Schlagwort: Schöpfung

„Alle Söhne Gottes brachen in Beifallsrufe aus“

Oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jubelten und alle Söhne Gottes jauchzten?
Elberfelder 1871 – Ijob 38,7

Wo warst du, als ich die Grundfesten der Erde legte? Sag es mir, sofern du Bescheid weißt!
Weißt du, wer ihre Maße festlegte oder wer das Maßband über ihr ausspannte?
Worauf sind ihre Stützpfeiler eingesenkt und wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander sangen und alle Engel vor Freude jubelten?
Neues Leben – Bibel 2006 – Hiob 38,4–7

Also, Hiob, wo warst du eigentlich, als ich die Erde gemacht hab? Im Ernst, wenn du das weißt, dann sag es mir bitte! Wer hat die Größe der Erde festgesetzt? Wer hatte überhaupt so ein Maßband, das lang genug war? Hallo?
Und wie ist das geregelt, dass sie sich um ihre eigene Achse dreht? Wer hat das alles perfekt geplant, so dass das ohne Probleme funktioniert? Als das passiert ist, haben die Sterne erst mal einen Gospelchor gegründet, und auch die Minister von Gott sind voll abgegangen vor Freude.
VolxBibel – Hiob 38,4–7

Und wie reagieren wir persönlich auf die Wunderwerke in der Schöpfung?
Jubeln wir – wenn wir uns mit der Schöpfung beschäftigen, oder sind wir eher genervt und brauchen unbedingt „unsere Technik“ zur Ablenkung?

Lobpreismusik ist keine moderne Erfindung. Zwar verbinden wir heute mit dem Wort „Lobpreis“ häufig eine ganz bestimmte Art von Liedern und einen ganz speziellen, oft recht einheitlich klingenden musikalischen Sound. In Wirklichkeit aber gab es Lobpreismusik schon immer, in allen Kulturen, Religionen und Zeiten. Schon an dem Tag, als Gott den Grund der Welt legte, lange bevor es Menschen gab, sangen die Sterne Loblieder für Gott (Hiob 38,7). Gott hat Lobpreis in seine Schöpfung und in die Geschichte der Welt hineingewoben. Deshalb lohnt sich eine Zeitreise durch die Geschichte der Lobpreismusik.
DIE ANFÄNGE DER LOBPREISMUSIK IM ALTEN TESTAMENT
Die Anfänge unseres christlichen Gottesdienstes liegen im Alten Testament. Die ersten Christen waren tief verwurzelt in ihrem jüdischen Glauben, und um „Lobpreis zu machen“, gingen sie in den Tempel von Jerusalem (Lk 24,52-53; Apg 2,46). Hier war zur Zeit des Alten Testaments der zentrale Ort der Anbetung: 4.000 Musiker taten ihren Dienst im Tempel, 288 davon waren Sänger, „allesamt Meister“ (1. Chr. 23,5; 25,7). König David, der selbst „des Saitenspiels kundig“ war, hatte spezielle Anbetungsleiter aus dem Stamm der Leviten ausgewählt, um die Gemeinde im Lobpreis anzuleiten (1. Sam. 16,17; 1. Chr. 16,4-6). So wurde der gemeinsame Lobpreis im Tempel eine Erfahrung, die nicht nur musikalisch hochwertig war, sondern auch Einheit zwischen ganz verschiedenen Menschen stiftete und zu einer Begegnung mit der machtvollen Gegenwart Gottes führte. Die eindrückliche Beschreibung eines solchen Lobpreismomentes im Tempel findet man in 2. Chronik 5,11-14.

3E-02-2021

Mit zahlreichen Fragen zu den Gebieten der Kosmologie, Ozeanographie, Meteorologie und Astronomie zwang Gott Hiob zum Nachdenken darüber, ob er überhaupt die Kompetenz besaß, über die Herrschaft des Allmächtigen über die Welt zu Gericht zu sitzen. Gott bediente sich der Ironie, um Hiobs Unkenntnis zu entlarven (z. B. „Sag mir’s“, V. 4 , vgl. V. 18 ; „Du weißt es ja“, V. 21 ).
(1) Fragen bezüglich der Erde ( 38,4-21 )
Hi 38:4-7
Hiob sah sich sofort mit der Tatsache konfrontiert, wie unbedeutend er selbst war, denn er war natürlich nicht zugegen gewesen, als Gott die Erde gründete . Da er nicht beobachtet hatte, was damals geschehen war, vermochte er es auch nicht zu sagen. Wie konnte er jetzt noch versuchen, Gott Ratschläge zu erteilen? Die Erschaffung der Erde wird hier wie der Bau eines Hauses beschrieben, das ein Fundament, Maße, eine Richtschnur, Pfeiler und einen Eckstein erhält. Als Gott die Erde schuf, glich dieser Vorgang dem Zusammenfügen verschiedener Bestandteile eines Hauses.
Hiob war nicht zugegen gewesen, als die Morgensterne (möglicherweise Venus und Merkur; vgl. Hi 3,9 ) den Herrn lobten und die Gottessöhne (vgl. Hi 1,6;2,1 ) vor Freude darüber jauchzten, weil Gott die Erde geschaffen hatte. Wenn hier von singenden Sternen die Rede ist, so handelt es sich um eine Personifizierung, nicht um einen Hinweis auf die von den Sternen erzeugten Klänge, die mit astronomischen Instrumenten entdeckt worden sind. (In Ps 148,2-3 wird den Engeln und den Sternen geboten, den Herrn zu preisen!)

Walvoord Bibelkommentar

Adam und Eva allein die Schuld am Tod zu geben, übersieht die Tatsache, dass sie nicht die ersten Geschöpfe waren, die gegen Gott sündigten. Laut der Heiligen Schrift war Satan der Erste. Seine Selbsterhöhung hatte den geistlichen Tod zur Folge – die ewige Trennung von Gott (Hesekiel 28:14-18).

Die Bibel macht keine Angaben zum Zeitpunkt der ersten Rebellion Satans. Es ist klar, dass sie stattfand, bevor Gott ihm erlaubte, den Garten Eden zu betreten. In Hiob 38:7 steht, dass die Engel bereits existierten, als Gott die Erde gründete. Es ist möglich, dass Satan vor diesem Ereignis gesündigt hat. Vielleicht hat er sogar gesündigt, bevor Gott das Universum erschuf. Adam für den Verfall und den Tod im Universum verantwortlich zu machen, verzerrt daher die Geschichte der Sünde und Gottes Antwort darauf.

Hugh Ross – Eine Frage von Tagen – Lösung eines Schöpfungskonflikts

Wann wurden die Engel erschaffen?

Alle Engel müssen vor dem siebten Schöpfungstag erschaffen worden sein, denn wir lesen: „So wurden der Himmel und die Erde vollendet samt ihrem ganzen Heer“ (1. Mose 2,1, wobei wir „Heer“ als die himmlischen Kreaturen verstehen, die das Universum Gottes bewohnen). Sogar noch ausdrücklicher als dies ist die Feststellung: „Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und er ruhte am siebten Tag“ (2. Mose 20,11). Daher wurden alle Engel spätestens bis zum sechsten Schöpfungstag erschaffen.
Aber können wir uns noch klarer ausdrücken? Es könnte ein Hinweis auf die Erschaffung der Engelwesen am ersten Schöpfungstag im Bibeltext enthalten sein, wenn wir darin lesen: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1. Mose 1,1), und dann unmittelbar danach lesen können: „Die Erde aber war wüst und leer“ (1. Mose 1,2), jedoch ohne eine Erwähnung der Himmel in diesem zweiten Vers. Dies könnte darauf hindeuten, dass der unbewohnbare Zustand der Erde den Himmeln gegenübergestellt wird, wo Gott vielleicht bereits Engelwesen erschaffen und ihnen verschiedene Rollen und Ordnungen zugewiesen hatte. Diese Idee wird noch plausibler, wenn wir lesen, dass „die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten“, als Gott im Prozess der Gestaltung oder Gründung der Erde ihren „Eckstein“ legte und ihre „Grundpfeiler“ einsenkte (Hiob 38,6–7). Wenn die Engel („alle Söhne Gottes“) vor Freude jubelten, als Gott die Erde bewohnbar machte, könnte dies implizieren, dass Gott die Engelwesen früh am ersten Tag erschuf.
Da wir jedoch in der Heiligen Schrift nur Hinweise haben, müssen wir uns mit der Tatsache zufriedengeben, dass Gott uns nicht viele Informationen über den Zeitpunkt der Erschaffung der Engel gegeben hat. Weitergehende Spekulationen, ohne klare biblische Angaben, würden nutzlos erscheinen. „Was verborgen ist, das steht bei dem HERRN, unserem Gott; was aber geoffenbart ist, das ist ewiglich für uns und unsere Kinder bestimmt, damit wir alle Worte dieses Gesetzes tun“ (5. Mose 29,29).
Einige Zeit bevor der Satan Eva im Garten versuchte (1. Mose 3,1), sündigten einige Engel und rebellierten gegen Gott (2. Petr 2,4; Jud 6). Dieses Ereignis geschah offenbar nach dem sechsten Schöpfungstag, als Gott alles sah, „was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31); doch darüber hinaus gibt die Bibel uns keine weitergehende Information.

Grudem 2013 – biblische Dogmatik: Eine Einführung in die Systematische Theologie

Die biblische Antwort ist, dass die himmlische Heerschar vor der Schöpfung bei Gott war. In der Tat waren sie Zeugen davon. Was Gott zu Hiob in Hiob 38:4-7 sagt, ist in diesem Punkt eindeutig:

Als Gott die Fundamente der Erde legte, waren die „Söhne Gottes“ dabei und schrien vor Freude. Aber wer sind die Söhne Gottes? Offensichtlich sind es keine Menschen. Dies ist vor der Erschaffung der Welt. Wir könnten sie uns als Engel vorstellen, aber das wäre nicht ganz richtig.

Die unsichtbare Welt hat eine Hierarchie, etwas, das sich in solchen Begriffen wie Erzengel versus Engel widerspiegelt. Diese Hierarchie ist für uns im Alten Testament manchmal schwer zu erkennen, da wir nicht daran gewöhnt sind, die unsichtbare Welt wie einen dynastischen Haushalt zu betrachten (mehr dazu im Folgenden), wie ein Israelit bestimmte Begriffe zur Beschreibung der Hierarchie verarbeitet hätte. In der alten semitischen Welt ist „Söhne Gottes“ (hebräisch: beney elohim) ein Ausdruck, der verwendet wird, um göttliche Wesen mit höheren Verantwortlichkeiten oder Zuständigkeiten zu identifizieren. Der Begriff Engel (hebr.: malʾak) beschreibt eine wichtige, aber noch geringere Aufgabe: das Überbringen von Botschaften. – Aus diesem Grund werden die Söhne Gottes in der hebräischen Bibel eigentlich nie als Engel bezeichnet. Das heißt, es gibt keine Passagen, in denen beney elohim (und ähnliche Ausdrücke) parallel zu malʾakim („Engel“) vorkommen. Spätere jüdische Texte, wie z. B. die Septuaginta, die griechische Übersetzung der hebräischen Bibel, gaben in einigen Fällen beney elohim als angeloi („Engel“) wieder, aber solche Übersetzungsentscheidungen sind nicht durch das ausgeprägte hebräische Vokabular bedingt.

In Hiob 38 werden die Söhne Gottes als „Morgensterne“ bezeichnet. Die gleiche Beschreibung findet sich außerhalb der Bibel in alten Texten aus der biblischen Welt. Die Menschen des Altertums dachten, die Sterne seien lebendige Wesen. Ihre Argumentation war einfach: Viele Sterne bewegten sich. Das war für den antiken Geist ein Zeichen von Leben. Sterne waren die leuchtende Herrlichkeit von Lebewesen.

Auch die Sterne bewohnten das göttliche Reich – buchstäblich, in dem Sinne, dass sie außerhalb der Erde existierten. Die Alten glaubten, dass göttliche Wesen weit weg von den Menschen lebten, an abgelegenen Orten, wo eine menschliche Besiedlung nicht möglich war. Der entlegenste Ort von allen war der Himmel, die Himmelskörper.

Morgensterne sind die Sterne, die man über dem Horizont sieht, kurz bevor die Sonne am Morgen erscheint. Sie signalisieren neues Leben – einen neuen Tag. Die Bezeichnung funktioniert. Sie transportiert den richtigen Gedanken. Die ursprünglichen Morgensterne, die Söhne Gottes, sahen den Beginn des Lebens, wie wir es kennen – die Erschaffung der Erde.

Von Anfang an hat Gott also Gesellschaft – andere göttliche Wesen, die Söhne Gottes. Die meisten Diskussionen über das, was vor der Schöpfung da ist, lassen die Mitglieder der himmlischen Heerscharen aus. Das ist bedauerlich, denn Gott und die Söhne Gottes, die göttliche Familie, sind die ersten Teile des Mosaiks.

Wir haben es bisher kaum bis zur Schöpfung geschafft, und schon haben wir einige wichtige Wahrheiten aus der Schrift aufgedeckt, die das Potenzial haben, unsere Theologie auf einfache, aber tiefgreifende Weise zu beeinflussen. Ihre Bedeutung, falls sie noch nicht klar ist, wird bald offensichtlich werden.

Zuerst haben wir gelernt, dass die Söhne Gottes göttlich sind, nicht menschlich. Die Söhne Gottes waren Zeugen der Schöpfung, lange bevor es Menschen gab. Sie sind intelligente, nicht-menschliche Wesen. Der Hinweis auf die Söhne Gottes als Sterne macht auch deutlich, dass sie göttlich sind. Während die Sprache metaphorisch ist, ist sie auch mehr als metaphorisch. Im nächsten Kapitel werden wir andere Passagen sehen, die uns sagen, dass die Söhne Gottes reale, göttliche Wesen sind, die von Jahwe, dem Gott Israels, geschaffen wurden.

Zweitens: Die Bezeichnung „Söhne“ verdient Aufmerksamkeit. Es ist ein Familienbegriff, und das ist weder zufällig noch unbedeutend. Gott hat eine unsichtbare Familie – tatsächlich ist es seine ursprüngliche Familie. Die Logik ist dieselbe wie die hinter den Worten des Paulus in der Apostelgeschichte auf dem Marsberg (dem Areopag), dass alle Menschen tatsächlich Gottes Nachkommen sind (Apg 17,28). Gott hat eine Schar von nichtmenschlichen göttlichen Wesen geschaffen, deren Bereich (für menschliche Augen) ein unsichtbares Reich ist. Und weil er sie erschaffen hat, beansprucht er sie als seine Söhne, so wie Sie Ihre Kinder als Ihre Söhne und Töchter beanspruchen, weil Sie bei ihrer Erschaffung eine Rolle gespielt haben.

Während es klar ist, dass die Söhne Gottes vor der Schöpfung bei Gott waren, gibt es eine Menge über sie, das nicht klar ist. Sie sind göttlich, aber was bedeutet das wirklich? Wie sollten wir über sie in Bezug auf Gott denken?

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

seine Schöpfermacht

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, (El) und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 19,1

Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes und das Weltall erzählt von den Werken seiner Hand.
Roland Werner – Das Buch – neues Testament und Psalmen – 2009 – Psalm 19:2

Der Himmel verkündet es: Gott ist groß!
Das Heer der Sternea bezeugt seine Schöpfermacht.
Gute Nachricht Bibel – Psalm 19,2

Nicht etwa nur der israelitisch-jüdische Mensch jener Zeit wurde gelegentlich innerlich ergriffen und erschauerte, wenn er sinnend vor der Schöpfung mit ihrem rhythmischen Gang, mit dem Pulsschlag ihrer Kräfte und mit der Schönheit und der Mannigfaltigkeit ihres Lebens Stand. Lieder von Weltentstehung und Weltbewunderung haben daher auch andere Völker gesungen. Aber in ihren Mythen und Sagen suchen wir vergeblich nach einer verwandten Schau. Erst auf Grund der Offenbarung sieht der Mensch, im Weltall nichts anderes als den Abglanz der Majestät des Ewigen. Im geschaffenen Stoff muss er die mannigfaltige Weisheit des Schöpfers bewundern. Unser Sänger Schreibt zwar nicht als Naturforscher und Naturphilosoph. Er Singt aber als ein von dem Ruhm der Schöpfung Ergriffener:
Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt das Werk seiner Hände.
Für ihn haben die Himmel ihr Schweigen gebrochen. Er hört ihr Rühmen, er versteht den Inhalt ihrer Sprache. Er war dem Geiste des Schöpfers verwandt; daher verstand er das Lied, das die Schöpfung ihrem Schöpfer singt. Denn nur Verwandtes kann das Verwandte verstehen. Nur ein gottverwandter Geist des Menschen, der nicht sein eigener Schöpfer, sondern von oben herab geboren ist, vermag das Göttliche in den wechselnden Erscheinungsformen innerhalb des Schöpfungswerkes zu vernehmen. Seine Schau macht aber den Menschen nicht zum Sklaven der Schöpfung, sondern erhebt ihn zur Anbetung des Schöpfers. Nicht so die Heiden! Für sie Schweigen die Himmel. „Aber kein einziges Volk auf der Welt ist imstande, einen schweigenden Himmel zu ertragen. Leise und laut, betend und fordernd ertönt aus jedem Volk der Ruf: ,O Gott, rede doch! Darum deuten die Magier den Sternenhimmel. Darum tanzen die Derwische! Darum fragen die Griechen ihr Orakel! Sie alle wollen nur eins: den Himmel zum Reden bringen. Aber der Himmel Schweigt.“
Erst Menschen, die wie Samuel und die Propheten ein Ohr für das persönliche Reden Gottes gewonnen, hören auch die Himmel Gottes Herrlichkeit rühmen. Ihnen erzählt des Himmels Gewölbe von dem Werk seiner Hände. In den größten und kleinsten Erscheinungen und Daseinsformen der Schöpfung vernehmen sie Töne von dem Anbetungspsalm der Seraphim vor dem Throne des Schöpfers: „Heilig, heilig, heilig ist der HErr der Heerscharen, die Fülle der Erde rühmt seine Herrlichkeit!“ (Jes 6,3). Solche Menschen sind innerlich verwandt dem Geiste Jesu, zu dem der Vater auch durch die Lilien des Feldes und durch die Sperlinge auf dem Dache reden konnte. Sie bleiben nicht bei der Schöpfung hängen, bauen nicht den Himmeln ihre Altäre und knien nicht anbetend vor den Kräften der Erde. Auch bleiben sie nicht stecken in der Eigengesetzlichkeit der Schöpfungsordnungen. Sie unterstellen Sich vielmehr bewusst und hingebend dem unmittelbaren Wirken ihres Schöpfers. Sie verwechseln nicht Werk und Meister. Je tiefer sie eindringen in die Wunder der Schöpfung, desto größer wird ihnen der wesenhafte Abstand zwischen dem Geiste des Schöpfers und dem Werk seiner Hände. Nie kann ihnen daher der Himmel den ersetzen, der im Himmel als Herr der Schöpfung thront. Nie erwarten sie vom Segen der Erde, was ihnen allein im Glaubensumgang mit dem Herrn der Erde werden kann.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

»Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.« Und welch eine Geschichte haben sie zu berichten! Bedenken Sie zuallererst, was sie über die Unermesslichkeit des Universums aussagen. Würden wir mit Lichtgeschwindigkeit reisen – 300.000 km/s, das sind rund 9,45 Billionen Kilometer im Jahr –, so würde es 10 Milliarden Jahre dauern, um den entferntesten Punkt zu erreichen, den wir mit unseren Teleskopen erkennen können. Aber damit wären noch bei weitem nicht die Ränder des Weltraums erreicht. Heute glauben manche Astronomen, das Universum habe überhaupt keine Grenzen! Unsere Erde ist nichts als ein winziges Staubkörnchen in der unendlichen Weite!
Bedenken Sie auch die Zahl der Sterne und anderer Himmelskörper! Mit bloßem Auge können wir etwa 5.000 Sterne sehen. Mit einem kleinen Teleskop erkennen wir schon etwa 2 Millionen von ihnen, und mit dem Teleskop auf Mount Palomar werden Milliarden von Galaxien sichtbar, gar nicht zu reden von den einzelnen Sternen!
Dann bedenken Sie die Entfernungen zwischen den Himmelskörpern und der Erde und untereinander! Jemand hat die Entfernungen einmal so dargestellt: Wenn eine Reise von 1.000 Kilometern einen Cent kostete, müsste man für die Fahrt zum Mond 2,38 Euro bezahlen. Die Reise zur Sonne kostete dann 930 Euro und die Fahrt zum nächsten Fixstern 260 Millionen Euro.
Obwohl die Sterne am Firmament dicht gedrängt erscheinen, sind die Abstände zwischen ihnen so groß, dass man sie mit einsamen Leuchtschiffen verglichen hat, die Millionen von Kilometern voneinander entfernt auf einem leeren Meer treiben. Wenn die Schöpfung so groß ist, wie viel größer ist dann der Schöpfer! Tag und Nacht verkündigen die Himmel die Großartigkeit seiner Macht und Weisheit. Unablässig verkündet das Himmelsgewölbe das Werk seiner Hände. (Der Begriff »Himmelsgewölbe« bezeichnet in der Bibel die Ausdehnung der Himmel.) Isaac Watts schrieb: »Die Natur breitet überall mit lauter Stimme das Lob ihres Schöpfers aus.«

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes. Ich habe schon gesagt, dass dieser Psalm aus zwei Teilen besteht. Im ersten preist David Gottes Herrlichkeit, die sich in seinen Werken kund tut. Im zweiten Teil lehrt er uns, dass sich uns im Worte noch eine vollere Erkenntnis darbietet. Allerdings redet er nur von den Himmeln, doch ist es unzweifelhaft, dass unter diesen edelsten Teil, dessen Glanz besonders sichtbar ist, die ganze Schöpfung mitbegriffen wird. Ohne Zweifel zeigt sich auch in dem dunkelsten, verachtetsten und kleinsten Erdenwinkel etwas von der göttlichen Kraft und Weisheit. Aber da sie sich vornehmlich an den Himmeln spiegelt, so hat David diese vor allem erwählt, damit ihr Glanz uns zur Betrachtung der ganzen Welt anleite. Denn wenn jemand Gott aus dem Anblick des Himmels erkannt hat, so lernt er seine Weisheit und Kraft nicht nur an dem gesamten Schmuck der Erde, sondern auch in den kleinsten Pflanzen sehen und bewundern. Übrigens wiederholt der Dichter nach seiner Gewohnheit im ersten Verse den gleichen Gedanken mit doppeltem Ausdruck: und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Er führt uns die Himmel gleichsam als Zeugen und Herolde der göttlichen Herrlichkeit vor und lässt die stummen Geschöpfe wie Menschen reden, um damit zu zeigen, wie undankbar wir uns zeigen würden, wollten wir diese deutliche Stimme mit tauben Ohren überhören. Diese Redeweise ist nachdrucksvoller, als wenn es einfach hieße, dass die Himmel uns Gottes Herrlichkeit zeigen. Es ist ja allerdings etwas Großes, dass der Glanz des Himmels unseren Augen ein lebendiges Bild Gottes bietet. Aber eine Predigt mit deutlicher Stimme erregt mehr unsere Aufmerksamkeit oder belehrt uns wenigstens mit mehr Erfolg als ein einfacher Anblick ohne angeknüpfte Ermahnung. Daher ist der Nachdruck wohl zu beachten, der in der Redewendung liegt, dass die Himmel durch ihre Verkündigung Gottes Ehre offenbaren. Sie tun es dadurch, dass sie es deutlich bezeugen, dass sie nicht durch Zufall entstanden, sondern von dem besten Künstler in wunderbarer Weise gegründet sind. Denn es kann nicht ausbleiben, dass der Anblick der Himmel uns zu dem Urheber derselben erhebt, und dass die wunderbare Ordnung, die dort sich zeigt, ihr Schmuck und Glanz, uns seine Vorsehung aufs glänzendste bezeugen. Die Schrift beschreibt uns ja die Zeit und die Weise der Schöpfung. Aber wenn Gott auch schweigen würde, so rufen doch die Himmel laut, dass sie durch seine Hand geschaffen sind, so dass dieses allein zur Bezeugung seiner Herrlichkeit genügen würde. Denn sobald wir Gott als den Werkmeister der Welt erkannt haben, muss unser Geist zur Bewunderung seiner unermesslichen Güte, Weisheit und Macht fortgerissen werden.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wunsch geweckt – und dann auch erfüllt

