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Gemeinsam Jesus nachfolgen – das ist das Thema unserer Aktion „Buch des Monats“ im März.
Wie jeden Monat gibt es für Sie ein kostenloses Buch bei Logos. Dieses Mal: Training Jüngerschaft von James G. McCarthy – ein Kurs mit 24 Stunden-Einheiten für Zweierschaften oder Kleingruppen. Hier lernen Sie alles, was ein Jünger Jesu wissen und praktizieren sollte.
Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Nach der Herrlichkeit hat er mich zu den Nationen gesandt, die euch geplündert haben; denn wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an. Elberfelder 1871 – Sacharja 2,12
Denn so hat ER der Umscharte gesprochen, der mich um Ehre entsandt hat, von den Weltstämmen, die euch beuten: Ja, wer euch anrührt, rührt meinen Augapfel an! Buber & Rosenzweig – Sacharja 2:12
Denn so spricht der Ewige der Heerscharen, nachdem die Herrlichkeit mich ausgesandt hat zu den Völkern, die euch geplündert: Wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an. Die Philippson-Bibel – Sach 2,12
Denn so spricht Jehova, der Weltenherr: Nach dem Ruhme hat er mich zu den Völkern gesandt, welche euch beraubt haben; denn wer euch anrühret, rühret seinen Augapfel an. van Ess 1858 – Sach 2:8
Gottes Augapfel Das Auge ist ein sehr sensibles Organ. Deshalb nimmt Gott sein eigenes Auge als Vergleichspunkt, um zu zeigen, wie wichtig ihm sein Volk ist: „Wer euch antastet, der tastet meinen Augapfel an“ (Sacharja 2,12). Gott spürt es sofort, wenn jemand den Seinen etwas antut. Hier wird deutlich, wie wertvoll die menschengestaltige Redeweise der Bibel ist: Hätte der Prophet nur davon gesprochen, wie kostbar Israel für Gott ist, wäre das eine Feststellung gewesen. Aber wenn man vom unendlich großen Gott sagen darf, er habe einen Augapfel – dann berührt das zutiefst und macht sein Erbarmen anschaulich.
Wer zu Gott gehört, steht unter besonderem Schutz Gottes: „Ich will mich selbst als Wache um mein Haus lagern (…) denn ich sehe nun darauf mit meinen Augen“ (Sacharja 9,8). Wie ein aufmerksamer Wächter wacht Gott über sein Volk. Gott durchschaut alle Pläne, die sich gegen die Seinen richten. Und auch wenn sie noch so heimlich geschmiedet werden – Gott sieht und erkennt es und greift zugunsten des Unschuldigen ein (vgl. Psalm 64).In Jesus kommt „der Gott, der mich sieht“ (1. Mose 16,13) uns Menschen ganz nah. Jesus sieht die Menschen, er sieht, wie es ihnen geht, und welche Not sie haben: „Als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben“ (Matthäus 9,36). Seine Augen füllen sich mit Tränen, als er mit göttlichem Blick die Stadt Jerusalem betrachtet: „Als er näherkam, sah er die Stadt und weinte“ (Lukas 19,41). Jesus hat einen klaren Blick für die verfahrene Lage der Menschen. Jesus sieht mit Gottes Augen. Deshalb kennt er unsere Herzen und unsere wahren Bedürfnisse.
Faszination Bibel 3/2023
Die folgende Weissagung Gottes scheint die praktische Konsequenz des vorher Geschauten zu sein. Sie gilt jenen Zeitgenossen Sacharjas ( Zion bezieht sich auf die Juden), die noch immer in Babel leben, und fordert sie dringend auf, nach Jerusalem zurückzukehren. Der letzte Teil von Vers 10 sollte vielleicht eher lauten: “ denn ich habe euch wie die vier Winde (und nicht in die vier Winde) unter dem Himmel zerstreut „. Das kann sich auf eine einmalige gewaltsame Zerstreuung oder auch auf jede einzelne Vertreibung der Juden aus ihrem Land beziehen. Die Exilanten lebten unversehrt in Babylon, dem Lande des Nordens – so genannt, weil die Invasoren aus Babylon sich Israel vom Norden her näherten. In Vers 12 – 13 spricht der Herr selbst (d. h. der Engel des Herrn oder der Messias), wenngleich manche Exegeten diese Passage auch als Sacharjas Erklärung seines prophetischen Auftrags deuten. “ Denn so spricht der HERR Zebaoth, der mich gesandt hat “ ist die Übersetzung einer schwierigen hebräischen Textstelle. Ihr Grundgedanke scheint zu sein, daß Gott den Messias senden wird, um die Völker, die euch beraubt haben , zu richten und Gottes Herrlichkeit zu entfalten. Das wird geschehen in dem Gericht der Heiden bei der Wiederkunft des Messias ( Mt 25,31-46 ). Das Bild vom Augapfel stammt aus 5Mo 32,10 ; „Apfel“ (wörtlich: „Tor oder Öffnung“) bezieht sich wahrscheinlich auf die Pupille – den verwundbarsten Teil des Auges, der Schutz am nötigsten hat. Hier ist er ein Bild für das von Gott beschützte Israel.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
»Nach Ehre«, ’acharé kabod: Die Frage ist, ob ’acharé (»nach, hinter«) örtlich oder zeitlich zu fassen sei. Wäre das Wort zeitlich zu verstehen, wäre der Sinn der Aussage folgender: Nachdem der Herr das Werk der Errettung an Jerusalem getan und darin seine Herrlichkeit manifestiert hat (Siehe V. 9: »[Ich werde] zur Herrlichkeit … sein in seiner Mitte.«), wird er zu den Nationen gesandt, um diese zu richten. Das stimmt aber nicht mit dem einheitlichen Zeugnis der Schrift überein, nach dem der Herr zuerst die Nationen richten wird, ehe er Israel wiederherstellt und seine Herrlichkeit unter seinem Volk wohnt. Und es stimmt auch sprachlich nicht; denn es müsste dann vor »Herrlichkeit« der Artikel stehen (»nach der Herrlichkeit«), aber der Artikel fehlt. Also müssen wir ’acharé örtlich fassen: Jahwe der Heerscharen sendet seinen Sohn, der nur einem Ziel nachjagt: der Ehre seines Gottes. Er eifert um die Ehre des Gottes Israels, wenn er sich zu den Nationen senden lässt, um sie zu richten. Auch wenn er Israel rettet und segnet, eifert er um die Herrlichkeit des Gottes Israels. Wir können den hebräischen Satz etwa so umschreiben: »Die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren, hat er mich zu den Nationen gesandt.« »er [hat] mich zu den Nationen gesandt«: Dies geschah mit dem Ziel, diese zu richten. Das zeigt sich am Nachsatz »die euch berauben«. Im zweiten Gesicht hatten wir gesehen, dass die Nationen heimgesucht werden müssen, weil sie Israel zerstreut hatten. Ferner wird die Sendung des Gesandten begründet mit dem Satz: »… denn wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an«. Wer das Volk Gottes antastet, tastet »seinen«, d. h. Gottes, Augapfel an (5Mo 32,10). Es geht also um jenes Volk, auf das Gott mehr achthat als auf jedes andere (vgl. Ps 17,8; Spr 7,2). Entsprechend gilt: Wer die Heiligen verfolgt, der verfolgt den Christus Gottes (Apg 9,4–5). Die Nationen hatten Israel im Zorn angetastet, nun wird Gott sie im Zorn antasten. Die Nationen hatten das Volk Gottes geplündert; der Herr wird im Gericht die Verhältnisse umkehren (Jes 14,2). Die Nationen werden den einst Geplünderten »zum Raub« sein. Es wird sich in der endgültigen Erlösung Israels wiederholen, was in der Erlösung aus Ägypten geschah: Damals beraubten die Kinder Israel die Ägypter (2Mo 12,36).
Benedikt Peters . Kommentar zu Sacharja
Um Ehre zu erlangen, hat er mich zu den Völkern gesandt, die euch ausgeplündert haben. Die heidnischen Völker haben Gottes Volk weggeführt und damit Gottes Ehre angetastet. Nun wird Gott seine Ehre wieder von ihnen fordern. »Er hat mich zu den Völkern gesandt.« Wer läßt sich um Gottes Ehre willen zu den Völkern senden? Unser Text läßt diese Frage unbeantwortet. Da der ganze Abschnitt in die messianische Zeit weist, liegt die Annahme nahe, daß diese Worte ein vorweggenommenes Bekenntnis des Messias sind. Gott erweist seine Herrlichkeit darin, daß er die Heiden richtet, die sich an Israel vergreifen. Der Gedanke, der mit der Vision von den vier Hörnern und vier Schmieden verbunden war (2,1–4), taucht hier wieder auf: Wenn Gottes Volk angegriffen wird, fühlt sich Gott selbst angegriffen. Wer euch antastet, tastet seinen Augapfel an. Das Bild muß ernst genommen werden: Gott reagiert sehr empfindlich darauf, wenn seinem Volk Schaden zugefügt wird. Gottes Gemeinschaft mit seinem Volk ist so fest, daß jeder Schlag gegen Israel ihn selbst trifft. (In gleicher Weise hat sich später Jesus Christus mit der Schar seiner Jünger, mit seiner Gemeinde, identifiziert; vgl. Mt 10,40; Joh 13,20; 15,20.)
Wuppertaler Studienbibel
Ermahnung (Sach. 2:6-9). Der Herr ermahnte die Juden, die sich noch in Babylon befanden, die Stadt zu verlassen und sich dem Überrest in Jerusalem anzuschließen. Warum sollten sie in der Bequemlichkeit und Sicherheit einer heidnischen Gesellschaft bleiben, wenn sie in ihrem eigenen Land dringend gebraucht wurden? Der Tag würde kommen, an dem Babylon, das jetzt unter persischer Herrschaft stand, für seine Sünden gerichtet werden würde und diejenigen, die ihm dienten, es ausplündern würden. Verlassen Sie das Land, solange es noch eine Gelegenheit gibt!
Diese Ermahnung bedeutete nicht, dass jeder Jude, der in Babylon blieb, nicht dem Willen Gottes entsprach. So wie Gott Josef nach Ägypten schickte, um den Weg für seine Familie zu bereiten, so hatte er Menschen wie Esther und Mordechai, Daniel und seine Freunde und Nehemia in heidnischen Städten in verantwortlicher Position, wo sie das Werk tun konnten, das er für sie vorgesehen hatte. Der Herr rief die Juden zusammen, die Bequemlichkeit, Berufung und Sicherheit über das Werk Gottes in ihrer eigenen heiligen Stadt stellten. (Siehe Jes. 48:20 und 52:11; Jer. 50:8 und 51:6, 9, 452. Korinther 6,14-18; und Offb. 18,4).
Die Juden sind für Gott sehr wertvoll; er hat sie „den Apfel [Pupille] seines Auges“ genannt (Sach 2,8; Deut 32,10; Ps 17,8). Die Pupille ist die winzige Öffnung in der Iris, die das Licht hereinlässt, und das ist ein sehr empfindlicher und wichtiger Bereich dieses lebenswichtigen Organs. Daher ist alles, was uns lieb und teuer ist, wie die Pupille des Auges.
Der Messias spricht immer noch, wenn er sagt: „Er [Gott, der Vater] hat mich zur Herrlichkeit gesandt“ (Sach 2:8, NKJV), d. h. „um ihm Herrlichkeit zu bringen“. Der ganze Zweck des Lebens Christi auf der Erde, seines Dienstes, seines Todes und seiner Auferstehung war es, Gott die Ehre zu geben (Johannes 1,14; 12,23, 2817:4); und ein Teil dieser Herrlichkeit wird die zukünftige Wiederherstellung Israels im Königreich beinhalten, wenn er auf Erden regiert (Jes. 61:3-11).
Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten. Elberfelder 1871 – Daniel 11,40
Dann aber, wenn das Ende kommt, wird der König des Südens ihn angreifen und der König des Nordens wird zurückschlagen mit Streitwagen und Reitern und zahlreichen Schiffen. Er wird nach Süden vordringen, unaufhaltsam wie die Flut. Gute Nachricht Bibel 2000 – Daniel 11:40
Und zur Zeit des Endes stößt mit ihm der König des Südens zusammen, der König des Nordens stürmt mit Fahrzeug, mit Reisigen und mit vielen Schiffen wider ihn an und kommt in die Länder, flutet und überschwemmt. Buber & Rosenzweig – Dan 11,40
Ein Bibelkapitel über den es wohl mehr Meinungen gibt, als Lösungen und schon mutig von manchen Auslegern, wenn die eine Auslegung gerade erst gescheitert ist, gleich die nächste aus dem Hut zu zaubern Fakt ist: wenn Christus wiedergekommen sein wird, dann werden wir erkennen, wann und wie sich alle Worte auch aus diesem Kapitel zu 1000% erfüllt hatten!
Genau am Ende der Heidenzeiten im Jahre 1914 finden wir, dass sich Gesamt-, d. h. Total-Nation wider Total-Nation erhebt und Total-Königreich wider Total-Königreich, und dies in einem Weltkrieg dergleichen nie zuvor gewesen ist. Er war begleitet und gefolgt von Erdbeben, Hungersnöten, Seuchen, Schrecknissen und grossen Zeichen vom Himmel her. (Luk 21:10, 11) Jene Dinge aber, sagte Jesus, waren erst der „Anfang der Wehen“. Sie kennzeichneten erst den Beginn der „Zeit des Endes“ der Welt, nicht aber das vollendete Ende (telos) der Welt. Dass dieser Erste Weltkrieg der Beginn der „Zeit des Endes“ war, zeigt uns Daniels Prophezeiung. Er vergleicht die demokratischen Mächte in jenem Kampfe mit dem „König des Südens“, die autoritären oder autokratischen Mächte jedoch mit dem „König des Nordens“, den das kirchliche Rom oder der Vatikan unterstützt. Dann sagt Daniel 11:40: „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstossen (ihn stossen, engl B.), und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten.“ Man beachte: Daniel sagt, dass zur „Zeit des Endes“ solch militärische Bewegungen zwischen diesen Königen oder Weltmächten stattfinden. Wenn wir diese im Jahre 1914 beginnen sahen, so haben wir den Beweis, dass die „Zeit des Endes“ der Welt in jenem bemerkenswerten Jahre einsetzte. 28 Wenn die Heidenzeiten zur Weltbeherrschung in jenem selben Jahr endeten und Gottes Königreich geboren wurde, so stimmte es ganz damit überein, wenn die Nationen wider den auf den Thron erhobenen König Jehovas tobten, zum Zeichen, dass sie ihn verwarfen. Dies ist der Grund, weshalb er während dieser Abschlussperiode der Welt ‚inmitten seiner Feinde herrschen‘ muss. Er muss während dieser Zeitspanne in Königsmacht gegenwärtig sein. So stimmt denn seine Gegenwart während der Zeit des Endes seiner Feinde mit der Tatsache überein, dass die Vollendung (syntéleia) der alten Welt eine Reihe von Jahren umfasst.
