Schlagwort: Jehova

15.Nisan – „und es war Nacht“

Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht Und es ward Abend und es ward Morgen: erster Tag (O. ein Tag)
Elberfelder 1871 – Gen 1,5

Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte Er Nacht; und es war Abend und es war Morgen, der erste Tag (H. Tag eins). Dan 8,14.26.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Genesis 1,5

Gott rief dem Licht: Tag! und der Finsternis rief er: Nacht!
Abend ward und Morgen ward: Ein Tag.
Buber – Gen 1,5

Das hebräische Wort für „Tag“ in 1. Mose heißt yom. Wenn hinter yom eine Zahl steht, bedeutet es immer einen 24-Stunden-Tag (vgl. 1 Mo 7,11; 2 Mo 16,1). Auch der Wortlaut der Zehn Gebote belegt, dass die Schöpfungswoche aus „24-Stunden-Tagen“ bestand. Auch die Deutung, jeder Schöpfungstag habe 1000 Jahre umfaßt, verursacht Probleme. Denn bei solch einer Annahme wäre Adam gegen Ende des sechsten „Tages“ – des ersten „Tages“ seines Lebens – schon viel älter gewesen als seine in der Bibel angegebene Lebenszeit (1 Mo 5,5).

Siehe T. H. Jemison, „Christian Beliefs“, S. 116.117.

Das Modell für jeden der Schöpfungstage wird hier deutlich: (a) das erschaffende Wort, (b) der Bericht über dessen Wirkung, (c) Gottes Bewertung des Erschaffenen als »gut«, (d) gelegentlich die souveräne Namensgebung und (e) die Zählung eines jeden Tages. Zum Begriff Tag ( yOm ) gibt es zahlreiche Interpretationen: (1) Die Schöpfungstage beziehen sich auf ausgedehnte geologische Zeitalter vor dem Dasein des Menschen auf der Erde; (2) die Tage sind 24-Stunden-Tage, in denen Gott seine schöpferischen Taten offenbarte, die schon vorher geschehen waren; (3) die Tage sind wörtlich zu nehmende 24-Stunden-Tage des göttlichen Handelns. Zugunsten der dritten Sichtweise spricht die Tatsache, daß der Begriff yOm zusammen mit einem Ordnungszahladjektiv (erster, zweiter usw.) einen 24-Stunden-Tag bezeichnet, wo immer sich diese Konstruktion im AT findet. Auch das vierte Gebot( 2Mo 20,11 ) legt diese Auslegung nahe.
Gottes erstes Schöpferwort erzeugte Licht . Die Schönheit und Majestät der Schöpfung durch Gottes Anordnung steht in erhabenem Gegensatz zu den bizzaren Schöpfungsgeschichten der heidnischen Völker. Hier wird die Macht des Wortes Gottes demonstriert. Es war eben dieses Wort, das Israel motivierte, Gott zu vertrauen und zu gehorchen.
Das Licht war natürliches, also physikalisches Licht. Seine Erschaffung war ein unmittelbarer Sieg, weil das Licht die Finsternis vertrieb. Licht und Finsternis sind in der Bibel auch Symbole für Gut und Böse. Hier nahm Gottes Werk seinen Anfang, das im kommenden Zeitalter seinen Höhepunkt erreicht, wenn es keine Finsternis mehr geben wird ( Offb 22,5 ). Israel sollte erkennen, daß Gott das Licht ist und daß die Wahrheit und der Weg bei ihm allein zu finden sind. In der Finsternis Ägyptens ( 2Mo 10,21-24 ) hatten sie das Licht und bei der Befreiung aus Ägypten folgten sie seinem Licht ( 2Mo 13,21 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Werk des ersten Tages in Vers 3 beginnt mit den Worten: Und Gott sprach. So beginnen alle sechs Schöpfungstage (die Verse 6, 9, 14, 20 und 24). Diese Symmetrie zeigt, dass der erste Tag in Vers 3 beginnt und dass die ersten beiden Verse von 1 Mose 1 kein Teil des ersten Schöpfungstages sind. Außerdem ist es das Werk des Logos, des Wortes Gottes – wie es das Johannes-Evangelium in den ersten 3 Versen deutlich macht. Wie es in Psalm 33,6 heißt: Durch Jehovas Wort sind die Himmel gemacht und all ihr Heer durch den Hauch seines Mundes. Die Worte Gottes waren: Es werde Licht. Das Ergebnis: Und es wurde Licht. Das Licht, das am ersten Tag ins Dasein gerufen wurde, unterscheidet sich vom Licht der Sonne, weil die Sonne ja erst am vierten Tag geschaffen werden sollte. Dieses Licht diente als Leuchte für die ersten drei Tage; das war aufgrund der Finsternis aus Vers 2 ein notwendiger erster Schritt. Dieses Strahlen war wohl das Licht der Schechinah-Herrlichkeit, die in 2 Korinther 4,6 erwähnt wird: Denn Gott, der gesagt hat: Aus Finsternis wird Licht leuchten! Er ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Auch die Rabbiner erkannten, dass es sich hier um ein einzigartiges Licht handelte, dass nicht das Leuchten der Sonne gemeint sein kann. Laut rabbinischer Theologie war es ein besonderes Licht, das nur an diesen sieben Schöpfungstagen funktionierte; danach funktionierte es nicht mehr. Der Befehl es werde ist im Hebräischen ein Wort: yehi. Auch der Satz und es wurde ist im Hebräischen ein Wort: vayehi. Beide Worte – yehi und vayehi – sind mit dem Namen Gottes verwandt, der aus den vier hebräischen Lettern für JHWH besteht. Sie bilden die Quelle des hebräischen Wortes für »sein«. Gott, der ICH BIN, sagte also: Es werde … und es wurde. Das war Gottes erstes ausgesprochenes Wort: yehi – es werde; und dieses Wort ist auch mit Gottes Eigennamen verwandt. Die rabbinische Auslegung dieses Verses besagt: Als Gott sprach Es werde Licht, sollte das offenbaren, dass Gott letzen Endes Israel mit dem Licht des Messias erleuchten wird, von dem geschrieben steht (Zitat aus Jesaja 60,1); das Licht ist dann natürlich der Messias. Darum erhielten sowohl dieser Vers als auch Jesaja 60,1 in der rabbinischen Theologie einen deutlichen messianischen Unterton.

Genesis 1,4 nennt das Ergebnis: Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis. Das Werk des ersten Tages schied das Licht von der Finsternis. So wurde die Dunkelheit aus Vers 2 teilweise beseitigt. Die Beiden – Licht und Finsternis – sollten nun gleichzeitig wirken, allerdings in entgegengesetzten Bereichen. Dies ist die erste von fünf Scheidungen in diesem Kapitel; die anderen vier finden sich in den Versen 6, 7, 14 und 18. Ein rabbinischer Kommentar zu diesem Vers sagt: »Gott sah, dass die Bösen es nicht wert waren, sich des Lichtes zu erfreuen; darum sonderte er es für die Gerechten in der Messianischen Zeit ab.«

In 1 Mose 1,5a erfolgt die Namensgebung: Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Die Namensgebung zeigt in der Bibel einen Akt der obersten Herrschaft. Regenten pflegten zum Erweis ihrer Macht Dinge zu benennen oder deren Namen zu ändern. In 2 Könige 23,34 beispielsweise änderte der Pharao Necho den Namen Eljakims zu Jojakim. In 2 Könige 24,17 änderte Nebukadnezar den Namen Mattanja zu Zedekia. Auf diese Art zeigten diese Könige, dass sie die Vorherrschaft und Kontrolle über den Thron Judas innehatten. Darüber hinaus betont die Namensgebung in der Bibel oft das Wesen, die Essenz oder die Qualität des Benannten. Daher hat Gott nun das Licht und die Finsternis fixiert; ein Licht und eine Finsternis haben einen festen Platz in der Schöpfungsordnung gefunden.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose


Genesis 1,5b nennt die Vollendung des ersten Tages: Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag. Der Abend wird zuerst genannt, weil der Tag in jüdischer Zeitrechung mit dem Abend beginnt. Der Tag geht von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Diese Ausdruckweise »Abend und Morgen« lässt einfach gar nichts anderes als einen Zeitraum von 24 Stunden zu. Der Vers schließt mit den Worten ein Tag – auf Hebräisch jom echad. Hier findet sich die Zahl eins in ihrer Kardinalform (eins) anstelle der Ordnungsform (erster). Alle anderen Tage werden in der Ordnungsform aufgezählt: zweiter, dritter, vierter, fünfter, sechster und siebter Tag (nicht: Tag, Tag zwei, Tag drei, Tag vier, Tag fünf, Tag sechs, Tag sieben). Somit lautet die Lesart nicht »erster Tag«, sondern Tag eins. Eine Erklärung der Rabbiner stammt von Raschi; er behauptet, der Vers sollte mit »Tag des Einen« übersetzt werden, da niemand außer Gott existiert habe; und niemand außer Gott habe irgendeinen Nutzen aus diesem Tag ziehen können. Engel seien erst am zweiten Tag geschaffen worden. Rabbi Nachmanides jedoch verkündete, das Wort erster deute einen Vorgänger an, als es beide schon gegeben habe. In diesem Falle war der zweite noch nicht gekommen. Es gab noch keinen zweiten Tag. Statt daher »erster« zu sagen, sagte Gott »Tag eins«. Nochmals: Das ist rabbinische Theologie; und diese kann manchmal sehr phantasievoll sein. Das Wort echad kann »eins« im absoluten (unteilbaren) oder im zusammengesetzten Sinne bedeuten. Dasselbe Wort wird in 5 Mose 6,4 verwendet 7: Jehova, unser Gott, ist Einer (echad Jehovah). In 15b bezieht sich echad auf eine zusammengesetzte Eins, weil sie von zwei Einheiten gebildet wird: Abend und Morgen.

Das Wort Licht ist fünf Mal zu finden, das Wort Finsternis zwei Maleachi Zählt man diese Erscheinungen zusammen, erhält man sieben. Die Rabbiner nennen zwei Gründe, aus denen fünf Mal das Licht erwähnt wird. Der erste Grund ist, dass fünf Lichter die fünf Bücher der Torah (des Pentateuch) repräsentieren. Der zweite Grund für die fünfmalige Erwähnung des Lichtes ist, dass die fünf Arten des Lichts dargestellt werden: das Licht der Schöpfung; das Licht der Erlösung; das Licht für denjenigen, der Buße tut; das Licht des Tempels; und das Licht der Torah und ihrer Gebote.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

zu der „Verwandschaft“ des Namens Jehovah mit „es werde“ und „es wurde“ siehe auch diesen Artikel hier...

