Gott! Du hast mich gelehrt von meiner Jugend an, und bis hierher habe ich deine Wundertaten verkündet. Und auch bis zum Alter und bis zum Greisentum verlaß mich nicht, o Gott, bis ich verkünde deinen Arm dem künftigen Geschlecht, allen, die da kommen werden, deine Macht! Elberfelder 1871 – Psalm 71,17–18
Gott, von Jugend auf bist du mein Lehrer und bis heute erzähle ich von deinen Wundern. Auch jetzt, wo ich alt und grau geworden bin, verlass mich nicht, mein Gott! Kindern und Enkeln will ich erzählen, wie mächtig du bist und wie gewaltig deine Taten sind. Gute Nachricht Bibel 2000 – Psalm 71:17–18
Gott, schon von meiner Jugend an hast du mich unterwiesen, und bis zum heutigen Tag verkünde ich deine Wunder. Verlass mich nicht im Alter, mein Gott, auch nicht, wenn ich ein Greis mit weißen Haaren bin. Denn noch der Generation nach mir möchte ich verkünden, wie du eingreifst (- wörtlich: möchte ich deinen Arm verkünden -); allen, die noch kommen, will ich von deiner Macht erzählen. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 71,17–18
Staffelübergabe – so nennt man dass wohl im Sport … In der jüdischen Geschichte gibt man eigentlich das Erlebte in den großen Feiertagen weiter – denn Pessah, Purim und die anderen Feiertage sind ja eigentlich „Geschichte Jehovahs mit seinem Volk“ und sollten so gefeiert werden, als wenn wir heute gerade von Gott besucht und befreit werden würden! Man gibt es also direkt an seine Kinder und Enkel weiter – und versucht nicht die Geschichte auszulöschen oder zu verändern. Der Psalmist glaubte auch nicht, jetzt im Alter von Gott zu Taten gedrängt zu werden – sondern blickte auf einen langen Weg mit Jehovah zurück. Nun die Frage: hast du etwas mit Jehovah erlebt – welches du unbedingt an deine Kinder und Enkel weitergeben solltest?
Der Psalmist blickte in die Zukunft und ging von „Du bist meine Hoffnung“ (V. 8) zu „Ich will beständig hoffen“ (V. 14siehe 36,5; 37,10). Die Zukunft ist sicher, wenn Jesus dein Herr ist. Das Wort „Hoffnung“ in Vers 14 bedeutet ein langes und geduldiges Warten, trotz Verzögerungen und Enttäuschungen. Wenn wir Gott vertrauen, dann werden die Prüfungen des Lebens für uns und nicht gegen uns arbeiten und zur Herrlichkeit führen (2. Korinther 4,16-18; Römer 5,1-5). Wir bewundern das „Aber was mich betrifft“ des Psalmisten in Vers 14 (NIV, NASB), weil es seinen Mut und sein Engagement offenbart. Andere würden vielleicht mit der Menge abdriften und den Herrn verleugnen, aber er würde weiterhin treu sein und von Gottes Barmherzigkeit Zeugnis ablegen. Er konnte die gerechten Taten des Herrn oder die „Taten des Heils“ (V. 15 AMP), aber er würde nie aufhören, den Herrn zu preisen, vor allem nicht im hohen Alter. Und warum? Weil er der nächsten Generation erzählen wollte, was der Herr für sie tun konnte (V. 18; siehe 48:13; 78:4, 679,13; 102,18; 145,4; 2. Tim. 2,2).
Er war sogar sicher, dass der Tod ihn nicht von seinem Gott trennen würde (V. 19-21). Einige glauben, dass die Formulierung „Tiefen der Erde“ eine Metapher für die Schwierigkeiten ist, die er erlebt hatte („unter Schwierigkeiten begraben“), aber seine Prüfungen wurden in den Versen 1-2 als Wasserfluten dargestellt. In einigen Texten heißt es auch „wir“ statt „ich“, was sich auf die zukünftige „Auferstehung“ und Wiederherstellung des Volkes Israel beziehen könnte (80:3, 1985:4; Hesek. 37). Vielleicht geht es sowohl um die persönliche (16,8-11; 17,15; 49,15) als auch um die nationale Auferstehung. Unabhängig davon, was seine Feinde über ihn gesagt hatten, würde der Tag kommen, an dem Gott ihn ehren und belohnen würde.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Psalmen
»… verlass mich nicht«: David weiß, wie sehr er Gottes Hilfe braucht. Von Jugend auf ist Gott sein Helfer gewesen, und er wird nie ohne ihn auskommen. Wir werden nie so gelehrt und so erfahren sein, dass wir in eigener Kraft unseren Weg gehen können. Darum betet David schon zum zweiten Mal (siehe V. 9), dass Gott ihn nicht verlasse, auch wenn er »alt und grau« geworden ist. Hier aber sucht er nicht Gottes Beistand gegen Feinde, sondern Gottes Beistand, um Gutes zu tun. Von Gott gelehrt, will David seiner und der kommenden Generation »deinen Arm« verkünden, sie lehren, wer Gott ist, wie treu und wie gnädig, wie gerecht und wie unbeschreiblich groß sein Heil ist. Gottes Arm ist letztlich der Messias, wie wir an Jesaja 53,1 lernen, der Sohn Gottes, der in diese Welt kam, um Sünder selig zu machen. Dazu gehört, dass David »deine Macht« verkündet, denn der Messias allein hat die Macht, von Sünden zu erlösen (Mt 9,6), vor Straucheln zu bewahren (Jud 24) und vom Tod zu befreien (Hebr 2,14).
Benedikt Peters – Kommentar zu den Psalmen
Der Psalmist und viele Gläubige wie er haben ein Vertrauen, das sie ein Leben lang im Vertrauen auf den Herrn aufgebaut haben. Er beteuert: „O Gott, du hast mich von meiner Jugend an gelehrt“. Er war ein Leben lang ein Jünger Gottes im Glauben. Er lernte, dem Herrn zu vertrauen, indem er über Gottes Wort nachdachte und ihm in den Erfahrungen, die er machen musste, vertraute. Zweifellos waren geistliche Leiter und andere Gläubige Werkzeuge Gottes im Erziehungsprozess. Aber hinter all dem stand Gott als sein Lehrer. Und die logische Folge davon ist die zweite Aussage: „Und ich verkünde immer noch (bis jetzt) deine wunderbaren Werke.“ Als er lernte, dem HERRN zu vertrauen, erlebte er viele wunderbare Taten Gottes, die er regelmäßig in der Gemeinde verkündet. Außerdem will er den Herrn auch jetzt im Alter noch loben: „Bis ins hohe Alter und in die Zeit der grauen Haare, Gott, verlass mich nicht, bis ich einem anderen Geschlecht deine Kraft verkünde, deine Macht allen, die noch kommen werden.“ Auch wenn dieser Vers eine Bitte enthält, ist er mit dem Wunsch des Psalmisten verbunden, zu loben. Er möchte, dass Gott für ihn handelt, damit er den kommenden Generationen von Gottes Stärke (wörtlich: „Arm“, ein Anthropomorphismus) und Macht erzählen kann. Er mag zwar alt sein, aber er ist immer noch in der Lage, dies zu tun. Das Wort für „graue Haare“ (שֵׂיבָה) kann in einer klärenden Übersetzung wiedergegeben werden: „und die Zeit der grauen Haare“. Es präzisiert die Bedeutung von „Alter“ (זִקְנָה), das sich allein auf jemand Jüngeren beziehen könnte. Wenn Gott ihn nicht verlässt, wird er weiterhin Gott preisen.
Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen
Nun können wir tatsächlich auch in einer gesegneten Tradition stehen wie z. B. auch Timotheus. Er kannte von Kind auf die heiligen Schriften, die vermögend waren, ihn weise zu machen zur Seligkeit. Wie viele Kinder hatten und haben dieses Vorrecht, durch Vater oder Mutter in dem Wort der Wahrheit unterwiesen und belehrt zu werden! Welch ein Segen in einer Familie, wenn ein Vater Kunde geben kann von der Treue Gottes (Jes 38,19). Asaph sagt in Psalm 78,3: „Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben …“ Welche Gnade, wenn wir mit dem Psalmisten sagen können: „Gott! Du hast mich gelehrt von meiner Jugend an.“ Eltern können ihre Kinder auch lehren von ihrer Jugend an. Aber noch besser ist es, wenn Gott es tut und die Eltern dabei benutzen kann. So haben wir auch noch das Vorrecht, zu verkünden: „… deinen Arm dem künftigen Geschlecht, allen, die da kommen werden, deine Macht“ (Ps 71,17. 18). In Israel war einst diese gesegnete Überlieferung verloren gegangen, so daß ein anderes Geschlecht nach ihnen aufkam, das Jehova nicht kannte und auch nicht das Werk, das Er für Israel getan hatte (Ri 2,10). Millionen von Menschen sind Traditionen verhaftet, die vielleicht ein ehrwürdiges Alter haben, einer Prüfung am Wort Gottes aber nicht standhalten. Dieses Wort allein aber entscheidet über Wert oder Unwert jeder Tradition.
Hilfe und Nahrung – 1984
Der vertrauende Aufblick zu Gott führt den Psalmisten in das dankbare Gedenken. Dankbarkeit blickt zurück und gewinnt dadurch Zuversicht für das Kommende. Der Blick zurück auf die ersten Erfahrungen in der Zeit der Jugend mit Gott erfaßt zunächst die Unterweisung im väterlichen Haus. Gelehrt wurde der Beter, damit er ein Bote Gottes würde: Bis jetzt verkündige ich deine Wunderk. Zu dem, was er gelernt hat, tritt das, was er erfahren hat. Das Wort »Wunder« meint die Gesamtheit der Taten Gottes in der Geschichte des Volkes und im persönlichen Leben des einzelnen. Dann erbittet der Beter von Gott nicht ein langes Leben, das einen Wert für sich hätte. Er bittet schlicht und einfach darum, daß Gott sich ihm immer wieder aufs neue zuwendet. Das schließt eine gewisse Lebenszeit ein, die nötig ist, damit die Überlieferung der Taten Gottes nicht abreißt. Der alt werdende Mensch hat das Vorrecht und die Pflicht, an die nachwachsende Generation die Botschaft von Gottes Retterarm weiterzugeben: bis ich deinen Arm verkündige dem (künftigen) Geschlecht. Neue Erfahrungen mit Gott können nur gemacht und beschrieben werden, wenn die Erfahrungen der vorangehenden Generationen mit bedacht werden – sonst würde der Glaube der kommenden Generationen sprachlos. Es könnte auch sein, daß durch die Nachstellungen der Gottesfeinde die Unterweisung der Jugend gestört wird. Darum muß Gott die Traditionskette garantieren.
Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler (Eig die Abtrünnigen) das Maß voll gemacht haben werden, wird ein König aufstehen, frechen Angesichts und der Ränke kundig. Und seine Macht wird stark sein, aber nicht durch seine eigene Macht; und er wird erstaunliches Verderben anrichten, und Gelingen haben und handeln; und er wird Starke und das Volk der Heiligen verderben. Elberfelder 1871 – Daniel 8,23–24
Und am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn ihre Sünden voll sind, wird ein König aufstehen, unverschämt im Gesicht, Rätsel erdenkend. Und seine Stärke wird gefestigt werden, und in wundersamer Weise wird er vernichten und erfolgreich sein, und er wird es tun und wird Fürsten und das Volk der Heiligen vernichten. Septuaginta Deutsch – Daniel 8,23–24
Und im Schlußteil ihres Königreiches, während die Übertreter ihre Taten zur Vollendung bringen, wird ein König aufstehen, der grimmigen Gesichts ist und doppelsinnige Reden versteht. Und seine Kraft soll mächtig werden, aber nicht durch seine eigene Kraft. Und auf verwunderliche Weise wird er Verderben verursachen, und er wird sich gewiß als erfolgreich erweisen und wirksam handeln. Und er wird tatsächlich Mächtige ins Verderben bringen, auch das aus [den] Heiligen bestehende Volk. neue Welt Übersetzung – Bi12 – Daniel 8:23–24
Ich weiß ja nicht, aber ich würde ja fast behaupten, dass sich diese Prophezeiungen schon lange erfüllt hatten. Aber die meisten Ausleger erwarten die Erfüllung, oder eine zweite Erfüllung in nächster Zeit. Doch ehrlich – wenn ich glauben würde, dass sich diese Prophezeiung in naher Zukunft erfüllt, würde ich ja alles tun, damit mich dies nicht persönlich trifft. Zum Beispiel gibt es einige, die meinen, es handle sich dabei um Amerika oder die Anglo-Amerikanische Doppelweltmacht. Doch wenn die Produzenten von Bibelliteratur dies wirklich glauben würden, und nicht nur in ihren Zeitschiften abdrucken würden, dann würden diese doch ihre Hauptdruckerei bestimmt nicht in Amerika oder in Großbritannien bauen – oder?
Nun folgt die klare Anwendung des Gesichtes auf das zweite und dritte Weltreich – Persien und Griechenland – und die Teilung des Griechischen Weltreiches in vier Königreiche. „Und am Ende ihres Königtums, wenn die Frevler das Maß voll gemacht haben werden, wird ein König aufstehen mit frechem Angesicht und ränkekundig. Und seine Macht wird stark sein, aber nicht durch seine eigene Macht; und er wird erstaunliches Verderben anrichten und Gelingen haben und handeln; und er wird Starke und das Volk der Heiligen verderben“ (8,23.24). Es werden nun weitere Einzelheiten über das kleine Horn gegeben. Es wird eine Person sein, die durch Unerschrockenheit und das Wissen um okkulte Geheimnisse gekennzeichnet ist. Seine Handlungen werden groß sein, jedoch nicht durch seine eigene Macht, indem er selbst ein Instrument fremder Politik sein wird. Er wird die Gottesfürchtigen dieser Tage, die Heiligen Gottes – „das Volk der Heiligen“ –, angreifen und verderben. „Und durch seine Klugheit wird der Trug in seiner Hand gelingen; und er wird in seinem Herzen großtun und unversehens viele verderben. Und gegen den Fürsten der Fürsten wird er sich auflehnen, aber ohne Menschenhand zerschmettert werden“ (8,25). Scheinbar wird sein Sieg über das Volk Gottes nicht mit Waffengewalt, sondern durch Geschick erreicht werden und seine Politik wird den Anschein erwecken, den Frieden zu sichern, indem er viele des bekennenden Volkes Gottes verderben wird. In seiner Kühnheit wird er gegen den Fürsten der Fürsten aufstehen. Diese Herausforderung Gottes wird sein Verderben sein. Christus wird diesen bösartigen Menschen „ohne Menschenhand“, oder ohne menschliche Mittel, zerschmettern. „Und das Gesicht von den Abenden und von den Morgen, wovon gesprochen worden ist, ist Wahrheit; und du, verschließe das Gesicht, denn es sind noch viele Tage bis dahin. Und ich, Daniel, war erschöpft und war einige Tage krank. Dann stand ich auf und verrichtete die Geschäfte des Königs. Und ich war entsetzt über das Gesicht, und niemand verstand es“ (8,26.27). Daniel wird gesagt, dass das Gesicht wahr ist, doch dass es seine Erfüllung erst nach vielen Tagen finden wird. Es ist möglich, dass die zukünftigen Handlungen dieses Königs des Nordens in der Geschichte des abscheulichen Antiochus Epiphanes vorgeschattet sind, der in seinen Tagen das Volk Gottes durch Geschick und Bestechung überfiel, den Tempel entheiligte und das Gesetz beiseitesetzte. Dennoch müssen wir für die Erfüllung der Prophezeiung nach den Worten Gabriels bis zur Zeit des Endes warten. Die Wirkung dieser Gesichte auf Daniel war so stark, dass er erschöpft und einige Tage krank war. Trotz der Deutung schien niemand außer Daniel das Gesicht zu verstehen.
Hamilton Smith – Das Buch Daniel
Im Mittelpunkt der Deutung aber steht das Horn (8,9-12). Gabriel erklärt, dass es sich um einen besonderen „König“ handelt. Dieser König tritt am Ende der Königsherrschaft der „vier Königreiche“ auf. Interessanter ist die zweite Zeitangabe: Er kommt, „wenn die Abgefallenen das Maß vollgemacht haben“. Gemeint ist: „Also wenn die Sünde des Abfalls in der Gemeinde ausgereift ist, dann ist die Zeit für den Widersacher Gottes gekommen.“ (Kessler, 122). Die meisten Bibelausleger denken in diesem Zusammenhang an die griechenfreundliche Partei und den Opportunismus weiter Teile des jüdischen Volkes angesichts des Wirkens von Antiochus Epiphanes (1Makk 1,11-15.43.48f.52, s.o.). Davon, dass der König, der das Heiligtum entweiht, das regelmäßige Opfer abschafft und das Greuelbild aufstellt, die Gläubigen zum Abfall verführt, ist auch in Kapitel 11 die Rede: 11,30-32: (30) Denn Schiffe aus Kittim werden gegen ihn kommen. Und er wird verzagen und umkehren; aber er wird den heiligen Bund verfluchen und entsprechend handeln: er wird umkehren und sein Augenmerk auf die richten, die den heiligen Bund verlassen. (31) Und Streitkräfte von ihm werden dastehen; und sie werden das Heiligtum, die Bergfeste entweihen und werden das regelmäßige Opfer abschaffen und den verwüstenden Greuel aufstellen. (32) Und diejenigen, die sich am Bund schuldig machen, wird er durch glatte Worte zum Abfall verleiten. Aber das Volk, das seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen und entsprechend handeln. Es ist ein König „mit hartem Gesicht“ – also ein rücksichtsloser König (5Mo 28,50: „eine Nation mit hartem Gesicht, die für den Alten keine Rücksicht kennt und für den Jungen keine Gnade“). Außerdem ist er „erfahren in Ränken“; er kennt sich mit geheimen Machenschaften aus. Deshalb wird seine „Macht … stark sein“.
Gabriel fügt hinzu, dass er „nicht durch seine eigene Macht“ stark sein wird. Ist damit gemeint, dass ihm seine Machtfülle von einer anderen Großmacht verliehen wird? Oder ist daran gedacht, dass Gott selbst ihn so groß gemacht hat – weil er ihn als sein Werkzeug benutzen will (vgl. 8,19)?
Er „wird entsetzliches Verderben anrichten“ – und zwar mit Erfolg (11,36: „… Und er wird Erfolg haben, bis die Verfluchung vollendet ist …“). Konkret: „Er wird die Starken und das Volk der Heiligen vernichten.“ Vom erfolgreichen Kampf gegen das Volk Gottes war bereits in 7,25 die Rede: „Und er … wird die Heiligen des Höchsten aufreiben …“. Mit den „Starken“ sind die standhaften Gläubigen und/oder die Führer des Volkes gemeint.
Der Grund für seinen Erfolg liegt in seiner besonderen Schlauheit und in seinem betrügerischen Handeln (als Beispiel kann 1Makk 1,29-30 dienen, s.o.).
Er wird „in seinem Herzen großtun“. Die Parallele in Kapitel 11 zeigt, was gemeint ist: dass er sich über Gott erhebt: 11,36-37: (36) Und der König wird nach seinem Belieben handeln, und er wird sich erheben und sich groß machen gegen jeden Gott, und gegen den Gott der Götter wird er unerhörte Reden führen. Und er wird Erfolg haben, bis die Verfluchung vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. (37) Und selbst auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf den Schatz der Frauen noch auf irgendeinen Gott wird er achten; sondern er wird sich über alles erheben [wörtl.: groß machen].
Dabei wird er „viele vernichten“. Davon, dass er „die Starken und das Volk der Heiligen vernichten“ wird, war ja bereits in Vers 24 die Rede. Handelt es sich um eine Wiederholung? Oder ist gemeint, dass er auch andere Menschen und Völker vernichten wird? Die Aussage, dass er sich gegen „den Fürsten der Fürsten“ auflehnen wird, greift Vers 11 auf: „Selbst bis an den Obersten des Heeres wuchs er empor …“ Gemeint ist der oberste Engel (s. Auslegung zu Vers 11), der nach Kapitel 10 „hinter den Kulissen“ die Geschicke der Welt bestimmt (vgl. 10,20f.). Neu gegenüber der Vision ist der Hinweis, dass dieser König „ohne eine Menschenhand … zerbrochen werden“ wird. Von seinem „Ende“ ist auch in Kapitel 11 die Rede: 11,45: Und er wird seine Königszelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Dann wird er an sein Ende kommen, und niemand wird ihm helfen. Über das Ende von Antiochus Epiphanes berichten natürlich auch beide Makkabäerbücher: 1Makk 6,1-16: (1) Als aber König Antiochus durch die oberen Länder zog, hörte er von der Stadt Elymaïs in Persien, die berühmt war für ihr Gold und Silber und ihren großen Reichtum (2) und in deren Tempel reiche Schätze und die goldenen Gewänder, Harnische und Waffen aufbewahrt wurden, die Alexander, der Sohn Philipps, der König von Makedonien, der zuerst über Griechenland herrschte, dort zurückgelassen hatte. (3) Darum zog Antiochus vor die Stadt und versuchte, sie zu erobern und zu plündern; aber es gelang ihm nicht, weil die Einwohner der Stadt gewarnt worden waren (4) und sich ihm zum Kampf entgegenstellten. Und er musste fliehen und zog mit großem Unmut wieder ab und kehrte nach Babylon um. (5) Da kam ein Bote zu ihm nach Persien und meldete, dass das Heer, das er in das Land Judäa gesandt hatte, geschlagen worden wäre (6) und dass Lysias an der Spitze eines starken Heeres ausgezogen wäre, aber vor den Juden hätte fliehen müssen, und dass die von seinen geschlagenen Truppen viele Waffen und große Beute erobert hätten, mit denen sie sich dann besser gerüstet hätten; (7) und sie hätten das Gräuelbild der Verwüstung, das er auf den Altar in Jerusalem gesetzt hatte, zerstört und das Heiligtum wieder mit hohen Mauern umgeben wie früher, dazu auch seine Stadt Bet-Zur befestigt. (8) Als der König das hörte, erschrak er heftig und wurde sehr bestürzt, legte sich nieder und wurde krank vor Kummer, weil sein Vorhaben nicht gelungen war. (9) Und er blieb lange dort; denn der Kummer wurde je länger umso größer und machte ihn so schwach, dass er erkannte, er werde sterben. (10) Darum rief er alle seine Freunde und sagte zu ihnen: Ich kann keinen Schlaf mehr finden vor lauter Kummer und Herzeleid. (11) Ich dachte bei mir selbst: In welche Trübsal und in was für Fluten von Trauer bin ich jetzt geraten, der ich doch gütig und beliebt war, solange ich regiert habe! (12) Aber nun denke ich an das Böse, das ich in Jerusalem getan habe, als ich alle silbernen und goldenen Geräte aus dem Tempel wegführte und die Bewohner Judäas ohne Grund ausrotten wollte. (13) Jetzt weiß ich, woher dies Unglück über mich kommt; und darum muss ich in einem fremden Land in großer Traurigkeit sterben. (14) Und er rief einen seiner Freunde, Philippus, zu sich; den setzte er über sein ganzes Königreich, (15) übergab ihm Krone, Mantel und Ring und befahl ihm, seinen Sohn Antiochus zu erziehen und zum Herrscher heranzubilden. (16) Danach starb König Antiochus dort im 149. Jahr. 2Makk 9: (1) Um dieselbe Zeit musste Antiochus ungeordnet aus Persien abziehen. (2) Denn als er in Persepolis eingerückt war und den Tempel zu plündern und die Stadt fest in die Hand zu bekommen versuchte, machten sich die Einwohner in Scharen auf und suchten Hilfe bei den Waffen; so kam es, dass Antiochus von ihnen zurückgeschlagen wurde und mit Schimpf und Schande abziehen musste. (3) Als er nun in Ekbatana war, kam ihm zu Ohren, wie es Nikanor und den Leuten des Timotheus ergangen war. (4) Zornentbrannt nahm er sich vor, die Schmach, die ihm von denen widerfahren war, die ihn in die Flucht geschlagen hatten, nunmehr an den Juden zu rächen. Darum gebot er dem Wagenlenker, Tag und Nacht zu fahren, um die Reise rasch hinter sich zu bringen. Doch das Gericht vom Himmel her schwebte schon über ihm. Denn in seiner Überheblichkeit hatte er gesagt: Sobald ich nach Jerusalem komme, mache ich aus der Stadt einen Totenacker für die Juden. (5) Darum bestrafte ihn der Herr, der alles sieht, der Gott Israels, mit einem inneren Leiden, das niemand heilen konnte. Denn sobald er das gesagt hatte, kam ihn ein solches Reißen im Leib an und ein so großes Grimmen in den Därmen, dass man ihm nicht helfen konnte. (6) So geschah ihm eben recht, weil er andere Leute mit so vielen und bisher unerhörten Martern geplagt hatte. (7) Dennoch ließ er von seinem wilden Trotz nicht ab, sondern wurde noch überheblicher und brannte vor Wut gegen die Juden und befahl, noch schneller zu fahren. Da stürzte er von dem dahinjagenden Wagen und tat einen so unglücklichen Fall, dass ihm alle Glieder seines Leibes verrenkt wurden. (8) Da musste er, der soeben noch in übermenschlicher Prahlerei meinte, er könnte den Wogen des Meeres gebieten und die hohen Berge auf die Waagschale legen, nach einem einzigen Fall sich in einer Sänfte tragen lassen, sodass alle an ihm die Gewalt Gottes erkannten. (9) Es kam so weit, dass auch unzählige Würmer aus den Augen des Gottlosen hervorkrochen und dass ihm noch bei lebendigem Leibe unter großen Schmerzen und Qualen ganze Stücke seines Fleisches abfielen und dass er so scheußlich stank, dass das ganze Heer darunter litt. (10) Und ihn, der kurz zuvor noch gemeint hatte, er könnte nach den Sternen am Himmel greifen, den konnte niemand tragen wegen des unerträglichen Gestanks. (11) Da begann er, schwer getroffen, von seiner Überheblichkeit abzulassen und zur Erkenntnis zu kommen, weil er von Gott so gegeißelt wurde und die Schmerzen jeden Augenblick größer wurden. (12) Und als er zuletzt den Gestank selbst nicht mehr ertragen konnte, da sagte er: Es ist recht, dass man sich Gott unterwirft und dass ein sterblicher Mensch nicht so vermessen ist, zu meinen, er sei Gott gleich. (13) Und der Verruchte hob an und betete zu dem Herrscher, der sich nun freilich nicht mehr über ihn erbarmen wollte, (14) und versprach, dass er die heilige Stadt, auf die er eilends zugefahren war, um sie dem Erdboden gleichzumachen und sie in einen Totenacker zu verwandeln, für frei erklären wollte. (15) Und die Juden, die er zuvor nicht wert geachtet hatte, dass sie begraben würden, sondern samt ihren Kindern den Vögeln und wilden Tieren zum Fraß vorwerfen wollte, die wollte er alle den Bürgern von Athen gleichstellen. (16) Und den heiligen Tempel, den er zuvor beraubt hatte, wollte er mit den schönsten Weihegaben schmücken und heilige Geräte zurückgeben, mehr als zuvor da gewesen wären; und alle Zuwendungen, die man für Opfer nötig hätte, würde er von seinen eignen Einkünften gewähren. (17) Darüber hinaus wollte er selber ein Jude werden und an allen bewohnten Orten die Macht Gottes verkünden. (18) Als aber die Qualen nicht nachlassen wollten – denn es war Gottes gerechtes Gericht über ihn gekommen –, verzweifelte er an seinem Leben und schrieb an die Juden folgenden Brief, der als Bittschrift abgefasst war und so lautete: (19) Den redlichen Juden, den Bürgern, entbietet seinen Gruß und wünscht Gesundheit und Wohlergehen Antiochus, König und oberster Heerführer. (20) Wenn ihr samt euren Kindern frisch und gesund seid und es euch gut geht, will ich dafür Gott danken, der ich meine Hoffnung auf den Himmel setze. (21) Ich aber bin sehr krank und denke in Liebe an eure Ehrerbietung und Freundlichkeit. Weil ich bei der Rückkehr aus Persien schwer krank geworden bin, habe ich es für nötig gehalten, für die gemeinsame Sicherheit aller zu sorgen, (22) wiewohl ich an meinem Leben nicht verzweifle, sondern fest hoffe, dass es besser mit mir werden wird. (23) Aber wie mein Vater, als er mit einem Heer in die oberen Länder zog, seinen künftigen Nachfolger bestimmte, (24) damit die Bewohner des Landes, falls sich etwas Unerwartetes zutrüge oder Schlimmes gemeldet würde, wüssten, wer Herr werden sollte, und nicht in Verwirrung gerieten, (25) so auch ich: Weil ich überdies sehe, wie die angrenzenden Fürsten und die Nachbarn des Reiches auf die Gelegenheit lauern und darauf warten, wie es ausgehen wird, habe ich meinen Sohn Antiochus zum König bestimmt, den ich den meisten von euch schon oft anvertraut und anbefohlen habe, wenn ich in die oberen Provinzen gezogen bin. Im gleichen Sinn habe ich auch an ihn geschrieben. (26) Deshalb ermahne und bitte ich euch, all der Wohltaten zu gedenken, die ich allen gemeinsam wie auch jedem Einzelnen erwiesen habe, und mir und meinem Sohn fortan wie bisher freundlich und treu zu sein. (27) Denn ich habe das Vertrauen zu ihm, er werde meine Milde und Menschenfreundlichkeit fortsetzen und so mit euch gut auskommen. (28) So litt denn der Mörder und Gotteslästerer so große Schmerzen, wie er sie andern angetan hatte, und starb eines jämmerlichen Todes in fremdem Lande in der Wildnis. (29) Philippus aber, der mit ihm erzogen worden war, besorgte seine Bestattung. Das ist der Philippus, der später, weil er sich vor dem Sohn des Antiochus fürchtete, nach Ägypten zu Ptolemäus Philometor floh. Die Berichte stimmen darin überein, dass er „ohne eine Menschenhand“ – also nicht durch „Fremdeinwirkung“ – stirbt.
M. Mainka – Daniel
„Am Ende ihrer Königsherrschaft, wenn die Frevler das Maß (ihres Frevels) werden voll gemacht haben, wird ein König sich erheben, frechen Angesichts und ränkekundig, gewaltig wird seine Kraft sein, doch nicht in eigener Kraft – außerordentliches Verderben anzurichten; er hat Gelingen und vollführt es. Er verdirbt Mächtige und das Volk der Heiligen. Dank seines Verstandes wird er Gelingen haben, den Trug mit seiner Hand auszuführen. In seinem Herzen macht er sich groß und richtet unversehens viele zugrunde. Er erhebt sich über den Fürsten, aber ohne (Menschen)-Hand wird er zerbrechen.“ Dan 8, 23–25.
In Antiochus IV. Epiphanes erfüllte sich diese Deutung. Er war das kleine Horn, welches aus dem großen des syrischen Reiches hervorwuchs. Er gehörte mithin der griechisch-syrischen Dynastie des Diadochen Seleukus an. So klein sein Anfang auch war, durch seine erfolgreichen Eroberungen in Ägypten, in Babylonien und Armenien stieg er dennoch zu großer Macht empor.
a) Antiochus IV. Epiphanes in seinem Frevel Auf der Höhe seiner! Macht stehend, richtete sein Frevel sich besonders gegen das Volk der Heiligen, das im Gesicht als „Heere des Himmels“ von Daniel gesehen worden war, und dessen heiliges Land. Dieses wird die „Pracht“, d. h. „das Prachtland“ genannt, da es unter den Ländern, mit denen es verbunden war, als „Zierde der Länder“ galt. In seinem frevelhaften Übermut und in seiner grenzenlosen Erhebung dehnte Antiochus IV. Epiphanes seinen Kampf von den Bewohnern des Prachtlandes oder dem „Heere des Himmels“ auch gegen den „Fürsten des Heeres“ aus. Denn der Kampf, den Antiochus IV. Epiphanes durch die Einführung griechischer Kultur und Religion in Palästina auch gegen das tägliche Opfer am Abend und Morgen und gegen den Bestand des Tempels zu Jerusalem führte, war Frevel gegen den Gott des Himmels, den das jüdische Volk durch seinen Kultus verehrte und anbetete. In seinem Frevel verstieg er sich sogar so weit, dass er sich selbst „Gott“ nennen ließ und von seinem Lieblingsgotte, dem olympischen Zeus, den [361] Beinamen „der Siegreiche“ annahm. In diesem Sinne führte er den Kultus des olympischen Zeus für alle Völker seines Reiches ein. Denn nach dem Makkabäerbuch wird uns berichtet:
„Antiochus ließ ein Gebot ausgehen durch sein ganzes Königreich, dass alle Völker zugleich einerlei Gottesdienst halten sollten. Da verließen alle Völker ihre Gesetze und willigten in die Weise des Antiochos.“ Wie weit sein frevelhafter Kampf gegen das Herz des jüdischen Tempel- und Gottesdienstes ging, ersehen wir aus seinen rücksichtslosen Handlungen. Er ließ die heiligen Tempelgeräte wegnehmen und hob die nach dem Gesetz festgelegte Ordnung der heiligen Feste und Opfer auf. Die Verehrung Jahves wurde bei Todesstrafe verboten. im Tempel selbst richtete er am 15. Kislev des Jahres 168 den Gräuel der Verwüstung auf, in dem er durch die Einführung des heidnischen Götzendienstes das Heiligtum entweihte. Schließlich ließ er eine Heeresmacht gegen das Heiligtum und den Gottesdienst des jüdischen Volkes aufstellen. Damit erreichte sein Frevel den Höhepunkt. Auch Nebukadnezar hatte in seiner Weltmonarchie bereits die Anbetung seines Standbildes, das er als ein Symbol seines Offenbarungstraumes in der Ebene Dura hatte errichten lassen, gelordert. Durch seine Fürsten falsch beraten, hatte auch Darius befohlen, dass man innerhalb dreißig Tagen von keinem andern Gott etwas erbeten solle, als nur von ihm, dem Könige allein, in Antiochus jedoch vollendete sich der Frevel wider Gott und wider das Volk der Heiligen zum rücksichtslosesten Kampf und zu brutalster Gewalttätigkeit. Die Weltmonarchie in ihrer Reife und Vollendung kennt nur noch die Selbstanbetung. Sie erstrebt die Vergöttlichung ihrer Macht und ihrer Schöpfungen, daher ihr dämonischer Kampf gegen Gott und dessen Offenbarungsvolk. Wer an solch einer Entwicklung der Geschichte zweifelt, der blicke nach Russland, wo heute ein 160-MillionenvoIk im Kampf mit der Dämonie eines atheistischen Bolschewismus zusammenbricht und dem Wesen nach durchlebt, was einst das jüdische Volk unter Antiochus IV. Epiphanes zu erdulden hatte. Was Wunder, wenn nach solch einer empfangenen Offenbarung über den Leidensweg seines Volkes der Prophet krank wurde. Erst nach Verlauf mehrerer Tage gewann er die Kraft, „den Dienst des Königs weiter zu führen“. Nicht die Offenbarung an sich hatte den Propheten krank gemacht, es war die ungeheure Schwere ihres Inhalts. Die Wucht des Geschauten übertraf nicht selten das Maß der inneren Tragkraft auch der stärksten Gottespropheten. Eine Weltlast auf priesterlicher Seele zu tragen, dazu bedarf es mehr als eines menschlichen Maßes von physischer Kraft.
b) Antiochus IV. Epiphanes als Typus des Antichristus Manches von dem Frevel des Antiochus war von dem jüdischen Volk selbst verschuldet worden. Seine heidnische Weltanschauung fand in vielen griechisch Gesinnten unter dem Volk „der Heiligen“ einen starken Widerhall. Berichtet man uns doch, „in jenen Tagen traten ruchlose Leute auf, die überredeten viele, indem sie sagten: ‘Lasst uns gehen und einen Bund machen mit den Heiden um uns her; denn seit wir uns von ihnen abgesondert haben, hat uns viel Unheil betroffen.’ Diese Rede wurde in ihren Augen gut befunden, und einige vom Volke erboten sich freiwillig und gingen zu dem Könige (Antiochus). Der gab ihnen die Erlaubnis, die Weise der Heiden einzuführen.“ Der Verrat am Volke Gottes ging in der Geschichte in der Regel aus der eigenen Mitte aus. Noch hatte jeder Jüngerkreis seinen Judas. Eines Tages müssen alsdann die Unschuldigen mit das Gericht tragen, das die Schuldigen für alle heraufbeschworen haben. Drangsalszeiten aber, die für die Schuldigen Gericht bedeuten, werden, für die Unschuldigen zu Läuterungs- und Erweckungszeiten. Erst durch ihre Gerichte erwachte je und je auch die Kirche Gottes zum Bewusstsein ihrer ursprünglichen Berufung und ihrer prophetisch-apostolischen Aufgabe. Hat eine Rute in der Geschichte aber erst ihren Dienst getan, dann wird sie selbst verworfen. Sie hat keine Verheißung für eine dauernde Zukunft. Ihr Dienst in der Geschichte war immer begrenzt. Auch Antiochus IV. Epiphanes starb nach der Erfüllung seiner Aufgabe im Jahre 164 v. Chr. an einer grauenvollen Krankheit, die ihn auf seinem Rückzuge von der Landschaft Elymais überfiel. Er kam noch bis zu der persischen Bergstadt Tabä, wo er ohne Zutun eines Menschen rühmlos dem Tode erlag. „Der Tod des grausamen Tyrannen brachte dem Volke Gottes die Befreiung von dem furchtbaren Druck, den es um seines Glaubens willen erduldet hatte.“ Von jeher ist nun von der Exegese Antiochus IV. Epiphanes als der alttestamentliche Antichristus gedeutet worden. Sein mit dämonischem Fanatismus geführter Kampf gegen das jüdische Volk und dessen Gesetz und Kultus übertraf jedes Maß seelischer Leiden, die das Volk bisher unter fremder Weltmacht zu erdulden gehabt hatte. Während Herrscher wie Nebukadnezar der Babylonier, Cyrus der Perser, Darius der Meder nicht nur die Juden in ihrer Sonderstellung als berufenes Gottesvolk achteten, ihnen vielmehr auch Rechte einräumten, ihren Glauben ungehindert ausleben zu können, verübte Antiochus bewussten Frevel gegen alles, was dem jüdischen Volke heilig war.
In solch einer bewussten Verneinung Gottes, seines Gesalbten, seiner Offenbarung und seines Volkes liegt das Wesen des Antichristus. In Antiochus fand er einen bewussten und vollendeten Träger für die alttestamentliche Endzeit. Aber wie alle Teilerscheinungen innerhalb der Reichsgottesgeschichte, so weist auch Antiochus prophetisch über sich selbst hinaus auf den Antichristus der Endzeit der Geschichte. Er ist nur der Prototyp von dem Antichristus der Johannes-Apokalypse, dem die Geschichtsentwicklung unaufhaltsam entgegenreift, und dessen Angesicht uns auch in so vielen Zügen des russischen Kulturbolschewismus sichtbar wird. Eine kritische, vielumstrittene Frage blieb bisher, inwieweit das kleine Horn in Dan 8 identisch mit dem kleinen Horn in Dan 7 ist. Die traditionelle Erklärung unterscheidet zwischen beiden und sieht im kleinen Horn des 8. Kapitels das Symbol des alttestamentlichen und in dem des 7. Kapitel das Symbol des [366] endzeitlichen Antichristus. Und es ist nicht zu übersehen, dass das kleine Horn in Dan 8 aus einem Horn des dritten Weltreiches, das kleine Horn in Dan 7 dagegen aus dein vierten Weltreiche hervorgehen soll. Die neuere Exegese, wie Goettsberger in seinem Kommentar zum Propheten Daniel, halten beide jedoch für ein und dieselbe antichristliche Größe, die allerdings zweifelsohne, wie bereits gesagt wurde, über sich hinaus auf den Antichristus der Endzeit hinweist.
Jakob Kroeker – Daniel als Staatsmann und Prophet
Aufgrund seiner übernatürlichen Herkunft als Satans Same wird der Antichrist ununterbrochenen Zugang zum satanischen und dämonischen Reich haben. Er wird das Angebot annehmen, das der wahre Sohn abgelehnt hat. Als Satan dem Messias alle Reiche der Welt unter der Bedingung anbot, dass er ihn nur ein einziges Mal anbetet, wies der Messias die Versuchung zurück, indem er erklärte, dass nur Gott angebetet werden dürfe. Das gleiche Angebot der Reiche wird dem falschen Sohn gemacht werden, und er wird es annehmen. Der Moment der Annahme wird den Beginn seines Aufstiegs zur politischen und religiösen Herrschaft über die Welt markieren (Daniel 11:38-39; Offenbarung 13:2).
Sein Aufstieg zur Macht wird in zwei Abschnitten beschrieben. Die erste Stelle ist Daniel 8:23-25: 23 Und zur letzten Zeit ihres Königreichs, wenn die Übertreter voll sind, wird ein König aufstehen mit grimmigem Angesicht und mit finsteren Sprüchen. 24 Und seine Macht wird gewaltig sein, aber nicht aus eigener Kraft; und er wird wunderbar verderben und wird Erfolg haben und tun, was ihm gefällt; und er wird die Mächtigen und das heilige Volk verderben. 25 Und durch seine Politik wird er die List in seiner Hand gedeihen lassen; und er wird sich in seinem Herzen rühmen, und in ihrer Sicherheit wird er viele verderben; er wird sich auch gegen den Fürsten der Fürsten erheben; aber er wird ohne Hand zerbrochen werden.
In diesen Versen wird betont, dass der König mit dem grimmigen Antlitz, d. h. der Antichrist, das Verständnis für dunkle Sätze haben wird. Das bedeutet, dass er dieselben übernatürlichen Fähigkeiten haben wird, um Rätsel zu lösen, die Daniel hatte (Daniel 5:12). Daniels Quelle der Weisheit war Gott, aber die Quelle des Antichristen wird Satan sein. Der Antichrist wird die Macht des Okkulten hinter sich haben. Dies wird in Vers 24 weiter ausgeführt, wo klar gesagt wird, dass der Antichrist eine enorme Macht haben wird, aber es wird nicht seine eigene Macht sein. Sie wird aus einer anderen Quelle stammen: von seinem Vater, dem Satan. Mit dieser übernatürlichen Macht wird er versuchen, das heilige Volk Israel zu vernichten. In Vers 25 heißt es weiter, dass der Antichrist durch List und Täuschung gekennzeichnet ist. Mit diesen Mitteln wird er die Herrschenden in falscher Sicherheit wiegen und dies ausnutzen, um sie zu entwurzeln. Eine Zeit lang wird er Erfolg haben, das heißt, er wird seine Ziele erreichen. Er wird sich für überlegen halten, und das wird dazu führen, dass er sich selbst als Gottheit ausgibt (II. Thess. 2:3-4; Offenbarung 13:3-9). Er wird sich gegen den Fürsten der Fürsten, den Messias, stellen und damit wahrhaftig der Antichrist sein.
Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020
In logischer und chronologischer Hinsicht war das nächste Element, das einer Auslegung bedurfte, das kleine Horn der Verse 9-14. In der Exegese dieser Verse wurde abgeleitet, dass die Prophezeiung über dieses Horn von Antiochus IV Epiphanes erfüllt wurde. In den Versen 23-25 ging Gabriel jedoch nicht auf Antiochus ein, sondern verlegte sich auf die ferne Zukunft. So wurde Antiochus zum Typus eines anderen Verfolgers des jüdischen Volkes, des Antichristen . Was Antiochus getan hat, wird auch der Antichrist tun, aber in einem noch schwereren Ausmaß. Kapitel 8 befasst sich zunächst mit Antiochus und geht dann zum Antichristen über. Die gleiche Struktur wird in Kapitel 11 erscheinen. In den Versen 23-25 werden eine Reihe von Merkmalen und Aktivitäten des Antichristen in kurzer Folge aufgeführt. Bevor die einzelnen Punkte besprochen werden, sollte der Abschnitt im Zusammenhang gelesen werden: 23 Und in der letzten Zeit ihres Reiches, wenn die Übertreter vollzählig sind, wird ein König mit grimmigem Angesicht und dunklem Verstand sich erheben. 24 Und seine Macht wird gewaltig sein, aber nicht aus eigener Kraft; und er wird wunderbar verderben und wird Erfolg haben und seinen Willen tun; und er wird die Mächtigen und das heilige Volk verderben. 25 Und durch seine Politik wird er die List in seiner Hand gedeihen lassen; und er wird sich in seinem Herzen rühmen, und in ihrer Sicherheit wird er viele verderben; er wird sich auch gegen den Fürsten der Fürsten erheben; aber er wird ohne Hand zerbrochen werden. In Vers 23 wird zunächst der Zeitpunkt der Machtergreifung des Antichristen genannt: in der letzten Zeit ihres Reiches. Wie schon in Vers 19 bezieht sich der Ausdruck „letzte Zeit“ auf die prophetische Zukunft . Das Antezedens des Personalpronomens „ihr“ müsste theoretisch die vier Reiche von Vers 22 sein. Somit würde sich die letzte Zeit ihres Reiches oder ihrer Herrschaft auf einen Zeitraum nahe dem Ende der Ära der vier Generäle beziehen, die Alexander nachfolgten . In Vers 22 steht der Begriff „Königreiche“ ( malkuyot) jedoch im Plural, während er in Vers 23 im Singular steht: Königreich (malkutam). Dieser Wechsel vom Plural zum Singular weist darauf hin, dass Gabriel sich nicht auf die vier Königreiche von Vers 22 bezog. Die meisten Ausleger, sowohl rabbinische als auch christliche, interpretieren die Formulierung „ihr Reich“ immer noch so, dass sie sich auf das hellenistische Reich bezieht. Die hellenistische Periode umfasst die Zeit zwischen dem Tod Alexanders des Großen im Jahr 323 v. Chr. und der Entstehung des Römischen Reiches , die durch die Schlacht bei Actium im Jahr 31 v. Chr. und die anschließende Eroberung des ptolemäischen Ägyptens gekennzeichnet ist. Fällt die Regierungszeit des Antiochus von 175 v. Chr. bis 164 v. Chr. wirklich in die letzte Zeit dieses Reiches ? Selbst wenn man nur die seleukidische Dynastie betrachtet, war der erste König dieser Dynastie Seleukos I., der von 305-281 v. Chr. regierte. Der letzte Herrscher war Philippus II., der von 65-63 v. Chr. regierte. Auch hier stellt sich die Frage, ob Antiochus‘ Regierungszeit wirklich als in die Spätzeit dieses Reiches fällt. Und warum spricht Gabriel zunächst von der Aufteilung des hellenistischen Reiches in vier einzelne Reiche und fasst dann alle vier in einem zusammen? Diese Interpretation erklärt nicht den Wechsel vom Plural zum Singular. Es ist wahrscheinlicher, dass Gabriel versuchte, Daniel etwas Bestimmtes zu sagen. Es ging ihm nicht um die unmittelbare Zukunft, sondern um die weit entfernte Zukunft. In dieser fernen Zukunft würde das vierte heidnische Reich, das Daniel aus früheren Kapiteln kannte, zu Ende gehen. In den letzten Tagen dieses heidnischen Reiches würde jemand wie Antiochus aufstehen. Der Engel fügte hinzu, dass dies eine Zeit sein würde, in der die Übertreter voll zur Geltung kämen. Je nach Vokalstellung kann der hebräische Begriff für „Übertreter“, pasha, auch „Übertretung“ bedeuten. 397 ] Das Wort bedeutet „rebellieren“ und ist ein sehr starker Ausdruck für Sünde. Wenn die Propheten über die Trübsal sprechen, betrachten sie diese als den Inbegriff der Übertretung. Es ist die Zeit, in der die Übertretung ihren größten Höhepunkt erreicht und der Kelch der Ungerechtigkeit überfließt. [ 398 ] Die Verse 23-25 sind keine Auslegung der Verse 9-14, was zu erwarten gewesen wäre, wenn Gabriel immer noch von Antiochus Epiphanes gesprochen hätte. Sie geben einfach neue Informationen über jemanden wie Antiochus, nämlich den Antichristen. Gabriel fuhr fort, eine detaillierte prophetische Beschreibung dieser Person zu geben und wies auf vierzehn Dinge über ihn hin. Erstens wird der Antichrist ein König von grimmiger Miene sein, das heißt, er wird frech sein (V. 23b). Zweitens wird er derjenige sein, der dunkle Sätze versteht (V. 23c). Das hebräische Wort für „dunkle Sätze“, chidah, bedeutet „ein Rätsel“ oder „eine rätselhafte, verwirrende Aussage oder Frage“. Der entsprechende aramäische Begriff, achidah, wurde verwendet, um Daniel in 5:12 zu beschreiben. Der Antichrist wird in der Lage sein, Knoten zu lösen und Rätsel zu entschlüsseln, wie es Daniel tat. Die Quelle seiner Fähigkeiten wird jedoch eine andere sein. Daniels Fähigkeiten kamen auf übernatürliche Weise von dem Gott Israels . Die übernatürlichen Fähigkeiten des Antichristen werden von jemand anderem kommen. Wer das ist, wird in Kürze erwähnt werden. Drittens: Die Macht des Antichristen wird gewaltig sein (V. 24a). Der hebräische Begriff für „Macht“, koach, bedeutet „Fähigkeit“. In Richter 16,5 wird er verwendet, um Samsons körperliche Stärke zu beschreiben. In Vers 24 deutet er also darauf hin, dass der Antichrist durch körperliche Stärke gekennzeichnet sein wird. Der Begriff kann sich aber auch auf die militärischen Fähigkeiten des Antichristen beziehen. Er wird ein starker militärischer Führer sein. Viertens wird er zwar stark sein, aber nicht durch seine eigene Kraft (V. 24b). Die Fähigkeiten des Antichristen kommen von etwas anderem als von ihm selbst. Wenn also seine militärischen Fähigkeiten und seine körperliche Stärke nicht von guten Genen und unzähligen Trainingsstunden herrühren, woher werden sie dann kommen? Viele christliche Exegeten glauben, dass diese Kraft von Satan kommt . [ 399 ] Der Antichrist wird seine übernatürliche Fähigkeit, dunkle Sätze zu verstehen, und seine körperliche und militärische Kraft von Satan erhalten. Dieser Punkt wird in Kapitel 11 noch einmal hervorgehoben (vgl. Offb 13,1-5). Fünftens: Er wird wunderbar zerstören (V. 24c). Der hebräische Begriff für „wunderbar“, pala, bedeutet „überragend“ oder „außergewöhnlich“. Die zerstörerische Kraft des Antichristen wird außergewöhnlich sein, weil sie übernatürlich sein wird. Sechstens: Der Antichrist wird Erfolg haben (V. 24d), was bedeutet, dass er alle seine Pläne verwirklichen wird. Siebtens: Er wird tun, was ihm gefällt (V. 24e). Im Hebräischen besteht der Satz nur aus einem Wort, asah. Dieser Begriff bedeutet „vollenden“ oder „tun“. Man kann Gottes Willen tun (z. B. Dtn 16,12 ), etwas für einen anderen Menschen tun (z. B. 1. Mose 30,31 ), Arbeit verrichten (z. B. 1. Mose 30,30 ), Gutes tun (z. B. 1. Mose 19,19 ) und so weiter. Der Schwerpunkt von asah liegt auf bewussten Handlungen. Der Antichrist wird durch Willenskraft gekennzeichnet sein. Achtens: Er wird die Mächtigen vernichten (V. 24f). Der hebräische Begriff für „Mächtige“, atzum, bedeutet „mächtig“ und „zahlreich“. Doch manchmal bezieht er sich speziell auf die jüdischen Führer, wie es hier der Fall ist (vgl. Joel 2,11 ). Der Antichrist wird zunächst die Führer des jüdischen Volkes ins Visier nehmen, bevor er sich gegen die allgemeine Bevölkerung wendet. Neuntens: Der Schwerpunkt liegt jetzt auf dieser allgemeinen jüdischen Bevölkerung, dem heiligen Volk (V. 24g). Der Antichrist wird gegen sie Krieg führen und zwei Drittel der zu dieser Zeit lebenden Juden vernichten. Dieser Punkt wird in Sacharja 13:8 angesprochen: Und es wird geschehen, dass im ganzen Lande, spricht Jehova, zwei Teile darin ausgerottet werden und sterben; aber der dritte Teil wird darin übrigbleiben. Zehntens: Durch seine Politik wird er das Handwerk in seiner Hand gedeihen lassen (V. 25a). Der hebräische Begriff für „Politik“, sechel, bedeutet „Klugheit“ oder „Einsicht“. Während das Wort in vielen Fällen eine sehr positive Konnotation hat (z. B. I Sam. 25:3 ; I Chron. 22:12 ), wird es in Vers 25 in einem schlechten Sinn als „List“ verwendet. Der Antichrist wird durch Verrat gekennzeichnet sein. Durch seine Gerissenheit wird er erfolgreich Betrug einsetzen, um politische Macht zu erlangen. Elftens wird er sich selbst in seinem Herzen groß machen (V. 25b), das heißt, er wird behaupten, Gott zu sein. Paulus weist in II. Thessalonicher 2:3-4 auf denselben Punkt hin. Johannes hat die Erfüllung der Prophezeiung in Offenbarung 13:1-8 aufgezeichnet: 1und es stand auf dem Sand des Meeres. Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen Häuptern Namen der Gotteslästerung. 2 Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Leoparden und seine Füße waren wie Bärenfüße und sein Maul wie eines Löwen Maul; und der Drache gab ihm seine Macht und seinen Thron und große Gewalt. 3 Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es wie vom Tode geschlagen, und sein Todesstich wurde geheilt. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier, 4 und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier seine Macht gegeben hatte, und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen? 5Und es wurde ihm ein Mund gegeben, der redete große Dinge und Lästerungen; und es wurde ihm Macht gegeben, zweiundvierzig Monate zu bleiben. 6Und er tat seinen Mund auf zu Lästerungen wider Gott, zu lästern seinen Namen und seine Wohnung, die im Himmel wohnen. 7 Und es wurde ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und es wurde ihm Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. 8 Und alle, die auf Erden wohnen, werden es anbeten, jeder, dessen Name nicht geschrieben ist von Grundlegung der Welt an im Buch des Lebens des Lammes, das erwürgt ist. Zwölftens: In ihrer Sicherheit wird er viele vernichten (V. 25c). Wenn sich das jüdische Volk sicher fühlt, wird sich der Antichrist gegen sie wenden und viele töten. Dieser Angriff wird in 9:27 ausführlich beschrieben. Dreizehntens: Der Antichrist wird sich auch gegen den Fürsten der Fürsten stellen (V. 25d). Im Hebräischen heißt dieser Fürst der Fürsten Sar Sarim, ein Ausdruck, der nur einmal in der Heiligen Schrift vorkommt. Tanner weist darauf hin: Der Begriff „Fürst“ ist in diesem Zusammenhang nicht als zweitrangiger Beamter zu verstehen, wie es das englische Wort impliziert (ein Fürst steht unter einem König). In Dan 8,25 bezieht sich der Begriff zweifellos auf den Gott des Himmels, der als Fürst (d. h. mit herrschender Autorität) über die Herrscher der Erde (vgl. 4,26.34-35) und über die Engelsmächte steht… [D]er Antichrist wird Jesus Christus und alle, die sich mit ihm verbünden, persönlich angreifen. Der Antichrist wird sich gegen den Fürsten der Fürsten stellen, was bedeutet, dass er eine besondere Feindschaft gegen den jüdischen Messias hegen wird. Der gleiche Punkt wurde bereits in 7:25 angesprochen. Vierzehntens: Er soll ohne Hand zerbrochen werden (V. 25e). Das hebräische Wort für „zerbrochen“, yishaver, kommt von shavar, was „in Stücke brechen“ bedeutet. Wenn ein Mensch zerbrochen wird, stirbt er oder sie. Der Antichrist wird getötet werden, doch ohne Hand. Er wird weder eines natürlichen Todes sterben noch von einem anderen Menschen getötet werden. Stattdessen wird Gott ihm persönlich ein Ende setzen. Diese Prophezeiung wurde bereits in Daniel 7:9-11 und 26 offenbart. Paulus weist in II. Thessalonicher 2:8 auf denselben Punkt hin: Und dann wird der Gesetzlose geoffenbart werden, den der Herr Jeschua durch den Hauch seines Mundes töten und durch die Erscheinung seiner Ankunft vernichten wird. Antiochus Epiphanes starb durch die Hand von Menschen. Der Antichrist wird es nicht. Während einige Rabbiner die Verse 23-25 auf das Römische Reich anwandten, was schließlich zum Aufstieg des Christentums und dem Beginn der arabischen Reiche führte, stellte Ibn Esra eine Verbindung zwischen Vers 25 und der Ankunft des Messias her: Von den großen klassischen Kommentatoren des Sefer Daniel ist Ibn Esra einer der wenigen, die nicht versuchen, das Datum der Ankunft des Maschiach zu berechnen. Ibn Esra (zu Daniel 8:25) stellt fest, dass die Zahlen, die das Ankunftsdatum des Mashi’ach angeben, so undurchsichtig sind, dass sie für Menschen unverständlich sind. Ibn Esra stellt fest, dass Daniel erklärt (8:27), dass er diese Daten unverständlich findet. Außerdem stellt er fest, dass Daniel 12:8 [12:9] sagt, dass diese Zahlen „unzugänglich und versiegelt“ sind. Erst wenn Mashi’ach eintrifft, werden unsere Weisen in der Lage sein, im Nachhinein die Bedeutung dieser Zahlen zu entschlüsseln.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar – Das Buch Daniel
Und darum danken wir auch Gott unablässig, daß, als ihr von uns das Wort der Kunde Gottes empfinget, ihr es nicht als Menschenwort aufnahmet, sondern, wie es wahrhaftig ist, als Gottes Wort, das auch in euch, den Glaubenden, wirkt. Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicher 2,13
Und auch deswegen danken wir Gott unaufhörlich, dass ihr die Botschaft, die wir euch brachten, als Wort Gottes aufgenommen habt – nicht als Menschenwort, sondern als Wort Gottes, das sie tatsächlich ist! Und als solches erweist sie sich auch wirksam unter euch, die ihr dieser Botschaft glaubt. Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Thessalonich 2,13
Und aus dem Grund bedanken auch wir uns ununterbrochen bei Gott, dass ihr beim Empfang der von uns hörbar gemachten Kunde über Gott es nicht als eine Lehre von Menschen aufgefasst habt, sondern wie es auch der Wahrheit entspricht, als Wort von Gott, das sich ja auch unter euch Glaubenden ständig als wirksam erweist. Andreas Eichberger – Gottes Agenda – 1.Thessalonicher 2:13
Deshalb drücken wir auch ohne Unterbrechung unseren Dank gegenüber Gott aus. Denn als ihr die Nachricht von Gott von uns gehört habt, habt ihr das nicht als etwas angesehen, was von Menschen kommt, sondern als das, was es ja wirklich ist, nämlich als Gottes Wort. Dieses Wort entfaltet seine Wirkung bei euch, die ihr auf Jesus vertraut. Roland Werner – Das Buch – 1.Thessalonich 2:13
Wir leben ja in einer spannenden Zeit – die einen behaupten, als „Bibelwissenschaft“ getarnt, dass Paulus der Gründer der Christen wäre, und Paulus „sein Ding durchgezogen“ hätte. Auf der anderen Seite, gibt es Religionsgemeinschaften, die die Leute an sich binden, indem sie nicht das Wort Gottes predigen, sondern statt dessen die Bibelstellen aus dem Zusammenhang reißen, um den Lesern und Zuhörern ein „anderes Evangelium“ zu verkünden. Aber Paulus ist ganz klar und offen: er sagt, er habe NUR das Wort Gottes verkündigt! Und du und ich? Genügt uns Sein Wort die Bibel – oder brauchen wir eine Organisation, die uns die Bibel auslegen muß?
Haben schon Recht, aber ich hab mal ein paar Worte hinzugefügt, damit es „richtiger“ ist:
Überall auf den Seiten der Bibel finden wir Jehovas Weisheit. Was die Bibel rät, ist (immer) gut für uns. Gottes Wort kann Leben verändern. Zur Zeit der Niederschrift der ersten Bibelbücher sagte Moses zu Gottes Volk, den Israeliten: „Es sind keine leeren Worte, sondern sie bedeuten Leben für euch“ (5. Mo. 32:47). Sich (ausschließlich) nach den Schriften (also Gottes Wort der Bibel ) auszurichten führte zu einem erfolgreichen, glücklichen Leben (Ps. 1:2, 3). Und die Zeit hat dem Wort Gottes nichts von seiner Kraft genommen. Die weisen Prinzipien der Bibel verlieren nie an Gültigkeit. Sie haben Menschen jeder Epoche weitergeholfen. Wenn wir in der Bibel lesen und über ihren Inhalt nachdenken, kann uns ihr Autor durch seinen mächtigen heiligen Geist erkennen helfen, wie sich biblische Prinzipien in die Praxis umsetzen lassen (Ps. 119:27; Mal. 3:16; Heb. 4:12). Ja, die Bibel hat einen lebenden Autor, der dir unbedingt helfen möchte. Wenn das kein Grund ist, regelmäßig in Gottes Wort zu lesen!
Der Wachtturm – Februar 2023
Wie glücklich muß der Apostel gewesen sein, nach diesen ernst auf seinem Herzen lastenden Gedanken sich dem letzten Abschnitt des Kapitels zuwenden zu können, der einen völligen Kontrast zum Vorhergehenden bildet und sich mit den Gläubigen im Blick auf ihre Verantwortlichkeiten und Vorrechte beschäftigt. Beachten wir den Gegensatz zwischen denen, die »erwählt« sind, um Seine Herrlichkeit zu erhalten, und den »verloren-Gehenden« von V. 10, die von ihrer Gegenwart »hinweg Verderben leiden werden«; zwischen denen, die der Wahrheit geglaubt haben, und denen, die die Liebe zur Wahrheit nicht annahmen; zwischen dem endgültigen Schicksal jeder der beiden Klassen. Beachten wir auch das Wirken des Heiligen Geistes und das Wirken Satans. »Aber« verdeutlicht den Kontrast zu den vorhergehenden Versen. »Wir sind schuldig« ( opheilô ) ist das gleiche Wort wie in 1,3 und bedeutet »jemandem etwas schulden«. Die Schuld war, »allezeit für euch zu danken« (manche übersetzen das Wort pantote mit »ohne Aufhören, immer wieder, immerdar, immerwährend, unablässig« – Bruns, bzw. Hoffnung, Rienecker, Wilckens, Zink), auf den Gläubiger verweist »für euch, vom Herrn geliebte Brüder«, vgl. 1.Thess 1,4. Hier drückt der Apostel seine Schuld Gott gegenüber für seine Gnade in den thessalonischen Heiligen aus; alles an ihrer Stellung war Gott zu verdanken, sie sollten dies niemals vergessen. Sie waren von Gott erwählt; wie könnte Gott die Seinen je im Stich lassen? Beachten wir die Erwähnung von Gott, dem Herrn, und dem Heiligen Geist in diesem Vers. »Herr« bezieht sich auf den Herrn Jesus, wie immer ohne Ausnahme in beiden Briefen. Das verweist auf die Grundlage ihrer Sicherheit: Sein Opfer hat sie zu den Seinen gemacht; von Ihm selbst wurden sie mit ewiger Liebe geliebt. Der Tag des Herrn war Sein Tag; hatten sie, als die Seinen, von Ihm selbst Geliebten, irgendetwas zu befürchten, wenn Er kommen würde, um die zu richten, die Gott nicht kennen, und die, die Seinem Evangelium nicht gehorchen? »Daß« zeigt den Grund für Paulus‘ Schuld, nämlich »daß Gott euch erwählt hat«. »Erwählt« ist hier heilato (von haireomai »wählen, erwählen«) und an den drei einzigen Stellen seines Vorkommens im NT geht es jeweils um eine persönliche Entscheidung (siehe Phil 1,22; Hebräer 11,25). Es steht im Aorist, aber dennoch war die Erwählung an einem Punkt außerhalb der Zeit geschehen, denn sie datiert »von Anfang«, und im weitesten Sinn aus der »vergangenen« Ewigkeit. Es steht auch im Indikativ Medium, d.h. Gott hat die Wahl für sich selbst getroffen, was auf das Ziel der Wahl und nicht den Bereich der Auswahl deutet. Die sonst gebrauchten Worte für Auserwählung sind: exaireomai (wie die Auserwählung Israels im AT), proorizö (zuvorbestimmen, jemanden vorher für etwas festlegen), und eklegomai (auserwählen, wie in 1.Thess 1,4; Eph 1,4; Lk 10,42; Apg 6,5). Es ist nicht unsere Absicht, uns hier auf einen Exkurs über das herrliche Thema der Auserwählung zu begeben, denn das ist kein Gebiet, um unser armseliges Denken zu verwirren, sondern eine Wahrheit, die geglaubt werden muß. Jedoch gibt der Apostel eine wahrhaft ausgewogene Darstellung des Gegenstands in unseren beiden Briefen, denn während er in 1.Thess 2,13 »Gott unablässig dankt, daß sie das Wort empfingen« (die Verantwortung des Menschen), dankt er hier Gott für Seine souveräne Erwählung. Die Erwählung war »von Anfang« ( ap‘ arche ), welchen Ausdruck Paulus sonst nicht verwendet, der uns aber wie 1.Joh 1,1 ( en arche ) und 2.Tim 1,9 in die Ära »vor den Zeiten der Zeitalter« zurücknimmt (vgl. auch Mt 19,4; 1.Joh 2,13). Es ist offensichtlich falsch, Gottes souveräne Wahl auf irgendeinen Punkt in der Zeit zu begrenzen, oder sie mit irgendeinem Verdienst der von Ihm Geliebten in Verbindung zu bringen; vgl. Eph 1,4; Offb 13,8; 17,8. Die alternative Lesart »daß Gott euch als Erstlingsfrucht ( aparchen ) erwählt hat«, obwohl von einigen bevorzugt (Albrecht, Einh, GN, Interlinear, Luther ’84, MNT, Wilckens, Zink, Zürcher), steht kaum in Übereinstimmung mit dem unmittelbaren oder allgemeinen Kontext, denn – wie Kelly fragt – »Wovon hätten die Thessalonicher die Erstlingsfrucht sein sollen? Nicht einmal von Mazedonien, denn selbst da waren die Philipper die ersten«. Außerdem drückt der Vers einen allgemeinen Grundsatz des Wirkens Gottes aus, nicht einen speziell für diese frühe Versammlung zutreffenden. Dies wird noch betont durch das Ziel der Erwählung, denn sie war »zur ( eis ) Seligkeit (Errettung)« geschehen, siehe 1.Thess 1,4.5; das ist Gottes Ziel für diejenigen, die Er in Seiner Souveränität erwählt hat. Es muß auf einen Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Brief hinsichtlich des Ziels der Errettung hingewiesen werden; im ersteren ist sie »von« (dem Zorn), im letzteren »zu« (der Herrlichkeit). Nichtsdestotrotz gibt es manche, die die Errettung hier auf die Errettung vom Zorn am Tag des Herrn wie in 1.Thess 1,10; 5,9 beschränkt sehen, und eine solche Zusicherung wäre für die geängstigten Thessalonicher schon genug gewesen. Doch geht der unmittelbare Zusammenhang weiter und stellt die Errettung dem »Verlorengehen« (V. 10) und dem »Gericht« (V. 12) gegenüber, dem grauenvollen Zustand der Menschen in ihrer endgültigen Klassifikation als ewig verloren. Hier haben wir die von Anfang (d.h. von Ewigkeit her) beschlossene Errettung, und in V. 14 spricht Paulus zuerst davon, wie sie in der gegenwärtigen Zeit durch die Berufung ausgeführt wird, und dann von ihrer zukünftigen Vollendung in der »Erlangung der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus«. So haben wir die Errettung in ihrem ganzen Panorama, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; ihre Planung im Herz Gottes vor der Zeit, die Berufung in der Zeit, und ihre zukünftige unaussprechliche Herrlichkeit. Die praktische Ausführung der Erwählung Gottes in der Zeit geschieht »in (oder ‚durch‘) Heiligung (des) Geistes (Genitivus subiectivus, d.h. sie wird durch den Geist bewirkt) und im Glauben an (die) Wahrheit«. Das Fehlen des bestimmten Artikels hier deutet auf die moralische Kraft der Wahrheit, und nicht die Wahrheit als solche hin. »Wahrheit« steht eigentlich im Genitiv (obiectivus) zu »Glauben«, deshalb hier korrekt »Glaube (oder ‚Vertrauen‘) an (bzw. auf oder in) die Wahrheit«. Keineswegs kann »en« hier im Blick auf die Heiligung mit »durch« (wie Albrecht, Hoffnung, Interlinear, Jerusalemer, Menge, Wilckens) oder mit »zu« übersetzt werden, wie es einige vorschlagen. Trotz des Fehlens des bestimmten Artikels vor »Geist« – wie in Röm 8,9; 1.Kor 2,4; 1.Petr 1,2 (wo in jedem Fall ganz eindeutig der Heilige Geist gemeint ist) redet der Ausdruck hier klar vom gegenwärtigen Werk des Heiligen Geistes, die von Gott Geliebten für Ihn beiseitezusetzen, indem Er ihnen das Wort der Wahrheit bringt zur Stärkung ihres Vertrauens und zum Ausharren im Glauben. Dies ist die göttliche Seite des Werks der Errettung, ebenso wie der Glaube an die Wahrheit, ihre Aufnahme durch Glauben, sich letztendlich auf die menschliche Seite bezieht. Es ist hier die stellungsmäßige, nicht die praktische Heiligung, obgleich die praktischen Ergebnisse immer mit in Betracht gezogen werden müssen (1.Thess 4,3; 4,7). Es ist die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, der die Gnade Gottes den in Sünden und Übertretungen toten Menschen vermittelt (siehe 1.Thess 1,5), und ist die entscheidende Voraussetzung für den Glauben an die Wahrheit. Der entsprechende Vers in 1.Petr 1,2 (siehe auch 1.Kor 6,11) hilft uns, dies zu verstehen, und zeigt besonders, daß das Wirken des Heiligen Geistes die göttliche Initiative beim Heraussondern des Einzelnen für Gott ist, wodurch der Betreffende das Evangelium aufnimmt. Luther hat es gut ausgedrückt: »Durch meine eigene Vernunft oder Kraft kann ich nicht an Jesus Christus glauben oder zu Ihm kommen«. Der Heilige Geist muß jemand erst für Gott heraussondern, jenes anfängliche schwache Verlangen nach Gott entfachen, von Sünde überführen, zu Christus hinleiten, und Glauben ins Herz bringen. Da er unter den Einflüssen der Welt, des Fleisches und des Teufels steht, braucht der natürliche Mensch diese Wirksamkeit des Heiligen Geistes als notwendige Voraussetzung zur Neuen Geburt; ohne sie gäbe es keine Errettung. Obwohl der »Glaube an (die) Wahrheit« (kein bestimmter Artikel) letztendlich die menschliche Seite der Errettung ist, muß der Heilige Geist zuerst dem Herzen die moralische Haltung vermitteln, es zu wollen, daß der Mensch durch die Wahrheit frei gemacht werden kann (Joh 8,32). Beachten wir den Gegensatz zu V. 12.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Weil Gottes Ruf der Gemeinde so Herrliches verleiht, soll sie für ihn danken; aber auch Paulus dankt deshalb und freut sich in der Erinnerung an jene Zeit, da er bei ihnen war, nicht nur daran, daß ihnen sein Verhalten immer als Vorbild dienen kann, sondern auch daran, daß die Thessalonicher sich damals so verhielten, daß sie es nie vergessen dürfen. Das Große, was ihnen damals verliehen war, besteht darin, daß sie in der Verkündigung des Paulus nicht bloß an den Menschen dachten, der zu ihnen sprach, sondern in seinem Wort Gottes Wort vernahmen. Paulus konnte nicht mehr tun, als daß er es ihnen in ihr Ohr legte; nun kam es zur Entscheidung, als was sein Wort ihnen gelten soll, ob sie darin nur die Meinung von Menschen vernahmen, des Paulus und weiter zurück der ersten Christenheit und Jesu, oder ob sie darin Gottes Stimme hörten und seinen Ruf erkannten. Was Paulus ihnen brachte, war in der Tat Gottes Wort; aber die Möglichkeit liegt vor, daß sie es nur so behandelten wie ein Menschenwort, mit derselben geringen Aufmerksamkeit und rasch fertigen Mißachtung, die dem menschlichen Wort mit Recht widerfährt. Die Thessalonicher vermochte Paulus vor Gott zu stellen, so daß ihnen der menschliche Bote des Worts verschwand und sie durch ihn die Begegnung mit Gott empfingen. Damit war entschieden, daß sie glaubten, weil der Glaube dann in uns zustande kommt, wenn wir die Überzeugung bekommen, hier rede Gott mit uns. Paulus hat nie ein anderes Mittel zugelassen, um Glauben hervorzubringen; nur so kann er entstehen, daß sich im Menschen die Gewißheit herstellt, er sei durch das Wort vor Gott geführt. Dann gesellt sich aber zum Wort gleich noch ein zweites: die inwendige Wirkung Gottes im Menschen, durch die er selbst erneuert wird. Die gnadenreiche Herrlichkeit der Gabe, die ihnen Paulus brachte, wird dadurch nicht vermindert, daß für die Thessalonicher mit seinem Besuch eine schwere Leidenszeit begann. Paulus deutet ihnen, warum ihr Schicksal diese Wendung nahm; sie ergab sich aus dem Verhalten der Judenschaft mit Notwendigkeit.
Adolf Schlatter – Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament
Das Wort Gottes, obwohl es durch einen menschlichen Boten übermittelt wurde, ist eine göttliche Botschaft, die durch den Heiligen Geist in den Gläubigen wirkt (Jes 55,11; Apg 20,32; 2.Tim 2,15–17; Hebr 4,12).
Reformations-Studien-Bibel
Das griechische Wort “ empfangen“ bedeutet mehr, als nur das Wort zu hören und es zu schätzen. Es bedeutet, dass sie es respektierten, verehrten, annahmen und sich zu eigen machten. Wie Menschen, die eine gute Mahlzeit genießen, haben sie das Wort nicht nur geschmeckt und gekaut, sondern es auch verdaut. Es nützt uns nichts, wenn wir nur ein paar Bibelstellen lesen. Wir müssen sie verschlucken und verdauen, indem wir nach dem handeln, was sie sagen.
im Fleiße (O. Eifer) nicht säumig, inbrünstig im Geist; dem Herrn dienend. Elberfelder 1871 – Römer 12,11
Setzt euch unermüdlich für Gottes Sache ein. Laßt euch ganz vom Heiligen Geist durchdringen, und steht Gott jeden Augenblick zur Verfügung. Hoffnung für alle – 1996 – Römer 12,11
Seid fleißig und nicht faul. Seid glühend im Geist. Dient als Sklaven für Jehova. neue Welt Übersetzung – 2018 – Römer 12:11
Ein Diener / ein Sklave hatte wohl immer die Interessen seines Chefs/Herrn im Sinn. Wessen Interessen habe ich im Sinn? Ist es wirklich Jehovah, der in meinem Mittelpunkt steht? Oder höre ich eher auf das, was meine Kirche/Gemeinde/Glaubensorganisation mir sagt? Habe ich ein biblisch geschultes Gewissen oder ein von einer religiösen Zeitschrift geschultes Gewissen? Wenn ich über meine Entscheidungen nachdenke – sind sie wirklich aus Liebe zu Jehovah begründet – oder doch eher, weil ich Angst habe, was andere über mich denken könnten? Keinem Menschen, der verliebt ist, muss man sagen: „Wenn du dein Leben einfach hältst und unnötige Schulden vermeidest, schaffst du dir Freiraum, um mehr…“ mit deiner Liebe zu verbringen! Nein, dass muß man nicht sagen – weil jemand, der wirklich verliebt ist, von sich aus, ganz automatisch, jede freie Minute mit „seiner Liebe“ verbringen will 😉
Sechstens: Mit Fleiß, nicht mit Trägheit (V. 11a). Das griechische Wort für „Fleiß“, spoudé, bedeutet „Eile“, „Geschwindigkeit“, „Ernsthaftigkeit“ und „Begeisterung“. Es bedeutet, dass man sein Bestes gibt und sich beeilt. Der griechische Begriff für „träge“, oknéros, bedeutet „zaghaft“, „müßig“, „faul“ und „lästig“. Der Gläubige soll nicht hinterherhinken oder in seinem Fleiß faul werden. Der Fleiß oder Eifer, den Paulus in diesem Vers meint, unterscheidet sich von dem Fleiß, den er in Römer 9-10 beschreibt. Eifer ohne Wissen ist kein guter Eifer. Die Gläubigen sollen in ihrem Eifer nicht müßig werden, aber gleichzeitig sollen sie ihren Eifer entsprechend der Erkenntnis einsetzen.
Siebtens: Inbrünstig im Geist (V. 11b). Das griechische Wort für „inbrünstig“, zeó, bedeutet wörtlich „kochen“ und „heiß sein“. Ein eifriger Mensch ist leidenschaftlich und engagiert sich für eine Sache. Der griechische Begriff für „Geist“, pneuma, bezieht sich auf den neugeborenen menschlichen Geist, der durch die Wiedergeburt mit Energie versorgt wurde. Gläubige sollten weiterhin darauf achten, dass ihr menschlicher Geist unter der Kontrolle des Heiligen Geistes steht.
Achtens: Dem Herrn dienen (V. 11c). Der griechische Begriff für „dienen“, douleuó, bedeutet „ein Sklave sein“ oder „dienen“. Er bezieht sich auf jemanden, der freiwillig auf das Recht auf Selbstbestimmung verzichtet. Statt sich selbst zu dienen, soll der Gläubige dem Herrn dienen, vor allem im Bereich der bereits erwähnten geistlichen Gaben.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer
Die folgenden Aufforderungen, die sich auf die persönliche Einstellung der Gläubigen beziehen, können, wenn sie beherzigt werden, diese in den Augen ihrer Mitmenschen liebenswerter machen. Der entscheidende Gedanke steht hier am Ende von Vers 11: Dient (douleuontes; in V. 7 heißt „dienen“ diakonian) dem Herrn. Ihm geht die Erklärung voraus, wie sich diese „Knechtschaft“ (doulos; vgl. Röm 1,1) äußern soll: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend (zeontes, ein Ausdruck, der außer an dieser Stelle nur noch in Apg 18,25 ,dort für Apollos, benutzt wird) im Geist (hier ist entweder der Heilige Geist oder auch das Innere des Menschen gemeint). Wieder ist eines der beiden Gebote negativ, das andere positiv formuliert (vgl. Röm 12,9). Die Christen sollen Gott mit Begeisterung und Eifer dienen.
Walvoord Bibelkommentar
Wer die Geschwister liebt, ist »im Fleiß nicht säumig«. Er kann seine Hände nicht in den Schoß legen, wenn Geschwister Mangel leiden oder in Not sind (1Jo 3,17). Die Liebe, die ihn drängt, macht ihn »[brennend] im Geist«, denn er »dient dem Herrn«, indem er den Geschwistern dient. Wie sollte man dem Herrn mit halbem Herzen dienen? Dass jemand im Geist »brennt«, zeō, wird im Neuen Testament nur noch von Apollos gesagt (Apg 18,25). Von diesem Verb ist das Adjektiv zestos, »brennend« gebildet. Den Herrn ekelt eine Gemeinde, die lau statt brennend ist (Offb 3,16; nur hier belegt).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Der Christ ist nicht träge. Paulus gibt hier seine Ermahnungen als Erinnerung an das, was Christen durch den Geist geworden sind. Christen sind „im Fleiße nicht zögernd“, sie öffnen sich den Antrieben des Geistes Gottes, der in ihnen den „Eifer“ weckt zum Tun (vgl. V. 8; auch Apg 5,17; 2Kor 7,7; 11,2; Kol 4,13; 2Petr 1,5; 3,15; Hebr 4,11; Tit 2,14; Offb 3,19). Solcher Eifer ist das „Brennen im Geist“ (vgl. Mt 3,11; Apg 2,3f.; 1Thess 5,19; Offb 3,15; auch Lk 12,35; 24,32). Es ist die Entschiedenheit des Glaubens. Denn der Jünger Jesu „sklavt“ dem Herrn; alles, was er tut, tut er „von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kol 3,23). Es ist kein Eigeneifer, kein Brennen für eigene Ziele, sondern Dienst für den Herrn.
Edition C
Nun stellt Paulus drei Leitprinzipien auf. In den nächsten Versen werden noch drei weitere folgen. Der Gedanke, die Bedeutung der ersten drei sei nach innen gerichtet und die der zweiten drei nach außen, kann tatsächlich hilfreich sein. Die ersten drei Prinzipien haben sicherlich viel mit Aktivität zu tun. In V. 8 hieß es, daß diejenigen, die vorstehen, von Fleiß ( spoudê ) gekennzeichnet sein sollten, und diesen Fleiß finden wir auch hier. In spoudê schwingt ein Gedanke von Eile mit, es ist das Gegenteil von Trägheit. Gegen Ende seines Leben erteilte Paulus Timotheus den Rat: »Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen« (2.Tim. 2,15). Hier im Römerbrief betont Paulus, daß dieser heilige Eifer bzw. Fleiß für Gott mit Trägheit nichts gemeinsam hat. Der Ausdruck »Inbrunst im Geist« kommt nicht nur bei Paulus vor. Lukas beschreibt damit Apollos: »brünstig im Geist« (Apostelgeschichte 18,25). Daraus wird klar, daß eine solche Inbrunst von außen wahrnehmbar ist. Das Wort »inbrünstig« stammt von einem Verb, das »kochen« bedeutet. Wenn es Gläubige in einem geistlichen Sinne beschreibt, sprudeln sie offenbar vor Eifer, oder kochen sogar förmlich über. Diesen Zustand kann man im Fleisch nicht erreichen. Er ist geistlich und die Auswirkung des Heiligen Geistes im Gläubigen, dem dieser Raum gibt. Das ist nicht auf apostolische Zeit beschränkt, sondern eine offensichtliche Manifestation des geisterfüllten Lebens. In den seltensten Fällen, wenn überhaupt, kommt dieser Zustand ekstatisch zum Ausdruck. Mit dem Geist erfüllte Gläubige zeigen dies in schlichter Weise, aber dennoch sollte die Kraft dieses Zustandes nicht unterschätzt werden. Beim nächsten Satz gibt es verschiedene Grundtextvarianten. Die meisten Manuskripte lesen: »dem Herrn dienend«, aber einige schreiben »der Zeit dienend« (Luther12: »Schicket euch in die Zeit«) oder »der Stunde dienend«. Das Wort »dienen« ( douleuô ) bedeutet, die Pflicht eines Sklaven erfüllen. Das Gewicht der Autorität unterstützt die Vorstellung, stets bereit zu sein, dem Herrn zu dienen, und das in der glücklichen Beziehung zwischen Leibeigenen und Herrn. Dienst für den Herrn ist niemals verdrießlich oder Schinderei, sondern das höchste Privileg. Der Zeit oder Stunde zu dienen, bringt herausfordernde Implikationen mit sich. Das würde bedeuten, jede Gelegenheit auszukaufen und niemals eine der kostbarsten Güter des Lebens zu verschwenden: die gegebene Stunde zum Dienst.
Als er aber auf dem Ölberge saß, traten seine Jünger zu ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird dieses sein, und was ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung des Zeitalters? Elberfelder 1871 – Matthäus 24,3
Als er sich jedoch am Berg der Ölbäume hinsetzte, wandten sich die Schüler für sich allein an ihn mit den Worten: „Erzähl uns! Wann wird sich dies ereignen und was wird das Erkennungszeichen für dein Auftreten und den Abschluss des Zeitalters sein?“ Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Matthäus 24:3
Auf dem Ölberg angekommen, setzte er sich, und seine Schüler kamen zu ihm, ohne dass andere Leute da waren. Da fragten sie ihn: »Sage uns, wann das alles geschehen wird. An welchen Vorzeichen können wir erkennen, dass die Weltzeit zu ihrem Ende kommt und dass du vor der Tür stehst?« Roland Werner – Das Buch – Matthäus 24,3
Wenn wir gefragt werden, wann etwas geschehen soll – dann erwarten wir eine Zeitangabe und ein Datum. Aber Jesus gab kein Datum – sondern beschrieb anschließend, wie es auf der Erde aussehen würde. Nun haben die Bibelausleger der letzten fast 2000 Jahre mit dieser Aussage Jesu ein Problem: immer wieder wird ein Jahr vermutet – und immer und immer wieder zeigt sich: die Auslegung ist falsch gewesen! Aber laß dich nicht entmutigen: Gottes Königreich wird kommen – Jesus wird wiederkommen !
Nach den Auseinandersetzungen und Debatten mit den Pharisäern und Schriftgelehrten ging Jesus aus dem Tempel fort und kehrte über den Ölberg nach Betanien (vgl. Mt 26,6) zurück. Seine Worte klangen den Jüngern noch drohend in den Ohren. Er hatte das Volk öffentlich verurteilt und gesagt, das ganze Land solle „wüst“ werden (Mt 23,38). Doch wenn Jerusalem und der Tempel zerstört würden, worüber sollte der Messias dann noch herrschen? Seine Jünger zeigten ihm die Gebäude des Tempels, wie um ihm ihre Großartigkeit vor Augen zu führen. Was konnte solchen beeindruckenden Bauten, was konnte dem Haus Gottesselbst schon geschehen? Jesu Antwort bestürzte sie: „Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Der Tempel sollte zerstört werden und Jerusalem mit ihm. Angesichts dieser Zukunftsvision drängte es die Jünger vor allem zu wissen, wann das geschehen werde. Als Jesus auf seinem Weg nach Betanien den Ölberg erreicht hatte und sich setzte, traten die Jünger deshalb zu ihm. Vier von ihnen – Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas (Mk 13,3) stellten ihm zwei direkte Fragen: 1. „Wann wird das geschehen?“ Mit anderen Worten, wann soll der Tempel zerstört werden und nicht ein Stein auf dem anderen bleiben? 2. „Was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt?“ Diese beiden Fragen beantwortete Jesus in der nun folgenden Rede über die Endzeit (Mt 24-25). Die Fragen bezogen sich auf die Zerstörung des Tempels und Jerusalems und auf das Zeichen für das Kommen des Herrn und das Ende der Welt. Sie haben nichts mit der Kirche zu tun, die Jesus errichten wollte (Mt 16,18). Es geht also in den Kap. 24; 25 nirgends um die Kirche, sondern einzig und allein um Jerusalem, Israel und das zweite Kommen des Herrn in Herrlichkeit zur Errichtung seines Reiches. Matthäus überlieferte allerdings Jesu Antwort auf die erste Frage nicht, wohl aber Lukas (Lk 21,20). Die Jünger wußten, daß die Zerstörung Jerusalems, von der Jesus gesprochen hatte, ein Vorbote für das Kommen des Reichs sein werde. Sie dachten dabei zweifellos an Sach 14,1-2. (Die Zerstörung, von der Jesus in Mt 23,38 spricht, fand jedoch bereits im Jahre 70 n. Chr. statt; sie hatte nichts mit der endgültigen Zerstörung, von der in Sach 14 die Rede ist, zu tun.
Walvoord Bibelkommentar
Der Begriff »Vollendung des Äons« begegnete uns schon in Mt 13,39.40.49. Er bedeutet den Abschluss der irdischen Geschichte. Was wir mit »Wiederkunft« übersetzten, heißt auch »Gegenwart«, »Anwesenheit«, »Erscheinung« oder »Ankunft«. An unserer Stelle ist auf jeden Fall die zweite Ankunft Jesu, seine Wiederkunft in Herrlichkeit und Macht gemeint (vgl. V. 30).
Die Wendung »als er auf dem Ölberg sag« erinnert an den Eingang der Bergpredigt (Mt 5,1). Jesus setzte sich also, um zu lehren. Und wiederum handelt es sich um eine ausgesprochene »Jüngerlehre«. Denn »seine Jünger fragten« ihn, »während sie allein waren« (vgl. Mt 13,10.36; 14,13; 17,1.19; 20,17). Es ist von Bedeutung, dass Jesus seine Endzeitlehre nicht in der breiten Öffentlichkeit entfaltete. Denn sie soll die Jünger vorbereiten, warnen und trösten. Andere würden sie aus Neugierde missbrauchen. Deshalb ist Mt 24,1-25,46 auch in wirklicher Beziehung auf die Jünger zu verstehen.
Die Fragen der Jünger lassen sofort die zwei Perspektiven erkennen, um die es sich hier handelt. Die Frage »wann wird das sein?« bezieht sich natürlich auf die Tempelzerstörung (V. 2). Die nächste Frage greift jedoch welt über Jerusalem hinaus: »Und was ist das Zeichen für deine Wiederkunft und die Vollendung des Äons?« Sie zielt auf das Schicksal des Kosmos, auf das Ende der Geschichte. Und doch besteht ein geheimer Zusammenhang! Denn die Zerstörung des Tempels ist eine Art Fanal für die letzte Epoche der Geschichte. Die zeitlich befristete Verwerfung Israels bedeutet ja den Beginn der Völkermission. Israel und die Völker der Erde hängen noch im Negativen aufs engste zusammen! Das ist dieselbe Sicht wie in den Gerichtsgleichnissen Jesu (Mt 21,33-22,14) , im Römerbrief (Mt 9-11) und in der Johannesoffenbarung (Mt 11-15).
Man beachte noch den Unterschied beider Fragen. »Wann?« ist sehr präzise und rechnet mit erlebbarer Nähe. »Was ist das Zeichen?« rechnet mit größerer Entfernung und mit längeren Entwicklungen. Ferner fällt auf, dass die Jünger schon völlig überzeugt sind von der »Wiederkunft« Jesu am Ende der Geschichte.
Edition C
Jeschuas Prophezeiung über die kommende Zerstörung Jerusalems und besonders der Tempelanlage veranlasste die Apostel, drei Fragen zu stellen, in denen sie Jeschua nach dem Zeichen fragten, das sie vor diesen Dingen, die bald geschehen würden, warnen würde. Um Jeschuas Antwort zu verstehen, müssen sowohl Matthäus als auch Lukas zu Rate gezogen werden. Matthäus beobachtet: Und als er auf dem Ölberg saß (Matthäus 24:3a). Jeschua saß, die Haltung, aus der ein Rabbi lehren würde, und präsentierte die Botschaft, die oft als Ölbergrede bezeichnet wird. Matthäus berichtet, dass die Jünger Jeschua die Frage stellten. Markus gibt ausdrücklich an, dass vier Jünger an ihn herantraten: die Brüder Petrus und Andreas und die Brüder Jakobus und Jochanan.
Matthäus hat die drei Fragen so formuliert: Sage uns, wann wird dies alles geschehen? Und was das Zeichen deines Kommens und des Endes der Welt sein? (Matthäus 24:3b). Lukas hingegen hat die Art der ersten Frage nach den Zeichen genauer beschrieben: Lehrer, wann wird denn dies alles sein? Und was das Zeichen sein, wenn diese Dinge geschehen werden?
… Bedenken Sie, dass die Apostel das Programm von Tod und Auferstehung noch nicht verstanden, ebenso wenig wie das Programm der zwei Wiederkünfte. Daher stellten sie die Fragen aus ihrer damaligen Perspektive heraus, die von der jüdischen Eschatologie geprägt war, die vom gegenwärtigen Zeitalter als diesem Zeitalter und dem messianischen Zeitalter als dem kommenden Zeitalter spricht. Sie wollten wissen, wann das gegenwärtige Zeitalter enden und das neue, messianische Zeitalter beginnen würde, in der Erwartung, dass dies an diesem Passahfest geschehen würde. Während die Apostel ihre Fragen auf der Grundlage dessen stellten, was sie verstanden, beantwortete Jeschua sie auf der Grundlage dessen, was tatsächlich geschehen würde. Es ist auch zu beachten, dass Jeschua die Fragen nicht in der Reihenfolge beantwortete, in der sie gestellt wurden. Er beantwortete die dritte Frage zuerst, die erste Frage als zweites und die zweite Frage zuletzt. Außerdem haben nicht alle drei Evangelienschreiber alle seine Antworten auf alle drei Fragen aufgezeichnet. Markus und Matthäus ignorierten beide Jeschuas Antwort auf die erste Frage, während Lukas sich entschied, sie aufzuzeichnen.
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Die einfache Antwort des Herrn weckte das Denken der Apostel wieder auf. Es war immer ihr Vorrecht gewesen, Fragen an den Herrn richten zu dürfen, dies im Gegensatz zu den Männern, von denen es in Matthäus 22,46 heißt, daß sie nichts mehr fragen konnten. Der Herr antwortete wie in Matthäus 13,10.18.36.37 stets auf aufrichtige Fragen, während andere leer weggeschickt wurden. Die Apostel fragten den Herrn drei Dinge: 1. »Wann wird dieses sein?« Was der Herr über den Tempel gesagt hatte, bezog sich auf die bald bevorstehende Zerstörung Jerusalems, wiewohl die Jünger das nicht wußten, und der Herr gab ihnen hierauf auch keine Antwort. Die Tatsache, daß die Gemeinde sich in der Zeit zwischen Seinem Tod und dem Jahre 70 über weite Teile des Reiches verbreiten würde, Rom und Jerusalem eingeschlossen, war etwas, das Er ihnen nicht enthüllen konnte, ansonsten die Hoffnung der Gemeinde auf das Kommen des Herrn gar keine Hoffnung mehr gewesen wäre. 2. »Was ist das Zeichen deiner Ankunft…«, nämlich Seines zweiten Kommens als König. Sein Kommen, um die Gläubigen zu sich zu nehmen, wie in Joh 14,2-3 verheißen, war noch nicht geoffenbart worden, aber sie hatten bereits Seine Lehre über das Kommen des Menschensohnes gehört (Lk 17,20-36), so daß sie gewiß eine wichtige Frage stellten: Welche Ereignisse würden diesem Kommen vorausgehen? (siehe auch Matthäus 16,28). Nach ihrem Verständnis führte die zuerst gestellte Frage zur zweiten, da für sie die Zerstörung des Tempels in prophetische entlegener Zukunft lag, wie wir in unserer Erklärung zu V.1 sahen. Die Nachricht von der geschlagenen Stadt (Hes 33,21) führte zu Gesichten von ihrer Wiederherstellung (Hes 40-48). Die Weissagung vom zerstörten Heiligtum (Dan 9,26) führte wiederum zu Weissagungen der Wiederherstellung (Dan 12,2-3). 3. »…und der Vollendung des Zeitalters?« Sie fragten nicht nach dem Ende aller Dinge, sondern nach dem Ende des Zeitalters, auf das sich die Weissagung bezog, nämlich das Zeitalter, das zum Kommen Seines Reiches in Herrlichkeit führt. Es war passend, daß der Herr Seine prophetische Rede auf dem Ölberg östlich von Jerusalem hielt. Von ihm aus konnte man auf den Berg Moria blicken, auf dem der Tempel stand. Der in der Sonne funkelnde Tempel sah so imposant und solid aus, daß man ihn für unbeweglich und immerwährend hätte halten können. An jenem kommenden Tag werden die Füße des Herrn auf dem Ölberg stehen, der sich in zwei Hälften spalten wird (Sach 14,4). Der Herr fuhr vom Ölberg in den Himmel (Lk 24,50; Apg 1,12), und dort wird Er in gleicherweise wiederkommen, um dann Israel das Reich wiederherzustellen (Apg 1,6). Und vom Ölberg wird die Herrlichkeit des Herrn zum wieder erbauten Tempel zurückkehren (Hes 43,4), denn dahin war die Herrlichkeit entwichen (Hes 11,23).
So spricht Jahwe: ‚Erst wenn siebzig Jahre für das Babylonische Reich vorüber sind, werde ich nach euch sehen und mein gutes Wort erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Denn ich weiß ja, was ich mit euch vorhabe‘, spricht Jahwe. ‚Ich habe Frieden für euch im Sinn und kein Unheil. Ich werde euch Zukunft schenken und Hoffnung geben. Wenn ihr dann zu mir ruft, wenn ihr kommt und zu mir betet, will ich euch hören. Wenn ihr mich sucht, werdet ihr mich finden. Ja, wenn ihr von ganzem Herzen nach mir fragt, werde ich mich von euch finden lassen‘, spricht Jahwe. ‚Dann wende ich euer Schicksal und sammle euch aus allen Völkern und Orten, in die ich euch versprengt habe. Ich bringe euch an den Ort zurück, aus dem ich euch verschleppen ließ.‘ NeÜ bibel.heute – Jeremia 29:10–14
Und ihr werdet mich anrufen und hingehen und zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Elberfelder 1871 – Jeremia 29,12
Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jeremia 29:12
Ihr werdet mich rufen und kommen und zu mir beten, und ich werde euch zuhören.‘ ‚Ihr werdet mich suchen und finden, weil ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir suchen werdet. Und ich werde mich von euch finden lassen‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde eure Gefangenen versammeln und euch zusammenbringen aus allen Völkern und aus allen Orten, wohin ich euch zerstreut habe‘, erklärt Jehova. ‚Ich werde euch an den Ort zurückführen, von dem ich euch verschleppen ließ.‘ neue Welt Übersetzung – 2018 – Jeremia 29,12–14
Über den Vers 11 hatte ich ja schon einmal gechrieben. Auch wenn die Israeliten damals von ihrem Gott in die Gefangenschaft nach Babylon geschickt wurden, waren sie nicht wirklich aus Seinem Blick, und nicht wirklich von Ihm verworfen! Im Gegenteil – durch Jeremia sagt Jehovah, dass Er sich nach den 70 Jahren wieder von ihnen finden lassen würde – und sie wieder zurück in das Land zu bringen. Und ja, der Vers ist in erster Linie an Juda gerichtet, und nicht an dich und mich! Aber natürlich hat sich Jehovah nicht verändert, und jeder der IHN ruft, kann sich darauf verlassen, das Jehovah sich finden läßt – und nicht nur finden läßt, sondern dass ER uns antwortet! Jehovah will nicht, dass du dir eine Kirche oder Organisation suchst, sondern IHN suchst, und ein persönliches Verhältnis mit IHM hast – dazu ist ER jederzeit bereit. Und ja – auch Israel wird noch einmal nach IHN rufen – und auch diesmal wird ER sich finden lassen – und ER wird sogar antworten!
Die Rückführung der Weggeführten nach Juda würde erst erfolgen, wenn Gottes siebzig Jahre des Gerichtes voll waren (vgl. Jer 25,11-12 ). Dann würde Gott sein gnädiges Wort erfüllen und die Weggeführten wieder in ihr Land bringen. Die siebzigjährige Gefangenschaft war ein Teil des Planes Gottes. Juda sollte wieder Zukunft und Hoffnung bekommen. Das Gericht würde die Weggeführten dazu bringen, Gott von ganzem Herzen zu suchen (vgl. Dan 9,2-3.15-19 ). Wenn sie wieder zu ihrem Gott umgekehrt wären, würde er sie aus allen Völkern, wohin sie verstoßen worden waren, wieder sammeln und in ihr Land zurückführen. Der eigentliche Zweck der Gefangenschaft war, Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen (vgl. 5Mo 30,1-10 ).
Walvoord Bibelkommentar
Das Datum für Daniels Prophezeiung ist „das erste Jahr des Darius“, was bedeutet, dass sie sich im Jahr 539 v. Chr. ereignete, etwa 66 oder 67 Jahre, nachdem die Juden zunächst ins Exil nach Babylonien gingen.
Bei dieser Gelegenheit erklärte Daniel, er studiere die Heilige Schrift, und aus diesen Schriften entnahm er, dass die Zahl der Jahre für die Vollendung der Verwüstung Jerusalems fast vorbei war, da die Dauer 70 Jahre betragen sollte. Daniel erwähnte, dass er „Bücher“ studierte, und eines davon waren die Schriften von Jeremia; die Lebenswege von Jeremia und Daniel überschnitten sich in gewissem Maße. Bei zwei Gelegenheiten sagte Jeremia voraus, dass die Gefangenschaft und Verwüstung Jerusalems 70 Jahre dauern würde (Jeremia 25:10-14; 29:10-14). Wir können nicht mit Sicherheit sagen, welche anderen Bücher Daniel studiert haben könnte. Es ist jedoch gut möglich, dass er auch das Buch Jesaja studierte, denn Jesaja nannte Kyrus als denjenigen, der den Juden die Rückkehr ermöglichen würde (Jesaja 44,28-45,1). Darüber hinaus gibt es weitere Schriften bei Mose und den Propheten, in denen einige spezifische Bedingungen für die Errichtung des messianischen Reiches genannt werden, und Daniel könnte sich auch mit einigen dieser Schriften befasst haben. Es handelt sich um Levitikus 26:40-43, 1 Könige 8:46-53, Jeremia 3:12-18 und Hosea 5:15-6:3. Diese Abschnitte betonen, dass Israel als Nation vor der Errichtung des messianischen Reiches Buße tun und seine Sünde bekennen muss.
Wenn man die 70 Jahre ab dem Jahr 605 v. Chr. rechnet, als die erste von drei Deportationen ins Exil stattfand, wäre das Ende der 70 Jahre 536 v. Chr. Daniel erkannte, dass die Gefangenschaft nur noch etwa drei Jahre andauerte. Die Stadt und der Tempel wurden erst 586 v. Chr. zerstört, und wenn die 70 Jahre zu diesem Zeitpunkt begannen, würde das bedeuten, dass die 70 Jahre erst 515 v. Chr. enden würden. Aber Daniels Berechnung begann mit 605 v. Chr., der ersten Deportation – und nicht 597 v. Chr., der zweiten Deportation, oder 586 v. Chr., der Zerstörung und letzten Deportation. Daniel rechnete nicht nur mit dem Ende der Gefangenschaft nach 70 Jahren, sondern auch mit der endgültigen Beendigung jeder Möglichkeit künftiger Verwüstungen für Jerusalem; er tat so, als stünde das messianische Königreich unmittelbar bevor. Da das Reich auf der Grundlage des Gebets errichtet werden sollte, betete er; und da er wusste, dass die Voraussetzung das Bekenntnis der nationalen Sünde war, bekannte er die Sünden Israels.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ha-Mashiach – Der Messias der hebräischen Schriften
Erhören. Vier Verben schildern in hoher Dichte die neue, gelingende Begegnung mit Gott. Das Verbpaar ›rufen – hören‹ beschrieb bisher die gestörte Kommunikation (11,14; vgl. außerdem 7,13.27 mit zusätzlichen Verben). Jetzt aber sagt Gott das Achten auf die Hinwendung zu ihm zu (wie z.B. in 1 Kön 8,43.52 erhofft; Smith, Jeremiah 1989, 100, verweist mit S. M. Paul auf die motivlichen Parallelen in Jes 65,22–24). Die zwei Verben in Mittelposition dazwischen verdeutlichen, daß das erfolgreiche Sich-Wenden an Gott nicht alleine in lautem Rufen bestehen muß. »Und ihr werdet gehen« war früher in religiösem Kontext immer mit Fremdgötterverehrung verbunden (Jos 23,16; 1 Kön 9,6 // 2 Chr 7,19; nach Ehrlich, Randglossen 312, 315, bereitet ›gehen‹ eine folgende Handlung vor), hier aber führt es zu einer echten, tiefen Kontaktnahme mit Gott im “Beten” (auch פלל Hitp, wie in V 7 bei ›bitten‹). Als Ansage für die Zukunft sowie eine Mehrzahl von Menschen stehen die fünf Vorkommen von »(und) sie beten« in Salomos Tempelweihegebet (1 Kön 8,30.33.35.44.48, die letzte Stelle ebenso im Exil situiert, mit Parallelen in 2 Chr 6) sowie Gottes Antwort darauf in 2 Chr 7,14 am nächsten. Insgesamt zeigt V 12 die wiedererstandene innerliche Gemeinschaft zwischen Gott und einem Teil seines früheren Volkes. Sie wächst und ist möglich sogar in der Fremde, nicht nur zuhause oder im Tempel (Weiser 254f.). Übernahme von Dtn 4,29. V 13 deckt sich fast gänzlich mit Dtn 4,29. Dort sagt Mose: »Und ihr werdet von dort JHWH suchen, und du wirst finden, denn / da du wirst ihn suchen mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.« Diese Zusage Moses für das Leben im Exil greift Gott selbst nun auf (zur Diskussion um die Richtung der Abhängigkeit s. Vanoni, Anspielungen 1995, 385–389) und bestätigt sie so mit seiner Autorität erneut und noch stärker als gültig. An Veränderungen fallen neben der Umsetzung in die Eigenaussage Gottes (in 1. Sg.) die durchgehende Verwendung der ›ihr‹-Anrede (2. Pl., in Übereinstimmung mit dem Kontext hier) und das Weglassen des letzten Ausdrucks auf. Die typisch dtn Langform bei “Herz” (לבב, gegen das bei Jer üblichere לב, s. dazu die unzulängliche Umkehr in 3,10) wurde ebenso beibehalten wie der Wechsel bei den zwei hebr. Verben für ›suchen‹. Erfüllung menschlicher Sehnsucht. Damit geht Gott in seinem Beziehungsangebot noch weiter, über V 12 und den ähnlichen Text in Jes 55,6 (gleichfalls ›suchen – finden‹, doch als Aufforderung) hinaus. Der Rückgriff auf Dtn 4,29 bedeutet die Erfüllung einer Mose-Verheißung, die bisher ausgeblieben war und deren Einlösung Gott nun garantiert. Inhaltlich bringt sie in höchstem Maße Gottes Eingehen auf die Sehnsucht des Menschen (›suchen‹) nach Nähe mit ihm: Er gibt sich zu ›finden (mit Willi, Pensées 2005, 248, so vor allem V 14 durch das Ni) und damit in eine bleibende Beziehung hinein, in Aufnahme der Absicht bzw. Ankündigung von 10,18. Bezug zu Mt 7,7f.? Das Verbpaar ›suchen – finden‹ kehrt gleich zweimal in Mt 7,7f. wieder, wo ebenfalls anfangs ›bitten‹ (s. ›beten‹ zuvor in V 12) genannt ist. Doch scheint, daß diese Worte Jesu in der Bergpredigt eher ein allgemeines Prinzip vorstellen; die Beziehung auf Gott hin (hier in V 13 zweimal ›mich‹) wird bei Mt nicht explizit ausgedrückt, auch wenn sie im Kontext präsent ist (Mt 7,9–11). Trotz der Unterschiede ist beiden Stellen die Zuversicht gemeinsam, daß das Suchen gelingt.
Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament
Die Heilspläne Gottes werden erst nach Beendigung der festgesetzten Straf-Zeit wirksam. Zukunft und Hoffnung dürfen die noch in diesem Gericht Stehenden haben – heute schon, da sie den Brief Jeremias lesen. Sie haben beides im Glauben festzuhalten, bevor die Erfüllung kommt. Aber Zukunft und Hoffnung werden erst Ereignis, wenn eine innere Umkehr Judas stattfindet. Diese Umkehr aber ist Geschenk Gottes! Die Zusagen in V. 12 u. 13 wollen sagen:
Zwischen Beten, Rufen und Suchen und Gottes Handeln kann eine lange Zeitstrecke sein. Nicht immer wird die Dauer dieser Zeitstrecke angesagt, wie es hier bei den 70 Jahren geschieht.
Dennoch gibt es vor dem endgültigen Erhören (dem sog. »großen Heil«) Gottes Hören, das immer geschieht. Nach der inneren Erneuerung, der Bekehrung, folgt als sichtbares Zeichen dafür, daß Gott sich seines Volkes wieder angenommen hat, die Heimkehr in das Land der Väter.
Wuppertaler Studienbibel
DIEJENIGEN, DIE WAHRE HOFFNUNG HABEN (V. 10-14). Wahre Hoffnung gründet sich auf das geoffenbarte Wort Gottes, nicht auf die „Traumbotschaften“ selbsternannter Propheten (V. 10, NIV). Gott gab seinem Volk ein „gnädiges Versprechen“ (V. 10NIV), es zu befreien, und er würde sein Versprechen halten. Gott macht seine Pläne für sein Volk, und es sind gute Pläne, die letztlich Hoffnung und Frieden bringen. Deshalb gibt es keinen Grund, Angst zu haben oder entmutigt zu sein. In jeder Situation hat das Volk Gottes jedoch die Verantwortung, den Herrn zu suchen, zu beten und ihn zu bitten, seine Verheißungen zu erfüllen, denn das Wort und das Gebet gehören zusammen (Apg 6,4). Der Zweck der Züchtigung ist, dass wir den Herrn suchen, unsere Sünden bekennen und uns ihm nähern (Hebr. 12,3-13). Nach Jeremia 29,14 gelten diese Verheißungen nicht nur für die in Babylon gefangenen Juden, sondern auch für ganz Israel in der ganzen Welt. Jeremia blickte auf das Ende des Zeitalters voraus, wenn Israel wieder versammelt sein wird, um seinem Messias zu begegnen und in sein Reich einzuziehen (Jes 10,20-12,6).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jeremia
Aus den folgenden Versen (4-19), in denen sein Gebet wiedergegeben wird, geht klar hervor, daß er vor allem Vergebung für sein Volk zu erlangen suchte, damit es in sein Heimatland zurückkehren könnte. Er wußte, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ und die Verödung des Landes genau der Fluch waren, der „in dem Gesetz Moses“ vorausgesagt worden war (Daniel 9:13), und zwar in 3. Mose 26 und in 5. Mose 28, weil sie das Gesetz Jehovas gebrochen hatten (Daniel 9:11). In 5. Mose 30:1-6 las er, daß Jehova sie nur in ihr Land zurückbringen würde, wenn sie zu ihm zurückkehren und auf seine Stimme hören würden. Sein Interesse an der Prophezeiung Jeremias kam offensichtlich von der aufregenden Entdeckung, daß die „Verwüstungen Jerusalems“ vor ihrem Ende standen, da die 70 Jahre „für Babel“ jetzt vollendet waren.
Carl Olof Jonsson – Die Zeiten der Nationen näher betrachtet
Peres (Peres, statt der Mehrzahl pharsin, klingt an den Namen „Perser“ an) -dein Königreich wird zerteilt und den Medern und Persern gegeben. Elberfelder 1871 – Daniel 5,28
Phares: Geteilt ward dein Reich und den Medern und Persern gegeben. Joseph Franz von Allioli von Augustin Arndt überarbeitet – Daniel 5:28
Peres (zerteilt), zerteilt wird dein Königreich und den Medern und Persern gegeben. Dan 6,8.28; 8,20. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Daniel 5,28
Wie wahr die Aussage ist: Jehovah hat alles in Seiner Hand! Deswegen braucht man auch keinen Anwalt um „sein Recht“ gegen Gottes Willen durchzusetzen!
Peres Dieses Wort perēs, der Singular von parsīn, klingt wie das aramäische Wort für Persien und heißt „geteilt“. Wenn die Anwesenden bei dem Fest die drei Begriffe als Nomen verstehen, die abnehmende Geldeinheiten bedeuten – Mine, oder 60 Schekel, tekel, ein Schekel, peres, ein halber (d.h. „geteilter“) Schekel –, überrascht es nicht, dass sie die Inschrift nicht verstehen können.
Medern und Persern (Einleitung: Datierung und Anlass).
Reformations-Studien-Bibel
Bei der Deutung des dritten Wortes veränderte Daniel den Plural parsIn (V. 25 ) in den Singular Peres ( p+rEs ). Belsazars Königreich würde zerbrochen ( zerteilt , p+rIsaT ) und den Medern und Persern gegeben werden . Offenbar wollte Daniel ein Wortspiel machen, denn durch eine einfache Vokalveränderung des Wortes p+rEs erhält man das Wort „Persien“ (P Aras ). Die Botschaft lautete also, daß Gott wegen dem moralischen und geistlichen Zerfall des Königs und seines Reiches das babylonische Weltreich beenden und es den Medern und Persern geben werde.
Walvoord Bibelkommentar
»Peres« ist die Einzahl zu »parsin« in V.25 und heißt »Hälfte«. Zugleich hängt es mit dem aramäischen und hebräischen Wort für »abreißen« bzw. »teilen« zusammen. Wiederum knüpft Daniel an beide Bedeutungen an, wenn er so auslegt: »zerteilt ist dein Reich«. Da »teilen« die Zerstörung eines bisherigen Ganzen zur Folge hat, hat das Wort auch einen zerstörerischen Sinn. Deshalb haben wir wie der gewohnte Luthertext mit »zerteilen« übersetzt. Denn der Sinn ist doch, daß das babylonische Reich zerstört wird. Aber nun tritt eine dritte Bedeutung hervor. Denn dieselbe Wortwurzel, die für »abreißen« oder »teilen« benutzt wird, bezeichnet auch »Persien«. Ja, unser deutsches Wort »Persien« stammt selbst von ihr ab! Der Heilige Geist macht jetzt durch die Auslegung Daniels klar, daß Gott mit dem »peres« nicht nur das Ende der Babylonier zum Ausdruck bringt, sondern auch den Übergang der Herrschaft auf die Perser. Aber die Auslegung ist noch präziser. Denn Daniel spricht ja davon, daß Belsazers Reich »den Medern und Persern gegeben« werde (wörtlich »Medien und Persien«). Damit ist genau das medisch-persische Doppelreich bezeichnet, das der Sieger Kyrus damals regierte. Fassen wir zusammen: Die persischen Truppen, die schon in Babel stehen, werden den Sieg erlangen. Vorbei ist’s mit dem babylonischen Reich. Vielleicht sollten wir noch eine Einzelheit festhalten. An der Deutung von »peres« ist klar geworden, daß biblische Deutung und Prophetie durchaus doppelsinnig sein kann. In »peres« steckte ja beides: das »zerteilt« und der Hinweis auf »Persien«. Von da aus verstehen wir es besser, weshalb biblische Prophetie sich mehrfach erfüllen kann.
Wuppertaler Studienbibel
פְּרֵ֑ס פְּרִיסַת Wortwitz „Peres – dein Königreich wird zerteilt“ (Dan 5,28, ELB)
Das Wortspiel basiert auf der Ähnlichkeit im Klang und der Schreibweise des Substantivs „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) – ein Begriff, dessen Bedeutung unbekannt ist, und dem Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel findet sich in der Verbindung zwischen dem Inhalt des Traums „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und der Interpretation des Traums „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst). Das Wortspiel wird durch die Ähnlichkeit in Klang und Schreibweise zwischen dem Wort „Peres“ (פְּרֵ֑ס prs) und Verb „wird zerteilt“ (פְּרִיסַת֙ pryst) erzeugt.
Neueste Kommentare