Tag: 23. Mai 2024

In Erinnerung an „Ingrid Editha“

Als du am 11. Januar 1947 geboren wurdest, waren deine Eltern, meine Großeltern, wahrscheinlich mächtig stolz auf dich.
Nun wird heute eine „Gedenkansprache“ für dich gehalten, denn wie ich schon am 24. April geschrieben hatte, bist du am 22. April nach längerem Krankenhausaufenthalt gestorben.

Wie du deinen ersten Mann kennengelernt hattest, und warum deine Eltern Zeugen Jehovas wurden – das hast du für meine Website ja mal gut zusammengefasst.

Was die wenigsten Menschen, die dich in den letzten Monaten kannten, wußten, war wohl, dass du von Kleinkind an so erzogen wurdest, dass Gott im Mittelpunkt steht. Deshalb erinner ich mich als dein erstgeborener Sohn, dass du oft bis spät in die Nacht auf der Schreibmaschine Schriften abtipptest, damit andere Brüder mit „geistigen Dingen versorgt wurden“.
Dein Vater war mehrere Jahre im „Zuchthaus“, weil er als „Versammlungsdiener“ in der Versammlung im Osten Berlins tätig war. Du warst gerade Mutter geworden, als dein damaliger Mann für mehrere Monate wegen Wehrdienstverweigerung ins Gefängis gehen mußte. Aus dem Gefängnisaufenthalt entwickelten sich dann dauerhafte Freundschaften zu zwei Familien, die dann bis in die 80iger Jahre uns regelmäßig besuchten bzw besucht wurden.
Als Kind bzw Jugendliche liebstest du es, die Bilder in den Puplikationen mit Bunttift auszumalen – ich erinnere mich, dass du das Buch „Von verlorenen zum wiedererlangten Paradies“ das ja noch „schwarz/weiß Zeichnungen enthielt, von dir „coloriert“ worden war.
In der Zeit, wo du als „Alleinversorger“ wieder arbeiten gehen mußtest, kümmerten sich deine Eltern um mich. Es war für dich von Vorteil, dass du nach der Schule als Drogistin ausgebildet worden warst. So konntest du die „Kleinstfamilie“ gut versorgen.
Viele Jahre lang hast du eine „kleine Buchstudiengruppe“ geleitet. Zwei Mal in der Woche bekamen wir (als deine zwei Kinder und du) entweder Besuch zu uns nach Hause, oder wir fuhren mit den öffentlich Verkehrsmitteln zu den „Schwestern“ … da waren Tante Hildchen, Tante Ella, Tante Erika und eine Weile eine junge Schwestern in Blankenburg. Das waren manchmal für uns Kinder lange Wege – aber so hörten wir von klein auf, viel aus der Bibel.
MIt deinem ersten Mann warst du an der Bereitstellung von dem „Königreichsdienst“ für die DDR beteiligt, hast wie oben geschrieben viel mit der Schreibmaschine zubereitet bzw deine Kenntnisse als Drogistin für die Entwicklung und Herstellung von Fotokopien angewandt.
Oft wurden wir Kinder in den „Abend- und Nachtstunden“ allein gelassen, damit du mit deinem Mann mit anderen Menschen die Bibel studieren konntest. So hattet ihr ein Heimbibelstudium in der Leipziger Straße – und wir wohnten im schönen Niederschönhausen. Wenn ihr gewußt hättet, dass wir diese Stunden oftmals „ungehorsamer Weise“ vor dem Fernseher verbracht hatten – wer weiß, wie ihr reagiert hättet 😉
Woran ich mich auch gut erinnern kann, dass du gern gesungen hast. Wir waren irgendwann mal bei Brüdern die ein Königreichslied gesungen haben, welches wir noch nicht kannten. WIr hatten zwar ein Liederbuch, aber keiner aus der Familie konnte damals Noten lesen. Also hast du die gesamte Zeit im Auto die Melodie vor dir hergesummt, damit wir dann das Lied „Höchste Zeit das Gottes Wort“ auch zu Hause als Familie singen konnten.
Leider hielt deine erste Ehe nicht – im Februar 1986 hast du dann ein zweites Mal geheiratet und der Kontakt wurde leider etwas weniger…
Wie ich vor ein paar Wochen schon schrieb – wir sehen uns wieder.

Schlachtenlärm und Kunde von Schlachten

Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Sehet zu, erschrecket nicht; denn dies alles muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,6

[Wenn] ihr aber künftig Schlachten[lärm] und Kunde [von] Schlachten hört, seht [zu], seid nicht bestürzt; denn [so] muß es geschehen, jedoch ist es noch nicht die Vollendung.
Adolph Ernst Knoch – Konkordante Übersetzung 1939 – Matthäus 24,6

Ihr werdet in der Zukunft bestimmt und im Begriffe sein, zu hören Kriegslärm und Kriegsgerüchte; sehet zu, lasst euch nicht durch das Geschrei betäuben; denn es ist ein notwendiges Muss, dass es so wird, aber noch ist es nicht das Endziel.
Pfleiderer – Matthäus 24:6

Ihr werdet viel Unheil zu Ohren bekommen: Kriege und Kriegsberichte. Passt nur auf, dass ihr dadurch nicht aus der Bahn geworfen werdet! Das alles muss geschehen. Aber das ist längst noch nicht das Ende der Zeit!
Das Buch – Matthäus 24:6

Die Frage, die wir in Gesprächen mit anderen Christen immer wieder stellen: WOHIN schauen wir? Wir können auf die Nachrichten schauen, auf unsere Sorgen und Probleme, ja sogar auf unsere Gesundheit. Aber wir können auch zu IHM aufschauen, und in IHM die Hoffnung hegen! Ich denke, dass das Aufschauen zum Schöpfer der sinnvollere Teil ist – der uns Ruhe und Frieden schenken kann, denn ER hat ALLES in Seiner Hand!


Nüchternheit und seelsorgerliche Mahnung prägen diese »Antwort«. Jesus greift hier die zweite der gestellten Fragen auf: die nach dem Ende der Geschichte. Die erste Frage findet erst ab V. 15 eine Antwort.
Es fällt auf, dass Jesus die Warnung vor den Verführern an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verführung spaltet sie. Verfolgung lässt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren. Jesus nennt auch sofort einen konkreten Fall: »Viele werden in meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus.« Das »Kommen in meinem Namen« geschieht nicht so, dass sie behaupten: »Ich bin Jesus«, sondern so, dass sie »sagen: Ich bin der Christus.« Einige dieser falschen Christusse nennt schon die Apostelgeschichte: Theudas, Judas der Galliäer, und der Ägypter (Apg 5,36ff.; Apg 21,38). Ähnliches findet sich im 1.Johannesbrief (1 Joh 2,18ff.; vgl. Joh 5,43). Letzterer spricht sogar von »vielen« Widerchristen. Moderne Sektenführer geben sich ebenfalls als Verkörperung Christi aus. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Eingebungen darunterfallen, bei denen Glieder der Gemeinde aufstehen und im »Ich«-Stil scheinbar Worte Christi weitergeben. Jedenfalls aber ist die Reihe der falschen Christusse noch längst nicht zu Ende. Und das Erstaunliche passiert: Sie »werden viele verführen«. Der oben erwähnte Ägypter führte 4000 Männer in die Wüste (Apg 21,37). Simon bar Kochba überzeugte im 2. Jh. sogar den berühmten Rabbi Akiba, dass er der Christus sei, und gewann Zehntausende von Anhängern. In moderner Zeit können daraus Millionenheere werden. Jesus aber rät zur Nüchternheit: »Passt auf…« Warnte Jesus zuerst vor der Verführung, so warnt er danach vor der lähmenden Furcht. Die Gemeinde wird »von Kriegen und Kriegsnachrichten hören«. Offenbar ist damit mehr gemeint als die jüdisch -römischen Kriege 66-73 bzw. 132-135 n. Chr. V. 7 fährt ja fort: »Denn es wird ein Volk gegen das andere aufstehen und ein Reich gegen das andere.« Demnach denkt Jesus an Kriege im Weltmaßstab.

