die zehn Hörner, die du siehst, und das Untier

und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier, diese werden die Hure hassen und werden sie öde und nackt machen, und werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 17,16

Die zehn Hörner, die du gesehen hast, – also die zehn Könige – werden sich zusammen mit dem Tier gegen die Hure wenden. In ihrem Hass auf sie werden sie ihr alles rauben, sodass sie nackt und mit leeren Händen dasteht. Zuletzt werden sie ihr Fleisch fressen und das, was von ihr übrig bleibt, verbrennen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 17:16

Und die zehn Hörner, die du auf dem Tier gesehen hast, diese werden die Hure hassen und sie verwüsten und entblößen, und sie werden ihr Fleisch verzehren und sie mit Feuer verbrennen.
Schlachter 2004 – Offenbarung 17,16

Und die zehn Hörner, die du siehst, und das Untier werden die Prostituierte hassen und sie völlig zerstören und nackt daliegen lassen. Sie werden ihr Fleisch fressen und sie mit Feuer verbrennen.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Offenbarung 17:16

Den Vers 17 hatten wir schon einmal

Das Kapitel schließt mit dem dramatischen Ende der Frau. Das Tier (der Weltherrscher, der Antichrist) und die zehn Hörner (die zehn Könige) werden die Hure hassen und werden sie ausplündern. Der Text liefert keine Hinweise auf den genauen Zeitpunkt dieses Geschehens, doch es hat den Anschein, daß die Vernichtung der Frau etwa in der Mitte der endzeitlichen Siebenjahresspanne erfolgen wird, wenn das Tier sich selbst zum Weltherrscher ausrufen wird ( Dan 9,27; Mt 24,15).
Wenn der nahöstliche Herrscher die Macht an sich reißen wird, wird er sich zugleich an die Stelle Gottes setzen und von seinen Untertanen bei Androhung der Todesstrafe verlangen, daß sie ihn anbeten (vgl. Dan 11,36-38; 2Thes 2,4; Offb 13,8.15). Die Weltkirchenbewegung, die der ersten Hälfte der sieben Jahre vor dem Kommen des Herrn ihr Gepräge gibt, nimmt damit ein abruptes Ende. Sie wird durch eine letzte Form von Weltreligion ersetzt werden, nämlich die Anbetung des Weltherrschers, Satans Platzhalter Christi.
Dieses ganze Geschehen ist Teil von Gottes souveränem Plan, über die schlechten Herrscher Gericht zu halten. Denn Gott hat’s ihnen in ihr Herz gegeben, nach seinem Sinn zu handeln und eines Sinnes zu werden und ihr Reich dem Tier zu geben, bis vollendet werden die Worte Gottes.
Zum letzten Mal wird die Frau in Offb 17,18 erwähnt: Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden. Das ist abermals ein Hinweis auf das antike Babylon, das in der damaligen Zeit als religiöses Zentrum für alle Arten von Irrlehren galt. Die abtrünnige Kirche, die in der Frau verkörpert ist, war eine Verbindung aus religiöser und politischer Macht. Wie in Vers 5 festgehalten ist, sind die Stadt und die Frau ein „Geheimnis“, also ein Symbol. Vers 18 dagegen, die Überleitung zum nächsten Kapitel, scheint Babylon eher als reale Stadt denn als religiöse Einheit zu verstehen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

a) Die vorher so nützlich gewesene Zusammenarbeit bricht jäh ab. Die Stimmung schlägt um. Plötzlich, mitten in der Vorbereitung des Kampfes gegen das »Lamm«, wenden sich zunächst die zehn Satellitenkönige gegen die Hure. Sicher auf Veranlassung des Antichrists wird hier ein Versuchsballon gestartet, um zu sehen, wie das auf die Massen wirkt. Und dann wird der Kampf gegen die Hure als einheitliche Forderung der breiten Massen vom Tier weltweit aufgenommen:, »Wozu denn jetzt noch diese? Weg mit ihr!«
b) Noch bevor das Tier vom wiederkommenden Herrn selbst gerichtet wird (vgl. Offb 19,20; 2 Thess 2,8) – das V. 16 Gesagte geht zeitlich dem V. 14 Gesagten voraus (vgl. Offb 19,19) -, wird die Hure nach Gottes Willen durch das Tier und seinen Anhang gerichtet; ihnen selbst unbewusst führen sie das Gericht Gottes aus. Auch hier gilt: »Es ist Zeit, dass das Gericht anfange am Hause Gottes« (1 Petrus 4,17), in diesem Fall an dem vom Götzendienst verunreinigten und erfüllten angeblichen »Haus Gottes«.
c) Die Hure wollte dem Hass entgehen, der immer schon die wahre Gemeinde Jesu traf (Mt 10,22; Joh 15,18). Nun, nachdem das Wort erfüllt wird: sie werden die »Hure hassen«, trifft sie erst recht der Hass, und sie erleidet ihn nun ohne Verheißung und Hoffnung Gottes.
(3) In ihrer Feindschaft schreiten sie zur Tat:
a) »Sie werden sie einsam machen«:
Die Massen fallen von ihr ab.
Der ganze antichristliche Propagandaapparat wird dazu eingesetzt.
b) »… und bloß«:
Sie ist nun von allem, Einfluss, Macht und Pracht, entblößt.
c) »Sie werden ihr Fleisch essen«:
Es ist ihnen ein wahres Fest, ein richtiges »Festessen«, ihren Triumph über sie »auszuschlachten« und »auszukosten«, bis zur Verteilung ihres Besitzes.
d) »Und sie werden sie mit Feuer verbrennen«:
Der Antichrist und seine Satelliten vernichten sie ganz und gar.
Denn die zur Hure entartete »Gemeinde« hat nicht die Verheißung von Mt 16,18: »Die Pforten der Hölle sollen meine Gemeinde nicht überwältigen.«
Weil das Gericht über die Hure so schrecklich ist und die Enttäuschungen, die sie durch ihre ehemaligen Liebhaber erlebt, so schmerzvoll sind, sind wir um der Barmherzigkeit Gottes willen dazu gerufen, um so treuer mit Zeugnis und Fürbitte dahin zu wirken, dass von uns erreichbare Christen bzw. vermeintliche Christen davor bewahrt werden, so weit zu entarten und abzusinken, dass sie schließlich zu der großen Hure gehören.

Gerhardt Maier – Edition C

Die durch die Hörner dargestellten zehn Könige sind nicht nur von den sieben Königen in Vers 10 zu unterscheiden, sondern auch von „den Königen der Erde“, wovon Vers 2 spricht und die auch im nächsten Kapitel wieder vorkommen. Diese Könige der Erde sind von ihr verführt, haben unerlaubten Verkehr mit ihr – von „Hurerei“ ist die Rede –, und sie beklagen sehr ihre Vernichtung. Zweifellos sind sie die Könige oder Führer vieler Völker außerhalb des wiedererstandenen westlichen Reiches. Die zehn Könige sind Führer innerhalb des Reiches, die sie anfangs begünstigen und zu ihrer Unterstützung mithelfen, dann aber schließlich ihr Joch unerträglich finden, sie hassen und über sie herfallen mit solcher Wut, daß sie sie gänzlich ausrotten.
Wenn das verderbte religiöse System, das von der Frau symbolisiert wird, den Höhepunkt seines Einflusses, seines offenbaren Erfolgs und Ruhms erreicht haben wird, wird es vollständig von den weltlichen Mächten gestürzt, die vorher seine Hauptstütze waren. Es ist Gottes Weise, daß Er jeder dieser aufeinanderfolgenden Erscheinungsformen des Bösen erlaubt, zu einer ausgereiften Selbstdarstellung und offensichtlichem Erfolg zu kommen, bevor Sein Gericht zuschlägt. Hier erfolgt das Gericht mittels der zehn Könige und nicht direkt durch Gottes Hand. Die beiden Tiere werden direkt von dem Herrn Jesus persönlich gerichtet, wie wir in Kapitel 19 sehen werden, denn in ihnen erreicht die Gewalttätigkeit der Sünde ihren Höhepunkt. In der Hure findet die Verderbnis der Sünde ihren scheußlichsten Ausdruck. Gott legt Seine Hand nicht an dieses schmutzige Gebilde, sondern benutzt die Gewalttätigen dazu, die Verdorbene zu verderben.
Daß Gott hinter der Gewalttätigkeit der zehn Hörner steht, macht Vers 17 sehr klar. Die Hörner handeln in einer Übereinstimmung und Einmütigkeit, wie sie unter Menschen sehr selten gefunden wird. Gewöhnlich sind abweichende Stimmen zu hören, und die Mehrheit setzt sich gegenüber der Minderheit durch. Hier handeln alle in einem Sinn unter der Führung des Tieres mit dem Ergebnis, daß ein schneller und furchtbarer Schlag die Rache herbeiführt.
Die Vollständigkeit ihres Gerichts wird im letzten Teil von Vers 16 in vierfacher Weise umschrieben. Wenn wir uns erinnern, daß die Frau ein religiöses System symbolisiert, wird die Bedeutung eines jeden Punktes klar. Sie wird öde gemacht, das heißt, sie wird von allen, die früher ihre Freunde und Helfer waren, im Stich gelassen. Sie wird nackt gemacht, das heißt, alles, was früher ihren wahren Charakter verbarg, wird ihr abgestreift. Sie fressen ihr Fleisch, das heißt, sie eignen sich all ihren Reichtum und ihren Luxus an. Sie verbrennen sie mit Feuer, das heißt, sie zerstören völlig das gesamte Gefüge ihres Systems. Mit dem ganzen verfluchten Ding wird gründlich aufgeräumt. Die Könige führen Gottes Rache aus, obwohl sie selbst sich dessen wenig bewußt sein dürften.

Frank Binford Hole – Die Offenbarung

In stärkster Spannung zur soeben noch festgestellten Weltgeltung der Hure schildert jetzt in V. 16 der Engel das Gericht, das sie trifft. Er tut dies mit wenigen, aber drastischen Strichen. Die zehn Hörner von V. 2.12 und das Tier vollziehen das Gericht. Zuerst baut sich ihr Hass auf: Sie werden die Hure hassen. Für Leser des AT ist diese Aussage nicht unbedingt überraschend. Denn auch die Hure von Ez 16 und 23 wird von ihren früheren Liebhabern gehasst (Ez 16,39; 23,29). Man vergleiche auch Gottes Gericht gegen das treulose Israel nach Hos 2,5. Wenn der Hass ein bestimmtes Maß erreicht hat, geht das Tier zusammen mit den zehn Hörnern = zehn Königen (V. 12) gnadenlos gegen die Hure Babylon vor – dieselbe Hure, die dieses Tier vorher auf sich sitzen ließ und die es trug (V. 3). Sie werden sie verwüsten (ἠρημωμένην ποιήσουσιν αὐτὴν [eremomenen poiesusin auten]), wörtlich: „zu einer Verwüsteten (oder Entvölkerten) machen“: Das ist wohl der erste Schritt. So ging es Tyrus (Ez 26,19). Erneut zeigt sich, dass Tyrus eines der Modelle des apokalyptischen Babylon ist. Sie werden sie nackt machen: Das ist wohl der zweite Schritt. Wieder ist das ehebrecherische Israel in Ez 16,39 und 23,29; Hos 2,5 ein typologisches Vorbild. Nackt machen bedeutet demnach: der Hure ihr Geschmeide, ihren Schmuck und ihre Pracht nehmen (vgl. auch Offb 3,17f). Sie werden ihr Fleisch essen (τὰς σάρκας αὐτῆς φάγονται [tas sarkas autes phagontai]): Das ist dann der dritte Schritt. Nachdem ihr alles genommen ist, geht es an sie selbst (vgl. Mi 3,2f). Was man von ihr essen = genießen kann, verleiben sich der Antichrist (Tier) und die Könige (zehn Hörner) ein. Das ist selbstverständlich keine Art von Kannibalismus, sondern geistige, kulturelle und religiöse „Verwertung“. Schließlich wird in einem vierten Schritt das, was nicht verwertet werden kann, mit Feuer verbrannt. Es geht der Hure also am Ende so, wie es einer Priestertochter geht, die sich durch Hurerei entheiligt hat (Lev 21,9).
Diese kurze Schilderung in V. 16 erweckt zwei Fragen. Die erste lautet: Wie kann sich der Antichrist (das Tier) gegen seine eigene Welthauptstadt und gegen sein eigenes Machtzentrum (die Hure Babylon) wenden? Verstößt das nicht gegen das Wort Jesu, dass der Satan nicht mit sich selbst uneins sein kann (Mt 12,25f)? Antwort: Wo der Machttrieb regiert, da können sich die einzelnen Repräsentanten des satanischen Reiches durchaus bekämpfen. Das satanische Prinzip gerät dadurch nicht in Widerspruch mit sich selbst, und Satans Reich bleibt hier dennoch ein einheitliches Reich. Hanns Lilje verweist mit Recht auf die Erfahrungen unserer menschlichen Geschichte. Es sei „ein furchtbares und geheimnisvolles Gesetz der politischen Geschichte, nach dem jede revolutionäre Macht den Keim der Selbstzerstörung in sich trägt. Die Revolution wird von ihren eigenen Kindern verschlungen.“ Man denke an die Säuberungen Robespierres und Stalins. Mit Offb 17,16 wird es zur Gewissheit, was wir schon bei Offb 13,14; 16,12ff; 17,10.12 beobachtet haben: Die Machtgier, der sich das Antichrist-Reich ergibt, führt zu Antagonismus und Machtkämpfen einzelner Machthaber untereinander. Dort verwirklicht sich das Gegenteil der Gemeinschaft der Liebe und des Glaubens, die Jesus den Seinen schenkt.
Die zweite Frage lautet: Was wird aus den abgefallenen Christen, die sich der Hure Babylon angeschlossen haben und einen nicht unwichtigen Teil dieser Hure bilden? Antwort: Auch sie werden vom Antichrist nicht länger geduldet und hofiert, sondern angegriffen, verwüstet, „nackt“ gemacht, verschlungen und radikal ausgelöscht. Weder der „Christen“-Name noch das Kreuzeszeichen wird sie schützen (vgl. Mt 7,22f). Die Wohltaten, die sie dem Antichrist erwiesen haben, zählen nicht mehr. Vermutlich werden ihre Gemeinschaften oder „Kirchen“ geplündert und verboten. Die schreckliche Verfolgung, die sie zusammen mit antichristlichen Mächten und Instruktionen über die treuen Christen gebracht haben (V. 6), trifft sie jetzt selbst.

Gerhard Maier – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Im Augenblick ihrer größten Machfüllte und ihres größten Triumphes schlägt der Hure die Stunde des Gerichts. Wie einst Babel hat sie einen Turm gebaut, der dem Papst in Vatikan als Hochsitz dient. Das Papstum hat mit Hilfe der weltlichen Macht in gewohnter Manier alle Dissidenten niedergetreten. Aus allen Kirchen fließt Geld ihn seine Schatzkammern. Seine Legaten und Cardinäle haben ihm eine politische Macht verschafft, die dem Tier ebenbürtig ist. Es ist durch sein Netz der Beziehungen so mächtig geworden, dass es stolz wie eine Königin zur Seite des Weltherrschers sitzt. Die Welt liegt der Hure zu Füßen, die Träume und Pläne der Semiramis sind endlich in Erfüllung gegangen.
Ihr Ende kommt plötzlich und wie eine Katastrophe von unerwarteter Seite. Die zehn Könige wenden sich, vom Tier unterstützt, gegen die Hure und vernichten sie. Die Könige und das Tier handeln gemeinsam, wobei die Könige die Führung übernehmen, wie RV und JND und Elberf auf Grund gewichtiger Handschriften lesen: „Und die zehn Hörner, die du sahst, und das Tier.“ Den Zehn Königen ist die Macht der Hure langsam ungemütlich geworden, und sie begehren zudem ihre Reichtümer. Ähnlich war es Rom ergangen, als König Heinrich der VIII von England sich gegen Rom wandte, die Klöster zerstörte und die Kirchenschätze beschlagnahmte. In einem Akt schamlosen Treuebruchs wird sich das Tier gegen die Römisch Katholische Kirche wenden. Vom Vatikan aus wird sich ihre Zerstörung auf die ganze Welt ausdehnen. Wie das geschieht, beschreiben folgende Ausdrücke: Die Könige und das Tier werden die Hure „hassen“, und diese Hass treibt sie dazu, sie „öde“ zu machen. Buchstäbliche Vandalenakte und Raubzüge werden die purpur- und scharlachfarbenen Gewänder kirchlicher Macht verbrennen und sie „nackt“ zurücklassen. Die Medien werden all ihre Schandtaten publizieren, und dann wird sie wirklich nackt dastehen. Schließlich werden ihre ehemaligen Verbündeten in ihrer Treulosigkeit „ihr Fleisch fressen“. Als letztes werden sie sie „mit Feuer verbrennen“. Damit ist sicher ein buchstäbliches Niederbrennen von Kirchen, Kapellen und Klöstern in der ganzen Welt gemeint. Die Hure war die letzte Manifestation der babylonischen Götzendienereien gewesen. Nun war die Zeit gekommen, sie zu richten.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt