Schlagwort: Jehova

welcher Wochentag?

Da gab ihm der Priester heiliges Brot; denn es war daselbst kein anderes Brot, als nur das Schaubrot, das vor Jehova weggenommen worden war, um warmes Brot aufzulegen am Tage seiner Wegnahme.
Elberfelder 1871 – 1. Samuel 21,7

Der Priester reichte ihm Dargeheiligtes,
denn Brot war dort nicht, durchaus nur das Brot der Innensicht, das eben von vor SEINEM Angesicht entfernt worden war, um warmes Brot am Tag seiner Fortnahme hinzulegen.
Buber & Rosenzweig – 1. Samuel 21:7

Weil kein anderes Brot zur Verfügung stand, gab der Priester ihm das heilige Brot. Diese Schaubrote, die dem Herrn im Heiligtum geweiht wurden, waren gerade an diesem Tag durch frisches Brot ersetzt worden.
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Samuel 21,7

Der Priester war einverstanden und rückte die besonderen Brote raus. Es handelte sich dabei um die Ration, die gerade von dem Tisch für die besonderen Brote weggeräumt wurde, um frisches Brot nachzulegen.
VolxBibel – 1.Samuel 21:7

Bei der Vorbereitung für den Aktivgottesdienst, bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig ich nach fast 50 Jahren Bibellesen wirklich aus der Bibel kenne – aber auch, in welch falsche Richtung so mancher Kommentar die Leser führt.
Wenn ich also Kommentare zu 1.Samuel 21 lese, dann wird die Frage in den meisten Kommentaren diskutiert, ob David gelogen hat, ob David wirklich von diesem heiligen Brot essen durfte und warum er dann in „Feindesland“ weglief und damit angeblich das „verheißene Land“ verließ.
Aber fangen wir mit dem Wochentag an. Die anderen Fragen werd ich in den nächsten Tagen aufgreifen.

Also an welchem Wochentag befinden wir uns? WAS steht in DEINER Bibel?

Es ist schwierig, die Geschichte der Stiftshütte nach dem Raub der Bundeslade 1104 v. Chr. auszumachen. Die Bundeslade selbst blieb seit dieser Zeit in Kirjat-Jearim ( 1Sam 7,2; 2Sam 6,3-4 ), aber die Stiftshütte wird nicht erwähnt bzw. werden nur Andeutungen darüber gemacht, bis 1Sam 21 ,wo vorausgesetzt wird, daß die Stiftshütte in Nob, der Stadt der Priester, war, wohin David floh, als er sich endgültig von Saul getrennt hatte. Gerade so wie David mit Samuel früher die heilige Stätte in Rama aufgesucht hatte ( 1Sam 19,18 ), zog er jetzt los, um die heilige Stätte bei Ahimelech (auch als Ahia bekannt), dem Priester in Nob ( 1Sam 21,2 ), auf halber Strecke zwischen Jerusalem und Gibea zu finden. Hungrig von seiner Flucht, bat David den Priester um Brot (V. 4 ). Der Priester antwortete, daß es dort kein normales Brot gäbe (V. 5 ), sondern nur das heilige Schaubrot ( 2Mo 25,30 ), das entweiht worden wäre, wenn man es durch frisches Brot ersetzt hätte ( 1Sam 21,7; vgl. 3Mo 24,5-9 ). Dies konnte gegessen werden, wie Jesus später erklärte ( Mt 12,3-4 ), aber normalerweise nur von den Priestern, und sicherlich nur von solchen, die kultisch rein waren ( 1Sam 21,3-6; 3Mo 15,18 ). Daß David diese Brote gegessen hat, illustriert ein Zugeständnis, das das Gesetz erlaubte – Leben ist heiliger als Brot ( Mt 12,7-8 ).

Walvoord Bibelkommentar

Heiliges Brot. Siehe den Kommentar zu Vers 4. Dieses Brot wird auch das Brot der Gegenwart genannt, wörtlich „das Brot des Antlitzes“, d.h. das Brot, das vor das Antlitz Gottes gestellt wurde. Jeden Sabbat wurde frisches Brot auf den Tisch gelegt (siehe Lev 24:5-9). In englischen Übersetzungen wird dies oft mit „Brot der Gegenwart“ (RSV, NRSV, REB, NIV) oder „shewbread“ (KJV, NAB) übersetzt. Andere Übersetzungen sind „das Brot der Zurschaustellung“ (NJPS), „die Brote der ständigen Zurschaustellung“ (NJB) und „das Brot der Opfergabe“ (TOB). Wenn es nicht als etwas anderes als das heilige Brot angesehen wird, sollte hier derselbe Begriff verwendet werden, mit dem dieser Ausdruck auch an anderen Stellen im hebräischen Text (z. B. Exo 25:30; 35:13; Num 4:7; 1 Kön 7:48) und im Neuen Testament (Markus 2:26) übersetzt wird.

Obwohl der Wortlaut des Hebräischen etwas zweideutig ist, scheint es wahrscheinlich, dass es sich bei dem Brot, das David gegeben wurde, nicht um das Brot handelte, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Tisch lag, wie RSV vermuten lässt, sondern um das Brot, das vor kurzem entfernt und durch frisches Brot ersetzt worden war, wie es das Gesetz vorschrieb (so TEV; REB und NAB sind ähnlich zu TEV). Die passive Formulierung ist entfernt (TEV „war entfernt worden“) kann aktiv wiedergegeben werden, indem man sagt „die die Priester entfernt hatten“ oder etwas Ähnliches. Das Partizip im MT, das mit „die entfernt wurden“ übersetzt wird, ist der Plural. In einem hebräischen Manuskript aus Qumran steht dieses Partizip jedoch im Singular, und der Singular scheint grammatikalisch besser mit dem Wort Brot übereinzustimmen, das im Hebräischen Singular ist. CTAT bewertet den Plural des MT jedoch mit {B} und merkt an, dass das Wort Brot in seiner Bedeutung Plural ist.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Das wurde vor dem Herrn weggenommen, um warmes Brot in den Tag zu legen, an dem es weggenommen wurde – Das wurde jeden Sabbat getan (Lev. 24:8, 9), und es ist daher wahrscheinlich, dass dieser Vorfall in Davids Leben am Sabbat stattfand. Unter dieser Annahme hat die Berufung unseres Herrn auf diese Begebenheit als Rechtfertigung dafür, dass er die Ähren am Sabbat rupfte, doppelte Kraft. Siehe Matthäus 12,1-4. Kitto bemerkt: „Da es nicht erlaubt war, am Sabbat zu reisen, scheint es uns, dass er, als er sah, dass es für ihn nicht sicher war, in Gibea zu bleiben, und dass die kurze Zeit, die ihm bis zum Beginn des Sabbats blieb, eine weitere Reise ausschließen würde, beschloss, nach Nob zu gehen, um dort in Sicherheit zu sein, bis das Ende des heiligen Tages es ihm ermöglichen würde, seine Reise fortzusetzen.“

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Und aufgefallen? Das Kapitel 21 von 1.Samuel spielt also an einem Sabbat! Wenn wir also die ganze Geschichte auf diesen Wochentag sehen, dann verstehen wir, was Jesus in seinem „Streit“ nur andeutet – nämlich das David eben die erweiterten Sabbath-Gebote auch nicht einhielt….

Schon früh in der Geschichte Israels war das Haus das Zentrum der Erziehung.

Höre, mein Sohn, die Unterweisung deines Vaters, und verlaß (O. verwirf) nicht die Belehrung deiner Mutter!
Elberfelder 1871 – Sprüche 1,8

Höre, mein Sohn, die Zucht deines Vaters, und nimmer mögest aus dem Sinn du lassen die unterweisende Torah deiner Mutter.
Pfleiderer Übersetzung – Sprüche 1:8

Mein Sohn, höre auf die Zurechtweisung deines Vaters und lehne nicht ab, was deine Mutter dich lehrt.
Neues Leben Bibel – Sprüche 1,8

Der moralische Ästhetizismus und seine Ergebnisse sind natürlich vor allem in Gemeinschaften zu finden, die der moralischen Kultur einen hohen Stellenwert einräumen. Die Verfeinerung der Gefühle, der Respekt vor den Zuneigungen und die Schnelligkeit des Mitgefühls sind selten Gegenstand historischer Aufzeichnungen. Was wir darüber finden oder was darauf hindeutet, müssen wir vor allem in den Schriften der Monotheisten oder derer, die vom Monotheismus beeinflusst wurden, suchen. In solchen Schriften wird den häuslichen Beziehungen eine herausragende Bedeutung beigemessen und ein Feingefühl vermittelt( -„Der Herr hat den Vater über seine Kinder erhoben und die Mutter über ihre Söhne eingesetzt…. Wer dem Herrn gehorsam ist, wird seine Mutter trösten…. Ehre deinen Vater und deine Mutter in Wort und Tat…. Mein Sohn, hilf deinem Vater in seinem Alter und betrübe ihn nicht, solange er lebt. Und wenn sein Verstand versagt, habe Geduld mit ihm, und verachte ihn nicht, wenn du in deiner vollen Kraft bist. Denn die Erleichterung deines Vaters wird nicht vergessen werden…. Wer seinen Vater verlässt, ist ein Lästerer, und wer seine Mutter erzürnt, ist von Gott verflucht.“-Sirach, 3:2-16. – )  , das in heidnischen Aufzeichnungen nicht oder kaum vorkommt. Die höhere Verehrung der Frau und des mütterlichen Einflusses, die unter den Monotheisten im Vergleich zu den Heiden vorherrschte, ist ein sicherer Beweis dafür, dass in ihrer Gesellschaft eine höhere Verfeinerung der Gefühle und Zuneigungen als anderswo existierte. Dio Chrysostomus, obwohl nominell ein Heide, wuchs umgeben vom Monotheismus auf. Sein verfeinernder Einfluss ist in seinen Schriften offensichtlich.

Das Judentum in Rom 76 v.Chr. bis 140 n.Chr. – Frederic Huidekoper

Schon früh in der Geschichte Israels war das Haus das Zentrum der Erziehung. Beide Elternteile waren an dieser Aufgabe beteiligt (Spr 1,8; 6,20), doch trug der Vater die Hauptverantwortung für die Unterweisung der Kinder (Dtn 11,19). Abraham Heschel hat die aktuelle Relevanz dieses Punktes scharfsinnig unterstrichen: „Erziehung ist eine Angelegenheit, die in erster Linie bei den Eltern, beim Vater liegt. Der Lehrer ist nach der jüdischen Tradition nur ein Vertreter des Vaters. Du sollst sie fleißig unterrichten, nicht stellvertretend. Heute tun die Eltern, was sie wollen, Kommerz und Vulgarität dröhnen aus den Lautsprechern – und von kleinen Kindern wird erwartet, dass sie auf die Stimme des Geistes hören. Religiöse Erziehung beginnt, wie die Nächstenliebe, zu Hause.

Die Verbindung von Vater und Lehrer lässt sich zumindest bis in die sumerische Zivilisation zurückverfolgen. Der Schulleiter der sumerischen Schule wurde als „Schulvater“ bezeichnet, der Schüler als „Schulsohn“.5 Sowohl in Ägypten als auch in Mesopotamien fand der Unterricht häufig in dieser „Vater-Sohn“-Form statt. Auch in der hebräischen Bibel werden Lehrer (Priester) als „Vater“ bezeichnet (Judg. 17:10; 18:19), und die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler (z. B. Elia und Elisa) wird durch „Vater“ und „Sohn“ ausgedrückt (2. Kön. 2:3, 12). Darüber hinaus spricht der Weise in den ersten Kapiteln des Buches der Sprüche seinen Schüler regelmäßig als „mein Sohn“ an. Wenn ein Kind heute in einem traditionellen jüdischen Haushalt für seine Eltern betet, spricht es sie mit „mein Vater, mein Lehrer“ und „meine Mutter, meine Lehrerin“ an.

In biblischen Zeiten war der Vater – und nicht Lehrbücher, audiovisuelle Medien oder bunte Klassenzimmer – das wichtigste Instrument im Lernprozess. Als Lehrer seiner Kinder diente der Vater als lebendiger und dynamischer Vermittler der göttlichen Wahrheit. Er konnte nicht durch eine Bibel ersetzt werden – es gab keine Bibeln. In Anwendung dieses Prinzips auf die heutige Herausforderung der biblischen Erziehung hat Heschel festgestellt, dass „wir mehr als alles andere keine Lehrbücher, sondern Lehrpersonen brauchen. Es ist die Persönlichkeit des Lehrers, die der Text ist, den die Schüler lesen; der Text, den sie nie vergessen werden.“

Das grundlegende Ziel der jüdischen elterlichen Erziehung war die Weitergabe eines historischen und ethischen Erbes. Der Talmud hebt diese Verpflichtung des Vaters, seine Kinder zu unterrichten, besonders hervor: „Der Vater ist verpflichtet, seinen Sohn zu beschneiden, … ihn die Tora zu lehren, ihm eine Frau zu nehmen und ihn ein Handwerk zu lehren“ (Kidduschin 29a). Für einen Großvater war es der Inbegriff persönlicher religiöser Befriedigung, einen Enkel einen Teil der Tora rezitieren zu hören (siehe Jerusalemer Talmud, Schabbat 1:2). Von allen 613 Geboten in der Tora war also keines wichtiger für das Verständnis des jüdischen Erbes des Lernens als diese Worte: „Lehre sie deine Kinder und ihre Kinder nach ihnen“ (Dtn 4,9; vgl. Ps 78,1-8).

Zur häuslichen Erziehung gehörte auch der Erwerb einer geeigneten Fertigkeit, eines Handwerks oder eines Handels, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Sohn lernte oft als Lehrling seines Vaters (Mischna, Kidduschin 4:14). Söhne wurden auch in den Fertigkeiten des Ackerbaus und der Schafspflege unterrichtet (1 Sam. 16:11). Eine Tochter blieb in der Regel bei ihrer Mutter, um verschiedene häusliche Tätigkeiten wie Weben und Kochen zu erlernen (Spr 31:13ff.). Da Musik und Tanz bei den Hebräern weit verbreitet waren, müssen viele Eltern ihre Kinder auch in diesen Bereichen unterrichtet haben (vgl. Exodus 15,1-21; 32,19; Dtn 31,30-32,47; Lk 15,25 usw.).

Im alten Israel gab es kein formelles Schulsystem oder -netz, und eine professionelle Ausbildung war für die breite Masse nicht ohne weiteres zugänglich. Infolgedessen war die Bildung recht vielfältig und hauptsächlich informell. Das Elternhaus blieb die Hauptquelle des Lernens, aber auch andere wichtige Bildungsinstanzen beeinflussten die Gesellschaft. Dazu gehörten der Priester, der Prophet und der weise Mann (vgl. Jer 18,18).

Marvin R. Wilson – Unser Vater Abraham – Jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Wenn Eltern ihr Familienleben gemäß dem Wort Gottes strukturieren, dann lernen die Kinder, negative oder destruktive Impulse in konstruktive Problemlösungen zu verwandeln. Die folgenden Strategien können deinem Kind helfen, ein barmherziger, liebevoller und selbstsicherer Erwachsener zu werden.
• Höre deinem Kind aufmerksam zu, nicht nur mit deinen Ohren, sondern auch mit deinem Herzen. Bemühe dich, das Herz jedes Kindes kennen zu lernen. Frage es nach seinen Träumen und Wünschen, Gefühlen und Ängsten, Vorlieben und Abneigungen. Höre zu, ohne das Kind zu verurteilen, in der Hoffnung, es zu verstehen (Jakobus 1,19).
• Gestalte dein Familienleben nach Gottes Vorstellungen. Wenn die Familie von frommen Eltern kontrolliert wird, dann werden viele Einflüsse, die in Kindern negatives Verhalten und Zorn bewirken, von vornherein ausgeschaltet (Sprüche 1,8).
• Liebe deinen Ehepartner offen und bedingungslos. Die Beziehung der Eltern zueinander spiegelt sich häufig in der Beziehung ihrer Kinder zu anderen Menschen wider. Die beste Möglichkeit, einem Kind Geborgenheit zu vermitteln, besteht darin, deinen Ehepartner zu lieben (Epheser 5,33).

Hunt – Handbuch für biblische Seelsorge

weitere Bibelübersetzungen und Kommentare 2020

Pfingsten – II

Und ihr sollt euch zählen vom anderen Tage nach dem Sabbath, von dem Tage, da ihr die Webegarbe gebracht habt: es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum anderen Tage nach dem siebten Sabbath sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt Jehova ein neues Speisopfer darbringen. (Vergl 4Mose 28,26-31) Aus euren Wohnungen sollt ihr Webebrote bringen, zwei von zwei Zehnteln Feinmehl sollen es sein, gesäuert sollen sie gebacken werden, als Erstlinge dem Jehova. Und ihr sollt zu dem Brote darbringen sieben einjährige Lämmer ohne Fehl, und einen jungen Farren und zwei Widder (sie sollen ein Brandopfer dem Jehova sein) und ihr Speisopfer und ihre Trankopfer: ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova. Und ihr sollt einen Ziegenbock zum Sündopfer opfern und zwei einjährige Lämmer zum Friedensopfer. Und der Priester soll sie weben samt dem Brote der Erstlinge als Webopfer vor Jehova, samt den zwei Lämmern: sie sollen Jehova heilig sein für den Priester. Und ihr sollt an diesem selbigen Tage einen Ruf ergehen lassen, eine heilige Versammlung soll (O. soll er) euch sein; keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun: eine ewige Satzung in allen euren Wohnsitzen bei euren Geschlechtern.
Elberfelder 1871 – Lev 23,15–21

 „Ab dem Montag, an dem ihr Gott was von den Weizenkörnern geschenkt habt, fangt ihr an, sieben Wochen zu zählen.  An dem Montag nach sieben Wochen schenkt ihr Gott dann wieder ein Essensopfer von den neuen Sachen, die gerade geerntet wurden.  Jede von euren Familien soll zwei Brote einpacken und die mit zum besonderen, heiligen Zelt nehmen. Jedes Brot soll aus 2,5 Kilo Weizenmehl gemacht werden, das mit Hefeteig versetzt wurde. Sie sind ein Geschenk für Gott von der ersten Weizenernte.  Außer dem Brot soll die ganze Gemeinschaft Gott noch sieben Schafe opfern, die ein Jahr alt und voll in Ordnung sind. Dazu noch einen Stier und zwei männliche Schafe, die alle als Abfackelopfer komplett verbrannt werden sollen. Dazu soll man noch die Essens- und Trinkopfer machen, die zu dem Zweck vorgeschrieben sind. Da freut sich Gott voll drüber.  Ich möchte auch noch eine männliche Ziege haben, als so ein Opfer, das man macht, um den ganzen Mist wegzunehmen, der aus Versehen gebaut wurde. Und dann braucht es noch zwei Schafe, die ein Jahr alt sind, für ein Dankopfer.  Der Priester übergibt Gott durch Hin-und-her-Schwenken symbolisch die ganzen Brote und alle Sachen, die geopfert werden sollen. Das sind ganz besondere Geschenke für Gott, und am Ende können die Priester die haben. Dieser Tag soll für euch etwas ganz Besonderes sein, er ist heilig. An dem Tag sollt ihr auch nicht arbeiten. Dieses neue Gesetz gilt ab sofort und für immer. Und egal wo ihr auch gerade wohnt, es passt für euch.
VolxBibel – 3.Mose 23:15–21

Man kann sagen, dass das „Fest der ungesäuerten Brote“ erst fünfzig Tage nach seinem Beginn ganz vergangen war, als es in das Pfingstfest oder „Fest der Wochen“ überging. Nach einhelliger jüdischer Überlieferung, die zur Zeit Christi allgemein anerkannt war, war der Pfingsttag der Jahrestag der Übergabe des Gesetzes auf dem Berg Sinai, an den das Fest der Wochen erinnern sollte. So wie die Einweihung der Ernte, die mit der Darbringung des ersten Opfers am Passahfest begann, mit dem Dankopfer der beiden Webeblätter an Pfingsten vollendet wurde, so endete das Gedenken an die Befreiung Israels in angemessener Weise mit der Darbringung des Gesetzes – genauso wie man in der höchsten Anwendung sagen kann, dass das Passahopfer des Herrn Jesus mit der Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag vollendet wurde. Die jüdische Überlieferung besagt, dass Mose am 2. des dritten Monats, also am Siwan, auf den Berg gestiegen war, dass er am 3. mit dem Volk sprach, am 4. wieder auf den Berg stieg, und dass sich das Volk dann am 4., 5. und 6. Dementsprechend wurden die Tage vor Pfingsten immer als der erste, zweite, dritte usw. Tag seit der Darbringung des Omers gerechnet. So bemerkt Maimonides sehr schön: Wie jemand, der den treuesten seiner Freunde erwartet, die Tage und Stunden bis zu seiner Ankunft zu zählen pflegt, so zählen auch wir vom Omer des Tages unseres Auszugs aus Ägypten bis zu dem der Übergabe des Gesetzes, das der Gegenstand unseres Auszugs war, wie es heißt: „Ich trug euch auf Adlerflügeln und brachte euch zu mir.“ Und weil diese große Offenbarung nicht länger als einen Tag dauerte, gedenken wir ihr jährlich nur an einem Tag.‘

Volle sieben Wochen nach dem Ostertag, gerechnet von der Darbringung des Omers am 16. Nisan, also genau am fünfzigsten Tag, war das Fest der Wochen oder Pfingsten, „eine heilige Zusammenkunft“, bei der „keine Dienstarbeit“ verrichtet werden sollte, bei der „alle männlichen Personen“ in seinem Heiligtum „vor Jehova erscheinen“ sollten und die vorgeschriebenen Opfer und Gaben gebracht werden sollten. Die Namen „Fest der Wochen “ und „Fest des fünfzigsten Tages“ oder „Pfingsttag “ beziehen sich auf diese Zeitspanne nach dem Passahfest. Sein Charakter wird durch die Bezeichnungen „Fest der Ernte “ und „Tag der Erstlingsfrüchte “ ausgedrückt, während die jüdische Tradition es als „Chag ha Azereth“ oder einfach „Azereth“ (das „Fest des Abschlusses“ oder einfach „Abschluss“) und die „Zeit der Verkündigung unseres Gesetzes“ bezeichnet.

Die Festtagsopfer für den Pfingsttag waren nach Numb. 28,26-31 „zwei junge Stiere, ein Widder und sieben einjährige Lämmer“ als Brandopfer, zusammen mit den entsprechenden Speisopfern, und „ein Ziegenbock“ als Sündopfer, natürlich unabhängig von dem üblichen Morgenopfer. Was dem Fest jedoch seine besondere Note verlieh, war die Darbringung der beiden Brote und die damit verbundenen Opfer. Auch wenn die Zahl der Gläubigen im Tempel nicht so groß war wie beim Passahfest, so drängten sich doch Zehntausende zu diesem Fest. Aus der Erzählung in Apostelgeschichte 2 geht auch hervor, dass vielleicht mehr als bei jedem anderen großen Fest Juden aus weit entfernten Ländern nach Jerusalem kamen, möglicherweise wegen der besseren Reisemöglichkeiten, die die Jahreszeit bot. Am Tag vor Pfingsten zogen die Pilgerscharen in die Heilige Stadt ein, die gerade in der vollen Pracht des Frühsommers lag. Der größte Teil der Ernte im ganzen Land war bereits eingebracht6 , und eine Zeit der Ruhe und des Genusses schien vor ihnen zu liegen. Während die Sterne am tiefblauen Himmel mit dem für das östliche Klima charakteristischen Glanz erstrahlten, ertönten vom Tempelberg aus in der herrlichen Stille der Sommernacht die Trompetenstöße der Priester, die den Beginn des Festes ankündigten. Schon in der ersten Wache wurde der große Altar gereinigt, und gleich nach Mitternacht wurden die Tempeltore geöffnet. Denn vor dem Morgenopfer mussten alle Brand- und Friedensopfer, die das Volk zum Fest bringen wollte, von der amtierenden Priesterschaft geprüft werden. So groß ihre Zahl auch war, es muss eine arbeitsreiche Zeit gewesen sein, bis die Ankündigung, dass sich die Morgenröte bis nach Hebron ausdehnte, allen Vorbereitungen ein Ende setzte, indem sie das Signal für das regelmäßige Morgenopfer gab. Danach wurden die in Numb. 28:26-30 vorgeschriebenen Festopfer dargebracht – zuerst das Sündopfer mit der entsprechenden Handauflegung, dem Sündenbekenntnis und der Besprengung mit Blut; und ebenso die Brandopfer mit ihren Speiseopfern. Die Leviten sangen nun das „Hallel“, begleitet von einer einzigen Flöte, die den Gesang einleitete und beendete, um ihm eine Art sanfte Süße zu verleihen. Der runde, klingende Diskant ausgewählter Stimmen der Levitenkinder, die unter ihren Vätern standen, gab dem Hymnus Reichtum und Melodie, während das Volk entweder wiederholte oder antwortete, wie am Abend des Passahopfers.

Die zwei Wellenlaibe
Dann kam das besondere Opfer des Tages – die beiden Wellenlaibe mit den dazugehörigen Opfern. Diese bestanden aus sieben Lämmern des ersten Jahres ohne Fehl, einem jungen Stier und zwei Widdern zum Brandopfer mit den dazugehörigen Speisopfern; dann „ein Ziegenbock zum Sündopfer und zwei Lämmer des ersten Jahres zum Dankopfer. Wie das Omer für den 16. Nisan aus Gerste bestand, dem ersten reifen Getreide im Land, so wurden die „zwei Wellenlaibe“ aus Weizen zubereitet, der in der besten Gegend des Landes angebaut wurde – unter ähnlichen Bedingungen, wie sie bereits für das Passahschaf festgestellt wurden. In ähnlicher Weise wurden drei Seahs, das sind etwa drei Pfirsiche und drei Pfund Weizen, abgeschnitten, in den Tempel gebracht, wie andere Fleischopfer gedroschen, gemahlen und durch zwölf Siebe gegeben. Von dem so gewonnenen Mehl wurden zwei Omere (das ist die doppelte Menge wie beim Passahfest) für „die zwei Brote“ verwendet; der Rest konnte abgelöst und für jeden Zweck verwendet werden. Es wurde darauf geachtet, dass das Mehl für jeden Laib getrennt von anderthalb Seah genommen, getrennt mit lauwarmem Wasser geknetet (wie alle Dankopfer) und getrennt gebacken wurde – letzteres im Tempel selbst. Die Brote wurden am Abend vor dem Fest gebacken, oder, wenn es auf einen Sabbat fiel, an zwei Abenden davor. Sie waren lang und flach und entweder an den Rändern oder an den Ecken nach oben gebogen. Nach der Mischna war jeder Laib vier Handbreit breit, sieben lang und vier Finger hoch, und da er ein Omer Mehl enthielt (5,1 Pfund oder etwas weniger als vier Pfund Gewicht), wog der Teig etwa fünf Pfund und drei Viertel, was etwa fünf Pfund und ein Viertel Brot ergab, oder zehn und ein halbes für die zwei „Wellenbrote „.

Die Webe-Brote wurden gesäuert
Entgegen der üblichen Regel des Heiligtums waren diese Brote gesäuert, was, wie uns die Mischna mitteilt, bei allen Dankopfern der Fall war. Die übliche Erklärung, dass die Wellenbrote gesäuert waren, weil sie die gewöhnliche Nahrung des Volkes darstellten, erklärt dies nur teilweise. Zweifellos drückten diese Webebrote das alttestamentliche Bekenntnis zu der Wahrheit aus, die unser Herr in dem Gebet „Unser tägliches Brot gib uns heute“ zum Ausdruck gebracht hat. Aber das ist noch nicht alles. Es sei daran erinnert, dass diese beiden Brote zusammen mit den beiden Lämmern, die Teil desselben Wellenopfers waren, die einzigen öffentlichen Friedens- und Dankopfer Israels waren; dass sie von Brand- und Sündopfern begleitet wurden; und dass sie im Gegensatz zu den gewöhnlichen Friedensopfern als „hochheilig“ galten. Daher waren sie gesäuert, weil die öffentlichen Dankopfer Israels, selbst die heiligsten, durch Unvollkommenheit und Sünde gesäuert sind und ein Sündopfer brauchen. Dieser Gedanke eines öffentlichen Dankopfers wurde auch durch alle Gottesdienste des Tages bestätigt. Zunächst wurden die beiden Lämmer bei lebendigem Leib „gewebt“, d. h. bevor sie zum Gebrauch bereit gemacht wurden. Dann, nach der Opferung, wurden Brust und Schulter oder die Hauptteile eines jeden Lammes neben die beiden Brote gelegt und „geschwenkt“ (im Allgemeinen nach Osten), vorwärts und rückwärts, auf und ab. Nachdem das Fett verbrannt war, gehörte das Fleisch nicht den Opfernden, sondern den Priestern. Wie bei den heiligsten Opfern sollte das Opfermahl im Tempel selbst stattfinden, und kein Teil davon durfte über Mitternacht hinaus aufbewahrt werden. Eines der Wellenlaibe und der Lämmer ging an den Hohepriester, das andere gehörte der gesamten amtierenden Priesterschaft. Schließlich, nach der Zeremonie der Wellenlaibe, brachte das Volk seine eigenen freiwilligen Gaben, jeder so, wie der Herr es ihm gewährt hatte. Der Nachmittag und der Abend wurden mit dem festlichen Mahl verbracht, zu dem die Fremden, die Armen und die Leviten als willkommene Gäste des Herrn eingeladen wurden. Wegen der großen Zahl solcher Opfer zog sich das Wochenfest im Allgemeinen über den größten Teil einer Woche hin; und dies umso mehr, als zu dieser Zeit auch die Darbringung der Erstlingsfrüchte begann. Wie das Bringen der Omer beim Passahfest die Zeit anzeigte, in der neues Getreide im Land verwendet werden konnte, so zeigte die Darbringung der Wellenlaibe an, wann neues Mehl für die Speiseopfer im Heiligtum gebracht werden konnte.

Die spätere Bedeutung des Pfingstfestes
Wenn die jüdische Tradition das „Fest der Erstlingsfrüchte“ mit dem „Berg, den man berühren konnte“, und der „Stimme der Worte, die sie hörten und baten, dass das Wort nicht mehr zu ihnen geredet werden sollte“, in Verbindung brachte, so sind wir in dieser Hinsicht auch „zum Berg Zion gekommen“ und zu den besseren Dingen des Neuen Bundes. Für uns ist der Pfingsttag in der Tat das „Fest der Erstlingsfrüchte“ und der Übergabe des besseren Gesetzes, das „nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischliche Tafeln des Herzens geschrieben“ ist, „mit dem Geist des lebendigen Gottes“. Denn als die Gläubigen im Tempel waren, wahrscheinlich gerade, als sie die Wellenlämmer und die Wellenbrote darbrachten, hörte die Menge jenes „Geräusch vom Himmel, wie von einem mächtigen, rauschenden Wind“, das sie zu dem Haus zog, in dem die Apostel versammelt waren, um dort „ein jeder in seiner Sprache“ „die wunderbaren Werke Gottes“ zu hören. Und an jenem Pfingsttag wurden aus der Erstlingsernte nicht weniger als dreitausend Seelen, die der Kirche hinzugefügt worden waren, dem Herrn als ein Wellenopfer dargebracht. Die gespaltenen Feuerzungen und die apostolischen Gaben jenes Tages der Erstlingsfrucht sind in der Tat längst verschwunden. Aber der mächtige, rauschende Klang der Gegenwart und der Kraft des Heiligen Geistes ist in die ganze Welt hinausge

Alfred Edersheim – Der Tempel – das Amt, der Dienst wie sie zur Zeit Jesu Christi waren

DIE MESSIANISCHEN IMPLIKATIONEN
Bei der Behandlung der messianischen Implikationen, die mit dem Fest der Wochen verbunden sind, wird zuerst Apostelgeschichte 2,1-4 besprochen, und dann werden die verschiedenen Facetten der Erfüllung erörtert.

A. Die Geburt der Gemeinde – Apg 2,1-4
Und da nun der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beisammen an einem Ort. Und es geschah plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem gewaltigen Wind, und es erfüllte das ganze Haus, da sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, die sich teilten wie von Feuer, und es setzte sich auf einen jeglichen von ihnen. Und sie wurden alle erfüllt mit dem Heiligen Geist und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab.
Vers 1 nennt den Anlass: den Pfingsttag, also sieben Wochen plus einen Tag nach dem Fest der ungesäuerten Brote. Die Verse 2-4 berichten von der Geburt der Kirche zu diesem Anlass. Der spezifische Dienst, der erwähnt wird, ist der Dienst des Geistes der Erfüllung. Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist bedeutet, „in irgendeinem Bereich des eigenen Lebens vom Geist beherrscht zu werden.“ Als der Geist bei dieser Gelegenheit, am Pfingsttag, kam, heißt es in Vers 4: Sie wurden alle mit dem Geist erfüllt, was bedeutet, dass sie alle in irgendeiner einzigartigen Weise unter die Kontrolle des Geistes gerieten.
Es war nicht nur der Dienst der Geisterfüllung, der bei dieser Gelegenheit stattfand. Die Erfüllung mit dem Geist war nicht etwas Neues, denn schon vor den Ereignissen in Apostelgeschichte 2 wurden Menschen im Alten Testament und in den Evangelien mit dem Geist erfüllt. Ein völlig neuer Dienst begann bei dieser Gelegenheit: Die Geisttaufe. Das kann man feststellen, wenn man zwei andere Stellen im selben Buch vergleicht.
Erstens heißt es in Apostelgeschichte 1,5: Denn Johannes hat zwar mit Wasser getauft; ihr aber werdet in nicht vielen Tagen im Heiligen Geist getauft werden.
In diesem Vers benutzte Jeschua (Jesus) die Zukunftsform, als Er sagte: Ihr werdet im Heiligen Geist getauft werden. Sie waren noch nicht mit dem Heiligen Geist getauft worden, aber sie werden es in nicht vielen Tagen sein. Offensichtlich bezieht sich der Ausdruck „nicht in vielen Tagen“ auf die Erfahrung, die zehn Tage später in Apostelgeschichte 2,1, am Pfingsttag, stattfand.
Während in Kapitel 2 das eigentliche Werk der Geisttaufe nicht erwähnt wird, ist dies das, was bei dieser Gelegenheit geschah. Das ist offensichtlich aus dem zweiten Abschnitt, als Petrus seine Handlungen verteidigt, zum Haus von Kornelius, einem Heiden, zu gehen und ihnen das Evangelium zu predigen, in Apostelgeschichte 11,15-16: „Und als ich anfing zu reden, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang. Und ich erinnerte mich an das Wort des Herrn, wie er gesagt hat: „Johannes hat zwar mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.
In Vers 15 sagt Petrus, dass der Heilige Geist auf sie, d.h. die Heiden, fiel, wie auf uns, d.h. die Apostel, am Anfang. In Vers 16 zitiert Petrus Apostelgeschichte 1,5, wo Jeschua vom Dienst des Geistes bei der Taufe spricht, und weist darauf hin, dass Jeschuas Prophezeiung erfüllt wurde, als der Heilige Geist am Anfang, also am Pfingsttag, auf die Apostel kam.
Dieses Wirken des Geistes war neu, es hatte noch nie stattgefunden, bevor es in Apostelgeschichte 2,1-4 am Fest der Wochen begann. Das ist die Art und Weise, wie ein Gläubiger in den Leib des Messias eintritt, gemäß 1. Korinther 12,13: Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.
Das Mittel, durch das man den Leib betritt, ist also die Geistestaufe.
Darüber hinaus ist der Leib des Messias die Kirche gemäß Kolosser 1,18: Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.
Da die Kirche der Leib des Messias ist und das Mittel, um in diesen Leib einzutreten, die Geisttaufe ist, ist dies der Grund, warum die Kirche mit dem Dienst der Geisttaufe geboren wurde. Ohne die Geistestaufe kann und wird die Kirche nicht existieren. Und da die Geisttaufe in Apostelgeschichte 2,1-4 begann, ist das auch der Zeitpunkt, an dem die Kirche begann.
Es ist ein Trugschluss, wie manche Leute lehren, dass die Kirche mit Adam oder Abraham begann oder dass die Kirche bereits im Alten Testament existierte. Das ist weit von der Wahrheit entfernt. Wenn man die Beziehung der Geistestaufe zur Kirche klar versteht, dann kann man klar verstehen, wann die Kirche geboren wurde. Die Kirche wurde geboren, als die Geisttaufe begann. Die Geistestaufe begann erst ab Apostelgeschichte 2,1-4. Daher ist die Geburt der Kirche die Erfüllung des Pfingstfestes.

B. Das Konzept der zwei Brote
Bei der Besprechung des Festes im Alten Testament wurde darauf hingewiesen, dass zwei Brote auf einem einzigen Blatt geopfert werden sollten. Das Pfingstfest wurde durch den Geburtstag der Kirche erfüllt, die sowohl aus jüdischen als auch aus heidnischen Gläubigen besteht, die zu einem Leib vereint sind. Ein Laib repräsentiert die Juden, ein Laib repräsentiert die Heiden, und das einzelne Blatt repräsentiert die Tatsache, dass jüdische und heidnische Gläubige zu einem Leib vereint sind.
Das macht Paulus in Epheser 2,11-16 deutlich: „Darum denkt daran, dass ihr, die Heiden im Fleisch, die ihr Unbeschnittenheit genannt werdet durch das, was man Beschneidung nennt, im Fleisch, mit Händen gemacht, dass ihr damals getrennt wart von Christus, entfremdet von der Gemeinschaft Israels und Fremdlinge in den Bündnissen der Verheißung, ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt. Nun aber seid ihr, die ihr einst ferne wart, in Christus Jesus nahe geworden durch das Blut des Christus. Denn er ist unser Friede, der beide eins gemacht hat und die Scheidewand niedergerissen und die Feindschaft im Fleisch aufgehoben hat, nämlich das Gesetz der Gebote, die in den Ordnungen enthalten sind, auf daß er in sich selbst aus den zweien einen neuen Menschen schuf und Frieden machte und versöhnte sie beide in einem Leib mit Gott durch das Kreuz, indem er die Feindschaft dadurch tötete.
Das steht auch in Epheser 3,5-6: was in anderen Geschlechtern den Menschenkindern nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist geoffenbart worden ist, nämlich dass die Heiden Miterben und Mitglieder des Leibes und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.
So werden die zwei Brote auf dem einen Blatt durch die Tatsache erfüllt, dass es jüdische und heidnische Gläubige gibt, die zu einem Leib vereinigt wurden.
Eine weitere Sache, die wir aus der alttestamentlichen Beobachtung dieses Festes gelernt haben, ist, dass diese Brote gesäuert sein sollten (Lev. 23:17). Sauerteig, wenn er in der Schrift symbolisch verwendet wird, ist ein Symbol für Sünde. Es sind jüdische und heidnische Sünder, die aus Gnade durch den Glauben gerettet und in diesen einen Leib, die Kirche, gebracht werden.
Außerdem sollten diese Brote aus Weizen gemacht werden. Weizen und Ernte sind in den Evangelien gängige Symbole für Evangelisation und Erlösung. In Matthäus 3,11-12 werden die Begriffe Weizen und Ernte auch mit der Taufe des Heiligen Geistes verbunden, die am Pfingstfest begann und damit die Kirche ins Leben rief: Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist mächtiger als ich, und ich bin nicht würdig, ihm die Schuhe zu tragen: Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen; er hat die Wurfschaufel in der Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen; und er wird den Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.
Diese Symbole des Weizens, der Evangelisation und der Errettung finden sich wieder in Matthäus 13,24-30: „Ein anderes Gleichnis stellte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte; während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut unter den Weizen und ging davon. Als aber die Halme aufgingen und Frucht trugen, da erschien auch das Unkraut. Und die Knechte des Hausherrn kamen und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? woher kommt denn das Unkraut? Er aber sprach zu ihnen: Ein Feind hat das getan. Und die Knechte sprachen zu ihm: Willst du denn, daß wir hingehen und es aufsammeln? Er aber sprach: Nein, auf daß ihr nicht, wenn ihr das Unkraut ausjätet, den Weizen mit ausrottet. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und zur Zeit der Ernte will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündel, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune.
Dieses Gleichnis ist eine Ausarbeitung der Passage aus Matthäus 3,11-12. Hier werden Weizen und Ernte wieder als Symbol für die Evangelisation und die Errettung verwendet, die dazu führt, dass man in den Leib des Messias vereinigt wird, der am Pfingstfest geboren wird.
Ein weiteres Beispiel, in dem dieselbe Art von Figur verwendet wird, ist Johannes 4:35-38: „Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, und dann kommt die Ernte? siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an, dass sie schon weiß sind zur Ernte. Wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß, wer da sät, und wer da erntet, sich miteinander freuen kann. Denn hierin ist das Sprichwort wahr: Einer sät, der andere erntet. Ich habe euch gesandt, zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
Auch hier werden Weizen und Ernte als Bild für Evangelisation und Errettung verwendet. Durch die Evangelisation kommen Menschen zu einer rettenden Erkenntnis von Jesus und werden, wenn sie Glauben ausüben, durch den Heiligen Geist in den Leib des Messias getauft.

C. Das Erstlingsfruchtkonzept
Das Konzept der Erstlingsfrüchte in der alttestamentlichen Betrachtung des Pfingstfestes war die Erstlingsfrucht der Weizen- und Gerstenernte. Das Konzept der Erstlingsfrüchte wird von den ersten Gläubigen erfüllt, die jüdische Gläubige waren. In Apostelgeschichte 2:41-42 heißt es: Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden ihnen hinzugefügt an jenem Tag etwa dreitausend Seelen. Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.
Die ersten mehreren Tausend Gläubigen waren Juden, da heidnische Gläubige erst in Apostelgeschichte 10 ins Bild kommen. Auf eine ganz besondere Weise waren diese jüdischen Gläubigen die Erstlingsfrüchte, die das Pfingstfest erfüllen.
Dies wird in Jakobus 1,18 noch einmal deutlich gemacht. Nach Vers 1 dieses Kapitels schrieb Jakobus seinen Brief speziell an jüdische Gläubige: an die zwölf Stämme, die zur Dispersion gehören. Der Begriff „Dispersion“ ist ein technischer Begriff, der Juden beschreibt, die außerhalb des Landes leben. Die Menschen, an die Jakobus schrieb, waren jüdische Gläubige, die außerhalb des Landes lebten. Jakobus schrieb nicht an die Kirche im Allgemeinen, sondern an die jüdischen Gläubigen im Besonderen. Das macht Sinn, da er das Oberhaupt der Jerusalemer Gemeinde war. Dann erklärte Jakobus in Vers 18: „Er hat uns aus eigenem Willen durch das Wort der Wahrheit hervorgebracht, damit wir eine Art Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.
Diese jüdischen Gläubigen sind eine Art Erstlingsfrüchte seiner Geschöpfe. Der Erstlingsfrucht-Aspekt des Pfingstfestes wurde also durch die jüdischen Gläubigen erfüllt, die die ersten Gläubigen dieser neuen Einheit waren, die bei dieser Gelegenheit geboren wurde: die Kirche.

FAZIT
Das Fest der Wochen vervollständigt den ersten Zyklus der Feste, die nahe beieinander liegen, innerhalb von einundfünfzig Tagen zueinander. Erstens, das Passahfest wurde durch den Tod des Messias erfüllt. Zweitens wurde das Fest der ungesäuerten Brote durch die Sündlosigkeit seines Blutopfers und Blutopfers erfüllt. Drittens, das Fest der Erstlingsfrüchte wurde durch die Auferstehung des Messias erfüllt. Und viertens wurde das Fest der Pfingsten oder das Fest der Wochen durch den Geburtstag der Kirche erfüllt.
Damit ist der erste Zyklus der Feste beendet und es werden vier Monate vergehen, bevor der zweite Zyklus beginnt. Der erste Zyklus der Feste wurde im Programm des ersten Kommens des Messias erfüllt. Die letzten drei Feste, der zweite Zyklus, werden sich erst im Programm seiner Wiederkunft erfüllen. Zwischen den beiden Zyklen liegen vier Monate, die das gegenwärtige Kirchenzeitalter symbolisieren, das die Erfüllung der beiden Zyklen der Feste tr

Arnold Fruchtenbaum – Das Fest Schawuot (Wochen oder Pfingsten)

Pfingsten (aus dem griech. pentekoste, d. h. der 50., nämlich Tag) ist der Name des zweiten großen Wallfahrtsfestes im alten Israel (s. Art. Feste). Dieser Festtag fiel nämlich auf den 50. nach dem Osterfest, 7 volle Wochen nach demselben; und zwar zählte man von jenem Tage ab, wo die Erstlingsgarbe dargebracht wurde, 3 Mo. 23, 15 f. Wie im Art. Passah bemerkt wurde, war dieser Tag nach 3 Mo. 23, 11 ein auf den Sabbat folgender, d. h. ein Sonntag; so fiel auch P. dann stets auf einen solchen; aber zur Zeit Jesu verstand man jene Stelle anders und rechnete die 7 Wochen unveränderlich vom 16. Nisan an, so daß P. stets auf den 6. Sivan fiel (unbekümmert um den Wochentag). Weil es den Abschluß der 7 Wochen bildet, heißt es übrigens gewöhnlich Fest der Wochen (5 Mo. 16, 10), und weil es die mit dem Passah begonnene Ernte abschließt, Fest der Ernte (2 Mo. 23, 16, vgl. 34, 22). Dankfest für den verliehenen Erntesegen sollte es sein u. hatte des halb fröhlichen Charakter. Namentlich sollte man an diesem Tage mit freiwilligen Gaben vor Gottes Angesicht erscheinen, je nach Vermögen und dem Ausfall der Ernte, und bei den am Heiligtum zu veranstaltenden Opfermahlzeiten, wo man sich mit seinem ganzen Hause vor dem Herrn freute, auch der Armen, Leviten und Fremdlinge nicht vergessen, 5 Mo. 16, 10 f. Die für P. vorgeschriebenen Gemeindeopfer stehe 3 Mo. 23, 15–21; 4 Mo. 28, 26 bis 31. Besonders gehörte zu dieser Feier die Darbringung der beiden Pfingstbrote, die aus 2/10 Epha feinsten Weizenmehls gebacken und gesäuert wurden. 3 Mo. 23, 17: „aus euren Wohnsitzen“ (Luther ungenau: aus allen euren Wohnungen) ist nicht so zu verstehen, als ob aus jedem Hause zwei Brote wären darzubringen gewesen, sondern symbolischer Weise wurden für die ganze Gemeinde zwei solche Brote dargebracht, und zwar mußte das Korn in den israelit. Wohnsitzen, nicht etwa auf fremdem Boden, gewachsen sein. Da ⅒ Epha einem „Scheffel“ (s. Maß S. 467b) entspricht u. dieser etwa die Körner einer Garbe faßte, so war die Quantität doppelt so groß als am Passahfest, wie es einem abschließenden Dankfeste entspricht. Auch die Qualität bekundete den Fortschritt: statt der Gerste erscheint der zuletzt reifende Weizen, statt einer bloßen Garbe ausgebackenes Brot, wie es menschliche Arbeit, die gleichwie die Naturgaben Gott zu weihen ist, ausgestaltet. Die für das Pfingstfest sonst vorgeschriebenen Gemeindeopfer siehe 3 Mo. 23, 18 ff. Wahrscheinlich sind die 4 Mo. 28, 27 ff. aufgezählten die gleichen. Doch haben die späteren Juden, welche überhaupt den Aufwand der Feste erhöhten, beide Leistungen zusammengezählt. Ebenso haben sie zu dem Einen Festtag, welchen das Gesetz verlangt und der durch Sabbatruhe und Versammlung der Gemeinde ausgezeichnet war, einen Nachfeiertag hinzugefügt. Erst in spät nachbiblischer Zeit wurde dem Pfingstfest noch eine andere als die angegebene landwirtschaftliche Bedeutung beigelegt: man feierte es als Gedächtnisfest für die Gesetzgebung am Sinai, anknüpfend an die unbestimmte Angabe 2 Mo. 19, 1, daß Israel im dritten Monat zum Sinai gekommen sei. Das Fest heißt darum in jener späten Zeit „Tag der Übergabe des Gesetzes“. Diese historische Seite trat, obwohl biblisch gar nicht begründet, um so mehr in den Vordergrund, da die Juden durch ihre Zerstreuung von allem Landbau abgeschnitten wurden. Seine wahre Vollendung jedoch hat das israelitische Wochenfest im christlichen Pfingstfeste gefunden. Nicht zufällig hat die Erstlingsgemeinde Jesu Christi gerade am Pfingsttage den h. Geist empfangen, Ap. 2, 1. Diese Verleihung des göttl. Geistes bildete den Abschluß des durch Christum vollbrachten Versöhnungswerkes wie das alte Wochenfest des Passahzyklus. Auch wurden an diesem Tage der vollendenden Weihe die Erstlinge aus den Völkern dem Herrn dargebracht.

Calwer Bibellexikon

noch einmal??

Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues tun! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen.
Hoffnung für alle – 1996 – Jesaja 43,19

Seht, ich schaffe Neuartiges! Jetzt sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, in der Steppe lege ich einen Weg an, Pfade im verödeten Land!
Pattloch Übersetzung 1980 – Jesaja 43,19

Siehe an – Mich! Der ein Neues schafft! Nun sprosst es. Merket ihrs nicht? Ich will legen in der Wüste einen Weg und in der Einöde Ströme.
Pfarrer Beck – Jesaja 43:19

andere Übersetzungen und erste Kommentare schon 2020

Denn siehe, ich will ein Neues machen. Die zwischen Judäa und Babylon gelegene Wüste ist gemeint, die das zurückkehrende Volk durchschreiten musste. Und die Wasserströme erwähnt der Prophet, weil beim Zug durch die ausgedörrten Gefilde die Gefahr zu verschmachten drohte. Darum verspricht der Herr, dass er für die Wegzehrung sorgen und Wasser, sowie alles, was zum Unterhalt nötig ist, spenden werde. Aber Jesaja scheint hier doch zu viel zu verheißen und im Allgemeinen zu überschwänglich von dieser Befreiung zu reden. Denn wir hören doch nichts davon, dass damals in Babylon sich so staunenswerte Wunder ereignet hätten, wie bei der Ausführung aus Ägypten. Was hat also diese neue Erlösung sonderlich zu bedeuten? So haben denn alle christlichen Ausleger unseren Vers auf die Ankunft Christi gedeutet; mit Unrecht. Und ebenso irren jüdische Erklärer, die nur von der Rückkehr aus Babylon reden. Vielmehr ist, wie schon wiederholt bemerkt wurde, die ganze Zeit von der Befreiung aus der Gefangenschaft an bis zum Kommen Christi gemeint.
Die Ausführung aus Ägypten war gleichsam die Geburt der Gottesgemeinde, damals erhielt sie ihren Bestand. Und die erste Befreiung hörte nicht mit der Zeit auf, in der das Volk aus Ägypten schied, sondern hielt an bis zur Besitznahme des Landes Kanaan. Ebenso verhält es sich nun auch mit der neuen Geburt, durch die das Volk aus Babylon befreit und in die Heimat zurückgeführt ward. Diese Wiederherstellung ist nicht auf den Auszug aus Babylon zu beschränken, sondern sie reicht bis auf Christus: und in diesem ganzen Zeitraume geschahen gewaltige, staunenerregende Dinge. War es nicht wunderbar, dass ein gefangenes, allgemein verachtetes Volk von heidnischen Königen die Freiheit und die Erlaubnis zur Rückkehr erhielt? dass ihm Lebensunterhalt für die Reise und später die Mittel für den Aufbau und die Einrichtung des Tempels gereicht wurden? Aber noch Gewaltigeres geschah später: den wenigen Juden, die wirklich zurückgekehrt waren, traten die größten Hindernisse in den Weg, und doch wurden sie auf wunderbare Art mitten im Blutbad und in den Flammen erhalten. Wenn man alle Anfechtungen bedenkt, denen sie ausgesetzt waren, darf man billig darüber staunen, dass auch nur einer von ihnen übrig blieb. So ist diese Errettung vor jener ägyptischen ausgezeichnet, und am Ende fügte Christus zu der bisherigen Wohltat noch überströmende Fülle von Gnade hinzu. Diese Auslegung hat nichts Gezwungenes und ist der besonderen Darstellung der Propheten angemessen; denn das Ziel, dem ihre Rede zustrebt, ist beständig der Heiland, der da kommen sollte. So dehnt auch Haggai (2, 6 ff.)) in der bekannten Weissagung die Wiederherstellung des Tempels bis auf Christus aus; in ihm ist die Herrlichkeit des Hauses vollendet.

Jean Calvin – Jesaja

Er verheißt nicht nur, sie aus Babel zu retten, sondern auch, sie sicher und bequem in ihr eigenes Land zu führen (Vers 19–20): „Ich will einen Weg in der Wüste bereiten und Ströme in der Einöde.“ Die gleiche Macht, die „einen Weg im Meer bahnt“ (Vers 16), kann auch „einen Weg in der Wüste bereiten“. Und der, der trockenes Land aus dem Meer geschaffen hat, kann auch in solchem Überfluss Wasser in dem trockensten Land hervorbringen, dass nicht nur sein Volk, seine Auserwählten, davon trinken, sondern auch die wilden Tiere (Vers 20), „die Schakale und Strauße“, von denen deshalb gesagt wird, dass sie Gott dafür ehren. Das blickt nicht nur auf Gottes Fürsorge für die jüdische Gemeinde zwischen ihrer Rückkehr aus Babel und dem Kommen Christi voraus, sondern auch auf die Gnade des Evangeliums, besonders wie sie sich in der heidnischen Welt offenbart. Die heidnischen Sünder, die wie die wilden Tiere gewesen sind, die wild umherliefen, wütend wie Schakale und dumm wie Strauße waren, werden dazu gebracht, Gott für seine Gnade zu ehren.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der HERR ist entschlossen, Babylon um Israels willen zu zerstören. Dies wird zeigen, dass er der HERR ist, der Heilige, der Schöpfer und König seines Volkes. Er ist derjenige, der die Israeliten durch das Rote Meer brachte und gleichzeitig die nachfolgenden Ägypter vernichtete. Aber an diesen Auszug wird man nicht mehr gedenken, verglichen mit dem, was er jetzt tun will. Er wird durch die Wüste einen Weg für sein Volk bahnen, wenn es aus der Gefangenschaft zurückkehrt. Auf der erneuerten Erde wird die Einöde reichlich Wasser haben, sodass alles, was dort lebt, ihn ehren wird. Auch Gottes Volk wird dankbar sein und seinen Namen preisen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Gott wird also mit den Eigenschaften »von Ägypten her« vorgestellt. Was dort geschah, ist nunmehr Attribut des Gottes Israels geworden. Dieses ist im Auge zu behalten, wenn es sofort danach heißt: Erinnert euch nicht an Früheres. Was meint der Prophet mit diesem seltsam klingenden Satz? Zunächst ist herauszustellen, – im Blick auf die bisher verhandelten Texte –, was Jesaja nicht meinen kann. In den »Gerichtsreden« (z.B. 41,22f) legt Jesaja Wert darauf, den Zusammenhang zwischen Vergangenheit (Verheißung) und der Gegenwart (Erfüllung) zu beweisen. Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis des Gottes Israels, ja, des Gottes der Bibel überhaupt: es gibt einen Weg vom Wort zum Handeln. Insofern darf auch das neue Israel Gott als den Treuen, den Herrn der Geschichte erkennen, der die Zeiten umgreift. So war auch die Ankündigung des Züchtigungsgerichtes durch Jesaja (seit 1,24ff) schließlich in Erfüllung gegangen. Und den Ernst des Gerichtes soll auch das neue Israel nicht vergessen.
Was Jesaja nun positiv meint, kann man nur vorsichtig erspüren: In 40,1f klingt die frohe Botschaft des zweiten Buchteils des Propheten Jesaja auf – Gott hat die Strafe für die vergangene Gottlosigkeit als abgegolten betrachtet. Es kommt nun alles darauf an, daß Israel dieser Heilsbotschaft Glauben schenkt und nicht mehr in ständig sich wiederholenden Klagen die Abwesenheit Gottes bejammert (z.B. 40,27). Im Blick auf diese Zusammenhänge wird man deuten müssen: Der Prophet »will also keineswegs sagen: die eilten Traditionen gelten jetzt nicht mehr, es steht ein neues Tun Gottes bevor; er will vielmehr sagen: Laßt ab von dem trauernden, zurückgewandten Sich-Klammern an das Vergangene und öffnet euch dafür, daß eine neue wunderbare Gottestat vor euch liegt!« (Westermann). Angesichts der angebotenen Vergebung – letztlich durch das Leiden und Sterben des Gottesknechtes in Kap. 53 offenbar geworden! – darf es keinen Blick auf die Sünde der Vorzeit, der früheren Zeit also, geben.
Aber noch ein anderes liegt in diesen beiden Versen: Weil Gottes Handeln sich in einer die Zeitepochen übergreifenden Geschichte ereignet, ist das, was früher als Heil erfahren wurde, nunmehr als ein Hinweis auf das Neue zu sehen – es ist eben nicht identisch mit dem Früheren. Die Erlösung aus dem Gerichtsland Babylon ist eine tiefere Erlösung als die aus dem Asylland Ägypten! Man darf also das Alte zwar keineswegs vergessen, aber es darf das Neue nicht verstellen. Denn es könnte in der Tat passieren, daß die Exilsgeneration zwar der Erlösung der Väter aus Ägypten dankbar in ihren Gottesdiensten gedenkt, daß sie aber zugleich sich weigert, dem Prophetenwort heute Glauben zu schenken und sich in die Heimat aufzumachen und dort mit Gottes Hilfe einen Neuanfang zu wagen. Siehe, ich wirke Neuese – das muß gehört werden. Alles Neue, das Gott herbeiführen wird, wird vorbereitet durch das ankündigende Wort des Propheten, aber auch durch Geschichtsereignisse (vgl. V. 14): jetzt sproßt es. Auch Anfänge des Handelns Gottes kann man wahrnehmen: erkennt ihr es nicht? Aber gerade das ist ja das Problem, mit dem der Prophet ringt, daß Israel trotz des Neuen, das Gott schafft, blind und taub ist (vgl. 42,18). Wann kommt der Augenblick, da Israel hören und sehen kann? So wird also Israel durch die Wüste geführt wie einst durch das Meer. Einst wurde das Wasser zurückgedrängt, nun aber wird Wasser wunderbar herangeführt: ich lege … Flüsse in die Einöde. Gott wird sein Volk unterwegs versorgen und mit Wasser tränkenf.

Wuppertaler Studienbibel

Israel ist Gottes Diener in der Welt und auch Gottes Zeuge vor der Welt (Jes. 43:8-13). Dies ist eine weitere Gerichtsszene, in der Gott die Götzen herausfordert. „Sie sollen ihre Zeugen vorbringen“, sagt der Richter, aber die Götzen sind natürlich hilflos und sprachlos. Zweimal sagt der Herr zu Israel: „Ihr seid meine Zeugen“ (Vv. 10, 12NKJV), denn es ist die Geschichte Israels, in der Gott sich der Welt offenbart hat. Friedrich der Große fragte den Marquis d’Argens: „Können Sie mir einen einzigen unwiderlegbaren Beweis für Gott nennen?“ Der Marquis antwortete: „Ja, Eure Majestät, die Juden“.

Zusammen mit Israels neuer Freiheit und neuem Zeugnis schreibt Jesaja über Israels neuen „Exodus“ (V. 14-28). So wie Gott sein Volk aus Ägypten und durch das Rote Meer geführt hat (2. Mose 12-15), so wird er es aus Babylon und durch die schreckliche Wüste in seine Heimat, das Heilige Land, führen. So wie er die Armee des Pharao besiegt hat (14:28; 15:4), so wird er auch Israels Feinde besiegen und sie „wie einen Docht“ auslöschen (Jes. 43:17, NIV).

Wenn Gott seinem Volk vergibt und es wiederherstellt, möchte er, dass es das Versagen der Vergangenheit vergisst, in der Gegenwart für ihn Zeugnis ablegt und seine Verheißungen für die Zukunft in Anspruch nimmt (V. 18-21). Warum sollten wir uns an das erinnern, was Gott vergessen hat? (v. 25) Er vergab ihnen nicht, weil sie ihm Opfer brachten – sie hatten keinen Altar in Babylon -, sondern allein aufgrund seiner Barmherzigkeit und Gnade.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

J. Ähnlich: Denkt nicht an das Frühere, und denkt nicht an das Alte (Jes 43:18). Denkt nicht an das Frühere – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus den [verschiedenen] Königreichen; und denkt nicht an das Alte – das sind [Gottes große Taten zur Rettung Israels] aus Ägypten.

K. Siehe, ich tue etwas Neues; jetzt geht es hervor (Jes 43,19) – das bezieht sich auf den Krieg zwischen Gott und Magog [am Ende der Zeit].

L. Sie haben ein Gleichnis gemalt: Womit kann man die Sache vergleichen? Mit einem, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, aber er wurde gerettet. Er erzählte immer wieder von dem Vorfall mit dem Wolf. Später griff ihn ein Löwe an, aber er wurde davor gerettet. Er vergaß den Vorfall mit dem Wolf und erzählte den Vorfall mit dem Löwen. Später griff ihn noch eine Schlange an, aber er wurde vor ihr gerettet. Er vergaß die beiden anderen Vorfälle und erzählte immer wieder den Vorfall mit der Schlange.

M. Das gilt auch für Israel: Die jüngsten Schwierigkeiten lassen sie die früheren vergessen.

Die Tosefta – Aus dem Hebräischen übersetzt

In den Versen 18-21 wendet sich Gott der nächsten Befreiung zu, nämlich der aus Babylon. In Vers 18 fordert er Israel auf, sich nicht mehr auf die Wunder der Vergangenheit, wie den Exodus, zu konzentrieren, sondern auf die Wunder der Zukunft, die Rückkehr aus Babylon: Gedenkt nicht an die früheren Dinge und denkt nicht an die alten Dinge.

In Vers 19 kündigt Gott als Nächstes eine neue Sache für Israel an und verspricht, den Weg nach Hause zu ebnen: Siehe, ich will etwas Neues tun, das soll jetzt entstehen; wollt ihr es nicht erkennen? Ich will einen Weg in der Wüste machen und Ströme in der Wüste.

Der Talmud wendet diesen Vers auf die endgültige Erlösung Israels nach dem Krieg zwischen Gog und Magog an:
Die endgültige Erlösung wird die vorherige Erlösung in dem Vers überschatten: „Gedenke nicht an die früheren Ereignisse und denke nicht an die alten Dinge“ (Jesaja 43:18), und die Gemara erklärt: „Denkt nicht an die früheren Ereignisse“, d. h. an die Unterwerfung unter die Königreiche, und „denkt nicht an die alten Dinge“, d. h. an den Auszug aus Ägypten, der vor der Unterwerfung unter die Nationen stattfand.

In Bezug auf den folgenden Vers: „Siehe, ich will Neues tun, jetzt wird es hervorbrechen“ (Jesaja 43:19), lehrte Rav Yosef eine Baraita: Dies bezieht sich auf den zukünftigen Krieg von Gog und Magog, der alle früheren Ereignisse vergessen lassen wird.
Die Gemara zitiert ein Gleichnis: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Menschen, der auf dem Weg war und von einem Wolf angefallen wurde, den er überlebte und die Geschichte des Wolfes weiter erzählte. Ein Löwe griff ihn an und er überlebte und erzählte weiter die Geschichte des Löwen. Eine Schlange griff ihn an und er überlebte sie, er vergaß sowohl den Löwen als auch den Wolf und erzählte weiter die Geschichte der Schlange. Jede Begegnung war gefährlicher und jede Flucht wundersamer als die letzte, also erzählte er die letzte Geschichte weiter. So ist es auch bei Israel; neuere Schwierigkeiten führen dazu, dass die früheren vergessen werden.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Jehovah hat Sein Volk aus Ägypten und Babylon befreit – aber die bevorstehende Befreiung wird alles in den Schatten stellen! Werden wir dabei zusehen? Oder werden wir zu denen gehören, die denken, dass „wir das geistige Israel sind“ und uns deshalb gegen Gottes sichtbares Volk wenden werden?

„Thron der Gnade“

Darum wollen wir mit Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. Dort werden wir, wenn wir Hilfe brauchen, stets Liebe und Erbarmen finden.
Gute Nachricht Bibel 2018 -Hebräer 4,16

Lasst uns deshalb mit großer Zuversicht hinzutreten zu Gottes Gnadenthron, sodass wir Barmherzigkeit und seine gnadenvolle Zuwendung empfangen können. So wird die Hilfe dann gerade zur richtigen Zeit kommen.
Roland Werner – Das Buch – Hebräer 4:16

weitere Übersetzungen und erste Kommentare 2020…

Hebräer 4:16 : Die Bundeslade war im A.T. (z.B. 2.Sam 6,2; Ps 80,2; 99,1; Jes 37,16 ; vgl. Ps 22,3 ) und im Nahen Osten der Antike (wo Könige und Götter häufig auf Flügelthronen sitzend dargestellt wurden) ein Symbol des göttlichen Throns. Niemand durfte sich der Lade nähern, sie stand im Allerheiligsten, zu dem sogar der Hohepriester nur einmal im Jahr Zutritt hatte. Erst Christus hat allen, die an ihn glauben, den ungehinderten Zugang zu Gott ermöglicht ( 10,19-20 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Komme mutig bezeichnet ein Gefühl des Vertrauens, das wir aufgrund eines solchen mitfühlenden Fürsprechers haben können. Die Israeliten näherten sich der Stiftshütte oder dem Tempel und verließen sich darauf, dass ihr Hohepriester für sie eintrat, indem er für sie vor dem Gnadenstuhl im Allerheiligsten Fürbitte einlegte, der ein Abbild des Gnadenthrons war. Dementsprechend können auch wir … im Glauben an diesen Thron herantreten, an dem Jesus als unser Hoherpriester handelt. Unsere Gebete werden durch ihn die Ohren Gottes erreichen und um Gnade oder Gunst bitten, um uns in der Zeit der Not in dieser Welt der Versuchung zu helfen.

E.M. Zerr

Wenn wir also zum himmlischen Vater beten, dann rufen wir nicht einfach über eine große Kluft hinüber. Wir versuchen nicht, die Aufmerksamkeit von jemandem zu erregen, der wenig oder gar nicht um uns besorgt ist. Vers 16 drückt es folgendermaßen aus: Wir kommen zum „Gnadenthron“ (das bedeutet: (a) wir kommen zum Thron Gottes und (b) wir müssen uns Gott jetzt als den Gott der Gnade vorstellen) und wir dürfen und müssen mutig und zuversichtlich kommen. Das ist keine Arroganz. Wenn wir verstehen, wer Jesus ist, was er getan hat und was er immer noch für uns tut, dann bestünde die eigentliche Arroganz in der Tat darin, sein Angebot abzulehnen, das darin besteht, dass er vor dem Vater für uns eintritt; arrogant wäre also, sich vorzustellen, dass wir ihn umgehen und alles alleine versuchen müssten. Für diejenigen, die durch Jesus zu Gott kommen, stehen „Barmherzigkeit und Gnade“ bereit: Barmherzigkeit, die uns von der Sünde und Dummheit befreit, in der wir ansonsten vollständig versinken würden; Gnade, die uns stärkt und uns auf unsere eigenen Füße stellt, damit wir ein Leben als Diener und Zeugen Jesu führen können.

Wright – Hebräerbrief für heute

Es ist das alleinige Vorrecht Gottes, einen Menschen zu erhöhen; Jeschuas maßgebliche Lehre zu diesem Thema ist dieselbe wie die des Propheten Hesekiel: „Der Niedrige wird erhöht und der Erhabene erniedrigt werden“ (Hesekiel 21,26). Erhöht zu werden bedeutet, in Bezug auf Gott erhöht zu werden. Die messianischen Gläubigen hatten Zugang zu Gott, denn sie wurden durch das Blut des Messias in die Nähe seines Throns gebracht.
Augustinus lehrte, dass Gott nur dort gibt, wo er leere Hände vorfindet. Jemand, der die Hände voller Pakete hat, kann kein Geschenk empfangen. Rechtschaffenheit, der Schlüssel, der die Tür zur Gemeinschaft mit Gott öffnet, kann nicht allein durch strenge Beachtung des Gesetzes empfangen werden.
Wir müssen reumütig kommen, demütig unsere Sünde bekennen und unsere Hoffnung auf den Opferaltar richten, auf dem die volle Sühne geleistet worden ist. Dort, und nur dort, wird unser großer Hohepriester uns willkommen heißen.

Dr. Stuart Sacks – Hebräer mit den Augen eines Hebräers – Hoffnung inmitten einer hoffnungslos Welt

Dies führt zur Anwendung in Vers 16. Das Wort nun zeigt, dass die Leser, weil sie einen Hohenpriester im dritten Himmel haben – jemanden, der sowohl Schwachheiten als auch Versuchungen durchlebte und deshalb ein mitfühlender Hoherpriester ist – diesen auch in Anspruch nehmen sollen. Der Gebrauch der griechischen Gegenwartsform bedeutet: „Lasst uns nicht aufhören, ihm zu nahen.“ Die Gläubigen sollten dies mit Freimut und Vertrauen tun. Sie haben die Freiheit, ihre Bedürfnisse diesem Einen vorzutragen. Hinzuzutreten und diesen Hohenpriester in Anspruch zu nehmen hat zum Zweck, Barmherzigkeit zu empfangen und Gnade zu finden zur rechtzeitigen Hilfe. Mit anderen Worten: Es geht um die Bewilligung von Gnade. Der Ausweg aus den großen Kämpfen und Verfolgungen, die diese Judenchristen gerade durchlebten, bestand nicht in der Rückkehr zum Judaismus. Die Lösung bestand darin, Jesus, ihren Hohenpriester, freimütig und vertrauensvoll in Anspruch zu nehmen und seine Gnade zu empfangen, um diese schwere Zeit zu überstehen. Immer wenn ein Gläubiger in seinem geistlichen Leben strauchelt, dann geschieht das nicht deshalb, weil die Gnade nicht ausreichte, sondern deshalb, weil er von der Gnade, die ihm zugänglich ist, keinen Gebrauch machte.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief


„Gott, du sprengst total den Maßstab!“ – II

Sprechen werden all meine Gebeine:
O DU, wer ist dir gleich,
der den Gebeugten errettet
vor dem, der stärker als er ist,
den Gebeugten, den Dürftigen
vor seinem Berauber!
Buber & Rosenzweig – Psalm 35,10

Mein ganzer Mensch soll sagen: »HERR, wer ist wie du?« Du rettest den Elenden vor dem, der ihm zu stark ist, den Armen und Unterdrückten vor dem, der ihn ausraubt.
Roland Werner – Das Buch – Psalm 35,10

In Vers 10 ist „all my bones“ eine Art, „mein ganzes Wesen“, „mein ganzes Selbst“ zu sagen. Im Englischen ist „all my bones“ kein natürlicher Ausdruck, aber die meisten englischen Übersetzungen verwenden ihn. FRCL hat „From the depths of my being“, und SPCL und TEV haben „with all my heart“.
Die rhetorische Frage in Vers 10: „Wer ist wie du?“ ist eine Art zu sagen: „Es gibt keinen wie dich“ (TEV).
Das hebräische Wort für die Schwachen bedeutet die Armen, die Unterdrückten, die Hilflosen (siehe Kommentare zu demselben Wort, das mit „Bedrängte“ übersetzt wird, in 9:12); „der Starke“ (TEV) bedeutet „derjenige, der zu stark für ihn ist“, was implizit bedeutet, dass sie die Armen überwältigen.
Das hebräische Wort für „befreien“ bedeutet „dem Unterdrücker entreißen“; TEV „schützen“. In einigen Sprachen ist es notwendig, deutlich zu machen, was der Herr beschützt, z. B. „du beschützt die Schwachen, wenn die Starken sie missbrauchen“ oder „du verhinderst, dass die Starken den Schwachen schaden“.
Die Schwachen und die Bedürftigen sind hier Synonyme, wobei schwach wiederum „arm“ bedeutet; siehe 12:5, wo sie ebenfalls als Synonyme verwendet werden, übersetzt „arm“ und „bedürftig“.
Derjenige, der ihn beraubt, ist einer, der die Schwachen ausbeutet und unterdrückt. Das hebräische Verb ist anschaulich und bedeutet „abreißen“; in Micha 3,2 wird anschaulich beschrieben, wie gewalttätige Ausbeuter ihren Opfern die Haut „abreißen“. Hier wird man manchmal sagen müssen: „Du hinderst die Mächtigen daran, die Armen auszubeuten“ oder „Du beschützt die Armen, wenn die Reichen sie schlecht behandeln“.

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

David hat in diesem Vers zwei Bilder miteinander verbunden 1-das Gericht („meine Sache vertreten“; siehe 43:1; 74:22; Jer. 2:9; Micha 6:1) und das Schlachtfeld. Saul wählte das Schlachtfeld, aber David wandte sich an den Herrn und bat ihn, Anwalt und Richter in dem Streitfall zu sein. „Der Herr ist ein Mann des Krieges“ (24,8; 45,3-5; 2. Mose 15,3; Jos. 5,13-15), wenn Saul also einen Kampf wollte, würde Gott die Herausforderung annehmen (siehe 18,25-27). Da David selbst Soldat war, stellte er sich den Herrn in einer Rüstung vor und wie er seine Waffen führte. Der Buckler war ein großer Schild, der den größten Teil des Körpers bedeckte. Der Feind hasste David (V. 19), logen über ihn (V. 11), verfolgte ihn (V. 2) und wollte ihm schaden und ihn töten (Vv. 4, 26), so dass der Konflikt eine Frage von Leben und Tod war; aber es gab keinen gerechten Grund für diesen Widerstand. (Siehe Vv. 7, 19; 38:19; 69:4; 109:3; 119:78, 86, 161.)
David bat den Herrn, ihm den Weg zu versperren und sich zwischen ihn und Saul und seine Armee zu stellen (V. 3), so wie er es beim Exodus getan hatte (Ex 14,19ff). Dann bat er den Engel des Herrn (34:7), den Feind zu verwirren, ihn umzudrehen und ihn zu verfolgen (V. 4). Dies würde zu ihrer Schande, Niederlage und schließlich zu ihrer Vernichtung führen (V. 8). In Vers 26wiederholte er das Gebet aus Vers 4. David erwähnte häufig, dass er ein Mann war, auf den ein Preis ausgesetzt war (37:32; 38:12; 40:14; 54:3; 63:9; 70:2), und so ist es kein Wunder, dass er den Herrn um ein besonderes Wort der Zusicherung bat (V. 3; 27:1-3). Angesichts der himmlischen Armee Gottes waren Saul und seine Männer wie Spreu: schwerelos, wertlos, wehrlos und harmlos. (Siehe 1:4; 83:13; Jes. 17:13; 29:5; Dan. 2:35; Mt. 3:12). Sie würden versuchen, auf den rutschigen Bergpfaden zu laufen, und in der Dunkelheit in den Tod stürzen oder in eine ihrer eigenen Fallen tappen (V. 7-8). Bei diesen Fallen handelte es sich wahrscheinlich um Gruben mit Netzen darüber, die mit Zweigen und Blättern bedeckt waren. Saul behandelte David wie ein Tier, aber Saul und sein Heer waren die Tiere (Vv. 15, 17, 25).
In diesem Psalm schloss David an jede seiner drei Bitten ein Loblied auf den Herrn an (V. 9-10, 17-18 und 27-28), was zeigt, dass es sein großes Anliegen war, ihn zu preisen. Davids Freude galt der Rettung durch Gott, für die nur Gott die Ehre erhalten konnte. Sein ganzes Wesen („mein ganzes Gebein“; vgl. 51,8) würde dem Herrn danken und ihn loben. „Wer ist wie du?“ (v. 10) erinnert uns an Israels Triumphlied nach dem Exodus (Ex 15,11). David wusste, dass Gott ihn zum König Israels auserwählt hatte und dass seine größte Aufgabe darin bestehen würde, das Reich zu vereinen und zu stärken und das Volk zu Gott zurückzuführen. Israel hatte eine wichtige Aufgabe in der Welt zu erfüllen, und Davids Führung war unerlässlich.
In diesem Psalm schloss David an jede seiner drei Bitten ein Loblied auf den Herrn an (V. 9-10, 17-18 und 27-28), was zeigt, dass es sein großes Anliegen war, ihn zu preisen. Davids Freude galt der Rettung durch Gott, für die nur Gott die Ehre erhalten konnte. Sein ganzes Wesen („mein ganzes Gebein“; vgl. 51,8) würde dem Herrn danken und ihn loben. „Wer ist wie du?“ (v. 10) erinnert uns an Israels Triumphlied nach dem Exodus (Ex 15,11). David wusste, dass Gott ihn zum König Israels auserwählt hatte und dass seine größte Aufgabe darin bestehen würde, das Reich zu vereinen und zu stärken und das Volk zu Gott zurückzuführen. Israel hatte eine wichtige Aufgabe in der Welt zu erfüllen, und Davids Führung war unerlässlich.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Bevor endgültige Rettung stattfindet, wendet Gott sich dem Bedrängten auf wunderbare Weise zu, was sich in dem vorweggenommenen Jubel zeigt, der einmal ganz den Beter erfüllen wird: Aber meine Seele soll jubeln in Jahwe. Der ganze Mensch ist davon erfüllt, die Gebeine nehmen den Jubel des Herzens wie eine Echowand auf. Deutlich wird, das dieses Loben mehr ist als eine sprachliche Äußerung; vielmehr ist Jubeln ein neues Sein in Jahwe. Aus diesem als Wunder empfundenen Sein in Gott wird die staunende Bewunderung geboren: Jahwe, wer ist wie du? Im Loben wird Gott unvergleichbar, denn neben Gott kann man zur gleichen Zeit nicht noch eine andere Gottheit großartig finden. Liebevoll drängt Gott die Lobenden zur Ausschließlichkeit und Kompromißlosigkeit. Doch auf der anderen Seite wird vor der Unvergleichlichkeit Gottes auch der kühnste Beter ein Elender und Armer, weil seine Lage augenscheinlich aussichtslos bleibt.

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr hat sich stets für die Armen interessiert, um ihnen zu helfen. Christen sollten gleich eingestellt sein. David wusste, dass Gott seine Gunst nicht dem Bedrücker der Armen erwies, denn er sagte: „Alle meine Gebeine werden sagen: Jehova, wer ist wie du! der du den Elenden errettest von dem, der stärker ist als er, und den Elenden und Armen von dem, der ihn beraubt.“ (Psalm 35:10) Davids ganzer Körper, ja selbst seine Gebeine äusserten sich in der Lobpreisung seines Schöpfers, weil Gott am Armen ein liebendes Interesse hat. Zu wissen, dass Jehova den Armen vor dem Bedrücker, dem Starken, dem Reichen und Mächtigen beschützen wird, ist bestimmt ein Trost. Gute Menschen werden dem Armen helfen. „Wer den Armen bedrückt, lästert dessen Schöpfer; dagegen ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt.“ (Sprüche 14:31, Henne) Die Armen lieben das Leben ebenso wie alle andern. Warum ihnen Leiden zufügen und sie ihrer Habe berauben?
Der Mensch wurde zum Freisein erschaffen und damit ihm vergönnt sei, die vielen Dinge zu gebrauchen, die Gott für sein Wohl erschaffen hatte. Wenn ein Mensch etwas liebt, das ein anderer Mensch besitzt, sollte er es nicht begehren. Es ist genug vorhanden von allem in der Welt, damit jeder genügend habe. Die Ansammlung irdischen Vermögens und irdischer Besitztümer ist nicht das wirklich Grosse im Leben.

Wachtturm Februar 1950

weitere Gedanken 2020

Seid immer frohen Mutes! – II

Kennzeichen eines Lebens mit Gott
Freut euch, was auch immer geschieht! Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen! Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat. (- oder von euch will, die ihr Jesus Christus gehört. Wörtlich von euch will in/durch Christus Jesus.)
Neue Genfer Übersetzung – 1.Thess 5,16–18

Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlaß, sagt in jeder Lage Dank, denn so will es Gott von euch in Christus Jesus.
Menge 2003 – 1.Thessalonicher 5:16–18

weitere Übersetzungen und auch Kommentare 2020

In 1Thessalonicher 5:13-22 wird uns allen auch der gute Rat gegeben: „Seid friedsam miteinander. . . . Weist die Unordentlichen zurecht, redet bekümmerten Seelen tröstend zu, steht den Schwachen bei, seid langmütig gegen alle. . . . Freut euch allezeit. Betet unablässig. Sagt Dank in Verbindung mit allem. . . . Vergewissert euch aller Dinge; haltet an dem fest, was vortrefflich ist.“ Bemühen wir uns stets, das zu tun!

Wachtturm 1.November 1976

Die gute Botschaft, die Paulus in seinen Briefen an die Thessalonicher behandelt, sollte uns anregen, im Dienste Gottes hart zu arbeiten, nach einem hohen Sittenmaßstab zu leben, ja mit Ausharren in unserem christlichen Leben die Freude, das Gebet, die Dankbarkeit und das Geistiggesinntsein zu pflegen, wodurch wir uns anderen innerhalb und außerhalb der Versammlung des Volkes Jehovas empfehlen werden (1Thessalonicher 5:16-23).

Wachtturm 15.April 1983

Sich freuen“ bedeutet Freude empfinden und zum Ausdruck bringen; es bedeutet nicht, ständig in Hochstimmung zu sein. Die entsprechenden Verben der in der Bibel gebrauchten hebräischen und griechischen Wörter für „Freude“, „Jubel“ und „Frohlocken“ bringen beides zum Ausdruck, sowohl das innere Gefühl der Freude als auch die Art und Weise, wie sie sich nach außen hin zeigt. Christen werden ermuntert: „Fahrt fort, euch zu freuen“ und: „Freut euch allezeit“ ( 2Korinther 13:11; 1Thessalonicher 5:16).
Aber wie kann man sich allezeit freuen? Das ist möglich, weil wahre Freude eine vom Geist genährte Eigenschaft ist, die tief im Innern wurzelt, eine Herzenseigenschaft ( 5Mose 28:47; Sprüche 15:13; 17:22). Sie ist eine Frucht des Geistes Gottes, die Paulus gleich nach der Liebe anführt (Galater 5:22). Als Herzenseigenschaft ist sie nicht von äußeren Dingen abhängig, nicht einmal von unseren Brüdern, sondern von Gottes heiligem Geist. Und sie entspringt der tiefen inneren Befriedigung, zu wissen, daß man die Wahrheit hat, die Königreichshoffnung, und daß man das tut, was Jehova gefällt. Freude ist also nicht lediglich ein Wesenszug, mit dem man geboren wird; sie gehört zur „neuen Persönlichkeit“, zur Gesamtheit der Eigenschaften, durch die sich Jesus Christus auszeichnete (Epheser 4:24; Kolosser 3:10).

Wachtturm 15.Dezemer 1991

Es geht doch! Letzteres ist die richtige Richtung! Freude ist nicht durch Mühe und harte Arbeit möglich – sondern nur durch die Hilfe, durch den Geist Jehovahs!

Ist aber das Dritte, was Gott an uns sehen will, nicht tatsächlich etwas Unmögliches: „In allem dankt“? Wird es nicht zum Krampf, wenn nun die Thessalonicher bei allem „Danke!“ sagen, auch da, wo ihr Herz nur „Nein!“ schreit? Aber eben dies steht hier zur Frage, ob es noch Erfahrungen unseres Lebens geben muß, die wir nur verneinen und in nichts mehr bejahen können? Es ist doch nicht so, daß hier von der sicheren Höhe eines leichten Lebens aus andern „erbaulich“ ein frommer Rat gegeben wird. Sondern die dies schreiben, kannten besser als wir ein Leben voll steter Gefahr und immer neuer Schmerzen. Sie waren nach Thessalonich gekommen, nachdem sie „zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren, wie ihr wißt, in Philippi“ (Kap. 2, 2). Aber gerade mitten in diesen Mißhandlungen im Gefängnis hören wir von Paulus und Silvanus: „Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott“, Apg 16, 25. Sie hatten also dies „in allem danken“ selber in bitterster Lage geübt. Wie aber konnten sie es, und wie können es auch die Thessalonicher und wir? Sie wußten sich in jedem Falle und unter allen Umständen in ihres Herrn Hand, auch mit blutigem Rücken, herausgerissen aus ihrer Arbeit unter Menschenrohheit im Gefängnis. Darum mußte ja alles aus dieser Hand kommen und alles sein gutes Ziel haben und also alles mit Dank angenommen werden können, wie es auch immer aussah. Dies Danken ist freilich nicht eine Tugend, die für sich selbst besteht und für sich selbst geübt werden könnte. Sie liegt im lebendigen Glauben und ist sein konkreter Ausdruck. Darum ist solches „Danken“ wiederum grundlegender und wesentlicher das Zeichen des Christen, des Wiedergeborenen, und Wesenszug der „Heiligung“ als so viel anderes, was wir in den Vordergrund schieben.

Wuppertaler Studienbibel

Das Herz des Menschen gleicht einer Pflanze, die mit ihren Wurzeln aus dem Erdreich, in das sie gepflanzt ist, gierig die nährenden und auferbauenden Säfte zieht. Dieses Erdreich war für uns einst die Welt mit ihren Begierden, das Sichtbare und Materielle. Durch die Gnade Gottes sind wir nun aber aus dem unverweslichen Samen seines Wortes von neuem geboren und «in Christus» versetzt. In Ihm wird der innere Mensch Tag für Tag erneuert. Das neue Leben kennt keine anderen Quellen. Lasst uns denn «allezeit» von diesem Brunnen trinken und in der Kraft des Geistes dem Fleisch widerstehen, das dauernd vom früheren Nährboden angezogen wird!

Halte fest 1983

Das echte Christentum zeigt sich auf verschiedene Weise: Der Gläubige wandelt in der Abhängigkeit von Gott, statt auf sich selbst zu vertrauen und seinen eigenen Willen zu tun. «Die unfruchtbaren Werke der Finsternis» (Eph 5,11) haben «Werken des Glaubens» und «Bemühungen der Liebe» Platz gemacht (1 Thessalonicher 1,3). Von den «Götzen» zu Gott bekehrt, wünscht er nun «dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten» (1 Thessalonicher 1,9.10).
Aber anderes noch sollte den Christen kennzeichnen. So wird er zum Beispiel auch ermahnt, der Freude, die das Teil jedes Kindes Gottes ist, Ausdruck zu geben. «Freut euch allezeit» (1 Thessalonicher 5,16).
Und wahrlich, der Gläubige hat so viele Beweggründe, sich zu freuen! Einst tot in seinen Vergehungen und Sünden, ein Kind des Zorns, dem Gericht geweiht wie die Übrigen, ist er nun wegen der vielen Liebe Gottes, der reich ist an Barmherzigkeit, durch Gnade errettet und «mit dem Christus lebendig gemacht» (Eph 2,5). Die Last seiner Sünden ist verschwunden, und er ist nicht mehr unter dem Fluch. Er hat Frieden mit Gott und kann Tag für Tag aus der Quelle der Gnade schöpfen, so viel er nötig hat. Christus selbst ist sein Zufluchtsort geworden. Wo gäbe es da in der weiten Welt einen Menschen, der mehr Beweggründe zum Freuen hätte als der, «dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist»? (Ps 32,1). Was sind schon all die zeitlichen Vorteile, verglichen mit solchen ewigen Segnungen? Das Gewissen ist vollkommen beruhigt, das Herz hat Frieden gefunden und die Seele erfreut sich der Gunst ihres Herrn!
Der Gläubige ist nicht nur vom schlechten Gewissen befreit und durch das Blut des Lammes zu Gott gebracht; er ist auch in die Gemeinschaft «mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus» eingeführt worden, damit seine «Freude völlig sei» (1 Johannes 1,3.4). Und dieser Vater, der allmächtige Gott selbst, wacht in seiner Weisheit und unerschöpflichen Liebe über seine Kinder, nimmt sich ihrer in nie versagender Treue an und leitet sie auf ihrem ganzen Pilgerlauf durch diese Welt. In welcher Richtung der Gläubige auch geführt wird – Gott ist mit ihm; und in allen Umständen, zu jeder Zeit ist der Herr sein Begleiter.
Ist das alles nicht dazu angetan, tiefe Freude in uns auszulösen? Inmitten der Sorgen und der Schwierigkeiten des täglichen Lebens braucht der Gläubige sich nur einen Augenblick zu sammeln, um erinnert zu werden, woher seine Hilfe kommt. In den mancherlei Mühen und Umständen, durch die er geht, kann er die Blicke auf den richten, der das Leben seiner Seele und die Freude seines Herzens ist.
Auch im Blick auf die vor uns liegende Zukunft haben wir Ursache, uns zu freuen. Gott hat das Los eines jeden von uns in seiner Hand. Er ist der Bürge für unsere Sicherheit auf dem Weg hier auf der Erde und auch für unsere ewige Glückseligkeit droben. Wir haben daher keinerlei Grund, uns vor dem zu fürchten, was vor uns liegt. Der Weg Gottes ist wohl dunkel und unbekannt für uns, aber er ist «im Heiligtum» (Ps 77,14). Alle Verfügungen Gottes über uns sind gut und wunderbar; sie müssen alle zu unserem Guten, zu unserer ewigen Segnung mitwirken.

Halte fest 1962