„Gehe in das Gefängnis. Begib Dich direkt dorthin. Gehe nicht über Los. Ziehe nicht DM 4000 ein“

Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in die Feste, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen lagen; und er war daselbst in der Feste.
Elberfelder 1871 – Genesis 39,20

der Herr Jossefs nahm ihn und übergab ihn in das Zwingerhaus,
den Ort, wo die Königsgefangnen gefangen sind.
Er blieb dort im Zwinger.
Buber & Rosenzweig – 1.Mose 39,20

Und der Herr Josefs nahm ihn und legte ihn ins Gefängnis, an den Ort, wo die Gefangenen des Königs gefangen saßen, daselbst war er im Gefängnis.
Die Philippson-Bibel – 1.Mose 39:20

Schon mal unschuldig von einem Richter verurteilt worden? Dann denkt man, man wäre im „falschen Film“ – „das kann doch nicht wahr sein!“ und „wo ist Gott in diesem Augenblick, und warum läßt ER es zu?“, Aber bei Joseph kam ja zu der „Schnellverurteilung“ auch direkt der Gefängnisaufenthalt.
Das in diesen Momenten Jehovah trotzdem bei Joseph war, sagt der nächste Vers, den wir schon einmal hatten…

Obwohl Potiphars Zorn sich anfänglich vielleicht gegen Joseph richtete, zeigt seine nachfolgende Aktion, dass er die Anschuldigung seiner Frau bezweifelt. Die versuchte Vergewaltigung der Frau seines Herrn durch einen Sklaven hätte möglicherweise ein Todesurteil verdient gehabt, aber die Bestrafung Josephs (Haft mit den Gefangenen des Königs) ist relativ mild.

Reformations-Studien-Bibel

Wem der Zorn Potifars gilt, wird nicht gesagt. Die Art der Strafe spricht nicht dafür, dass er die Schuld allein bei Josef sah. Er hätte den Sklaven, der so etwas wagte, ohne Weiteres töten können. Stattdessen kommt Josef ins Gefängnis des Pharao, wo ihm wiederum der soziale Aufstieg gelingt. Und wie zu Beginn des Sklaven-Daseins in Potifars Haus (V. 2–4) wirkt sich der göttl. Beistand aus. Nur in Kap 39 erklärt der Erzähler, dass der HERR mit Josef war (→ Mitsein Gottes) und gibt seiner Geschichte theol. Kontur. Ob Josef dies auch so sieht, erfahren wir nicht.

Stuttgarter Erklärungsbibel

Die Schnelligkeit, mit der der Erzähler von der Gefangennahme Josephs berichtet, spiegelt das wider, was in der Realität geschah. Als Sklave hatte Josef keine gesetzlichen Rechte. Auch wenn dem Leser nicht sofort bewusst ist, welche Bedeutung die Tatsache hat, dass Josef dort gefangen gehalten wurde, wo auch die Gefangenen des Königs eingesperrt waren (V. 20), wird dies für die weitere Entwicklung von Bedeutung sein. (In den Gesetzbüchern des Alten Orients, einschließlich der alttestamentlichen Gesetzgebung, gibt es keine Bestrafung durch Kerkerhaft. Dennoch ist diese Praxis bekannt und in der altägyptischen Literatur bezeugt; daher passt diese Geschichte gut zur Kultur des alten Ägyptens.) Indem sie viele Formulierungen aus den Versen 2-5 aufgreifen, deuten diese Verse an, dass Josefs Erfahrung im Gefängnis mit seiner früheren Erfahrung in Potiphars Haus übereinstimmt. Weil der Herr bei ihm ist, geht es Josef gut (V. 23).

Die ESV Studienbibel

Überraschenderweise tötete Potiphar Joseph nicht einfach auf der Stelle. Ist es möglich, dass Josef Potiphar in der langen Zeit, in der er in seinen Diensten stand, so sehr beeindruckt hatte, dass er die Geschichte, die seine Frau ihm erzählte, nicht mehr ganz glaubte? Ist es möglich, dass Potiphar beschloss, Josef in das königliche Gefängnis zu werfen, über das er das Kommando hatte (39:1; 40:3; 41:9-11), um Josefs Leben zu schonen? Auf jeden Fall landete Josef im Gefängnis für etwas, das er sich standhaft geweigert hatte zu tun.

