Kategorie: jehovah-shammah

Das Einzige, worauf ich echt stolz bin … – II

Für mich jedoch ist es unmöglich, auf irgendetwas anderes stolz zu sein als auf das Kreuz von Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn ist die Welt für mich gekreuzigt, und durch ihn bin ich für die Welt gekreuzigt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Gal 6,14

Auf diesen Ruhm verzichte ich gern. Wenn ich auf etwas stolz sein möchte, dann auf das, was Jesus am Kreuz für uns erlitten hat. Sein Kreuz macht mir einen Strich durch jede Art menschlicher Geltungssucht, und ich merke auch selbst, dass mir vieles nichts mehr bedeutet, was früher für mich so wichtig war.
Willkommen daheim – Galater 6,14–16

Ich aber kenne nur einen Grund zum Rühmen: das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus. Weil er starb, starb auch diese Welt für mich, und ich bin tot für ihre Ansprüche und Forderungen.
Hoffnung für Alle – Galater 6:14

Gedanken von 2020 hier…

Paulus dagegen rühmt sich allein des Kreuzes des Herrn Jesus Christus. Für die Judaisten war das Kreuz eine Schande, für Paulus ist es ein Sinnbild des Triumphes. Die ersteren freuten sich des Fleisches, er freut sich in seinem Retter. Das „Kreuz“ spricht von der Versöhnung Christi, die Paulus auslebt (vgl. Gal 2,20). Durch die Versöhnug wurde die Welt ihm und er der Welt gekreuzigt. Die Welt mit ihren Verlockungen, fleischlichen Verführungen und von Menschen gemachten Religionen gilt ihm nichts. Er sieht auf sie, als sei sie gekreuzigt – und die Welt sieht auf ihn, als sei er gekreuzigt.
Angesichts des Kreuzes Christi und des neuen Lebens, das der Gläubige in der Welt führt, haben äußerliche religiöse Symbole oder auch das Fehlen solcher Symbole nicht die geringste Bedeutung für die Rettung (vgl. Gal 5,6). Das einzige, was zählt, ist, durch die Wiedergeburt eine neue Kreatur zu werden (vgl. 2Kor 5,17).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die falschen Lehrer mögen sich des Zeichens der Beschneidung im Fleische rühmen; Paulus kann sich nur des Kreuzes rühmen. Er rühmt sich dieses Kreuzes, weil er durch dasselbe von der Strafe, die er als Sünder verdient gehabt hätte, gerettet worden ist. Er war von einem toten Judentum und von diesem gegenwärtigen, bösen Zeitlauf befreit worden. Sei es den Juden auch ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit (1 Korinther 1,23), ihm war das Kreuz die Offenbarung von Gottes Liebe, Gnade und Weisheit; es hatte ihn mit dem Menschen einsgemacht, der dort für ihn starb. Man beachte den vollständigen Ausdruck: »des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus«. »Das Kreuz« spricht von der Sühne, von Gottes Weg, das Problem der Sünde vollkommen zu lösen, um so dem unter Gottes Zorn stehenden Sünder Heil zu bereiten. Für Paulus nahm es einen einmaligen, ja, den höchsten Platz ein. »Herr Jesus Christus« spricht von der Fülle Seiner Person, von Seiner Würde. Dieser Eine ist aller Herr. Als Jesus ist er der Retter, als Christus der Gesalbte Gottes. »Unser« zeigt den Besitz und damit unsere Beziehung zu Ihm an. Paulus sagt nun, daß durch das Kreuz die Welt für ihn gekreuzigt ist und er der Welt. Es ist eine doppelte Kreuzigung. Die Welt ist für ihn, er ist für die Welt tot. Er hat für immer mit ihr abgeschlossen. Die Welt ist hier das uns umgebende System, das, von Satan inspiriert und von den Gottlosen getragen, sich gegen Gott und gegen Seinen Christus auflehnt. Für Paulus persönlich war es besonders die religiöse Welt mit ihren Zeremonien und Ritualen, von denen er sich ab- und Christus zugewandt hatte (Philipper 3,4-9). W. Trew sagt zu Vers 14: Paulus »ist dankbar, daß dem so ist. Fortan ist er Gegenstand des Hasses der Welt, weil er Christus so ähnlich ist. Sie wollte ihn so bald wie möglich loswerden; und nach einem Leben des Leidens wurde er dem Tod eines Märtyrers zugeführt. Seinem Herzen war das ganze Weltsystem im höchsten Grad abstoßend, so daß er seinerseits es so bald als möglich loswerden wollte; fortan sollte es in der Welt nichts mehr geben, das sein Herz beschlagnahmen könnte. Das Fleisch vermag nichts hervorzubringen, sei es in der Religion, sei es in der Kultur, dessen er sich hätte rühmen können. Christus, nur Christus konnte sein Herz sättigen, seine Liebe gewinnen, seiner Verehrung und seines Dienstes wert sein. Nur Er war der äußersten Hingabe würdig, und wert, verherrlicht zu werden. Um Ihm zu gehören, ausschließlich Ihm, wendet er der Welt gern den Rücken zu, um fortan nach der Richtschnur des neuen Lebens zu wandeln.« F.F. Bruce überträgt den Vers in seiner umschreibenden Übersetzung wie folgt: »Dieses Kreuz bildet eine ewige Schranke zwischen der Welt und mir und zwischen mir und der Welt.« In einer Fußnote zur »ewigen Schranke« sagte er: »Es scheint, daß Paulus hier auf die doppelte Bedeutung von stauroo anspielt: a) einen Zaun errichten; b) kreuzigen.« Es besteht kein Zweifel: Das Kreuz bildet die Trennungslinie zwischen dem Glaubenden und der Welt. Man beachte, daß das Kreuz in 3,13 uns vom Fluch des Gesetzes befreit; in 5,24 heißt es, daß wir das Fleisch kreuzigten, als wir bei der Bekehrung Christus aufnahmen; hier in 6,14 wird die Bedeutung des Kreuzes im Blick auf die Welt angewendet.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Paulus stellt diesem »bösen Rühmen« der Judaisten das christliche Rühmen gegenüber. Mir aber geschehe es auf keinen Fall, mich zu rühmen, wenn nicht des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus. Wie in 2,20 spricht er wieder individuell für seine Person, weiß aber um das Beispielhafte seines Verhaltens. Was er von sich sagt, kann und soll auch für seine Leser Selbstaussage werden.
Das »Sich-rühmen« gehört in den Bereich der Siegerpose. Wir kennen Siegerposen etwa nach einer politischen Wahl oder einem sportlichen Wettkampf. Oder die Türen eines Gerichtssaales öffnen sich, und der Freigesprochene stellt sich der wartenden Presse. Da wird gestrahlt, der Arm hochgerissen, das Victory-Zeichen gemacht. Die Umstehenden werden aufgefordert: Gratuliert mir! Dagegen möchte der Geschlagene sich verkriechen. Kleinlaut und beschämt steht er im Schatten. Er schüttelt den Kopf über sich selbst und muß sich noch den Spott der Leute gefallen lassen. Diese Situation etwa liegt dem biblischen Sich-rühmen zugrunde. Vorausgesetzt ist ein Mensch, für den es um Sein oder Nichtsein ging und der gewonnen hat. Hier macht Paulus seine bezeichnende Triumphgebärde: Er legt die Hand auf das Kreuz Christi. Warum so entschieden auf dieses Kreuz? Im Kreuz hat sich Gottes Übermacht in unsere von Verderbensmächten bedrohte Existenz eingeschaltet (Röm 1,16; 1Kor 1,18). Dort hat Paulus den Gottfür-mich und damit alles gewonnen (Röm 8,31f). Darauf möchte er um alles in der Welt nicht mehr verzichten. Darum ist es für ihn indiskutabel, in diesem Punkt wie die Judaisten politische Rücksichten zu nehmen.
[14b] Paulus entfaltet, was das Kreuz Christi für sein Verhältnis zum Rest der Welt bedeutet, wobei »Welt« alles umschließt, was außerhalb der Christus-Ordnung und Christus-Logik steht, darum auch das Gesetz und die Beschneidung. Durch das Kreuz ist mir die Welt gekreuzigt. Mit Hilfe der Passivform »wurde mir gekreuzigt« verweist Paulus auf ein Handeln des allmächtigen Gottes. Gott hat zu Karfreitag die Dinge so gewendet, daß für Paulus die Welt angeklagt, widerlegt, verurteilt und hingerichtet dasteht. Damit aber sind auch ihre Rechte an Paulus erloschen. Sie hat für ihn nichts mehr zu melden, er ist keinem ihrer Begriffe, ihrer Maßstäbe, Normen und Forderungen mehr verpflichtet. Zum Vergleich: Wenn ein Landesteil aus einem Staatsgebiet ausgegliedert wird, wird ein ganzes Netz von Abhängigkeiten gegenstandslos. So wurde Paulus durch das Kreuz Christi aus dem bisherigen Beziehungsnetz ausgegliedert und in ein neues versetzt, in den Macht- und Segensbereich Christi (Kol 1,13). Danach verhält er sich jetzt. Natürlich honorierte das die Gegenseite nicht. Im Gegenzug erklärte sie ihn für rechtlos: Und ich bin der Welt gekreuzigt. Sie verfolgt ihn (V. 17; vgl. 4,29; 5,11). Der Sinn von V. 14b liegt also im Hinweis auf eine gegenseitige rechtliche Entflechtung (s. zu 2,19). Die Welt ist für ihn nicht etwa in dem Sinne hingerichtet und tot, daß es sie für ihn nicht mehr gäbe oder ihn nicht mehr für die Welt gäbe. Aber das Verhältnis und darum auch das Verhalten zwischen beiden ist nun grundanders.

Wuppertaler Studienbibel

Nach Barclay macht Paulus Caesar und sein Imperium nicht wegen seiner besonderen Erkenntnistheorie oder Weltanschauung zur besonderen Zielscheibe seiner Polemik, sondern wegen seines unpolitischen Pietismus. Seit der Offenbarung des Christus-Ereignisses sieht Paulus die durch das Christus-Ereignis geschaffene καινὴ κτίσις („neue Schöpfung“, die gegenwärtig durch die Kirche Christi repräsentiert wird; 2 Kor 5,17; Gal 6,14-15) gegenüber der κόσμος („Welt“), die von „dem Gott dieses Zeitalters“ (Gal 1,4) oder den satanischen oder dämonischen Kräften der Sünde, des Todes und des Fleisches beherrscht wird. Die satanischen oder dämonischen Kräfte wirken auf allen Ebenen des Daseins – auf der individuellen, sozialen, politischen und kosmischen Ebene. Paulus betrachtet das Römische Reich selbst nicht als eine dieser Mächte , sondern als einen Akteur, der wie jedes Reich von (satanischen oder göttlichen) Mächten, die größer sind als er selbst, vereinnahmt wird. Insofern das Römische Reich Böses tut, falsche Behauptungen aufstellt, Menschen unterdrückt usw., wird es von der Macht und Weisheit „dieser Welt“ oder den satanischen Kräften der Sünde und des Todes angetrieben und manifestiert sich so als Teil „der Welt“ oder „des gegenwärtigen bösen Zeitalters“, das dem Untergang geweiht ist (1 Kor 1-2; 1 Thess 5,1-11; Phil 1,27-30; Röm 8,31-39). Da sie jedoch die Aufgabe hat, „das Gute“ zu bewahren und zu belohnen, ist sie als Dienst Gottes anzuerkennen und zu ehren (Röm 13,1-7).12 Paulus kann also nicht einfach als pro- oder antirömisch eingestuft werden. Der springende Punkt ist vielmehr, dass Paulus, anstatt Rom in den von ihm selbst oder von modernen politischen Auslegern geschaffenen politischen Kategorien zu sehen und zu versuchen, es in diesen Kategorien zu bekämpfen oder ihm die Stirn zu bieten, „es in den Rang eines abhängigen und abgeleiteten Wesens zurückversetzt, dem ein unterscheidbarer Name oder eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Welt verweigert wird“.

Gott und die Treue des Paulus – Eine kritische Auseinandersetzung mit der paulinischen Theologie von N. T. Wright

Wir nähern uns Ostern… – II

Aber das alles ist so gekommen, damit in Erfüllung geht, was die Propheten* in ihren Schriften angekündigt haben.«
Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 26,56

Aber das alles ist geschehen, damit sich erfüllt, was die Propheten in der Schrift vorausgesagt habeni.« Da ließen ihn alle seine Jünger im Stich und flohen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Mt 26,56

„Aber dies alles ist zustandegekommen, damit die Schriften der Propheten einmal zur Erfüllung gebracht werden.“ Daraufhin flohen die Schüler, nachdem sie ihn alle verlassen hatten.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Matthäus 26:56

2020 schrieb ich, wie überrascht die Jünger waren….

Nach Matthäus sprach Jesus kurz mit seinen Häschern. Er fragte sie, warum sie auf diese Weise gekommen waren, um ihn zu fangen, wo er doch jeden Tag bei ihnen gesessen und im Tempel gelehrt hatte, sie ihn also jederzeit hätten gefangennehmen können. Offensichtlich hatten die religiösen Führer jedoch die Sympathie des Volkes für Jesus gefürchtet. Doch auch so erfüllte sich der Wille des Vaters und die Schriften der Propheten, die von seinem Tod sprachen.
Da verließen ihn alle Jünger und flohen in die Nacht – obwohl sie geschworen hatten, ihn nie zu verlassen (Mt 26,33.35). Die Schafe zerstreuten sich (V.31).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Auch den verhaftenden Juden gegenüber unterstreicht Jesus: »Das alles« – d. h. seine Verhaftung – »ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden.« Hier zieht Jesus besonders »die Schriften der Propheten« heran. Von da aus bestätigt sich noch einmal die Deutung von V. 54, wonach »die Schriften« schlechthin das ganze AT meinen. Merkwürdig, wie Israel nun zum Vollstrecker des göttlichen Heilsplanes wird – aber nicht in der Einheit mit Gott, sondern in der Rebellion gegen den Messias (Mt 21,33ff.) ! Im Grunde dienen alle Menschen den Plänen Gottes. Die einen gezwungen, als Widersacher, die andern freiwillig, als Kinder und Mitarbeiter (1 Kor 3,9).

Kurz, aber wuchtig ist der Schluss des Verhaftungsberichtes: »Da verließen ihn die Jünger samt und sonders und flohen«. Das griechische Wort »alle« steht hinter »Jünger« und ist deshalb besonders betont, so dass wir übersetzten: »samt und sonders«. D. h. also auch Petrus! Also auch Johannes und Jakobus! Also auch Matthäus und Andreas! Nach Joh 18,8 bat Jesus darum, dass man sie laufen ließ. Offenbar hielt man das fliehende Jüngergrüppchen für ungefährlich. Mit Recht. Denn ohne Jesus sind wir nichts wert (Joh 15,5). Nur ein geheimnisvoller junger Mann – keiner der Zwölf! – machte den missglückten Versuch, dem Trupp nachzuschleichen (Mk 14,51ff.). Wie hat sich Jesu Weissagung aus Mt 26,31ff.; Joh 16,32 erfüllt! In der äußeren Niederlage vollzieht sich doch die Erfüllung der Prophetie, Schritt um Schritt. Am Ende wird der größte Sieg der Geschichte stehen.

Gerhard Maier – Edition C

Drittens war all dies notwendig für die Erfüllung der Prophezeiung (Matthäus 26,54-56). Diese Dinge mussten mit Ihm geschehen, weil sie Teil Seiner messianischen Legitimation waren.
An die gerichtet, die kamen, um ihn zu verhaften, erklärte Jeschua: Dies aber ist eure Stunde und die Macht der Finsternis (Lukas 22,53). Die Stunde bezieht sich auf das, was Er im Garten Gethsemane erwartete: Er war bereit, sich dem Zorn der Menschen und dem Zorn Gottes zu stellen.
Als die Jünger erkannten, dass Jeschua nichts mehr tun würde, um sich zu verteidigen, verließen sie ihn und flohen (Matthäus 26:56) und erfüllten damit die prophetischen Worte des Messias, dass sie sich zerstreuen und verjagen würden.

Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Matthäus 26,54 spricht der Herr davon, daß die Schriften erfüllt werden müssen; aber in V.56 ist es Matthäus, der als Antwort auf die vom Herrn gestellt Frage eine ähnliche Aussage macht. Die Volksmengen konnte oder wollte nicht auf die Frage antworten, aber Matthäus gab die auf tieferer Ebene liegende wahre Antwort.
 Die Jünger »verließen ihn und flohen«, wie der Herr in Matthäus 26,31 vorhergesagt hatte: »Die Schafe der Herde werden zerstreut werden.« Johannes und Petrus aber folgten Ihm bis zum Haus des Hohenpriesters (Joh 18,16; Matthäus 26,58).  Der Herr hatte es zugelassen, daß sie von Ihm flöhen, denn wir lesen in Joh 18,8-9: »Laßt diese gehen, auf daß das Wort erfüllt würde, welches er sprach: Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren.« Wohl waren ihre Beweggründe niedrig, aber der Herr begehrte, sie zu schützen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das erstaunliche für mich ist: Jesus wußte alles, was auf ihn zukommen würde, bevor er sich bereiterklärte, hier auf die Erde zu kommen! Und wenn ich es richtig einschätze, war er es selbst, der diesen ganzen Plan ins AT brachte!

„tiefes Loch“ – und nun? – II

HERR, sei mir gnädig, denn ich bin schwach; heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken, und meine Seele ist sehr erschrocken. Ach du, HERR, wie lange! Wende dich, HERR, und errette meine Seele; hilf mir um deiner Güte willen!

Luther 2012 – Ps 6,3–5

Erbarme dich mein, Jehova! denn ich verschmachte; heile mich, Jehova! denn meine Gebeine zittern.
Und meine Seele zittert sehr, ach du, Jehova! wie lange?
Kehre wieder, Jehova! rette meine Seele, hilf mir um deiner Gnade willen!
van Ess 1858 – Psalm 6,3–5

Sei gnädig mir, Jehovah; denn ich verschmachte. Heile mich, Jehovah; denn meine Gebeine sind bestürzt. Ps 51,10; 41,4; Hos 6,1.
Und meine Seele ist sehr bestürzt. Und Du, Jehovah, wie lange. Ps 13,2.3; 51,10.
Kehre zurück, Jehovah, befreie meine Seele, rette mich um Deiner Barmherzigkeit willen! Ps 86,16; 119,132.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 6:3–5

Wo ist mein Herz, wenn Probleme mich bedrücken? Der Psalmist zeigt sehr schön, dass auch jemand, der auf Jehovah vertraut, einmal in ein „tiefes Loch“ fallen kann – aber sein Blick ist immer zum Schöpfer gerichtet – er braucht keine Verschwörungstheorie noch ist er ganz ohne Hoffnung.

https://blog.thomas-pape.de/2020/03/23/15410/

In dieser Strophe (Verse 4-5) erneuert der Psalmist sein Flehen und bittet Gott, ihn vor dem drohenden Tod zu retten. Umkehren kann im hebräischen Text entweder bedeuten, sich dem Psalmisten zuzuwenden (TEV; siehe NEB „Turn back“), oder aber die eigene Haltung zu ändern, was RSV ZU MEINEN scheint. Das Verb wird oft verwendet, um einen Sinneswandel, Reue zu bezeichnen. NJB übersetzt „nachgeben“ und GECL „aufhören, zornig zu sein“. Der Gedanke, jemanden um Hilfe zu bitten, kann in einigen Sprachen mit „höre mir zu“ oder „habe ein Auge auf mich“ ausgedrückt werden. Im Sinne eines Sinneswandels oder einer Änderung der Einstellung kann man manchmal sagen: „einen anderen Weg einschlagen“ oder „einen neuen Weg einschlagen“.
Retten und befreien sind Synonyme. Mein Leben heißt übersetzt „mein nefesh“ (siehe 3,2), und die Bitte „rette mein Leben“ bedeutet „bewahre mich vor dem Tod“, „lass mich nicht sterben“; TEV in Zeile b bedeutet also „rette mich vor dem Tod“, was den Weg für den Hinweis auf „die Welt der Toten“ in Vers 5 bereitet.
Erlöse mich in Zeile b, die eine Parallele zur Rettung meines Lebens in Zeile a ist, ist aufgrund des Kontextes spezifischer: um deiner unerschütterlichen Liebe willen. In diesem Sinne zeigt Zeile b eine Intensivierung. Sie kann z. B. wie folgt wiedergegeben werden: „noch mehr, erlöse mich …“ oder „mehr als das, erlöse mich….“.
In einigen Sprachen gibt es Begriffe für retten, die die Begriffe „retten“ und „wiederherstellen“ kombinieren. Andere sind in ihrem Bedeutungsbereich eingeschränkter. Einige Sprachen drücken retten als „zum Leben erwecken“ oder „zum Leben erwecken“ aus.
In einigen Sprachen gibt es Begriffe für retten, die die Begriffe „retten“ und „wiederherstellen“ kombinieren. Andere sind in ihrem Bedeutungsbereich eingeschränkter. Einige Sprachen drücken retten als „zum Leben erwecken“ oder „zum Leben erwecken“ aus.
Zur unerschütterlichen Liebe siehe 5,7. Der Sinn von „um derentwillen“ wird besser durch „wegen“ oder „weil“ ausgedrückt. Die unerschütterliche Liebe Jahwes ist der Grund oder die Grundlage für das Gebet des Psalmisten. In manchen Übersetzungen ist es besser, sie an die erste Stelle zu setzen, wie folgt: „Weil du mich liebst, Herr, rette mich!“ oder „Du liebst mich, Herr, also rette mich!“

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Wende dich. Wie David soeben über Gottes Abwesenheit geklagt hat, so bittet er jetzt, dass ihm ein Zeichen seiner Gegenwart gegeben werde. Denn unser Glück besteht darin, dass Gott sich unser annimmt. Wir meinen nämlich, dass Gott uns abhold sei, wenn er es nicht zeigt, dass er für uns sorgt. Aus diesen Worten schließen wir, dass David sich in der größten Not befand; denn er bittet, dass seine Seele aus dem Rachen des Todes errettet und dass ihm geholfen werde. Da hier von einer Krankheit nicht die Rede ist, so enthalte ich mich eines Urteils über die Art seiner Trübsal. Dann bestätigt er aufs Neue, was er schon im zweiten Verse gesagt hat, dass er nämlich seine Erlösung nur von dem Erbarmen Gottes erwarte. Deshalb werden die Menschen auch nie ein Heilmittel gegen ihre Leiden finden, wenn sie ihre eigenen Verdienste, auf die sie in falscher Zuversicht vertrauen, nicht gänzlich fahren lassen und es lernen, ihre Zuflucht zur freien Gnade Gottes zu nehmen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Achtmal im Psalm spricht David Gott als „HERR-JEHOVA“, den Bundesnamen Gottes, an, und die Anrede in Vers 1 wird in 38,1 wiederholt, und siehe Jeremia 10,24. Wenn Gott mit seinen Kindern umgeht, weist er sie gewöhnlich zuerst zurecht und züchtigt sie dann, so wie Eltern ungehorsame Kinder zuerst warnen und dann züchtigen (Hebräer 12,5-6; Spr 3,11-12). Nach Hebräer 12,1-13 ist die Züchtigung keine Strafe, die von einem zornigen Richter verhängt wird, sondern eine Züchtigung, die von einem liebenden Vater gegeben wird, um seinen Kindern zur Reife zu verhelfen (siehe Offb. 3,19). Manchmal züchtigt Gott uns, um mit unserem Ungehorsam fertig zu werden, aber manchmal züchtigt er uns auch, um uns auf das vorzubereiten, was vor uns liegt. Es ist wie das Training eines Sportlers für ein Rennen. David dachte, Gott sei zornig auf ihn, aber das war nicht unbedingt der Fall. Wenn man jedoch bedenkt, dass er von Feinden (V. 7), Übeltätern (V. 8), und Feinden (10), und dass sein Körper schwach war und Schmerzen hatte und seine Seele aufgewühlt war, kann man verstehen, warum er das Gefühl hatte, eine Zielscheibe auf seinem Rücken zu haben.

Dreimal verwendet er das hebräische Wort bahal, das „schwach, beunruhigt, erschreckt“ bedeutet. In der King James Version wird es mit „ärgerlich“ übersetzt (Vv. 2, 3, 10), aber im 17. Jahrhundert war das Wort „vex“ viel stärker als heute. Die Übersetzer des griechischen Alten Testaments verwendeten tarasso, das Wort, das im Griechischen in Johannes 12:27 verwendet wird: „Nun ist meine Seele betrübt …“ (und siehe Matthäus 26:38 und Markus 14:34). David wusste, dass er weit mehr verdiente als das, was er ertrug, und flehte um Gnade (siehe 103,13-14) und bat Gott, ihm schnell Hilfe zu schicken. Die schmerzliche Frage „Wie lange noch?“ wird in den Psalmen mindestens sechzehnmal gestellt (6,3; 13,1-2; 35,17; 62,3; 74,9-10; 79,5; 80,4; 82,2; 89,46; 90,13; 94,3). Die Antwort auf die Frage lautet: „Ich werde euch so lange züchtigen, bis ihr die Lektion gelernt habt, die ich euch erteilen will, und bis ihr für das Werk gerüstet seid, das ich euch auftragen will.“ Nach Hebräer 12 können wir, wenn Gott uns züchtigt, die Züchtigung verachten, ihr widerstehen, unter ihr zusammenbrechen und aufgeben oder sie annehmen und uns unterordnen. Was Gott will, ist Unterordnung.

David hatte das Gefühl, dass Gott sich von ihm abgewandt und ihn im Stich gelassen hatte, also bat er ihn, zurückzukehren; und dann begann er, mit ihm zu reden. Jeder Jude wusste, dass der Herr „barmherzig und gnädig“ war (2. Mose 34,6-7), und so bat David Gott, ihm diese Barmherzigkeit zu erweisen und sein Leben zu verschonen. Was hätte der Herr außerdem davon, David sterben zu lassen? (Siehe 30,9-10; 88,10-12). König Hiskia wählte einen ähnlichen Ansatz, als er um Befreiung vom Tod betete (Jes 38,18-19). Das Wort „Grab“ in Vers 5 (KJV) ist sheol, ein Wort, das „das Grab“ oder „das Reich der Toten“ bedeuten kann. Hier bedeutet es letzteres. In alttestamentlichen Zeiten hatten die Menschen nicht die klare Offenbarung über das Leben nach dem Tod, die durch Jesus gebracht wurde (2. Tim. 1:10), obwohl es Einblicke in das gab, was Gott für sein Volk auf Lager hatte (16:9-11; 17:15; 49:14-15; 17:2-4). Ein Körper im Grab kann Gott weder loben noch dienen, und David war sich nicht sicher, was sein Geist in der Hölle für den Herrn tun konnte. Fazit: Es wäre klüger, wenn der Herr ihn erlösen und am Leben lassen würde. David hatte noch Arbeit zu erledigen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Ein Leib?

Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen. Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus, eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden.
Gute Nachricht Bibel – 1. Kor 12,12–13

Denkt zum Vergleich an den ´menschlichen` Körper! Er stellt eine Einheit dar, die aus vielen Teilen besteht; oder andersherum betrachtet: Er setzt sich aus vielen Teilen zusammen, die alle miteinander ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Genauso ist es bei Christus. Denn wir alle – ob Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie – sind mit demselben Geist getauft worden und haben von derselben Quelle, dem Geist Gottes, zu trinken bekommen, und dadurch sind wir alle zu einem Leib geworden.
Neue Genfer Übersetzung – 1.Korinther 12,12–13

Genauso wie ein Körper ein einziges Ganzes bildet und dennoch viele Einzelteile hat oder, andersherum gesagt, obwohl es viele Körperteile gibt und der Körper dennoch eins ist, so ist es auch beim Messias. Ja, wir sind alle in ein und denselben Gottesgeist hineingetauft, in den einen Körper, ganz gleich, ob wir Juden oder Griechen sind, Sklaven oder Freie. Und wir haben auch alle reichlich von der Wirklichkeit des Gottesgeistes zu trinken bekommen.
Roland Werner – Das Buch – 1.Korinther 12:12–14

Dieser Vers enthält eine ausgezeichnete dreiteilige Zusammenfassung der restlichen Verse von Kapitel 12. (a) Der menschliche Leib ist einer (zur Einheit des Leibes Christi vgl. V. 13). (b) Er hat viele Glieder, die zwangsläufig Verschieden sind (vgl. V. 14.20). (c) Alle seine Teile bilden zusammen einen Leib und wirken in wechselseitiger Abhängigkeit, wobei jeder Teil eine ganz bestimmte Funktion erfüllt (vgl. V. 21-26). Ebenso besitzt auch der Leib Christi Verschiedene Teile, die zusammenwirken (V. 27-30).
Der, der die Verschiedenen Gaben verleiht, der Geist, ist auch das Medium, in dem, durch das und mit dem (Verschiedene Übersetzungen der griechischen Präposition en; vgl. Mt 3,11) die Einheit zustandekommt. Alle Gläubigen werden im Augenblick der Rettung mit der Taufe des Geistes getauft (vgl. Röm 8,9) und dabei, ungeachtet ihrer Nationalität („wir seien Juden oder Griechen“) oder ihrer Stellung („Sklaven oder Freie“), Christus gleich („zu einem Leib getauft“); danach nimmt der Heilige Geist in ihnen Wohnung („mit einem Geist getränkt“; vgl.Joh 4,14; 7,38-39 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Paulus benutzt die vielen Teile des einen Körpers als Analogie, um nun deutlich zu machen, wie es mit dem Leib Christi ist, der aus vielen Gläubigen besteht, die jeweils verschiedene Gaben haben, und doch die eine Versammlung bilden, wozu jeder Christ mit der Wiedergeburt gehört. Καθάπερ („genau“) und οὕτως („wie“) gibt das Vergleichsobjekt und die Realität wieder, da Paulus „genau“ benutzt, ist der Vergleich in allen Belangen zutreffend und exakt.

Paulus begründet nun mit γὰρ („denn“), warum es im Leib Christi wie bei einem physischen Körper mit vielen Gliedern ist. Mit ἐν ἑνὶ πνεύματι („durch den einen Geist“) ist eine instrumentale Angabe, die besagt, wer dafür gesorgt hat, dass alle nun zu einem Leib gehören. Alle Glieder sind von demselben Geist bestimmt, d.h. es gibt kein Glied, das nicht auch vom Geist gesteuert wird, sonst würde es nicht zum Leib gehören. Durch den Empfang des Geistes wurden alle Christen zum Leib Christi hinzugefügt, egal, welcher nationalen oder sozialen Herkunft. Die parallelen Einheiten geben Verständnis zur Bedeutung des zweiten Gedankens: Mit πάντες („alle“) meint Paulus die genannten Gruppen, d.h. Christen, egal welcher Nation und Stellung. Sie wurden zudem εἰς ἓν πνεῦμα („zu einem Geist“) getränkt (einer Richtungsangabe), wie sie auch zu einem Leib durch den Geist getauft wurden. Sie waren vorher

nicht im Leib und auch nicht im Geist.
Der Agens im zweitenTeil bleibt ungenannt. Der Geist kann es dieses Mal nicht sein, da er bereits als Ziel der Tränkung angegeben ist, sodass Gott in Frage kommt. Gott hat den Gläubigen allen zu Trinken gegeben, sodass sie in die Sphäre des Geistes kamen.
Was es zu trinken konkret gab, bleibt offen. Ggf. ist die Metapher in Einklang mit der Aussage des Herrn „wenn ihr nicht mein Blut trinkt“, sodass es um die Annahme des Opfers Christi geht. Mit seinem Blut getränkt, kamen die Leser in den Bereich des Geistes, d.h. zum Leib Christi. Das Ziel des individuellen Empfangs des Geistes ist εἰς ἓν πνεῦμα („zu einem Leib“), d.h. dass wir durch das Trinken zu dem einen Gist hinzukamen und so auch zu dem einen Leib.

Peter Streitenberger

Paulus macht am Bild vom Leib die Einheit der Gemeinde deutlich (vgl. Röm 12,4ff.; 1 Kor 10,17; Eph 1,23; 4,4ff.; Kol 1,18; 2,19; 3,15). Es ist aber mehr als ein Bild. Darauf weist die Schlußfolgerung hin: »so auch Christus« (nicht, wie zu erwarten: »so auch ihr als die Gemeinde«). »Leib« beschreibt auch die Einheit des erhöhten Herrn mit den Seinen. Die Einheit der Gemeinde beruht auf der Wirklichkeit ihrer Einheit mit dem Christus als dem Haupt (vgl. 1 Kor 11,3; Eph 1,22; 4,15; 5,23; Kol 1,18). Der menschliche Leib ist ein ganzes, und die einzelnen Glieder sind in ihm zu einer Einheit verbunden; das ist Abbild der christlichen Gemeinde. Sie ist in wesenhafter Einheit mit Christus ein Leib, ohne daß die Verschiedenartigkeit der einzelnen »Glieder« dabei verlorengeht. Die Einheit ist nicht Uniformität, sondern Einheit in Vielfalt.

Taufe – als das Datum des neuen Lebens, heute aufzufächern in Taufe, Wiedergeburt, Bekehrung bei unserer volkskirchlichen Säuglingstaufpraxis – und Herrenmahl sind die Taten Gottes durch den »einen Geist«, in denen die Einheit der Gemeinde, ihr neues Sein in der Christusverbindung gewirkt wird. Nicht das eigene Bemühen macht die Gemeinde zum »Leib«; einzig und allein Gottes Tat im Geist schafft und setzt dies. Beide Sakramente haben diese unverzichtbare Spitze: Sie sind Gottes alleiniges Handeln und verweisen uns an den Ort der demütig und dankbar Empfangenden. Das sollten wir neu lernen, vielleicht von dorther wieder einen Zugang zur Kindertaufe gewinnen; eben nicht als Qualitätsaussage, sondern als Platzanweisung. Gott selbst schafft durch den »einen Geist« als seine gegenwärtige Wirkungsmacht Einheit, die menschliche Trennungen im Zusammenleben der Gemeinde, wo Juden und Griechen gemeinsam essen, beten und feiern, aufhebt. Für jüdische Fromme ist das ein Skandal; wo Freie und Sklaven untereinander in brüderlicher Nähe und Liebe Gottesdienst feiern, ist das für Griechen eine tiefe Beleidigung. Doch durch die Wirkung des Gottesgeistes können sie sich annehmen und tragen, denn an ihnen wirkt der eine Geist die Frucht des Geistes, die Liebe (vgl. Gal 5,22; auch Gal 3,28). In der Taufe sind wir alle zu einem Leib verbunden (vgl. Röm 6,3; 1 Kor 10,2; Eph 4,5), und im Herrenmahl wird diese Einheit des Leibes mit dem Herrn und untereinander gelebt und vergewissert. Für die Welt und auch in der Welt bleiben soziale, kulturelle und rassische Verschiedenheiten sicher bestehen, aber sie sind für die Jünger Jesu zunichte gemacht in der Einheit der Gemeinde; sie haben keine letzte und auch keine jetzt trennende Mächtigkeit mehr.

Edition C

Mein Kommentar von 2020 bleibt aktuell:
Schon spannend über diese und die folgenden Verse nachzudenken: Einheit NICHT weil alle gleich sind, oder gleich aussehen oder gleich denken, sondern weil sie zum selben Körper gehören, den selben Blutkreislauf, der selben „Schaltzentrale“ und doch unterschiedliche Aufgaben usw.
Ist der „Andere“ wirklich kein Glied des Körpers, nur weil er so anders aussieht? Oder so anders denkt?

die Weisheit, die von Gott kommt

Aber die Weisheit, die von Gott kommt, ist vor allem rein. Sie sucht den Frieden, ist freundlich und bereit, nachzugeben. Sie zeichnet sich durch Barmherzigkeit und gute Taten aus. Sie ist unparteiisch und immer aufrichtig.
Neues Leben – Bibel 2006 – Jak 3,17–18

Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist lauter und rein. Sie sucht den Frieden. Sie ist freundlich, bereit nachzugeben und läßt sich etwas sagen. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt immer und überall Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.
Hoffnung für alle – 1996 – Jakobus 3,17

Doch die von oben, von Gott, kommende Weisheit hat folgende Eigenschaften: Sie ist vor allem durch und durch echt, danach friedenstiftend, gütig, bereit, sich etwas sagen zu lassen und voll von liebevoller Anteilnahme. Sie bringt gute Ergebnisse hervor, ist unparteiisch und ungeheuchelt.
Das Buch – Roland Werner – Jakobus 3:17

2020 war meine Frage, ob es eine Weltregierung geben könnte, die diese Weisheit widerspiegeln könnte.