Wachtturm Januar 1950
1950- es war schon in Erfüllung ??
In der Zeit des Endes wird sich der König des Südens mit ihm auf Zusammenstöße einlassen“, erklärte der Engel dem Daniel (Daniel 11:40a). Hat der König des Südens in der „Zeit des Endes“ dem König des Nordens ‘Stöße’ versetzt? (Daniel 12:4, 9). Auf jeden Fall. Der demütigende Friedensvertrag, der nach dem Ersten Weltkrieg dem damaligen König des Nordens — Deutschland — aufgezwungen wurde, war bestimmt ein ‘Stoß’, der Rachegelüste weckte. Nach seinem Sieg im Zweiten Weltkrieg richtete der König des Südens furchterregende Kernwaffen auf seinen Rivalen und organisierte gegen ihn eine mächtige militärische Allianz, den Nordatlantikpakt (NATO). Über die NATO sagte ein britischer Historiker: „Sie war das wichtigste Werkzeug zur ‚Eindämmung‘ der UdSSR, die man nun als Hauptgefahr für den Frieden in Europa begriff. Ihr Auftrag bestand 40 Jahre, und sie hat ihn unbestreitbar erfolgreich erfüllt.“ In den Jahren des kalten Krieges gehörten zu den ‘Stößen’ des Königs des Südens außer High-Tech-Spionage auch diplomatische und militärische Offensiven. Wie reagierte der König des Nordens darauf? „Gegen ihn wird der König des Nordens mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen anstürmen; und er wird in die Länder gewiß einziehen und sie überfluten und hindurchziehen“ (Daniel 11:40b). Charakteristisch für die Geschichte der „letzten Tage“ war die Expansionspolitik des Nordkönigs. Im Zweiten Weltkrieg flutete der nationalsozialistische „König“ über seine Grenzen in die umliegenden Länder. Am Ende jenes Krieges errichtete der Nachfolge„könig“ ein mächtiges Reich. Während des kalten Krieges kämpfte der König des Nordens in Stellvertreterkriegen und Aufständen in Afrika, Asien und Lateinamerika gegen seinen Rivalen. Er verfolgte wahre Christen und behinderte ihre Tätigkeit, ohne ihr jedoch Einhalt gebieten zu können. Durch seine militärischen und politischen Offensiven brachte er eine Reihe von Staaten unter seine Kontrolle. Es verhielt sich genauso, wie es der Engel prophezeit hatte: „Er wird auch tatsächlich in das Land der ‚Zierde‘ [das geistige Land des Volkes Jehovas] einziehen, und es wird viele Länder geben, die zum Straucheln gebracht werden“ (Daniel 11:41a). Dennoch konnte der König des Nordens nicht die Weltherrschaft erlangen. Der Engel sagte voraus: „Diese sind es, die aus seiner Hand entrinnen werden: Edom und Moab und der Hauptteil der Söhne Ammons“ (Daniel 11:41b). In alter Zeit lagen Edom, Moab und Ammon in etwa zwischen dem Herrschaftsgebiet des ägyptischen Königs des Südens und dem des syrischen Königs des Nordens. Sie stellen heutige Nationen und Organisationen dar, auf die es der König des Nordens abgesehen hatte, die er aber seinem Einflußbereich nicht einverleiben konnte.
Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf! 2009
Auch 2009 – scheint es sich schon erfüllt zu haben,
Lies Daniel 11:40. Daniel, Kapitel 11 spricht von zwei Königen oder politischen Mächten, die miteinander konkurrieren. Vergleicht man diese Prophezeiung mit anderen in der Bibel, wird deutlich, dass „der König des Nordens“ für Russland und seine Verbündeten steht und „der König des Südens“ für die britisch-amerikanische Weltmacht. Unsere Brüder und Schwestern, die im Einflussbereich des „Königs des Nordens“ leben, werden von ihm verfolgt. Eine Anzahl von ihnen ist wegen ihres Glaubens geschlagen und inhaftiert worden. Doch statt sich einschüchtern zu lassen, haben sie einen noch stärkeren Glauben entwickelt. Warum? Weil sie wissen, dass sich durch diese Verfolgung prophetische Aussagen Daniels erfüllen (Dan. 11:41). Dieses Bewusstsein stärkt unsere Hoffnung und motiviert uns, treu zu Jehova zu stehen.
Der Wachtturm August 2023 – Was du aus biblischen Prophezeiungen lernen kannst
Und auf einmal passiert es gerade jetzt oder erst in der Zukunft?? Und gibt es überhaupt noch eine „britisch-amerikanische Weltmacht“? und wenn ja, wie lange werden diese beiden Länder noch in „Harmonie“ auftreten???
Andere Ausleger:
Die Endzeit und der Mensch der Sünde, 36–45. Zwischen V. 35 und 36 liegt eine unbegrenzte Zeitspanne, von der geschichtlichen Erfüllung dieser Prophezeiungen durch Antiochus Epiphanes und die siegreichen Makkabäer bis zur zukünftigen Erfüllung von 36–45, die zugleich die Erfüllung von 10,14 ist. Der „eigenwillige König“ dieser Verse ist der Antichrist der Endzeit, der Mensch der Sünde von 2. Thess. 2, 3–4, der Gesetzlose von Off. 13,1–10, dessen schwacher Schatten Antiochus Epiphanes ist. „Es wird ihm gelingen, bis der Zorn vorüber ist“, 36 (12,1), d.h. bis Gottes Zorn im vollen Maß ausgeschüttet ist (Matth. 24,21; Off. 6–19). Sein gesetzloser, Gott herausfordernder Charakter, 36–39, wird dargelegt. Seine endzeitliche Tätigkeit wird skizziert bis zu seinem Untergang, 40–45 (vgl. Off. 19,20; 20,10), und beschrieben in 2. Thess: 2,3–10. Der letzte Angriff der Könige des Nordens und des Südens soll ihn noch nicht vernichten. Erst das direkte Gericht Gottes, das durch die Wiederkunft des sieghaften Christus über ihn kommt, wird seinen Untergang besiegeln. Solange er regiert, ist er unbesiegbar.
Ungers Großes Bibelhandbuch
Militärische Invasion (Dan. 11:40-43). Wenn der Antichrist in das Land Israel einzieht, sein Bild im jüdischen Tempel aufstellt und sich zum Herrscher und Gott der ganzen Welt erklärt, werden sich nicht alle seinem Willen beugen. Die Könige des Nordens und des Südens werden sich ihm widersetzen und ihre Armeen nach Palästina bringen. In früheren Prophezeiungen in Daniel war der König des Südens Ägypten und der König des Nordens Syrien, aber diese Bezeichnungen treffen möglicherweise nicht auf die Nationen in der Endzeit zu. Einige Studenten setzen diese Invasion mit der in Hesekiel 38-39 beschriebenen Schlacht gleich und sehen darin eine nördliche Konföderation mit Russland an der Spitze und eine südliche Konföderation mit Ägypten und seinen Verbündeten an der Spitze. Der Antichrist wird seine Feinde besiegen und dadurch zu großem Reichtum gelangen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
11,40–45 Es entsteht in Vers 40 die Frage, wer mit »ihm«, »ihn« und »er« gemeint ist. Eine Auslegung lautet folgendermaßen: Der König des Südens trifft auf den nach Belieben handelnden König in einer Schlacht. Der König des Nordens zieht dann rasch durch Palästina und weiter nach Ägypten. Aber beunruhigende Gerüchte von Osten und von Norden veranlassen ihn, nach Palästina zurückzukehren, um sein Lager zwischen den Meeren (Mittelmeer und Totes Meer) und Jerusalem aufzuschlagen. Er wird umkommen, und niemand wird ihm helfen.
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Abgesehen von Kap. 9,24ff ist dies der rätselhafteste Abschnitt des Danielbuches. Eins steht fest: Auf Antiochus IV. Epiphanes treffen höchstens Splitter dieser Verse zu324. Welche Konsequenz ergibt sich daraus? 40–45 Die kritizistische Forschung glaubt, mit V.40 schlage die Erzählung vergangener Geschichte, die sich bisher fälschlich mit dem Mantel der Prophetie umgab, in echte Prophetie um. Dies könne man daran erkennen, daß die Voraussage nicht mehr stimme. Denn a) wurde Antiochus nach 168 v.Chr. nicht mehr vom »König des Südens« (= Ägypten) angegriffen, b) »stürmte« Antiochus nach 168 v.Chr. nicht mehr »gegen« Ägypten »heran«, c) eroberte Antiochus Ägypten überhaupt nicht mehr, und d) kam er auch nicht in der Nähe des Zionsberges »an sein Ende«, sondern starb glanzlos an einer Krankheit in Tabae in der Nähe von Isfahan/Persien, und zwar 164 v.Chr. während eines Kriegszuges gegen den abgefallenen König Artaxias von Armenien325. Man wird hier insoweit zustimmen müssen, als im Blick auf Antiochus tatsächlich solche Beobachtungen zu machen sind. Der Pferdefuß dieser Art von Deutung liegt darin, daß man als »echt« nur betrachtet, was nicht stimmt. Wie aber ist es, wenn die Prophetie von Dan 11,40ff gar nicht auf Antiochus zielt, sondern auf spätere Geschichte? Hartenstein glaubt, die Verse 40ff schilderten »den Einbruch … der römischen Weltmonarchie«, die gegen Jerusalem heranstürmt326. Da Jesus Dan 11,31 auf die Römer deutete, ist Hartensteins Meinung keineswegs aus der Luft gegriffen. Manches hat sich tatsächlich im jüdisch-römischen Krieg 66–73 n.Chr. erfüllt: der römische Feldherr Vespasian, der bald darauf Kaiser wurde, »stürmte« als ein »König des Nordens heran«, konnte das Israelland »überschwemmen und überfluten«, konnte »in das herrliche Land« = Israel »eindringen«, »vieles« mußte »zugrundegehen«, die Nachbarn »Edom und Moab und der beste Teil der Ammoniter« blieben ungeschoren. Schon vorher hatten die Römer »Ägypten« bzw. die »Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens« an sich gebracht. »Libyer und Kuschiter« – letztere vielleicht identisch mit Äthiopien bzw. Afrika südlich von Ägypten – wurden Rom ebenfalls untertan. Auch daß die römischen Feldherren Vespasian und Titus ihre »Palastgezelte zwischen den Meeren (= Mittelmeer?) und dem Berge des herrlichen Heiligtums« aufschlugen, ist geschichtlich belegbar. Läßt sich also vieles auf den jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. deuten, so bleiben doch wichtige Aussagen aus Dan 11,40ff übrig, die auf diese Weise keine Erklärung finden. Zwar kann »der König des Südens« zur Not das aufständische Israel bedeuten. Vom alttestamentlichen Standpunkt aus könnte man auch die Römerzeit als »Zeit des Endes« auffassen. Viel schwieriger aber ist es, die »Gerüchte von Osten und von Norden« auf die Römer zu beziehen – mit einer Ausnahme: Vespasian wurde aufgrund von Nachrichten (»Gerüchten«) aus Rom (»vom Norden«) zum Kaiser ausgerufen und verließ daraufhin das Land der Israeliten, um seine Gegner niederzuwerfen. Vor allem aber ist der Römer damals nicht »an sein Ende« gekommen. Die römische Deutung läßt sich nur dann aufrecht erhalten, wenn man den letzten Satz von V.45 auf den Untergang Roms 400 Jahre nach dem jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. bezieht. Ergebnis: Eine Deutung auf die Römer bzw. den jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. ist nur unter Abstrichen möglich. Allerdings ist sie nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Eine weitere Möglichkeit des Verständnisses öffnet sich bei einem Vergleich mit der Gog/Magog-Weissagung von Hes 38 und 39. Auch dort ist von der »Zeit des Endes« die Rede (Hes 38,8.16), wird ein »König des Nordens« »Krieg führen« (38,2ff), wird er »heranstürmen« wie ein Sturmwetter (38,9) »mit Reitern« (38,4.15), »in die Länder eindringen«, »sie überschwemmen und überfluten« (38,9), »in das herrliche Land (= Israel) eindringen« (38,8ff); »vieles wird zugrunde gehen« (38,10ff); der Eroberer »wird sich der Schätze an Gold und Silber bemächtigen« (38,13); »Libyer und Kuschiter werden in seinem Gefolge sein« (38,5). Bei Gog und Magog wird sogar ausdrücklich gesagt, daß sie »auf die Berge Israels« kommen (Hes 38,8ff; 39,2; vgl. Dan 11,45). Auch Dan 11,45, wonach der Feind dort »an sein Ende kommen wird und keiner da sein wird, der ihm hilft«, findet in Hes 39,2ff eine Parallele. Ohne daß man die Eigenart der Prophetie von Daniel oder Hesekiel aufhebt, betreffen Dan 11,40ff und Hes 38f sehr wahrscheinlich dasselbe Ereignis am Ende der Zeiten. Wird diese Linie weiter gezogen, dann stößt man auf Offb 20,7–10. Hier wird die letzte Erfüllung der Weissagung von Hes 38f beschrieben und damit – falls unsere obige Erklärung stimmt – auch die letzte Erfüllung der Weissagung von Dan 11,40ff. Wir verstehen also Dan 11,40ff als eine Weissagung, deren umfassende Erfüllung noch aussteht. Zwar ist sie schon teilweise im jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. eingetreten, aber die endgültige Erfüllung wird erst in der Zeit erfolgen, die Offb 20,7–10 beschreibt. Damit hat Dan 11,21–45 dieselbe Reihenfolge wie Offb 12–20: erst kommt der Antichrist, und danach der letzte Kampf, bevor Weltgericht und Neuschöpfung stattfinden. Weil es sich um Künftiges handelt, muß die Deutung vorsichtig sein. Die Worte »zur Zeit des Endes« sind strenger zu nehmen als der letzte Abschnitt der irdischen Geschichte. Der »König des Südens« könnte den irdischen Herrscher im Tausendjährigen Reich, vermutlich in Jerusalem, symbolisieren. Er wird in einen »Krieg« verwickelt mit gottfeindlichen Kräften, die durch den »König des Nordens« symbolisiert werden. Der Vorteil liegt zunächst wie in Offb 20,7ff beim »König des Nordens«, der eine überlegene Macht aufbietetb. Ziel der gottfeindlichen Kräfte ist Israel, »das herrliche Land«. Dort werden sie »eindringen« »und vieles wird zugrundegehen«. Daß »Edom und Moab und der beste Teil der Ammoniter« der »Hand« des Angreifers »entrinnen«, zeigt, daß es nur um die »Heiligen« und die geliebte Stadt geht, konkret also um Israel und Jerusalem. Die Nachbarn interessieren nicht. U.U. sind jedoch »Edom«, »Moab« und »Ammon« zugleich symbolische Namen, die Israels Verwandte im geistlichen Sinne kennzeichnen, die immer wieder mit Israels Feinden Zusammenarbeiten329. Dann hätten wir hier die Verführten von Offb 20,7ff vor uns. In der Aussage »Und er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern« können wir den letzten satanischen Versuch erkennen, eine widergöttliche Weltherrschaft aufzurichten. Daß »Ägypten« besonders erwähnt wird, bedeutet eine Ergänzung zu Hes 38f. Sie macht deutlich, daß Jerusalem von allen Seiten eingeschlossen wird. Deshalb beteiligen sich auch »Libyer und Kuschiter«, d.h. die Afrikaner, am Heerzug der Gottesfeinde. Auffallend ist die Freundlichkeit, mit der »Ägypten« hier erwähnt wird. Es erscheint fast als Alliierter Israels und Opfer der Gottesfeinde. Kaum zu deuten ist V.44. Welche »Gerüchte« können den König des Nordens »erschrecken«? Oder steckt darin ein Hinweis auf den Menschensohn, der nach Mt 24,27 »vom Aufgang« (wörtlich genauso in V.44: »vom Aufgang« = vom Osten!) her kommen soll, bzw. auf den rettenden Herrn, der nach Sach 14,4 vom Ölberg, d.h. von Osten aus Jerusalem befreien wird? Dann wäre der »große Zorn« des gottfeindlichen Heeres wie in Offb 12,12 der Zorn dessen, der weiß, »daß er nur noch wenig Zeit hat«, und der deshalb alles daransetzt, »viele zu vernichten und dem Untergang zu weihen«. Das bleibt jedoch eine Vermutung. Dagegen ist V. 45 auf dem Hintergrund von Offb 20,7ff gut verständlich. Die feindlichen Kräfte umringen Jerusalem. Ihr Führer »wird seine Palastgezelte zwischen den Meeren und dem Berge des herrlichen Heiligtums aufschlagen«. Der Begriff für »Palastgezelte« ist im Hebräischen ein Fremdwort, aber gebräuchlich bei den Babyloniern, Persern und Arabern. Vielleicht liegt hier eine bewußte Anspielung auf die babylonische und persische Weltmacht vor, die solange die Geschichte des Volkes Israel bestimmt haben. In diesem letzten Sturm auf Jerusalem sind gewissermaßen noch einmal alle Mächte der vergehenden Welt präsent. Statt »Meere« wird meistens »Meer« übersetzt, obwohl im Hebräischen die Mehrzahl steht. Allerdings bedeutet in Ri 5,17 »Meere« soviel wie das Mittelmeer. Deshalb liegt auch in Dan 11,45 eine Beziehung auf das Mittelmeer nahe. Ganz sicher ist das aber nicht. Die Mehrzahl »Meere« könnte bewußt gewählt sein, um die Versammlung aller Chaosmächte und Völkermassen zu symbolisieren. Als »Berg des herrlichen Heiligtums« wird natürlich der Berg Zion bezeichnet. Mit dem knappen Ausdruck »er wird an sein Ende kommen« wird die Niederlage und die endgültige Ausschaltung jenes endzeitlichen »Königs des Nordens« beschrieben. Die Kürze des Ausdrucks erinnert an die knappe Darstellung in Offb 20,9. In den Worten: »und keiner wird da sein, der ihm hilft« liegen Verlorenheit, Untergang und das rettungslose »Aus« der Geschichte. Dem Plan Gottes kann niemand widerstehen. Sein Wille erfüllt sich. Es ist der Vorteil dieser Deutung, daß sie eine Gesamtschau von Dan 11, Hes 38f, Sach 14 und Offb 20 ermöglicht. Sie muß auch nicht krampfhaft nach Verwirklichungen in der Geschichte suchen, die es noch gar nicht gibt.
Wuppertaler Studienbibel
„Zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm“ – dem „König des Nordens“ – „zusammenstoßen“. Für den König des Südens geht das nicht gut aus. Der König des Nordens wird „gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen“ und dabei „in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten“ (vgl. 11,10.22).
Der König des Nordens wird auch „in das Land der Zierde eindringen“ – also in Israel (vgl. 8,9; 11,16.45) – und dabei „vieles stürzen“, d.h. besiegen bzw. vernichten (vgl. 11,14.19.33-35). Andere Völker „werden seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die Besten der Söhne Ammon“ – vielleicht weil sie proseleukidisch eingestellt sind (Plöger, 167). „Für das Land Ägypten“ wird es jedoch „kein Entrinnen geben“. Deshalb wird er die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine Gewalt bringen“ und auch „Libyer und Kuschiter“.
M. Mainka – Daniel
Im Antichrist wird uns der große Feind Gottes und seines Volkes vorgestellt, der in den letzten Tagen inmitten des jüdischen Volkes gefunden werden wird. Diese abschließenden Verse des Kapitels kündigen prophetisch an, dass das Volk gleichzeitig von einem Feind von außen bekämpft werden wird. Zur „Zeit des Endes“, wenn die Juden in ihr Land zurückgekehrt sind und unter der Herrschaft des Antichrists stehen, werden sie vom König des Südens und vom König des Nordens angegriffen werden. Der König des Nordens wird offenbar ein großer und ernster Gegner für das Volk sein, denn wir lesen, dass er wie ein Wirbelwind kommen und das Land überschwemmen und in es eindringen wird. Eine Zeit lang wird er seine siegreiche Laufbahn fortsetzen, denn „viele Länder werden zu Fall kommen“. Edom, Moab und die Kinder Ammon werden entkommen, doch das Land Ägypten wird unter seine Herrschaft fallen. Wir können aus diesem Abschnitt entnehmen, dass diese alten Völker, die das Land schon in früheren Zeiten umgaben, wieder auftauchen werden, wenn die Juden wieder in ihr Land eingesetzt sind, und zwar entlang der Grenzen der Länder, die ihnen ursprünglich von Gott zugewiesen worden waren. Wir wissen von Jesaja, dass das Gericht Gottes über diese drei Nationen von Israel ausgeführt werden wird (Jes 11,14). Daher könnte es sein, dass es dem König des Nordens nicht erlaubt wird, sie zu berühren. Die Libyer und Äthiopier werden seinen Anweisungen offensichtlich Folge leisten. „Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken; und er wird ausziehen in großem Grimm, um viele zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird seine Palastzelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen“ (11,44.45). Inmitten seiner Erfolge wird er die Nachricht von sich nähernden Feinden aus dem Osten und dem Norden erhalten, was ihn dazu zwingen wird, „in großem Grimm“ gegen diese neuen Gegner auszuziehen. Auf der Heimreise wird er danach trachten, seinen Palast auf dem Berg der heiligen Zierde aufzuschlagen. In diesem Abschnitt werden uns keine Einzelheiten über die Umstände gegeben, die seine Laufbahn beendeten. Uns wird lediglich mitgeteilt, dass er zu seinem Ende kommen wird und niemand da sein wird, um ihm zu helfen. Dieser Ausdruck scheint anzudeuten, dass Gott mit diesem Feind unabhängig von menschlicher Mitwirkung handeln wird (vgl. Hes 39,1–7). Wenn wir die verschiedenen Aussagen der Verse 36 und 45 zusammenbringen, sehen wir ein klares Bild der Juden zur Zeit des Endes, wenn sie im Unglauben, indem sie Christus als ihren Messias verwerfen, in ihr Land zurückgeführt worden sein werden. Sie werden ihren Tempel wiederaufgebaut und die Darbringung von Opfern wiederaufgenommen haben. Nachdem sie ihren König verworfen haben, werden sie nach den Worten des Herrn einen anderen aufnehmen, der „in seinem eigenen Namen kommt“ (Joh 5,43). Demnach werden sie den Antichrist als ihren König annehmen. Im Norden des Landes wird Syrien unter einem mächtigen König aufgerichtet werden. Im Süden wird Ägypten unter seinem eigenen König gedeihen und „Schätze an Gold und Silber“ haben. Äthiopien und Libyen werden als unabhängige Nationen existieren. Im Osten werden Edom, Moab und Ammon wiederaufgerichtet werden. In diesen Umständen werden die Juden, nachdem sie die Herrschaft des Antichrists angenommen haben, abfallen und ihren nördlichen Feinden zum Opfer fallen.
Hamilton Smith – Das Buch Daniel
Auch dieses Wort, anstürmen, wir haben keine Zeit für alle Einzelheiten. Aber, anstürmen, überschwemmen, überfluten, es sind in den Prophetien immer kennzeichnende Ausdrücke für den König des Nordens, für den Assyrier, für den Verwüster. Und es zeigt, wie schnell, wie eine Flut, wie eine riesige Überschwemmung, so wird
er über Israel kommen. Bis jetzt hat der Staat Israel alle seine Kriege gegen die Araber gewonnen. Aber diesmal wir das nicht der Fall sein. In Jesaja 28 und in vielen anderen Stellen, ich nenne nur einige, dass wir den Faden nicht verlieren, da sehen wir auch wie schnell diese nördlichen Stämme, nicht nur Syrien, sondern auch mit anderen Bundesgenossen, während Russland noch abwartet im äußersten Norden, diese Mächte werden gegen Israel stürmen.
W. J. Ouweneel – Das Buch Daniel
In den Versen 40-45 geht es um einen Krieg, der während der Trübsal ausbrechen wird . Zu dieser Zeit wird die Welt in zehn heidnische Nationen und Israel aufgeteilt sein, wobei die zehn heidnischen Nationen gleichermaßen von zehn Königen regiert werden. Diese politische Struktur wird während der ersten dreieinhalb Jahre der Trübsal bestehen, wie in den Kapiteln 2 und 7 beschrieben. Daniel 7 zeigt außerdem, dass der Antichrist in der Mitte der Trübsal die politische Macht übernehmen wird. Im Verlauf seines Krieges gegen die zehn Könige wird er drei töten und die übrigen sieben unterwerfen. Daniel 11:40-45 beschreibt diesen Krieg. In Übereinstimmung mit der Ansicht, dass es sich bei dem willigen König der Verse 36-39 um Antiochus IV Epiphanes handelt, leitet ein rabbinischer Kommentar die Passage folgendermaßen ein: 40-45. Antiochus‘ Ende. Von Ägypten angegriffen , marschiert er über Judäa gegen dieses Land und erringt einen vorübergehenden Erfolg; aber Gerüchte über Unruhen aus dem Osten und Norden veranlassen ihn, seinen Feldzug zu unterbrechen. Als er sich aufmacht, um weitere Eroberungen zu machen, wird er zwischen Jerusalem und der Küste sterben. Price gibt in seinen einleitenden Anmerkungen zu den Versen 40-45 folgende hilfreiche Ratschläge: In Daniel 11:40-45 verlagert sich der Schwerpunkt des biblischen Textes vom bösartigen Charakter des Antichristen auf seine militärischen Eroberungen. In diesem Abschnitt beziehen sich die Personalpronomen „er“ und „ihn“ auf „den König“ (Antichrist), um den es in den Versen 36-39 ging. Es ist notwendig, diese Tatsache sorgfältig zu beachten – andernfalls wird es, wie viele Ausleger gezeigt haben, Verwirrung darüber geben, wer wen angreift und wer in Israel einfällt. In Vers 40 wird der Beginn des Krieges beschrieben: Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm streiten, und der König des Nordens wird gegen ihn kommen wie ein Wirbelsturm mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird überlaufen und durchziehen. Zur Erinnerung: Der Engel , der in 10:19 zu Daniel zu sprechen begann, spricht immer noch. Bereits in 11:35 hatte er die allgemeine Politik und Praxis des Antichristen mit der Formulierung „die Zeit des Endes“ eingeleitet. Jetzt verwendet er denselben Ausdruck erneut, um die militärischen Aktivitäten des Antichristen einzuleiten. Der militärische Feldzug des Antichristen wird sich schließlich auf das Land Israel konzentrieren, doch muss er zunächst einen Angriff des Königs des Südens und des Königs des Nordens überstehen. Diese beiden Könige werden ein Bündnis gegen ihn eingehen. Der Begriff „Süden“ bezieht sich auf Ägypten , während „Norden“ sich auf Syrien bezieht. Viele sensationelle Prophezeiungsbücher ignorieren den Kontext und identifizieren den König des Nordens als Russland. Es stimmt, dass Russland die führende Kraft in der Invasion sein wird, die in Hesekiel 38:1-39:16 beschrieben wird. In seiner Beschreibung dieser Invasion spricht Hesekiel jedoch nicht einfach vom Norden, sondern von den äußersten Teilen des Nordens: Und du wirst von deinem Ort aus dem äußersten Norden kommen, du und viele Völker mit dir, alle auf Pferden reitend, eine große Schar und ein gewaltiges Heer (Hesek. 38:15 ). Aus der Sicht Israels ist Russland das nördlichste Land. In Daniel 11:40 erwähnte der Engel nicht die äußersten Teile des Nordens, sondern den König des Nordens. Im Kontext von Daniel 11 bezieht sich dieser Ausdruck immer auf Syrien, und es besteht keine Notwendigkeit, Vers 40 zur einzigen Ausnahme zu machen. Ein Ausdruck muss zuerst im Lichte seines Kontextes interpretiert werden, also ist hier Syrien gemeint und nicht Russland, wie in Kapitel 11. Aus Vers 40 geht hervor, dass der König des Nordens wie ein Wirbelsturm über ihn kommen wird, d.h. der syrische König wird den Antichristen plötzlich angreifen. Die syrischen Streitkräfte werden sowohl ein Heer als auch eine Flotte umfassen, denn sie werden mit Streitwagen, Reitern und vielen Kriegsschiffen kommen. Trotz des vielschichtigen Angriffs wird der Antichrist seine Gegner besiegen. Er wird in die Länder eindringen, sowohl in Syrien als auch in Ägypten , und überfluten und durch sie hindurchziehen. Auch hier wird das Bild einer Flut symbolisch verwendet, um eine militärische Invasion darzustellen. Vers 41 weist darauf hin, dass Israel während des Krieges zwischen dem Antichristen und den verbündeten Mächten fallen wird: Er wird auch in das herrliche Land einziehen, und viele Länder werden gestürzt werden; diese aber werden aus seiner Hand erlöst werden: Edom und Moab und die Obersten der Kinder Ammon . Wie in den vorangegangenen Abschnitten bezieht sich die Formulierung „herrliches Land“ auf Israel. In der Mitte der Trübsal wird der jüdische Staat erobert werden, wenn die israelische Regierung zusammenbricht. Die gleiche Übernahme durch die Heiden wird in Offenbarung 11:1-2 beschrieben: 1Und es ward mir ein Rohr gegeben wie ein Stecken; und man sprach: Stehe auf und messe den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. 2 Und den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, laßt draußen und messt ihn nicht; denn er ist den Völkern gegeben; und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate. Nach dieser Passage wird der Antichrist die Tempelanlage angreifen und erobern. Er wird sie dreieinhalb Jahre lang kontrollieren. Einige Ausleger sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zeit der Heiden im Jahr 1967 endete, als Israel die Kontrolle über Jerusalem zurückerlangte. Nach Offenbarung 11:1-2 werden die Stadt, das Tempelgelände und das Land jedoch wieder unter heidnische Kontrolle geraten. Die Invasion Israels, die in Daniel 11:41 beschrieben wird, bereitet die Bühne für den Gräuel der Verwüstung , der in 9:27 erwähnt wurde und in 12:11 erneut erwähnt werden wird. Jeschua sprach darüber in Matthäus 24:15-16 : 15 Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung sehen werdet , von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, daß er stehe an heiliger Stätte (wer liest, der verstehe) 16 so fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge: Jeschua warnte, dass der Greuel der Verwüstung das Signal für die Juden sein würde, vor den Truppen des Antichristen zu fliehen . Wie Micha 2,12-13 zeigt, werden nur diejenigen, die sich entscheiden, Jeschuas Befehl zu gehorchen, eine Chance haben, die Trübsal zu überleben : 12 Ich will euch alle versammeln, Jakob; ich will die übrigen von Israel versammeln; ich will sie zusammenbringen wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde mitten auf ihrer Weide; sie sollen ein großes Getümmel machen, weil so viele Menschen da sind. 13 Der Brecher ist vor ihnen heraufgezogen; sie sind aufgebrochen und zum Tor gegangen und haben sich dorthin begeben; und ihr König ist vor ihnen hergegangen, und Jehova ist an ihrer Spitze. Nachdem er das Land der Herrlichkeit angegriffen hat (Dan. 11:41 ), wird der Antichrist in den Tempel der Trübsal einziehen und sich einen Thron errichten. Dann wird er sich selbst als Gott bezeichnen (vgl. II. Thess. 2,3-4 ). Nach der Prophezeiung in Daniel 11,41 wird der Antichrist die politische Kontrolle über die Welt erlangen: und viele Länder werden gestürzt werden. Es wird ihm gelingen, den gesamten Planeten politisch zu übernehmen, mit Ausnahme von drei Nationen; diese werden aber aus seiner Hand befreit werden. Die Königreiche, die dem Machtzugriff des Antichristen entgehen werden, sind Edom und Moab und das Oberhaupt der Kinder Ammon . Heutzutage umfasst das Haschemitische Königreich Jordanien alle drei dieser alten Nationen sowie Gilead . Die göttliche Vorsehung darf hier nicht übersehen werden. Gott wird, wie er es seit Jahrtausenden getan hat, dafür sorgen, dass sein Volk einen Ort hat, an den es während der zweiten Hälfte der Trübsal fliehen kann . Dieser Ort muss außerhalb der politischen Domäne des Antichristen liegen. Das Prinzip, nach dem Gott handeln wird, ist die Verheißung des garantierten Überlebens des Volkes Israel. Das Jahr 1492 ist ein gutes Beispiel für dieses Prinzip in Aktion. In jenem Jahr erließen König Ferdinand und Königin Isabella das Alhambra-Dekret , das die Ausweisung aller Juden aus ihrem Königreich anordnete. Die spanischen Juden waren gezwungen, innerhalb weniger Monate ihrem Glauben abzuschwören oder aus ihrer tausendjährigen Heimat zu fliehen. Es war kein Zufall, sondern göttliche Vorsehung, dass Kolumbus im selben Jahr die Neue Welt entdeckte. Sie wurde schnell zum größten Zufluchtsort der Geschichte für jüdische Flüchtlinge . Während der Trübsal, wenn sich die ganze Welt unter dem Antichristen gegen die Juden wendet, wird Gott erneut dafür sorgen, dass es einen Ort gibt, der frei bleibt von der politischen Kontrolle der Feinde seines Volkes. Die Juden werden östlich von Israel ins heutige Jordanien fliehen. Jeschua hat diese Szene in Matthäus 24:15-22 beschrieben: 15 Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung sehen werdet , von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen an heiliger Stätte (wer liest, der verstehe) 16, so fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge: 17Wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab, um die Sachen aus seinem Haus zu holen; 18und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. 19 Wehe aber denen, die schwanger sind, und denen, die zu der Zeit säugen! 20 Und bittet, daß eure Flucht nicht im Winter und nicht an einem Sabbat geschehe. 21 Denn dann wird eine große Trübsal sein , wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht mehr sein wird. 22 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden. Die Übernahme Israels wird die Juden zur Flucht veranlassen, und sie werden aufgrund dieses Textes wissen, wann sie fliehen müssen. Der Greuel der Verwüstung wird das Zeichen für sie sein. Die Freiheit des transjordanischen Gebietes wird die Möglichkeit zur Flucht bieten. In der obigen Passage nannte Jeschua dieses Gebiet die Berge (Mt. 24:16 ). In Offenbarung 12:6 und 14 wird es die Wüste genannt. In Micha 2:12 schließlich wird die Stadt der Zuflucht als Bozrah oder Petra bezeichnet, die im alten Edom liegt : Ich will euch alle versammeln, Jakob, und den Rest Israels; ich will sie versammeln wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde mitten auf ihrer Weide; sie sollen ein großes Getümmel veranstalten, weil sie so zahlreich sind. Das Prinzip einer Zufluchtsstadt für Israel wird bis zum Ende der Trübsal fortbestehen . In den Versen 42-43 geht es um den Fall Ägyptens . Vers 42 beschreibt den Angriff des Antichristen in folgender Weise: Er wird seine Hand auch über die Länder ausstrecken, und das Land Ägypten wird nicht entrinnen. In Daniel 7:8 , 20 und 24 wurde prophezeit, dass der Antichrist drei der zehn Könige töten würde. In 11:42 offenbarte der Engel , wer der erste dieser drei Könige sein würde: der König des Südens, der König von Ägypten. Vers 43 zeigt die Folgen dieses Sieges: Aber er wird Macht haben über die Gold- und Silberschätze und über alle Kostbarkeiten Ägyptens ; und die Libyer und Äthiopier werden ihm zu Füßen liegen. Nach der Eroberung Ägyptens und der Einnahme seiner Beute wird der Antichrist ungehinderten Zugang zu Afrika haben. Der Untergang des Kontinents wird in Form der Übernahme Libyens und Äthiopiens beschrieben. Der Soncino-Kommentar enthält die folgenden biblischen Hinweise auf diese beiden Völker: “ Libyer. Westlich von Ägypten , auch in Nah. iii. 9 als Helfer der Ägypter erwähnt. Äthiopier. Südlich von Ägypten, und erwähnt als Kusch in Jer. xlvi. 9.“ Vers 44 beschreibt den Fall von Mesopotamien und Syrien : Aber aus dem Osten und aus dem Norden wird ihn eine Nachricht erschüttern, und er wird mit großem Grimm ausziehen, um viele zu verderben und auszulöschen. In der Heiligen Schrift ist der Osten nicht China, sondern Mesopotamien. Heutzutage ist das Gebiet als Irak bekannt. Wie auch immer es während der Trübsal heißen wird , der Herrscher dieses Gebiets wird sich Syrien in seinem Widerstand gegen den Antichristen anschließen . Wenn der Antichrist von den Nachrichten aus dem Osten und aus dem Norden erfährt, wird er beunruhigt sein und mit großer Wut vorgehen. Mit anderen Worten: Er wird auf den Angriff der vereinten Streitkräfte Mesopotamiens und Syriens wütend reagieren und viele vernichten und hinwegfegen. Dabei wird der König von Mesopotamien das zweite Opfer des Antichristen werden. Der König von Syrien wird sein drittes Opfer sein (vgl. Dan 7:8, 20, 24 ).
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar
Die Zeit des Endes (Daniel 11,40–45)
Der nächste Abschnitt dieser Prophezeiung nähert sich rasch dem Ende der Weltgeschichte. Er beginnt mit einer Zeitangabe, denn in Daniel 11,40a heißt es, dass die folgenden Ereignisse „zur Zeit des Endes“ geschehen werden. Diese Textstelle schlägt eine Brücke von dem, was vorausgegangen ist – angefangen bei der Zeit Daniels, bis hin zur letzten Etappe der Geschichte. In diesem Zusammenhang sei noch angemerkt, dass es wichtig ist, zwischen der Zeit des Endes und dem Ende der Zeit zu unterscheiden. Die „Zeit des Endes“ ist eine Epoche der Geschichte, in der sich bestimmte Ereignisse zutragen werden. Diese Geschehnisse werden in den nächsten fünf Versen geschildert. Dagegen ist mit dem „Ende der Zeit“ ein Zeitpunkt gemeint. Es geht dabei um das Ende der Menschheitsgeschichte, wie wir sie heute kennen.
Die Könige des Nordens und des Südens heute In dieser Prophezeiung wird vorhergesagt, dass es in der Zeit des Endes zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens kommen wird. Zu dieser Zeit sind die syrischen Seleukiden und die ägyptischen Ptolemäer längst von der Bildfläche verschwunden. Daher müssen hier neue Mächte gemeint sein, die an ihre Stelle getreten sind. Auf die Frage, um wen es sich dabei handeln könnte, werden ganz unterschiedliche Antworten gegeben. Das ist auch nicht verwunderlich, denn anhand unseres derzeitigen Erkenntnisstands lassen sich keine endgültigen Festlegungen treffen. Dieses Problem wurde bereits von den adventistischen Glaubensvätern und Theologen ausgiebig diskutiert. Vielleicht wäre die beste und ehrlichste Antwort, dass wir diese zukünftigen Ereignisse erst dann richtig einordnen können, wenn sie sich vor unseren Augen erfüllen. Die vorläufig letzten geschichtlich einzuordnenden Aktivitäten des Nordkönigs bzw. des „kleinen Horns“ fanden im Jahre 1798 statt, als der damalige Papst von General Berthier gefangengenommen wurde. Es ist also vernünftig, den Beginn der Endzeit in diesem Jahr anzusetzen. Das würde bedeuten, dass wir heute in der Zeit des Endes leben. Wir haben erkannt, wie sich Daniels Vorhersage in Kapitel 11 historisch in dem Aufstieg und Fall der Nationen bis ins Jahr 1798 erfüllt hat. Die in Daniel 11,40–45 vorhergesagten Ereignisse müssen noch in der Zukunft liegen, denn sie lassen sich bisher nicht geschichtlich zuordnen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass sie sich in der Zukunft erfüllen. Erst dann werden wir verstehen, was in diesem prophetischen Text gemeint ist. Wenn wir uns also zur Deutung von Daniel 11,40–45 äußern, können das nur Vermutungen darüber sein, welche Mächte hier beteiligt sein könnten und wie sich ihr Handeln und ihr Schicksal entwickeln wird. Dabei ist die Frage wichtig, wie eng die Verbindung zwischen diesem Textabschnitt und den vorhergehenden Versen ist. Ein direkter Zusammenhang dürfte zu dem Schluß führen, dass es sich beim König des Nordens in diesem letzten Textabschnitt um dieselbe Macht handelt wie in den Versen 23 bis 39. Wäre solch ein Zusammenhang nicht zu entdecken, müßte an eine andere Macht gedacht werden. Dieser Kommentar vertritt die Ansicht, dass der hier vorliegende Textabschnitt eng mit der vorangegangenen Prophezeiung verknüpft ist. Wir halten es also für wahrscheinlich, dass das Symbol „König des Nordens“ in Daniel 11,40–45 wie in den Texten vorher auf das päpstliche Rom gedeutet werden sollte.
Wenn das richtig ist, stünde dieselbe Macht wie im vorhergehenden Abschnitt (auch im letzten Teil) dieser Prophezeiung im Mittelpunkt. Der König des Südens erscheint zwar kurz zu Beginn dieses Abschnitts, tritt dann aber in den Hintergrund und ist für den Fortgang der Handlung unbedeutend. Vorher in Daniel 11 bezog sich der Titel „König des Südens“ auf Ägypten, das von den Ptolemäern regiert wurde. Am Ende von Kapitel 11 scheint dieser Titel parallel zum Nordkönig eher geistlich als politisch gemeint zu sein. Der König des Nordens wurde zum Symbol für das Papsttum. So war er nicht mehr länger ein territorialer Herrscher im wörtlichen Sinne wie noch am Anfang von Daniel 11. Ähnlich dürfte es sich beim König des Südens am Ende des Kapitels um eine religiöse Größe handeln. Obwohl der Papst nur über ein kleines Gebiet, nämlich den Vatikanstaat, herrscht, übt er beträchtlichen geistlichen Einfluß aus. Dieser Vergleich legt nahe, dass der König des Südens hier eher als religiös-philosophische Macht verstanden werden sollte. Bleibt die Frage, welche Eigenschaft des alten Ägyptens in der Zeit des Endes erneut auftaucht. Ein Kennzeichen des alten Ägyptens war die Ablehnung des Gottes, den Israel verehrte, Jahwe. Der Pharao zur Zeit Moses verstieg sich sogar zu den Worten: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“ Heutzutage zeigt sich diese „ägyptische“ Einstellung im Denken der Aufklärung, auch Rationalismus genannt, der in weiten Teilen der christlichen Welt zu Atheismus oder Agnostizismus geführt hat. Diese Denkströmungen nahmen in der Französischen Revolution (1789–1793) konkrete und beherrschende Formen an – also genau in dem Augenblick, als die prophetische „Zeit des Endes“ im Jahre 1798 begann. Der Atheismus, der seine politische Ausprägung im Marxismus und Kommunismus erlebte, entstand unmittelbar aus der Philosophie, die sich während der Französischen Revolution entwickelte. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die Symbole in der Offenbarung auf ähnliche Weise verbunden zu sein scheinen. In Offenbarung 11 geht es um die zwei Zeugen Gottes. Damit sind das Gesetz und die Propheten, d. h. die Schriften des Alten und Neuen Testaments gemeint. Diese beiden „Zeugen“ erhoben – symbolisch gesprochen – während des Mittelalters, das durch die lange Epoche der 1260 prophetischen Tage bzw. Jahre symbolisiert wird, ihre Stimme. Am Ende dieser Zeitspanne sollte eine neue Macht aufkommen und diese Zeugen umbringen. Ihre Leichname würden dreieinhalb Tage lang auf dem Marktplatz der großen Stadt liegen. Diese Vorhersage paßt gut zu den gegen die Bibel gerichteten Aktionen und Gedanken, die auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution propagiert wurden. Damals wurde die Bibel verworfen und die Vernunft zur obersten Instanz gekürt. Allerdings dürfen wir den König des Südens in Daniel 11,40–45 nicht ausschließlich auf Frankreich im Zeitalter der Revolution deuten. Eine umfassendere Deutung für diesen König wäre der rationalistische Humanismus – der große philosophische Umbruch, den die Französische Revolution der modernen Welt als Erbe hinterließ. Diese Denkweise lebte im Kommunismus und in vielen anderen Bereichen der heutigen Gesellschaft weiter. Dabei stand sie im Konflikt mit der Kirche. Davon zeugt das Schicksal der katholischen Kirche in den kommunistisch beherrschten Staaten. Das hat manche Bibelausleger veranlaßt, die Sowjetunion für den endzeitlichen König des Südens zu halten. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetreiches ist davon allerdings kaum noch die Rede. Ich meine, dass es zu kurz gegriffen wäre, wollte man die Symbolfigur des endzeitlichen Königs des Südens territorial deuten, etwa auf Frankreich oder Rußland. Dagegen erscheint es mir durchaus angebracht, die prophetischen Aussagen auf die Philosophie oder Weltanschauung zu beziehen, für die diese Mächte in der Vergangenheit standen. Ein rationalistischer Humanismus, der zum Agnostizismus oder Atheismus entartete, würde recht gut mit den Aktionen und Einstellungen des Südkönigs übereinstimmen. In Offenbarung 11,8 wird der Zusammenhang zwischen diesen antiken und modernen Denkweisen bildhaft dargestellt: „Und ihre Leichname werden liegen auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.“ Jesus wurde in den philosophischen Begriffen oder pseudoreligiösen Erklärungen dieser „ägyptischen“ Ideologie erneut gekreuzigt. Begonnen hatte das im revolutionären Frankreich, und fortgesetzt hatte es sich im kommunistischen Rußland. Wir fassen zusammen. Der endzeitliche König des Nordens ist offenbar eng verbunden mit der ihm vorausgegangenen führenden Macht. Konkret hieße das: Die mittelalterliche Papstkirche tritt jetzt in ihre letzte Phase ein. Der König des Südens mit seinem antigöttlichen Geist, der an das Ägypten des Altertums erinnert, paßt gut mit der modernen Denkströmung des rationalistischen Humanismus zusammen, die zu Atheismus und Agnostizismus geführt hat. In der heutigen Welt wurden diese Ideen insbesondere vom revolutionären Frankreich und der ehemaligen Sowjetunion propagiert. Obwohl die Macht und die politischen Einflußmöglichkeiten dieser Nationen erheblich schwächer geworden sind, wirkt ihre Denkweise nach wie vor weiter und stellt die Kirche auch heute noch vor eine große Herausforderung.
Das historische Vorbild der endzeitlichen Auseinandersetzung In Daniel 11,40–45 wird offenbar ein tatsächliches Ereignis in der persischen Geschichte als Modell oder Typus für den geistlichen Kampf zwischen Gut und Böse benutzt, der in der Zeit des Endes stattfinden wird. Als Beispiel wird der Feldzug des persischen Königs Kambyses nach Ägypten herangezogen, der in das Jahr 525 v. Chr. fiel. Wenn man von Norden her nach Juda und Ägypten eindringen wollte, mußte man das nördlich gelegene Syrien durchqueren. Aus jüdischer Sicht kamen die Eindringlinge aus dieser Richtung, d. h. letzten Endes aus Syrien. Um den König des Südens in Ägypten festzusetzen, wird der König des Nordens mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen (Dan 11,40a). Kambyses griff Ägypten sowohl zu Lande als auch vom Meer her an. Sein Vorgehen beschreibt Daniel so: „… [er] wird in die Länder eindringen und sie überschwemmen und überfluten“ (Dan 11,40b). Unter diesen Ländern würde auch Juda sein. „Und er wird in das herrliche Land einfallen.“ (Dan 11,41a) Als der Perserkönig weiter südwärts nach Ägypten vorstieß, durchquerte er Juda, ließ aber das Gebiet jenseits des Jordans unbehelligt. So steht es in Daniel 11,41b: „… und viele werden umkommen. Es werden aber seiner Hand entrinnen Edom, Moab und der Hauptteil der Ammoniter.“ Kambyses ließ diese Länder tatsächlich in Ruhe, als er auf der Küstenstraße nach Westen zog. Schließlich erreichte er Ägypten und eroberte das Reich am Nil. Dieser Sieg kommt in Vers 42 zum Ausdruck: „Er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern, und Ägypten wird ihm nicht entrinnen.“ Aber Kambyses war mit seinen Eroberungen noch nicht am Ziel, denn am Ende von Vers 43 steht, dass er die Libyer im Westen von Ägypten und die Kuschiter im Süden Ägyptens, der heutige Sudan, unterwerfen würde. Trotz seiner großen Erfolge sollte er von seiner Nachhut schreckliche Nachrichten erhalten – aus Osten und aus Norden (Vers 44). Die Nachrichten aus dem Osten wurden dem König, der sich zu dieser Zeit gerade in Ägypten aufhielt, westwärts über Syrien und Palästina übermittelt. Obwohl die Geschichtsforscher den Inhalt dieser Mitteilung nicht kennen, weiß man, dass sie Kambyses sehr erschreckt haben muß. Er machte sich wutentbrannt auf den Rückweg, um die Situation selbst zu bereinigen (Vers 44). Als er nach Norden zurückging, zog er erneut durch Juda. Auf seinem Weg durch dieses Land, schlug er sein Lager „zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg“, d. h. in der Küstenebene Scharon, auf (Dan 11,45). Er wollte nicht zum heiligen Berg Zion in Jerusalem, sondern beabsichtigte, nach Norden zurückzukehren, von wo er gekommen war. Denn von dort waren ihm die schrecklichen Nachrichten zu Ohren gekommen. Während des Zwischenaufenthalts in Juda sollte er überraschend ums Leben kommen. Er würde nicht im Kampf fallen, und niemand, so heißt es in Vers 34, würde ihn vor diesem Schicksal bewahren können. Während des Aufenthalts in der Ebene Scharon starb Kambyses an einer Verwundung, die er sich selbst zugefügt hatte. Man sagt, er habe sich versehentlich mit dem Schwert am Oberschenkel verletzt und sei an den Folgen dieser Verletzung gestorben. In der neueren Geschichtsschreibung wird dieses Geschehnis unterschiedlich interpretiert. Manche Historiker vermuten hinter dieser Verwundung einen Selbstmordversuch, andere meinen, es sei tatsächlich ein Unfall gewesen. Wie dieses Vorkommnis auch letztlich zu deuten ist, eins steht fest: Kambyses starb nach zwanzig Tagen an den Folgen der Verletzung. Niemand aus seiner mächtigen Armee konnte ihm helfen. Um es mit Daniels Worten zu umschreiben: „Es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“ (Vers 45) Im Altertum wurde der Tod von Kambyses als Strafe Gottes gedeutet. Der König galt in den Augen seiner Zeitgenossen nämlich als Verrückter, weil er beispielsweise den heiligen Stier Apis durch einen Stich in den Schenkel getötet habe, als er nach Ägypten gekommen sei. Als er sich dann selbst mit dem eigenen Schwert am Oberschenkel verletzte, sah man seinen Tod als Rache der Götter und einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit an.
Die Auseinandersetzung der Endzeit Alle in Daniel 11,40–45 beschriebenen Geschehnisse ereigneten sich buchstäblich, im Leben und Sterben des persischen Königs Kambyses. An diesem Punkt innerhalb der Prophezeiung haben wir es aber nicht mehr mit alten Zeiten, sondern mit der „Zeit des Endes“ (Dan 11,40) zu tun. Es geht nicht mehr um reale persische und ägyptische Könige, sondern diese Titel sind zu Symbolen für die Mächte in der Zeit des Endes geworden. Diese Mächte haben wir als Papsttum (König des Nordens) und Atheismus (König des Südens) gedeutet. In gewisser Weise wird die endzeitliche religiöse Macht in Gestalt der römisch-katholischen Kirche den Sieg über das Heer des Atheismus erringen. Das wird vor dem Ende der Zeit geschehen (Vers 43). Doch während sich diese Macht noch in Sicherheit wiegt, braut sich Unheil zusammen (Vers 44), denn die Könige des Ostens setzen ihre „Truppen“ in Marsch (Offb 16,12). Die Offenbarung spricht ebenfalls von dieser entscheidenden geistlichen Schlacht in buchstäblicher Sprache. Diese große Auseinandersetzung soll sich in Harmagedon abspielen, was soviel heißt wie „der Berg von Meggido“. Meggido liegt ebenfalls zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg. Aufgrund der Prophezeiung nehmen wir an, dass das Papsttum eine der religiösen Mächte ist, die in diese geistliche Entscheidungsschlacht verwickelt sein werden. Die Ebene von Scharon schließt sich unmittelbar im Süden an Meggido an und reicht bis zur Gebirgskette des Karmel, der Meggido und die Scharon-Ebene voneinander trennt. Genau in diesem Gebiet hatte Kambyses seine Zelte aufgeschlagen, als er kurz darauf starb. Auf dem Berg Karmel selbst hatte etwa dreihundert Jahre zuvor auf Veranlassung des Propheten Elia die Auseinandersetzung zwischen dem wahren Gott und dem kanaanitischen Götzen Baal stattgefunden (1 Kön 18). Ein solcher geistlicher Entscheidungskampf wird sich auch in der Zeit des Endes abspielen. Aber es wird sich auf diesem Berg keine Völkerschlacht abspielen (Dan 11,45).
Die Auseinandersetzung von einst symbolisiert den letzten geistlichen Konflikt, der die ganze Welt einschließen wird. Aus diesem geistlichen Entscheidungskampf werden Jesus Christus und sein himmlisches Heer als Sieger hervorgehen, während Satan mit seinen Verbündeten vernichtend geschlagen wird. In Offenbarung 16 werden lediglich die Vorbereitungen für die Schlacht von Harmagedon beschrieben. Offenbarung 19 schildert dagegen den eigentlichen Kampf am großen Tag des allmächtigen Gottes, und Christus bleibt Sieger! Der Verlauf dieses Kampfes wurde dargestellt, indem die Erfahrungen des Kambyses als Vorbild dienten. Der „endzeitliche Kambyses“ wird ebenso scheitern wie der antike. Zu diesem Zeitpunkt werden die irdischen Mächte mit ihren Reichen vom Reich Gottes und seines Messias abgelöst. Damit sind wir in der letzten Szene dieser Prophezeiung angelangt. Sie steht in den ersten vier Versen von Daniel 12.
William H. Shea – Studienreihe zur Bibel – Das Buch Daniel
Denn da ist eine Abschaffung des vorhergehenden Gebots seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen (denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht) und die Einführung einer besseren Hoffnung, durch welche wir Gott nahen. Elberfelder 1871 – Hebräer 7,18–19
Damit ist also die Ordnung, die früher galt, außer Kraft gesetzt, weil sie sich als ohnmächtig erwies und ´letztlich` keinen Nutzen brachte; das Gesetz ist nicht imstande gewesen, zur Vollkommenheit zu führen. An die Stelle jener Ordnung ist etwas getreten, was uns eine Hoffnung gibt, die alles Frühere in den Schatten stellt, und was uns einen ungehinderten Zugang zu Gott möglich macht. (An ihre Stelle ist eine bessere Hoffnung getreten, durch die wir uns Gott nahen.) Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 7:18–19
Damit wird nun allerdings die bis dahin gültige Priesterordnung aufgehoben, weil sie unwirksam und nutzlos war das Gesetz hat ja keine Vollkommenheit erzielt -; und zugleich wird eine bessere Hoffnung eingeführt, durch die wir uns Gott nahen dürfen. Ludwig Albrecht – 1926 – Hebr 7,18–19
Die frühere Bedingung für das Priestertum wurde dadurch aufgehoben, weil sie schwach und nutzlos war. Denn das Gesetz machte nichts vollkommen. Nun ist eine bessere Hoffnung an seine Stelle getreten. Und sie zeigt einen Weg, auf dem wir zu Gott kommen. Neues Leben – Bibel 2006 – Hebr 7:18–19
Hatte Gott einen Fehler gemacht, als ER den Israeliten das „mosaische Gesetz“ gab, und mußte deshalb mit Jesus „nachbessern“?? Was war der Grund für das mosaische Gesetz?
Paulus verdeutlicht den Grund der Absetzung (ἀ-θέτησις, das von ἀ-θετέω („verwerfen“) von Überkommenem stammt) des alten Systems, da es schwach und nutzlos war und das Gesetz nichts zum Ziel führen konnte, sodass eine bessere Person, der Herr Jesus, die bessere Hoffnung brachte, nämlich, dass die Gläubigen Gott nahen können. Paulus macht dies anhand allgemeiner Grundsätze klar, die er dann auf das Gesetz überträgt. Die Korrelatate μὲν („einerseits“) δὲ („andererseits“) im nächsten Vers zeigen die beiden Gründe für die Absetzung des alten Gebots und liefern eine gute Gliederung des Satzes.
