Schlagwort: Jesus

nur wen der Vater zieht …

Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, daß der Vater, der mich gesandt hat, ihn ziehe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage
Elberfelder 1871 – Joh 6,44

„Keiner kann mit mir was anfangen, wenn ihm der Vater nicht gezeigt hat, wo es längsgeht. Alle Menschen, die er zu mir schickt, werde ich am letzten Tag dieser Erde lebendig machen.
VolxBibel – Johannes 6,44

Denn niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich in die Welt gesandt hat, ihn nicht zu mir hinzieht. Solch einen Menschen werde ich am Ende der Zeit zum Leben erwecken.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 6:44

Ja, ich muß durch meine Handlungen – und wenn das nicht reicht, durch Worte, auf die Schönheit des himmlischen Vaters und seines Sohnes aufmerksam machen – aber was daraus wird, liegt ganz allein in der Hand des himmlischen Vaters!

Der Herr antwortete nicht auf die Frage der Juden. Außer den Worten „der Vater, der mich gesandt hat“, war der Gegenstand zu heilig, als daß er Ungläubigen hätte vorgelegt werden können. In der Aussage, daß jemand zu Ihm kommt und auferweckt wird, wiederholt Er die Worte von V.37.39. Aber Er fügt hinzu: „Es sei denn, daß der Vater […] ihn ziehe“, woraus geschlossen werden muß, daß die Juden vom Vater nicht gezogen worden waren. Mit anderen Worten, ein Mensch kann nicht kommen, es wirke denn eine Kraft von außen – das Ziehen des Vaters. Dieses Verb „ziehen“ ( helkyo) kommt im Johannesevangelium fünfmal vor, dreimal im handgreiflichen Sinn vom Ziehen des Schwertes oder des Netzes (18,10; 21,6.11) und zweimal im geistlichen Sinn: „[…] werde ich alle Menschen zu mir ziehen“ (12,32). Keine Gewalt wohnt dieser Handlung inne; anders verhält es sich mit dem Verb syro, das den Aufwand großer Kraft beinhaltet (in 21,6 steht ersteres, in 21,8 letzteres).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus war ein wunderbarer Unterweiser. Er belehrte seine Jünger darüber, wie sie die Lehrtätigkeit durchführen sollten. Vor allem benutzte man stets die Heilige Schrift. Auf diese Weise kann man andere über Jehova, den wahren Gott, unterrichten. Möchte jemand ewiges Leben erlangen, so muß er etwas über den Schöpfer des Lebens, den Vater, und seine Lehren erfahren. Seine Lehren sind in seinem Worte, der Bibel, dargelegt, die Jehova gerade für unsere Tage und zu unserer Ermahnung und Belehrung aufschreiben und bewahren ließ. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich sandte, ihn zieht, und ich werde ihn am letzten Tage auferwecken. Es steht in den Propheten geschrieben: ‚Und sie werden alle von Jehova belehrt sein.‘ Jeder, der das, was der Vater lehrt, gehört und gelernt hat, kommt zu mir.“ (Johannes 6:44, 45, NW) Wir sehen also, wie notwendig es ist, vor allem das kennenzulernen oder anzuhören, was Jehova zu sagen hat. Und wenn wir jemals das hören wollen, was Jehova zu sagen hat, müssen wir zu seinem Worte greifen und es studieren. Wer die Lehren Gottes, Jehovas, kennenlernt, wird natürlich zu Christus Jesus geführt, und weil er etwas aus der Bibel lernt, wird er auf Christus Jesus als den einzigen Erlöser der Menschheit blicken, der imstande ist, durch das Verdienst seines Opfers Leben zu geben. Christus wird den Gläubigen „auferwecken am letzten Tage“. — Johannes 6:54.

Der Wachtturm – 15.Januar 1958

WIR BRAUCHEN GOTTES HILFE, UM SEIN WORT ZU VERSTEHEN
Diese Behauptung ist deswegen wahr, weil Gott in jedem Menschen, der aufrichtig in seinem Wort forscht, etwas Gutes sieht. Deshalb öffnet er den Sinn solcher Menschen, damit sie sein Wort verstehen. Jesus sagte: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, ziehe ihn“ (Johannes 6:44). Ohne die Hilfe des Geistes Gottes, seiner unsichtbaren wirksamen Kraft, die deinen Sinn beeinflussen und lenken kann, kannst du Gottes Vorsätze nicht verstehen.

Das Leben hat doch einen Sinn

Jesus machte keinen Versuch, ihrer Unwissenheit abzuhelfen. Er tadelte sie lediglich für ihr Murren und wies sie darauf hin, daß Gott ständig bemüht sei, sie zu sich zu „ziehen“, und ihnen viele Lehrer gegeben hatte, die ihnen von ihm erzählten. Es steht den Menschen deshalb nicht zu, über Gottes Tun zu richten. Ohne Gottes klärende Hilfe wird jede Beurteilung des Boten Gottes sich als falsch erweisen. Niemand kann zu Jesus kommen oder an ihn glauben ohne die Hilfe des Vaters. Die Menschen sind so festgefahren im Treibsand der Sünde und des Unglaubens, daß ihre Lage aussichtslos ist, es sei denn, Gott selbst zieht sie heraus (vgl. V. 65). Und er zieht nicht nur einige wenige heraus. Jesus sagte: „Ich (will) alle zu mir ziehen“ (12, 32). Das heißt nicht, daß alle gerettet werden, sondern daß Griechen (d. h. Heiden; Joh 12,20) ebenso gerettet werden werden wie Juden. Wer gerettet ist, wird auch auferstehen (vgl. Joh 6,39-40).

Walvoord Bibelkommentar

Vers 44 stellt die Hörer vor die beunruhigende Frage:
Gehören sie wirklich zu Gott, wenn sie nicht im Glauben »zu« Jesus »kommen«? In »Jedem«, der zu ihm kommt, wirkt ja Gott – das sagte schon Vers 37.
Aber nun wirft Vers 44 ein besonderes Problem auf. Was heißt denn »der Vater zieht ihn«? Das griechische Wort für »ziehen« bedeutet auch »schleppen«, »zerren«, »misshandeln«, »holen«. Besagt also Vers 44, dass Gott die Glaubenden ohne Rücksicht auf ihre eigene Entscheidung zu Jesus »zerrt«? Und besagt dann die Stelle zugleich, dass die Nichtglaubenden eben nicht von Gott »geschleppt« »gezerrt« werden, so dass sie nicht zu Jesus kommen können, auch wenn sie es wollten? Oder schafft Gott am Ende den Willen, so oder so zu handeln? Sowohl der Vergleich mit Jeremia 31,3 als auch der Zusammenhang von Johannes 6 ergeben eine Lösung dieser Fragen. In Jeremia 31,3 redet der Herr Israel an:
»Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.« Dieses »Ziehen« schließt keinesfalls die willentliche, selbstverantwortliche Umkehr aus. Man kann in Kürze so formulieren:
Gott allein ermöglicht die Bekehrung. Aber ob wir uns tatsächlich bekehren, ist in unsere eigene Entscheidung gestellt.
In einer geheimnisvollen Weise durchdringen sich göttlicher und menschlicher Wille so, dass wir keinen von beiden ausschließen dürfen (vgl. Phil 2,12ff.). Auch in Johannes 6,44 will also das »Ziehen« des Vaters unsere Rettung ermöglichen, aber das »Kommen« zu Jesus bleibt dennoch unsere eigene Entscheidung. Zum selben Ergebnis nötigt uns der Zusammenhang von Johannes 6, denn in Vers 45 werden als Voraussetzungen des Kommens das Hören und das Lernen genannt – beides ohne Zweifel willentliche und eigene Entscheidungen. Formulieren wir noch einmal positiv:
Gott will, dass wir zu Jesus kommen (vgl. 1Tim 2,4), ja er »schleppt« uns sogar zu ihm hin, aber zuletzt müssen wir ein eigenes Ja zum Glauben und zur Nachfolge finden. Diejenigen Ausleger haben also Recht, die das »Ziehen« des Vaters als ein »inneres, gnadenhaftes Ziehen« oder als ein »liebevolles Ansichziehen« bezeichnen. Augustin merkte zu unserer Stelle an:
»Wirst du noch nicht gezogen? Bete, dass du gezogen wirst!« – Zum dritten Mal (vgl. V. 39.40) hören wir die Verheißung:
»Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage«, nämlich zum ewigen Leben.

Edition C

Jeder, der vom Vater hört und lernt, kommt zu mir. Jesus kann nichts tun, wenn ihm nicht das Werk des Vaters im Inneren des Menschen vorangeht. Faßt der Vater den Menschen inwendig, setzt er ihn in Bewegung, dann wendet sich sein Auge auf Jesus, und sein Verlangen streckt sich zu ihm, und dann nimmt ihn Jesus dankbar und freudig bei sich auf. Was der Prophet verhieß, daß jeder von Gott selbst für sich die Unterweisung empfangen werde, das bildet die feste Regel, die den Lebenslauf aller bestimmt. Zu jedem tritt Gott inwendig in ein besonderes, persönliches Verhältnis und macht sich zu seinem Lehrer, und er allein ist derjenige Lehrer, aus dessen Unterweisung wirklich Glaube wird. Wo er nicht lehrt, wird nichts verstanden, und ohne sein Ziehen entsteht keine Kraft. Der aber, mit dem der Vater geredet hat, so daß er hörte und lernte, der ist inwendig zum Jünger Jesu bereitet, tritt zu ihm hinzu und empfängt nun von ihm das ewige Leben. So vollzieht sich das Werk des Vaters und des Sohnes in der vollkommenen Eintracht ganzer Übereinstimmung. Für den Sohn bereitet der Vater die Menschen, und dieser schätzt und vollendet in ihnen des Vaters Werk.
Wie Jesus seinen Verklägern in Jerusalem gesagt hat: Nicht mein Zeugnis, sondern einzig das Zeugnis des Vaters reicht zum Beweise hin, daß mein Wort Wahrheit sei, ebenso sagt er hier der Gemeinde von Kapernaum: Nicht mein Ziehen, Werben und Arbeiten, sondern einzig das Ziehen des Vaters stiftet Verbundenheit mit mir. Indem er dadurch deutlich macht, wie seine Liebe zum Menschen in seiner Liebe zum Vater ihren Grund hat, wird zugleich sichtbar, wie sein Heilands- und sein Richteramt von ihm mit einem einträchtigen Willen erfaßt werden. Er schwankt nicht zwischen Gnade und Gericht ohne Grund und Regel hin und her, sagt uns vielmehr, wann und weshalb er trotz seiner unerschöpflichen Liebe den Menschen als Richter widerstehen und sich ihnen entziehen muß. Lieb sind wir ihm darum, weil Gott sein Werk in uns tut; somit hört da seine Gemeinschaft mit uns auf, wo der Vater sich uns entzieht. Für seine Zuhörer lag darin ein eindringendes, sie aufrüttelndes Bußwort. Sie haben an ihrer Unwilligkeit, sich Jesus ernstlich und ganz zu ergeben, den Beweis ihrer Entfremdung von Gott vor Augen. Wenn sie noch erwachen können, muß sie dies zum ernsten Erschrecken bringen.

Schlatters Erläuterungen zum NT

Jeschua fährt fort zu erklären, dass sie sein Fleisch essen und sein Blut trinken müssen, wenn sie ewiges Leben haben wollen (Johannes 6:46-51). Er bezog sich in diesem Zusammenhang nicht auf die Kommunion. Tatsächlich ist das Jochanan-Evangelium das einzige, das keinen Bericht über die Zeremonie von Brot und Kelch gibt. Vielmehr bedeutete, wie Jeschua es in diesem Zusammenhang definierte, sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken, zu glauben, dass er der von Gott gesandte Messias ist. Das Abendmahl bringt kein ewiges Leben hervor. Jeschua erklärte, was ewiges Leben hervorbringt: Wer glaubt, hat ewiges Leben (Johannes 6:47). Diese Art von Leben wird nur in der Person des Messias gefunden, und sie müssen glauben, dass er diese messianische Person war.

Jeschua – Das Leben des Messias aus messiannisch-jüdischer Perspektive

Mit dem Modalwort δύναται („er kann“) wird das Unvermögen ausgedrückt, ohne Ziehen des Vaters zum Sohn zu kommen. Mit ἐὰν μὴ („wenn nicht“) leitet Johannes eine Ausnahmebedingung ein, unter der es doch möglich ist zu Jesus zu kommen, nämlich das Ziehen des Vaters zum Sohn. In anderen Worten kann ein Mensch zu Jesus kommen, wenn und weil der Vater ihn zieht, was offensichtlich für die murrenden Zuhörer nicht galt. Das im Konditionalsatz gebrauchte Prädikat ἑλκύσῃ („er ziehe“) kann semantisch auch in die Richtung „anziehen“ gehen. Vgl. Platon, Respublica 550b.5: „εἰς τὸ μέσον ἑλκόμενος ὑπ’ ἀμφοτέρων τούτων ἦλθε“. „er kommt in die Mitte, weil er von diesen beiden angezogen wurde“. Wie der Vater hingegen zieht, dass Menschen zum Sohn kommen, wird im nächsten Vers erklärt.

P.Streitenberger – Das Johannesevangelim

In Johannes 6:44 sagte Jesus jedoch auch: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn“ (NASB). Diejenigen, die zu Christus kommen, tun dies als Ergebnis des gnädigen Wirkens Gottes in ihren Herzen; es ist Gott, der Vater, der sie zu Gott, dem Sohn, als ihrem Retter und Herrn zieht. Das lehrt uns, dass wir Gott die ganze Ehre und den ganzen Ruhm für den Impuls in unserem Herzen geben müssen, dem Ruf Christi zu folgen, wenn uns das Evangelium präsentiert wird. Andernfalls könnten wir uns sagen: „Nun, in gewisser Weise habe ich Gottes Gnade verdient, denn ich habe geantwortet, als er mich rief – anders als der reuelose Mann, der auf dem Platz neben mir saß und nicht nach vorne gehen wollte, als die Einladung ausgesprochen wurde.“ Nein, in der Frage unserer Erwählung ist kein Platz für persönliche Verdienste. Es ist alles eine Sache von Gottes „reinem Wohlgefallen“, und er erhält die ganze Ehre, wenn ein Sünder gerettet wird. Wer den Herrn Jesus ablehnt, muss die ganze Schuld dafür tragen, dass er verdammt und verloren bleibt, aber wer gerettet wird, muss Gott alle Ehre und Herrlichkeit für seine Errettung und sein neues Leben in Christus geben.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Gott von Ewigkeit her diejenigen auswählt, die gerettet werden sollen; und die einzige Grundlage seiner Wahl ist sein reines Wohlgefallen, so wie die einzige Grundlage für Freispruch und Rechtfertigung das Verdienst des Sühnetodes Christi ist. Dennoch erwählt Gott niemals diejenigen, die nicht an Christus glauben und auch nicht glauben werden; nur diejenigen, die es tun, bringt er zu Christus, um gerettet zu werden. Was aber einen Sünder dazu bringt, sein Herz für Gottes Wahrheit zu öffnen und zum Glauben bereit zu sein, wird in der Heiligen Schrift nicht wirklich dargelegt. Wir können nur sicher sein, dass Gott, „der nicht will, dass jemand umkommt, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2 Petrus 3,9), die Entscheidung nicht für sie getroffen hat. Jeder Mensch trägt die volle Verantwortung für seine eigene Entscheidung; und als jemand, der nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde (und daher mit moralischer Verantwortung ausgestattet ist), und als jemand, der vom Heiligen Geist Gottes gewirkt wird (der allein einen wahren und rettenden Glauben hervorrufen kann), muss er für sich selbst zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch entscheiden – „So wähle das Leben, damit du lebst!“ (Dtn 30,19).