Und Jehova Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hülfe machen, seines Gleichen. (Eig ihm entsprechend)
Und Jehova Gott bildete aus dem Erdboden alles Getier des Feldes und alles Gevögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie irgend der Mensch ein lebendiges Wesen nennen würde, so sollte sein Name sein.
Und der Mensch gab Namen allem Vieh und dem Gevögel des Himmels und allem Getier des Feldes. Aber für Adam fand er keine Hülfe seines Gleichen.
Und Jehova Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er entschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloß ihre Stelle mit Fleisch;
und Jehova Gott baute aus der Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, ein Weib, (dasselbe Wort wie Männin in v 23; so auch v 24 und später) und er brachte sie zu dem Menschen.
Und der Mensch sprach: Diese ist einmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen.
Elberfelder 1871 -Gen 2,18–23

 Und der Ewige, Gott, sprach: «Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, ich will ihm eine Hilfe machen, ihm zur Seite.» Und der Ewige, Gott, bildete aus der Erde alles Getier des Feldes und alles Vogelvolk des Himmels, und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde, und ganz, wie der Mensch es nenne, das lebende Wesen, so sollte dessen Name sein.
Da benannte der Mensch Namen für alles Vieh und für das Vogelvolk des Himmels und alles Getier des Feldes; doch für den Menschen fand er keine Hilfe, ihm zur Seite.
 Da ließ der Ewige, Gott, Betäubung auf den Menschen fallen, daß er schlief; dann nahm er eine von seinen Rippen und umschloß statt ihrer mit Fleisch. Und der Ewige, Gott, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen, zu einem Weib und brachte es zu dem Menschen.
 Da sprach der Mensch: «Diesmal ist das Bein von meinem Bein Und Fleisch von meinem Fleisch; Die soll Ischscha -Weib- heißen, Denn vom Isch -Mann- ward die genommen.»
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Genesis 2:18–23

Gott, der Herr, sagte: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt!«  Er brachte alle Landtiere und Vögel, die er aus dem Erdboden geformt hatte, zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genau so sollten sie dann heißen. Der Mensch betrachtete die Tiere und benannte sie. Für sich selbst aber fand er niemanden, der zu ihm passte und ihm eine Hilfe sein könnte.
Da ließ Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf über ihn kommen, entnahm ihm eine Rippe und verschloss die Stelle wieder mit Fleisch. Aus der Rippe formte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. Da rief dieser: »Endlich gibt es jemanden wie mich! Sie wurde aus einem Teil von mir gemacht – wir gehören zusammen!«
Hoffnung für Alle – 1.Mose 2,18-23

Dieser Abschnitt berichtet von der Erschaffung der ersten Frau und der Einsetzung der Ehe und war deswegen für die Gesellschaft des Volkes Israel von großer Bedeutung. Es war Gottes Absicht, daß (Ehe)mann und (Ehe)frau eine geistliche und funktionierende Einheit sein sollten, indem sie in Rechtschaffenheit wandeln, Gott dienen und zusammen seine Gebote halten würden. Wenn diese Harmonie Wirklichkeit ist, gedeiht eine Gesellschaft unter Gottes Führung.
Adam war allein und das war nicht gut , obwohl alles andere in der Schöpfung gut war (vgl. 1Mo 1,4.10.12.18.21.25 ). Als der Mensch als Gottes Stellvertreter zu handeln begann, indem er den Tieren Namen gab, was sein Herrschaftsrecht bewies ( 1Mo 2,19-20 ), wurde er sich seiner Einsamkeit bewußt ( 1Mo 2,20 ). Gott ließ deshalb einen Schlaf (V. 21 ) auf ihn fallen und schuf Eva aus seinem Fleisch und Bein (Gebein) (V. 21-23 ).
Gott beschloß, eine Hilfe für den Mann zu schaffen (wörtl. »eine Hilfe, ihm entsprechend«, »ein helfendes Gegenüber« oder »eine ihm entsprechende Hilfe«) (V. 18 ). »Hilfe« ist kein erniedrigender Ausdruck. Er wird in der Bibel oft gebraucht, um Gott, den Allmächtigen, zu beschreiben (z.B. Ps 33,20;70,6;115,9 ). Die Beschreibung der Frau als »ihm entsprechend« bedeutet im Grunde, daß das, was über den Mann in 1Mo 2,7 gesagt wird, auch für sie gilt. Sie hatten beide dasselbe Wesen im Bilde Gottes. Die Frau füllt aber das aus, was dem Mann fehlte, weil er allein war. Sie ergänzt, was ihm fehlt, und er ergänzt, was sie entbehrt. Der Höhepunkt ist die Tatsache, daß beide ein Fleisch (V. 24 ) werden, womit die völlige Einheit von Mann und Frau in der Ehe beschrieben wird. Da Adam und Eva eine geistliche Einheit waren und ohne Sünde in Rechtschaffenheit lebten, war keine Anweisung erforderlich, wer die Führung zu übernehmen habe. Paulus diskutiert diese Frage später in Verbindung mit der Schöpfungsordnung und dem Sündenfall ( 1Kor 11,3; 1Tim 2,13 ).

Walvoord Bibelkommentar

Der Grund für Evas Existenz
Gott schuf Eva, um Adam glücklich zu machen. Der motivierende Gedanke war: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht“ (1 Mose 2,18). In einer früheren Ausgabe der Elberfelder Übersetzung war zu lesen: „eine Hilfe seines Gleichen“; aber der Gedanke ist nicht etwa, Mann und Frau seien identisch, sondern dass sie einander entsprechen und ergänzen. Deshalb wurde die Formulierung „die ihm entspricht“ in der aktuellen Fassung der Elberfelder Übersetzung verwendet. Mann und Frau sind komplementär. Sie sind gleichwertig, aber andersartig, einander ergänzend.
Adam besaß Intellekt und Herrschaft, aber hatte kein Pendant, kein Komplement, kein Wesen, das ihm entsprach (1 Mose 2,20). Evas Erschaffung war ein riesiger Segen für ihn. Und auch Eva selbst sollte einen Platz des Segens bekommen.
Evas Ursprung
Gott schuf Eva (1 Mose 1,27). Sie war zu einem bestimmten Zweck gemacht worden und Gott gegenüber verantwortlich. Die Art und Weise ihrer Erschaffung unterschied sich fundamental von derjenigen Adams. Gott „baute“ sie aus einer Rippe Adams (1 Mose 2,22). Adam war aus Staub, aus toter Materie, geschaffen worden. Seine Erschaffung war „stoffbezogen“, Evas Erschaffung war „personenbezogen“, in Beziehung zu Adam, für den Platz an seiner Seite.

