Schlagwort: Jehova

Bitte um Weisheit

Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, dann bitte er Gott, der bereitwillig jedem gibt und niemanden tadelt, so wird sie ihm gegeben werden.
luther.heute – Jakobus 1,5

Den Vers hatten wir schon einmal – deshalb heute nur Ergänzug

Die durch Jesus entstandene Lage gab der Frage nach der Weisheit das größte Gewicht. Denn der Widerstand gegen Jesus ging von den Weisen aus. War also der Anschluß an Jesus Verzicht auf die Weisheit? Stürzte durch den Streit der Boten Jesu gegen die Weisheit nicht alle Gewißheit ein? Wer war noch fähig, ein Urteil zu wagen? Und doch war es unmöglich, auf die Weisheit zu verzichten. Denn sie ist die unentbehrliche Voraussetzung zum Handeln. Die Mahnung, die zum vollständigen Werk aufruft, wäre unausführbar, wenn die Weisheit unerreichbar wäre. Jede Versuchung ist eine Erschütterung des Bewußtseins durch schwankende, gegeneinander stoßende Urteile, wodurch wir erfahren, daß uns die Weisheit fehlt. Ergibt sich aber der Mensch deshalb der Unschlüssigkeit und Mutlosigkeit, so fällt er. So kann er sich jedoch nur dann verhalten, wenn er Gott, den Geber der Weisheit, vergißt.
Darin, daß der unentbehrliche Wert des Denkvorgangs durch die Formel „Weisheit“ beschrieben wird, bewahrt der Spruch die Verbindung mit der jerusalemischen Theologie. Nur mittelbar haben griechische Anregungen an diesem Lobpreis der Weisheit teil, nur dadurch, daß die Herrschaft der Weisen in Jerusalem ein Erzeugnis der griechischen Zeit gewesen ist. Wären griechische Anregungen unmittelbar bei Jakobus wirksam, dann würde νοῦς und seine ganze Wortgruppe bei Jakobus nicht fehlen. Das einzige, zu dieser Gruppe gehörende Wort, das er brauchte, ist κατανοεῖν, 1, 23, und dieses spricht nicht vom Begreifen, woran der Grieche beim Denkvorgang zuerst dachte, sondern benennt die gelungene, zum Ziel gelangte Wahrnehmung.
Aber auch dieser Spruch steht jenseits der Grenzen, die die Theologie Jerusalems nicht überschritt. Zwar konnte auch ein Rabbi, da er über allen Ereignissen Gottes Wirken sah, das sie anordnet, für sein Wissen Gott danken, da es die ihm zugeteilte Gabe sei. Ohne ein hilfreiches Schicksal wäre ihm sein Studium nicht gelungen und er nicht zum Meister geworden. Damit war aber der Obersatz seiner Theologie nicht angetastet; das inwendige Leben blieb der ihm selbst übergebene Machtbereich. Bei Jakobus tritt dagegen das göttliche Wirken erleuchtend in den seelischen Bereich hinein. Diese Haltung des Glaubens war eine Folge aus dem Wort Jesu und jedem eigen, der es glaubte, daß der Christus durch seinen Geist in seiner Gemeinde wirksam sei. Aber jede Beschreibung des göttlichen Wirkens, das uns den wahren Gedanken schenkt und den richtigen Entschluß verschafft, bleibt abgelehnt.
„Er bitte“.1 Damit ist neben das Werk derjenige Vorgang gestellt, der untrennbar zu ihm gehört, ohne den es kein Werk geben kann, das „Gottes Gerechtigkeit wirkt“, 1, 20. Ein Hauptanliegen des Briefs wird damit sichtbar; es ist eines seiner wesentlichen Ziele, das Bitten so zu begründen, daß es Erhörung empfängt. Darin bewahrt er den Unterricht Jesu, da auch dieser in der Erweckung der Bitte ein wichtiges Ziel besaß.
Die zweite Mahnung zum Bitten, 5, 13–16, verbindet es mit dem Leiden. In diesem ersten Wort über das Gebet entsteht es dagegen nicht aus dem Leiden, sondern aus der Verpflichtung zum Werk. Es sucht bei Gott nicht die Befreiung von Übeln, sondern die Rüstung zur Tat. Freilich entsteht es daraus, daß das Unvermögen empfunden wird, den wahren Gedanken zu finden, der das Handeln richtig machte. Sein Ziel ist aber nicht die Abwehr von Leiden, sondern die Erfüllung der Pflicht. Wäre bei Jakobus die Begründung des Gebets im Wirken nicht vorhanden, dann wäre es nicht denkbar, daß er in enger Gemeinschaft mit den anderen Aposteln gewirkt hätte; denn ihr Gebet war nicht Abwehr des Leidens, sondern Wille zur Tat.
Die der Bitte gegebene Verheißung wird ausschließlich durch das begründet, was Gott ist. Der Verdienstgedanke ist tot. Das göttliche Geben kommt zu allen. Darf ein Exeget sagen: „Selbstverständlich nur zu allen Christen“? Wenn aber Jakobus im Ernst gesagt hat, daß Gott für alle, die ihn bitten, der Gebende sei und allen an seiner Wahrheit und Güte Anteil gebe, dann ist deutlich, daß es ihm unmöglich war, sich von der Judenschaft zu trennen. Der Brudername verliert die Beschränkung auf den eigenen Kreis, wenn Gott für alle Bittenden der Gebende ist.
Freigebig ist Gott, durch nichts als durch das Bedürfnis des Bittenden zum Geben bewegt. Gott gibt ihm, weil ihm fehlt, was er bedarf. Das heißt ἁπλῶς geben, ohne Nebenabsichten und Hintergedanken, die eigensüchtige Zwecke einmengen. Das ist dasselbe Gottesbild, wie es die Verheißung Jesu für den Bittenden gibt, Mat. 7, 9–11, aus dem die Seligpreisung Jesu für die Armen und Leidenden entstanden ist. Daher folgt auf das menschliche Bitten kein göttlicher Vorwurf, als würde Gott durch unser Unvermögen gestört und durch unser Fehlen beleidigt. Woran Jakobus bei μὴ ὀνειδίζοντος gedacht haben wird, zeigt Jer. Berak. 7d: „Übergib unsere Nahrung nicht in die Hand von Fleisch und Blut; denn ihre Gabe ist gering und ihr Schelten viel“, חֶרְפָּתָם מְרוּבָּה.
Gott schilt nicht. Darum konnte Jakobus nicht schelten, und der Jude blieb für ihn der Bruder. Gott richtet. Darum spricht Jakobus von der verderbenden Macht des Reichtums und vom Absterben des Glaubens und von der alles zerstörenden Giftigkeit der Rede und vom Zerfall des Volks. Gott richtet, aber er schilt nicht. Denn wenn er verzeiht, verzeiht er ganz. Die Erinnerung an Jesus bestimmt das Gottesbild, Luk. 15, 20; 18, 14. „Jesus schalt und drohte nicht“, hat auch Petrus gesagt, 1 Petr. 2, 23.

Schlatter – Der Brief des Jakobus

Die Bitte um Weisheit beinhaltet zugleich die Bitte um einen Weg, die Versuchung zu bestehen. Der Mangel an Weisheit ist es, der eine Situation zur Versuchung werden lässt. Solange wir noch Auswege wissen, werden wir eine widrige Lage vielleicht als schwierig, aber noch nicht als Versuchung empfinden. Aber wenn wir nicht mehr wissen, was zu tun ist und wenn wir uns nicht mehr sicher sind, was der Wille Gottes in einer bestimmten Sache ist, dann stehen wir in der Versuchung. Ohne die Weisheit Gottes wissen Christen nicht, wie sie sich in einer Situation der Versuchung oder der Bedrängnis richtig verhalten soll. Um Versuchungen richtig bestehen zu können, um in ihnen die angemessene Sichtweise und Haltung zu finden, bedarf es der Weisheit, einer Weisheit jedoch, die nicht auf menschlicher Erfahrung beruht, sondern die von oben (3,15), von Gott selber kommt. Nur in dieser göttlichen Weisheit ist es möglich, die verworrene Wirklichkeit als Einheit und als Weg zur Vollkommenheit zu begreifen.
Jak macht uns Mut, um diese Weisheit zu bitten, denn Gott möchte sie uns schenken. »So nahe ist uns Gott, daß wir, wenn wir nicht wissen, was wir tun sollen, ihn bitten dürfen, daß er uns zeige, was zu geschehen hat …«
Wer um die Weisheit Gottes bittet, weiß, dass er sein Leben nicht eigenwillig gestalten kann. Wer um Weisheit bittet, möchte unter der Führung Gottes leben. Wer um göttliche Weisheit bittet, der darf wissen, dass sein Gebet nicht unerhört bleibt; denn die Bitte um Weisheit ist die klügste aller Bitten (2Chr 1,10–12) – gerade in einer angefochtenen Lage. Das Gebet um Weisheit ist ein Gebet, das nie umsonst geschieht, und gerade die Erkenntnis unseres Mangels führt zu diesem wichtigen Gebet.
Gott ist ein großzügiger Geber.a Er gibt jedem einfach, das heißt gerne und rückhaltlos. Unser Bitten mag oft kompliziert sein, wenn wir nicht wissen, was wir bitten sollen. Aber Gott gibt einfach und unkompliziert. Diese »Rückhaltlosigkeit« Gottes lädt uns zur Ein-falt des Glaubens und zum vorbehaltlosen Bitten ein. Wenn der Vater einfach gibt, darf das Kind auch einfach bitten. Die Ein-falt und Ungespaltenheit, in der Gott gibt, verträgt sich nicht mit der Gespaltenheit des Zweiflers (V. 6–8).
Gott gibt einfach – das heißt auch: Er gibt ohne Hintergedanken. Wir warnen unsere Kinder davor, von Fremden Geschenke anzunehmen, weil man nicht wissen kann, welche Absicht ein Fremder dabei hat. Und wir scheuen uns, jemanden zu oft um etwas zu bitten oder etwas freiwillig Angebotenes anzunehmen, weil wir unsicher sind, ob wir dadurch nicht abhängig werden von dem, der uns gibt. Wir wissen nicht, ob der andere unsere Abhängigkeit nicht einmal gegen uns verwenden wird oder zu einem späteren Zeitpunkt – sozusagen als Gegenleistung – einmal sehr viel mehr von uns erwartet. In China heißt es: »Wer mit Geschenken kommt, hat sicher eine Bitte«. Bei Gott müssen wir diese Ängste nicht haben; er gibt ohne Hintergedanken.
Gott macht niemandem einen Vorwurf, d.h. er hält uns nicht vor, dass wir in eine Lage gekommen sind, in der wir auf ihn völlig angewiesen sind. Er hält uns unseren Mangel nicht vor. Er macht es nicht wie jene, die zwar aus Pflichtbewusstsein geben, den Bittsteller aber deutlich ihr Missvergnügen spüren lassen, damit er nicht noch ein zweites Mal kommt. Gott gibt gerne und nicht, weil er dazu gedrängt wurde.
Man kann an dieser Stelle auch übersetzen: Gott gibt ohne zu schmähen, ohne die Überlegenheit auszukosten, in der derjenige stehen kann, der einem anderen etwas in dessen Not gibt. Wenn wir Gott um Weisheit bitten, stehen wir vor ihm nicht als Bittsteller auf verlorenem Posten, wie Unterlegene einem Sieger gegenüberstehen. Wir stehen nicht in der Situation von Menschen, die in eine Notlage geraten sind, in der ihnen nichts anderes übrig bleibt, als sich unter ihrer Würde zu demütigen und sich die Schmähungen gefallen zu lassen, unter denen die Bitte herablassend gewährt wird. So ist es nicht bei Gott. Da gibt es keine Unterlegenen und keinen Sieger, keine Bittsteller und keinen herablassenden Geber. Da gibt es nur den Geber und die Beschenkten.

Peters – Wuppertaler Studienbibel

Von den Prüfungen und unsern möglichen Mängeln war die Rede. Wenn wir die Prüfung, die unser ganzes Christenleben bedeutet, recht bestehen wollen, dürfen wir vor allem keinen Mangel an Weisheit haben, an Klarheit darüber, was wir heute und hier nach Gottes Willen zu tun haben.

So war das bei den Christen in den Tagen des Jakobus inmitten ihrer heidnischen Umwelt. Sie wurden von den einflußreichen und mächtigen Kreisen Israels angefeindet und von den staatlichen Stellen mit Mißtrauen beobachtet. Viel Weisheit ist auch heute nötig angesichts der großen Fragen der Gemeinde Jesu in der Welt von heute und angesichts unseres Alltags, in dem wir uns als Christen zu bewähren haben: wie soll ich mich verhalten in meinem Berufsleben, in der Kindererziehung, in meiner nichtchristlichen Nachbarschaft?

5 Hier setzt Jakobus mit seinem nächsten Wort ein: „Wenn aber jemand unter euch an Weisheit Mangel hat“: Das sind keineswegs nur die Minderbegabten, die im allgemeinen Sinn „Zurückgebliebenen“ (so wörtlich). Hier hat jeder von uns Bedarf. Dieser „jemand“ ist hier „jedermann“. Es wäre ein gefährlicher Irrtum zu meinen, man werde sich da „schon selber zu helfen wissen“.

Was ist hier mit dem Wort „Weisheit“, grie „sophia“, gemeint? Nicht zu denken ist hier an die menschliche Weisheit, die Philosophie, vor allem nicht angesichts der letzten Fragen: wer über dem Weltlauf steht und was Ursprung, Sinn und Ziel des Menschenlebens und der ganzen Völkergeschichte ist. Hier urteilt die Schrift, daß infolge der Rebellion des Menschen gegen Gott das menschliche Denken „verfinstert“ sei (Rö 1,21;Eph 4,18), weil die Sünde wie eine Wolkenwand zwischen uns und Gott steht. Das von Gott gelöste, eigenmächtige und selbstherrliche Denken des Menschen ist in dieser Hinsicht jedenfalls auf dem Holzweg (Rö 1,22;1 Kor 1,19.27;1 Kor 2,14). Nicht allein das Wollen des natürlichen Menschen, sondern auch sein Denken ist durch das Kreuz Jesu, das ja das Urteil Gottes über uns ist, verurteilt und „durchkreuzt“.

Unter der neuen „geistlichen“ Weisheit versteht die Bibel dagegen die durch Gottes Geist geschenkte und gewirkte Erkenntnis: die Erkenntnis dessen, was Gott tut und was er vom Menschen getan haben will (1 Kor 1,24;2,6.7;12,8;Eph 1,17;Kol 1,9;Jak 3,13.17).

a) Der Durchblick, das Verständnis für das, was Gott tut. Gott hat uns durch Jesus Christus, seinen Sohn, im Blick auf seinen Plan, seine Wege und seine Ziele ins Vertrauen gezogen (Johannes 15,15). Besonders 1 Kor 2 wird uns das hohe Ziel der göttlichen Weisheit gezeigt, unsere Herrlichkeit (1 Kor 2,7).

„Herrlichkeit ist enthüllte Göttlichkeit“ (F. Oetinger). Die Schrift sagt nicht nur, daß wir einmal in der Herrlichkeit, sondern daß wir selbst Herrlichkeit sein werden (so auch wörtlich Kol 3,4). Es ist für uns eine „Weisheit im Staube“, wie die Väter des schwäbischen Pietismus gesagt haben, bei der der Mensch klein wird und Gott groß. Das ist im echten Sinn Theologie, zu der jeder denkende Christ berufen ist: die großen, uns in Jesus Christus offenbarten Gedanken Gottes demütig, staunend und dankbar nachzudenken und sich von ihnen zu Gottes Zielen mitnehmen zu lassen. Bekehrung zu Jesus Christus erfordert keinen Verzicht auf das Denken. Im Gegenteil, nun ist der Mensch befreit und erleuchtet zu einem neuen Denken. Unser Denken ist „getauft“, in Christi Tod gegeben und mit ihm lebendig gemacht und in seinem Gehorsam stehend (2 Kor 10,5). Unser Herr Jesus Christus ist uns gerade dazu gegeben, daß wir von unserem falschen Denken (und so auch Leben) befreit werden zu richtigem Denken (und Leben). „Jesus Christus ist uns von Gott gemacht zur Weisheit“ (1 Kor 1,30). Ja, in unserem Herrn Jesus Christus, in dem Evangelium von ihm, ist uns die unerschöpfliche Quelle der Weisheit Gottes, Weg und Ziel, eröffnet: Die Erkenntnis dessen, was Gott mit dem einzelnen Menschen, seiner Gemeinde und mit seiner ganzen Welt tut und tun wird. Und auch die Erkenntnis dessen, was er von uns in einem Jesus gemäßen Leben erwartet – von uns als solchen, die dem Bild des Erstgeborenen durch seinen Geist gleichgestaltet werden. „In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kol 2,3) (- Daß der Mensch für die Dinge dieser Welt trotz seiner Sünde erhebliche Geisteskräfte besitzt, ist nicht ein Zeichen dafür, daß „es also auch ohne Gott gehe“, sondern für die Langmut Gottes, die die Welt erhält, um sie doch noch zu heilen. -)

b) Zum andern meint Weisheit im Sinne der Schrift – was eben schon anklang – das Verständnis für das, was Gott von uns, den Seinen, getan haben will. Darum geht es Jakobus vor allem, um die Frage: Wie verhalten wir uns in unserem Alltag, im bunten Wechsel der Lage, insbesondere in Widerwärtigkeiten, in Zwischenfällen, in Proben – Gott wohlgefällig und so, daß wir auch vor unserer Umwelt mit Wort, Tat und Wesen ein Christus-Zeugnis sind?

Daß wir bitten dürfen.

„Der bitte Gott“: Jakobus war bei seinem Herrn und Meister in der Lehre. Er hat uns die große, wunderbare Möglichkeit gezeigt, den Ausweg aus aller Ratlosigkeit: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan“ (Mt 7,7). Die Bitte um die göttliche Weisheit ist die Bitte um den Geist Gottes, denn die Weisheit ist eine der Wirkungen des Geistes (Eph 1,17). Unser Herr hat der Bitte um den Geist eine besondere Verheißung gegeben (Lk 11,13). Die äußeren Gaben gibt Gott auch denen, die ihn nicht darum bitten (Mt 5,45). Doch seinen Geist, sich selbst, sein Heil wirft er nicht einfach pauschal über die Köpfe. Die inneren Gaben drängt er niemandem auf. Hier will er gebeten sein. „Er will, daß wir unsere Hände ausstrecken nach seinem gnädigen Tun“ (J. Ch. Blumhardt). – Wie haben wir uns die Erhörung der Bitte um Weisheit zu denken? Der Geist Gottes bindet sich an das Wort Gottes. Jesus sagt vom Geist: „Aus dem Meinen wird er’s nehmen“ (aus dem ein für allemal gegebenen Wort) „und euch erinnern all des, was ich euch geredet habe“ (Johannes 14,26;16,14). Darum, im Hören auf Gottes Wort und im Gebetsumgang fällt durch Gottes Geist Licht auf unsere Lage und Frage. Es wird Einsicht in das jetzt Gebotene geschenkt und auch die Gabe, anderen ein klärendes, wegweisendes, helfendes Wort zu sagen (vgl. 1 Kor 12,8).

„Gott gibt jedermann“, übersetzt Luther nach dem Gesamtsinn: Die göttliche Weisheit ist keineswegs das Reservat einiger Theologen, „Gottesmänner“, Hauptamtlicher, Führender in der Gemeinde, Begabter. Jedermann hat die Verheißung.

„Gott gibt willig.“ Das grie Wort für die Art des Gebens Gottes bedeutet „einfach“, „schlicht“, „ohne Nebenabsichten“, „einfältig“ übersetzt Luther. Gott ist in seinem Geben rückhaltlos und von lauterer Güte. Er verhält sich nicht so wie die Menschen und nicht so, wie sich die Heiden ihre Götter dachten. – „Er gibt, ohne Vorwürfe“ zu machen: Wir sind an die Verdeutschung Luthers gewöhnt: „Er rückt’s niemand auf.“ Er enthält es niemand vor. Er hängt nicht den Brotkorb hoch (etwa um zu zeigen, wer Herr im Haus ist). Wörtlich heißt es: „Er schilt nicht.“ Wir geben auch, aber nicht selten schelten wir dazu, angefangen bei unsern eigenen Kindern, zum Beispiel so: „Nun kommst du, nachdem du in der Patsche sitzt. Das hättest du dir vorher überlegen müssen.“ Oder: „Nach all dem, wie du dich verhalten hast, sollte ich dir ja nichts mehr geben!“ Gott macht keine Vorhaltungen und Vorwürfe. Er behaftet uns nicht mit Vergangenem. „Seine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu“ über uns „und seine Treue ist groß“ (Kla 3,22.23).

F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel

Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde, ist er doch ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.

Als nächstes befasst sich Jakobus mit der Beziehung zwischen Prüfungen und Weisheit. Weisheit ist notwendig, um Prüfungen durchzustehen. In Hebräer 4,16 betont der Autor die Wichtigkeit, Gnade in Anspruch zu nehmen. Jakobus betont eine besondere Gnade, die wir in Anspruch nehmen sollen; diese Gnade ist Weisheit.

Vers 5 ermutigt Gläubige, nach Bedarf um Weisheit zu bitten: Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, um eine Prüfung durchstehen zu können, so bitte er Gott. Im Englischen (und Deutschen) klingt das mehr nach einem guten Rat; im Griechischen ist es jedoch ein Imperativ, also ein Befehl. Den Gläubigen wird geboten, inmitten der Prüfung um Weisheit zu bitten. Das Ergebnis: der allen willig gibt … Das Wort gibt ist im Griechischen ein Partizip – Gott ist der gebende Gott; Gott gibt fortwährend, und er liebt es, Weisheit zu schenken. In der jüdischen Vorstellung bestand Weisheit im Ausleben von Gerechtigkeit im Alltag. So wird die Weisheit im Buch der Sprüche beschrieben: Weisheit ist nicht nur ein geistiges Vermögen, sondern die Fähigkeit, ein Alltagsleben in Gerechtigkeit zu führen. Wenn uns Weisheit mangelt, sollen wir darum bitten. Der Autor verwendet die Gegenwartsform: Fragt immer weiter! (So auch in Matthäus 7,7.) Gottes Antwort ist, dass er dieses besondere Gebet freigiebig und schlicht beantwortet. Was Gott nicht versprochen hat, mag er oder mag er nicht erfüllen; was er aber versprochen hat, wird er tun. Er hat verheißen, für Weisheit zu sorgen; also sollten Gläubige immer wieder darum bitten. Der gebende Gott wird diese Weisheit großzügig schenken, weil das für Gottes Wesen charakteristisch ist. Gott wird sie großzügig [im Elberfelder Text „willig“ – Anm. d. Übers.] herschenken – ein Wort, das wir nur hier und nirgends sonst im Neuen Testament finden. Das Adverb deutet an, dass Gott mit einer einzigen Absicht schenkt: Diese Absicht ist das Wohlergehen des Gläubigen. Außerdem schreibt Jakobus, dass Gott allen Weisheit schenkt, die darum bitten. Er wird nicht schelten. Mit anderen Worten: Gott wird reagieren und Weisheit gewähren, wenn sie im Gebet erbeten wird; aber er wird den Bittsteller für seine Frage nicht mit Beleidigungen überhäufen. Außerdem wird er den Bittsteller auch nicht an seine vergangenen Antworten auf vorige Gebete erinnern. Gott wird nicht antworten: „Was hast du denn mit dem gemacht, was ich dir schon gegeben habe?“ Gott stimmt nicht zu, nur um den Gläubigen zu demütigen. Er wird ersehen und für den Gläubigen sorgen. Gott antwortet: …und sie wird ihm gegeben werden. Das ist eine absolute Sicherheit; denn – nochmals – wenn Gott verheißen hat, als Antwort auf Gebet etwas zu geben, wird er das tun. Laut Sprüche 9,10 ist die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang. Wenn wir uns ihm nähern, um Weisheit zu erbitten, sollten wir das in Furcht und Zittern tun. Einerseits sollten wir um die Weisheit beten, die wir zum Durchstehen einer Prüfung brauchen. Andererseits sollten wir Gott fragen, welche „Weisheit“ wir nach seinem Willen aus dieser Prüfung gewinnen sollen.

Arnold Fruchtenbaum — Der Jakobusbrief

    Er leitet die Sanftmütigen im Recht, und lehrt die Sanftmütige

    Des Wegs führt er die sich Hinbeugenden
    im Rechtsgeheiß,
    lehrt die sich Beugenden seinen Weg.
    Buber & Rosenzweig 1976 – Psalm 25,9

    Allen, die ihre Schuld eingestehen, zeigt er, was richtig ist
    und wie sie nach seinem Willen leben sollen.
    Hoffnung für Alle – 2015 – Psalm 25:9

    Er leitet die Elenden im Recht und lehrt die Demütigen seinen Weg.
    Die Philippson-Bibel – Psalm 25:9

    Einen Vers aus dem 25.Psalm hatten wir schon : Lenkst du schon meine Wagen?

    In Vers 8 ist der Weg der Wille Jahwes für die Sünder; und das hebräische Verb für unterweisen ist dasjenige, aus dem das hebräische Wort für „Gesetz“ (Tora) gebildet wird. Die Fußnote von TOB kommentiert, dass Sünder hier diejenigen sind, die den richtigen Weg, den sie gehen sollten, verfehlen. TEV macht aus Vers 8 zwei Aussagen, die erste der Grund und die zweite das Ergebnis.
    In der Übersetzung wird es manchmal notwendig sein, von den beiden Modifikatoren gut und aufrecht abzuweichen, indem man z. B. sagt: „Der Herr ist gut und tut immer, was recht ist“. In einigen Sprachen kann es notwendig sein, davon zu sprechen, dass der Herr gerecht richtet, da das Richten eng mit Gottes Gerechtigkeit verbunden ist; zum Beispiel: „Gott ist gut und richtet die Menschen gerecht“.

    In Vers 9 sind die beiden Zeilen parallel. Die Demütigen sind diejenigen, die auf Gott vertrauen und nicht auf sich selbst (vgl. 9,12, wo RSV „die Bedrängten“ steht). Die beiden Verben er führt und lehrt sind parallele Verben; und was in Zeile a richtig ist (siehe 7,6), wird in Zeile b durch seinen Weg definiert, d. h. die Art und Weise, wie er möchte, dass sein Volk ihm folgt, dass es lebt.
    Vers 8 endet mit „Weg“, und dieselbe hebräische Wurzel wird im Verb in Vers 9 verwendet, „führt“, wobei das Substantiv am Ende von Vers 9, „Weg“, wiederholt wird. Auf diese Weise hat der Psalmist den beiden Versen einen Zusammenhang gegeben. In Zeile b von Vers 9 ist „lehrt“ die spezifischere Entwicklung von „führt“ in Zeile a.
    Er führt die Demütigen, was in manchen Sprachen negativ ausgedrückt werden muss, z. B. „er führt Menschen, die nicht stolz sind“, oder idiomatisch ausgedrückt „er führt Menschen, die kein geschwollenes Herz haben“.

    Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

    „Er leitet die Elenden (Demütigen) recht.“ Die Bereitschaft, sich leiten zu lassen, findet sich in keinem Menschen. Zuerst muß das Herz gedemütigt und gebeugt werden, weil es von Natur aus mit Hochmut und Stolz erfüllt ist. Gott demütigt zuerst, und dann reicht er freundlich seine Hand, um durch das ganze Leben zu führen!

    Jean Calvin – Andachten und Zitate

    Es wurde festgestellt, dass viele Gesetze und ethische Forderungen oft eine Motivationsklausel enthalten, die das geforderte Verhalten rechtfertigt.68 Einige dieser Klauseln berufen sich auf das Verhalten Gottes, um menschliches Handeln zu rechtfertigen. Im Dekalog heißt es: „Gedenke des Sabbattages … denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht … und ruhte am siebten Tag“ (Exod 20,8.11). Das Buch des Bundes mahnt zur Barmherzigkeit gegenüber Schuldnern, „denn ich bin barmherzig“ (2. Mose 22,27). Levitikus mahnt: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (Lev 11,45). Das Deuteronomium verbietet die Annahme von Bestechungsgeldern, denn Gott „ist nicht parteiisch und nimmt keine Bestechung an“ (Dtn 10,17; 16,19). Die Motivation, auf bestimmte Weise zu handeln, weil Gott so handelt, findet sich also in einer Vielzahl von Gesetzessammlungen im Pentateuch, und es scheint daher wahrscheinlich, dass sie auch in den Erzählungen vorausgesetzt wird.

    Die Bedeutung der Nachahmung Gottes als Schwerpunkt des alttestamentlichen ethischen Denkens ist von verschiedenen Gelehrten anerkannt worden. Der Mensch, der einen neuen Lebensweg sucht, ist aufgerufen, sich Gott zum Vorbild zu nehmen: „Gut und geradlinig ist Gott, darum unterweist er die Sünder auf dem Weg. Er leitet die Demütigen in Gerechtigkeit und lehrt die Demütigen seinen Weg“ (Ps 25,8-9).’69 Für das Alte Testament, wie wir es kennen, ist Ethik eine Sache der Nachahmung des Musters von Gottes eigenen Handlungen, in der Erlösung und in der Schöpfung, weil diese einem Muster entspringen, das immer in seinem eigenen Geist existiert und nach dem er die Welt mit Gerechtigkeit und Barmherzigkeit regiert.’70 Das Leben Gottes ist ein Vorbild für das moralische Leben. Gott, wie er von Israel erfahren und durch den Kanon an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wurde, soll als moralischer Akteur nachgeahmt werden, sowohl im Charakter als auch im Verhalten.

    Gordon J. Wenham – Geschichte der Torah – Das Alte Testament ethisch lesen

    Wahre Gottesfurcht bewirkt Demut. Als der Apostel Paulus die römischen Christen vor dem Gift des Stolzes warnte, führte er ihnen die Gottesfurcht als Gegengift vor Augen: „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!“ (Röm 11,20). Stolz oder Hochmut ist eine besonders verachtenswerte Sünde. Es war diese Sünde, die Satan zu Fall brachte, und die auch zum Fall des Menschen führte (vgl. 1.Tim 3,6). Ich würde sagen, dass Stolz die Ursünde und damit eine sehr tödliche Sünde ist. Aber gegen diese tödliche Sünde hat Gott eben ein Gegenmittel: die Demut. Über dieses anmutige Kleidungsstück sagt der Apostel: „Umkleidet euch mit Demut im Umgang miteinander!“ (1.Petr 5,5). Die Frage ist jetzt allerdings, wie wir diese Demut erhalten. Darauf antwortet der Apostel: durch die Gottesfurcht! „Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich!“ Das bedeutet: Fürchte dich vor dir selbst und sei ständig darum besorgt, dass dein böses Herz nicht in die Falle des Teufels gerät, und er daraus einen Vorteil ziehen könnte. Fürchte dich, damit du nicht vergisst, was du von Natur aus bist. Vergiss nicht, wie sehr du fortwährend die Vergebung und Unterstützung des Heiligen Geistes benötigst, damit du nicht stolz über deine eigenen Fähigkeiten wirst und vergisst, was du alles von Gott empfangen hast. Fürchte Gott, das wird dich in deinen eigenen Augen klein machen und dich demütig halten und dich dahin bringen, dass du Gott um Barmherzigkeit anflehst. Die Gottesfurcht wird auch bewirken, dass du niedrig über dich selbst denkst und deinen Nächsten höher achtest als dich selbst. Auf diese Weise wirst du demütig wandeln und fortwährend von Gott gelehrt werden. „Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg“ (Ps 25,9).
    Die Gottesfurcht bewirkt diese wundervolle Demut. Aber sie bewirkt nicht nur Demut, sondern sie bewahrt sie auch. Wenn ein Mensch Gott im Glauben fürchtet, nimmt ihm dies sein Vertrauen auf sich selbst und bewirkt, dass er alle Hilfe und Weisheit von Gott erbittet und bereitwillig auf seinen Rat hört.

    Gottesfurcht – Schmidt, Benjamin, Münch, Andreas

    An diesem Punkt hielt David inne, um über den Charakter des Herrn, seines Gottes, nachzudenken. Denn warum sollte er zum Herrn beten, wenn man ihm nicht vertrauen kann? Aber man kann ihm vertrauen! Zunächst einmal ist er „gut und aufrichtig“, und was er sagt und tut, ist immer richtig. Wenn wir uns ihm in Sanftmut unterordnen, wird er uns seine Wege lehren, aber wenn wir hochmütig sind, wird er schweigen. Im Neuen Testament beschreibt das Wort „sanftmütig“ ein Pferd, das zerbrochen wurde, einen beruhigenden Wind an einem heißen Tag und eine heilende Medizin. Sanftmut ist keine Schwäche, sondern eine kontrollierte Kraft. Man kann Gott vertrauen, dass er diejenigen leitet, die seinem Wort gehorchen (V. 10), denn die Bereitschaft zum Gehorsam ist der erste Schritt zum geistlichen Verständnis (Johannes 7,17)

    Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

    Es ist manchmal sehr nützlich, sich zu fragen: Woher kommt dieser oder jener Wunsch in mir? Das Verlangen, dies oder das zu tun? Ich habe gefunden, dass diese Überlegung mehr als die Hälfte der Fragen, die die Christen in Verlegenheit bringen, auflösen würde. Zwei Drittel der übrig bleibenden sind das Ergebnis unserer Hast oder früherer Verfehlungen. Wenn ein Gedanke von Gott kommt und nicht aus dem Fleisch ist, so brauchen wir uns nur zu Gott zu wenden hinsichtlich der Art der Ausführung und der bezüglichen Mittel. Wir werden dann gewiss bald Leitung von oben erhalten. Wenn wir aber unseren natürlichen Wünschen und unserem Eigenwillen zu wirken erlauben, so werden wir vergeblich auf Antwort von oben warten. Gottes Weisheit wird sich niemals zur Dienerin unseres Willens machen. Hier liegt eine andere Quelle zahlloser Schwierigkeiten, die Gott nicht lösen kann. In solchen Fällen wird Er uns in seiner Gnade Gehorsam lehren und uns zeigen, wie viel Zeit wir mit unserer eigenwilligen Tätigkeit verloren haben, aber Er kann unsere Bitten nicht beantworten. «Er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg» (Ps 25,9).

    Halte fest 1967

    Wenn nun jemand fragt: Aber was soll ich tun, wenn es sich bei einer Entscheidung weder um eine Frage der Liebe noch des Gehorsams handelt? Dann antworte ich: Du solltest mir einen Grund aufweisen, überhaupt zu handeln. Es handelt sich dann nur um deinen eigenen Willen, und du kannst nicht die Weisheit Gottes deinem Willen unterwerfen. Hierin liegt ebenfalls die Ursache für zahlreiche Schwierigkeiten, die Gott niemals lösen wird. In diesen Fällen will Er uns in Seiner Gnade Gehorsam lehren und uns zeigen, wieviel Zeit wir in unserer eigenwilligen Tätigkeit verloren haben. Denn „er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg“ (Ps 25,9).

    Ermunterung und Ermahnung 1985

    Das Dienstalter der Leviten

    Und Jehova redete zu Mose und sprach:
    Dies ist es, was die Leviten betrifft: Von 25 Jahren an und darüber soll er eintreten, um die Arbeit zu tun im Dienste des Zeltes der Zusammenkunft. Aber von fünfzig Jahren an soll er aus der Arbeit des Dienstes austreten und nicht mehr dienen; er mag seinen Brüdern helfen am Zelte der Zusammenkunft, um der Hut zu warten; aber Dienst soll er nicht tun. So sollst du mit den Leviten tun in ihren Obliegenheiten.
    Elberfelder 1871 – Numeri 8,23–26

    Jahwe sagte zu Mose:
    „Für die Leviten gilt Folgendes: Mit 25 Jahren (- Mit 25 Jahren. In 4. Mose 4,3.23.30 wurde das Alter mit 30 Jahren angegeben, was sich dort aber auf das Tragen verschiedener Teile der Stiftshütte bezog. Ihren allgemeinen Hilfsdienst begannen die Leviten schon mit 25 Jahren. David setzte später das Eintrittsalter auf 20 Jahre herab (1. Chronik 23,24.27; Esra 3,8). -) soll ein Levit in die Arbeit am Offenbarungszelt eintreten. Wer 50 Jahre alt ist, soll von der Dienstverpflichtung zurücktreten und keinen Dienst mehr tun. Er kann seinen Brüdern bei der Arbeit am Zelt helfen, soll aber keinen Dienst mehr tun. So sollst du es mit den Leviten und ihren Aufgaben halten.“
    Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Numeri 8:23–26

    Weiter sprach der Herr zu Mose:
    «Die Leviten sollen ihren Dienst im heiligen Zelt mit 25 Jahren beginnen und mit 50 Jahren beenden. Wer älter ist, soll nicht mehr zu den Arbeiten eingeteilt werden. Er kann den jüngeren Leuten jederzeit helfen, soll aber keine Pflichten mehr haben. So sollst du den Dienst der Leviten ordnen!»
    Hoffnung für alle – 1996 – 4.Mose 8:23–26

    Die Etappen des Lebens

    Rabbi Jehuda ben Tema beschrieb die Phasen des Lebens mit den Worten (Avot 5:25):
    Mit fünf Jahren beginnt ein Kind [mit dem Studium der] Thora
    Mit zehn Jahren die Mischna
    Mit dreizehn Jahren [ist er für die Erfüllung] der Mitzwot verantwortlich
    Mit fünfzehn Jahren beginnt er mit dem Studium des Talmud
    Mit achtzehn ist er bereit für die Ehe
    Mit zwanzig beginnt er mit der Suche [nach einem Lebensunterhalt]
    Mit dreißig ist [ein Mensch in der Fülle seiner] Kraft
    Mit vierzig erreicht er die Zeit des Verstehens
    Mit fünfzig Jahren [kann er] Ratschläge geben
    Mit sechzig Jahren kommt er in die Jahre
    Mit siebzig Jahren erreicht er ein reifes Alter
    Mit achtzig Jahren, [sein Überleben zeigt] Stärke
    Mit neunzig Jahren wird er gebückt [in Erwartung des Grabes]
    Mit hundert Jahren ist es so, als wäre er tot, vergangen und aus der Welt verschwunden.

    Ronald L. Eisenberg – Der JPS-Führer zu jüdischen Traditionen

    Warum war das Alter festgelegt? Wenn die Israeliten durch die Wildnis zogen, mußte ja auch das eigene Gepäck und die eigenen Zelte transportiert werden – und Jehovah ließ deshalb nur einen „kleinen Teil“ der Leviten für „Seine Wohnung“ abkommentieren…

    So wie Mose die Männer im wehrfähigen Alter zählte (1,16-45), so zählte er auch die Leviten im arbeitsfähigen Alter. Diese zweite levitische Zählung erfasst „Männer im Alter zwischen dreißig und fünfzig Jahren, die geeignet sind, in der Stiftshütte zu dienen“ (4,3) und für ihre „heiligen Gegenstände“ zu sorgen (4,4). An anderer Stelle heißt es, dass die Leviten im Alter von 25 bis 50 Jahren (8,24-25) oder ab 20 Jahren (1 Chr 23,24; 2 Chr 31,17; Esra 3,8) dienen sollen. Die Rabbiner bringen dies in Einklang, indem sie eine Ausbildung mit 20-25 Jahren vorschlagen, wobei der volle Dienst mit 30 Jahren beginnt (Hertz 1977:607; unter Berufung auf Sifre Numeri §62); dies wäre eine Parallele zur Gemeinde in Qumran, wo eine fünfjährige Ausbildung dem vollen Dienst vorausging (1QSa 1:12-19; 1QM 7:3). Ashley schlägt vor, dass das Alter wegen des Todes der unreifen Nadab und Abihu auf 30 Jahre angehoben wurde (1993:176). Vielleicht spiegelt dies drei verschiedene historische Einstellungen wider:
    (1) Alter 30 für den Transport und den Dienst in der Wildnis (Kap. 4),
    (2) Alter 25 für den Dienst im Zelt der Begegnung und
    (3) Alter 20, als es keine Notwendigkeit mehr für den Transport der Stiftshütte gab (Harrison 1990:156-157; Noordtzij 1983:81).

    Eckstein Biblischer Kommentar – Leviticus, Numeri, Deuteronomium

    Nachdem all dies geschehen war, gingen die Leviten zur Stiftshütte, um ihren Dienst zu beginnen (V. 20-22 ). Während das Transportieren der Stiftshütte ja nur Leviten zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr gestattet war ( 4Mo 4,3 ), war das Mindestalter für diese Art von Dienst 25 Jahre (V. 24 ). Der Dienst endete ebenso mit 50 Jahren, wobei allerdings über 50jährige den jüngeren Leviten weiterhin freiwillig helfen durften. Diese Beschränkungen sorgten dafür, daß die Leviten Gott in der Blütezeit ihres Lebens dienten.

    Walvoord Bibelkommentar

    Die Leviten dienten vom 30. bis zum 50. Lebensjahr (4,3.23.35). Aber in 4Mose 8,24-25 wird das Dienstalter von 25 bis 50 angegeben. Welche Angaben sind richtig? Beide sind richtig. Es gab offensichtlich eine fünfjährige Lehre oder ein Praktikum für die Leviten. In dem SoncinoKommentar heißt es:
    „Im Alter von 50 hörten sie auf, Gegenstände bei den Wanderungen zu tragen, aber sie konnten noch als Türhüter und Assistenten dienen,  . . . Sowohl im Altern zwischen 25 und 30 als auch nach dem Ruhestand im Alter von 50 konnten die Leviten kleinere Aufgaben in der Stiftshütte erfüllen.“ (S. M. Lehrman, The Soncino Chumash. The Soncino Books of the Bible, Ed. A. Cohen, London: The Soncino Press, S. 841.) 
    Die Aufgaben für die drei Familien der Leviten während der Wanderung:
    (a) Die Familie von Kehath wurde beauftragt, die Möbelstücke der Stiftshütte zu tragen, nachdem sie durch die Priester bedeckt worden waren (4,4-20). Dafür durften sie aber keinen Wagen und keine Rinder benutzen. Sie sollten die Möbelstücke selbst auf der Schulter tragen (7,9).
    (b)  Die Familie von Gerson sollte die Teppiche der Stiftshütte, die Decken, die Umhänge und den Vorhang vom Eingang der Stiftshütte tragen (4,22-28). Dafür durften Sie zwei Wagen und vier Rinder benutzen (7,7).
    (c) Die Familie von Merari sollte die Bretter, die Riegel, die Säulen und alle dazugehörigen Geräte der Stiftshütte tragen (4,29-32). Dafür durften sie vier Wagen und acht Rinder benutzen (7,8).           

    Bei jeder Vorbereitung einer Reise (einer Wanderung) in die Wüste sollten die Priester die Möbelstücke in der Stiftshütte bedecken. Erst danach durften die Leviten kommen, um die bedeckten Möbelstücke zu tragen (4,15). Wenn die Leviten auch nur die unbedeckten Möbelstücke im Heiligtum anschauen würden, sollten sie sterben (4,17-20).
    Die Leviten sollten die Dienstanweisungen der Priester befolgen (4,27). 
    Was sonst taten die Leviten als Helfer und Diener der Priester? Wir können verstehen, dass sie viele Aufgaben erfüllten, die notwendig waren. Die Leviten reinigten die Vorhänge, backten Schaubrot für das Heilige, leiteten und machten Musik, holten Holz für die Feuer am Altar, kümmerten sich um die Tiere bevor sie geopfert wurden, etc., etc. 
    Zusammenfassung aus 18,1-4: Die Priester hatten die Hauptverantwortung. Die Leviten waren Diener und durften die besonderen Aufgaben der Priester nicht übernehmen.

    ERF – Bibelkunde Altes Testament

    Der Ruhestand der Leviten (8,23-26). Auf den Abschnitt über die Einsetzung der Leviten folgt eine Regelung über ihren Rückzug, die die Diskussion über ihren Dienst zu einem angemessenen Abschluss bringt.
    Im Alter von fünfzig Jahren müssen sie aus der „Arbeitswelt“ ausscheiden (25). (Hebräisch ṣĕbāʾ hāʿăbōdâ wörtlich „Heer des Dienstes“, RSV Arbeit des Dienstes.) Hier wie in Kapitel 3 bedeutet ʿăbōdâ die schwere Arbeit des Auf- und Abbaus und des Transports der Stiftshütte, eine Arbeit, die für Männer in der Blüte ihres Lebens geeignet ist, definiert als (- Von 25 Jahren und darüber (24). Diese Regelung steht im Widerspruch zu der Bestimmung in Kapitel 4, dass die Leviten zwischen 30 und 50 Jahren (siehe Verse 3, 23, 30, 35, 39, 43, 47) arbeiten sollen. Der LXX versuchte bereits, diese Zahlen zu harmonisieren, indem er die Altersgrenze in Kapitel 4 auf 25 Jahre herabsetzte. Jüdische Ausleger vermuten, dass die Leviten in den ersten fünf Jahren eine Lehre absolvierten. Kritische Ausleger argumentieren, dass 8,23-26 aus einer anderen, wahrscheinlich späteren Quelle als Kapitel 4 stammt, ein Schritt in Richtung der 20 Jahre von 1 Chronik 23,24; 2 Chronik 31,17; Esra 3,8.
    In 1. Chronik 23,24ff. wird erwähnt, dass David das Alter für den levitischen Dienst von 30 auf 20 Jahre herabsetzte, weil sie nicht mehr die Stiftshütte tragen mussten, sondern den Priestern bei der Reinigung des Tempels halfen, bei verschiedenen Getreideopfern mitwirkten und einen Tempelchor bildeten. Es sieht also so aus, als ob die Altersgrenze für den Dienst der Leviten herabgesetzt wurde, weil mehr Leviten für den Tempelgottesdienst als für die Stiftshütte benötigt wurden. Ob aber Numeri 8,24 als ein Schritt in diese Richtung zu werten ist, ist zweifelhaft. Abgesehen vom unterschiedlichen Alter deutet auch stilistisch nichts darauf hin, dass 8,23-26 aus einer anderen Quelle als Kapitel 4 stammt. Der Kontext dieser Vorschrift zwischen 7,1 (vgl. Exodus 40,2) und 9,1 deutet darauf hin, dass sie um den 13. Tag des ersten Monats datiert ist, also vor den Vorschriften in Num 1,1ff. Es scheint daher eher anzunehmen, dass das Mindestalter für den Levitendienst von 25 auf 30 Jahre angehoben wurde. Ein Grund dafür wird nicht genannt. Haben die Volkszählungen ergeben, dass es mehr Leviten gab, als für den Transport der Stiftshütte nötig waren? Die Anhebung der Altersgrenze von 25 auf 30 Jahre hätte die Zahl der benötigten Leviten um mindestens 20 % verringert.-) bis 50 Jahre alt in Vers 24. Aber auch nach dem Eintritt in den Ruhestand dürfen ältere Leviten den jüngeren Männern helfen, indem sie „Wache halten“, RSV den Auftrag erfüllen (26; vgl. Kapitel 3).

    4.Mose – Tyndale-Kommentar zum Alten Testament

    Aber mit fünfzig Jahren sollen sie sich aus der Arbeit zurückziehen und nicht mehr dienen. (Num. 8:25) Raschi geht näher auf die Art des Rückzugs ein:


    ולא יעבוד עוד׃ עבודת משא בכתף, אבל חוזר הוא לנעילת שערים ולשיר ולטעון עגלות, וזהו ושרת את אחיו עם אחוהי, כתרגומו׃ (רש „י, שם)

    und soll nicht mehr dienen: bei der Aufgabe des Tragens auf der Schulter, sondern er kehrt zurück zu [der Arbeit des] Verschließens der Tore, des Singens und des Beladens der Wagen. Das ist [die Bedeutung des nächsten Verses:] „Sie dürfen ihren levitischen Brüdern helfen.“ (Raschi, Num. 8:25) Raschi erklärt, dass die Leviten, die die Geräte der Stiftshütte auf ihren Schultern tragen sollten, im Alter von fünfzig Jahren von ihren Aufgaben als Träger entbunden werden sollten (vermutlich wegen der anstrengenden Arbeit, die damit verbunden war), aber ihre anderen Aufgaben weiterhin erfüllen sollten. Und die Leviten, die für den Transport der Gegenstände in den Wagen zuständig waren, sollten ihre Aufgaben im Alter von fünfzig Jahren ohne Unterbrechung fortsetzen. In der Vergangenheit war der mit dem Altern einhergehende Verlust an körperlicher Kraft ein wichtiger Faktor bei der Festlegung des Rentenalters. Die Verlagerung der Beschäftigung von Arbeiter- zu Angestelltenjobs hat diese Auswirkung jedoch möglicherweise abgemildert und damit das Berufsleben der Menschen verlängert. Der JPS Rashi Diskussion Tora-Kommentar

    Der letzte Abschnitt der Vorschriften für die Leviten im Buch Numeri gibt die Altersgrenzen für die levitischen Arbeiten an. Diese Zahlen wurden bereits in der levitischen Volkszählung in Kapitel 4 genannt. Der vorliegende Abschnitt ist jedoch nicht nur deshalb wichtig, weil er uns darüber informiert, dass der Levit mit Erreichen des fünfzigsten Lebensjahres von der beschwerlichen Aufgabe des Abbaus der Stiftshütte ablassen muss, sondern auch, weil er sich nicht in den Ruhestand zurückzieht, sondern weiterhin den Wachdienst, die andere Hauptaufgabe der Leviten, ausübt (vgl. 3,7).

    Das hier angegebene Anfangsalter von fünfundzwanzig Jahren steht im Widerspruch zu dem in der Volkszählung angegebenen Anfangsalter von dreißig Jahren (4:3, 23, 30; vgl. 1 Chron. 23:3). Das Problem wird noch durch eine dritte Variante des Anfangsalters verschärft, nämlich das von zwanzig Jahren, das in der nachexilischen Literatur genannt wird (1. Chron. 23:21, 27; vgl. Esra 3:8; 2. Chron. 31:17).

    Das letztere Problem wird in der Regel mit Hilfe der Liste der Rückkehrer aus dem babylonischen Exil gelöst, die 74 Leviten gegenüber 4.289 Priestern aufführt (Esra 2:36-40; Neh. 7:39-41). Es wird daher vermutet, dass der Mangel an Leviten, die für den Tempeldienst zur Verfügung standen, die Verlängerung ihrer Dienstzeit notwendig machte. Der Chronist bestätigt jedoch selbst, dass es reichlich Leviten gab (1. Chron. 23:3).

    Die Antwort ist vielmehr im veränderten Arbeitsprofil der Leviten zu finden. Der Schlüssel zu dieser Veränderung ist die Abschaffung der oberen Altersgrenze. Wie der Chronist selbst bezeugt, musste der Levit zur Zeit Davids nicht mehr die Stiftshütte und ihre Heiligtümer transportieren, sondern war für die Instandhaltung des Tempels, die Zubereitung der Opferzutaten, die Bewachung des Tempels (die Fortsetzung der alten Funktion) und die musikalische Liturgie zuständig (1. Chron. 23:28-31). Die zusätzlichen Aufgaben des Leviten, die keine übermäßige körperliche Arbeit mit sich brachten, machten es also notwendig, seine Anstellung vom zwanzigsten Lebensjahr bis zum Tod zu verlängern (vgl. Ramban zu 8,24-26). Dies spiegelt sich in der rabbinischen Aussage wider, dass der Levit beim Einzug in das verheißene Land nicht aufgrund seines Alters, sondern nur aufgrund einer beeinträchtigten Singstimme disqualifiziert werden konnte (Sif. Num. 63; Sif. Zut. zu 8:26).

    Dennoch bleibt die Diskrepanz zwischen den Altersangaben dreißig (Kap. 4) und fünfundzwanzig (Kap. 8) im priesterlichen Text bestehen. Die Septuaginta durchschlägt den gordischen Knoten einfach: In 4:3, 23, 30 heißt es fünfundzwanzig statt dreißig. Die Rabbiner bringen die Diskrepanz in Einklang, indem sie vermuten, dass der Levit im Alter von fünfundzwanzig Jahren in die Ausbildung eintrat und vielleicht als Assistent diente, aber erst im Alter von dreißig Jahren seine volle Rolle in den Reihen der Levitenarbeiter übernahm.33 Die Mitglieder der Sekte vom Toten Meer in Qumran lösten diese Diskrepanz auf genau dieselbe Weise, nur dass sie das levitische Alter für den Dienst in der Stiftshütte auf ihre gesamte Gemeinschaft anwandten. Indem sie das Wort für die levitische Arbeitskraft, tsavaʾ (z. B. 4,3; 8,24), als „Armee“ übersetzten (vgl. 1,3), ordneten sie an, dass jeder Mann im Alter von fünfundzwanzig Jahren für die militärische Ausbildung mobilisiert wurde und dann bis zum Alter von dreißig Jahren niedere Arbeiten verrichten musste, bis er vollständig in die militärischen Ränge aufgenommen wurde (1QSa 1,12-19; 1QM 7,3). Diese Auslegung zeigt übrigens deutlich, dass die Qumraniten den masoretischen Text und nicht die Septuaginta vor sich hatten.

    Jakob Milgrom – Der JPS Tora-Kommentar – Numeri

    Dies ist für die Leviten, die Jahre machen sie untauglich, aber Leibesfehler machen sie nicht untauglich (Sifre). Von 25 Jahren an, und an einer anderen Stelle sagt er (4, 3), von 30 Jahren an; wie ist das zu verstehen? Von 25 Jahren an kommt er, die Vorschriften des Dienstes zu lernen, und er lernt 5 Jahre; und mit 30 Jahren versieht er den Dienst; von hier geht hervor, dass, wenn ein Schüler während 5 Jahren keinen Erfolg bei seinem Lernen gesehen hat, er keinen mehr sehen wird (Sifre). 25. Und diene nicht mehr, den Dienst, dass er auf der Schulter trägt (Sifre); aber er darf wiederkommen zum Schliessen der Tore, zum Gesang und zum Beladen der Wagen; das bedeutet, er diene mit seinen Brüdern, wie der Targ. sagt, mit seinen Brüdern. 26. Wache zu halten, rings um das Zelt zu lagern und es während der Wanderungen aufzurichten und abzuschlagen.

    Raschi – Kommentar zur Tora

    Hat Josephus jemals als Priester im Tempel gedient?

    Diese Frage scheint es wert zu sein, gestellt zu werden, und sei es nur, weil ich niemanden gefunden habe, der sie gestellt hat, obwohl es nicht unwahrscheinlich ist, dass irgendwo in der umfangreichen Literatur über Josephus jemand dies getan hat. Das erste Hindernis bei der Beantwortung der Frage ist die Tatsache, dass es unmöglich zu sein scheint, ganz sicher zu wissen, in welchem Alter Priester für den Dienst im Tempel geweiht wurden. Das Alte Testament gibt darüber nur für die Leviten Auskunft, und die Angaben sind nicht einheitlich: dreißig (Num 4:3, 23, 30, 35, 39, 43, 47; 1 Chron 23:3), fünfundzwanzig (Num 8:23-26), zwanzig (Esra 3:8; 1 Chron 23:24, 27; 2 Chron 31:17). Die Rabbiner diskutierten darüber, ob ein Priester mit dem Erreichen der Pubertät oder erst mit dem Erreichen des zwanzigsten Lebensjahres zum Dienst qualifiziert ist, wobei sie behaupteten, dass letzteres die tatsächliche Praxis sei (b. Hull. 24 a-b). Die beiden Ansichten repräsentieren unterschiedliche Arten der Bestimmung der Volljährigkeit. (1QSa 1:8-15 weist ebenfalls darauf hin, dass das zwanzigste Lebensjahr als das Alter der Volljährigkeit angesehen wurde).
    Wir können nicht wirklich sicher sein, dass die Rabbiner die Praxis vor 70 richtig eingeschätzt haben.

    Richard Bauckham – Die jüdische Welt um das Neue Testament

    Ob man wirklich aus der Dienstzeit der Leviten einen Rückschluss auf unsere heutige Arbeit ziehen darf? Wie sah dass mit den Priestern aus? Und wie mit dem Hohenpriester? Wollte Jehovah, dass die Menschen IHM freiwillig dienen, oder sollten die Menschen, wie die Leviten „verpflichtet sein“ IHM zu dienen? Wollte ER das wir uns schlecht fühlen, wenn wir älter werden, und nicht mehr so viel für IHN tun können? Vielleicht sollten wir doch öfter die gesamte Bibel lesen, um das Herz des Schöpfers zu verstehen – und zu sehen, dass ER für jedes Alter von uns, eine „besondere Aufgabe“ gestellt hat. Wir sind nicht von IHM erschaffen, um von Jung bis Alt immer nur die eine Aufgabe zu haben – die Idee, eine Aufgabe von Jung bis Alt – ist eher die Sicht einer „produktiven Arbeit“, einer menschlichen Organisation.

    „Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten“ ??

    Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind.
    Elberfelder 1871 – Lukas 10,20

    Doch nicht darüber freuet euch, dass die Geister euch untertan sind; freuet euch vielmehr, dass eure Namen in den Himmeln aufgeschrieben sind! (a) Php 4:3; Heb 12:23; Off 20:12; 21:27
    Zürcher 1931 – Lukas 10,20

    Doch darüber freuet euch nicht, daß die Geister (Geister ist hier, wie auch sonst immer, im Griechischen sächlich, so daß vielleicht meist besser mit „geistigen Mächte“ zu übersetzen wäre. Dasselbe gilt von dem neutestamentlichen „Dämonion“.) euch untertan sind; freuet euch aber, daß euere Namen in den Himmeln (d. h. bei Gott) aufgeschrieben sind.
    Die vier Evangelien des Reinhardt – Lukas 10:20

    Aber lasst nicht das den Grund eurer Freude sein, dass euch die Geistesmächte unterlegen sind. Sondern freut euch darüber, dass die Namen von jedem Einzelnen von euch in der unvergänglichen Welt Gottes aufgeschrieben sind.
    Roland Werner – Das Buch – Lukas 10,20

    Übrigens, an dem freut euch nicht, dass die Geister euch sich unterstellen, freut euch aber, dass eure Namen eingeschrieben sind ein für allemal in den Himmeln.
    Pfleiderer Übersetzung – Lukas 10:20

    Erfreut euch abgesehen davon nicht daran, dass euch die Geister unterworfen sind! Seid dagegen froh, dass eure Namen bereits in den Himmelswelten eingeprägt worden sind!
    Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Lukas 10:20

    Zurück zur Überschrift:

    Die Jünger mussten lernen, sich nicht nur über das zu freuen, was sie erreichten, sondern darüber, dass Jehova ihren Einsatz schätzte.

    Diesen Satz würde ich unterschreiben – und alle Übersetzer wohl auch, denn Jesus sagt, dass die Namen Seiner Jünger „eingeschrieben sind“ oder „bereits“ „ein für alle Mal“!
    Deshalb würden Seine Jünger natürlich aus Liebe weiter bei Jesus bleiben.
    Aber der oben zitierte Kommentar sagt weiter:

    Wenn wir nicht aufgeben, werden wir mit ewigem Leben belohnt. Wenn wir fleißig Wahrheitssamen aussäen und bewässern, säen wir gleichzeitig „im Hinblick auf den Geist“. Wir geben ihm die Möglichkeit, ungehindert in unserem Leben zu wirken. Solange wir nicht „aufgeben“ oder „müde werden“, garantiert uns Jehova, dass wir ewiges Leben ernten, selbst wenn wir niemanden zur Taufe führen können

    Ups, DAS widerspricht dem, was die Aussage Jesu oben aussagt. Jesus fordert Seine Jünger nicht dazu auf, sich Mühe zu geben – sondern sich zu freuen!

    Aber schauen wir uns andere Kommentare an:

    Die Jünger kamen von der Reise, zu der sie der Herr zu zwei und zwei ausgesandt hatte, wieder zu Ihm zurück und erzählten Ihm, was sie getan und gelehrt hatten. Wer hätte auch mehr Interesse für ihre Mitteilungen haben können als Er? Wer konnte ihnen besser die Klippen zeigen, an denen sie nach diesem gesegneten Dienst leicht hätten Schiffbruch leiden können? Während sie sich freuten, daß ihnen auch die Geister Untertan gewesen waren, ruft ihnen der Herr Jesus zu: „Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister Untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen in den Himmeln angeschrieben sind“ (Lk 10,20).
    Glänzende Siege auf geistlichem Gebiet können einen Knecht des Herrn leicht verleiten, diese Siege nicht dem Herrn anzurechnen, sondern sie zum Gegenstand seiner eigenen Freude zu machen, und sie können ihm Anlaß zu Hochmut sein. Der Herr besitzt Liebe und Weisheit genug, um uns vor solchen Irrungen zu bewahren. Er kennt unsere Herzen und weiß, wie gefährlich es für uns ist, öffentlich aufzutreten.

    Ermunterung und Ermahnung 1972

    Als die Boten zurückkamen, waren sie voll Freude, daß auch die bösen Geister sich ihnen in Jesu Namen hatten unterwerfen müssen. Jesus antwortete ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.“ Damit meinte er nicht, daß der Teufel in ebendiesem Moment aus dem Himmel herabgestürzt wurde, sondern daß seine Macht gebrochen war. Die Wunder, die die ausgesandten Jünger hatten tun können, waren möglich, weil Jesus selbst zuvor den Satan besiegt hatte. Die Macht, die Jesus ihnen gegeben hatte, und die Verheißung, daß ihnen nichts schaden könnte, auch nicht Schlangen und Skorpione, galten allerdings nur für diesen besonderen Auftrag. Jesus ermahnte sie aber auch, sich nicht darüber zu freuen, daß sie in seinem Namen Dämonen austreiben konnten, sondern darüber, daß ihre Namen im Himmel geschrieben waren. Die persönliche Beziehung eines Glaubenden zu Gott ist es, die ihm Grund zur Freude gibt.

    Walvoord Bibelkommentar

    Der Name Jesus hat sich als Kraft erwiesen, alle Siebzig bezeugen es mit freudigem Dank. Jesus hat an ihren Kämpfen teilgenommen und gesehen, daß der Feind eine erste entscheidende Niederlage erfahren hat. Wichtiger aber als diese Siege sollte für Jünger Jesu der andere Tatbestand sein, daß sie „im Himmel registriert“ sind und als Erlöste davon wissen und zeugen können. Hier auf Erden werden unsere Namen vielleicht sogar verunglimpft oder bald vergessen. Gut, wenn sie bei Gott angeschrieben sind und wir in froher Heilsgewißheit unseren Weg gehen dürfen!

    Bruns – Die Bibel mit Erklärungen

    Die Besiegung des Teufels ist ein Merkmal des messianischen Zeitalters, wie es die Zuhörer des Lukas verstanden, aber es ist nicht das wichtigste Merkmal und nicht das, was sie hervorheben sollten. Der eigentliche Punkt ist, dass sich Jesus als der wahre Messias erweist und seine Nachfolger daher das wahre Volk Gottes sind; das bedeutet, dass ihre „Namen im Himmel geschrieben sind“.

    John H. Walton – Dämonen und Geister in der biblischen Theologie

    Inmitten der Freude der Siebzig will V. 20 auf die größte Freude hinweisen: »Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind. Sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind«. Natürlich will Jesus den Siebzig ihre Freude nicht nehmen! Aber er will doch eine glasklare Priorität setzen.
    »Geister« ist hier ein anderer Name für »Dämonen« (V. 17). Es handelt sich also um reale Wesen einer überirdischen Welt. Die bösen »Geister«, um die es hier geht, haben mit dem Satan den Abfall von Gott vollzogen und dienen ihm jetzt in seiner Auflehnung gegen Gott und bei seinem Hass gegen alles Göttliche (vgl. 1 Mo 6,1ff.; Jes 24,21ff.; Dan 10,13; 1 Kor 6,3; Eph 6,11 f; 2 Petrus 2,4; Offb 9,11). Jesus bezeugt ihre Existenz, auch wenn er keine »Geister-Lehre« in allen Einzelheiten vorgetragen hat.
    »Dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind« bezieht sich auf das Lebensbuch. Von einem solchen Lebensbuch ist in der Bibel häufig die Rede (2 Mo 32,32ff.; Ps 69,29; Jes 4,3; Dan 12,1; Mal 3,16; Phil 4,3; Heb 12,23; Offb 3,5; 13,8; 17,8; 20,12ff.; Offb 21,27). Worum handelt es sich? Es handelt sich darum, dass Gott die »Namen« derjenigen Menschen festhält, die ins ewige Gottesreich aufgenommen werden. Es sind also die Namen derer, die durch Jesu Blut erlöst sind (»Lebensbuch des Lammes«, Offb 13,8; 21,27). Ob dieses »Aufschreiben im Himmel« real in ein himmlisches Schriftstück oder sinnbildlich ins Gedächtnis Gottes erfolgt, muss offen bleiben. Auf jeden Fall bestätigt Jesus das Vorhandensein eines solchen Lebensbuches. Und das Wichtigste für ihn ist, dass seine Jünger (»eure Namen«) dort drinstehen, dass sie ein ewiges Leben im Reiche Gottes haben. Alles andere ist zweitrangig – auch ihre Herrschaft über die Dämonen. Denn es kann ja sein, dass Menschen im Namen Jesu Dämonen austreiben – und dennoch verdammt werden (Mt 7,22ff.). Auch Judas hatte solche Erfolge! Hier tritt ganz eindeutig zutage, was das Hauptziel Jesu ist: Unsere Rettung zum ewigen Leben.
    Der Leser bleibt nun zurück mit der nachdenklichen Frage: Stehe auch ich im Buch des Lebens? Wer Gewissheit sucht, der bekommt sie durch Joh 6,37. Auf jeden Fall sollten unsere vielen christlichen Aktivitäten die Tatsache nicht verdecken, dass es vorrangig um unsere Rettung zum ewigen Leben geht.

    Edition C

    „Doch“ ( plän) markiert einen starken Gegensatz. Es wird im NT meist mit „doch“ übersetzt; in Mk 12,32 mit „außer“; in Lk 6,24; 22,22 mit „aber“; in 11,41 mit „vielmehr“; in 12,31 mit „jedoch“; in 23,28 mit „sondern“. 22,42 zeigt dessen Bedeutung schön an: „Vater, wenn du diesen Kelch von mir wegnehmen willst – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ Der Herr Jesus wußte um die vorübergehende Natur der Zeichengaben und wollte, daß die Seinigen sich an den unveränderlichen Dingen freuten. So hatte die Tatsache, daß ihre Namen in den Himmeln angeschrieben waren, die unvergleich größere Bedeutung. Im Himmel finden sich Bücher wie die Aufzeichnungen über alle sündigen Werke (Offb 20,12) und das Buch des Lebens (V.12-15). Hebräer 10,7 mag sich gut auf ein Buch der Ewigkeit beziehen, auf dessen Titelblatt die Aufschrift steht: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust; und dein Gesetz ist im Innern meines Herzens“ (Ps 40,8). In einer ständigen Veränderungen unterworfenen Welt ist es eine große Freude und ein Grund unerschütterlicher Zuversicht zu wissen, daß unsere Namen im „Buch des Lebens des Lammes“ (Phil 4,3; Hebräer 12,23; Offb 21,27) eingetragen sind.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Wir gehören zu KEINER irdischen Organisation; jemand könnte daher die Namen aller Sekten aufzählen, und wir würden zu jedem nein sagen. Wir gehören nur der himmlischen Organisation an — ,deren Namen im Himmel eingeschrieben sind‘ (Herbäer 12:23; Lukas 10:20). Alle Heiligen, die jetzt leben oder die während dieses Zeitalters gelebt haben, gehörten zu UNSERER KIRCHENORGANISATION: Sie alle bilden EINE Kirche, und da ist KEINE ANDERE, die der Herr anerkennen würde. Daher ist jegliche irdische Organisation, die nur im geringsten dieser Vereinigung der Heiligen entgegensteht, im Widerspruch zu den Lehren der Schrift und im Gegensatz zum Willen des Herrn — ,auf daß sie alle EINS seien‘ (Joh 17:11).“

    englischen Ausgabe des Wacht-Turms vom März 1883 zitiert in WT 1.August 1980

    Wenn das Ergebis positiv bleibt

    Ich will aber, daß ihr wisset, Brüder, daß meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums geraten sind, so daß meine Bande in Christo offenbar geworden sind (d. h. als solche, die ich um Christi willen trage) in dem ganzen Prätorium und allen anderen, (O. an allen anderen Orten) und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, (O. durch den Herrn hinsichtlich meiner Bande Vertrauen gewonnen haben) viel mehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.
    Elberfelder 1871 – Philipper 1,12–14

    Aber ich will euch in Kenntnis setzen, Brüder, dass es durch meine Umstände mehr zum Vorstoßen der guten Botschaft gekommen ist,
    Jantzen & Jettel – Philipper 1:12

    Meine lieben Brüder und Schwestern! Ihr sollt wissen, dass meine Gefangenschaft die Ausbreitung der rettenden Botschaft nicht gehindert hat. Im Gegenteil!
    Hoffnung für Alle – Phil. 1,12

    JEHOVA ist nicht ein Gott der Gefangennahme. Er setzt keine seiner Geschöpfe hinter Schloss und Riegel. Er fesselt nicht einmal die Gedankengänge einer Person, sondern gewährt dem Sinn derer, die er erschaffen hat, Denkfreiheit. Er hat weder körperliche noch geistige Roboter ins Dasein gerufen, die sich mechanisch in den von ihm verordneten Bahnen bewegen müssten, sondern hat seine intelligenten Geschöpfe mit einem Sinn versehen, der nicht nur fähig ist, Recht und Falsch zu kennen, sondern auch frei ist, diesen oder jenen Weg zu wählen. Hat er diese Freiheit der Wahl, zusammen mit einem zur Vorsicht mahnenden Rat nicht schon dem ersten Menschenpaar in Eden gegeben? Und taten nicht auch seine Wortführer bei der Nation Israel dasselbe?

    Folglich ist es die biblische Wahrheit, welche die Menschheit instand setzen wird, erfolgreich aus Satans Kerkern auszubrechen, wodurch die Menschheit gelöst wird von der Knechtschaft zur Freiheit der Erkenntnis und des Dienstes für den wahren Gott. Mit freiem Sinn können die Glieder des Volkes Jehovas Gott dienen, auch wenn ihre Leiber in Gefängniszellen schmachten oder in Konzentrationslagern leiden. Als der Apostel Paulus eingesperrt war, schrieb er: „Ich möchte euch nun wissen lassen, liebe Brüder, dass die Lage, in der ich mich hier befinde, eher zur Förderung der Heilsverkündigung gedient hat. Es ist nämlich bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und sonst überall bekannt geworden, dass ich um Christi willen in Gefangenschaft bin; so haben denn die meisten Brüder in dem Herrn durch meine Gefangenschaft neue Zuversicht gewonnen und wagen deshalb mit wachsender Furchtlosigkeit (ohne Furcht vor den Folgen, Eine Amerik. Übers.) das Wort Gottes zu verkündigen.“ (Philipper 1:12-14, Menge) Frei von Irrtum und von der Furcht vor Folgen kämpft der Sinn, der mit biblischer Wahrheit erfüllt ist, einen gottgemässen Kampf, um andere für den Dienst Jehovas zu befreien.

    Wachtturm August 1950

    Die jüdischen Führer erkannten, dass sie nach römischem Recht keinen Grund hatten, Paulus anzuklagen. Also entschieden sie sich für eine andere Strategie. Sie erlaubten Paulus, sich an Cäsar zu wenden, erschienen dann aber nicht in Rom, um ihre Anklage vorzutragen. Sie hofften, dass Paulus auf diese Weise wenigstens zwei Jahre lang aus dem „Verkehr“ gezogen und in seinem Dienst unwirksam gemacht werden würde. Aber wie falsch sie lagen! Während seiner Gefangenschaft schrieb Paulus vier wichtige Briefe, die bis heute Einfluss auf die Welt haben: Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon. Der Apostel war zwar offiziell ein Gefangener, aber ihm wurde ein großer Teil der Freiheit gewährt. Dazu gehörte auch die Freiheit, in seiner eigenen Wohnung zu leben, anstatt im Gefängnis eingesperrt zu sein. So blieb Paulus in seinem eigenen gemieteten Haus, wo er alle empfing, die zu ihm kamen. Die Zeitform des griechischen Wortes für „empfangen“, apedecheto, ist das mittlere Imperfekt, was nach Robertson bedeutet, dass von Zeit zu Zeit Menschen zu Paulus kamen, und er sie in Ruhe empfangen konnte.
    Vers 31 fasst den Dienst des Apostels während dieser zweijährigen Periode zusammen. Er predigte weiterhin das Reich Gottes, d. h. er verkündete Gottes Reichsprogramm. Er fuhr auch fort, die Dinge über den Herrn Jeschua Messias zu lehren, der die Essenz des Evangeliums ist. Paulus tat dies mit aller Kühnheit, und niemand hinderte ihn daran. In Philipper 1,12-14 wird beschrieben, dass sein Dienst in diesen zwei Jahren sogar bis zur Prätorianergarde reichte, einer Eliteeinheit der römischen Armee, deren Mitglieder als persönliche Leibwächter der Kaiser dienten.

    Arnold Fruchtenbaum – Bibelkommentar zur Apostelgeschichte

    Mit den Philippern dagegen ist Paulus persönlich und seit Jahren fest verbunden, sie sind ja „seine Teilhaber an der Gnade“ und warten sehnlich auf Nachricht. Sie würden vielleicht seinen Ausführungen gar nicht die volle Aufmerksamkeit entgegenbringen können, wenn sie nicht erst einmal hörten, wie es Paulus geht. Darum läßt Paulus hier dem Dank und der Fürbitte für die Gemeinde sofort ein Wort über seine eigene Lage folgen. Aber – wie tut er es! Es war eine harte Veränderung für ihn eingetreten. Die Vergünstigung einer eigenen Mietwohnung (Apg 28, 30. 31) mit ihrer relativen Freiheit ist ihm entzogen worden, er sitzt nun im „Prätorium“ in Haft. „Prätorium“ ist im Griechischen ein Lehnwort aus dem Latein. Ursprünglich bezeichnet es den Wohnraum des „Prätors“ im Lager und wird dann für die Amtswohnung eines römischen Statthalters gebraucht. So kommt es im Neuen Testament in Mt 27, 27; Mk 15, 16; Jo 18, 28. 33; 19, 9 und Apg 23, 35 vor. Wäre unser Brief noch während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea geschrieben, so schlösse sich die Erwähnung des Prätoriums hier unmittelbar an Apg 23, 35 an. Aber nun sind wir ja in Rom, wo es natürlich keinen „Statthalter“ gab. So werden wir bei dieser Bezeichnung hier an die große Kaserne zu denken haben, in der die Kaiserliche Garde als Besatzung Roms lag, oder auch an die Kaiserliche Garde selbst. Da sich sofort ein Hinweis auf Personen anschließt: „und bei den übrigen allen“, wäre es sprachlich das Gegebene, auch bei der Nennung des „ganzen Prätoriums“ nicht an ein Gebäude, sondern an einen Personenkreis zu denken. „Meine Fesseln sind in Christus offenbar geworden in der ganzen Kaiserlichen Garde und bei den übrigen allen.“ Allerdings hätte es dann nähergelegen, auch „die Kaiserliche Garde“ ebenso wie „die übrigen alle“ in den einfachen Dativ zu setzen; das ausdrückliche „in“ bei „Prätorium“ weist doch wieder auf ein Gebäude. Zu einer endgültigen Entscheidung werden wir in dieser Frage nicht kommen. Aber für die Lage des Apostels werden wir uns doch ein zutreffendes Bild machen können.
    Der Prozeß des Paulus war nach langem (Apg 28, 30 „zwei Jahre“) schleppendem Gang nun offenbar in sein kritisches Stadium getreten; Paulus war für die Verhöre und die entscheidenden Verhandlungen in die Kaserne gebracht worden. Wie griff das in seine persönlichen Verhältnisse ein! Eigene Mietswohnung oder eine gewiß nicht sehr freundliche Arrestzelle in einer Kaserne – welch ein Unterschied! Und Paulus war ein alter Mann! Aber von seinem persönlichen Ergehen hören die Philipper und hören wir kein Wort. Nicht einmal die Andeutung einer Klage kommt über seine Lippen. Wie es ihm selber geht, das ist ihm einfach nicht der Rede wert. Nur eine einzige Frage bewegt ihn: Was bedeutet diese Wendung der Dinge für die Botschaft?! Sie schien auch da eine Wendung zum Schlimmen zu sein. Entziehung der eigenen Wohnung, Verlegung in die Kaserne, Verschärfung der Haft – war das nicht eine völlige Verhinderung seiner evangelistischen Arbeit? Die Philipper hatten offenbar von dieser einschneidenden Veränderung in der Lage des Apostels schon gehört. Paulus erzählt sie ihnen hier nicht erst als etwas Neues. Aber wenn sie nun gespannt und besorgt fragen, wie sich das alles nun gestaltet und ausgewirkt habe, dann kann Paulus ihnen antworten, „daß seine Lage mehr zum Fortschritt des Evangeliums geführt hat“.
    Wie kann das sein?! Gespannt hören auch wir mit den Philippern zu. Denn diese „Lage“ des Paulus ist uns Heutigen ja nicht mehr eine merkwürdige, ferne Sache, die wir uns mühsam anschaulich zu machen suchen, weil es früher einmal so etwas gegeben hat. Menschen unserer Tage, Brüder und Schwestern aus unserer Mitte, sind in ähnliche „Lagen“ gekommen und werden auch weiterhin noch hineinkommen. Wie wird man mit solcher Lage innerlich fertig, was bedeutet sie für das Evangelium? Warum läßt der Herr Seine Boten in solche Schwierigkeiten geraten? Das sind Fragen von heute. Paulus setzt sich über die Schwierigkeiten nicht einfach hinweg und tut nicht so, als wäre alles erfreulich und schön. Das merken wir an seinem Ausdruck „mehr“ oder „eher“. Aber das darf er nun doch dankbar feststellen, es hat alles doch „mehr“, „eher“ zum Fortschritt der Botschaft geführt. Denn es ergab sich eine neue, unerwartete Missionsmöglichkeit, eben in der Kaserne. Paulus spricht davon nicht in der aktiven Form: „Ich konnte hier Soldaten von Jesus sagen.“ Daß er von Jesus nicht schwieg, war ja selbstverständlich. Wie hätte Paulus irgendwo von Jesus schweigen können. Aber so unbedingt nötig unser Zeugnis ist, über dem Weg des Evangeliums liegt immer das Geheimnis göttlicher Führung und göttlicher Wirkung. Die „Tür des Wortes“ öffnen nicht wir, sondern Gott (Kol 4, 3).

    Wuppertaler Studienbibel

    Allem voran stellt er in Vers Phil 1, 12 die Tatsache: Wie schlimm es auch um ihn stehen mag, die Sache Jesu schreitet auch durch seine Gefangenschaft voran. Die griechische Briefformel »ich will, dass ihr wisst«, darf hier nicht als bloße Redewendung verstanden werden. Der Zusammenhang zeigt, dass es wirklich der Herzenswunsch des Paulus ist, diese Gemeinde wegen ihrer Teilhabe an seinem Leben und seiner Arbeit über das, was ihm widerfahren ist, zu unterrichten. Wir beobachten die gleiche Wendung ohne »ich will« auch in anderen Gefangenschaftsbriefen (Eph 6,21; Kol 4,7). »Was mich betrifft« meint (wie Vers Phil 1, 13 zeigt) seine Gefangenschaft während der Voruntersuchungen in seinem Prozess. Das Wichtigste ist, dass die Ausbreitung des Evangeliums durch seine Inhaftierung keineswegs ins Stocken geraten, sondern vielmehr durch sie noch gediehen ist. Und dies unter Soldaten und Staatsbeamten, also unter den Ständen, die wenige hundert Jahre später einen entscheidenden Einfluss darauf hatten, dass das Christentum von einer verbotenen Religion zunächst zur anerkannten Religion wurde und schließlich sogar die Vormachtstellung innehatte.

    Sie also – Soldaten und Staatsbeamte – sind gemeint, wenn es heißt, dass »in dem ganzen Prätorium« bekannt geworden sei, dass Paulus um Christi willen inhaftiert ist. Das Wort »Prätorium« gehört zu den umstrittensten Begriffen dieses Briefes. Es wurde nämlich im römischen Reich zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten jeweils verschieden verstanden. In der Provinz (so z. B. in Ephesus: vgl. Exkurs zur Datierung bei V. 1) bezeichnete es den Palast des römischen Bevollmächtigten oder die vom Senat dorthin abgeordnete Truppe. Im Heereswesen bedeutete es das Hauptquartier. Für Rom selbst kommen drei Möglichkeiten in Betracht: zum einen der kaiserliche Palast, sodann das Hauptquartier des militärischen Oberbefehlshabers, sowie die diesen unterstellten Soldaten (3000 in der Stadt selbst, 6000 außerhalb während der Zeit des Augustus) bzw. deren Kaserne.
    Die erste Möglichkeit ist höchst unwahrscheinlich. Die anderen beiden schließen sich aber gegenseitig nicht aus. Beide sind im »Castra Praetoria« (Quartier des Prätoriums) an der Stadtmauer im nordöstlichen Viertel Roms zu suchen. Hier wird die Untersuchungshaft vor Beginn des eigentlichen Prozesses stattgefunden haben. Bis zum Anfang der gerichtlichen Untersuchungen hatte ja Paulus unter einfachem Hausarrest in einer Mietswohnung leben können (Apg 28,16-30). Da seit dem Jahr 41 n. Chr., als die prätorianische Garde Claudius zum neuen Kaiser machte, das Militär die Regierung bestimmte, ist es möglich, dass auch gerade in solchen Fragen das Militär zuständig war, besonders wenn es wie im Falle des Paulus um die Stellung zum Kaiser ging. Bisher hatte allein das Judentum als Religion, die den Kaiser nicht als Gottheit anerkannte, das Existenzrecht besessen. Im Falle des Paulus ging es letztlich darum, wie das Christentum gegenüber dem Judentum zu beurteilen war. War es, da aus dem Judentum hervorgegangen, mit diesem gleichzusetzen, oder war es als neue, andersartige Religion zu betrachten? Da Christen außerdem unter Heiden missionierten, die dem Kaiser opferten, war die Frage, ob das Christentum nicht als verbotene Religion zu verfolgen sei. Schon die Anklage des Paulus und Silas in Philippi als »Juden«, die »eine Weise verkündigen, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind« zeigt, wie empfindlich die Römer gegenüber der Sonderstellung der Juden waren.

    Dass Paulus das ganze Prätorium als seiner Sache kundig nennt, muss nicht auf ein kleines, provinzielles Prätorium hindeuten, sondern kann auch ein Hinweis dafür sein, dass der »Fall Paulus« viel Beachtung gewonnen hatte. Schließlich war ja Paulus von zwei Hegemonen (römische Bevollmächtigte in der Provinz) und von König Agrippa angehört worden, ehe er wegen seiner Berufung auf den Kaiser nach Rom geschickt worden war. Die Wendung »und bei den anderen allen« meint wohl den Rest der am gerichtlichen Prozess Beteiligten, bis hin zu denen »aus des Kaisers Hause« (s. zu Phil 4,22).

    Edition C

    Alle Umstände zur Ehre des Herrn nutzen!

    „Meine Umstände sind mehr zur Förderung des Evangeliums geraten, sodaß meine Bande in Christo offenbar geworden sind in dem ganzen Prätorium und allen anderen, und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, vielmehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.“ (Phil 1,12-14)
    Paulus möchte, daß die Heiligen wissen: Gott ist souverän. Er ist immer Herr der Lage. Die Dinge in unserem Leben geschehen nicht einfach zufällig. Gott läßt sich nicht durch Gefängnismauern behindern. Paulus berichtet, wie sich das Evangelium durch den Bereich des kaiserlichen Palastes hin ausgebreitet hat und daß viele andere als Folge der Gefangenschaft des Apostels in ihrem Zeugnis für den Herrn kühn geworden sind.
    Das Leben hat seine Gefängnisse, wie es auch seine Paläste hat. Es bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Ungläubige und Gläubige, wie der Diener des souveränen Herrn auf die Umstände des Lebens reagiert.
    Kommst du in schwierige Umstände, so frage dich: „Welche Gelegenheiten habe ich hier, meinem Herrn zu dienen?“ Dann nutze sie als treuer Diener, wie Paulus es tat. …. Mache es dir zum Anliegen, deine Umstände, die schlechten wie die guten, als günstige Gelegenheiten zu nutzen, für deinen großen Herrn ein Zeugnis zu sein.
    O höre auf, dein Herz zu richten auf Sonnenschein, den Gott versagt. Hält Er ihn fern, mußt du verzichten, wie sehr auch deine Seele zagt. Tritt willig in des Herren Wege, so wirst du fröhlicher gedeihn in Seines Schattens milder Pflege als in des Frühlings Sonnenschein!

    Hilfe + Nahrung Jahrgang 1990 – Verfasser: S. J. H.

    Frucht der Lippen?

    Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. (O. segnen)
    Elberfelder 1871 – Hebräer 13,15

    Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit und in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen; das heißt: Wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen.
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 13:15

    Durch ihn – d.h. Jesus (vgl. V. 12) – lasst uns also Gott kontinuierlich ein Lobopfer darbringen, das heißt: eine Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
    byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Leonberger Bibel – Hebr 13,15

    Durch ihn (- Durch Christus, der uns so reiche Wohltaten durch seine Lehre und Gnaden gespendet, der für unsere Sünden am Kreuze gestorben ist und zur Erinnerung an seinen Tod das heil. Messopfer eingesetzt hat. -) also (- Folgerung aus allem, was von V. 8 an gesagt ist. Feiern wir Gott um aller uns durch Christus erwiesenen Wohltaten willen nicht durch jüdische Riten, sondern durch fromme Anmutungen, durch Opfer des Herzens. – Eine besondere Art des Friedopfers 3Mose 7,11-15. Der Verfasser überträgt hier Ps 49,14-23 auf das Gebet. -) lasset uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, das ist, die Frucht der Lippen, welche seinen Namen preisen. (- Jemandes Vorzüge anerkennen heißt sie erheben. Der Apostel zeigt, was das Opfer des Lobes ist. – Anspielung darauf, dass die Juden Arme zu den Opfermahlzeiten einzuladen pflegten. – Stillschweigender Gegensatz zwischen den Gott wohlgefälligen Opfern und denen, welche dem Gesetze gemäß dargebracht wurden (über die Hebr 10,5 das Urteil spricht) -)
    Joseph Franz von Allioli – Hebräer 13:15

    Da wir den Rest des Satzes gerade erst hatten – schau dir auch den Post „meins teilen?“ an.

    »Durch ihn« muss betont werden; denn Christus ist der, der uns in die Lage versetzt, »Gott allezeit das Lobopfer darzubringen«, das wir ihm schuldig sind. Überhaupt mag es befremden, dass unser Verfasser es wagt, den Begriff des Opfers nochmals zur Sprache zu bringen. Die atl. Opfer und alles, was Opfer heißt, sind doch durch das vollkommene Opfer Christi hinfällig geworden. Jetzt Opfertiere darzubringen, würde eine offenbare Verletzung des einen und voll ausreichenden Opfers Christi bedeuten. Von blutigen Tieropfern und Opfermahlen kann also keine Rede mehr sein. Nur in übertragener Bedeutung dürfen wir von Opfer reden. Während die Tieropfer eben von befristeter Geltung waren, bleibt das Lob- und Dankopfer »allezeit« in Geltung (vgl. Ps 50,13f.: »Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde«; vgl. auch Ps 116,17f.). So lehren auch jüdische Gelehrte, dass jedes Opfer eines Tages aufhören wird, nur das Dankopfer wird nimmer aufhören; alles Gebet wird aufhören, nur das Dankgebet wird nicht aufhören (vgl. Jer 33,11; Ps 56,13). Schließlich sind die Begriffe aus der Opfersprache auch dem NT durchaus vertraut (vgl. Röm 12,1: »Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist«.
    Damit man den wahren Charakter des Lobopfers nicht missversteht, fügt unser Verfasser noch die Erklärung hinzu: »… das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen« (vgl. Hos 14,3; Jes 57,19). »Den Namen Gottes bekennen« heißt eben »Gott loben«. Sagen wir mit dem Psalmisten: »Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen« (Ps 116,17). Dies sollen wir mit desto größerer Zuversicht tun, weil wir durch ihn, den großen Hohenpriester des Neuen Bundes, Jesus Christus, beten dürfen, dessen Opfer ein für alle Mal dargebracht und angenommen worden ist.

    Edition C

    Noch einmal greift der Apostel den Gedanken des Opfers auf, der bereits in den Versen 10–12 anklang. Jesus Christus hat mit seinem einzigartigen Opfer die gesamte ATst Opferordnung aufgehoben. Durch ihn tritt ein neuer Opferdienst in Kraft, der sich im Leben der Gotteskinder in Gebet, Zeugnis, praktischer Nächstenliebe und Gehorsam auswirkt. Das Dank- und Lobopfer, das im AT eingesetzt wurde (3 Mo 7, 12), wird im NT nicht aufgehoben, nur seine äußere Gestalt wandelt sich. Es ist ein Opfer, das aus innerstem Antrieb des Herzens kommen soll (2 Chro 29, 31). Im Gottesvolk des Alten Bundes war das Lobopfer die Antwort des Menschen auf besondere Erfahrungen der Güte Gottes (Ps 107, 22; 116, 17). Den Gliedern des neuen Gottesvolkes wird durch Gottes Geist die Kraft zuteil, das Dankopfer, den Lobpreis Gottes im Gebet, in jeder Lage, auch unter den größten Schwierigkeiten darzubringen (Apg 16, 22–25). Das rechte Lobopfer, die „Frucht der Lippen“ (vgl. Hos 14, 2) zeigt sich aber nicht nur im Gespräch des Beters mit Gott (Ps 141, 2), sondern ebenso im Zeugnis von dem erfahrenen Heil in Jesu Namen.

    Wuppertaler Studienbibel

    Frage: Was ist ein Opfer des Lobes?
    „Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Heb 13,15)
    Antwort: Wie oft ist dieser Vers am Sonntag morgen gelesen worden! Und mit Recht! Drücken diese Worte doch so treffend aus, was wir in der Stunde der Anbetung tun wollen. Und wir waren dabei befriedigt, denn wir hatten das Gefühl, im Sinne dieses Wortes zu handeln; wir brachten ja Gott ein „Opfer des Lobes dar, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“. Aber haben wir uns gefragt, ob Gott, der Empfänger des Lobes, auch befriedigt war?
    Die Israeliten durften nach dem Gesetz Gott auch Opfer darbringen: Brandopfer, Friedensopfer usw., und sie taten es. Wieviele Tiere sind im Lauf der Jahrhunderte geschlachtet worden! Im Anfang geschah das Opfern wohl nach der Vorschrift, aber nach und nach opferten sie statt gesunder und fehlerloser Tiere kranke und schwächliche, die wenig Wert hatten (Mal 1,8). In den Augen des Volkes wie auch der Priester schien alles in Ordnung zu sein. Sie handelten ja nach dem Gesetz, wenn sie Lämmer, Böcke, Stiere usw. darbrachten. Aber Gott, dessen Augen Herz und Nieren prüfen, hatte gesehen, daß dieser ganze Kultus nur noch eine Formsache war. Das Volk und auch die Priester hatten vergessen, daß Jehova ein heiliger Gott ist.
    Wir sehen ferner, daß die Israeliten nicht leer vor Jehova erscheinen durften (5 Mose 16,16). Wenn sie sich an den Ort begaben, wo Jehova Seinen Namen wohnen ließ, mußten sie etwas mitbringen, eine Opfergabe. Dieses Opfer mußte selbstverständlich den Anforderungen Gottes entsprechen (vgl. 3 Mose 1,3; 3,1), denn es sollte in jedem Fall ein Vorbild von Seinem Sohne sein. Auch die bekannte Stelle in 5 Mose 26,1-11 zeigt uns deutlich, daß der Israelit nicht leer vor Jehova erscheinen durfte. Er mußte einen Korb füllen mit den Erstlingsfrüchten des Landes und diesen an den Ort bringen, den Jehova erwählte, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Diese Erstlingsfrüchte sind ebenfalls ein Vorbild von Christus. (Vgl. 3 Mose 23,10; 1 Korinther 15,20-23).
    Mochte es sich nun um ein Tier oder um die Erstlinge der Frucht des Landes handeln, so war es Gottes Willen und Sein Verlangen, daß der Israelit Ihm etwas bringe, das diesem persönlich angehörte und wertvoll war. Und je kostbarer das Tier oder die Erstlinge für den Israeliten waren, desto mehr trug das Dargebrachte den Charakter eines Opfers für den Gebenden, aber auch um so wertvoller war das Opfer in den Augen Gottes.
    „Wer Lob opfert, verherrlicht mich, und wer seinen Weg einrichtet, ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen“ (Ps 50,23). Das Opfer des Lobes steht in enger Verbindung mit dem Einrichten des Weges, d. h. mit dem Wandel im Alltag des Opfernden. Wie könnten wir Gott ein Opfer des Lobes darbringen, ein Opfer, das Ihm wohlgefällig ist, wenn wir nicht darauf bedacht sind, unseren Weg in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gehen!
    In all diesen alttestamentlichen Stellen handelt es sich um symbolische Vorbilder, an Hand derer Gott uns Dinge verständlich machen will, die wir sonst kaum erfassen würden.
    Wir wollen uns nun fragen: Was opfern wir, und wie opfern wir? Wie wir soeben sahen, soll uns ein Opfer etwas kosten, sonst ist es kein Opfer. Nun, kosten uns die „Opfer des Lobes“, die wir besonders am Sonntagmorgen Gott darbringen, etwas? Es ist einleuchtend, daß das Singen von geistlichen Liedern, deren Worte manchmal so leicht über unsere Lippen gleiten, uns keine Mühe, keine Selbstverleugnung kosten; somit bedeutet dies an und für sich kein Opfer.
    Was ist dann ein „Opfer des Lobes“?
    Unser Lob in der Stunde der Anbetung trägt den Charakter unseres Wandels während der Woche. Haben wir es uns etwas kosten lassen, für den Herrn zu leben? Haben wir unsere Bequemlichkeit preisgegeben, um etwas für Ihn zu tun? Haben wir, um in Seiner Gemeinschaft bleiben zu können, uns innerlich und äußerlich vom Bösen abgesondert und uns selbst gerichtet? Wenn ja, dann sind wir fähig, Gott wahre „Opfer des Lobes“ darzubringen, die Ihm angenehm sind durch Jesus Christus.
    Wenn wir aber die Woche hindurch uns selbst gelebt haben, wenn wir uns nicht bemüht haben, uns vom Bösen zu trennen und Selbstgericht zu üben – dann werden wir zwar mit dem Munde lobsingen, Worte des Dankes aussprechen, aber der Charakter des Opfers wird fehlen. Unsere Umgebung wird vielleicht nichts davon merken, vor Gott kann es aber nicht verborgen bleiben.
    Verstehen wir recht! Wir opfern Gott nicht unsere guten Werke, nicht die Mühe, die wir uns gegeben haben, uns vom Bösen zu trennen. Dies wäre ja dem Tun Kains ähnlich, der von den Früchten opferte, die der Erdboden, den er bebaute, hervorbrachte. – Hosea 14,2 zeigt uns den rechten Weg: „Nehmet Worte mit euch und kehret um zu Jehova; sprechet zu ihm: Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist: daß wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen“ (d. h. als Farren erstatten. Elbf. Bibel). Wenn wir danach handeln, so wird bei der Anbetung ein wahres Opfer des Lobes zu Gott emporsteigen, Ihm angenehm durch Jesus Christus.
    P. G.

    Hilfe und Nahrung 1964

    „Höre die Worte der Weisen“

    Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen, und richte dein Herz auf mein Wissen!
    Elberfelder 1871 – Sprüche 22,17

    Hör mir zu! Ich will dir weitergeben, was weise Lehrer gesagt haben. Nimm dir ihre Worte zu Herzen!
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 22:17

    Neige dein Ohr und höre die Reden der Weisen,
    dein Herz richte auf meine Erkenntnis,
    Buber & Rosenzweig – Sprüche 22,17

    Die Ermahnungen in Vers 17 , aufzumerken (vgl. Sprüche 4,1.20;5,1;7,24 ), zu hören (vgl. Sprüche 1,8;4,1.10.20;5,1.7;7,24;8,32-33 ) und sein Herz zu wenden (vgl. Sprüche 2,2 ), sind Aufrufe, dem zu folgen und das zu befolgen, was in den 30 Sprüchen dargeboten wird. Die Gründe für die Ermahnungen werden in Vers 18-19 genannt: es ist lieblich , sich an die Sprüche zu erinnern ( behalte sie in deinem Herzen ) und sie zitieren und darüber sprechen zu können ( führe sie auf deinen Lippen) , denn sie ermutigen die Menschen, dem Herrn zu vertrauen.

    Walvoord

    Die Septuaginta hat Worte der Weisen als Überschrift und im Text dafür »meine Worte«. Meine Erkenntnis ist Hinweis auf die folgenden Kapitel. Der Spruch ähnelt sehr 2,2. Bei Amenemope beginnt das erste Kapitel (3,9f): »Gib deine Ohren, höre, was gesagt wird. Gib dein Herz daran, es zu verstehen.«

    Wuppertaler Studienbibel

    Geht es um die Worte von „irgend einem Weisen der alten Zeit“? oder um die Worte von „Weisen des 21.Jahrhunderts“ ???

    Gott schuf den Menschen nicht als unwissendes Geschöpf, und er will auch nicht, daß er der Unwissenheit zum Opfer falle, denn das hat keine guten Folgen. „Auch daß die Seele ohne Erkenntnis ist, ist nicht gut, und wessen Füße hastig sind, der sündigt.“ (Sprüche 19:2, NW) Die Erkenntnis sollte uns davon zurückhalten, in Unkenntnis überstürzt einen bestimmten Weg einzuschlagen und so gegen Gott zu sündigen. „Jeder Kluge wird mit Erkenntnis handeln, aber der Tor wird Narrheit ausbreiten.“ (Sprüche 13:16, NW) Da der inspirierte Schreiber der Sprüche wußte, wie wertvoll die Erkenntnis Gottes ist, spornte er alle, die nach dieser Erkenntnis trachten, an, seinen Worten in diesem Buche der Bibel Gehör zu schenken. „Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen, damit du dein Herz auf meine Erkenntnis richtest.“ — Sprüche 22:17, NW.
    Jehova Gott besaß während seines ganzen ewigen Daseins, …, umfassende Kenntnisse und Erkenntnis. Als er mit seinem Schöpfungswerk begann, wandte er diese an. Damals machte er von der Weisheit Gebrauch oder offenbarte sie. Die Weisheit ist aktiv. Sie ist die Fähigkeit, Erkenntnis richtig anzuwenden, sie also auf eine Weise zu gebrauchen, daß man gute Ergebnisse erzielt und sein Vorhaben durchführt. Weise zu sein bedeutet, mit Einsicht zu handeln, und setzt Erkenntnis voraus. „Die Weisen bewahren Erkenntnis auf, aber der Mund des Narren ist nahendes Verderben.“ Die Weisheit wendet Erkenntnis an. „Die Zunge der Weisen wirkt Gutes mit Erkenntnis, aber der Mund der Toren sprudelt Torheit hervor. Die Lippen der Weisen streuen fortwährend Erkenntnis aus, aber das Herz der Toren ist anders.“ — Sprüche 10:14; 15:2, 7, NW.

    Der Wachtturm 1.Februar 1958

    Also dreht es sich nicht um die Worte von Menschen, auf die ich hören soll – sondern ausschließlich auf die Worte die Jehovah dem Schreiber der Sprüche in den Mund legte!