Schlagwort: Jehova

Christus ist aufweckt worden!

Denn es hat ja (W. auch) Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns zu Gott führe, getötet nach (O. in) dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste,
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 3,18

Christus selbst hat ja ebenfalls gelitten, als er, der Gerechte, für die Schuldigen starb. Er hat mit seinem Tod ein für allemal die Sünden der Menschen gesühnt und hat damit auch euch den Zugang zu Gott eröffnet. Ja, er wurde getötet, aber das betraf nur sein irdisches Leben, denn er wurde wieder lebendig gemacht zu einem Leben im Geist. Wörtlich Denn auch Christus hat ein für allemal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, um euch (aL(1) uns) zu Gott zu führen, getötet zwar in Bezug auf das Fleisch, aber lebendig gemacht in Bezug auf den Geist (od durch ´Gottes` Geist).
Neue Genfer Übersetzung 2013 -1.Petrus 3:18

Jesus Christus hat auch für unseren Dreck ein für alle Mal Schlimmes durchmachen müssen. Er, der nicht eine Sache gemacht hat, die Gott nicht will, ist für uns gestorben. Und das, obwohl wir alle so viele Fehler gemacht haben, die zwischen Gott und uns stehen. So hat er es geschafft, euch zu Gott zu bringen. Sein Körper wurde getötet, aber durch Gottes Kraft, durch seinen Geist, wurde er wieder neu lebendig.
VolxBibel -1.Petrus 3,18

Auch Christus hat einmal für unsere Sünden des Abfalls den Tod erleiden müssen, – er, der Gottestreue für die von Gott Abgefallenen – um uns wieder zu Gott zurückzuführen. Nur sein Leib wurde getötet, sein Geist jedoch zum himmlischen Leben geführt.
Johannes Greber – 1936 – 1.Petrus 3,18

Ein kontroverses Thema, über das man unterschiedlichster Meinung wohl kaum sein kann.
Also werde ich nur ein paar unterschiedliche Antwortmöglichkeiten hier aufzählen. Wer sich die Quellen und den Ursprung der unterschiedlichen Meinungen anschaut, wird wahrscheinlich zu einer Meinung kommen. Aber das Wichtigste ist: dieser Vers darf niemals aus dem Zusammenhang gerissen werden – und dieser Vers darf nicht im Gegensatz zum Rest der Bibel stehen! Wenn auf einem Vers aus der Bibel eine Lehre aufgebaut wird, die dem Rest der Bibel widerspricht, ergibt sich eigentlich ziemlich klar: diese Auslegung des Verses muss falsch sein.

Im Alter von dreißig Jahren war Jesus ein vollkommener, zum gesetzlichen Mannesalter herangereifter Mensch (g). Er hatte die Herrlichkeit des geistigen Zustandes verlassen und war Mensch geworden, auf dass er von Gottes Gnaden für alle den Tod schmeckte. Die Gerechtigkeit des Gesetzes Gottes ist eine absolute: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leben um Leben.“ Es war notwendig, dass ein vollkommener Mensch für die Menschheit starb, denn die Forderungen der Gerechtigkeit konnten auf keine andere Weise erfüllt werden. Folglich konnte der Tod eines Engels so wenig die Strafe bezahlen und den Menschen freimachen, als durch den Tod von „,Ochsen und Böcken“ die Sünde weggenommen werden konnte. Daher wurde der, welcher „der Anfang der Schöpfung Gottes“ (Offenbarung 3:14) heißt, ein Mensch, „wurde Fleisch“, damit er das Lösegeld, den entsprechenden Preis, der die Menschheit erlösen (zurückkaufen) würde, geben konnte. Er musste ein vollkommener Mensch sein, sonst hätte er so wenig wie irgendein anderes Glied des gefallenen Geschlechtes den Preis bezahlen können. Er war „heilig“, unschuldig, unbefleckt, und von den Sündern gesondert“. Er nahm die gleiche Gestalt oder das Bild der Sünder an, die „Gleichheit des Fleisches der Sünde“ – die menschliche Gestalt, „doch ohne Sünde“ (Hebräer 4:15; 2 Korinther 5:21). Aber er nahm die menschliche Natur in ihrer Vollkommenheit an sich. Er nahm nicht teil an der Sünde, noch an den Reizungen und Lockungen zur Sünde, die in dem Fleische der anderen Menschen wohnten, weil diese Sünder waren, noch an deren Unvollkommenheiten, außer, dass er während seiner Amtszeit die Schmerzen und Kümmernisse einiger freiwillig teilte, indem er ihre Schmerzen und Krankheiten auf sich nahm, als er ihnen seine Lebenskraft und Gesundheit mitteilte. Wie geschrieben steht: „Er trug unsere Krankheit, und lud auf sich unsere Schmerzen“, und „es ging Kraft von ihm, und heilte sie alle“. (Jesaja 53:4; Mark. 5:30; Lukas 6:19; Matthäus 8:16, 17)
„An Gebärden als ein (vollkommener) Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst, und war gehorsam bis zum Tode“. Er stellte sich Gott dar bei seiner Taufe: „Siehe, ich komme, im Buche steht von mir geschrieben, dass ich tun soll, Gott, deinen Willen“, und versinnbildete diese Weihung durch eine Taufe im Wasser (Philipper 2:7, 8; Hebräer 10:7). Als er sich so weihte, sein Wesen seinem Gott weihte, da war sein Opfer heilig (rein) und Gott annehmbar. Dass sein Opfer angenommen war, das zeigte Gott dadurch, dass er ihn mit seinem Geist und Kraft erfüllte – als der Heilige Geist auf ihn kam, und er so gesalbt wurde.
Dieses Erfüllen mit dem Geist war seine Zeugung zur neuen Natur, der göttlichen, die ganz entwickelt oder geboren werden sollte, wenn er das „Opfer“, das Aufopfern der menschlichen Natur, ganz vollbracht haben würde. Diese Zeugung war vom menschlichen Zustand eine Stufe aufwärts und ist durch die Pyramide (h) auf der Stufe M, der Stufe geistiger Zeugung, angezeigt. Auf dieser Stufe verbrachte Jesus dreieinhalb Jahre seines Lebens, bis sein menschliches Dasein am Kreuze endete. Dann, am dritten Tage nach seinem Tod wurde er zum Leben, zur Vollkommenheit geistigen Wesens, erweckt (i auf Stufe L), „vom Geist geboren“ – „der Erstgeborene von den Toten“. „Was vom Geist geboren ist, das ist Geist“. Jesus wurde daher bei seiner Auferstehung ein Geist, ein Geistwesen und blieb in keinem Sinne mehr ein menschliches Wesen. (1 Petrus 3:18; 2 Korinther 5:16, 17)
Wohl wahr, er hatte die Macht, als Mensch zu erscheinen und tat so, um seine Jünger zu belehren und ihnen zu beweisen, dass er nicht mehr tot sei; aber er war kein Mensch mehr und nicht länger an menschliche Daseinsweise gebunden, konnte vielmehr gehen und kommen wie der Wind (selbst bei verschlossenen Türen) und niemand konnte sagen, von wo er kam, und wohin er fuhr, denn: „Also ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.“ Johannes 3:8 – vergl. Johannes 20:19, 26
Von dem Augenblicke an, da er sich in seiner als Opfer weihte, wurde das Menschliche als tot gerechnet, und die neue Natur war es, die damals als begonnen gerechnet und bei seiner Auferstehung vollendet wurde, wo sie die Stufe der geistigen Vollkommenheit, L, erreichte – als geistiger Leib auferweckt wurde.
Vierzig Tage nach seiner Auferstehung fuhr Jesu auf zur Rechten der Majestät in der Höhe – der Stufe göttlicher Herrlichkeit K (Pyramide k). Während des Evangeliums-Zeitalters ist er in der Herrlichkeit (e) gewesen, „hat gesessen mit dem Vater auf seinem Thron“ und ist während dieser Zeit das Haupt der Gemeinde auf Erden gewesen – ihr Lenker und Leiter. Während dieses ganzen Evangeliums-Zeitalters ist die Kirche in der Entwicklung begriffen gewesen, unter der Zucht und in der Prüfung gewesen, zu dem Zwecke, dass sie am Ende oder in der Ernte des Evangeliums-Zeitalters seine Braut und Miterbin werden möchte. Darum nimmt sie teil an seinen Leiden, auf dass sie auch zusammen mit Ihm, wenn die rechte Zeit vorhanden ist, verherrlicht werden könnte (Stufe K).

Charles Taze Russell – Der göttliche Plan der Zeitalter

Nicht nur den Knechten, sondern der ganzen Gemeinde hält Petrus den leidenden Christus vor; an ihm soll sie erkennen, was sie auch den feindseligen und boshaften Menschen schuldig ist und wie ihr auch im Leiden Gottes Gnade widerfährt. Nicht wiederholt, sondern einmal hat Christus gelitten, und dann hat für ihn die Herrlichkeit begonnen, in der er jetzt steht und bei seiner neuen Offenbarung sein Werk vollenden wird. Darin liegt für die Gemeinde ein Trost: auch ihr Leiden geht vorbei. Warum Christus leiden musste, ist kein dunkles Rätsel. Er kam ja zu den Sündern, nicht nur um bei ihnen zu sein, sondern um für sie zu leben, für sie der Versöhner und Erlöser zu sein. Der Sünden wegen litt er, weil sie in der Welt vorhanden sind und er sie wegtun und durch sein Versöhnen bedecken will. Er selbst war der Gerechte; aber deshalb weigert er sich nicht zu leiden, während uns das nicht verschuldete Leiden leicht besonders hart ankommt und wie ein Unrecht erscheint, das Gott nicht zulassen dürfe. Wir haben es aber an Jesus vor Augen, dass der Gerechte litt, nicht nur durch die Ungerechten, sondern für sie, nicht nur deshalb, weil die Ungerechten ihn hassten und verstießen, sondern dazu, damit er sie von ihrer Ungerechtigkeit befreie und ihnen den Zugang 2u Gott erschließe. Damit ist die Freude im Kreuz Jesu ausgesprochen. Jesus hat wahrlich nicht umsonst gelitten; denn er hat ja durch sein Leiden seine Gemeinde zu Gott geführt. Petrus zeigt aber noch mit einem neuen Satz, wie segensreich der Tod Jesu geworden ist.
Der Tod konnte Jesus treffen, weil er Fleisch war und unsere sterbliche Art sein eigen war. Weil er aber nicht nur unser Fleisch, sondern auch den Geist hatte, darum geschah noch etwas anderes an ihm als seine Tötung. Nun empfing er auch die Belebung, weil der Geist das Leben schafft, und er erhielt durch den Geist das Leben gerade deshalb, weil er nach seiner natürlichen, menschlichen Art den Tod gelitten hat. Nicht dadurch, dass er sein Fleisch schützte und behielt, sondern dadurch, dass er es in den Tod gab, trat er in dasjenige Leben ein, das ihm im Geist verliehen wurde. So war das Sterben für ihn kein Verlust, sondern ein Gewinn; es brachte ihm Erhöhung und Verherrlichung, nicht Not und Untergang.

Schlatter – Erläuterungen zum NT

Was »Leiden um der Gerechtigkeit willen« im Tiefsten ist, das hat Christus »einmal« (im Sinne von »ein für allemal«, »unüberbietbar«) vor-gelitten. Das entfaltet Petrus jetzt. Christus hat »für die Sünden« gelitten – das ist das Grundbekenntnis des Glaubens. Das ist personal entfaltet »für uns«. Dabei unterstreicht das »ein für allemal« die endgültige Wirkung dieses Leidens Jesu, dieses Opfers. Es muß und kann nicht wiederholt werden. Die Opfer des Alten Bundes mußten immer wieder gebracht werden, denn Israel sündigte mit seinem harten Herzen immer wieder. Im Neuen Bund ist das Leiden, das Opfer Jesu, endgültig, denn es wirkt nicht nur Vergebung und Erlösung, sondern wer Christus glaubt, erhält auch das neue Herz, wird zur neuen Kreatur. Die Opfer des Alten Bundes waren »Hilfen auf Zeit«, Jesu Opfer ist »Hilfe für die Ewigkeit«.
Da hat »der Gerechte für die Ungerechten« gelitten. Das gilt umfassend: Christus ist der »Gerechte«, der einzige Gerechte, (vgl. Jes 53,9, 11; Sach 9,9; Apg 3,14; 7,52). Er ist der völlig Sündlose (vgl. zu 2,22). Wir Menschen sind allesamt »Ungerechte«, vor Gott nicht recht, in unseren Sünden getrennt von Gott und unter der Herrschaft des Bösen. Das ist und bleibt das Wunder der Liebe Gottes: »Christus ist für uns gestorben, als wir noch Sünder waren« (Röm 5,8).
Der Grund, das Ziel des Leidens Christi war, daß »er euch zu Gott führte« (wörtlich »Gott zuführen«). Christus bringt uns heim zu Gott. Das ist die erste Auswirkung des Sühnetodes Christi: Er führt uns seinem Vater zu. Petrus sagt hier noch mehr als Paulus, der den Tod Christi als Möglichkeit des Zugangs zu Gott bekennt (vgl. Röm 5,2; Eph 2,18; 3,12 vgl. auch Mt 27,51; Hebr 6,19; 10,20), daß Christus uns zum Vater führt. Wer ihm nachfolgt, kommt hinter ihm her heim zu Gott.
So ist das geschehen: Christus »ist getötet nach dem Fleisch«. Das meint das qualvolle Sterben des Menschen Jesus von Nazareth am Kreuz. Der Böse konnte den Leib töten. Das aber auch wirklich. Jesus war tot. Aber er ist »lebendiggemacht nach dem Geist«. Soweit Christus sterblicher Mensch war, wurde er »getötet«. Aber er wurde auferweckt sofern, ja weil er Geist war. »Geist« meint hier die Wirklichkeit Gottes. Jesus Christus wurde nicht nur wiederbelebt – im alten Leib und auf Zeit –, sondern seine Auferstehung ist die Erscheinung der Neuschöpfung. Da steht der geistliche Leib (vgl. 1 Kor 15,44, 47), ja der göttliche Leib, der Sohn Gottes in Ewigkeit.

Edition C

Sein Leiden und Sterben – 1 Petrus 3:18

Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe; er wurde getötet im Fleisch, aber lebendig gemacht im Geist.
Der erste wichtige Punkt ist, dass der Messias auch unverdient gelitten hat und gestorben ist, nicht für seine eigenen Sünden, sondern stellvertretend für die Sünden der anderen. Weil Christus auch für Sünden gelitten hat, wird eine Parallele zu den Leiden von Jeschua gezogen. Petrus spricht hier nicht von der Erlösung, sondern vom Sieg durch Leiden. Das griechische Wort für einmal bedeutet „ein für alle Mal“, es ist etwas, das nicht wiederholt werden kann. Der Gerechte litt und starb also für die Ungerechten. Der Zweck war, dass er uns zu Gott bringen konnte. Das Bedürfnis des Menschen war eine persönliche Beziehung zu Gott, die durch den Gerechten bereitgestellt wurde. Er wurde im Fleisch getötet, das heißt, Er starb einen gewaltsamen, physischen Tod. Und doch wurde er im Geist lebendig gemacht oder er wurde im Geist „belebt“. Im griechischen Text ist mit dem Wort Geist nicht der Heilige Geist gemeint, sondern es ist eine Anspielung auf seinen menschlichen Geist. Während Jesus physisch starb, wurde er geistig lebendig gemacht, nachdem er den geistigen Tod erlitten hatte.
Jeschua starb zwei Arten von Tod am Kreuz. Erstens starb Er geistlich; Er war geistlich tot während dieser drei Stunden der Dunkelheit, während Er am Kreuz hing. Nach sechs Stunden am Kreuz, am Ende der drei Stunden der Dunkelheit des geistlichen Todes, schrie Er: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Mat. 27:46). Dies war kein Schrei des Versagens oder ein Schrei der Niederlage. Es war ein Schrei um Hilfe, gemäß dem Kontext von Psalm 22,1. In diesem Moment erhörte der Vater seinen Schrei, und Jesus wurde im Geist lebendig gemacht; er wurde geistlich auferweckt. Während er im Fleisch physisch getötet wurde, sagt Petrus, dass er in seinem menschlichen Geist lebendig gemacht wurde. Er wurde geistlich wieder lebendig gemacht, nachdem er den geistlichen Tod erlitten hatte.
Der Punkt in Vers 18 ist, dass Jeschua geistlich auferstanden ist, bevor Er körperlich starb. Er wurde im Geist wiederbelebt, noch bevor Er in Seinem Körper wiederbelebt wurde, denn Er wurde geistig wieder lebendig gemacht, während Er noch am Kreuz war. Jesus ist zuerst geistlich gestorben und wurde dann geistlich auferweckt. Nach Seiner geistlichen Auferstehung starb Er dann körperlich und wurde drei Tage später körperlich von den Toten auferweckt.