Im Glauben leben 2020

Genesis 2:18 ‎Gerade so wie die Schöpfung harrte, und ihrer Vollendung wartete, ehe der Mensch geschaffen wurde, und Gott ihr diese Krone seiner Schöpfung ankündigte, so auch hier vor der Schöpfung des Weibes. Der Mensch war da und um ihn blühte alles in Paradiesesschöne, und doch sprach Gott noch nicht sein: „!טוב“ Es heißt nicht: לא טוב לאדם היותו לברו es ist für den Menschen nicht gut, dass er allein sei, sondern: so lange er allein steht, ist es überhaupt noch nicht gut; das Ziel der Vollkommenheit, das die Erdwelt durch ihn erreichen soll, wird nicht vollkommen erreicht, so lange er allein steht. Die Vollendung des Guten war nicht der Mann, war das Weib, und ward erst durch das Weib dem Menschen und dem Universum zugebracht. Und das ist so in den Geist unserer „Orientalen!“ der „Rabbinen“ aufgegangen, dass sie uns lehren: erst durch sein Weib wird der Mensch ein Mensch, erst Mann und Weib zusammen sind: „Adam“. Die für einen zu große Aufgabe muss geteilt werden, und eben für die volle Lösung der Menschenaufgabe schuf Gott zum Manne das Weib. Und dieses Weib soll עזר כנגדו sein. Auch ganz oberflächlich betrachtet, spricht sich in dieser Bestimmung die ganze Dignität des Weibes aus. Auch nicht die leiseste Andeutung auf eine geschlechtliche Beziehung ist da enthalten; nur in das Gebiet des Wirkens des Mannes wird das Weib gesetzt, dort fehlt sie, sie soll עזר כנגדו sein. Und עזר כנגדו spricht eben so wenig eine Unterordnung aus, vielmehr ist damit eine völlige Gleichheit und paritätische Selbständigkeit ausgesprochen. Das Weib steht dem Manne כנגדו, parallel, auf einer Linie, zur Seite.
עזר: helfen, beistehen. In seinen verwandten Wurzeln betrachtet, treten eigentümliche Begriffe entgegen, die alle in den Begriff des Beschränkens, Umschränkens zusammen gehen: עצר ,אצר ,אסר ,אזר, und doch: עזר: helfen. עזר bezeichnet somit diejenige Hülfe, die dem andern einen Teil seiner Obliegenheit abnimmt, ihm damit gestattet, seine Kräfte auf einen geringeren Kreis von Zwecken zu konzentrieren, und dadurch das ihm noch zur Vollführung Bleibende tüchtiger und vollkommener zu lösen. Es ist ein Beistand durch Konzentrierung. Während עצר die gewaltsame (צ) Beschränkung bedeutet, ist עזר die willkommene Beschränkung, um in dem so beschränkten Gebiete seine Tätigkeit desto kräftiger zu üben. So heißt עזרה der Hülfsraum. Statt dass sonst die קרבנות im היכל geschehen müssten, verbleibt durch die עזרה der היכל der höchsten כפרה, und im „Hülfsraum“ geschehen alle die Wege, die zur כפרה führen. So soll auch durch das Weib ein Teil der Obliegenheiten, die die große Menschenaufgabe umfasst, dem Manne abgenommen, und ihm dadurch die vollkommenere Lösung des ihm noch Bleibenden ermöglicht werden. Dieses ist aber nur möglich, wenn das Wesen, das ihm עזר sein soll, כנגדו, nicht עמו, nicht an demselben mit ihm arbeitet, sondern ihm gegenüber an einer andern, allein auf gleicher Linie ihm gegenüber befindlichen Stelle wirkt. Wäre dies Wesen ein Mann, so trüge es selbst wieder die ganze Obliegenheit und be- dürste selber wieder des „Beistandes“. Darum ist es ein Weib, eine השא, eine „Männin“, die nicht mit ihm, nicht unter ihm, sondern neben ihm steht, נגדו auf einer Linie an einem andern Punkte wirkt, so dass sie jeder ein besonderes Gebiet erfüllen, sie gegenseitig sich ergänzen. Genesis 2: 19. ויצר, nach den Weisen in ב׳׳ר nicht: bilden; denn die Schöpfung und Bildung der Tiere war ja bereits vor dem Menschen geschehen; sondern in der Bedeutung 1>,כבוש> zwingen, wie תצור אל עיר. Obgleich תצור von צרר so ist ja auch von יצר die Grundbedeutung, wie bereits bemerkt, beschränken, einengen. Alles Bilden ist selbst ein Beschränken des Stoffes in den von der beabsichtigten Form gestatteten Umfang. צר selbst kommt auch in der Bedeutung: Enge, Beschränkung vor, ויצר לו מן המיצר usw. Für diese Auffassung spricht hier auch, dass בהמה fehlt, und nur חית השדה und עוף genannt wird, während Genesis 2: 20 בהמה ausdrücklich genannt ist. בהמה brauchten nicht erst gezwungen zum Menschen gebracht zu werden, sie hatten sich ihrer Natur nach untergeordnet und bildeten freiwillig seine Umgebung. — Die Stellung des נפש חיה zu הארם lässt dies nur als Apposition zu האדם erkennen: der Mensch gibt den Dingen Namen, nicht als Gott, der dem Wesen der Dinge auf den Grund schaut, sondern von seinem individuellen Standpunkt aus, als נפש, als Individuum, חיה das aufzunehmende und abzustoßende Eindrücke von den Dingen um sich empfängt. Nach diesen Eindrücken nennt er die Wesen, in diesem Namen spricht er die Eindrücke aus, die seine von den Dingen erhaltene Vorstellung bilden, und damit weist er ihnen ihr שם, (daher שם), ihren Ort an, reiht sie in die entsprechende Gattung, Art, Spezies usw. ein. All unser Wissen von den Dingen ist nichts als eine solche Namengebung. Dieses Wissen ist aber nur subjektiv, ist nur das אשר יקרא לו הארם נפש חיה, wie sich der Mensch die Dinge von seinem subjektiven Standpunkt aus nennt, was er von ihnen, nach den von ihnen erhaltenen Eindrücken, begreift, was sie ihm sind. Das Wesen der Dinge an sich schaut kein sterblicher Geist. Während damit aber die Bedeutung der Summe des menschlichen Wissens auf ihr bescheidenes Maß zurückgeführt wird, ist doch zugleich dem Skeptizismus entgegengetreten durch die Versicherung: הוא שמו dass das von uns durch die Eindrücke auf uns Erkannte, wenn auch nicht die ganze Wahrheit der Dinge, doch Wahrheit sei. Gott, der den Menschen und die Dinge geschaffen, und seine geschaffenen Wesen dem Menschen zugeführt, damit er sie sich nach den von ihnen empfangenen Eindrücken nenne, ist auch dem Menschen Bürge dafür, dass das ihm verliehene Maß von Erkenntnis der Dinge keine Täuschung sei, dass auch dieses Bruchstück von Wahrheit wahr, dass es die Wahrheit von den Dingen sei, deren der Mensch für die Lösung seiner Aufgabe in Mitte der Wesen bedarf, und der er getrost sich anvertrauen darf. So bildet der Glaube an Gott, der die Menschen und die Dinge geschaffen, eine wesentliche Grundlage auch der theoretischen Erkenntnis des Menschen. Ohne diesen Glauben kann sich auch die theoretische Wissenschaft nicht des trostlosen Skeptizismus erwehren, hat sie keine Gewähr, dass sie nicht Traum aus Traum folgere und Traum mit Traum beweise.
Dass dieses Namengeben auf einer, wenn gleich nur subjektiven, Erkenntnis des Wesens der Dinge beruht, ist hier evident, indem Gott dem Menschen die lebendigen Wesen alle zuführte, damit er erkenne, dass unter allen diesen lebenden Wesen keines geeignet sei, ihm als die ihm fehlende Hülfe zur Seite zu treten, wie dies der Schluss des folgenden Verses: לאדם לא מצא עזר כנגדו, beweist. Die Prüfung der Wesen für diesen Zweck heißt: לראות מה יקרא לו האדם. Mögen wir es nun übersetzen, zu sehen, wie er es sich, oder wie er es nennen, oder was er sich, d. h. für sich berufen werde: immer ist durch das וכל אשר יקרא לו וגו׳ הוא שמו klar, dass der Name das Ergebnis der subjektiven Prüfung des Wesens der Dinge sei. קרא heißt rufen, d. i. einen Gegenstand auffordern in unsere Richtung zu treten, (wovon auch לקראת, wörtlich: dem Rufe des Andern zu, d. h. der Richtung zu, die durch die Stellung des Andern bestimmt wird.) Daher auch: nennen. Indem ich einen Namen nenne, rufe ich mir den Gegenstand vor, vergegenwärtige ich ihn mir. Vielleicht ist auch damit ירא verwandt, das daher auch, obgleich einen intransitiven Zustand bezeichnend, doch mit dem Akkusativ את konstruiert wird. Es hieße demnach: sich einen Gegenstand im Innern immer gegenwärtig halten. Dies ist ja auch in der Tat z. B. die einzige wahrhaftige ׳שויתי ד׳ לנגדי תמיד :יראת ד.

Genesis 2:20 ‎Der Mensch prüfte also alle lebenden Geschöpfe in ihrer Eigentümlichkeit und wies einem jeden darnach seinen geistigen Ort an. Er prüfte so die ihm am nächsten Stehenden (בהמ), die seinem Wesen am fernsten Stehenden (חיה), die sich ihm am wenigsten Anschmiegenden (עוף), und die in der Mitte Stehenden (חיה), aber für einen „Adam“, (es heißt nicht ולאדם), für einen gottebenbildlichen Statthalter Gottes auf Erden, fand er nichts, das ihm parallel sei, mit ihm seine große Obliegenheit teilen könne.

Genesis 2:21 ‎רדם .תרדמה, verwandt mit רהם. Dies kommt als Verbum einmal vor: רתם המרכבה (Micha 1), wo es anspannen, festbinden heißt. Möglich daher, dass רדם festbinden heißt und הֵרָדֵם den völlig gebundenen Zustand bedeutet, in welchem der Mensch jegliche Bewegung verliert, völlig unselbständig ist, also etwa: Betäubung. Dieser Grad der Kraft- und Machtlosigkeit liegt nicht in ישן, dem Ausdruck des gewöhnlichen Schlafes. ישן, Grundbedeutung: alt, auch schwarz, dunkel, wovon אישן לילה und אישון בת עין, das Dunkel der Nacht und das Schwarze im Auge. (Vergl. אגרוף.) Also: dunkel, glanzlos, lichtlos sein und altern, somit: Glanz, Kraft, Frische verlieren, und ישן als Schlaf, ist der Zustand des Schlaffseins, Mattseins, während תרדמה den ganz gefesselten Zustand bedeutet. Vielleicht war auch der Baum, unter welchem Elija, Kön. 1. 19, einschlief, ein Baum, dem eine betäubende Kraft innewohnt und der deshalb ר heißt. — צלע kommt sonst in תנ“ך nirgends als Rippe, sondern stets als Seite vor, weshalb ja auch צלוע nach einer Seite geneigt gehen, hinken heißt. — סגר verwandt mit סכר ,שכר, verstopfen, wo eine Lücke war schließen, wovon auch שכר, Ersatz, Lohn. — בשר, verwandt mit בַשֵר, verkünden, drückt die tiefe Bedeutung des reinen menschlichen Leibes aus: Herold des Geistes an die Welt und der Welt an den Geist zu sein. בשר Fleisch, umfasst alles, was nicht Blut und nicht Knochen ist, somit: Haut, Muskel und Nerv, also das, wodurch die Vermittlung zwischen Geist und Welt stattfindet; ohne בשר kein Bewusstsein von der Welt und keine Wirkung auf die Welt. Daher Gegensatz zu אבן :בשר (Jechesk. 36, 26). — בנה ,ויבן kommt auch sonst als gestalten vor, davon תבנית. — Also nicht wie beim Manne ward zum Leib des Weibes der Stoff von der Erde genommen. Eine Seite des Mannes bildete Gott zum Weibe, es ward der Mann gleichsam geteilt und der eine Teil zum Weibe ge- staltet, nicht עשה יצר ,ברא, sondern: בנה, nur ausgebaut, eingerichtet zum Weibe, also, dass das früher eine Geschöpf, nun in zweien dastand, und damit die völlige Gleichheit des Weibes für immer besiegelt. — Die Weisen stellen auch alle Eigentümlichkeiten der weiblichen Stimme, des weiblichen Charakters und Temperaments, sowie auch die frühere geistige Reife des Weibes in Zusammenhang mit dieser Bildung des Weibes aus bereits fühlendem, empfindendem, belebtem Menschenleib, im Gegensatz zum Manne, dessen Leib aus Erde geschaffen worden.
Genesis 2:23 ‎הפעם selbst heißt schon: diesmal, nun, endlich, wie: ,אמותה הפעם הפעם יזבלני אישי. Es heißt also entweder: diese endlich ist es! dafür spricht der Akzent auf הפעם; oder: diese endlich ist Bein von meinen Gebeinen usw. Es drückt dies הפעם das endliche Erreichen eines bisher vergeblich Erstrebten aus. „Gesucht habe ich unter allen Wesen, habe aber keins gefunden, das mir einen Teil meiner Aufgabe abnehme und ihn mir parallel trage; jetzt habe ichs gefunden.“ כי מאיש לקחה זאת; der Name אשה bezeichnet somit nicht die Abhängigkeit des Weibes vom Mann, sondern vielmehr die Gleichheit, die Zusammengehörigkeit Beider, die Teilung der einen einheitlichen Menschenaufgabe auf beide Geschlechter.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Und Jehova Gott sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Der letzte Abschnitt beginnt damit, die Situation zu buchstabieren: Und Jehova Gott sprach. Wieder haben wir eine göttliche Erklärung. Sein Dekret steht hier in Vers 18a: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Dies ist das Einzige, von dem Gott sagt, dass es nicht gut ist, im Gegensatz zu all dem Guten, auf das er in den sechs Schöpfungstagen hinweist, wie z. B.: Die Himmel in 1. Mose 1:8 sind unvollständig ohne die Leuchten in Vers 18 und die Vögel in Vers 20; die Meere in Vers 10 ohne die Fische in Vers 21; die Erde in Vers 10 ist unvollständig ohne die Tiere und den Menschen in den Versen 25 und 26; und nun ist das Männliche ohne das Weibliche unvollständig. Das Wort „gut“ beschreibt das, was im Rahmen der Absicht Gottes angemessen oder passend ist. Es war nicht in Gottes Absicht, dass das Männchen allein sein sollte.
Gott sagte in Vers 18b: Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Dies drückt die Notwendigkeit für Adam aus, einen Helfer zu haben. Einige in unserer modernen Zeit haben angenommen, dass dies ein abwertender Begriff ist. Das ist er nicht. Gott selbst wird mit demselben hebräischen Wort bezeichnet, eizer, was „Helfer“ bedeutet. Es wird verwendet, um Gott in den folgenden Passagen zu beschreiben: Exodus 18:4; Deuteronomium 33:7, 26, 29; 1. Samuel 7:12; Psalm 20:2; 33:20; 46:1; 70:5; 115:9-11; 124:8; und 146:5. Es wird von Gott verwendet, was zeigt, dass es nicht negativ zu verstehen ist.

Wenn er sagt: „begegnet ihm“, wird das Wort kenegdo verwendet. Nur hier und in Vers 20 zu finden, bedeutet kenegdo wörtlich „ein Helfer wie vor ihm“. Es betont das Auffällige, das, was im Blick ist, das, was sich vor ihm befindet. Nimmt man all diese Begriffe zusammen, so beinhaltet die Grundbedeutung: ein Helfer, der ihm gleicht; ein Helfer, der zu ihm passt; ein Helfer, der seiner würdig ist; ein Helfer, der ihm entspricht; ein Helfer, der zu seinem Gegenüber aufsteigt; ein Helfer zu seinem Gegenstück. Was auch immer der Mann zur Zeit seiner Erschaffung erhielt, wird auch die Frau erhalten. Sie ist eine, die ihn vollkommen vervollständigen wird, eine, die das liefern wird, was dem Mann fehlt, eine, die das tun kann, was der Mann allein nicht tun kann. Der Mann wurde so geschaffen, dass er die Hilfe einer Partnerin braucht, und sie entspricht ihm körperlich, sozial und geistig. Vor dem Sündenfall gab es eine Vorsteherschaft, aber sie war komplementär, nicht konkurrierend.

Gott kannte Adams Bedürfnis bereits, aber er wollte sicherstellen, dass Adam seinen eigenen Mangel erkennt. Gott tut dies auf eine ziemlich einzigartige Weise, indem er Adam die Autorität gibt, dem Tierreich einen Namen zu geben: Und Gott Jehova formte aus der Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und wie der Mensch jedes lebende Geschöpf nannte, das war sein Name. Und der Mensch gab allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes Namen; aber für den Menschen wurde keine ihm entsprechende Hilfe gefunden.

Der Ursprung des Tierreichs wird in Vers 19a genannt: Und aus dem Erdboden formte Jehova Gott jedes Tier des Feldes. Das sind die wilden Tiere, denn domestizierte Tiere gab es laut Vers 20 bereits im Garten. Außerdem formte Gott jeden Vogel des Himmels. Der Ursprung des Tierreichs und der Ursprung des Menschen ist derselbe: aus dem Erdboden.
Die Tierwelt wird in Vers 19b souverän zum Menschen gebracht: und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Dies zeigt, dass der Mensch mit der Fähigkeit geschaffen wurde, die hebräische Sprache zu sprechen. Dies ist aus zwei wichtigen Gründen bekannt. Erstens sind alle Namen vor dem Turmbau zu Babel hebräische Namen und haben nur auf Hebräisch eine Bedeutung, obwohl es das jüdische Volk noch nicht gab. Das gilt nicht für alle Namen nach dem Turmbau zu Babel, wenn es sich um nicht-hebräische Namen handelt. Zweitens machen alle Wortspiele in der Bibel vor Babel nur im Hebräischen einen Sinn. Mose 2:23; 3:20; 4:1 und 25 sind alles Beispiele für die Verwendung von Wortspielen durch Adam und Eva, die nur auf Hebräisch Sinn ergeben, was beweist, dass Adams Sprache Hebräisch war.
Der Mensch beginnt seine Herrschaft über das Tierreich auszuüben, indem er den Tieren in Vers 19c Namen gibt: und was der Mensch nannte, jedes lebende Geschöpf.
Die Benennung ist eine Ausübung von Autorität. In Numeri 32:37-38 übten die Rubeniter Autorität aus, indem sie Städte in eroberten Gebieten benannten und umbenannten. In 2. Könige 23,34 nutzte Pharao Necho seine Autorität über Juda, um den Namen Eljakim in Jojakim zu ändern; in 2. Könige 24,17 nutzte der König von Babylon seine Herrschaft über Juda, um den Namen Mattanja in Zedekia zu ändern. Etwas zu benennen ist eine Ausübung von Autorität. Die Worte: „Das war ihr Name“ bestätigten die Autorität des Menschen über das Tierreich. Wie er sie auf Hebräisch nannte, so wurde der Name.
In Vers 20a heißt es: Und der Mensch gab drei Kategorien von Tieren Namen: erstens allem Vieh, den domestizierten Tieren, was zeigt, dass sie bereits im Garten sind und nicht zum Menschen gebracht werden mussten; zweitens den Vögeln des Himmels; und drittens jedem Tier des Feldes, den wilden Tieren. Dies war die Erfüllung der Herrschaft des Menschen über die Tierwelt. Der letzte Teil von Vers 20b liefert den Grund, warum Gott Adam alle Tiere benennen ließ: aber für den Menschen wurde keine ihm entsprechende Hilfe gefunden. Adam konnte nun durch seine eigene Erfahrung erkennen, dass nichts im Tierreich seinem Bedürfnis entsprechen würde, d.h. ihn zu vervollständigen. Dieser Vorgang unterstreicht also sein Alleinsein. Was den Menschen betraf, so fand er kein Geschöpf, das würdig war, sein Helfer zu sein, als sein Gegenstück zu gelten und daher mit einem Adam entsprechenden Namen bezeichnet zu werden.

Und Jehova Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er schlief; und er nahm eine seiner Rippen und verschloss das Fleisch an ihrer Stelle; und die Rippe, die Jehova Gott von dem Menschen genommen hatte, machte er zu einer Frau und brachte sie zu dem Menschen.
Die Formung der Frau kommt in Vers 21a: Jehova Gott ließ einen tiefen Schlaf auf den Mann fallen, und er schlief. Das hebräische Wort hier ist tardeimah, was einen tiefen Schlaf bedeutet, der von Gott auferlegt wurde. Die Rabbiner interpretieren dies dahingehend, dass dies einem Mann beibringen sollte, dass er nicht ständig mit seiner Frau streiten sollte; wenn sie etwas Unangenehmes tut, sollte er es ignorieren oder „darüber schlafen“, eine nette Anwendung, aber nicht gerade die exegetische Bedeutung des Verses!
Dann kommt die erste chirurgische Operation, die jemals durchgeführt wurde, in Vers 21b: er nahm eine seiner Rippen. Das hebräische Wort hier ist tzeila; dies bedeutet nicht wörtlich „Rippe“, sondern „Seite“ und bezieht sich auf Adams Seite. Es ist dasselbe Wort, das für die Seite oder die Hülle der Bundeslade verwendet wird (2. Mose 25,12.14; 37,3.5); es wird auch für die Seite eines Gebäudes verwendet (2. Mose 26,20; 36,25); es wurde für die Seitenkammern des Tempels verwendet (Hes. 41,5-8); es wird für den Kamm oder die Seite eines Hügels verwendet (2. Sam. 16,13). Nur hier ist dieses Wort mit „Rippe“ übersetzt worden, aber es ist besser, konsequent zu sein und zu behaupten, dass es Adams Seite war. Das würde bedeuten, dass die Frau aus einem nicht näher bezeichneten Teil des Körpers des Mannes geschaffen wurde. Es umfasst sowohl Fleisch als auch Knochen, wobei Gott auch das Fleisch verwendete, das an den Knochen befestigt war, wie in Vers 23 zu sehen ist; es wurde von der Seite Adams genommen, um die Gleichheit der Frau zu zeigen. Als nächstes verschloss Gott das Fleisch an seiner Stelle und heilte Adam sofort von der Operation.
Die Erschaffung Evas kommt als nächstes in Vers 22: und die Rippe, die Jehova Gott von dem Menschen genommen hatte; mit anderen Worten, es wurde etwas von Adams Seite genommen, das sowohl Knochen als auch Fleisch enthielt. Die Rabbiner versuchen auf folgende Weise zu erklären, warum Gott die Seite oder Rippe als Quelle wählte: Gott nahm nicht einen Teil von Adams Kopf, damit sie nicht hochmütig sei; auch nicht vom Auge, damit sie kein umherschweifendes Auge habe; auch nicht vom Ohr, damit sie nicht alles hören wolle; auch nicht vom Mund, damit sie nicht zu viel rede; auch nicht vom Herzen, damit sie nicht neidisch werde; auch nicht von der Hand, damit sie nicht alles ergreife; auch nicht von den Füßen, damit sie nicht fußlos sei; es war also von der Rippe, die sich auch dann nicht zeigt, wenn ein Mann nackt ist. Nachdem sie all dies gesagt hatten, kamen die Rabbiner zu dem Schluss, dass nichts davon wirklich half!
Der letzte Satz in Vers 22 lautet: „Er machte ein Weib“, was soviel bedeutet wie „zu bauen“. Einige neutestamentliche Lehren, die auf dieser Genesis-Passage basieren, sind: 1 Korinther 11:8: Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann; und 1. Timotheus 2,13: Denn zuerst wurde Adam gebildet, dann Eva.
Der Text schließt: und brachte sie zu dem Mann. Eva war also das Geschenk Gottes an Adam; das ist die Hilfe, die ihm entgegenkommt.

Und der Mann sprach: Dies ist nun Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; sie soll Frau genannt werden, denn sie ist aus dem Manne genommen.
Die Antwort von Adam ist: Und der Mann sprach. Dies war Adams unmittelbare Antwort, die übrigens die ersten aufgezeichneten Worte des Menschen markiert. Mit diesen Worten gab es eine Anerkennung der Quelle von Eva. Adams Ausruf lautet: Dies ist nun Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Dies wird als Bundesformel in 2 Samuel 5,1 verwendet, als die Zehn Stämme David ihre Treue gelobten. Dieser Satz ist eine Bundesehe-Erklärung der Verpflichtung, daher ist sie seine Ergänzung; er ist unvollständig ohne sie.
Adams Aussage war: Sie soll Frau genannt werden, weil sie aus dem Manne genommen wurde. Hier ist die Namensgebung von Eva, und sie weist ein weiteres Wortspiel auf. Auf Hebräisch: „Sie soll Ischa heißen, denn sie wurde aus Ischa genommen.“ Dies zeigt wiederum, dass Hebräisch die erste Sprache war, da dieses Wortspiel nur im Hebräischen funktioniert. Die Frau wurde aus dem Mann gemacht, für den Mann gemacht, dem Mann gegeben und vom Mann benannt. Nach rabbinischer Überlieferung wurden beide im Alter von zwanzig Jahren erschaffen.

Arnold Fruchtenbaum – Die Erschaffung von Adam und Eva

„ich danke dir …“

Herr, ich danke dir dafür, 
  dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! 
  Großartig ist alles, was du geschaffen hast – 
  das erkenne ich! 

Hoffnung für Alle – Ps 139,14

Ich danke dir, dass ich so staunenswert und wunderbar gestaltet bin.
Ich weiß es genau: Wunderbar sind deine Werke.
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift 2017 – Psalm 139,14

Ich preise dich, weil ich auf Ehrfurcht einflößende Weise wunderbar gemacht bin.
Deine Werke sind wunderbar,
das weiß ich nur zu gut.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 139:14

Das Thema hatten wir schon im November 2020.

Schönes Bild von logos.com – eine Nähmaschine – den da ist Konzentration und Planung wichtig.

Ich preise dich, denn ich bin furchtsam und wunderbar gemacht. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es wohl.

Die LXX, Syr und Vg. ersetzen „weil du wunderbar bist“ durch „weil ich wunderbar und furchterregend gemacht bin“, vielleicht weil dies eine bessere Parallele zur zweiten Hälfte des Verses bildet.

The Lexham Textual Notes on the Bible

Wann das Leben beginnt
Die Frage, wann das Leben beginnt, ist für jeden, der die Bibel liest, eindeutig zu beantworten. Leben beginnt mit der Zeugung. Doch der Teufel ist listig und deshalb wird die Frage heute häufig anders gestellt. Es heißt: Wann ist ein Mensch eine Person und wann hört er auf, eine Person zu sein? Ist ein ungeborenes Kind nur ein Zellklumpen, mit dem man beliebig verfahren kann? Ist eine alte und schwerkranke Person wirklich noch eine Person? Bereits im Jahr 1973 (!) entschied der Oberste Gerichtshof in den USA in einer Grundsatzentscheidung, dass ein ungeborenes Kind in der Gebärmutter zwar menschlich ist, aber doch keine Person gemäß der Verfassung der USA. Dieser moderne Dualismus (Trennung in Mensch und Person) ist heute Mainstream und führt dazu, dass man Abtreibung legalisiert. Er führt ebenso dazu, dass man aktive Sterbehilfe befürwortet.
Die Bibel ist zu diesem Thema eindeutig: David drückt es in Psalm 139 sehr treffend aus: „Denn du besaßest meine Nieren; du wobst mich im Leib meiner Mutter. Ich preise dich dafür, dass ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, und meine Seele weiß es sehr wohl. Mein Gebein war nicht vor dir verborgen, als ich gemacht wurde im Geheimen, gewirkt wie ein Stickwerk in den untersten Örtern der Erde. Meinen Keim sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle eingeschrieben, die Tage, die entworfen wurden, als nicht einer von ihnen war“ (Ps 139,13-16). Allein dieser Text macht schon klar, dass ein ungeborenes Kind aus Gottes Sicht eine Person ist.
Es gibt weitere eindeutige Hinweise, dass Gott uns Menschen bereits im Mutterleib gebildet hat. Durch Jesaja lässt Gott seinem Volk sagen: „So spricht der Herr, dein Erlöser und der dich von Mutterleib an gebildet hat … “ (Jes 44,24). „Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat …“ (Jes 49,5).
Hiob spricht vom Sterben im Mutterleib: „Warum starb ich nicht von Mutterleib an, kam aus dem Schoß hervor und verschied?“ (Hiob 3,11). Der Prophet Jeremia klagt: „Weil er mich nicht tötete im Mutterleib, so dass meine Mutter mir zu meinem Grab geworden und ihr Leib ewig schwanger geblieben wäre“ (Jer 20,17). Eindeutiger könnte es nicht dargelegt werden, dass der Tod im Mutterleib aus Gottes Sicht ein „töten“ ist.
Eindrucksvoll sind die prophetischen Worte über unseren Herrn: „Auf dich bin ich geworfen von Mutterschoß an, von meiner Mutter Leib an bist du mein Gott“ (Ps 22,11).

Bleib in mir 04-2020

Komplizierte Optik
Die Linse des menschlichen Auges ist ein weiteres Wunder. Durch die Linse nimmt das Sehzentrum die verschiedenen Formen in seiner Umwelt wahr; das Bild wird auf die Netzhaut projiziert. Das menschliche Auge stellt sich auf die wechselnde Entfernung ein, so ähnlich, wie man eine Kamera einstellt. Die Linse paßt sich der Entfernung an, indem sie ihre Form verändert. Die Kamera muß man mit der Hand einstellen; die Linse des Auges dagegen stellt die Brennweite automatisch auf die wechselnden Entfernungen ein.
Beim menschlichen Auge ist ein weiteres Phänomen interessant: Wenn man durch eine nach außen gewölbte, das heißt konvexe Linse schaut, wie die Linse unseres Auges, steht das Bild auf dem Kopf. Dieses Bild erscheint auf der Netzhaut und wird an das Gehirn weitergeleitet. Unser Gehirn wertet das Bild aber automatisch so aus, daß die Welt nicht auf dem Kopf zu stehen scheint, sondern aufrecht: Ein weiteres Beispiel, das uns zeigt, wie wunderbar der menschliche Körper funktioniert.
Wenn wir die technischen Meisterwerke des menschlichen Körpers kurz betrachten, erkennen wir darin die Weisheit des großen Schöpfers, der den Menschen gemacht hat. Wer ehrlich und verständig ist, wird wirklich veranlaßt, wie der Psalmist vor langer Zeit zu sagen: „Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin.“ — Psalm 139:14.

Erwachet! 22. Juni 1970

Unsere Lunge ist wunderbar gemacht

● David, König von Israel und ein berühmter Musiker und Dichter, besang Jehova einmal mit den Worten: „Ich preise dich darüber, daß ich auf eine erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht bin.“ (Psalm 139:14) Wallace O. Fenn, Professor der Physiologie, bezeugte die Wahrheit dieser Worte, als er über die wunderbare Beschaffenheit der Lunge folgendes schrieb: „Das Atmungsorgan gehört zu den vielen Wundern des menschlichen Körpers. Die Atemfläche der Lunge ist mindestens so groß wie die Hälfte eines Tennisplatzes. Die dünne Wand der Lungenbläschen, durch die der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxyd zwischen Blut und Luft vor sich geht, ist so fein und zart, daß keine vom Menschen gebaute künstliche Lunge ihre Leistungsfähigkeit erreicht. Die Anstrengung, die erforderlich ist, um die Luft in der Lunge zu erneuern, ist gering; die Energie dafür können zwei Stuck Zucker täglich oder etwas, was ihnen entspricht, liefern . . .
Das Atmungsorgan ist ein erstaunlich gut angepaßtes Gebilde und gibt jedem denkenden Menschen Anlaß, über die Prozesse ehrfürchtig zu staunen, durch die es entstanden ist: ,So erstaunlich sind wir gebildet, so furchteinflößend und wunderbar sind wir gemacht!‘ “

Erwachet! 8.September 1971

immer so weiter?

Forthin, alle Tage der Erde, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, und Frost und Hitze, und Sommer und Winter, und Tag und Nacht
Elberfelder 1871 – 1.Mose 8,22

Forthin, während aller Tage der Erde soll nimmermehr aufhören (feiern) Samen und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter, und Tag und Nacht. Jer 33,20; Jes 54,9.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Genesis 8,22

Ich beschließe hiermit Folgendes: Solange es die Erde gibt, wird der Kreislauf nie mehr unterbrochen werden. Es wird immer wieder Tag und Nacht geben, Winter und Sommer, Frost und Hitze, Saat und Ernte.“
VolxBibel – Gen 8,22

Nachdem Noah die Arche verlassen hatte, brachte er Gott ein Opfer dar, das diesem ein lieblicher Geruch war. Das Volk Gottes ist ein opferndes Volk (wie Israel das später lernen sollte). Das Opfer bedeutete, Gott eines der besten der Dinge zurückzugeben, die ihm gehörten. Die Erlösten des Herrn opfern Gott das Lob ihrer Lippen ( Hebräer 13,15 ) mit dem besten, was sie haben ( Sprüche 3,9 ) und mit der Bereitschaft und Demut ihres Geistes. Noah wurde der Gnade Gottes teilhaftig, wandelte mit diesem in Gehorsam und Gerechtigkeit, wurde vor dem Gericht bewahrt, kam in ein neues Zeitalter, in welchem die Bosheit der Menschen für eine Zeit beseitigt worden war und antwortete Gott mit Anbetung und Opfer.
Nachdem Noah geopfert hatte, versprach Gott, nie wieder die Erde so zu verfluchen . Der Ablauf der Jahreszeiten ist das Zeichen für die Geduld Gottes mit dem Menschen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Wort, das uns heute ein wenig beschäftigen soll, kam auf „im Herzen Gottes“ (V. 21), als Noah Ihm von der gereinigten Erde aus ein Brandopfer darbrachte und der liebliche Geruch zu Ihm emporstieg. Es ist ein Wort der Gnade, eine Zusicherung, die gerade in dem ständigen Wandel alles Geschaffenen die Unwandelbarkeit und die Treue Dessen bezeugt, der „alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“ (Heb 1,3). Sollte der Gedanke daran nicht geeignet sein, unseren Herzen Festigkeit zu verleihen und sie mit neuer Zuversicht zu erfüllen?
Welch ein Segen ist der Wechsel von Saat und Ernte! Unser ganzes irdisches Leben ist davon abhängig. Unter dem Einfluß der sich ändernden Jahreszeiten bringt die Erde die Nahrung für Mensch und Tier hervor. „Alle Tage der Erde“, d.h., solange sie überhaupt besteht, soll es so bleiben. Gott hat es zugesagt. Das heißt nicht, daß den Menschen Mißernte und Hungersnot erspart bleiben sollen. Nein, gerade durch solche Ereignisse hat Gott zu allen Zeiten eine ernste Sprache gesprochen, und das tut Er auch heute. In 1 Könige 8 sieht Salomo voraus, daß Mißernten ein besonderes Mittel in der Hand Gottes sein würden, Seinem Volk „die Sünde“ (V. 36) und „einem jeden die Plage seines Herzens“ (V. 38) bewußt zu machen. Dennoch setzt Gottes Regierung niemals Seine Gnade außer Kraft; das ist die tröstliche Lektion, die wir hier lernen können.
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Ermunterung und Ermahnung 1989

Frost und Hitze sind ebenfalls Folgen der sich ändernden Jahreszeiten oder auch des Wechsels von Tag und Nacht. Aber im Gegensatz zu Saat und Ernte bringen sie aus sich selbst nichts hervor; sie sind Mittel zum Zweck. Das wird sehr schön am Leben Jakobs deutlich, der über seine Zeit im Hause Labans sagt: „Es war mit mir also: des Tages verzehrte mich die Hitze, und der Frost des Nachts, und mein Schlaffloh von meinen Augen“ (1 Mose 31,40). Haben wir hier nicht ein Bild von der Erziehung Gottes? Diese Zeit war ja ein ganz bedeutender Abschnitt in der Schule Gottes, die aus dem Überlister Jakob den Gotteskämpfer Israel heranbilden sollte. Deshalb waren auch diese Entbehrungen ein Mittel zum Zweck in Gottes Hand.
Wir führen unser Leben am liebsten in einem wohltemperierten Gleichmaß und lieben von Natur weder Frost noch Hitze. Aber Gottes Weisheit hat beides verordnet, um uns eine reiche Ernte zu schenken. Hat uns nicht schon manches Mal die Enttäuschung über die Kälte um uns her näher an Sein Herz gedrängt, so daß Seine Liebe uns wieder erwärmen konnte? Welche Erfahrungen hatten wir denn von dieser Liebe, wenn der „Frost“ hier auf der Erde nicht wäre? Und wieviel Frucht für Gott durch die Zeiten hindurch aus der „Hitze“ der Trübsale schon hervorgegangen ist, das ist ein ganz erhabener Gedanke, der uns still werden läßt; erst die Ewigkeit wird es offenbaren. Doch sind auch wir in dieser Zeit schon die Nutznießer einer reichen Ernte, die Gott durch „Frost und Hitze“ gewirkt hat: Denken wir an die kostbaren Lieder, die wir oft mit solcher Selbstverständlichkeit singen, an den reichen Schatz von Gedankengut, der uns gleich wohlgefüllten Scheunen zur Verfügung steht. Das meiste davon ist nicht in der Beschaulichkeit des Studierstübchens entstanden, sondern ist die Frucht von ringendem Gebet, von Kampf und Tränen.
Fürchten wir uns also nicht: Die Weisheit unseres himmlischen Vaters steht über allem. Er will uns segnen; Er hat die Ernte im Auge – diesem Ziel müssen auch Frost und Hitze in unserem Leben dienen.

Ermunterung und Ermahnung 1989

Die Ergebnisse der geologischen und physikalisch-geographischen Forschungen bestätigen, dass unsere Erde vor der Flut von anderer Beschaffenheit und Gestaltung gewesen ist. „Die Fundorte sogenannter vorsintflutlicher Reste weisen darauf hin, dass früher eine ganz andere Verteilung der Jahreszeiten und der Temperatur gewesen sein muss, und die Zerklüftung und Gestaltung der Erde durch Ozeane, Flüsse, Berge, Wüsten usw. jüngeren Datums sind.“ Wohl hatte die Erde auch vor dem Flutgericht verschiedene Zeiten durchgemacht. Aber offenbar waren dieselben zur Erziehung der Menschheit nacheinander über die Erde gekommen. Sie hatten nicht zu ein und derselben Zeit auf der Erde geherrscht. Dadurch war der Erde aller Wahrscheinlichkeit nach eine ganz andere Offenbarung ihrer Fruchtbarkeit möglich gewesen. Es darf angenommen werden, dass die Erde vor der Flut in dauernder Blüte und Fruchtbarkeit dastand. Die Tradition berichtet sogar, dass in vierzig Jahren nur einmal gesät wurde. Das können wir zwar nicht mehr feststellen. Wir wissen aber, dass jene vorsintflutliche Erde mit ihren Gütern und Lebensbedingungen dem Menschen die Möglichkeit gab, alt und reich zu werden und in Üppigkeit und Wollust zu leben. Waren doch die Menschen vor der Flut imstande gewesen, derart sich selbst, ihren Sünden und Leidenschaften zu leben, dass Gott zu ihrer Gesamtvernichtung schreiten musste, um die große Zukunft der Menschheit überhaupt retten zu können; und doch erreichten sie ein für uns völlig unverständlich hohes Alter.
„Das soll ferner nicht mehr sein. Alle die verschiedenen Zeiten der Gestaltungen der Erde, die Gott bis dahin immer plötzlich hatte eintreten lassen, der Wechsel des Blühens und Welkens, des Lebens und Absterbens, des Aufblühens zum Dasein und der Vergegenwärtigung des Todes, der paradiesisch wehenden Frühlingsluft und der eisig umarmenden Erstarrung, alle diese sollten fortan immer da sein. Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht sollten fortan nicht nacheinander, sondern stets gleichzeitig auf Erden sein, sollten nie aufhören zu wirken. Es soll die Erde eine solche Gestaltung haben, dass alle Tages- und Jahreszeiten, Temperaturen und Klimate unaufhörlich gleichzeitig auf Erden seien, hier Tag, dort Nacht, hier Frühling, dort Herbst, hier Sommer, dort Winter, wie die räumliche Verschiedenheit und dieser zeitliche Wechsel uns seitdem die Mannigfaltigkeit der Erde nach Zonen und Ländern und Gegenden vor Augen führt 105.“
Von diesem ewigen und beständigen Wechsel der Erde ist der Mensch seitdem abhängig. In seiner Existenz und in seinem Streben und Fortschritt ist er hinfort Störungen ausgesetzt, die eine solche ungehemmte Entwicklung unmöglich machen, wie sie offenbar vor der Flut möglich war. Es genügt nicht mehr, einmal zu säen, um für vierzig Jahre genug zu haben, sondern der Mensch ist seitdem auf das angewiesen, was er für jeden Tag und für jedes Jahr sät und erntet.
Es würde zu weit führen, zu zeigen, von welch einer Bedeutung dies für die Entwicklung der Menschheit geworden ist. Schon allein die verkürzte Lebensdauer und die Trennung der Völker macht es unmöglich, dass die menschliche Bosheit auf die Dauer über das Ganze die frühere Übermacht wieder gewinnen kann. Eine Versklavung, unter der die einen seufzen, bricht ihre Wellen an der Freiheit, in der andere leben. Eine Verrohung der Sitten, die dem einen Volke Gewohnheit und Gesetz geworden, sieht sich verurteilt durch die sittliche Gesundheit, in der andere wachsen und gedeihen. Eine zur Religion gewordene Gottlosigkeit, die ihre Seele sowohl Gott als dem Nächsten gegenüber verloren hat, bricht in ihrer zersetzenden und auflösenden Kraft zusammen vor denen, die durch ihr Leben Bannerträger des Evangeliums Jesu geworden sind.
So wurde es Gott möglich, die Bosheit auf Erden hinfort solange bestehen zu lassen, bis sie von Fall zu Fall ihr Gericht in sich selbst erlebte, ohne dass dadurch die Anbahnung und das Kommen seines Reiches verhindert werden konnte.

Kroeker – Das lebendige Wort

Genesis 8:22 ‎עוד כל ימי הארץ. Es wird dies gewöhnlich in dem Sinne genommen, dass während der Zeit des מבול die verschiedenen Jahres- und Tageszeiten gestört gewesen und hier daher die Bestimmung gegeben werde, dass, sowie überhaupt keine allgemeine Vernichtung wieder kommen, auch in dem regelmäßigen Gang dieser Zeiten keine Störung wieder eintreten solle. Es setzt dies voraus, dass vor der Sündflut dieser Wechsel der Jahreszeiten, wie er noch heute besteht, schon vorhanden gewesen sei. Die uns aufbewahrten Überlieferungen sprechen jedoch hiergegen. Nach ר׳ יצחק in ב׳׳ר brauchte man vor der Sündflut nur alle vierzig Jahre einmal das Feld zu bestellen, es war ein ewiger Frühling, die Zeiten waren sich immer gleich: היה להם אויר יפה כמן הפסח עד העצרת, es war auch auf der ganzen Erde die gleiche Temperatur und auch die Zerklüftung des Kontinents nicht vorhanden, so dass die rascheste Kommunikation von einem Ende zum andern stattfand: היו מהלכין מסוף העולם ועד סופו לשעה קלה. Die hier aufgeführten Jahreszeiten werden dort ausdrücklich als neue, nachsündf-lutliche Ordnung aufgefasst: מכאן ואילך זרע וקציר וגוי“ also, dass, wenn ר׳ שמואל בר נחמן durch Witterungswechsel am Kopfe litt, er scherzend sagte: המי מה עבד לן דרא דמבולא, siehe, was wir den Zeiten der Sündflut verdanken! Es wird in der klimatischen Stetigkeit, die vor der Sündflut herrschte, ein vornehmlicher Grund des eingerissenen Verderbnisses gefunden: מי גרם להם שימרודו בי לא ע׳׳י שהיו זורעין ולא קוצרין יולדין ולא קוברין und wird durch die Beifügung: יולדין ולא קוברין zugleich in den vorsündflutlichen klimatischen Verhältnissen die Ursache der größeren Lebensdauer, sowie durch das folgende מכאן ואילך זרע וקציר וגו׳ in der nachsündflutlichen Veränderung dieser Einflüsse zugleich die Ursache der kürzeren Lebensdauer erkannt. Mit dieser Annahme einer früheren anderen Beschaffenheit und Stellung der Erde und dadurch bedingter anderer klimatischen Verhältnisse stehen die Ergebnisse der geologischen und physikalisch geographischen Forschungen im Einklang. Die Fundorte sogenannter vorsündflutlicher Reste weisen darauf hin, dass früher eine ganz andere Verteilung der Jahreszeiten und der Temperatur gewesen und dass die Zerklüftung und Gestaltung der Erde durch Ozeane, Flüsse, Berge, Wüsten usw. jüngeren Datums sei. Eine Äußerung unserer Weisen (Berachoth 59, a.) scheint sogar die Sündflut als aus einer vom Schöpfer bewirkten Veränderung der Stellung der Gestirne und einer dadurch bewirkten Störung des tellurischen Gleichgewichts hervorgegangen zu erklären. בשעה שבקש הב׳׳ה להביא מבול לעולם נטל שני כוכבים מכימה והביא מבול לעולם. Dies jedoch dahingestellt, ist es sicher, dass die Weisen nicht glaubten, der Wechsel der Jahreszeiten sei bereits vor der Sündflut vorhanden gewesen. —

‎Betrachten wir unsere Stelle näher, so steht auf הארץ der in der Regel satzteilende Akzent אתנח; es bilden somit die Worte עוד כל ימי הארץ einen geschlossenen Gedankensatz. עוד, Grundbedeutung: dauern, עוד כל ימי הארץ usw. (davon auch עד, der Zeuge, der durch sein Auffassen, Bewahren und gelegentlich wieder Äußern, einem vorübergehenden, ohne seine Anwesenheit verschwindenden Vorgang Dauer verleiht, daher auch: Denkmal) gewöhnlich die Partikel noch, die ja auch eine Fortdauer bezeichnet. Es kommt jedoch auch absolut, als fortdauernd, immerwährend usw. vor; so ,עוד יהללוך הלס, reih hcua etfrüd enniS meseid nl .ssalretnU enho hcid nemhür eis ימי לכ רוע הארץ heißen können: „Alle Tage der Erde sollen fortan immer da sein.“

‎Es hatte die Erde auch bis jetzt verschiedene Zeiten durchgemacht; allein sie waren nacheinander über die Erde gekommen. Zur Erziehung des Menschengeschlechtes hatte Gott wiederholt plötzlich eintretende Katastrophen des Unsegens über die Erde gebracht. Und noch zuletzt, in den Jahrhunderten vor der Sündflut, war alles in dauernder Blüte, die Leute waren reich und alt, sie waren üppig, חמס wuchs, es gab lauter alte רשעים bis, dem gipfelnden השחתת דרך und חמס gegenüber, der barmherzige Gott nichts als plötzliche Gesamtvernichtung bringen konnte. Das soll ferner nicht mehr sein. Alle die verschiedenen Zeiten der Gestaltungen der Erde, die Gott bis dahin immer plötzlich hatte eintreten lassen, der Wechsel des Blühens und Welkens, des Lebens und Absterbens, des Aufblühens zum Dasein und der Vergegenwärtigung des Todes, der paradiesisch anwehenden Frühlingsluft und der eisig umarmenden Erstarrung, alle diese sollen fortan immer da sein; Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht sollen fortan nicht nacheinander, sollen fortan stets gleichzeitig auf Erden sein, sollen nie aufhören zu wirken, לא ישבתו! Es soll die Erde eine solche Stellung und Gestaltung haben, dass alle Tages- und Jahreszeiten, Temperaturen und Klimate unaufhörlich gleichzeitig auf Erden seien, hier Tag, dort Nacht, hier Frühling, dort Herbst, hier Sommer, dort Winter, hier kalt, dort heiß usw., wie diese räumliche Verschiedenheit und dieser zeitliche Wechsel uns seitdem die Mannigfaltigkeit der Erde nach Zonen, Ländern, Gegenden usw. vor Augen führt. —

‎Dürften wir es wagen, von der Tiefe der göttlichen Waltung einen Schaum — oder einen Traum — abzuschöpfen, so würden wir sagen: Durch diese ganze neue Gestaltung der Erde ward eine neue Erziehung des Menschengeschlechtes eingeleitet. Der Mensch ist seitdem fortwährend abhängig. Es genügt nicht mehr, „einmal zu säen um für vierzig Jahre genug zu haben“; er ist fortwährend abhängig und mit seiner Existenz und seinem Streben immerfort einer Störung ausgesetzt.

‎Es ist dadurch ferner eine große Verschiedenheit der Einzelnen hervorgerufen, verschieden freilich im Guten, aber doch auch im Grade des Schlechten.

‎Dieser größere und raschere Wechsel der Lebensbedingungen hat auch die Lebens- dauer gekürzt, die sehr bald nach der Sündflut auf das gegenwärtige Maß herabsank und seitdem sich gleich geblieben. Man denke nur an die Worte Kalebs, der sich Josua gegenüber (Josua 14, 11) als einer Seltenheit rühmte, noch zu fünfundachtzig Jahren rüstig und kräftig wie ein Vierziger zu sein, und an die „siebzig und höchstens achtzig“ Jahre des mosaischen Psalms. Mit dieser Kürzung der Lebensdauer ist ein großer Riegel vorgeschoben, dass menschliche Bosheit nicht auf die Dauer die Übermacht gewinnen könne.

‎Auch der mächtigste Tyrann kann das Zepter nicht viel über fünfzig Jahre hinaus führen. Es ist endlich dadurch auch jetzt noch eine Wahrheit, dass מפי עוללים ויונקים יסדת עוז dass Gott sein Reich auf den Mund der Kinder und Säuglinge erbauen kann. Nicht auf die „Klugheit“ der Alten, auf die immer in ungetrübter Seelenreinheit und Unschuld eintretende Kindheit und Jugend hat Er sein Reich gegründet. Mit jedem Kinde tritt ein Engel in die Welt. So lange aber die Schlechten ihre sieben bis achthundert Jahre erreichten, konnte eine bessere Jugend nie zur Geltung kommen. In dieser Lebenskürze kann Gott ein Geschlecht rasch hinwegsterben und eine bessere Generation heranwachsen lassen. Vorwärts blickt seitdem der Genius der Menschheit, und der Jugend gehört die Hoffnung und die Zukunft. Erst wenn der Mensch zu seinem Gott zurückkehrt, und mit dieser Rückkehr auch der alte Frieden auf Erden wiederkommen kann, erst dann wird auch diese Kürze des Lebens wieder schwinden, und mit der wahrhaftigen Gotteshuldigung auch das ursprünglich der Menschenerde bestimmte Paradiesesdasein beginnen. (Jesaias 65, 17, 20f.)

‎Nehmen wir zu dieser Verschiedenheit der Einzelnen, die durch die neue Gestaltung der Erde vorbereitete noch größere Verschiedenheit der Völker, und dabei die durch die Zerklüftung und Scheidung der Kontinente und Länder natürliche Hemmung der Kommunikation, die erst nach Jahrtausenden auf künstlichem Wege allmälich überwunden wird; denken wir, wie eben dadurch Jahrtausende hinab keine Entartung sich all- gemein über die Erde verbreitet, und wie in dem Generationswechsel der Einzelnen, so auch damit die fernere Entwicklung der Völkergeschichte angebahnt ist, in welcher immer neue Völker mit frischen, noch unverbrauchten Kräften, an die Stelle entarteter und entnervter Nationen treten: so dürfte mit diesem Verse alles gesagt sein, womit Gott nunmehr eine ganz neue Phase der Menschenentwicklung und Erziehung angebahnt: „Wenn“, spricht Gott, „das Streben der Menschen schlecht, und sogar schon von Jugend auf schlecht sein sollte, so werde ich doch nicht wie bisher die Erde um der Menschen willen stören und eine Gesamtvernichtung bringen; vielmehr sollen alle die Gegensätze als Tages- und Jahreszeiten fortan immerfort und zugleich auf Erden sein und wirken“.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Manche Ausleger schreiben ja, dass es eine „neue Erde“ geben wird, und dann diese Abfolge nicht mehr gegeben sein wird. Aber schauen wir lieber auf das, was Jehovah hier verspricht: ER hat alles in seiner Hand – auch die Abfolge der Jahreszeiten und die Bewegung der Erde im Kosmos. Wir Menschen sind also von IHM abhängig – und werden dies auch immer bleiben.

Wunder über Wunder?

Preisen will ich Jehova aus ganzem Herzen; erzählen alle deine Wunder
van Ess_1858 – Psalm 9,2

Ich will [dich] lobpreisen, o Jehova, mit meinem ganzen Herzen;
Ich will verkünden all deine wunderbaren Werke.
neue Welt Übersetzung – Bi12 Ps 9,1

Ich will Jehova preisen mit meinem ganzen Herzen, will erzählen alle deine Wundertaten.
Elberfelder 1871 – Ps 9,2

Welche Wunder würdest du in deinem aufzählen?
Irgendwie haben wir wohl alle das Auge für Wunder verloren! Es fängt ja eigentlich schon mit unserer Zeugung und dann mit unserer Geburt an – Dinge die so unwahrscheinlich und doch von Gott so geplant sind….
Und dann die täglichen Wunder, dass Wunden heilen, der Schlaf uns erfrischt, usw usf, Dinge, die wir einfach so hinnehmen, als wären diese das normalste auf der Welt. Lasst uns unser Leben und unsere Umgebung wieder wirklich wahrnehmen!

Der große Sänger Israels ist von all den wunderbaren Werken des Herrn hingerissen. Er denkt nicht so sehr an die Werke der Schöpfung oder der Erlösung, sondern vielmehr an die spektakulären Heldentaten, mit denen Gott die Feinde des Volkes zermalmte. David gibt Gott alle Ehre – keine sich selbst und keine den Waffen oder Fähigkeiten eines Menschen. Mit jeder Zelle seines Seins ehrt und erhöht er den Namen des Höchsten. Das Vorbild seiner Liebe zum Herrn und seiner Hingabe an ihn lässt uns spüren, wie kalt und undankbar wir oft sind.

MacDonal – Kommentar zum Alten Testament

Lobt David Gott für seine Barmherzigkeit und die großen Dinge, die er gerade für ihn und seine Herrschaft getan hat (Vers 2–3). Heilige Freude ist das Leben dankbaren Lobes, genauso wie dankbares Lob die Sprache der heiligen Freude ist: „Ich will mich freuen und frohlocken in dir“ (Vers 3). Die Siege des Erlösers sollten die Siege der Erlösten sein; siehe Offenbarung 12,10; 15,3–4; 19,5.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der Sänger hat eine tiefe Erfahrung gemacht: Gott hat ihm geholfen. Gott hat eingegriffen, Gott hat gehandelt. Im einzelnen wissen wir nicht, woran David gedacht hat, aber der Grundklang jubelnder Freude ist unüberhörbar. Darum kann er nicht anders als loben und jubeln. Diese Erfahrung wird ihm zu einer Bestätigung, daß Gott immer das letzte Wort hat und haben wird.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Gottes Gedanken höher als menschliche Gedanken

Und wie köstlich sind mir deine Gedanken, o Gott! (El) wie gewaltig sind ihre Summen! Wollte ich sie zählen, ihrer sind mehr als des Sandes. Ich erwache und bin noch bei dir.
Elberfelder 1871 – Ps 139,17–18

Wie kostbar sind für mich deine Gedanken, Gott!
Wie zahlreich sind sie doch in ihrer Summe!
Wollte ich sie zählen: Es sind mehr als der Sand.
Käme ich zum Ende: Noch immer bin ich bei dir.
BasisBibel – Psalm 139,17–18

Mir aber, wie unbegreiflich sind mir deine Gedanken, Gott! wie überschwänglich ihre Summen!
Wollt‘ ich sie zählen, mehr als des Sandes ist ihrer; ich erwache, und noch bin ich bei dir.
de Wette Bibel – Ps 139,17–18

Die Synapsen kollabier’n, wenn ich versuch‘, dich zu verstehen, das kann nicht gehen, muss man sehen, es ist zu viel für ’n Menschenleben.
Würde ich versuchen, deine Gedanken zu zählen, es würd‘ mich quälen, es sind mehr als die Sandkörner am Strand der Insel Seychellen.
VolxBibel – Psalm 139,17–18

Wie zu erwarten, ist der Schöpfer nicht nur machtvoller als der Mensch, sondern Seine Gedanken sind vom Menschen nicht zu erreichen.

Der Psalmist sinnt über Gottes sorgfältige Planung seines Geistes, seiner Seele und seines Körpers. »Wie kostbar sind seine Gedanken« – seine Beachtung des kleinsten Details. Andrew Ivy sagt: »Fast ausnahmslos jede Zelle ›kennt‹ ihre Rolle bei der Ausführung eines Plans und Zwecks zum Wohlergehen des gesamten Körpers.«
139,18b »Wenn ich erwache, bin ich noch bei dir.« Ich meine, der Psalmist bezieht das auf den Augenblick seiner Geburt. In den vorhergehenden Versen (V. 13–18a) hat er den Nachdruck auf Gottes Nähe während der neun Monate vor seiner Geburt gelegt. Aber selbst nach seiner Geburt hat sich das Bild nicht verändert; er ist immer noch bei dem Herrn als seinem Erhalter, Beschützer und Führer. Er spricht von seiner Geburt als von einem Erwachen, genauso wie wir davon sprechen, das erste Tageslicht zu erblicken.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Zu Schwer wird es ihm, Gottes Gedanken zu denken. Ihre Zahl übersteigt jede menschliche Kunst des Zählens. So wenig der Sand am Meeresstrande
zu zählen ist, so wenig vermag der Mensch Gott in der Fülle seiner Gedanken zu fassen. So stark und tief er auch über Gottes Allwissenheit und Schöpferherrlichkeit nach zudenken versucht, er vermag nur insoweit Gott zu begreifen, als Gott es ihm zu erkennen gibt. Zwar ist Gott dem Psalmisten so groß, dass er Tag und Nacht über ihn nachdenken muss. Schläft er beim Sinnen über Gott auch ein, am nächsten Morgen steht das Bild Gottes in seiner unerforschlichen Majestät und mit allen seinen Geheimnissen wieder vor ihm. Unter verwandten Eindrücken stehend, ruft in den späteren Jahrhunderten der Apostel Paulus anbetend aus: „Oh, welch eine Tiefe des Reichtums der Weisheit als ‘auch der Erkenntnis Gottes, wie unausforschlich sind seine Ratschlüsse, wie unergründlich seine Wege!“ (Röm 11,33.) Später hat die Kirche Christi ihrer Ehrfurcht vor Gott und vor den Wundern seiner Offenbarung in dem schönen Weihnachtsliede einen Ausdruck zu geben gesucht:

„Wenn ich dies Wunder fassen will,
So steht mein Geist vor Ehrfurcht still.“

Jakob Kroeker – ausgewählte Psalmen

Aber wie köstlich usw. Statt „Gedanken“ haben viele, einem alten Ausleger folgend, „Freunde“ übersetzt, so dass der Prophet jetzt schon dazu überginge, die Gläubigen von den Gottlosen zu unterscheiden. Der Zusammenhang fordert aber, dass noch von der unvergleichlichen Vorsehung Gottes die Rede ist. David wiederholt also das, was er weiter oben gesagt hat. Und das nicht ohne Grund. Denn auch die wundervollen Proben verborgener Weisheit, die Gott in der Erschaffung des Menschen wie in der Regierung des menschlichen Lebens überhaupt abgelegt hat, werden bekanntlich teils übersehen, teils nicht nach Gebühr geschätzt. Köstlich, d. h. unschätzbar, nennt der Prophet die Gedanken Gottes, weil sie nicht im Bereich der menschlichen Urteilskraft liegen, und fügt in ähnlichem Sinne bei: „Wie mächtig sind ihre Summen!“ Sie sind dazu angetan, des Menschen Geist zu überwältigen. Dieser Ausruf erinnert daran, dass, wenn die Menschen nicht so unvernünftig, ja stumpfsinnig wären, sie von den geheimen, innerlichen Gerichten Gottes erschüttert werden müssten, so dass sie nicht mehr nach ihrer gewohnten Frechheit seiner spotten, sondern mit Furcht und Zittern vor seinem Richterstuhl sich einstellen würden.
Dasselbe bekräftigt auch der folgende Vers: Sollte ich sie zählen, so würde der geheimen Gedanken Gottes mehr sein denn des Sandes am Meer. Unser kleines Maß vermag nicht den tausendsten Teil davon zu fassen. –
Die folgenden Worte: „Wenn ich aufwache, bin ich noch bei dir“, werden zwar verschieden erklärt. Ich stehe aber nicht an, sie einfach in dem Sinne zu nehmen: so oft David vom Schlaf erwacht, bietet sich ihm neuer Stoff, der unfassbaren Weisheit Gottes nachzudenken. Das Aufwachen braucht also nicht auf einen Tag56 beschränkt werden. Sondern wie David bekannt hat, dass seine Sinne von der unendlichen Größe der Weisheit Gottes ganz hingenommen sind, so fügt er nun bei: „Täglich bei meinem Aufwachen finde ich neuen Grund zur Bewunderung“. Nun ist uns klar, was David eigentlich sagen will: Gott waltet so über dem Menschengeschlechte, dass ihm schlechthin nichts verborgen ist, auch nicht die in der Tiefe schlummernden Gedanken. Und mögen auch viele in grober Gleichgültigkeit sich in Sünden aller stürzen, als ob sie nie unter Gottes Augen kämen, so graben sie sich ihre Verstecke umsonst. Denn sie werden, ob sie wollen oder nicht, ans Licht gezogen werden. Diese Lehre dürften wir umso fleißiger erwägen, alt unter denen, die beim Betrachten ihrer Hände und Füße sich an ihrer schönen Gestalt ergötzen, kaum der hundertste seines Schöpfers und Bildners eingedenk ist. Aber auch wenn manche Gott als den Urheber ihres Lebens gelten lassen, so schwingt sich doch keiner zum wichtigsten Gedanken auf, dass der, der die Ohren und Augen bereitet und das vernunftbegabte Herz erschaffen hat, alles hört, sieht und erkennt.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Deshalb, weil der Mensch die Gedanken Gottes NIE erfassen kann, gibt es außer der Bibel auch niemandem und keinen, der IHN hier auf der Erde vertritt. Entweder erschließt mir der heilige Geist die Bedeutung der Bibel – aber es gibt keine Kirche oder org die ER benutzt, um den Menschen Seine Gedanken aufzuzeigen.