Dankbar trotz Problemen?

danksaget in allem, denn dieses ist der Wille Gottes in Christo Jesu gegen euch.
Elberfelder 1871 – 1 Thessalonicher 5,18

Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen.
All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein.
Hoffnung für Alle – 1 Thessalonich 5,18

Dankt Gott in jeder Lebenslage! Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Gute Nachricht Bibel – 1 Thess 5,18

ἐν παντί in jeder Lage (vgl. B πᾶς 2aβ). εὐ-χαριστεῖτε Imp. -χαριστέω dankbar sein; Dank sagen, danken.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Wie soll man denn dankbar sein, wenn man Probleme über Probleme hat? Geht das denn überhaupt? Heißt dass, ALLES positiv zu sehen, und über Sorgen und Problemen hinweg zu lächeln?

Die Heiden, die an die Unbeeinflussbarkeit des Schicksals oder der Götter glaubten, gingen davon aus, dass der Mensch alles, was ihm widerfährt, annehmen und dankbar dafür sein soll. Nach Paulus können diejenigen, die auf die Allmacht und Liebe Gottes vertrauen, in allen Situationen Dank sagen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Beten ist Ausrichtung und Hören auf Gott, Begegnung mit Gott, Anbetung Gottes – und Loslassen. Wenn die Not oder die Ratlosigkeit zu Gott hin gesagt wird, ist es – in der biblischen Tradition der Psalmen – Klagen, das heißt loslassen zu Gott hin. Ohne „Adresse“ wäre es nur Jammern. Ebenso entfaltet das Danken („Gott sei Dank!“) eine große Kraft, wenn es Gott als Adresse hat. Das Danken ist ein wesentlicher Ausdruck des Betens (1Thess 5,18), denn die „Dankbarkeit bewahrt die Liebe zu Gott, und so bleibt das Herz auf ihn gerichtet“ (Luther).

P&S 3/2020

Unsere Reaktion auf Prüfungen
Der segensreiche Ausgang einer Prüfung hängt oft von unserer Reaktion ab (Heb 12,11). Es ist leider auch möglich, sich in Bitterkeit, Groll, Selbstmitleid und Verzweiflung hineintreiben zu lassen. Manche haben sogar den Glauben verleugnet und sich von dem Herrn Jesus abgewandt. Diejenigen, die sich zum Glauben an Christus bekennen, werden häufig ermahnt, vor solchen Einstellungen auf der Hut zu sein. Man könnte unter Umständen schwierige Prüfungen als Zeichen des Missfallens Gottes werten. Das warauch die Theorie der Freunde Hiobs, aber sie waren ganz deutlich im Irrtum (Hi 42,7). Wenn Paulus seine Leiden so aufgefasst hätte, dann hätte er seinen Dienst aufgegeben (2Kor 11,23-27). Natürlich gibt es bezüglich dieser Erde Gericht für Sünde (1Kor 11,29-31; Apg 5,3-5), aber das Fehlverhalten sollte in solchen Fällen klar zutage liegen und nicht etwas sein, wonach wir unsere Seelen endlos durchforschen müssen. Solche Selbstprüfung führt oft zu einer falschen Erklärung. Am Ende zweifelt jemand vielleicht sogar an seiner sicheren Stellung vor Gott (Eph 1,2-6).
Auch gottesfürchtige Menschen haben ihre Probleme oft falsch interpretiert. Jeremia dachte, dass Gott ihn bestrafte (Klagel. 3,1-12). Die Jünger dachten, dass der Blindgeborene entweder wegen der Sünde eines Elternteils oder wegen irgendeiner Sünde leiden musste, die er vielleicht im Mutterleib begangen hatte. Aber keine von beiden Theorien entsprach der Wahrheit (Joh 9,1-3). Glaubende werden manchmal von Zweifel und Furcht überwältigt. Die Jünger des Herrn waren vor Schreck gelähmt, als ein wilder Sturm ihr kleines Boot hin- und herwarf. Jesus fragte: “Wo ist euer Glaube?” (Lk 8,24.25). Eine gegensätzliche Reaktion finden wir bei den Thessalonichern, bei denen auch Verfolgung ihren starken Glauben nicht erschüttern konnte (1Thess 3,3-6). Was können wir tun, wenn wir von Zweifel, Furcht und Verwirrung angegriffen werden?
Sinnen Sie über Gottes Charakter nach. Gott weiß über alles Bescheid. Vertrauen Sie Ihm. Seien Sie still und erkennen Sie, dass Er Gott ist (Ps 46,11; Luther 1912). Lieben Sie Ihn. Preisen Sie Ihn allezeit (Ps 34,2). Paulus und Silas sangen, als sie im Gefängnis waren, sehr zum Erstaunen der Anderen (Apg 16,25). Unser Geist erhebt sich über die gegenwärtigen Prüfungen, wenn wir uns mit dem absolut zuverlässigen Charakter unseres wunderbaren Heilands beschäftigen.
Versuchen Sie, die Gedanken Gottes zu verstehen. Gehen Sie tief ins Wort. Die Bibel kann unsere Seele aufrichten und beleben (Ps 119,28.50.147). Schwierigkeiten können eine wunderbare Gelegenheit zu neuen Einsichten in das Wesen Gottes und Sein Handeln mit uns bieten. In Zeiten der Prüfung ist Gebet besonders angebracht (Jak 5,13). Danken Sie dem Herrn in allen Umständen (1Thess 5,18). Hingabe inmitten von Problemen ist reiner als nur eine Schönwetterliebe. Widerstehen Sie dem Gefühl der Angst (Ps 34,5.6).
Über hundertmal wird dem Glaubenden in der Bibel gesagt: “Fürchte dich nicht.” Durch Glauben kann Gott Stärke und Mut an die Stelle von Zittern und Zagen setzen (Jos 1,9). Nervosität macht nur alles schlimmer. Bewahren Sie Ihre Haltung. Das stärkt und ermutigt Andere.
Rühmen Sie sich Ihrer Schwachheit (2Kor 11,30). Unsere Schwachheit gibt Ihm Gelegenheit, Seine Macht und Stärke durch uns zu offenbaren. Unsere Unfähigkeit und Hilflosigkeit zwingt uns zur alleinigen Abhängigkeit von Gott und bringt uns von unserer Selbständigkeit und Unabhängigkeit weg. Versuchen Sie, Prüfungen als ein Mittel zur Charakterformung zu sehen (1Petr 5,10; Röm 5,3; Jak 1,2.3). Gehen Sie mit Siegesbewusstsein durch Schwierigkeiten (Heb 11,33.34). Es ist besonders hilfreich, wenn wir geduldig sind (1Petr 2,20). Freuen Sie sich darin, anstatt die Prüfung einfach nur zu ertragen (2Kor 8,2; Apg 5,41).
Benutzen Sie Gelegenheiten. Prüfungen können auch zur Verbreitung des Evangeliums verwendet werden. Weil Paulus im Gefängnis war, konnte er die Kenntnis des Herrn Jesus der ganzen Palastwachemitteilen (Phil 1,13). Glaubende, die Paulus’ Beispiel beobachtet hatten, wagten nun, das Wort Gottes viel freimütiger und furchtloser zu verkündigen (Phil 1,14). Persönliche Schwierigkeiten können Bausteine für unseren Dienst an Anderen sein. Gott tröstet uns in Leiden, so dass wir auch Andere in Zeiten der Prüfung trösten können (2Kor 1,4).
Richten Sie Ihren Blick auf die Zukunft. Die gegenwärtigen Leiden sind nichts im Vergleich zu der zukünftigen Herrlichkeit (Röm 8,18). Die relativ leichten Prüfungen der Gegenwart sind nur für eine kurze Zeit und werden dann von überreichem ewigen Lohn gefolgt (2Kor 4,17). Viel Verfolgung wird dem Leidenden viel Lohn bringen (Mt 5,11.12). Der Herr Jesus sagt: “Freuet euch!”

Jean Gibson – Training im Christentum

Ja, Jehovah ist der Gott allen Trostes, der uns immer versteht und die Kraft und den Segen für jeden Moment in unserem Leben geben kann – und ER hat nur unser Bestes im Sinn!

„von Gott verlassen“??

Juble, du Unfruchtbare, die nicht geboren, brich in Jubel aus und jauchze, die keine Wehen gehabt hat! denn der Kinder der Vereinsamten sind mehr als der Kinder der Vermählten, spricht Jehova. Mache weit den Raum deines Zeltes, und man spanne aus die Behänge deiner Wohnstätte; (Eig deiner Wohnstätten, d. h. deiner geräumigen Wohnung) wehre nicht! (O. spare nicht) Mache deine Seile lang, und deine Pflöcke stecke fest! Denn du wirst dich ausbreiten zur Rechten und zur Linken; und dein Same wird die Nationen in Besitz nehmen, und wird die verödeten Städte bevölkern. Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht beschämt werden, und schäme dich nicht, denn du wirst nicht zu Schanden werden; sondern du wirst der Schmach deiner Jugend vergessen und der Schande deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken. Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann, -Jehova der Heerscharen ist sein Name-und der Heilige Israels ist dein Erlöser: er wird der Gott der ganzen Erde genannt werden. Denn wie ein verlassenes und im Geiste betrübtes Weib ruft dich Jehova, und wie ein Weib der Jugend, wenn sie verstoßen ist, spricht dein Gott
Elberfelder 1871 – Jesaja 54,1–6

denn der dich ehelicht,
der dich machte ists,
ER der Umscharte sein Name!
der dich auslöst,
der Heilige Jissraels ists,
Gott alles Erdreichs wird er gerufen.
Buber – Jes 54,5

Denn dein Gemahl ist der, der dich erschuf, Jehova, der Weltenherrscher, ist sein Name, der dich erlösete, der Heilige Israels, er heisst der ganzen Erde Gott.
van Ess – Jes 54,5

Denn dein Gemahl ist es, Der dich gemacht, Jehovah der Heerscharen ist Sein Name; und dein Erlöser, der Heilige Israels, der Gott der ganzen Erde wird Er genannt. Jes 41,14; 62,5; Ps 149,2; Jer 31,35; 51,5; Offb 21,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jes 54,5

Denn dein großer Erschaffer ist für dich wie ein Ehemann, Jehova, der Herr der Heere, ist sein Name, und der Heilige Israels ist dein Rückkäufer. Man wird ihn den Gott der ganzen Erde nennen.
Neue WeltÜbersetzung 2018
o – nein, „ihr“ seit die einzige Übersetzung im deutschen, die ein „WIE“ einfügen. Nein – das gibt der hebräische Text „leider“ nicht her!

Gemäß Hesekiel wird Gott in der Zukunft einen für immer geltenden Vertrag mit Israel schließen. Dieser ewige Bund ist derselbe wie der Neue Bund in Jeremia 31,31–34. Dieser neue und immerwährende Bund ist auch ein neuer Heiratsvertrag, auf dessen Säulen die Wiederheirat ruhen wird.

Die Wiederherstellung Israels als Jehovahs Frau wird auch in Jesaja 54,1–8 beschrieben: …

Jesaja beginnt damit zu erklären, dass die wiederhergestellte Frau jetzt anfangen wird, rechtmäßige Kinder zu bekommen (V. 1–3). Israel hat in der Zerstreuung viel mehr Kinder hervorgebracht als vorher, als sie noch mit Jehovah verheiratet war (V. 1). Israel brachte tatsächlich viele uneheliche Kinder hervor und nur sehr wenig rechtmäßige, und die legitimen wurden oft den fremden Göttern geopfert. Aber dann wird sich das alles ändern. Jesaja ermutigt Israel, ihr Haus auszubauen (V. 2–3), um die vielen rechtmäßigen Kinder, die noch kommen werden, unterbringen zu können. Der Grund dafür und für die kommenden legitimen Kinder ist die Wiedervereinigung durch die Hochzeit (V. 4–8). Israels frühere Unzucht wird vergessen sein (V. 4) und Jehovah wird wieder ihr Ehemann sein (V. 5). Gott wird wieder um seine Frau werben, wie er es tat, als sie jung war (V. 6), und alle vergangenen Entbehrungen werden dann ersetzt durch neuen Segen (V. 7–8).

Diese Wiederheirat wird auch noch in Jesaja 62,4–5 beschrieben:

Man wird dich nicht mehr »Verlassene« nennen und dein Land nicht mehr als »Wüste« bezeichnen, sondern man wird dich nennen »Meine Lust an ihr« und dein Land »Vermählte«; denn der HERR wird Lust an dir haben, und dein Land wird wieder vermählt sein. Denn wie ein junger Mann sich mit einer Jungfrau vermählt, so werden deine Söhne sich mit dir vermählen; und wie sich ein Bräutigam an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen.

Das Land, das Israel wegen seiner Hurerei verloren hat, wird vollständig wiederhergestellt werden. Wie ein frisch gebackener Ehemann sich über seine jungfräuliche Braut freut, so wird Gott sich über seine wiederhergestellte Frau freuen.

Fruchtenbaum – Geheimnisse Gottes – Israel

An die Stellte von Ewigkeit und Himmel treten Zeit und Erde. Israel war das von Gott auserwählte irdische Volk, eine Nation, die als solche durch Bündnisse und Verheißungen sowie durch äußere Mittel: das Blut des Passahlammes, die Beschneidung, das Gesetz, den Dienst usw., von allen anderen Völkern der Erde abgesondert war – ein Volk, das wiederum als solches, zu Jehova, seinem Bundesgott, in Beziehung stand und auch am Ende der Tage wieder in Beziehung stehen wird. Die innere geistliche Verbindung, die zwischen den wahren Gläubigen in der Mitte Israels und Gott bestand, hatte nichts mit dieser allgemeinen äußeren Beziehung zu tun. Jehova betrachtete sein Volk, ob gläubig oder nicht gläubig, als sein „Weib“, das unter ihm war und ihm Gehorsam und Anerkennung seiner Rechte als „Mann“ schuldete. Wandte es sich von ihm ab zu anderen „Männern“, d. h. zu den Götzen der übrigen Völker, so wurde es eine „Ehebrecherin“. Es trieb „Hurerei“ in geistlichem Sinne. Daß diese Sünde auch in ihrer buchstäblichen Bedeutung in der Mitte des Volkes im Schwange war und im Laufe der Zeit furchtbare Formen annahm, ist bekannt, kommt aber hier nicht in Betracht.

Israel war also als Volk das „Weib Jehovas“. Wird Israel denn niemals „Braut“ genannt? Doch. Als das Volk Ägypten verlassen, das Rote Meer durchschritten hatte und nun als das Eigentumsvolk Jehovas durch die Wüste zog, da betrachtete Jehova es als seine „Braut“, das will sagen, es war noch nicht voll und ganz in das neue Verhältnis zu seinem Gott eingeführt. Im Blick auf diese Zeit lesen wir in Jeremia 2,2-3: „So spricht Jehova: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Lande. Israel war heilig dem Jehova, der Erstling seines Ertrags.“1
Herrliche, gnadenreiche Worte! Aber ach! gleich nachher muß Gott klagend ausrufen: „Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, daß sie sich von mir entfernt haben und der Nichtigkeit (d. h. den nichtigen Götzen) nachgegangen sind?…Hat irgend eine Nation die Götzen vertauscht? und doch sind sie nicht Götter; aber mein Volk hat seine Herrlichkeit vertauscht gegen das was nichts nützt. Entsetzt euch darüber, ihr Himmel und schaudert, starret sehr! spricht Jehova.“ Und im nächsten Kapitel: „Fürwahr, wie ein Weib ihren Freund treulos verläßt, so habt ihr treulos gegen mich gehandelt, Haus Israel, spricht Jehova“. (Jeremia 2,5-11; Jeremia 3,20).


Immer und immer wieder reden die Propheten in ähnlicher Weise, indem sie Juda oder Israel, oder beide, aber auch Jerusalem eine Hure, ein ehebrecherisches Weib nennen, das ihrem Manne (Jehova) die Treue gebrochen hat, und darum von ihm ihr gerechtes Urteil empfängt: Entlassung und Überantwortung in die grausamen Hände ihrer Buhlen. (Vergl. Jesaja 50,1; Hesekiel 16; Hesekiel 23; Hosea 2,2-5; Hosea 3,1). Zugleich aber verkünden sie auch in ergreifender Weise die reuevolle Umkehr des Volkes „am Ende der Tage“ zu seinem „ersten Mann“, nachdem es „Zwiefältiges für alle seine Sünden empfangen hat“ (Jesaja 40,2), und Jehova sich ihm in Erbarmen wieder zuwendet. In der Zwischenzeit befindet sich Israel im „Witwenstand“, sie ist eine Vereinsamte, Unfruchtbare, gleicht einem verstoßenen Weibe usw. Im Zorneserguß hat Jehova sein Volk für einen kleinen Augenblick verlassen. Aber auch verstoßen? „Das sei ferne!“ ruft Paulus in Römer 11,1 aus. Nein, der Schilderung der Verwerfung des Messias in Jesaja 53 und seiner Leiden um der Sünden seines Volkes willen folgen sofort im nächsten Kapitel die wunderbaren Worte: „Jubele, du Unfruchtbare, die nicht geboren, brich in Jubel aus und jauchze, die seine Wehen gehabt hat! denn der Kinder der Vereinsamten sind mehr als der Kinder der Vermählten, spricht Jehova… Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht beschämt werden…sondern du wirst…der Schande seiner Witwenschaft nicht mehr gedenken. Denn der dich gemacht hat ist dein Mann, – Jehova der Heerscharen ist sein Name – und der Heilige Israels ist dein Erlöser: Er wird der Gott der ganzen Erde genannt werden. Denn wie ein verlassenes und im Geiste betrübtes Weib ruft dich Jehova, und wieein Weib der Jugend, wenn sie verstoßen ist, spricht dein Gott.“ (Lies Jesaja 54,1-10).


Noch viele andere, ähnliche Stellen könnten angeführt werden, vor allem Hosea 2,14-23, aber sie alle zeigen auf den ersten Blick den gewaltigen Unterschied zwischen dem Verhältnis des Volkes Israel als Braut oder Weib zu Jehova, seinem Gott, und dem gegenwärtigen bräutlichen Verhältnis der Gläubigen zu Christo, dem verherrlichten Menschensohn zur Rechten Gottes, oder dem späteren als „Weib des Lammes“. Es ist schwer zu verstehen, wie es überhaupt möglich ist, beide miteinander zu verwechseln und zu der Frage zu kommen, ob etwa Israel die Braut des Lammes sei; umsomehr als es sich ausnahmslos in dem einen Falle um irdische Verhältnisse und Segnungen (vergl. u. a. Hose 2,21-23), in dem anderen um himmlische handelt.

Rudolf Brockhaus — Die Braut, das Weib des Lammes

Das Jerusalem jener Zeit ist durch Pracht und Gerechtigkeit gekennzeichnet (Jes 62,1). Alle Völker erkennen diese Gerechtigkeit (Jes 62,2a). Jerusalem erhält auch den neuen Namen (Jes 62, 2b), den Hesekite in 48,35 erwähnt: „Jehova schammah“. Jerusalem zeichnet sich außerdem durch Schönheit aus (Jes 62, 3). Gott wird die Stadt nie mehr verlassen oder verwüsten (Jes 62, 4a), denn sie ist ja seine Freude und Wonne (Jes 62, 4b-5).
Damit Gottes Verheißungen auch bestimmt eines Tages erfüllt werden, sind göttliche Boten auf die Mauern Jerusalems gestellt worden. Sie sollen Gott daran erinnern, daß er versprochen hat, Jerusalem zur Freude und zum Lobpreis der ganzen Welt zu machen (Jes 62, 6-7). Die Einwohner der Stadt erhalten die Zusage,
sie dürften sich der Frucht ihrer Arbeit erfreuen, denn was sie sich erarbeitet haben, soll ihnen kein Feind mehr nehmen können (Jes 62, 8-9). Gott erklärt feierlich, er werde Jerusalem Heil und Erlösung schenken, weil er sich an seine Zusagen gebunden hat (Jes 62, 10-12). Jubel und Freude als herausragende Merkmale des zukünftigen Jerusalem können wir auch Jesaja 65,18-19 entnehmen:

Arnold Fruchtenbaum . Handbuch der biblischen Prophetie

Von Gott verlassen? Nein, Gott hat sich immer an seinen Bund gehalten, und wird auch in Zukunft bei seinem einmal geschlossenen Bund bleiben – Jehovah wird NIE wortbrüchig.

Gottes Gnade / Barmherzigkeit

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christo Jesu, unserem Herrn
Elberfelder 1871 – Römer 6,23

Der Lohn, den die Sünde zahlt, ist der Tod. Gott aber schenkt uns unverdient, aus reiner Gnade, ewiges Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Gute Nachricht Bibel – Röm 6,23

Denn der Gewinn aus der Sünde ist nur der Tod; das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in Jesus Christus, unserem Herrn.
Neue evangelistische Übersetzung – Römer 6,23

Denn das, was dabei rumkommt, wenn man die Sachen macht, die Gott nicht gut findet, ist der Tod. Gott aber schenkt ein ewig geiles Leben durch Jesus Christus, der unser Chef ist.
VolxBibel – Röm 6,23

ὀψώνιον Sold, Lohn, Bezahlung; m. gen. auctoris (A153) τὰ ὀψώνια τῆς ἁμαρτίας der Lohn, den die Sünde zahlt. χάρισμα3 Gnadengeschenk, Gnadengabe. ἐν hier mit od. durch.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Dass der Tod der Sünde Sold bleibt, wird durch keine Erlösung aufgehoben. Christus hebt durch die von ihm Verkündigte und geoffenbarte Erlösung aber die Sünde auf. Damit hebt er aber auch den Tod als den Lohn der Sünde auf. Das von Paulus in dieser Verbindung benutzte Wort für Lohn, op11onja, war einst die Löhnung für das Heer. Mit dem Wort Charisma dagegen wurde das Dotierungswerk des Imperators für seine verdienten Veteranen bezeichnet. In diesen beiden Bildern redet Paulus hier vom Lohn der Sünde und Vom Charisma als dem Gnadengeschenk Gottes. Godet macht daher die Bemerkung, dass Lohn eigentlich dem Sinne nach etwa Verdientes sei. Das Wort ophonion dagegen besagte jenen Naturalsold oder auch jene Bezahlung in Bargeld, welche einem Soldaten von seinem Befehlshaber ausgezahlt wurden. Demnach ist es einleuchtend, dass die Bestimmung tes hamartias, der Sünde, hier nicht der Genitiv des Objekts ist: der für die Sünde bezahlte Lohn, sondern [245] der Genitiv des Subjekts: der von der Sünde bezahlte Lohn. Die Sünde ist personifiziert als der natürliche Gebieter des Menschen. Und sie ist dargestellt, wie sie ihre Untertanen mit dem Tode bezahlt, indem sie dieselben in Form des Verderbens ernten lässt, was sie im Dienste des Fleisches gesät haben (Gal 6, 6f.; 2 Kor 5,10).

Andererseits redet der Apostel nicht nur von einem Lohn. Er spricht auch von einem Gnadengeschenk, von dem Charisma Gottes. „Dieses Wort ist hier in seinem allgemeinen Sinn genommen; es umfasst das ganze Werk Gottes für uns und in uns, von der Sendung Christi an bis zur endlichen Rechtfertigung: dieses ist ganz freiwilliges Geschenk, unverdiente Gnade, wie das ewige Leben, welches das Ziel von jenem ist.“ „Die Hölle“, sagt Hodge“ „ist immer verdient, der Himmel niemals“ (nach Godet H. Teil, 7, S. 37). Mit den beiden Begriffen „Hölle“ und „Himmel“ werden nun im Sprachgebrauch des Reiches Gottes nicht etwa nur zwei wesensverschiedene Orte bezeichnet. Sie bezeichnen zwei mit dem Menschen eng verwachsene Lebenszustände. Der unerlöste Mensch würde auf Grund seines Zustandes ohne Christus jeden Himmel wiederum zu einer Hölle machen. Der durch Christus erlöste Gerechte lässt auch die Hölle zu einem Lebensraum werden, in welchem Gott durch seine Gegenwart herrschen und die Fülle seiner Gnade und die Wirkungen seines Geistes offenbaren kann.

Sklaven durften »Sold« erhalten und wurden manchmal tatsächlich bezahlt. Nach dem Gesetz waren die Güter eines Sklaven genau genommen zwar Eigentum seines Besitzers, aber der Sklave durfte dennoch über diese Güter oder das Geld (peculium) verfügen, ja er konnte sich sogar damit freikaufen.
Da solcher Lohn oder »Sold« normalerweise als etwas Positives empfunden wurde, wirkt die Aussage des Apostels umso überraschender.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Wenn nun der Apostel seine bisherigen Ausführungen von den zwei einander entgegengesetzten Knechtszuständen zusammenfasst und den Inhalt seiner Botschaft ihrem Höhepunkt entgegenführt, so stellt er alles bisher Gesagte ‘ unter die zwei inhaltsvollen Textworte: „Der Sünde Sold ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn-“ Nur zwei Sätze, aus denen jedoch der ganze Ernst der Ewigkeit spricht. Dass der Tod der Sünde Sold bleibt, wird im gegenwärtigen Leben durch keine Erlösung aufgehoben. Christus hebt aber durch das von ihm geoffenbarte Heil die Sünde auf, damit aber auch den Lohn der Sünde. Denn selbst der Tod, das Sterben muss Gott zur Offenbarung der Herrschaft seines Lebens werden. In Christus Jesus erweist Gott sich als das Leben schlechthin: als der alleinige Souverän auch über jede Todesmacht. Daher muss im Leben der Glaubenden letzthin auch der Tod als geschichtlicher Vorgang Gott zur Gelegenheit werden, seine Herrlichkeit zu offenbaren. Menschen, die Christus hineinziehen konnte in das „ewige Leben“, das er als Auferstandener lebt, teilen bereits vor ihrem Sterben mit ihm „ewiges“ Leben, d. h. jenes Leben, das keinem Tode als Sold der Sünde mehr unterworfen ist. Gott gibt dem Sterben der Gerechten einen völlig neuen Inhalt. Durch Christi Sieg hat [246] der Tod derer, die eine Lebenseinheit mit ihm geworden sind, einen seinem Auferstehungs-Leben entsprechenden Inhalt empfangen. Wie Paulus diese frohe Botschaft mit zum Inhalt seines Evangeliums gemacht hat, bezeugt er zuletzt besonders klar und konsequent in den Schlussversen des 8. Kapitels seines Römerbriefes Aus ihnen spricht das unerforschliche Gnadengeschenk, das Charisma Gottes in solcher Kraft und Fülle, dass dadurch nicht nur Paulus als Apostel, sondern unzählige Glaubende immer wieder zu dem Bekenntnis begnadigt wurden: „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ Sterben und Sterben können mithin zwei gleiche geschichtliche Vorgänge, aber ganz verschiedenen Inhalts sein. – Hier geht es Um die ganz große Heilsfrage, ob der Mensch stirbt, um fürs Gericht und für den Sold der Sünde zu erwachen, oder ob er stirbt, um jenes ewige Leben zu ererben, das ihm in seiner Kraft, in seinem Heil und in seinem Ziele bereits gegenwärtig in Christus Jesus erschlossen werden konnte. Denn dass Christus in seiner Vollmacht auch in der Auferstehungsfrage und im Ererben des ewigen Lebens im Mittelpunkt des Geschehens stehen wird, geht ganz spontan aus den Schlussworten des Apostels hervor: „In Christus Jesus, unserem Herrn.“ Sein Evangelium kennt keine andere Überwindung des Todes, verheißt auch kein anderes Leben als Heilsvollendung, denn das Leben, das Glaubende bereits gegenwärtig in Christus Jesus, ihrem Herrn, haben. Der Auferstandene bleibt der Kyrios und das Haupt der Gemeinde auch in ihrer Vollendung. Mit dem Vater wird er die Herrschaft über die kommenden Zeitalter der Vollendung teilen, die für uns Sterbliche jenseits von Tod und Grab liegen. Daher sind Menschen in ihrer Kindesstellung zu Gott und in ihrer Lebensverbindung mit Christus bereits gegenwärtig stark in ihrer Schwachheit, zuversichtlich in ihren Erwartungen, lebendig in ihrem Zeugnis und in ihrer Hoffnung. Sie sind es nicht etwa dank ihres Glaubens oder ihrer Heilserlebnisse. Sie kommen aber angesichts aller Vergänglichkeit und Gerichte der Welt dennoch zur Ruhe des Glaubens, weil der Auferstandene der Inhalt und die Zukunft auch ihres Lebens geworden ist. Er ist und bleibt für sie das Charisma, das unaussprechliche Gnadengeschenk, da Gott durch ihn die Fülle und der Reichtum seiner Gnade und Herrlichkeit durch die Zeitalter der Zeitalter hindurch offenbaren wird.

Kroeker – Römerbrief

„Gnade“ ist die Güte Gottes zu uns in Christus, die wir nicht verdient haben. Sie ist eigentlich das Gegenteil der Verdammnis, die wir als Sünder verdient haben (Röm 3,23; 6,23). „Barmherzigkeit“ ist die Hilfe, die Gott uns gibt, wenn wir ihm vertrauen, weil wir selbst hilflos sind, damit wir die Herausforderungen des Lebens meistern können. „Friede“ hat die doppelte Bedeutung sowohl einer objektiven Versöhnung mit Gott als auch einer subjektiven Ruhe im Herzen, weil wir wissen, dass Jesus die Strafe für unsere Sünde bezahlt hat (2 Kor 5,21) und dass Gott für uns alles zum Guten mitwirkt (Röm 8,28).

ERF – Bibelkunde Neues Testament Teil II

Planmäßig

Denn ich weiß ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht Jehova, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang (O. Zukunft) und Hoffnung zu gewähren.
Elberfelder 1871 – Jeremia 29,11

Denn also spricht Jehovah: Wenn siebzig Jahre voll sind (nach dem Munde der Fülle von siebzig Jahren) für Babel, werde Ich euch heimsuchen und über euch Mein gutes Wort bestätigen, daß Ich euch zurückbringe an diesen Ort. Jer 25,11.12; 33,14; 1Kön 2,4.
Denn Ich weiß die Gedanken, die Ich denke über euch, spricht Jehovah, Gedanken des Friedens und nicht zum Bösen, euch zu geben eine Zukunft und Hoffnung. Jer 32,37; Ps 92,6; Jes 55,8.9.
Und rufet ihr Mich und wandelt und betet zu Mir, so werde Ich auf euch hören. Jes 58,9; Ps 50,15.
Und ihr werdet Mich suchen und finden, wenn ihr nach Mir sucht von ganzem Herzen. 5Mo 4,29; 1Chr 28,9; Jes 55,6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jer 29,10–13

Ich weiß genau, was ich mit euch machen will. Und ich habe einen guten Plan für euch, einen Plan, der Frieden bringt und kein Chaos. Ich will euch eine gute Zukunft schenken, damit ihr die Hoffnung nicht verliert.
VolxBibel – Jer 29,11

In dem Seelsorgebuch, das ich vor kurzem duchgegangen bin, ist das ein Vers, der fast in jedem Kapitel als „Lösungsansatz“ angeboten wird. Einfach aus dem Zusammenhang gerissen: Gott wird dein Leben wieder zum Guten verändern – also laß IHN machen.
Aber schaut man sich den Vers genauer an, dann stellt man fest: Jehovah spricht durch Jeremia zu seinem Volk, und widerspricht darin der „Ersatztheologie“ – ER hat einen Plan mit Israel, seinem Volk – und wird diesen Plan auch ausführen! So unwahrscheinlich wie ein Wiederaufbau des Tempels zur Zeit Jeremias aussah, so unwahrscheinlich scheint heute, dass es ein Volk aus jüdischen Menschen nach IHM schreien wird. Aber auch diese Vorraussage der Bibel wird sich erfüllen.