Arnold Fruchtenbaum – das Buch 1.Petrus

Wenn der Herr durch Seinen Diener Petrus bittet, daß Seine Nachfolger willig werden, Gutes zu tun und dafür zu leiden, dann bittet Er sie nur, gemäß ihrer Fähigkeiten das zu tun, was Er in ganzer Fülle ertragen hat. In dunklen und einsamen Tiefen, da „tauchte“ Er hinab „zu den Gründen der Berge“, wohin sonst niemand anders gehen konnte. Wir leiden oft wegen der Tatsache oder der Tat unserer eigenen Sünde. Wenn Er, der sündlose, makellose Christus litt, dann war es für die Sünden anderer. Die Bedeutung von dem, was folgt und wie dies in den allgemeinen Kontext des Briefes paßt, ist wichtig. Wenn Gottes Nachfolger, offensichtlich „wenige“ jetzt um der Gerechtigkeit willen leiden, dann sollen sie nicht entmutigt sein, obgleich die Menge der Übeltäter den Sieg davonzutragen scheint. Gott ist souverän und Seine Regierungswege können nicht durchkreuzt werden. Sein gerechtes Gericht ist schon bestimmt und wird ausgeführt werden, obwohl Er in langmütiger Geduld Seine Hand zurückhält, bevor Er Sein ungewohntes Werk hinausführen wird. Der höchste Beweis dafür kann in einsamen Leiden des Herrn Jesus für unsere Sünden gesehen werden, Sein Tod, Auferstehung und Himmelfahrt in die Herrlichkeit bis zum Throne aller Macht und Autorität.
Christus litt in der Tat, doch geschah dieses tiefe Leiden für Sünden „einmal“, nicht pote („einmal zu einer Zeit“), sondern hapax („nur ein einziges Mal“) „ein für allemal, von dauernder Gültigkeit, wofür keine Wiederholung erforderlich ist“ (W.E.Vine). Das große Ziel dieses Leidens war für die Ungerechten, „damit Er uns zu Gott führe“. Adam und seine sündige Nachkommenschaft wurden wegen der Sünde aus der Gegenwart Gottes vertrieben. Christus litt, um sich mit dieser Entfremdung zu „befassen“ und „uns zu Gott zu führen“. Er selbst bahnte den Weg in das Heiligste. Das ist wunderbar. Er selbst wurde der Weg zu Gott dem Vater. Das ist noch wunderbarer. Er selbst bringt den begnadigten Sünder auf diesem heiligen Weg zu Gott. Das scheint das Allerwunderbarste zu sein.
„Verschiedenste Bedeutungen sind bisher gefunden oder auch in das prosago („bringen“) hineingelesen worden…wie so oft, so ist die einfachste Auslegung die tiefgründigste: Christi Sühneopfer bringt uns zu Gott“ (E.G.Selwyn). „Zu Gott“ umschließt so viel mehr als Richtung oder Örtlichkeit. Für den Unbußfertigen wird es Grund für den allergrößten Schrecken sein, vor Gott gebracht zu werden und vor Ihm zu stehen. Der Herr Jesus bringt den Gläubigen aufgrund Seines vollbrachten Werkes zum Vaterherzen Gottes, in das Vaterhaus. Dort als angenommen inmitten des verzehrenden Feuers der Heiligkeit Gottes zu stehen und sich dort zu Hause zu fühlen, das ist sein Teil. Zuletzt wird der Glaubende in den Himmel Gottes gebracht, aber Gott ist mehr als der Himmel, und der Segnende ist mehr als der Segen. Somit wird der Christ nicht aufgefordert, sich Wissen über den Himmel anzueignen, so anregend das auch sein mag, sondern über Gott, zu dem wir gebracht worden sind. Angesichts solcher Gnade und Offenbarung der Liebe ist es schwierig, sich eines Lobpreises zu enthalten.
Der Herr Jesus wurde im Fleisch zu Tode gebracht, Er war das Opfer eines Justizmordes. Petrus hatte die Juden angeklagt, des Todes Christi schuldig zu sein, den sie „durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht“ hatten (Apg 2,23).
Er wurde lebendig gemacht durch den Geist. Hier betreten wir eine Arena der Kontroverse, die die nächsten Verse umfaßt. Weit bedeutendere Männer als wir sind bei der Auslegung der nun folgenden Verse ganz verschiedener Ansicht gewesen. Trotzdem müssen wir sie so darstellen wie wir sie sehen, wobei wir natürlich die Gründe für unsere Überzeugung anführen. Die heutigen Leser sollten es so halten wie die Beröer, die die Schriften untersuchten, um die Genauigkeit dessen zu prüfen, was sie gelehrt wurden.
Es ist keine Schwierigkeit anzunehmen, daß der Herr Jesus im Fleisch getötet wurde, obwohl einige religiöse Kulte in ihrer selbst auferlegten Dummheit sogar dieses verneinen. Das Zeugnis ist jedoch unbestreitbar. Der römische Soldat staunte über Seinen Tod, der Hauptmann, der das Todeskommando befehligte, bestätigte es, die Schriften erklären es und der Herr Jesus selbst bekräftigte es : „Ich war tot“.
Es sind jedoch verschiedene Vorstellungen hinsichtlich der Aussage „aber lebendig gemacht nach dem Geist“ entstanden. In beiden Fällen fehlt der Artikel, und wir können „im Fleisch“ und „im Geist“ lesen. In geläufiger Sprache jedoch können wir den Artikel ergänzen und „in (dem) Fleisch“ und „in (dem) Geist “ lesen. Das Problem, mit dem wir es dann zu tun haben ist, „daß diese dann der Gegensatz der zwei Bestandteile des Wesens unseres Herrn als Mensch wären, dem äußeren und dem inneren“ (W.Kelly). Dies würde uns dann zu dem Irrtum führen, daß es des Herrn Geist war, der lebendig gemacht wurde, wobei wir wissen, daß Sein Geist niemals starb, sondern ihn in die Hände des Vaters befahl (Lk 23,46).
Grammatische Fachausdrücke werden herangezogen, um den Gedanken zu untermauern, daß „das Griechische hier wörtlich bedeute „getötet in Fleisch, lebendig gemacht in Geist“. Das Mißverständnis, das hieraus entsteht, wird deutlich, wenn wir uns der Worte des Herrn in Lk 24,39 erinnern, wo Er es bestätigt, daß Er auferstanden war in einem Leibe aus „Fleisch und Bein“; wenngleich auch ein geistlicher Leib. „Wenn es einen natürlichen Leib gibt, so gibt es auch einen geistlichen Leib“. (1Kor 15,44) William Kelly bemerkt dazu: „Die bloße Fachterminologie der Schulen irrt hier sicherlich hinsichtlich der Auslegung der Schrift“.
Das Wort „lebendig gemacht“ bedeutet nicht „erfrischt; erquickt“ oder „lebendig bleiben“, sondern insgesamt aus den Toten heraus lebendig gemacht. So wird es im Neuen Testament verwendet (siehe Röm 4,17;8,11; 1Kor 15,22 und andere Stellen). „Lebendig gemacht“ steht in direktem Gegensatz zu „getötet“. Was zum Tode gebracht wurde, war der Leib unseres Herrn. Was lebendig gemacht wurde, war ebenfalls jener kostbare Leib (Joh 2,21). „Es ist unmöglich „lebendig machen“ auf den Geist Christi eher anzuwenden als auf Seine göttliche Natur“ (W.Kelly).
Es gehört unbedingt zu diesem Abschnitt, daß wir die Bedeutung des „im Geiste“ erfassen. Was für ein Geist? Oder ist es Geist?
Einige schlagen wegen des fehlenden Artikels vor, die Bedeutung, daß es der Heilige Geist sei, nicht zu akzeptieren. Es ist wahr, daß die Form des Wortes ohne den Artikel eher auf den Charakter der Tat hindeutet als auf die handelnde Person. Es ist jedoch klar, daß sich zahlreiche Schriftstellen, wo der Artikel fehlt, deutlich auf den Heiligen Geist beziehen, die „eher die Handlung charakterisieren als die Person spezifizieren…“ William Kelly führt eine Liste von über zwanzig dieser Hinweise an, darunter sind
Joh 3,5;4,23-24; Röm 8,1.4.9.13 .“Im Geist“ kann nicht Christi menschlichen Geist meinen, denn „es ist nicht der menschliche Geist, durch den der Leib auferweckt wird“ (F.W.Grant). Der Hinweis wird auf den Heiligen Geist bezogen, wenn wir lesen: „Der Geist ist es, der lebendig macht“ (Joh 6,63). „So wird er, der Christum aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes“ (Röm 8,11). „Der Geist Christi,“ ist einer der Titel des Heiligen Geistes und nicht der der göttlichen Person Christus“ (1,11).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Es gibt einen Vergleichspunkt zwischen den Christen, die „um der Gerechtigkeit willen“ leiden (1Petr 3,14), und den Leiden Jesu Christi: Christus, „der Gerechte“, hat „für die Ungerechten“ gelitten.
Er hat „für Sünden gelitten“ – und zwar „einmal“ („einmal“ ist entweder i.S.v. „einmalig“ oder i.S.v. „endgültig“ gemeint). Er hat es getan, „damit er uns zu Gott führe“. Er hat uns den Zugang zu Gott eröffnet (vgl. z.B. Röm 5,2; Eph 2,18; 3,12; Heb 7,25; 10,19-22).

Wie war das möglich? Er wurde „zwar getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist“. Mit „Fleisch“ ist die irdisch-menschliche Dimension gemeint (vgl. Röm 1,3: „… der aus der Nachkommenschaft Davids gekommen ist dem Fleische nach.“; 1Tim 3,16: „… Der geoffenbart worden ist im Fleisch …“), mit „Geist“ dementsprechend die überirdisch-göttliche Dimension. Der gleiche Gegensatz findet sich auch in 1Petr 4,6: „Denn dazu ist auch den Toten gute Botschaft verkündigt worden, damit sie zwar den Menschen gemäß nach dem Fleisch gerichtet werden, aber Gott gemäß nach dem Geist leben möchten.“ Hier wird deutlich, dass „Fleisch“ das meint, was „den Menschen gemäß“ ist, und „Geist“ das, was „Gott gemäß“ ist. Im Bereich des Irdisch-menschlichen wurde Jesus getötet, aber im Bereich des Himmlisch-göttlichen lebt er. Der Geist hat ihn „lebendig gemacht“ (vgl. Röm 8,11: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen …“).

Ein direkter Vergleich zwischen dem Schicksal Jesu Christi und dem seiner Nachfolger wird nicht angestellt, ist aber möglicherweise „zwischen den Zeilen“ mitzudenken: dass auch sie im Bereich des Irdisch-menschlichen getötet werden können, aber in der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten leben.

Mainka – 1.Petrus

ewiges Leben

DIESES redete Jesus, und Er hob Seine Augen auf gen Himmel, und Er sprach: «Vater, die Stunde- Joh 12,23 – ist gekommen; verherrliche- Joh 13,32 – Deinen Sohn, daß Dein Sohn Dich verherrliche, wie Du Ihm Vollmacht-Dan 7,14; Mt 11,27; 28,18; Joh 3,35; 5,27; 1 Kor 15,25.27; Phil 2,9-11; Hebräer 2,8 – gegeben hast über alles Fleisch, daß Er ihnen allen, die Du Ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe! Das aber ist das ewige Leben-Jes 53,11 -, daß sie Dich, den allein wahren Gott, erkennen- Jer 9,23; 1 Kor 3,3.4; 1 Thess 1,9 -, und Den Du gesandt- Joh 3,34; 5,36.37; 7,29 – hast in diese Welt, Jesum Christum.
Abraham Meister – Neues Testament – Johannes 17,1–3

Jesus redete diese Dinge und erhob seine Augen zum Himmel und sprach: „Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche, so wie du ihm Gewalt über alles Fleisch gegeben hast, damit er der ganzen [Anzahl] derer, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe. Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Johannes 17,1–3

Nachdem Jesus das gesagt hatte, blickte er zum Himmel auf und betete: „Vater, die Stunde ist gekommen. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit auch der Sohn deine Herrlichkeit offenbar machen kann. Du hast ihm die Macht über alle Menschen anvertraut, damit er denen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ewige Leben besteht ja in der Gemeinschaft mit dir, dem einzig wahren Gott, und mit dem, den du gesandt hast, Jesus Christus.
NeÜ bibel.heute Stand 2023 – Johannes 17:1–3

Diesen Vers hatten wir schon 2021 -deshalb nur ergänzende Gedanken.
Schauen wir uns den Vers 3 im Zusammenhang an – anstatt diesen Vers aus dem Zusammenhang zu reißen, dann lesen wir: es liegt nicht an uns, ob andere Menschen „das ewige Leben ergreifen“ – denn diese „Gabe“ ist ein Geschenk, dass Jesus denen gibt, die IHM wiederum der Vater gegeben hat! Also egal ob du „anderen das Gefühl gibst, willkommen zu sein“ oder ob du diese Menschen wirklich Willkommen heißt – es liegt nicht an der Person und nicht an dir und mir!

Es gibt Spiele, für die es unterschiedliche Spielregeln gibt. Wenn die Spieler sich nicht vorher auf bestimmte Regeln einigen, dann gibt es früher oder später Streit oder Frustration. Statt Freude erleben die Teilnehmer Ärger und Enttäuschung. Ähnlich ist es mit der geistlichen Gemeinschaft und liebevollen Beziehungen. Gott selbst hat diese Gemeinschaft gestiftet und seine Gebote sind die Spielregeln für das Gelingen der Gemeinschaft. Das Beachten dieser Gebote (Regeln) bewirkt Freude und Segen. Das Missachten dieser Gebote (Regeln) führt zu Verletzungen, Streit, Frustration und Trennungen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Erkenntnis Gottes und dem Halten seiner Gebote? (2,3-4) Lesen Sie hierzu auch Joh 17,3.

ERF -Bibelkunde NT II

Was ist „ewiges Leben“? „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Joh 17,3). Ewiges Leben bedeutet eine ewige Verbindung mit Gott, und ewiger Tod bedeutet eine ewige, unwiderrufliche Trennung von Gott (Joh 3,16.36; 5,24; Siehe auch Mt 25,46).

ERF – Bibelkunde NT I

Wenn Jesus dem Vater Ehre erwirbt und ihm zu Ehren Heil schafft, dann will er dabei ganz in der Linie des Vaters bleiben. Eben dies besagt V. 2. Das kleine Wörtchen »wie« besitzt drei Bedeutungen: a) »ebenso wie«, b) »in dem Maße wie«, c) »weil«. Die »Macht«, von der hier die Rede ist, bedeutet sowohl die Vollmacht als auch die Kraft zur Ausführung. »Alles Fleisch« ist eine typisch jüdische Redewendung und bezeichnet die gesamte Menschenweit. Liest man V. 2
»Du hast ihm Macht über alles Fleisch gegeben« im Zusammenhang, dann drängen sich zwei Parallelen auf. Die erste Parallele ist Mt 28,18

»(Von Gott) ist mir gegeben alle Macht.« Diese Parallele macht deutlich, dass Jesus in Joh 17,2 an die Zukunft denkt. Der Sinn seiner Aussage ist also der: »Du hast ihm nach vollbrachtem Kreuzestod Macht über alles Fleisch gegeben.« Die zweite Parallele ist Dan 7,14; »Gott gab ihm (= dem Menschensohn bzw. Messias) Macht …, dass ihm alle … dienen sollten.« Jesus weiß also, dass sich Dan 7,14 bald erfüllen wird.

Aber es ist eine eigenartige »Macht«, von der er hier in Joh 17,2 redet, nämlich die Macht, »allen ewiges Leben« zu geben. Sie entspricht jedoch genau der Aufgabe, die Christus vor seiner Wiederkunft hat! Wir lernen also, dass Dan 7,14 eine mehrfache Bedeutung besitzt: Einmal ist es die Macht des Glaubens und der Gabe des ewigen Lebens, die der Messias hat; sodann ist es die sichtbare Macht, die der Messias nach seiner Wiederkunft in seinem Reich ausübt (vgl. noch Joh 3,27.35; 13,3 und Mt 9,6 par; Mt 11,27 par). Wichtig ist auf jeden Fall das »Du«: »Du hast ihm Macht gegeben.« Vom Vater kommt sie, vom Vater will Jesus sich bestimmen lassen. Auch hier könnte man einen Einwand machen. Ist es denn wahr, dass alle Menschen ewiges Leben empfangen? Laufen denn nicht viele herum, die von Christus und dem ewigen Leben überhaupt nichts wissen wollen? In dieser Richtung bringt der Schluss von V. 2 eine Klärung. Der Ausdruck »alle« wird nämlich eingegrenzt; es handelt sich um »alle, die du (= der Vater) ihm (= dem Sohn) gegeben hast«. Damit ist klar, dass es sich nur um die Jünger Jesu handelt. Das wird auch durch den Vergleich mit Joh 6,37.39ff.bestätigt. Und gerade von Joh 6,37ff.her ergibt sich, dass dieses »die du ihm gegeben hast« nicht im Sinne einer reinen Vorherbestimmung (Prädestination) gemeint ist, sondern beides umschließt: aus eigener Entscheidung zum Glauben kommen dürfen und vom Vater Jesus anvertraut werden.

Im ganzen Evangelium ist es Jesu einzigartige Möglichkeit, »ewiges Leben zu geben« (vgl. Joh 3,15ff.; Joh 5,24; 6,40.47; 10,10.28; 11,25ff.; Joh 20,31). Nun aber gibt Joh 17,3 eine atemberaubende Begriffsbestimmung: »Das aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den einzigen, wahren Gott und den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias, erkennen.« Das Hauptwort in dieser Aussage heißt: »erkennen«. Läuft also unsere Rettung über den Kopf? Ist Jüngerschaft nur etwas für die Intelligenz? Das wäre ein katastrophales Missverständnis. Jenes »erkennen« kommt nicht aus der Philosophie des Abendlandes, sondern aus der Sprache der Bibel und bedeutet »praktisches Kennenlernen« (vgl. z. B. 1 Mo 4,1) bzw. »Wissen, wie man mit diesem oder jenem dran ist«. Das heißt: Jesus lädt hier nicht zur Theorie, sondern zur Praxis ein. Die Parallele zu Joh 7,17 ist unübersehbar. Wer ihm praktisch nachfolgt, der hat Gott und den Messias erkannt. Und aus dieser Nachfolge erwächst »das ewige Leben«!

Aber nun dürfen wir nicht zu schnell über Einzelheiten hinweglesen. Denn die praktische Jesusnachfolge führt zu zwei präzisen Erkenntnissen. Die eine betrifft »dich, den einzigen, wahren Gott«. Nur einer, ein »einziger«, ist Gott. Das besagt schon das Glaubensbekenntnis Israels in 5 Mo 6,4. Er ist der »wahre Gott«, und zwar in einem doppelten Sinne: a) im Gegensatz zu den Götzen, die eben nicht »Gott« sind (vgl. Ps 115,4ff.; Ps 135,15ff.; Jes 44,10ff.; 1 Thess 1,9; 1 Joh 5,20); b) als der Zuverlässige, auf den man vertrauen kann (vgl. 2 Mo 34,6; Offb 6,10; 16,7). Die zweite Erkenntnis betrifft »den, den du gesandt hast, Jesus, den Messias«. Die meisten Übersetzungen haben hier: »Jesus Christus«. Das griechische Wort »Christos« ist aber selbst schon eine Übersetzung, und zwar für das hebräische »Messias«. Deshalb muss man hier auf die hebräische Grundbedeutung »Messias« zurückgehen, ebenso wie in Joh 20,31.

Diese Worte lösen eine ganze Reihe von Fragen aus. Warum fügt sie Jesus dem »einzigen, wahren Gott« hinzu? Weil man Gott an seinen Werken erkennt (vgl. Röm 1,20) und die Sendung des Sohnes Gottes Hauptwerk darstellt (»den du gesandt hast«). Wer an der Sendung Jesu vorübergeht, kann Gott nicht angemessen begreifen. Gott wird am Sohn erkannt! Deshalb hat keine andere Religion ein stämmiges Gottesbild. Warum gebraucht Jesus gerade den Titel »Messias«? Weil es hier um sein Erlösungswerk geht, und der Erlöser im Judentum am häufigsten unter der Bezeichnung »Messias« angekündigt wird. Warum nennt Jesus hier seinen eigenen Namen (»Jesus, den Messias«)? Warum sagt er nicht einfach: »mich als den Messias«? Diese Frage ist am schwersten zu beantworten. Die kritische Theologie sagt: Joh 17 ist gar nicht von Jesus gebetet, sondern eine »Komposition« der späteren Kirche, deshalb sei der »Jesus«-Name von diesem späteren Standpunkt her eingefügt. Doch ist diese kritische Theorie für uns unannehmbar. Denn wir können keinen einzigen Fall nachweisen, in dem die spätere Gemeinde eine Rede Jesu erfunden und nachträglich dem historischen Jesus in den Mund gelegt hat. Eine denkbare Antwort auf die oben genannte Frage wäre, dass Jesus bei seinem Abschiedsgebet im Jüngerkreis den Titel am Kreuz (Lutherbibel: »Überschrift«, Joh 19,19ff.) vor Augen hatte. Er wusste, dass er gekreuzigt werden sollte. Und er kannte auch sicherlich die römische Gewohnheit, den Namen des Hingerichteten sichtbar ans Kreuz zu heften. Und gerade dieser geschmähte »Jesus« Name ist der Name des gottgesandten Erlösers, den zu erkennen das ewige Leben bedeutet! So könnte man sich Jesu Ausdrucksweise gut erklären. Wir müssen es aber offen lassen, ob diese Erklärung oder eine andere zutrifft.

Wesentlich bleibt: Wer den Vater und den Sohn praktisch in der Nachfolge kennen lernt, der erwirbt das ewige Leben. Der Vater und Jesus als Messias gehören zusammen; man kann sie nicht trennen.

Edition C

Jesus kann der Erhörung dieser Bitten so gewiß sein, weil diese Verherrlichung des Sohnes im Leiden nur die Vollendung einer Hoheit ist, die dem Sohn schon längst zuteil wurde: „Wie du ihm Vollmacht über alles Fleisch gegeben hast.“ Der schon im AT vielfach verwendete Ausdruck „alles Fleisch“, umfaßt das gesamte kreatürliche Sein, die ganze Schöpfung, meint aber ganz besonders die Menschheit in ihrer Kreatürlichkeit und Vergänglichkeit. „Vollmacht über alles Fleisch“ ist recht eigentlich die Macht Gottes. Schon Mose und Aaron beten Gott an als den „Gott der Geister alles Fleisches“ (4 Mo 16, 22). Und Gott sagt es selber dem Propheten Jeremia: „Ich bin ein Gott alles Fleisches“ (Jer 32, 27). Diese Gottesvollmacht hat der Vater Jesus übertragen. Jesus sieht darin den Grund, der ihn um die „Verherrlichung“ in Gewißheit beten läßt. Das „kathos = wie“ hat auch hier begründenden Sinn. Diese Vollmacht ist aber nicht einfach „Macht“ an sich, sondern dient dem Liebeswillen Gottes und dem Heil der Menschen; Jesus besitzt sie, „damit er allem, was du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe“. Was „Fleisch“ ist, ist eben damit vergängliche Kretur, die „ewiges Leben“ gerade nicht besitzt (3, 6). Aber durch Jesus sollen Menschen „ewiges Leben“ erhalten. Der uns so schwere Erwählungsgedanke von 6, 37 schimmert auch hier erneut hindurch. Jesus spricht nicht einfach von der Vollmacht über alles Fleisch, damit er allem Fleisch ewiges Leben gebe. Der umständliche, eigentliche Wortlaut „damit alles, was du ihm gegeben hast, er ihnen ewiges Leben gebe“ zeigt noch deutlicher, daß es nur eine „Auswahl“ von Menschen ist, denen die unerhörte Gabe zuteil wird. Diese Gabe des ewigen Lebens kommt aber nur dadurch zu den Erwählten, daß der Sohn Gottes sich am Kreuz zur Sünde machen läßt (3, 15).
[3] Worin besteht dieses „ewige Leben“? Wir erstaunen über die Anwort: „Das aber ist das ewige Leben, daß sie erkennen dich, den alleinigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.“ Das „ewige Leben“ besteht im „Erkennen“. Ist das nicht typisch die Grundansicht der „Gnosis“? Aber im Mund Jesu ist dieses Wort nicht „gnostisch“ gemeint und das „Erkennen“ nicht dem bloßen „Glauben“ als ein Höheres übergeordnet. Es ist einfach „biblisch“ gefaßt und schon in 6, 69 dem Glauben nicht entgegengestellt, sondern mit dem Glauben fest verbunden. Wir müssen die Fülle der Stellen vor Augen haben, in denen das „Erkennen Gottes“ als Mittelpunkt des Lebens gesehen ist. Vor allem hat der von Jeremia geweissagte „Neue Bund“ gerade darin seine Herrlichkeit, daß alle Gott „erkennen werden“ (Jer 31, 34). Sehr bezeichnend ist hier das „Erkennen“ nicht an höhere Erkenntniskräfte, sondern an die Vergebung der Sünden und die Auslösung der Schuld gebunden. Von diesem „Erkennen“ spricht Jesus. Es ist darum „ewiges Leben“, weil es den höchsten und den ewigen Inhalt hat. Hier wird „der alleinige wahre Gott“ erkannt. Wir könnten auch übersetzen: „Der einzig wirkliche Gott.“ Menschliche Gottesbilder und falsche, unechte „Götter“ gab und gibt es in der Menschheit reichlich. „Ewiges Leben“ finden wir bei ihnen nicht. Sie können uns nur mit Lebenslügen verführen und täuschen. Im „Erkennen“ des Einen, der wirklich Gott ist, wird uns ein Leben zuteil, das so ewig und unausschöpfbar ist wie Gott selbst. Dabei ist das „Erkennen“ nicht das bloße Denken richtiger Gedanken über Gott. „Erkennen“ meint in der Bibel ein wesenhaftes Erfassen in lebendiger Hingabe und Verbundenheit. Es kann der wahre, der heilige und lebendige Gott nie Objekt unseres verstandesmäßigen Erkennens, unserer wissenschaftlichen Forschung sein. Personen erkennen wir schon im menschlichen Bereich auf völlig andere Weise: durch die „Begegnung“ in Liebe, Vertrauen und Gehorsam. Gott aber schenkt uns die Begegnung mit sich in dem, „den er gesandt hat, Jesus Christus“. Das „und“ in dem Gebetssatz Jesu ist darum kein addierendes, das zwei verschiedene Größen zueinanderfügt. Wir erkennen nicht erstens Gott und zweitens Jesus Christus, sondern in „Jesus“ finden wir „den alleinigen wahren Gott“. Jesus faßt hier nur zusammen, was er in 14, 6–11 eingehend dargelegt hat. Jesus sieht dabei das große Geschehen, das aus seinem Kreuzesopfer erwächst, so lebendig vor sich, daß er von sich selber in der dritten Person spricht. Ungezählte Menschen in aller Welt finden in Jesus Christus den wirklichen Gott und darum ewiges Leben.

Wuppertaler Studienbibel

Erstens bat er ausdrücklich um seine Verherrlichung: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn (Johannes 17,1b). Jeschuas erster Grund für seine Bitte war, dass er Gott, den Vater, verherrlichen sollte (Johannes 17,1c). Der Zweck und das Ziel allen Gebets ist es, den Vater zu verherrlichen. Jeschua wies darauf hin, dass der Sohn den Vater verherrlicht, indem er ewiges Leben schenkt (Johannes 17,2). Zweitens hatte er das Werk vollendet, das der Vater ihm aufgetragen hatte (Johannes 17,4), und stand nun vor seinem Tod.
Die zweite Bitte Jeschuas war die Wiederherstellung der Herrlichkeit, die seit der Menschwerdung verhüllt war: Und nun, Vater, verherrliche mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war (Johannes 17,5). Das war seine einzigartige Schechinah-Herrlichkeit, die helle und leuchtende Herrlichkeit, die er in aller vergangenen Ewigkeit besaß, die aber durch seinen physischen Körper verhüllt war. Nun würde Er die Erde verlassen und in den Himmel zurückkehren, und so betete Er um die Wiederherstellung Seiner Schechinah-Herrlichkeit. Er gab wieder einen Grund für seine Bitte an: Er hatte den Aposteln den Vater offenbart (Joh 17,6), eines der beiden Unterthemen des Johannesevangeliums, und deshalb bat Er um die Wiederherstellung der Schechinah-Herrlichkeit.

Zwei Prinzipien bezüglich der Art und Weise, wie Jeschua betete, sollten beachtet werden. Erstens waren seine Bitten spezifisch, und Gläubige sollten Gott ihre spezifischen Bitten durch Gebet bekannt machen. Zweitens: Er gab Gründe für seine Bitten an. Gläubige sollten Jeshuas Beispiel folgen und dasselbe tun. Die Gründe können gültig oder ungültig sein. Wenn sie ungültig sind, wird Gott sie nicht gewähren. Gläubige sollten wissen und erklären, warum sie eine Bitte äußern und sie dann Gott überlassen. Im Fall von Jeschua erfüllte Gott, der Vater, seine beiden Bitten. Der Messias wurde durch seine Auferstehung verherrlicht, und seine vorherige Herrlichkeit wurde ihm bei seiner Himmelfahrt wiedergegeben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua

Wie beschreibt Jehovah sich selbst?

Und Jehova ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Jehova, Jehova, Gott, (El) barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin (O. Tausenden,) der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt, -aber keineswegs hält er für schuldlos (O. läßt er ungestraft) den Schuldigen, -der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.
Elberfelder 1871 – Ex 34,6–7

Als nun Jehova vor ihm vorüber ging, da rief er: Jehova, Jehova! ein barmherziger und gnädiger Gott! langmüthig und von grosser Güte und Treue! der Tausenden Gnade bewahrt, der Missethat, und Frevel, und Sünde vergibt, doch ungestraft nichts lässt, der die Missethat der Väter heimsucht an den Kindern und an den Kindes Kindern bis in’s dritte, und vierte Glied!
van Ess 1858 – 2.Mose 34:6–7

Und Jehovah zog vorüber vor seinem Angesicht und rief: Jehovah, Jehovah, Gott, erbarmungsvoll und gnädig, langmütig (H. lang zum Zorn) und groß (H. viel) an Barmherzigkeit und Wahrheit.
Bewahrend Barmherzigkeit Tausenden, tragend Missetat und Übertretung und Sünde, aber nicht ungestraft lassend, heimsuchend die Missetat der Väter an den Söhnen und an der Söhne Söhnen bis ins dritte (H. bis an die dritten und vierten) und vierte Glied (H. bis an die dritten und vierten). 2Mo 20,5-7; 5Mo 24,16; Ps 130,4.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ex 34,6–7

 Jetzt zog Gott mit seiner oberkrassen Art an Mose vorbei. Er sagte total laut: „Ich bin Gott! Ich bin so, wie ich immer schon war. Und das ist auch mein Name. Ich bin der Gott, der die Menschen voll liebt und total gerne hat. Ich verzeihe sehr viel. Und ich bin entspannt und hab viel Geduld. Und ich bin zuverlässig, ich bin immer treu.
Ich liebe die Menschen, und ich werde sie immer lieben. Ich bin freundlich zu ihnen.
Wenn sie Scheiße bauen, werde ich es verzeihen. Wenn sie gegen mich kämpfen, bin ich für sie. Wenn sie mit ihrem Leben danebenliegen, vergebe ich gerne. Aber ich lasse nicht mit mir Spielchen spielen, und wer gegen mich handelt, muss dafür bezahlen. Diese Schuld wird weitervererbt auf die Kinder und Enkel, bis in die vierte Generation.“
VolxBibel – Exodus 34:6–7

Auf dem Berg erlebte Mose ein neues Gesicht der Herrlichkeit Gottes als Erblasser des Bundes. Gott erfüllte seine Verheißung ( 2Mo 33,19 ) und offenbarte Mose seinen Namen (sein Wesen). Er sagte zu Mose, daß sein Name Jahwe ( der HERR ) bedeute, daß er ein Gott des Erbarmens, der Gnade, der Treue ( HeseD , Liebe , zweimal in V. 6-7 ), der Aufrichtigkeit ( ?MmeT , »Verläßlichkeit«) und der Vergebung sei. Diese Angaben treten zu dem hinzu, was schon früher über seinen Namen gesagt worden war (vgl. den Kommentar zu 2Mo 3,13-14 ). Jahwe ist der Name, der Gottes Beziehung mit seinem Volk bezeichnet. Einige oder sogar alle diese Attribute Gottes werden sieben weitere Male im AT gemeinsam erwähnt ( 4Mo 14,18; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; 145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ).
In der Entfaltung seiner großen Güte ist es das Attribut der Gerechtigkeit, das auch die Bestrafung jedes Menschen erforderlich macht, der seinem gerechten Wesen zuwiderhandelt ( er straft , 2Mo 34,7 ).

Walvoord Bibelkommentar

Wo ist hier Gottes Barmherzigkeit zu sehen?“ (2 Mose 34:6) Man sollte daran denken, daß Barmherzigkeit nicht bedeutet, Gesetzlosigkeit zu verzeihen und vorsätzliche Übertreter des Gesetzes Gottes ungestraft ausgehen zu lassen. Dadurch aber, daß Adam und Eva die Erlaubnis erhielten, noch eine Zeitlang zu leben und Eltern zu werden, handelte Jehova Gott denen gegenüber barmherzig, die nicht durch ihren eigenen Willen, sondern durch ihr Erbe von ihrem Vorvater zu Sündern wurden. Jehova ließ nicht nur zu, daß sich Adams Nachkommen eine begrenzte Zeit des Lebens erfreuen konnten, sondern er traf sogar auf der Grundlage des Opfers seines liebsten Sohnes für alle die Vorkehrung, von Sünde und Tod befreit zu werden. (Johannes 3:16; 1 Timotheus 2:3-6) Als barmherziger Gott hat er geduldig genügend Zeit eingeräumt, so daß die Menschen die Gelegenheit haben konnten, seine Vorkehrungen kennenzulernen und sich zu entschließen, seinen Willen zu tun. „Er [will] nicht . . ., daß irgend jemand vernichtet werde, sondern will, daß alle zur Reue gelangen.“ (2 Petrus 3:9) Aber diejenigen Nachkommen Adams, die sich weigern zu bereuen und die nicht den Wunsch haben, Diener Jehovas Gottes zu werden, werden der Strafe nicht entgehen. (Vergleiche 2 Mose 34:6, 7.)

Erwachet! 22.Oktober 1973

Wie Raschi erklärt, bewahrt Gott die Freundlichkeit eines Menschen fünfhundert Mal länger als seine Übertretungen. Diese Betonung der Barmherzigkeit erinnert an das talmudische Diktum: „Man soll immer mit der linken Hand wegstoßen und mit der rechten Hand näher kommen“ (Bavli Sotah 47a). Wenn Eltern einem Kind beibringen, was richtig und was falsch ist, sollen sie in erster Linie freundlich handeln. Die stärkere (rechte) Hand ermutigt das Kind liebevoll. Wenn Disziplin notwendig ist, wird sie mit der schwächeren (linken) Hand gemildert.
Diese Betonung des Positiven ähnelt einem beliebten modernen Erziehungsansatz, der darauf abzielt, das Kind bei seinem guten Verhalten zu ertappen und es dann zu loben, um es zu weiterem guten Verhalten zu ermutigen. Dieser Ansatz geht zwar nicht ausdrücklich auf negatives Verhalten ein, aber die Absicht ist, dass die Konzentration auf wünschenswertes Verhalten die Neigung des Kindes zu weniger wünschenswertem Verhalten verringern wird.

Der JPS Rashi Diskussions Tora-Kommentar

Für Hill geht es bei dem Zitat im Matthäusevangelium nicht nur darum, dass Gott wünscht, dass die Menschen Barmherzigkeit zeigen, sondern dass sie (wie in Hosea) ihre Treue zu JHWH in konkreten Taten der Barmherzigkeit ausdrücken. Hill geht davon aus, dass Matthäus direkt vom hebräischen Text ausging,36 , aber auch in der LXX geht es in erster Linie um Bundestreue. Das griechische ἔλεος ist wie das hebräische חֶסֶד sowohl in Hosea 6:4 als auch in 6 in erster Linie an JHWH gerichtet. Wenn wir uns Matthäus zuwenden, ist es nicht weniger bedeutsam, dass Jesu eigene Treue zu JHWH und seinem Bund in 9,9-13 implizit kritisiert wird. In seiner Antwort beruft sich Jesus auf das, woran JHWH selbst Gefallen findet, um seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern zu verteidigen. Aber vielleicht können wir noch mehr sagen.
ἔλεος / חֶסֶד taucht so häufig in Beschreibungen von Israels Gott auf, dass es, wenn es als Bundesbegriff für das verwendet wird, was JHWH von Israel verlangt (wie in Hosea 6), unweigerlich an den Charakter des Bundesgottes erinnert. Von den vielen Dutzenden von Texten, die dies belegen, wollen wir nur drei anführen:
Ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott … aber ich erweise unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / וְעֹשֶׂה חֶסֶד) bis in das tausendste Glied derer, die mich lieben und meine Gebote halten. (Exod. 20:5-6)
Der HERR ging vor ihm her und verkündete: „Der HERR, der HERR, ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn, und reich an unerschütterlicher Liebe und Treue (καὶ πολυέλεος καὶ ἀληθινὸς / וְרַב-חֶסֶד וֶאֱמֶת), der unerschütterliche Liebe (ποιῶν ἔλεος / נֹצֵר חֶסֶד) bewahrt für das tausendste Geschlecht.“ (Exod. 34:6-7)
Denn der HERR ist gut, und seine Liebe (τὸ ἔλεος αὐτοῦ / חַסְדּוֹ) währt ewig (Ps. 100:5; vgl. 1 Chron. 16:34, 41; 2 Chron. 5:13; 7:3, 6; 20:21; Esra 3:11; Pss. 106,1; 107,1; Jer. 33,11)
Zu dem Refrain („sein ἔλεος / חֶסֶד währt ewig“) , der sich durch diese letzte Gruppe von Texten zieht, bemerken Baer und Gordon: „Diese Aussage scheint zu der Zeit, als diese Texte in den kanonischen Rahmen eingearbeitet wurden, einen fast glaubwürdigen Status angenommen zu haben.“ Israels Gott ist der Gott des ἔλεος / חֶסֶד. Wenn JHWH also zu ἔλεος / חֶסֶד aufruft, wie er es in Hosea 6:6 tut, ruft er zu einem Spiegelbild seines eigenen Charakters auf. Dass wir Hosea 6,6a tatsächlich so lesen sollten, wird durch Hosea 6,6b bestätigt: Die unerschütterliche, treue Liebe, an der sich JHWH erfreut, ist in der Tat in der Erkenntnis Gottes selbst verwurzelt, des Gottes, der seinem Volk gegenüber eine unerschütterliche, treue Liebe pflegt.
All dies ist besonders relevant für die Verteidigung der Mission Jesu in Matthäus 9,13.40 Wie ein Arzt, der sich zu den Kranken hingezogen fühlt, umarmt Jesus Israels Zöllner und Sünder; er tut dies jedoch nicht nur aus Mitleid oder nur, weil Bundestreue sich in Barmherzigkeit ausdrückt (so Hill), sondern auch (und grundlegender), weil die unerschütterliche Liebe, an der JHWH sich erfreut, eine Antwort auf JHWHs eigene unerschütterliche, bundestreue Liebe ist. In seiner messianischen Mission spiegelt Jesus perfekt JHWHs eigene Bundestreue wider. Dieser Punkt wird in Matthäus 12,1-8 noch einmal deutlich gemacht, diesmal mit einem noch spezifischeren Bezug zur Tora.

Ethik der Torah und frühchristliche Identität

Ein göttliches Übermaß. 34,7. Schon der eröffnende Partizipialausdruck (wörtl.: »Huld bewahrend«), der Gott von seinem Wirken her zu erfassen sucht, erweist sich deutlich durch die Aufnahme des Zentralbegriffs »Gnade / Huld« (חסד) von V 6 in V 7 als »Auslegung« oder »Erklärung« der vorausgegangenen Formel. Die dann folgende Gegenüberstellung erschließt sich von den Adressaten her: Tausende (Generationen) auf der einen Seite und die »Kinder und Kindeskinder« der dritten und vierten (Generation) auf der anderen Seite. Der menschlich kaum überschaubaren Seite von tausenden Generationen wird das Gnadenhandeln und die Vergebungsbereitschaft Gottes zugeordnet, der – vermittelt durch den Hinweis, dass Gott nicht einfach freispricht – das »Prüfen« bzw. »Heimsuchen« der Schuld der Väter bei den darauf folgenden drei bis vier Generationen gegenübergestellt wird (s.o. zu Ex 20,5–6). Es geht hier also um das Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit gegenüber seiner Strafgerechtigkeit. Die Aussage dieses Textstückes leugnet die Strafgerechtigkeit nicht, ordnet sie aber deutlich gegenüber der göttlichen Barmherzigkeit ein: Dabei ist die Barmherzigkeit Gottes menschlich nicht zu erfassen, denn kein Mensch kann tausend Generationen überschauen – andererseits beschränkt sich die Strafgerechtigkeit Gottes auf ein menschliches Maß, nämlich die drei bis vier Generationen, die maximal unter einem Dach zusammenleben können. Die Beschränkung beim Strafen auf die Generationenzahl, die in der altisraelitischen Großfamilie höchstens zusammenleben kann, passt zu dem Basisverständnis der Aussage, dass es nicht – wie durch viele Übersetzungen unterstellt wird – um ein Bestrafen der nachfolgenden Generation für die Vergehen der vorausgehenden geht, sondern um ein Prüfen, ob die Sünden der einen Generation bei den Nachgeborenen wieder begegnen (vgl. A. Schenker, Versöhnung, 85–87). Was hier im Motiv vom Übermaß der göttlichen Barmherzigkeit und Gnade ausgedrückt ist, hat seine Entsprechung im Motiv der »Selbstbeherrschung« Gottes beim Propheten Hosea. Dort lässt Gott seinem Zorn zum Gericht nicht freien Lauf, sondern will und kann Israel eben gerade deshalb nicht vernichten, weil er von sich selbst sagt: »denn Gott bin ich, nicht Mensch, in deiner Mitte der Heilige« (Hos 11,9) (vgl. Scoralick, Gottes Güte, 156).
Das ist es also, was die Namensoffenbarung Gottes zum Ausdruck bringt: Dieser Gott JHWH ist ein barmherziger und gnädiger Gott, dessen Vergebungsbereitschaft menschlich unfassbar bleibt.

Herders Theologischer Kommentar

Ein Aspekt von Gottes Großzügigkeit ist sein Mitgefühl und seine Barmherzigkeit. Er vergibt Sündern. Seine Geschöpfe müssen sich auch so verhalten. Du sollst dich nicht an den Söhnen deines eigenen Volkes rächen und ihnen nichts nachtragen, sondern du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Lev 19,18). Dass Vergebung ein göttliches Attribut ist, das der Mensch nachahmen sollte, wird in der Geschichte von Jakob und Esau deutlich. Als Jakob von Paddan-Aram zurückkommt, um Esau zu treffen, behandelt er Esau wie Gott. Er schickt ihm ein minḥah, normalerweise eine Art Opfer, denn er dachte: „Ich kann vor ihm Sühne leisten“ (Gen 32:20). Dann läuft Esau Jakob entgegen und begrüßt ihn mit offenen Armen, woraufhin Jakob sagt: „Dein Gesicht zu sehen, ist wie das Gesicht Gottes zu sehen“. Mit anderen Worten: Esau hat sich wie Gott verhalten, indem er Jakobs Vergehen so großzügig vergeben hat. Josef zeigt ähnliche Großzügigkeit, indem er seinen Brüdern vergibt.

Der HERR ist „ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an beständiger Liebe und Treue; er bewahrt beständige Liebe zu Tausenden und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber er spricht die Schuldigen nicht frei“. So fasst Exodus 34,6-7 den Charakter Gottes zusammen, der in der gesamten biblischen Erzählung dargestellt und in fast jedem Psalm besungen wird. Doch genau diese Eigenschaften wünscht sich Gott von seinem Volk: Sie sollen seinen Charakter widerspiegeln, ja sogar positiv nachahmen. Israel soll liebevoll und treu sein: „Israel, was verlangt der HERR, dein Gott, von dir, dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, in allen seinen Wegen wandelst, ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele“ (Dtn 10,12). Die Patriarchen haben diese Hingabe in ihrem eigenen Leben oft vorgelebt.

Diese Tugenden sollten nicht nur in der vertikalen Gott-Mensch-Beziehung praktiziert werden, sondern auch in den horizontalen zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Treue innerhalb der Familie und zu den Nachbarn war so selbstverständlich, dass das Gesetz sie kaum erwähnt, außer in Situationen, in denen die Treue zu Gott Vorrang haben muss (Dtn 13,7-11). Die Genesis neigt dazu, Loyalität als selbstverständlich zu betrachten und schockiert ihre Leser eher durch ihren Bruch als durch ihre erwartete Ausübung, sei es in der Geschichte von Kain und Abel, Jakob und Esau oder Josef und seinen Brüdern. Aber die Versöhnung von Jakob mit Esau und Josef mit seinen Brüdern zeigt, was eigentlich der Fall sein sollte. Zu Judas Rede, in der er anbietet, anstelle von Benjamin zu bleiben, bemerkt Sternberg: „Das ist nichts weniger als eine Verwandlung, von subnormaler zu abnormaler Solidarität.

