Einsicht kann uns helfen, mit Milde zu reagieren

Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, Vergehung zu übersehen.
Elberfelder 1871 – Sprüche 19,11

Einsicht macht einen Menschen geduldig, und eine Zier ist’s für ihn, über Verfehlungen hinwegzusehen.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 19:11

Die Lebensklugheit eines Menschen macht ihn langsam zum Zorn ,
und sein Prachtschmuck ist es, über Verfehlungen hinwegzugehen.
Jantzen & Jettel – Spr 19,11

Warum aus Maulwurfshügeln Berge machen?

HAST du je einen Maulwurf gesehen? Vielleicht nicht, denn dieses mausähnliche Tier verbringt den größten Teil seines Lebens unter der Erdoberfläche. Der Maulwurf ist ein kleines, grabendes Säugetier, das in manchen Gegenden nur etwa 15 cm lang wird, wegen seines Pelzes und seiner Gewohnheit, unermüdlich zu graben und auf Insekten Jagd zu machen, aber nicht wenig geschätzt wird.
Der ständig grabende Maulwurf verunstaltet zwar oft Rasenplätze und Gärten, doch seine Hügel sollten eigentlich als geringfügige Ärgernisse betrachtet werden, weil sie im allgemeinen höchstens 5 bis 10 cm hoch sind.
Der Maulwurfshügel ist gerade, weil er so klein ist, sprichwörtlich geworden. Ein bildlicher Maulwurfshügel ist daher etwas, was Ärgernis erregen kann, aber niemals zu einem ernsten Problem werden sollte. Warum machen denn manche Menschen aus Maulwurfshügeln Berge? Aus verschiedenen Gründen, von denen sie einige oft vielleicht selbst nicht einmal kennen, weil, wie die Bibel sagt, das Herz „arglistig ist . . ., mehr als alles“. — Jeremia 17:9.


Aus Maulwurfshügeln Berge zu machen ist töricht und unfair, verrät Lieblosigkeit und oft auch einen Mangel an Glauben. Es ist töricht, weil es niemanden glücklich macht, sondern Leid und Schmerz in der Welt eher noch erhöht. Wir lesen: „Die Einsicht eines Menschen macht ihn langmütig, und sein Ruhm ist es, Vergehung zu übersehen.“ Ein weiser Mensch weiß, daß man nichts Gutes erreicht, wenn man Kränkungen oder Beleidigungen gleichsam durch ein Vergrößerungsglas sieht und so aus einer Kleinigkeit eine große Streitfrage macht. — Sprüche 19:11.

Wachtturm – 15.Juli 1964

Die Langmut wird in den Sprüchen mehrfach gerühmt ( Sprüche 14,29 a; 15,18 b; 16,32; 25,15). Sie entspringt und ist ein Kennzeichen der Weisheit ( REKel ; der Begriff wird auch in Sprüche 12,8; 13,15; 16,22; 23,9 gebraucht). Im Gegensatz dazu steht der Hitzkopf und der Ungeduldige ( Sprüche 14,17.29 b; 15,18 a; 19,19; 22,24; 29,22 ). Ein kluger, geduldiger Mann wird durch Menschen, die ihm entgegenstehen, nicht so leicht aufgebracht; er übersieht ihre Angriffe (vgl. Sprüche 12,16 ), denn er weiß, daß das Aufstauen von Groll oder der Versuch der Rache nur mehr Probleme schafft. Wer sie übersieht, dem gereicht es zum Ruhm, d. h. es ist ehrenhaft.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gott ist langmütig, »langsam zum Zorn« (Ps 103,8). Der Mensch, der wahrhaft »Einsicht« besitzt, sêkæl (siehe 3,4 zur Erklärung des Wortes), wird seinem Gott ähnlich, denn die höchste Einsicht, die einer haben kann, ist Einsicht in Gottes Wesen und Willen, und die macht »macht ihn langmütig« (14,29a; 16,32). Diese Einsicht steht einem jeden offen, der sie begehrt: Die Bibel ist ein offenes Buch, und Gott gibt dem Bittenden gerne die Weisheit, die ihm fehlt (Jak 1,5). Wer Weisheit empfangen hat und Erkenntnis besitzt, wird mitfühlend und geduldig, und das macht ihn tüchtig, Niedergeschlagene zu trösten und Irrende zu ermahnen (siehe Röm 15,14).
Leute, die stets schnell mit Kritik kommen und keine Geduld haben mit den Fehlern anderer, verraten damit nur, wie wenig Einsicht sie besitzen. Erkennten sie Gott besser, hätten sie von sich selbst ein wirklichkeitsnäheres Bild, und damit würden sie geduldiger und barmherziger gegenüber wirklichen oder eingebildeten Fehlern anderer.

»Kleine Fehler zu entdecken, ist seit jeher die Eigenschaft solcher Köpfe gewesen, die wenig oder gar nicht über die Mittelmäßigen erhaben waren. Die merklich Erhabenen schweigen still oder sagen nur etwas gegen das Ganze, und die großen Geister schaffen [nur], ohne zu tadeln« (Georg Christoph Lichtenberg, 1742–1799).

Der Weise kann Sünde zudecken (10,12) und vergeben (Eph 4,32; Kol 3,13); der Christ kann über »Vergehung« hinwegsehen, daran vorbeigehen, wie das hier verwendete Verb câbar wörtlich sagt. Das ist gerade »sein Ruhm«; er hat damit Teil an Gottes Ruhm, der an den Häusern eines schuldigen Volkes vorbeiging, als er die Häuser der Ägypter heimsuchte (2Mo 12,13). Gott, der Heiland, spricht: »Um meines Namens willen verziehe ich meinen Zorn, und um meines Ruhmes willen bezwinge ich ihn, dir zugut, um dich nicht auszurotten« (Jes 48,9).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche