Tag: 28. Januar 2024

Habt ihr nicht gelesen?

Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als ihn und die bei ihm waren hungerte?
Elberfelder 1871 – Matthäus 12,3

Da antwortete Jesus: »Anscheinend kennt ihr unsere Geschichte nicht gut genug! Wisst ihr nicht, was damals König David tat, als er und seine Freunde vom Hunger gequält wurden?
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 12:3

Jesus meinte dazu nur: „Haben Sie überhaupt was begriffen? Kennen Sie nicht die Story von David und seinen Kollegen und was die taten, als sie Hunger hatten?
VolxBibel – Matthäus 12,3

Lesen? So richtig die Bibel – oder doch nur eine bibelerklärende Zeitschrift? Dazu hatten wir ja schon öfter die Gefahren erwähnt, die entstehen…

So auch heute - ja man kann den Vers aus dem Zusammenhang reißen, um zu zeigen, dass Jesus es mehr als wichtig war, das gesamte Wort Gottes wirklich richtig zu kennen. Dazu gehört natürlich, dass ich die Bibel chronologisch lese, dass ich die Worte am besten „laut vorlese“ – und über das gelesene Wort gebetsvoll nachdenke. Und ich sollte mir klar machen, worauf sich die Verse im Zusammenhang beziehen und was der gelesene Stoff über den Gott der Bibel aussagt. Ich kann mich noch an ein altes Buch erinnern, indem die Leser aufgefordert wurden, den gelesenen Stoff sich bildlich vorzustellen und sogar die Gerüche wahrzunehmen, die damals wohl geherrscht haben mögen…

Jesus weist die Ankläger also auf die Geschichte mit David und den Schaubroten hin. Kannst du dich noch erinnern, an welchem Wochentag David die Schaubrote erhielt? Und welche Regeln galten für das Essen der Schaubrote? Es kostet also gewisslich etwas Zeit – und über viele Punkte wird man erst wirklich aufmerksam, wenn man die Bibel dass dritte, vierte …. Mal chronologisch liest.

Das Handeln Jesu ist hier (V. 1–8) sehr bezeichnend. »Was David tat«, weist hin auf die Zeit seiner Verwerfung und Verfolgung durch Saul (1Sam 21,6). Jesus ist hier weniger der verworfene Heiland als der verworfene König.

Scofield-Bibel

Arbeit war am Sabbat verboten. Die Rabbiner des ersten Jahrhunderts unterteilten die Arbeit in neununddreißig Kategorien, von denen jede viele Unterkategorien hatte. Drei verbotene Kategorien waren das Pflücken, Dreschen und Worfeln. Die Jüngerinnen und Jünger pflückten Getreide und rieben es zwischen den Händen, um die Spelzen zu entfernen, und verstießen damit in dreifacher Hinsicht gegen das strenge rabbinische Gesetz. Das Pflücken von Getreide auf dem Feld eines Nachbarn galt nicht als Diebstahl (Dtn 23,25).
12:3-7 Jesus lehrte, dass das Sabbatgesetz durch Prioritäten wie (1) echte menschliche Not (1Sm 21:1-6), (2) Anbetung (Nm 28:9-10) und (3) Taten der Freundlichkeit (Hs 6:6) außer Kraft gesetzt wurde.

CSB Studienbibel

hast du nicht gelesen: Eine Beleidigung für den intellektuellen Stolz der Pharisäer. Jesus benutzt die Frage, um gelehrte Führer zu demütigen, denen es an kindlichem Glauben fehlt (12:5; 19:4; 21:16, 42; 22:31). ● Jesus zieht die Parallelen zwischen 1 Sam 21,1-6 und seiner eigenen Situation. So wie Davids Gefährten hungrig waren (12:1), waren es auch die Jüngerinnen und Jünger; so wie David Erbe des vereinigten Königreichs Israel war, so ist Jesus der Sohn Davids. Damit impliziert er, dass David selbst schuldig ist, wenn seine Jünger in Sünde sind – eine Schlussfolgerung, die im Alten Testament nirgendwo angedeutet wird. Das ist die erste Prämisse von Jesu Antwort an die Pharisäer. Siehe Anmerkung zu Mt 12,7.