Gleason L.Archer – neue Internationale Enzyklopädie der Bibelschwierigkeiten

Also was muss ICH tun? Ich muss einfach aufrichtig in der Bibel forschen – dass sieht Jehovah – und mit Hilfe mit dem heiligen Geist, kann ER mir helfen Gottes Wort wirklich verstehen!

Prüfet alles??

Den Geist löschet nicht aus; (O. unterdrücket, dämpfet nicht) Weissagungen verachtet nicht; prüfet aber alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern.
Elberfelder 1871 – 1. Thessalonicher 5,19–22

Den (heiligen) Geist laßt in euch nicht erlöschen (= unterdrückt oder dämpft nicht); prophetische Reden (vgl. Röm 12,6) verachtet nicht. Prüfet alles, behaltet das Gute; meidet das Böse in jeder Gestalt!
Menge 2003 – 1.Thessalonich 5:19–22

Löscht das Feuer des Geistes nicht aus. Verachtet Prophezeiungen nicht. Prüft alles. Haltet am Guten fest. Meidet jede Art Schlechtigkeit.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1Thessalonicher 5:19–22

Wie kann der heilige Geist in der Versammlung/Gemeinde wirken? Das scheint das Thema zu sein – aber da die meisten gern „Bibelmikado“ spielen, greifen sie den Vers heraus „prüft alles – das Gute behaltet!“.
Also werden wir uns heute einmal nur darauf konzentrieren.
Paulus sagt also: wenn der heilige Geist nicht behindert wird, müssen wir trotzdem das gesagte/gehörte überprüfen! Und was dann folgt (und meist weggelassen wird) – das Böse meidet!

Gewöhnlich gehen solche, die debattieren wollen, mehr darauf aus, Aufmerksamkeit zu gewinnen für ihre Ansichten und dafür Propaganda zu machen, als die Wahrheit darzulegen. Von Personen, die einer Debatte zuhören, wird nicht notwendigerweise der Wahrheit als Siegerin geklatscht. Volksmengen handeln nicht immer nach Vernunft. Sie lassen sich durch bombastische Redekunst und auffallende Beredsamkeit hinreißen, die mehr an die Gefühle als an die Vernunft appellieren. In einer Debatte wird ebensoviel Irrtum wie Wahrheit vorgebracht, und wenn an Gefühle und persönliche Vorurteile appelliert wird, mögen die endgültigen Schlußfolgerungen vieler Hörer oft dem Irrtum den Vorzug geben. In der gespannten Atmosphäre einer Debatte werden Vernunft und Logik häufig außer acht gelassen, ausgenommen von jemandem, der den Geist Jehovas besitzt. Ein gesetzlich oder juristisch geschulter Sinn kann Gefühl von Tatsachen unterscheiden und etwas richtig einschätzen, aber Zuhörerschaften sind im allgemeinen nicht so objektiv. Eine ruhigere Atmosphäre ist für unvoreingenommenes Denken erforderlich. Jede Seite denkt im allgemeinen, sie habe gewonnen, und oft finden solche, die neutral oder unentschieden waren, daß sie nach der Debatte noch verwirrter sind.
Um festzustellen, ob eine Lehre schriftgemäß sei oder nicht, müssen wir zur Bibel greifen und ruhig all die Texte erwägen, die sich auf den fraglichen Punkt beziehen. Der ideale Ort, dies zu tun, ist in einer Privatwohnung, wenn die zwei oder paar Personen, die in Frage kommen, mit geöffneten Bibeln um den Tisch sitzen und leidenschaftslos die Beweise erwägen, um sich zu ‚vergewissern über alle Dinge und an dem festzuhalten, was recht ist‘. (1 Thessalonicher 5:21, NW) Wer über eine Lehre im Zweifel ist, der kann einen Pfarrer von der Religion, die sie vertritt, in sein Haus kommen lassen, um sie zu besprechen. Am nächsten Abend kann er einen Prediger von einer Gruppe kommen lassen, die sagt, sie sei falsch. Oder vielleicht mag er sogar den Wunsch haben, daß von jeder Gruppe ein Prediger am selben Abend komme, und er kann Fragen stellen und die Diskussion anhören. Auf diese Weise ist es wahrscheinlicher, daß der wahren wie auch der falschen Ansicht ruhige, sorgfältige Aufmerksamkeit geschenkt werde. Aufrichtige Personen, die die Wahrheit ehrlich suchen, werden den Vorteil erkennen, den diese Methode hat, während jene, die sich mehr für aufregende Streitgespräche interessieren und Propaganda für ihre Sache in der Öffentlichkeit machen wollen, die rednerische, gefühlsmäßige Debatte anpreisen.

Der Wachtturm 15.Oktober 1954

Über einige andere Personen, die aufrichtig ihre Religion ausübten, schrieb Paulus: „Ich bezeuge ihnen, daß sie Eifer für Gott haben, aber nicht gemäß genauer Erkenntnis.“ Die Folge davon war, daß sie ‘sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterwarfen’ (Römer 10:2, 3). Aufrichtigkeit und Güte sind zwar wichtige Eigenschaften, aber sie allein bewirken nicht, daß der Glaube, den man ausübt, Gott wohlgefällig ist. Man kann trotz aller Aufrichtigkeit im Irrtum sein. Was ist denn erforderlich? Jesus sagte: „Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Johannes 4:24). Die Anbetung, die Gott wohlgefällig ist, darf sich nicht nur auf eine aufrichtige, ehrfürchtige Einstellung oder auf einen solchen „Geist“ beschränken. Sie muß auch in Übereinstimmung sein mit der „Wahrheit“, die Gott in seinem Wort geoffenbart hat. In Gottes Augen hat jeder Mensch die Pflicht, das, was er glaubt, im Lichte der biblischen Wahrheit zu prüfen. Und was sollte er tun, wenn eine solche Prüfung ergibt, daß seine Religion mit der Bibel nicht übereinstimmt? Nun, wie verhielten sich Abraham, Ruth, Petrus, Paulus und andere treue Diener Jehovas gegenüber der Religion, die sie früher gepflegt hatten? Denke an das Gebot Gottes, das wir in 1 Thessalonicher 5:21 finden: „Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist.“ Das bedeutet, daß man sich von dem, was verkehrt ist, abwenden muß. In Offenbarung 18:4 wird in bezug auf das Weltreich der falschen Religion, „Babylon die Große“, geboten: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt.“ „Was würden meine Angehörigen, meine Freunde und meine Nachbarn über mich denken, wenn ich meinen Glauben wechselte?“ mag jemand sagen. Wie denkst du darüber? Ist es vernünftig, Menschen zu gefallen zu suchen, anstatt Gott zu gehorchen? Die Bibel sagt: „Vor Menschen zu zittern ist das, was eine Schlinge legt, wer aber auf Jehova vertraut, wird beschützt werden“ (Sprüche 29:25).

Erwachet! 8.Februar 1974

Die Trübsal in Thessalonich war anscheinend so furchtbar geworden, dass einige Christen sich fragten, ob der Tag des Herrn schon begonnen hatte (2 Thess 2,2). Wie kamen die Thessalonicher auf diese falsche Idee? Paulus war nicht sicher, aber er schlug in 2 Thess 2,2 drei mögliche Ursachen vor:
(1) Vielleicht durch einen [bösen] Geist (dia pneumatos).
(2) Vielleicht durch eine Rede (dia logou), die eine verkehrte Auslegung der Schrift oder andere falsche Informationen beinhaltet.
(3) Vielleicht durch einen betrügerischen Brief (dia epistoles), als ob Paulus oder ein anderer anerkannter Leiter ihn gesandt hätte.
„Der Versucher“ (1 Thess 3,5) hat viele Methoden, Gottes Volk in Verwirrung zu bringen. Er verwendet beides, sowohl Verfolgung als auch Verfälschung, um Gemeinden und einzelne Christen anzugreifen. Deshalb schrieb Paulus in 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.“
Eine Auswirkung der Ansicht, dass der Tag des Herrn schon angefangen habe, war, dass einige aufhörten zu arbeiten (2 Thess 3,6-12). Vielleicht dachten sie, dass Jesus bald wiederkommen muss, wenn der Tag des Herrn schon da war. Und wenn Jesus bald wiederkommt, warum sollte man weiter arbeiten? Für andere war die Situation verwirrend, weil sie verstanden hatten, dass sie am Tag des Herrn gerettet werden sollten und nicht leiden müssten (1 Thess 1,10).

ERF – Bibelkunde NT – II

Prüfen der Prophetie ist etwas anderes als Geisterunterscheiden. Während es beim Letzteren um falschen oder Heiligen Geist geht, handelt es sich hier um Prüfung der Botschaft von Christen, die den Geist Gottes haben. Wenn die Bibel von Prüfung der prophetischen Äußerungen redet, geht sie davon aus, dass die Prophetie im Rahmen der Gemeinde geschehen ist. Dort gehört sie ja grundsätzlich hin, wie könnte sie sonst die Gemeinde erbauen! In der Regel sind die Propheten auch Glieder der Gemeinde und als geistliche Persönlichkeiten bekannt. Prophetie im intimen Kreis muss schon durch die Teilnehmer selbst geprüft werden oder muss den Verantwortlichen der Gemeinde zur Prüfung vorgelegt werden. Bei einem unbekannten, gemeindefremden Propheten ist Prüfung besonders nötig.
Die Gabe der Prophetie bedarf sowohl der Wertschätzung wie auch der Prüfung. Die Prüfung soll nicht nur zwischen echter und falscher Inspiration unterscheiden, sondern auch zwischen Gutem und menschlichem Beiwerk. Das lesen wir in 1Thess 5,19–20: „Den Geist löscht nicht aus. Prophetisches Reden verachtet nicht. Prüfet aber alles, das Gute haltet fest.“ Das Prüfen der Prophetie ist zunächst einmal ganz positiv gemeint. Die Weissagung soll geprüft werden, um aus ihr das Positive, das Wichtige, festzuhalten. Das Hauptanliegen der Prüfung ist ein Dienst der Förderung, eine Hilfe zur besseren Entfaltung der Geistesgabe.

Geistesgaben in Lehre und Praxis – Der Umgang mit den Charismen des heiligen Geistes

Mit diesen Feststellungen geraten wir allerdings in die Schußlinie von Thiedes Argumentation mit dem aus dem Zusammenhang herausgerissenen Teil des Verses 1 Thess 5,21: „Prüfet aber alles und das Gute behaltet“. Diese Argumentation gehört jedoch in den Bereich der Verführung und ist Mißbrauch von Gottes Wort.
Der von Thiede weggelassene Anfang des Verses lautet: „Weissagung verachtet nicht.“ Dementsprechend ist es nicht erlaubt, die Fortsetzung auf alles Beliebige zu beziehen, um dadurch zum Ersten einen Freibrief auszustellen, sich damit nach Belieben zu befassen und zum Zweiten von vornherein vorauszusetzen, daß dabei etwas Gutes gefunden werden kann. Das Gute, das nach 1 Thess 5,21 behalten werden soll, ist allein die in geistlicher Prüfung als echt erkannte Weissagung. Auch wenn damit zu rechnen ist, daß nicht jede Weissagung ganz durch den Heiligen Geist gewirkt ist, sollen deshalb die Weissagungen nicht insgesamt verachtet werden, sondern sind geistlich zu prüfen. Carsten Peter Thiede benutzt jedoch den Versteil, um dadurch nicht nur gegen Vorurteile nichtchristlicher Literaturwissenschaftler zu argumentieren, sondern in eins damit auch Brüder und Schwestern ins Unrecht zu setzen, welche die Gefahren des Umgangs mit nichtchristlicher Literatur noch erkennen.

