Ich wandte mich und sah (O. Wiederum sah ich) unter der Sonne, daß nicht den Schnellen der Lauf gehört, und nicht den Helden der Krieg, und auch nicht den Weisen das Brot, und auch nicht den Verständigen der Reichtum, und auch nicht den Kenntnisreichen die Gunst; denn Zeit und Schicksal trifft sie alle. Elberfelder 1871 – Kohelet 9,11
Wieder war es zu sehn unter der Sonne: nicht ist der Schnellen der Wettlauf und nicht ist der Helden der Krieg und auch nicht der Weisen ist Brot und auch nicht der Klugen Reichtum und auch nicht ist der Erkennenden Gunst, denn Frist und Zufall widerfährt ihnen allen. Buber & Rosenzweig – Prediger 9,11
Wiederum sah ich unter der Sonne, dass nicht den Schnellen der Lauf gehört und nicht den Starken der Krieg und auch nicht den Weisen das Brot und auch nicht den Verständigen Reichtum und auch nicht den Wissenden Gunst, denn Zeit und Geschick treffen sie alle. Die Philippson-Bibel – Prediger 9:11
Die Feststellung, daß die Weisheit der Ungewißheit der Zukunft unterworfen ist, wird mit einer Aufzählung von fünf menschlichen Eigenschaften eingeleitet, die allesamt nicht zum Erfolg führen. Die drei letzten dieser Eigenschaften beziehen sich auf den Weisen: geschickt, klug, daß er etwas gut kann . Ebenso wie der schnellste Läufer nicht immer beim Laufen gewinnt und der Sieg im Kampf nicht immer von den stärksten Soldaten gewonnen wird, gelingt es auch dem Weisen nicht zu jeder Zeit, seinen Lebensunterhalt (seine Nahrung) zu bestreiten, Reichtum zu erwerben oder Popularität zu erlangen (sich angenehm zu machen). Der Grund für derartige Mißerfolge liegt darin, daß alle Menschen bisweilen schwere Zeiten durchmachen ( Zeit und Glück ist ein Beispiel für ein Hendiadyoin), von denen sie vorher nichts ahnten ( auch weiß der Mensch seine Zeit nicht ; Pred 9,12 ). Dies bezieht sich auf alle Zeiten des Unglücks (V. 11 ), nicht nur auf den Tod. Wenn Salomo solche Zeiten mit einem Netz und mit dem Garn vergleicht, mit dem man Vögel und Fische fängt, so meint er damit, daß solche bösen Zeiten plötzlich und unerwartet über die Menschen kommen und ihr ganzes Wirken zunichte machen.
Walvoord Bibelkommentar
Kohelet eröffnet seine Überlegungen in 9,11 mit Beispielen: Nacheinander berichtet er von Fällen, in denen den «Schnellen», den «Helden», den «Weisen», den «Verständigen» und den «Einsichtigen» der Erfolg verwehrt blieb. Seine Beispiele bilden nicht die Regel, sondern die Ausnahmen. Doch gerade als solche führen sie vor Augen, dass der Mensch bei noch so geschicktem Handeln keine Erfolgsgarantie hat. Schnelligkeit, Heldenhaftigkeit, Weisheit etc. führen zwar häufig zu Erfolg, aber keineswegs immer. Die beiden Beispiele zu den Schnellen und den Helden dienen Kohelet zur Veranschaulichung der abstrakteren Aussagen über die Weisen, die Verständigen und die Einsichtigen. Wenn er diese mit «Brot», «Reichtum» und «Gunst» in Verbindung bringt, nimmt er damit klassisch weisheitliche Vorstellungen auf (zu Brot/Nahrung vgl. Spr 12,11; 20,13; zu Reichtum vgl. Spr 8,18; 24,4; zu Gunst vgl. 10,12; Spr 3,4; 13,15). Gegenüber der traditionellen Weisheit, die aus wiederholten Alltagsbeobachtungen Regeln dafür abzuleiten sucht, was im Leben zu Glück und Erfolg führt, erinnert Kohelet dabei aber gerade daran, dass Glück und Erfolg der Verfügungsgewalt des Menschen entzogen bleiben. Nach den fünf Beispielen formuliert er diesen Gedanken allgemeiner und spricht davon, dass «Zeit» und «Zufall» alle «trifft». Im nächsten Vers macht Kohelet explizit, dass er v. a. an Unglücke denkt. Hier in 9,11 formuliert er zunächst offener, deutet dies durch die Wortwahl aber bereits an: Mit «Zeit» gebraucht er zwar ein neutrales Wort, doch dieses erinnert an 3,1–8 und damit auch daran, dass es neben den guten auch schlechte Zeiten gibt. «Zufall» wird im nachbiblischen Hebräisch v. a. im negativen Sinn von «schlechtes Ereignis» gebraucht. Im AT begegnet es sonst nur noch in 1Kön 5,18 und zwar ebenfalls in negativer Bedeutung (dort wird «schlecht/böse» allerdings noch eigens gesagt). Das Verb «treffen» (qrʿ) ist an sich neutral, erinnert bei Kohelet aber an das eine «Geschick» (miqrǣ) Tod – nicht nur, weil er in 2,14–15 beide Wörter zusammen gebraucht, sondern v. a. auch, weil sie im Hebräischen eng miteinander verwandt sind.
Schellenberg – Zürcher Bibelkommentare
Wären immer die Stärkeren und die Schnelleren Sieger, dann müssten wir urteilen, dass kein Gott sei – oder bestenfalls der passive Gott der Deisten; denn dann hätte der Mensch sein Schicksal in seiner Hand. Nun aber mag der Mensch sich manches vorsetzen, Gott aber lenkt ihn anders, als der Mensch es geplant hatte:
»Das Herz des Menschen erdenkt seinen Weg, aber der HERR lenkt seine Schritte« (Spr 16,9).
Wir danken Gott, dass er über dem Tun der Menschen waltet und die Geringen erhöht und die Mächtigen stürzt (1Sam 2,7.8; Ps 113,7–9; Lk 1,51–53), die Elenden befreit und die Weisen erhascht in ihrer List (Hi 5,12; 1Kor 3,19), den Schwachen Sieg gibt über die Starken (1Sam 17,50). Täte Gott es nicht, gäbe es in dieser Welt der Sünde und Sünder keine Errettung – wie wir an dem Umstand erkennen, dass alle eben genannten Bibelstellen Gottes Handeln in der Heilsgeschichte kommentieren. Gehörte immer den Helden der Sieg, hätte David nie über Goliath, hätte Christus, »in Schwachheit gekreuzigt« (2Kor 13,4), nie über die Macht des Bösen siegen können. Nun aber ist »das Schwache Gottes stärker als die Menschen« (1Kor 1,25). Da mag einer im Lauf noch so schnell und im Krieg ein noch so großer Held sein – er hat sein Leben nicht in seiner Hand. Der gleiche Josua, der vor Jericho, einer bis zum Himmel verriegelten Stadt, siegreich gewesen war, erlitt vor dem kleinen Ai eine Niederlage. Der Weise verdankt nicht seiner Weisheit das Brot und der Verständige nicht seinem Verstand den Reichtum. Darum sage niemand:
»Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen verschafft! Sondern du sollst dich daran erinnern, dass der HERR, dein Gott, es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen« (5Mo 8,17.18).
Benedikt Peters – Kommentar zum Buch Prediger
In Erwartung der Reaktion seiner Zuhörer (und seiner Leser) wandte sich Salomo von seiner Diskussion über den Tod ab und begann, über das Leben zu sprechen. „Wenn der Tod unvermeidlich ist“, würde jemand argumentieren, „dann ist das Klügste, was wir tun können, uns auf unsere Stärken zu konzentrieren und auf das Leben. Wenn der Tod kommt, haben wir wenigstens die Genugtuung zu wissen, dass wir hart gearbeitet und etwas erreicht haben.“
„Sei dir da nicht zu sicher“, antwortete Salomo. „Man kann nicht garantieren, was im Leben passiert, denn das Leben ist unvorhersehbar.“
Zunächst einmal sind unsere Fähigkeiten keine Garantie für den Erfolg (V. 11-12). Es stimmt zwar im Allgemeinen, dass die schnellsten Läufer die Rennen gewinnen, die stärksten Soldaten die Schlachten gewinnen und die klügsten und geschicktesten Arbeiter die besten Jobs bekommen, aber es stimmt auch, dass dieselben begabten Menschen aufgrund von Faktoren, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen, kläglich scheitern können. Der erfolgreiche Mensch weiß, wie er das Beste aus „Zeit und Verfahren“ (8,5) macht, aber nur der Herr kann „Zeit und Zufall“ (V. 11).
Salomo bestätigte bereits, dass Gott für alles eine Zeit hat (3:1-8), einen Zweck, der in dieser Zeit erfüllt werden soll (8:6), und dass am Ende „etwas Schönes“ dabei herauskommen soll (3:11). Das Wort „Zufall“ bedeutet einfach ein Ereignis oder eine Begebenheit. Es hat nichts mit Glücksspiel zu tun. Wir könnten sagen: „Ich war zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und ich habe den Job bekommen. Die Fähigkeit hatte damit sehr wenig zu tun!“
Natürlich verlassen sich Christen nicht auf solche Dinge wie „Glück“ oder „Zufall“, denn sie vertrauen auf die liebende Vorsehung Gottes. Ein engagierter Christ trägt keine Hasenpfote bei sich und vertraut nicht auf Glückstage oder -zahlen. Der kanadische Humorist Stephen Leacock sagte: „Ich glaube fest an das Glück. Ich finde, je härter ich arbeite, desto mehr habe ich davon“. Christen vertrauen darauf, dass Gott sie leitet und ihnen bei ihren Entscheidungen hilft, und sie glauben, dass sein Wille der beste ist. Sie legen „Zeit und Zufall“ in seine fähigen Hände.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Prediger
Als du am 11. Januar 1947 geboren wurdest, waren deine Eltern, meine Großeltern, wahrscheinlich mächtig stolz auf dich. Nun wird heute eine „Gedenkansprache“ für dich gehalten, denn wie ich schon am 24. April geschrieben hatte, bist du am 22. April nach längerem Krankenhausaufenthalt gestorben.