The Ignatius Catholic Study Bible

Seit der Königin Alexandra (76-67 v. Chr.), der Witwe des begabten und grausamen Makkabäerkönigs Alexander Jannai, waren die Pharisäer zur führenden religiösen Gruppe der Juden geworden. Selbst die sadduzäisch gesonnenen Hohenpriester mussten den pharisäischen Auslegungen des Gesetzes folgen. Wie die Pharisäer sich zu Jesus stellten, entschied also praktisch das Schicksal seiner Mission in Israel. Wir stoßen jetzt auf das Matthäuskapitel, das die Auseinandersetzung mit den Pharisäern zeigt. Damit gelangen wir an eine Weichenstellung.

Die Frage >Habt ihr nicht gelesen« setzt voraus, dass die Pharisäer das AT gut kennen. Sie ist typisch für dieses und andere Gespräche Jesu mit den pharisäischen Gesetzeslehrern (vgl. Mt 12,5; 19,4; 21,16.42; 22,31; 24,14). Jesus versucht also vom AT her zu antworten. Das bedeutet: Sowohl Jesus als auch die Pharisäer benutzen das AT als höchste Autorität ihrer Zeit, weil es Gottes Wort ist. Strittig ist zwischen ihnen aber die Auslegung des AT, nämlich was Gottes wirklicher Wille ist. Jesus geht aus vom Beispiel »Davids« in 1 Sam 21,2ff.): Davids Flucht und Davids Essen der Schaubrote beim Priester Ahimelech in Nob. Obwohl die Schaubrote nach 3 Mose 24,5ff.) als »Hochheiliges« nur von Aarons Abkömmlingen gegessen werden durften, gab sie Ahimelech David »und seinen Begleitern«, weil sie »Hunger hatten«. Jesus legt also Wert darauf, dass sowohl Davids Gruppe als auch seine Jünger nur aus Hunger aßen. Übrigens blicken wir da hinein in die Armut Jesu und seiner Jünger, die oft nicht wussten, wo schlafen und was essen (vgl. Mt 8,20; Lk 8,3; 2 Kor 8,9). Die alttestamentliche Stelle begründet jetzt, dass man im Hunger auch Schaubrote essen durfte, und lässt deshalb den Schluss zu, dass Jesu Jünger am Sabbat ihren Hunger stillen durften. Aber das Beispiel Davids ist noch um eine Dimension reicher. David ist ja das Abbild des Messias! So wie David (Mt 1,1 !) als Abbild des Messias mit seinem Hunger dem Priesterrecht vorging, so gehen die Messiasschüler Jesu mit ihrem Hunger dem Sabbatrecht vor. Aber und das muss mit aller Kraft festgehalten werden – damit bricht Jesus in keiner Weise das AT. Im Gegenteil, er erfüllt es. Das AT gibt ihm ja das Recht zum Handeln und schattet bei David schon vor, was der Messias Jesus tun kann! Nur die »Aufsätze der Ältesten« werden also verletzt, nicht Gottes Wort.

Edition C

Der Herr wußte immer auf solche unbegründeten Anklagen zu antworten. Die Schriften des Alten Testaments, zu denen sich die Pharisäer selbst bekannten, genügten, um sie zu widerlegen. Der Herr führt eine Begebenheit aus dem Leben Davids an, die sich in 1Sam 21,1-6 findet. David war zur Stiftshütte in Nob gekommen und hatte etwas zu Essen verlangt, worauf der Hohepriester ihm von den Schaubroten gegeben hatte, die streng genommen niemand außer den Priestern essen durfte. Daraus können zwei Lektionen gewonnen werden.
 1. Das Haus, das Mose errichtet hatte, war in den Tagen Davids nicht mehr wirklich das Haus Gottes, denn Gott hatte es schon zuvor verlassen, als die Philister die Bundeslade entführt hatten (Ps 78,60). Nur solange Gott in diesem Haus wohnte, waren die Schaubrote ausschließlich den Prietern vorbehalten. Ebenso war der Tempel zur Zeit des Herrn nicht mehr das Haus Gottes. Die Umstände der beiden Epochen entsprachen einander hierin. David verstieß also nicht gegen die Heiligkeit des Hauses Gottes, wie sich später Ussija an der Heiligkeit des Heiligtums versündigte (2Chr 26,16-20).
 2. Der Herr sagte, daß es nur den Priestern erlaubt war, das Schaubrot zu essen. Aber zur Zeit Davids waren die Hohenpriester Ahimelech und Abjatar nicht die eigentlichen Priester, da sie von Aarons Sohn Ithamar abstammten, der Elis Stammvater war. Keiner dieser Namen erscheint in der Geschlechterfolge der Hohenpriester in 1Chr 6,3-15. Es verhielt sich in der Zeit des Herrn ebenso: Annas und Kajaphas waren keine wahren Hohenpriester, denn sie waren von Rom eingesetzt worden, nicht von Gott.
  David handelte im Licht der Tatsache, daß die Schaubrote ihren Sinn verloren hatten, so wie der Tempel später ihre Bedeutung verlieren würde, nachdem »der Herr hat seinen Altar verworfen« hatte. (Kl 2,7). Auch der Herr handelte im Licht der Tatsache, daß das Sabbathgebot seinen Sinn eingebüßt hatte; denn
 1. Der Herr wollte Barmherzigkeit, nicht Opfer;
 2. Der Sabbath sollte mit dem Kommen Christi durch den ersten Tag der Woche ersetzt werden. Dies würde der Herr Jesus als Herr des Sabbaths erwirken.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Erstens berief er sich auf den Bericht von Davids Handlungen in 1 Samuel 21 und wies darauf hin, dass der König auch das pharisäische Gesetz verletzte, als er die Schaubrote aß (Matthäus 12,3-4; Markus 2,25-26; Lukas 6,3-4). Mose sagte nie, dass ein Levit einem Nicht-Leviten die Schaubrote nicht geben dürfe. Das pharisäische Gesetz sagte das jedoch. Im Fall der Pharisäer konnten sie nicht behaupten, dass David vor dem mündlichen Gesetz lebte, denn nach ihrer Theologie gab Gott dieses Gesetz Mose; deshalb ging es der Zeit Davids voraus. David selbst brach also das pharisäische Gesetz, doch die Rabbiner verurteilten den König nie. Wenn er das pharisäische Gesetz brechen konnte, konnte das auch sein Nachkomme, der größer ist als er.

Auch in der rabbinischen Theologie wurde Doeg, der Edomiter, als ein großer Toragelehrter angesehen. Im Jerusalemer Talmud wird seine Feindseligkeit gegenüber David mit der folgenden Erzählung erklärt: Als die Israeliten zu David kamen und ihn nach dem Essen der Schaubrote am Sabbat fragten, antwortete David: „Das Anrichten setzt die Einschränkungen des Sabbats außer Kraft, aber das Kneten des Teigs und das Ausstechen setzen die Einschränkungen des Sabbats nicht außer Kraft.“ Diese Lehre erzürnte Doeg so sehr, dass „er daraufhin hinging und Saul, dem König von Israel, den Rat gab, Nob, die Stadt der Priester, zu töten.“

Im Bericht von Markus erwähnt Jeschua, dass David das geweihte Brot aß, als Abjathar Hohepriester war (Markus 2,26). In 1 Samuel 21,1 war der Priester jedoch Ahimelech. Holdcroft liefert eine mögliche Erklärung:

Da das Buch Samuel eine große Schriftrolle ohne Kapitel- und Verseinteilung war, identifizierte Jesus den Abschnitt durch seinen prominentesten Charakter. Nach dem Besuch Davids war Abjathar der einzige Priester, der dem Massaker von Doeg entkam. So wurde er während der Herrschaft Davids Hohepriester. Für moderne Leser könnte der Bericht von Markus so wiedergegeben werden: „In dem Abschnitt, der von Abjathar erzählt (der Hohepriester werden sollte), betrat David . . .“

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Und? Hättest du sagen können: „JA, habe ich genau so auch gelesen?“
Oder gehörst du zu der „jungen Generation von Bibelgelehrten“, die der Meinung sind, dass die Geschichten von Samuel erst viel viel später geschriebene „Sagen“ waren? Jesus Christus bezog sich auf jeden Fall auf diese Geschichten, und zeigte, das diese Geschichten wahr waren!