damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi,
Elberfelder 1871 – Philipper 1,10
Und darum bete ich, daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde in Erkenntnis und aller Erfahrung, daß ihr das Unterschiedene prüfen möget, und daß ihr seid lauter und unanstößig auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus geschieht, zu Ehre und Lob Gottes.
von Soden 1889 – Philipper 1:9–11
Dann könnt ihr euch in allen offenen Fragen ein klares Urteil bilden und so vorbildlich und untadelig leben in der Erwartung des großen Tages des Messias.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 1:10
Die Liebe muss auf Erkenntnis, nämlich des Willens Gottes, und Lebensklugheit, die sich den vielfältigen Anforderungen des Alltags als gewachsen erweist, aufbauen.
Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen
Die Liebe ist eine Frucht des Geistes Christi in ihnen (Röm 5,5; Gal 5,22). – Wachsen in Erkenntnis und Verständnis: So können die Gläubigen verstehen, worauf es wirklich ankommt (vgl. Röm 12,2) und ein reines und untadeliges Leben führen bis zum Tag der Wiederkunft Christi (vgl. 1 Thess 3,12-13; 5,23).
Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel
dass du es gut findest: Dieses Verb wird in der antiken Literatur für die Prüfung von Gold verwendet, um seine Reinheit zu bestimmen, und für die Prüfung von Ochsen, um ihre Nützlichkeit für die anstehende Aufgabe zu beurteilen. Der Zweck des Wachsens in der Liebe, kontrolliert durch Wissen, ist es, Menschen und Situationen richtig einschätzen zu können. aufrichtig: Dieser Begriff, der wörtlich „vom Sonnenlicht beurteilt“ bedeutet, bedeutet nicht „sich ehrlich bemühen“, sondern rein, unvermischt und frei von Falschheit. Jeder Fleck in einem Kleidungsstück oder jede Unvollkommenheit in einer Ware konnte erkannt werden, wenn man den Gegenstand gegen das Sonnenlicht hielt. Christus ist gestorben, um die Kirche von jedem Makel zu befreien (Eph. 5,27). ohne Anstoß: Mit einem weiteren anschaulichen Begriff, der den Christen beschreibt, vermittelt Paulus das Gefühl, dass er niemanden angreift. Hier bedeutet der Ausdruck, dass man andere nicht durch sein eigenes Verhalten zur Sünde verleitet. tag Christi: Das Ziel, das dem Gläubigen bevorsteht, ist der Tag Christi, an dem er zur Beurteilung vor dem Erlöser stehen wird, der der treue und wahre Zeuge ist (siehe V. 6; 1. Korinther 1,8; 5,5). Diese freudige und doch ernüchternde Aussicht sollte uns motivieren, unser eigenes Leben zu reinigen (siehe 1. Johannes 2,28; 3,2.3).
Die Nelson Studienbibel
Für die Gegenwart wünscht Paulus sich jedoch zunächst nur, daß die Philipper prüfen (dokimazO; bei dem Verb schwingt bereits die Vorstellung des Billigens mit; es wurde im Griechischen für die Prüfung von Metallen oder Münzen benutzt, die auf ihren Reinheitsgehalt untersucht werden) können, was das Beste sei. Für die Zukunft aber hofft er, daß sie lauter und unanstößig sind für den Tag Christi.
Walvoord Bibelkommentar
„Lauter“ ist die Übersetzung des griechischen Wortes eilikrineis, das außer an dieser Stelle nur noch in 2 Petrus 3,1 steht. Es ist aus den Begriffen für „Sonne“ und „richten“ zusammengesetzt, bezeichnet also eine Reinheit, die auch im Sonnenlicht besteht. Paulus möchte, daß seine Leser im rechten Verhältnis zu Gott stehen und Gemeinschaft mit ihm haben. Aber auch ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen sollen mit dem Willen Gottes in Einklang stehen. Das Wort aproskopoi, hier mit „unanstößig“ wiedergegeben, findet sich auch in 1Kor 10,32 wo Paulus drängt: „Erregt keinen Anstoß.“ Was er sich hier für seine Freunde in Philippi wünscht, sollte eigentlich ein Anliegen aller Gläubigen sein: moralische Integrität, die anderen nicht zum Fallstrick wird.
Wodurch wächst die Liebe? „Durch Erkenntnis und alles Feingefühl“. „Liebe macht blind“, das gilt wohl von aller ichhaften Liebe. Sie muß die Augen vor all dem schließen, was am andern unerfreulich und notvoll ist. Denn sie will ja nicht „gestört“ werden, sie will den Genuß und die Bereicherung am andern haben. Aber die „Agape“, die Liebe in der Herzlichkeit des Christus meint wirklich den andern, sie will ihm helfen, ihn ans Ziel bringen. Darum braucht sie „Erkenntnis“, den klaren Blick in das Wesen und die Lage des andern, klare Wahrnehmung der Mittel, durch die dem andern äußerlich oder innerlich wirklich zu helfen ist. Das Wort „aisthesis“ (unser „Ästhetik“ ist davon abgeleitet), das wir mit „Feingefühl“ übersetzen, ist auch mit „Wahrnehmung“ wiederzugeben. Das Ziel dabei beschreibt Paulus mit einer Wendung, die wörtlich so auch Rö 2, 18 steht und im Deutschen nicht leicht nachzubilden ist: „dokimazein ta diapheronta“. „Dokimazein“ bezeichnet das „Prüfen“, aber auch sein Ergebnis: „etwas als bewährt annehmen“. „Ta diapheronta“ ist „das Unterscheidende“, von da aus auch „das Wesentliche“. Unsere theologische Fachsprache hat darum die „Mitteldinge“, die unsrer Freiheit überlassen bleiben, „A-diaphora“ („Un-wesentliches“) genannt. Paulus hat hier also den Philippern eine Liebe gewünscht, die durch „Erkenntnis“ und „Feingefühl“ oder „Wahrnehmung“ „die Unterschiede zu prüfen“ oder „das Wesentliche richtig zu erfassen“, d. h. an unwichtigen und unzulänglichen Hilfeleistungen vorbei das für den andern wirklich Wichtige und Gute zu erfassen und durchzusetzen vermag. Wessen nach Rö 2, 18 der „Jude“, vor allem der Schriftgelehrte sich fälschlich rühmt, was auch keine bloße Schriftgelehrsamkeit geben kann, das darf die Liebe in der Gemeinde wirklich besitzen und wirksam werden lassen. Und zwar „damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag des Christus“. Noch einmal fällt der Blick auf das Ziel! Wir stoßen hier auf einen ganz tiefen Unterschied, der das ganze Leben und Denken der Männer des Neuen Testamentes von unserm heutigen Christentum trennt. Unser ganzes Herz gehört der Gegenwart, den Anforderungen und der Lebenserfüllung, wie sie heute vor uns stehen; die Zukunft bleibt für uns sehr unbestimmt und beschäftigt uns kaum ernstlich. Im Neuen Testament aber ist gerade diese Zukunft das Entscheidende, auf das alles Denken und Tun gerichtet ist. Die Gegenwart ist immer nur „Weg“, der völlig vom Ziel bestimmt ist. Der ersehnte „Tag des Christus“ kommt, und es liegt alles daran, daß die Gemeinde dann „lauter und unanstößig“ ist. Damit sie es aber dann ist, muß sie es schon heute sein.
Wuppertaler Studienbibel
Wir ermessen, welch eine Kraft und welch ein Ernst uns verlorengegangen sind, weil uns die Zukunft, der „Tag des Christus“ in undeutlichen Fernen entschwand. Wenn wir nur die Aufgaben heute sehen und von ihnen völlig hingenommen sind, dann werden wir nicht recht „das Unterscheidende prüfen“ können, dann werden wir uns dabei gründlich verschätzen und verrechnen und das „Wesentliche“ über viel Unwesentlichem versäumen. Dann muß unserm Christenstand jene Anspannung aller Kraft und jene lebendige Freude fehlen, die nur großes und klares Ziel verleihen kann.
Damit hängt es wohl auch zusammen, daß uns das, was Paulus über den Zustand der Gemeinde angesichts des Tages Jesu sagt, so fremd und erschreckend vorkommt. Es widerspricht unserm ganzen gewohnten Denken in der Kirche. Aus den Erkenntnissen der Rechtfertigungslehre und aus der tiefen Angst vor dem „Hochmut“ ist bei uns die Vorstellung entstanden, die Gemeinde und auch der einzelne Christ könne, ja dürfe nichts aufzuweisen haben, was vor Christus an Seinem Tage etwas taugt. Nicht „lauter und unanstößig und erfüllt mit Frucht“, sondern „befleckt, bettelarm, leer“ stehen nach unsrer Meinung Gemeinde und Christen an jenem Tage da. Auch der erlöste Mensch bleibt der elende Sünder, dessen Wesen und Leben bestenfalls ein unentwirrbares Gemisch von Gutem und Bösem ist, immer „simul iustus et peccator“ (zugleich gerecht und Sünder). So allein kann am Tage des Christus (der in unserer kirchlichen Vorstellungswelt mit dem „jüngsten Gericht“ in eins gesetzt wird) jemand selig werden: aus reiner Gnade wird auch dort der in sich selbst völlig verlorene Mensch zum ewigen Leben zugelassen.
