Schlagwort: Gemeinde

Thema oder Auslegung?

Ich las in den vergangenen Tagen ein Buch über Gemeinde und was „gesunde Gemeinde“ ausmacht.
Der dort als wichtigster Punkt genannte Prüfungspunkt lautet:
Auslegungspredigt oder Themenpredigt.
Themenpredigt kennen wir ja alle – der Vortragsredner hat ein Thema und sucht sich dazu alle Bibelstellen aus Gottes Wort heraus. Oder bei religiösen Zeitschriften : Thema – und alles dreht sich um dieses Thema. Und ja, so kann man „alles biblisch“ erklären – denn die Bibelstellen werden so herausgesucht, dass es so scheint, als wären die Verse wirklich ein guter Grund, das Thema so und nicht anders zu sehen.
Auslegungspredigt ist da schon schwerer: man liest ein Kapitel – und legt es aus – und o! das kann Schwierigkeiten gereiten – und sogar das eigene Glaubensgebäude mächtig durcheinander bringen!

Auslegungspredigt ist die Predigt im Dienst am Wort Gottes. Sie setzt den Glauben an die Autorität der Bibel voraus – dass die Bibel tatsächlich Gottes Wort ist; doch sie ist noch viel mehr als das. Der Wille zur Auslegungspredigt ist der Wille, Gottes Wort zu hören – nicht bloß zu bejahen, dass es Gottes Wort ist, sondern sich auch tatsächlich diesem zu unterstellen. Den Propheten im Alten Testament und den Aposteln im Neuen Testament wurde nicht ein persönlicher Auftrag erteilt, hinzugehen und zu predigen, sondern ihnen wurde eine konkrete Botschaft mitgegeben. So haben auch heute christliche Prediger nur soweit die Autorität, von Gott zu sprechen, wie sie seine Botschaft predigen und seine Worte entfalten. So redegewandt manche Prediger auch sein mögen: Prediger haben nicht bloß den Auftrag, hinzugehen und zu predigen. Sie haben den ausdrücklichen Auftrag, hinzugehen und das Wort Gottes zu predigen. Das ist es, was den Predigern zu predigen geboten ist.
Viele Pastoren akzeptieren bereitwillig die Autorität des Wortes Gottes und bekennen ihren Glauben an die Irrtumslosigkeit der Bibel; doch wenn sie in der Praxis nicht regelmäßig Auslegungspredigten halten, dann bin ich überzeugt, dass sie nie mehr als das predigen werden, was sie zu Beginn der ganzen Übung schon wussten. Ein Prediger kann einen Bibeltext nehmen und die Gemeinde über ein Thema lehren, das wichtig ist, das aber gar nicht der Aussage des jeweiligen Bibeltextes entspricht. Sie selbst können in diesem Moment Ihre Bibel nehmen, die Augen schließen, sie auf einer beliebigen Seite aufschlagen, mit dem Finger auf einen Vers zeigen, die Augen öffnen, den Vers lesen und daraus großen Segen für Ihre Seele ziehen, aber Sie werden dadurch nicht unbedingt das erfahren, was Gott durch diesen Bibeltext eigentlich sagen wollte.

Wenn wir uns bewusst vornehmen, einen Bibeltext in seinem Kontext, in einer Auslegungspredigt zu verkündigen – das heißt, als Hauptaussage der Botschaft die Aussage des Bibeltextes zu nehmen –, dann sollten wir von Gott Dinge hören, mit denen wir nicht gerechnet hatten, als wir den Text zu studieren begannen. Gott überrascht uns manchmal. Und ist das nicht genau das, was es, angefangen mit unserer Bekehrung bis hin zur letzten Sache, die uns der Heilige Geist gerade gelehrt hat, heißt, Christ zu sein? Stellen Sie nicht immer wieder fest, dass Gott Sie herausfordert und Dinge sagt, über die Sie vor einem Jahr nie nachgedacht hätten, wenn er beginnt, die Wahrheit Ihres Herzens und die Wahrheit seines Wortes ans Licht zu bringen? Jemanden mit der geistlichen Leitung einer Gemeinde zu beauftragen, der nicht im praktischen Leben den festen Willen an den Tag legt, Gottes Wort zu hören und zu lehren, heißt, das Wachstum der Gemeinde zu hemmen und ihr im Wesentlichen nur gestatten, bis zur Ebene des Pastors zu wachsen. Die Gemeinde wird sich nach und nach eher dem Denken des Pastors annähern als den Gedanken Gottes. Doch was wir wollen, wonach uns als Christen verlangt, sind Worte Gottes. Wir wollen in unserer Seele hören und wissen, was er gesagt hat.

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde – 3L Verlag

„Wir sollten die Bibel mit Ehrfurcht und mit der Bitte um Klarheit durch den Heiligen Geist lesen“

Laßt das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch (O. wohnen in aller Weisheit, indem ihr euch) gegenseitig lehrend und ermahnend mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade (d. h. im Geiste der Gnade
Elberfelder 1871 – Kol 3,16

Gewährt der Botschaft des Messias in euch einen weiten Raum! Helft einander, sie in ihrer ganzen Weisheit zu verstehen, und ermutigt einander dadurch! Singt in euren Herzen Psalmen, Hymnen und vom Gottesgeist eingegebene neue Lieder für Gott als Antwort auf seine Zuwendung.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Kolosser 3,16

Sorgt dafür, dass die gute Nachricht von Jesus bei euch immer wieder erzählt wird. Lasst euch erklären, was sie bedeutet. Macht euch gegenseitig Mut, indem ihr zusammen Lieder zu Gott singt, Psalmen betet oder einfach Musik für Gott macht. Ihr habt doch genug Grund dazu, oder?
VolxBibel – Kolosser 3:16

Worüber reden wir? Über Wetter und Gesundheit? Über Sorgen und Probleme? Oder ist unser Reden „das Wort Christi“?
Wir wissen ja nicht viel vom Leben Jesu – eben nur, was die Bibel über sein Leben verrät. Kennen wir die Worte Jesu, und deren Hintergründe? Verstehen wir, was er meinte und LEBEN wir wie ein Nachfolger Jesu Christi? Die Einladung gilt ja weiterhin: lies die Bibel als Buch – und zwar täglich – und teile das, was du liest und lernst mit anderen – zum Beispiel hier.

Wie sollen wir die Bibel lesen?
Wir sollten die Bibel mit Ehrfurcht und mit der Bitte um Klarheit durch den Heiligen Geist lesen, sie auf uns anwenden und unseren Glauben und unser Leben danach ausrichten.

Dieter Boddenberg – Arbeitsbuch für den biblischen Unterricht

Das neue Leben, das die Christen „anlegen“ sollen, ist ein Leben, in dem das Wort Christi reichlich wohnt. Die Worte Christi werden von den geistgeleiteten Aposteln an die Menschen weitergegeben (vgl. Joh 14,26; 16,13; 20,31), und das Wort der Bibel, das geschriebene Wort Gottes, soll in den Gläubigen wohnen. Durch Bibelstudium, Meditation und praktische Anwendung des Wortes wird es zu einem festen Bestandteil des christlichen Lebens. Wenn die Worte Christi eng mit dem Wesen des Gläubigen verwoben sind, so bricht sich diese Verbundenheit ganz natürlich Bahn in Psalmen (Lieder aus dem Buch der Psalmen), Lobgesängen und geistlichen Liedern (im Gegensatz zu weltlichen Liedern) mit Dankbarkeit (en tE chariti; wörtlich „in Gnade“). Mit en tE chariti kann (a) Gottes Gnade, (b) der Ausdruck des Dankes im Gesang der Christen oder (c) der Dank der Christen gemeint sein. Ein solch frohes Singen dient nicht nur dazu, sich selbst oder andere zu erfreuen, sondern Gott zu loben. Durch ein so geisterfülltes Leben (vgl. Eph 5,18-19 ) können die Christen einander lehren (unterweisen) und ermahnen (raten; Kol 3,16; vgl. „ermahnen und lehren“ in Kol 1,28), wenn es in aller Weisheit (sophia; vgl. Kol 1,9;2,3;4,5 ) und nicht taktlos geschieht (vgl. Gal 6,1).

Walvoord Bibelkommentar

Die Gemeinschaft mit Christus, seine Gegenwart haben wir im »Wort Christi«, d. h. für uns heute im biblischen Wort. Dieses »Wort Christi« ist auch Mit -Grundlage der Einheit der Gemeinde, sie ist »erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist« (Eph 2,20). Dieses Wort Christi soll »wohnen« in der Gemeinde, also bleibend da sein. Dieses ständige »Wohnen«, das Daheim-Sein des Wortes bei uns, dass das Wort Christi bei uns alles bestimmt, das meint Jesus, wenn er vom »Bleiben« in seiner Rede spricht (Joh 8,31; vgl. auch Joh 6,56; 15,4; auch Apg 2,42; Gal 2,5; 3,10). Mit »reichlich« soll ausgedrückt werden, dass das Wort Christi vollständig, umfassend und tief eindringend in der Gemeinde zu Hause sein soll. Wieder bezeichnet der Imperativ »lasset wohnen« eine hilfreiche Wegleitung an gefährdeter Stelle: Wo eine Gemeinde nicht aus dem Wort Christi lebt, die Bibel nicht mehr Quelle und Norm der Kirche ist, da stirbt die Gemeinde, da geht sie auf einen tödlichen Irr- und Abweg. Aus diesem Wort lebt die Gemeinde, mit diesem Wort »lehrt und ermahnt« sie sich gegenseitig. Das Wort Christi ist Gottes Weisheit, enthält die umfassendste und wirklich alles erfassende Erkenntnis des Heils Gottes. Das dürfen und sollen wir in der Gemeinde »lehren«. Das meint, dass wir in der Gemeinde einander dazu verhelfen sollen, die Wahrheit Gottes, sein Heilstun und seinen Heilsplan umfassender und immer tiefer zu erkennen.

Christlicher Glaube lebt ganz gewiss auch im Erkennen des Wortes Gottes, wozu die Lehre notwendig ist. Jedes Gemeindeglied, das die Geistesgabe dazu hat, kann und soll das. Es ist derselbe Dienst, den der Apostel auch tut (vgl. Kol 1,28). Er beansprucht also gewiss nicht für sich ein exklusives Lehramt. Dasselbe gilt auch für das »Ermahnen« (wörtlich »den Sinn zurechtsetzen«). Das ist die seelsorgerliche, helfende deutliche Mahnung, wo ein anderer in Schuld oder Gefährdungen lebt. Das soll jeder Christ tun, der die geistliche Gabe dazu hat. »Lehren und ermahnen« sind Dienste der ganzen Gemeinde und es ist sogar gefährdend, wenn das ausschließlich auf sogenannte »Hauptamtliche«, auf Amtsträger, konzentriert wird. Die Gefahr der Menschenverehrung und der Irreleitung steht fast unausweichlich da. Die Gemeinde lebt im Priestertum aller Gläubigen und dazu gehören gewiss Lehre und Seelsorge. Das müssen wir heute als Kirche wieder ganz neu erkennen und praktizieren. Viel zu dieser »Amtskonzentration« hat die gefährliche, unbiblische Unterscheidung von Theologen und Laien beigetragen. Jeder ist Theologe, der reichlich im Wort Christi zu Hause ist, gelehrt ist in aller Erkenntnis des Wortes. Eine Kirche, die sich sogenannten theologischen Fachleuten ausliefert, geht bald Irrwege. »Lehrer der Kirche« ist jeder Christ, der das Wort Christi kennt und hat.

Die Gemeinde ist ein lebendiger Leib, in dem das Lob Gottes ertönt. Das ist das Lebenszeichen gesunder Gemeinden. Dabei sind nicht nur gemeinsam gesungene Lieder wichtig, sondern der Grundton jedes Einzelnen zu diesem Gotteslob. »Singt in euren Herzen«, sagt Paulus deshalb. Luthers Übersetzung »singt dankbar« heißt wörtlich »singt in der Gnade«. »In der Gnade« zeigt den Wurzelboden an, aus dem dieses Gotteslob kommt. Es ist die Gnade Gottes, die uns in Jesus Christus gegeben ist. Daraus fließen die »Psalmen«. Ganz gewiss denkt Paulus dabei auch an das Liederbuch Israels, die Psalmen in ihrer ganzen Spannweite, von Klage -, Bitt – Fürbitte – und Anbetungsliedern, die Gott loben, der unser ganzes Leben umfangen hält. Die »Lobgesänge« (wörtlich »Hymnen, Festgesänge, Loblieder«) verdichten die Erfahrungen des Heils Gottes in Preisgesängen. Hier übt die Gemeinde schon jetzt ein, was dort in der Ewigkeit vollendet und ausschließlich ertönen wird: der Festgesang des anbetenden Gotteslobes. »Geistliche Lieder« meinen wohl den persönlichen Ausdruck im anbetenden Lied meiner Gemeinschaft mit meinem Herrn, die meine persönlichste Liebe, Sehnsucht und Erfahrung beinhalten.

Edition C

Unser Zeugnis beschränkt sich nicht auf Worte, sondern umfasst unser ganzes Leben. „So lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen“ (Mt 5,16). Einer der größten Einwände gegen das Christentum ist die Klage, dass „in der Kirche zu viele Heuchler sind“. Obwohl das oft nur eine Ausrede und nicht der wahre Grund ist, warum Menschen sich nicht bekehren wollen, müssen wir zustimmen, dass bereits ein einziger Heuchler in der Kirche zuviel ist. Auch unser Herr lehnte die religiösen Heuchler ab (Mt 23,13- 29). Wir sollen ein so gutes Leben führen, dass sich die Menschen schämen müssen, wenn sie schlecht über uns reden (Titus 2,8; 1Petr 3,16).

Obwohl alle Glaubenden als Zeugen Christi aufgerufen sind, haben sich nicht alle Gott so zur Verfügung gestellt, dass Er sie gebrauchen kann. Folgende Charakterzüge sollten sichtbar werden:
EIN LEBEN, DAS VON GOTT GENÄHRT WIRD.
Ob wir Frucht bringen, hängt ab von unserem Bleiben in Christus, dem wahren Weinstock, von unserem täglichen Schöpfen aus Seiner Fülle. „Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun!“ sagte Er (Joh 15,5). Ein wichtiger Punkt in dieser Nahrung ist eine gewinnbringende tägliche Zeit der Gemeinschaft mit dem Herrn. „Das Wort Gottes soll reichlich in uns wohnen“ (Kol 3,16).

Jean Gibson – Training im Christentum

3,16a: Das Wort des Christus sei reichlich in euch heimisch. Der Friede stammt aus dem Werk des Christus; er hat uns aber auch sein Wort übergeben, und dies ist ein großer, in Ehren zu haltender Besitz. Paulus macht dabei keinen Unterschied zwischen jenem Wort, das Jesus während seiner irdischen Arbeit sprach und das durch seine Jünger den Gemeinden überliefert wurde, und demjenigen Wort, das er ihnen jetzt durch Paulus und seine anderen Boten gibt. Christus ist derselbe in seiner irdischen Arbeit und in der Regierung der Gemeinden von oben her. Um aber Jesu Wort bei sich zu haben, muß sie vor allem dasjenige Wort hören, das er einst als Lehrer seiner Jünger sprach. Es soll heimisch in ihr sein und für sie nicht etwas Fernes bleiben, woran man sich nur gelegentlich erinnert, es aber aus weiter Entfernung erst holen muß; sie soll es bei sich haben, in sich tragen, nicht dürftig in kleinem Ausschnitt und mit magerem Verständnis, sondern reichlich. Nun gibt er an, wie wir das Wort des Christus reichlich bei uns heimisch machen.
3,16b: Lehret und mahnet einander mit jeder Weisheit. Wenn jemandem das Verständnis schwer wird und er fragt, was jetzt Gottes Wille sei, dann muß Unterricht für ihn vorhanden sein. Wenn sein Wille schwankt und ihm die Sünde naht, dann hat die zurechtweisende Warnung ihren Ort. Beides muß die Gemeinde immer bei der Hand haben; sie muß dem Antwort geben können, der mit seiner Frage nicht zurechtkommt, und muß für den die Warnung haben, den ein sündlicher Antrieb blenden will. Damit ist dieselbe Aufgabe der Gemeinde übertragen, die Paulus 1,28 als die seine beschrieb, nur mit dem Unterschied, daß sich die Pflicht der Gemeinde auf ihre Glieder beschränkt, während Paulus sich jedem verpflichtet weiß. Dagegen sind sie darin einander gleich, daß ihr Lehren und Warnen in aller Weisheit zu geschehen hat, nicht blindlings, ohne daß erkannt ist, was not tut und wie der Not wirklich abgeholfen wird. Viele Lehre und Mahnung wird deshalb nutzlos, weil sie ohne Weisheit ausgeschüttet wird, wie es sich eben trifft, und dies wird immer damit zusammenhängen, daß ihr die Liebe fehlt. Denn diese gibt uns das offene Auge für den, dem wir das Wort darbieten, und macht, daß unser Lehren und Warnen mit Weisheit geschieht. Es gibt aber noch eine andere Art, wie das Wort in der Gemeinde und in den einzelnen heimisch und wirksam wird. 3,16c: Mit Psalmen, Lobgesängen und Liedern, wie der Geist sie gibt, singt durch die Gnade mit euren Herzen für Gott (Epheser 5,19). Das Wort soll sich nicht nur an die Menschen wenden, sondern auch zu Gott hin aufwärtssteigen, und dazu dient der Gemeinde der reiche Schatz von Liedern, den sie hat. Sie darf ihn gebrauchen, weil Gottes Gnade sie umfaßt. Wäre nicht sie der Grund ihres ganzen Gottesdienstes, so wäre nicht das Lied die rechte Form für ihr Wort. Zum Lied gehört die Freude, der dankbare und helle Aufblick zu Gott. Da sie aber diesen der Gnade wegen hat, so ist sie zum Lied fähig gemacht.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Man ist sich nicht über die Zeichensetzung von Vers 16 einig. In den Originalhandschriften des NT gab es keine Satzzeichen, und die Bedeutung eines solchen Verses wird sehr stark von den Satzzeichen bestimmt, die benutzt werden. Wir schlagen folgende Zeichensetzung vor: »Das Wort Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig! Mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern singt Gott in euren Herzen in Gnade«.
Damit haben wir drei Abschnitte in diesem Vers. Zunächst einmal sollen wir »Das Wort des Christus … reichlich in« uns wohnen lassen. »Das Wort des Christus« ist die Lehre Christi, wie wir sie in der Bibel finden. Wenn wir unser Herz und unseren Geist mit seinem heiligen Wort sättigen und danach streben, im Gehorsam ihm gegenüber zu wandeln, dann ist »das Wort des Christus« wirklich in unseren Herzen zu Hause.
Der zweite Gedanke lautet, dass wir uns »in aller Weisheit … gegenseitig« lehren und ermahnen sollen. Jeder Christ trägt gegenüber seinen Brüdern und Schwestern in Christus in dieser Hinsicht eine Verantwortung. »Lehren« hat mit Glaubenstatsachen zu tun, während sich »ermahnen« auf die Pflichten des Christen bezieht. Wir schulden es unseren Brüdern und Schwestern, unsere biblische Erkenntnis mit ihnen zu teilen und zu versuchen, ihnen durch praktischen und gottesfürchtigen Rat zu helfen. Wenn wir »in aller Weisheit« lehren und ermahnen, dann wird solcher Rat viel eher akzeptiert, als wenn wir unweise oder lieblos sprechen.
Der dritte Gedanke lautet, dass wir »mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern … Gott in« unseren »Herzen in Gnade« singen sollen. »Psalmen« bezieht sich auf die von Gott eingegebenen Texte im gleichnamigen Buch der Bibel, die im israelitischen Gottesdienst gesungen wurden. »Loblieder« dagegen sind Lieder, die an Gott den Vater oder an den Herrn Jesus Christus gerichtet sind und ihn loben sowie anbeten.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Würdest du Paulus einfach so vertrauen?

Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte.
Elberfelder 1871 – Apg 17,11

Die Juden in Beröa waren nicht so voreingenommen wie die in Thessalonich. Mit großer Bereitwilligkeit gingen sie auf das Evangelium von Jesus Christus – auf die Botschaft – ein, und sie studierten täglich die Heilige Schrift, um zu prüfen, ob das, was Paulus lehrte, mit den Aussagen der Schrift übereinstimmte – ob das sich so verhielt – .
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Aposelgeschichte 17,11

In Beröa waren die Juden aufgeschlossener
als in Thessalonich.
Sie nahmen die Botschaft – Die Botschaft, dass Jesus der Christus ist –
mit großer Bereitwilligkeit auf.
Täglich überprüften sie an den Heiligen Schriften – Für das Judentum zur Zeit von Jesus die Bücher, die in unserem Alten Testament zusammengefasst sind. – ,
ob das, was Paulus sagte, auch stimmte.
Das Neue Testament und die Psalmen 2012 – Apostelgeschichte 17:11

ἦσαν Ipf. εἰμί. εὐ-γενέστερος Komp. v. -γενής7 von vornehmer Herkunft; hier von vornehmer Gesinnung, Komp. anständiger (B 2), edler gesinnt (Menge), aufgeschlossener (GNB; LN 27.48). Θεσσαλονίκη V. 1; τῶν ἐν Θεσσαλονίκῃ gen. comparationis (A168) als die in Thessalonich. οἵ-τινες qualitativ (A132) solche Menschen, die (vgl. ZG) bzw. (begründend [vgl. BDR § 293,2b; A368]) denn sie (vgl. A368; B 2b). ἐ-δέξαντο Aor. Med. δέχομαι. τὸν λόγον das „Wort“ als term. tech. für die göttl. Botschaft bzw. die apostolische Verkündigung (vgl. B λόγος 1bβ). προ-θυμία Geneigtheit, hier Bereitwilligkeit. καθʼ ἡμέραν täglich (A195). ἀνα-κρίνοντες Ptz. -κρίνω befragen, untersuchen, hier forschen in (Menge), studieren (GNB); mod. εἰ hier vor einem NS, der v. einem Verb des Handelns abhängig ist, bei dem zusätzl. das Bedeutungselement des Versuchens „mitschwingt“ (A332; vgl. BDR § 375), hier etwa (um zu prüfen/sehen), ob (A332). ἔχοι Opt. ἔχω hier intr. m. Adv. sich verhalten, sein (vgl. B II); obliquer Opt. (der indirekten Äußerung [A261]); εἰ ἔχοι ταῦτα οὕτως ob das (impliziert: was Paulus sagte) sich so verhalte bzw. ob das, was Paulus sagte, auch zutreffe (vgl. GNB).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

„Das was wir schreiben/sagen kommt direkt von Jehova/von Gott und deshalb brauchst du unsere Schriften/Reden nicht überprüfen, sondern mußt einfach nur glauben“ – ansonsten bist du halt kein Glied unserer Gemeinde …
ECHT? Ist das wirklich SO einfach? Schauen wir uns den Text oben an! Selbst der von Jesus persönlich berufene Apostel Paulus wurde durch die Zuhörer „kontrolliert“ – ja die Zuhörer schauten „in den alten Schriften nach“ ob das was Paulus behauptete, wirklich so im Tanach / Alten Testament steht.
Und Paulus war beleidigt? NEIN! Paulus lobte diese Einstellung!!!!

Viele Leser hier in diesem Blog wundern sich, dass ich verschiedene biblische Kommentare hintereinader poste. Das ist der Grund! Einfach die Kontrolle, ob dass was Kommentar x sagt durch weitere Kommentare gestützt wird! Und verschiedene Meinungen zu einem Vers kennen zu lernen. Wir lernen nichts, wenn wir nicht verschiedene Meinungen hören/lesen! Was wäre, wenn wir noch im Mathestand der 2.Klasse stehen geblieben wären, und 5 geteilt durch 2 noch immer „nicht lösbar“ wäre? Warum bleiben wir dann so gerne bei biblischen Themen „in der 2.Klasse stehen“???

In Vers 10b heißt es, dass Paulus und Silas, als sie auf dem Weg dorthin waren, in die Synagoge von Beröa gingen, was zeigt, dass es eine jüdische Gemeinde gab, die groß genug war, um eine Synagoge zu unterhalten. Sie evangelisierten dann deren Mitglieder (V. 11). Lukas beschreibt die Juden von Beröa als edler als die in Thessaloniki. Das griechische Wort für „edel“, eugenesteroi, bedeutet „wohlgeboren“, „edelgesinnt“. Mit anderen Worten: Sie hatten einen großzügigen Geist und waren frei von Vorurteilen. Diese Haltung machte sie offener für das Evangelium, und ihr Edelmut zeigt sich darin, dass sie das Wort mit aller Bereitschaft des Geistes aufnahmen und täglich die Schriften untersuchten, ob diese Dinge auch so waren. Während Paulus die Heilige Schrift erklärte, hörten die Beröer aufmerksam zu. Sie trafen keine sofortige Entscheidung aufgrund von Vorurteilen, sondern prüften täglich selbst die Schrift, um zu sehen, ob Jeschua wirklich der Messias war. Das griechische Wort für „prüfen“, anakrinontes, bedeutet „durchforsten“, „sorgfältig und genau forschen, wie in einem Gerichtsverfahren“.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Die beiden Missionare (Timotheus wird nicht extra genannt, muss sich aber nach V. 14 bei der Gruppe befunden haben) waren also doch noch in der Stadt gewesen, wurden nun jedoch in der Dunkelheit schleunigst in Richtung Beröa geschickt. Auch dort gab es eine zahlreiche jüdische Gemeinde, deren Synagoge sie wieder einmal! – alsbald aufsuchten. Diesmal allerdings scheint sich der Versuch zu lohnen. Lukas charakterisiert sie als von »edlerer Gesinnung« im Vergleich mit den früheren Erfahrungen. Maßstab dafür ist die Reaktion auf die Verkündigung der christlichen Botschaft. Wir erinnern uns an die Geschichtsschreibung des AT etwa in den Königsbüchern: Dort wird die »Qualität« eines Regenten unabhängig von seiner politischen oder wirtschaftlichen Leistung allein daran gemessen, ob er »tat, was dem Herrn missfiel« oder was »dem Herrn wohlgefiel« (vgl. etwa 2Kön 14,24 mit 2Kön 15,3) – eine Art von Beurteilung, die manchen Widerspruch hervorgerufen hat. Dem theokratischen Grundcharakter Israels in der Königszeit war sie aber völlig angemessen.

Die »edlere Gesinnung« der Juden von Beröa schließt nicht aus, dass sie die christliche Botschaft auf ihre Übereinstimmung mit den (atl.) Schriften überprüfen. Das aber behaupteten die Apostel ja gerade: die Übereinstimmung der atl. Aussagen über den Messias mit dem Tun und Ergehen Jesu von Nazareth (Apg 17,3 !). Ein ähnliches, vergleichendes Erforschen wird in Lk 2,19 von Maria, der Mutter Jesu, berichtet. Dies ist also die richtige Methode, sich Klarheit über die Wahrheit des Evangeliums zu verschaffen, und dieser Überprüfung muss es auch standhalten. Die Angabe, die Juden hätten »täglich« in den Schriften geforscht, soll wohl den Gegensatz zu Thessalonich verdeutlichen, wo Paulus nur an drei Sabbaten Lehrgespräche führen konnte.

Gerhard Maier – Edition C

Wenn ich die Menschen in meiner Nähe auf dem Stand von „zweite Klassenschüler“ halte, dann wird der Glaube und das Vertrauen zum Schöpfer halt immer auf wackligen Füßen stehen! Dann kann jeder „Bauernfänger“ ganz schnell meinen Glauben zerstören. Deshalb bitte, lest die Bibel – selbstständig und mit offenen Augen und offenem Herzen!

Christus oder Gemeinde

Denn Gott gefiel es,
in ihm die ganze Fülle des Heils
Wohnung nehmen zu lassen.
Durch ihn wollte Gott alles versöhnen
und zu neuer, heilvoller Einheit verbinden.
Alles, was gegeneinander streitet,
wollte er zur Einheit zusammenführen,
Gute Nachricht Bibel 2000 – Kol 1,19–20

Denn es war (Gottes) Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles (= die ganze Welt) mit sich* zu versöhnen – nachdem er durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet hat –, durch ihn (zu versöhnen) sowohl das, was auf der Erde, als auch das, was in den Himmeln ist.
Menge 2003 – Kolosser 1:19–20

Denn es hat Gott gefallen, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen. 20 Durch ihn und für ihn soll alles auf Erden und in den Himmelswelten wieder versöhnt und mit Gott in Einklang gebracht werden, nachdem er durch sein Blut am Kreuz den Frieden wiederhergestellt hat.
Bruns 2013 – Kolosser 1,19–20

Diesen Vers hatten wir ja schon im November 2022 – also heute ergänzende Punkte.

»Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte«

Bei der Herrlichkeit, Macht und Kraft, die Paulus über Christus rühmt, besteht keine »Konkurrenz« zu Gott dem Vater. Im Griechischen fehlt das Subjekt, aber es ist doch gewiss sinngemäß »Gott« zu ergänzen. Der Vater hat alles »Wohlgefallen« an dem Sohn. »Wohlgefallen« wird von Gott und seinem Willen gebraucht (vgl. Mt 3,17; Lk 12,32; 1Kor 1,21; 10,5; Gal 1,15; 2Petr 1,17; Heb 10,6.8.38). Die ganze Herrlichkeit und Macht des Sohnes ist die Freude des Vaters. Das ist sein Wille, dass in Christus »alle Fülle« da ist. »Fülle« ist für die Griechen ein wichtiges Hauptwort ihrer Religion und Philosophie: Die Fülle beschreibt das Ganze des Göttlichen in seinen verschiedensten Ausprägungen, Religionen und Abstufungen. »Fülle« (wörtlich das »Vollgefüllte«) legt den Gedanken fast zwingend nahe, dass vieles zusammenkommen muss, bis die Fülle, das Vollsein, erreicht wird.

Deshalb ist der Synkretismus, die Religionsvermischung »logische« Konsequenz solchen Denkens. Das ist bis heute ein sich immer mehr ausbreitender Weg, das Göttliche zu erfassen. »Wir glauben doch alle an den gleichen Gott«, so werden volkstümlich entscheidende Differenzen zwischen den Religionen eingeebnet (etwa christlicher Glaube und Islam heute). Damit verfehlen wir aber gerade den biblischen Gott. Die »Fülle« Gottes ist kein Additionsprodukt menschlicher Religionen – diese Gefährdung tragen wohl auch die Irrlehrer in die Gemeinde in Kolossä hinein -, »die Fülle« ist da in Christus und nur da. Dort »wohnt« sie, ist also bleibend, ewig in ihm ausgestattet. Deshalb bezeugen es die Apostel so deutlich, jeder Einebnung und falscher Toleranz entgegentretend: »Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden«, als allein der Name Jesu (Apg 4,12). Die »Fülle« ist damit Beschreibung seines Seins und Wesens und auch seines Wirkens. Jesus sagt: »Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen« (Mt 5,17; vgl. auch Jes 53,11; Lk 4,21; Joh 1,16; Eph 1,23; 4,13; Kol 2,9ff.). Und diese »Fülle«, der ganze Gott, hat sich uns Menschen zugewendet.

Kol 1,20:

»und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.«

Es war und ist das Wohlgefallen Gottes, dass er durch den Christus alles mit sich »versöhnte«. So wird die Christusfülle aktiv, wirksam und handelnd. »Versöhnen«, das griech. Wort, das Paulus hier bewusst gebraucht, ist verstärkend, etwas wiederzugeben in seiner wörtlichen Bedeutung »durch und durch anders machen« oder auch »völlig austauschen«. Gott hat uns durch Christus mit sich selbst »versöhnt«, das ist das Fundament der Neuschöpfung. Gott verändert die Lage des Menschen völlig. Der Mensch lebt in seiner Sünde in Feindschaft, im Kampf gegen Gott. Sein Kampfziel, »zu sein wie Gott«, ist ihm vom Satan betrügerisch eingeflüstert. In Christus beendet Gott den Krieg. Er müsste uns Feinde wegen unserer Sünde töten – doch der Sohn erleidet den Tod für uns: »Durch sein Blut am Kreuz« weist auf dieses geschichtliche Geschehen auf dem Galgenberg vor den Toren der Stadt Jerusalem hin, wo Jesus von Nazareth damals gekreuzigt wurde und qualvoll sein Leben hingab; ganz wirklich: Sein Blut floss von der Dornenkrone und dem zerschlagenen Rücken und aus den Nägelwunden. Paulus entwickelt gewiss keine Lehre; vielmehr bezeugt er Geschichte, Wirklichkeiten, Gottes Geschichte und ihre Bedeutung für uns. Am Kreuz Jesu Christi ist der Krieg zu Ende. Gott bietet uns umfassenden »Frieden« an. Das ist die Versöhnung: Nicht wir konnten Frieden machen, sondern Gott selbst hat das durch Jesus Christus getan. Versöhnung ist Friedensschluss, ist Ende der Feindschaft. »Friede« (wörtlich »Gesagtes, Festgesetztes«) ist das Friedenswort, das Gott in Jesus Christus ausspricht. Es ist biblisch nicht zuerst ein Zustand, sondern eine Setzung Gottes, ein »Machtwort« Gottes, das allem Krieg ein Ende setzt. Gott kämpft nicht mehr verderbend gegen uns Sünder. Er zieht uns zu sich (vgl. 3Mose 23,28; Jes 6,7; Röm 5,10; 2Kor 5,17ff.; Eph 2,16; 1Joh 2,2; 4,10; Heb 2,17).

Versöhnung geschieht nicht vom Menschen aus, dass er Gott etwa durch Opfer oder Werke beruhigen müsste oder könnte. Die Versöhnung, der Friedensschluss, ist ganz und gar Gottes gnädiges Handeln durch Christus. Auch im AT sollte das Blut der Opfer nicht einen beleidigten Gott ruhigstellen, gar einen Blutdürstigen befriedigen, sondern das Blut der Tieropfer führte den reuigen Israeliten vor Augen: Es müsste eigentlich mein Blut fließen, ich müsste meiner Sünden wegen getötet werden, aber Gott erinnert sich gnädig an seinen Bund und macht Frieden mit mir. Paulus hat solche Versöhnung umwerfend an sich selbst erlebt: Der auferstandene Christus rechnet mit seinem erklärten Feind nicht ab. Er bietet ihm Frieden an, ja macht ihn sogar zu seinem Diener und Botschafter der Versöhnung (vgl. 2Kor 5,20). Er darf den geschehenen Friedensschluss weiterrufen und so den Menschen in ihrem selbstzerstörerischen Gotteskrieg bezeugen: Der Krieg ist vorbei. Gott hat Frieden gemacht in und durch Jesus Christus (vgl. Ri 6,24; Ps 29,11; 119,165; Jes 9,5; 27,5; 48,18.22; 53,5; Jer 29,11; Mi 5,4; Lk 2,14; Apg 10,36; Röm 5,1.6ff.; Eph 2,14ff.; Eph 6,15; 2Thess 3,16; Offb 1,4). »Versöhnen«, »völlig anders machen«: Nicht Gott muss anders gemacht werden, sondern er macht durch Christus uns anders. Er nimmt das steinerne Herz weg und gibt das neue Herz jedem, der an Jesus Christus glaubt. Es gilt: »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2Kor 5,17).

Die Versöhnung bewirkt bei dem, der sie annimmt, Wiedergeburt, Neugeburt, Bekehrung; sie ist die Neuschöpfung aus dem Nichts (vgl. Jes 66,8; Joh 1,13; 3,3ff.; Röm 4,17; 1Kor 15,48; Gal 6,15; Eph 4,24; Kol 3,10; Tit 3,5; 1Petr 1,3.23; 1Joh 5,1ff.). Die Versöhnung ist Gottes Christuswerk an uns. Gottes Werk, das ist entscheidend wichtig: Gott selbst hat »durch ihn alles mit sich versöhnt«, das entnimmt dieses Geschehen aller menschlichen Wankelmütigkeit. Versöhnung beruht auf Gottes unwandelbarer Treue. Wir müssen nie wieder Angst haben, dass Gott sein Tun zurücknehmen würde. Er tat das in Christus und in ihm sind alle Gottesverheißungen Ja und Amen (vgl. 2Kor 1,20). Die Versöhnung durch Christus ist umfassend: »Alles«, sagt Paulus, und fügt erklärend hinzu: »es sei auf Erden oder im Himmel«. Damit ist die ganze Schöpfung zusammengefasst (vgl. zu V. 16) Es ist aber überzogen, von dieser Aussage eine Lehre von der »Allversöhnung« ableiten zu wollen. Das steht hier nicht, zumal »unter der Erde« nicht erwähnt ist. »Erde« und »Himmel« meint die eine, ursprünglich ganze Schöpfung. Und nirgends in der ganzen Bibel ist von einer »Zwangs«-Versöhnung, von einer »Zwangs«-Wiedergeburt oder -Bekehrung auch nur andeutungsweise die Rede. Es gilt: Glaubst du, so hast du! Oder (wie Paulus schreibt): »Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!« (2Kor 5,20).

Gerhardt Maier – Edition C

19 Denn in Ihm gefiel es Gott, die ganze Fülle wohnen zu lassen (oder: in Ihm beschloß die ganze Fülle Wohnung zu nehmen) A B C

Kol 2,9;Eph 1,23;4,10;Jo 1,16

A) Kol 2,9: Denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der GotTheit leibhaftig.

B) Eph 1,23: … die Sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt. Eph 4,10: Er, der hinab gestiegen ist, ist derselbe, der hoch über alle Himmel hinaus aufgestiegen ist, um das ganze Weltall zu erfüllen.

C) Jo 1,16: Aus Seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade.

20 und durch Ihn alles zu versöhnen zu Ihm hin, indem Er Frieden machte durch das Blut Seines Kreuzes, durch Ihn, ob es auf der Erde oder in den Himmeln ist. A B C

2 Ko 5,19;Eph 1,7.10;2,13;1 Jo 2,2

A) 2 Ko 5,19: Denn Gott war in Christus und hat die Welt mit Sich versöhnt, indem Er ihnen die Übertretungen nicht anrechnete und in uns das Wort von der Versöhnung niedergelegt hat.

B) Eph 1,7.10: In diesem haben wir die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum Seiner Gnade. Vers 10: … sobald die Zeiten zum Vollmaß der von Ihm geordneten Entwicklung gelangt wären: Er wollte in Christus als dem Haupt alles einheitlich zusammenfassen, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Eph 2,13: Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr ehedem in der Ferne standet, durch das Blut Christi zu Nahestehenden geworden.

C) 1 Jo 2,2: Und Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, aber nicht nur für die unsrigen, sondern auch für die ganze Welt.

Unser Schreiben ist ein echter Brief. Paulus dachte beim Diktieren nicht daran, ein Stück zeitlose „Bibel“ zu schreiben. Er dachte nicht daran, daß 1900 Jahre später Menschen in Deutschland, Amerika oder Australien diese Worte lesen sollten. Die Kolosser hatte er vor Augen und im Herzen. Mit allem, was er von ihnen, gerade auch von ihren Fragen und Schwierigkeiten gehört hatte, war er innerlich beschäftigt. Ihnen wollte er Antwort geben, ihnen über Gefährdungen ihres Glaubenslebens hinweghelfen. Auf ihre innere Lage, auf ihre Probleme geht er ein. Die Kolosser leben in ihrer Zeit und Umwelt. Damals in der ausgehenden Antike gab es wie heute bei uns |177| eine Fülle von „Weltanschauungen“. Wie heute konnte man damals eine Menge weltanschaulicher, philosophisch-religiöser Vorträge hören und Schriften mancher Art lesen. Bestimmte Begriffe und Vorstellungen, Kernworte und oft auch Schlagworte faszinierten die Menschen. Von dem allen waren die Christen in Kolossä nicht unberührt geblieben. Vielleicht waren sie vor ihrer Bekehrung selber suchende Menschen gewesen und trugen von daher manche Fragen und Anschauungen in sich. Oder sie stießen auf die weltanschaulichen Gedankengänge ihrer Zeit, wenn sie mit andern vom Evangelium zu sprechen begannen. Genügte denn vor all diesen Problemen und Anschauungen das „einfache“ Evangelium? Konnte Jesus, in dem ihr Glaube wurzelte, bestehen in diesem Kreuzfeuer der Weltanschauungen? Es gab in der Gemeinde selber offenbar Männer, die diese Frage mit Nein beantworteten und die darum die Jesusbotschaft durch bestimmte Gedankengänge und Vorstellungen der Zeit zu ergänzen und zu „vervollkommnen“ suchten. Darum geht nun Paulus in seinem Brief auf diese Fragen ein. Freilich nicht in Form der Diskussion! Über das Evangelium kann man nicht „diskutieren“! Das errettende Tun des heiligen, lebendigen Gottes kann und darf niemals Gegenstand menschlicher Diskussion sein! Aber er nimmt die Begriffswelt jener Weltanschauungen auf und zeigt den Kolossern, die davon bewegt und beunruhigt waren, in den Worten und Ausdrücken ihrer Umwelt, wie groß Jesus ist: so groß, daß sie auch vor den Weltanschauungsproblemen ihrer Zeit und Welt nichts anderes brauchen als Ihn und in Ihm die lebendige Antwort auf alle ihre Fragen haben.

Ist dann aber nicht dieser Teil des Briefes für uns einigermaßen wertlos geworden? Ist nicht ein echter Brief so zeitbedingt, daß er eigentlich nur seinen ursprünglichen Empfängern verständlich ist |178| und 1900 Jahre später nur noch mit Mühe und unzulänglich verstanden werden kann? Interessiert er nicht höchstens noch den Altertumsforscher, der sich in Jahren eines Gelehrtenlebens jene vergangene Welt einigermaßen rekonstruieren konnte? Müßten nicht auch wir jetzt erst einmal versuchen, uns in die Weltanschauungen jener Zeit hineinzudenken?

Es ist das mit keiner Theorie zu erfassende Wunder der Bibel, daß diese echten, konkret für ganz bestimmte Empfänger in einer ganz bestimmten Lage geschriebenen Briefe dennoch zu Menschen aller Zeiten, aller Völker, aller Klassen und aller Lebenslagen unmittelbar geredet haben und noch reden! Der Kolosserbrief ist auch in diesem unserm Abschnitt gelesen worden im Altertum, im Mittelalter, in der Neuzeit und heute, ist gelesen worden in Europa und in Afrika, von Eskimos und von Indern. Und er ist von ihnen nicht als unverständlich und nutzlos beiseite gelegt worden, sondern hat mit göttlicher Kraft ihnen das rechte Verständnis Jesu erschlossen. Er wird diesen Dienst auch an uns tun, auch wenn wir die Gedankenwelt, in der jene Kolosser lebten, nicht kennen.

Denn auch wir in einer ganz andern weltanschaulichen Lage stehen vor der gleichen Frage, ob denn das „einfache“ Evangelium von Jesus in all den geistigen Problemen, in all dem religiösen Suchen unserer Zeit und Welt genüge. Auch bei uns hat man versucht, dieses Evangelium durch allerlei Zusätze und Erweiterungen, durch philosophische und religiöse Umdeutungen und Umformungen „modern“ und „wirksam“ und „vollkommen“ zu machen. Sollen wir diesen Versuchen folgen, oder dürfen wir es weiter mit freudiger Überzeugung sagen: „Drum auch, Jesu, Du alleine sollst mein ein und alles sein“?

Dann brauchen wir einen großen Jesus! Welch kleinen Jesus haben wir oft. Wie reden wir manchmal vom „lieben Heiland“ so hin, als wäre Er fast unsresgleichen und als wäre Sein Erlösungswerk nur eben eine kleine Freundlichkeit. Welch kleinen Jesus haben wir oft auf den Bildern von Augen, einen Jesus, dem man es nicht zutrauen kann, daß vor Ihm die Dämonen zittern, die Pforten des Totenreichs aufspringen und Sturm und Wogen verstummen! |179| Wer aber ist in Wahrheit Er, „in dem wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden haben“?

Wuppertaler Studienbibel

Was hat es nun zu bedeuten, wenn Paulus Christus als das Haupt der Gemeinde bezeichnet und uns hineinschauen lässt in die ganze Autorität, die er als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes besitzt. Paulus bezeichnet mit dem Begriff „Ebenbild“, Christus als Sohn schlechthin. Christus dient seiner Gemeinde in der Autorität des Sohnes, d. h. jenes Sohnes, dem nicht etwa nur [73] die Sohneswürde mit den damit verbundenen Vollmachten übergeben worden ist, Christus ist Sohn auf Grund des inneren Einssein mit dem Vater. Zwar kennt auch er, wie wir aus seinen Erdentagen wissen, einen Abstand zwischen sich und dem Vater. In seinem Dienst stand er in der Abhängigkeit von dem Willen seines Vaters. In seinem Wirken in Vollmacht wusste er sich abhängig von der Salbung seines Vaters. Jesus konnte. sagen, dass er als Sohn nichts von sich selber täte; nur was er den Vater tun sah, das tat auch er als Sohn, Als Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist er aber Sohn, wie wir als zur Kindschaft Begnadete nie Söhne werden können.

Christus zur Rechten der Majestät Gottes ist nicht etwa nur als Sohn ernannt worden, sondern er ist der Sohn schlechthin. Darum handelt und wirkt er in der Autorität des Sohnes. Wie leicht lesen wir solche einzelnen Züge in der Person dessen, der das Haupt der Gemeinde ist, ohne die ungeheure Kraft und das wunderbare Evangelium solcher Worte zu erfassen. Der Mensch hat das Ebenbild als Sohn Gottes verloren. Weder in den einzelnen, noch in den Völkern konnte es wiedergefunden werden. Denn je mehr der Mensch sein Leben, sein Heil und seine Zukunft in der Erde und ihren Gütern fand, desto mehr entwickelte er sich in seinem Bilde auch zur Erde hin. Er trug in seiner Geschichte oft weit mehr das Bild des Geschöpfs als das seines Schöpfers. [74]

Da trat Jesus auf den Boden jener Menschheit, die das Bild ihres Vaters verloren hatte. In ihm sah man wieder das Ebenbild Gottes. Durch seinen Fall und durch seine Schuld war der Mensch in einen völlig neuen Zustand getreten. In diesem war es ihm unmöglich, ein Bild seines himmlischen Vaters zu sein. Als jedoch Jesus in unsere Geschichte trat, sah man sowohl in seinem Wirken als Ruhen, sowohl in seiner Liebe als Hingabe, sowohl in seinem Wesen als in seinen Vollmachten wieder ein Bild dieses himmlischen Vaters. „Philippus, wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Nur er, der Sohn, konnte uns beten lehren: „Geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe auf Erden, wie er geschieht in den Himmeln!“ Nur er, der Sohn, konnte von jener Sohnschaft Zeugnis ablegen, zu der er verlorene Söhne zurückzuerlösen vermag. Denn er als Sohn hat die Autorität, uns Verirrte und Verlorene zu Söhnen und Töchtern zu erlösen. Als Glieder der Gemeinde Jesu Christi nehmen wir nicht etwa nur eine Knechtsstellung Gott gegenüber ein. Paulus führt in unserem Worte an die Gemeinde in Kolossae aus, dass Gott durch Christus alles mit sich versöhnte, was im Himmel und auf Erden und letzthin auch unter der Erde ist. Es wird mithin auch versöhnte Geschöpfe geben. Gewiss gehören nun auch wir zur Schöpfung, sind Glieder derselben. Durch den Sohn sind wir aber nicht sein erlöstes Geschöpf geworden. Wir sind in unserer neuen Stellung Söhne und Töchter, die in ihrem Umgang mit Gott sprechen: „Abba, Vater!“ Durch Ihn, den Sohn, haben wir nicht den Geist von Knechten empfangen.

Kroeker – Christus, wer bist du

Genau: es ist SEINE Gemeinde, SEINE Kirche – und ER hat alle Macht erhalten! Deshalb sind menschliche Konstrukte so leer und unscheinbar dagegen! Jesu wahre Gemeinde besteht nicht aus einer eingetragenen Gemeinschaft, sondern aus allen wahren Gläubigen, weltweit. Gehöre ich, gehörtst du dazu???


nur ein Haupt

sondern die Wahrheit festhaltend (O. bekennend, od. der Wahrheit uns befleißigend) in Liebe, laßt uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus,
Elberfelder 1871 – Epheser 4,15

Sondern wahrhaftig seien in der Liebe und wachsen in allen Stücken an Dem, Der das Haupt ist, Christus; Eph 1,22; 3,17; 5,23; 1Kor 13,14; Kol 1,18.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Eph 4,15

Der Heilige Geist ist notwendig zum Verstehen des Wortes Gottes. Umgekehrt ist das Wort für den Geist das notwendige Material, das Er zu unserer Belehrung braucht.
Ich bin sicher, dass man nicht als Studierender die Wahrheit findet, sondern als Glaubender. Gott hat es mit dem Herzen und dem Gewissen zu tun. Wir können das Wachstum in der Wahrheit nicht trennen von dem geistlichen Zustand der Seele. Versuchen wir es trotzdem, kommen wir im Beherrschen der Bibel scheinbar sehr schnell vorwärts, doch ist dabei zu befürchten, dass der nächste Schritt ein Fall sein wird.

Halte fest 1958 -William Kelly

Älteste hüten „die Herde Gottes“, die ihnen anvertraut ist, und ahmen so Jehova Gott und Jesus Christus nach (1 Pet 5:2, 3). Dazu gehört der Schutz der Versammlung. Niemand soll verloren gehen, weil er vernachlässigt oder durch Satan, seine Welt oder Abtrünnige beeinflusst wird (Apostelgeschichte 20:29, 30). Daher ist liebevolles und reges Interesse an den geistigen, emotionalen und physischen Bedürfnissen anderer wichtig (Jakobus 1:27; 2:15, 16). Ziel der Hirtentätigkeit ist eine geistige Gabe, die den Glauben stärkt, zukommen zu lassen sowie benötigtes Lob und Ermunterung (Rom. 1:11, 12). Älteste müssen dazu regelmäßig Kontakt zu allen Familien und Verkündigern in der Versammlung halten (Sprüche 27:23). Gruppenaufseher planen zwar regelmäßig, alle in ihrer Gruppe zu besuchen, die Ältestenschaft führt jedoch keine Aufzeichnungen über Hirtenbesuche. Auch wird kein Ältester beauftragt, Hirtenbesuche zuzuteilen. Unabhängig davon, ob Älteste als Gruppenaufseher dienen oder nicht, sollten sich alle verantwortlich fühlen, die Versammlung zu hüten (Epheser 4:15, 16).

Hütet die Herde Gottes 2021

Warum hüten nur diese die Herde? Wer ist noch einmal das Haupt?

In Zeiten von Widersprüchen und Wortgefechten besteht die grosse Gefahr, «hin- und hergeworfen zu werden», indem man dem einen und dem anderen zuhört. Um uns her sehen wir eine leblose und von gemischten Grundsätzen geprägte Christenheit, die der Verblendung kraftlos gegenübersteht. Unser einziges Bewahrungsmittel gegen allen Irrtum wird nicht in der Kenntnis des Irrtums, sondern im Festhalten der Wahrheit in Liebe gefunden, und indem wir einen lebenden Christus vor unseren Seelen haben. Wenn Christus der Gegenstand unserer Zuneigung ist, dann wird jede Wahrheit in Bezug auf Christus in Liebe festgehalten, mit dem Resultat, dass wir in allem zu Ihm hin wachsen werden. Und so werden wir moralisch dem ähnlicher werden, der unsere Zuneigungen fesselt.
Darüber hinaus ist der, in dessen Erkenntnis und zu dessen Ähnlichkeit wir wachsen, das Haupt des Leibes. Alle Weisheit, Kraft und Treue sind in dem Haupt. Um uns her mag alles in Unordnung sein, aber wenn wir Christus als Haupt kennen, werden wir erfahren, dass keine Macht des Feindes und kein Versagen der Gläubigen die Weisheit und Macht des Hauptes angreifen können.

Halte fest 1984

Bei seiner Bekehrung tritt der Gläubige in die Schule Gottes ein, eine Schule, die er bis zum Ende seiner Laufbahn nicht mehr verlassen wird. Er ist berufen, darin die aufeinanderfolgenden Stufen zu durchlaufen, indem er durch die Übungen geht, die ihm sein himmlischer Vater zuteilt, gemäss seiner vollkommenen Weisheit und seiner treuen Gnade, um ihn zu dem Ziel zu führen, das Er sich gesteckt hat, nämlich zu einem immer wirklicheren Einswerden mit Christus. Er will, dass wir «die Wahrheit festhaltend in Liebe … in allem heranwachsen, zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus» (Eph 4,15). Im Brief an die Philipper teilte ihnen der Apostel Paulus mit, dass er in guter Zuversicht sei, dass der, der in ihnen ein gutes Werk angefangen habe, es vollführen würde bis auf den Tag Jesu Christi (Phil 1,6). Hiob, wenig zugänglich für die Lektionen der Prüfung, hatte die gleiche Überzeugung gewonnen und konnte sagen: «Wer kann seinen Sinn ändern? … er wird vollenden, was über mich bestimmt ist» (Hiob 23,13.14). So erklärt auch David: «Der HERR wird es für mich vollenden» (Ps 138,8).
Diese Schule Gottes umfasst ein vollständiges Programm: «Denen, die Gott lieben, wirken alle Dinge zum Guten mit», wird uns in Römer 8,28 gesagt. Gewiss, die Erziehung ist darin das Hauptelement, aber Gott ist in der Aufstellung dieses Programms vollkommen frei, das heisst, in der Wahl der Mittel, die Er benützt, um das Werk, das Er für jedes seiner Kinder unternimmt, zum Guten auszuführen. Dieser Gedanke ist sehr ermunternd, denn er führt uns dazu, in «allen Dingen» die Hand Gottes zu erkennen. «Wer ist es, der sprach, und es geschah, ohne dass der Herr es geboten hat?» (Klgl 3,37).

Halte fest 1975

würdig wandeln?

Wandelt (O. Betraget euch) nur würdig des Evangeliums des Christus, auf daß, sei es daß ich komme und euch sehe, oder abwesend bin, ich von euch (Eig das euch Betreffende) höre, daß ihr feststehet in einem Geiste, indem ihr mit einer Seele mitkämpfet mit dem Glauben des Evangeliums
Elberfelder 1871 – Phil 1,27

Passt auf, dass eure ganze Gemeinde so draufkommt, wie es Gottes Sache entspricht! Egal, ob ich bei euch leibhaftig vor Ort bin oder aus der Entfernung zu euch rede, ich möchte auf jeden Fall, dass ihr total zusammenhaltet! Ihr sollt gemeinsam dafür kämpfen, dass immer mehr Leute ihr Vertrauen auf Jesus setzen!
VolxBibel – Philipper 1,27

So wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, auf daß, ob ich komme und euch sehe, oder abwesend von euch höre, ihr fest steht in einem Geiste und einem Sinn, und samt uns kämpft für den Glauben an das Evangelium. Phil 2,2; Apg 4,32; Röm 15,30; 1Kor 7,20; Kol 1,10; Jud 3; 1Tim 1,18.19.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Phil 1,27

Vor allem seht darauf, daß euer Gemeindeleben im Einklang sei mit Christi Froher Botschaft! Denn wenn ich komme, möchte ich an euch sehen, und wenn ich fern bin, möchte ich von euch hören, daß ihr in einem Geiste fest zusammensteht, einmütig kämpfend für den Glauben, den die Frohe Botschaft wirkt.
Ludwig Albrecht – Philipper 1,27

Bereits im A.T. war prophezeit worden, dass dieses Geheimnis, Christus, den Nicht-Juden offenbart werden sollte (z.B. Jes 66,19 ), und diese Prophezeiung wurde jetzt erfüllt ( 1,25 ). Im A.T. heißt es oft, dass Gott »unter« seinem Volk Israel ( 4.Mose 35,34 ) bzw. auf einer persönlicheren Ebene »in« bestimmten Menschen wohnt ( 1.Mose 41,38; 4.Mose 27,18; Dan 4,8.18; 5,11.14; 1.Petr 1,11 ; häufiger in der Formulierung »erfüllen, ruhen auf«). Niemand aber erwartete, dass er unter den Nicht-Juden, ja sogar in ihnen wohnen würde ( Kol 2,12; 3,4.16 )!

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

„Gemeinschaft“ ist ein Wort aus dem Neuen Testament, das die Aktivität der gläubigen Gemeinschaft beschreibt. Sich umeinander zu kümmern, ist Teil der biblischen Gemeinschaft, denn wenn Gläubige zusammenkommen, können Bedürfnisse erkannt und erfüllt werden. Das heißt, wir brauchen eine kurze Diskussion über Gemeinschaft, um über andere Dinge zu sprechen, die Jünger tun.


Viele Christen setzen heute „Gemeinschaft“ mit gemeinsamem Spaß haben gleich. Sicherlich stärkt es die Beziehungen, wenn man gemeinsam Spaß hat. Die Gesellschaft von Menschen zu genießen, baut Bindungen auf. Aber das ist nicht wirklich biblische Gemeinschaft im Sinne des Jüngerwerdens.


Der grundlegende Unterschied zwischen gemeinsamen Unternehmungen und biblischer Gemeinschaft besteht darin, dass es in der Gemeinschaft nicht nur darum geht, Zeit miteinander zu verbringen. Sie ist viel bewusster.


Das Ziel der Gemeinschaft ist letztlich „ein Geist zu werden“ um Jesus herum, damit wir „seinen Geist in uns haben.“ Mit anderen Worten, das Ziel der Gemeinschaft ist Jüngerschaft. Ein paar Verse aus dem Philipperbrief fangen die Idee ein:

Nur euer Lebenswandel soll des Evangeliums Christi würdig sein, damit ich, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist, einmütig strebend nach dem Glauben des Evangeliums Seite an Seite. (Phil 1,27)


Wenn es also irgendeine Ermutigung in Christus gibt, irgendeinen Trost der Liebe, irgendeine Teilnahme am Geist, irgendeine Zuneigung und Sympathie, dann vervollständigt meine Freude, indem ihr eines Sinnes seid, dieselbe Liebe habt, einmütig und einträchtig seid.... Habt diesen Sinn unter euch, der euer ist in Christus Jesus. (Phil 2:1-2, 5)

Was bedeutet es, den Geist Christi zu haben und dann als Gemeinschaft von Gläubigen einer Meinung zu sein? Bedeutet es, dass alle bis ins kleinste Detail dasselbe glauben? Nein. Die Bibel spricht von Einigkeit, nicht von Uniformität. Ein besserer Weg, „einmütig sein“ zu verstehen, ist, dass jedes Mitglied der Gemeinschaft das gleiche Ziel verfolgt: wie Jesus zu sein. Das Ziel ist Harmonie, nicht Einmütigkeit, im Streben nach Christusähnlichkeit und im Zusammenleben in der Gemeinschaft als Gläubige.

Frühe gläubige Gemeinschaften unternahmen eine Reihe von Aktivitäten, um auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Sie beteten, fasteten, beteten an und studierten die Heilige Schrift. Da all diese Aktivitäten Dinge sind, die Jünger sowohl einzeln als auch gemeinsam tun, werde ich im weiteren Verlauf über jede einzelne sprechen.

Michael S. Heiser – Was will Gott?