P. Streitenberger – Der Hebräerbrief
Die beiden Verse sind eng miteinander verbunden: »Denn damit wird das frühere Gebot aufgehoben…, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung.« »Das frühere Gebot«, d. h. das Kultgesetz, das den Tempeldienst der levitischen Priesterschaft regelte, wird zwar durch das Erscheinen Jesu aufgehoben, eingeführt wird aber zugleich »eine bessere Hoffnung«. Denn die göttliche Zusage: »Du bist ein Priester ewiglich nach der Weise Melchisedeks« (Ps 110,4) bürgt für das Wirken Jesu. Was Gott ihm zugesagt hat, wird er auch dem prophetischen Wort des Psalms entsprechend durchführen. Zwar war auch die alte Heilsordnung (»das Gebot«) von Gott gegeben, sie hatte sich aber als »schwach und nutzlos« erwiesen, als unfähig, lebendig zu machen (vgl. Gal 3,21). Die neue Heilsordnung schenkt dagegen »eine bessere Hoffnung«, d. h. eine Hoffnung, die unvergleichlich besser ist, weil sie ans Ziel führt, und zwar, weil sie sich einzig auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, richtet. »Als Vorläufer für uns« (Heb 6,20) ist er schon in das Allerheiligsie hineingegangen. Damit hat er den Glaubenden den Eintritt zum Vater eröffnet (vgl. Heb 10,19-22). »… denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen…«: Dieser Zwischensatz aktuallsiert die Frage nach dem Sinn des Gesetzes im Hebräerbrief. Wie in den Paulus -Briefen wird dem »Gesetz« kein Eigenwert beigemessen (vgl. Röm 10,4; Gal 3,24). Nach Heb 10,1 besteht seine Aufgabe darin, Schattenbild der zukünftigen Güter zu sein. Es hat die Aufgabe, darauf hinzuweisen, dass wir Menschen Sünder sind, die ohne Sühne und Reinigung von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen sind. Das atl. Kultgesetz vermag aber keine Sühne zu schaffen, die uns dem Gewissen nach vollkommen machen könnte (vgl. Heb 9,6). Deshalb ist es schwach und nutzlos. Es deckt die Not der Sünde auf, kann sie aber nicht aus der Weit schaffen. Die Einführung der »besseren Hoffnung« hat aber zur Folge, dass wir wirklich in die Nähe Gottes treten dürfen. »Gott nahen« ist ein priesterlicher Terminus und bezeichnet im AT das besondere Privileg der levitischen Priester (vgl. 2Mose 24,2; 3Mose 10,3). Jetzt dürfen aber alle Gläubigen sich »Gott nahen«, weil Jesus ihr Hohepriester ist, der für immer lebt und bei Gott für sie eintritt (vgl. Heb 7,25). – Die »Vollendung«, die das atl. Kultgesetz nicht bringen konnte, wird durch das Hohepriestertum Jesu geschaffen. Dies bringt zugleich mit sich, dass wir als Jesu Brüder und Schwestern befähigt werden, in die unmittelbare Nähe Gottes zu treten (vgl. Heb 4,15f.). Der Gedanke des allgemeinen Priestertums, des Priestertums aller Gläubigen, kommt hier deutlich zum Ausdruck (vgl. Heb 10,19-22; Röm 12,1; Eph 2,19ff.; 1Petr 2,5-9).
Gerhard Maier – Edition C
Der Schreiber fährt unbeirrt in seiner Argumentation fort, wonach das Gesetz, welches das levitische Priestertum regierte, jetzt annulliert worden ist. Es ist „aufgehoben“ (athetesis [vgl. Rev. Elberf]) worden, was eine Ablösung, Außerkraftsetzung (vgl. G N) und Abschaffung erkennen läßt. Es kommt in 9,26 erneut vor, wo wir lesen, daß der Erretter zur „Abschaffung“ der Sünde geoffenbart worden ist. So gewiß das Opfer Christi demnach mit unserer Sünde Schluß gemacht hat, so sicher ist durch die Einführung eines neuen Priestertums das Gebot außer Kraft gesetzt worden, das die alte Ordnung eingeführt hatte. Zwei gegensätzliche Sachverhalte werden in V.18-19 behandelt. Es geht um die „Abschaffung“ des einen und um die „Einführung“ des anderen. Wenn man mehrere Einschübe und Attribute von der Hauptaussage des Satzes entfernt, geht es darin um die Abschaffung des alten Gebots und die Einführung einer besseren Hoffnung. Das alte Gebot ist das Gesetz der Frühzeit, welches das levitische Priestertum erforderte, einführte und ihm Verordnungen gab. Es ist beiseite gesetzt worden. Es wurde aufgehoben. Dies ist Gegenstand der Verse zuvor gewesen (ab V.12), doch der Schreiber führt das Thema weiter. Es ist nicht sofort einsichtig, warum ein göttlich gegebenes Gesetz beiseite gesetzt werden sollte. Dies entspricht fast einem Widerruf göttlicher Ordnungen. Das Gesetz war ja an sich und dem Wesen nach heilig, gerecht und gut (Röm 7,12). Es ging dabei jedoch um Schwachheit und Nutzlosigkeit. Dies lag nicht an irgendeinem Fehler, der dem Gesetz selbst innewohnte. Es war vielmehr schwach aufgrund der Schwachheit des Fleisches des Menschen, der es empfangen hatte. Das Gesetz konnte anweisen, gebieten und verurteilen. Es war imstande, das zu verlangen, was recht und billig war, aber es konnte weder die Bereitschaft noch die Kraft zum Gehorchen verleihen. Dahingehend war es schwach . Durch dieses Gesetz, darauf beruhend und infolge dessen war die alte Ordnung des Priestertums eingeführt worden, doch die Zeremonien und Riten jenes alten Systems wurden nur zu Hindernissen, indem sie einen Schleier zwischen Gott und Menschen hängten. Statt Menschen zum Herzutreten zu befähigen, erinnerten sie den Menschen lediglich an seine Untauglichkeit und schlossen ihn aus. Das Gesetz war nicht nur schwach, sondern auch nutzlos. Was das Gesetz forderte, war Vollkommenheit. Doch indem es eine solche Forderung an Menschen mit einer gefallenen Natur und sündigen Neigungen stellte, ließ das Gesetz die Sündhaftigkeit sündiger Menschen nur noch größer erscheinen, bis so mancher Mensch ausrief: „Ich elender Mensch!“ (Röm 7,24). Das Gesetz hatte nicht die Kraft, zur Vollkommenheit, die es forderte, beizutragen. Das priesterliche System, das durch das Gesetz geschaffen wurde, erlaubte es Gott, mit dem Volk zu handeln, indem es ein fortwährendes Bedecken der Sünden gab, die vom Gesetz aufgedeckt wurden. Dieses gute Gesetz war aufgrund des menschlichen Wesens schwach und nutzlos. Es war außerstande, die Kraft zur Erfüllung seiner Forderungen zu geben. Es mußte aufgehoben werden. Es mußte beiseite gesetzt werden.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Zuvor hat er schon in Vers 11.12 die Aussage gemacht, dass bei einer Veränderung des Priestertums auch das Gesetz verändert werden muss. Dass dies tatsächlich geschieht, sagt er in Vers 18: Denn aufgehoben wird … das vorhergehende Gebot. Das griechische Wort für aufgehoben bedeutet abschaffen. Es ist dasselbe griechische Wort, das er später in 9,26 benutzt, wo er von der Aufhebung der Sünde spricht. So wie sein Tod die Sünde aufhebt, hebt sein Tod in gleicher Weise auch das Gesetz auf. Außerdem wurde das Gesetz aus zwei Gründen abgetan. Erstens, wegen der Schwachheit: Es war schwach in dem Sinne, dass es dem Menschen keine Kraft verleihen konnte, um dessen Gebote zu erfüllen, und es konnte auch keine Rechtfertigung hervorbringen. Zweitens, wegen seiner Nutzlosigkeit: Es konnte kein Leben schenken. Damit ist deutlich gesagt, dass das Gesetz abgeschafft worden ist. Dies war wichtig für Jesus Christus, damit er in seiner Rolle als neuer Priester fungieren konnte. Wenn das Gesetz immer noch Gültigkeit hätte, könnte er nicht Priester sein. Er konnte nur deshalb Priester sein, weil das Gesetz abgeschafft worden ist. In Vers 19 sagt der Verfasser, dass das Gesetz niemals Vollkommenheit hervorbrachte. Deshalb wurde ein neues Priestertum mit einem neuen Priester notwendig. Das Gesetz konnte niemanden zur geistlichen Reife führen. Was das Gesetz konnte, ist auf den Einen hinzuweisen, der vollkommen machen konnte. Das ist dasselbe, was Paulus in Galater 3,23-25 ausführt. Eines der Aufgaben des Gesetzes war, Lehrer zu sein und das Volk zum Messias zu führen. Das Gesetz konnte lediglich auf den Einen hinweisen, der vollkommen machen konnte. Und somit führt uns dieser zu einer besseren Hoffnung, dem neuen Hohenpriester. Schließlich führt der Dienst des Priesters dazu, dass man Zugang hat, denn wegen seines Priestertums hat man Zutritt zu Gottes Gegenwart. Deshalb kann man sich durch sein Priestertum Gott nahen. In 4,14-16 wurden die Leser ermutigt, sich zu nahen und mit Freimütigkeit hinzuzutreten zum Thron der Gnade. Warum dies möglich ist, liegt in diesem Priestertum begründet.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
Die Einheit des Gesetzes des Mose Um ein klares Verständnis des mosaischen Gesetzes und seiner Beziehung zum Gläubigen, ob Jude oder Nichtjude, zu haben, ist es notwendig, es biblisch zu verstehen.[1] Biblisch gesehen wird das mosaische Gesetz als eine einzige Einheit betrachtet.[2] Obwohl eine Aufteilung des Gesetzes in „zeremonielle“, „gesetzliche“ und „moralische“ Teile für das Studium bequem sein mag, ist sie künstlich. In gleicher Weise sollten die Zehn Gebote nicht von der größeren Sammlung (613) getrennt werden, als ob nur die 10 ewig und verbindlich wären. Jakobus 2:10 sagt dies: Denn wer das ganze Gesetz hält und doch in einem Punkt strauchelt, der ist an allem schuldig geworden. Der Punkt ist klar: Eine Person braucht nur eines der sechshundertdreizehn Gebote zu brechen, um schuldig zu sein, das ganze Gesetz des Mose gebrochen zu haben, was nur wahr sein kann, wenn das Gesetz eine einzige Einheit ist. Wenn es das nicht ist, liegt die Schuld nur in dem besonderen Gebot, das verletzt wurde. Zur Veranschaulichung: Wenn eine Person Schinken isst, gemäß dem Verbot im Gesetz Moses, ist er oder sie schuldig, die Zehn Gebote zu brechen, obwohl keines von ihnen über das Essen von Schweinefleisch spricht.
Das Gesetz des Mose wird unwirksam Das Neue Testament ist eindeutig, dass das Gesetz des Mose mit dem Tod des Messias außer Kraft gesetzt wurde. Mit anderen Worten, das Gesetz – in seiner singulären Gesamtheit – hat keine Autorität mehr über irgendeinen Menschen. Dies ist aus dem Folgenden ersichtlich: A. Das Gesetz rechtfertigt, heiligt oder vervollkommnet nicht mehr Christus ist das Ende des Gesetzes (Röm 10,4), und das schließt alle 613 ein. Mit seinem Tod gibt es keine Rechtfertigung durch das mosaische Gesetz (Gal 2,16), keine Heiligung und keine Vollkommenheit (Hebr 7,19). Außerdem wird gezeigt, dass das Gesetz völlig aufgehört hat zu funktionieren. B. Eine temporäre Verwaltung Das Gesetz war nie als dauerhafte Verwaltung gedacht, wie aus Gal 3,19 ersichtlich ist. Paulus will damit sagen, dass das Gesetz des Mose ein Zusatz zum abrahamitischen Bund war, ein Zusatz, der die Sünde deutlich machen sollte, damit alle wissen, dass sie Gottes Maßstab für Gerechtigkeit verfehlt haben. Es war ein vorübergehender Zusatz, bis der Same, der Messias, kommen würde; und nun, da er gekommen ist, ist das Gesetz beendet. Der Zusatz hat mit dem Kreuz aufgehört zu funktionieren. C. Das neue Priestertum nach dem Orden des Melchisedek Mit dem Messias gibt es ein neues Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks, nicht nach der Ordnung Aarons. Das Gesetz des Mose bildete die Grundlage für das levitische Priestertum. In Hebräer 7,11-12 wird behauptet, dass nur eine Art von Priestertum erlaubt war: das Aaronische/Levitische Priestertum. Das levitische Priestertum konnte jedoch keine Vollkommenheit bringen: Tierblut konnte keine Vollkommenheit bringen; nur das Blut des Messias konnte das tun (Hebr 9-10). Daher benötigte ein neues Priestertum ein neues Gesetz, unter dem es wirken konnte. In Hebräer 7,18 heißt es tatsächlich, dass das mosaische Gesetz „aufgehoben“ oder „beiseite gelegt“ wurde[3] Daher gibt es nun ein Neues Priestertum, in dem Jeschua ein Priester sein kann und ist. D. Das neue Gesetz Die vierte Beweislinie für die Aufhebung des mosaischen Gesetzes zielt genau auf den Teil des Gesetzes, den die meisten Menschen beibehalten wollen – die Zehn Gebote. Eine sehr bedeutsame Stelle ist 2. Korinther 3,2-11 (<<- Bibel öffnen und hier lesen). In Vers 7 wird das Gesetz des Mose als Dienst des Todes bezeichnet, und in V. 9 als Dienst der Verdammnis. Das würde auch dann gelten, wenn das Gesetz heute noch in Kraft wäre. Das Gesetz ist jedoch nicht mehr in Kraft, denn in den Versen 7 und 11 heißt es, dass das Gesetz „vergangen“ (katargeo καταργέω) ist, was „unwirksam machen“ oder „abschaffen“ bedeutet. Da der Schwerpunkt in diesem Abschnitt auf den Zehn Geboten liegt (V. 3, 7), bedeutet dies, dass die Zehn Gebote vergangen sind. Im Gegensatz dazu ist das Gesetz des Messias überlegen, weil es niemals abgeschafft werden wird (Eph 2,11-16). Kurz gesagt, das Gesetz in seiner Gesamtheit (613 Gebote) ist ungültig geworden. Es gibt kein Gebot, das über das Kreuz des Messias hinaus Bestand hat. Das Gesetz ist da und kann als ein Lehrmittel benutzt werden, um Gottes Standard der Gerechtigkeit und die Sündhaftigkeit des Menschen und die Notwendigkeit der stellvertretenden Sühne zu zeigen. Es kann benutzt werden, um einen auf den Messias hinzuweisen (Gal. 3,23-25). Es hat jedoch völlig aufgehört, als Autorität über Individuen zu funktionieren. Teil 3 dieses Beitrags wird mit Einsichten über den messianischen Gläubigen und das „neue“ Gesetz fortfahren. 1] Dieser Beitrag ist eine modifizierte Version der ursprünglichen messianischen Bibelstudie von Dr. Arnold Fruchtenbaum. Die vollständige Version kann hier bezogen werden. 2] Das hebräische Wort Thora (תורה), das „Gesetz“ bedeutet, steht bei der Anwendung auf das Gesetz des Mose immer in der Einzahl, auch wenn es sechshundertdreizehn Gebote enthält. Das gleiche gilt im Neuen Testament für das griechische Wort nomos (νόμος). [3] Das hier verwendete Wort Athetesis (ἀθέτησις) bezieht sich auf die Verweigerung der Anerkennung der Gültigkeit von etwas, auf seine Aufhebung (BDAG 24).
Ihr Kinder, gehorchet euren Eltern im Herrn, denn das ist recht. Elberfelder 1871 – Epheser 6,1
Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern! So möchte es der Herr, dem ihr gehört; so ist es gut und richtig. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Epheser 6:1
Ihr Kinder, gehorcht euern Eltern, denn ihr steht in des Herrn Gemeinschaft!* Ein solcher Gehorsam ist recht und billig – er entspricht dem Willen Gottes. Ludwig Albrecht – Eph 6,1
Ihr Kinder, seid euren Eltern gehorsam, weil ihr ja auch zu Jesus, dem Herrn, gehört. Denn so ist es richtig und gerecht. Das Buch – 2009 – Eph 6:1
Gehorsam – nicht gern gehört – weder jetzt noch in der Vergangenheit. Aber da die Familie das Werkzeug Gottes für den Menschen ist, muß es eine Führung geben – und diese Führung kann nur dann gut funktionieren, wenn die Eltern die Maßstäbe Gottes lieben und IHN ehren. Den folgenden Vers hatten wir schon einmal…
Ein dem Geist unterstelltes Leben (Eph 5,18) ist auch für eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern nötig. Die Wendung „in dem Herrn“ bedeutet nicht, daß die Kinder nur dann gehorchen müssen, wenn die Eltern Christen sind. Wie aus Kol 3,20 ganz klar hervorgeht, ist der Gehorsam eines Kindes gegenüber seinen Eltern Gott wohlgefällig, weil ein solches Verhalten recht (dikaion) ist, d. h., daß das Prinzip des kindlichen Gehorsams für die ganze menschliche Gesellschaft Gültigkeit hat. Zur Unterstützung dieser These ( Eph 6,2 a.3) zitiert Paulus das fünfte Gebot ( 2Mo 20,12; 5Mo 5,16). Nach den Worten des unmittelbar anschließenden Nebensatzes ist dies das erste Gebot, das eine Verheißung hat. In Wirklichkeit handelt es sich hier jedoch um das zweite Gebot, das eine Verheißung hat (vgl. 2Mo 20,6). Manche Exegetensind der Ansicht, daß Paulus hier meinte, es sei das erste Gebot, das Kinder lernen müssen. Doch das ist unrichtig; auch Kinder müssen zuallererst das erste, nicht das fünfte der zehn Gebote lernen. Es ist also wahrscheinlicher, daß Paulus sagen wollte, daß dieses Gebot insofern das „erste“ sei, als es sich bei ihm um ein „vorrangiges“ Gebot handelt, d. h. daß es für Kinder von besonderer Bedeutung ist und als solches für die Kinder eine Verheißung hat. Die Verheißung für die Kinder, die ihren Eltern gehorsam sind, lautet, daß es ihnen wohl gehen werde und sie lange leben auf Erden. Darin steckt das allgemeine Prinzip, daß Gehorsam zu Selbstdisziplin führt, die wiederum Stabilität bewirkt und somit die Aussicht auf ein langes Leben schenkt. (Umgekehrt ist es unwahrscheinlich, daß ein undisziplinierter Mensch lange leben wird. Ein Israelit, der seinen Eltern ständig ungehorsam war, besaß also nicht das Privileg, sich eines langen, gesunden Lebens im Land Israel zu erfreuen. Ein Beispiel dafür waren Elis Söhne Hofni und Pinhas; 1Sam 4,11.) Obwohl diese Verheißung Israel im Alten Testament gegeben worden war, hatte sie ihre Gültigkeit zur Zeit des Paulus ebensowenig verloren wie heute.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Die ausführlichsten Angaben des Apostels Paulus über die Pflichten der verschiedenen Mitglieder eines Haushalts (einschließlich der Sklaven) finden wir in Kolosser 3,18 bis 4,1 und Epheser 5,22 bis 6,9. Aber auch Texte wie 1. Timotheus 2,1–15; 5,1.2; 6,1.2.17–19; Titus 2,1 bis 3,8 und 1. Petrus 2,13 bis 3,7 enthalten zu diesem Thema Aussagen, die im Ton und in der Struktur ähnlich sind. Solche Haustafeln waren nicht auf das Neue Testament beschränkt, sondern zu jener Zeit in der Ethikliteratur durchaus verbreitet. Der Unterschied zwischen ihnen liegt darin, dass sie in der Bibel von christlichen Gesichtspunkten geprägt sind. Nach der Aufzählung der Pflichten der Männer und Frauen kommt Paulus in Epheser 6,1–4 zu denen der Eltern und Kinder. Und wie seine Anweisungen eine hohe Meinung von der Ehe widerspiegeln und viel dazu beitrugen, den Frauen mehr Rechte zu geben, so stellte er auch die Kinder auf eine höhere Ebene. Die meisten von uns wissen gar nicht, wie nachhaltig sich das Christentum auf unsere Sicht von Frauen und Kindern ausgewirkt hat, weil wir in einer Umwelt leben, die sich durch biblische Wertvorstellungen in großem Umfang verändert hat. Man braucht nur die Zeitumstände näher zu betrachten, in der Paulus seine Briefe schrieb, um den Gegensatz festzustellen. In seiner Zeit hatten traditionelle römische Vorstellungen vom Familienleben und von der Erziehung in hohem Maße Einfluss auf die griechisch-römische Welt genommen. In der römischen Kultur hatte der Vater eine fast absolute, legale Macht über die Glieder seines Haushalts, wie aus den Erklärungen von Dionysius von Halicarnassus hervorgeht. Er schrieb: „Die römische Gesetzgebung gab dem Vater praktisch die volle Macht über seinen Sohn: Wenn er es für richtig hielt, konnte er ihn einkerkern, geißeln oder in Ketten legen lassen; er konnte ihn auf den Feldern arbeiten lassen oder ihn töten; und das selbst dann, wenn der Sohn bereits am öffentlichen Leben teilnahm, zu den höchsten Richtern gehörte oder wegen seines Eifers für das [römische] Reich gefeiert wurde.“ Darüber hinaus hatte der pater familias (der regierende Vater) eines römischen Haushalts die Macht, ein ungewolltes, neugeborenes Kind den Elementen auszusetzen, missgebildete Kinder ertränken zu lassen oder unerwünschte Töchter als Sklavinnen zu verkaufen. Erst sein Tod beendete die Herrschaft des Vaters über seine Kinder. Die Juden waren den Römern in ihrer Einstellung gegenüber Kindern weit voraus, aber auch sie waren nicht so fortschrittlich, wie sie hätten sein sollen. Das zeigt sich z. B. in den Aussagen des apokryphen Buches Jesus Sirach, wo es in Kap. 30 heißt: „Wer seinen Sohn liebt, gibt ihm häufig den Stock zu spüren“ (V. 1 GNB, vgl. V. 12), und den Vätern geraten wird, nicht mit ihren Söhnen zu spielen, keine Scherze mit ihnen zu machen oder sie zu verhätscheln (siehe V. 7–10). Die Prinzipien, die sich im Leben Jesu zeigen (siehe Mt 19,13–15) und in den Schriften des Neuen Testamentes ausgeführt werden, haben allmählich die Ansichten der Gesellschaft über Kinder und deren Erziehung verändert. Paulus war ein Vorreiter davon. Schon die Tatsache, dass er den Kindern einen Abschnitt widmet, zeigt, dass sie in der christlichen Familie der damaligen Zeit einen Platz hatten. Sicher hatten die Aussagen Jesu dazu beigetragen, der gesagt hatte: „Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf“ (Mt 18,5 GNB) oder: „Lasst die Kinder doch zu mir kommen und hindert sie nicht daran; denn für Menschen wie sie steht Gottes neue Welt offen.“ (Mk 10,14 GNB) Paulus gibt zunächst und ausführlicher den Kindern Ratschläge. Er fordert sie auf: Gehorcht euren Eltern im Herrn. Beachten wir: Das sagte er nicht zu Frauen. In dem, was er den Kindern sagt, liegt ein autoritärer Ton, der in seinen Ermahnungen an die Frauen fehlt. Doch selbst dieser Gehorsam sollte nicht so unbegrenzt sein, wie man zunächst meinen kann, wenn man Kolosser 3,20 liest („Gehorcht euren Eltern in allem.“ EB). Er sollte im Herrn geschehen. Das ist eine wichtige Einschränkung, weil nicht alle Eltern Christen waren und nicht alle Gläubige mit ihren Anweisungen, die sie ihren Kindern gaben, im Recht waren. Im Herrn zu gehorchen signalisierte die Tatsache, dass man auch in der Familie „Gott mehr gehorchen [muss] als Menschen“ (Apg 5,29). Wenn also ein Elternteil sein Kind auffordert, zu stehlen oder die Gebote Gottes in anderer Weise zu übertreten, ist es die Pflicht des Kindes aufgrund dieses Prinzips, sich zu weigern, sofern es dazu bereits reif genug ist. Doch der Apostel ist anscheinend überzeugt, dass solche Situationen in einem christlichen Haushalt selten vorkommen. Er gibt drei Gründe dafür an, warum Kinder ihren Eltern gehorchen sollen. Erstens: Denn das ist recht. Paulus sieht das sicher richtig, denn in einer Gesellschaft, in der Kinder aufhören, ihren Eltern zu gehorchen, bricht jegliche Ordnung zusammen, weil die Familie das Fundament der Gesellschaft ist. An anderen Stellen bewertet Paulus Ungehorsam den Eltern gegenüber als das Zeichen einer dekadenten Kultur (siehe Rö 1,28–30; 2 Tim 3,1.2). In Kolosser 3,20 äußert er sich ausführlicher als in seiner Aussage in Epheser 6,1. Dort schreibt er: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn.“
George R. Knight – Der Brief an die Epheser
Wenn der Schreiber die Kinder direkt anspricht und zum Gehorsam »im Herrn« auffordert, zeigt das, daß er an christliche Kinder denkt. Kinder müssen ihren Eltern gehorchen (V. 1) und Vater und Mutter ehren (V. 2). »Gehorchen« (hypakoùo) heißt, das Ohr neigen, sich unterordnen und Anweisungen annehmen. Im Fall von Frau und Ehemann (5,22) ordnet sie sich unter (hypotàsso, was eine Frage göttlicher Ordnung ist. Bezeichnenderweise wird dieses Wort auch vom Herrn verwendet in Luk 2,51.) Solcher Gehorsam ist »im Herrn«, womit nicht allein der Beweggrund genannt ist: damit, daß man Christus als Herrn bekannt hat, wird die Loyalität Ihm gegenüber auch zu einem Schutz. Paulus fügt hinzu: »…denn das ist recht« (dikaion, recht, gerecht). Wo die Menschen nur das Licht der Natur besaßen, weder von Gottes Gnade noch vom fünften Gebot wußten, wurde dennoch Ungehorsam gegenüber den Eltern verurteilt (Röm 1,30). Die Richtigkeit dieses Gehorsams ist dem Mensch ins Herz geschrieben, was die Schuld des Ungehorsams gegenüber den Eltern in diesen letzten Tagen (2.Tim 3,2) um so größer macht. Das christliche Kind gehorcht nicht allein im Herrn, sondern hat auch das Beispiel des Herrn selbst, dem es nacheifern soll (Luk 2,51). In der Parallelstelle in Kol 3,20 lautet die Begründung: »denn dies ist wohlgefällig im Herrn.«
Ihr nun, Geliebte, da ihr es vorher wisset, so hütet euch, daß ihr nicht, durch den Irrwahn der Ruchlosen mit fortgerissen, aus eurer eigenen Festigkeit fallet. Elberfelder 1871 – 2.Petrus 3,17
Weil ihr dies nun zum voraus wisst, Geliebte, so seid auf eurer Hut, dass ihr nicht durch die Verirrung der gewissenlosen Leute mit fortgerissen und aus eurem eigenen festen Glaubensstande hinausgeworfen werdet Menge 2024 – 2.Petrus 3:17
Ihr, liebe Freunde, wisst nun schon im Voraus Bescheid. Darum seid auf der Hut und lasst euch nicht von den irrigen Ansichten jener gewissenlosen Leute mitreißen; gebt Acht, dass ihr nicht euren festen Stand verliert und zu Fall kommt! Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petr 3,17
Nehmt euch also eurerseits in weiser Voraussicht in acht, ihr Lieben, dass ihr ja nicht die persönliche Festigkeit verliert, dadurch dass ihr euch dem Irrtum der Gesetzlosen zugesell Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 2.Petr 3:17
Nachdem wir so viel von der unverdienten Güte Jehovas empfangen haben, sollten wir uns damit zufrieden geben, indem wir weitere Bekundungen seiner unverdienten Güte unbeachtet lassen oder anzunehmen verweigern, die er uns fortwährend gewährt? Dürfen wir mit dem Maße des Wachstums zufrieden sein, das wir erreicht haben? Können wir stillstehen? Nein, wir können es uns nicht leisten, stillzustehen. Wir wagen es nicht, uns mit dem Maße des Wachstums zufrieden zu geben, das wir erreicht haben, ob wir nun kleine Kinder sind, an die Paulus seine Worte in Hebräer 5:11-14 (NW) richtete, oder weiter Fortgeschrittene. Wir können uns nicht zufrieden fühlen bei solcher unverdienten Güte, die wir erhalten haben, sondern müssen darin fortwährend wachsen, gerade wie der Apostel Petrus uns ermahnt: „Seid auf eurer Hut, daß ihr nicht mit ihnen durch den Irrtum der gesetzestrotzenden Menschen fortgezogen werdet und in eurer eigenen Standfestigkeit fallt. Nein, aber wachset weiter in der unverdienten Güte und Erkenntnis unseres Herrn und Erretters Jesus Christus.“ — 2 Petrus 3:17, 18, NW. Da Jehova uns weiterhin Kundgebungen seiner unverdienten Güte gewährt, würde das Versäumnis, diese anzunehmen, einen Mangel an Wertschätzung zeigen. Solch ein Mangel an Wertschätzung würde bald in ein Verschmähen all seiner unverdienten Güte auslaufen. Wir schulden es unserem großen Wohltäter, darin fortwährend zu wachsen. Ebenso schulden wir es unserem Nächsten, von Jehovas Güte stets mehr zu empfangen.
Wachtturm 1.Februar1953
Deshalb drehen wir uns in den Artikeln wieterhin um Jehovah, anstatt zu schauen, was andere falsch machen, und wie man sich noch mehr anstrengt??
In warmem und herzlichem Ton (meine Lieben; der Ausdruck erscheint hier zum vierten Mal in diesem Kapitel; vgl. V. 1.8.14) schließt der Apostel Petrus seinen an eine breite Leserschaft gerichteten und doch sehr persönlichen Brief mit einem warnenden (V. 17) und ermutigenden Wort (V. 18). Beide Aussagen basieren auf der Annahme, daß seine Leser das Gesagte schon im voraus wissen (im Griechischen ist das nur ein einziges Wort, proginOskontes; daher das Fremdwort „Prognose“). Eine Prognose ermöglicht es den Menschen, sich auf Kommendes einzustellen und entsprechend zu verhalten. Petrus warnt seine Leser deshalb: So hütet euch (phylassesthe). Heute würde der Apostel schreiben: „Sagt nicht, daß ich euch nicht gewarnt habe.“ Wenn seine Leser sich nicht in acht nehmen, so laufen sie Gefahr, durch den Irrtum dieser ruchlosen Leute (athesmOn; vgl. 2 Petrus 2,7) verführt zu werden. Das Verb „verführen“ (synapachthentes, vgl. Gal 2,13) gilt immer einer Gruppe oder einer Gemeinschaftsbewegung. Es reicht den falschen Lehrern nicht, nur dann und wann ein oder zwei Menschen vom rechten Pfad zu locken, sondern ihnen geht es darum, ganze Gruppen von der wahren Lehre Christi abzubringen. Wer mit solchen Menschen zusammen ist, kann leicht straucheln (vgl. 2 Petrus 1,10; Gal 5,4). Das heißt jedoch nicht, daß er seine Rettung verliert. Doch jene, die sich die Warnungen des Apostels zu Herzen genommen haben und sich an die Prognose halten, können ihren festen Stand (stErigmou; vgl. das Adjektiv astEriktos, „leichtfertig“, in 2 Petrus 2,14;3,16; und das Verb stErizei, „stark oder fest machen“, in 1 Petrus 5,10 ) der Wahrheit bewahren.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Weil die Christen von Gott »Geliebte« sind (V. 17), sollen sie sich auch entsprechend verhalten und »sich hüten«, daß sie nicht »verführt« werden und nicht aus der Gemeinde (2,1) »herausfallen«. »Im voraus wissen« sie um die Gefährdung durch falsche Lehrer, weil Jesus sie schon zu seinen Lebzeiten davor gewarnt hat (Mk 13,5), später dann Paulus (z.B. 1 u. 2 Kor, aber auch fast alle Briefe; ohne das notwendige Ringen um Wahrheit wäre wohl keine der ntl. Schriften geschrieben worden!). Von der Irrlehre wird die Gemeinde nie überrascht, wenn sie auf Jesu Wort hört. Die Gefahr droht von seiten der »Gesetzlosen« (Mt 24,12), also jener Gemeindeglieder, die sich nicht mehr unter Gottes Weisung stellen und sich von Gott nichts mehr sagen lassen, sondern ihre Freiheit betonen. Deren freiheitliche Ideen sind »verführerisch«, ja »mitreißend« (so wörtl.), weil sie unseren Wünschen und Leidenschaften entgegenkommen. Aber der Irrtum ist lebensgefährlich, weil wir dann Gott verfehlen. »Schützen« kann sich die Gemeinde, indem sie sich an die »Stärkung« hält. Das entsprechende Wort kommt öfters im NT vor, vor allem bei Paulus. So betont gerade er, daß wir durch Gott gestärkt wEdition C Bibelkommentarerden (Röm 16,25; 1 Thes 3,13; 2 Thes 2,17; 3,3; auch 1 Petr 5,10), ja auch von Christen als den Mitarbeitern Gottes (Timotheus [1 Thes 3,2] und Paulus [Röm 1,11 f]). Gott stärkt uns durch das Evangelium von Jesus (Röm 16,25).
Edition C Bibelkommentar
Petrus spricht die geliebten Empfänger seines Briefes direkt an und wiederholt ein in 1 Petrus 2,11 gebrauchtes Wort ( proginosko) sowie einen ähnlichen Ausdruck in 2 Petrus 3,1.8.14 .Er kommt in seinem Brief zum Schluß, indem er erkennen läßt, was sie wissen: Sie verstanden Paulus nicht falsch und schätzten auch die Worte des Petrus sowie seinen jetzigen Brief. Sie befanden sich nie in der Gruppe der Unwissenden oder Unbelehrten, sondern sollten aufpassen, damit sie nicht durch den Irrwahn der Ruchlosen mitfortgerissen wurden. Wenn sie sich in die Irre führen ließen (vgl. Konkordante, d. Übers.), würden sie untergehen. Dies sagt etwas darüber aus, was er in 1,10 andeutete – doch hier mit ernsteren Ergebnissen: sie würden nicht nur straucheln (1,10), sondern sogar aus der Gnade fallen.
Vergeltet niemandem Böses mit Bösem; seid vorsorglich für das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Elberfelder 1871 – Römer 12,17
Wenn euch jemand Unrecht tut, dann zahlt es niemals mit gleicher Münze heim. Seid darauf bedacht, vor den Augen aller Menschen bestehen zu können. Gute Nachricht Bibel 2000 – Römer 12:17
Nicht lasse dich besiegen (unterwerfen, bezwingen, überwinden) von dem Bösen (Schlechten), sondern besiege (unterwerfe, bezwinge, überwinde) in dem (durch das, mit dem) Guten das Böse (Schlechte). offene Bibel – Röm 12,21
Zahlt niemandem Böses mit ebensolcher Bosheit zurück! Überlegt schon im Vorhinein, was in den Augen aller Menschen als gut und schön angesehen wird! Roland Werner – Das Buch – Röm 12:17
Die Ermahnungen in den Versen 17 – 21 beziehen sich in erster Linie auf das Verhältnis der Christen zu den Nichtchristen, die als „Feinde“ der Gläubigen (V. 20) und als diejenigen, die anderen Böses tun (V. 17), auftreten. Das alttestamentliche Prinzip der Gerechtigkeit lautete: „Auge um Auge“ (2Mo 21,24), doch Paulus gebietet: Vergeltet niemand Böses mit Bösem (vgl. 1 Petrus 3,9). Positiv formuliert: die Christen sollen Gutes (kala, „schön“, hier im ethischen Sinn für „gut, edel, ehrbar“) tun und mit allen Menschen Frieden haben (vgl. „Seid eines Sinnes untereinander“; Röm 12,16). Doch in Anerkennung der Grenzen des Machbaren schickt Paulus voraus: Ist’s möglich, soviel an euch liegt. Mit anderen Menschen in Frieden zu leben, ist vielleicht nicht immer möglich, doch auf jeden Fall sollen die Gläubigen keinen Anteil daran haben, wenn es zu Streit oder Krieg kommt (vgl. Mt 5,9).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Mit dem letzten Teil seiner Mahnungen geht Paulus noch einmal auf die schwierige Lage der Gemeinde in einer feindlichen Umwelt ein. Wieder ficht uns die „Gestalt dieser Welt“ aus unserem eignen Inneren an: „Böses mit Bösem vergelten“, wie „natürlich“ ist das! Aber unser Leben hat in der Erlösung und Gerechtsprechung von Gott her eine ganz andere Gestalt bekommen. Wir sind von dieser so „natürlichen“ Reaktion auf die Bosheit der andern frei. Wir kennen gründlich das „Böse“ in uns selbst. Wir leben davon, daß Gott bei uns nicht Böses mit Bösem vergolten hat, sondern Christus für uns Gottlose, Sünder und Feinde sterben ließ. Wie sollen wir nun noch unserseits beim „Vergelten“ bleiben wollen? Und doch bedürfen wir auch hier der Mahnung. Es gibt unbegreiflicherweise den „Schalksknecht“, der die Streichung der 40 Millionen Mark Schulden erlebt und dann doch den Mitknecht um den einen 100-Mark-Schein anfällt. Laßt das Wunderbare, das ihr mit Gott erlebtet, euer Verhältnis zu euren Mitmenschen durchdringen! Vergeltet nicht, sondern „sinnt auf Gutes gegenüber allen Menschen“. Wohl sind wir unnachgiebige Zeugen der Wahrheit. Aber diese Wahrheit ist eine „rettende“ Wahrheit!
W.de Boor – Wuppertaler Studienbibel
Die Liebe untereinander in ihrer Herzlichkeit strahlt auch nach außen und gestaltet das Verhältnis zu den Mitmenschen neu. So hat es auch Jesus gesagt und den Jüngern unter die Weisung der Liebe zum Feind gestellt (vgl. Spr 20,22; Mt 5,39.44ff.; auch 1Kor 13,5; 2Tim 2,24; 1Thess 5,15; 1Petr 3,9). Wir wollen uns nicht in das Vergeltungsdenken dieser bösen Zeit hineinziehen lassen und Schlechtigkeit und Böses mit gleicher Münze zurückzahlen. Wir haben Münzen der Liebe, und das ist ein Zahlungsmittel, das den andern beschämt. Im Anschluss an ein Wort aus Sprüche 3,4 fasst Paulus das christliche Handeln gegenüber dem „Bösen“ positiv, und wir könnten wörtlich übersetzen: „Sinnet auf Gutes gegenüber allen Menschen“ (vgl. 2Kor 8,21). Es bedarf schon des Nachdenkens, wie ich dem Bösen mit Gutem begegnen kann. Das geht nicht von selbst. Aber der Geist der Liebe wird uns auch hier in wahres Tun leiten.
Gerhard Maier – Edition C
Die Anordnung »vergeltet niemand Böses mit Bösem« muß in einem allgemeinen Zusammenhang verstanden werden. Böses mit Bösem zu vergelten, wird von der christlichen Lehre überhaupt nicht unterstützt. Das ist dem Beispiel des Herrn völlig fremd, der in Seinem kurzen öffentlichen Leben jeden Grund zur Vergeltung hatte, der aber »gescholten, nicht wiederschalt« (1.Petr. 2,23). In Seiner Lehre in der Bergpredigt legt Er klar dar, was Er von Seinen Jüngern erwartet: »Tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, die euch beleidigen und verfolgen« (Mt. 5,44). Darüber hinaus ist es für einen Nachfolger des Herrn Jesus falsch, Zeit mit dem Schmieden eines Racheplans zu verbringen. Die Schrift bietet keinerlei Grundlage, um das Gebet zum Zweck derartiger persönlicher Befriedigung der alten Natur zu mißbrauchen. Die Reihenfolge der Wörter im Grundtext (»niemandem Böses für Böses vergeltend«) betont insbesondere »niemandem«. Das Wort für »Böses« ist hier kakos und nicht ponêros wie in V. 9 (siehe Anmerkung zu V. 9). Trench unterscheidet die beiden Begriffe: »Der kakos kann zufrieden sein, wenn er in seiner eigenen Verdorbenheit umkommt, aber der ponêros ist erst dann zufrieden, wenn er auch andere ins Verderben gebracht und zusammen mit sich selbst in denselben Untergang gezogen hat.« Das Böse hat verschiedene Erscheinungsformen, aber der Christ wird nicht aufgefordert, das Böse zu erforschen und sich mit den verschiedenen Manifestationen des Bösen vertraut zu machen. Die zweite Hälfte des Verses zeigt, womit sich der wahre Gläubige beschäftigen sollte.
Der weise Salomo schrieb in Sprüche 3,4 über das, was gut ist »in den Augen Gottes und der Menschen«. Möglicherweise dachte Paulus an diese Aussage, als er schrieb: »Seid vorsorglich für das, was ehrbar ist vor allen Menschen.« Der Gläubige muß sich vor allen Tücken seines Verhaltens hüten, die andere berechtigterweise für unchristlich halten. Hier geht es um eine tadellose Lebensweise. Das Leben des Gläubigen kann von Gott geprüft und von Menschen beobachtet werden. Paulus spricht sich nicht dafür aus, daß der Gläubige das ausüben kann, was er nach seinem eigenen Ermessen für gut befindet, denn das könnte sehr wohl falsch sein. Christen müssen entsprechend den Maßstäben des Evangeliums und der Wahrheit Gottes leben, wie sie in der Schrift geoffenbart sind. Dann wird das Gute dabei herauskommen, das der Heilige Geist benutzen kann.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Die neunzehn Ermahnungen in den Versen 9-16 bezogen sich hauptsächlich auf das Verhalten der Liebe unter den Gläubigen. In den Versen 17-21 geht Paulus auf das Verhalten außerhalb der Gemeinschaft der örtlichen Gemeinde ein und führt sechs Ermahnungen auf. Erstens: Vergeltet niemandem Böses mit Bösem (V. 17a). Das griechische Wort für „vergelten“, apodidómi, bedeutet „aufgeben“, „zurückgeben“, „zurückgeben“ und „wiedergeben“. In diesem Vers wird er im Sinne von „zurückzahlen“ verwendet. Manche Gläubige denken vielleicht, dass sie mit Ungläubigen so umgehen können, wie sie wollen, als ob sie frei von bestimmten Verpflichtungen wären, nett zu ihnen zu sein. Paulus hat jedoch gezeigt, dass das nicht so ist. Gläubige sollen nie jemandem Böses mit Bösem vergelten.
Zweitens: Achte auf das, was vor allen Menschen ehrenhaft ist (V. 17b). Das griechische Wort für „sich Gedanken machen“, pronoeó, bedeutet „voraussehen“. Er bezieht sich auf die Planung im Voraus und die nötige Voraussicht, um richtig nach Gottes Willen zu handeln. Der griechische Begriff für „ehrenwerte Dinge“, kalos, bedeutet „schön“ und „gut“. Er bezieht sich auf das, was edel ist und einen ehrenhaften Charakter hat. Die Gläubigen sollen allen bewusst Gutes tun. Sie sollen bewusst darauf achten, was in den Augen aller Menschen richtig ist.
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