Die Nelson Studienbibel

Freilich, Potiphars Gunst war trotz des traurigen Einflusses seiner Frau, die ihn betrog und belog, noch nicht völlig dahin, denn er überlieferte seinen Sklaven nicht, wie es nahegelegen hätte, dem Tod, sondern nur dem Gewahrsam des Gefängnisses. Kommt uns da nicht die Grube in Erinnerung, in die ihn seine Brüder warfen, damit „ihre Hand nicht an ihm sei“? Indes, auch das „Gefängnis“, der Ort, wo „die Gefangenen des Königs“ gefangen lagen, die dem Zorn des Herrschers verfallen waren, war nach der grausamen Sitte jener Zeit ein schauerlicher Ort; Joseph selbst nennt ihn späterhin einen „Kerker“ (Verließ) oder, wie es buchstäblich heißt, eine „Grube“! (Kap. 40,14.15; vergl. 41,14; eine andere Übersetzung des hebräischen Textes dieser letzten Stelle lautet: „Und sie hoben ihn schnell aus der Grube.“). Überdies blieb sein ferneres Schicksal auch so noch ungewiss, und manch einen der „Gefangenen des Königs“ mag man im Laufe der Zeit vor seinen Augen dem Scharfrichter zugeführt haben, wie später den Obersten der Bäcker (Kap. 40,19 ff.). Nein! es war nur eine Verlängerung seiner Qual; und dass es Qualen waren, die er, als Folge seiner Treue, zu erdulden hatte, lesen wir an anderer Stelle: „Man presste seine Füße in den Stock, und er kam in das Eisen“ (Ps 105,18).
Es waren Leiden, seelische und körperliche, der bittersten Art, die Joseph eintauschte, als er die „zeitliche Ergötzung der Sünde“ ausschlug; und noch einmal leuchtet seine sittliche Schönheit hell vor uns auf, wenn wir bedenken, dass er, als er „sich weigerte“, „nicht hörte“ und schließlich „floh“, dies alles sehr wohl voraussehen konnte.
Es ist gut, wenn wir über die Folgen unserer Treue in dieser Welt uns keinen verkehrten Vorstellungen hingeben. Denn viele andere, die das Teil der Treue erwählt, haben gleiche oder ähnliche Erfahrungen gemacht wie Joseph. Daniels Freunde führte es in den „brennenden Feuerofen“, und den Propheten selbst (der uns in mancher Hinsicht an Joseph erinnert!) in die Löwengrube. Jeremia brachte einen großen Teil seines Lebens im „Gefängnishof“ zu; der große Apostel der Nationen „litt Trübsal bis zu Banden wie ein Übeltäter“ und wurde schließlich dem Tod seines Herrn „gleichgestaltet“, dem er mit solcher Hingabe gedient hatte. Naboth und Stephanus endeten ihr Leben unter einem Haufen von Steinen; ein Los, dem Kaleb und Josua nur mit Mühe entgingen. „Andere wurden durch Verhöhnung und Geißelung versucht, … sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach“ – und warum? Ja, warum? Weil sie alle das Vorrecht besaßen, solche zu sein, „deren die Welt nicht wert war“ (Heb 11,36 ff.).
Indes, diese „Wolke von Zeugen“ verschwindet, wie die Sterne vor der Sonne verblassen, wenn wir nun an den wahren Joseph denken, dessen erhabene Person in göttlicher Treue jedes menschliche Bemühen weit in den Schatten gestellt hat. Was fand Er in dieser Welt? Nichts als Verachtung, Verwerfung und Hass, nichts als Schmach und Schande und Leiden. Und wie Joseph erst unter dem Hass seiner Brüder litt und später, wie wir gesehen haben, unter der Bosheit der Heiden, so auch Er: „In dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als auch Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels“ (Apg 4,27). Aber mehr noch als Joseph war Er, unser geliebter Herr, der „Lippe der Lüge“ und der „Zunge des Truges“ ausgesetzt, den „scharfen Pfeilen eines Gewaltigen, samt glühenden Ginsterkohlen“ (Ps 120,2-4). Mehr noch als auf Joseph passt auf Ihn das Wort: „Es treten ungerechte Zeugen auf; was ich nicht weiß, fragen sie mich. Sie vergelten mir Böses für Gutes; verwaist ist meine Seele“; oder jenes andere: „Mehr als die Haare meines Hauptes sind derer, die ohne Ursache mich hassen; mächtig sind meine Vertilger, die ohne Grund mir Feind sind; was ich nicht geraubt habe, muss ich alsdann erstatten“ (Ps 35,11.12; 69,5).
Auch hinter Ihm, wie hinter Joseph, schlossen sich, im Bild gesprochen, die Tore eines furchtbaren, finsteren Kerkers: „Meine Bekannten hast du von mir entfernt, hast mich ihnen zum Gräuel gesetzt; ich bin eingeschlossen und kann nicht herauskommen“ (Ps 88,9). Und ob wir nun Joseph betrachten oder sein über alles erhabenes Ebenbild, wir haben wahrlich Grund, auch in den Übungen unseres Weges „auszuharren, indem wir Gutes tun und leiden“, denn „das ist wohlgefällig bei Gott“ (1 Petrus 2,20).

Fritz von Kietzell – Der Abgesonderte unter seinen Brüdern

Aber auch wenn er wörtlich „dort im Gefängnis war“. Um die offensichtliche Redundanz des Satzes zu vermeiden, verstand Radak ihn als „er blieb dort“, d. h., er hatte keine Aussicht auf Freilassung. Es ist jedoch besser, den Satz an den nächsten Vers anzuhängen, wie es in dieser Übersetzung im Anschluss an Schadal geschieht. Das hat den Vorteil, dass Vers 21 fast genau parallel zu Vers 2 steht.

Nahum M. Sarna – Der JPS Tora-Kommentar – Genesis

In 39:19-20 reagierte Potiphar auf den Bericht seiner Frau auf zweierlei Weise. Erstens reagierte er in Vers 19 mit Zorn: Und es geschah, als sein Herr die Worte seiner Frau hörte, die sie zu ihm sagte und sprach: So hat mir dein Knecht getan, da entbrannte sein Zorn. Aus dem Text geht jedoch nicht eindeutig hervor, auf wen er zornig ist: Joseph? seine Frau? Zweitens, in Vers 20, kam die Gefangennahme: Und Josephs Herr nahm ihn und legte ihn in das Gefängnis; dieses Gefängnis war der Ort, an dem die Gefangenen des Königs gefesselt wurden; es war das königliche Gefängnis. Es gibt mehr als ein hebräisches Wort für Gefängnis, und der hier verwendete Begriff ist ein Wort, das nur in den Kapiteln 39 und 40 der Genesis vorkommt. Es ist eigentlich ein ägyptisches Lehnwort, und es hat die Bedeutung eines königlichen Gefängnisses. Potiphar war ein Offizier des Pharaos und unterstand somit eigentlich seiner Autorität. Außerdem war er der Hauptmann der Scharfrichter und hätte Joseph nach ägyptischem Recht hinrichten können, was er aber nicht tat. Das kann sehr wohl bedeuten, dass er von der Geschichte seiner Frau nicht völlig überzeugt war.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis