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Oberflächlichkeit ?!?

Daher, meine Geliebten, gleichwie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Gegenwart, sondern jetzt vielmehr in meiner Abwesenheit, bewirket (O. wirket aus, vollführet) eure eigene Seligkeit (O. Errettung, Heil) mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen.
Elberfelder 1871 – Phil 2,12–13

Liebe Freunde, als ich bei euch war, habt ihr meine Anweisungen immer treu befolgt. Jetzt, in meiner Abwesenheit, müsst ihr noch mehr darauf achten, dass Gottes Liebe in eurem Leben sichtbar wird. Deshalb gehorcht Gott voller Achtung und Ehrfurcht. Denn Gott bewirkt in euch den Wunsch, ihm zu gehorchen, und er gibt euch auch die Kraft, zu tun, was ihm Freude macht.
Neues Leben Bibel – Philipper 2,12–13

Also, ihr Lieben, ihr habt ja immer alles umgesetzt, was ich euch empfohlen habe. Egal, ob ich bei euch vor Ort bin oder ob ich gerade nicht da sein kann: Hört auf das, was ich euch sage! Tut was dafür, dass ihr von Gott gerettet werdet! Von dem Gott, vor dem man zittern muss. Aber dieser Gott sorgt ja für beides bei euch, einmal, dass ihr das überhaupt wollt, und dann, dass ihr es überhaupt schaffen könnt, damit er sich über euch freut.
VolxBibel – Phil 2:12–13

Was folgt daraus, liebe Freunde? So, wie ihr Gott bisher immer gehorsam gewesen seid, sollt ihr euch ihm auch weiterhin mit Respekt und tiefer Ehrfurcht unterstellen und alles daransetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt – nicht nur, wenn ich bei euch bin, sondern erst recht jetzt, während meiner Abwesenheit.  Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.
Neue Genfer Übersetzung – Philipper 2:12–13

Heute Nacht ein Buch über die Bergpredigt gehört. Der Autor schreibt im Vorwort:

Ich denke, es ist kein barsches Urteil, wenn ich sage, dass das Hauptkennzeichen der christlichen Gemeinden von heute leider die Oberflächlichkeit ist. Dieses Urteil basiert nicht allein auf der gegenwärtigen Situation der christlichen Gemeinden, sondern vielmehr auch auf den gegenwärtigen Beobachtungen im Lichte der gemeindlichen Situation in vergangenen Epochen der Kirchengeschichte. Es gibt nichts Hilfreicheres für das geistliche Leben eines Christen als das Studium der Kirchengeschichte, insbesondere das Studium der großen geistlichen Bewegungen des Heiligen Geistes – von ihnen zu lesen und zu erfahren, was in den Gemeinden zu verschiedenen Zeiten vor sich gegangen ist. Nun, ich bin davon überzeugt, wer den gegenwärtigen Zustand der christlichen Kirche im Lichte vergangener Epochen sieht, wird, wenn auch widerstrebend, zu folgender Schlussfolgerung kommen: Das vorherrschende Merkmal der christlichen Kirchen heute ist die – wie ich schon sagte – Oberflächlichkeit. Wenn ich das so behaupte, dann meine ich gar nicht nur die gegenwärtige Oberflächlichkeit in Sachen Evangelisation. Auf diesem Feld, so können wir uns sicherlich einigen, ist die Oberflächlichkeit besonders auffällig. Aber ich denke nicht nur an moderne Evangelisationsmethoden im Vergleich und im Kontrast zu den evangelistischen Anstrengungen früherer Tage – beispielsweise die heutige Tendenz zur Ausgelassenheit und zu Methoden, die unsere Väter zutiefst schockiert hätten. Ich denke aber auch und zuallererst an das Leben der Gemeinden von heute ganz im Allgemeinen, für die das auch zutrifft, selbst in Dingen wie ihre Vorstellung von Heiligkeit oder wie sie der Frage nach der Heiligung und der Lehre von einem gottgefälligen Leben nachgehen.
Für uns ist es daher wichtig, nach der Ursache für diese Situation zu fragen. Meinerseits schlage ich vor, dass die Hauptursache für diesen Zustand unser Verhältnis zur Heiligen Schrift ist. Wir haben versagt, sie ernst zu nehmen, wir haben versagt, sie so zu nehmen, wie sie ist, und sie zu uns reden zu lassen. Verbunden damit ist auch unsere ständige Tendenz, von einem Extrem ins andere zu fallen. Aber die Hauptursache – das ist meine Überzeugung – liegt in unserer Haltung zur Heiligen Schrift. Lasst mich etwas genauer erklären, was ich damit meine.

D. Martyn Lloyd-Jones – Bergpredigt: Predigten über Matthäus 5,3–48

Ein paar Seiten später, geht der Autor auf die Bibelstelle aus Philipper ein:

Letztlich, diese Betrachtung muss uns vor Augen geführt haben, wie sehr wir den Heiligen Geist brauchen. Sie und ich, wir sind in den oben genannten Dingen gefragt. Jawohl, aber wir benötigen dabei die Kraft und Hilfe, die der Heilige Geist allein geben kann. Der Apostel Paulus sagt das so: „Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet.“ Die Kraft des Heiligen Geistes wird uns gegeben werden. Er ist Ihnen schon gegeben, wenn Sie Christ sind. Er ist in Ihnen; er wirkt in Ihnen „beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13). Wenn wir unseren Auftrag erkennen und uns danach sehnen, ihn zu erfüllen, und diese Reinigung uns ein großes Anliegen ist, wenn wir mit dem Prozess des Abtötens beginnen, dann verleiht er uns die Kraft dazu. So lautet die Verheißung. Also dürfen wir die Dinge nicht tun, von denen wir wissen, dass sie uns schaden. Wir leben als solche, die von ihm mit Macht ausgerüstet sind. In einem Satz hört sich das so an: „Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (2,12.13). Beide Seiten sind absolut wichtig. Wenn wir allein unser Fleisch töten, in unserer eigenen Stärke und Macht, dann schaffen wir einen falschen Typus von Heiligung, der eigentlich gar keine Heiligung ist. Erkennen wir aber die eigentliche Macht und das Wesen der Sünde – ihren Griff, mit dem sie die Menschen hält, ihren verunreinigenden Effekt –, dann wird uns bewusst, wie geistlich arm und schwach wir sind. Und dann werden wir stets um die Kraft flehen, die allein der Heilige Geist uns geben kann. In dieser Kraft wird es uns dann gelingen, das „Auge auszureißen“ und „die Hand abzuhauen“, das Fleisch zu töten und das Problem anzugehen. In der Zwischenzeit wirkt er in uns fort und wir bleiben nicht stehen, bis wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden und in seiner Gegenwart stehen werden, fehlerlos, untadelig, fleckenlos und ohne Tadel.

D. Martyn Lloyd-Jones – Bergpredigt: Predigten über Matthäus 5,3–48

Schauen wir uns andere Kommentare zu Philipper an:

Das Wörtchen ‚also‘ verbindet die Verse 12-13 mit den unmittelbar vorangehenden. Christus gehorchte dem Vater und führte seinen Plan bis zum Tod am Kreuz aus ( V. 8). Die philippischen Christen sollen sich nun um denselben Gehorsam bemühen und Paulus‘ Anweisungen, in denen er sich auf das Beispiel Christi stützt, befolgen.
Die folgende Ermahnung ist sehr direkt und deutlich formuliert, doch ihre Strenge wird gemäßigt durch die Zuneigung des Apostels, die in der Anrede „meine Lieben“ mitschwingt. Dieser liebevolle Ton rief in den Philippern zweifellos Erinnerungen an den ersten Besuch des Apostels und seines Mitarbeiters Silvanus wach. Damals hatte er sie zum christlichen Glauben hingeführt und bekehrt und eine Gemeinde in ihrer Stadt gegründet ( Apg 16,19-40 ). Sie waren seinen Anweisungen rasch und bereitwillig nachgekommen, als er bei ihnen war. An diese Bereitwilligkeit erinnert der Apostel sie nun und fordert dann von ihnen den gleichen Gehorsam auch jetzt, da er fern ist. Schon zuvor hatte er betont, daß seine Abwesenheit ihren christlichen Wandel nicht beeinträchtigen darf (Phil 1,27).
Die Forderung, die er im Hinblick auf ihre geistliche Weiterentwicklung und im Blick auf das Vorbild Christi an sie richtet, klingt hart: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.“
Dieser Satz wird allgemein so ausgelegt, daß es darin um die persönliche Rettung der Heiligen in Philippi geht. Sie werden aufgefordert zu „schaffen“, d. h. in ihrem alltäglichen Leben in die Tat umzusetzen, was Gott durch den Geist in ihnen bewirkt hat. Sie sollen ihre Rettung nicht selbst herbeiführen, sondern die Rettung, die Gott ihnen bereits geschenkt hat, in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen. Angesichts der Uneinigkeit und des Hochmuts, die offenbar in Teilen der Gemeinde herrschten, scheint diese Deutung richtig. Einige Gläubige in Philippi waren anscheinend nichts weniger als selbstlos und stellten die Bedürfnisse der anderen keineswegs über ihre eigenen (vgl. Phil 2,3-4).
Manche Exegeten verstehen Paulus‘ Aufforderung aber auch als Aufruf zu einem wirklichen gemeinsamen Leben der ganzen philippischen Gemeinde. Die Anhänger dieser These finden einen Anhalt im unmittelbaren Kontext des Abschnitts, denn Paulus wirft den Philippern hier vor, daß sich jeder nur um sich selbst kümmere (vgl. V. 4). In diesem Fall bezöge sich das „Seligwerden“ auf die Erlösung der gesamten Gemeinde aus ihrer Uneinigkeit, ihrem Stolz und ihrer Selbstsucht.
Vielleicht ist es am besten, beides in diesem Vers zu sehen – die Umsetzung der persönlichen Erlösung in die Praxis und die Rettung oder Befreiung der gesamten Gemeinde aus allem, was sie davon abhielt, den Segen Gottes in seiner ganzen Fülle zu erfahren.
Das Bemühen um diese Ziele soll „mit Furcht und Zittern“, d. h. in absolutem Vertrauen auf Gott, nicht auf sich selbst, geschehen.
Der einzige Weg zur Erfüllung der Forderung des Apostels führt über Gott, der die Christen dazu befähigen kann, nach seinem Willen zu leben ( V. 13). Paulus erinnert die philippischen Heiligen daran, daß Gott ja in ihnen wirkt und ihnen das Wollen und das Vollbringen schenkt, so daß sie ihm wohlgefällig leben können. Zu einem solchen Lebenswandel sind sowohl die göttliche Befähigung als auch die menschliche Verantwortung nötig. Die Gläubigen sind Partner Gottes, sie arbeiten mit ihm zusammen. Das Verb wirkt ( V. 13) ist gleichbedeutend mit „Kraft geben“ oder „befähigen“. Gott macht die Seinen bereit und willig dazu, sein Werk zu vollbringen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wie viel Unheil gestiftet werden kann, wenn Bibelverse für sich allein, aus dem Zusammenhang gerissen, gelesen werden, lässt sich an Vers 12 erahnen. Wie viele seelsorgerliche Nöte sind entstanden, weil einer dieses Wort: »Schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern« gelesen hat, ohne auf den Zusammenhang zu achten. Vers 12 kann nicht ohne Vers 13 gelesen werden! Sonst muss ein verzerrtes Bild entstehen, aus dem die Werkgerechtigkeit folgt. Dieser zwölfte Vers sollte aber ebenfalls nicht ohne den fünften Vers gelesen werden. Der Eindruck, den moderne Übersetzungen vermitteln, dass Paulus hier mit einem neuen Einsatz beginnt, trügt. Das »Damit« am Anfang des Verses weist zurück auf die Aufforderung in Vers 5: »Ein jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war. Dass diese Gesinnung sehr stark mit dem Gehorsam zusammenhängt, wurde aus den Versen 6-11 deutlich. Daran knüpft die Rede vom »Gehorchen« hier an. Paulus ruft die Gemeinde in Philippi weiterhin zum Gehorsam auf. Dabei geht es nicht um etwas Neues. Die Gemeinde hat ihren Gehorsam gezeigt, noch als Paulus bei ihnen war, aber auch zu allen anderen Zeiten. Hier geht es um den Gehorsam im Blick auf die Lösung des besonderen Problems in Philippi.

Die Gemeindeglieder sollen gerade in ihren Streitigkeiten den Sinn Christi sich zu eigen machen. Setzen sie ihre eigenen Interessen über die Interessen der Gemeinde – und das bedeutet über die Interessen Christi – dann haben sie den Heilsweg verfehlt und befinden sich nicht mehr in der Nachfolge. Die Aufforderung, ihr eigenes Heil zu schaffen, ist bedeutungsgleich mit der Aufforderung, gehorsam zu sein. Der Gehorsam soll ja nicht Paulus zuliebe geschehen. Vielmehr wirkt Gott in uns so, dass wir auf sein Wort hören und gehorsam das tun bzw. lassen, was seinem Willen entspricht. Das Heil wird keineswegs verdient. Dieser Gedanke ist nirgends in diesen Versen zu finden. Aber ebenso wenig wie das Heil verdient wird, wird es außerhalb der Nachfolge und des Gehorsams empfangen. Das Heil ist und bleibt Geschenk. Wie aber alle Geschenke, so will auch das Geschenk der Gnade angenommen werden. Die Begriffe »Gehorsam« und »Gnade« schließen sich gegenseitig nicht aus. Vielmehr stehen sie in einer engen Beziehung zueinander. Wo kein Gehorsam ist, ist Gnade notwendig, aber wo Gnade angenommen wird, wird Gehorsam folgen.

Auch im Deutschen können wir den Gehorsam umschreiben mit der Wendung »hören auf etwas«. Dies ist die Grundbedeutung des griechischen Wortes. Es ist ein Grundsatz der frohen Botschaft, dass sie uns aus Gnaden frei verkündigt wird. Doch wie Römer 10,13ff. zeigt, kommt es darauf an, dass diese Botschaft gehört und angenommen wird. Gehorsam ist die Annahme der Botschaft. Wir könnten auch sagen, dass Gehorsam die Antwort auf die Verkündigung der frohen Botschaft ist.

Wir erleben eine zunehmende Abneigung gegenüber dem Begriff Gehorsam. Unsere Ideale, wie Freiheit und Selbstentfaltung, finden darin keinen Platz.

»Gehorsam« in der Sprache der Bibel setzt aber menschliche Freiheit voraus. Gehorsam ist die freie Antwort auf das Wort Gottes. Es geht hier um eine Beziehung in beide Richtungen: Gott Mensch, Mensch – Gott. Von daher wird auch deutlich, dass »Gehorsam« mit der Redewendung in unserem Vers »euer eigenes Heil schaffet« zu tun hat. »Heil- (griech. soterlia) als Rettung vor dem Verderben ist nicht ohne die Verbindung zu Gott denkbar. Kamen das Verderben und der Tod als Ergebnis der Trennung von Gott, so ist die Rettung, das Heil nur als Ergebnis der Wiederherstellung der Verbindung zu Gott zu verstehen. Diese Verbindung ist aber gekennzeichnet von der Wechselwirkung zwischen Wort und Antwort. Diese Antwort ist jedoch nicht nur ein Geschehen in Worten, sondern Ausdruck unseres ganzen Lebens. Gehorsam ist ein »auf den Ruf Gottes Hören« mit all dem, was wir tun. Dies hat also nichts mehr mit dem Selbstbehauptungstrieb zu tun, sondern bedeutet ein Leben in der Hingabe und in der Nachfolge. Der Zeitgeist unserer Tage kann nichts mit dem Gedanken des Gehorsams anfangen, weil ihm die Beziehung zwischen Gott und Mensch fehlt.

Dreierlei muss noch zu der Wendung: »Schaffet mit Furcht und Zittern euer eigenes Heil« gesagt werden. Zum ersten gibt »schaffet« das zugrundeliegende griechische katergazesthe nur ungenügend wieder. Das liegt an der vielschillernden Bedeutungsskala des deutschen Wortes. »Schaffen« kann sowohl die schöpferische Tätigkeit des Schaffens aus dem Nichts, als auch etwa die Durchführung einer Tätigkeit bedeuten. Nur Letzteres ist mit dem griechischen Wort ausgesagt. Es geht hier keineswegs um eine Urhebertätigkeit. Es geht nicht um das Bewirken des Heils, sondern um seine Ausarbeitung. Es geht nicht um die Voraussetzung, sondern um Konsequenzen. Unser seelsorgerliches Dilemma wird hier ganz ernstgenommen. Gott weiß wohl, dass wir als eine Form der Versuchung streckenweise den Glauben und das Glaubensleben als eigene Leistung empfinden. Er teilt uns aber mit, dass dieses unser persönliches Empfinden nicht das Maßgebliche ist, sondern dass er derjenige ist, der auch in der Versuchung uns beisteht und uns die Kraft zum Glauben gibt. Die Gemeinde in Philippi wird aufgerufen, die von Gott gegebenen Zusagen (s. V. 1-4) in ihrem Leben zur Entfaltung kommen zu lassen (V. 13).

Das in Vers 13 zweimal verwendete Wort energein hat nun die oben zuerst genannte Bedeutung von »schaffen«. Gott allein ist der Urheber des Heils. Aber doch nimmt er uns als seine Geschöpfe und freiheitliche Wesen ernst. Wir sind für ihn keine unpersönliche Modelliermasse, die sich passiv gestalten ließe, sondern er sehnt sich danach, dass wir aus freien Stücken unsere Liebe hin erweisen, gerade auch Gehorsam. Dass diese Liebe, die wir zu ihm erweisen, nur aus der von ihm her kommenden Liebe entspringen kann, ist eine Erkenntnis, die dem Glaubenden vorbehalten bleibt.

In diesen Zusammenhang gehört dies als zweites: Oftmals wird »Mit Furcht und Zittern« im Sinne einer falschen Gesetzlichkeit verstanden. Sowenig die »Ausarbeitung unseres Heils« die Ursache unserer Rettung ist, so verkehrt wäre es, diese Wendung in jenem Sinne auszulegen. Durch eigenes Schaffen wird keiner das Heil erlangen, auch derjenige nicht, der bangt und sich ängstigt, der aus Angst vor dem Verlorengehen in eine verzweifelte Werkgerechtigkeit abgleitet. Ebenso falsch wäre es, die Wendung »mit Furcht und Zittern« in ihrem Gewicht abmindern zu wollen, indem man darauf hinweist, dass es sich hier um eine stehende Redewendung handelt. Zwar verwendet Paulus diese schon aus dem AT bekannte Wendung mehrmals (1Kor 2,3; 2Kor 7,15; Eph 6,5), aber nie in einer abgegriffenen Bedeutung. Gerade die Zusammenstellung der beiden Begriffe »Furcht« und »Zittern« soll ja die schwerwiegende Bedeutung der Sache, um die es geht, zum Ausdruck bringen. Dies ist es, woran wir uns schwertun. Es erscheint uns anstößig, unsere Beziehung zu Gott und unser ethisches Leben von der Furcht kennzeichnen zu lassen. Wir denken zu Recht an Stellen wie Römer 8,15 oder 1Johhannes 4,18, wo uns die Überwindung der Furcht in Jesus Christus zugesprochen wird. Auch in Phil 1,14 war schon die Rede von der Überwindung der Furcht. Das ist auch der Grundzug des Evangeliums, der frohen Botschaft: Den Jüngern Jesu ist der Grund zum Fürchten weggenommen: Das bedeutet, dass sie nicht mit der unbegründeten Furcht, mit der Angst, leben müssen. Die moderne Psychologie hat uns den Unterschied zwischen Furcht und Angst aufgezeigt. Furcht richtet sich gegen etwas Bestimmtes. Angst dagegen hat kein klares Gegenüber. Sie ist ein beengendes und beklemmendes Gefühl, das zwar eine Gefahr wahrzunehmen meint, diese Gefahr aber nicht näher bestimmen kann. Angst brauchen wir als Christen nicht zu haben. Wir dürfen uns geborgen wissen in Gottes Hand.