Wahre Weisheit ist das Ergebnis einer gezähmten Zunge. In Vers 17 werden die Beweise für wahre himmlische Weisheit gegeben: Aber die Weisheit, die von oben ist. Aber stellt einen Kontrast dar. Es folgt die Aufzählung von sieben Merkmalen der wahren Weisheit.
Er beginnt mit der Feststellung: ist zuerst rein. Indem er es an die erste Stelle setzt, wird rein primär und fundamental. Als innere Qualität der Weisheit ist rein das Wichtigste. Alle anderen beschreibenden Begriffe sind äußerlich für das Herz eines Menschen. Rein zu sein bedeutet, dass es unbefleckt und sauber ist. Als ein Wort, das von Jesus in 1. Johannes 3,3 verwendet wird, ist es frei von allen Eigenschaften falscher Weisheit. Dann folgt eine Aufzählung von äußeren Merkmalen. Beachten Sie, wie sich dann logischerweise, vernünftigerweise aus der inneren Reinheit ergibt.
Die zweite Eigenschaft ist: friedfertig, die den Frieden fördert und versucht, Spaltungen zu heilen, aber nicht auf Kosten der Reinheit.
Die dritte Eigenschaft ist: sanft. Das Griechische bedeutet „sanft“, „rücksichtsvoll“, „nachsichtig“, „vernünftig“, „freundlich“. „nachsichtig“; „höflich“; „vernünftig“; „freundlich“. Es ist eine Veranlagung, die nicht auf ihren eigenen Rechten beharrt; sie bezieht sich auf das, was die Gefühle anderer berücksichtigt und den Begriff der Gerechtigkeit und Fairness trägt.
Die vierte Eigenschaft ist: leicht anzusprechen oder anzusprechen zu sein. Dies ist ein griechisches Wort, das nur in diesem Vers und nirgendwo sonst vorkommt. Außerhalb des Neuen Testaments wurde es für jemanden verwendet, der sich der militärischen Disziplin unterwarf. In dieser Situation vermittelt es Offenheit für die Vernunft; Bereitschaft zum Nachgeben; leicht zu überreden. Umgekehrt steht es im Gegensatz zu starrsinnig und unnachgiebig sein.
Die fünfte Eigenschaft ist: voller Barmherzigkeit, die Mitgefühl, Mitleid, freundliche Handlungen und hilfreiche Taten hervorbringt. Als Ergebnis werden gute Früchte für die Bedürftigen produziert. Dieser Hinweis bezieht sich auf freundliche Handlungen und hilfreiche Taten. Gut modifiziert Früchte im Sinne von nützlich. Das Wort „Früchte“ steht im Plural, weil es zu einer Vielzahl von guten Taten führt.
Das sechste Merkmal ist: ohne Abweichung, ohne Parteilichkeit und Vorurteil. Dieses griechische Wort erscheint nur hier in Vers 17 und nirgendwo sonst im Neuen Testament. Es bezeichnet „ungeteilt sein“, ohne Spaltung oder Zwietracht, und es verstärkt die Beständigkeit im Gegensatz zur unbeherrschten Zunge, die in früheren Versen als unbeständig beschrieben wurde.
Das siebte Merkmal ist: ohne Heuchelei; aufrichtig, echt und frei von jeder Verstellung.
Aufgrund dieser sieben Merkmale wahrer Weisheit erklärt Jakobus/James in Vers 18 die Ergebnisse wahrer Weisheit: Und die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät in Frieden für die, die Frieden machen. Die Formulierung „Frucht der Gerechtigkeit“ lässt zwei mögliche Interpretationen zu. Er könnte appositionell sein, d.h. Frucht, die aus Gerechtigkeit besteht. Oder es könnte subjektiv sein und bedeutet Frucht, die die Gerechtigkeit hervorbringt. Es ist in Frieden gesät; es bringt Frieden hervor. Es ist für die, die Frieden machen, oder die Friedensstifter. Die Frucht der Gerechtigkeit wird von den Friedensstiftern gesät, die sich an den Ergebnissen ihrer Arbeit erfreuen. Gerechtigkeit kann nicht hervorgebracht werden, wenn die Verhältnisse voller Streit, Eifersucht und Selbstsucht sind, welche die Produkte falscher Weisheit sind. Die Verse 17-18 enthalten jedoch die Folgen der Weisheit von oben, die das Gegenstück zu den Ergebnissen der schlechten Weisheit aus Vers 16 sind

Arnold Fruchtenbaum – Fragen und Antworten auf ariel.org

Mit keinem Wort wird berührt, was für Erkenntnisse die himmlische Weisheit dem Menschen bringe; einzig von dem wird gesprochen, was sie aus dem Menschen macht. Im Gegensatz zu den verwerflichen Unternehmungen und boshaften Geschäften, durch die sich die falsche Weisheit stark erweist, steht ἁγνή voran. Jenes Denken, das als Gottes Werk im Menschen entsteht, schützt ihn gegen die Befleckungen seines Denkens und die Verwicklungen seines Begehrens; es gibt ihm die inwendige Unverletzlichkeit. Die drei folgenden Adjektive beschreiben die Bemühung des Weisen um die Sicherung und Vollendung der Gemeinschaft. Das steht voran; denn der Weise ist der Führer der Gemeinde, nicht etwa nur der Lehrer einer Schülerschar. Ist er wirklich ein Weiser, dann ist er zu allem bereit, was den Frieden erhält, und besitzt die nachsichtige Duldsamkeit, die auf die eigene Geltung und das eigene Recht verzichten kann, und ist nicht eigensinnig an seinen eigenen Gedanken gebunden, sondern hat das Vermögen, zu hören und die Gründe und Ziele der anderen zu würdigen. Weisheit gibt weiter den hellen Blick für die Not der anderen und verbindet den Weisen mit den Leidenden und macht aus ihm für sie den Helfer. Darum gleicht der Weise dem fruchttragenden Feld oder Baum. Hier spricht Jakobus nicht mehr von Werken, sondern von Früchten, und zwar von heilsamen, wohltuenden Früchten, weil er hier den Wert erwägt, den unser Handeln für die anderen hat. Das Wirken des Weisen dient nicht eigensüchtigen Zielen, sondern wird von der Liebe geleitet. Nun folgt noch, was die Weisheit dem Weisen selbst gewährt. Ihm verschafft sie die von Zweifeln frei gewordene Gewißheit, das Vermögen, sich Gott mit ganzem Willen zu ergeben. Ihr Werk ist es, daß der Mensch glauben kann. Damit ist aufs engste die Ausscheidung aller Unwahrheit verbunden, die sich vor Gott und Menschen in einen falschen Schein versteckt. Sprachlich könnte ἀδιάκριτος auch die Verneinung des διακρίνειν bedeuten: sie macht nicht Unterschiede, kennt keine προσωπολημψία, sondern macht unparteiisch. Da aber διακρίνεσθαι als der Gegensatz zum Glauben von Jakobus stark herausgehoben ist, 1, 6; 2, 4, und zur gemeinsamen Sprache der ersten Christenheit (Paulus, Matthäus) gehört hat, wird ἀδιάκριτος ebenso zu deuten sein wie ἀνυπόκριτος. Dieser ist der, der nicht ὑποκρίνεται, und jener der, der nicht διακρίνεται.

Schlatter – Der Brief des Jakobus

Die Weisheit dagegen, die von oben kommt, ist zuerst keusch, sodann friedlich, nachgiebig, leicht zu überzeugen, voll von Erbarmen und guten Früchten, frei von Zweifel, frei von Heuchelei. Ihr erstes Merkmal ist die reine, unverletzliche Weihe, die sie selber hat und jedem gibt, in dem sie wohnt. Sie erregt nicht glühende Phantasien und wilde Triebe, stellt vielmehr in unserem inwendigen Leben Ordnung her. Einem Mann, der nicht keusch ist, hat es Jakobus nie zugegeben, daß ihm seine Überzeugungen und Pläne durch Gottes Gabe und Wirkung geschenkt seien. Denn an dem, was von oben kommt, haftet stets die Gewißheit, die uns seinen Mißbrauch verbietet und uns sorgsam mit ihm umgehen heißt, in der Furcht, daß wir die göttliche Gabe verlieren, wenn wir sie entweihen. Das Göttliche sieht stets so aus, daß man es nicht mit unsauberen Händen anrühren darf.
Sodann stellt diejenige Weisheit, die durch Gott in uns entsteht, in allen Verhältnissen Frieden her, weil Gottes Gaben keinen Streit entzünden. Sie ist weiter nachgiebig und anspruchslos, weil sie nicht nach der Herrschaft und Macht begehrt. Sie ist offen für den Rat der anderen, während eine selbstische Weisheit eigensinnig macht, da sie den Dünkel bei sich hat, allein weise zu sein, barmherzig, während uns die niedere Weisheit hart und zu strengen Zuchtmeistern gegen die macht, die uns unmündig erscheinen. Mit dem Erbarmen kommen auch die guten Früchte, die für die anderen wohltätigen und heilsamen Erträge, im Unterschied vom nutz- und fruchtlosen Gedankenspiel und Wortgeklingel, in dem sich die falsche Weisheit verzehrt. Damit hat uns Jakobus beschrieben, wie sie sich im Verkehr mit den Menschen bewährt. Die beiden letzten Worte deuten noch auf die Ordnung und den Frieden hin, den sie in unserer eigenen Seele schafft. Sie bringt nicht Zweifel hervor. Fehlt der lebendige Hauch des Geistes in unserer Erkenntnis, so mag es leicht geschehen, daß viele Gedanken viele Zweifel schaffen und mit dem Steigen des Wissens die Gewißheit weicht. Ein weiter Raum liegt offen vor unserem Blick, der uns vieles sichtbar macht, und dieses Viele zieht den Geist hin und her, und er verliert die Einfalt und inwendige Geschlossenheit, so daß er die ihm dargebotene Wahrheit nicht mehr fest ergreifen und bewahren kann. Solcher Schaden stammt nicht aus Gottes Weisheit; sie raubt der Seele die Kraft des Glaubens nicht, stellt sie vielmehr völlig unter Gottes Regiment, so daß sie ungeteilt in Glauben und Gehorsam ihm ergeben ist. Endlich ist sie ohne Heuchelei, während unsere eigene Weisheit leicht aus uns die Schauspieler macht, die mit großer Kunst einen falschen Schein um sich verbreiten. Diejenige Erkenntnis, die aus Gott stammt, braucht keine Hüllen; sie kommt ans Licht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Nur du bist im Besitz der Lehren, die uns zu dem künftigen geistigen Leben führen.

 »Herr, zu wem sollten wir gehen?«, antwortete Simon Petrus. »Du hast Worte, die zum ewigen Leben führen, und wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige bist, den Gott gesandt hat.
wörtlich: Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Joh 6,68–69

Doch Simon Petrus gab ihm die Antwort: »Herr, wo sollten wir uns denn hinwenden? Deine Worte tragen das unzerstörbare, ewige Leben in sich. Und wir haben dir unser Vertrauen geschenkt und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass du wirklich der Heilige bist, der, der ganz auf Gottes Seite steht!«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Johannes 6,68–69

Simon Petrus antwortete ihm: „Herr, zu wem sollen wir überlaufen? Du besitzt Aussprüche über dauerhaftes Leben und so haben wir für unseren Teil bereits darauf vertraut und begriffen, dass du selbst der Geweihte Gottes bist.“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Joh 6:68–69

2020 war die Frage

Und wer ist für dich der, der Worte ewigen Lebens hat? Etwa jemand auf FaceBook, oder jemand der Bücher schreibt oder jemand der Videos postet? Es gibt nur diesen EINEN – und diesen findest du nur in der Bibel – und ER fordert uns auf, eine persönliche Beziehung mit ihm zu haben.

Sind diese Worte nicht bewegend? Weil Petrus Jesus vertraute, hatte sich bei ihm ein edler Charakterzug ausgeprägt: Treue. Für ihn war klar, dass Jehova keinen anderen Retter gesandt hatte als Jesus und dass Jesu Worte — die Lehren über Gottes Königreich — Rettung bedeuten. Auch wenn Petrus so manches irritierte, stand für ihn doch fest: Nirgendwo anders konnte er Gottes Gunst und ewiges Leben finden.
Denkst du auch so? Leider bleiben heute viele, die vorgeben Jesus zu lieben, unter Belastungen nicht treu. Wenn wir wirklich treu zu Jesus stehen wollen, müssen uns Jesu Lehren genauso viel bedeuten wie Petrus. Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht. (Lies Psalm 97:10.)

Ahmt ihren Glauben nach

Petrus als Sprecher der Jünger bekannte seinen Glauben an Jesus. Der Weg mochte schwierig sein, doch er war überzeugt, daß Jesus die Worte des ewigen Lebens hatte. Wir haben geglaubt und erkannt. Petrus war sicher, daß die Apostel ebenso wie er selbst Jesus als den Heiligen Gottes anerkannten. Dieser Titel ist ungewöhnlich (nur ein Dämon sprach Jesus noch so an; Mk 1,24). Er deutet auf Jesu „Transzendentalität“ („der Heilige“) und seine Eigenschaft als Stellvertreter des Vaters (Gottes) hin, ist also ebenfalls ein Messiastitel. Auch Petrus‘ Einsicht an dieser Stelle war das Werk des Vaters (vgl. Mt 16,17).
Johannes

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Welche Stunde der Weltgeschichte! Unter äußerlich denkbar ungünstigen Umständen spricht Petrus das Bekenntnis zum Messias und Gottessohn Jesus aus! Die Jüngerschar ist dezimiert. Die großen Wunder liegen schon einige Zeit zurück. Der Trubel der messianischen Begeisterung ist längst verflogen.
Wenden wir uns den Einzelheiten zu. Petrus erhält hier wie an anderen wichtigen Stellen des Johannesevangeliums die Doppelbezeichnung »Simon Petrus« (vgl. Joh 1,40; 13,6ff.; Joh 18,10; 20,2; 21,2ff.; Joh 21,15ff.). »Simon« ist gewissermaßen sein »bürgerlicher« Name, »Petrus« der Name der Verheißung (Joh 1,42). Das »Wir«, von dem Petrus spricht, deutet darauf hin, dass er »im Namen der Zwölf« und nicht nur als Einzelperson »antwortete«. Auch die Synoptiker schildern Petrus bei dieser und andern Gelegenheiten als Wortführer der Zwölf (vgl. Mt 16,16; Mk 8,29; 10,28; 11,20ff.; Lk 9,20). Die Anrede »Herr« ist hier sicherlich mehr als eine Höflichkeitsform. Sie enthält die Ehrung und Verbindlichkeit, die man dem Messias schuldet. Im Luthertext wird die erste Frage so formuliert:
»Wohin sollen wir gehen?« Im Urtext aber lautet sie:
»Zu wem sollen wir geben?« Biblisch ist eben das Heil nicht an einem Ort oder in einer Sache zu finden, sondern in einer Person! »Zu wem?« heißt:
»zu welchem Heilbringer?«, »zu welchem Lehrer?«. Nur bei Jesus finden sie das Heil. Genauso spricht Petrus später vor dem Hohen Rat (Apg 4,12). Es gibt für uns Christen bis heute das Heil nur bei Jesus, denn er hat »Worte des ewigen Lebens«, Diesen Ausdruck muss man von Vers 63 her verstehen. Petrus meint also:
Nur Jesus zeigt uns durch seine Botschaft, wie wir »ewiges Leben« erlangen, und nur Jesus kann uns durch seine Kraft dieses ewige Leben vermitteln.
Vers 69 ist sicher nicht eine vollständige Wiedergabe dessen, was Petrus damals sagte. Das lässt der Vergleich mit den Synoptikern ohne weiteres erkennen (Mt 16,16; Mk 8,29; Lk 9,20). Jeder der Zeugen berichtet eben nur das, was ihm wichtig war. Deshalb bringt uns Johannes gewissermaßen nur eine Konzentration des damals Gesprochenen. Er hält aber zwei hochinteressante Punkte fest. Der erste liegt in der Aussage »wir haben geglaubt und erkannt« – also »wir«, die Zwölf, nicht nur – Petrus! An dieser entscheidenden Stelle des Evangeliums müssen wir damit rechnen, dass auch die Reihenfolge von »geglaubt und erkannt« etwas deutlich machen soll. Es ist so, wie alte Kirchenlehrer (Cyrill von Alexandrien, Augustin, Thomas von Aquin) oder auch Bengel (im Gnomon) ausgelegt haben:
Die Erkenntnis ist eine Frucht des »Glaubens.« Wer Jesus ist, erkennt man erst in der Glaubensnachfolge. Andererseits ist es wunderbar, dass wir das Experiment der Glaubensnachfolge (vgl. Joh 7,17) machen dürfen und dann am Ende auch eine verstandesmäßig abgeklärte Erkenntnis steht. Unser christliches Glaubensbekenntnis steht nicht neben oder gar unter dem Denken, sondern schließt es ein. Man könnte sogar formulieren:
Erst der Glaube ermöglicht ein umfassendes Denken. Deshalb haben die Glaubenden in der Regel eine echte Herzensbildung, was bekanntlich im reinen Intellektualismus nicht immer der Fall ist.
Der zweite der eben genannten Punkte liegt in der Aussage:
Du »bist der Heilige Gottes.« Hier haben die Abschreiber der Handschriften viel herum korrigiert. Noch die jetzige Lutherbibel bietet als zweite Lesart an: »Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes« (vgl. Bengels Gnomon). Diese zweite Lesart vertreten in der Tat die meisten alten Handschriften. Noch ältere Handschriften jedoch enthalten die sehr wahrscheinlich ursprüngliche Formulierung »du bist der Heilige Gottes«. Entweder hat der Evangelist Johannes hier zusammengefasst, was Petrus nach Matthäus 16,16 ausführlicher sagte, oder er führt eine Aussage aus jener bewegten Stunde des Petrusbekenntnisses an, die die anderen Evangelisten vielleicht ihrer schweren Verständlichkeit wegen – ausgelassen haben. Wir müssen also von dem »Heiligen Gottes« ausgehen. Was bedeutet das? Sowohl nach dem Markus – nach dem Lukasevangelium gebrauchen die Dämonen nebeneinander die Bezeichnungen »der Heilige Gottes« und der »Sohn Gottes« (Mk 1,24; 5,7; Lk 4,34). Sachlich ist also beide Male etwas Ähnliches gemeint:
Jesus ist der Messias und Erlöser. In Johannes 10,36 stellt Jesus selbst »vom Vater geheiligt« und »Sohn Gottes« in Parallele zueinander. Von daher erschließt sich auch Johannes 6,69.
Petrus sagt sachlich nichts anderes als:
»Du bist der Messias und Gottessohn!« (vgl. Offb 3,7 und 1Joh 2,20). Vielleicht helfen die folgenden Beobachtungen zu einem noch tieferen Verständnis. Im AT wird ein Mensch nur ein einziges Mal als »der Heilige Gottes« bezeichnet, nämlich Aaron als der Hohepriester (Ps 106,16). »Der Heilige Gottes« deutet also darauf hin, dass Jesus sich als endzeitlicher und endgültiger Hoherpriester selbst opfert. Ob Petrus damals die ganze Weite seiner Aussage, die Jesus a als »Offenbarung« bezeichnete (Mt 16,17), verstand, muss allerdings offen bleiben. Sodann aber ist »der Heilige« im AT schlechthin Gott selbst (vgl. 3Mose 11,44; 19,2; Ps 22,4; Jes 6,3). Ja, bei den Rabbinen wird »der Heilige« zu einer der häufigsten Gottesbezeichnungen. Täglich betete man schon zur Zeit Jesu im Achtzehngebet:
»Heilig bist du.« Wenn Jesus von Petrus »der Heilige Gottes« genannt wird, dann steckt darin ein Hinweis auf die Göttlichkeit Jesu. Wie Gott der »heilige Vater« ist (Joh 17,11), so ist Jesus als der Sohn in einem einmaligen Sinne »der Heilige Gottes«. (Vgl. Jes 43,10ff.)
Was lernen wir von diesem Bekenntnis? 1. Zum Glauben gehört auch das Bekennen mit den Lippen zur rechten Zeit (Röm 10,10). 2. Nur dasjenige Bekenntnis ist »christlich«, das sich zu Jesus als dem Christus (= Messias) bekennt. 3. Es ist keineswegs gleichgültig, wie ich mir die Person Jesu denke. Vielmehr ist nur das Jesusbild biblisch, das ihn als den sich für die Menschen Opfernden, als den im AT verheißenen Messias und als den Sohn Gottes kennt. 4. Ein echtes Bekenntnis liegt nur dort vor, wo ich es aus persönlicher Überzeugung, auch unter widrigen Umständen, spreche.