Was die wenigsten Menschen, die dich in den letzten Monaten kannten, wußten, war wohl, dass du von Kleinkind an so erzogen wurdest, dass Gott im Mittelpunkt steht. Deshalb erinner ich mich als dein erstgeborener Sohn, dass du oft bis spät in die Nacht auf der Schreibmaschine Schriften abtipptest, damit andere Brüder mit „geistigen Dingen versorgt wurden“. Dein Vater war mehrere Jahre im „Zuchthaus“, weil er als „Versammlungsdiener“ in der Versammlung im Osten Berlins tätig war. Du warst gerade Mutter geworden, als dein damaliger Mann für mehrere Monate wegen Wehrdienstverweigerung ins Gefängis gehen mußte. Aus dem Gefängnisaufenthalt entwickelten sich dann dauerhafte Freundschaften zu zwei Familien, die dann bis in die 80iger Jahre uns regelmäßig besuchten bzw besucht wurden. Als Kind bzw Jugendliche liebstest du es, die Bilder in den Puplikationen mit Bunttift auszumalen – ich erinnere mich, dass du das Buch „Von verlorenen zum wiedererlangten Paradies“ das ja noch „schwarz/weiß Zeichnungen enthielt, von dir „coloriert“ worden war. In der Zeit, wo du als „Alleinversorger“ wieder arbeiten gehen mußtest, kümmerten sich deine Eltern um mich. Es war für dich von Vorteil, dass du nach der Schule als Drogistin ausgebildet worden warst. So konntest du die „Kleinstfamilie“ gut versorgen. Viele Jahre lang hast du eine „kleine Buchstudiengruppe“ geleitet. Zwei Mal in der Woche bekamen wir (als deine zwei Kinder und du) entweder Besuch zu uns nach Hause, oder wir fuhren mit den öffentlich Verkehrsmitteln zu den „Schwestern“ … da waren Tante Hildchen, Tante Ella, Tante Erika und eine Weile eine junge Schwestern in Blankenburg. Das waren manchmal für uns Kinder lange Wege – aber so hörten wir von klein auf, viel aus der Bibel. MIt deinem erstenMann warst du an der Bereitstellung von dem „Königreichsdienst“ für die DDR beteiligt, hast wie oben geschrieben viel mit der Schreibmaschine zubereitet bzw deine Kenntnisse als Drogistin für die Entwicklung und Herstellung von Fotokopien angewandt. Oft wurden wir Kinder in den „Abend- und Nachtstunden“ allein gelassen, damit du mit deinem Mann mit anderen Menschen die Bibel studieren konntest. So hattet ihr ein Heimbibelstudium in der Leipziger Straße – und wir wohnten im schönen Niederschönhausen. Wenn ihr gewußt hättet, dass wir diese Stunden oftmals „ungehorsamer Weise“ vor dem Fernseher verbracht hatten – wer weiß, wie ihr reagiert hättet 😉 Woran ich mich auch gut erinnern kann, dass du gern gesungen hast. Wir waren irgendwann mal bei Brüdern die ein Königreichslied gesungen haben, welches wir noch nicht kannten. WIr hatten zwar ein Liederbuch, aber keiner aus der Familie konnte damals Noten lesen. Also hast du die gesamte Zeit im Auto die Melodie vor dir hergesummt, damit wir dann das Lied „Höchste Zeit das Gottes Wort“ auch zu Hause als Familie singen konnten. Leider hielt deine erste Ehe nicht – im Februar 1986 hast du dann ein zweites Mal geheiratet und der Kontakt wurde leider etwas weniger… Wie ich vor ein paar Wochen schon schrieb – wir sehen uns wieder.
Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören. Sehet zu, erschrecket nicht; denn dies alles muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende Elberfelder 1871 – Matthäus 24,6
[Wenn] ihr aber künftig Schlachten[lärm] und Kunde [von] Schlachten hört, seht [zu], seid nicht bestürzt; denn [so] muß es geschehen, jedoch ist es noch nicht die Vollendung. Adolph Ernst Knoch – Konkordante Übersetzung 1939 – Matthäus 24,6
Ihr werdet in der Zukunft bestimmt und im Begriffe sein, zu hören Kriegslärm und Kriegsgerüchte; sehet zu, lasst euch nicht durch das Geschrei betäuben; denn es ist ein notwendiges Muss, dass es so wird, aber noch ist es nicht das Endziel. Pfleiderer – Matthäus 24:6
Ihr werdet viel Unheil zu Ohren bekommen: Kriege und Kriegsberichte. Passt nur auf, dass ihr dadurch nicht aus der Bahn geworfen werdet! Das alles muss geschehen. Aber das ist längst noch nicht das Ende der Zeit! Das Buch – Matthäus 24:6
Die Frage, die wir in Gesprächen mit anderen Christen immer wieder stellen: WOHIN schauen wir? Wir können auf die Nachrichten schauen, auf unsere Sorgen und Probleme, ja sogar auf unsere Gesundheit. Aber wir können auch zu IHM aufschauen, und in IHM die Hoffnung hegen! Ich denke, dass das Aufschauen zum Schöpfer der sinnvollere Teil ist – der uns Ruhe und Frieden schenken kann, denn ER hat ALLES in Seiner Hand!
Nüchternheit und seelsorgerliche Mahnung prägen diese »Antwort«. Jesus greift hier die zweite der gestellten Fragen auf: die nach dem Ende der Geschichte. Die erste Frage findet erst ab V. 15 eine Antwort. Es fällt auf, dass Jesus die Warnung vor den Verführern an die Spitze stellt. Verführung ist für die Gemeinde gefährlicher als Verfolgung. Verfolgung eint die Gemeinde, Verführung spaltet sie. Verfolgung lässt das Echte hervortreten, Verführung das Unechte triumphieren. Jesus nennt auch sofort einen konkreten Fall: »Viele werden in meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus.« Das »Kommen in meinem Namen« geschieht nicht so, dass sie behaupten: »Ich bin Jesus«, sondern so, dass sie »sagen: Ich bin der Christus.« Einige dieser falschen Christusse nennt schon die Apostelgeschichte: Theudas, Judas der Galliäer, und der Ägypter (Apg 5,36ff.; Apg 21,38). Ähnliches findet sich im 1.Johannesbrief (1 Joh 2,18ff.; vgl. Joh 5,43). Letzterer spricht sogar von »vielen« Widerchristen. Moderne Sektenführer geben sich ebenfalls als Verkörperung Christi aus. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Eingebungen darunterfallen, bei denen Glieder der Gemeinde aufstehen und im »Ich«-Stil scheinbar Worte Christi weitergeben. Jedenfalls aber ist die Reihe der falschen Christusse noch längst nicht zu Ende. Und das Erstaunliche passiert: Sie »werden viele verführen«. Der oben erwähnte Ägypter führte 4000 Männer in die Wüste (Apg 21,37). Simon bar Kochba überzeugte im 2. Jh. sogar den berühmten Rabbi Akiba, dass er der Christus sei, und gewann Zehntausende von Anhängern. In moderner Zeit können daraus Millionenheere werden. Jesus aber rät zur Nüchternheit: »Passt auf…« Warnte Jesus zuerst vor der Verführung, so warnt er danach vor der lähmenden Furcht. Die Gemeinde wird »von Kriegen und Kriegsnachrichten hören«. Offenbar ist damit mehr gemeint als die jüdisch -römischen Kriege 66-73 bzw. 132-135 n. Chr. V. 7 fährt ja fort: »Denn es wird ein Volk gegen das andere aufstehen und ein Reich gegen das andere.« Demnach denkt Jesus an Kriege im Weltmaßstab.