Und dennoch sollten wir nicht »furchtlos« sein. Die Bibel als Ganzes und auch das NT im besonderen sprechen einhellig von der Wirklichkeit der Furcht bei solchen Menschen, die Gott begegnet sind (z. B. Lk 5,8-10). Die Bibel weiß in vielfältiger Weise davon zu berichten, dass die Begegnung mit Gott die Heiligkeit und Mächtigkeit Gottes dem Menschen so konkret werden lassen, dass der Mensch davor fast vergeht. Ist es möglich, dass uns die Gottesfurcht deswegen nicht mehr bekannt ist, weil unsere Beziehung zu Gott abgeflacht ist und wir ihm nicht in seiner Heiligkeit und Größe begegnen? Können wir das mitempfinden, was in Hebräer 10,31 steht: »Schrecklich (furchtbar) ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen?« Oder haben wir uns an einen kameradschaftlichen Umgang mit dem allmächtigen Schöpfer und Erhalter gewöhnt? Die Erfahrung des Göttlichen muss ein Schaudern nach sich ziehen. Das spricht aber keineswegs gegen die Erfahrung der göttlichen Liebe. Im Gegenteil: Je mehr uns die Größe und Herrlichkeit Gottes bewusst wird, desto tiefer wird unser Empfinden seiner Liebe sein. Gott ist für den Menschen unserer Tage allzu oft der »liebe Gott«. Er wird verharmlost. Bibelworte wie Philipper 2,12 machen aber deutlich, dass die Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes die Gottesfurcht, die Ehrfurcht vor Gott, zur Folge haben muss. Dies ist auch das Entscheidende, denn die Furcht ist für Christen als Ehrfurcht allein Gott vorbehalten. Philipper 1,28 hat gezeigt, dass wir unseren Feinden furchtlos gegenüberstehen sollten. Als Jünger Jesu und Kinder Gottes brauchen wir keine Angst zu haben, auch keine Furcht vor irgendwelchen Dingen oder Personen. Je mehr wir aber in der Erkenntnis Gottes wachsen, desto mehr werden wir davon überwältigt und auch erschüttert werden. Die Gottesfurcht ist als Ehrfurcht weit mehr als das heutige Ideal des Respekts.

Das Dritte zu o. g. Wendung betrifft die Worte »euer eigenes Heil«. Das Griechische hat verschiedene Möglichkeiten, das Verhältnis des Besitzes zum Ausdruck zu bringen. Die hier gewählte Form ist die stärkste. Paulus macht deutlich, dass jeder Einzelne der Philipper zunächst einmal eine Verantwortung für sein eigenes Glaubensleben und für seine eigene Beziehung zu Gott trägt. Die in Philippi laufenden Streitigkeiten übersahen womöglich diese Tatsache völlig. Auch in diesem Fall ist der Zusammenhang und die Situation in Philippi maßgebend. Es ist eindeutig eine Warnung an Christen, die sich weniger um ihre eigenen Glaubensangelegenheiten kümmern als um die ihrer Mitchristen. In ihrem Eifer wollen sie andere dazu zwingen, sich zu ändern. Der 13. Vers macht es deutlich, dass dies ein sinnloses Unterfangen ist.

Vers 13 begründet die vorausgehende Ermahnung. Wir lesen diesen Vers sicherlich falsch, wenn wir ihn als Gegensatz zur eben gemachten Aussage verstehen. Die streitenden Christen sollen verstehen, dass sie den anderen nicht ändern können. Diese Arbeit bleibt dem Heiligen Geist vorbehalten: »Gott ist es nämlich, der in euch vollbringt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu (seinem) Wohlgefallen.« Zu Recht fühlen wir uns in der Zwiespältigkeit unseres Herzens angesprochen. Wir merken, wie schwer das Glaubensleben sein kann und wie oft wir versagen, weil wir selbst die Kraft nicht haben. Und doch erkennen wir immer wieder im Nachhinein, wie Gott es gerade war, der uns durchgeführt hat. Dennoch gilt diese Aussage – vor allem bezogen auf die Art und Weise des Umgangs miteinander in der Gemeinde. Was für mich gilt, gilt auch für meinen Bruder. In seinem Leben ist es mit dieser Zwiespältigkeit kein bisschen anders.

Zwar kann ich ihm beistehen; vielleicht wird es mir auch vergönnt sein, ihm eine Hilfe zu sein, aber auch das nur unter der Voraussetzung, dass Gott es ist, der durch mich wirkt. Die Philipper – ihnen wir alle – sollten Vertrauen und Gelassenheit im Blick auf den Nächsten lernen. Gott ist auch am Wirken im Leben unserer Brüder und Schwestern. So sehr wir sie ernstnehmen sollen und zur gegebenen Zeit auch ermahnen und trösten, dürfen wir getrost sein in dem Wissen, dass Gott, »der in uns das gute Werk angefangen hat, es auch vollführen wird bis an den Tag Christi Jesu« (Phil 1,6). Gott allein ist Urheber und Vollender des Heils. Diese Aussage des ersten Kapitels wird hier bestätigt und entfaltet mit dem Begriff, der hinter der notdürftigen Übersetzung »vollbringen« (griech. energein) steht. Dieser Begriff meint »Aktivität« als Gegensatz zur Passivität. Als Christen sind wir nicht passiv. Der so weit verbreitete Schicksalsglaube lähmt und hat nichts mit dem Wirken Gottes in einem Menschenleben zu tun. Als Christen sollen wir aktive Menschen sein. Nur muss uns bewusst sein, dass Gott es ist, der in uns diese Aktivität ermöglicht und auch bewirkt.

Ganz entscheidend ist der Zusammenhang zwischen dem »Wollen« und dem »Vollbringen«. Unser menschliches Elend hängt oft am Auseinanderklaffen von Willen und Tun (vgl. Röm 7,14-25). Unser menschlicher (angebotenen und anerzogener) Wille wird nicht gänzlich durch den göttlichen Willen ersetzt. Es wird unsere lebenslange Aufgabe sein, das Gebet: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« zu lernen und täglich zu beten. Das ist auch mit der Aufforderung gemeint, unser Kreuz täglich auf uns zu nehmen, unseren eigenen Willen, den alten Menschen, täglich Gott aufs neue zu übergeben, ihm unser Leben samt Wille und Tat zu übereignen. So bringt die Faust’sche Formel: »Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust« die Erfahrung eines jeden Christen zum Ausdruck. Gott schenkt uns das neue Wollen, das das Vollbringen ermöglicht und als Konsequenz nach sich zieht. Gleichzeitig muss aber unser eigener Wille, der von unserer Selbstsucht geprägt ist, überwunden werden.

Die Rolle unseres Willens im Glaubensleben sollte nicht unterschätzt werden. Auf die Tat allein kommt es nämlich nicht an. Das wird z. B. in 1Korinther 13 deutlich, oder auch in 2Korinther 8,10: »… das ist euch nützlich, die ihr seit vorigem Jahr angefangen habt, nicht allein mit dem Tun, sondern auch mit dem Wollen.« Im »Kollektenteil« des zweiten Korintherbriefes wird bestätigt, dass Gott nicht einfach den Geber liebt, sondern den fröhlichen Geber. Mein Wille muss hinter meiner Tat stehen. Wenn ich etwas widerwillig für Jesus tue, dann hat es keinen Wert. Auch wir Christen dürfen nicht in einen falschen Pragmatismus abgleiten. Das Zeichen des Neuen Bundes ist das neue Herz (Jer 24,7; 31,31-33; Hes 11,19ff.; Hes 36,26ff.). Hier ist das Herz als Sitz des Willens angesprochen. Unser Herz soll Jesus gehören, und der Wille soll seinem Willen entsprechen. Gott ist immer am Werk in unserem Leben, wenn wir tätig werden: Er ist es aber auch, der die Motivation dazu gibt.

Das mit »Wohlgefallen« wiedergegebene Wort war bereits in Phil 1,15 vorgekommen, wo wir es, auf den Menschen bezogen, als »gütige Gesinnung« übersetzt haben. Auch hier geht es um eine »gütige Gesinnung«. Der Unterschied liegt darin, dass das Wort sich hier auf Gott bezieht. »Wohlgefallen« sollte keinesfalls als willkürliche Entscheidungsfreiheit verstanden werden, sondern als Ausdruck des Ratschlusses, den Gott zum Heil der Welt gefasst hat. Gottes Wille ist gut, und seine Gesinnung uns gegenüber ist gütig. Darum schafft er in uns beides, das Wollen und das Vollbringen. So gefällt es Gott wohl. Nichts macht er lieber als gerade dies in einem Menschenleben. Darum sind wir mit den Philippern aufgefordert, unser Leben von Gott umkrempeln zu lassen. Zwei Verse Michael Hahns bringen diesen Gedanken gut zum Ausdruck: »
Frei ungebundner Gott, du alldurchdringend Wesen,
Dich hab ich mir allein zum Herrscher auserlesen.
Besitze mich im Grund und nimm mich gänzlich ein
Und mache selbst dein Haus ganz und vollkommen rein!
Du wirkest ja so gern in einer Menschenseele.
Ach wirke auch in mir, du edle Lebensquelle! Erfülle mich doch ganz mit deiner Lebenskraft, die mich zum Gotteskind und Geistestempel macht!«

Gerade dieses Wohlgefallen Gottes bzw. seine gütige Gesinnung begegnet uns auch im Alten Bund. Heilsbotschaften der Propheten (z. B. Jes 44,21-23) bringen sowohl die gütige Gesinnung Gottes zum Ausdruck als auch die Tatsache, dass Gott es ist, der die Erlösung und das Heil in seinem Volk und im Menschenleben bewirkt. Der Ratschluss Gottes über diese Welt verbindet Alten und Neuen Bund.

Diese »gütige Gesinnung« hat nichts mit einer Laune zu tun, sondern meint den Ratschluss Gottes über die ganze Welt und ihre Geschichte. An Gottes Wohlgefallen und an seiner gütigen Gesinnung misst sich alles andere. Ich darf wissen, dass mein persönlicher Weg, mein ganzes Tun, Handeln und Wollen nicht losgelöst gesehen werden kann von Gottes Ratschluss über diese Welt. Dies hat nichts mit Schicksalsglaube, oder mit einer so verstandenen Prädestinationslehre zu tun. Vielmehr darf ich wissen, dass Gottes gütige Gesinnung auch mir gilt. Deswegen – und nur deswegen – will er beides in mir aktivieren, sowohl Wollen als auch Vollbringen.

Nach dem begründenden Vers 13 werden in Vers 14 die Einzelermahnungen fortgesetzt. Es steht wieder die Aufforderung: »Tut!« im Mittelpunkt. Auch das Verständnis dieses Verses hängt sehr stark von der rechten Betrachtung des Zusammenhangs ab. Das halblaute Murren sowie das offene Widersprechen sind Ausdruck davon, dass zwar etwas getan wird, aber nicht mit der rechten Motivation (vgl. 2Kor 8,10ff.; 1Kor 13). Aber auch der große Zusammenhang muss im Blickfeld behalten bleiben. Wie wir an Vers 15 sehen werden, sind Murren und Widerreden Ausdruck des in Philippi vorhandenen Streites. »Den Sinn Jesu Christi zu haben« schließt beides aus.

Auch das kleine, aber entscheidende Wort »alles« will recht verstanden werden. Gerade wegen dieses Wortes besteht die Gefahr, dass der Satz verallgemeinert wird. Zunächst einmal steht das Wort »alles« im Urtext am Anfang des Satzes, wo es seine besondere Betonung bekommt. Aber ebenso wenig, wie das Wort in Phil 4,13 im allgemeinen Sinn verwendet wird, wird es hier im Sinne von »alles oder jedes« verwendet. Hier und dort verwendet Paulus dieses Wort im Sinne von »all dies«. Er redet hier nicht allgemein, sondern von ganz bestimmten Ermahnungen und Aufforderungen, die er der Gemeinde gegeben hat.

Gerhard Maier – Edition C

„ihr sollt perfekt werden“

Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.
Elberfelder 1871 – Mt 5,48

Aber euer Ziel sollte besser sein, ihr solltet so perfekt zu werden, wie Gott perfekt ist. Denn der ist ja nun wirklich grandios perfekt.“
VolxBibel – Matthäus 5,48

Eure Liebe soll daher alle umfassen, wie ja auch die Liebe eures himmlischen Vaters sich auf alle erstreckt.“
Johannes Greber – 1936 – Matthäus 5:48

Ihr aber sollt euch ganz anders verhalten. In allem, was ihr tut, sollt ihr euren Vater im Himmel widerspiegeln. Er ist vollkommen gerecht und wendet sich allen Menschen zu.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Matth. 5:48

Mt 5,48 ἔσεσθε Fut. εἰμί; Fut. bez. hier ein striktes Gebot (Hebr.; A247d): nichts Geringeres als die ethische Vollkommenheit ihres himmlischen Vaters soll für Nachfolger Jesu Ideal, Leitbild ihres Verhaltens sein (vgl. Carson, Mt, S. 161). τέλειος ( < τέλος) vollkommen. ὡς hier wie (A352), evtl. (exegetisch gleichwertig) weil (einen „durchschlagenden Grund“ einleitend; B II4a) [Var. ὥσ-περ verstärktes ὡς (A352) geradeso wie, gleichwie]. οὐράνιος11 im Himmel befindlich, himmlisch.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Eines der charakteristischen Merkmale der Lehre Jesu war die Autorität, mit der er über den Willen Gottes sprach, eine Autorität, die nicht aus seinem Wissen über das Gesetz, sondern aus seiner inneren Überzeugung kam. Hinweise auf die Autorität Jesu finden sich in der Formulierung „Ihr habt gehört, dass gesagt wurde … aber ich sage euch“ (siehe Mt 5) und in der häufigen Verwendung des „Amen“, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. Die Darstellung der Evangelien, wie Jesus das „Amen“ verwendet, weicht von dem ab, was wir über den heutigen Sprachgebrauch wissen. Auch wenn die Verwendung des Begriffs nicht nur für Jesus typisch ist (J. Jeremias), so war sie doch mit Sicherheit charakteristisch für Jesus. Jesus stellte sich damit über alle anerkannten religiösen Autoritäten des Judentums und sogar über die Gebote der Tora. Wir sehen z. B. Jesu radikale Auslegung des Gesetzes (Mt 5,21-30, 43-48) oder seine eigentliche Aufhebung des Gesetzes (Mt 5,31-42). Das soll nicht heißen, dass Jesus die Tora in ihrer Gesamtheit ablehnte; vielmehr stellte er sich selbst als den endgültigen Ausleger der Tora und damit der jüdischen Religion hin.

Frederick J. Cwiekowski – Die Anfänge der Kirche

Dadurch wird der Jünger »vollkommen«, teleios, sein; vollkommen nicht in dem Sinn, daß er ohne Sünde oder sittlich ohne Tadel sei, aber vollständig in jedem verantwortlichen Bereich seines Lebens. Der himmliche Vater stellt das Vorbild dar, und der Jünger unterschlägt keine Einzelheit dieses Vorbildes. Lukas nennt nur diese eine Seite des Vorbildes: »Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.« (Lk 6,36).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Bibel sagt ganz klar, dass wir alle Sünder sind (Römer 3:10, 23; 1 Johannes 1:8-10; Jesaja 64:6). Wir wissen aus 1 Mose 6,9, dass Noah gerecht und vollkommen war, und aus Hiob 1,1, dass Hiob vollkommen war. Diese Männer waren Sünder, wie wir aus den obigen Versen wissen. Vollkommen bedeutet also eindeutig nicht „sündlos“, wie die Mormonen uns glauben machen wollen. Das griechische Wort teleioi wird in Matthäus 5:48 mit „vollkommen“ übersetzt und bedeutet auch „vollständig“, „reif“, „vollendet“. Aber in unserem besten Fall werden wir nur „vollkommene“ Menschen sein. In der Bibel steht nichts über „vollkommene“ Menschen, die zur Gottheit aufsteigen. Wir können vollkommene, reife, perfekte Menschen sein, so wie Gott der Vater vollkommen, reif und perfekt ist, aber wir werden immer Menschen sein.

David A. Reed_John R. Farkas – Antworten an Mormonen – Vers für Vers

Jesus schloß diesen Abschnitt mit dem Wort: „Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ Seine Botschaft machte klar, was Gerechtigkeit eigentlich ist: Gott selbst ist der Maßstab für die wahre Gerechtigkeit. Wer gerecht sein will, muß also sein, wie Gott ist: „vollkommen“, das heißt fehlerlos (teleioi) oder heilig. Mord, Begierde, Haß, Betrug und Rache haben bei Gott keinen Platz. Die Anforderungen werden für die Menschen auch nicht niedriger angesetzt, um ihnen die Erfüllung leichter zu machen – Gottes absolute Heiligkeit bleibt die Richtschnur. Obwohl kein Mensch dieses Ziel von sich aus erreichen kann, erfreut sich der, der im Glauben auf Gott vertraut, doch der Gerechtigkeit Gottes, die sich in seinem Leben widerspiegelt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

neue Erde

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herniederkommen von Gott, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, die Hütte (O. das Zelt) Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, (Eig zelten) und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Elberfelder 1871 – Offb 21,1–4

UND ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind verschwunden, und das Meer ist nicht mehr. (a) Off 20:11; Jes 65:17; 66:22; 2Pe 3:13
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen, gerüstet wie eine Braut, die für ihren Mann geschmückt ist. (a) Heb 12:22
Und ich hörte eine laute Stimme vom Throne her sagen: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen; und „er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein. (1) o: „das Zelt“, vgl. Apg 7:44; Heb 8:2. (a) Hes 43:7; 37:27; 48:35; 3Mo 26:11 12
Und er wird alle Tränen abwischen von ihren Augen“, und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. (a) Off 7:17; Jes 25:8; 35:10
Zürcher 1931 – Offenbarung 21:1–4

Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen; auch das Meer gab es nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hata. Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen:
»Seht, die Wohnung Gottes ist jetztb bei den Menschen!
Gott wird in ihrer Mitte wohnen;
sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkernc,
und er selbst, ihr Gottd, wird ´immer` bei ihnen seine.
Er wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben,
kein Leid und keine Schmerzenf,
und es werden keine Angstschreie mehr zu hören seing.
Denn was früher war, ist vergangen.«
Neue Genfer Übersetzung – Offenbaung 21,1–4

Off 21,1 ἀπ-ῆλθαν Aor. -έρχομαι hier vergehen (B 1b). Off 21,2 κατα-βαίνουσαν Ptz. Fem. -βαίνω, AcP (A300). ἡτοιμασμένην Pf. Ptz. Pass. ἑτοιμάζω, wohl attr., evtl. mod. νύμφη Braut. κε-κοσμημένην Pf. Ptz. Pass. κοσμέω schmücken; attr. ἀνδρί dat. commodi (A173). Off 21,3 ἤκουσα Aor. ἀκούω. μέγας12 hier laut. λεγούσης Ptz. Fem. λέγω, GcP (A300). σκηνή Zelt, Hütte; Behausung, Wohnung; Nom. nach ἰδού, Ellipse etwa v. ἐστίν (H-S § 256d). σκηνώσει Fut. σκηνόω wohnen [Var. ἐ-σκήνωσεν Aor.]. μετʼ αὐτῶν inmitten von ihnen (B μετά AI), in ihrer Mitte (Einh.). λαοί Pl. viell. Hinweis auf die Gemeinde aus allen Völkern; αὐτοὶ λαοὶ αὐτοῦ ἔσονται sie werden sein Volk sein. ἔσονται, ἔσται Fut. εἰμί. αὐτῶν θεός Präd.-Nom. als ihr Gott. Off 21,4 ἐξ-αλείψει Fut. -αλείφω40 abwischen; (Tränen) trocknen. δάκρυον Träne. πένθος7 Leid, Trauer, Klage. κραυγή Geschrei, lautes Rufen; Angstgeschrei, Jammerrufe. πόνος Arbeit, Mühe; Mühsal, Schmerz. ἀπ-ῆλθαν V. 1.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

„Siehe, die Wohnung Gottes bei den Menschen, und Er wird mit ihnen wohnen.“ Sach 2,14: „Ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, sagt der Herr“ (LXX.D), vgl. auch Jer 31(38),33; Lev 26,12: „Und ich werde unter euch umhergehen und ich werde euer Gott sein und ihr, ihr werdet mein Volk sein“ (LXX.D); Ez 37,27: „Und meine Wohnstätte wird bei ihnen sein, und ich werde für sie Gott sein, und sie werden für mich das Volk sein“ (LXX.D). Hier findet sich eine aufschlussreiche Änderung in V. 3 gegenüber Lev 26,12 und Ez 37,27: Der Singular „Volk“ wird Plural. Die Gottesgegenwart ist mit „seinen Völkern“. Der Seher hat die aus allen Völkern durch das Blut des Lammes Erkauften vor Augen. Die Reziprozität der alttestamentlichen Bundestheologie wird beibehalten.

Darin erfüllen sich die prophetischen Ankündigungen des endzeitlichen Heils. Jes 25,8: „Wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg“ (LXX.D); Jes 35,10: „Und sie werden sich um des Herrn willen sammeln, zurückkehren und nach Sion kommen voller Freude, und ewige Freude wird über ihrem Haupt sein; denn auf ihrem Haupt sind Lob und Jubel, und Freude wird sie ergreifen, entflohen sind Schmerz und Trauer und Seufzen“ (LXX.D), vgl. Jes 51,11; Jes 65,19: „Und ich werde jubeln über Jerusalem und mich freuen über mein Volk, und gewiss wird man nicht mehr den Laut des Weinens und den Laut des Klagegeschreis in ihr hören“ (LXX.D). Aus den alttestamentlichen Stellen wird eine neue Reihe: Der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz werden mehr sein (die Begriffe gehören wohl Tod und Totenklage an). „Denn das Erste ist vergangen“; Jes 43,18: „Erinnert euch nicht an die Anfänge, und das Alte bedenkt nicht! Siehe ich mache Neues“ (LXX.D); Jes 65,17: „Denn der Himmel wird neu sein, und die Erde wird neu sein, und man wird gewiss nicht an das Frühere zurückdenken, und es wird gewiss nicht zu ihrem Herzen gelangen“ (LXX.D). Zu den „ersten Dingen“ der „Alten Schöpfung“, „der Alten Welt“, gehören eben Tod und Totenklage. In der Gottesgegenwart im Neuen Jerusalem gibt es keine Bedrängnis, keine Not, keinen Tod mehr: Jes 25,8: „Und wiederum nahm Gott jede Träne von jedem Antlitz weg; die Schmach des Volkes nahm er weg von der ganzen Erde, denn der Mund des Herrn hat gesprochen“ (LXX.D).

Lichtenberger – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Matthäus‘ seltsamer Bericht über sich öffnende Gräber und auferweckte Körper der „Heiligen“ (wörtlich: „Heilige“), die hervorkommen, hätte die Aufmerksamkeit der Menschen auf alttestamentliche Passagen gelenkt, die die Auferstehung am Tag des Herrn vorhersagen – die Zeit, in der Gott alle Dinge in Ordnung bringen würde (Dan 12,2-3; Jes 26,19; Hes 37,1-10). 2 Das Ergebnis von Gottes Gericht „am großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ (Offb 16,14 ESV) wird ein Reset für die ganze Welt sein – eine Rückkehr zur unverdorbenen Vollkommenheit von Eden, diesmal im globalen Maßstab (Offb 21-22). Auf der neuen Erde wird es keine Finsternis geben (Offb 21,25; 22,5), und der Tod wird verbannt sein (Offb 21,4) – Ideen, die den Juden zur Zeit Jesu vertraut waren (Hos 13,14; Jes 60,19-20).
Natürlich ist die Auferstehung Jesu das ultimative Zeichen für die Erlösung der Welt und der Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Weil Christus auferweckt wurde, haben wir die Gewissheit, dass auch wir auferweckt werden (1. Kor 15,20-22). Die Bedeutung der Auferstehung Jesu ist jedoch nicht darauf beschränkt, die Lösung für die menschliche Sterblichkeit zu sein. Als der zweite oder „letzte“ Adam macht Jesus das Versagen des ersten Adams in Eden rückgängig (1. Kor 15,45-48). Die Auferstehung Jesu wird häufig mit dem Sturz der Fürstentümer und Mächte in Verbindung gebracht, die die von Gott seit Babel enterbten Nationen regieren (Dtn 32,8-9; Kol 2,13-15; 1 Kor 14,20-28; Eph 1,15-23), und bringt die Heiden durch das Evangelium zurück in Gottes Familie. Die Ereignisse, die den Tod Jesu begleiten – die Finsternis, das Erdbeben, der zerrissene Schleier, die geöffneten Gräber – bilden die Bühne für die wiederherstellende Kraft seiner Auferstehung, die die Rückkehr Edens im globalen Maßstab signalisiert.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Seit 1 Mose 3,24 wurde sehnsüchtig auf die Stunde gewartet, da Gott inmitten seiner Menschheit wieder im Vollsinn wohnt und gegenwärtig ist.
bb) Im Alten Bund hatte dann Gott Israel verheißen, in seinem Heiligtum gegenwärtig zu sein, im Dunkel des Allerheiligsten; Gott war sozusagen auf Menschenmaß gegangen, obschon ihn aller Himmel Himmel nicht fassen können« (1 Kön 8,27).
cc) In der Mitte der Zeiten ist das ewige Gotteswort, Gott selbst, in Jesus »Fleisch«, Mensch geworden und hat als Mensch unter Menschen gewohnt (Joh 1,1.14). Und wer ihn sah, der sah den Vater (Joh 14,9).
dd) Als der Auferstandene gibt unser Herr seinen Jüngern und Boten sein Geleit: »Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« (Mt 28,20). Und er verheißt, inmitten der Seinen, und wenn’s nur zwei oder drei sind, gegenwärtig zu sein (Mt 18,20).
ee) Durch den Heiligen Geist macht unser Herr als der »Christus in uns« in den Seinen Wohnung (Joh 14,2; 1 Kor 3,16). Er geht in seiner Liebe so auf sie ein, dass er in sie eingeht. Und durch den Heiligen Geist sind sie im Vollsinn sein Eigentum und seine Kinder (vgl. Röm 8,9.14.15).
ff) Aber nun ist die Freude durch keine Anfechtung mehr getrübt. In enthüllter Gottheit und Herrlichkeit ist der Vater und der Sohn inmitten der Seinen. Die Wiedervereinigung aller Wiedervereinigungen ist erfolgt, die zwischen der Menschheit und ihrem Gott, die der Schöpfung mit ihrem Schöpfer und Herrn.
II. Was auf diesem Schlussbild nicht mehr Ist.
(1) Wie bereits gesagt, nicht mehr die alte Erde, nicht mehr der alte Himmel und nicht mehr das Meer (Offb 21,1 und das dazu Gesagte), aus dem einst die Bestien aufstiegen (Dan 7,2) und an das einst der Feind trat und dem Antichrist rief, den er dann bevollmächtigte und durch den er das Volk Gottes bedrängte (Offb 12,18; 13,1.2.7).
(2) Weiter sind auf dem Bild nicht mehr die Tränen vorhanden:
»Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen« (V. 4):
Die großen Verheißungen sind nun erfüllt (Jes 25,8-3; vgl. Offb 7,17 und das dazu Gesagte). Die Güte des Vaters hat die Tränen abgewischt.
Und die Freude hat sie versiegen lassen. Alle Anfechtung und Angst ist völlig und endgültig überwunden, weil Gott sichtbar bei den Seinen und für sie da ist; das muss nun nicht mehr dem Augenschein zum Trotz im Glauben ohne zu schauen festgehalten werden (Röm 8,31; Joh 20,29; 2 Kor 5,7); es ist nun ganz am Tag und vor Augen.
(3) Die Ursache der Tränen ist aufgehoben:
a) »Der Tod wird nicht mehr sein«:
Mit seiner Vernichtung ist die Hauptursache der Tränen in der Welt überwunden. Der Tod ist ein Vollstrecker des Urteils über die Sünde (Röm 5,12ff.). Er ist der Scharfrichter, dem wir mit unserer Sünde ein Recht an uns gegeben haben. Doch Jesus hat den Tod entrechtet. Zunächst für sein Leben und dann auch für das seiner Nachfolger. Der Tod konnte von Jesus nichts zurückhalten, auch nicht seinen Erdenleib; dieser ist nicht »im Grab vermodert«, wie manche meinen, die Schrift bezeugt in den Osterberichten am Ende aller vier Evangelien nachdrücklich, dass das Grab leer war.
Und der Tod kann auch Jesu Leute nicht zurückhalten (Joh 11,25; Röm 8,11; 1 Kor 15,23; 1 Thess 4,16; Offb 20,6). Und ebenso kann der Feind die nicht zurückhalten, die Christus angehören, dann, wenn er kommt (1 Kor 15,23) und sie zu sich entrückt (1 Thess 4,16.17; Offb 15,2-4 und das dazu Gesagte) der Tod hat das Nachsehen (1 Kor 15,51-55). Aber aufgehoben ist er da noch nicht. Offenkundig auch nicht im Tausendjährigen Reich; das geht daraus hervor, dass eben erst hier in der Vollendung der Tod aufgehoben wird (Offb 20,14; 21,4). Im Tausendjährigen Reich wird noch gestorben, nur wirkt sich die Sünde nicht mehr so rasch aus wie jetzt (Ps 90,7-9).
Dann wird es heißen, wie schon Jes 65,20 angekündigt ist: »Es sollen keine Kinder mehr da sein, die nur einige Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen, sondern als Knabe gilt, wer hundert Jahre alt stirbt.« Aber nach dem Friedensreich Jesu und dem letzten Aufruhr des Feindes muss der Tod alles herausgeben, was er je verschlungen hat (Offb 20,13). Und schließlich wird er selbst verurteilt und in das ewige Feuer verdammt (Offb 20,14). Nach dem Zeugnis der Schrift ist der Tod für den Menschen nicht Natur, sondern Unnatur, nicht »Freund Hein«, sondern Feind: »Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod« (1 Kor 15,26; vgl. Röm 5,12-19; 6,23).
b) »Noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein«:
aa) Nicht nur das schmerzliche Sterbenslos ist dann aufgehoben, auch das Leid der »Leidtragenden«, die um die ihnen durch den Tod Geraubten trauern.
bb) »Das Geschrei« des Unfriedens (die Alten haben in der Schlacht geschrien), der aus dem Zerbruch der Gemeinschaft der Menschen untereinander folgt, ist verstummt. Die Ursache allen Unfriedens der Menschen untereinander ist ja ihr Unfriede mit Gott; der Unfriede der Menschen untereinander ist nur die Folge davon. Das wird bereits an 1 Mose 3 und 1 Mose 4 deutlich, wo auf die erste Sünde, den ersten Zerbruch der Gemeinschaft mit Gott, auch gleich der erste Zerbruch der Gemeinschaft der Menschen untereinander folgte, der erste Mord, der Brudermord des Kain.
cc) »Kein Schmerz wird mehr sein«:
Kein Schmerz der Wunden, die durch den Unfrieden geschlagen werden, und der Krankheit und des Sterbens.
III. Der Grund der großen Veränderung.
»Denn das Erste ist vergangen«:
(1) Dann liegt dann der erste Schritt Gottes zur Heilung der Welt nach der Katastrophe der Sünde endgültig hinter uns; und der zweite ist nun ebenfalls getan: Auch die Folge der menschlichen Sünde ist aufgehoben.
(2) Jetzt dagegen besteht noch die Gesetzmäßigkeit des ersten Schrittes, denn »Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit« (Pred 3,11). Mit dem ersten Kommen Jesu tat und tut Gott den ersten Schritt: Er heilt die verborgene Ursache allen menschlichen Elends bei allen, die es nur haben wollen: Er vergibt Sünde und hebt den Zerbruch der Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen wieder auf und stellt diese Gemeinschaft wieder her. Er schenkt also seinen Frieden und dazu seinen Geist und die Gotteskindschaft und macht aller Hoffnung teilhaftig. Das alles tut er jedem, der es nur haben will, der ihn darum bittet: »Wer«, (jeder der) »des Herren Namen anrufen wird, der wird gerettet werden« (Joel 3,5).

Gerhardt Maier – Edition C

Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden durch Gottes Schöpfung die vergangene Weltordnung ersetzen. Allerdings wird ein bedeutendes Element der alten Welt in der neuen fehlen: das Meer. Vor der Schöpfung bestand die Erde aus Steinen und Edelsteinen und war der Wohnort Satans (Hesekiel 28,11-16).
Aber als Satan fiel, wurde nicht nur er von Gott gerichtet, sondern auch die Erde, die unter seiner Autorität stand. Als Folge des Gerichts entstanden die Ozeane (1. Mose 1,2). Und weil die Meere Bestandteil des Gerichts Gottes über die erste Erde waren, wird es sie auf der neuen Erde nicht mehr geben.
Der neue Himmel und die neue Erde müssen erst von Gott geschaffen werden, nicht aber das neue Jerusalem, das schon jetzt im Himmel existiert. Wenn die neue Erde geschaffen ist, wird das neue Jerusalem vom Himmel auf die Erde kommen – geschmückt wie eine Braut, die auf die Hochzeit vorbereitet worden ist. Die meisten Einzelheiten über das neue Jerusalem finden wir in den beiden letzten Kapiteln der Offenbarung. Die Stadt wird aber auch in anderen Büchern des Neuen Testaments erwähnt. Paulus bezeichnet sie in Galater 4,26 als „frei“

Auf zwei wichtige Punkte wird in dieser Erklärung hingewiesen. Erstens wird nun die Wohnung Gottes bei den Menschen sein. Dies ist eine Bestätigung von Hebräer 12,22-24, wonach das neue Jerusalem die ewige Wohnung Gottes, der Engel und der Menschen sein wird. Das hier mit „wohnen“ übersetzte Wort heißt eigentlich „zelten“. Es weist auf die Herrlichkeit (Schechinah) Gottes hin, die bei den Menschen sein wird wie einst über der Stiftshütte in der Wüste.

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

ER kennt alles?

Jehova! du hast mich erforscht und erkannt. (O. erforscht und kennst mich),
Elberfelder 1871 – Ps 139,1

Ein Psalm Davids. Herr, du hast mein Herz geprüft und weißt alles über mich.
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 139,1

Ein Lied Davids. Herr, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch.
Hoffnung für alle – 1996 – Ps 139,1

Dieser Reim kommt von David, und auch der Beat kommt dazu: Gott, du beschützt mich, und du lässt mich nicht mehr in Ruh‘
VolxBibel – Psalm 139:1

Der in den Versen 1-6 vorherrschende Gedanke wird im ersten Vers angekündigt: Der Herr kannte David durch und durch. Es war für David, als ob Gott jede Einzelheit aus Davids Leben durchleuchtet hätte und ihn deshalb so genau kannte.

David zählte einige Beispiele dafür auf, wie genau Gott David kannte. Der Herr (die Anrede du ist im Hebr. betont; vgl. V. 13 ) kannte jede Bewegung, die David machte; die gegenteiligen Handlungen des Sitzens und Aufstehens stehen für all sein Tun (dies ist ein ganz bestimmtes Stilmittel im Hebr; vgl. V. 3.8 ). Gott kannte nicht nur das Tun Davids, er kannte auch seine Beweggründe ( Gedanken ; vgl. V. 17 ).
Die alltäglichen Handlungen des Psalmisten waren dem Herrn bis in die Einzelheiten hinein bekannt. Das Gehen am Morgen und das Niederlegen in der Nacht stehen für das ganze Tun während des Tages (vgl. V. 2.8 ).
Das Beispiel, das jedoch in besonderer Weise die Allwissenheit Gottes zum Ausdruck bringt, steht in Vers 4 . Bevor der Psalmist noch ein Wort auf seiner Zunge formen konnte, kannte der Herr das, was er sagen wollte. (Der hebr. Begriff für „Wort“ lautet millCh , und der ähnlich klingende Begriff für vollkommen lautet kVllAh .)

Zuerst war die Reaktion Davids auf dieses überwältigende Wissen Verwirrung. Wie so viele Menschen, die auf die Allwissenheit Gottes reagieren, fühlte er sich beengt davon, daß Gott um ihn war und seine Hand über ihn hielt.
Darüber hinaus hatte David keine Macht über diese Art von Wissen – es war ihm zu wunderbar . Das Wort „wunderbar“ ist durch seine Stellung zu Beginn des Satzes stark betont. Zur Bedeutung von „wunderbar“ als „ungewöhnlich oder außerordentlich“ vgl. den Kommentar zu Ps 9,2 .Mit anderen Worten: Die Allwissenheit Gottes ist zu hoch , als daß der Mensch sie begreifen könnte (vgl. auch den Kommentar zu Ps 139,14 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

David betete: „O Jehova, du hast mich durchforscht, und du kennst mich. Du selbst hast mein Sitzen und mein Aufstehen erkannt. Du hast meine Gedanken von fern bemerkt. Denn da ist kein Wort auf meiner Zunge, doch siehe, o Jehova, du weißt es schon ganz“ (Psalm 139:1, 2, 4). Außerdem weiß Jehova genau, wie wir fühlen, und auch „jede Neigung der Gedanken bemerkt er“ (1 Chronik 28:9; 1 Samuel 16:6, 7). Was verraten uns diese Verse also über Gott?
Unser Schöpfer sieht nicht nur, was wir tun, sondern versteht auch, warum wir es tun, selbst wenn wir mit ihm im Gebet nicht über all unsere Gedanken und Gefühle sprechen. Und er sieht sogar all das Gute, was wir gerne tun würden, auch wenn wir es aufgrund unserer Grenzen nicht schaffen. Gott beobachtet mit größtem Interesse unsere tief empfundene Liebe, denn schließlich war er derjenige, der sie in unser Herz gelegt hat (1 Johannes 4:7-10).

Wachtturm 2018

1 חקר er-, ausforschen, auskundschaften (AK qal 2 m sg + Suff) // ידע I merken, erfahren, (er)kennen, wissen (wPK qal 2 m sg).– 2 רֵעַ I Geschrei; II Freund, Gefährte; III (aram. Lw.) Wollen, Absicht, Gedanke // בין verstehen, einsehen, achtgeben, bedenken (AK qal 2 m sg).– 3 ארח unterwegs sein, wandern (Inf cs qal + Suff) // רבע I daliegen, sich begatten (Inf cs qal + Suff) // זרה I (aus)streuen, pi: zerstreuen, verbreiten; II (hap leg) abmessen (AK pi 2 m sg) // סכן I nützen, hi: sorgfältig umgehen, vertraut sein (AK hi 2 m sg).

Werkbuch Psalmen: Die Psalmen 73 bis 150

Jehova! du hast mich erforscht und erkannt
(Ps 139,1)
Wie erkenne ich mich? Angesichts von Himmel und Erde ist mein Platz. Das All ist vor mir wie ein aufgeschlagenes Buch. Durch die Beschäftigung mit diesem Buche kann ich „die ewige Kraft und die Göttlichkeit“ des Schöpfers wahrnehmen und die Unterweisung, die ich dadurch empfange, ist nicht ohne Bedeutung. Aber dieses Buch kann mich nicht lehren, wer ich bin. Wenn ich mich mit einem Stein vergleiche, oder mit der Sonne, oder mit einem Baum, sehe ich Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten. Ich muß erkennen, daß ich in dieser gewaltigen Schöpfung nur ein Stäubchen bin; aber alles Studium der Natur und ihrer Werke kann mich nicht lehren, wer ich bin.
Erkenne dich selbst!, sagt man mir. Untersuche dein Ich vor deinem Verstand, deinem Gewissen und Herzen, prüfe deine Gedanken, deine Gefühle und Wünsche, deine Befürchtungen und Beweggründe und deine Werke! Alle diese Dinge zusammen geben dir einen Spiegel, in welchem du dich sehen kannst, wie du bist. Ach, ich werde in Wirklichkeit mein Ich sehen, wie es in meinen Augen ist; ich werde mir selbst sagen, wie ich bin. Mein Verstand wird durch meinen Verstand beurteilt, meine Vernunft durch meine Vernunft, meine Gedanken durch meine Gedanken, und wenn ich mich auf diese Weise Teil für Teil geprüft habe, werde ich zu dem Ergebnis kommen, daß ich das bin, was ich zu sein glaube. Aber ist das mein Charakter? Nein, denn es geht für mich darum, zu wissen, was ich vor Gott bin, was Er von mir denkt. Nur das kann Wirklichkeit sein, was ich in den Augen Gottes bin.

Nun, sagt man mir, wenn es dir darum geht und das alles ist, was du wissen willst, so ist das doch einfach. Du hast ein Gewissen, und das Gewissen ist die Stimme Gottes. Frage dein Gewissen, dann wirst du befriedigt sein und so urteilen, wie Gott urteilt. Das Licht der göttlichen Flamme wird dir zeigen, wie du bist. Du wirst dich sehen, wie Gott dich sieht. Untersuche dein Gewissen!
Gut, machen wir den Versuch. Zwei Dinge sind für mich unwidersprechlich. Ich weiß, daß Gott einer ist und daß alle Menschen ein Gewissen haben. Aber Tag für Tag nehme ich wahr, daß das eine Gewissen von dem anderen beurteilt und verurteilt wird. Da sind zwei Menschen. Der eine sagt mir, daß sein Gewissen ihm unwiderruflich befiehlt, dies oder das zu tun, und der andere sagt mir, daß er gegen sein Gewissen handeln würde, wenn er diese Dinge tun würde. Nehmen wir ein Beispiel. Ein Protestant wird dir sagen, daß sein Gewissen es ihm verbietet, zu den sogenannten Heiligen zu beten, während ein Katholik sich in seinem Gewissen gebunden fühlt, dies zu tun. Nimmt man nun an, das Gewissen wäre die Stimme Gottes in diesen beiden, so stößt man auf einen unlösbaren Widerspruch. Was ist hier die Ursache? Sehe ich nicht deutlich, daß mein Gewissen ebenso unvollkommen ist, wie ich es selbst bin? Wie kann ich es da zu meinem Führer wählen?
Das ist wohl richtig, wird man mir sagen, wenn du genau wissen willst, wie du vor Gott bist, mußt du dich an die Religion halten. Sie belehrt dich über Gott. Ich bin ganz bereit, dem Lichte zu folgen, nach welchem ich mich sehne. Aber welche Überraschung erwartet mich! Welch eine Unzahl von Religionen!
Kann mich die Religion zu Gott führen? Zweifellos beschäftigt sie sich mit Gott, aber Gott ist einer, und der Religionen sind viele. Und ich sehe, daß ihre Diener in beständigem Kampf miteinander liegen. Wenn alle Menschen denselben Gott zum Gegenstand hätten, müßten sie alle dieselben Gedanken haben und dieselbe Sprache reden. Wen soll ich nun hören? Wer wird mir die Wahrheit über Gott und über den Menschen sagen? Jeder behauptet, die Wahrheit zu besitzen, aber sie müssen blind sein, denn sie widersprechen sich. Was der eine bestätigt, leugnet der andere, und was der eine aufbaut, reißt der andere nieder. Anstatt Licht, sehe ich Verwirrung. Wo der eine ja sagt, sagt der andere nein. Nein, hier sehe ich kein Licht.
Wohin soll ich mich wenden? Wer gibt mir Licht?
Hier gibt es nur eine Antwort. Es gibt ein wunderbares Buch, welches uns Gott offenbart und uns zeigt, wer Er ist. Der Gott, dessen Offenbarung ich in der Natur sehe, hat gesprochen. Solltest du nicht wissen, welches Buch dies ist? Hast du nie von der Bibel gehört? Weißt du nicht, daß die Bibel das Wort Gottes ist? In diesem Worte findest du keine Verwirrung und keine Widersprüche, wenn Menschen ihr solche auch nachsagen möchten. Die ganze Geschichte des Menschen und die Offenbarung Gottes in dieser Geschichte findest du im Worte Gottes, in der Heiligen Schrift. Sie beweist durch sich selbst, daß Gott der lebendige und wahre Gott ist. Im Worte Gottes siehst du den Menschen stets vor Gott hingestellt, siehst ihn, wie Gott ihn sieht, siehst auch, wie Er dich sieht. Lies es selbst, du wirst sehen, daß dies nicht bestritten werden kann. Gott offenbart Sich in Seinem Wort. Er offenbart darin auch, was der Mensch ist, auch wer du bist.
Hiermit könnte dieser Artikel eigentlich schließen. Der Zweck, dir ein Licht zu zeigen, in dem du dich selbst erkennen kannst, ist erreicht. Dieses Licht ist die Bibel, das Wort Gottes. Aber ich möchte doch noch einige Worte über dieses heilige Buch hinzufügen, über das, was ich in demselben gefunden habe, sei es über Gott oder über den Menschen.
….

Ermunterung und Ermahnung 1964

„Jehovah erhörte mich“

Ich suchte Jehova, und er antwortete mir; und aus allen meinen Beängstigungen errettete er mich.
Elberfelder 1871 – Ps 34,5

  Ich suchte Jahweh, und er erhörte mich, 
  und aus allen meinen Ängsten befreite er mich.

Jantzen & Jettel – Psalm 34,5

Ich suchte Jehova, und er erhörte mich; und aus aller meiner Furcht rettete er mich.
van Ess – Psalm 34:5

Gott ist mein ständiger Wegbegleiter, wenn ich ihn etwas frage, dann antwortet er mir immer. Er holt mich raus, wenn ich Angst und Depressionen habe, mich irgendwelche Zwänge plagen.
VolxBibel – Ps 34,5

Ich suchte ADONAI, und er antwortete mir. Psalm 34 ist ein Akrostichon, das aus dreiundzwanzig Versen in der hebräischen Bibel besteht, wobei jedem Vers Buchstaben des Alef-Bets vorangestellt sind. Er ist in zwei Gruppen zu je elf Versen unterteilt, wobei sich die eine Gruppe mit Lob und die andere mit Belehrung beschäftigt.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

David berichtete hier seine Errettung. Weil er geschrien hatte und errettet worden war (vgl. „errettet“ in V. 8.18.20 ), war er davon überzeugt, daß Gottes Volk niemals zuschanden wird. Nein, es strahlt vor Freude, weil Gott es erhört (vgl. V. 16.18 ) und es aus ihren Nöten errettet (vgl. V. 18.20 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der zeugnishafte Lobpreis des Psalmisten soll gerade die Gebeugten bzw. Elenden erreichen; sie sollen sich daran und damit am Eingreifen Gottes zugunsten der “Gerechten” zur Freude aufrichten und miteinstimmen können (3f.6). Wie später Jesus in der Bergpredigt (vgl. Mt 7,7f.) wird dem wahrhaftigen Gott-Sucher beschieden, dass er diesen auch findet (5.7, auch 18). Auch von der Wirklichkeit schützender und rettender Engel ist die Rede (8). JHWHs Wahrnehmen (Auge/sehen, Ohr/hören) der irdischen Geschehnisse, insbesondere was die Bedrängnis des “Gerechten” betrifft, ist betont (16–18). Es führt zu entsprechendem Handeln (“ausrotten” u.a. <=> “erretten” u.a., 19–23).

Werkbuch Psalmen I: Die Psalmen 1 bis 72

Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir. Jetzt hebt David an, seine Freude, von der er soeben nur andeutend sprach, ausführlicher zu deutlicher zu entfalten. Zunächst kann er von der Erhörung seiner Gebete berichten, woraus er dann eine Anwendung auf alle Frommen macht: seine Erfahrung soll ihnen (V. 6) zum stärkenden Unterpfand werden und auch sie zum Beten ermuntern. Dass man Gott „sucht“, kann sonst wohl besagen, dass man sich ihm mit ganzem Herzen ergibt und alle seine Gedanken darauf richtet, ihn zu verehren. Hier zeigt der Zusammenhang, dass es einfach von der Zuflucht verstanden sein will, die man zu Gott nimmt, von dem Bittgebet, auf welches er antwortet. – Unter den Ängsten sind eigentlich die Gefahren zu verstehen, welche Davids Herz mit Angst erfüllten. Es steht also die Wirkung für die Ursache, wiewohl David ohne Zweifel auch gestehen will, dass er erschrocken und von Furcht umgetrieben war. Denn er blickte seine Gefahren nicht so zu sagen nur von oben herab aus der Ferne an, sondern er war von Furcht gequält, so dass er mit Recht von seinen Ängsten reden konnte. Und Ängste in der Mehrzahl deuten darauf hin, dass er in mancherlei Weise sich zu fürchten hatte: vielerlei Erschütterungen warfen ihn hierhin und dorthin. Sicherlich stand ihm auf der einen Seite ein qualvoller Tod durch Misshandlung vor Augen, – oder er musste auch fürchten, dass Achis ihn an Saul ausliefern werde, um sich dadurch bei ihm in Gunst zu setzen, wie denn die Gottlosen nur zu gern miteinander die Kinder Gottes zum Spott haben. Dazu kam, dass er nun einmal verraten und erkannt war: selbst wenn er also glücklich entrinnen konnte, ließ sich nichts anderes erwarten, als dass Sauls Häscher ihm überall nachstellten. Doch war für die Gegenwart schon der Hass des Achis, der ihm aus dem Tode Goliaths und der Niederlage seines Heeres erwachsen war, völlig ausreichend, mehrfachen Schrecken zu erregen: jetzt war die beste Gelegenheit zur Rache, und bei seiner Grausamkeit war nicht zu erwarten, dass er sich mit einer leichten Bestrafung begnügen werde. Das alles wollen wir uns ernstlich vor Augen stellen: jagen uns auch die Gefahren, die uns bedrohen, Schrecken ein, – wie denn selbst David bei aller seiner Heldengröße kein eisernes Herz hatte, sondern zittern musste -, so soll doch keine weichliche Frucht uns abhalten, den Herrn anzurufen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Interessant in Davids Leben: er wurde auch von eigenen Landsleuten verfolgt und Jehovah beschützte ihn auch vor diesen Feinden. Der Schluß, dass man Mitglied in einer Org. oder Gemeinde / Kirche sein muß, oder gar einem bestimmten Volk angehören muß, um Gottes Schutz zu genießen, geht also ins Leere! Ein gutes persönliches Verhältnis zu Jehovah war und ist die Vorraussetzung für den Schutz und die Rettung!

Saul und Agag – 2

So spricht Jehova der Heerscharen: Ich habe angesehen, was Amalek Israel getan, wie er sich ihm in den Weg gestellt hat, als es aus Ägypten heraufzog.
Elberfelder 1871 -1. Sam 15,2

Das ist es, was der Chef dieser Welt, unser Gott, Ihnen heute sagen will: ‚Ich möchte, dass die Amalekiter jetzt dafür bluten müssen, dass sie Israel gedisst haben, als die auf ihrem Weg raus aus Ägypten waren. Sie haben ihnen damals einfach den Weg versperrt.
VolxBibel – 1. Samuel 15,2

Was war denn schlimmes passiert, damals als Israel aus Ägypten heraufzog??

Amalek ist ein Enkel Esaus, dessen Nachkommen zwischen der Sinaihalbinsel und dem Südwesten Palästinas bis nach Ägypten und Arabien siedelten. Bald nach Israels Auszug aus Ägypten überfallen die Amalekiter sie.

Wuppertaler Studienbibel

Jehovah hatte „seinem Volk eine Lektion erteilen“: sie sollten lernen, dass sie sich nicht selbst retten konnten, auch kein anderer Mensch. Deshalb ließ ER zu, dass zuerst „kein Brot“ und dann etwas später „kein Wasser“ zur Verfügung stand. Die Menschen sollten zu IHM kommen und verstehen, dass es ein Wunder ist, wenn sie als so großes Volk über längere Zeit in der Steppe überleben würden.
Und genau in diesem Moment kommen die Amalekiter – ein Volk das als Nomaden lebten – und greifen nicht etwa die Hauptgruppe an, nein, die Amalekiter greifen die schwachen Kinder, Frauen und Alten an. Hätten sie nicht eigentlich „Erste Hilfe“ leisten müssen? Hätten sie nicht zuerst Wasser teilen müssen, um den schwachen zu helfen?
Dazu kam, dass die Amalekiter ja die „Gegenwart Jehovahs“ in der Mitte des Volkes – also die Rauch & Feuersäule sehen konnten – und trotzdem – oder gerade deshalb?? – greifen sie die schwache Gruppe der Israeliten an!?!?










Moses betet für den Sieg Israels über die Amalekiter

Aber das war ja nun 400 Jahre her! Warum sollte Jehovah da so „nachtragend“ sein?
Nun schauen wir uns die näheren Jahre an:

Und er versammelte zu sich die Kinder Ammon und Amalek; und er zog hin und schlug Israel, und sie nahmen die Palmenstadt in Besitz.
Elberfelder – Richter 3,13

Und es geschah, wenn Israel gesät hatte, so zogen Midian und Amalek und die Söhne des Ostens herauf, sie zogen herauf wider sie. Und sie lagerten sich wider sie und verdarben den Ertrag des Landes bis nach Gasa hin; und sie ließen keine Lebensmittel in Israel übrig, weder Kleinvieh, noch Rind, noch Esel. Denn sie zogen herauf mit ihren Herden und mit ihren Zelten, sie kamen wie die Heuschrecken an Menge; und ihrer und ihrer Kamele war keine Zahl; und sie kamen in das Land, um es zu verderben.
Elberfelder 1905 – Richter 6,3–5

Und Midian und Amalek und alle Söhne des Ostens lagen im Tale, wie die Heuschrecken an Menge; und ihrer Kamele war keine Zahl, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, an Menge.
Elberfelder 1905 – Richter 7,12

Es gab also „niemals Ruhe“ – sondern immer und immer wieder war der Angriff von Seiten der Amalekiter ausgegangen. Und dieser langen Feindschaft von seitens von Amalek sollte nun unter Saul ein Ende bereitet werden!

Ein Kommentar schreibt zusammenfassend:

Die Amalekiter, ein Volk aus Arabien-Petræa, das einen Landstrich an der Grenze zwischen Ägypten und Kanaan bewohnte, hatten sich bei ihrem Auszug aus Ägypten sehr grausam gegenüber den Israeliten verhalten, und Gott beschloss daraufhin, dass Amalek als Volk unter dem Himmel ausgelöscht werden sollte; aber es wurde verschont, bis es das Maß seiner Missetaten erfüllt hatte, und nun wird dieser Vorsatz von Saul, mehr als 400 Jahre später, in die Tat umgesetzt! Nichts konnte ein solches Vernichtungsdekret rechtfertigen, außer der absoluten Autorität Gottes, und die war gegeben: Die Gründe dafür kennen wir nicht, aber wir wissen, dass der Richter der ganzen Erde Recht tut. völlig vernichten. Le. 27:28, 29. Nu. 24:20. De. 13:15, 16; 20:16-18. Jos. 6:17-21. erschlagen. Ex. 20:5. Nu. 31:17. Jes. 14:21, 22. Rinder und Schafe. Ge. 3:17, 18. Ro. 8:20-22.

The Treasury of Scripture knowledge

Saul und Agag – 1

An selbigem Tage machte Jehova einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen gebe ich dieses Land vom Strome Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Phrath:
Elberfelder 1871 – Genesis 15,18

An jenem Tag machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Euphrat:
Schlachter – Gen 15,18

An jenem Tag
schloß ER mit Abram einen Bund,
sprechend:
Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben
vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat,
Buber & Rosenzweig – Genesis 15:18

der Fluss Ägyptens Die südwestliche Grenze Kanaans wird im Allgemeinen als das „Wadi (hebr. naḥal) Ägyptens „21 dargestellt, das mit dem Wadi el-ʿArisch zu identifizieren ist. Es markiert die Grenze zwischen dem besiedelten Land und der Wüste Sinai. Der einzige „Fluss Ägyptens“ ist hier nicht der Nil, der in der Bibel yeʾor genannt wird, wie in Genesis 41:1f., Exodus 2:3, 5 und anderswo, sondern muss sein östlichster Arm sein, der damals in der Nähe von Pelusium, nicht weit von Port Said, in den Sirbonisee mündete. Wahrscheinlich ist es derselbe Fluss wie der Schihor, der in Josua 13:3, Jeremia 2:18 und anderen biblischen Texten erwähnt wird.

der große Fluss Siehe Kommentar zu 10:15-19.22 Die hier angegebenen geografischen Grenzen stellen ein verallgemeinertes Ideal dar, das mit keiner historischen Realität der Vergangenheit in Einklang zu bringen ist. Sie schließen Tyrus-Sidon, den Libanon und Byblos ein, die das davidisch-solomonische Reich selbst auf seinem Höhepunkt nie umfasste, wie 1 Könige 5,1.4 und 8,65 zeigen. Außerdem zielten die Eroberungen Davids darauf ab, die politische und wirtschaftliche Kontrolle über die Grenzen der israelitischen Siedlung hinaus zu behaupten, aber es wurde nicht versucht, die lokale Bevölkerung zu enteignen und Israeliten an ihrer Stelle anzusiedeln.

The JPS Torah Commentary

Mose 15,18-21 schließt mit der göttlichen Erklärung. In Vers 18a wurde der Bund besiegelt: An jenem Tag schloss Jehova einen Bund mit Abram und sprach … Was in 1. Mose 12-13 mündlich versprochen wurde, ist nun sichtbar besiegelt. Was auch immer jetzt hinzugefügt werden mag, kann den ursprünglichen Inhalt nicht verändern. Es war erlaubt, einem Blutbund Zusätze hinzuzufügen, aber keine dieser Zusätze konnte die ursprünglichen Bedingungen ändern. In Vers 18b werden zum ersten Mal die nördlichen und südlichen Grenzen des Gelobten Landes mit der einleitenden Aussage genannt: Deinem Samen habe ich dieses Land gegeben. Das Land soll von Abrams Nachkommen geerbt werden, und zwar zusätzlich zu der Verheißung in 15:7, wo Abram der Besitz des Landes für sich allein versprochen wurde. Die südliche Grenze des Landes verläuft vom Fluss Ägypten aus. Der Fluss Ägyptens ist nicht der Nil, wie oft fehlinterpretiert wird; denn wenn es der Nil wäre, wären die Juden schon im Gelobten Land gewesen, bevor sie Ägypten überhaupt verlassen haben. Der Fluss Ägyptens ist auch nicht das Wadi el-Arish, das Wadi, das durch das Zentrum der Sinai-Halbinsel fließt, denn das wird in der Bibel als Bach (nachal) von Ägypten bezeichnet, nicht als Fluss (nahar) von Ägypten. Der Fluss Ägyptens bezieht sich auf den östlichsten Arm des Nildeltas. Da der Nil von Süden nach Norden fließt, bevor er ins Mittelmeer mündet, teilt er sich in verschiedene Arme auf, die durch das Nildelta fließen, und der östlichste Arm war als Fluss Ägyptens bekannt. Dieser ist heute als der pelogische Zweig des Nildeltas bekannt, der in den Sironbis-See fließt. Er ist auch bekannt als der Fluss Schihor, der vierzehnte Nome Ägyptens. Die nördliche Grenze ist der große Fluss, der Euphrat. Mose 15:19-21 listet die Bewohner des Landes auf, die enteignet werden sollen. Die Liste umfasst zehn Stämme, und das ist die vollständigste Liste. An anderen Stellen werden sechs (3. Mose 3:8, 3:17, 23:23; 20. Mose 20:17) oder sieben Völker (7. Mose 7:1, Jos. 3:10) genannt. Die Keniter bewohnten die Arabische Halbinsel. Die genaue Lage der Kenisiter und Kadmoniter ist unbekannt. Der Hethiter kam ursprünglich aus Kleinasien (Türkei), wanderte aber in das Land ein. Der Aufenthaltsort der Perisiter ist unbekannt. Die Rephaim lebten auf beiden Seiten des Jordans. Amoriter ist ein hebräisches Wort, das „westlich“ bedeutet. Diese westlichen Völker überschwemmten das Land um 2000 v. Chr. Kanaaniter können sich auf die Bewohner im Allgemeinen, aber insbesondere auf das phönizische Gebiet beziehen. Die Girgaschiter könnten mit den Karkischa aus Kleinasien identisch sein, die nach Süden wanderten. Die Jebusiter bewohnten das Gebiet um Jerusalem.

Ariel’s Bibelkommentar: Das Buch Genesis

Wenn wir uns 1.Samuel 15 anschauen – dann erkennen wir leicht, wo „man“ hinlaufen mußte, um nicht von Sauls Heer angegriffen zu werden.