Erst seit dem 20. Jh. sind solche Weltkriege möglich geworden, bei denen alle Kontinente und Staaten in Mitleidenschaft gezogen werden. Nicht ganz sicher ist der Begriff »Kriegsnachrichten«. Das griechische Wort könnte sowohl den Lärm der Schlachten als auch die Kunde von Kriegen oder auch »Gerüchte« von Kriegen bedeuten. Vermutlich geht es um »Nachrichten« im Sinn von Kunde. Bei »Gerüchten« könnte man an Situationen der Angst oder auch an psychologische Propaganda denken. Wenn »ein Volk gegen das andere aufstehen wird«, dann sind hier sowohl Bürgerkriege (vgl. Jes 19,2; 2 Chr 15,6) als auch Kämpfe zwischen verschiedenen Nationen eingeschlossen. Es wird aber auch die Unruhe ausgedrückt, die keinen anhaltenden Friedenszustand kennt. Ähnlich ist es mit der Wendung »ein Reich wird gegen das andere aufstehen«. Statt »Reich« könnte man auch übersetzen: »Herrschaft«. Geniale Führer ringen also um die Herrschaft in Volk und Welt, ja ganze Systeme kämpfen um die Weltherrschaft. Wenn Jesus hinzufügt: »und in verschiedenen Gegenden werden Hungersnöte und Erdbeben sein -, dann meint er dies wieder universal. Was weltwelte Hungersnot ist, lernten wir ebenfalls erst seit dem 20. Jh. kennen. Vorher gab es nur regionale Hungersnöte. Namen wie »Hungerhilfe«, »Weiternährungsorganisation«, »Brot für die Welt«, »Sahel-Zone«, »Club of Rome« und die Diskussion über das Überleben der Menschheit kennzeichnen die Wende. »Hungersnot« und »Erdbeben« sind in der Bibel Mittel des göttlichen Gerichts (vgl. Jes 8,21; 13,13; 14,12; Off 6,12). Wichtig ist, »dass ihr euch nicht fürchtet!«. Zwar wird es Angst und Schrecken auch in der Gemeinde geben. Die Gemeinde wird diesen Nöten ja nicht entnommen. Dennoch soll sie im Blick auf Jesus die Angst überwinden (Joh 16,33). Nicht Furcht vor den Katastrophen, sondern Hoffnung auf die Erlösung (Lk 21,28) soll ihre Haltung bestimmen.

Jesu dritte Warnung gilt der vorschnellen Erwartung. Immer lag die Versuchung nahe, zu sagen: »Jetzt ist das Ende da« (vgl. 2 Thess 2,2). Diese Versuchung ist deshalb besonders gefährlich, weil jeder lebendige Christ in steter Bereitschaft lebt. D. h. er rechnet mit einem baldigen Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit. Aber der lebendige, bibelorientierte Christ hält dadurch die geistliche Balance, dass er kein Datum berechnet und sich täglich bewährt. Luthers häufig überliefertes Wort: »Wenn morgen die Welt untergingen würde ich heute noch mein Bäumlein pflanzen«, ist dafür ein Musterbeispiel. Aber schon zu Lüthers Zeit hat der aus Eßlingen/Neckar stammende Pfarrer Michael Stifel diese Balance verloren und den 19. Oktober 1533 als Termin des jüngsten Tages berechnet, und zwar morgens um 8.00 Uhr. Die Bauern bestellten ihre Felder nicht mehr und zogen an diesem 19. Oktober dem Herrn entgegen. Solche Vorfälle wiederholten sich in der Kirchengeschichte. Der Amerikaner William Miller berechnete die Wiederkunft auf die Zeit zwischen dem 21. März 1843 und dem 21. März 1844. Viele verschenkten daraufhin ihre irdischen Güter. Aus dieser Bewegung entstanden die Siebenten -Tags -Adventisten. Der Amerikaner Charles Russell dachte, die Wiederkunft ereigne sich 1874. Von ihm leiten sich die Zeugen Jehovas ab. Als neue Termine der Wiederkunft nannten sie 1914, 1918 und 1925.

Wie beurteilt nun Jesus diese übereilte Erwartung? Schon in V. 6 stellt er im Blick auf die Kriege fest: »es ist noch nicht das Ende«. Und im Blick auf alles in V. 4-8 Genannte unterstreicht er: »Aber all das ist erst der Anfang der Wehen« (V. 8). Die »Wehen« sind nach jüdischem Sprachgebrauch die Umwälzungen, die der Neuschöpfung bzw. dem Gottesreich vorausgehen. Damit ist von Jesus klargestellt, dass die endzeitlichen Entwicklungen Zeit brauchen. Er wehrt jedem schwärmerischen Kurzschluss. Diese Linie setzen Paulus in 2 Thess 2 und Johannes in der Offenbarung fort. Wir erinnern uns auch der Saatgleichnisse Jesu (Mt 13,1ff.) , die ebenfalls mit einem Ausreifen des Bösen, d. h. mit längeren Zeiträumen rechnen. Deshalb hätte die Bibelkritik nie behaupten dürfen, Jesus habe mit der sofortigen Vollendung des Gottesreiches gerechnet. Die Gemeinde Jesu muss zwischen beiden Abgründen hindurchgehen: zwischen der Haltung des Knechts, der sagt: »Mein Herr kommt noch lange nicht« (Mt 24,48) , und der Haltung derer, die verkünden: »der Tag des Herrn sei schon da« (2 Thess 2,2). Auch Jesu Bemerkung »Denn es muss geschehen« weist in diese Richtung. Er nimmt hier Dan 2,28 auf und gibt so indirekt zu verstehen, dass alles nach Gottes Plan kommt – weder zu schnell noch zu spät (vgl. Off 1,1). Eine lebendige, aber auch nüchterne und belastbare Hoffnung – das ist es, wozu Jesus seine Gemeinde erzieht.
Über diesen Warnungen sollten wir eine schlichte Tatsache nicht vergessen: Dass Jesus nämlich kraft des Heiligen Geistes wesentliche Entwicklungen der Zukunft prophezeit. Kein Mensch weiß, was morgen ist. Aber Jesus deckt uns die wichtigsten Zukunftsereignisse auf, damit die Gemeinde den richtigen Weg einschlagen kann.

Gerhard Maier – Edition C

Jesus begann nun, die Ereignisse, die zu seiner Rückkehr in Herrlichkeit führen sollten, und die Vorzeichen seiner Wiederkunft zu beschreiben. Zunächst (in Mt 24,4-8) sprach er über die erste Hälfte der sieben Jahre, die seinem zweiten Kommen vorangehen. Diese Zeitspanne wird die „siebzigste Woche“ Daniels (Dan 9,24-27) genannt. (Über die genaue Zuordnung der Zeiten herrscht jedoch Uneinigkeit. Manche glauben, daß Christus in Mt 24,4-8 von allgemeinen Zeichen im gegenwärtigen Kirchenzeitalter sprach und ab V.9 von der Zeit der Not. Andere setzen die Zäsur noch später und beziehen erst Vers15 folgende auf die Zeit der Trübsal.) Die in Mt 24,4-8 beschriebenen Geschehnisse entsprechen bis zu einem gewissen Grad den sieben Siegeln in Offb 6. (Walvoord vertritt allerdings die These, daß alle sieben Siegel des Gerichts in der zweiten Hälfte der sieben Jahre geöffnet werden; vgl. den Kommentar zu Offb 6.)
Diese Zeit wird gekennzeichnet sein durch (a) das Auftreten von Leuten, die sich fälschlich als Christus ausgeben (Mt 24,4-5; vgl. Offb 6,1-2; das erste Siegel ist der Antichrist), (b) Kriege und Kriegsgeschrei (V.6; vgl. Offb 6,3-4; das zweite Siegel ist der Krieg), in denen sich weltweit ein Volk gegen das andere erheben wird, und durch ungewöhnliche Naturereignisse wie Hungersnöte (V.7; vgl. Offb 6,5-6; das dritte Siegel ist der Hunger; das vierte und fünfte sind Tod und Martyrium [ Offb 6,7-11 ]) und Erdbeben (Mt 24,7; vgl. Offb 6,12-14; das sechste Siegel ist ein Erdbeben). Das alles ist nach den Worten Jesu der Anfang der Wehen. Wie die Wehen bei einer Schwangeren ein Zeichen sind, daß sie bald gebären wird, so werden diese universalen Konflikte und Katastrophen das Ende der Zeit zwischen den beiden Kommen des Messias einläuten.

Walvoord Bibelkommentar

Eine Frage, die so oft in prophetischen Konferenzen gestellt wird, ist: „Leben wir in der Endzeit?“ Ausnahmslos lautet die Antwort: „Ja!“ Aber auf die Frage „Woher wissen wir das?“ sind die Antworten eher allgemein gehalten und beruhen gewöhnlich auf den Krisen dieser Tage, und diese Krisen ändern sich mit der Zeit. Oft werden sie danach bestimmt, wie sich diese Krisen auf die Vereinigten Staaten auswirken, als ob das der entscheidende Faktor dafür wäre, was die letzten Tage ausmacht. Die wahre Bestimmung, wohin sich die Geschichte prophetisch bewegt, ist jedoch nicht, wie sich die Weltereignisse auf die Vereinigten Staaten auswirken, sondern wie sie sich auf die jüdische Geschichte auswirken, da Israel Gottes Zeitmesser ist (5 Mose 32,8-9). In diesem Bereich haben viele „Zeitungsexegeten“ einen Feldtag gehabt, indem sie fast jedes größere Weltereignis als eine teilweise Erfüllung der Prophezeiung und einen weiteren Beweis dafür sehen, dass dies tatsächlich die letzten Tage sind. Es ist jedoch sehr gefährlich, so viel Zeit und Mühe darauf zu verwenden, so viele Ereignisse in Bereiche erfüllter Prophezeiungen einzupassen. Die Prophetie muss zuerst von der Schrift her bestimmt und dann auf aktuelle Ereignisse angewandt werden, anstatt dass man aktuelle Ereignisse nimmt und sie in irgendeine Schriftstelle zwängt. Erst nachdem man seine Eschatologie exegetisch aus der Schrift entwickelt hat, sollte man aktuelle Ereignisse in Betracht ziehen, um zu sehen, ob es welche gibt, die die Prophetie erfüllen. Nur wenn die aktuellen Ereignisse perfekt zu den Anforderungen der Schrift passen, sind diese Ereignisse als Erfüllung der Prophetie zu identifizieren. Aber sich zuerst aktuellen Ereignissen zuzuwenden und dann aufgrund möglicher Ähnlichkeiten zu beginnen, diese als Teilerfüllungen oder als Hinweise auf zukünftige Erfüllungen zu identifizieren, ist eher „Zeitungsexegese“ als biblische Exegese.

Nichtsdestotrotz sind dies die letzten Tage, weil bestimmte prätribulationale Ereignisse erfüllt worden sind. Das erste ist das des Ersten Weltkriegs, gefolgt vom Zweiten Weltkrieg. Dies findet sich in der Ölbergrede in Matthäus 24,1-8: Und Jesus ging aus dem Tempel und ging seines Weges; und seine Jünger traten zu ihm, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr das alles nicht? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergeworfen werde. Und als er auf dem Ölberg saß, traten die Jünger heimlich zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies alles geschehen? und was wird das Zeichen deiner Ankunft und des Endes der Welt sein? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid auf der Hut, daß euch niemand verführe. Denn es werden viele kommen in meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele in die Irre führen. Und ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgerüchten; sehet zu, daß ihr euch nicht beunruhigt; denn solches muß geschehen; aber das Ende ist noch nicht gekommen. Denn es wird sich ein Volk wider das andere erheben und ein Königreich wider das andere; und es werden Hungersnöte und Erdbeben sein an verschiedenen Orten. Dies alles aber ist der Anfang der Wehen.

Der Hintergrund zu diesem Abschnitt findet sich in den Versen 1-2. Nach der Anprangerung der jüdischen religiösen Führung in Kapitel 23 und als Folge seiner Aussagen in Kapitel 23:37-39, verkündete der Messias in Kapitel 24:1-2 den Untergang des Tempels, eine Prophezeiung, die sich im Jahr 70 N. CHR. erfüllte.

Diese Aussage weckte Fragen in den Köpfen der Jünger, und sie traten mit diesen drei Fragen an Jeschua (Jesus) heran. Erstens: „Wann werden diese Dinge sein?“, d.h. die Zerstörung des Tempels, von der in den Versen 1-2 die Rede ist. Zweitens: „Was wird das Zeichen deines Kommens sein?“, das heißt: „Was ist das Zeichen, dass die Wiederkunft bevorsteht?“ Und drittens: „Was wird das Zeichen des Endes des Zeitalters sein?“ Die erste Frage wird nicht im Matthäusbericht über den Ölbergdiskurs beantwortet, sondern findet sich in der Parallelstelle in Lukas 21,20-24. Die zweite Frage wird in Matthäus 24:29-31 beantwortet.

Es ist die dritte Frage, die hier von Belang ist: Was wird das Zeichen des Endes des Zeitalters sein? Das sind typisch jüdische Ausdrücke für diese Zeit. Die Rabbiner sprachen von zwei Zeitaltern: diesem Zeitalter und dem kommenden Zeitalter. „Dieses Zeitalter“ ist das Zeitalter, in dem wir jetzt leben. „Das künftige Zeitalter“ ist das messianische Zeitalter. Ihre Frage lautet: Was ist das Zeichen, das anzeigt, dass das Ende dieses Zeitalters tatsächlich begonnen hat? Was ist das eine einzelne Ereignis, das bestimmen wird, dass die letzten Tage begonnen haben und dass wir tatsächlich in den letzten Tagen leben?

Diese Frage wurde vom Messias zuerst negativ und dann positiv beantwortet. Negativ sagte er ihnen zuerst, was nicht das Zeichen sein wird, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Darauf folgte positiv, was das Zeichen tatsächlich sein wird.

Die Verse 4-6 enthalten die negative Antwort. Er hat einfach beschrieben, was für dieses Zeitalter charakteristisch sein wird, und keines dieser Dinge bedeutet, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Erstens wird in den Versen 4-5 das Zeitalter durch falsche Messiasse gekennzeichnet sein. Aber das Auftreten falscher Messiasse beweist in keiner Weise, dass das Ende begonnen hat. Des Weiteren werden in Vers 6 auch lokale Kriege in verschiedenen Teilen der Welt dieses Zeitalter kennzeichnen. Aber auch das bedeutet nicht, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Weder das Aufkommen falscher Messiasse noch örtliche Kriege in irgendeinem Teil der Welt zeigen also an, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Dies sind nur allgemeine Merkmale dieses Zeitalters; denn diese Dinge müssen notwendigerweise eintreten; aber das Ende ist noch nicht gekommen.

Die positive Seite der Antwort findet sich in den Versen 7-8, wo er das einzige Ereignis offenbart, das anzeigen wird, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Dieses Zeichen soll sein, wenn sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben wird. Dies soll mit Hungersnöten und Erdbeben verbunden sein. Es wird deutlich gesagt, dass diese Dinge der Anfang der Wehen sind. In den prophetischen Abschnitten der Schrift wird die Endzeit durch das Wort Wehen dargestellt, was „Geburtswehen“ bedeutet, die Schmerzen, die eine Frau vor der Geburt erlebt. So wie eine Frau durch eine Reihe von Geburtswehen geht, bevor sie ein Kind zur Welt bringt, so werden auch die letzten Tage dieses Zeitalters durch eine Reihe von Geburtswehen gehen, bevor sie das neue Zeitalter des Königreichs gebären. Der Gebrauch des Wortes Geburtswehen wird in diesem Studium der prophetischen Schriften noch einige Male vorkommen.

Der Schlüsselfaktor ist also, die Bedeutung der Redewendung „Nation wird sich gegen Nation erheben, und Königreich gegen Königreich“ zu bestimmen. Im jüdischen Kontext der Zeit, in der es gesprochen wurde, deutet diese Redewendung auf einen totalen Konflikt in dem betreffenden Gebiet hin. Diese Redewendung findet sich in zwei alttestamentlichen Passagen.

Erstens steht es in Jesaja 19:1-4: Die Last Ägyptens. Siehe, Jehova reitet auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten; und die Götzen Ägyptens werden vor seinem Angesicht zittern, und das Herz Ägyptens wird vor ihm schmelzen. Und ich will die Ägypter wider die Ägypter aufhetzen, daß sie streiten sollen, ein jeglicher wider seinen Bruder und ein jeglicher wider seinen Nächsten, Stadt gegen Stadt und Königreich gegen Königreich. Und der Geist der Ägypter wird mitten unter ihnen versagen, und ich will ihren Rat verderben; und sie werden zu den Götzen und zu den Zauberern und zu denen, die Wahrsager haben, und zu den Zauberern gehen. Und ich will die Ägypter in die Hand eines grausamen Herrn geben, und ein grimmiger König soll über sie herrschen, spricht der HERR, der HERR Zebaoth.
In diesem Abschnitt ist das Land Ägypten im Blick und die Redewendung weist auf einen Konflikt im ganzen Land Ägypten hin, da die Nation in einen Bürgerkrieg verwickelt ist.

Die zweite Stelle ist 2. Chronik 15,1-7: Und der Geist Gottes kam auf Asarja, den Sohn Odeds, und er ging hinaus, Asa entgegen, und sprach zu ihm: Höre mich, Asa, und ganz Juda und Benjamin: Der HERR ist mit euch, solange ihr bei ihm seid; und wenn ihr ihn sucht, wird er sich von euch finden lassen; wenn ihr ihn aber verlasst, wird er euch verlassen. Nun war Israel eine lange Zeit ohne den wahren Gott und ohne einen lehrenden Priester und ohne Gesetz: Als sie sich aber in ihrer Not zu Jehova, dem Gott Israels, wandten und ihn suchten, da wurde er von ihnen gefunden. Und zu der Zeit war kein Friede bei dem, der aus und ein ging, sondern große Not bei allen Bewohnern der Länder. Und sie wurden zerbrochen, Volk gegen Volk und Stadt gegen Stadt; denn Gott hat sie mit allem Unglück geplagt. Seid aber stark und laßt eure Hände nicht schlaff werden; denn eure Arbeit wird belohnt werden.

In diesem Abschnitt ist es der Nahe Osten, der im Blick ist, und die Redewendung weist auf den Konflikt im gesamten Nahen Osten hin. In der Ölbergrede ist es die ganze Welt, die im Blick ist, wie aus den Versen 14, 21, 30 und 31 ersichtlich ist. Die Redewendung bezieht sich also auf einen weltweiten Konflikt, und dieser weltweite Konflikt ist der erste Geburtsschmerz, der anzeigt, dass die Endzeit begonnen hat.

Zu Jeschuas Zeiten war der Ausdruck Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich eine jüdische Redewendung für einen Weltkrieg, der dem Kommen des Messias vorausgeht.
In der Bereshit Rabbah heißt es: Wenn ihr seht, wie sich Königreiche nacheinander gegeneinander erheben, dann gebt Acht und achtet auf die Schritte des Messias.
Im Zohar Chadash heißt es: Zu jener Zeit werden Kriege in der Welt entfacht werden. Nation wird gegen Nation sein und Stadt gegen Stadt; viel Bedrängnis wird gegen die Feinde der Israeliten erneuert werden.

Das erste Mal, dass ein solcher weltweiter Konflikt stattfand, war in den Jahren 1914-1918 mit dem Ersten Weltkrieg. Die meisten Historiker sind sich einig, dass der Zweite Weltkrieg eigentlich eine Fortsetzung des Ersten Weltkriegs war. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs gaben den Anstoß für das Wachstum der zionistischen Bewegung, während der Zweite Weltkrieg die Bühne für die Gründung des Staates Israel bereitete.
Dieser weltweite Konflikt, der den Beginn der Endzeit ankündigte, sollte mit Hungersnöten und Erdbeben einhergehen. Was die Hungersnöte betrifft, so wurden in den Kriegsjahren 1918-1919 durch eine Pestilenz 23 Millionen Menschen getötet. Im Jahr 1920 kam es zur großen chinesischen Hungersnot, gefolgt von der großen russischen Hungersnot im Jahr 1921.

Noch interessanter ist der Faktor Erdbeben. Laut der Encyclopedia Americana gab es zwischen den Jahren 63-1896 nur sechsundzwanzig aufgezeichnete Erdbeben. Die meisten Erdbeben auf der Welt traten seit 1900 auf. In Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg gab es mehrere bedeutende Erdbeben

Arnold Fruchtenbaum – Die Abfolge der prätribulationalen Ereignisse