Es war für den Apostel viel Grund vorhanden, für die Gläubigen in Philippi zu danken; aber er wusste auch, dass Satan immer auf der Lauer liegt. Daher vergass er nicht, sie zu ermahnen, dass ihr Wandel mit der Botschaft, die sie verkündigten, in Übereinstimmung sein müsse. Nichts schadet dem Zeugnis eines Christen mehr, als ein Wandel, der seinen Worten widerspricht. Bei den Philippern sehen wir, dass Streitsucht, das Suchen eigener Ehre und Uneinigkeiten einzudringen drohten. Daher die Ermahnung: «Steht fest in einem Geist, indem ihr mit einer Seele mitkämpfet mit dem Glauben des Evangeliums» (Phil 1,27). – Solche Ermahnungen haben auch wir nötig. Nichts aus Streitsucht tun, den anderen höher achten als uns selbst, die Gesinnung Christi offenbaren – fällt uns so schwer. Selbst in der Arbeit, die wir durch Gottes Gnade für den Herrn tun, können wir so leicht die eigene Ehre im Auge haben. Unser eigenes «Ich» im praktischen Leben gekreuzigt zu halten, müssen wir täglich lernen. Der Herr helfe uns zu einem Wandel:
• «würdig der Berufung, mit der wir berufen worden sind» (Eph 4,1);
• «würdig des Gottes» (1 Thessalonicher 2,12);
• «würdig des Herrn» (Kol 1,10);
• «würdig des Evangeliums» (Phil 1,27).

Der Glaube des Evangeliums
(Phil 1,27)
In Einmütigkeit sollten die Philipper mit dem Glauben des Evangeliums mitkämpfen. Die frohe Botschaft stellt uns nichts Sichtbares vor, sondern fordert Glauben an die Verkündigung von Dingen, die nicht gesehen werden. Und wo der Mensch geneigt ist, wie Thomas, das Evangelium erst anzunehmen, nachdem etwas Sichtbares oder Greifbares wahrgenommen werden kann, da haben wir für den Glauben des Evangeliums zu kämpfen. Nicht kämpfen in eigener Kraft, sondern im Glauben des Evangeliums. Wenn wir dies tun und uns nicht erschrecken lassen durch die Widersacher, dann ist dies für alle Feinde des Evangeliums der Beweis, dass sie ihrem Verderben entgegengehen, auch wenn sie ihre Augen davor verschliessen. Für uns aber ist es der Beweis, dass wir das Heil erben werden. Gott bezeugt uns dadurch, dass wir selbst würdig geachtet sind, für Christus zu leiden. Das ist der Kampf, den wir im Leben des Apostels Paulus sehen können und wozu auch wir berufen sind.

Halte fest 1973

ein Sklave von Christus?

Denn der als Sklave im Herrn Berufene ist ein Freigelassener des Herrn; gleicherweise auch ist der als Freier Berufene ein Sklave Christi.
Elberfelder 1871 – 1 Kor 7,22

 Ob du frei bist oder nicht, spielt letztlich keine Rolle. Denn wenn du ein Sklave warst, als du in die Gemeinschaft mit dem Herrn gerufen wurdest, bist du jetzt durch den Herrn ein freier Mensch. Und wenn du frei warst, als Gott dich rief, bist du jetzt ein Sklave – ein Sklave von Christus.
Neues Testament Psalmen: Neue Genfer Übersetzung – 1 Kor 7,22

Denn wer als Knecht im Herrn berufen ist, ist des Herrn Freigelassener; gleicherweise auch ist der als Freier Berufene Christi Knecht.
de Wette Bibel – 1 Kor 7,22

Denn jemand, der im Herrn berufen wurde, als er ein Sklave war, ist ein Freigelassener des Herrn. Und wer berufen wurde, als er ein freier Mensch war, ist ein Sklave von Christus.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1 Kor 7,22

Ist doch klar, wenn du ein Sklave warst und Gott dich gerufen hat, dann bist du aus Gottes Perspektive jetzt ein total freier Mensch. Ja, und wenn du vorher ein freier Mensch warst, dann bist du jetzt irgendwie ein Sklave von Jesus, oder?
VolxBibel – 1 Kor 7,22

de.logos.com

Ebenso unwichtig ist letztlich der Beruf des Christen (wenn er seine gesellschaftliche Stellung verändern kann, ist es gut; wenn nicht, so sollte das kein Anlaß zur Unzufriedenheit sein). Was zählt, ist, daß jeder Christ einsieht, daß er als Knecht Christi Christus Gehorsam schuldet. Damit wird jeder Beruf zu einem christlichen Dienst, der dem Herrn dargebracht wird (vgl.Eph 6,5-8 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wie haben dann Paulus und Petrus in ihren Briefen Sklaven und deren Besitzer belehrt und unterwiesen?
(1) Der Sklave soll seinem Besitzer gehorchen (Eph 6,5-8; Kolosser 3,22-25). Sogar den ungerechten Besitzern soll Gehorsam geleistet werden (1 Petr 2,18).
(2) Der Sklave soll den gläubigen Herrn nicht verachten (1 Tim 6,2).
(3) Der gläubige Sklavenbesitzer soll seine Sklaven gerecht behandeln (Eph 6,9; Kol 4,1).
(4) Es gibt vor dem Herrn keinen Unterschied zwischen Herr und Sklave (1 Kor 7,22; Gal 3,28; Kol 3,11).
(5) Wenn einem christlichen Sklaven die Freiheit angeboten wurde, sollte er die Freiheit annehmen (1 Kor 7,21).

ERF – Kurs NT2

Mit dem Ausdruck „wer siegt“ ist auch der gesalbte Christ gemeint, der Jesus Christus als seinen Erlöser und Herrn und Meister vor der ganzen Welt anerkennt, ohne sich seiner zu schämen, sogar angesichts der Gefahr des Todes durch gewalttätige feindliche Hände. In Übereinstimmung damit, daß der Sieger Christus anerkennt, und zum Beweis dafür weigert er sich, ein Sklave von Politikern, Religionisten und Kriegsleuten auf der Erde zu werden. Paulus sagt: „Wer berufen wurde, als er ein Freier war, ist ein Sklave Christi. Ihr seid um einen Preis erkauft worden; werdet nicht mehr Sklaven der Menschen.“ (1 Korinther 7:22, 23)

Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet

Da wir verstehen, was es ihn persönlich kostete, uns zu erkaufen, wie könnten wir uns da selbst willentlich irgendeinem anderen Meister, der Sünde, unserem Bauch, dieser korrupten Welt, dem Teufel, hingeben? „Denn wer irgend im Herrn als Sklave berufen wurde, ist der Freigelassene des Herrn; desgleichen wer als Freier berufen wurde, ist ein Sklave Christi. Ihr wurdet um einen Preis erkauft; werdet nicht mehr der Menschen Sklaven . . . Auch gehört ihr nicht euch selbst, denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Auf jeden Fall verherrlichet Gott in eurem Leibe.“ (1 Korinther 7:22, 23; 6:19, 20, NW) Niemals wollen wir verneinen, daß wir sein Eigentum sind. Wir sind daher entschlossen, falschen Propheten zu widerstehen, wie sie, gemäß Jesu Worten, am Ende der Welt aufstehen würden und vor denen Petrus warnte: „Gerade diese werden unbemerkt verderbliche Sekten einführen und werden sogar den Gebieter [Eigentümer] verleugnen, der sie erkaufte, wodurch sie rasches Verderben über sich bringen.“ (Matthäus 24:11, 24, 3; 2 Petrus 2:1, 2, NW) Niemals werden wir wider unseren rechtmäßigen Eigentümer einen Sklavenaufstand auslösen wie der römische Gladiator Spartakus im Jahre 73 n. Chr. Niemals werden wir aus seinem Dienste desertieren und fortlaufen. Wir lieben unseren Meister. Eher als unseren Dienst treulos aufzugeben, möchten wir sein wie ein Hebräer-Sklave, der sich weigerte, seines Meisters Dienst zu verlassen und der sich an den Türpfosten stellen und sein Ohr mit einem Pfriem durchbohren ließ, um zu veranschaulichen, daß er nun bis in unbestimmte Zeit hinein sein Sklave sei. — 2 Mose 21:1-5; 5 Mose 15:17.

Wachtturm 1953 15.März

Wie schade, dass sich im laufe der letzten 70 Jahren sooo viel geändert wurde, so dass man heute doch vom Sklaven Jesu zu einem Nachfolger von „Religionisten“ geworden ist. Deshalb achte darauf, dass du nur einem Herrn dienen kannst – entweder dienst du Jehovah oder einer Kirche – und damit nicht mehr Jehovah.