Gerhard Maier – Edition C

Genau so ist es! Es gibt keine Gemeinschaft oder Kirche oder org, die die Worte Jehovahs „verwaltet“! Nur Jesus ist der Weg! Wenn du also noch immer einer menschlichen Krücke folgst, bitte um den heiligen Geist, und seh die Aufforderung aus „Ahmt ihren Glauben nach“ für dich persönlich an! Hier noch einmal das Ziatat:
>>Wir müssen diese Lehren kennen, verstehen und dann danach leben — selbst wenn sie nicht unseren Erwartungen entsprechen oder uns etwas anderes lieber wäre. Nur wer sich als loyal erweist, darf auf das ewige Leben hoffen, das er jedem von uns wünscht.<<
Durch die Führung des heiligen Geistes wirst du den himmlischen Vater richtig kennen lernen und auch vieles vom Sohn besser verstehen!

Hört niemals auf zu beten.

Freut euch immerzu! Betet unablässig! Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1. Thess 5,16–18

Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hath.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1. Thessalonicher 5,16–18

Freut euch zu jeder Zeit! Hört niemals auf zu beten. Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen.
All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein.
Hoffnung für Alle – 1. Thes. 5:16–18

weitere Bibelausgaben 2020

Gottes Wille ist eure Heiligung, hörten wir in Kap. 4, 3. Dort wurde dann diese Heiligung beschrieben als volle Freiheit und Klarheit auf dem Gebiet der beiden mächtigen Triebe des natürlichen Lebens, des Geschlechtstriebes und des Erwerbstriebes. Wie aber sieht ein „geheiligter Mensch“ positiv aus? Was will Gott an ihm sehen?
Überraschend, aber vielleicht auch sehr helfend ist es für uns, daß als erstes die Freude genannt wird. „Allezeit freut euch.“ Wie fern von unserer moralistischen und darum auch oft so verklemmten und düsteren Art ist das Urchristentum! „Freude“ ist nicht Luxus oder gar eine Art „Sünde“, sondern „Freude“ ist der erste, grundlegende Zug im Angesicht des neuen Menschen. Wahrhaft geheiligt ist nicht der unfrohe Ausbund aller Tugenden, sondern der Mensch der unzerstörbaren Freude. In der griechischen Sprache klingt das „sich freuen, froh sein“ deutlich an „Gnade“ an („chairein“, „charis“). Gnade, unverdiente, vergebende Liebe macht froh, und zwar „allezeit“ und in jeder Lage.
Diese Gnade aber ist eine personhafte, ist die Liebe eines Herzens, das um uns geblutet hat und für uns schlägt. Diesem Herzen ist unser Herz dankbar antwortend zugewandt. Wir erinnerten zu Kap. 5, 10 schon an das „Gespräch“ mit Jesus, das hier und jetzt beginnt und die Ewigkeit erfüllt. Hier haben wir dies Gespräch: „Unablässig betet.“ Nicht die Einhaltung möglichst vieler liturgischer Gebetszeiten ist hier gemeint, das hatte der Pharisäer Saulus von Tarsus auch ohne Jesus gehabt. Hier geht es um ein reiches und freudiges geistliches Leben. Dies „unablässige Beten“ ist geradezu die Überwindung aller besonderen „Gebetszeiten“ und ihre Erfüllung. So haben die drei Boten selber von ihrem „unablässigen“ Beten und Danken gesprochen (Kap. 1, 2; 2, 13; 3, 10).
Dies „unablässige Beten“ ist keine Übertreibung des Ausdrucks und keine Künstelei. Wir müssen nur darauf achten, daß unser gesamtes „Denken“ unvermeidlich die Form des „Gesprächs“ hat. Ob wir wollen oder nicht, „unablässig“ sind wir im Gespräch. Woher kommt diese merkwürdige Tatsache? Sie ist einer der stärksten inneren Beweise für die Wahrheit des biblischen Berichts über die Schöpfung des Menschen. Der Mensch ist „zum Bilde Gottes geschaffen“, wir könnten es auch ausdrücken: zum Gesprächspartner Gottes. Im Sündenfall ist diese Partnerschaft zerrissen. Das Gespräch unseres Herzens ist zum Selbstgespräch geworden, das ja wirklich oft wie ein abgerissener Leitungsdraht sinnlos in die Luft ragt. In Jesus aber ist der Fall geheilt und die Urverbindung wiederhergestellt. Nun brauchen wir nicht mehr uns selber vorzuerzählen, vorzufreuen, vorzuklagen, was wir schon lange wissen, nun darf es ein ständiges inneres Sprechen, mit Jesus geben, das genauso „unablässig“ sein kann wie unser „Denken“ überhaupt. Auch hier aber ist es so: nicht an moralischen Dingen zuerst, sondern an dieser religiösen Tatsache des ständigen Gesprächs mit Gott ist der neue, der geheiligte Mensch zu erkennen.
Ist aber das Dritte, was Gott an uns sehen will, nicht tatsächlich etwas Unmögliches: „In allem dankt“? Wird es nicht zum Krampf, wenn nun die Thessalonicher bei allem „Danke!“ sagen, auch da, wo ihr Herz nur „Nein!“ schreit? Aber eben dies steht hier zur Frage, ob es noch Erfahrungen unseres Lebens geben muß, die wir nur verneinen und in nichts mehr bejahen können? Es ist doch nicht so, daß hier von der sicheren Höhe eines leichten Lebens aus andern „erbaulich“ ein frommer Rat gegeben wird. Sondern die dies schreiben, kannten besser als wir ein Leben voll steter Gefahr und immer neuer Schmerzen. Sie waren nach Thessalonich gekommen, nachdem sie „zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren, wie ihr wißt, in Philippi“ (Kap. 2, 2). Aber gerade mitten in diesen Mißhandlungen im Gefängnis hören wir von Paulus und Silvanus: „Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott“, Apg 16, 25. Sie hatten also dies „in allem danken“ selber in bitterster Lage geübt. Wie aber konnten sie es, und wie können es auch die Thessalonicher und wir? Sie wußten sich in jedem Falle und unter allen Umständen in ihres Herrn Hand, auch mit blutigem Rücken, herausgerissen aus ihrer Arbeit unter Menschenrohheit im Gefängnis. Darum mußte ja alles aus dieser Hand kommen und alles sein gutes Ziel haben und also alles mit Dank angenommen werden können, wie es auch immer aussah. Dies Danken ist freilich nicht eine Tugend, die für sich selbst besteht und für sich selbst geübt werden könnte. Sie liegt im lebendigen Glauben und ist sein konkreter Ausdruck. Darum ist solches „Danken“ wiederum grundlegender und wesentlicher das Zeichen des Christen, des Wiedergeborenen, und Wesenszug der „Heiligung“ als so viel anderes, was wir in den Vordergrund schieben.
Es ist aber auch klar geworden, warum der Brief formuliert: „Dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch“. Gott „fordert“ nicht so sehr diese „Heiligung“ von uns, als daß Er sie uns bereitet durch Jesus. Denn Jesus ist der Grund und Quell der ständigen Freude, der schöpferische Beziehungspunkt des unablässigen Betens und in seiner Führung unseres ganzen Lebens der Erwecker unseres Dankens in allem.

Wuppertaler Studienbibel

Die drei folgenden kurzen Aufforderungen haben dieselbe grammatische Struktur und werden außerdem durch die Bemerkung in V. 18b miteinander verbunden. Sie gelten für die christliche Gemeinde insgesamt, gewinnen jedoch für die thessalonischen Christen in ihrer speziellen Lage ein besonderes Gewicht.
»Freut euch allezeit!« Es gehört zu den Besonderheiten des christlichen Lebens, daß in ihm zur Freude ermahnt werden kann: Röm 12,12.15; 2. Kor 6,10; Phil 2,18; 3,1; 4,4; 1. Petr 4,13. Dies gilt auch und gerade dann, wenn Christen unter Anfechtung oder Verfolgung leiden. Der Grund dafür liegt darin, daß es sich bei dieser Freude um eine »Freude im Herrn«, um die aus dem Glauben erwachsende Freude handelt. Sie ist nicht von den jeweils herrschenden äußeren Gegebenheiten abhängig, sondern resultiert aus der Gemeinschaft mit Jesus Christus (Joh 15,11; 16,22), ist Frucht des Geistes (Gal 5,22). Die Freude findet ihren erkennbaren Ausdruck in Lob, Preis und Anbetung Gottes (vgl. Jak 5,13; 1. Kor 14,26; Eph 5,19).
Nur deshalb kann auch »allezeit« zur Freude aufgerufen werden: auch wenn Christen allezeit das Sterben Jesu Christi an ihrem Leibe tragen (so Paulus in 2. Kor 4,10), so sind sie zugleich in dieser beständigen Verbindung zu ihrem Herrn allezeit getrost (2. Kor 5,6).

Auch die Aufforderung »Betet unablässig!« ist in den ntl. Schriften geläufig (Lk 18,1; 21,36; Röm 12,12; Eph 6,18; Kol 4,2; zur eigenen Praxis des Paulus: 1. Thes 1,2; 2,13 u.a.).
Das anhaltende Gebet gewinnt seine Ordnung in der Einhaltung regelmäßiger Gebetszeiten (vgl. Apg 3,1). Da sich die Gemeinschaft mit Gott jedoch nicht auf solche Zeiten beschränkt, soll das Gebet in gesprochener oder wortloser Form zum natürlichen Ausdruck der Verbindung zwischen Vater und Kind werden. Angesichts von V. 18 mag hier vor allem an das bittende und fürbittende Gebet gedacht sein, für das sich in der Lage der Thessalonicher genügend Anlaß fand.

Aus Eph 5,20; Kol 3,17; vgl. Röm 14,6; 2. Kor 1,11; 4,15; 9,11f.; Eph 5,4; Phil 4,6; Kol 2,7; 3,15; 4,2; 1. Tim 2,1; 4,3f. geht hervor, daß der dritte Aufruf »Dankt in allem!« ebenfalls in anderen Gemeinden vertraut war. Vom Griechischen her ist sowohl die Übersetzung »in allem« (= in allen Situationen), wie auch »zu jeder Zeit« möglich. Allerdings hat der Unterschied keine große Bedeutung. Wie die Freude, so erwächst auch die Dankbarkeit aus dem Vertrauen in die Barmherzigkeit und Güte Gottes, die alles Geschehen umspannt. Da Gott seinen einzigen Sohn nicht verschont, sondern für alle dahingegeben hat, gibt es nun nichts mehr, was die Glaubenden von der Liebe Gottes trennen könnte (Röm 8,31ff.). Allein darum kann daher auch bezeugt werden, daß alle Dinge zum Besten dienen müssen (Röm 8,28). Der Dank in allem verführt den Beter somit nicht zu einer gefährlichen Selbsttäuschung über den Charakter des Bösen, das ihm widerfährt. Vielmehr richtet sich dieser Dank im Glauben an den Gott, der seinen guten Willen durch jede Art von Umständen ausführt (vgl. Eph 1,11).
Die beständige Gemeinschaft der Christen mit Gott, dem Vater, die in anhaltender Freude, Bitte und Dank zum Ausdruck kommt und nicht durch das Auf und Ab der äußeren und inneren Erfahrungen zerstört werden kann – »das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch«. Dieses neue Verhältnis zu Gott, so wird Paulus nicht müde zu betonen, gründet allein in dem, was Jesus Christus zum Heil der Welt getan hat. Weil es in ihm gründet, darum hat es auch bleibenden Bestand.

Edition C Bibelkommentar

Freut euch immer, betet ununterbrochen; dankt für alles; denn das ist Gottes Wille im Christus Jesus an euch. Wenn wir die Freude in uns ersterben lassen, so schätzen wir Gottes Gabe nicht mehr so, wie sie ist, und das Auge wendet sich von Jesus ab. In ihm steht der Grund einer unvergänglichen Freude vor uns, die sich mit allem, was wir tun, verbindet und von den wechselnden Zuständen unseres Lebens unabhängig ist. Ebenso ist das Gebet immer unser Anliegen. Wenn uns die anderen Beschäftigungen am Gebet stören, so verhalten wir uns noch nicht richtig. Wir haben freilich in die mannigfachen Aufgaben, die uns der Verkehr mit den Menschen zuträgt, eine ganze Liebe zu legen, die mit Entschlossenheit unser Denken und Wollen für sie braucht. Allein gerade dann, wenn wir in unsere Arbeit einen reinen Willen legen, reißt sie uns nicht aus der Gegenwart Gottes heraus, und deshalb kann sich das an Gott gerichtete Gespräch unserer Seele durch unser ganzes Handeln ziehen. Dann wird uns auch alles zum Grund des Danks, weil Gottes Gnade immer währt und in jedem Erlebnis ihre gute Gabe zu uns kommt, die wir nicht nur genießen, sondern an der wir den Geber erkennen und seine Güte dadurch ehren, daß wir ihm danken. Nur so verhalten wir uns nach Gottes Willen. Ob wir danken oder nicht, beten oder nicht, die Freude in uns haben oder nicht, das ist nicht unserer Freiheit anheimgegeben. Die Gemeinde besteht nicht mehr, wenn sie die Freude verscheucht, das Gebet verstummen und den Dank untergehen läßt. Das wäre ein Widerspruch gegen denjenigen göttlichen Willen, der ihr im Christus ihre Stellung gibt. Sie hat vom Christus Gottes herrliche Gnade empfangen, an der die unzerstörbare Freude und die beständige Anbetung und die alles umfassende Danksagung entsteht.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

1 Thess 5:16 : Die griechischen Ethiker listeten häufig solche unverbundenen Aussagen auf. In vielen biblischen Psalmen wird die Freude mit Feiern und Gottesdienst verbunden (z. B. Ps 9,15; 33,1; 47,2; 95,2; 149,1-5 ); hier ist sie natürlich mit Gebet und Danksagung gekoppelt.
1 Thess 5:17 : Nicht einmal die frömmsten Jerusalemer Juden beteten den ganzen Tag, aber sie beteten regelmäßig, oft und inbrünstig. Die Wendung »betet ohne Unterlass« könnte ein solches Beten meinen, könnte aber auch bedeuten, die Geisteshaltung, die das Beten voraussetzt, den ganzen Tag beizubehalten, nicht nur im gemeinsamen Gottesdienst oder in den privaten, stillen Zeiten des Gebets.
1 Thess 5:18 : Die Heiden, die an die Unbeeinflussbarkeit des Schicksals oder der Götter glaubten, gingen davon aus, dass der Mensch alles, was ihm widerfährt, annehmen und dankbar dafür sein soll. Nach Paulus können diejenigen, die auf die Allmacht und Liebe Gottes vertrauen, in allen Situationen Dank sagen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Das Gebet ist das Mittel, mit dem Juden – sowohl in der Antike als auch in der Moderne – dem Konzept treu geblieben sind, dass das ganze Leben heilig ist. Jüdische Gebete sind in der Regel kurz, weil der gesamte Arbeitstag eines aufmerksamen Juden mit Satzgebeten unterbrochen wird. Mehr als hundert dieser Berakhot, „Segenssprüche“, werden im Laufe des Tages rezitiert (vgl. Mischna, Berakhot 9,1-5). Sie beginnen üblicherweise mit Barukh attah adonai, „Gesegnet seist du, OH HERR“. Als König und Schöpfer des Universums wird Gottes Gegenwart zu jeder Zeit und in jedem Tätigkeitsbereich seiner Welt anerkannt. Mose befahl den Israeliten, den Herrn für seine Güte zu segnen (Dtn 8,10). Auf der Grundlage dieses und anderer Texte lehrten die Rabbiner: „Es ist dem Menschen verboten, irgendetwas von dieser Welt ohne Segen zu genießen, und wenn jemand irgendetwas von dieser Welt ohne Segen genießt, begeht er ein Sakrileg“ (Babylonischer Talmud, Berakhot 35a). Daher spricht ein Jude ein Gebet, wenn er schlechte oder gute Nachrichten hört, wenn er an duftenden Pflanzen riecht, wenn er etwas isst oder Wein trinkt. Ein Jude spricht ein Gebet, wenn er Donner, Blitze, Regenbögen und Kometen sieht. Es gibt ein Gebet, wenn er seltsam geformte Personen sieht, wie Riesen oder Zwerge. Ein Jude soll sogar ein Gebet sprechen (mehrmals am Tag), um Gott zu segnen, dass er urinieren kann. Das Gebet lautet: „Gesegnet sei Er, der den Menschen in Weisheit geformt und in ihm viele Öffnungen und viele Hohlräume geschaffen hat. Es ist vor dem Thron Deiner Herrlichkeit bekannt, dass es für einen Menschen unmöglich ist, vor Dir zu stehen, wenn eine von ihnen geöffnet oder geschlossen wird“ (Babylonischer Talmud, Berakhot 60b).

Es ist also keine reine Oberflächlichkeit, wenn der Rabbi in „Fiddler on the Roof“ gefragt wird: „Gibt es einen Segen für den Zaren?“, und wiederum: „Gibt es einen Segen für eine Nähmaschine?“ Diese Juden in ihrem russischen Dorf spiegeln den alten hebräischen Glauben wider, dass alles theologisch ist. Auf diese Weise bleibt man mit dem Allmächtigen in Kontakt und behält eine göttliche Perspektive auf das Leben. Das bedeutet, dass man Gott den ganzen Tag über mit Stoßgebeten für alle Dinge preist. Abraham Heschel beschreibt diese jüdische Geisteshaltung treffend wie folgt: „Man glaubte nicht, dass die Heiligkeit in bestimmten Handlungen bestand, wie z.B. in exzessivem Gebet …, sondern sie war eine Haltung, die mit allen Handlungen verbunden war, die alles Tun begleitete, die alle Aktivitäten des Lebens begleitete und prägte.“26 In der Tat werden die heutigen Christen die Ermahnung des Paulus „Betet ohne Unterlass“, d.h. „Betet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), nicht verstehen, wenn sie nicht begreifen, dass ein Hauptmerkmal des jüdischen Gebets seine Durchdringung ist.

Es gibt einen echten biblischen Humanismus. Es geht darum, das Göttliche im Alltäglichen zu finden, selbst in den geheimnisvollen Wendungen des Lebens. Es geht darum, wie Hiob den Namen des Herrn zu preisen – ob er nun gibt oder nimmt (Hiob 1,21). Es bedeutet, die Zuversicht zu haben, die Josef am Ende seines Lebens gegenüber seinen Brüdern, die ihn betrogen hatten, zum Ausdruck brachte: „Ihr wolltet mir Schaden zufügen; aber Gott hat es gut gemeint“ (Gen 50,20). Es geht darum, zu glauben, dass „Gott in allem das Gute will für die, die ihn lieben“ (Röm 8,28). Es ist die Herausforderung für den Menschen, das ganze Leben so zu gestalten, dass an jedem Ort, zu jeder Stunde, in jeder Handlung und in jedem Wort das Heilige aufblühen kann.

Bis heute wird in der Welt des chassidischen Judentums besonders betont, dass kein Aspekt des Lebens ohne die Gegenwart Gottes ist

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Und, welche Aspekte meines Lebens sind noch ohne die Gegenwart Jehovahs?