Erst seit dem 20. Jh. sind solche Weltkriege möglich geworden, bei denen alle Kontinente und Staaten in Mitleidenschaft gezogen werden. Nicht ganz sicher ist der Begriff »Kriegsnachrichten«. Das griechische Wort könnte sowohl den Lärm der Schlachten als auch die Kunde von Kriegen oder auch »Gerüchte« von Kriegen bedeuten. Vermutlich geht es um »Nachrichten« im Sinn von Kunde. Bei »Gerüchten« könnte man an Situationen der Angst oder auch an psychologische Propaganda denken. Wenn »ein Volk gegen das andere aufstehen wird«, dann sind hier sowohl Bürgerkriege (vgl. Jes 19,2; 2 Chr 15,6) als auch Kämpfe zwischen verschiedenen Nationen eingeschlossen. Es wird aber auch die Unruhe ausgedrückt, die keinen anhaltenden Friedenszustand kennt. Ähnlich ist es mit der Wendung »ein Reich wird gegen das andere aufstehen«. Statt »Reich« könnte man auch übersetzen: »Herrschaft«. Geniale Führer ringen also um die Herrschaft in Volk und Welt, ja ganze Systeme kämpfen um die Weltherrschaft. Wenn Jesus hinzufügt: »und in verschiedenen Gegenden werden Hungersnöte und Erdbeben sein -, dann meint er dies wieder universal. Was weltwelte Hungersnot ist, lernten wir ebenfalls erst seit dem 20. Jh. kennen. Vorher gab es nur regionale Hungersnöte. Namen wie »Hungerhilfe«, »Weiternährungsorganisation«, »Brot für die Welt«, »Sahel-Zone«, »Club of Rome« und die Diskussion über das Überleben der Menschheit kennzeichnen die Wende. »Hungersnot« und »Erdbeben« sind in der Bibel Mittel des göttlichen Gerichts (vgl. Jes 8,21; 13,13; 14,12; Off 6,12). Wichtig ist, »dass ihr euch nicht fürchtet!«. Zwar wird es Angst und Schrecken auch in der Gemeinde geben. Die Gemeinde wird diesen Nöten ja nicht entnommen. Dennoch soll sie im Blick auf Jesus die Angst überwinden (Joh 16,33). Nicht Furcht vor den Katastrophen, sondern Hoffnung auf die Erlösung (Lk 21,28) soll ihre Haltung bestimmen.
Jesu dritte Warnung gilt der vorschnellen Erwartung. Immer lag die Versuchung nahe, zu sagen: »Jetzt ist das Ende da« (vgl. 2 Thess 2,2). Diese Versuchung ist deshalb besonders gefährlich, weil jeder lebendige Christ in steter Bereitschaft lebt. D. h. er rechnet mit einem baldigen Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit. Aber der lebendige, bibelorientierte Christ hält dadurch die geistliche Balance, dass er kein Datum berechnet und sich täglich bewährt. Luthers häufig überliefertes Wort: »Wenn morgen die Welt untergingen würde ich heute noch mein Bäumlein pflanzen«, ist dafür ein Musterbeispiel. Aber schon zu Lüthers Zeit hat der aus Eßlingen/Neckar stammende Pfarrer Michael Stifel diese Balance verloren und den 19. Oktober 1533 als Termin des jüngsten Tages berechnet, und zwar morgens um 8.00 Uhr. Die Bauern bestellten ihre Felder nicht mehr und zogen an diesem 19. Oktober dem Herrn entgegen. Solche Vorfälle wiederholten sich in der Kirchengeschichte. Der Amerikaner William Miller berechnete die Wiederkunft auf die Zeit zwischen dem 21. März 1843 und dem 21. März 1844. Viele verschenkten daraufhin ihre irdischen Güter. Aus dieser Bewegung entstanden die Siebenten -Tags -Adventisten. Der Amerikaner Charles Russell dachte, die Wiederkunft ereigne sich 1874. Von ihm leiten sich die Zeugen Jehovas ab. Als neue Termine der Wiederkunft nannten sie 1914, 1918 und 1925.
Wie beurteilt nun Jesus diese übereilte Erwartung? Schon in V. 6 stellt er im Blick auf die Kriege fest: »es ist noch nicht das Ende«. Und im Blick auf alles in V. 4-8 Genannte unterstreicht er: »Aber all das ist erst der Anfang der Wehen« (V. 8). Die »Wehen« sind nach jüdischem Sprachgebrauch die Umwälzungen, die der Neuschöpfung bzw. dem Gottesreich vorausgehen. Damit ist von Jesus klargestellt, dass die endzeitlichen Entwicklungen Zeit brauchen. Er wehrt jedem schwärmerischen Kurzschluss. Diese Linie setzen Paulus in 2 Thess 2 und Johannes in der Offenbarung fort. Wir erinnern uns auch der Saatgleichnisse Jesu (Mt 13,1ff.) , die ebenfalls mit einem Ausreifen des Bösen, d. h. mit längeren Zeiträumen rechnen. Deshalb hätte die Bibelkritik nie behaupten dürfen, Jesus habe mit der sofortigen Vollendung des Gottesreiches gerechnet. Die Gemeinde Jesu muss zwischen beiden Abgründen hindurchgehen: zwischen der Haltung des Knechts, der sagt: »Mein Herr kommt noch lange nicht« (Mt 24,48) , und der Haltung derer, die verkünden: »der Tag des Herrn sei schon da« (2 Thess 2,2). Auch Jesu Bemerkung »Denn es muss geschehen« weist in diese Richtung. Er nimmt hier Dan 2,28 auf und gibt so indirekt zu verstehen, dass alles nach Gottes Plan kommt – weder zu schnell noch zu spät (vgl. Off 1,1). Eine lebendige, aber auch nüchterne und belastbare Hoffnung – das ist es, wozu Jesus seine Gemeinde erzieht. Über diesen Warnungen sollten wir eine schlichte Tatsache nicht vergessen: Dass Jesus nämlich kraft des Heiligen Geistes wesentliche Entwicklungen der Zukunft prophezeit. Kein Mensch weiß, was morgen ist. Aber Jesus deckt uns die wichtigsten Zukunftsereignisse auf, damit die Gemeinde den richtigen Weg einschlagen kann.
Gerhard Maier – Edition C
Jesus begann nun, die Ereignisse, die zu seiner Rückkehr in Herrlichkeit führen sollten, und die Vorzeichen seiner Wiederkunft zu beschreiben. Zunächst (in Mt 24,4-8) sprach er über die erste Hälfte der sieben Jahre, die seinem zweiten Kommen vorangehen. Diese Zeitspanne wird die „siebzigste Woche“ Daniels (Dan 9,24-27) genannt. (Über die genaue Zuordnung der Zeiten herrscht jedoch Uneinigkeit. Manche glauben, daß Christus in Mt 24,4-8 von allgemeinen Zeichen im gegenwärtigen Kirchenzeitalter sprach und ab V.9 von der Zeit der Not. Andere setzen die Zäsur noch später und beziehen erst Vers15 folgende auf die Zeit der Trübsal.) Die in Mt 24,4-8 beschriebenen Geschehnisse entsprechen bis zu einem gewissen Grad den sieben Siegeln in Offb 6. (Walvoord vertritt allerdings die These, daß alle sieben Siegel des Gerichts in der zweiten Hälfte der sieben Jahre geöffnet werden; vgl. den Kommentar zu Offb 6.) Diese Zeit wird gekennzeichnet sein durch (a) das Auftreten von Leuten, die sich fälschlich als Christus ausgeben (Mt 24,4-5; vgl. Offb 6,1-2; das erste Siegel ist der Antichrist), (b) Kriege und Kriegsgeschrei (V.6; vgl. Offb 6,3-4; das zweite Siegel ist der Krieg), in denen sich weltweit ein Volk gegen das andere erheben wird, und durch ungewöhnliche Naturereignisse wie Hungersnöte (V.7; vgl. Offb 6,5-6; das dritte Siegel ist der Hunger; das vierte und fünfte sind Tod und Martyrium [ Offb 6,7-11 ]) und Erdbeben (Mt 24,7; vgl. Offb 6,12-14; das sechste Siegel ist ein Erdbeben). Das alles ist nach den Worten Jesu der Anfang der Wehen. Wie die Wehen bei einer Schwangeren ein Zeichen sind, daß sie bald gebären wird, so werden diese universalen Konflikte und Katastrophen das Ende der Zeit zwischen den beiden Kommen des Messias einläuten.
Walvoord Bibelkommentar
Eine Frage, die so oft in prophetischen Konferenzen gestellt wird, ist: „Leben wir in der Endzeit?“ Ausnahmslos lautet die Antwort: „Ja!“ Aber auf die Frage „Woher wissen wir das?“ sind die Antworten eher allgemein gehalten und beruhen gewöhnlich auf den Krisen dieser Tage, und diese Krisen ändern sich mit der Zeit. Oft werden sie danach bestimmt, wie sich diese Krisen auf die Vereinigten Staaten auswirken, als ob das der entscheidende Faktor dafür wäre, was die letzten Tage ausmacht. Die wahre Bestimmung, wohin sich die Geschichte prophetisch bewegt, ist jedoch nicht, wie sich die Weltereignisse auf die Vereinigten Staaten auswirken, sondern wie sie sich auf die jüdische Geschichte auswirken, da Israel Gottes Zeitmesser ist (5 Mose 32,8-9). In diesem Bereich haben viele „Zeitungsexegeten“ einen Feldtag gehabt, indem sie fast jedes größere Weltereignis als eine teilweise Erfüllung der Prophezeiung und einen weiteren Beweis dafür sehen, dass dies tatsächlich die letzten Tage sind. Es ist jedoch sehr gefährlich, so viel Zeit und Mühe darauf zu verwenden, so viele Ereignisse in Bereiche erfüllter Prophezeiungen einzupassen. Die Prophetie muss zuerst von der Schrift her bestimmt und dann auf aktuelle Ereignisse angewandt werden, anstatt dass man aktuelle Ereignisse nimmt und sie in irgendeine Schriftstelle zwängt. Erst nachdem man seine Eschatologie exegetisch aus der Schrift entwickelt hat, sollte man aktuelle Ereignisse in Betracht ziehen, um zu sehen, ob es welche gibt, die die Prophetie erfüllen. Nur wenn die aktuellen Ereignisse perfekt zu den Anforderungen der Schrift passen, sind diese Ereignisse als Erfüllung der Prophetie zu identifizieren. Aber sich zuerst aktuellen Ereignissen zuzuwenden und dann aufgrund möglicher Ähnlichkeiten zu beginnen, diese als Teilerfüllungen oder als Hinweise auf zukünftige Erfüllungen zu identifizieren, ist eher „Zeitungsexegese“ als biblische Exegese.
Nichtsdestotrotz sind dies die letzten Tage, weil bestimmte prätribulationale Ereignisse erfüllt worden sind. Das erste ist das des Ersten Weltkriegs, gefolgt vom Zweiten Weltkrieg. Dies findet sich in der Ölbergrede in Matthäus 24,1-8: Und Jesus ging aus dem Tempel und ging seines Weges; und seine Jünger traten zu ihm, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr das alles nicht? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht niedergeworfen werde. Und als er auf dem Ölberg saß, traten die Jünger heimlich zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies alles geschehen? und was wird das Zeichen deiner Ankunft und des Endes der Welt sein? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Seid auf der Hut, daß euch niemand verführe. Denn es werden viele kommen in meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele in die Irre führen. Und ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgerüchten; sehet zu, daß ihr euch nicht beunruhigt; denn solches muß geschehen; aber das Ende ist noch nicht gekommen. Denn es wird sich ein Volk wider das andere erheben und ein Königreich wider das andere; und es werden Hungersnöte und Erdbeben sein an verschiedenen Orten. Dies alles aber ist der Anfang der Wehen.
Der Hintergrund zu diesem Abschnitt findet sich in den Versen 1-2. Nach der Anprangerung der jüdischen religiösen Führung in Kapitel 23 und als Folge seiner Aussagen in Kapitel 23:37-39, verkündete der Messias in Kapitel 24:1-2 den Untergang des Tempels, eine Prophezeiung, die sich im Jahr 70 N. CHR. erfüllte.
Diese Aussage weckte Fragen in den Köpfen der Jünger, und sie traten mit diesen drei Fragen an Jeschua (Jesus) heran. Erstens: „Wann werden diese Dinge sein?“, d.h. die Zerstörung des Tempels, von der in den Versen 1-2 die Rede ist. Zweitens: „Was wird das Zeichen deines Kommens sein?“, das heißt: „Was ist das Zeichen, dass die Wiederkunft bevorsteht?“ Und drittens: „Was wird das Zeichen des Endes des Zeitalters sein?“ Die erste Frage wird nicht im Matthäusbericht über den Ölbergdiskurs beantwortet, sondern findet sich in der Parallelstelle in Lukas 21,20-24. Die zweite Frage wird in Matthäus 24:29-31 beantwortet.
Es ist die dritte Frage, die hier von Belang ist: Was wird das Zeichen des Endes des Zeitalters sein? Das sind typisch jüdische Ausdrücke für diese Zeit. Die Rabbiner sprachen von zwei Zeitaltern: diesem Zeitalter und dem kommenden Zeitalter. „Dieses Zeitalter“ ist das Zeitalter, in dem wir jetzt leben. „Das künftige Zeitalter“ ist das messianische Zeitalter. Ihre Frage lautet: Was ist das Zeichen, das anzeigt, dass das Ende dieses Zeitalters tatsächlich begonnen hat? Was ist das eine einzelne Ereignis, das bestimmen wird, dass die letzten Tage begonnen haben und dass wir tatsächlich in den letzten Tagen leben?
Diese Frage wurde vom Messias zuerst negativ und dann positiv beantwortet. Negativ sagte er ihnen zuerst, was nicht das Zeichen sein wird, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Darauf folgte positiv, was das Zeichen tatsächlich sein wird.
Die Verse 4-6 enthalten die negative Antwort. Er hat einfach beschrieben, was für dieses Zeitalter charakteristisch sein wird, und keines dieser Dinge bedeutet, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Erstens wird in den Versen 4-5 das Zeitalter durch falsche Messiasse gekennzeichnet sein. Aber das Auftreten falscher Messiasse beweist in keiner Weise, dass das Ende begonnen hat. Des Weiteren werden in Vers 6 auch lokale Kriege in verschiedenen Teilen der Welt dieses Zeitalter kennzeichnen. Aber auch das bedeutet nicht, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Weder das Aufkommen falscher Messiasse noch örtliche Kriege in irgendeinem Teil der Welt zeigen also an, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Dies sind nur allgemeine Merkmale dieses Zeitalters; denn diese Dinge müssen notwendigerweise eintreten; aber das Ende ist noch nicht gekommen.
Die positive Seite der Antwort findet sich in den Versen 7-8, wo er das einzige Ereignis offenbart, das anzeigen wird, dass das Ende des Zeitalters begonnen hat. Dieses Zeichen soll sein, wenn sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben wird. Dies soll mit Hungersnöten und Erdbeben verbunden sein. Es wird deutlich gesagt, dass diese Dinge der Anfang der Wehen sind. In den prophetischen Abschnitten der Schrift wird die Endzeit durch das Wort Wehen dargestellt, was „Geburtswehen“ bedeutet, die Schmerzen, die eine Frau vor der Geburt erlebt. So wie eine Frau durch eine Reihe von Geburtswehen geht, bevor sie ein Kind zur Welt bringt, so werden auch die letzten Tage dieses Zeitalters durch eine Reihe von Geburtswehen gehen, bevor sie das neue Zeitalter des Königreichs gebären. Der Gebrauch des Wortes Geburtswehen wird in diesem Studium der prophetischen Schriften noch einige Male vorkommen.
Der Schlüsselfaktor ist also, die Bedeutung der Redewendung „Nation wird sich gegen Nation erheben, und Königreich gegen Königreich“ zu bestimmen. Im jüdischen Kontext der Zeit, in der es gesprochen wurde, deutet diese Redewendung auf einen totalen Konflikt in dem betreffenden Gebiet hin. Diese Redewendung findet sich in zwei alttestamentlichen Passagen.
Erstens steht es in Jesaja 19:1-4: Die Last Ägyptens. Siehe, Jehova reitet auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten; und die Götzen Ägyptens werden vor seinem Angesicht zittern, und das Herz Ägyptens wird vor ihm schmelzen. Und ich will die Ägypter wider die Ägypter aufhetzen, daß sie streiten sollen, ein jeglicher wider seinen Bruder und ein jeglicher wider seinen Nächsten, Stadt gegen Stadt und Königreich gegen Königreich. Und der Geist der Ägypter wird mitten unter ihnen versagen, und ich will ihren Rat verderben; und sie werden zu den Götzen und zu den Zauberern und zu denen, die Wahrsager haben, und zu den Zauberern gehen. Und ich will die Ägypter in die Hand eines grausamen Herrn geben, und ein grimmiger König soll über sie herrschen, spricht der HERR, der HERR Zebaoth. In diesem Abschnitt ist das Land Ägypten im Blick und die Redewendung weist auf einen Konflikt im ganzen Land Ägypten hin, da die Nation in einen Bürgerkrieg verwickelt ist.
Die zweite Stelle ist 2. Chronik 15,1-7: Und der Geist Gottes kam auf Asarja, den Sohn Odeds, und er ging hinaus, Asa entgegen, und sprach zu ihm: Höre mich, Asa, und ganz Juda und Benjamin: Der HERR ist mit euch, solange ihr bei ihm seid; und wenn ihr ihn sucht, wird er sich von euch finden lassen; wenn ihr ihn aber verlasst, wird er euch verlassen. Nun war Israel eine lange Zeit ohne den wahren Gott und ohne einen lehrenden Priester und ohne Gesetz: Als sie sich aber in ihrer Not zu Jehova, dem Gott Israels, wandten und ihn suchten, da wurde er von ihnen gefunden. Und zu der Zeit war kein Friede bei dem, der aus und ein ging, sondern große Not bei allen Bewohnern der Länder. Und sie wurden zerbrochen, Volk gegen Volk und Stadt gegen Stadt; denn Gott hat sie mit allem Unglück geplagt. Seid aber stark und laßt eure Hände nicht schlaff werden; denn eure Arbeit wird belohnt werden.
In diesem Abschnitt ist es der Nahe Osten, der im Blick ist, und die Redewendung weist auf den Konflikt im gesamten Nahen Osten hin. In der Ölbergrede ist es die ganze Welt, die im Blick ist, wie aus den Versen 14, 21, 30 und 31 ersichtlich ist. Die Redewendung bezieht sich also auf einen weltweiten Konflikt, und dieser weltweite Konflikt ist der erste Geburtsschmerz, der anzeigt, dass die Endzeit begonnen hat.
Zu Jeschuas Zeiten war der Ausdruck Nation gegen Nation, Königreich gegen Königreich eine jüdische Redewendung für einen Weltkrieg, der dem Kommen des Messias vorausgeht. In der Bereshit Rabbah heißt es: Wenn ihr seht, wie sich Königreiche nacheinander gegeneinander erheben, dann gebt Acht und achtet auf die Schritte des Messias. Im Zohar Chadash heißt es: Zu jener Zeit werden Kriege in der Welt entfacht werden. Nation wird gegen Nation sein und Stadt gegen Stadt; viel Bedrängnis wird gegen die Feinde der Israeliten erneuert werden.