Linnemann – Wissenschaft oder Meinung? Anfragen und Alternativen

»Prüft« ist dokimazete. Imperativ Präsens von dokimazô, »versuchen, prüfen, testen, mit dem Ziel einer Urteilsbildung« (Vgl. 2,3; 3,5).
Es bedeutet also »etwas auf den Prüfstand stellen zum Zweck einer Billigung«. Dies ist anscheinend ein eindeutiger Hinweis auf den vorhergehenden Vers. Der Gläubige darf nicht blauäugig und leichtgläubig sein. Zu jeder Zeit gab es Verführer und falsche Propheten. Während es wahr ist, daß bestimmte Glieder des Leibes Christi die besondere Gabe der Geisterunterscheidung haben (1.Kor 12,10), so haben doch alle, in denen der Heilige Geist wohnt, eine Salbung von dem Heiligen (1.Joh 2,20-27), die sie befähigt, bei jeder Belehrung zu erkennen, was echt ist und was falsch. Johannes fordert uns auf, die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Sein Prüfstein ist die Person Christi: »Jeder Geist, der Jesus Christus im Fleisch gekommen bekennt, ist aus Gott. Seine wahre Gottheit und sündlose Menschheit müssen anerkannt werden. Ein Standardtest für jede Lehre ist: »Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Wort sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte« (Jes 8,20). Da wir die vollständige Offenbarung Gottes besitzen, wörtlich inspiriert und autoritativ, müssen wir jede Lehre und Praxis ablehnen, die dem Wort Gottes widerspricht. Nach dem Prüfen muß das, was als gut und in Übereinstimmung mit dem geoffenbarten Wort erkannt wurde, hartnäckig festgehalten werden. »Das Gute« ( to kalon ) ist das Echte im Gegensatz zur Fälschung. »Die Spreu muß vom Weizen getrennt werden« (Findlay).
22 »Haltet euch fern« kommt von apechô, »jemand ab-, fern-, zurückhalten«. Wenn es im Medium gebraucht wird, wie hier, dann bedeutet es »sich selbst von etwas fernhalten«. Die Thessalonicher sollten sich so weit wie möglich fernhalten von jeglicher sichtbaren äußeren Form, in der sich das Böse zeigte. »Böse« ist ponêros, was sich auf »Böses« in aktivem Gegensatz zu allem, was gut ist, das, was verderbenbringend ist« bezieht. Es wird auf Satan (Mt 5,37) und auf Dämonen (Lk 7,21) angewandt. »Vers 22 formuliert und die negative Umkehrung von V. 21 und erweitert das Prinzip zum Einschluß aller Lebensbereiche. Jeder Anschein und jede sichtbare Form des Bösen, sollte vom Christen vermieden werden« (Ryrie, S. 82). Böses kann sich in vielen verschiedenen und oft heimtückischen Formen offenbaren. Eine der schlimmsten ist falsche Lehre, die auf attraktive Weise präsentiert wird. Der Gläubige sollte sein Zeugnis niemals kompromittieren, indem er auf eine religiöse Gemeinschaft hört oder sie gar mit seiner Gegenwart beehrt, die Lehren vertritt, die erwiesenermaßen der Person Christi abträglich oder dem geoffenbarten Wort entgegengesetzt sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Keineswegs aber bejaht er die prophetische Rede, wie auch andere Geistesäußerungen, bereits aufgrund ihrer übernatürlichen Vermittlung. Nicht die Form – und mag diese noch so beeindruckend sein – ist Ausweis der Wahrheit, sondern allein ihr Inhalt. Von ihm aber gilt: »Prüft alles!« Maßstab für die Prüfung ist die »Übereinstimmung (Analogie) mit dem Glauben« (Röm 12,2), d.h. das Bekenntnis »Herr ist Jesus!« (1. Kor 12,3). Entscheidendes Kriterium aller Rede im Bereich der Gemeinde ist, ob in ihr das »Wort vom Kreuz« (1. Kor 1,18; 2,2) im Mittelpunkt steht, ob daher auch zum Glauben an diesen Jesus Christus aufgerufen wird, ob sein Geist die Glaubenden erfüllt. Dort, wo die Übermacht der Geistesäußerungen den einzelnen oder die Gemeinde von diesem Evangelium fortreißt, besteht die Gefahr der Verführung zu einem anderen Jesus, Geist und Evangelium (2. Kor 11,4). Daher ist alles an diesem Wort zu prüfen und »das Gute«, das die Gemeinde im Evangelium von Jesus Christus bereits kennengelernt hat, festzuhalten.

Die Gemeinde darf das, was den Test nicht besteht und damit nicht zur Auferbauung dient, in ihrer Mitte nicht dulden. In jeder Gestalt ist das Böse zu meiden: »Haltet euch fern von allem Schein des Bösen!« Im Zusammenhang unseres Textes bezieht sich diese Aufforderung konkret auf den Umgang mit den Geistphänomenen.
Damit hat Paulus den Rahmen für die sachgemäße Einordnung dieses Bereichs in die Gesamtheit des Christenlebens abgesteckt:
Im Heiligen Geist ist der Glaubende mit Jesus Christus verbunden; daher kann er in jeder Lage Freude, Lob und Dank gegenüber seinem Gott zum Ausdruck bringen (vgl. Kol 3,16). Das Wirken und die Gaben dieses Geistes dürfen in keiner Weise unterdrückt werden. Angesichts der Möglichkeit der Verführung kann jedoch keine Geistesäußerung als solche bereits angenommen werden. Vielmehr ist zuvor alles zu prüfen. Allein dadurch ist gewährleistet, daß nicht ein anderer, sondern allein Jesus Christus Grund, Mitte und Ziel seiner Gemeinde bleibt. Denn nur er vermag sie zu retten. Abseits vom Glauben an ihn findet sich allein das Böse; dieses aber ist in jeder Art, eben auch in der pneumatischen, zu meiden.

Edition C

Wenn wir die Prüfungen von Jesus im Hinterkopf haben, dann werden wir verstehen, dass der Teufel gern Verse aus dem Zusammenhang reißt, um gläubige Christen von Jehovah wegzuziehen!
Ein Vers hier, ein Vers da, aus dem Zusammenhang gerissen – „sollte Gott wirklich gesagt haben?“
Und dann brauchen „wir ja nur zu schauen“ – wie war es mit den anderen Aussagen dieses „Propheten“?? Hat der „Prophet“ schon öfter geirrt? Stimmen seine Angaben mit der gesamten Bibel überein? Hat sich die Gruppe um den Propheten schon öfter geiirt – dann gilt 5.Mose 28:22!
dazu passt: kann der Prophet irren? und sollte Gott wirklich gesagt haben?

Christus ist aufweckt worden!

Denn es hat ja (W. auch) Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe, getötet nach (O. in) dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste,
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 3,18

Christus selbst hat ja ebenfalls gelitten, als er, der Gerechte, für die Schuldigen starb. Er hat mit seinem Tod ein für allemal die Sünden der Menschen gesühnt und hat damit auch euch den Zugang zu Gott eröffnet. Ja, er wurde getötet, aber das betraf nur sein irdisches Leben, denn er wurde wieder lebendig gemacht zu einem Leben im Geist. Wörtlich Denn auch Christus hat ein für allemal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, um euch (aL(1) uns) zu Gott zu führen, getötet zwar in Bezug auf das Fleisch, aber lebendig gemacht in Bezug auf den Geist (od durch ´Gottes` Geist).
Neue Genfer Übersetzung 2013 -1.Petrus 3:18

Jesus Christus hat auch für unseren Dreck ein für alle Mal Schlimmes durchmachen müssen. Er, der nicht eine Sache gemacht hat, die Gott nicht will, ist für uns gestorben. Und das, obwohl wir alle so viele Fehler gemacht haben, die zwischen Gott und uns stehen. So hat er es geschafft, euch zu Gott zu bringen. Sein Körper wurde getötet, aber durch Gottes Kraft, durch seinen Geist, wurde er wieder neu lebendig.
VolxBibel -1.Petrus 3,18

Auch Christus hat einmal für unsere Sünden des Abfalls den Tod erleiden müssen, – er, der Gottestreue für die von Gott Abgefallenen – um uns wieder zu Gott zurückzuführen. Nur sein Leib wurde getötet, sein Geist jedoch zum himmlischen Leben geführt.
Johannes Greber – 1936 – 1.Petrus 3,18

Ein kontroverses Thema, über das man unterschiedlichster Meinung wohl kaum sein kann.
Also werde ich nur ein paar unterschiedliche Antwortmöglichkeiten hier aufzählen. Wer sich die Quellen und den Ursprung der unterschiedlichen Meinungen anschaut, wird wahrscheinlich zu einer Meinung kommen. Aber das Wichtigste ist: dieser Vers darf niemals aus dem Zusammenhang gerissen werden – und dieser Vers darf nicht im Gegensatz zum Rest der Bibel stehen! Wenn auf einem Vers aus der Bibel eine Lehre aufgebaut wird, die dem Rest der Bibel widerspricht, ergibt sich eigentlich ziemlich klar: diese Auslegung des Verses muss falsch sein.

Im Alter von dreißig Jahren war Jesus ein vollkommener, zum gesetzlichen Mannesalter herangereifter Mensch (g). Er hatte die Herrlichkeit des geistigen Zustandes verlassen und war Mensch geworden, auf dass er von Gottes Gnaden für alle den Tod schmeckte. Die Gerechtigkeit des Gesetzes Gottes ist eine absolute: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben.“ Es war notwendig, dass ein vollkommener Mensch für die Menschheit starb, denn die Forderungen der Gerechtigkeit konnten auf keine andere Weise erfüllt werden. Folglich konnte der Tod eines Engels so wenig die Strafe bezahlen und den Menschen freimachen, als durch den Tod von „,Ochsen und Böcken“ die Sünde weggenommen werden konnte. Daher wurde der, welcher „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Offenbarung 3:14) heißt, ein Mensch, „wurde Fleisch“, damit er das Lösegeld, den entsprechenden Preis, der die Menschheit erlösen (zurückkaufen) würde, geben konnte. Er musste ein vollkommener Mensch sein, sonst hätte er so wenig wie irgendein anderes Glied des gefallenen Geschlechtes den Preis bezahlen können. Er war „heilig“, unschuldig, unbefleckt, und von den Sündern gesondert“. Er nahm die gleiche Gestalt oder das Bild der Sünder an, die „Gleichheit des Fleisches der Sünde“ – die menschliche Gestalt, „doch ohne Sünde“ (Hebräer 4:15; 2 Korinther 5:21). Aber er nahm die menschliche Natur in ihrer Vollkommenheit an sich. Er nahm nicht teil an der Sünde, noch an den Reizungen und Lockungen zur Sünde, die in dem Fleische der anderen Menschen wohnten, weil diese Sünder waren, noch an deren Unvollkommenheiten, außer, dass er während seiner Amtszeit die Schmerzen und Kümmernisse einiger freiwillig teilte, indem er ihre Schmerzen und Krankheiten auf sich nahm, als er ihnen seine Lebenskraft und Gesundheit mitteilte. Wie geschrieben steht: „Er trug unsere Krankheit, und lud auf sich unsere Schmerzen“, und „es ging Kraft von ihm, und heilte sie alle“. (Jesaja 53:4; Mark. 5:30; Lukas 6:19; Matthäus 8:16, 17)
„An Gebärden als ein (vollkommener) Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst, und war gehorsam bis zum Tode“. Er stellte sich Gott dar bei seiner Taufe: „Siehe, ich komme, im Buche steht von mir geschrieben, dass ich tun soll, Gott, deinen Willen“, und versinnbildete diese Weihung durch eine Taufe im Wasser (Philipper 2:7, 8; Hebräer 10:7). Als er sich so weihte, sein Wesen seinem Gott weihte, da war sein Opfer heilig (rein) und Gott annehmbar. Dass sein Opfer angenommen war, das zeigte Gott dadurch, dass er ihn mit seinem Geist und Kraft erfüllte – als der Heilige Geist auf ihn kam, und er so gesalbt wurde.
Dieses Erfüllen mit dem Geist war seine Zeugung zur neuen Natur, der göttlichen, die ganz entwickelt oder geboren werden sollte, wenn er das „Opfer“, das Aufopfern der menschlichen Natur, ganz vollbracht haben würde. Diese Zeugung war vom menschlichen Zustand eine Stufe aufwärts und ist durch die Pyramide (h) auf der Stufe M, der Stufe geistiger Zeugung, angezeigt. Auf dieser Stufe verbrachte Jesus dreieinhalb Jahre seines Lebens, bis sein menschliches Dasein am Kreuze endete. Dann, am dritten Tage nach seinem Tod wurde er zum Leben, zur Vollkommenheit geistigen Wesens, erweckt (i auf Stufe L), „vom Geist geboren“ – „der Erstgeborene von den Toten“. „Was vom Geist geboren ist, das ist Geist“. Jesus wurde daher bei seiner Auferstehung ein Geist, ein Geistwesen und blieb in keinem Sinne mehr ein menschliches Wesen. (1 Petrus 3:18; 2 Korinther 5:16, 17)
Wohl wahr, er hatte die Macht, als Mensch zu erscheinen und tat so, um seine Jünger zu belehren und ihnen zu beweisen, dass er nicht mehr tot sei; aber er war kein Mensch mehr und nicht länger an menschliche Daseinsweise gebunden, konnte vielmehr gehen und kommen wie der Wind (selbst bei verschlossenen Türen) und niemand konnte sagen, von wo er kam, und wohin er fuhr, denn: „Also ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“ Johannes 3:8 – vergl. Johannes 20:19, 26
Von dem Augenblicke an, da er sich in seiner als Opfer weihte, wurde das Menschliche als tot gerechnet, und die neue Natur war es, die damals als begonnen gerechnet und bei seiner Auferstehung vollendet wurde, wo sie die Stufe der geistigen Vollkommenheit, L, erreichte – als geistiger Leib auferweckt wurde.
Vierzig Tage nach seiner Auferstehung fuhr Jesu auf zur Rechten der Majestät in der Höhe – der Stufe göttlicher Herrlichkeit K (Pyramide k). Während des Evangeliums-Zeitalters ist er in der Herrlichkeit (e) gewesen, „hat gesessen mit dem Vater auf seinem Thron“ und ist während dieser Zeit das Haupt der Gemeinde auf Erden gewesen – ihr Lenker und Leiter. Während dieses ganzen Evangeliums-Zeitalters ist die Kirche in der Entwicklung begriffen gewesen, unter der Zucht und in der Prüfung gewesen, zu dem Zwecke, dass sie am Ende oder in der Ernte des Evangeliums-Zeitalters seine Braut und Miterbin werden möchte. Darum nimmt sie teil an seinen Leiden, auf dass sie auch zusammen mit Ihm, wenn die rechte Zeit vorhanden ist, verherrlicht werden könnte (Stufe K).

Charles Taze Russell – Der göttliche Plan der Zeitalter

Nicht nur den Knechten, sondern der ganzen Gemeinde hält Petrus den leidenden Christus vor; an ihm soll sie erkennen, was sie auch den feindseligen und boshaften Menschen schuldig ist und wie ihr auch im Leiden Gottes Gnade widerfährt. Nicht wiederholt, sondern einmal hat Christus gelitten, und dann hat für ihn die Herrlichkeit begonnen, in der er jetzt steht und bei seiner neuen Offenbarung sein Werk vollenden wird. Darin liegt für die Gemeinde ein Trost: auch ihr Leiden geht vorbei. Warum Christus leiden musste, ist kein dunkles Rätsel. Er kam ja zu den Sündern, nicht nur um bei ihnen zu sein, sondern um für sie zu leben, für sie der Versöhner und Erlöser zu sein. Der Sünden wegen litt er, weil sie in der Welt vorhanden sind und er sie wegtun und durch sein Versöhnen bedecken will. Er selbst war der Gerechte; aber deshalb weigert er sich nicht zu leiden, während uns das nicht verschuldete Leiden leicht besonders hart ankommt und wie ein Unrecht erscheint, das Gott nicht zulassen dürfe. Wir haben es aber an Jesus vor Augen, dass der Gerechte litt, nicht nur durch die Ungerechten, sondern für sie, nicht nur deshalb, weil die Ungerechten ihn hassten und verstießen, sondern dazu, damit er sie von ihrer Ungerechtigkeit befreie und ihnen den Zugang 2u Gott erschließe. Damit ist die Freude im Kreuz Jesu ausgesprochen. Jesus hat wahrlich nicht umsonst gelitten; denn er hat ja durch sein Leiden seine Gemeinde zu Gott geführt. Petrus zeigt aber noch mit einem neuen Satz, wie segensreich der Tod Jesu geworden ist.
Der Tod konnte Jesus treffen, weil er Fleisch war und unsere sterbliche Art sein eigen war. Weil er aber nicht nur unser Fleisch, sondern auch den Geist hatte, darum geschah noch etwas anderes an ihm als seine Tötung. Nun empfing er auch die Belebung, weil der Geist das Leben schafft, und er erhielt durch den Geist das Leben gerade deshalb, weil er nach seiner natürlichen, menschlichen Art den Tod gelitten hat. Nicht dadurch, dass er sein Fleisch schützte und behielt, sondern dadurch, dass er es in den Tod gab, trat er in dasjenige Leben ein, das ihm im Geist verliehen wurde. So war das Sterben für ihn kein Verlust, sondern ein Gewinn; es brachte ihm Erhöhung und Verherrlichung, nicht Not und Untergang.