Wir müssen sehen, daß Paulus eine ganz andere Vorstellung hat. Er erbittet und erwartet, daß die Philipper „lauter und unanstößig sind auf den Tag des Christus, erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit“. Das Wort „lauter“ = „eilikrines“ ist zusammengesetzt aus „Sonne“ und „richten“ und bezeichnet so die reine Klarheit und Durchsichtigkeit. Die „Heiligen“ sind also wirklich Menschen, die nicht nur „Gott gehören“, sondern die in dieser Zugehörigkeit zu Gott auch klar und durchsichtig geworden sind und keinem mehr einen Anstoß zur Sünde geben. Paulus erwartet, daß der prüfende Blick des Christus auf Seine Gemeinde, der wie die Sonne alles durchleuchtet und durchforscht, eine lautere und unanstößige Schar finden werde. Zu diesem Ziel gelangt die Gemeinde nach der Aussage des Paulus nicht etwa durch eine zauberhafte Verwandlung, die mit dem Tode oder nach ihm eintritt, sondern durch das immer reichere Wachstum der Liebe jetzt und hier. Wir mögen das von unserer Dogmatik aus ganz falsch finden, wir mögen „Hochmut“ oder „Perfektionismus“ fürchten – wir müssen aber lesen, was Paulus hier schrieb. Und wir werden uns fragen müssen, ob wir uns, von Paulus aus gesehen, mit unserer Dogmatik und mit unserer „Demut“ nicht in ein gefährlich bequemes und trügerisches Christentum geflüchtet haben.
Das griechische ta diapheronta (V. 10) (Luther: »das Beste«) bedeutet eigentlich das, was sich als unterschiedlich von allem anderen abhebt: das Wesentliche. Um dieses geht es im christlichen Leben. In Römer 12,2 werden wir aufgefordert: »Passt euch nicht dieser Welt an (lebt nicht nach dem Schema dieser Weltzeit), sondern werdet umgewandelt durch die Erneuerung (eures) Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist, das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.« Die Umwandlung unseres Sinnes ist die Voraussetzung. Der Wille Gottes – das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene – hebt sich nämlich von dem ab, was wir normalerweise als solches betrachten. Das ist auch der Grund, warum Buße bzw. Bekehrung im Griechischen »Umdenken« heißt.
Gerhard Maier – Edition C
Nur wo dies anerkannt ist, gibt es die »Transparenz« und Unanstößigkeit, die als Ziele angegeben sind. Hatten wir das griechische eilikrineis mit »Reine« übersetzt, so ist das nicht moralisch zu verstehen. Wie schon oben angemerkt wurde, geht es um die Durchsichtigkeit, die erst mit der Entlarvung des Menschen kommt. Wenn Paulus hier einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Urteilsvermögen und dieser Reinheit und Unanstößigkeit sieht, dann ist diese Tatsache der beste Beweis dafür, dass es sich nicht um einen Zustand der objektiven Makellosigkeit handeln kann. Makellos werden wir in den richtenden Augen Gottes nur deswegen sein, weil das Blut Jesu unsere Schuld bedeckt, nicht weil wir es von uns aus wären. Der vor Gott »Unanstößige« ist der, der sich seiner Gnadenbedürftigkeit bewusst ist und an der Gnade teilhat (V. 7). Die neue Blickrichtung, die dem Menschen des Neuen Bundes geschenkt ist, ist nicht mehr die der Werkgerechtigkeit und der Sündlosigkeit, die beide ethisch lähmen und selbstzufrieden werden lassen, wenn man sein »Soll« erfüllt hat. Sie ist vielmehr die Blickrichtung der Liebe, die ethisch motiviert, indem sie das Ziel immer höher steckt und bei wachsender Liebe immer mehr erkennen lehrt, wie unendlich mehr Liebe möglich und nötig wäre. Das ist die »Frucht der Gerechtigkeit, welche durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lob Gottes wächst«,. Sie wächst zum Lob und zur Ehre Gottes durch Jesus Christus, weil er das Wachstum schenkt. Dieses Thema kehrt dann in verschärfter Weise wieder (Phil 2,12ff.). An dieser Stelle halten wir fest, dass die einzige Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die ist, welche er verleiht.
Wohl für kein Buch der Weltliteratur ist „relecture“ von so großer Bedeutung wie für die Bibel: Sie will immer wieder neu gelesen werden. Das hängt mit ihrem Charakter zusammen. Sie ist geschrieben für Menschen einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Situation. Aber ihre Botschaft gilt allen Generationen und Zeitaltern. Sie will von jeder Generation neu gelesen, neu verstanden und angeeignet werden.
Die 31 beliebtesten Irrtümer der Bibelauslegung: Erhellende Einsichten in die Welt der biblischen Botschaft
Dabei beginnt keine Generation am Nullpunkt. Wir lesen die Bibel zunächst so, wie unsere Vorfahren sie gelesen haben. Wir lesen sie mit den Augen unserer Lehrer. Wir stehen in einer Tradition. Wenn wir einer kreativen Generation angehören, werden wir beim Lesen neue Einsichten haben und neue Erkenntnisse gewinnen, die wir an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Dann geschieht, wofür der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi betet, nämlich, „dass eure Liebe immer reicher an Einsicht und Verständnis wird, damit ihr beurteilen könnt, worauf es ankommt.“ (Phil 1,9f, EÜ)
Aber die Erkenntnisse werden nicht nur von Generation zu Generation weitergegeben und vertieft, es schleichen sich auch Fehler ein. Irgendjemand versteht ein Wort der Bibel nicht ganz richtig und bildet sich seinen Reim. Den Nachkommen erscheint diese Deutung plausibel, so dass sie sie übernehmen und weitergeben. Dann wird „relecture“, erneutes Lesen, wichtig. Der Irrtum kann entdeckt und ein neues Verständnis überliefert werden.
Es gibt drei Hauptgründe dafür, dass der Sinn einer biblischen Aussage missverstanden wird. Sprache verändert sich im Lauf der Zeit, und Worte erhalten einen neuen Sinn. Ein Beispiel aus der deutschen Sprache: Wer heute eine Frau als „Weib“ bezeichnet, will sie verächtlich machen. Früher diente dieses Wort dazu, einer Frau Ehrerbietung entgegenzubringen. Eine ähnliche Wandlung machte das griechische Wort für „Welt“ durch, das im Neuen Testament häufig erwähnt wird: In der Sprache der alten Griechen meint Kosmos die Schönheit und Ordnung der Schöpfung. Es ist ein positiver Begriff. In der späteren hellenistischen Zeit steht Kosmos plötzlich für die Welt, die von dämonischen Strukturen verdorben ist. Was für ein Wandel! Ein weiteres Beispiel: Wenn der Apostel Paulus von Menschen spricht, die „fleischlich gesinnt sind“ (Röm 8,5), meint er etwas vollkommen anderes, als das, was ein Mensch unserer Zeit unter diesen Worten versteht. Paulus denkt in dem Zusammenhang nicht vor allem an sexuelle Begierden. Ihm stehen Menschen vor Augen, die sich um sich selbst drehen und nicht offen sind für Gott und für andere. Auf jeden Fall ist bei Paulus damit keinerlei Abwertung der körperlichen Seite des Menschen verbunden (Näheres in Kapitel II,5). Wer nicht mit einem möglichen Bedeutungswandel eines Wortes rechnet, wird einen Text leicht missverstehen.
Eine zweite mögliche Fehlerquelle hängt damit zusammen, dass eine Aussage der Bibel nie isoliert dasteht, sondern Teil eines Textes ist, ein Faden in einem größeren Gewebe. Ein Wort erhält seinen Sinn durch den Satz, in dem es steht. Die Bedeutung eines Satzes erschließt sich, wenn wir ihn im Zusammenhang der Geschichte sehen, die uns erzählt wird. Eine einzelne Geschichte verstehen wir besser, wenn wir wissen, wovon das biblische Buch handelt, in dem sie steht. Jedes Buch wiederum ist zu interpretieren im Zusammenhang aller Bücher der Bibel. Heute erkennen wir deutlicher als frühere Generationen: Das Neue Testament verstehen wir nur in Zusammenhang mit dem Alten Testament, wie sich umgekehrt das Alte Testament erst im Licht des Neuen Testaments erschließt. Wer eine Aussage der Bibel für sich nimmt und nicht den Zusammenhang mitdenkt, gerät leicht in Gefahr, den Sinn dieser Aussage zu verfehlen.
Eine dritte Fehlerquelle ergibt sich daraus, dass niemand von uns einen Text unvoreingenommen liest. Wir alle gehen, oft ohne uns dessen bewusst zu sein, mit einem Vorverständnis an einen Text heran. Wir haben schon ein Urteil, mit dem wir das Gelesene betrachten. Wir tragen unsere eigenen Ideen, Vorstellungen, Wünsche und Sehnsüchte beim Lesen in den Text ein. Wissenschaftlich formuliert: Wir treiben nicht Exegese (Auslegung/Deutung), sondern Eisegese (Hineinlegung/Unterstellung). Letzteres bedeutet: Wir lesen aus dem Text nicht heraus, was er selbst zum Ausdruck bringen will. Vielmehr tragen wir unbewusst vieles in ihn ein, was uns selbstverständlich erscheint. Das kann gar nicht anders sein. Daher ist es wichtig, dass wir uns bei jeder Lektüre selbstkritisch fragen, ob wir die Aussage eines Textes würdigen und ihn zu uns sprechen lassen oder ob wir ihn in unserem Sinn verstehen. Das lässt sich leicht prüfen, indem wir die Bibel nicht nur ganz allein lesen, sondern unsere Einsichten auch mit anderen austauschen.
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