Kategorie: jehovah-shammah

denken – reden – handeln

Maria aber bewahrte alle diese Worte (O. Dinge) und erwog sie in ihrem Herzen.
Elberfelder 1871 – Lk 2,19

Maria aber prägte sich alle diese Dinge einl und dachte immer wieder darüber nach.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 2,19

Maria aber bewahrte alle diese Mitteilungen im Gedächtnis und bedachte sie in ihrem Herzen.
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Lukas 2:19

Maria merkte sich aber alle Einzelheiten genau und dachte ständig darüber nach.
VolxBibel – Lk 2,19

Aufgrund der beiden gegebenen Hinweise fanden die Hirten das Kind bei Maria und Josef. Als sie es gefunden hatten, erzählten sie Josef und Maria alles über die Vision, die sie gesehen hatten, so dass Maria diese Dinge wusste und alle diese Reden bewahrte und in ihrem Herzen darüber nachdachte (V. 19). Dies findet sich bei Lukas, der die Geschichte aus Marias Perspektive erzählt. Nachdem Maria diese Dinge gehört hatte, behielt sie diese Dinge still und heimlich in ihrem Herzen. Jahre später offenbarte sie diese Dinge dem Lukas, der diesen Bericht schrieb. Diese Begebenheit zeichnet die erste jüdische Anbetung der messianischen Person auf.

Arnold Fruchtenbaum – Die Geburt und das frühe Leben des Messias

Eine Hörerin wird dabei besonders hervorgehoben. Das ist Maria (»Maria aber…«. V. 19). Sie scheint innerlich am meisten betroffen gewesen zu sein. Es heißt von ihr: »Maria aber bewahrte alle diese Ereignisse (oder: alle diese Worte) im Gedächtnis und bewegte sie in ihrem Herzen.« Nach der griechischen Grammatik hat sie das wieder und wieder getan, so wie das etwa die deutsche Wendung »es trieb sie um« ausdrückt. Mit Kopf und »Herz« war sie dabei. Hier kommen wohl verschiedene Ursachen zusammen. Erstens bewegte sie die Kette göttlicher Offenbarungen (vgl. Lk 1,11ff.; Lk 1,26ff.; Lk 1,41ff.; Lk 1,64.66; 2,8ff. mit 1Mose 37,11; Dan 7,28). Zweitens erfuhr sie nach der Demütigung durch die Schwangerschaft und durch die Umstände der Geburt eine überraschende Glaubensstärkung, als die Hirten von der Offenbarung auf dem Felde berichteten. – Insgesamt wird man annehmen dürfen, dass Maria »die hauptsächliche Trägerin der Überlieferungen ist, die in diesem ersten Abschnitt des Lcev niedergelegt sind« (Zahn, Bengel). Wenn sie »alle diese Ereignisse im Gedächtnis bewahrte«, konnte sie später anderen, vor allem Jesus selbst, aber auch den Aposteln und dem Lukas, davon berichten.

Gerhard Maier – Edition C

Maria behielt, συνετήρει, alle diese Worte, sie in ihrem Herzen erwägend.

Zum Ausdruck συνετήρει vgl. Gn 37, 11: ואביו שמר את הדבר. Targ Onk: Sein Vater behielt die Sache וַאֲבוּהִי נְטַר יָת־פִּחְגָמָא; Jerusch I: Sein Vater behielt die Sache in seinem Herzen וְאָבוֹי נְטַר בְּלִבֵּיהּ יָת פִּחְגָמָא. — LXX: ὁ δὲ πατὴρ αὐτοῦ διετήρησε τὸ ῥῆμα. — GnR 84 (53d) wird zu Gn 37, 11 bemerkt: R. Levi (um 300) hat gesagt: (Sein Vater) nahm das Schreibrohr (קוּלְמוֹס, κάλαμος) u. schrieb auf, an welchem Tag, in welcher Stunde u. an welchem Ort es gewesen war. R. Chijja der Ältere (um 200) hat gesagt: Sein Vater behielt die Sache, u. der heilige Geist (der Geist der Prophetie in Jakob) sprach: Behalte שמור die Worte; denn die Worte werden dereinst eintreffen.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Das ist das Einzige, was wir in der ganzen Geburtsgeschichte von Maria lesen. Ihr erschien nicht der Engel in der Herrlichkeit Gottes. Sie hörte nicht den Lobgesang der Engelscharen, sondern sie ist umgeben von lauter Niedrigkeit. Maria bekommt keine Offenbarungen mehr, außer durch das Wort der Hirten und durch das prophetische Wort des Simeon und der Hanna und durch das, was später im Besuch „der Weisen aus dem Morgenland“ geschieht.
Nur einen Satz lesen wir von der Maria, und dieser Satz gibt uns einen Blick in ihr Innerstes. Nicht ein Verwundern war es nur, wie bei den andern, sondern ein „Behalten“ und „Verarbeiten“ im Herzen.
Das Evangelium nimmt nicht nur ein warmes Herz in Anspruch, sondern auch ein treues Gedächtnis zum Behalten, zum Überdenken und Bewegen eines großen ewigen Inhalts. Nur so wird das Evangelium ein festes, unentreißbares Eigentum. Die Heilsgedanken unseres Gottes sind so groß und so tief und so reich, dass ein Mensch sie nicht auf einmal fassen und bewältigen kann. Sie wollen verarbeitet sein. „Gott will“, wie Luther sagt, „dass Sein Wort uns ins Herz hineingedruckt werde und ein solch Malzeichen bleibe, welches niemand abwaschen kann, gerade als wäre es darin gewachsen und ein natürlich Ding.“
Wie treu Maria alles behielt und verarbeitete, das sehen wir aus dem genauen Bericht, den sie von allen diesen Erfahrungen wahrscheinlich den Aposteln, besonders dem Arzt Lukas gegeben hat und der durch sie dann auf uns heute gekommen ist. Nachdem Christus durch Seine Auferstehung mächtig bezeugt worden war als der Sohn Gottes und sich durch den Heiligen Geist in Seiner Gemeinde verklärt hatte, da hat Maria dann den Schatz ihres Herzens aufgetan, der nun nicht mehr ihr allein gehörte.

Wuppertaler Studienbibel

«Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen» (Lk 2,19).
Das ist ihre Reaktion auf die Botschaft der Engel über das Kind Jesus, die die Hirten ihr überbringen. Sie wird die Tragweite dieser herrlichen Mitteilung nicht verstanden haben, aber sie tut zweierlei:
1. Maria bewahrt das Wort in ihrem Herzen. Weil ihr diese göttliche Botschaft wichtig ist, bekommt sie einen festen Platz in ihrem Herzen.
Als junge Christen verstehen wir nicht alles, was in der Bibel steht. Trotzdem soll das, was wir im Glauben erfassen können, unser persönlicher Besitz werden. Wie wichtig ist es, dass wir das Wort Gottes in unseren Herzen festhalten und bewahren. Dazu ist Energie nötig, denn der Feind will es uns wegnehmen. Auch uns gilt der Aufruf des Apostels an Timotheus: «Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind» (2 Timotheus 1,13).
2. Maria erwägt das Wort in ihrem Herzen. Sie denkt über die Aussagen der Engel nach und freut sich darüber.
Die Beschäftigung mit Gottes Wort bringt uns eine tiefe, geistliche Freude. Wir entdecken beim Nachdenken über einzelne Bibelabschnitte neu, wie gross und herrlich unser Herr Jesus ist. Dabei machen wir die Erfahrung des Psalmisten: «Ich freue mich über dein Wort wie einer, der grosse Beute findet» (Ps 119,162).

Halte fest 2012

Und was höre ich, und worüber denke ich dann nach? Das, was ist in mir aufnehme, und das, worüber ich nachdenke, wird auch mein Handeln beeinflussen. Das obrige Beispiel zeigt ja, wie diese „Frucht“ aufgeht – denn Maria bleibt bei ihrem Sohn, und wird auch nach seiner Auferstehung im Kreis der Apostel gesehen.
Und wo wären wir???

„denn ich bin stärker als diese Welt“

Dieses habe ich zu euch geredet, auf daß ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.
Elberfelder 1871 – Joh 16,33

Solches habe Ich zu euch geredet, auf daß ihr in Mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Trübsal; aber seid getrost, Ich habe die Welt überwunden. Joh 11,2f; 14,27; 15,11; Röm 5,1; Eph 2,14; Kol 1,20; 1Joh 5,4; Jes 35,4.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 16,33

Ich habe euch das gesagt, damit ihr in meinem Frieden geborgen seid. In der Welt wird man Druck auf euch ausüben. Aber verliert nicht den Mut! Ich habe die Welt besiegt!“
Neue evangelistische Übersetzung – Joh. 16,33

Ich habe euch das alles gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. Hier auf der Erde werdet ihr viel Schweres erleben. Aber habt Mut, denn ich habe die Welt überwunden.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Johannes 16:33

Ich hab euch das erzählt, damit ihr wirklichen Frieden durch mich findet. Ihr werdet viele ätzende Sachen durchmachen müssen in dieser Welt, aber ihr braucht keine Angst zu haben, denn ich bin stärker als diese Welt, ich habe sie besiegt!“
VolxBibel – Joh 16:33

Dieser Vers beleuchtet die gefährdete Situation der frühen Christen, die erkennen mussten, dass der endgültige Sieg – wie auch die jüdischen Propheten und Lehrer sagten – erst kommen wird, wenn der Messias in der Zukunft kommt. Sie hatten aber auch erkannt, dass der Messias bereits gekommen war, und waren sich deshalb inmitten ihrer gegenwärtigen Drangsal dieses endgültigen Sieges sicher.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

»Fürchtet euch nicht«, steht über der Krippe. Die Engel singen es für die Hirten in der Nacht.
»Fürchtet euch nicht«, ruft der, der den Tod überwunden hat, seinen erschrockenen Jüngern zu. Darum geht es, zuerst und zuletzt: ohne Angst leben. »In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.« (Johannes 16,33)
Diese Worte wollen gehört, diese Worte wollen verstanden, diese Worte wollen gelebt werden.

Friedrich Schorlemmer – Die Bibel fur Eilige

Vielleicht bedrücken dich Angst und Sorge: Die angegriffene Gesundheit oder Lasten im Berufs- und Familienleben sind oft geeignet, Ängste in uns hervorzurufen. Der Herr Jesus weiß darum!
Deshalb will Er dir heute Mut machen. Nimm diesen Ausspruch des Herrn ganz persönlich. Denn Er meint dich. Er kennt dich ganz genau und weiß, wie du empfindest. Er fühlt mit dir und sieht die Sorgenlast, die dich bedrückt. Denke daran: Er hat die Welt überwunden. Er ist siegreich auferstanden und zu seinem Vater zurückgekehrt. Dort lebt Er, um sich ununterbrochen für dich zu verwenden (s. Röm 8,34; Heb 7,25).
Im 17. Kapitel des gleichen Evangeliums dürfen wir Zuhörer sein, wie Er die Seinen liebevoll dem Vater anbefiehlt: „Ich bitte für … die, die du mir gegeben hast … ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren … Jetzt komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben … Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen“ (V. 9.12.13.15).

Bleib in mir 02-2018

Unser Herr weiß genau, in welcher Auseinandersetzung seine Nachfolger in diesen letzten Tagen stehen, wo Satans Werkzeuge sich mit bösen Menschen zusammentun, die das großartige Angebot der Erlösung vernachlässigen und ablehnen. Offen und geradeheraus schildert unser Retter, der mächtige General über die himmlischen Heerscharen, welch schwere Auseinandersetzung sie durchleben werden. Er weist auf die Gefahren hin, er unterrichtet uns über die Strategie des Kampfes und die schweren und gefährlichen Aufgaben, die zu erledigen sind. Dann erhebt er seine Stimme und ruft uns auf, erst einmal die Kosten zu überschlagen, bevor wir die Auseinandersetzung beginnen. Doch gleichzeitig ermutigt er uns, die Waffen für den Kampf zu ergreifen, denn wir dürfen damit rechnen, dass uns die himmlischen Heere zur Hilfe kommen, wenn wir die Wahrheit und die Sache Gottes verteidigen. Schwache Menschen werden übernatürliche Kraft und Hilfestellung bekommen, wenn sie in ernste Kämpfe geraten, weil sie im Sinne des Allmächtigen handeln. Standhafter Glaube und vollkommenes Gottvertrauen werden uns den Erfolg sichern. Während das letzte Bündnis des Bösen gegen Gottes Volk geschlossen wird, fordert Gott seine Leute dazu auf, tapfer und stark zu sein und mutig zu kämpfen, denn sie haben einen Himmel zu gewinnen, und in ihren Reihen kämpfen nicht nur Engel, sondern der mächtige General des Heeres des Herrn führt seine Armee persönlich an. Als damals Jericho erobert wurde, konnte sich das Heer Israels keinesfalls rühmen, die Stadtmauern mit seiner beschränkten Kraft eingerissen zu haben — nein, es war der Fürst über Gottes Heer, der die Schlacht in genialer Einfachheit geplant hatte, denn der Herr allein sollte die Ehre bekommen — sterbliche Menschen sollten nicht bewundert und erhoben werden. Gott hat uns seine ganze Kraft zugesagt. Was wir heute nötig haben, sind nicht großartige Talente, sondern demütige Herzen und persönlicher, hingebungsvoller Einsatz, gepaart mit Wachsamkeit, Gebet und ausdauerndem Arbeiten … Christus hat seinen Stellvertreter geschickt, den Heiligen Geist, der seinen Mitarbeitern ganz nahe kommt, damit sie die Unwissenheit durch die hellen Strahlen der “Sonne der Gerechtigkeit” (Maleachi 3,20) beseitigen. Seine Stimme gibt uns Zuversicht: “Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” Matthäus 28,20. Wir müssen uns stets bewusst bleiben, dass wir unter den Augen einer unsichtbaren Welt in einem Kampf stehen. Siehe 1.Korinther 4,9. Wir sollen uns still auf Gott verlassen, während wir die Widerstände und den trotzigen Unglauben wahrnehmen und die Risiken überdenken, die wir auf uns nehmen müssen. Dann höre auf die Stimme Jesu: “Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.” Johannes 16,33. Ja, Christus ist der Sieger. Er ist unser Führer, unser Hauptmann, und wir können zum Sieg gelangen. Weil Er lebt, werden wir auch leben.

Ellen Gould White – Christus ist Sieger

Das habe ich zu euch gesprochen, damit ihr Frieden habt.

Von der Schwachheit der Jünger, die sie fliehen lässt , redet Jesus; er spricht davon, dass ihre Treue versagt und er von ihnen allein gelassen wird. Das tut er aber nicht, um sie zu beschuldigen und zu richten, sondern um ihnen Frieden zu geben. Darum spricht er auch von der Versündigung der Jünger; denn sein Wort macht ihnen sein Vergeben offenbar und lässt sie seine Gnade sehen. Was ihnen den Frieden stören will, ist nur die Welt; Jesus dagegen gibt ihnen den Frieden.

In der Welt habt ihr Not: aber seid getrost; ich habe die Welt überwunden.
{1 Johannes 5,4.5}

Die Welt, so sagt Jesus, bestreitet, bedrückt und ängstigt die Jünger; sie bringt es auch dahin, dass sie jetzt von Jesus fliehen. Doch vor den Menschen brauchen sie nicht zu zagen, auch nicht vor ihrer großen Schar, vor dem mächtigen, festverbundenen Ganzen, das mit derselben Denkweise und demselben Willen ihnen als „Welt“ entgegentritt. Denn hier ist der Sieg schon erworben. An Jesus ist der Angriff der Welt gescheitert. Unbezwungen durch ihre Lust und ihren Schmerz, ihre Ehre und ihre Schande, ihre Güter und ihre Misshandlungen tritt Jesus auf die Kreuzesbahn. Er erträgt nicht nur unerschüttert ihren Ansturm, sondern er zwingt sie nieder, richtet seine Königsmacht auf, der sie unterworfen ist und gibt seiner Gnade die sieghafte Stärke und überwindende Herrlichkeit, so dass er verheißen kann: „Wenn ich erhöht sein werde, werde ich alle zu mir ziehen“. {Johannes 12,32} Darum ist es sein Abschiedswort an die Seinen: Ich habe die Welt überwunden; seid getrost!

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Die vierundzwanzigste Verheißung ist, dass die Gläubigen in der Welt verfolgt werden (Joh. 16:33a). Für zehn der elf Jünger bedeutete die Verfolgung den Märtyrertod. Der einzige, der nicht für seinen Glauben starb, war der Verfasser dieses Evangeliums, der Apostel Jochanan. Er litt jedoch unter Verfolgung und wurde in seinem hohen Alter nach Patmos verbannt, einer einsamen Insel vor der Westküste der heutigen Türkei, auf die Menschen zum Sterben geschickt wurden. Seitdem sind viele Gläubige gemartert worden oder haben irgendeine Form der Verfolgung für ihren Glauben erlitten. Der Grad des Leidens variiert und kann so leicht sein, wie von Freunden und Nachbarn geächtet zu werden, oder schwerer, wie die Erfahrung einer Scheidung oder der Verlust von Haus, Arbeit oder Position in der Gesellschaft. Eine Sache ist sicher: Alle Gläubigen werden wegen ihres Glaubens an den Messias ein gewisses Maß an Verfolgung erleiden.

Fünfundzwanzigstes Versprechen: Sieg

Die fünfundzwanzigste Verheißung ist eine des endgültigen Sieges (Joh 16,33b). Nachdem er seine Jünger und die Gläubigen im Allgemeinen vor vielen Dingen gewarnt hatte – Verfolgung, Martyrium, Hass durch die Welt, Ausschluss aus der Synagoge und Verfolgung durch die religiösen Menschen, die glaubten, Gott zu dienen -, versprach Jeschua, dass der Endsieg ihnen gehören würde, weil er die Welt überwunden hat.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Mit V. 33 stehen wir am Ende des Kapitels. Jesus zieht selbst eine Art Bilanz mit den Worten: »Das habe ich euch gesagt, damit …« usw. Siebenmal ist die Wendung »Das habe ich euch gesagt« o. ä. in den Abschiedsreden aufgetaucht (Joh 13,19; 14,25; 15,11; 16,1.4.25.33). Jedesmal sollte sie zur Besinnung anleiten. So hat Jesus die Jünger auf das Kommende vorbereitet. Jetzt ist es noch einmal sein Ziel, dass »ihr in mir Frieden habt«. Dieser »Friede« war ja schon in Joh 14,27ff.angesprochen. Und wie in Joh 14,2 ist es kein allgemeiner Friede, sondern der Jesusfriede (»in mir«). Nur im Glauben an Jesus, nur in der Lebensverbindung mit ihm ist er zu finden, mag man auch tausendmal in der Kirchengeschichte die Worte »in mir« weggedeutet haben. Wie er aussieht, zeigt Jesus mit ganz wenigen, aber unheimlich einprägsamen Worten: »In der Welt habt ihr Drangsal.« Für »Drangsal« steht dasselbe Wort wie für den Geburtsschmerz der gebärenden Frau in V. 21. »Drangsal« ist zugleich die allen Juden bekannte Bezeichnung der Nöte der Endzeit (Luthertext meist »Trübsal«, z. B. Dan 12,1; Mt 24,21; Apg 14,22). So erinnert Jesus mit diesem Wort nicht nur an den Hass der Welt (Joh 15,18ff.), sondern auch an alle Glaubensnot bis zu seiner Wiederkunft. Zu dieser Glaubensnot gehört auch die persönliche Angst, und deshalb ist die Übersetzung der Lutherbibel »in der Welt habt ihr Angst« nicht falsch. Wie ruhig Jesus das sagt! Es ist keine Schande, wenn wir zugeben, dass wir keine Helden sind, sondern angstverfolgte, gedrückte, durch unzählbare Nöte gehende Jünger. Wie klar das alles vor den Augen Jesu liegt! Schon das ist tröstlich.

Nun steht jedoch ein besonderes Trostwort am Ende: »Aber seid getrost! Ich habe die Welt überwunden.« Mit einem ähnlichen Trostwort schließt auch Matthäus sein Evangelium (Mt 28,20). Es ist das siegreiche göttliche »Aber«, das aus aller Jüngernot einen Sieg Gottes macht. Statt »seid getrost!« kann man auch übersetzen: »Habt Mut!«, »Seid guten Mutes!« Der Jünger soll sich von Drangsal nicht bannen lassen, sondern vorwärtsgehen wie ein zuversichtlicher Kämpfer. Was ist der Grund seiner Zuversicht? Seine Eignung? Seine gesunde Konstitution? Absicherung durch die Gemeinschaft? Nein. Nicht einmal die Geistausrüstung wird hier genannt. Der Grund der Zuversicht ist er – Jesus selbst! Und deshalb kann sie nie kaputtgemacht werden. Man kann uns alles in der Welt zerschlagen. Aber kein Mensch und kein Teufel kann ein Jota an den Worten ändern: »Ich« – und dieses »ich« ist so betont wie in den »Ich -bin«-Worten! – »habe die Welt überwunden«.

Aus Anhänglichkeit an den Luthertext und die Väter haben wir die Übersetzung »überwunden« gelassen. Eigentlich heißt es im Griechischen: »besiegt«. Jesus ist der Sieger über den Teufel als Herrscher der Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Er ist der Sieger, der sich in Heils – und Weltgeschichte durchsetzt (Offb 3,21; 5,5; 19,11ff.). So besiegt er den Tod und die Hölle (1 Kor 15,25ff.; 1 Kor 15,55ff.). So hat er auch die dem Bösen ergebene Welt durch Kreuz und Auferstehung besiegt. Nur sofern er es zulässt, kann das Böse, kann die Welt und die Drangsal die Jünger noch angreifen und quälen. Aber grundsätzlich liegt alle Gewalt seit der Auferstehung in seiner Hand (Mt 28,18; Eph 1,20ff.; Kol 2,14ff.). Die Aussage »Ich habe die Welt überwunden« blickt schon voraus auf jenes Siegesdatum von Kreuz und Auferstehung. Damit hat Jesus seine schwachen, gebrechlichen Jünger auf ein Felsenfundament gestellt. Sein letztes Wort – und das ist typisch für Jesus – ist nicht der Tadel des schwachen Glaubens (V. 32), sondern ein Siegeswort für die Glaubenden (vgl. Röm 8,37; 1 Joh 4,4; 5,4ff.).

Schauen wir zurück. Freude, Wiedersehen mit Jesus, direkter Zugang zum Vater, Erhörungsgewissheit, Heiliger Geist, ewige Gottesgemeinschaft, Freundschaft mit Jesus und dem Vater, Frucht, unverhüllte Offenbarung und Frieden durch den Sieger Jesus: Das sind die unvergleichlichen Gaben, die Jesus in seinen Abschiedsreden vor den Jüngern aufgezeigt hat. Sie sind die Frucht seines Leidens und Sterbens. Wie sagte er in Joh 16,7 ? »Es ist gut für euch, dass ich fortgehe.«

Gerhard Maier – Edition C

Jesus aber sorgt sich nicht um sich selbst, sondern um seine Jünger. Was wird aus ihnen, wenn sie ihn verlassen und sich jeder in das Seine zerstreuen? „Das habe ich zu euch gesprochen, damit ihr in mir Frieden habt.“ Es ist nicht zu begreifen Mußte. Jesus nicht den Aposteln drohend sagen: wenn ihr mich treulos verlaßt, dann stürzt ihr in die Friedlosigkeit? So würde es sein, wenn die Jünger auf sich selbst gestellt wären. Dann wäre für sie mit ihrem Versagen alles aus. In sich selbst können sie keinen Frieden finden. Aber „in mir“, in Jesus werden sie „Frieden haben“, nur in ihm, dort aber auch ganz gewiss. Sie müssen nicht den Verzweiflungsweg des Judas gehen und werden es auch nicht tun. Aber das allein wird ihr letzter Halt sein, dass Jesus ihnen das alles voraussagt und seine Liebe doch nicht von ihnen nimmt.
Freilich, „in der Welt habt ihr Bedrängnis“ – Uns ist die LÜ vertraut und lieb „In der Welt habt ihr Angst“. Für Luther aber was „Angst“ noch ein objektives Wort. Die objektive Bedrängnis, nicht das subjektive Angstgefühl, ist auch in der LÜ gemeint. Im grie Text jedenfalls steht das Wort „thlipsis“, also das Wort, das im NT besonders die „Bedrängnis“ durch Verfolgung und Feindschaft meint. – . Ihr werdet diese „Bedrängnis“ sofort zu spüren bekommen, wenn jetzt gleich die kirchliche und weltliche Obrigkeit zugreift und euren Meister verhaftet. Und auch nach dem frohen Wiedersehen zu Ostern und trotz der „Freude, die keiner von euch nimmt“ (V. 22) wird euer Leben angefüllt sein mit viel Drangsal. Nicht ihr selber müßt damit fertig werden. Wenn ihr es nebeneinander seht: hier euer kleines, schwaches Häuflein und dort die große, mächtige „Welt“, wie könntet ihr es euch zutrauen, diese Welt zu bezwingen. „Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Dieses „Überwinden“ der Welt sieht freilich ganz anders aus, als wir es uns vorstellen und wünschen. Es ist kein sichtbarer, äußerer Triumph, bei dem die „Welt“ von Jesus in die Knie gezwungen wird. Nein, gerade in dem wehrlosen, willigen Sterben am Fluchholz geschieht dieser „Sieg“ über die Welt. Hier ist die Welt im Innersten, in ihrem Wesen, „überwunden“. Dieser Sieg ihres Herrn weist auch den Jüngern den Weg. Auch sie werden den Sieg nie in äußerer Macht und Überlegenheit haben, sondern immer nur als die Gestorbenen leben und als die Wehrlosen, die Schwachen und Leidenden die Welt überwinden – Es ist das von Paulus in seiner ganzen Paradoxie ausgesprochen in 2 Kor 4,7-11; 6,1-10;1 Kor 4,9-13 und von der Offenbarung des Johannes anschaulich dargestellt; vgl. die „Siegerworte“ in den Sendschreiben und Offb 12,11;13,7-10. – . Dieses Überwinden geschieht „in Christus“ aufgrund seines Überwundenhabens. Am Ende der Zeiten aber wird der Sieg Jesu in Herrlichkeit sichtbar werden, wenn sich „jedes Knie vor ihm beugt und jede Zunge bekennt, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters“ (Phil 2,11).

Wuppertaler Studienbibel

George Müller – Jehova Verherrlicht- AnsprachenVerurteilen Sie sich selbst als Sünder; verurteilen Sie sich selbst; und als schuldige Sünder, die nichts anderes als Strafe verdienen, setzen Sie Ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus zur Errettung. Wenn ihr das tut, dann wird euch Gott um Christi willen gewiss vergeben. Auch wenn Sie der größte, der älteste, der verstockteste Sünder sind; auch wenn Sie immer wieder gegen Licht und Erkenntnis gesündigt haben; wenn Sie jetzt auf Christus vertrauen, wird Ihnen um seinetwillen vergeben werden; denn im Blut Christi liegt die Macht, die größten Sünden wegzunehmen. Der verstockteste Sünder wird sofort, wenn er glaubt, von Gott um Christi willen angenommen und so behandelt, als hätte er nie gesündigt. Wer glaubt, erlangt volle, freie und ewige Vergebung für all seine unzähligen Übertretungen. Dann beginnt die Liebe zu Gott, der Jesus gab, und die Liebe zu Jesus, der sich selbst gab. Und dann sagt die Seele: „Was kann ich Gott für sein unaussprechliches Geschenk und meinem kostbaren Herrn Jesus für seine Selbsthingabe geben?“ Dann beginnt die Seele zu versuchen, mehr wie Jesus Christus zu sein. Je mehr wir Jesus und uns selbst kennenlernen, desto mehr streben wir danach, diesem gesegneten Einen ähnlich zu sein. Danach wollen wir, liebe Mitgläubige, mehr und mehr streben. „Die Welt vergeht, und ihre Mode.“ Wir haben nur ein Leben hier zu verbringen, und das ist ein sehr kurzes; und nach unserer Bekehrung sollte unser einziges großes Ziel in dieser bösen Welt sein, zu versuchen, den Geist Jesu zu manifestieren. Und dann sollen wir uns in Bezug auf unsere Mitgläubigen gegenseitig lieben. Jünger sollten einander lieben, ungeachtet aller Schwächen und Gebrechen, die wir in einem anderen sehen. Um Christi willen sollen wir es tun, denn es ist der Wille des Gesegneten. Darum lasst uns danach streben; und je mehr wir auf diese Weise die Gesinnung Jesu offenbaren können, desto größer wird die Ehre sein, die wir für ihn erlangen.

George Müller – Jehova Verherrlicht- Ansprachen

„Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit?“

Ich ermahne nun vor allen Dingen, daß Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und würdigem Ernst. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Elberfelder 1871 – 1.Tim 2,1–4

Zu allererst {nun} möchte ich, dass man Bitten, Gebete, Fürbitten und Dankgebete für alle Menschen verrichtet, für Könige und alle (, die sich in hervorragender Stellung befinden =) hohen Beamten, damit wir ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Gottesfurcht (Frömmigkeit) und Würde (Ehrbarkeit). Das ist schön und (annehmbar, wohlgefällig vor =) gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen,
offene Bibel – 1.Timotheus 2,1–4

Insbesondere bitte ich euch nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung,  für die Könige und alle Amtsträger, damit wir ein ruhiges und gelassenes Leben führen können, fromm und von allen geachtet. Das ist schön und gefällt Gott, unserem Retter,  der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Zürcher Bibel – 2007 . 1.Timotheus 2,1–4

Eine Sache, Timotheus, ist superwichtig: Sorg dafür, dass die Gemeinde nicht aufhört zu beten! Damit meine ich, dass ihr Gott danken, ihn um Sachen bitten und manchmal auch komplett vor ihm die Hosen runterlassen sollt, wenn ihr euch trefft. Betet auch für alle anderen Menschen, für die Regierungen und die Parteien, die gerade an der Macht sind. Dann können wir ein relaxtes, chilliges Leben führen, ein Leben, das von den Leuten respektiert wird. Wo Gott drauf steht soll auch Jesus drin sein. Jesus will das so, er findet es gut, und er hat uns ja schließlich auch gerettet.
Gott will nämlich, dass alle Menschen gerettet werden. Er möchte, dass alle die Wahrheit spitzkriegen!
VolxBibel — 1.Timotheus 2,1:4

Wie steht die Gemeinde zur weltlichen Obrigkeit? Die Gemeinde ist in weltlichen Dingen der weltlichen Obrigkeit untertan an Gottes Statt, wie ein Fremdling den Gesetzen des Gastlandes gehorcht. Die Gemeinde kennt aber nur einen Herrn, dem sie in allem und über allem gehorcht, Jesus Christus. [–] Mt 22,21 Kol 1,16
Was tut die Gemeinde für die weltliche Obrigkeit? Sie gehorcht ihr bis zum Einsatz des eigenen leiblichen Lebens, sie ist ein Vorbild ehrbaren Lebens, sie betet für sie, sie predigt dem Volk die Wahrheit des Evangeliums. [–] 1 Tim 2,1 1 Petr 2,12–17
Was muß die Gemeinde um Gottes willen von der Obrigkeit erwarten? Die Gemeinde erwartet, daß die Obrigkeit die Gerechten lobt und die Bösen straft. Sie erwartet Freiheit und Schutz ihrer Predigt und ihres ganzen Lebens. Sie fordert Gehorsam gegen Gottes Gebot von jedermann. [–] 1 Tim 2,1–3. |
Wie stellt sich die Gemeinde zur ungerechten Obrigkeit? Die Gemeinde tut das ihr vom Herrn aufgetragene Werk ohne Furcht. Sie gehorcht Gott mehr als den Menschen. Sie leidet willig alle Strafe und betet für ihre Verfolger. [–] Ap 5,29 1 Petr 2,18–20.

Dietrich Bonhoeffer – Illegale Theologenausbildung: Finkenwalde 1935−1937

Die Wichtigkeit des Betens
5.1. »So« (V. 1), »daher«, »aus diesem Grund« – eben weil Timotheus im Kampf ist dafür, dass die wunderbare Botschaft von dem großen Gnadenangebot Gottes recht erhalten und ausgerichtet wird, und dafür, dass die zum Glauben gekommenen Menschen dann auch in der Spur der Nachfolge Jesu bleiben (1Tim 1,12-20). Dieser Kampf ist besonders dringlich in einer Zeit, in der sich die Dinge zuspitzen: Insofern, als einerseits der Druck von außen, etwa von seiten eines ideologisch bestimmten Staates, verschärft wird, und da andererseits die geistigen Verführungsmächte ihren Angriff verstärken mit dem Ziel, die Botschaft des Evangeliums auch innerhalb der Gemeinde mit anderem zu vermischen und sie so zu verfremden und zu verfälschen. Um das beides geht es insbesondere auch in der endzeitlichen »Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis« (Offb 3,10; vgl. 1Tim 4,1ff.), kurz bevor unser Herr wiederkommt. Für diese Zeit können wir aus den anfechtungsreichen Erfahrungen der frühen Christenheit viel lernen, auch aus dem, was in den nun folgenden Versen unseres Schriftabschnitts steht.

5.1.2 Paulus schreibt: »So ermahne ich nun« (V. 1 a): Das entsprechende griech. Wort bedeutet unter anderem »zurufen«, »trösten«, »aufmuntern«. Das Wort wurde damals auch dafür verwendet, dass in den Sportstadien die Wettkämpfer von ihren Freunden angefeuert wurden. Dort ging es um ein Anspornen vor aller Augen zu Leistungen, die in der griechisch -römischen Welt höchste Ehren eintrugen. Hier dagegen geht es um ein Anspornen zu einer Wirksamkeit, die kaum jemand beachtete und beachtet. Doch es geschieht hier etwas, das gerade schließlich auch in dem endzeitlichen Kampf der Gemeinde Jesu größte Bedeutung hat.

5.1.3 Wozu wird hier angefeuert? Zum Gebet. Es gilt auch allgemein und zu aller Zeit: Der »Baum« unserer Wirksamkeit als Christen, als Gemeinde Jesu in dieser Welt, muss das Gebet als tragendes und nährendes verdecktes Wurzelwerk haben. Die Väter haben gesagt: »Die Vielgeschäftigen fürchtet der Teufel nicht, aber die Beter.« Deshalb schreibt hier Paulus wörtlich: »… dass man vor allen Dingen zuerst tue Gebet …« Gewiss, das Gebet darf nicht das einzige sein; auch die Verkündigung von Gottes Wort, das Glaubenszeugnis, die Mission, die Evangelisation, die im Glauben weiterführende Verkündigung ist nötig, und auch die Tat der helfenden Liebe (Gal 6,10). Aber ohne das Gebet ist das andere wenig oder nichts. Gottes segensvolles Wirken will erbeten sein. Unser Herr spricht: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 7,7). »Gott will, dass wir unsere Hände ausstrecken nach seinem gnädigen Tun« (J. Chr. Blumhardt).

Es ist besonders wichtig, dies auch alten Christen zu sagen, die meinen, »nichts« mehr tun zu können. Im Bild der Amalekiter Schlacht gesprochen: Sie dürfen der »Mose« auf dem Berg sein, der die Hände zu Gott erhebt, während andere, jüngere, der »Josua« im Tal sind, der hier zu wirken hat (2Mose 17,8ff.). Die Entscheidung fiel damals nicht bei dem kämpfenden Josua, sondern bei dem betenden und von seiner Fürbitte her segnenden Mose, das heißt bei dem, den er anrief, beim lebendigen Gott. Doch auch junge Menschen sind nicht weniger zum Gebet eingeladen. Gott lässt uns weitgehend beides zugleich sein: den betenden »Mose« und den kämpfenden »Josua« – kämpfend nicht gegen, sondern um Menschen.

5.1.4 Paulus sagt: »Ich ermahne nun …« Der Apostel, der hier so anfeuert, ist keineswegs ein »Schlachtenbummler« und Nur-Zuschauer, wie es jene im Sportstadion sind. Er ging allen im Kampf voran, aber auch im Gebet. Er schreibt: »Wir beten allezeit. 1.« (2Thess 1,11); »… dass ich ohne Unterlass euer gedenke und allezeit in meinem Gebet flehe …« (Röm 1,9). Er wusste, dass v. a. im Gebet die entscheidenden Siege erfechten werden. Vor allem im Gebet wirken wir mit Gott. Nicht zuletzt hier lag die Ursache für die so außerordentliche Fruchtbarkeit des Apostels Paulus. Aus dieser Erfahrung heraus »ermahnt« Paulus hier seine Mitchristen, auch uns.

5.1.5 Dabei ist zu bedenken, dass das Beten ja nicht eine bewundernswerte und verdienstvolle Leistung des Menschen ist, auf Grund der er einen Anspruch gegen Gott hätte. Das Beten ist vielmehr nichts als das demütige, flehende und vertrauensvolle Ausstrecken von leeren Bettlerhänden zu dem großen Gott. Und dennoch muss das Beten neben vielen andern Aufgaben der einzelnen Christen und der Gemeinde Jesu nach dieser Schriftstelle den ersten Rang haben; so schreibt Paulus: »Ich ermahne, dass man zuerst vor allem tue Bitte, Gebet, Fürbitte …« Im Gebet geht es eben um das, was Gott tut. Und das hat in jedem Fall Vorrang vor dem, was Menschen tun, und unendlich viel größeres Gewicht.

5.1.6 Auch rein zeitlich soll das Gebet – etwa angesichts neu zu beginnender Aufgaben und an jedem neuen Tag – das erste sein und darf keinesfalls etwa ausschließlich auf den Feierabend verschoben werden. Michael Hahn, einer der Väter des schwäbischen Pietismus, ein Bauer, sagte im Blick auf das Gebet am Morgen vor Beginn der Arbeit: »Es ist hier wie beim Wetzen der Sense; es ist ein Unterschied, ob ich das vor oder nach dem Mähen tue.« Und Jochen Klepper hat in seinem berühmten »Lied zu Mittag« gedichtet: »Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht ER stark zur Tat, und was der Beter Hände tun, geschieht nach Gottes Rat.«

5.2 Wer wird hier so zum Beten ermahnt?
5.2.1 Gewiss, Gott, der nach der Schrift das Schreien der jungen Raben erhört (Ps 147,9), achtet auch auf das Gebet eines bisher noch nicht im Glauben stehenden Menschen. Nicht wenige haben gerade über der Erfahrung mit einem Gebet in großer Bedrängnis den Zugang zum Glauben gefunden. Gottes Wort lädt ja allgemein ein: »Schüttet euer Herz vor ihm aus!« (Ps 62,9).

5.2.2 Aber Paulus redet in diesem Brief ja mit seinem jungen Mitarbeitet Timotheus und gibt ihm Anleitung für die Gemeinde, in der er zur Zeit tätig ist. Ja, Paulus spricht, wohl in der Erwartung, dass der Brief auch in der Gemeinde vorgelesen wird, mit dieser auch unmittelbar. So redet das den Brief abschließende Segenswort, das damals eigenhändig vom Briefverfasser angefügt wurde, so wie heute die Unterschrift, in Mehrzahlform: »Die Gnade sei mit euch!« (1Tim 6,21). Es sind also insbesondere die an Jesus Glaubenden, die beim Zum-Glauben -Kommen Gottes Geist empfangen haben und so nun Gottes Kinder sind (Joh 7,39; Röm 8,14ff.; Eph 1,13), die Paulus hier zum vertrauensvollen Gebet zu ihrem Vater im Himmel ermuntert.

5.2.3 Auch uns, die wir doch ebenfalls Jesus gehören wollen, will dieses Wort in diesem so wichtigen Dienst anfeuern. Als an Jesus Glaubende haben wir auf Grund der Gnade Gottes die Möglichkeit, aber auch die Pflicht, so vor Gott zu treten. Nur seinen Jüngern und Nachfolgern gibt Jesus die Verheißung: »Bittet, so wird euch gegeben« (Mt 5,1; 7,7). Damit wir gewiss auch erhörlich beten, ist es wichtig, dass wir uns selbst immer wieder prüfen, ob wir denn wahrhaft Glaubende, das heißt in der ganzen Hingabe an unsren Herrn Stehende, also Jünger Jesu sind.

5.2.4 In dem allen wird den an Jesus Glaubenden das Beten ungemein leicht gemacht, denn wir erhalten dabei eine wundervolle Unterstützung: Unser Herr Jesus Christus, der zur Rechten Gottes thront, tritt für uns ein. So sagt Gottes Wort: » … der zur Rechten Gottes ist und uns vertritt« (Röm 8,34). »… so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater« (1Joh 2,1). Auch der Heilige Geist erhebt aufs Beste seine Stimme aus uns und für uns und unsere Anliegen (Röm 8,26f.). Ja, »er hat« uns »lieb« (Joh 16,27). Der heilige, dreieinige Gott ist in Bewegung, wenn seine schwachen Kinder ihn bitten.

5.3 Was alles umfasst rechtes Beten?
Paulus gebraucht hier eine auffallende Häufung von Ausdrücken: »Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung«.

5.3.1 »Bitte« (wörtlich: »Bitten«): Es geht hier um einzelne Anliegen, Nöte. Sorgen, Aufgaben. Die Nöte und Schwierigkeiten, Wünsche und Bestrebungen veranlassen uns, zum Gebet die Zuflucht zu nehmen. So beten viele Menschen, auch Leute, die keinen Gottesdienst besuchen und die Bibel nicht lesen; doch sie sollten daraufhin weiterkommen: in der Sündenerkenntnis, in der Bitte um Vergebung (vgl. Lk 18,13), in der Hingabe des Lebens an Gott, also im Glauben und im Glaubensgehorsam. Nur so würde ihnen ihr Beten zum bleibenden Segen. Auf jeden Fall ist es nicht falsch, auch wegen aller äußeren Anliegen vor den himmlischen Vater zu treten; ihn freut das Vertrauen seiner Kinder.

5.3.2 »Gebet« (wörtlich: »Gebete«): Hier geht es um mehr: um das »Reden des Herzens mit Gott«, wie die Väter gesagt haben, um den Gebetsumgang, um die Liebe zu Gott, um Gebete nach Art der ersten drei Bitten des Vaterunsers, um die Hingabe an Gott, um seine Anbetung. Wie die Engel und die vollendete Gemeinde im Himmel ihn anbeten (Offb 4; 5), so wir schon hier »auf dieser Erde, auf den tiefsten Stufen seines Thrones«, in einer anfechtungsreichen Welt. Und doch ist es bereits ein Stück Himmel, so mit unserem Herrn Jesus Christus, mit dem »König aller Könige und Herrn aller Herren« (Offb 19,16), ja mit dem großen Gott selbst leben zu dürfen.

5.3.3 »Fürbitte,« (wörtlich: »Fürbitten«): Paulus gebraucht hier ein Wort, das bei seinem damaligen weltlichen Gebrauch benutzt wurde für die Audienz bei einem Machthaber, bei der das Ziel verfolgt wurde, diesen zu einem bestimmten Handeln, etwa einem Dritten gegenüber, zu bewegen. Wir Christen dürfen täglich, ja stündlich zur »Audienz« vor dem großen, allmächtigen Gott, vor dem Herrn über Himmel und Erde erscheinen, insbesondere auch zur Fürsprache für andere.

Die Welt erhofft heute viel von Gipfelkonferenzen. Dies hier ist die einzigartige, große »Gipfelkonferenz«: Wenn Kinder Gottes ihren himmlischen Vater bitten, an Jesus Glaubende diesen ihren Herrn. Hier fallen die größten Entscheidungen; hier werden von ewiger Hand die Weichen gestellt. »Die Fürbitte der Kinder Gottes ist ihre Teilhabe am Weltregiment Gottes« (f. Chr. Oetinger).

5.3.4 »Danksagung« (wörtlich: »Danksagungen«): »Das Gewebe unseres Gebets kann und darf den Dank als bunten Durchschuss haben«, sagten die Alten; es ist recht, wenn sich durch unser ganzes Beten wie ein roter Faden das Danken zieht (vgl. Phil 4,6). Unser Gebet ist nicht selten traurig, verzweifelt, und doch haben wir aus früheren Durchhilfen so viel Anlass zum Danken. Die Bibel sagt: »Ich denke an deine früheren Wunder« (Ps 77,12). »Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat« (Ps 103,2). Wir können daraus das Vertrauen lernen, dass unser Gott uns auch weiter hilft. Dass wir sündigen Menschen Überhaupt mit unseren kleinen menschlichen Anliegen zu dem großen Gott kommen dürfen, dass wir beten können, ist doch bereits schon viel Grund zum Danken.

Gott freut unser Dank, wie Jesus der Dank des einen geheilten Aussätzigen, des Samariters, freute (Lk 17,11-19). Und gerade den Dankbaren gibt Gott immer noch mehr, insbesondere den inneren Segen und das ewige Gut. So sagt er in seinem Wort: »Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes« (Ps 50,23). So wird unser Beten und unser ganzes Leben jetzt schon wunderbar entkrampft, erheilt und froh inmitten aller Bedrängnis.

5.4 Für wen sollen und dürfen wir beten?
5.4.1 Paulus antwortet: »Für alle Menschen« – für unsere Angehörigen, aber auch für die anderen Menschen in unserem ganzen Lebenskreis; für die Mitchristen, insbesondere für die in unserer Gemeinde, unserer Gemeinschaft, unserem Kreis, aber auch für die Nichtglaubenden; für die, in deren Not wir geblickt haben oder von deren Not wir lesen oder durch Rundfunk oder Fernsehen erfahren. Auch darum wollen wir bitten, dass sie zum Glauben und zu Trost und Hoffnung des Evangeliums kommen. »Mach aus allem ein Gebet!« Beten dürfen wir für die Menschen, die von Hunger, Krieg, Ungerechtigkeit usw. in aller Welt betroffen sind, und insbesondere für die, die um ihres Glaubens willen an Jesus auf allerlei Weise leiden. Auch für die, die sich der andern in ihrer Not annehmen wollen, und vor allem für die, die das Wort Gottes in alle Weit tragen, wie unser Herr das befohlen hat (Mt 28,18-20).

Aber bitten wollen wir auch für die, die uns übel wollen, die uns anfeinden, die uns schwer gekränkt haben. Nichts Schöneres, im Sinne Jesu, können wir für sie tun, als für sie zu beten, wie unser Herr sagt: »Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen« (Mt 5,44). Und es gibt keine bessere Hilfe, sich selbst vor Groll, Bitterkeit und quälendem »Nachtragen« zu bewahren als eben solche Fürbitte aus der Liebe Christi heraus.

Der Horizont von Menschen, die sich auch im Gebet nur immer um sich selbst, im eigenen Kreis, drehen, schrumpft mehr und mehr und wird schließlich eng wie ein Sarg. Der Horizont dagegen von Christen, die solcherweise »für alle Menschen« beten, wird und bleibt auch im Alter weit wie der ganze, große, universale Retterwille Gottes, dessen, der »nicht will, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde« (2Petr 3,9).

5.4.2 Unter denen, für die die Gemeinde Jesu beten soll, werden hier auch »die Könige und alle Obrigkeit« genannt (V. 2). Gedacht ist hier an alle Instanzen, vom Kaiserhof bis zu den örtlichen Rathäusern.

Paulus ruft zur Fürbitte auf, obschon nicht wenige der politisch Großen jener Tage nicht gerade besonders erfreuliche Zeitgenossen waren: In Rom war der unberechenbare und grausame Nero auf dem Kaiserthron. Von den Statthaltern begegnete Paulus zum Beispiel dem »Glücksritter« Felix (Apg 24). Außerbiblische Nachrichten sagen, Felix habe sein Statthalteramt seinen hohen Schulden bei Banken in Rom zu verdanken gehabt. Diese setzten beim Kaiser seine Berufung als Statthalter durch in der Erwartung, er werde ihnen nun bei diesem einträglichen »Job« ihr Geld zurückzahlen. Doch als auch darauf nichts kam, weil er mit seiner teuren Hofhaltung alles verprasste, ließen die Banken ihn fallen, und er wurde »gefeuert«. Trotzdem ermahnte Paulus seine Mitchristen, auch für solche Leute zu beten. Daran hielt sich die frühe Christenheit auch in den folgenden Jahrhunderten ihrer immer wieder neu aufflammenden Verfolgung durch den römischen Staat.

Was ging da doch von diesen Menschen Segensvolles aus, die mitten in aller Bedrängnis solcherweise, bis in die Gedanken, fürbittend die Liebe Christi lebten! Dass doch auch heute die Christen in allen Ländern und auf allen Kontinenten mitten in all ihren so verschiedenartigen Anfechtungen das lebten! Und dass wir das auch auf dem letzten, anfechtungsreichen Wegstück unserer Geschichte durchhalten! So sind wir für unseren Herrn bereit. Und so wird er uns »in einem Augenblick« heimnehmen zu sich (1Kor 15,51f.; 1Thess 4,17).

5.5 Warum es so wichtig ist, für die Könige und alle Obrigkeit zu beten
5.5.1 Um ihrer selbst willen, denn auch für diese Menschen ist Jesus gestorben. Auch sie will Gott retten. So wird sich die Fürbitte zunächst einmal auf das zeitliche Wohl und das ewige Heil der betreffenden Menschen selbst richten. Das gebietet die Liebe Christi; es geht auch hier um Menschen, nicht nur um »Ämter«. Und Menschen sollen ewig gerettet werden, welcher Art sie auch sein mögen. Christen beten deshalb auch für Gestalten wie Nero, Hitler und Stalin. Das heißt auch im Gebet recht mit Gott und seiner Liebe zu denken. Solange Gott einem Menschen noch Atem und Pulsschlag schenkt, so lange schenkt er ihm auch noch Raum und Frist zur Umkehr, zur Heimkehr. Insbesondere will er ihn auch durch seine Güte dazu anleiten (Röm 2,4).

5.5.2 Und auch aus dem Grund gilt es, »für die Könige und für alle Obrigkeit« zu beten, dass sie doch ihren Dienst, den sie tun sollen, recht tun: nämlich gute Ordnung zu schaffen und die Mächte der Zerstörung, des Chaos zurückzuhalten. Dazu hat Gott den Staat in dieser Welt »verordnet« (Röm 13,1-7). Denn die Welt, in der noch immer der »Teufel los« ist und die Menschen gegeneinander hetzt (vgl. Offb 12,12), soll sich nicht selbst zerstören. Die staatliche Gewaltordnung ist als Notordnung für die in Sünde geratene Welt zwar nicht die endgültige, aber dennoch eine vor Gott gültige Ordnung und in jedem Fall besser als überhaupt keine. Gott lässt diese Ordnung deshalb so lang bestehen – auch wenn sie vielfach missbraucht wird und schließlich sogar antichristlich entartet -, bis unser Herr wiederkommt und diese Erde unmittelbar mit Frieden und mit Gerechtigkeit regiert.

Christen verstehen von Gottes Wort her die staatliche Ordnung besser als die nicht an Christus glaubenden Inhaber der staatlichen Macht selbst. Das Gebet der Christen richtet sich deshalb darauf, dass die Träger der staatlichen Macht diese nach Gottes Plan und Weisung gebrauchen. So allein ist ihr Dienst wahrhaft hilfreich und förderlich.

Es ist nötig, dass die Christen auch heute der Männer und Frauen fürbittend gedenken, die in obrigkeitlichen Aufgaben stehen, vollends in einer Zeit, in der nicht wenige das Chaos wollen und mit Agitation und Terror einen Zustand erstreben, in dem sich die Völker als »unregierbar« erweisen. Solche Fürbitte soll uns nicht »als nicht geistlich genug« erscheinen. Sie ist uns in Gottes Wort ausdrücklich geboten; auch hierin wollen wir gehorsam sein.

5.6 Wie wir als Christen die durch einen ordentlichen Staat hergestellte Ruhe und Stille recht nützen
5.6.1 Nicht dazu, bei dieser Gelegenheit unser »Schäflein ins Trockene zu bringen« und am »Wirtschaftswunder zu partizipieren«, sondern dazu, »damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit«, soll die Zeit des gebändigten Chaos genutzt werden.

»Frömmigkeit« meint, dass wir Gott zu gefallen trachten, d. h. ganz in der Bahn der Nachfolge Jesu bleiben, auch im Alltäglichen (vgl. 1Mose 17,1; Kol 3,23) und insbesondere mit dem Glaubenszeugnis und mit der Liebestat.

»Ehrbarkeit« meint, dass wir auch vor den Leuten im Tun und Lassen ein einladendes Zeugnis für unseren Herrn sind. Das alles kann viel eher gelebt werden, wenn uns auch politisch einige Ruhe und Ungestörtheit geschenkt ist.

5.6.2 Aber es handelt sich bei dem allem keineswegs um ein Leben in bequemer Beschaulichkeit. Paulus betont, das alles ist »gut« (V. 3; wörtlich: »schön«) nach dem Urteil Gottes; es »gefällt« Gott »wohl«. Und dabei ist zu bedenken: Gott ist der »Heiland« (wörtlich: »Retter«). Als dieser hat er sich ein sehr hohes Ziel gesetzt: Er »will, dass alle Menschen gerettet werden« (V. 4). Aus der Luther-Übersetzung sind wir gewohnt zu lesen: » … geholfen werde …«, doch im Urtext steht hier das Zeitwort, das im NT durchgehend »ewig retten«, »selig machen« bedeutet. Das also ist »gut«, »schön«, »Gott gefällig«, dass wir die uns geschenkte Ruhe dazu benutzen, uns an dem großen Rettungswerk Gottes um so mehr zu beteiligen.

5.6.3 Gerettet werden die Menschen dadurch, dass »sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«, sagt Paulus hier weiter. Es ist die Botschaft des Evangeliums, die erfasst und geglaubt werden muss. Unser Herr selbst ist die »Wahrheit«; und ihn zu »erkennen« heißt nach der Schrift, mit ihm Gemeinschaft zu haben. Also das rettet uns, dass wir in die Hand des Heilandes Jesus Christus, des Guten Hirten, gelangen.

5.6.4 Und wenn Gott als Retter dieses Werk unter Händen hat und er alle Menschen erreichen will, ja er uns wunderbarerweise zu seinen »Mitarbeitern« macht (1Kor 3,9), dann ist für uns nichts so wichtig wie das eine, dass wir alles in unseren Kräften Stehende tun, dass diese große Botschaft auch die andern erreicht, dass auch sie zum Glauben kommen und des Heiles in Zeit und Ewigkeit teilhaftig werden. Das also ist das Ziel der durch die staatliche Macht zu Stande gekommenen Ruhe, dass wir um so mehr diese herrliche Aufgabe erfüllen, die der Mission in nah und fern.

Während des Zweiten Weltkriegs hatten die Christen in Deutschland zum Beispiel nicht die Möglichkeit, Weltmission zu treiben. Aber in den folgenden Jahrzehnten hatten sie in Westdeutschland dazu die Möglichkeit; diese musste genutzt werden.

Im letzten Buch der Bibel wird deutlich, wie die Sturmstille, das Zurückhalten der Zerstörungsmächte, dem Ziel dient, dass Menschen für Jesus gewonnen und Gottes Kinder werden und dabei das Siegel des Heiligen Geistes empfangen; es wird ihnen besiegelt, dass sie auf dem Weg innerlich bewahrt und einmal am Ziel dabeisein werden (Offb 7,1-3; vgl. Eph 1,13).

5.6.5 Ja, so hat Gott der staatlichen Macht, auch wenn sich ihre Träger dessen nicht bewusst sind, die Aufgabe gegeben – solange er noch Frist schenkt, einen Freiraum für die Mission und für de Aufbau der Gemeinde Jesu zu schaffen. Um so mehr gilt es, solche Zeiten der Sturmstille zu nützen und nicht etwa zu verschlafen und mit anderem zu vertrödeln. Die Frage ist, ob die Christenheit unseres Volkes die Sturmstille seit dem Zweiten Weltkrieg recht genutzt hat für die Mission im eigenen Volk und für die in aller Welt.

5.6.6 Zusammenfassend ist zu sagen: Das »ruhige und stille Leben«, das wir infolge guter staatlicher Ordnung führen können, ist also nicht etwas für angeblich »fromme« Trägheit und Bequemlichkeit, sondern es bietet Raum, Frist und Gelegenheit dazu, mit Gott zu wirken im Sinne seiner Absicht, »dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen«.

Gerhardt Maier – Edition C

Und wie steht es bei mir? Bete ich FÜR oder GEGEN die Regierung? Ja, was zeigen meine Postings bei den sozialen Medien? Fühle ich mich wirklich als Gast in einem fremden Land, und kann FÜR die Regierung beten? Oder kann ich nur für meine eigenen Interessen beten, und lasse Jehovah und Seine Interessen ganz außen vor?
Bin ich als Einzelperson oder als religiöse Gruppe ehrlich zu den Gerichten und den betreffenden Regierungen, oder spiele ich mit denen „Katz und Maus“?

Sich Jehovah rühmen

„Wer sich aber rühmt, rühme sich des (W. in dem) Herrn“. (Jer 9,24)
Elberfelder 1871 – 2 Kor 10,17

´Letztlich gibt es nur einen Grund, sich zu rühmen:` »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf den Herrn stolz sein.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Korinther 10,17

Es heißt doch: »Wenn jemand auf etwas stolz sein will, soll er auf das stolz sein, was Gott für ihn getan hat!«
Hoffnung für Alle – 2 Kor 10,17

„Wer sich aber rühmt, rühme sich in Jehova.“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 2.Korinther 10:17

„Wer sich aber rühmt, soll sich wegen Jehova rühmen.“
neue Welt Übersetzung – 2018 – 2.Korither 10,17

Wessen rühmst du dich?

ETWAS zu rühmen ist an sich nicht verkehrt. Es kommt nur darauf an, was man rühmt. Etwas Verkehrtes oder eine falsche Person zu rühmen mag nicht nur töricht, sondern auch schädlich, ja sogar böse sein. So legt es die Bibel, die einzige sichere Wegleitung des Menschen, dar.
Viele rühmen sich ihrer Herkunft, ihrer Staats- oder Rassenzugehörigkeit, andere ihrer äußeren Reize, ihrer prächtigen Kleider oder anderer materieller Dinge, die sie besitzen. Und wieder andere rühmen sich ihrer Erfolge, die sie auf kulturellem Gebiet, als Wissenschaftler oder Künstler, erzielt haben. Und eine weitere Klasse rühmt sich ihrer religiösen Titel. Menschen, die sich solcher Dinge rühmen, zeigen, daß sie ihr Verhältnis zu ihrem Schöpfer und zu ihren Mitmenschen nicht richtig verstehen und einschätzen.
Gottes Wort stellt in bezug auf solche passenderweise die Frage: „Wer unterscheidet dich von einem anderen? In der Tat, was hast du, das du nicht empfingst? Wenn du es nun wirklich empfingst, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ — 1 Korinther 4:7, NW.

Es gibt nur einen, ja nur einen, dessen wir uns rühmen können, und je mehr wir über ihn erfahren, desto mehr werden wir uns seiner rühmen wollen. Das ist Jehova Gott, der Höchste, der König der Ewigkeit, der Quell alles Lebens, der Vater der himmlischen Lichter, der Geber jeder guten Gabe und jedes vollkommenen Geschenkes, er, der vollkommen ist an Macht, Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe. Ja, „wer sich rühmt, der rühme sich Jehovas“. — 1 Korinther 1:31; 2 Korinther 10:17, NW.

Wachtturm – 15.Juli1960

Kann Stolz berechtigt sein?
In den Christlichen Griechischen Schriften wird das mit „seinen Stolz setzen auf“, „frohlocken“ und „sich rühmen“ wiedergegebene Verb kaucháomai sowohl in negativem als auch in positivem Sinn verwendet. Paulus sagt beispielsweise, wir sollten „aufgrund der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes frohlocken“. Auch empfiehlt er: „Wer sich aber rühmt, rühme sich in Jehova“ (Römer 5:2; 2 Korinther 10:17). Damit ist gemeint, unseren Stolz auf Jehova als unseren Gott zu setzen, ein Gefühl, das uns über seinen guten Namen und Ruf frohlocken lassen kann.

Erwachet! 8.Juli 1999

So ist es! Sich Jehovah zu rühmen! Aber NICHT einer Kirche oder Organisation 😉
Aber gleichzeitig stellt dieses Zitat uns in Schwierigkeiten: denn WER ist der Jehovah des AT? Der Vater? Der Sohn? Beide?

Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn. {1 Korinther 1,31} Denn nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt.

Grund und Gegenstand unserer Zuversicht kann allein der Herr sein. Es wäre unrecht, wollten wir den Grund unseres Rühmens in uns selbst suchen. Die ganze Stellung des Menschen hängt vom Urteil des Herrn über ihn ab. Wenn dieser ihn lobt und mit seiner Gnade und Herrlichkeit für ihn eintritt, dann hat er Ruhm, nur dann. Von der Größe seines vollbrachten Werkes löst Paulus immer wieder seinen Blick ab und erhebt ihn zum Christus, in dem er allein die Gnade Gottes hat. Nicht die Gemeinde, die Paulus sammelt, kann ihn retten; einzig der Herr tut es. Darum sind alle Versuche, die eigene Größe ans Licht zu stellen, Torheit. So verschaffen wir uns die Bewährtheit nicht, die uns den Anteil am ewigen Reich Gottes gibt. Dass wir den Willen des Christus tun und ihn für uns haben, nur das macht uns bewährt; darum gibt es auch keinen, dessen wir uns rühmen könnten, als ihn allein.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Dem Eigenruhm der Gegner stellt Paulus den wahren Grund apostolischen Rühmens gegenüber: daß er vom Kyrios in den Dienst an den Heiden genommen wurde, daß er von Ihm her seinen κανών hat. Der Satz begegnet fast wörtlich (ohne δέ) 1. Kor. 1,31; dort ist er auf die korinthische Gemeinde bezogen: An ihrer Berufung wird deutlich, daß sie ihre Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung allein Christus verdankt, darum kann sie sich auch nur seiner rühmen.94 Jetzt wendet Paulus diese Aussage auf seinen Dienst an, gleichsam als Kriterium für den wahren Apostel: Er rühmt sich nicht eigener Qualitäten, sondern er rühmt den, dessen Werkzeug er ist.

In 1. Kor. 1,31 wird der Satz als Schriftzitat gekennzeichnet, jetzt unterbleibt dieser Hinweis.95 Das Zitat wird meist auf Jer. 9,22f. zurückgeführt.96 Dann würde Paulus eine Zusammenfassung jener Stelle bieten. Jer. 9,22f. stimmt fast wörtlich mit 1. Sam. 2,10 LXX überein. Dieser Vers wäre eher als Grundlage für Paulus anzunehmen; denn einmal findet sich dort ein ähnlicher Kontext wie in 1. Kor. 1,31 und 2. Kor. 10,17: Gott verwirft das Starke und erwählt das Schwache (1. Sam. 2,4ff.), zum anderen war das Loblied der Hanna in frühchristlichen Kreisen bedeutsam, wie Luk. 1,46ff. zeigt; das ist wohl auf die Erwähnung des »Gesalbten« in 1. Sam. 2,10 zurückzuführen. – Von 1. Clem. 13,1 her legt sich freilich die weitergehende Vermutung nahe, daß Paulus nicht den Bibeltext bearbeitete, sondern mit dem Satz »Wer sich rühmt, rühme sich des Herrn« geprägter Tradition folgt.97 Wenn er sie in 1. Kor. 1,31 als Schriftzitat einleitet, dann erfolgt dies wegen ihres Anklangs an 1. Sam.2.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Vom „Rühmen – Paulus hat das Rühmen nicht verworfen. Er hat im Gegenteil gewußt, wie notwendig es zur echten Lebendigkeit unseres Herzens gehört. Darum ist es wichtig für uns, zu studieren, was Paulus vom „Rühmen“ sagt: Röm 5,2.11; 15,17; 1 Kor 1,29-31; 3,21; 4,7; 9,15; 15,31; 2 Kor 1,12; 5,12; 7,4.14; 10,8; 11,16-18; 11,30; Gal 6,13; Eph 2,9; Phil 1,26; 2,16; 3,3; 1 Thess 2,19.- „ hat Paulus sprechen müssen. Sein Blick bleibt dabei nicht an sich selbst und an seiner Leistung hängen. Er hält an der Regel der Heiligen Schrift fest, die er schon im ersten Brief den Korinthern vor Augen gestellt hatte (1 Kor 1,31): „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Denn es stammt ja alles von Gott: die Erwählung und Sendung, das Ausmaß des Werkes, die Kraft und Vollmacht zu seiner Durchführung. „Was hast du, was du nicht empfangen hast“ (1 Kor 4,7). Die eigene Arbeit und Leistung darf klar gesehen werden gegen die leere Rühmerei anderer. Aber sofort muss der Blick wieder zum Herrn gehen und muss ihm die Ehre geben – Kennzeichnend für den redlichen Blick auf die eigene Leistung und die sofortige Blickwendung zu Gott ist 1 Kor 15,10 – .

Wuppertaler Studienbibel

Mit einem Wort aus Jeremia (Jer 9,22ff.) stellt der Apostel dieses den Abschnitt durchziehende Stichwort vom Ruhm in das Licht des Gotteswerkes. Es geht ihm nie um Eigenruhm, sondern um Christusruhm. Christus wirkt durch den Apostel. Christenruhm ist Christusruhm (vgl. Röm 5,2.11; 15,17; 1Kor 1,29-31; 3,21; 4,7; 9,15; 15,31; 2Kor 1,12; 5,12; 7,4.14; 10,8; 11,16-18; 11,30; Gal 6,13; Eph 2,9; Phil 1,26; 2,16; 3,3; 1Thess 2,19).

Gerhardt Maier – Edition C

»Über-Sieg«, d. h. über alles Normale hinausgehender Triumphsieg

Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.
Elberfelder 1871 – Röm 8,37

Doch aus alldem gehen wir
als strahlende Sieger hervor.
Das haben wir dem zu verdanken,
der uns so sehr geliebt hat.
BasisBibel 2012 – Römer 8,37

Im Gegenteil, aus allen diesen Dingen gehen wir vollständig siegreich hervor durch ihn, der uns geliebt hat.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Römer 8:37

So kann nur der Glaube sprechen. Nur „durch den, der uns geliebt hat“, durch Gott in Jesus Christus, ist dieser Satz keine maßlose Übertreibung oder gefährliche Selbstüberschätzung. Der Glaubende erringt einen glänzenden Sieg. Paulus gebraucht Hier ein überschwengliches Wort, das uns im ganzen NT nur hier begegnet. „In dem allen“: unser Herr entnimmt uns nicht der Welt, aber er verhilft uns zum Sieg. Wir haben in aller Not und Anfechtung durch unseren Herrn Jesus Christus Teil am glänzendsten Sieg, der je errungen wurde in der Geschichte der Welt, nämlich an seinem triumphalen Sieg über den Tod bei seiner Auferstehung (vgl. Joh 16,33; Apg 12,11; 1Joh 5,4).

Gerhardt Maier – Edition C

In dem allem überwinden wir weit. D. h. wir siegen ob im Streit und tauchen empor aus der Flut. Es geschieht ja zuweilen, dass die Gläubigen zu unterliegen und ganz zerschmettert zu Boden zu sinken scheinen. Denn Gott schickt ihnen nicht bloß Übungen, sondern tiefe Demütigungen. Aber der Ausgang bleibt immer, dass sie den Sieg gewinnen. Woher diese unbesiegliche Kraft stammt, sagen die Worte: um deswillen, der uns geliebt hat. Die Liebe Christi, in welcher Gottes väterliches Erbarmen zur Erscheinung kommt, prägt sich so tief in unsere Herzen ein, dass sie uns aus der Unterwelt ans Licht des Lebens zieht und mit ihrer unverzehrbaren Kraft uns stetig aufrecht hält. Hier wird nun (vgl. Vers 35) völlig deutlich, dass der Apostel nicht von der Liebe redet, die uns hinreißt, Gott zu lieben. sondern von Gottes bzw. Christi Liebe zu uns

Calvin – Römerbrief

An diesem Tiefpunkt erhebt sich ein unwiderstehlicher Siegeshymnus. Schon in 5,3-5 wurden selbst erfahrene Bedrängnisse in einen Prozess der Hoffnung hineingerissen. Aber in diesen (Dingen) allen siegen wir überwältigend durch den, der uns geliebt hat. Paulus fügt dem Wort „siegen“ die Vorsilbe „über“ hinzu – Solche enthusiastischen Wortzusammensetzungen mit „über“ (hyper) liebte er sichtlich, z.B.: überreiches Wachstum (2Thess 1,3) , überragende Herrlichkeit (2Kor 3,10) , Übermaß der Kraft (2Kor 4,7) , über alle Maßen mehr, als wir erbitten (Eph 3,20) , unüberbietbare Erkenntnis (Phil 3,8) , Gnade im Übermaß (Röm 5,20) , überschwängliche Gnade an mir (1Tim 1,14) , Christus durch Gott übererhöht (Phil 2,9) . – : nicht nur siegen, sondern „übersiegen“, glänzend siegen.

Wuppertaler Studienbibel

Unser missionarisches Handeln aber soll von der Festfreude einer Hochzeit und der Fülle des göttlichen Lebensangebotes gekennzeichnet sein. Die Fülle des Weins entspricht der Fülle des Evangeliums. In einer Zeit des multireligiösen Angebotes und eines pluralistischen Werteverständnisses eines areligiösen Staates muss deutlich werden, was Gottes Heilshandeln in Jesus Christus für uns Menschen bedeutet: Gott will uns als Freudenspender begegnen.

Damit steht dem Glaubenden eine Kraft zur Verfügung, die zu einem Leben im Sieg verhilft. Paulus drückt das in Röm 8,37 mit dem Wort hyper nikomen (wörtl. »Über-Sieg«, d. h. über alles Normale hinausgehender Triumphsieg) aus. Gott gibt immer im Überfluss (Eph 3,20). Somit unterscheidet sich das Christentum grundsätzlich von allen anderen Religionen und religiösen Angeboten. Nicht Leistung und eigenes Bemühen werden erwartet, sondern Bereitschaft zum Empfangen. Das Evangelium ist in der Tat eine Freudenbotschaft, weil es dem Menschen das gibt, wonach er sich sehnt. Wir können darum das Weinwunder mit den »Ich-bin«-Worten Jesu in Verbindung bringen. Jesus sagt uns hier: Ich bin die Freude des Lebens; ich bin die Fülle des Lebens.

Zuversicht und Stärke I

Durch Jesus und seinen Geist entsteht eine neue Atmosphäre des Lebens. „Es ist der Luftzug der Erlösung – als gelangte man aus der Enge in einen weiten Raum. Die Freiheit hat schon begonnen. Erlösung – das ist wie ein Aufatmen.“
Die neue innere Freiheit ist die Hintergrundfolie für die Freude, die mit dem Glauben kommen kann und noch wachsen will (Joh 15,11). Diese Freude ist nicht nur ein Gefühl. Sie ist eine Folge davon, sich in Gottes Hand fallen lassen zu können („Erlösung“). Sie ist eine Lebenseinstellung, die erleichtert und dankbar ist über die Erfahrung mit Gott im Glauben und über die getroste Gelassenheit, die hoffnungsvoll in die Zukunft schaut. Der Grund dafür ist die Gewissheit, wie sie Paulus hatte: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? (…) Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn“ (Röm 8,35-39).

P&S 3/2020

Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.

Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut des Geistes.
Elberfelder 1871 – 1 Tim 6,11

Du aber gehörst Gott, deshalb fliehe vor alldem! Jage dagegen der Gerechtigkeit nach, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld und der Freundlichkeit!
Gute Nachricht Bibel – 1.Timotheus 6,11

Du aber gehörst Gott und stehst in seinem Dienst. Halte dich daher – Wörtlich Du aber, Mensch Gottes, halte dich. Der Titel Mann Gottes bzw. Mensch Gottes wurde in alttestamentlicher Zeit für führende Persönlichkeiten von Gottes Volk gebraucht; im späteren jüdischen Schrifttum bezeichnet er darüber hinaus alle, die dem wahren Gott dienen. – von all diesen Dingen fern! Dein Ziel soll etwas anderes sein: ´ein Leben, das erfüllt ist von` Gerechtigkeit, Ehrfurcht vor Gott, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Freundlichkeit.
Neue Genfer Übersetzung – 1. Tim 6:11

Aber du, Timotheus, gehörst Gott; deshalb sollst du dich davon fernhalten. Bemühe dich um ein Leben, so wie Gott es will: geprägt von der Ehrfurcht vor Gott, von Glauben und Liebe, geführt mit Geduld und Sanftmut!
Neues Leben – 1 Tim 6,11

Timotheus! Du darfst da auf keinen Fall mitmachen! Versuche um jeden Preis, anders draufzukommen als die! Dein Ziel soll es sein, ein Leben zu führen, das Gott geil findet! Setz alles dran, dass dir nichts wichtiger ist als Gott! Versuch immer, im Vertrauen auf ihn zu leben! Liebe, Geduld und Freundlichkeit sollen bei dir immer am Start sein.
VolxBibel – 1 Tim 6,11

Die Moralisten ermahnten ihre Leser häufig, vor dem Laster zu »fliehen«. Die Hetiter gebrauchten den Ausdruck »Gottesmensch« als Charakterisierung herausragender religiöser Gestalten, im A.T. dagegen bezog er sich auf die Männer, die Gott sich zu Sprechern erwählt hatte. Wenn der Begriff in der späteren jüdischen Literatur einmal auftaucht, so meist mit der alttestamentlichen Bedeutung, die wohl auch Paulus hier beabsichtigt.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Timotheus ist Gottes Eigentum; das bedeutet für ihn das selige Erlöstsein von der Geldgier. Weil er Gott gehört, hat er ein anderes Ziel und einen anderen Besitz als die Reichen; deshalb hat er auch nicht eine Wurzel für jede Bosheit, sondern die Wurzel zu allem Guten in sich und darum auch nicht Tod und viele Schmerzen, sondern die Verheißung des Lebens jetzt und einst vor sich. Aber die falschen Güter können auch den locken, der in der Gemeinschaft mit Gott steht; auch er hat auf die Mahnung zu hören: „Fliehe davor!“ Dazu gehört notwendig ein zweites Wort, das angibt, wonach das Verlangen sich strecken und die Arbeit zielen soll.

Die Gerechtigkeit steht voran, weil das Gerechtfertigtsein und Rechttun vor Gott die Bedingung und Voraussetzung für alles ist, was uns durch die Gnade Gottes als gute Gabe zuteil werden kann. Neben die großen Hauptfunktionen des Christenstandes: Gott ehren, glauben, lieben, tritt noch die Widerstandskraft gegenüber dem Leiden und die Fähigkeit, unerschüttert menschliche Unart und Sünde zu ertragen und ihr die Unüberwindlichkeit der Vergebung und die Liebe entgegenzusetzen. Das sind Ziele, nach denen zu laufen sich lohnt.

Schlatter, – Erläuterungen zum Neuen Testament

Timotheus wird nun als Prototyp eines Menschen Gottes angesprochen, der vor der Gier nach Reichtum fliehen soll, dafür aber den Tugenden, die Gott bevorzugt, nachjagen, d.h. sie konsequent verfolgen und ihnen nacheifern soll. Die genannten Eigenschaften sind die Gegensätze der genannten Ungerechtigkeiten, die die Geldgier verursacht.

P. Streitenberger

So schreibt der Apostel Paulus seinem jungen Mitbruder Timotheus: »Aber du, Gottesmensch, fliehe das!« (V. 11 a)
17.1.1 Was? Vorausgeht die Beschreibung dessen, was der große Angler – der Satan, der uns aus der Gemeinschaft mit Jesus und seiner Gemeinde. aus dem, was für uns Lebenselement ist, herausholen will – vielen als »Köder« vor die Augen hält (V. 9). Weder auf Geld noch Geltung, weder auf das Angebot einer wirtschaftlich gesicherten Existenz, noch auf Ehrung und Bewunderung durch Menschen soll Timotheus hereinfallen; bei nichts soll er »anbeißen«. Und auch wir sollen es nicht.

17.1.2 »Fliehe!«: Entschlossen abwenden soll er sich von dem allem, damit es ihm nicht zur Versuchung wird. Hier ist entschlossene Flucht eine tapfere Tat (vgl. 1Mose 39,12; Sir 21,2). Wenn der Fisch sich rechtzeitig vom Köder abgewandt hätte, Eva von der verbotenen Frucht, David von Batseba und dem Gedanken an sie, wäre die Faszination, der Zauber der Verführungsmacht überwunden gewesen (vgl. 1Mose 3,6; 2Sam 11,2). – Jesus gibt uns teil an seinem Sieg; wir können auch alle bösen Gelüste in seinen Tod geben, seitdem er Sünde und Satan überwunden hat (1Kor 15,57; Gal 5,24).

17.1.3 Als »Gottesmensch« wird Timotheus angesprochen. Er ist von Jesus mit Blut und Leben aus der Sklaverei von Sünde und Satan losgekauft worden; das hatte nach der Rechtsordnung jener Zeit die Wirkung, dass das Eigentum an ihm auf den ihn so »Ablösenden« überging, Und was Jesus erworben hat, das hat er für den Vater erworben; er wollte ja nichts für sich; das letzte Buch der Bibel sagt: »Du hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft« (Offb 5,9 vgl. 1Kor 6,20). Und wenn dann ein Mensch noch dazu von Herzen ja sagt und sein Leben Jesus Christus und damit Gott anvertraut, wenn er sich von Gottes Geist dazu bewegen lässt, dann hat das für ihn die volle Wirkung (Joh 3,16; Röm 1,16). In das Wesen des eingeborenen Sohnes wird er als Gotteskind gestaltet, in das Wesen Gottes, des Vaters (Mt 5,45.48; Gal 4,19). Und er wird von Jesus Christus in Dienst gestellt, »Knecht Gottes«, »Magd des Herrn«, »Mitarbeiter Gottes« (vgl. Mt 10,5ff.; Lk 1,38; 5,10; Röm 1,1; 1Kor 3,9; Jak 1,1). So war Timotheus ein »Mensch Gottes«. Und so dürfen auch wir das sein.

17.2 »Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut«, fährt Paulus fort (V. 11)
»Jage nach …«: Das erste Wort ist zu betonen, denn das Ziel eilt nicht, uns voran, fort, sondern wir eilen mit aller Kraftanstrengung zu dem für uns feststehenden Ziel hin; es »narrt« uns nicht. Das Bild des Laufs lag damals in der ganzen griechischen Welt wozu seit Jahrhunderten auch die Westküste Kleinasiens mit Ephesus gehörte – den Menschen sehr nahe. In den Sportstadien spannten die Sportkämpfer alle Kräfte an; sie kämpften bis zum Umfallen und schonten sich nicht. Wie viel mehr sollten das Christen tun angesichts ihres großen Ziels und wo doch der Herr, wenn man sich nur an ihn hält, erreicht wird (Phil 1,6; 1Thess 5,23ff.)! Der Hebräer-Brief sagt in diesem Sinn: »Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens« (Heb 12,1-2 a). Paulus sagt im Blick auf sich selbst:« Ich … jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus« (Phil 3,14; vgl. 1Kor 9,24-27). Nun heißt er auch Timotheus so zu »jagen«, zu laufen, und ebenso uns alle, die wir an Jesus glauben.

17.3 Welche Ziele sollen wir mit dem, was wir sind und tun, schon in diesem Leben verfolgen? Wonach ist zu »jagen«?
17.3.1»… nach der Gerechtigkeit«: Unser Herr Jesus Christus gefiel auch in seinen Erdentagen Gott ganz (Mt 3,17); er war Gott recht, vor ihm ganz gerecht. In Christus, im Glauben eingehüllt in seine Gerechtigkeit, sind auch wir Gott recht (2Kor 5,21). So sagt Gott zu uns ja, jetzt, wenn wir vor ihn treten und ihn bitten, und auch dann einmal, wenn wir vor sein Gericht gerufen werden. »Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich zum Himmel werd eingehn.« Nun ist es überaus wichtig, dass wir nicht wieder, im Tun und Lassen, im Reden und Schweigen, nicht in Gedanken und Stimmungen, aus Christus heraustreten. Und wenn wir so in Christus bleiben, dann ist er als der heilige, uns neuschaffende Geist in uns (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a). So werden wir von innen her in Jesu Wesen gestaltet (Gal 4,19). In allem ganz in der Jesus -Spur zu bleiben, das ist die gelebte Gerechtigkeit vor Gott. Dies schließt ein, dass wir auch Menschen gegenüber gerecht zu werden trachten und uns bemühen, auch ihnen nichts schuldig zu bleiben. Das alles gehört dazu, dass wir für die große Zukunft bereit sind, für die Stunde, da unser Herr kommt oder er uns im Tode ruft (vgl. Lk 12,42-46; Röm 13,11ff.).

17.3.2 » … nach … der Frömmigkeit«: Nach einem steten, bewussten Leben vor Gott (1Mose 17,1; vgl. das zu 1Tim 4,7 Ausgeführte). Diese Frömmigkeit lebte unser Herr in seinen Erdentagen aufs vollkommenste. Er rückte alles bewusst ins Licht des Vaters (vgl. Mk 1,35; Lk 6,12-16; Joh 2,4; 17,1ff.). Dabei bat er ihn auch um die Korrektur aller seiner Wünsche, einschließlich des Wunsches, leben zu dürfen: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!« (Lk 22,42). Das heißt, auch in unserem Leben nach der Frömmigkeit zu »jagen«: dass wir darum ringen, Gott in unserem Leben ganz Gott sein zu lassen, ihm das Leben anzuvertrauen und es im Bewusstsein seiner steten Gegenwart ihm zu Gefallen zu führen. Das schließt die Willigkeit ein, Gott auch unsere brennendsten, am meisten ans Herz gewachsenen Wünsche und Pläne zu übergeben. Wie sehr wird das doch die Gemeinde Jesu nötig haben, insbesondere dann, wenn sie durchs Leiden und ein endzeitliches Dunkel gehen soll (vgl. Mt 24,9; Apg 14,22).

17.3. 3 » … nach … dem Glauben«: Dazu ist nötig, dass es unser großes Anliegen ist, in jeder Lage das Vertrauen zu Jesus, zu dem lebendigen Gott, durchzuhalten, in der festen Gemeinschaft, im steten Umgang mit ihm zu bleiben, auch in der Ganzhingabe unseres Lebens an ihn und ebenso im felsenfesten Vertrauen auf seine Verheißungen (etwa: Mt 7,7; 1Kor 15,58; 2Kor 5,17; Phil 1,6; 1Joh 1,7.9; Offb 3,21). Wir wollen den Verheißungen unseres Gottes mehr glauben als unseren eigenen Augen. »Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat« (Heb 10,35). »Uns ist geboten, auszuharren und bei den Verheißungen zu bleiben« (J. Chr. Blumhardt).

17.3. 4 » … nach … der Liebe«: Wie hat uns doch unser Herr Jesus geliebt, bis in den Tod, »als wir noch Feinde waren« (Röm 5,10)! Nach keiner noch so enttäuschenden Erfahrung mit Menschen hat er gesagt: »Nun aber Schluss!« »Wie er die Seinen geliebt hatte …, so liebte er sie bis ans Ende« und gab auch Blut und Leben für sie hin (Joh 13,1). Und für die, die ihn zu Tode quälten, legte er mitten in den größten, von ihnen verursachten, Schmerzen bei Gott, dem großen Richter über alle Welt, Fürsprache ein (Lk 23,34). Auch Judas, der Jesus hinterhältigerweise an seine Todfeinde verkaufte und auslieferte, wusch Jesus liebevoll die Füße.

Es kostet uns große Mühe, solche Liebe allen gegenüber durchzuhalten. Dan gilt es, uns in die Gemeinschaft mit Jesus hineinzubeten und ihm, seinem Geist in uns, Raum zu geben, bis in die Gedanken und Stimmungen. Wir in ihm und er in uns, so wird unser Leben tatsächlich neu, Jesus -ähnlich, und bringt gottgefällige Frucht (Joh 15,4f.; 2Kor 3,17 a; 2Kor 5,17; Gal 5,22; vgl. Röm 8,14).

17.3.5 » … nach … der Geduld« (wörtlich: nach dem »Darunter bleiben«): Unser Herr hat große Geduld mit uns. Und wir sind dieser Geduld sehr bedürftig. Dan ist es wichtig, wenn wir Jesus ähnlich werden wollen (vgl. Gal 4,19), dass wir in gleicher Weise Geduld üben. Möglicherweise hatte hier auch Paulus mit sich selbst einige Mühe: Ein so tatkräftiger, in solcher Weise mit dem Evangelium vorwärts stürmender Mann musste wahrscheinlich nicht wenig innere Kraft darauf verwenden, mit den Leuten anderer Gangart Geduld zu üben.

Das Erfordernis der Geduld nennt die Schrift im Besonderen auch im Blick auf die Letzte Zeit; in dem großen Kapitel des letzten Buches der Bibel über den Antichristen kündigt sie für diese Zeit an: »Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen« (Offb 13,10), das willige Darunterbleiben und das hochgemute, getroste und der Hoffnung gewisse Vertrauen. Zu dieser Geduld, die als Erste genannt wird, gehört wesentlich auch das Ausharren an dem heilsgeschichtlichen Ort des »Nicht -Sehens -und-doch -Glaubens«, solange Gott das noch will. Gewiss ist es recht, um die Wiederkunft Jesu zu bitten (Offb 22,17), um Gottes Ehre willen, damit das »Seufzen der Kreatur« gestillt wird, damit dem Feind, der unablässig die Menschen verführen will, »das Handwerk gelegt« wird und damit die Kinder Gottes vom Glauben zum Schauen gelangen (Röm 8,19-22; Offb 21,3). Aber das sich Ausstrecken nach dem Ziel darf nicht ungeduldig werden. Wenn unser Herr kommt, gehen die Türen der Gnade für die Menschen zu. Die Frist, während der das Gnadenangebot Gottes angenommen werden kann, ist dann vorbei. Wir Menschen werden dann bei den von uns getroffenen Entscheidungen festgelegt. Wie wir uns jetzt Jesus gegenüber entscheiden, so wird einmal über uns entschieden, und so werden wir Menschen einmal geschieden. Allein wer Jesus jetzt annimmt, der wird dann von ihm angenommen, was größte Bedeutung hat. So sind wir bei aller Freude auf den großen Tag Jesu Christi dennoch auch für die Gnadenfrist dankbar, die Gott uns und andern und uns im Blick auf andere immer noch gewährt. Petrus schreibt: »Die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung« (2Petr 3,15).

17.3.6 » … nach … der Sanftmut«: Wie war doch unser Herr sanftmütig, unaufdringlich, behutsam, etwa gegenüber einem Dorf in Samaria, das ihn nicht aufnahm (Lk 9,51-56). Ja, auch heute kommt er noch so, als der erhöhte Herr spricht er: »Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an« (Offb 3,20). Wer klopft, drängt sich nicht auf; er gebraucht nicht das Brecheisen oder schlägt die Türe ein, sondern er fragt, ob man ihn überhaupt aufnehmen will. Das Wort steht im Sendschreiben an die lau gewordene, abgefallene Gemeinde in Laodizea. Auch zu einer solchen Gemeinde und zu derartigen Menschen kommt er noch immer so. Er hat auch selbst seine Sanftmut hervorgehoben (Mt 11,29). Dan wollen auch wir nach dieser Sanftmut »jagen«, auch schwache und geringe Leute nicht einfach geschwinde »vereinnahmen« und auch bei Evangelisationen usw. keine irgendwie gearteten Tricks anwenden, kein »psychologisches Brecheisen« einsetzen, um die Leute zu »Entscheidungen« zu führen, die doch unecht sind, und um schnelle Erfolge melden zu können. Gott hat mit jedem einzelnen Menschen seine Zeit (vgl. Joh 6,44). So dürfen wir hierbei nichts erzwingen wollen. Doch damit auch wir an die Türen der Leute in seinem Sinn klopfen, nimmt er, Jesus, uns als seine Mitarbeiter mit. Lasst uns dazu willig, demütig, sanftmütig und mutig sein!

Gerhardt Maier – Edition C

Er wird die Strafe abbekommen für den Mist, den andere gemacht haben.

Von der Mühsal seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird mein gerechter Knecht die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, (O. den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, die Vielen gerecht machen) und ihre Missetaten wird er auf sich laden.
Elberfelder 1871 – Jes 53,11

Wenn er dieses schwere Leid durchgestanden hat, sieht er wieder das Licht* und wird für sein Leiden belohnt. Der Herr sagt:
»Mein Diener kennt meinen Willen, er ist schuldlos und gerecht. Aber er lässt sich für die Sünden vieler bestrafen, um sie von ihrer Schuld zu befreien.
Hoffnung für Alle – Jesaja 53,11

Aus dem Elend (mehr als das Elend / die Mühe / das Leid; wegen des Elends; nach dem [Ende des] Elends) seines Lebens (seiner selbst, seiner Seele, seines innersten Elends) sieht er ([Licht])

[Die meisten Exegeten ergänzen nach 1QJesab, 4QJesd und LXX das Objekt »Licht«, einige aber nicht (z.B. Childs 2001, 409; Schmidt 2013, 227; Seeligmann 2004).]

, und satt (befriedigt) werden an seiner Erkenntnis (seinem Wissen).
Der Gerechte (Rechtschaffene, im Recht), mein Getreuer

 [ Oder: „Er wird satt. In seiner Erkenntnis macht er gerecht, der Gerechte, mein Getreuer, für die Vielen.“  ]

, macht die Vielen gerecht (erklärt die Vielen für gerecht, gibt den Vielen recht)
– und ihre Vergehen (Schuld, Schuldfolge): “Er“ trägt sie.
offene Bibel – Jesaja 53:11

In Jesaja 53:10-11 lesen wir: Und doch hat es dem HERRN gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält. Wenn ihr seine Seele zum Sündopfer macht, so wird er seinen Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen. Er wird sehen von der Mühsal seiner Seele und wird satt werden. Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

Der Punkt von Jesaja 53 ist im Grunde folgender: Die Tieropfer unter dem mosaischen Gesetz waren nur von vorübergehender Dauer, eine vorübergehende Maßnahme. Gottes Absicht war, dass es ein letztes Blutopfer geben sollte, und das sollte das Opfer des Messias selbst sein.

Deshalb verwendet Jesaja 53 die gleiche Art von Formulierungen, Zahlen und Betonungen, die im Buch Levitikus zu finden sind. Zum Beispiel haben wir in Vers 10b den Ausdruck: Du sollst seine Seele zum Sündopfer machen.

Dies ist ein Opferkonzept; das sind Worte, die aus dem mosaischen Gesetz selbst stammen.

Und in Vers 11b lesen wir: Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

Diese Worte des Opfers werden nicht nur allgemein im alttestamentlichen Gesetz verwendet, sondern wir lesen von genau diesen Begriffen in Levitikus 16, dem Kapitel, das alle Details bezüglich des Jom-Kippur- oder Versöhnungsopfers darlegt und erklärt.

Das war also der Grund, warum der Messias sterben musste: um ein für alle Mal das Blutopfer für die Sünde zu bringen. Nicht länger würden die Juden mit den jährlichen Opfern belastet sein. Alles, was ein Mensch tun musste, war, den Tod des Messias für sich anzunehmen, und seine Sünden waren vergeben. Der Messias musste sterben, um diese Sühne zu leisten, denn Blut ist das Mittel der Erlösung.

Ein weiteres wichtiges Thema findet sich in diesen beiden Versen aus Jesaja 53. Hier gibt es eine Aussage, die etwas verwirrend ist. In Vers 11b heißt es: „Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen.

Eine wörtlichere Übersetzung aus dem hebräischen Text würde so lauten:

„Die Erkenntnis von ihm wird viele rechtfertigen.“

Das Wort für Wissen ist ein hebräisches Wort, das das Erfahrungswissen betont, nicht das bloße Kopfwissen. Dies ist ein Wissen des Herzens oder ein Wissen des Glaubens. Diejenigen, die eine Glaubenserkenntnis dieses Dieners haben, durch „die Erkenntnis von ihm“, dass er für unsere Sünden gestorben ist, nicht durch die Erkenntnis von sich selbst, wird er uns infolgedessen rechtfertigen. Rechtfertigung bedeutet: „für gerecht erklärt werden“. Wir können nicht für gerecht erklärt werden, wenn unsere Sünden nicht gesühnt worden sind. Unsere Sünden können nur durch das Vergießen von Blut gesühnt werden; das Blut des Messias wäre das letzte Blut, das geopfert werden würde.

Arnold Fruchtenbaum – Warum musste der Messias sterben?

    Doch es hat Jehova gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält - Jesaja 53:10-12

Die fünfte Strophe beschreibt detailliert die theologischen Implikationen und Bedeutungen des Leidens und des Todes des Gottesknechts, die durch Jesaja 52,13-15 eingeführt und in 53,1-9 beschrieben werden.

Obwohl in den Versen 1-9 das Leiden des Messias durch die Hand von Menschen zu sein schien, wird in Vers 10 erklärt, wer tatsächlich die Kontrolle hatte: Und doch hat es dem HERRN gefallen, ihn zu zermalmen; er hat ihn gequält. Wenn du seine Seele zum Sündopfer machst, wird er seinen Samen sehen, er wird seine Tage verlängern, und das Wohlgefallen des HERRN wird in seiner Hand gedeihen.

Sechs Aussagen sind in diesem Vers zu beachten. Erstens: Doch es gefiel Jehova, ihn zu zermalmen. Es war der Wille Gottes. Gott hatte Gefallen daran, den Messias, den Knecht, zermalmt zu sehen. Das hebräische Wort ist viel stärker als nur zermalmen; es bedeutet „zerschmettern“. Er wurde völlig zermalmt (V. 5). Das Wort „erfreut“ bedeutet, dass es Gottes besonderer Wille war; es erfüllte seinen Plan.

Zweitens: Er hat ihm Kummer bereitet. Das hebräische Wort für Kummer ist das gleiche Wort, das zuvor mit „Krankheit“ übersetzt wurde. Dieser Satz bedeutet, dass er ihn in Krankheit versetzt hat. Wieder einmal ist es offensichtlich, dass das Wort „Krankheit“ nicht in einem physischen Sinn verwendet wird, sondern in einem geistlichen Sinn, einer geistlichen Krankheit. Jeschua starb als Sühne für die Sünde. Als Er physisch starb, starb Er durch die Kreuzigung, nicht durch eine Krankheit. Dennoch sagt dieser Vers, dass Gott Ihn krank gemacht hat. Starb Jesus durch eine körperliche Krankheit? Auf keinen Fall! Er starb durch die Kreuzigung. Aber warum starb Er durch die Kreuzigung? Er starb durch die Kreuzigung, weil Er für die Sünden der anderen starb. Weil Sünde eine geistliche Krankheit ist, in diesem Sinne „erkrankte“ Gott den Messias, indem Er die Sünden der Welt auf Ihn legte. Er starb durch eine geistliche Krankheit, indem Er wegen der Sünde starb; nicht wegen seiner eigenen Sünde, sondern wegen unserer Sünde. Obwohl verschiedene Gruppen diesen Abschnitt gerne benutzen, um körperliche Heilung zu lehren, ist das nicht das, worum es in diesem Abschnitt geht. Um mit der Verwendung der Worte im gesamten Abschnitt übereinzustimmen, kann der Text nicht von körperlicher Krankheit und Krankheit sprechen, sondern von geistlicher.

Drittens: Wenn du seine Seele als Opfer für die Sünde darbringst, wird der Zweck seines Todes deutlich; sein Tod war ein Opfer für die Sünde. Das hebräische Wort für Opfer bedeutet „ein Schuldopfer“. Er starb wegen der Schuld Israels: wegen der Übertretung des mosaischen Gesetzes.

Die vierte Aussage ist: er wird seinen Samen sehen. Dies ist ein weiterer scheinbarer Widerspruch. Wie könnte Er das Produkt und das Ergebnis Seines Todes und Begräbnisses sehen? Diejenigen, die sein Same sind, sind diejenigen, die von seinem Tod profitieren werden. Durch die geistliche Wiedergeburt werden sie seine geistlichen Kinder, sein Same. Laut den Versen 7-9 starb der dienende Messias und wurde begraben. Die Antwort auf die Frage ist, dass dies nur durch die Auferstehung möglich ist. Dieser Satz ist also eine sehr starke Implikation, dass Er von den Toten auferweckt werden wird. Das wurde bereits in Jesaja 52,13 angedeutet, wo es heißt: Er wird erhöht und emporgehoben werden. Hier ist eine zweite klare Andeutung, dass Er sogar nach dem Tod und dem Begräbnis wieder leben wird, um seinen Samen zu sehen. Wie ist es für Ihn möglich, seine Nachkommenschaft zu sehen? Nur wenn Er von den Toten auferstanden ist.

Die fünfte Aussage ergänzt die vierte: Er wird seine Tage verlängern. Wenn Er tot und begraben wäre, wie könnte Er seine Tage verlängern? Das ist nur möglich, wenn Er von den Toten auferstanden ist. Also wird zum dritten Mal die Auferstehung angedeutet.

Die sechste Aussage lautet: Das Wohlgefallen Jehovas wird in seiner Hand gedeihen. Das Wort „Wohlgefallen“ bedeutet, dass Gott über die Vollendung des Todes des Messias erfreut sein wird. Weil der Tod des Messias den göttlichen Zweck der Sühne erfüllen wird, ist der Grund dafür, dass er wieder auferstehen wird. Deshalb sagt der Vers weiter, dass er Erfolg haben wird. In Jesaja 52:13 heißt es: Siehe, mein Knecht wird weise handeln, oder es wird ihm gelingen, und hier wird es wiederholt: Er wird Erfolg haben. Sein Tod war kein Misserfolg. Er ist ein enormer Erfolg. Er hat den Zweck, für den er starb, erfüllt. Es hat die Sühne gebracht.

Der Tod des Messias führt zur Rechtfertigung in Vers 11: Er wird sehen von den Mühen seiner Seele und wird satt werden; durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen, und er wird ihre Missetaten tragen.

In diesem Vers werden drei Aussagen gemacht. Erstens: Er wird sehen von der Mühsal seiner Seele und wird zufrieden sein. Gott wird durch den Tod Seines Knechtes zufriedengestellt werden. Sein Tod ist ein stellvertretender Tod für die Sünde; es war ein Sündopfer, das von Gott, dem Vater, angenommen wurde. Das ist die Bedeutung von Versöhnung. Die zweite Aussage lautet: Durch die Erkenntnis seiner selbst wird mein gerechter Knecht viele rechtfertigen. Wörtlich heißt es im Hebräischen: „durch die Erkenntnis seiner selbst“. Mit anderen Worten, die Rechtfertigung wird denen zuteil, die eine Erkenntnis des Knechtes haben. Das hebräische Wort für Wissen bezieht sich auf Erfahrungswissen. Diejenigen, die ein Erfahrungswissen über diesen Diener haben, werden diejenigen sein, die durch den Diener gerechtfertigt werden. Eine Erfahrungserkenntnis zu haben bedeutet, zu glauben und seinen stellvertretenden Tod für unsere Sünden anzunehmen. Die dritte Aussage ist für diejenigen, die Ihn besitzen werden: Er wird ihre Sünden tragen.

Der Knecht wird in Vers 12 belohnt: Darum will ich ihm ein Teil mit den Großen geben, und er soll die Beute mit den Starken teilen; denn er hat seine Seele in den Tod gegeben und ist unter die Übeltäter gerechnet worden; aber er hat die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter Fürbitte getan.

Deshalb wird der Knecht für alles, was er in den Versen 1-11 getan hat, sehr belohnt werden. Im messianischen Königreich wird der Knecht alle Königreiche der Welt erben und einen Teil und die Beute teilen. Die Begriffe „die Großen“ und „die Starken“ beziehen sich auf seinen Samen, der im vorherigen Vers gerechtfertigt worden ist. Der Same, der während dieser Dispensation gerechtfertigt wurde, wird an den Belohnungen des Königreichs in der nächsten Dispensation teilhaben. Diejenigen, die aufgrund ihres Glaubens an den Knecht gerechtfertigt sind, werden die Beute im Königreich teilen und einen Platz der Autorität haben. Dann werden vier weitere Gründe genannt, warum der Diener belohnt werden wird: Erstens, er hat seine Seele bis zum Tod ausgegossen; zweitens, er wurde unter die Übertreter gerechnet; drittens, er hat die Sünde vieler getragen; und viertens, er hat für die Übertreter Fürsprache eingelegt. Dies unterstreicht die stellvertretende Natur Seines Leidens und Sterbens. Dieser Vers wird in Lukas 22,37 zitiert und auf Jeschua angewandt.

Die Tatsache, dass der Gottesknecht leiden wird, wurde bei mehreren Gelegenheiten dargelegt, aber die große Last von Kapitel 53 bestand darin, den Grund zu nennen, warum der Messias leiden wird. Er wird stellvertretend leiden. Das Konzept des stellvertretenden Opfers und Todes wird neunmal erwähnt: viermal in Vers 5 und einmal in den Versen 6, 8, 10, 11 und 12.

Arnold Fruchtenbaum – Der Knecht Jehovas