Schlatter – Erläuterungen zum NT

Was »Leiden um der Gerechtigkeit willen« im Tiefsten ist, das hat Christus »einmal« (im Sinne von »ein für allemal«, »unüberbietbar«) vor-gelitten. Das entfaltet Petrus jetzt. Christus hat »für die Sünden« gelitten – das ist das Grundbekenntnis des Glaubens. Das ist personal entfaltet »für uns«. Dabei unterstreicht das »ein für allemal« die endgültige Wirkung dieses Leidens Jesu, dieses Opfers. Es muß und kann nicht wiederholt werden. Die Opfer des Alten Bundes mußten immer wieder gebracht werden, denn Israel sündigte mit seinem harten Herzen immer wieder. Im Neuen Bund ist das Leiden, das Opfer Jesu, endgültig, denn es wirkt nicht nur Vergebung und Erlösung, sondern wer Christus glaubt, erhält auch das neue Herz, wird zur neuen Kreatur. Die Opfer des Alten Bundes waren »Hilfen auf Zeit«, Jesu Opfer ist »Hilfe für die Ewigkeit«.
Da hat »der Gerechte für die Ungerechten« gelitten. Das gilt umfassend: Christus ist der »Gerechte«, der einzige Gerechte, (vgl. Jes 53,9, 11; Sach 9,9; Apg 3,14; 7,52). Er ist der völlig Sündlose (vgl. zu 2,22). Wir Menschen sind allesamt »Ungerechte«, vor Gott nicht recht, in unseren Sünden getrennt von Gott und unter der Herrschaft des Bösen. Das ist und bleibt das Wunder der Liebe Gottes: »Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren« (Röm 5,8).
Der Grund, das Ziel des Leidens Christi war, daß »er euch zu Gott führte« (wörtlich »Gott zuführen«). Christus bringt uns heim zu Gott. Das ist die erste Auswirkung des Sühnetodes Christi: Er führt uns seinem Vater zu. Petrus sagt hier noch mehr als Paulus, der den Tod Christi als Möglichkeit des Zugangs zu Gott bekennt (vgl. Röm 5,2; Eph 2,18; 3,12 vgl. auch Mt 27,51; Hebr 6,19; 10,20), daß Christus uns zum Vater führt. Wer ihm nachfolgt, kommt hinter ihm her heim zu Gott.
So ist das geschehen: Christus »ist getötet nach dem Fleisch«. Das meint das qualvolle Sterben des Menschen Jesus von Nazareth am Kreuz. Der Böse konnte den Leib töten. Das aber auch wirklich. Jesus war tot. Aber er ist »lebendiggemacht nach dem Geist«. Soweit Christus sterblicher Mensch war, wurde er »getötet«. Aber er wurde auferweckt sofern, ja weil er Geist war. »Geist« meint hier die Wirklichkeit Gottes. Jesus Christus wurde nicht nur wiederbelebt – im alten Leib und auf Zeit –, sondern seine Auferstehung ist die Erscheinung der Neuschöpfung. Da steht der geistliche Leib (vgl. 1 Kor 15,44, 47), ja der göttliche Leib, der Sohn Gottes in Ewigkeit.

Edition C

Sein Leiden und Sterben – 1 Petrus 3:18

Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe; er wurde getötet im Fleisch, aber lebendig gemacht im Geist.
Der erste wichtige Punkt ist, dass der Messias auch unverdient gelitten hat und gestorben ist, nicht für seine eigenen Sünden, sondern stellvertretend für die Sünden der anderen. Weil Christus auch für Sünden gelitten hat, wird eine Parallele zu den Leiden von Jeschua gezogen. Petrus spricht hier nicht von der Erlösung, sondern vom Sieg durch Leiden. Das griechische Wort für einmal bedeutet „ein für alle Mal“, es ist etwas, das nicht wiederholt werden kann. Der Gerechte litt und starb also für die Ungerechten. Der Zweck war, dass er uns zu Gott bringen konnte. Das Bedürfnis des Menschen war eine persönliche Beziehung zu Gott, die durch den Gerechten bereitgestellt wurde. Er wurde im Fleisch getötet, das heißt, Er starb einen gewaltsamen, physischen Tod. Und doch wurde er im Geist lebendig gemacht oder er wurde im Geist „belebt“. Im griechischen Text ist mit dem Wort Geist nicht der Heilige Geist gemeint, sondern es ist eine Anspielung auf seinen menschlichen Geist. Während Jesus physisch starb, wurde er geistig lebendig gemacht, nachdem er den geistigen Tod erlitten hatte.
Jeschua starb zwei Arten von Tod am Kreuz. Erstens starb Er geistlich; Er war geistlich tot während dieser drei Stunden der Dunkelheit, während Er am Kreuz hing. Nach sechs Stunden am Kreuz, am Ende der drei Stunden der Dunkelheit des geistlichen Todes, schrie Er: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mat. 27:46). Dies war kein Schrei des Versagens oder ein Schrei der Niederlage. Es war ein Schrei um Hilfe, gemäß dem Kontext von Psalm 22,1. In diesem Moment erhörte der Vater seinen Schrei, und Jesus wurde im Geist lebendig gemacht; er wurde geistlich auferweckt. Während er im Fleisch physisch getötet wurde, sagt Petrus, dass er in seinem menschlichen Geist lebendig gemacht wurde. Er wurde geistlich wieder lebendig gemacht, nachdem er den geistlichen Tod erlitten hatte.
Der Punkt in Vers 18 ist, dass Jeschua geistlich auferstanden ist, bevor Er körperlich starb. Er wurde im Geist wiederbelebt, noch bevor Er in Seinem Körper wiederbelebt wurde, denn Er wurde geistig wieder lebendig gemacht, während Er noch am Kreuz war. Jesus ist zuerst geistlich gestorben und wurde dann geistlich auferweckt. Nach Seiner geistlichen Auferstehung starb Er dann körperlich und wurde drei Tage später körperlich von den Toten auferweckt.

Arnold Fruchtenbaum – das Buch 1.Petrus

Wenn der Herr durch Seinen Diener Petrus bittet, daß Seine Nachfolger willig werden, Gutes zu tun und dafür zu leiden, dann bittet Er sie nur, gemäß ihrer Fähigkeiten das zu tun, was Er in ganzer Fülle ertragen hat. In dunklen und einsamen Tiefen, da „tauchte“ Er hinab „zu den Gründen der Berge“, wohin sonst niemand anders gehen konnte. Wir leiden oft wegen der Tatsache oder der Tat unserer eigenen Sünde. Wenn Er, der sündlose, makellose Christus litt, dann war es für die Sünden anderer. Die Bedeutung von dem, was folgt und wie dies in den allgemeinen Kontext des Briefes paßt, ist wichtig. Wenn Gottes Nachfolger, offensichtlich „wenige“ jetzt um der Gerechtigkeit willen leiden, dann sollen sie nicht entmutigt sein, obgleich die Menge der Übeltäter den Sieg davonzutragen scheint. Gott ist souverän und Seine Regierungswege können nicht durchkreuzt werden. Sein gerechtes Gericht ist schon bestimmt und wird ausgeführt werden, obwohl Er in langmütiger Geduld Seine Hand zurückhält, bevor Er Sein ungewohntes Werk hinausführen wird. Der höchste Beweis dafür kann in einsamen Leiden des Herrn Jesus für unsere Sünden gesehen werden, Sein Tod, Auferstehung und Himmelfahrt in die Herrlichkeit bis zum Throne aller Macht und Autorität.
Christus litt in der Tat, doch geschah dieses tiefe Leiden für Sünden „einmal“, nicht pote („einmal zu einer Zeit“), sondern hapax („nur ein einziges Mal“) „ein für allemal, von dauernder Gültigkeit, wofür keine Wiederholung erforderlich ist“ (W.E.Vine). Das große Ziel dieses Leidens war für die Ungerechten, „damit Er uns zu Gott führe“. Adam und seine sündige Nachkommenschaft wurden wegen der Sünde aus der Gegenwart Gottes vertrieben. Christus litt, um sich mit dieser Entfremdung zu „befassen“ und „uns zu Gott zu führen“. Er selbst bahnte den Weg in das Heiligste. Das ist wunderbar. Er selbst wurde der Weg zu Gott dem Vater. Das ist noch wunderbarer. Er selbst bringt den begnadigten Sünder auf diesem heiligen Weg zu Gott. Das scheint das Allerwunderbarste zu sein.
„Verschiedenste Bedeutungen sind bisher gefunden oder auch in das prosago („bringen“) hineingelesen worden…wie so oft, so ist die einfachste Auslegung die tiefgründigste: Christi Sühneopfer bringt uns zu Gott“ (E.G.Selwyn). „Zu Gott“ umschließt so viel mehr als Richtung oder Örtlichkeit. Für den Unbußfertigen wird es Grund für den allergrößten Schrecken sein, vor Gott gebracht zu werden und vor Ihm zu stehen. Der Herr Jesus bringt den Gläubigen aufgrund Seines vollbrachten Werkes zum Vaterherzen Gottes, in das Vaterhaus. Dort als angenommen inmitten des verzehrenden Feuers der Heiligkeit Gottes zu stehen und sich dort zu Hause zu fühlen, das ist sein Teil. Zuletzt wird der Glaubende in den Himmel Gottes gebracht, aber Gott ist mehr als der Himmel, und der Segnende ist mehr als der Segen. Somit wird der Christ nicht aufgefordert, sich Wissen über den Himmel anzueignen, so anregend das auch sein mag, sondern über Gott, zu dem wir gebracht worden sind. Angesichts solcher Gnade und Offenbarung der Liebe ist es schwierig, sich eines Lobpreises zu enthalten.
Der Herr Jesus wurde im Fleisch zu Tode gebracht, Er war das Opfer eines Justizmordes. Petrus hatte die Juden angeklagt, des Todes Christi schuldig zu sein, den sie „durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht“ hatten (Apg 2,23).
Er wurde lebendig gemacht durch den Geist. Hier betreten wir eine Arena der Kontroverse, die die nächsten Verse umfaßt. Weit bedeutendere Männer als wir sind bei der Auslegung der nun folgenden Verse ganz verschiedener Ansicht gewesen. Trotzdem müssen wir sie so darstellen wie wir sie sehen, wobei wir natürlich die Gründe für unsere Überzeugung anführen. Die heutigen Leser sollten es so halten wie die Beröer, die die Schriften untersuchten, um die Genauigkeit dessen zu prüfen, was sie gelehrt wurden.
Es ist keine Schwierigkeit anzunehmen, daß der Herr Jesus im Fleisch getötet wurde, obwohl einige religiöse Kulte in ihrer selbst auferlegten Dummheit sogar dieses verneinen. Das Zeugnis ist jedoch unbestreitbar. Der römische Soldat staunte über Seinen Tod, der Hauptmann, der das Todeskommando befehligte, bestätigte es, die Schriften erklären es und der Herr Jesus selbst bekräftigte es : „Ich war tot“.
Es sind jedoch verschiedene Vorstellungen hinsichtlich der Aussage „aber lebendig gemacht nach dem Geist“ entstanden. In beiden Fällen fehlt der Artikel, und wir können „im Fleisch“ und „im Geist“ lesen. In geläufiger Sprache jedoch können wir den Artikel ergänzen und „in (dem) Fleisch“ und „in (dem) Geist “ lesen. Das Problem, mit dem wir es dann zu tun haben ist, „daß diese dann der Gegensatz der zwei Bestandteile des Wesens unseres Herrn als Mensch wären, dem äußeren und dem inneren“ (W.Kelly). Dies würde uns dann zu dem Irrtum führen, daß es des Herrn Geist war, der lebendig gemacht wurde, wobei wir wissen, daß Sein Geist niemals starb, sondern ihn in die Hände des Vaters befahl (Lk 23,46).
Grammatische Fachausdrücke werden herangezogen, um den Gedanken zu untermauern, daß „das Griechische hier wörtlich bedeute „getötet in Fleisch, lebendig gemacht in Geist“. Das Mißverständnis, das hieraus entsteht, wird deutlich, wenn wir uns der Worte des Herrn in Lk 24,39 erinnern, wo Er es bestätigt, daß Er auferstanden war in einem Leibe aus „Fleisch und Bein“; wenngleich auch ein geistlicher Leib. „Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen Leib“. (1Kor 15,44) William Kelly bemerkt dazu: „Die bloße Fachterminologie der Schulen irrt hier sicherlich hinsichtlich der Auslegung der Schrift“.
Das Wort „lebendig gemacht“ bedeutet nicht „erfrischt; erquickt“ oder „lebendig bleiben“, sondern insgesamt aus den Toten heraus lebendig gemacht. So wird es im Neuen Testament verwendet (siehe Röm 4,17;8,11; 1Kor 15,22 und andere Stellen). „Lebendig gemacht“ steht in direktem Gegensatz zu „getötet“. Was zum Tode gebracht wurde, war der Leib unseres Herrn. Was lebendig gemacht wurde, war ebenfalls jener kostbare Leib (Joh 2,21). „Es ist unmöglich „lebendig machen“ auf den Geist Christi eher anzuwenden als auf Seine göttliche Natur“ (W.Kelly).
Es gehört unbedingt zu diesem Abschnitt, daß wir die Bedeutung des „im Geiste“ erfassen. Was für ein Geist? Oder ist es Geist?
Einige schlagen wegen des fehlenden Artikels vor, die Bedeutung, daß es der Heilige Geist sei, nicht zu akzeptieren. Es ist wahr, daß die Form des Wortes ohne den Artikel eher auf den Charakter der Tat hindeutet als auf die handelnde Person. Es ist jedoch klar, daß sich zahlreiche Schriftstellen, wo der Artikel fehlt, deutlich auf den Heiligen Geist beziehen, die „eher die Handlung charakterisieren als die Person spezifizieren…“ William Kelly führt eine Liste von über zwanzig dieser Hinweise an, darunter sind
Joh 3,5;4,23-24; Röm 8,1.4.9.13 .“Im Geist“ kann nicht Christi menschlichen Geist meinen, denn „es ist nicht der menschliche Geist, durch den der Leib auferweckt wird“ (F.W.Grant). Der Hinweis wird auf den Heiligen Geist bezogen, wenn wir lesen: „Der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh 6,63). „So wird er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes“ (Röm 8,11). „Der Geist Christi,“ ist einer der Titel des Heiligen Geistes und nicht der der göttlichen Person Christus“ (1,11).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Es gibt einen Vergleichspunkt zwischen den Christen, die „um der Gerechtigkeit willen“ leiden (1Petr 3,14), und den Leiden Jesu Christi: Christus, „der Gerechte“, hat „für die Ungerechten“ gelitten.
Er hat „für Sünden gelitten“ – und zwar „einmal“ („einmal“ ist entweder i.S.v. „einmalig“ oder i.S.v. „endgültig“ gemeint). Er hat es getan, „damit er uns zu Gott führe“. Er hat uns den Zugang zu Gott eröffnet (vgl. z.B. Röm 5,2; Eph 2,18; 3,12; Heb 7,25; 10,19-22).