Aber dieser treue, großzügige und vergebende Gott hat seine Grenzen: „Er wird die Schuldigen auf keinen Fall freisprechen“. Das wird in der Genesis immer wieder deutlich. Die Sintflut und die Zerstörung Sodoms zeigen das göttliche Gericht im großen Maßstab, das Leiden Jakobs als Folge seines Betrugs an Isaak und die vorübergehende Unfruchtbarkeit der Frauen von Gerar zeigen es auf individueller Ebene (20,18). Und obwohl das Gesetz die menschlichen Richter ermutigt, bei der Bestrafung von Sünden ebenso hart zu sein (Exod 23:7; Deut 13:9; 19:21; 25:12), gibt die Genesis nur wenige Beispiele dafür, dass Menschen Rache in die eigenen Hände nehmen: scheint mehr daran interessiert zu sein, zum Friedensschluss zu ermutigen als Rache zu rechtfertigen.

Geschichte der Torah – Das AT ethisch lesen

Gottes Gnade für die Menschen entspringt der Fülle seines Wesens. Er ist gnädig. Als Gott Mose erschien, nannte er seinen Namen, Jahwe, „Ich bin, der ich bin“, und fasste damit sein ewiges Wesen zusammen. Zu diesem Wesen gehört seine Eigenschaft der Gnade: „Jahwe, Jahwe, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und reich an Gnade und Treue“ (Ex 34,6). J. I. Packer spricht davon, dass Gnade einfach die Liebe Gottes sei, die er an denen erweist, die das Gegenteil verdient haben. Gottes Gnade ist sein Leben, das gute Gaben gibt, und diese Gabe ist er selbst.

Olivero – Grundriss der Dogmatic

6-7. Diese Verse sind die göttliche Antwort auf die beiden Bitten des Mose: dass er Gottes Wege „erkennt“ (33:13) und dass er seine Gegenwart „sieht“ (33:18). Das geheimnisvolle Vorbeigehen Gottes vor Mose entspricht der zweiten Bitte, die Aufzählung der göttlichen Eigenschaften der ersten. Bezeichnenderweise fehlt in der Beschreibung der Theophanie ein visuelles Element. Gottes Selbstoffenbarung beschränkt sich auf eine mündliche Verkündigung seiner moralischen Eigenschaften. Diese sind das Wesen seines Charakters und sie zu „kennen“ bedeutet, eine höhere Vorstellung von der Gottheit zu erlangen.

In der jüdischen Tradition werden diese Verse die Dreizehn Eigenschaften Gottes genannt (hebr. shelosh ʿesreh middot). Sie spielen eine wichtige Rolle in der jüdischen Liturgie, wo sie in der Synagoge an Festen und anderen heiligen Tagen (außer an Sabbaten) laut rezitiert werden, wenn die Lade geöffnet wird, um die Torarolle für die entsprechende Tora-Lesung herauszunehmen. Sie werden auch während der Tora-Lesungen an Fastentagen und in den Seliḥot – den Bußgebeten, die zu diesen Anlässen und während des Hohen Feiertags gesprochen werden – laut gesungen. Diese Praxis beruht auf Rabbi Johanans Bemerkung in Rosch ha-Schana 17b, dass Gottes Aufzählung seiner moralischen Qualitäten das Muster für Israels künftige Bitten an Gott vorgeben sollte. Es gibt Belege dafür, dass die liturgische Verwendung dieser Verse schon vor der Zeit des Zweiten Tempels stattfand und in Israel eine lange Geschichte hatte, denn sie werden in der einen oder anderen Form häufig in der Bibel zitiert. Eine solch anhaltende und weit verbreitete Popularität konnte nur aus den Formen des institutionellen Gottesdienstes stammen.
Es sollte betont werden, dass die Einbeziehung der Dreizehn Attribute in die Liturgie nicht als ein automatisch wirksames Mittel zur Erlangung der Vergebung der Sünden zu verstehen ist. Vielmehr geht es darum, dass der Mensch Gottes moralische Eigenschaften nachahmt: Mitgefühl, Gnade, Nachsicht, Freundlichkeit, Treue und Vergebung.

der HERR! der HERR! Der hebräische Text erlaubt es auch, das erste YHVH als Subjekt des antezedenten Verbs „verkündet“ zu verstehen; so wurde es von Saadia und Maimonides verstanden. Ibn Esra entgegnet, dass die Wiederholung des Namens in Beschwörungen oder Anrufungen nicht unüblich ist.

barmherzig und gnädig Im Gegensatz zu der Reihenfolge im Dekalog (20,5-6) werden hier Gottes großherzige Eigenschaften betont und bevorzugt, statt seine richtenden Handlungen.

Güte und Treue Hebräisch ḥesed ve-ʾemet erscheint häufig als Wortpaar um ein einziges Konzept auszudrücken. Jede der Komponenten hat eine große Bandbreite an Bedeutungen. Ḥesed beinhaltet Wohltaten, Gegenseitigkeit und oft auch Verpflichtungen, die sich aus einer rechtlichen Beziehung ergeben. Siehe Kommentar zu 15:13. ʾEmet, meist mit „Wahrheit“ übersetzt, umfasst Zuverlässigkeit, Beständigkeit und Treue. Die Kombination der Begriffe drückt Gottes absolute und ewige Verlässlichkeit bei der Verteilung seiner Wohltaten aus.

Freundlichkeit Siehe Kommentar zu 20:6. Die Formulierung kann entweder Gottes kontinuierliche und unveränderliche ḥesed12 oder die Vorstellung ausdrücken, dass der Verdienst für die ḥesed, die die Menschen leisten, über ihre eigene Generation hinaus andauert.

Tausendste Generation Hebräisch ʾalafim, wie in 20,6.

Er erlässt die göttliche Nachsicht nicht, was nicht bedeutet, dass Sünder erwarten können, den Folgen ihrer Missetaten gänzlich zu entgehen. In 13Yoma 86a wird der Satz so interpretiert: „Er erlässt die Strafe für die Reumütigen, aber nicht für die Unbußfertigen.“ Aus diesem Grund schließt die liturgische Rezitation der dreizehn Attribute mit „freisprechend“ (für den Reumütigen) und lässt das negative Element weg.

Der JPS-Tora- Kommentar

Das Vorüberziehen Jahwes ist mehr als ein bloßes Vorbeigehen. Wird »Vorüberziehen« (hebräisch: ‛āḇar) von Gott oder seinem Boten ausgesagt, dann bleibt dies nicht ohne Konsequenzen. Es kann Heil oder Unheil anzeigen, Rettung oder Gericht. Genau darum geht es, wenn Jahwe an Mose vorüberzieht, um ihm seine Herrlichkeit zu offenbaren. Was Mose zu sehen bekommt außer der Wolke – auch von dem »Nachher« Gottes (2Mo 33,23), das er erlebt – wird nichts berichtet. Aufgezeichnet sind nur die Namen und die Worte, in welchen ihm das Geschaute gedeutet wird.
Zuerst ruft Gott, wie er es Mose zugesagt hatte (2Mo 33,19), seinen Namen aus: »Jahwe, Jahwe«, anders übersetzt: »Der Herr, der Herr« oder: »ER ist ER«. Damit verkündigt Jahwe die Tragweite seines Namens. Es ist das Dasein und das Dabeisein Jahwes. Er, der da war und der da ist, wird dableiben.
Er, der Weltenschöpfer und Weltenlenker, kümmerte sich um den Menschen, bevor dieser sündigte, und er tut dasselbe, nachdem der Mensch gegen ihn rebellierte und sich von ihm emanzipierte.
Der große Name, den Gott ausruft, ist die Erfahrung seiner Zuwendung. In allem, was nun folgt, wird nichts über Gottes Sein ausgesagt, aber über das Entscheidende seines Wirkens. Es geht nicht um Gottes Eigenschaften, sondern um seine Wirkungen. Diese werden mit sechs Wendungen gekennzeichnet:

– Er ist der Erbarmende.
Das Partizip »der Erbarmende« oder »der Erbarmungsvolle« (hebräisch: raiḥûm) ist wie das Verb »sich erbarmen«, »barmherzig sein« und das Substantiv »Erbarmen« und »Barmherzigkeit« am besten zu erklären in der Zusammenschau mit dem Begriff »Mutterleib« (hebräisch: ræḥæm). Im akkadischen Bereich zum Beispiel sind »Mutterleib« und »Erbarmen« ein und dasselbe Wort, das heißt, Erbarmen ist nichts anderes als die denkbar höchste liebende Zuneigung. Das Grundmuster des Erbarmens ist die Beziehung der Mutter zur Frucht ihres Mutterschoßes. Eine Mutter verläßt das in ihr Gewachsene und mit Kraft und Bewegung ausgestattete Kind nicht. Sie sorgt sich um das von ihr Geborene, denn es ist das Kind ihrer Liebe. Sollte der unmenschliche Fall eintreten, daß sie das in ihr wachsende Kind tötet oder das von ihr Geborene verstößt, das heißt ihm Liebe und Erbarmen aufkündigt, dann bleibt dies ein menschlicher Fall. Für Gott ist ein solches Handeln undenkbar (vgl. Jes 49,15). Gott bleibt nicht kalt und unbewegt, wenn er an seine verlorenen und verirrten Kinder denkt. Von Gottes erbarmendem Wirken gilt:
»Es ist das ewige Erbarmen, das alles Denken übersteigt; es sind die offnen Liebesarme des, der sich zu dem Sünder neigt, dem allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht.«
Gottes Erbarmen ist seine ganze Zuwendung zur menschlichen Schwachheit.

– Er ist gnädig.
Auch die zweite Wirkungsweise Gottes wird mit einem Partizip im Passiv umschrieben und damit als eine »dauernde Wirkungsweise« Gottes gekennzeichnet.
Ist das Erbarmen die Güte, die eine Mutter dem Sproß ihres Mutterleibes erweist, so ist das Adjektiv »gnädig« (hebräisch: ḥannûn) ein Ausdruck der väterlichen Güte. Ein Mann kann nur dann mit Recht Vater genannt werden, wenn er mit seinen Kindern Mitleid hat und sich ihnen wohlwollend zuwendet. Für Gott ist diese Zuwendung zu seinen Menschen unerschütterlich. Zu ihm ruft man nicht umsonst: »Sei mir gnädig« (Ps 86,16). Er ist gnädig (Ps 145,8). Weil er gnädig ist, kann er es nicht zulassen, wenn ein Mensch dem andern nicht das Überleben ermöglicht (2Mo 22,26). In seinem Gnadenwirken ist Gott vergleichbar mit einem guten König. Dieser nützt seine Position nicht aus, um seine Untertanen auszubeuten oder gar zu versklaven. Er beschenkt sie vielmehr und macht sie glücklich. Gott ist gnädig heißt: Er wird nicht müde, die bereits verbrauchte oder auch verscherzte Kraft immer aufs neue zu schenken und die bereits verliehene Kraft durch immer neue Begabungen zu bereichern. Er ist gnädig heißt: Er steht den Betrübten helfend und tröstend bei und richtet die Niedergedrückten auf.

– Er ist langmütig.
»Langmütig« (hebräisch: ’æræṣ ’ap̱aîm) heißt wörtlich übersetzt: »lang an den Nasenlöchern«. Da Nase und Zorn (hebräisch: ’ap̱) ein und dasselbe Wort sind, bedeutet langmütig: langsam zum Zorn. Langmütig sein heißt eine Frist gönnen, in Sachen Strafe nicht schnell sein, gerne warten, um dem Sünder Gelegenheit zur Umkehr zu geben. »Er ist langmütig« ist ein Grundtenor der jüdischen Gebete. So heißt es zum Beispiel in den Bußgebeten am Großen Versöhnungstag: »Dein Weg ist es, unser Gott, langmütig zu sein bei den Schlechten und den Guten. Dir gereicht dies zum Ruhm.« Luther, der aus der sogenannten Judenschule des 15. und 16. Jahrhunderts die jüdische Art des Betens kannte, sagte einmal: »Ich gäbe zweihundert Goldgulden, wenn ich beten könnte wie die Juden.« »Er ist langmütig« heißt: Gott gibt jedem Menschen eine Frist zur Umkehr »und schlägt nicht zu, wo er könnte und wohl müßte, sondern wartet und läßt sich Zeit mit uns von einer Enttäuschung bis zur andern, bis zur Stunde«.

– Er ist reich an Treue und Wahrheit.
Treue und Wahrheit sind zwei zusammengehörende Wirkungsweisen Gottes mit der Qualität der Einheit. Treue (hebräisch: ḥæsæḏ) hat die Grundbedeutung von »Güte, Huld und Freundlichkeit«, »Loyalität und Liebe«. Treue ist nicht nur eine Gesinnung, sondern stets die aus dieser Gesinnung fließende lebenserhaltende, lebensfördernde und gemeinschaftsstärkende Tat. Wahrheit (hebräisch: ’æmæt) heißt soviel wie »Festigkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Dauer«. Dem Begriff Treue nachgestellt und zugeordnet bringt Wahrheit die Festigkeit, Zuverlässigkeit und andauernde Gültigkeit der Treueerweise Gottes zum Ausdruck. »Er ist reich an Treue und Wahrheit« heißt: Er erfüllt in einer wirklich zuverlässigen Treue seine guten Zusagen. Wenn es heißt, seine Treue und Wahrheit ist reich, so bedeutet dies: Sie ist unerschöpflich in ihrer Mannigfaltigkeit und reicht bis in die tausendste Generation. Gott steht treu und zuverlässig zu seinen Zusagen – auch in Situationen, wenn das Gemeinschaftsverhältnis zwischen ihm und seinen Menschen schweren Belastungen ausgesetzt ist. Immer wieder in allen Generationen behält seine Treue und Wahrheit die Oberhand. Von seiner Treue und Wahrheit gilt: Sie bricht immer wieder durch wie eine Blüte aus der Knospe oder wie ein Sproß aus einer Wurzel. Das Zeitwort »bewahren« (hebräisch: nāṣar) beschreibt die bleibende, dem Menschen heilsam zugewandte Tätigkeit Jahwes und kennzeichnet Jahwe als den »Huldbewahrer«. Gottes Treue und Wahrheit sind keine Grenzen gesetzt. Für Gott gibt es keine gnadenlose Generation. Gott schließt keinen aus, auch die Sorgenkinder nicht.

– [7] Er trägt das Vergehen, die Auflehnung und die Verfehlung.
Das in der Regel mit »wegnehmen« übertragene Wort (hebräisch: naśā’) heißt wörtlich übersetzt: »tragen«. Gott selbst trägt die Schuld der Menschen. Gott geht in seiner Zuwendung zum Menschen so weit, »daß er Last und Schaden, die der Mensch in der Verletzung seines eigenen Existenzgrundes gewirkt hat, stellvertretend auf sich lädt, um den Menschen erneut in das Gemeinschaftsverhältnis mit ihm einsetzen zu können«.
Die nun folgenden drei Begriffe bringen die ganze Breite des menschlichen Unrechtes zur Sprache.
1) Vergehen (hebräisch: ʽāwon) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich vergehen, schuldig werden gegenüber Menschen und Gott« (hebräisch: ʽāwāh). Das Vergehen hat seine Wurzel in der bösen Gesinnung und schließt immer das Bewußtsein von dem Schuldhaften ein. Das Vergehen ist die mit Absicht begangene Schuld. Gott trägt stellvertretend das Vergehen der Menschen.
2) Auflehnung (hebräisch: pæšaʽ) ist abgeleitet von einem Verb, das soviel heißt wie »sich empören, eine völkerrechtliche Vereinbarung brechen, sich verselbständigen« (hebräisch: pāšaʽ). Es gehört zunächst zur politischen Sprache und beschreibt ein rebellisches Verhalten (1Kön 12,19; 2Kön 3,7; 8,20). Im Verhältnis zwischen Gott und Mensch bedeutet der Begriff »Auflehnung« soviel wie »Empörung«, »Rebellion«, »Losreißung von Gott«, »Eigentumsbestreitung« und ist »ohne Frage das schwerste Wort für Sünde«. Es handelt sich um eine geplante, gewollte und bewußte Auflehnung, in der der Mensch bestreitet, Gottes Eigentum zu sein. Wenn Gott die Auflehnung des Menschen trägt, so macht er sich den Menschen wieder zu eigen. Er erklärt ihn zu seinem Eigentum, »zu einem unveräußerlichen Besitztum«.
3) Verfehlung (hebräisch: ḥatṭa’ah) kommt von einem Verb, das soviel heißt wie »ein Ziel verfehlen« (hebräisch: ḥāṭā’)l, »den richtigen Punkt verfehlen«, »die markierten Punkte bzw. die gewünschten Markierungen verfehlen« und wird so für alle Verfehlungen Gott gegenüber gebraucht. Eine Verfehlung ist eine unbewußte oder aber auch eine bewußte Abirrung von dem Gott Wohlgefälligen. Wenn Gott die Verfehlungen des Menschen trägt, stellt er das von seiten des Menschen bewußt oder unbewußt gebrochene Gemeinschaftsverhältnis wieder her.
Die stellvertretende Tat Gottes übersteigt jede menschenübliche Verhaltensweise. Sie schließt jedoch seine freie Souveränität nicht aus. In Gottes unendlicher Schöpferkraft schließen sich Gnade und Gerechtigkeit nicht aus.

– Er läßt nicht straffrei.
Der Gott der Gnade erweist sich bis ins tausendste Geschlecht. Gott tritt nicht achtlos zur Seite, wenn die Umkehr ausbleibt und hartnäckig verweigert wird.
Dabei trifft die Strafe Gottes nie einen Unschuldigen.m Sie trifft allein die – und das über vier Generationen hinweg –, die Gott hassen. Gott hassen heißt »sich weigern, auf Jahwes Seite zu treten«. Haß ist der Entzug bzw. die Vorenthaltung der Gott schuldigen Liebe. Gott hassen heißt »leben auf eigene Faust«. Im biblischen Sprachgebrauch ist hassen keinesweg emotional gefärbt. Hassen heißt soviel wie jemanden oder etwas Gott vorziehen und damit Gott an zweite Stelle setzen. Wenn die Nachkommen am Haß ihrer Vorfahren festhalten, indem sie Gott die ihm schuldige Liebe vorenthalten, trifft sie die Strafe Gottes. Sie müssen für ihre eigene Schuld und für die ihrer Väter, wenn sie sich diese zu eigen gemacht haben, leiden. Wenn aber das Hassen aufhört, wenn sie sich entschließen, auf die Seite Jahwes zu treten, wandelt sich der Zorn Gottes in Segen. Gott ist nicht der harmlose »liebe Gott«. Er prüft, ob die nachfolgenden Generationen »den Abfall der Väter nach vollziehen« oder ob sie umkehren und sich auf Gottes Seite stellen. Das Angebot der ewigen Gnade ist keineswegs ein ewiges Lächeln Gottes. Der Tag des Gerichtes bleibt nicht aus.

Die sechs Wendungen, mit denen Gott seine Wirkungen kennzeichnet, sind nichts anderes als die Entfaltung seines Namens Jahwe. Daß Gott in der Entfaltung seiner sechs Wirkungsweisen keinen Bezug auf Israel nimmt, ist kein Zufall. Angesichts des Wirkens Gottes werden »Gott und Menschheit gleich universal verstanden«.

Wuppertaler Studienbibel

Diese messianische Bibelarbeit über das, was die Bibel über die Gnade Gottes lehrt, wird das Thema in elf Kategorien behandeln.

I. DIE HEBRÄISCHEN UND GRIECHISCHEN WÖRTER
Diese Kategorie befasst sich mit den ursprünglichen hebräischen und griechischen Wörtern, aus denen der Lehrinhalt über die Gnade abgeleitet ist. Es gibt zwei hebräische Wörter und ein griechisches, die untersucht werden müssen.

A. Chen
Das erste hebräische Wort ist chen. Im Alten Testament wird es insgesamt zweihundertfünfundzwanzig Mal verwendet. Aus dem umfangreichen Gebrauch dieses Wortes ist es offensichtlich, dass eine Reihe von verschiedenen Facetten in den Begriff der Gnade Gottes involviert sind. Zehn Beispiele für seine verschiedenen Verwendungen können genannt werden.
Erstens bedeutet dieses Wort, chen, „reine, unverdiente Gunst von einem Überlegenen zu einem Unterlegenen“. Diese Verwendung findet sich in Exodus 33:19 und 34:6-9, wo Gott als der Überlegene seine unverdiente Gunst auf die Menschen ausdehnt, die unterlegen sind.
Zweitens bedeutet es „göttliche Gunst“ (Jeremia 31:2).
Drittens: Die Quelle dieser unverdienten, göttlichen Gnade ist Gott selbst (Sacharja 12,10).
Viertens wird chen im Sinne von Gnade für die Armen verwendet und enthält darin einen Sinn für Barmherzigkeit (Ex 22,27).
Fünftens ist es eine Gnade, die ausharrt (Psalm 116,5).
Sechstens: Es ist eine Gnade, die versorgt (Psalm 111,4-5).
Siebtens: Es ist eine Gnade, die barmherzig ist, auch wenn sie provoziert werden könnte (2 Mose 34,7).
Achtens: Es ist eine Gnade, die einen reuigen Sünder erhört (2 Chronik 30,9; Joel 2,13).
Neuntens ist es eine Gnade, die mit geistiger Erlösung verbunden ist (Hiob 33:24; Psalm 26:11).
Und zehntens ist es eine Gnade, die mit physischer Erlösung von Feinden, von Kriegen und von Sünden verbunden ist (Psalm 4:1; 9:13; 25:16; 30:10; 31:9; 56:1; 57:1; 86:1-3; 119:132, 134; 123:3).

Der beste Weg, die Verwendung des Wortes chen zusammenzufassen, ist, dass es die unverdiente Gunst eines Vorgesetzten gegenüber einem Untergebenen ist; in diesem Fall drückte Gott, der Vorgesetzte, die Gnade gegenüber dem Menschen gewöhnlich in zeitlichen oder gelegentlich in geistigen Segnungen aus, sowie in Erlösung und Befreiung, sowohl im physischen als auch im geistigen Sinne.

B. Chesed
Das zweite hebräische Wort, von dem der Begriff der Gnade Gottes stammt, ist chesed. Es wird insgesamt zweihundertfünfzig Mal im Alten Testament verwendet. Die Grundbedeutung von chesed ist „treue Liebe“. Es trägt die Vorstellung von Intensität in Güte und Liebe. Es hat die Vorstellung von einer Beziehung derer, die an Taten der Güte beteiligt sind. Dieses Wort hat auch im hebräischen Alten Testament eine Reihe von verschiedenen Facetten.
Insgesamt gibt es neun verschiedene Arten, wie das Wort chesed verwendet wird, wobei alle irgendwie mit der Gnade Gottes zusammenhängen. Erstens bedeutet es „Gemeinschaft mit Gott“ (Psalm 5,6-7). Zweitens betont dieses Wort für Gnade die Bundesbeziehung zu Gott (Dtn 7,12). Drittens betont es die Gnade in der Befreiung (Psalm 6,4). Viertens bedeutet es „die Gnade der Befähigung“ (Psalm 85,6-7). Fünftens trägt es den Begriff der Gnade in der Erleuchtung (Psalm 119,64.124). Sechstens ist es eine Gnade, die Vergebung gewährt (Psalm 51,1). Siebtens ist es eine Gnade, die sich in Hoffnung zeigt oder Hoffnung erzeugt (Ps 130,7). Achtens: Sie ist eine Gnade, die Lobpreis hervorbringt (Ps 13,5). Und neuntens ist sie eine Gnade, die Bewahrung verheißt (Ps 22,11.19; 23,6).

Um das Wort chesed zusammenzufassen, ist es jene feste Güte, die Gott den Menschen gegenüber zum Ausdruck bringt, besonders in den Bündnissen, die Gott mit seinem Volk geschlossen hat und die durch seine Verheißung fest garantiert sind. Die Grundbedeutung ist „treue Liebe“, wie sie besonders in den Bündnissen zum Ausdruck kommt. Dieses Wort für Gnade wird mit dem mosaischen Bund (2 Mose 20,6; 34,6-7; 5 Mose 5,10) und mit dem davidischen Bund (2 Samuel 7,15; 1 Chronik 17,13; 2 Chronik 1,8; 6,14, 42; Psalm 61,6-7; 89,33-34, 49) in Verbindung gebracht.

C. Charis
Das dritte Wort ist ein griechisches Wort, charis. Dies ist der wichtigste griechische Begriff für das Konzept der Gnade Gottes, und auch er wird auf verschiedene Weise verwendet.
Erstens bedeutet es manchmal „das, was Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit bietet“. Diese Gnade zu haben bedeutet, Freude, Vergnügen, Entzücken, Charme und Lieblichkeit zu haben. Das ist seine Bedeutung im klassischen Griechisch, wo es nicht speziell auf Gott bezogen war. Seine klassische Bedeutung findet sich in Lukas 4,22 und Epheser 4,29.
Zweitens bedeutet es „Wohlwollen“, „Güte“, „Gunst“ und „Gnade“ (Lk. 1,30; 2,52; Römer 11,6; 2 Korinther 4,15; 6,1; 9,14).
Drittens ist diese Gnade auch ein Ausdruck des Dankes (1 Korinther 10,30; 1 Timotheus 1,2; 2 Timotheus 1,3).
Viertens betont dieses besondere Wort für Gnade manchmal den Nutzen der Gnade, wie z.B. den Nutzen des gesamten geistlichen Zustandes (Römer 5:2; 1 Petrus 5:12); die Gnade, die gibt (1 Korinther 16:3; 2 Korinther 8:6-7); irdische Segnungen (2 Korinther 9:8); oder rettende Gnade (Johannes 1:17; 1 Korinther 15:8-10; 2 Korinther 8:9; 1 Petrus 1:10, 13).
Eine fünfte Verwendung ist eine etwas andere Form derselben Wurzel und bedeutet „Gnade erweisen“. Gläubige sind in der Lage, jemand anderem Gnade zu schenken (Lk. 1,28; Epheser 1,6).
Die sechste Art, wie es verwendet wird, ist die Betonung einer Gnadengabe. Es gibt zwei Arten von Gnadengaben: erstens die Gabe der Erlösung (Römer 6,23); und zweitens den Gebrauch der geistlichen Gaben. Das zeigt sich in einer anderen Form desselben griechischen Wortes, das die Gaben des Heiligen Geistes betont (Römer 12,3-8; 1 Korinther 7,7; 12,1-31; Epheser 4,8-11 und 1 Petrus 4,10).

Dies sind drei ursprüngliche Wörter, zwei hebräische und ein griechisches, und ihre verschiedenen Verwendungen, die man kennen muss, um zu einer Erkenntnis dessen zu kommen, was die Gnade Gottes bedeutet.

Arnold Fruchtenbaum – DIe Gnade Gottes

wenn es Probleme gibt, …

Du magst dich für stark halten – ob du es bist, zeigt sich erst in der Not.
Gute Nachricht Bibel – Sprüche 24,10

Zeigst du dich schlaff am Tage der Drangsal, so ist deine Kraft gering. (Eig beschränkt)
Elberfelder 1871 – Sprüche 24:10

Hast du dich entmutigt gezeigt am Tag der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Sprüche 24:10

Satan verwendet die unterschiedlichsten „trügerischen Taktiken“ (Epheser 6:11, Das jüdische Neue Testament). Er kann Materialismus, Furcht, Zweifel oder Vergnügungssucht benutzen, um uns in Versuchung zu führen. Aber zu seinen wirkungsvollsten Methoden gehört Entmutigung. Er nutzt schamlos jede Gelegenheit, wohl wissend, dass Mutlosigkeit uns schwächen kann und wir dann leicht angreifbar sind (Sprüche 24:10). Besonders wenn wir uns also emotionell „zerschlagen“ fühlen, führt er uns in Versuchung aufzugeben (Psalm 38:8).

Wachsamkeit – dringend nötig!

Während ich mich dem Endstadium meiner Krankheit nähere, erhält mich der Gedanke an meine Zukunftshoffnung aufrecht. Das tägliche gemeinsame Bibellesen spendet Deanne und mir Trost. Ich weiß, daß ich in naher Zukunft gesund sein werde und dann keine tägliche Therapie mehr brauche, nur um atmen zu können. Ich sehe mich schon in dem verheißenen Paradies mit einer gesunden Lunge über die Wiesen rennen. Das ist alles, was ich mir wünsche — einfach über eine Wiese zu rennen, um meine Lunge zu testen.
Mit den Segnungen von Gottes verheißener neuer Welt vor Augen überstehe ich einen Tag nach dem anderen. In Sprüche 24:10 heißt es: „Hast du dich entmutigt gezeigt am Tag der Bedrängnis? Deine Kraft wird karg sein.“ Statt das Gefühl zu haben, meine Kraft sei karg, merke ich, daß mir Jehova die Kraft gibt, die über das Normale hinausgeht (2 Korinther 4:7). ….

Erwachet! 22.Oktober 1999


Diesen Spruch entsprechend dem hebr. Text zu gliedern ist schwierig:

Bist du lässig am Tage der Enge, ist eng deine Kraft.

Die Bedeutung müßte sein: Der Mensch liest an seinem Versagen in der Not die enge Begrenztheit seiner Kraft ab. Der Sinn wäre dann sehr seicht.
Man meint deshalb, aus der ersten Zeile wäre etwas verloren gegangen und ergänzt das:

Zeigst du dich lässig in guten Tagen, so ist knapp dein Gut in der Zeit der Not.

Aber diese Ergänzung ist nicht unbedingt nötig. Der Sinn ist auch ohne sie gewahrt, wenn man die Zeilen anders aufteilt:

Bist du lässig, ist am Tag der Enge eng deine Kraft.

Auch so ist die Aufforderung zum Fleiß deutlich. Wer seine Hände ständig verschränkt (18,9), wird in der Bewährungsprobe keine Kraft in den Muskeln haben. Es kommt darauf an, emsig zu arbeiten und sich so auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten.
Das gilt auch im Dienst für Christus. 2Kor 4,1 mahnt, nicht müde zu werden, Hebr 12,3, nicht nachzulassen.

Wuppertaler Studienbibel

Wer dem durch Unglück (ein anderes Wort für Unglück in V. 2 bedeutet „Sorge oder Unheil“) verursachten Druck nachgibt, macht deutlich, daß seine Stärke nur begrenzt ist. Damit mag unterschwellig angedeutet werden, daß dieser Mensch nicht weise ist, denn die Weisheit verleiht Stärke, wie in Vers 5 festgestellt wird. Das Hebr. hat ein Wortspiel, bei dem der Begriff für gering ( Qar , „beschränkt, knapp, begrenzt“) direkt nach dem Begriff für „Unglück“ ( QArCh ) steht.

Walvoord-Bibelkommentar

„Der Tag der Bedrängnis“ ist kein buchstäblicher Tag von 24 Stunden, sondern das kann jeder Tag sein oder eine Zeit von Schwierigkeiten und Prüfungen, die das Leben zu einer Bedrängnis machen. Wer dann schwach und entmutigt ist und das Leben mit dem Herrn aufgeben will, zeigt wenig Kraft. Er hat keine Kraft des Geistes, und die Hände hängen schlaff herunter (vgl. Heb 12,12.13). Gerade an einem Tag der Bedrängnis wird deutlich, ob jemand die Kraft der Weisheit besitzt (V. 5), die sein Auge auf die Quelle der Weisheit gerichtet hält (Jes 40,31).
Salomo gebraucht ein Wortspiel, um die Verbindung zwischen den beiden Versteilen zu betonen. Das hebräische Wort für „Bedrängnis“ ist sarah und das Wort für „gering“ (wörtlich: beschränkt) ist sar. Es ist gut, dass wir uns in Tagen der Bedrängnis in Gott stärken (1Sam 30,6; Ps 84,6). Dann wird Gottes Kraft in unserer Schwachheit vollbracht werden (2Kor 12,9).

Ger de Koning- die Sprüche ausgelegt & angewandt

Da haben wir den Schlüssel: lese täglich in der Bibel – am besten mit dem chronologischen Bibelleseprogramm – und du wirst Stück für Stück gestärkt, dein Verhältnis zu Jehovah erstarkt – und wenn es dann mal „hart auf hart kommt“ – dann ist dein Verhältnis zu Jehovah stark genug, um auch diese Zeit zu überstehen.

die ganze Schrift dreht sich um IHN

Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht war, spricht er, auf daß die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
Elberfelder 1871 – Johannes 19,28

«Es ist vollbracht!»
(Matth. 27,45-56; Mark. 15,33-41; Luk. 23,44-49)
Jesus wußte, daß nun sein Auftrag erfüllt war. Da erst sagte er (und wieder erfüllte sich damit eine Voraussage der Heiligen Schrift): «Ich habe Durst!» (Psalm 22,16; 69,22)
Hoffnung für alle – 1996 – Johannes 19:28

Jesus wusste, dass nunmehr soweit alles in Erfüllung gegangen war, was über ihn geschrieben stand. Damit nun auch noch das Letzte sich erfüllte, rief er aus: „Mich dürstet!“
Johannes Greber – Joh 19,28

Nein, es geht hier NICHT darum, ob du oder ich mal durst haben! Es geht nicht darum, ob du oder ich Hilfe annehmen dürfen oder können! Spielen wir nicht Bibelstellenmikado!
Schauen wir uns die Verse in Ruhe an, dann stellen wir fest, dass sich hier „der Kreis schließt“ – von dem Ruf „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ zu „ich habe Durst!“ – schau dir die Quelle an, die Jesus verwendet!
Und ja – die gesamte Bibel dreht sich um IHN! Es ist die „Geschichte aus Gottes Sicht“ – und kein Ratgeber.

Auch von Jesu viertem seiner sieben Aussprüche am Kreuz, „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“, berichtet Johannes nicht (vgl. Mt 27,46; Mk 15,34). Er erwähnt erst wieder den fünften: Mich dürstet. Das ist ein Hinweis, daß Jesus bei vollem Bewußtsein und bereit war, alle Einzelheiten der Prophezeiungen zu erfüllen (Ps 42,1-2;63,2). Das Paradoxon, daß der, der das Wasser des Lebens ist (Joh 4,14;7,38), im Sterben Durst litt, ist beeindruckend. Auf seine Klage hin wurde ihm, in Erfüllung von Ps 69,21 ,Essig – ein sehr saurer Wein – gereicht. Die Prozedur, einen mit Essig gefüllten Schwamm auf ein Ysoprohr zu stecken, mutet seltsam an. Dieses Detail weist vielleicht darauf hin, daß Jesus als wahres Passalamm starb, denn Ysop wurde auch bei den Passafeierlichkeiten benutzt (vgl. 2Mo 12,22).

Walvoord Bibelkommentar

Damit die Schrift erfüllt würde, sprach er: Mich dürstet!
Die zu erfüllende Schriftstelle, falls man das ἵνα nicht vom vorhergehenden τετέλεσται, sondern von λέγει abhängig sein läßt, dürfte Ps 69, 22 sein: „Sie tränkten mich mit Essig in meinem Durst.“
Robinson, The Evangelists and the Mishna S. 330 glaubt an die Tränkung des Tamidopfers vor der Schlachtung erinnern zu sollen; s. Tamid 3, 4: „Man tränkte das tägliche Opfer aus einem goldenen Becher. Obgleich es schon am Abend zuvor untersucht war, untersuchte man es (noch einmal am Morgen) beim Licht der Fackeln.“ — Aber der Gedanke an das tägliche Opferlamm liegt gewiß ganz fern, zumal der Zweck des Tränkens des Tieres nach Bertinoro war: „damit sich sein Fell gut abziehen lasse.“

Kommentar zum NT aus Talmud und Midrasch

Das Verb τελειόω (»vollenden«) begegnet viermal im Johannesevangelium und bringt die »Vollendung« des Jesus vom Vater aufgetragenen »Werkes« zum Ausdrucks (Joh 4,34; 17,4) bzw. der »Werke« des Vaters (Joh 5,36). Nach Joh 17,23 sollen die Jünger in der Einheit »vollendet« sein. In unserem Vers, Joh 19,28, steht das Perfekt Passiv von τελέω als die »Erfüllung« der Schrift in einem herausragenden Sinne.
Was bedeutet der Ruf Jesu: »Mich dürstet?« Bei den Synoptikern begegnet an dieser Stelle nur der physische Durst Jesu, dem mit dem Angebot des Essigs oder sauren Weines entsprochen wird. Bei Johannes hat der Durst Jesu eine spirituelle und theologische Dimension. Es ist der Durst, von dem er im Gespräch mit der Frau aus Samarien spricht mit der Bitte: »Gib mir zu trinken« (Joh 4,7). Wie es Jesu Speise ist, den Willen seines Vaters zu tun und sein Werk zu vollenden (Joh 4,34), so ist es auch sein Durst. Nur so »werden aus seinem Inneren Ströme von lebendigem Wasser fließen« (Joh 7,38). Es wird diskutiert, auf welche Schriftstelle sich das Wort Jesu bezieht. Einige Autoren denken an Ps 69,22, andere an Ps 22,16. Möglich wäre auch ein Bezug auf Ps 42,1 aufgrund der Bedeutung dieses Psalms in anderen Szenen der zweiten Hälfte des Johannesevangeliums (vgl. Joh 11,33.38; 12,27; 13,21; 14,1 ff.).

Beutler – das Johannesevangelium

Die fünfte Aussage vom Kreuz, „Mich dürstet“, kam, nachdem Jeschua den Zorn Gottes erlitten hatte. Das ist ähnlich wie der Bericht über den reichen Mann und Lazarus (Lukas 16,22-24). Nachdem er den Zorn Gottes und die Schmerzen der Hölle erlitten hatte, drückte der reiche Mann aus, wie durstig er war. Jeschua, der den Zorn Gottes erlitten hatte, antwortete auf dieselbe Weise.[229]

Arnold Fruchtenbaum – Das Leben des Messias aus einerr messianischjüdischen Perspektive

Der Bericht des Johannes vom Sterben Jesu ist auffallend kurz und einfach, aber von einer stillen Hoheit. Johannes erzählt alles das nicht, was die Gemeinden schon genügend aus der Passionsgeschichte kannten. Er will vor allem zeigen, wie auch das Sterben die freie Tat des Gottessohnes war, der „seine Seele einsetzte“ (10, 17f). Jesus hatte es damals in seiner Hirtenrede betont, daß niemand ihm „die Seele nimmt“. Das wird für Johannes nun in der Art seines Sterbens deutlich. Das Sterben am Kreuz war sonst ein langsames, qualvolles Verenden. Darum ist auch bei den Synoptikern der laute Schrei, mit dem Jesus „schon“ nach sechs Stunden stirbt, etwas ganz Auffallendes und den römischen Offizier tief Bewegendes (Mk 15, 27–30). Johannes hebt dieses „schon“ hervor, indem er es von Jesus selbst aussprechen läßt. „Hiernach, als Jesus wußte, daß schon alles vollendet ist.“
Nicht die rein körperlichen Vorgänge bestimmen für Jesus das Ende. Es kommt einzig darauf an, daß sein Werk zum Ziel gekommen ist. Das griechische Wort „telos“ enthält ebenso die Vorstellung des „Zieles“ wie des „Endes“. Unser deutsches Wort „vollendet“ drückt in ähnlicher Weise aus, daß etwas nicht nur zu Ende ist, aufhört, sondern daß es dabei sein Ziel erreicht hat und darum mit Recht zum Abschluß kommt. Nun kann Jesus seinen irdischen Weg beenden, der in der Krippe begonnen hatte. Es ist „alles vollendet“.
Ihn quält nach diesen ganzen Stunden und nach dem Blutverlust der Geißelung der Durst. Auch in diesem besonderen Zug wird nochmals deutlich, daß Jesus nicht eine Göttergestalt ist, die über die irdischen Nöte einherschreitet, sondern „wahrer Mensch“, ganz und gar „Fleisch“. Er ist „wahrer Gott“, aber er ist es hier ganz in der Torheit und Schwachheit Gottes, von der Paulus 1 Kor 1, 28 spricht395. Aber wird dann nicht sein Sterben statt des freien Hingebens der Seele doch so etwas wie ein „Verenden“? Da gedenkt Jesus der Schrift. Sie spricht in dem für ihn besonders bestimmten Leidenspsalm vom Vertrocknen der Kräfte, vom Kleben der Zunge am Gaumen (Ps 22, 16) und in Psalm 69, 22 vom Essigtrank im großen Durst. Jesus weiß, er darf auch hier die Schrift erfüllen. Und so „sagt er, damit die Schrift erfüllt werde: Ich dürste.“
Man hat dieses „Dürsten“ gern symbolisch gefaßt als das Dürsten des Herrn nach unserm Heil. Aber dazu bietet der Text nicht den geringsten Anhalt. Im Gegenteil. Die „Schwachheit Gottes“ und der Ernst des Kreuzesleidens werden verkannt, wenn man den quälenden Durst vergeistigt.

Wuppertaler Studienbibel

Folgen wir den wenigen Angaben in V. 28. Jesu »Wissen, dass schon alles vollbracht war« ergibt sich aus dem Wort »Es ist vollbracht«, das gleich darauf folgt (V. 30). Sein »Wissen« um das Kommende wird in der Passion immer wieder betont (Joh 13,1.3; 18,4; 19,28). Diese Betonung ist nötig, um das Missverständnis abzuwehren, Jesus sei seinen Gegnern zum Opfer gefallen. Nein, er ist den Weg ans Kreuz sehr bewusst und aus eigenem Willen gegangen.
Der Sterbende stöhnt: »Mich dürstet.« Im Urtext ist dies ein einziges Wort. Die schreckliche Not der Kreatur, die ganze Armseligkeit menschlichen Leidens liegt in diesem Wort. Gerade der Verzicht auf jede Ausmalung macht es so einprägsam, so erschreckend. Wie am Jakobsbrunnen (Joh 4) liegen Göttliches (»Wissen«) und Menschliches (»Mich dürstet«) in Jesus untrennbar zusammen. Kein übermenschlicher Held, sondern der gehorsame, fleichgewordene Gottessohn hängt hier in seiner Qual am Kreuz (vgl. Heb 5,7).

Welche »Schrift« ist »erfüllt«? Es handelt sich offensichtlich um zwei Stellen. Die eine ist Ps 22,16
»Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, und meine Zunge klebt mir am Gaumen.« Der Bezug auf Ps 22 als einen Leidenspsalm Jesu ist schon in V. 24 gegeben. Die andere Stelle ist Ps 69,22
»Sie geben mir Essig zu trinken für meinen Durst.« Ps 69 ist der zweite wichtige Leidenspsalm aus der Passion Jesu (vgl. Mt 27,34.48).
V. 28 fordert noch eine Klarstellung. Die Worte »damit die Schrift erfüllt würde« bedeuten nicht, dass Jesus absichtlich von seinem Durst gesprochen hat, nur um bestimmte Schriftstellen zu erfüllen. Sein Durst ist echt und kommt aus dem kreatürlichen Leiden.
Zentral ist jedenfalls die Erkenntnis, dass alles nach dem Willen Gottes geschieht. »Die Schrift erfüllt« sich: Für Johannes ist Jesus der im AT angekündigte Erlöser. Ein Christentum ohne AT war für die Johannes -Schule wie für die ganze Urchristenheit undenkbar. Dass in dem kleinen Abschnitt Joh 19,16-37 viermal die Schrift zitiert wird, liefert dafür den besten Beweis.

Edition C

… werden die Monatsbetrage eines Jahres zusammengezahlt und am Ende des Kalenderjahres dem Konto gutgeschrieben. Ab dann kann man über das Geld verfugen.

Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken (O. übervorteilen) und sollst ihn nicht berauben; der Lohn des Tagelöhners soll nicht bei dir über Nacht bleiben bis an den Morgen.
Elberfelder 1871 – Leviticus 19,13

Ihr sollt niemanden erpressen oder berauben. Ihr sollt Arbeiter, die ihr für einen Tag beschäftigt, noch am selben Abend bezahlen.
Neues Leben Bibel 2014 – 3.Mose 19,13

Leute erpressen und beklauen soll es bei euch nicht geben. Wenn ihr Angestellte habt, dann zahlt denen auch pünktlich ihre Kohle aus.
VolxBibel – 3.Mose 19:13

Der Lohn eines Arbeiters soll nicht bis zum Morgen bei dir bleiben. Hebräisch peʿullah, „Lohn“, bezeichnet eigentlich sowohl die Anstrengung als auch ihren Lohn, sowohl die Arbeit als auch den Lohn für die Arbeit. Hebräisch sakhir, „gedungener Arbeiter“, ist normalerweise jemand, der für eine bestimmte Arbeit oder für seine Zeit bezahlt wird.

Der JPS Tora-Kommentar

Bedrücke nicht, das ist, wer den Lohn des Arbeiters zurückhält (Tor. koh.). Dass nicht übernachte, ist weibliche Form und bezieht sich auf פעולה den Lohn. Bis zum Morgen, der Vers spricht vom Tagarbeiter, der nach Sonnenuntergang weggeht; darum ist die ganze Nacht hindurch die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt; an anderer Stelle sagt er (Deut. 24, 15), die Sonne gehe nicht darüber unter, das spricht vom Nachtarbeiter, dessen Lohn nach Tagesanbruch gezahlt wird; darum ist die Zeit, in der er seinen Lohn erhebt, während des ganzen Tages; weil die Thora dem Arbeitgeber eine Ona (einen Tag oder eine Nacht) Zeit gegeben hat, Geld zu beschaffen (Bab. mez. 110b).

Raschi – Kommentar zur Tora

Die biblischen Grundlagen für dieses Gesetz sind Dt. 24,14-15 und Lev. 19,13. In Ant. 20.220 erwähnt Josephus, dass Arbeiter bei öffentlichen Bauvorhaben in Jerusalem sofort für die geleistete Arbeit bezahlt wurden. Auch Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,8) deutet auf eine unverzügliche Bezahlung am Ende des Tages hin.

Außerhalb der Bibel – Antike jüd. Schriften mit Bezug zur Schrift

» Du sollst deinen Nächsten nicht bedrücken noch berauben« ist gewissermaßen die vorangestellte Grundregel dieses kleinen Abschnitts (V. 13). »Bedrücken« hat im Hebräischen einen Doppelcharakter. Es bedeutet a) die gewalttätige Durchsetzung eigener Ansprüche, b) das Übervorteilen des Nächsten. (- 3 Mo 25,17, Spr 22,22 -) In »berauben« oder »an sich reißen« wird dieses Vorgehen zur offenen Gewalt gesteigert. Diese Ausdrücke schließen auch das ein, was wir Erpressung oder rechtswidrige Ansichnahme nennen. Aus dem Zusammenhang ergibt sich ferner, daß 3 Mo 19,13 außerdem die rechtswidrige Verweigerung von Zahlungen u.ä. betrifft. Das wird jetzt konkret mit dem Satz: »Es soll der Lohn des Tagelöhners nicht bei dir bleiben bis zum Morgen.« Der »Tagelöhner« soll – wie das Wort im Deutschen sagt – seinen »Lohn« am Abend des Arbeitstages bekommen. (- Mt 20,1ff Jak 5,4 -) Wenn ihm der Grundstücksbesitzer aber diesen Lohn »bis zum« nächsten »Morgen« vorenthält, dann ist der sozial weit schwächere Tagelöhner hilflos. Es fehlt ihm das Geld, um für sich und die Seinen Nahrung zu kaufen. (- Hi 7,2 -) Deshalb befiehlt das Gesetz ausdrücklich: »du sollst ihm seinen Lohn am selben Tag geben, daß die Sonne nicht darüber untergehe – denn er ist bedürftig und verlangt danach« (5 Mo 24,14f). Propheten und Apostel haben sich für die Tagelöhner eingesetzt. (- Jer 22,13 Hes 22,29 -)
Was bedeutet 3 Mo 19,13 für die Moderne? a) Vereinbarter, zustehender Lohn muß ohne Wenn und Aber gezahlt werden. b) Schliche, die aus dem Geld des andern noch eigene Vorteile ziehen wollen, sind unstatthaft. c) Überhöhte Lohnansprüche dürfen von gläubigen Menschen nicht gestellt werden.

Wuppertaler Studienbibel

Nicht an meinen Brüdern bereichern? Nicht von Spenden leben? Den Armen durch Gaben und durch schnelle Bezahlung über den Tag helfen? In welcher Verfassung werden solche Grundsätze aufgenommen? Nur in der Verfassung von Jehovah Gott an Sein Volk!
Er wußte, dass es „immer Arme geben wird“ – und sorgte deshalb durch Gesetze!
Und wenn wir dann schauen : Jesus Christus wird in sehr ärmlichen Verhältnissen geboren – und Seine Predigten richteten sich in erster Linie an diejenigen, die sich selber zu den Armen gezählt haben werden. Aber Er grenzte niemanden aus. Seinen auch wir offenherzig! – und denken auch an die „Tagelöhner“ und „Armen“.

Leuten was zu geben, macht mehr Spaß, als nur zu bekommen.

Ich habe niemandes Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Ihr selbst wisset, daß meinen Bedürfnissen und denen, die bei mir waren, diese Hände gedient haben. Ich habe euch alles (O. in allen Stücken) gezeigt, daß man, also arbeitend, sich der Schwachen annehmen und eingedenk sein müsse der Worte des Herrn Jesus, der (Eig daß er) selbst gesagt hat: Geben ist seliger als Nehmen.
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 20,33–35

Noch etwas: Ihr wisst, dass ich nie Unterstützung angenommen habe. Weder Geld noch Kleider habe ich je von jemand erbeten. Mit diesen meinen Händen habe ich erarbeitet, was ich und meine Begleiter zum Leben brauchten. Überhaupt habe ich euch mit meiner Lebensführung gezeigt, dass wir hart arbeiten müssen, um auch den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Wir sollen uns immer an das erinnern, was Jesus, der Herr, darüber gesagt hat. Von ihm stammt das Wort: ›Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.‹ «
Gute Nachricht Bibel 2018 – Apostgeschichte 20,33–35

Nie habe ich von jemandem Geld oder Kleider verlangt. Ihr wisst, dass ich mit meinen eigenen Händen gearbeitet habe, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen und auch meine Begleiter zu versorgen. Stets war ich euch ein Vorbild, wie ihr durch harte Arbeit den Armen helfen könnt. Behaltet die Worte von Jesus, dem Herrn, in Erinnerung: `Es ist segensreicher zu geben als zu nehmen.´«
Neues Leben – Bibel 2006 – Apostelgeschichte 20,33–35

Den Männern, die als Aufseher in einer Versammlung der Tempelklasse Gottes eingesetzt worden sind, obliegt eine besondere Verantwortung, nämlich die Pflicht, vor der Entwicklung irgendwelcher schlechten oder verkehrten Zustände auf der Hut zu sein. Da nun schon neunzehnhundert Jahre verflossen sind, seitdem der Apostel Paulus folgende Worte an die Aufseher richtete, ist es um so wichtiger, sie zu beherzigen: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern ernannt hat, damit ihr die Versammlung Gottes hütet, die er mit dem Blute seines eigenen [Sohnes] erkaufte. Ich weiß, daß nach meinem Weggang tyrannische Wölfe in eure Mitte eindringen und die Herde nicht schonend behandeln werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her. Daher bleibt wach und denkt daran, daß ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden einzelnen unter Tränen zu ermahnen . . . indem ihr euch so abmüht, sollt ihr den Schwachen beistehen und sollt die Worte des Herrn Jesus im Sinn behalten, der selbst sagte: ‚Mehr Glück liegt im Geben als im Empfangen.‘ “ (Apostelgeschichte 20:28-35, NW) Heute besteht eine große Notwendigkeit, ja eine noch größere denn je, wach zu bleiben und darüber zu wachen, daß keine Wölfe eindringen, die die Schafe verschlingen würden, und daß keine ehrsüchtigen religiösen Führer aufstehen, welche Jünger hinter sich herziehen, so daß sie nicht mehr dem Rechten Hirten folgen, der sagte: „Auch laßt euch nicht ‚Führer‘ nennen, denn einer ist euer Führer, der Christus. Aber der Größte unter euch soll euer Diener sein.“ — Matthäus 23:10, 11, NW.

Wachtturm – 15.Dezember 1958

Eine wichtige Eigenschaft lautete: „nicht geldliebend“, oder: „nicht schändlichem Gewinn nachgehend“ (Tit 1, 7). Petrus ermahnt die Ältesten: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr die Aufsicht nicht aus Zwang führet, sondern freiwillig, auch nicht um schändlichen Gewinn, sondern bereitwillig“ (1.Pet 5, 2). Den Ältesten wird empfohlen, mit eigenen Händen zu arbeiten und sich der Schwachen anzunehmen, eingedenk der Worte des Herr Jesu: „Geben ist seliger als nehmen“ (Apg 20, 35).

Rudolf Brockhaus – Älteste und Diener

Auch in den äußerlichen Dingen sieht sich Paulus veranlaßt, Rechenschaft über sein Verhalten abzulegen. Weder materielle Werte (»Silber oder Gold«) noch Dinge des täglichen Bedarfs (»Bekleidung«) hat er für sich oder seine Mitarbeiter verlangt. Durch eigene Handarbeit (vgl. 18,3!) sorgte er für den Lebensunterhalt. Es hat etwas für sich, wenn der Prediger nicht von der Gemeinde bezahlt wird. Es verleiht ihm äußere und innere Unabhängigkeit. Das Beispiel der französischen Arbeiterpriester, die inmitten der Arbeiter lebten und ihre Arbeit teilten und nur in ihrer Freizeit Gemeinde bauten, hat nichts von seiner Beachtlichkeit verloren. Unsere heutigen Verhältnisse sind anders, aber es könnte die Zeit kommen, wo der Seelsorger wieder im normalen Berufsleben stehen muß, und es bleibt abzuwarten, ob das seine Wirkungsmöglichkeit verringert oder steigert!
»In allem habe ich euch gezeigt, daß es nötig ist, sich so abzumühen, um sich der Leidenden anzunehmen eingedenk der Worte des Herrn Jesus, weil er selbst gesagt hat: ›Geben ist seliger als Nehmen‹« (V. 35f.).
Der Rechenschaftsbericht des Apostels endet mit dem Hinweis auf die Verantwortung für »die Leidenden«, zu deren Gunsten man sich »abmühen« muß. Dabei dachte er wohl an die körperlich Schwachen und Kranken in der Gemeinde (denn über diese hinaus konnte man damals noch nicht versuchen, die Nöte der Allgemeinheit zu lindern!), die selbst nicht für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten – und das werden nicht wenige gewesen sein (vgl. auch 2 Thes 3,7–12). Das in den Ev.n so nicht vorhandene Jesuswort vom »Geben«, das »seliger als Nehmen« ist, findet sich auch in der alten griech. Literatur (Thukydides führt es auf die Perser zurück!). Diese Parallele ist aber noch kein Grund, es Jesus abzusprechen, gibt es doch auch sonst etliche Beispiele solcher Worte im NT selbst (vgl. 1 Thes 4,16) und bei frühen christlichen Schriftstellern, insgesamt zwischen 200 und 300. Sie stellen jedoch keine wesentliche Bereicherung dessen dar, was uns im NT schon über Jesus berichtet wird. Die alte Meinung, daß in der Heiligen Schrift alles, was zu wissen für uns nötig ist, enthalten sei (also die sufficientia sacrae scripturae, von der die alten Dogmatiker sprachen), wird dadurch nur bestätigt. Immerhin wirft unser Wort ein bezeichnendes Licht auf unser Denken, das vornehmlich am Zuwachs des Eigentums, am Wachstum orientiert ist.

Edition C Bibelkommentar

Gerade in der grie Welt mit ihrer Geringschätzung der körperlichen Arbeit lag es Paulus ernst daran, daß die Glieder der Gemeinde Jesu ihr eigenes Brot essen und daß die helfende Liebe wirklich auf die „Schwachen“ beschränkt blieb. Auch hier war wichtiger als alle Lehren und Mahnungen das eigene Beispiel. Und es war ein mächtiges Beispiel, wenn der Leiter der großen, arbeitsreichen Mission keinen Unterhalt von der Gemeinde annahm, sondern mit seinen Gefährten durch Handarbeit selbst das Nötigste erwarb. Wer konnte dann noch die christliche Wohltätigkeit mißbrauchen, ohne sich schämen zu müssen (- Paulus hat dabei immer anerkannt, daß grundsätzlich der fleißige Verkünder des Evangeliums seinen Unterhalt von der Gemeinde empfangen darf. „So hat auch der Herr befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren“ (1 Ko 9, 14). Es ist ein besonderer „Ruhm“, wenn er es anders macht. Es mußte freilich vor seinem Beispiel jeder Verkünder, jeder Älteste von Ephesus sich prüfen, ob er nicht an diesem „Ruhm“ selber Anteil haben sollte. Die Lage für den heutigen Boten Jesu unter den modernen Arbeits- und Lebensbedingungen ist eine andere; sie ändert sich vollends, wenn der Bote für eine ganze Familie zu sorgen hat. Und doch kann auch für uns die Zeit kommen, in der das Vorbild des Paulus wieder maßgebend und hilfreich sein wird. -) ? Wir wollen es vor uns sehen, wie ein Paulus hier seine Hände hochhebt – „diese meine Hände“ – und sie allen als harte Arbeitshände zeigt.
„Mit allem habe ich euch gezeigt, daß man so arbeitend sich der Schwachen annehmen muß.“ Paulus fügt dabei ein Wort des Herrn dazu, das uns sonst nicht überliefert ist (- Auch 1 Th 4, 15 zeigt uns, daß Paulus Worte Jesu kannte, die wir in unserem Evangelium nicht finden. Wenn gerade Lukas ein solches Wort hier bringt, sehen wir, wie wenig er meinte in seinem Evangelium alles aufgezeichnet zu haben. -) : „Selig ist mehr das Geben als das Nehmen.“ Es wird mit diesem Wort nicht geleugnet, daß auch das Nehmen eine selige Sache sein kann. Der Schwache darf sich fröhlich helfen lassen und die Kunst des dankbaren Nehmens üben. Ist doch das Nehmen die Grundhaltung, die wir alle Gott gegenüber einnehmen müssen. Aber der angstvolle Egoist in uns darf es sehen, daß das „Geben“ nicht eine abgerungene Pflicht, sondern eine „selige“ Sache ist, noch „seliger als das Empfangen“. Hier dürfen wir „Nachahmer“ des gebenden Gottes sein.

Wuppertaler Studienbibel

Selbst als er arbeitete, um seine eigenen Bedürfnisse zu stillen, erübrigte er immer noch etwas von dem, was er verdiente, um anderen zu helfen und sie zu unterstützen, wie er sie hier verpflichtet zu tun (Vers 35): „In allem habe ich euch gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen soll.“ Manche verstehen dies so, dass es sich darauf bezieht, den Glauben von schwachen Gläubigen zu stützen, indem man ihre Vorurteile gegen das Christentum ausräumt. Ich verstehe es jedoch so, dass es sich auf die Hilfe der Ältesten zur Unterstützung für die Kranken und Armen und diejenigen bezieht, die nicht arbeiten konnten, denn das stimmt mit dem Aufruf von Paulus an anderer Stelle überein: „sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe“ (Eph 4,28). Wir müssen nicht nur in einer ehrlichen Arbeit arbeiten, um zu leben, sondern auch, um zu geben. Das könnte als hartes Wort erscheinen und deshalb unterstützte es Paulus mit einem Ausspruch unseres Meisters. Es ist ein vorzüglicher Ausspruch, der etwas paradox ist: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es ist glückseliger, anderen zu geben, als von anderen zu bekommen, nicht nur glückseliger, reich und damit auf der Seite des Gebenden zu sein, als arm und damit auf der empfangenden Seite zu sein – das gesteht jeder ein –, sondern auch glückseliger, mit dem Gutes zu tun, was wir haben, ob es viel oder wenig ist, als es zu vergrößern und zu mehren. Die Haltung der Kinder dieser Welt ist das Gegenteil davon; sie haben Angst zu geben. Sie leben in der Hoffnung zu bekommen. Für sie ist es der größtmögliche Segen, einen deutlichen Gewinn zu machen. Doch Christus sagt: „Geben ist glückseliger als Nehmen!“ Es macht uns Gott ähnlicher, der jedem gibt und von niemandem nimmt, und mehr wie den Herrn Jesus, der „umherzog und Gutes tat“ (Apg 10,38). Es ist glückseliger, sich anzustrengen, als den Lohn dafür zu bekommen. Es ist wohltuender, denen Gutes zu tun, die dankbar sind, doch es ist ehrenwerter, denen Gutes zu tun, die undankbar sind, denn dann ist Gott unser Zahlmeister.

Der neue Matthew Henry Kommentar

Ach, warum sollte ich arbeiten, wenn ich auch von Spenden leben kann? Weil es Jehovah so verlangt!
Und ehrlich: als noch Bücher und Zeitschriften gedruckt wurden, entstanden ja auch wirkliche Kosten – da mußte das Papier, die Druckfarbe und der Strom bezahlt werden. Aber wer heute über einen Server Videos oder pdfs verteilt – der hat in relation gesehen, doch „keine Kosten“ – schau auf einer guten Seite, was heute Server kosten – das hält sich echt in Grenzen! Also warum das ständige „Spende jetzt! – morgen könnte zu spät sein“ ??
Warum Paulus das so sah – Siehe auch meinen alten Beitrag hier: geistige Arbeit?