Ich sehne mich nach deiner Rettung, Jehova; und dein Gesetz ist meine Wonne. Laß meine Seele leben, und sie wird dich loben; und deine Rechte mögen mir helfen!
Ich bin umhergeirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht! Denn ich habe deine Gebote nicht vergessen.
Elberfelder Bibel 1905 – Ps 119,174–176
Ich bin wie ein verirret und verloren Schaf. Das ist in diesem Zusammenhange nicht ein Sündenbekenntnis. Vielmehr vergleicht sich David mit einem verirrten Schaf, weil die gewaltsamen Angriffe der Feinde ihn umtrieben und er zitternd hier und dort einen Schlupfwinkel suchen musste. Wir wissen ja, wie er sich immer auf der Flucht befand, so dass ihm in der Verbannung niemals ein ruhiges Plätzchen zuteil ward. Darum passt dies Gleichnis auf ihn so trefflich, weil er trotz Vertreibung und Flucht niemals von Gottes Gesetz wich. Da ihn aber die Wölfe verfolgten, bittet er, dass Gott ihn suche und sammle, dass er ihm also eine sichere und ruhige Wohnung gebe und seinem Umherschweifen ein Ende mache. Er hat einen trefflichen Grund, zuversichtlich die Erhörung zu erwarten: denn ich vergesse deiner Gebote nicht – trotz alles erfahrenen Unrechts. Man wird dies richtiger auf seinen ganzen Lebenslauf beziehen müssen, als auf jede einzelne seiner Taten. Denn in seinem Ehebruch war er eine Zeitlang sittlich stumpf geworden. Sicherlich hat ihn aber im Unglück seine fromme Geduld in solchen Schranken gehalten, dass er standhaft die Gerechtigkeit pflegte.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
Der Psalmist bat Gott, sein Flehen zu erhören und ihn zu erretten (V. 169-170 ). Er wollte Gott für sein Wort preisen (V. 171-172 ). Er bat Gott, daß er ihn am Leben erhielt, denn er erfreute sich an seinem Gesetz (V. 173-175 ; vgl. V. 92 ). Der Psalmist schloß diesen langen, aber inhaltsreichen Psalm, indem er bekannte, daß er wie ein verlorenes Schaf in die Irre gegangen war. Er bat Gott, ihn durch sein Wort zu erretten (V. 176 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Davids Leben ist wirklich eine spannende Geschichte, denn der Weg vom Schäfer zum König, zwischendurch als Vogelfreier, als Gejagter… und David selbst sah sich NIE als König, sondern nur als den Fürsten! Er war sich immer dessen bewußt, dass er immer die Führung Jehovahs benötigte!
Wie sieht dass bei uns aus? Bin ich mir dessen bewußt, dass ich mein Leben NIE im Griff habe? dass ich immer SEINER Führung unterstehe? Dass ER viel weiter schauen kann als ich? Deshalb ist das Bild das der Schäfer wählt so interessant: das Schaf sieht nur den nächsten Grashalm – der Schäfer die gesamte Wiese und schon den nächsten Weidegrund im Ziel. So ist unser Schöpfer: er sieht unser gesamtes Leben – und führt uns einem Ziel entgegen. Grund zu meckern? Eigentlich nicht – denn ER führt „seine Schafe“ halt zu dem Ziel! Laß auch du dich von IHM führen!
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