Schlagwort: Glaube

geistliche Elite?

Vor einigen Tagen kam die Frage auf, warum es in den meisten Religionen geistige Führer gibt, die sich bezahlen lassen. Meist besteht deren „Arbeit“ darin, dass zu tun, wozu jeder Christ eh verpflichtet ist. Denn Seelsorge, das Lesen der Bibel, das Lehren der biblischen Wahrheiten, sind ja an alle Jünger Jesu Christi als fester Auftrag ausgegeben worden.

Nun hörte ich in den letzten Nächten ein Buch mit dem Titel „Die Transformation des Judentums – Von der Philosophie zur Religion“ von Jacob Neusner:
Es folgen einige Zitate aus diesem Buch, die deutlich machen: auch im Judentum wird das Leben von der Verkündigung des Wortes Gottes ABGELEHT! Jeder muß durch eigenständliche Arbeit sein Brot verdienen – und damit ist jeder „leitenden Körperschaft“ oder Papst jede Grundlage entzogen!

Was ist mit der Kenntnis der Tora als Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen? In der Liste der Berufe, mit denen Menschen ihren Lebensunterhalt verdienen, finden wir mehrere Positionen. Die erste ist die von Meir und Simeon:

Mischna Qidduschin 4:14

E. R. Meir sagt: „Ein Mann soll seinen Sohn immer ein sauberes und leichtes Handwerk lehren. Und er soll zu dem beten, dem Reichtum und Besitz gehören.

G. „Denn es gibt keinen Handel, der nicht mit Armut oder Reichtum verbunden ist.

H. „Denn die Armut kommt nicht vom Handel, noch kommt der Reichtum vom Handel.

I. „Aber alles richtet sich nach dem Verdienst des Menschen.“

J. R. Simeon b. Eleazar sagt: „Hast du jemals ein wildes Tier oder einen Vogel gesehen, der ein Gewerbe hat? Und doch kommen sie ohne Schwierigkeiten zurecht. Und wurden sie nicht nur geschaffen, um mir zu dienen? Und ich wurde erschaffen, um meinem Herrn zu dienen. Ist es also nicht logisch, dass ich ohne Schwierigkeiten zurechtkomme? Aber ich habe Böses getan und mein Leben ruiniert.“

Das eigene Verdienst oder die eigene Sündhaftigkeit macht den Unterschied zwischen Armut und Reichtum aus. Eine praktischere Position ist die, die in der Fortsetzung der Passage folgt.

K. Abba Gurion von Sidon sagt im Namen von Abba Gurya: „Ein Mann sollte seinen Sohn nicht lehren, ein Eseltreiber, ein Kameltreiber, ein Barbier, ein Seemann, ein Hirte oder ein Ladenbesitzer zu sein. Denn ihr Handwerk ist das Handwerk von Dieben.“

L. R. Juda sagt in seinem Namen: „Die meisten Eseltreiber sind böse, die meisten Kameltreiber sind anständig, die meisten Seeleute sind heilig, der beste unter den Ärzten geht in die Gehenna, und der beste unter den Metzgern ist ein Partner von Amalek.“

Die dritte Ansicht ist die von Nehorai, der meint, dass die Tora als Mittel zum Lebensunterhalt ausreicht:

M. R. Nehorai sagt: „Ich sollte jeden Beruf in der Welt ablegen und meinen Sohn nur Tora lehren.

N. „Denn ein Mensch isst seine Früchte in dieser Welt, und das Haupt bleibt für die kommende Welt.

O. „Aber andere Gewerke sind nicht so.

P. „Wenn ein Mann krank oder alt wird oder Schmerzen hat und seine Arbeit nicht mehr machen kann, siehe, dann verhungert er.

Q. „Aber mit der Tora ist es nicht so.

R. „Aber es bewahrt ihn vor allem Bösen, wenn er jung ist, und es gibt ihm eine Zukunft und eine Hoffnung, wenn er alt ist.

S. „In Bezug auf seine Jugend, was sagt es? ‚Die auf den Herrn harren, werden ihre Kraft erneuern‘ (Jesaja 40:31). Und über sein Alter, was steht da? ‚Sie werden noch im Alter Frucht bringen‘ (Psalm 92,14).

T. „Und so heißt es in Bezug auf den Patriarchen Abraham, möge er in Frieden ruhen, ‚Und Abraham war alt und wohlbeleibt an Jahren, und der Herr segnete Abraham in allen Dingen‘ (Gen 24,1).

U. „Wir finden, dass der Patriarch Abraham die gesamte Tora bewahrte, noch bevor sie offenbart wurde, denn es heißt: ‚Da Abraham meiner Stimme gehorchte und meine Anweisung, meine Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze bewahrte‘ (Gen 26,5).“

Sagt uns Nehorai, dass wir, wenn wir die Tora studieren, alle unsere weltlichen Bedürfnisse erfüllt bekommen, so wie Aqiba zu Tarfon sagt, dass die Tora das Gegenstück zu Immobilien ist, aber eine sicherere Investition? Ich denke nicht. Ganz im Gegenteil: Warum die Tora so wirkt, wie sie wirkt, wird bei R. explizit gemacht: „Sie bewahrt ihn vor dem Bösen, wenn er jung ist.“ Das heißt, die Position von Meir und Simeon wird wiederholt, nur auf eine neue Art und Weise. Wenn ich die Tora kenne, werde ich nicht sündigen. Die Vorstellung, dass ich, wenn ich die Tora studiere, automatisch Nahrung und Unterkunft bekomme, steht hier nicht zur Debatte, wo es darum geht, in der Jugend vor Bösem bewahrt zu werden und im Alter Gottes Segen zu genießen, weil man die Tora hält – eine ganz andere Sache, wie ich gleich zeigen werde.

Die erste Apologetik der Mischna, Traktat Abot, vertritt die Ansicht, dass man seinen Lebensunterhalt nicht durch das Studium der Tora verdienen sollte. Das wird in den Tora-Sprüchen des Traktats Abot explizit gemacht, der die Theorie des Torastudiums als Mittel zur Umgehung der Verpflichtung, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, ausdrücklich ablehnt. Das Torastudium ohne ein Handwerk wird abgelehnt und das Torastudium zusammen mit der Arbeit in einem Handwerk wird als die ideale Lebensweise definiert. Die folgenden Sprüche machen diesen Punkt ganz klar:
……

Jacob Neusner Die Transformation des Judentums – Von der Philosophie zur Religion

T. Qidduschin 1:11E-G

Es ist, ihn zu beschneiden, ihn zu erlösen [sollte er entführt werden], ihn Tora zu lehren, ihm einen Beruf beizubringen und ihn mit einem Mädchen zu verheiraten.

Es gibt hier eindeutig keine Vorstellung, dass jemand, der die Tora studiert, nicht für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss, und auch in der Ergänzung der Mischna in der Tosefta wird nicht angenommen, dass man sich Verdienste erwirbt, indem man diejenigen unterstützt, die die Tora studieren.

Yohanan ben Zakkai spricht einerseits vom Torastudium als Ziel eines menschlichen Lebens und andererseits von einer Belohnung, die für das Torastudium gezahlt wird, eindeutig in einem theologischen Sinn und Kontext. Dass der Kontext des Torastudiums ein religiöser und kein wirtschaftlicher ist, zeigt der Ausspruch Hananjas, der explizit sagt: Wenn die Menschen über die Tora sprechen, kommt die Gegenwart Gottes zu ihnen und sie nehmen teil:

M. Abot 2:8, 2:16, 3:2

2:8a. Rabban Yohanan ben Zakkai erhielt [die Tora] von Hillel und Schammai. Er würde sagen: Wenn ihr viel Tora gelernt habt, dann bläht euch deswegen nicht auf, denn dazu seid ihr geschaffen worden.

2:16a. Er würde sagen: Es ist nicht deine Aufgabe, die Arbeit zu beenden, aber du bist nicht frei, davon wegzugehen. Wenn du viel Tora gelernt hast, wird man dir einen guten Lohn geben. Und dein Arbeitgeber kann sich darauf verlassen, dass er dir den Lohn für deine Arbeit zahlt. Und wisse, welche Art von Belohnung den Gerechten in der kommenden Zeit zuteil werden wird.

3:2b. R. Hananja b. Teradion sagt: "Wenn zwei beieinander sitzen und zwischen ihnen gehen keine Lehren der Tora durch, siehe, das ist ein Sitz der Verächtlichen, wie es heißt: 'Noch sitzt man auf dem Sitz der Verächtlichen' (Psalm 1:1). Aber zwei, die sitzen, und Worte der Tora gehen zwischen ihnen hin und her - die Gegenwart ist bei ihnen, wie es heißt: 'Da redeten die, die den Herrn fürchteten, miteinander, und der Herr hörte und hörte, und ein Buch des Gedenkens wurde vor ihm geschrieben für die, die den Herrn fürchteten und seines Namens gedachten' (Mal 3,16)." Ich weiß, dass dies auf zwei zutrifft. Woher weiß ich, dass der Heilige, gepriesen sei Er, eine Belohnung für einen einzelnen Menschen vorsieht, auch wenn dieser sitzt und an der Tora arbeitet? Wie es heißt: "Er soll allein sitzen und schweigen, denn er hat es auf ihn gelegt" (Lam. 3:28).

Erzielen diejenigen, die die Tora studieren, weltliche Vorteile? Der Rabbiner, der in der folgenden Aussage zitiert wird, behauptet, dass es völlig unangebracht ist, das Lernen der Tora zu nutzen, um entweder soziales Ansehen oder wirtschaftlichen Nutzen zu erlangen:

M. Abot 4:5

B. R. Sadoq sagt: „Mache [die Tora-Lehre] nicht zu einer Krone, mit der du dich rühmst, oder zu einem Spaten, mit dem du gräbst.“ So hat Hillel gesagt: „Wer die Krone benutzt, geht zugrunde. So habt ihr gelernt: Wer aus den Lehren der Tora weltlichen Nutzen zieht, nimmt sein Leben aus dieser Welt.“

Ich kann mir keine Aussage vorstellen, die den Autor der Geschichte mit Aqiba und Tarfon mehr erschrecken würde als diese, denn Aqibas Position ist genau die, die hier abgelehnt wird. Der Großteil der Meinung in der Mischna und im Traktat Abot identifiziert das Tora-Lernen mit dem Status innerhalb eines Systems der hierarchischen Klassifizierung, nicht mit einem Mittel, um den Lebensunterhalt zu verdienen, obwohl das nicht die einzige Position ist, die präsentiert wird. Das Folgende scheint mir die Arbeit für den Lebensunterhalt dem Torastudium gegenüberzustellen und zu behaupten, dass letzteres den Lebensunterhalt ohne Rückgriff auf harte Arbeit sichert:

M. Abot 3:15

A. R. Nehunia b. Haqqaneh sagt: „Von dem, der das Joch der Tora auf sich nimmt, nehmen sie das Joch des Staates und das Joch der harten Arbeit ab. Und über denjenigen, der das Joch der Tora von sich abnimmt, legen sie das Joch des Staates und das Joch der schweren Arbeit.“

Die vorherrschende Ansicht jedoch, die durch den Großteil der Sprüche repräsentiert wird, behandelt das Torastudium als eine Aktivität, die mit wirtschaftlichen Unternehmungen konkurriert, und besteht darauf, dass es Vorrang hat, obwohl es nicht von wirtschaftlichem Wert im alltäglichen Sinne des Wortes ist. Dies wird im Folgenden ausdrücklich Meir und Jonathan unterstellt:

M. Abot 4:10

4:10a. R. Meir sagt: "Beschränke dein Geschäft auf ein Minimum und mache dein Geschäft zur Tora. Und sei demütig vor allen. Und wenn du die Tora als nichts behandelst, werden dich viele als nichts behandeln. Und wenn du dich in der Tora abgemüht hast, hat [die Tora] dir einen großen Lohn zu geben."

4:9a. R. Jonathan sagt: "Wer die Tora hält, wenn er arm ist, wird sie am Ende im Reichtum halten. Und wer die Tora als nichts behandelt, wenn er reich ist, wird sie am Ende als nichts behandeln, wenn er arm ist."

Das Torastudium konkurriert mit der wirtschaftlichen Tätigkeit, anstatt sie zu ersetzen. Das ist die einfache Position des Traktats Abot, der die in der Mischna explizit dargelegte Auffassung der Dinge erweitert. Wenn ich eine einfache Aussage über die um 250 vorherrschende Situation machen müsste, würde sie lauten, dass die Weisen ihren Reichtum, der spirituell und intellektuell ist, dem materiellen Reichtum gegenüberstellen, sie betrachten das eine nicht als das Gegenstück des anderen, sondern nur als das Gegenteil.

Ende der Zitate aus Jacob Neusner – Die Transformation des Judentums – Von der Philosophie zur Religion

„stärkt euer Herz“

Habt auch ihr Geduld, befestiget eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.
Elberfelder 1871 – Jak 5,8

Geduldet auch ihr euch, stärket eure Herzen; denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe!
Schlachter 1951 – Jakobus 5,8

Genauso müsst ihr auch Geduld haben, ja? Ermutigt euch gegenseitig! Es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann kommt Jesus wieder!
VolxBibel – Jakobus 5,8

Jakobus ermahnt zur Geduld und schließt damit an den vorhergehenden Vers an. Da sahen wir, dass der Herr Jesus Leiden geduldig ertrug. Geduld können wir von Ihm lernen. In den Versen 7–10 kommt das Wort Geduld viermal vor. Das zeigt, wie wichtig es ist, geduldig zu sein, denn wie leicht können doch Gefühle der Ungeduld aufkommen. Geduld hast du in Umständen nötig, wo man dir ungerecht begegnet und/oder wo du keine Aussicht hast, aus diesen Umständen herauszukommen. Wenn deine Geduld ein Warten auf den Herrn ist, wird sie immer belohnt.
Bis zur Ankunft des Herrn geduldig zu sein, bezieht sich in erster Linie auf sein Kommen auf die Erde, um zu richten, Recht zu üben, gerecht zu regieren und alles zu belohnen, was für Ihn getan wurde. Als Glied der Gemeinde Gottes darfst du auch nach dem Kommen des Herrn Jesus Ausschau halten, wenn Er kommt, um die Gläubigen zu sich zu nehmen (1Thes 4,14–18). Dieses Kommen geht dem Kommen des Herrn auf die Erde voraus.
Du darfst auch mit dem Kommen des Herrn rechnen in dem Sinn, dass Er die Umstände verändert, in denen du dich befindest (vgl. Phil 4,5). Darum geht es hier zwar nicht so sehr, aber du kannst doch Trost daraus schöpfen. Du kannst darauf rechnen, dass der Herr in deine Umstände kommen will, um dir darin beizustehen, wenn du dein Herz dafür öffnest. Das wird dich davor bewahren, bei all dem Unrecht stehenzubleiben, das dir angetan wurde und dem du dich ausgeliefert fühlst. Manchmal musst du dich damit abfinden, dass sich nichts ändert. Dann darfst du doch darauf vertrauen, dass der Herr zu dir kommt, um dich zu stärken. In dieser Bedeutung hat Paulus es auch erfahren, dass der Herr zu ihm kam und ihn ermutigte (Apg 18,9). Wenn der Gedanke an das Kommen des Herrn in dir lebendig ist, wirst du erfahren, dass Er bei dir ist.
Geduld haben muss man genauso wie ein Ackerbauer, der gesät hat. Das Einzige, was er danach tun kann, ist, geduldig auf die köstliche Frucht der Erde zu warten, und das tut er daher auch. Für das Aufgehen der Saat und dass sie schließlich Frucht trägt, ist er auf den Regen des Himmels angewiesen (5Mo 11,11.14). Den Regen erwartet er von Gott. Dein Leben ist ein Acker, auf den Gott den Samen seines Wortes gesät hat. Er will, dass Frucht für Ihn daraus hervorkommt. Er beschleunigt den Wachstumsprozess nicht, sondern bewässert den Boden mit seinem Wort. Sein Wort ist wie Regen (5Mo 32,2). Er will aus deinem Leben köstliche Frucht für sich haben. Das gilt auch für die Christenheit in ihrer Gesamtheit. Zu Beginn kam der Frühregen. Das geschah, als der Heilige Geist am Pfingsttag auf die Gläubigen ausgegossen wurde (Apg 2,1ff.). Dadurch ist die Gemeinde entstanden, die Gott dazu bestimmt hat, Frucht für Ihn zu bringen. Wenn die Gemeinde entrückt ist, wird der Heilige Geist noch einmal ausgegossen, und zwar auf den Überrest Israels (Joel 3,1.2). Das ist die Erklärung für den Spätregen. Wenn der Überrest den Spätregen empfangen hat, wird auch er köstliche Frucht für Gott hervorbringen.

Ger de Koning – Die Briefe von Jakobus und Petrus

Noch einmal erklingt die Aufforderung: »Habt auch ihr Geduld!« – wie jener Bauer (V. 8). Jakobus fügt hinzu: »Stärkt eure Herzen!« Von der Grammatik her könnte man auch übersetzen: »Fasst auch ihr euch in Geduld und macht eure Herzen stark.« D. h. Jakobus spürt, dass die Adressaten so etwas nötig haben. In der Tat ist der Christ von Natur aus ungeduldig, zaghaft, schwankend. Geduldfassen und Sich -innerlich -Stärken geht nur durch Gottes Wort und Gebet. Die vielen ähnlichen Parallelstellen (z. B. Lk 22,32; Apg 18,23; Röm 16,25; 1 Thess 3,2.13; 2 Thess 3,3; 1Petr5,10; Offb 3,2) zeigen, wie schwer es ist, Christen in Stetigkeit, Vertrauen und Gelassenheit zu bewahren. Unterdrückt sind sie oft – niedergedrückt sollen sie nicht sein. Sie wissen doch: »Das Kommen des Herrn ist nahe« (vgl. 1Petr4,7; 2 Petrus 3,9; Heb 10,37). Dieser kurze Satz gibt wie das gesamte NT kein Datum für die Wiederkunft. Aber er stellt in eine lebendige Erwartung der Wiederkunft Jesu hinein (vgl. Mt 24,33; Röm 13,11ff.; Offb 1,3). Genau das macht die Spannung der christlichen Zukunftshoffnung aus: Einerseits leben wir in den letzten Tagen der Geschichte (vgl. Jak 5,5), von daher betrachtet ist der Herr also »nahe»; andererseits wissen wir, dass es mit der Wiederkunft länger dauert, als menschlicher Eifer meint (vgl. 2 Thess 2,2 und Mt 24,8; 25,9.19; 2 Petrus 3,9). Die Konsequenz kann hier nur lauten: Lebe so, dass der Herr Jesus jeden Augenblick wiederkommen kann.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Tatsache der Ankunft des Herrn steht nicht in Frage, sie ist nahe herbeigekommen. – Vgl. zur nahen Ankunft: Mt 24,33; R“m 13,11.12; 1Kor 15,23; Hebr 10,36.37; 1Petr 4,7; Offb 1,3 . – Fraglich ist nur, wodurch das Warten auf diese Ankunft bestimmt ist.
Die Zeit bis zur Wiederkunft ist wie der Wachstumsprozess. Die Zeit zwischen Saat und Ernte (V. 7) entspricht dem „endzeitlichen Maß“, in dem die Menschen dieses Zeitalters leben. Christen, die auf die Wiederkunft ihres Herrn gespannt, erwartungsvoll und geduldig warten, handeln zeitgemäß. Es zählt nicht die gegenwärtige Zeit, die Zeit der Moden, sondern die Zeit, die von der Wiederkunft bestimmt ist und mit ihr rechnet. – „Laßt uns nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein!“ (1Thess 5,5-8) .- Es ist eine Zeit, in der die Kraft zum Durchhalten nicht aus der Gegenwart kommt, sondern aus der Zukunft. „Geduld aber ist euch not … Denn noch eine kurze Zeit, dann wird der kommen, der kommen soll, und nicht ausbleiben“ (Hebr 10,36.37 ).
Jak sagt in einem Atemzug: „Harrt aus!“ und „Macht eure Herzen fest!“. Geduld und Stärke bzw. Festigkeit gehören für ihn zusammen. Geduld ist keine Schwäche, keine Haltung, in der passiv alles hingenommen wird, was kommt. Geduld ist eine innerliche Kraft, die zu einem aktiven Ausharren befähigt. – „Wir betrachten Geduld als eine Sache des Charakters. Hiob aber und die Propheten, die Jakobus hier anführt, waren ihrer Art entsprechend nicht gerade geduldig. Geduld ist keine Sache des Temperaments. Geduld ist Glaube, der auf die Probe gestellt wird. Sie bedeutet nicht: untätig zusehen, wie das Schlimme noch schlimmer wird, sie ist im Gegenteil: aktives Ausharren, und zwar auf Grund der Gewißheit, daß die Rettung nahe ist, oder, wie Jakobus sich konkret ausdrückt: die Ankunft des Herrn ist nahe“ (O. Jager: Biblisches Tagebuch, S. 369f). – Umgekehrt ist es wichtig, dass die Herzen befestigt und darin stark gemacht werden. Das ist nötig, damit die Kraft vorhanden ist, auch unter widrigen Umständen auf das erlösende Kommen des Herrn zu warten. Und gleichzeitig dient die Befestigung der Herzen dazu, Menschen vorzubereiten auf das bevorstehende Gericht.
Zwei Motive der nahen Ankunft des Herrn sind zu erkennen: a) das Kommen des Herrn bringt Frucht und Erlösung; wir dürfen auf ihn geduldig warten wie auf eine kostbare Frucht; das lohnende Ziel erleichtert das Warten (V. 7f); b) das Kommen des Herrn bringt das endgültige Gericht; das Wissen um das kommende Gericht richtet die Gedanken und Taten auf Gott aus; man soll entsprechend leben und handeln (V. 9). Der erste Aspekt macht Mut, nicht zu verzagen; der zweite Aspekt macht Mut, die Spannung nicht bei den Geschwistern abzuladen oder bei ihnen die Schuld zu suchen und sie anzuklagen.
Man kann die Formulierung „Macht eure Herzen fest!“ auch mit „Stärkt eure Herzen!“ übersetzen. Dieser Imperativ bildet den Kontrast zu dem Mästen der Herzen in V. 5 (das ja nach dem Wunsch dieser Leute auch ihrer Stärkung dienen sollte) -„Während die Reichen ihre Herzen „füttern“ …, sollen die armen Christen i h r e Herzen aus ihrem Glauben „stärken“„ (F. Mussner: Komm, S. 203). – und zur gegenseitigen Anklage der Brüder in V. 9. Stärken bzw. Festmachen (griech. stärixate) ist im NT geradezu terminus technicus für die gegenseitige Seelsorge. Die Brüder stärken einander und werden durch die Apostel gestärkt. -Vergl. Apg 14,22; 15,32.41; 18,23; Röm 1,11; 1Thess 3,2.13; Offb 3,2 . – Einer macht den andern stark, keiner kann sich selber stark machen.
Die Brüder sollen sich gegenseitig stark machen (V. 8) und sich nicht dadurch schwächen, dass sie sich gegenseitig Vorwürfe machen und aufeinander schimpfen (V. 9).

Wuppertaler Studienbibel

Die Zeit ist »nahe«, das heißt, das Kommen des Herrn ist jederzeit möglich. Es heißt nicht, die Ereignisse müssen sofort, ohne Verzug eintreten. Wäre das der Fall gewesen, wären sich die Heiligen betrogen vorgekommen, da der Herr nach Jahrzehnten und Jahrhunderten noch nicht gekommen war. Die Hoffnung, dass das Kommen des Herrn nahe ist, hat die Heiligen seit Pfingsten getragen; denn es ist uns nicht gesagt worden, dass irgend welche in der Schrift angekündigten Ereignisse eintreten müssten, bevor der Herr die Gemeinde zu sich holt. Gott, der alles in der Hand hat (Apg 1,7), hätte es so einrichten können, dass die Wiederkunft des Retters jederzeit hätte eintreten können. Das Perfekt, das Jakobus in Jak 5,8 verwendet (engiken) , läßt sich buchstäblich so übersetzen: »Das Kommen des Herrn ist nahe gekommen« (wie es in der Unrevidierten Elberfelder der Fall ist). Das zeigt, dass mit der Erfüllung von der Menschwerdung, Kreuzigung, Auferstehung und Erhöhung des Herrn das nächste Ereignis im prophetischen Fahrplan Sein Kommen sein muss. Es muss nicht sofort geschehen, aber es ist nahe, d. h., jederzeit möglich. Die Gläubigen aller Jahrhunderte haben sich auf Sein Kommen gefreut. Diese Überzeugung muss aber im Leben des Christen zu sittlicher Reinigung führen (1.Joh 3,3). Das war Gottes Absicht. Die falschen Deutungen der Bibel haben aber vielen Gläubigen die Freude und den Ansporn von der beständigen Naherwartung geraubt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Jesus warnte seine Nachfolger, für seine Wiederkunft bereit zu sein; selbst er kannte weder den genauen Tag noch die genaue Stunde, zu der sie stattfinden würde (Mt 24,36). Deshalb würde er unerwartet wiederkommen (24,50). Andere Stellen, die nach Jesu Auferstehung geschrieben wurden, deuten darauf hin, dass seine Wiederkunft sehr bald sein könnte (1 Korinther 1,7; Titus 2,13), ja sogar „unmittelbar bevorsteht“ (Phil 4,5; Jak 5,8-9).
Zweitausend Jahre sind vergangen, seit diese unverblümten Aussagen gemacht wurden, was viele zu der Annahme führt, dass sie missverstanden worden sind. Zusätzliche Hindernisse für die Vorstellung einer „baldigen“ Wiederkunft ergeben sich aus anderen Schriftstellen. Das Neue Testament legt nahe, dass bestimmte Zeichen oder Ereignisse der Wiederkunft Jesu vorausgehen würden. Zum Beispiel musste der Tempel zerstört werden (Mt 24,2), und es würde himmlische Zeichen geben, die seine Rückkehr ankündigen (Mt 24,30; Lk 21,11).
In drei seiner Gleichnisse deutete Jesus an, dass seine Wiederkunft nicht sofort, sondern mit Verzögerung erfolgen würde (Lk 19,11-27; Mt 25,5.19) – zumindest bis zum Tod des greisen Petrus (Joh 21,18). Paulus glaubte, offenbar auf der Grundlage von Matthäus 24,14, dass das Evangelium alle heidnischen Nationen erreichen müsse, bevor der Heilsplan Gottes erfüllt sei und Jesus wiederkommen würde (Röm 11,12.25).
Sogar in 1 Thessalonicher 5, dem Kapitel, in dem der Satz vom „Dieb in der Nacht“ vorkommt, wird angedeutet, dass Gläubige eine Art Vorahnung über den Zeitpunkt seiner Wiederkunft haben werden. Beachten Sie, wie Paulus Substantive und Pronomen verwendet, um Gläubige als fähig zu kennzeichnen, etwas zu erkennen, was Ungläubige nicht erkennen können:
Was nun die Zeiten und Jahreszeiten betrifft, Brüder, so habt ihr es nicht nötig, euch etwas schreiben zu lassen. Denn ihr wisst selbst, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: „Es ist Friede und Sicherheit“, dann wird plötzliches Verderben über sie kommen, wie Wehen über eine schwangere Frau kommen, und sie werden nicht entkommen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass dieser Tag euch überrasche wie ein Dieb. Denn ihr seid alle Kinder des Lichts, Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht und nicht von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen, wie die anderen, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein (1 Thess 5,1-6).
Wenn Gläubige ein gewisses Gespür dafür haben, wann der Herr wiederkommen wird, kann die Vorstellung, dass die Wiederkunft Jesu zu jedem beliebigen Zeitpunkt erfolgen könnte, falsch sein. Um dieses Problem zu lösen, argumentieren viele Christen, dass 1 Thessalonicher 5 sich auf die Wiederkunft Jesu in Harmagedon bezieht, dass es aber eine frühere Wiederkunft (eine Entrückung) geben wird, die vor jedem Zeichen oder Hinweis geschehen wird. 1 Vielleicht ist es am besten, wenn wir die Wiederkunft Jesu nicht als unmittelbar bevorstehend bezeichnen, sondern als unmittelbar bevorstehend denken. Diesem Gedanken kann man aus beiden Perspektiven zustimmen.

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

Und schliesslich wird uns in Jakobus 5,8 die «befestigende Hoffnung» vorgestellt: «Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.» Es wird nicht gesagt: die Ankunft naht, als ob sie noch verzögert werden könnte. Nein, sie ist ganz nahe. Der Herr Jesus wartet geduldig zur Rechten des Vaters, und wir werden ermahnt: «auch ihr, habt Geduld.»
Je mehr wir uns mit dem beschäftigen, was in den Schriften über das Kommen des Herrn gesagt wird, desto mehr werden wir in unserer Erwartung befestigt. Wir sagen manchmal: «Welch ein Glück! der Herr kann heute kommen», denken aber am folgenden Tage oder in der folgenden Woche nicht mehr daran. Die Hoffnung soll in unseren Herzen feststehen.
«Ich komme bald!» ruft der Herr uns zu. Beim Hören seiner Stimme werden wir die Erde verlassen und Ihn von Angesicht zu Angesicht sehen in der Wohnung, die Er für uns bereitet hat! Möchten unsere Herzen doch mit der Freude und der Fülle unserer Hoffnung erfüllt bleiben!

Halte fest 1959

In Vers 7 steht die Aufforderung, geduldig zu sein, bis der Herr wiederkommt. Das griechische Wort für geduldig bedeutet „langmütig sein“. In diesem Vers geht es um die Haltung der Selbstbeherrschung, die sich angesichts von Provokationen von übereilten Vergeltungsmaßnahmen fernhält. Dies ist nicht dasselbe Wort für geduldig in Kapitel 1:3-4, 13 oder Kapitel 5:11. Sie sollen geduldig sein bis zur Ankunft des Herrn, der Entrückung, die die Verfolgung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit beenden wird. Das Beispiel, das er für das geduldige Ausharren gibt, ist der Landmann oder Pächter. Er sät seine Saat und muss dann geduldig bis zur Ernte warten. Der Erfolg seiner Ernte hängt von Kräften ab, die außerhalb seiner Kontrolle liegen, dem frühen und dem späten Regen. Die Erwähnung des Frühregens und des Spätregens ist eine Anspielung auf das Wettergeschehen in Israel. In gleicher Weise ist die geistliche Ernte vom Eingreifen Gottes abhängig.
In Vers 8 macht Jakobus die Anwendung mit zwei Befehlen. Erstens: Seid auch ihr geduldig; so wie der Bauer geduldig war, sollen auch die Gläubigen geduldig sein. Zweitens: Errichtet eure Herzen. Das Wort festigen bedeutet, „etwas so zu stärken, dass es fest und unbeweglich steht“. Sie sollen eine innere Stabilität entwickeln und nicht durch ihre Verfolgung erschüttert werden. Die Grundlage dafür ist: Denn die Ankunft des Herrn ist nahe. Der Ausdruck „zur Hand“ bedeutet „vor den Türen“, „unmittelbar bevorstehend“. In der Tat könnte die Entrückung in jedem Moment geschehen.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Jakobus

Bin ich mir auch so sicher, dass Jesus zeitnah wiederkommt?

Helfen und helfen lassen

Wer den Armen bedrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat; wer aber des Dürftigen sich erbarmt, ehrt ihn.
Elberfelder 1871 – Sprüche 14,31

  Wer den Bedürftigen bedrückt, erzürnt den, der ihn gemacht hat, 
       wer diesen aber ehrt, erbarmt sich des Armen.

Septuaginta Deutsch – Sprichwörter 14,31

Wer hilflose Menschen unterdrückt, beleidigt den, der sie mal gemacht hat. Gott zu respektieren, bedeutet auch, sich um Leute zu kümmern, die Hilfe brauchen.
VolxBibel – Spr. 14,31

„Wer der Elenden sich erbarmt, ist glückselig“ (Vers 21). Unter dem Vorwand, die guten Werke seien wertlos, um unser Heil zu bewirken, könnten wir geneigt sein, sie zu vernachlässigen. Aber gerade die Kinder Gottes werden aufgefordert „gute Werke zu betreiben“ (Titus 3,14), ohne jedoch aus dem Auge zu verlieren, dass der Zustand der Seelen den materiellen Bedürfnissen vorgeht.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament

Einen Armen übervorteilen ist Sünde gegen Gott (vgl. Sprüche 17,5 ), denn Gott ist der Schöpfer aller Menschen (vgl. Hi 31,13.15 ), und Gott nimmt sich der Sache der Armen an ( Sprüche 22,22-23 ). Der Gerechte und Weise ist gütig gegen den Armen ( 14,21 ; Sprüche 19,17;28,27 ), denn damit ehrt er Gott.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wer einem Armen Unrecht tut, soll wissen, dass er damit ihren Schöpfer nicht achtet. Gott schuf auch ihn und gab ihm seine Existenz und genauso gab er dem Armen seine Existenz. Wir haben alle einen Vater, einen Schöpfer. Er sieht sich durch die Güte geehrt, die wir dem Armen erweisen. Er betrachtet Freundlichkeit, die wir Armen erweisen, als ihm selbst getan und wird deshalb zeigen, dass ihm solche Taten gefallen: „Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist“ (mir Essen gegeben) (Mt 25,35).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Was den zweiten Punkt betrifft, lehrt die Tora, dass diejenigen, die Gott fürchten, den Armen finanziell helfen, ohne Zinsen zu verlangen (siehe Lev. 25:36). Wie herrlich drückt Salomo diesen Gedanken aus, wenn er sagt: „Wer freundlich zu den Bedürftigen ist, ehrt [Gott]“ (siehe 14,31). Wenn wir den Verletzten Freundlichkeit erweisen, ehren wir Gott. „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben“, sagte Jeschua (siehe Matthäus 25,35). Wer könnte einer Gelegenheit widerstehen, Gott die Ehre zu erweisen?
Was den dritten Punkt betrifft, so befiehlt die Tora: „Du sollst deine Hand öffnen für deinen armen und bedürftigen Bruder in deinem Land“ (5. Mose 15,11). Uns wird befohlen, unsere Hände zu öffnen, nicht nur unseren Mund! Viele würden gerne über das Helfen reden, aber nichts tun. Schlimmer noch, manche geben den Verletzten eitle Versprechen oder leere Plattitüden (siehe Jakobus 2,16). Einige werden tatsächlich etwas Hilfe leisten, wenn auch auf sehr indirekte Weise und mit viel Prahlerei. Jeschua sprach von einigen, die tzedekah (Almosen geben) taten und es mit Trompeten verkündeten, um andere wissen zu lassen, was sie taten (siehe Mt. 6,2). Ich hoffe, er hat mit den Trompeten übertrieben! Unser Motiv sollte sein, zu helfen, und nicht, uns selbst gut aussehen zu lassen. Daher ist das Reden wertlos.
Was den vierten Punkt betrifft, so sagt die Tora, dass derjenige, der den Armen hilft, Gottes Segen erhalten wird „in all deinem Werk, in allem, was du unternimmst“ (5. Mose 15,10). Das heißt, Gottes allgemeiner Plan, zu dem es immer Ausnahmen gibt, ist es, für diejenigen zu sorgen, die anderen helfen. Zu den Segnungen gehört auch die Begrüßung durch den Menschensohn, wenn er mit all seinen heiligen Engeln kommt: „Komm, du, den mein Vater gesegnet hat, nimm dein Erbe an, das Reich, das dir bereitet ist von Anbeginn der Welt. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben.“ (Mt 25,34-35).

Ein messianischer Kommentar zu den Sprüchen: Sprichwörtliche Weisheit und gesunder Menschenverstand

Wir wollen aber nicht dabei stehen bleiben, einander Danke zu sagen. Immer wieder dürfen wir auch Gott für den Ehepartner danken, den Er uns geschenkt hat. Das wird uns davor bewahren, den gering zu achten, den der Herr ebenso geschaffen hat wie mich. Denn geringschätzig über meinen Ehepartner zu denken oder ihn gar geringschätzig zu behandeln, ist dasselbe, wie Gott selbst gering zu schätzen (s. Sprüche 14,31).
Nicht zuletzt ist es auch sehr wichtig, Gott gemeinsam für alles zu danken, was er jedem von uns persönlich und uns als Eheleuten zusammen geschenkt hat.

Bleib in mir 2018

Nehmen ist seliger …

Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt.
Elberfelder 1871 – Spr 11,25

Wenn du mit anderen teilst, wirst du selbst beschenkt; wenn du den Durst anderer stillst, lässt man dich auch nicht verdursten.
Gute Nachricht Bibel – Sprichwörter 11,25

Wer andern Gutes tut, dem geht es selber gut, / wer anderen Erfrischung gibt, wird selbst erfrischt.
Neue evangelistische Übersetzung – Sprüche 11,25

Es gibt doch tatsächlich ein Buch unter dem Titel „Nehmen ist seliger als geben“ ! Der TItel passt wohl in unsere Zeit – und weckt wohl auf, den der gesunde Menschenverstand sagt wohl jedem, dass da etwas faul ist, an diesem Gedanken.
Wie sieht es die Bibel?

Sprüche 11:24-26
Diese Verse sind eine Ermutigung zur Großzügigkeit. Wer gerne gibt, der hat viel, ein offensichtliches Paradoxon (vgl. 2Kor 9,6 ). Umgekehrt hat ein Mensch, der geizig ist und versäumt, den anderen in ihren offensichtlichen Bedürfnissen beizustehen, immer selbst zu wenig (vgl. Sprüche 28,22 ). Wenn ein Mensch freigiebig ist ( Sprüche 11,25 ), geht es ihm gut, und er empfängt seinerseits Hilfe (vgl. V. 17 ). Getreide (V. 26 ) war in einer Agrargesellschaft ein Haupttauschmittel; wer Getreide aufhäufte, der konnte großen Einfluß auf die Preise nehmen. Aber wer sein Getreide verkaufte und es nicht aufhäufte, der war für andere ein Segen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Unsere egoistischen Herzen haben die Neigung, mehr als nötig an sich zu reißen und für sich zu behalten (Verse 24,26). Aber lesen wir in Lukas 6,38 was der Herr Jesus empfiehlt. Das wahre Mittel, selbst gesegnet zu werden, ist, sich um das Wohl anderer zu kümmern. Das ist manchmal im Widerspruch zur menschlichen Einsicht und Weisheit, aber Gott rechnet nicht gleich wie der Mensch. Er kehrt seine Berechnungen und Vorsichtsmassnahmen um. Und die Reichtümer sind immer ein Fallstrick für die, die darauf vertrauen (Vers 28; vergleiche Markus 10,24 und 1 Timotheus 6,17.18). „Reich zu sein in guten Werken“, das soll nach dieser letzten Stelle unser Bestreben sein.
Und doch gibt es in der Welt etwas von höchstem Wert, das wir suchen und gewinnen sollen. Was ist kostbarer als eine Seele? Um die unsrige zu erwerben, hat der Herr Jesus alles verkauft (Matthäus 13,44-46). Ja, „der Weise gewinnt Seelen“ (Vers 30). Kennen wir diesen glücklichen Dienst? Das war der Dienst des Jüngers Andreas (Johannes 1,41.42), und das kann auch der unsrige sein, ungeachtet unseres Alters und unserer Erkenntnis. Was ist besonders nötig für jemand, der eine Seele für den Herrn gewinnen will? Gerade diese Weisheit, die bereit ist, die Gelegenheit auszunützen (Epheser 5,15.16). Und auch die Liebe, die es versteht, den Weg zum Herzen zu finden (l. Korinther 9,19.22).

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament – Sprüche 11,18–31}}

Ein freigebiger Mensch erntet Dividenden, von denen der Geizhals keine Ahnung hat. Was immer wir für andere tun, kommt mit vielfachem Segen zu uns zurück.
Wenn sich eine Sonntagschullehrerin sorgfältig vorbereitet, um dann ihre Klasse zu unterrichten, wer trägt wohl am meisten Nutzen davon ‒ die Klasse oder sie selbst?

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Eine großzügige Seele, eine, die für die betet, die leiden, und ihnen hilft, die mit begnadeten Lippen und großzügiger Hand Segen ausstreut, diese Seele wird „reichlich gesättigt“ (gedeihen) mit echter Freude und mit weiterer Gnade reich gemacht werden. Wer anderen aus den Strömen seiner Güte zu trinken gibt, „wird selbst erquickt“. Gott wird es sicherlich mit reichlichen Schauern seines Segens vergelten. „Wer bewässert, wird selbst wie Regen sein“, verstehen es manche. Er wird gestärkt werden wie Wolken, die nach dem Regen wiederkehren (Pred 12,2) und auf diese Weise noch nützlicher werden.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Dienen Sie anderen um des Herrn Jesu willen (Gal 5,13; 2Kor 4,5; Kol 3,23.24). Der Tränkende wird auch selbst getränkt (Spr 11,25). Ein Christ, der nur Segen empfangen und nicht weitergeben will, kann nicht wachsen. Eine bekannte Illustration dafür ist das Tote Meer: Es ist deshalb tot, weil es nur aufnimmt und nicht weitergibt.

Jean Gibson – Training im Christentum

Genau so ist es : Nehmen Geben ist seliger denn geben nehmen

„Alles hast du erschaffen, Sonne, Sterne und Mond“

Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du sein gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achthast? (O. dich fürsorglich seiner annimmst)
Elberfelder 1871 – Ps 8,4–5

Schaue ich hinauf zum Himmel,
staune ich über das Werk deiner Finger.
Betrachte ich den Mond und die Sterne,
die du dort oben befestigt hast, so frage ich:
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst?
Wie wertvoll ist das Menschenkind,
dass du dich um es kümmerst?
BasisBibel – Psalm 8,4–5

Wenn ich ansehe deinen Himmel,
das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du hast gefestet,
was ist das Menschlein,
daß du sein gedenkst,
der Adamssohn,
daß du zuordnest ihm!
Buber Rosenzweig – Ps 8,4–5

Wenn ich mich umschau: Alles hast du erschaffen, Sonne, Sterne und Mond. Ich kann’s nicht fassen, egal, ob am Tag oder Abend.
Was ist da schon ein Mensch, und doch denkst du an ihn. Bist bei all seinem Sein, Schein und Zieh’n.
VolxBibel – Psalm 8,4–5

Kein Zweig der Wissenschaft verkündet Gottes Größe und die Bedeutungslosigkeit des Menschen eindrucksvoller als die Astronomie. Die einfache Tatsache, dass Entfernungen in Lichtjahren gemessen werden müssen (die Strecke, die das Licht in einem Jahr durcheilt), macht dies deutlich. Licht breitet sich mit 300.000 Sekundenkilometern aus, und das Jahr hat 31,5 Millionen Sekunden. So durcheilt das Licht rund 9,45 Billionen Kilometer in einem Jahr! Doch manche Sterne sind Milliarden von Lichtjahren von der Erde entfernt. Kein Wunder, dass wir unvorstellbar große Zahlen »astronomisch« nennen.
Der Blick in den nächtlichen Himmel sollte uns große Gedanken über Gott eingeben. Der Mond und die Sterne sind das Werk seiner Finger! Denken wir an die zahllosen Myriaden von Sternen, an die ungeheuren Entfernungen im Universum und an die Kraft, die die Planeten mit mathematischer Präzision auf der Umlaufbahn hält, so könnte einem schwindlig werden.
8,5 Im Vergleich dazu ist der Planet Erde ein Staubkörnchen im Universum. Wenn das so ist, was ist dann ein einzelner Mensch, der sich auf diesem Planeten bewegt? Doch Gott ist an jedem Einzelnen gelegen. Er hat ein persönliches, intimes Interesse an jedem menschlichen Wesen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Der Psalmist betrachtet zuerst das wunderbare Werk der Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den Sternen) als das Werk der Finger Gottes und staunt dann darüber, daß der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für Mensch ist hier ?MnNS , „sterblicher, schwacher Mensch“) eine so große Verantwortung tragen soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der Mensch eine unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß der Herr des Universums überhaupt an den Menschen denkt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das im Hebräischen gebrauchte Umstandswort hat manche Ausleger zu der Übersetzung verleitet: „Denn ich sehe die Himmel“ usw. Indessen ist V. 4 als der Vordersatz mit V. 5 zu verknüpfen. Es gilt also darauf zu achten, dass der Prophet durch einen Vergleich die unermessliche Güte Gottes ins Licht setzen will. Denn es ist ein Wunder, dass der Schöpfer des Himmels, dessen Herrlichkeit uns ganz zur Bewunderung fortreißt, sich so tief herabgelassen hat, sich des menschlichen Geschlechts anzunehmen. Was ist der Mensch? Ein elendes gebrechliches Wesen, das unter den verächtlichsten Geschöpfen im Staub der Erde kriecht! Würde Gott sich durch die Würdigkeit des Menschen bestimmen lassen, so könnte er ihn nur gering und für nichts achten. Durch die Anwendung der Frageform hebt der Dichter diese Niedrigkeit des Menschen noch mehr hervor. Wir sollen Gottes wunderbare Güte daraus am deutlichsten ersehen, dass der große Künstler, dessen Majestät den Himmel mit Glanz erfüllt, dieses elende, nichtsnutzige Lebewesen, den Menschen, mit der größten Herrlichkeit zieren und mit unzähligen Gaben schmücken wollte. Denn wenn Gott beabsichtigte, seine Freundlichkeit zu erweisen, so hatte er es nicht nötig, den Menschen aus dem Staube und dem Kote zu erwählen, um ihn über alle anderen Geschöpfe zu setzen: er hätte dafür auch im Himmel seine Geschöpfe gehabt. Wer vor diesem Wunder nicht staunend still steht, der ist ganz undankbar und stumpfsinnig. Aus dem gleichen Grunde nennt David auch den Himmel den Himmel Gottes und das Werk seiner Hände. Was hat den Herrn bewogen, an diesem edelsten und herrlichsten Teil seines Werkes vorbeizugehen und sich zu uns Würmern herabzulassen? Was anders, als das Verlangen, seine Güte in ihrer ganzen Größe zu zeigen? Hieraus lernen wir, dass diejenigen Gottes Güte schändlich missbrauchen, die sich durch ihren Vorzug zum Stolz verleiten lassen, als ob sie durch ihre Arbeit erworben und verdient hätten, was sie sind. Unser Ursprung muss uns vielmehr immer daran mahnen, dass diese Gnade Wesen geschenkt ward, die sonst ganz verworfen, unrein und unwürdig sein würden. Alles Ehrenwerte, was wir bei uns finden, muss unser Herz antreiben, die unverdiente Güte Gottes zu preisen. Dass Gott des Menschen „gedenkt“, will sagen, dass er mit väterlicher Liebe sich seiner annimmt, um ihn unter seinem Schutze zu bewahren und zu hegen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wer Gott durch Offenbarung und Erleuchtung kennen lernte, der bewundert sein Meisterwerk, die Schöpfung, um so mehr, je tiefer er sie mit seinem Geiste zu schauen vermag. Mit Anbetung muss er feststellen, dass die Größe der Schöpfung der Größe des Schöpfers entspricht.
Denn schaue ich deine Himmel, deiner Hände Meisterwerk, Mond wie Sterne, die du hast geschaffen –
Mit dieser Bewunderung verbindet sich dann aber tiefste Selbstbesinnung und Demut. Auch sich selbst entdeckt er als ein Glied dieser Schöpfung. Wie klein erscheint er sich aber im Vergleich zum Schöpfer und zu den anderen Schöpfungsgliedern innerhalb des großen Schöpfungswerkes.
was ist dann der Mensch, dass du seiner gedenkst, und was des Menschen Sohn, dass du nach ihm siehst?
Wahrlich, eine der tiefsten Fragen, die in der Brust eines Sterblichen aufbrechen können! Wer bin ich als Geschöpf dem Schöpfer gegenüber? Wer bin ich als menschliches Glied innerhalb der Gesamtschöpfung? Gott kann ja zu mir nur insoweit in Beziehung stehen, wie er als Herr seiner Schöpfung und Lenker der Geschichte in Beziehung zum Ganzen steht. Was bin ich und mit mir der Mensch schlechthin im Vergleich zu all jenen Welten, die in ihrem Lauf genau auf die Sekunde dem Gesetze folgen, dem sie untergeordnet sind? Lebe nicht auch ich nur insoweit, als ich mich von dem Gesetz der Natur und von den völkischen Bindungen und von dem Lauf der Geschichte abhängig mache? Seine eigenen Erfahrungen, die Geschichte seines Volkes und der Verlauf des Weltgeschehens sagten dem Dichter aber, dass Gott über das Ganze hinweg zum Menschen ein besonderes Verhältnis hat. Er gedenkt des Menschen und achtet auf des Menschen Sohn. Er tritt in Beziehung mit dem einzelnen wie bei Abraham und rettet ein seufzendes Volk wie Israel aus dem Sklavenhause Ägyptens. Er waltet in der Geschichte, denn er setzt Könige ab und setzt Könige ein, lässt Völker untergehen und Völker auferstehen (Dan 2,21), führt Lebende ins Gericht und Gerichtete ins Leben (Dan 4,33). Er antwortet einer Hannah, als sie im Heiligtum zu Siloh um einen Sohn ringt (1 Sam 1, 26), und er versorgt seinen Propheten am Bache Krith zur Zeit der Dürre (1 Kön 17, 3). Was ist der Mensch, dass Gott ihn wie einst Mose so in sein Vertrauen zieht (2Mo 33, 11), dass er mit ihm wie ein Freund mit seinem Freunde reden kann? (4 Mos 32,7.) Was ist der Mensch, dass er als eine Vielheit, als ein Volk zu einem Königreich von Priestern, zum Volk des Eigentums werden soll? (2Mos 19,4ff.)
Ja, wahrlich, Gott ist größer als seine Schöpfung. Er beistimmt über sie, nicht sie bestimmt ihn.
In seiner Souveränität handelt er in ihr und durch sie, ohne sich von ihr abhängig zu machen. Er zieht Menschen in seinen Dienst, lässt aber auch Menschen im bewussten Widerspruch, ja in Auflehnung gegen ihn treten, ohne von seiner Majestät etwas zu verlieren. Er lässt Völker in ihrem Geiste und im Kampfe gegen ihn sich austoben und zwingt sie doch, mitzuwirken, dass sie dem Kommen seiner Königsherrschaft dienen müssen. Er steht jenseits der Naturgesetze, ohne sie aufzuheben, und tut Wunder, indem er einfach schöpferisch handelt. Denn alle Wunder, die von jeher von Menschen erlebt wurden, waren für ihn keine Wunder. Er kennt keine Wunder. Er kennt nur das Souveräne, schöpferische Handeln, um zu offenbaren, dass er in seiner Treue und Barmherzigkeit des Menschen Sohnes gedenkt.
Was ist es um diesen Menschen? Gerade, wo dem Beter seine Nichtigkeit, Kleinheit, Vergänglichkeit einerseits so stark zum Bewusstsein kommt, da sieht er in der Beziehung Gottes zum Menschen und in der Stellung des Menschen zur Schöpfung eine ganz neue Seite am Menschen.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Wenn Gott in unserer Mannschaft spielt, wo sind die Gegner?

Was sollen wir nun hierzu sagen? Wenn Gott für uns ist, wer wider uns?
Elberfelder 1871 – Römer 8,31

Was bleibt nun noch zu alledem zu sagen? Wenn Gott so auf unserer Seite steht, wer kann uns dann noch etwas anhaben?
Bruns 2013 – Röm 8,31

Was können wir jetzt noch sagen, nachdem wir uns das alles vor Augen gehalten habenn? Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhabeno?
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 8,31

Was kann man dem noch hinzufügen? Wenn Gott in unserer Mannschaft spielt, wo sind die Gegner?
VolxBibel Röm 8,31

Wenn Gott für uns ist (Röm 8, 31)
Denken wir ein wenig daran!
Er hat uns vor Grundlegung der Welt erwählt Eph 1, 4; 2 Tim 1, 9
Uns gesegnet mit allerlei geistlichen Segnungen Eph 1, 3
Er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft Eph 1, 5
Er hat uns geliebt wie Seinen einzigen Sohn Joh 17, 23; 2 Thess 2, 1
Er selbst hat uns zu Sich gezogen Joh 6, 44
Und uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung 1 Pet 1, 3
Und uns versetzt in das Reich Seines Sohnes Kol 1, 13

G. R. Brinke – 1000 neue biblische Entwürfe – Band 2

Paulus kündigt abschließende Folgerungen an. Was sollen wir also zu diesen dargelegten Dingen sagen? „Wir“ sind diejenigen, die im Gehorsam des Glaubens stehen (1,5). Paulus macht sich zu ihrem Mund und stellt Fragen über Fragen, allerdings nur in der Absicht, jubelnde Gewissheiten herauszufordern. Die erste Frage: Wenn (demnach) Gott für uns (ist), wer (kann dann) gegen uns (sein)? Das „wenn“ fasst die Bedingung ins Auge, an der hier alles hängt, ob nämlich Gott im Gerichtsverfahren auf unsere Seite tritt. Aber der Eintritt dieser Bedingung ist nicht mehr ängstlich oder auch nur gespannt abzuwarten. Es duldet keine Frage: Sie ist eingelöst. Doch sollte nachempfunden werden, wie wenig das selbstverständlich ist. Man vergegenwärtige sich, dass Paulus, bevor er sich hier zum Apostel der Heilsgewissheit aufschwingt, in den ersten Kapiteln des Briefes in erschütternder Weise als Apostel der Unheilsgewissheit auftrat: Juden und Heiden stehen „unentschuldbar“ unter Anklage, „jeder Mund ist verstummt und die ganze Welt vor Gott schuldig“. (Röm 1,20; 2,1; 3,9.19; 5,12) Diese Lage wurde jedoch für die Glaubenden total umgestürzt: zwar unentschuldbar, aber dennoch unanklagbar! „Wer (kann dann) gegen uns (sein)?“ Verklagen und Verdammung hätten Anlass genug und sind insofern nicht sinnlos, aber sie sind machtlos, denn Gott ist in nie geahnter Weise Gott, wie V. 32 ausführen wird.

Wuppertaler Studienbibel

„Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“
Vor solchem Heilshandeln Gottes stehen wir in anbetendem, der Sprache nicht mehr zugänglichem Staunen und Rühmen. Die Einwände und Einwürfe müssen vor dieser Großtat des Handelns Gottes verstummen, so sehr sie auch in den folgenden Versen immer noch mitschwingen. Vielleicht wählte Paulus deshalb die Frageform für dieses Lob- und Danklied der Anbetung. Noch singen wir seine Strophen in der Bedrängnis dieses Äons, noch stehen manches Mal Fragezeichen; im Reich Gottes werden die Ausrufezeichen stehen! Dann wird jede Strophe die ewige Treue Gottes ohne jeden Nebenton preisen. Doch ist das auch jetzt schon eine sieghafte Frage: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ Wer kann dann noch gegen uns stehen? In solchem Gottesbewusstsein darf der Christ in wehrhaftem Glauben den Mächten dieser Welt entgegentreten. Denn das ist gewiss: Gott ist für uns! Niemand kann mehr gegen uns auftreten oder uns anklagen. Das Urteil ist ergangen: Freispruch – Gott ist für uns (vgl. Ps 11 Ps 8,6; Mt 1,23).

Edition C

Dass Gott für uns ist, ist der einfachste und doch alles umfassende Ausdruck für das Geschenk der Gnade. Erwägen wir: Gott steht zu uns, denkt für uns, handelt für uns, wirkt unser Wohl — wo bleibt da noch Raum zum Zweifeln und zum Zagen? Wo kann sich noch irgendein Feind finden, der uns antasten und verderben kann? Weder in mir noch in der Welt noch in den unsichtbaren Mächten der Geisterreiche ist irgend etwas, was ich neben dieses eine Wort: „Gott ist für uns“ in die Waagschale legen dürfte.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Wie tröstlich ist es, zu wissen, dass Gott an uns denkt und alles für uns ordnet, obgleich wir oft so wenig an Ihn denken! Es vergeht kein Tag, nicht ein Augenblick, in dem sich Gott nicht mit uns beschäftigt und gegenüber allen Anschlägen Satans wacht.
Er trägt Sorge für sein Volk.
• Braucht es Nahrung? Er sendet ihm Manna.
• Leitung? – die Wolkensäule geht vor ihm her.
• Kommt es zum Jordan? – die Bundeslade ist dort.
• Sind Feinde im Land? – Josua ist da, um sie zu überwinden.
Wenn nötig, führt Er es Wege der Züchtigung, wie einst Jakob. Er demütigte ihn, aber am Ende gab Er ihm die Segnung. Wie sollte es uns ein Bewusstsein von der Liebe Gottes geben, wenn wir auf dem ganzen Weg diese seine Wirksamkeit in Güte gegen uns erfahren! Welch ein Trost zu wissen, dass Er für uns ist, aus der Quelle seiner eigenen Liebe heraus!
Er vermochte seine Gnade mit seiner Gerechtigkeit dadurch zu vereinigen, dass Er die Sünde am Kreuz wegtat. Wir kennen Gott in Wirklichkeit erst dann, wenn wir erkennen, dass Er Liebe ist. Gott hat die Welt so geliebt, dass Er seinen Sohn gesandt hat. Die Welt hat Gott nicht darum gebeten, Ihn zu senden, und hat Christus nicht gebeten zu kommen, aber Gott liebte sie, und Er hat Ihn gesandt.
Noch einmal: Welch ein Trost zu wissen, dass Gott für uns ist, wenn wir all die Feinde sehen: unser eigenes Herz, die Welt und Satan! Der Glaube geht durch alle Widerstände hindurch, indem er auf das blickt, was Gott ist

Darby – Halte fest 1964

Das A.T. spricht häufig davon, dass Gott »mit« seinem Volk oder »für« es ist ( Ps 118,6; Jes 33,21; Hes 34,30; 36,9 ); wer sich gegen sein Volk wendet, wendet sich daher auch gegen ihn (s. Jes 50,8 ; vgl. 54,17 ).

Craig Keener Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Je zuversichtlicher wir sind, dass Gott sowohl souverän als auch gut ist, desto sanftmütiger können wir sein. Sanftmut ist eine Einstellung gegenüber Gott, die uns veranlasst, all sein Handeln mit uns als gut und somit ohne Widerstreben oder Murren anzunehmen (Röm 8,28). Wer sanftmütig ist, ist ganz unabhängig von den Umständen immer zufrieden und dankbar (Phil 4,12-13), weil er sieht, dass Gott ihm alles, was er braucht, in Christus gegeben hat (Mt 5,5; Röm 8,31-32). Anstatt zu denken: »Ich komme zu kurz; das ist nicht fair«, denkt ein Sanftmütiger über Gottes Güte, Barmherzigkeit, Macht und Fürsorge nach und dankt ihm dafür (Apg 4,23-31; 5,40-42; 7,59-60; Joh 18,11). Sanftmut hat nichts mit Schwäche zu tun, denn sowohl Mose als auch Jesus werden in der Bibel als sanftmütig bezeichnet (4Mo 12,3; Mt 11,29). Vielmehr wurde Sanftmut manchmal als »Kraft unter Kontrolle« bezeichnet. Diese Eigenschaft wird in der ganzen Bibel durchweg hochgradig empfohlen (Ps 37,11; Mt 5,5). Sanftmut wirkt sich direkt auf unseren Umgang mit anderen aus, insbesondere in Konfliktsituationen. Wenn wir wissen, dass Gott alle Dinge zum Guten mitwirken lässt, kann ein sanftmütiger Mensch schlechte Behandlung durch andere geduldig und ohne Murren oder Verbitterung ertragen. (Weil wir uns diese Einstellung nicht auf natürlichem Wege aneignen können, müssen wir beten, dass der Heilige Geist beständig an uns wirkt, um uns sanftmütig zu machen.)

Ken Sande – Sei ein Friedensstifter

Segen und Fluch

Wovor dem Gesetzlosen bangt, das wird über ihn kommen, und das Begehren der Gerechten wird gewährt.
Elberfelder 1871 – Spr 10,24

Wovors den Frevler graut, das überkommt ihn,
aber was die Bewährten wünschen, gibt Er.
Buber Rosenzweig – Sprichwörter 10,24

Das, was einem total Angst macht, wird dem auch passieren, der ohne Gott lebt. Aber den Leuten, die mit Gott unterwegs sind, gibt er das, was sie sich wünschen.
VolxBibel – Sprüche 10,24

Zuerst würde man vielleicht an das Märchen von Goldmarie und Pechmarie denken?
Wer kennt es nicht, das Märchen um Frau Holle?

Am ersten Tag tat sie sich Gewalt an, war fleißig und folgte der Frau Holle, wenn sie ihr etwas sagte, denn sie dachte an das viele Gold, das sie ihr schenken würde; am zweiten Tag aber fing sie schon an zu faulenzen, am dritten noch mehr, da wollte sie morgens gar nicht aufstehen. Sie machte auch der Frau Holle das Bett nicht, wie sich’s gebührte, und schüttelte es nicht, dass die Federn aufflogen. Des ward die Frau Holle bald müde und sagte ihr den Dienst auf.

Aber hier in dem Bibelvers geht es ja nicht um eine Belonung für die getane Arbeit – sondern um unsere Gedanken, unsere Wünsche – und damit doch auch um unsere Arbeit. Denn der Segen Jehovahs kommt ja über unsere Händearbeit. Was sollte Jehovah mehren, also segnen, wenn wir nichts tun, welches ER mehren könnte?
Deshab kommt auch das Fehlen bei dem Gottlosen von „ganz allein“. Wäre ja auch ungerecht, wenn beide den selben Lohn erhalten würden 😉

In den Sprüchen wird immer wieder das Unglück geschildert, das über den Gottlosen hereinbricht, und es wird dargestellt, wieviel besser es dem Gerechten geht. Salomo möchte auf diesem Wege den Einfältigen und Unwissenden davon überzeugen, daß er die Früchte der Weisheit auf lange Sicht bedenken sollte und nicht die Augenblicks-Erfolge. Viele Gottlose fürchten sich vor einem Unglück, und es bricht auch tatsächlich über sie herein! Der Gerechte bekommt auch häufig das, was er sich wünscht, nämlich den Segen Gottes. Gott ist letztlich die Quelle beider Dinge. Ein Sturm kann plötzlich hereinbrechen und für den Gottlosen eine Katastrophe mit sich bringen, indem er sein Leben auslöscht und seinen Besitz vernichtet (vgl. Sprüche 1,27;6,15;29,1 ), aber der Gerechte ist fester gegründet (vgl. Sprüche 10,9.30;12,3 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wahre Bruderliebe wird ein starker Anreiz sein, für andere zu beten. Unsere Anliegen müssen jedoch von Seinem Willen bestimmt sein. Wenn sie Seinem Willen entsprechen, wird die Erhörung Ihn verherrlichen und zum Segen für unsere Mitgeschwister sein. Wir könnten in unserer Unwissenheit um etwas bitten, was nicht dem geistlichen Wohlergehen des Bruders dienen würde, für den wir eintreten, doch Gott kennt die Bedürfnisse und weiß, was unter diesen Umständen das Beste wäre. Wirkliches inneres Bewegt-Sein ist nötig, wenn wir sichergehen wollen, daß das Erbetene Seinem Willen entspricht. „Hört“ bedeutet hören und mit „ja“ beantworten. „Das Begehren der Gerechten wird gewährt“ (Spr 10,24). Die Zuversicht, die wir haben, besteht sowohl in unserem Nahen zu Gott (Hebräer 4,16) als auch in der Erwartung und Gewißheit, daß Er Gebete erhört (Jak 1,5).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In den Versen 24-30 werden das Los des Gerechten und das des Gesetzlosen einander gegenübergestellt. Der Böse hat eine Furcht (V. 24); es ist nicht die Furcht des Herrn, sondern eine unbestimmte und abergläubische Angst, mit dem Tod, auf den er nicht vorbereitet ist, als Hintergrund (Hiob 15,20.21). Wie anders ist doch das Teil des Christen! Im gegenwärtigen Leben gewährt ihm Gott das gerechte Begehren (V. 24). Und was die Zukunft betrifft, freut sich sein Herz in einer glückseligen Erwartung (V. 28).

Jean Koechlin — Ährenlese im Alten Testament

Gottlosen wird es so schlimm ergehen, wie sie es sich ausmalen, und den Gerechten so gut, wie sie es sich wünschen können. Es stimmt, das Gottlose sich manchmal mit vergeblichen Hoffnungen in ihrer Gottlosigkeit aufrecht halten, mit denen sie sich betrügen, doch zu anderen Zeiten werden sie von schierer Furcht heimgesucht, und „was der Gottlose fürchtet, das wird über ihn kommen“ (Vers 24). Es stimmt, dass der Gerechte manchmal seine Ängste hat, doch sie wünschen sich Gottes Wohlwollen und die Seligkeit in ihm und diesen Wunsch wird er erfüllen (Vers 24). Mit ihnen wird es nach ihrem Glauben und nicht nach ihren Ängsten ergehen (Ps 37,4).

Der Neue Matthew Henry Kommentar