neu“ ist das Gebot Jesu jedenfalls in seiner Begründung. Es wird nicht einfach als „Gesetz“ vor die Jünger hingestellt, sondern aus der Liebe Jesu zu ihnen abgeleitet . Jesus gebietet nicht einfach die Liebe, sondern sagt: Ihr sollt einander lieben, „entsprechend wie ich euch geliebt habe“. Darin liegt zunächst der Vergleich. „Liebe“ ist ein sehr vieldeutiges Wort . Wir müssen wissen, wie echte Liebe aussieht. Das zeigt uns Jesus in seinem ganzen Tragen, Ringen, Leiden, Sterben . Wir haben es bei der „Fußwaschung“ vor Augen gehabt. Nun ist uns geboten, so zu lieben, wie Jesus geliebt hat. Das „Wie“ seiner Liebe ist vor allem durch eins gekennzeichnet: sie wird nicht gehindert durch die Verkehrtheit, Schwachheit und Erbärmlichkeit seiner Jünger; im Gegenteil, gerade dann wächst sie zu ihrer ganzen Tiefe und Gewalt, die am Kreuz offenbar wird. So soll auch unsere Liebe zueinander an der Not und Schuld des andern nicht erlahmen, sondern gerade hieran den Anstoß zum vertieften Lieben finden. Aber ist uns solches Lieben überhaupt möglich? Verlangt Jesus hier nicht etwas, was außerhalb unserer Fähigkeiten liegt? Nun müssen wir darauf achten, dass das grie. „kathos = wie“ nicht einen vergleichenden Klang in sich schließt. In dem Geliebtsein von Jesus ist den Jüngern der Grund und die Kraft des eigenen Liebens gegeben. Nicht sie sollen von sich aus mit dem Lieben anfangen; wie würden sie da scheitern. Das Lieben Jesu ist vorangegangen; von diesem Lieben kommen sie immer schon her. Sie dürfen einander sehen als die von dem Herrn Geliebten und mit seinem Lebenseinsatz Erretteten; sie dürfen als solche Geliebten loskommen von den Ansprüchen und Fesseln des eigenen Ich. „Aus der neuen Gnade des neuen Bundes eneutestamentlicheneht notwendig ein neues Gebot“ (Schlatter). –

Wuppertaler Studienbibel

Liebe – was für ein Wort! Und so viele Bedeutungen! Und jede Religionsgrüppchen ist der Meinung, dass „nur sie“ diese Liebe zum Ausdruck bringen. Aber woran erkennt man diese Liebe, die Jesus hier in seinen Mund nimmt? Worin kennzeichnete sich Jesu Liebe aus? Mied er bestimmte Volksgruppen? Hielt er bestimmte „Andersgläubige“ als Abtrünnige? Tat er so, als wären seine (zu diesem Zeitpunkt noch) ungläubigen Geschwister, ihm unbekannt? Lies er irgendjemand links stehen?
Ich höre gerade einen sehr interessanten Bibelkommentar. Aber was wirklich nervt, dass dieser Bibellehrer in jeder biblischen Geschichte, bei den beschriebenen Personen ganz viele Fehler findet! Warum wohl in der Bibel nicht auf diese Fehler eingegangen wird? Weil Jehovah diese Fehler vielleicht vergeben hat – und wir nur darüber informiert werden, dass diese Menschen auch Fehler gemacht haben ABER trotzdem SEINE Freunde waren!?! Jesus starb für dich, für diese fehlende Menschen – DAS ist echte Liebe!