Wenn wir nun die in den Kapiteln 30 bis 33 enthaltenen prophetischen Hinweise Jeremias auf die Zukunft Israels kurz zusammenfassen, wollen wir uns diese verschiedenen Phasen der Wiederherstellung vor Augen halten.
Was uns hier vor allem beeindruckt, ist Gottes unveränderliche Liebe zu seinem Volk. Er sagt von ihm: «Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte» (Jer 31,3) – «Denn ich weiss ja die Gedanken, die ich über euch denke, spricht der HERR, Gedanken des Friedens und nicht zum Unglück, um euch Ausgang und Hoffnung zu gewähren» (Jer 29,11). So, wie Er über sie gewacht hat, um niederzureissen, zu zerstören und zu verderben, so wacht Er über sie, um zu bauen und zu pflanzen (Jer 31,28).
Hinsichtlich der Wiederherstellung seines zwölfstämmigen Volkes und der Erfüllung seiner Verheissungen an David gibt Er eindrückliche Zusicherungen: «Wenn nicht mein Bund bezüglich des Tages und der Nacht besteht, wenn ich nicht die Ordnungen des Himmels und der Erde festgesetzt habe, so werde ich auch die Nachkommen Jakobs und Davids, meines Knechtes, verwerfen, dass ich nicht mehr von seinen Nachkommen Herrscher nehme über die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Denn ich werde ihre Gefangenschaft wenden und mich ihrer erbarmen» (Jer 33,25.26).
Der Schlag des HERRN gegen sein Volk war so furchtbar, dass dessen Wunde unheilbar ist. Vonseiten der Menschen kann und will ihm niemand helfen. Aber der HERR sagt: «ich will dir einen Verband anlegen und dich von deinen Schlägen heilen» (Jer 30,17).
Er wird die Kinder Israel heraufführen aus all den Ländern, wohin Er sie vertrieben hatte, und wird sie in ihr Land zurückbringen, das Er ihren Vätern gegeben hat. «Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht der HERR, dass sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften» (Jer 16,15.16).
Aber die Rückkehr des Volkes ins Land genügt nicht. Es muss auch eine innere Umkehr stattfinden. In Sacharja 13,8.9 lesen wir, dass zwei Teile des Volkes im Land, die im Unglauben verharren, ausgerottet werden und verscheiden. Den dritten Teil wird der HERR ins Feuer der Drangsal bringen und sie läutern. Sie werden Ihn anrufen und Er wird sich von ihnen finden lassen. – Andere wieder, besonders Ephraim, d.h. die zehn Stämme, werden schon in den fremden Ländern zur Buße gelangen und sagen: «bekehre mich, damit ich mich bekehre, denn du bist der HERR, mein Gott. Denn nach meiner Umkehr empfinde ich Reue, und nachdem ich zur Erkenntnis gebracht worden bin, schlage ich mich auf die Hüften. Ich schäme mich und bin auch zuschanden geworden, denn ich trage die Schmach meiner Jugend» (Jer 31,18.19). Wie wird der HERR antworten? «Siehe, ich bringe sie aus dem Land des Nordens und sammle sie vom äussersten Ende der Erde … Mit Weinen kommen sie, und unter Flehen leite ich sie; ich führe sie zu Wasserbächen auf einem ebenen Weg, auf dem sie nicht straucheln werden. Denn ich bin Israel zum Vater geworden, und Ephraim ist mein Erstgeborener» (Jer 31,7-9).
Das geläuterte Volk wird «dem HERRN, ihrem Gott, dienen und ihrem König David, den ich ihnen erwecken werde.» Denn «sein Machthaber wird aus ihm sein und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen» (Jer 30,9.21).
Der HERR wird mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen: «Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben; und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein … sie alle werden mich erkennen von ihrem Kleinsten bis zu ihrem Grössten, spricht der HERR. Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken» (Jer 31,31-34).
Jerusalem wird dem HERRN dann «zum Freudennamen, zum Ruhm und zum Schmuck sein bei allen Nationen der Erde, die all das Gute hören werden, das ich ihnen tue.» Die Stadt wird genannt werden: «Der HERR, unsere Gerechtigkeit»18 (Jer 33,9.16).
Ja, dann wird eine nie endende Freude und Wonne sein: «Sie werden kommen und jubeln auf der Höhe Zions und herbeiströmen zu den Gütern des HERRN: zum Korn und zum Most und zum Öl und zu den jungen Schafen und Rindern; und ihre Seele wird sein wie ein bewässerter Garten, und sie werden fortan nicht mehr verschmachten. Dann wird die Jungfrau sich freuen beim Reigen, und Jünglinge und Greise miteinander; und ich will ihre Trauer in Freude verwandeln und sie trösten und will sie erfreuen, indem ich sie von ihrem Kummer befreie» (Jer 31,12.13).

Halte fest 1966

Die siebte Passage ist Jeremia 29:11, aber dieser Vers befasst sich auch mit Gottes Souveränität und Gottes Vorsehung, nicht mit seinem individuellen Willen.

Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien

Um die Menschen in ihrer Gefangenschaft gelassen zu machen und ihnen Frieden zu geben:
Bringt Gott sie davon ab, auf dem falschen Fundament aufzubauen, das ihre falschen Propheten gelegt haben (Vers 8–9). Die falschen Propheten sagen ihnen, dass ihre Gefangenschaft kurz sein wird und dass sie deshalb nicht daran denken sollen, in Babel Wurzeln zu schlagen. „Darin nun täuschen sie euch“, sagt Gott. „ ‚Sie weissagen euch falsch‘, auch wenn sie dies ‚in meinem Namen‘ tun. Doch lasst euch von ihnen nicht täuschen. Lasst nicht zu, dass ihr von ihnen irregeführt werdet.“ „Hört auch nicht auf eure Träume, die ihr euch träumen lasst!“ (Vers 8). Er meint entweder die Träume oder falschen Gedanken, mit denen die Menschen sich erfreuen, oder die Träume, welche die Propheten haben und auf welche sie ihre Prophetien stützen. Die Menschen lassen sie sich träumen, denn sie ermutigen die Propheten, sie zu täuschen, und bitten sie, nur „angenehme Dinge“ zu schauen (Jes 30,10). Ob die Träume nun die Menschen oder die Propheten träumen, es sind Träume, um die die Menschen selbst gebeten haben.
Gibt er ihnen eine gute Grundlage, worauf sie ihre Hoffnungen bauen können. Gott verheißt ihnen hier, dass sie zwar nicht schnell zurückkehren werden, sie aber schließlich zurückkehren werden, „wenn die 70 Jahre … gänzlich erfüllt sind“ (Vers 10). Er wird ihre Gefangenschaft beenden. Sie sind zwar zerstreut, manche in dem einen und andere in einem anderen Land, doch er wird sie „sammeln aus allen Völkern und von allen Orten, zu denen ich euch verstoßen habe“ (Vers 14) und sie zu einem Leib zusammenfügen. Sie werden in ihr eigenes Land zurückgebracht werden, an den Ort, von dem sie weggeführt worden sind (Vers 14).
2.1 Das wird die Erfüllung der Verheißung Gottes an sie sein (Vers 10): Dann wird Gott „mein gutes Wort … an euch erfüllen“. Ihre Rückkehr aus dem Exil wird durch die Gewissheit sehr ermutigend sein, dass sie die Erfüllung von Gottes gutem Wort ist, das Resultat einer gnädigen Verheißung.
2.2 Das wird Gottes Plänen mit ihnen entsprechen (Vers 11): „Ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe.“ Seine Gedanken sollen alle zu dem erwarteten Ende führen (Vers 11; KJV), das er zu gegebener Zeit zeigen wird. Sie sollen geduldig sein, bis die Frucht reif ist, und dann werden sie sie bekommen. Er wird ihnen, wörtlich, „ein Ziel und eine Erwartung“ geben, eine Zukunft und eine Hoffnung. Wenn es am schlimmsten ist, dann wird es beginnen, besser zu werden. Er wird sie das Ende sehen lassen – einen tröstlichen Schluss – ihrer Not und die herrliche Vollendung ihrer Wiederherstellung. Er, der am Anfang Himmel und Erde samt dem ganzen Heer von beiden vollendet hat, wird allen Segen beider für die Seinen vollenden. Gott macht nichts zur Hälfte. Er wird sie auch ihre zukünftige Erwartung sehen lassen, das Ende, das sie sich wünschen. Er wird ihnen nicht die Erwartungen ihrer Ängste oder ihrer Fantasie geben, sondern die Erwartung ihres Glaubens.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Sprechen oder Beeinflussen?

Habe gestern eine Broschüre gelesen, in der gesagt wird:

Natürlich sind alle Gebete gut, aber die Art von Gebet, die wirklich die Hand Gottes bewegt und die Situation verändert, muss aus einer tiefen Identifikation mit dem, für wen wir beten, kommen. Ich bin sicher, dass Ihr mir zustimmt, dass, wenn wir für eine persönliche Sache beten oder für etwas, was uns sehr nahe liegt, dann beten wir anders, als wenn wir für einen Fremden beten.

Da ist es wieder – die Frage, ob wir unseren Gott mit unseren Gebeten beeinflussen können. Echt Leute, denkt ihr, ihr könnt Jehovah so beeinflussen, wie euren Ehepartner, indem ihr ihm immer und immer wieder das selbe sagt, bis er genervt das tut, was ihr möchtet? Oder könnt ihr IHN gar mit euren Worten „verführen“ und „bezirzen“?

Nun habe ich heute einmal in den Nachschlagewerken nachgeschaut, was GEBET eigentlich ist – und ob das biblische Gebet etwas mit Magie und Beeinflussung zu tun hat. Ich würde ja einfach behaupten, dass unsere Gebete in erster Linie MEIN Denken auf Gottes Linie bringen sollte….
Aber schauen wir einmal was die üblichen deutschen Wörterbücher dazu sagen.

Beten
B. ist das Gegenteil aller Künste. B. können kommt nicht von religiösen Übungen
Beten ist nicht eine Kunst; man bedarf dazu nicht einer inneren Steigerung oder besonderer Übungen. Beten kann man erst, wenn man alle Künste abgelegt hat und zum Vater im Himmel spricht. „Wenn ihr betet, sollt ihr sprechen“ (Luk. 11, 2). Welcher menschliche Vater würde es dulden, daß sein Sohn, wenn er ein Anliegen an ihn hat, sich hinstellte und eine wohlgesetzte, tönende Rede hielte, statt einfach und natürlich mitzuteilen, was ihm nottut? Wie soll der Allmächtige es anhören, wenn Menschen mit verstellten Gebärden, mit gewählten Worten vor ihn treten? Alles religiöse Pathos, alle wohlgesetzten Wendungen beim Beten sind vom Übel, ein heidnischer Unfug (Matth. 6, 7). Um beten zu können, muß man nicht aufsteigen zu irgendeiner religiösen Höhenlage, sondern es gilt herabzusteigen von den Stelzen und da zu stehen, wo das kleinste Kind steht (Matth. 18, 3). Beten heißt: so, wie man ist und wie einem zumute ist, vor Gott stehen und zu ihm sprechen.
B. ist Menschenrecht
Das Recht zum Beten liegt in der göttlichen Abstammung des Menschen. „Sprecht: Unser Vater.“ Das heißt nicht, wir sollen es so ansehen, daß Gott für uns sorgt, als ob er unser Vater wäre. Jesus lehrt uns kein Als ob. Er erinnert uns daran, daß wir göttlichen Geschlechts, daß wir im Himmel zu Hause sind: denn unser Geist stammt aus dem Odem Gottes, unser Wesen ist dem seinen ähnlich. Es ist das Natürlichste von der Welt, daß wir uns dahin wenden, wo unsere Heimat ist, daß wir den anrufen, der uns das Leben gab.
Das echte B. sucht nicht Gaben, sondern den Geber
Es geht im Gebet zuletzt nicht um Gaben, sondern darum, daß wir dem Geber selbst nahe kommen. Die Gegenwart Gottes, das Hereinbrechen seines Lebens in unseres, das ist Sinn und Ziel allen Betens. Darum sagt Jesus: Beten sei so viel als Suchen (Luk. 11, 9. 10). Das klingt an das alte Wort an: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Antlitz steht in der Bibel oft für Person. Wer ernstlich die persönliche Berührung mit dem Vater im Himmel sucht, der soll sie finden. Ein Kind sein und seinen Vater nie sehen, ist ein unhaltbarer Zustand, mit dem niemand sich abfinden sollte.
B. ist unbeirrbares Pochen an verschlossene Türen
Sucht man einen Ausweg aus diesem Zustand, so kann man freilich auf verschlossene Türen stoßen. Die Jünger sollten sich dadurch nicht abschrecken lassen, daß die Türen, die sie und ihre Zeitgenossen von der oberen Welt absperrten, seit Jahrhunderten verriegelt und eingerostet waren; sie sollten dennoch getrost und nachdrücklich an diese Türen pochen und nicht aufhören, bis sie einmal geöffnet würden. Das wird und muß geschehen – sagt Jesus, wenn nur die Ausdauer unbeirrbar bleibt, wenn die Betenden nur immer daran festhalten, daß das Öffnen jener Türen schlechthin notwendig ist (Luk. 11, 5-13).

Ralf Luther — Neutestamentliches Wörterbuch

schöner Gedanke: wir suchen im Gebet Jehovah! und nicht unsere Wünsche

Gebet

(ahd. beitten = bitten, auch zwängen, drängen, fordern) in allen Religionen Ausdruck der Hinwendung des Menschen zu Gott, indem der Mensch Gott anspricht: bittend, lobend, dankend, klagend. Das Gebet kann frei formuliert sein, aber auch Psalmen und Lieder verstehen sich als Gebete. Vorformulierte Gebete (z. B. das → Vaterunser) helfen, die eigenen Wünsche und Ängste in Worte zu fassen.

Kleines Lexikon zum Christentum

Gebet

Beten als Sprechen zu Gott und mit Gott ist ein religiöser Grundakt. Er setzt den Glauben an einen persönlichen Gott voraus: an Gott, der mich sieht und hört, der mich anspricht und mir antwortet und mit dem ich infolgedessen ins Gespräch kommen kann. Das ist beim Gott der Bibel der Fall. Er hat sich offenbart und seinen Namen kundgetan, damit der Mensch ihn anrufen und ansprechen kann (vgl. Ex 3,14 f mit Ex 20,24). Gebet im weiteren Sinn des Wortes ist jedes Sprechen mit Gott, auch das Loben und Danken; im engeren Sinn besteht das Gebet aus Klagen und Bitten. Die Bibel, für die der betende Mensch eine Selbstverständlichkeit ist und die in all ihren Teilen (nicht nur in den ➛ Psalmen) verschiedenartigste Gebete enthält, gebraucht dafür eine Vielzahl von Wörtern, die dem zwischenmenschlichen Bereich entnommen sind: bitten, flehen, fragen, klagen, rufen, schreien usw. Daneben begegnet im Hebräischen ein spezifisch religiöser Begriff für Gebet: tepilla. Das dazugehörige Tätigkeitswort hitpallel bedeutet an sich „eine Entscheidung fordern für“, „eintreten zugunsten von jemand“. Das weist auf einen wichtigen Sachverhalt: Das Gebet schlechthin war urspr. die ➛ Fürbitte, die eine dazu bes. befähigte und ermächtigte Mittlergestalt (v.a. der Prophet: Mose, Samuel, Jeremia; aber schon Abraham und dann auch der König) Gott vortrug. Dieses Gebet des Mittlers bildet gleichsam die Brücke zwischen den individuellen und den kollektiven Gebeten, je nachdem ob das betende Subjekt ein Ich oder ein Wir ist. Vor allem die individuellen Klage- und Bittgebete zeigen, worin das Wesen bibl. Betens besteht. Es vollzieht sich in drei Phasen:
Beten als Sich-Aussprechen vor Gott: Der Betende legt das, was ihn bedrängt und bedrückt, vertrauensvoll seinem Gott vor (vgl. 2 Kön 19,14–19); er schüttet vor ihm sein Herz und seine Sorgen aus (vgl. Ps 102,1).
Beten als Sich-Auseinandersetzen mit Gott: Der Betende ringt mit Gott, von dem er sich oft verlassen und verraten fühlt, um eine befreiende, Heil und Segen spendende Zuwendung (vgl. den nächtlichen Kampf Jakobs in Gen 32,23–33). So kann im NT „kämpfen“ geradezu zu einem Ausdruck für beten werden (im griech. Original in Röm 15,30; Kol 4,12; vgl. 2 Kor 10,4 und die „Agonie“ Jesu in Getsemani: Mt 26,36–46).
Beten als Sich-Ausliefern an Gott: Das Sich-Aussprechen vor Gott und das Sich-Auseinandersetzen mit ihm werden im Prozess des Gebets zum Sich-Ausliefern an Gott: Man ergibt sich ihm, sagt Ja zu dem, von dem man sich grundsätzlich als bejaht erfährt. So führen die bibl. Gebete aus der Klage zum Vertrauen und münden dann nicht selten in die Danksagung und den Lobpreis, der – im neu gewonnenen Glauben an Gottes Macht, Weisheit und Liebe – die Errettung, wie immer sie geschehen mag, als gewiss vorwegnimmt.

Beten ist demnach ein personaler Vollzug, in dem das Innerste des/der Betenden zur Sprache kommt. Doch aufgrund des bibl. Ganzheitsdenkens ist der ganze Mensch, also auch sein Körper, mitbeteiligt. Dabei gibt es verschiedene typische Gebetshaltungen: Man steht vor Gott (1 Sam 1,26), breitet die Hände aus (1 Kön 8,38.54; Jes 1,15) oder erhebt sie zum Himmel (Ps 141,2; vgl. 1 Tim 2,8); man demütigt sich, indem man niederkniet (1 Kön 8,54; Ps 95,6; Dan 6,11; vgl. Apg 9,40; 21,5) oder sich zu Boden wirft (Esra 10,1; vgl. Mk 14,35; ➛ Anbetung). Zum ganzheitlichen Vollzug gehört auch, dass das Gebet oft vom ➛ Fasten begleitet ist (Esra 8,23; Neh 1,4; Joël 1,14; 2,12–17; vgl. Lk 2,37; Apg 13,2 f; 14,23).

Grundsätzlich kann man überall beten, doch gibt es privilegierte Gebetsstätten. Dazu gehörte v.a. der Jerusalemer Tempel als der Ort, den JHWH sich erwählt hatte und wo sich der Einzelne in der Gemeinschaft des zum Gottesdienst versammelten Volkes aufgenommen wissen konnte (1 Kön 8,29 f.35.42.44.48; vgl. u.a. Apg 2,46). Er sollte zum „Haus des Gebets für alle Völker“ werden (Jes 56,7). In der Ferne pflegte man sich beim Beten Jerusalem zuzuwenden (1 Kön 8,48; Dan 6,11).
Wie man überall beten kann, so kann und soll man prinzipiell auch jederzeit beten. Doch zeigt bereits das AT, dass sich allmählich bestimmte Gebetszeiten herauskristallisierten, die dann auch für das christl. Stundengebet maßgebend werden sollten. Die Hauptgebetszeiten sind der Morgen und der Abend, d.h. die Zeit, in der im Tempel das tägliche Morgen- und Abendopfer dargebracht wurde, wodurch auch die anderweitig begrenzte Verbindung zwischen Gebet und Opfer hergestellt ist – eine Verbindung, die so weit ging, dass das Gebet geradezu an die Stelle des Opfers treten konnte (vgl. Ps 141,2). Neben dem zweimaligen ist auch das dreimalige Beten belegt: morgens, mittags und abends (Ps 55,18; Dan 6,11; vgl. Apg 10,9 sowie 3,1; 10,3.30: Gebet zur sechsten und neunten Stunde, d.h. mittags und am späten Nachmittag zur Zeit des Abendopfers). Dazu kommt, dass man gegebenenfalls auch des Nachts betete (Ps 119,62; vgl. Apg 16,25).
Als Juden haben Jesus und seine ersten Jünger diese Gebetsgepflogenheiten übernommen. Was Jesus selbst betrifft, steht nach dem Zeugnis der Evangelien fest, dass er ein großer Beter war. Besonders das Lukas evangelium betont dieses Faktum. Immer wieder zog er sich nachts oder frühmorgens an einen einsamen Ort zurück, um zu beten (Lk 5,16; 6,12; Mk 1,35; 6,46 par). Er betete vor wichtigen Entscheidungen (Lk 6,12–14; Mk 14,35 f par), und es war während des Gebets bei der Taufe im Jordan und bei der Verklärung auf dem Berg, als sich der Himmel öffnete und die Stimme des Vaters sich kundtat (Lk 3,21 und 9,29). Er betete für sich selbst in Getsemani und am Kreuz (vgl. neben den Evangelien Hebr 5,7), er betete aber auch für seine Apostel und Jünger (Lk 22,31 f; Joh 17). Dieses sein Gebet für uns setzt er als der Verherrlichte fort. Er ist und bleibt als unser „Hohepriester“ unser Fürsprecher beim Vater (Hebr 7,25 f; vgl. Röm 8,34 und 1 Joh 2,1).
Es war das beispielgebende Beten Jesu, das seine Jünger veranlasste, ihn zu bitten, er möge sie beten lehren (Lk 11,1). Jesus entsprach dieser Bitte, indem er ihnen das ➛ Vaterunser vorsprach, das die zentralen Gebetsanliegen enthält. Außerdem gab Jesus vom NT verschiedenenorts aufgegriffene und ausgeweitete Anweisungen, wie man beten soll. Sie gelten für alle Christen, ganz bes. aber für die Apostel, deren eigentliche und unteilbare Aufgabe das Ausharren „beim Gebet und beim Dienst am Wort“ ist (Apg 6,4). Vor allem soll das Gebet beständig und beharrlich sein. Es gilt, dass man „allezeit beten und darin nicht nachlassen“ soll (Lk 18,1; vgl. Lk 21,36), d.h. „ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), „jederzeit“ (Eph 6,18), „Tag und Nacht“ (1 Tim 5,5). Der Verwirklichung des Ideals des unablässigen Betens dienten bestimmte, teilweise vom Judentum übernommene Gebetszeiten, aus denen allmählich das kirchliche Stundengebet erwuchs. Man soll vertrauensvoll beten, d.h. im festen Glauben, um erhört zu werden (Mk 11,24 par sowie Jak 1,5–8; vgl. Mt 7,7 f par sowie 1 Joh 3,21 f; 5,14 f und Joh 14,13 f; 15,7; 16,23). Wie schon im Judentum die Bitten immer vom Lobpreis (beraka) eingerahmt sind, soll auch das christl. Gebet stets von der Danksagung (griech. eucharistia) getragen und bestimmt sein (vgl. Phil 4,6 sowie 1 Thess 5,17 f; 1 Tim 2,1). Obwohl der Einzelne sehr wohl „in seiner Kammer“ beten kann, kommt dem einmütigen Gebet in der Gemeinschaft doch bes. Wirkkraft zu (Mt 18,19; vgl. Apg 1,14). Das christl. Beten ist geistgewirkt (Röm 8,15 f.26; Gal 4,6; vgl. Eph 6,18): Es ist der Geist Christi, der uns befähigt und veranlasst, gleich ihm Gott mit ➛ Abba anzusprechen und anzurufen. Zum Gebet, das durch Christus im Heiligen Geist an den Vater gerichtet wird, trat schon in der frühen Christenheit das Gebet zu Jesus: Man bittet nicht nur in seinem Namen, sondern ihn selbst; und er ist es, der das Erbetene gewährt (Joh 14,13 f). Dieselbe Bitte, die Jesus am Kreuz an den Vater richtet, richtet Stephanus an den Herrn Jesus (vgl. Apg 7,59 mit Lk 23,46). Die Christen können geradezu „definiert“ werden als diejenigen, „die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen“ (1 Kor 1,2; vgl. Apg 9,14), und die prophetische Verheißung, die im AT auf JHWH bezogen war, wird nun auf Christus gedeutet: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“ (Apg 2,21; Röm 10,13; vgl. Joël 3,5). So mündet nicht nur die frühchristliche Liturgie, sondern das ganze NT (und mit ihm die ganze Bibel) in den (wie die Gebetsanrede Abba) in der aram. Sprache überlieferten flehentlichen Bittruf: Marana tha („Unser Herr, komm“: 1 Kor 16,22; Offb 22,20). nf

Herders Neues Bibellexikon

Beten, Gebet. 1) Das Gebet ist der unmittelbare Verkehr der Seele mit Gott und bildet daher den Höhepunkt unseres religiösen Lebens. Gewöhnlich hat es die Form des Redens mit Gott (Ps. 19, 15), doch gibt es gerade bei dem innigsten Gebetsleben Berührungen der Seele mit Gott, die, vom Geiste Gottes selbst hervorgerufen, sich nicht in menschliche Worte fassen lassen (Rö. 8, 26). Die innere Bedingung oder „die wirkliche und tätliche Ursache des Gebets ist allein der Glaube an ihm selbst“ (Luther). Der Unglaube betet nicht. Denn das Gebet setzt nicht nur ein Wissen von Gott voraus, sondern auch eine herzliche Bejahung des Grundverbältnisses der Abhängigkeit, in welches uns Gott zu sich selbst gestellt hat und in welchem wir ganz auf seine Lebensfülle angewiesen sind — also zum mindesten Erkenntnis und Anerkenntnis Gottes (Hbr. 11, 6). Das vollkommene Gebet aber hat zur Voraussetzung das durch Christum vermittelte Kindschaftsverhältnis (Joh. 16, 26. 27; Rö. 5, 2; 8, 15). — 2) Ist nun das Gebet ein solches Reden des Glaubens mit Gott, so muß auch sein Inhalt zunächst auf Gott selbst sich beziehen. „Der wahre Beter bittet vor allem um Gott selber“ (Martensen). Unsere Huldigung, unser Dank, unsere Bitte beschäftigt sich mit dem, was zur Gründung, Bewahrung, Förderung und Vollendung unserer Gemeinschaft mit Gott von ihm bisher getan worden ist und noch geschehen soll (Mt. 6, 9 ff. 33; Lu. 11, 13; Joh. 14, 16; Eph. 1, 17 ff.; 1 Kor. 15, 57; 1 Tim. 1, 12–17). Die geistlichen Lebensgüter sind der Natur der Sache nach ohne Gebet gar nicht zu gewinnen. Was zum äußeren Leben dient, gibt Gottes Güte und Langmut auch wohl ohne unser Gebet (Mt. 5, 45; Rö. 2, 4). Aber daß Gott auch hiefür gebeten sein will, zeigt die vierte Bitte im Gebet des Herrn. Mit allen Anliegen dürfen und sollen wir vor Gott kommen (Mt. 6, 25 ff.; 10, 30.31; Eph. 6, 18; Phi. 4, 6). Niemals aber können wir etwas erbitten, was mit dem Namen Jesu Christi, d. h. mit seiner Person, mit seinem Wort und Geiste streitet (Joh. 14, 13; 15, 7, vgl. Kol. 3, 17). — 3) Die Hauptformen, in welchen das Gespräch unseres Herzens mit Gott zum Ausdruck kommt, sind nach 1 Tim. 2, 1: Bittgebet, Lobgebet Fürbitte, Danksagung. Selten steht eine dieser Formeln für sich allein. Beispiele von Bitten um Rettung aus äußerer Not sind Ps. 3.4.5.7.42.54.70; Jes. 38, 10–20; Mt. 26, 39; 2 Kor. 12, 8; Jak. 5, 18. Bitten um Vergebung Ps. 6. 32. 38. 51. 102. 130. 143; Lu. 18, 13. Bitte um Grfüllung der Verheißungen 2 Sa. 7, 18 ff., um Weisheit 1 Kö. 3, 5–12, um seligen Hingang Ap. 7, 58, vgl. Lu. 23, 46. Aufforderungen zur Fürbitte stehen Mt. 5, 44; 9, 38; Rö. 15, 30; Eph. 6, 18.19; 2 Kor. 1, 11; Kol. 4, 3; 2 Th. 3, 1; Jak. 5, 14–16. Hervorragende Beispiele von Fürbitten sind im A. T. 1 Mo. 18, 23–32; 2 Mo. 17, 11; 32, 32; 33, 12. 13; 4 Mo. 14, 13–19; 1 Kö. 8; Jes. 37, 14 ff.; Da. 9; Esra 9. Beispiele von Fürbitten Jesu sind Mk. 7, 34; Lu. 22, 32; 23, 34, namentlich aber das Gebet des Herrn, Mt. 6, 9 ff., und das „hohepriesterliche“ Gebet um seine und seiner Jünger Verklärung, Job. 17. Seine fortwährende Fürbitte: Rö. 8, 34; 1 Joh. 2, 1; Hbr. 7, 25. Menschliche Fürbitte: Ap. 4, 24–30; 7, 59; 9, 40; 12, 5; 20, 32. 36; Rö. 10, 1; Eph. 1, 16 ff.; 3, 13 ff. Das Dankgebet, in welchem Gott für bestimmte Wohltaten gepriesen wird, geht häufig über in das Lobgebet, welches dem Wesen und Walten Gottes im allgemeinen gilt. Ps. 8. 9. 30. 33. 34. 65. 92. 100. 103. 104. 107. 118. 144–150; 2 Mo. 15; Ri. 5; Jes. 14, 25; Lu. 1, 46–55. 68–79; 2, 13.14; Mt. 11, 25; 14, 19; 26, 26. 30; Joh. 11, 41; Ap. 27, 35; Rö. 1, 8; 1 Kor. 1, 4; 2 Kor. 9, 11–15; Kol. 1, 12; 1 Tim. 1, 12. 17; 4, 4; 1 Pe. 1, 3. (Über das Beten mit Zungen, 1 Kor. 14, 13 ff. sieche Zungenreden.) — 4) Wie soll man beten? Bor allem warnt Jesus vor dem heuchlerischen Gebet, welches die Öffentlichkeit aufsucht, nur um den Schein großer Frömmigkeit zu erwecken, Mt. 6, 5; 23, 14. Ebenso verwirst er jene heidnische Geschwätzigkeit des Betens, welche durch die Menge der Worte Gott erst von unseren Nöten benachrichtigen u. durch Ermüdung ihn zur Erhörung zwingen zu müssen glaubt, Mt. 6, 7 f. Damit es ein Beten im Geist und in der Wahrheit sei (Joh. 4, 24) und nicht ein bloßes Werk der Lippen (Mt. 15, 8), tut äußere und innere Nüchternheit not, Lu. 21, 34; 1 Pe. 3, 7; 4, 8. Dazu dient das Fasten (Mt. 17, 21; vgl. 4, 2; Ap. 13, 2; 14, 23, vgl. 1 Kor. 7, 5) und die Einsamkeit (Mt. 6, 6; 14, 23; Mk. 1, 25; Lu. 6, 12; 9, 18). Angesichts der Majestät dessen, zu dem wir reden, muß das Gebet demütig sein (1 Mo. 18, 27; Mt. 8, 8; 26, 39). Dem Heiligen steht der Betende bußfertig gegenüber, mit entschiedener innerer und äußerer Abkehr von der Sünde (Ps. 66, 18; Jes. 1, 15; 59, 1–3; Lu. 18, 13; 1 Pe. 3, 12; 1 Tim. 2, 8; Jak. 4, 3; 5, 16). Die Liebe Gottes fordert Vertrauen (Ps. 55, 23; Mt. 8, 13; 17, 20; 21, 22; Lu. 5, 12; Jak. 1, 5–7). Wenn aber Gott mit der Antwort zu zögern scheint, so steigert sich die Bitte zum Ringen mit Gott in anhaltendem und dringendem Flehen (1 Mo. 32, 26; Mt. 7, 7; 15, 22–28; Mk. 10, 42; Lu. 11, 8; 18, 1–8; Rö. 12, 12; 2 Kor. 12, 8; 1 Tim. 5, 5, vgl. den Gebetskämpf Jesu in Gethsemane, Mt. 26, 44; Lu. 22, 44; Hbr. 5, 7). Das vollkommenste Gebet ist dasjenige, welches in dem Namen Jesu geschieht, d. h. nicht etwa nur mit äußerlicher Berufung auf ihn oder nach seinem Borbild oder auf seinen Befehl, sondern in innigster Einigung des Gläubigen mit dem erhöhten Christus. Dieses Gebet, welches nur die Verherrlichung des Vaters im Sohne bezweckt, ist der Erhörung unbedingt gewiß, ja, es bedarf sogar der Fürbitte Christi nicht mehr, weil der Geist Jesu Christi selbst es ist, der in uns betet (Joh. 14, 13–20; 15, 7; 1 Joh. 5, 14), besonders wichtig ist hiefür Joh. 16, 23–27, vgl. mit 16, 7.–5) Über die äußeren Umstände des Gebets sind weder im A. noch im N. T. bestimmte Vorschristen gegeben. Die das Gebet begleitenden Gebärden sind der sinnbildliche Ausdruck des Verhältnisses der Betenden zu ihrem Gott. Man betet stehend (1 Sa. 1, 9 u. 26; Lu. 18, 13) zum Zeichen der Dienstbereitschaft; knieend (1 Kö. 8, 54; Da. 6, 10; Ap. 20, 36; Eph. 3, 14; Phi. 2, 10) zum Zeichen der Demut, fällt wohl auch im tiefsten Gefühl der Unterwürfigkeit nieder zum Gebet (Ps. 95, 6, vgl. Mt. 4, 9; 26, 39; Off. 4, 10). Die Hände werden zum Himmel erhoben und ausgebreitet, wie zum Empfang der göttlichen Gaben bereit (2 Mo. 9, 29; 1 Kö. 8, 22; Ps. 123, 1; Jes. 1, 15; 1 Tim. 2, 8). Der Zöllner schlägt an seine Brust im Schmerz der Selbstanklage, er hebt seine Augen nicht auf aus Scham über seine Sünden (Lu. 18, 13). Das Händefalten kommt in der Bibel noch nicht vor, es ist die Gebärde der Huldigung gegenüber dem Sieger und hat sich erst seit der Bekehrung der germanischen Stämme in der christlichen Kirche eingebürgert. Als Ort des Gebets ist im A. T. der Tempel zu Jerusalem bevorzugt. David betet in der Richtung zum Hause des Herrn (Ps. 5, 8; 18, 7), zum Allerheiligsten als der Offenbarungsstätte Gottes (Ps. 28, 2, vgl. Ps. 121, 1, das Aufheben der Augen zu den Bergen Zions als zu dem Wohnsitz Gottes, von welchem aus die Hilfe kommt, Ps. 3, 5; 19, 7). Hiskia betet im Hause des Herrn (Jes. 37, 14). Daniel hat nach 1 Kö. 8, 38. 44. 48 offene Fenster gegen Jerusalem. Pharisäer und Zöllner beten im Tempelvorhof (Lu. 18, 10). Christus hat beim Gebet die Augen zum Himmel erhoben (Mk. 6, 41; 7, 34; Joh. 11, 41; 17, 1, vgl. Jak. 1, 17). Doch sind die Christen an keinen Gebetsort, an keine Gebetsrichtung gebunden (Joh. 4, 21. 23). Petrus und Johannes gehen noch in freiem Anschluß an die herrschende Sitte zum Gebet in den Tempel (Ap. 3, 1, vgl. 2, 46), aber schon vor Pfingsten hatten sich die Apostel im Söller (Obergemach) eines Privathauses zu gemeinsamem Gebet versammelt (Ap. 1, 13), das Haus der Maria ist als Vereinigungsort genannt, Ap. 12, 12. In Joppe betet Petrus aus dem Söller (Ap. 10, 9), um jeder Störung auszuweichen, wie Jesus die einsame Wüste aufgesucht hat (Mk. 1, 35) und die Bergeshöhe (Mt. 14, 23). Die gewöhnlichen Gebetszeiten sind der Morgen (Ps. 5, 4), der Mittag (Ap. 10, 9), der Abend (Ps. 4, 9; Esra 9, 5; Ap. 3, 1; Ps. 55, 18; Da. 6, 10). Jesus bleibt auch die Nacht über im Gebet (Lu. 6, 12, vgl. Ps. 6, 7). Die Mahnung, ohne Unterlaß zu beten (1 Th. 5, 17, vgl. Kol. 3, 17), zeigt, daß der Apostel das Gebetsleben nicht auf gewisse Stunden eingedämmt wissen will. — 6) Den Gebeten ist Erhörung verheißen (Ps. 50, 15; 145, 18; Jes. 55, 6; Jer. 29, 12; Mt. 7, 7 ff.). Jn Mt. 18, 19 ist es aber nicht die Zahl der Beter, welche das Gebet erhörlich macht, sondern nach 18, 20 der Name Jesu, auf den sie versammelt sind und zu welchem die gemeinsam Betenden einander hinleiten. Mk. 11, 24 ist nicht dem willkürlichen, möglicherweise recht fleischlichen, wenn auch noch so steifen Glauben die Erhörung zugesagt, sondern dem auf Jesu Namen begründeten und in ihm begrenzten Glaubensgebet (Joh. 14, 13). Da wir aber hinsichtlich dessen, was gut für uns ist, im einzelnen oft irren (Mt. 20, 22), so kann Gott unsere Gebetswünsche nicht immer buchstäblich erfüllen, sondern gewährt uns nur das, was nach seinem Rat gut für uns ist (Mt. 7, 11; Rö. 10, 13; 2 Kor. 12, 9; Jak. 1, 5. 17). Gegen die Möglichkeit der Erhörung ist eingewendet worden, es streite gegen die Würde Gottes, durch menschliche Einwirkung im Gebet sich irgendwie bestimmen zu lassen. Allein es ist Gottes anbetungswürdige freie Gnade, daß er den Handlungen der Menschen überhaupt, und ihren Gebeten insbesondere, einen gewissen Einfluß auf die Weltregierung gestatten will. Er hat ein gewisses Maß von menschlicher Freiheit von Anfang an in seinen Weltplan aufgenommen, und die Menschen bleiben ihm dafür verantwortlich, welchen Gebrauch sie von ihrer Freiheit machen wollen. Tun sie es, namentlich auch im Gebet, in der rechten Einigung mit dem Willen Gottes (vgl. oben 4) „im Namen Jesu“, so kann dies nicht zur Beeinträchtigung, Sondern nur zur Verherrlichung der göttl. Majestät gereichen. Wenn man ferner eingewendet hat, eine Gebetserhörung sei, wie jedes Wunder, unstatthaft, weil es eine Aufhebung des gesetzmäßigen Zusammenhangs der Natur in sich schließen würde, so stellen wir diesem Aberglauben an Unabänderlichkeit des Naturznsammenhangs gegenüber den Glauben an einen lebendigen Gott, welcher, nachdem er die Welt geschaffen hat, sich nicht dazu verurteilen läßt, ein müßiger Zuschauer des Naturlaufs und der Geschichte zu sein. Vielmehr hat er es seiner Weisheit und Macht Vorbehalten, teils mit neuen Schöpfungen, teils durch unmittelbares Einwirken auf schon Geschaffenes in den Lauf der Welt so einzugreifen, wie es zur Vollendung seines Weltplanes, zur Verherrlichung seines Namens, zum Kommen seines Reiches am dienlichsten ist. Beispiele von Gebetserhörungen sind: 2 Mo. 15, 25; 17, 11; 32, 14; 33, 17; 1 Sa. 1, 26–28; Ps. 34, 7; 65, 3; 118, 5; 1 Kö. 3, 11. 12; 18, 37. 38; Jes. 37, 15 ff.; 38, 5; Mk. 7, 34; Mt. 14, 19; Joh. 11, 41; 12, 28; Ap. 4, 31; 9, 40; 10, 31; 12, 5 u. 7; Jak. 5, 17. 18. Vgl. 2 Kor. 12, 8. 9; Lu. 22, 42. 43; Hbr. 5, 7.

Calwer Bibellexikon

Besonders spannend finde ich die Aussage in dem Ratgeber „Alles anders, aber wie?“, indem gezeigt wird, dass meine Gebete ganz viel über mich aussagen:

Wofür beten Sie regelmäßig? Welche Art von „Bedürfnissen“ beherrschen Ihre Gebete? Wie beten Sie für das, was sein könnte, während Sie sich mit dem beschäftigen, was ist? Ihre Gebete enthüllen Ihre Träume. lm Gebet sagen wir Gott, was wir nötig zu haben meinen. Wir bitten um das, was wir wollen.

Alles anders – aber wie?

Einen Gott, den ich mit vielen Worten beeinflussen müsste, ja sogar auf meine Seite ziehen könnte, ja sogar „seine Hand bewegen könnte“ – den mag es ja geben : aber dieser ist eben nicht der allmächtige Schöpfer Jehovah.

ab aufs Abstellgleis?

Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters; beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht!
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 71,9

Schleudre nimmer fort mich zur Zeit des Alters,
wann meine Kraft dahin ist, verlasse mich nimmer!
Buber – Ps 71,9

Jetzt, wo ich alt geworden bin,
vertreibe mich nicht aus deiner Nähe!
Die Kräfte schwinden mir, verlass mich nicht! (Jesaja 46,3-4)
Gute Nachricht Bibel – Ps 71,9

Jetzt, da ich alt bin und Faltencreme brauch,mich meine Kräfte verlassen und auch mein Lebenshauch:Verlass du mich nicht, sondern bleib bei mir,verstoß du mich nicht, mir geht’s nur gut bei dir.
VolxBibel – Ps 71,9

Wenn das Alter es nicht mehr zuläßt, dass zu tun, was man tun möchte…und dann kommt der Gedanke auf: „ist Gott noch mit mir zufrieden?“ und „mussten nicht die Priester und sogar der Hohepriester ihren Job aufgeben, wenn sie ein bestimmtes Alter hatten?“

Um würdevoll alt zu werden, ist mehr Gnade nötig, als die Natur bieten kann. Das Alter ist eine neue Welt fremdartiger Konflikte und heimlicher Ängste; die Angst, allein gelassen zu werden, die Angst, seinen Lieben eine Last zu werden, die Angst, hilflos und invalide zu werden, die Angst, sich selbst nicht mehr im Griff zu haben, die Angst, deshalb ausgenutzt zu werden. Diese Ängste sind nicht neu. Der Psalmist denkt hier laut darüber nach, um allen Mut zu machen, die im Herbst ihres Lebens stehen .

Daily Notes of the Scripture Union

Verwirf mich nicht in meinem Alter. Weil David bisher etwas davon sagen konnte, dass Gott sein Leben von den ersten Tagen an umfangen, dass er ihn im Knabenalter erhalten und dann während seines ganzen Lebenslaufs gehütet habe, so wirft er sich auch jetzt als ein müder Greis in seinen väterlichen Schoß. Denn je mehr unsere Kräfte schwinden, und also die bittere Notwendigkeit uns treibt, den Herrn zu suchen, umso mehr dürfen wir hoffen, dass er geneigt sein werde, uns zu helfen. Der Hauptinhalt seines Gebets ist der: Herr, der du mich gehalten hast, da ich in der Blüte meiner Kraft war, verlass mich doch jetzt nicht, da ich schon schwach und hinfällig werde; sondern je mehr ich deiner Hilfe bedarf, desto mehr möge mein Mangel dein Erbarmen erregen. Dieser Vers legt die Vermutung nahe, dass der Psalm aus Anlass der Verschwörung Absaloms gedichtet wurde. Welch ein schreckliches und ergreifendes Schauspiel ist es doch, wie nicht bloß das gemeine Volk sondern auch die Vornehmen ihre Augen von David wie von einem Scheusal abwandten, als der Sohn den Vater aus seinem Königtum vertrieben hatte und ihm durch die Wüste nachjagte, um ihm den Tod zu bereiten.

Jean Calvin — Aus dem Psalmenkommentar

Nein – auch wenn die Kraft und der Dienst nachlassen – so bleibt unser Verhältnis zum himmlischen Vater davon unberührt!