Ich ermahne (O. bitte) euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle dasselbe redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinne und in derselben Meinung völlig zusammengefügt (Eig vollbereitet) seiet.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 1,10
Ich rufe euch aber auf, Brüder, durch den Namen (- kraft des Namens; o.: bei dem Namen -) unseres Herrn, Jesu Christi, dass (- damit; mit dem Ziel, dass – ) ihr alle dasselbe sagt und nicht Spaltungen unter euch seien, ihr aber zurechtgebracht sein mögt in demselben Sinn [des Denkens] und in derselben Auffassung,
Jantzen & Jettel 2017 – Das Neue Testament – 1.Korinther 1:10
Geschwister, im Namen von Jesus Christus, unserem Herrn, fordere ich euch alle auf, eins zu sein. Redet so, dass eure Worte euch nicht gegeneinander aufbringen (- wörtlich: fordere ich euch auf, alle dasselbe zu sagen -), und lasst es nicht zu Spaltungen unter euch kommen (- Od und duldet keine Spaltungen unter euch -). Seid vielmehr ganz auf dasselbe Ziel ausgerichtet und haltet in völliger Übereinstimmung zusammen. (- Seid vielmehr in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung völlig verbunden (aü Lasst euch vielmehr durch dieselbe Gesinnung und durch dieselbe Überzeugung zurechtbringen/vollenden). -)
Neue Genfer Übersetzung – 2013 – 1.Korinther 1,10
Wenn Christen hinter sich Anhänger scharen wollen, und das „selber studieren der ibe“ verhindern wollen, wird oft dieser Vers genommen. Einen weiteren Vers hatte ich ja schon besprochen: „Drängt anderen nicht persönliche Meinungen oder willkürliche Regeln auf“
Doch was wollte Paulus den Korinthern wirklich sagen? Wollte Paulus, dass die Korinther nur noch das sagten, was die Jerusalemer Apostel beschlossen hätten? Wie kommt es dann, dass der reisende Paulus einfach so viele Briefe schrieb, und zwar OHNE das mit Jerusalem abgesprochen zu haben?
1,10–12 Von Streit unter euch (vgl. 3,3) hat Paulus durch die Leute der Chloë erfahren. Das sind vmtl. christl. Sklaven, die im Dienste ihrer aus Korinth oder Ephe sus stammenden Herrin namens Chloë standen. Ob diese Frau selbst auch Christin war, ist unbekannt. Die Leute berichteten Paulus über rivalisierende Gruppen (Spaltungen), die sich versch. Autoritäten verbunden fühlten. Diese sind außer Paulus selbst der gebildete alexandrinische Judenchrist Apollos, der neben Paulus in Korinth missionierte (vgl. 3,5–9; 16,12; Apg 18,24–28), und Kephas (also → Petrus), von dem aber nicht sicher ist, ob er selbst auch in Korinth gewirkt hat (in 3,4–9 fehlt die Erwähnung des Petrus). Die vierte, die »Christus partei«, ist entweder eine eigenständige, neben den anderen wirkende Gruppe, die Christus als ihren Lehrer verehrt hat; oder Paulus ergänzt ironisierend die Parole ich gehöre zu Christus, um die richtige Alternative ggü. den anderen Positionen aufzuzeigen (vgl. 3,22–23).
Stuttgarter Erklärungsbibel
In Korinth haben sich in der Gemeinde Gruppen gebildet, die sich auf wichtige Persönlichkeiten berufen. Neben Paulus sind dies Apollos, ein Judenchrist aus Alexandria, der in Korinth gewirkt hat (vgl. 3:6; Apg 18:27), und Kephas, d.h. →Petrus, von dem wir aber nicht sicher wissen, ob er selbst in Korinth war. Die entsprechenden Schlagworte scheinen ohne Zutun dieser Männer aufgekommen zu sein. Schwierig einzuordnen ist die vierte Parole: »Ich gehöre zu Christus«. Sollte sie tatsächlich von einer Gruppe für sich beansprucht worden sein, so wäre sie für Paulus aufgrund ihres exklusiven, ausgrenzenden Charakters problematisch. Vielleicht hat auch der Apostel selbst die Parole eingeführt, um damit die Absurdität jeder Gruppenbildung, die sich auf menschliche Autoritäten beruft, vor Augen zu führen. – Die Leute der Chloë sind Angehörige des Haushalts (d.h. wohl Sklaven) einer wohlhabenden Frau aus Korinth (oder Ephesus). Ob sie selbst Christin war, wissen wir nicht.
Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel
Jesus hatte vor seiner Verhaftung und Kreuzigung für die Einheit seiner Anhänger gebetet, und auch Paulus appellierte häufig an das Volk Gottes, dass sie „eins seien“ (Johannes 17:11, 22).
Die Charles F. Stanley Lebensprinzipien Bibel
Paulus verwendet drei Wörter mit einem politischen Beigeschmack – einverstanden, geteilt und vereint (10). Einverstanden bedeutet „dasselbe sagen“ und findet sich auf dem Grabstein eines Ehepaars aus dem ersten Jahrhundert, was auf eine harmonische Zusammenarbeit hinweist. Paulus war sehr an Harmonie interessiert – nicht an Einigkeit.
.NIV Bible Speaks Today
liebe Brüder und Schwestern (wörtlich Brüder; auch in 1:11, 26): Paulus verwendet diesen allgemeinen, traditionellen Begriff der Zuneigung, um alle Gläubigen anzusprechen, nicht nur die Männer. – Ich appelliere an euch: Paulus motiviert sie durch die Autorität unseres Herrn Jesus Christus, nicht durch seine eigene Autorität. – Autorität (wörtlich: Name): Im jüdischen Denken war der Name einer Person gleichbedeutend mit ihrer Autorität und ihrem Ansehen. – Es soll keine Spaltungen geben: Sein Wunsch war nicht nur, dass sie Spaltungen vermeiden, sondern dass sie so mit dem Geist Christi erfüllt werden, dass sie einmütig sind, vereint in Gedanken und Zielen (vgl. Phil 2,2).
Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel
Ab Vers 10 beginnt Paulus mit der Zurechtbringung der Korinther. Die neue Einheit wird mit δὲ („nun“) gekennzeichnet. Der erste Punkt sind Spaltungen, die er bekämpfen muss. Παρακαλῶ (“ich ermahne“) ist in Anbetracht des nächsten Verses dazu gebraucht, einen negativen Umstand abzustellen und somit weniger im Charakter einer Ermunterung gedacht. Um den Übergang von der Einleitung zu diesem Abschnitt zu markieren gebraucht er δὲ („nun“), das keinen Gegensatz („aber“), sondern einen Übergang von einem Abschnitt zum nächsten kennzeichnet. Mit der Angabe διὰ τοῦ ὀνόματος τοῦ κυρίου ἡμῶν Ἰησοῦ χριστοῦ („durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus)“ unterstreicht er die Dringlichkeit unter Berufung auf die Autorität des Herrn Jesus, der die Einheit geschaffen hat, die es aufrechtzuerhalten gilt. Mit ἵνα (“dass“) wird das Angemahnte eingeleitet, d.h. das, was Paulus genau meint, wenn er sie korrigieren muss. Dabei gebraucht er einen antithetischen Parallelismus und stellt erst die positive Seite dar, indem er auffordert, dass die Brüder dasselbe reden und miteinander übereinstimmen, d.h. eines Sinnes sind, dann dieselbe Sache als Verbot des Gegenteils, indem er Spaltungen unter den Brüdern verbietet, d.h. es gilt, eine einzige auf der Grundlage der Schrift gegründete Auffassung zu haben. Dazu stellt er das vor, was wünschenswert ist, nämlich, das Zusammenstehen in Einheit. Mit ἦτε κατηρτισμένοι („ihr seid zusammengefügt“ i.S.v.: „ihr steht zusammen“) benutzt Paulus eine Umschreibung, um den resultativen Charakter des Perfekts deutlicher herauszustellen, d.h. wenn man zusammensteht in einer Gesinnung und Überzeugung, hat dies nachhaltige Konsequenzen, die es aufrechtzuerhalten
Peter Streitenberger
Paulus spricht hier zu Brüdern, nicht etwa zu Feinden, und er beruft sich dabei auf die höchste Autorität, auf den Namen des Herrn Jesus Christus. Dies ist das zehnte Mal in den ersten zehn Versen des Briefes, daß Paulus sich auf Christus bezieht; er läßt also keinen Zweifel daran, daß der, an den er, Paulus, glaubt, der Ursprung und Mittelpunkt der Einheit in Korinth sein soll. Der Apostel verlangt von den Korinthern nicht, daß sie ihre unterschiedlichen Ansichten aufgeben, sondern er fordert sie zur Eintracht auf. Es ist sein Wunsch, daß die verschiedenen Parteien sich zusammenfinden und – so wie eine Decke trotz unterschiedlicher Farben und Muster dennoch ein harmonisches Ganzes darstellt – eine Einheit bilden.
Walvoord Bibelkommentar
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