Wie war das möglich? Er wurde „zwar getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist“. Mit „Fleisch“ ist die irdisch-menschliche Dimension gemeint (vgl. Röm 1,3: „… der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleische nach.“; 1Tim 3,16: „… Der geoffenbart worden ist im Fleisch …“), mit „Geist“ dementsprechend die überirdisch-göttliche Dimension. Der gleiche Gegensatz findet sich auch in 1Petr 4,6: „Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, damit sie zwar den Menschen gemäß nach dem Fleisch gerichtet werden, aber Gott gemäß nach dem Geist leben möchten.“ Hier wird deutlich, dass „Fleisch“ das meint, was „den Menschen gemäß“ ist, und „Geist“ das, was „Gott gemäß“ ist. Im Bereich des Irdisch-menschlichen wurde Jesus getötet, aber im Bereich des Himmlisch-göttlichen lebt er. Der Geist hat ihn „lebendig gemacht“ (vgl. Röm 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen …“).

Ein direkter Vergleich zwischen dem Schicksal Jesu Christi und dem seiner Nachfolger wird nicht angestellt, ist aber möglicherweise „zwischen den Zeilen“ mitzudenken: dass auch sie im Bereich des Irdisch-menschlichen getötet werden können, aber in der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten leben.

Mainka – 1.Petrus

ewiges Leben

DIESES redete Jesus, und Er hob Seine Augen auf gen Himmel, und Er sprach: «Vater, die Stunde- Joh 12,23 – ist gekommen; verherrliche- Joh 13,32 – Deinen Sohn, daß Dein Sohn Dich verherrliche, wie Du Ihm Vollmacht-Dan 7,14; Mt 11,27; 28,18; Joh 3,35; 5,27; 1 Kor 15,25.27; Phil 2,9-11; Hebräer 2,8 – gegeben hast über alles Fleisch, daß Er ihnen allen, die Du Ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe! Das aber ist das ewige Leben-Jes 53,11 -, daß sie Dich, den allein wahren Gott, erkennen- Jer 9,23; 1 Kor 3,3.4; 1 Thess 1,9 -, und Den Du gesandt- Joh 3,34; 5,36.37; 7,29 – hast in diese Welt, Jesum Christum.
Abraham Meister – Neues Testament – Johannes 17,1–3

Jesus redete diese Dinge und erhob seine Augen zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche, so wie du ihm Gewalt über alles Fleisch gegeben hast, damit er der ganzen [Anzahl] derer, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Johannes 17,1–3

Nachdem Jesus das gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und betete: „Vater, die Stunde ist gekommen. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit auch der Sohn deine Herrlichkeit offenbar machen kann. Du hast ihm die Macht über alle Menschen anvertraut, damit er denen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ewige Leben besteht ja in der Gemeinschaft mit dir, dem einzig wahren Gott, und mit dem, den du gesandt hast, Jesus Christus.
NeÜ bibel.heute Stand 2023 – Johannes 17:1–3

Diesen Vers hatten wir schon 2021 -deshalb nur ergänzende Gedanken.
Schauen wir uns den Vers 3 im Zusammenhang an – anstatt diesen Vers aus dem Zusammenhang zu reißen, dann lesen wir: es liegt nicht an uns, ob andere Menschen „das ewige Leben ergreifen“ – denn diese „Gabe“ ist ein Geschenk, dass Jesus denen gibt, die IHM wiederum der Vater gegeben hat! Also egal ob du „anderen das Gefühl gibst, willkommen zu sein“ oder ob du diese Menschen wirklich Willkommen heißt – es liegt nicht an der Person und nicht an dir und mir!

Es gibt Spiele, für die es unterschiedliche Spielregeln gibt. Wenn die Spieler sich nicht vorher auf bestimmte Regeln einigen, dann gibt es früher oder später Streit oder Frustration. Statt Freude erleben die Teilnehmer Ärger und Enttäuschung. Ähnlich ist es mit der geistlichen Gemeinschaft und liebevollen Beziehungen. Gott selbst hat diese Gemeinschaft gestiftet und seine Gebote sind die Spielregeln für das Gelingen der Gemeinschaft. Das Beachten dieser Gebote (Regeln) bewirkt Freude und Segen. Das Missachten dieser Gebote (Regeln) führt zu Verletzungen, Streit, Frustration und Trennungen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Erkenntnis Gottes und dem Halten seiner Gebote? (2,3-4) Lesen Sie hierzu auch Joh 17,3.

ERF -Bibelkunde NT II

Was ist „ewiges Leben“? „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Ewiges Leben bedeutet eine ewige Verbindung mit Gott, und ewiger Tod bedeutet eine ewige, unwiderrufliche Trennung von Gott (Joh 3,16.36; 5,24; Siehe auch Mt 25,46).

ERF – Bibelkunde NT I

Wenn Jesus dem Vater Ehre erwirbt und ihm zu Ehren Heil schafft, dann will er dabei ganz in der Linie des Vaters bleiben. Eben dies besagt V. 2. Das kleine Wörtchen »wie« besitzt drei Bedeutungen: a) »ebenso wie«, b) »in dem Maße wie«, c) »weil«. Die »Macht«, von der hier die Rede ist, bedeutet sowohl die Vollmacht als auch die Kraft zur Ausführung. »Alles Fleisch« ist eine typisch jüdische Redewendung und bezeichnet die gesamte Menschenweit. Liest man V. 2
»Du hast ihm Macht über alles Fleisch gegeben« im Zusammenhang, dann drängen sich zwei Parallelen auf. Die erste Parallele ist Mt 28,18

»(Von Gott) ist mir gegeben alle Macht.« Diese Parallele macht deutlich, dass Jesus in Joh 17,2 an die Zukunft denkt. Der Sinn seiner Aussage ist also der: »Du hast ihm nach vollbrachtem Kreuzestod Macht über alles Fleisch gegeben.« Die zweite Parallele ist Dan 7,14; »Gott gab ihm (= dem Menschensohn bzw. Messias) Macht …, dass ihm alle … dienen sollten.« Jesus weiß also, dass sich Dan 7,14 bald erfüllen wird.

Aber es ist eine eigenartige »Macht«, von der er hier in Joh 17,2 redet, nämlich die Macht, »allen ewiges Leben« zu geben. Sie entspricht jedoch genau der Aufgabe, die Christus vor seiner Wiederkunft hat! Wir lernen also, dass Dan 7,14 eine mehrfache Bedeutung besitzt: Einmal ist es die Macht des Glaubens und der Gabe des ewigen Lebens, die der Messias hat; sodann ist es die sichtbare Macht, die der Messias nach seiner Wiederkunft in seinem Reich ausübt (vgl. noch Joh 3,27.35; 13,3 und Mt 9,6 par; Mt 11,27 par). Wichtig ist auf jeden Fall das »Du«: »Du hast ihm Macht gegeben.« Vom Vater kommt sie, vom Vater will Jesus sich bestimmen lassen. Auch hier könnte man einen Einwand machen. Ist es denn wahr, dass alle Menschen ewiges Leben empfangen? Laufen denn nicht viele herum, die von Christus und dem ewigen Leben überhaupt nichts wissen wollen? In dieser Richtung bringt der Schluss von V. 2 eine Klärung. Der Ausdruck »alle« wird nämlich eingegrenzt; es handelt sich um »alle, die du (= der Vater) ihm (= dem Sohn) gegeben hast«. Damit ist klar, dass es sich nur um die Jünger Jesu handelt. Das wird auch durch den Vergleich mit Joh 6,37.39ff.bestätigt. Und gerade von Joh 6,37ff.her ergibt sich, dass dieses »die du ihm gegeben hast« nicht im Sinne einer reinen Vorherbestimmung (Prädestination) gemeint ist, sondern beides umschließt: aus eigener Entscheidung zum Glauben kommen dürfen und vom Vater Jesus anvertraut werden.

Im ganzen Evangelium ist es Jesu einzigartige Möglichkeit, »ewiges Leben zu geben« (vgl. Joh 3,15ff.; Joh 5,24; 6,40.47; 10,10.28; 11,25ff.; Joh 20,31). Nun aber gibt Joh 17,3 eine atemberaubende Begriffsbestimmung: »Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen, wahren Gott und den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias, erkennen.« Das Hauptwort in dieser Aussage heißt: »erkennen«. Läuft also unsere Rettung über den Kopf? Ist Jüngerschaft nur etwas für die Intelligenz? Das wäre ein katastrophales Missverständnis. Jenes »erkennen« kommt nicht aus der Philosophie des Abendlandes, sondern aus der Sprache der Bibel und bedeutet »praktisches Kennenlernen« (vgl. z. B. 1 Mo 4,1) bzw. »Wissen, wie man mit diesem oder jenem dran ist«. Das heißt: Jesus lädt hier nicht zur Theorie, sondern zur Praxis ein. Die Parallele zu Joh 7,17 ist unübersehbar. Wer ihm praktisch nachfolgt, der hat Gott und den Messias erkannt. Und aus dieser Nachfolge erwächst »das ewige Leben«!

Aber nun dürfen wir nicht zu schnell über Einzelheiten hinweglesen. Denn die praktische Jesusnachfolge führt zu zwei präzisen Erkenntnissen. Die eine betrifft »dich, den einzigen, wahren Gott«. Nur einer, ein »einziger«, ist Gott. Das besagt schon das Glaubensbekenntnis Israels in 5 Mo 6,4. Er ist der »wahre Gott«, und zwar in einem doppelten Sinne: a) im Gegensatz zu den Götzen, die eben nicht »Gott« sind (vgl. Ps 115,4ff.; Ps 135,15ff.; Jes 44,10ff.; 1 Thess 1,9; 1 Joh 5,20); b) als der Zuverlässige, auf den man vertrauen kann (vgl. 2 Mo 34,6; Offb 6,10; 16,7). Die zweite Erkenntnis betrifft »den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias«. Die meisten Übersetzungen haben hier: »Jesus Christus«. Das griechische Wort »Christos« ist aber selbst schon eine Übersetzung, und zwar für das hebräische »Messias«. Deshalb muss man hier auf die hebräische Grundbedeutung »Messias« zurückgehen, ebenso wie in Joh 20,31.

Diese Worte lösen eine ganze Reihe von Fragen aus. Warum fügt sie Jesus dem »einzigen, wahren Gott« hinzu? Weil man Gott an seinen Werken erkennt (vgl. Röm 1,20) und die Sendung des Sohnes Gottes Hauptwerk darstellt (»den du gesandt hast«). Wer an der Sendung Jesu vorübergeht, kann Gott nicht angemessen begreifen. Gott wird am Sohn erkannt! Deshalb hat keine andere Religion ein stämmiges Gottesbild. Warum gebraucht Jesus gerade den Titel »Messias«? Weil es hier um sein Erlösungswerk geht, und der Erlöser im Judentum am häufigsten unter der Bezeichnung »Messias« angekündigt wird. Warum nennt Jesus hier seinen eigenen Namen (»Jesus, den Messias«)? Warum sagt er nicht einfach: »mich als den Messias«? Diese Frage ist am schwersten zu beantworten. Die kritische Theologie sagt: Joh 17 ist gar nicht von Jesus gebetet, sondern eine »Komposition« der späteren Kirche, deshalb sei der »Jesus«-Name von diesem späteren Standpunkt her eingefügt. Doch ist diese kritische Theorie für uns unannehmbar. Denn wir können keinen einzigen Fall nachweisen, in dem die spätere Gemeinde eine Rede Jesu erfunden und nachträglich dem historischen Jesus in den Mund gelegt hat. Eine denkbare Antwort auf die oben genannte Frage wäre, dass Jesus bei seinem Abschiedsgebet im Jüngerkreis den Titel am Kreuz (Lutherbibel: »Überschrift«, Joh 19,19ff.) vor Augen hatte. Er wusste, dass er gekreuzigt werden sollte. Und er kannte auch sicherlich die römische Gewohnheit, den Namen des Hingerichteten sichtbar ans Kreuz zu heften. Und gerade dieser geschmähte »Jesus« Name ist der Name des gottgesandten Erlösers, den zu erkennen das ewige Leben bedeutet! So könnte man sich Jesu Ausdrucksweise gut erklären. Wir müssen es aber offen lassen, ob diese Erklärung oder eine andere zutrifft.

Wesentlich bleibt: Wer den Vater und den Sohn praktisch in der Nachfolge kennen lernt, der erwirbt das ewige Leben. Der Vater und Jesus als Messias gehören zusammen; man kann sie nicht trennen.

Edition C

Jesus kann der Erhörung dieser Bitten so gewiß sein, weil diese Verherrlichung des Sohnes im Leiden nur die Vollendung einer Hoheit ist, die dem Sohn schon längst zuteil wurde: „Wie du ihm Vollmacht über alles Fleisch gegeben hast.“ Der schon im AT vielfach verwendete Ausdruck „alles Fleisch“, umfaßt das gesamte kreatürliche Sein, die ganze Schöpfung, meint aber ganz besonders die Menschheit in ihrer Kreatürlichkeit und Vergänglichkeit. „Vollmacht über alles Fleisch“ ist recht eigentlich die Macht Gottes. Schon Mose und Aaron beten Gott an als den „Gott der Geister alles Fleisches“ (4 Mo 16, 22). Und Gott sagt es selber dem Propheten Jeremia: „Ich bin ein Gott alles Fleisches“ (Jer 32, 27). Diese Gottesvollmacht hat der Vater Jesus übertragen. Jesus sieht darin den Grund, der ihn um die „Verherrlichung“ in Gewißheit beten läßt. Das „kathos = wie“ hat auch hier begründenden Sinn. Diese Vollmacht ist aber nicht einfach „Macht“ an sich, sondern dient dem Liebeswillen Gottes und dem Heil der Menschen; Jesus besitzt sie, „damit er allem, was du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe“. Was „Fleisch“ ist, ist eben damit vergängliche Kretur, die „ewiges Leben“ gerade nicht besitzt (3, 6). Aber durch Jesus sollen Menschen „ewiges Leben“ erhalten. Der uns so schwere Erwählungsgedanke von 6, 37 schimmert auch hier erneut hindurch. Jesus spricht nicht einfach von der Vollmacht über alles Fleisch, damit er allem Fleisch ewiges Leben gebe. Der umständliche, eigentliche Wortlaut „damit alles, was du ihm gegeben hast, er ihnen ewiges Leben gebe“ zeigt noch deutlicher, daß es nur eine „Auswahl“ von Menschen ist, denen die unerhörte Gabe zuteil wird. Diese Gabe des ewigen Lebens kommt aber nur dadurch zu den Erwählten, daß der Sohn Gottes sich am Kreuz zur Sünde machen läßt (3, 15).
[3] Worin besteht dieses „ewige Leben“? Wir erstaunen über die Anwort: „Das aber ist das ewige Leben, daß sie erkennen dich, den alleinigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.“ Das „ewige Leben“ besteht im „Erkennen“. Ist das nicht typisch die Grundansicht der „Gnosis“? Aber im Mund Jesu ist dieses Wort nicht „gnostisch“ gemeint und das „Erkennen“ nicht dem bloßen „Glauben“ als ein Höheres übergeordnet. Es ist einfach „biblisch“ gefaßt und schon in 6, 69 dem Glauben nicht entgegengestellt, sondern mit dem Glauben fest verbunden. Wir müssen die Fülle der Stellen vor Augen haben, in denen das „Erkennen Gottes“ als Mittelpunkt des Lebens gesehen ist. Vor allem hat der von Jeremia geweissagte „Neue Bund“ gerade darin seine Herrlichkeit, daß alle Gott „erkennen werden“ (Jer 31, 34). Sehr bezeichnend ist hier das „Erkennen“ nicht an höhere Erkenntniskräfte, sondern an die Vergebung der Sünden und die Auslösung der Schuld gebunden. Von diesem „Erkennen“ spricht Jesus. Es ist darum „ewiges Leben“, weil es den höchsten und den ewigen Inhalt hat. Hier wird „der alleinige wahre Gott“ erkannt. Wir könnten auch übersetzen: „Der einzig wirkliche Gott.“ Menschliche Gottesbilder und falsche, unechte „Götter“ gab und gibt es in der Menschheit reichlich. „Ewiges Leben“ finden wir bei ihnen nicht. Sie können uns nur mit Lebenslügen verführen und täuschen. Im „Erkennen“ des Einen, der wirklich Gott ist, wird uns ein Leben zuteil, das so ewig und unausschöpfbar ist wie Gott selbst. Dabei ist das „Erkennen“ nicht das bloße Denken richtiger Gedanken über Gott. „Erkennen“ meint in der Bibel ein wesenhaftes Erfassen in lebendiger Hingabe und Verbundenheit. Es kann der wahre, der heilige und lebendige Gott nie Objekt unseres verstandesmäßigen Erkennens, unserer wissenschaftlichen Forschung sein. Personen erkennen wir schon im menschlichen Bereich auf völlig andere Weise: durch die „Begegnung“ in Liebe, Vertrauen und Gehorsam. Gott aber schenkt uns die Begegnung mit sich in dem, „den er gesandt hat, Jesus Christus“. Das „und“ in dem Gebetssatz Jesu ist darum kein addierendes, das zwei verschiedene Größen zueinanderfügt. Wir erkennen nicht erstens Gott und zweitens Jesus Christus, sondern in „Jesus“ finden wir „den alleinigen wahren Gott“. Jesus faßt hier nur zusammen, was er in 14, 6–11 eingehend dargelegt hat. Jesus sieht dabei das große Geschehen, das aus seinem Kreuzesopfer erwächst, so lebendig vor sich, daß er von sich selber in der dritten Person spricht. Ungezählte Menschen in aller Welt finden in Jesus Christus den wirklichen Gott und darum ewiges Leben.

Wuppertaler Studienbibel

Erstens bat er ausdrücklich um seine Verherrlichung: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn (Johannes 17,1b). Jeschuas erster Grund für seine Bitte war, dass er Gott, den Vater, verherrlichen sollte (Johannes 17,1c). Der Zweck und das Ziel allen Gebets ist es, den Vater zu verherrlichen. Jeschua wies darauf hin, dass der Sohn den Vater verherrlicht, indem er ewiges Leben schenkt (Johannes 17,2). Zweitens hatte er das Werk vollendet, das der Vater ihm aufgetragen hatte (Johannes 17,4), und stand nun vor seinem Tod.
Die zweite Bitte Jeschuas war die Wiederherstellung der Herrlichkeit, die seit der Menschwerdung verhüllt war: Und nun, Vater, verherrliche mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war (Johannes 17,5). Das war seine einzigartige Schechinah-Herrlichkeit, die helle und leuchtende Herrlichkeit, die er in aller vergangenen Ewigkeit besaß, die aber durch seinen physischen Körper verhüllt war. Nun würde Er die Erde verlassen und in den Himmel zurückkehren, und so betete Er um die Wiederherstellung Seiner Schechinah-Herrlichkeit. Er gab wieder einen Grund für seine Bitte an: Er hatte den Aposteln den Vater offenbart (Joh 17,6), eines der beiden Unterthemen des Johannesevangeliums, und deshalb bat Er um die Wiederherstellung der Schechinah-Herrlichkeit.

Zwei Prinzipien bezüglich der Art und Weise, wie Jeschua betete, sollten beachtet werden. Erstens waren seine Bitten spezifisch, und Gläubige sollten Gott ihre spezifischen Bitten durch Gebet bekannt machen. Zweitens: Er gab Gründe für seine Bitten an. Gläubige sollten Jeshuas Beispiel folgen und dasselbe tun. Die Gründe können gültig oder ungültig sein. Wenn sie ungültig sind, wird Gott sie nicht gewähren. Gläubige sollten wissen und erklären, warum sie eine Bitte äußern und sie dann Gott überlassen. Im Fall von Jeschua erfüllte Gott, der Vater, seine beiden Bitten. Der Messias wurde durch seine Auferstehung verherrlicht, und seine vorherige Herrlichkeit wurde ihm bei seiner Himmelfahrt wiedergegeben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Ich würde ja glauben, wenn ich Wunder sehen würde??

Und die Pharisäer und Sadducäer kamen herzu, und, ihn versuchend, baten sie ihn, er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wenn es Abend geworden ist, so saget ihr: Heiteres Wetter, denn der Himmel ist feuerrot; und frühmorgens: Heute stürmisches Wetter, denn der Himmel ist feuerrot und trübe; das Angesicht des Himmels wisset ihr zwar zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeiten könnt ihr nicht beurteilen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 16,1–3

Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm heran, um ihn auf die Probe zu stellen, und sprachen den Wunsch gegen ihn aus, er möchte sie ein Wunderzeichen vom Himmel her sehen lassen. Er aber antwortete ihnen: »Am Abend sagt ihr: ›Es gibt schönes Wetter, denn der Himmel ist rot‹; und frühmorgens: ›Heute gibt es Regenwetter, denn der Himmel ist rot und trübe.‹ Das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Wahrzeichen der Zeit aber nicht.
Menge 2003 – Matthäus 16:1–3

Wieder einmal versuchten einige Pharisäer und Sadduzäer, aus ihm eine Aussage über sich selbst herauszulocken. Er ließ sie mit dieser Antwort stehen: „Ihr habt doch so wunderbare Wetterregeln wie: ,Roter Himmel zur Nacht dem Seemann Freude macht, roter Himmel am Morgen macht ihm dagegen Sorgen.‘ Offensichtlich habt ihr überhaupt keine Probleme damit, das Wetter ziemlich genau vorauszusagen – warum nur ist eure Fähigkeit, die Zeichen der Zeit richtig zu deuten, so schwach entwickelt? Eine charakterlose und oberflächliche Generation möchte immer Zeichen und Wunder erleben. Aber sie bekommt kein anderes Zeichen als das von Jona.“
Fred Ritzhaupt – Willkommen daheim – Matth. 16:1–4

(Mk 8,11-13; Lk 12,54-56) Bei seiner Rückkehr nach Israel wurde Jesus erneut mit den religiösen Führern, und zwar mit den Pharisäern und Sadduzäern, konfrontiert. Sie versuchten ihn und forderten ihn auf, sie ein Zeichen vom Himmel sehen zu lassen. Damit machten sie nochmals deutlich, daß sie die Zeichen, die er bisher vor ihren Augen getan hatte, nicht anerkannten (vgl. Mt 12,38). Sie wollten ein spektakuläreres Zeichen als die Heilungen sehen, um glauben zu können. Jesu Antwort war wiederum vernichtend, er nannte sie ein böses und abtrünniges Geschlecht (Mt 16,4; vgl. 12,39). Sie beobachteten zwar sorgfältig den Himmel und konnten recht gut vorhersagen, ob es ein schöner Tag werden oder ob ein Unwetter kommen würde. Doch die geistlichen Zeichen der Zeit, die sich auf Jesus Christus bezogen und von denen sie umgeben waren, nahmen sie nicht wahr. Einem solchen bösen Geschlecht würde keine Sonderbehandlung zuteil werden. Jesus vollbrachte Wunder nicht um ihrer selbst willen. Er war keine Marionette, die auf Befehl funktionierte. Das einzige Zeichen, das sie erhalten sollten, würde deshalb das Zeichen des Jona sein, wie er ihnen schon zuvor gesagt hatte (Mt 12,38-42), doch sie sollten es erst begreifen, wenn es zu spät war.

Walvoord Bibelkommentar

Wie in der Einleitung erwähnt, ändert sich die Situation für Jesus jetzt dadurch, dass »Pharisäer und Sadduzäer« erstmals gemeinsam gegen ihn auftreten. Zur Partei der »Sadduzäer« vgl. die Erklärung bei Mt 3,7 . Dass beide sich hier verbunden, lässt die Gefährlichkeit erkennen, die Jesus in ihren Augen besitzt.
Sie »kamen zu ihm«: Nach Mk 8,11 geschah dies in der Gegend von Dalmanutha = Magdala. Auch Matthäus schliesst unsern Bericht an die Landung Jesu bei Magdala an. »Versuchen« bedeutet hier wie in Mt 19,3; 22,18.35 »zu Fall bringen wollen«. Entweder soll Jesus, weil er das Zeichen nicht leisten kann, als untauglich für die Messiasaufgabe entlarvt werden, oder er soll als Zauberer hingestellt werden. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass ein Zeichen auf Verlangen die Pharisäer und Sadduzäer wirklich geneigt gemacht hätte, an ihn als Messias zu glauben. Aber im Vergleich zur ersten Zeichenforderung in Mt 12,38ff.) – wo das Wort »versuchen« noch nicht steht – sind die Fragenden feindseliger geworden.

Sie »ersuchten darum, ihnen ein Zeichen aus dem Himmel vorzuweisen«. Warum gerade jetzt? Offenbar haben die Pharisäer und Sadduzäer von der Speisung der Viertausend gehört. Vermutlich ging auch die Rede, ein Mann, der so etwas vollbringe, müsse der Messias sein (vgl. Joh 7,31ff.). Hier haken sie ein. »Ersuchen« kann nach dem griechischen Grundwort ein Bitten oder Verlangen sein. Der Sinn ist: Jesus soll sich ausweisen! Damit wird der Gottessohn vor das Tribunal der Menschen gestellt. Die Formulierung ist überlegt: »ein Zeichen aus dem Himmel vorzuweisen«. Der Jude ist primär an der Machtfrage, nicht wie der Grieche an der Erkenntnisfrage, interessiert (vgl. Mk 15,32; Joh 2,18; 4,48; 6,30; 1 Kor 1,22). Er hat einen Gott, der sich durch Taten offenbart. Deshalb muss der Messias »Zeichen« tun. Der Fehler liegt darin, dass man Zeichen nicht »bestellen«, sondern nur demütig als Offenbarung empfangen kann. Aber gerade das wollen sie nicht. Die Beifügung »aus dem Himmel« hat doppelten Zweck. Einmal bedeutet sie soviel wie »von Gott«. Dann ist der Verdacht eingeschlossen, Jesus habe bisher als Zauberer mit dämonischer Kraft gewirkt (vgl. Mt 9,34; 12,24ff.). Zum anderen soll er wohl Brot »aus dem Himmel«, von oben also, kommen lassen, wie es Mose bei der Mannaspeisung tat. Erst dann habe er ein Wunder wie Mose vollbracht und sich als Messias ausgewiesen (vgl. 5 Mose 18,15).

Edition C

Die Feinde des Herrn sind schon wieder auf der »Bildfläche«. Kaum ist der Herr am Westufer angekommen, so sind sie schon da. »Sie kamen heraus«, sagt laut Urtext Markus (8,11). Man sieht ordentlich, wie sie aus ihren Schlupfwinkeln herausbrechen, um sich von allen Seiten auf Jesus zu stürzen. Diesmal sind auch Sadduzäer dabei, also Vertreter des Priesteradels aus Jerusalem. (Vgl. Mt 15,1.) Nach Markus 8,15 müssen bei diesen Gegnern Jesu auch Anhänger des Herodes gewesen sein. (Vgl. Mk 3,6.) Nach Mk 8,11 fing diese bunt zusammengewürfelte Schar der Jesus-Feinde an, heftig mit ihm zu streiten. (Unter sich waren sie sich spinnefeind – aber weil es gegen Jesus ging, waren sie auf einmal unter sich freund.) Sie verlangen, wie es schon Mt 12,38 geschah, ein Zeichen vom Himmel. Die Messiasfrage soll endlich öffentlich vor allem Volk geklärt werden. Jesus soll seinen messianischen Anspruch rechtfertigen. All die bisherigen Wunder Jesu genügen diesen Leuten nicht. Ja, man schrieb alle die bisher geschehenen Wunder und Machttaten Jesu dem Teufel zu (12,22ff). Auch die vom Herrn selbst als Ausweis bezeichneten Zeichen, wie sie der Prophet Jesaja vom Messias vorausgesagt hatte (vgl. Mt 11,2), genügten ihnen nicht. – Der Messias, wie sie ihn sich dachten, sollte zu seiner Beglaubigung Feuer vom Himmel herabfallen lassen, so wie Elia das getan hatte, oder der Sonne Halt gebieten, wie Josua das vollbracht hatte, oder einen Blitzschlag oder Regen oder Hagel herbeirufen, oder große Zeichen am Himmel aufrichten, die mit der Ankunft des Messias verbunden sein werden (wie Lk 21,11 und Apg 2,19 usw.).

Wuppertaler Studienbibel

Nachdem er die Viertausend gespeist hatte, segelte Jeschua zurück in jüdisches Gebiet. Matthäus berichtet, dass er in die Grenzen von Magadan kam (Matthäus 15:39). Das war das alttestamentliche Migdol, die Heimat von Miriam Magdalena. Markus gab an, dass Er und die Apostel in die Teile von Dalmanuta (Markus 8:10), dem Hafen von Magadan, kamen.
Bei seiner Ankunft wurde er bald wieder konfrontiert: Und die Pharisäer und Sadduzäer kamen und versuchten ihn und baten ihn, ihnen ein Zeichen vom Himmel zu geben (Matthäus 16,1). Wie in der Einleitung dieser Arbeit dargelegt, unterschieden sich die Sadduzäer von den Pharisäern. Sie gehörten zu einer Sekte, „von der bekannt ist, dass sie von der Hasmonäerzeit (134 v. Chr.) bis zur Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.) bestand. Diese Gruppe wurde von aristokratischen und priesterlichen Familien angeführt und war oft in Uneinigkeit mit der pharisäischen Herangehensweise an das jüdische Gesetz und die Theologie.“ Trotz der Differenzen vereinten sich die Pharisäer und Sadduzäer in diesem einen Ziel und kamen dazu, ein beglaubigendes Zeichen zu fordern, speziell ein Zeichen vom Himmel. Wenn Jeschua ihnen ein Zeichen gab, konnten sie wiederholen, dass es aus der Hölle kam, also würde Er ihnen keine Zeichen mehr geben, so wie es seit der Verwerfung gewesen war. Er wiederholte Seine neue Politik, indem Er sagte: Warum sucht dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Diesem Geschlecht wird kein Zeichen gegeben werden (Markus 8,12).Die Betonung liegt auf diesem Geschlecht, das der unverzeihlichen Sünde schuldig ist.

Matthäus lieferte mehr Details über Jeschuas Antwort. Er bemerkte, dass die religiösen Führer die Zeichen der Natur lesen und das Wetter vorhersagen konnten, aber sie konnten die Zeichen der Zeit nicht erkennen (Matthäus 16,2-3). Sie waren gut bewandert im Physischen, aber nicht im Geistlichen. Sie hätten erkennen müssen, dass die messianische Zeit gekommen war und dass die Zeichen, dass er der Messias war, bereits gegeben worden waren. Oft wird der Ausdruck „die Zeichen der Zeit“ (Matthäus 16,3) aus dem Zusammenhang gerissen, um den Zeitpunkt der Entrückung oder des zweiten Kommens zu bestimmen. In diesem Zusammenhang bezieht er sich jedoch auf das erste Kommen des Messias, das von Daniel sorgfältig terminiert wurde (Daniel 9:24-27).
Wie Markus zeichnete Matthäus die Antwort Jeschuas auf die Bitte um ein Zeichen auf, aber er wiederholte ein wichtiges Detail, das er bereits in Kapitel 12 erwähnt hatte: und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, sondern das Zeichen Jonas. Und er verließ sie und ging weg (Markus 16:4). Die Nation würde kein anderes Zeichen sehen als das Zeichen des Jona, das Zeichen der Auferstehung.

Arnold -Fruchtenbaum – Jeschua

Und ich? Hätte ich den Zeichen Jesu geglaubt? Oder hätte ich auch weitere Wunder haben wollen?
Und heute? Glaube ich den Worten der Bibel – oder brauche ich weitere Erklärungen aus wissenschaftlichen neuzeitlichen Erklärungen, die die Bibel als Sage und Märchen abtun?
Aber die wichtigste Frage: baue ich zu Jesus eine persönliche Beziehung auf (wie die 12 Apostel und die vielen Frauen und andere die ihm ständig folgten) – oder reicht es mir „von ihm zu hören“ – am besten als Erklärung eines der vielen Pastoren oder Bibelerklärer auf den sozialen Netzwerken?

Aber Gott passt auf euch auf. Kein Haar wird man euch ausreißen, wenn er es nicht zulässt. Werdet nicht weich, zieht euer Ding durch, dann werdet ihr es packen und für immer leben!

Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden etliche von euch zum Tode bringen; (d. h. ihre Hinrichtung bewirken) und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Gewinnet (O. Besitzet) eure Seelen (O. Leben) durch euer Ausharren.
Elberfelder 1871 – Lukas 21,16–19

Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet um meines Namens willen von jedermann gehasst sein. Und nicht ein Haar von eurem Haupte wird verlorengehen. (a) Lu 12:7; Mt 10:30 Durch eure Standhaftigkeit gewinnet euer (künftiges) Leben!
Zürcher 1931 – Lukas 21,16–19

Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Brüder und Freunde werden euch verraten und verhaften lassen. Einige von euch wird man töten. Alle Welt wird euch hassen, weil ihr zu mir gehört. Aber Gott wird euch nie verlassen. Ohne seinen Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden. Bleibt fest und haltet durch, dann gewinnt ihr das ewige Leben.»
Hoffnung für alle – 1996 – Lukas 21:16–19

Schreckliche Erdbeben und in deren Gefolge verheerende Hungersnöte (loimoi) und Seuchen (limoi; V. 11) würden auftreten. Da diese Schrecknisse und großen Zeichen vom Himmel her nicht in die Zeit zwischen Jesu Tod und der Zerstörung Jerusalems passen, beziehen sie sich wahrscheinlich auf die Zeit der großen Trübsal, die der Rückkehr des Herrn auf die Erde vorausgeht. Und schließlich sollten die Gläubigen überall auf der Welt unter schlimmen Verfolgungen leiden. Das wurde zwar schon bald Wirklichkeit (vgl. Apg 4,1-21), doch die Voraussagen in 21,9-11 deuten darauf hin, daß auch die Worte in Vers 12 – 17 sich nicht nur auf die Situation der Jünger vor der Zerstörung Jerusalems bezogen, sondern auch auf das, was sie in der Zeit der großen Trübsal erleiden sollten (vgl. V. 25 – 36). Die Verfolgungen würden sich gleichen: Gefangennahme (V. 12 – 15), Verrat (V. 16) und Haß (V. 17). Die Nachstellungen, unter denen die ersten Jünger litten, waren damit Vorläufer der letzten Verfolgung, die die Jünger der Endzeit erleiden werden.
Die beiden nächsten Aussagen (kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen und seid standhaft, und ihr werdet euer Leben gewinnen; V. 18 – 19) haben viel Verwirrung gestiftet. Manche Forscher sind der Ansicht, daß sie sich auf die spirituelle Wirklichkeit im Leben eines Gläubigen bezogen, der auch im Tod unter Gottes Schutz steht. Plausibler scheint jedoch, daß Jesus hier von der Rettung derer, die in der Zeit der großen Trübsal noch am Leben sind und ins Gottesreich eingehen werden, sprach (vgl. Mt 24,9-13). Sie werden gerettet, d. h. durch die Macht Gottes bewahrt werden (vgl. Mt 24,22), weil sie sich zu Jesus bekennen – im Gegensatz zu denen, die in der Zeit der Verfolgung vom Glauben abfallen (Mt 24,10).

Walvoord Bibelkommentar

Zu den vielen Überraschungen unseres Abschnitts gehört auch der 18. Vers: »Aber kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen«. Wie kann Jesus so etwas sagen, wenn er im selben Atemzug von Hass, Verrat und Märtyrertod spricht (V. 16ff.)? Jedenfalls kann der Sinn von Vers 18 nicht sein: »Es wird nie einem Jünger ein Haar gekrümmt werden«. Vergleicht man Bibel mit Bibel, dann ist der Sinn klar: »Ohne Gottes Willen soll kein Haar von eurem Haupt verloren gehen«. Gott behält die Kontrolle. Das soll auch der Trost der Märtyrer sein: Gegen Gottes Willen gibt es keine Märtyrer und: Gott gibt uns die Kraft, wenn wir leiden müssen. Wir nehmen als Christen alles aus Gottes Hand (vgl. Mt 10,30; Lk 12,7; Apg 27,34 und 1 Sam 14,45; 2Sam 14,11; 1Kön 1,52).
Gerade weil uns das Vertrauen auf Gottes Willen »standhaft« macht, schließt Jesus diesen Abschnitt mit einer Verheißung in dieser Richtung: »Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr euer Leben gewinnen« (V. 19). Andere Übersetzungsmöglichkeit: »Durch eure Geduld werdet ihr euer Leben (oder: eure Seelen) gewinnen«. Noch einmal sei es betont: Geduld und Standhaftigkeit sind nur möglich durch Vertrauen. Dann schenkt Gott die Durchhaltekraft. Die Aussage, die Jesus in Lk 21,19 macht, ist im Grunde dieselbe wie diejenige, die Paulus in Röm 5,3ff formuliert: »Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung«. Die Notwendigkeit der Geduld wird von Jesus und den Aposteln immer wieder unterstrichen (Lk 8,15; Röm 2,7; Heb 10,36-39; 12,1; Offb 3,10; 13,10; 14,12; vgl. aber auch schon Jer 39,18; Dan 12,12). Ohne Geduld wird also niemand in Gottes Reich kommen. Bengel hat das sehr schön erfasst, wenn er schreibt: »Mit der Geduld kommt man am besten durch. Wer sich sträubt und wehrt, büßt ein«. Halten wir noch einmal fest: Es geht darum, dass wir das »Leben gewinnen«, d. h. das ewige »Leben«. Das geht aber nur dann, wenn wir in der Verfolgung standhaft bleiben: also nicht durch Nachgiebigkeit, Freundschaft mit der Welt (Jak 4,4), Anpassung, Versteckspiel, oder gar Abfall.

Edition C

Der Herr beschreibt einen Überrest einer kommenden Zeit, der an den Stirnen versiegelt sein wird, als Zeichen für ihre Bewahrung inmitten von Haß und Grausamkeit (Offb 7,3). Diese Versiegelten werden durch die Zeit furchtbarer Drangsal hindurch bewahrt, und am Ende dieser Zeit stehen sie mit dem Lamm auf dem Berg Zion (Offb 14,1). Obwohl eine große Menge von aus den Nationen erlösten Heiligen den Märtyrertod sterben werden (Offb 7,9-17), werden alle, die zu den 144.000 zählen, auf wunderbare Weise während der ganzen Zeit der Verfolgung bewahrt bleiben und werden „ausharren bis ans Ende“ (Mt 24,13).
 Wir haben die auf die Zukunft bezogene Auslegung zuerst geboten, um zu zeigen, daß keinerlei Widerspruch besteht zwischen den beiden Aussagen „und sie werden etliche von euch zum Tode bringen“ und „nicht ein Haar von eurem Haupte wird verloren gehen“. Aber wiederum hatten die Worte des Herrn auch eine unmittelbare Anwendung. Nicht einmal das Haar auf unserem Haupt entgeht der liebenden Fürsorge Gottes, denn „an euch … sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt“ (Mt 10,30). Was Gläubige um Christi willen auch erleiden mögen, nichts vermag je der Kontrolle unseres himmlischen Vaters zu entgleiten.

Dieser schwierige Vers ist teilweise sehr unbefriedigend behandelt worden. Er lehrt nicht, daß die Errettung von treuem Ausharren im Angesicht von Verfolgung abhängig ist. Wir haben eben gesehen, wie das Ausharren des Überrests inmitten von Versuchungen auf ihre Feinde wirkt. Dieser Vers nun sagt, wie dieses Ausharren auf sie selbst wirken wird. Der Herr wird als ihr Befreier erscheinen. Es ist diese Gewißheit, die sie befähigt, auszuharren und so die Echtheit ihrer Errettung unter Beweis zu stellen. Sie sind sich dessen gewiß, daß sie ihre Seelen in einer herrlichen Auferstehung „gewinnen“, oder „besitzen“ (Fußn. Elberf) werden, wenn sie auch durch den Märtyrertod müssen. Der Herr hatte sie bereits gelehrt, jene nicht zu fürchten, die nur den Leib zu töten vermögen (12,4).

Bendikt Peters – Was die Bibel lehrt

Siebtens: Alle Menschen würden sie hassen. Markus erklärte: Und ihr werdet von allen Menschen gehasst werden um meines Namens willen (Markus 13:13a). Lukas berichtet: Und von euch werden sie zum Tode verurteilen. Und ihr werdet von allen Menschen gehaßt werden um meines Namens willen (Lukas 21:16-17). Die Apostel würden so sehr gehasst werden, dass einige als Märtyrer sterben würden. Tatsächlich wurden zehn von Jeschuas elf treuen Aposteln für ihren Glauben getötet. Nur Jochanan starb an Altersschwäche. So wurde ihnen gesagt, dass einige von ihnen vor dem Beginn der Geburtswehen sterben würden, bevor die letzten Tage überhaupt gekommen sind.

Achtens: Jeschua hat versprochen: Und nicht ein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen (Lukas 21:18). Einige haben diese Verheißung aus dem Zusammenhang gerissen, um eine falsche Anwendung der physischen Sicherheit zu lehren. Aus dem Kontext heraus ist diese Interpretation unmöglich, denn zuvor sagte Jeschua, dass von euch werden sie zum Tode verurteilen (Lukas 21,16). Die Lösung dieses angeblichen Widerspruchs ist, dass sich Jeschuas Verheißung auf geistliche, nicht auf körperliche Sicherheit bezieht. Zwar war das Leben der Apostel tatsächlich bedroht, nicht aber ihre Errettung.

Neuntens: Trotz aller Widerstände der jüdischen und heidnischen Gemeinden und ihrer eigenen Familien würden die Apostel Seelen gewinnen. Jeschua sagte: In eurer Geduld werdet ihr die Seelen gewinnen (Lukas 21,19). Als der letzte Apostel starb, waren überall auf der Welt Gemeinden gegründet worden, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Römischen Reiches.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Die Jünger werden nicht allein von den Feinden Christi verfolgt, sondern auch die nächsten leiblichen Verwandten werden sie den Gerichten überliefern und etliche von ihnen töten. Was Jesus hier sagt, gilt nicht allein für die Apostel, sondern für die Gläubigen aller Zeiten. Es sollten auch nicht alle den Märtyrertod sterben. Unter den Zuhörern des Herrn, die diese Voraussage vernahmen, sollten nur die Erstlinge einer unübersehbaren Schar von Märtyrern sein, die im Laufe der Jahrhunderte für des Herrn Sache sterben würden.
Der Hinweis, daß die Jünger von jedermann gehaßt werden um des Namens Jesu willen, wird durch manche Beweise in den apostolischen Briefen bestätigt (vgl. Rö 8, 35–37; 1 Ko 4, 9. 10; 2 Ko 11, 23–29; Hbr 10, 32–34). Die genaue Erfüllung dieses Wortes war schon in der ersten Zeit der Gemeinde wahrzunehmen. Alle drei Synoptiker und auch Johannes (Jo 15, 20f) haben sich den Gedanken an den allgemeinen Haß tief eingeprägt. Man kann hier auch an die Gefahren denken, welche die ersten Christen veranlaßte, nach Pella zu fliehen. Es darf nicht übersehen werden, wie dieser Haß immer höher steigt, je schneller die Entwicklungsgeschichte des Reiches Gottes dem Ende entgegeneilt.
Die Zusage, daß kein einziges Haar von ihrem Haupte verderben soll, wird in diesem Zusammenhang verschieden aufgefaßt. Weil vorher gesagt wird, daß etliche von den Jüngern getötet werden, kann diese Versicherung nicht den Sinn haben: „… ihr werdet unversehrt an Leib und Leben bleiben“.(- Die Worte im messianischen Sinne zu fassen, daß kein Haar dem ewigen Verderben anheimfällt, daß dem Heile in Christus nicht der geringste Schade zugefügt wird, ist nicht der Sinn der Worte Jesu. -) An einen unversehrten Fortbestand der Gemeinde ist nicht zu denken. Der sprichwörtliche Ausdruck will vielmehr sagen, daß ihrem wahren und ewigen Leben nicht das kleinste Verderben zustoßen wird. Wenn Jesus auch keine Versicherung ausspricht, daß die Jünger in keinem Falle getötet werden sollen (vgl. Lk 12, 7; Mt 10, 30), so bleiben sie doch so lange auf Erden, wie es für den Dienst des Herrn nötig ist. Selbst ihr Tod gereicht zum Heil und zur Verherrlichung Christi (vgl. Phil 1, 19).
Die bisherige Zusage wird durch den folgenden Satz erläutert: „In eurem Ausharren werdet ihr eure Seelen erwerben!“, d. h. euer ewiges Leben erhalten. Diese Worte sind die Kehrseite der Verheißung, daß ihnen kein Haar verdorben werden soll (vgl. Apg 27, 34). Es wird nichts von dem verloren gehen, was zum Bestand des ewigen Lebens gehört. Die Jünger sollen durch Ausharren unter allen Verfolgungen ihre Seelen (oder ihr ewiges Leben) erhalten.(- Der griechische Ausdruck: „hypomone = Geduld“ (Luther) bedeutet nicht nur Geduld, sondern wie in Rö 5, 4; Jak 1, 3. -) Es ist die gleiche Zusage wie in Mt 24, 13 und Offb 2, 10, während die Ansicht nach der gebräuchlichen Übersetzung, die Seelen mit Geduld zu fassen (vgl. Hbr 10, 36) nicht ganz dem Wortlaut des Verses entspricht.

Wuppertaler Studienbibel

die ganze Schrift dreht sich um IHN

Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht war, spricht er, auf daß die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
Elberfelder 1871 – Johannes 19,28

«Es ist vollbracht!»
(Matth. 27,45-56; Mark. 15,33-41; Luk. 23,44-49)
Jesus wußte, daß nun sein Auftrag erfüllt war. Da erst sagte er (und wieder erfüllte sich damit eine Voraussage der Heiligen Schrift): «Ich habe Durst!» (Psalm 22,16; 69,22)
Hoffnung für alle – 1996 – Johannes 19:28

Jesus wusste, dass nunmehr soweit alles in Erfüllung gegangen war, was über ihn geschrieben stand. Damit nun auch noch das Letzte sich erfüllte, rief er aus: „Mich dürstet!“
Johannes Greber – Joh 19,28

Nein, es geht hier NICHT darum, ob du oder ich mal durst haben! Es geht nicht darum, ob du oder ich Hilfe annehmen dürfen oder können! Spielen wir nicht Bibelstellenmikado!
Schauen wir uns die Verse in Ruhe an, dann stellen wir fest, dass sich hier „der Kreis schließt“ – von dem Ruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ zu „ich habe Durst!“ – schau dir die Quelle an, die Jesus verwendet!
Und ja – die gesamte Bibel dreht sich um IHN! Es ist die „Geschichte aus Gottes Sicht“ – und kein Ratgeber.

Auch von Jesu viertem seiner sieben Aussprüche am Kreuz, „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, berichtet Johannes nicht (vgl. Mt 27,46; Mk 15,34). Er erwähnt erst wieder den fünften: Mich dürstet. Das ist ein Hinweis, daß Jesus bei vollem Bewußtsein und bereit war, alle Einzelheiten der Prophezeiungen zu erfüllen (Ps 42,1-2;63,2). Das Paradoxon, daß der, der das Wasser des Lebens ist (Joh 4,14;7,38), im Sterben Durst litt, ist beeindruckend. Auf seine Klage hin wurde ihm, in Erfüllung von Ps 69,21 ,Essig – ein sehr saurer Wein – gereicht. Die Prozedur, einen mit Essig gefüllten Schwamm auf ein Ysoprohr zu stecken, mutet seltsam an. Dieses Detail weist vielleicht darauf hin, daß Jesus als wahres Passalamm starb, denn Ysop wurde auch bei den Passafeierlichkeiten benutzt (vgl. 2Mo 12,22).

Walvoord Bibelkommentar

Damit die Schrift erfüllt würde, sprach er: Mich dürstet!
Die zu erfüllende Schriftstelle, falls man das ἵνα nicht vom vorhergehenden τετέλεσται, sondern von λέγει abhängig sein läßt, dürfte Ps 69, 22 sein: „Sie tränkten mich mit Essig in meinem Durst.“
Robinson, The Evangelists and the Mishna S. 330 glaubt an die Tränkung des Tamidopfers vor der Schlachtung erinnern zu sollen; s. Tamid 3, 4: „Man tränkte das tägliche Opfer aus einem goldenen Becher. Obgleich es schon am Abend zuvor untersucht war, untersuchte man es (noch einmal am Morgen) beim Licht der Fackeln.“ — Aber der Gedanke an das tägliche Opferlamm liegt gewiß ganz fern, zumal der Zweck des Tränkens des Tieres nach Bertinoro war: „damit sich sein Fell gut abziehen lasse.“

Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch

Das Verb τελειόω (»vollenden«) begegnet viermal im Johannesevangelium und bringt die »Vollendung« des Jesus vom Vater aufgetragenen »Werkes« zum Ausdrucks (Joh 4,34; 17,4) bzw. der »Werke« des Vaters (Joh 5,36). Nach Joh 17,23 sollen die Jünger in der Einheit »vollendet« sein. In unserem Vers, Joh 19,28, steht das Perfekt Passiv von τελέω als die »Erfüllung« der Schrift in einem herausragenden Sinne.
Was bedeutet der Ruf Jesu: »Mich dürstet?« Bei den Synoptikern begegnet an dieser Stelle nur der physische Durst Jesu, dem mit dem Angebot des Essigs oder sauren Weines entsprochen wird. Bei Johannes hat der Durst Jesu eine spirituelle und theologische Dimension. Es ist der Durst, von dem er im Gespräch mit der Frau aus Samarien spricht mit der Bitte: »Gib mir zu trinken« (Joh 4,7). Wie es Jesu Speise ist, den Willen seines Vaters zu tun und sein Werk zu vollenden (Joh 4,34), so ist es auch sein Durst. Nur so »werden aus seinem Inneren Ströme von lebendigem Wasser fließen« (Joh 7,38). Es wird diskutiert, auf welche Schriftstelle sich das Wort Jesu bezieht. Einige Autoren denken an Ps 69,22, andere an Ps 22,16. Möglich wäre auch ein Bezug auf Ps 42,1 aufgrund der Bedeutung dieses Psalms in anderen Szenen der zweiten Hälfte des Johannesevangeliums (vgl. Joh 11,33.38; 12,27; 13,21; 14,1 ff.).

Beutler – das Johannesevangelium

Die fünfte Aussage vom Kreuz, „Mich dürstet“, kam, nachdem Jeschua den Zorn Gottes erlitten hatte. Das ist ähnlich wie der Bericht über den reichen Mann und Lazarus (Lukas 16,22-24). Nachdem er den Zorn Gottes und die Schmerzen der Hölle erlitten hatte, drückte der reiche Mann aus, wie durstig er war. Jeschua, der den Zorn Gottes erlitten hatte, antwortete auf dieselbe Weise.[229]

Arnold Fruchtenbaum – Das Leben des Messias aus einerr messianischjüdischen Perspektive

Der Bericht des Johannes vom Sterben Jesu ist auffallend kurz und einfach, aber von einer stillen Hoheit. Johannes erzählt alles das nicht, was die Gemeinden schon genügend aus der Passionsgeschichte kannten. Er will vor allem zeigen, wie auch das Sterben die freie Tat des Gottessohnes war, der „seine Seele einsetzte“ (10, 17f). Jesus hatte es damals in seiner Hirtenrede betont, daß niemand ihm „die Seele nimmt“. Das wird für Johannes nun in der Art seines Sterbens deutlich. Das Sterben am Kreuz war sonst ein langsames, qualvolles Verenden. Darum ist auch bei den Synoptikern der laute Schrei, mit dem Jesus „schon“ nach sechs Stunden stirbt, etwas ganz Auffallendes und den römischen Offizier tief Bewegendes (Mk 15, 27–30). Johannes hebt dieses „schon“ hervor, indem er es von Jesus selbst aussprechen läßt. „Hiernach, als Jesus wußte, daß schon alles vollendet ist.“
Nicht die rein körperlichen Vorgänge bestimmen für Jesus das Ende. Es kommt einzig darauf an, daß sein Werk zum Ziel gekommen ist. Das griechische Wort „telos“ enthält ebenso die Vorstellung des „Zieles“ wie des „Endes“. Unser deutsches Wort „vollendet“ drückt in ähnlicher Weise aus, daß etwas nicht nur zu Ende ist, aufhört, sondern daß es dabei sein Ziel erreicht hat und darum mit Recht zum Abschluß kommt. Nun kann Jesus seinen irdischen Weg beenden, der in der Krippe begonnen hatte. Es ist „alles vollendet“.
Ihn quält nach diesen ganzen Stunden und nach dem Blutverlust der Geißelung der Durst. Auch in diesem besonderen Zug wird nochmals deutlich, daß Jesus nicht eine Göttergestalt ist, die über die irdischen Nöte einherschreitet, sondern „wahrer Mensch“, ganz und gar „Fleisch“. Er ist „wahrer Gott“, aber er ist es hier ganz in der Torheit und Schwachheit Gottes, von der Paulus 1 Kor 1, 28 spricht395. Aber wird dann nicht sein Sterben statt des freien Hingebens der Seele doch so etwas wie ein „Verenden“? Da gedenkt Jesus der Schrift. Sie spricht in dem für ihn besonders bestimmten Leidenspsalm vom Vertrocknen der Kräfte, vom Kleben der Zunge am Gaumen (Ps 22, 16) und in Psalm 69, 22 vom Essigtrank im großen Durst. Jesus weiß, er darf auch hier die Schrift erfüllen. Und so „sagt er, damit die Schrift erfüllt werde: Ich dürste.“
Man hat dieses „Dürsten“ gern symbolisch gefaßt als das Dürsten des Herrn nach unserm Heil. Aber dazu bietet der Text nicht den geringsten Anhalt. Im Gegenteil. Die „Schwachheit Gottes“ und der Ernst des Kreuzesleidens werden verkannt, wenn man den quälenden Durst vergeistigt.

Wuppertaler Studienbibel

Folgen wir den wenigen Angaben in V. 28. Jesu »Wissen, dass schon alles vollbracht war« ergibt sich aus dem Wort »Es ist vollbracht«, das gleich darauf folgt (V. 30). Sein »Wissen« um das Kommende wird in der Passion immer wieder betont (Joh 13,1.3; 18,4; 19,28). Diese Betonung ist nötig, um das Missverständnis abzuwehren, Jesus sei seinen Gegnern zum Opfer gefallen. Nein, er ist den Weg ans Kreuz sehr bewusst und aus eigenem Willen gegangen.
Der Sterbende stöhnt: »Mich dürstet.« Im Urtext ist dies ein einziges Wort. Die schreckliche Not der Kreatur, die ganze Armseligkeit menschlichen Leidens liegt in diesem Wort. Gerade der Verzicht auf jede Ausmalung macht es so einprägsam, so erschreckend. Wie am Jakobsbrunnen (Joh 4) liegen Göttliches (»Wissen«) und Menschliches (»Mich dürstet«) in Jesus untrennbar zusammen. Kein übermenschlicher Held, sondern der gehorsame, fleichgewordene Gottessohn hängt hier in seiner Qual am Kreuz (vgl. Heb 5,7).

Welche »Schrift« ist »erfüllt«? Es handelt sich offensichtlich um zwei Stellen. Die eine ist Ps 22,16
»Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen.« Der Bezug auf Ps 22 als einen Leidenspsalm Jesu ist schon in V. 24 gegeben. Die andere Stelle ist Ps 69,22
»Sie geben mir Essig zu trinken für meinen Durst.« Ps 69 ist der zweite wichtige Leidenspsalm aus der Passion Jesu (vgl. Mt 27,34.48).
V. 28 fordert noch eine Klarstellung. Die Worte »damit die Schrift erfüllt würde« bedeuten nicht, dass Jesus absichtlich von seinem Durst gesprochen hat, nur um bestimmte Schriftstellen zu erfüllen. Sein Durst ist echt und kommt aus dem kreatürlichen Leiden.
Zentral ist jedenfalls die Erkenntnis, dass alles nach dem Willen Gottes geschieht. »Die Schrift erfüllt« sich: Für Johannes ist Jesus der im AT angekündigte Erlöser. Ein Christentum ohne AT war für die Johannes -Schule wie für die ganze Urchristenheit undenkbar. Dass in dem kleinen Abschnitt Joh 19,16-37 viermal die Schrift zitiert wird, liefert dafür den besten Beweis.

Edition C