Das erste Mal, dass ein solcher weltweiter Konflikt stattfand, war in den Jahren 1914-1918 mit dem Ersten Weltkrieg. Die meisten Historiker sind sich einig, dass der Zweite Weltkrieg eigentlich eine Fortsetzung des Ersten Weltkriegs war. Die Ereignisse des Ersten Weltkriegs gaben den Anstoß für das Wachstum der zionistischen Bewegung, während der Zweite Weltkrieg die Bühne für die Gründung des Staates Israel bereitete. Dieser weltweite Konflikt, der den Beginn der Endzeit ankündigte, sollte mit Hungersnöten und Erdbeben einhergehen. Was die Hungersnöte betrifft, so wurden in den Kriegsjahren 1918-1919 durch eine Pestilenz 23 Millionen Menschen getötet. Im Jahr 1920 kam es zur großen chinesischen Hungersnot, gefolgt von der großen russischen Hungersnot im Jahr 1921.
Noch interessanter ist der Faktor Erdbeben. Laut der Encyclopedia Americana gab es zwischen den Jahren 63-1896 nur sechsundzwanzig aufgezeichnete Erdbeben. Die meisten Erdbeben auf der Welt traten seit 1900 auf. In Verbindung mit dem Ersten Weltkrieg gab es mehrere bedeutende Erdbeben
Arnold Fruchtenbaum – Die Abfolge der prätribulationalen Ereignisse
Bist du nicht von alters her, Jehova, mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben. Jehova, zum Gericht hast du es gesetzt, und, o Fels, zur Züchtigung es bestellt. Elberfelder 1871 – Habakuk 1,12
Bist du nicht von urher mein Gott, DU, mein Heiliger? wir werden nicht sterben! DU, zum Gericht nur hast du eingesetzt ihn, Fels, zum Ermahnen nur hast du ihn gegründet. Buber & Rosenzweig – Habakuk 1:12
Bist du nicht, Ewiger, von ältester Zeit mein Gott, mein Heiliger? Nicht werden wir sterben – du hast es, Ewiger, zur Strafe eingesetzt, hast, Fels, zur Zücht’gung es bestellt. Die Philippson-Bibel – Habakuk 1,12
Die Frage hab ich vermutlich schon einmal gestellt: Was ist, wenn die Zeit erst beginnt, wenn die Schöpfung beginnt? Also wenn es Jehovah schon gibt, bevor ER etwas erschaffen hat, und die Zeit eine der Dimensionen ist, die nur Seine Schöpfung unterworfen ist. Dann könnte ER sich in der Zeit bewegen, hätte den totalen Überblick über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Deshalb können wir IHM vertrauen, der uns erschaffen hat und nur unser Bestes im Blick hat.
Gottes Königreich ist eine solide und dauerhafte Regierung. Ihre Dauerhaftigkeit wird dadurch gewährleistet, dass Jehova selbst dem Tod nicht unterworfen ist (Habakuk 1:12). Auch Jesus Christus, dem Gott das Königtum übertragen hat, ist im Gegensatz zu menschlichen Königen unsterblich (Römer 6:9; 1 Timotheus 6:15, 16).
Den allein wahren Gott anbeten
Die Person, die den Namen trägt. Jehova ist der Schöpfer aller Dinge, die große erste Ursache; somit ist er unerschaffen, ohne Anfang (Off 4:11). „Seine Jahre sind an Zahl unerforschlich“ (Hi 36:26). Es ist unmöglich, ihm ein Alter zuzuschreiben, denn es gibt keinen Zeitpunkt, von dem aus gemessen werden kann. Obgleich zeitlos, wird er zu Recht „der Alte an Tagen“ genannt, da seine Existenz endlos in die Vergangenheit zurückreicht (Da 7:9-13). Auch in der Zukunft ist er ohne Ende (Off 10:6); er ist unvergänglich, unsterblich. Darum wird er als der „König der Ewigkeit“ bezeichnet (1Ti 1:17), für den tausend Jahre nur wie eine Nachtwache von wenigen Stunden sind (Ps 90:2-4; Jer 10:10; Hab 1:12; Off 15:3). Trotz seiner Überzeitlichkeit ist Jehova in hervorragender Weise ein geschichtsbewußter Gott, und man kann ihn mit ganz bestimmten Zeiten, Orten, Personen und Ereignissen in Verbindung bringen. Wenn er mit Menschen verkehrte, handelte er nach einem genau festgelegten Zeitplan (1Mo 15:13-16; 17:21; 2Mo 12:6-12; Gal 4:4). Weil seine ewige Existenz unleugbar und die grundlegendste Tatsache im Universum ist, hat er bei seiner Existenz geschworen, indem er sagte: „So wahr ich lebe“, und hat dadurch die absolute Zuverlässigkeit seiner Verheißungen und Prophezeiungen garantiert (Jer 22:24; Ze 2:9; 4Mo 14:21-28; Jes 49:18). Auch Menschen haben bei der Tatsache, daß Jehova existiert, geschworen (Ri 8:19; Ru 3:13). Nur Unverständige sagen: „Es gibt keinen Jehova“ (Ps 14:1; 10:4).
Einsichten über die heilige Schrift
Gottes verblüffende Enthüllung stürzte den Propheten nur in noch größere Bestürzung. Auf Habakuks Klage über die Sünde und Gesetzlosigkeit in Juda (V. 2-4 ) antwortete Gott mit dem Hinweis, daß er das Betragen seines Volkeskenne und seine Strafe schon unterwegs sei. Die Babylonier sollten dieses sündige Volk schon bald gefangennehmen und verschleppen. Jetzt war der Prophet nicht nur – wie Gott es ihm prophezeit hatte – überrascht (V. 5 ), er war vielmehr entsetzt, schockiert, daß Gott ein solches Werkzeug einsetzen wollte, um Juda zu strafen. Habakuk gab seiner tiefen Verwirrung Ausdruck. Er stellte Gottes Plan in Frage.
Warum benutzt Gott als Werkzeug ein Volk, in dem die Gemeinheit herrscht? ( 1,12 – 13 )
Wie vernichtend die Androhung des göttlichen Gerichts auch klingen mag, der Prophet verläßt sich dennoch auf Gottes Heiligkeit und Treue, die ihm Trost und Hoffnung geben. In einem Meer der Verwirrung klammerte sich Habakuk an den lebendigen Rettungsanker, den Gottes heiliges Wesen für ihn verkörperte. Er hielt sich im Chaos an der unerschütterlichen Stärke seines Gottes fest.
Hab 1,12 Im Hebräischen verlangt die Form der Frage Aber du, HERR, mein Gott, mein Heiliger, der du von Ewigkeit her bist eine bejahende Antwort. Sie ist ebensosehr Aussage wie Frage. Das Vertrauen des Propheten in den lebendigen, ewigen Gott Jahwe steht in schroffem Gegensatz zu dem vorhergehenden Vers, der besagt, daß die Babylonier ihre eigene Stärke zu ihrem Gott machen. Aus menschlicher Sicht war es natürlich ein leichtes für Babylon, Juda auszulöschen. Doch für den Propheten war es völlig undenkbar, daß das Gottesvolk und damit auch seine Bundesbeziehung zu Jahwe ausgetilgt werden sollte. Habakuks Überzeugung gründete sich auf zwei Verheißungen: (a) den unveränderlichen und ewigen Herrn (vgl. Hes 3,6 ), der seinen Bund mit Israel nicht brechen wird; und (b) den heiligen (vgl. Hes 3,3 ) und gerechten Gott, der weder in Israel noch unter seinen Feinden die Sünde ungestraft läßt. Der Prophet bat ganz richtig: “ Mein Gott, mein Heiliger, laß uns nicht sterben. „ Habakuk rief sich in Erinnerung, daß der Herr die Babylonier nur dazu ausersehen hatte, Juda zu züchtigen , nicht dazu, das Volk endgültig auszurotten. Der Feind war Gottes Straf- , nicht sein Vernichtungswerkzeug. Der Prophet nennt seinen Herrn einen Fels ( QUr ), eine Bezeichnung, die erstmals in 5Mo 32,4 auf Jahwe angewendet wurde und die auf die Beständigkeit und Treue des Allmächtigen verweist (vgl. 5Mo 32,15.18.30-31 ).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Für Habakuk war die erste Antwort Gottes überhaupt keine Antwort gewesen. Tatsächlich schuf sie nur ein neues Problem, das noch rätselhafter war: die Inkonsequenz Gottes. Wie konnte ein heiliger Gott ein böses Volk benutzen, um sein besonderes Volk zu bestrafen?
Die Heiligkeit Gottes (Hab. 1:12-13). Der Prophet konzentrierte sich auf den Charakter Gottes, so wie es Jona getan hatte, als er mit dem, was Gott tat, nicht einverstanden war (Jona 4,2). „Männer des Glaubens sind immer die Männer, die sich Problemen stellen müssen“, schrieb G. Campbell Morgan, denn wenn man an Gott glaubt, fragt man sich manchmal, warum er bestimmte Dinge geschehen lässt. Aber bedenken Sie, dass es einen Unterschied zwischen Zweifel und Unglauben gibt. Wie Habakuk stellt der Zweifler Gott in Frage und streitet vielleicht sogar mit Gott, aber der Zweifler lässt Gott nicht im Stich. Aber Unglaube ist Rebellion gegen Gott, eine Weigerung, zu akzeptieren, was er sagt und tut. Unglaube ist ein Akt des Willens, während der Zweifel aus einem unruhigen Geist und einem gebrochenen Herzen geboren wird.
Habakuks Auseinandersetzung mit Gott ist ein Kurzlehrgang in Theologie. Er begann mit der Tatsache der Heiligkeit Gottes. Die Babylonier waren weitaus schlimmere Sünder als die Menschen in Juda. Wie konnte Gott also böse, götzendienerische Heiden benutzen, um sein eigenes auserwähltes Volk zu bestrafen? Ja, sein Volk verdiente Bestrafung, aber konnte Gott nicht ein besseres Instrument finden? Würde dies das Ende des Volkes bedeuten? Nein, denn „wir werden nicht sterben“ (Hab. 1:12). Gott hatte durch das jüdische Volk bestimmte Ziele zu erfüllen, und er würde sein Volk bewahren, aber es würde schmerzhafte Prüfungen erleben.
Der Prophet musste sich an zwei Tatsachen erinnern: (1) Gott hatte andere Mittel benutzt, um sein Volk zu züchtigen – Krieg, Naturkatastrophen, die Predigt der Propheten – und das Volk wollte nicht hören; (2) je größer das Licht, desto größer die Verantwortung. Ja, die Babylonier waren böse Sünder, aber sie waren Götzendiener, die den wahren und lebendigen Gott nicht kannten. Das entschuldigt nicht ihre Sünden (Röm. 1:18ff), aber es erklärt ihr Verhalten. Die Juden behaupteten, den Herrn zu kennen, und doch sündigten sie gegen das Gesetz, an das sie zu glauben vorgaben! Sünde im Leben eines Gläubigen ist viel schlimmer als Sünde im Leben eines Ungläubigen. Wenn Gottes Volk ihm absichtlich ungehorsam ist, sündigt es gegen eine Flut von Licht und einen Ozean der Liebe.
Habakuk erinnerte Gott daran, dass er ewig ist und daher das Ende von Anfang an kennt und nicht überrascht werden kann. Er war der mächtige Gott („Fels“, NIV), der alle Macht hatte und sich nie veränderte. Was ist also mit seinen Bündnissen mit den Juden? Was ist mit seinen besonderen Verheißungen? Als heiliger Gott konnte er die Sünde nicht gutheißen (Hab. 1:13); dennoch war er „tolerant“ gegenüber der Sünde im Land Juda und „still“, als die Babylonier sich anschickten, sein Volk zu verschlingen! Habakuk wollte, dass Gott etwas sagt und etwas tut, aber Gott war still und scheinbar untätig.
Denken Sie daran, dass dies für Habakuk nicht einfach ein nationales Problem oder ein theologisches Problem war, sondern ein persönliches Problem, als er rief: „Mein Gott, mein Heiliger“ (V. 12, NIV). Nationale und internationale Ereignisse wirkten sich auf seinen persönlichen Weg mit Gott aus, und das beunruhigte ihn sehr. Aber nur wenn wir mit diesen Herausforderungen ringen, können unsere „Glaubensmuskeln“ wachsen. Wenn wir schwierigen Fragen aus dem Weg gehen oder uns mit Halbwahrheiten und oberflächlichen Antworten zufrieden geben, bleiben wir unreif, aber wenn wir uns den Fragen ehrlich stellen und sie mit dem Herrn durchsprechen, wachsen wir in der Gnade und in der Erkenntnis Christi (2. Petrus 3,18).
Seine Frage „Warum schweigst du?“ (v. 13, NIV) wird seit Jahrhunderten sowohl von Heiligen als auch von Sündern gestellt. Natürlich ist Gott nicht stumm, denn er spricht durch sein Wort zu denen, die Ohren haben, um zu hören. Am lautesten sprach er auf Golgatha, als sein geliebter Sohn am Kreuz starb; denn das Sühnopfer ist Gottes endgültige und vollständige Antwort auf die Sünden der Welt. Aufgrund des Kreuzes ist Gott sowohl „gerecht als auch rechtfertigend“ (Röm 3,26). Er hat sowohl sein heiliges Gesetz aufrechterhalten als auch sein liebendes Herz offenbart. Die Sünde wurde verurteilt und der Weg für die Sünder geöffnet, Kinder Gottes zu werden. Niemand kann sich über eine so weise und liebevolle Antwort beklagen!
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Gottes Antwort auf Habakuks erste Klage bringt ein noch schwierigeres Problem zur Lösung. In dieser Beschwerde werden drei Dinge erwähnt: Habakuks Gewissheit, Habakuks Problem und Habakuks Warten.
Habakuks Gewissheit – Habakuk 1:12 Bist du nicht von Ewigkeit her, HERR, mein Gott, mein Heiliger? wir werden nicht sterben. HERR, du hast ihn zum Gericht bestimmt; und du, Fels, hast ihn zur Besserung gegründet.
Habakkuk beginnt mit einem Ton der Zuversicht: Wir werden nicht sterben. Er ist ziemlich zuversichtlich, dass die Juden aufgrund der Heiligkeit Gottes nicht völlig vernichtet werden würden. Jehova war immer Israels Gott, und Gottes Heiligkeit spricht dagegen, dass er seine Versprechen bricht, einschließlich des Überlebens der jüdischen Nation. Gott würde Juda sicherlich züchtigen, aber er würde niemals zulassen, dass die Juden völlig vernichtet werden. Habakuk erkannte nun den Platz Babylons im Plan und Programm Gottes. Der Zweck ihres Aufstiegs zur Macht wird ein zweifacher sein: erstens zum Gericht, um die Sünden Judas zu bestrafen; und zweitens zur Korrektur, nicht zur totalen Zerstörung. In der Tat wird Juda wegen des Götzendienstes in die Babylonische Gefangenschaft gehen, aber als Folge davon wird es von seinem Götzendienst geheilt werden. Habakkuk war nicht besorgt, dass Gott das jüdische Volk völlig auslöschen würde, keineswegs! Sie würden aufgrund der Heiligkeit Gottes weiterhin überleben. Gott würde Babylon benutzen, um die Sünden Judas zu richten und zu bestrafen, aber das Ziel war Korrektur, nicht Zerstörung.
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt Jehova auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Elberfelder 1871 – Jesaja 60,2
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde, und Dunkel die Volksstämme; aber über dir geht auf Jehovah, und Seine Herrlichkeit erscheint über dir. 2Mo 10,23; Mt 4,16; Lk 1,78. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 60:2
Denn sieh, das Dunkel deckt die Erde und Wolkendüster die Nationen. Doch über dir glänzt auf der Ewige und seine Herrlichkeit wird über dir erschaut. Neftali-Herz-Tur-Sinai – Jesaja 60,2
Spannend, wenn man den Bibeltext „OHNE Erklärbären“ liest! Denn wie in der Tafelbibel oben gezeigt, würde man zuerst an die Plage mit der Finsternis in Ägypten denken – und dass nur bei Gottes Volk Israel Licht war. Und zwar echt, nicht symbolisch! Die Ägypter sahen sich gegenseitig nicht mehr, ja sie konnten sich noch nicht einmal in ihren eigenen vier Wänden bewegen! Warum sollte also Jesaja etwas symbolisch meinen? Aber dann schauen wir uns den nächsten Paralleltext an – Siehe dazu auch mein „Bild des Tages“ – und wir sehen, dass Matthäus 4,16, Lukas 1,79 und Johannes 1,14 den Vers auf die Zeit Jesu Christi anwenden. Wer war aus der Sicht der Evangelienschreiber das „große Licht“? Wer war der Jehova der erschien? Welche Herrlichkeit war über Israel zu sehen? Und war Jesus wirklich in dem Volk Israel zu sehen? Und dann nimmt Johannes in der Offenbarung 21in den Versen 11 und 24 den Jesajatext noch einmal auf! Also doch noch eine weitere Erfüllung? Erwartest du und ich vielleicht ein weiteres Eingreifen Gottes – das ER wieder für Israel als Seinem Volk eintritt?
einige Kommentare:
Es ist deshalb zu erwarten, daß diese Verfinsterung der Sonne heute vor sich geht. Doch in welcher Weise erfüllt sich diese Prophezeiung? Indem heute eine große geistige Finsternis die Erde bedeckt. Jesaja sagte voraus: „Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften.“ Diese geistige Finsternis ist darauf zurückzuführen, daß die Menschen das große Licht, Jehova, und „das Licht der Welt“, Jesus Christus, sowie Gottes Wort, das den Pfad der Christen erhellt, außer acht lassen. — Jesaja 60:2; Johannes 8:12;
Wachtturm – 15.Oktober 1958
Dass Gottes großer Heilsplan je solch ein Fehlschlag sein sollte, können wir, aus dem Worte Gottes eines besseren belehrt, nicht glauben. Welche Erleichterung des Herzens für ein in dieser Hinsicht beunruhigtes Kind Gottes, wenn es erkennt, dass der Prophet Jesaja diese Lage der Dinge und ihre Heilung genau vorhersagt, als er sprach: „Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und die Nationen (Heiden) werden in deinem Lichte wandeln.“ (Jesaja 60:2,3) In dieser Prophezeiung wird die dichte Finsternis durch den Bogen der Verheißung erleuchtet: „Die Heiden (alle Nationen der Erde überhaupt) werden in deinem Lichte wandeln.“
Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter
Durch das Erlösungswerk des Herrn ( Jes 59,19 a. Jes 59,20 – 21 ) wird auf Israel Licht (Segen) fallen. Israel selbst wird dann zu scheinen beginnen und für die Völker zu einem geistlichen Licht werden. Es wird ihnen Gottes Wort und seine Herrlichkeit offenbaren. So wird es zu einem Werkzeug für die Beseitigung der geistlichen Finsternis, die diese Welt beherrscht (vgl. Jes 29,18; Joh 12,35; Apg 26,18; Röm 2,19; Kol 1,13; 1Pet 2,9 ). Wenn der Herr zurückkehrt, um unter seinem Volk zu leben ( Jes 60,2 ), dann werden die Völker durch das Licht seiner Herrlichkeit angezogen werden (vgl. V. 19 – 20 ) und nach Israel ziehen, um dieses Licht (den Segen der Errettung aus der geistlichen Finsternis) zu erlangen. Dies wird im Tausendjährigen Reich geschehen. Zwar wird jeder, der in dieses Reich hineinkommt, gerettet sein. Aber im Verlauf der 1000 Jahre werden viele Menschen auf der Erde geboren werden. Viele von ihnen finden das Heil durch das, was Gott für Israel tut.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Hier eine Auslegung, dass die „Kirche“ die Erfüllung wäre – und dann stelle dir die Frage: gibt es großen Zulauf in den Kirchen? Also nicht, ob eine Gemeinde viele Täuflinge hat, sondern prozentual gesehen auf die Weltbevölkerung!
Hier wird verheißen, dass der Tempel des Evangeliums strahlend und sehr groß sein wird.
Er wird strahlend sein: „Dein Licht kommt“ (Vers 1). Als die Juden aus dem Exil zurückkehren, haben sie „Licht und Freude, Frohlocken und Ehre“ (Est 8,16). Dann kennen sie den Herrn und frohlocken über seine große Güte. Beachte: 1.1 Was dieses Licht ist und woher es kommt: „Über dir geht auf der HERR“ (Vers 2), „die Herrlichkeit des HERRN“ (Vers 1) soll über ihnen erscheinen. Wenn Gott uns erscheint, dann geht die Herrlichkeit des Herrn über uns auf (Vers 1) wie das Licht des Morgens. Wenn Gott für uns erscheint, dann erscheint seine Herrlichkeit über uns. Als Christus als die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht (Mal 3,20) und uns in ihm „der Aufgang aus der Höhe“ besucht (Lk 1,78), erscheint die Herrlichkeit des Herrn über uns, die „Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14). 1.2 Welchen Gegensatz zu diesem Licht es geben wird: „Finsternis bedeckt die Erde“ (Vers 2). Doch obwohl es dichte Finsternis ist, die sich über die Menschen ausbreiten wird, wird die Gemeinde zur gleichen Zeit Licht haben (2.Mose 10,23). 1.3 Was die Pflicht ist, zu der dieses aufgehende Licht ruft: „ ‚Mache dich auf, werde Licht‘, empfange nicht nur dieses Licht und“, wie die Randspalte liest, „ ‚sei erleuchtet‘ durch es, sondern reflektiere dieses Licht auch. ‚Mache dich auf, werde Licht‘ durch Strahlen, die von ihm entlehnt sind.“
Er wird sehr groß sein. Als die Juden sich nach dem Exil wieder in ihrem eigenen Land ansiedeln, schließen sich ihnen viele Menschen aus dem Land an, doch wir müssen weiterblicken, darauf, wie die Heiden in die Gemeinde des Evangeliums kommen, nicht, wie sie zu einem bestimmten Ort strömen. Es gibt nun keinen Ort, der das Zentrum der Einheit der Gemeinde ist. In der Verheißung geht es darum, dass sie zu Christus strömen und durch Glauben, Hoffnung und heilige Liebe in die Familie kommen, die nach ihm benannt ist (Eph 3,15). „Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“ (Hebr 12,22). Dieser Vers ist ein Schlüssel zu dieser Prophetie. Siehe auch Epheser 2,19. Beachte: 2.1 Wie solche Massen eingeladen werden, sich der Gemeinde anzuschließen: „Sie ‚werden zu deinem Licht kommen, und … zu dem Glanz, der über dir aufgeht‘ “ (Vers 3). Dieses Licht, das so viel über Gott und über sein Wohlwollen gegenüber den Menschen offenbart, durch das Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht werden (2.Tim 1,10), wird alle ernsthaften, wohlgesonnenen Menschen einladen, zu kommen und sich der Gemeinde anzuschließen. Die Reinheit und Liebe der ersten Christen, ihre himmlische Gesinnung und ihre Geduld im Leid sind das Strahlen des Aufgangs der Gemeinde, das viele Menschen zu ihr zieht.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Wenn Gott sich erbarmt, darf Israel die gute Botschaft vernehmen: dein Licht ist gekommen. Die notvollen Klagen aus 58,3 und 59,1 sind zum Schweigen gebracht worden. Das Kommen Gottes ist eine Erleuchtung: Sünde und Unheil sind Finsternis, Erbarmen ist Licht. Dieses Licht ist »gekommen«; es ist ein wunderbares Ereignis. Gott selbst, die Herrlichkeit Jahwes ist dieses Licht. Wie ein Gestirn aufgeht, so ist Gott aufgegangen. Zu beachten ist, daß der Prophet sich nicht scheut, von Gott so zu reden, wie man es in den babylonischen Astral-Mythen auch tun konnte. Weil Gott selbst als leuchtendes und erleuchtendes Licht kommt, ist der Aufruf an Israel kein sinnloser und überfordernder Anspruch mehr: Werde Licht! Der Mensch kann nur das werden, was Gott für ihn zuvor geworden ist. Aber dazu muß er sich aufmachen, darum heißt es Auf! Der Aufbruch aus dem Exil will in immer neuer Weise vollzogen werden, auch wenn das Volk nun schon wieder im Land der Väter ist. Finsternis bedeckt die Erde, und das Dunkel des Gerichts hüllt die Erde ein; denn Gott hat sich aufgemacht, die Erde in das Gerichtsdunkel der Sündenschuld hineinzustoßen. Nun wird es aber nicht generell auf Erden licht, sondern es heißt ausdrücklich: aber über dir geht Jahwe auf. Nur dort, wo Gott aufgeht und erscheint, wird es hell. Wo der Mensch das Licht, das Gott selbst ist, annimmt, dort allein wird es auch hell sein. Wenn Israel sich in das Licht seines Gottes stellt, dann darf es wissen, daß zur gleichen Zeit eine Bewegung unter den Völkern stattfindet. Sie bleiben nicht im Gerichtsdunkel, sie gehen zu deinem Licht. Was sie bei diesem Licht suchen, sagt der Text nicht. Wichtig aber bleibt, daß sie nur im Umkreis Israels für sich selbst das Licht zum Leben finden; denn in der Welt bleibt es nach wie vor dunkel. Ob die Völker Gott suchen wollen, bleibt auch dahingestellt. Aber sie werden Gott in jedem Fall inmitten von Israel antreffen – so wie der Apostel Paulus von einem Ungläubigen spricht, der mitten in der christlichen Gemeindeversammlung »Gott anbeten und bekennen (wird), daß Gott wahrhaftig unter euch ist« (1Kor 14,25).
Wuppertaler Studienbibel
Steh auf und leuchte!“ ist Gottes „Weckruf“ an Jerusalem (V. 14), denn für Israel bricht ein neuer Tag an. Dieses Licht kommt nicht von der Sonne, sondern von der Herrlichkeit Gottes, die auf die Stadt scheint.
Gottes Herrlichkeit hatte einst in der Stiftshütte gewohnt (2. Mose 40,34-38), um dann wegen der Sünde Israels zu verschwinden (1. Sam. 4,21). Dann kam Gottes Herrlichkeit in den Tempel (1. Könige 8,11), verließ ihn aber wieder, als sich das Volk den Götzen zuwandte (Hes. 9,3; 10,4, 18; 11:22-23). Die Herrlichkeit kam zu Israel in der Person Jesu Christi (Johannes 1,14), aber das Volk nagelte diese Herrlichkeit an ein Kreuz. Heute war die babylonische Gefangenschaft die dunkelste Stunde des Volkes, aber das war nicht die Dunkelheit, die Jesaja beschrieb. Er beschrieb die schreckliche Finsternis, die die Erde am Tag des Herrn bedecken wird (Amos 5,18), wenn Gott die Völker der Erde für ihre Sünden bestraft (Jes 2,12ff; 13,6ff). Der Prophet beschreibt aber auch das herrliche Licht, das Israel erstrahlen wird, wenn sein Messias zurückkehrt, um in Jerusalem zu regieren. Dann „wird die Erde erfüllt sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Hab. 2:14). Israels Söhne und Töchter werden wieder nach Hause kommen (Jes 60:4, 8-9), und sie alle werden den Herrn erkennen.
Es wird der Anbruch eines neuen Tages sein, sowohl für die Völker der Welt als auch für Israel (Vv. 3, 10-13). Die Heiden werden nach Jerusalem kommen, um den Herrn anzubeten und ihren Reichtum zu teilen (2,2-4; 11,9; 27,13; 56,7; 57,13; 65,25; 66,20). Manche Menschen „vergeistigen“ diese Verheißungen und wenden sie auf die Heiden an, die heute zu Christus und seiner Kirche kommen, aber das ist nicht die grundlegende Auslegung. Jesaja sieht Schiffe und Karawanen, die Menschen und Reichtum nach Jerusalem bringen (60,5-7); und die Nationen, die sich weigern, den Herrn und seine Stadt zu ehren, werden gerichtet werden (V. 12). Sogar Israels alte Feinde werden sich unterwerfen und dem Herrn dienen (Vv. 10, 14).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
Simeon erwähnte eine zweite Gruppe, die vom Kommen des Messias profitieren würde. Diese Gruppe war das jüdische Volk: Und die Herrlichkeit deines Volkes Jisrael (Lukas 2:30). In dieser kurzen Aussage fasste Simeon zusammen, was viele der alttestamentlichen Propheten über Israels endgültige Wiederherstellung und das messianische Königreich gesagt hatten. Jesaja 60,1-3 verkündet: 1 Mache dich auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit des Jehovas ist über dir aufgegangen. 2 Denn siehe, Finsternis wird die Erde bedecken und große Finsternis die Völker; aber Jehova wird über dir aufgehen, und seine Herrlichkeit wird über dir gesehen werden. 3 Und die Völker werden zu deinem Licht kommen und die Könige zu dem Glanz deines Aufgangs.
Israels Hoffnung war, dass, sobald Gottes Herrlichkeit auf ihr gesehen würde, die Nationen ihre besondere Berufung erkennen würden – denn die Rettung kommt von den Juden (Johannes 4:22). Bock kommentiert, dass, wenn Jeschua „Offenbarung für die Heiden ist, er mehr als das für Israel ist. Er ist seine Herrlichkeit.“ So enthält Simeons Verkündigung, dass Gottes Erlösung, der Messias, die Herrlichkeit Israels sein würde, „einen Hinweis auf die Freude, dass die Rechtfertigung der Nation in Jesus kommt.“
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Die größte Manifestation der Schechinah-Herrlichkeit, die sichtbare Manifestation der Gegenwart Gottes, wird im messianischen Reich kommen. Während dieses eintausendjährigen Zeitraums wird es fünf solcher Manifestationen der Gegenwart Gottes geben, und die Schechinah-Herrlichkeit wird auf fünf verschiedene Arten sichtbar sein, aber alle zur gleichen Zeit. Die erste Manifestation von Gottes Gegenwart im messianischen Reich wird in Hesekiel 43,1-5 und 44,1-3 beschrieben. Diese Abschnitte zeigen, dass die Herrlichkeit der Schechina, die im Allerheiligsten des salomonischen Tempels war, auch im tausendjährigen Tempel gegenwärtig sein wird. Die zweite Manifestation wird in Sacharja 2,5 beschrieben. Diesem Vers zufolge wird die Schechinah-Herrlichkeit eine Feuerwand um Jerusalem sein. Die dritte Manifestation der Gegenwart Gottes wird in Jesaja 4,5-6 beschrieben. In diesen Versen heißt es, dass die Schechinah-Herrlichkeit über dem tausendjährigen Berg Zion sein wird. Die vierte Manifestation der Gegenwart Gottes findet sich in Jesaja 60. In diesem Kapitel heißt es, dass die Herrlichkeit der Schechinas über dem ganzen Land Israel liegen wird. In Jesaja 11,10 schließlich wird die fünfte Manifestation der Schechinah-Herrlichkeit beschrieben, und zwar in der Person des Messias. Da der Messias selbst sichtbar sein wird, wird er die sichtbare Manifestation der Gegenwart Gottes im messianischen Reich sein. Daher wird die Herrlichkeit der Schechinas auch in der Person des Messias sichtbar sein.
In den Versen 1-3 beschreibt Jesaja die Schechinah-Herrlichkeit in einer ihrer Erscheinungsformen im messianischen Königreich. Der Abschnitt beginnt in Vers 1 mit einem Appell: Mache dich auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jehovas ist über dir aufgegangen. Israel soll aufstehen, denn es wird angekündigt, dass das Licht der Schechinah kommt. Außerdem ist die Herrlichkeit JHWHs über sein Volk aufgegangen. Diese Ankündigung der Ankunft der Schechinah entspricht einer Verheißung aus Jesaja 58,8: Dann wird dein Licht hervorbrechen wie der Morgen, und deine Heilung wird schnell hervorbrechen, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit Jehovas wird hinter dir hergehen. Die Verheißung lautet: Wenn Israel wirklich umkehrt und sich Gott zuwendet, dann wird auch die Herrlichkeit der Schechinah zurückkehren. Jesaja 59:9 erklärt weiter: Darum ist das Recht fern von uns, und die Gerechtigkeit kommt nicht zu uns; wir suchen Licht, aber siehe, Finsternis; wir suchen Helligkeit, aber wir wandeln in Finsternis. Bringt man alle drei Verse in eine Reihenfolge, ergibt sich folgendes Bild: In Kapitel 58 wurde Israel von dem Problem berichtet; in Kapitel 59 gesteht Israel das Problem ein und löst es; und in Kapitel 60 wird die Verheißung erfüllt und die Herrlichkeit der Schechinah kehrt zurück.
Laut Vers 2 kommt das Licht, wenn die Finsternis ihren größten Punkt erreicht hat: Denn siehe, Finsternis wird die Erde bedecken und große Finsternis die Völker; aber Jehova wird über euch aufgehen, und seine Herrlichkeit wird über euch zu sehen sein. Der hebräische Begriff für „Finsternis“, choshech, wird in Joel 2,2 verwendet, um die Trübsal zu beschreiben. Der hebräische Begriff für „große Finsternis“, araphel, wird von Joel im selben Vers verwendet und beschreibt ebenfalls die Drangsal. Diese Begriffe zeigen also, dass die Trübsal von großer Dunkelheit geprägt sein wird, aber diese Zeit der Finsternis wird für das jüdische Volk mit dem Kommen des Schechinah-Lichts plötzlich enden. Wenn die Finsternis ihren Höhepunkt erreicht hat und Israel von der totalen Auslöschung bedroht ist, wird JHWH über sein Volk kommen und seine Herrlichkeit wird über Israel zu sehen sein. Der Grund dafür ist, dass zu diesem Zeitpunkt der Messias zurückkehren und Israels Feinde vernichten wird.
Vers 3 zeigt eines der Ergebnisse dieses Moments: Und die Völker werden zu deinem Licht kommen und die Könige zu dem Glanz deines Aufgangs. Wenn die Herrlichkeit der Schechinah über ganz Israel kommt, wird die Nation zum Mittelpunkt der heidnischen Aufmerksamkeit.
In der rabbinischen Theologie beschreiben die Verse 1-3 bestimmte Elemente oder Ereignisse des messianischen Zeitalters. Fishbane gibt den folgenden Überblick über die früheren rabbinischen Kommentatoren:
Die Bilder des Lichts umrahmen die Haftarah und dominieren die Teile 1 und 3. Dieses Licht wird als Gottes eigene Herrlichkeit dargestellt (Jesaja 60:2, 19-20), ein Glanz, der Zion erleuchten und alle Völker zu ihr ziehen wird (V. 3). In früheren Prophezeiungen waren Israel als Ganzes und der Prophet im Besonderen die designierten Überbringer des Lichts der Hoffnung und der Orientierung für die Verbannten… Jetzt ist das Licht gänzlich göttlich… Frühere Ausleger interpretierten diese Erleuchtung unterschiedlich als Symbol der Freude und Wohltätigkeit (Kimḥi zu 60:1, 19), der bevorstehenden Erlösung (Targum Jonathan) oder der neuen Ära der königlichen Wiederherstellung, die nun bevorsteht (Ibn Esra, zu V. 1; Targum Jonathan, zu V. 16).
In Hoffnung freuet euch; in Trübsal (O. Drangsal) harret aus; im Gebet haltet an; Elberfelder 1871 – Römer 12,12
in der Hoffnung fröhlich – Lk 10,20; Röm 5,2; 15,13; Phil 3,1; 4,4; 1 Thess 5,16; Hebräer 10,23; 1 Petr 4,13. -, in der Drangsal ausharrend – k 21,19; 1 Tim 6,11; Hebräer 10,36; 12,1; Jak 1,4; 5,7; 1 Petr 2,19.20. -, im Gebet ausdauernd – Lk 18,1; Apg 2,42; 12,5; Kol 4,2; Eph 6,18; 1 Thess 5,17. – ! Abraham Meister – Römer 12:12
Lasst euch durch die Hoffnung zur Freude motivieren, und wenn ihr in Bedrängnis geratet, dann haltet aus! Lasst euren Alltag vom Gebet geprägt sein! Roland Werner – Das Buch – Römer 12,12
Die folgenden Aufforderungen, die sich auf die persönliche Einstellung der Gläubigen beziehen, können, wenn sie beherzigt werden, diese in den Augen ihrer Mitmenschen liebenswerter machen. Der entscheidende Gedanke steht hier am Ende von Vers 11: Dient (douleuontes; in V. 7 heißt „dienen“ diakonian) dem Herrn. Ihm geht die Erklärung voraus, wie sich diese „Knechtschaft“ (doulos; vgl. Röm 1,1) äußern soll: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend (zeontes, ein Ausdruck, der außer an dieser Stelle nur noch in Apg 18,25 ,dort für Apollos, benutzt wird) im Geist (hier ist entweder der Heilige Geist oder auch das Innere des Menschen gemeint). Wieder ist eines der beiden Gebote negativ, das andere positiv formuliert (vgl. Röm 12,9). Die Christen sollen Gott mit Begeisterung und Eifer dienen. Die drei Ermahnungen in Vers 12 können entweder als unabhängige Aufforderungen oder ebenfalls als Ergänzungen zum Begriff des Dienens verstanden werden. Sie lauten: Seid fröhlich in der Hoffnung, denn die Hoffnung auf Christus ist die Grundlage der Freude (Röm 5,2-5; 1 Petrus 1,6-9), geduldig (hypomenontes; „beständig, ausdauernd“; vgl. Röm 5,3) in Trübsal (thlipsei, „Bedrängnis, Kummer, Druck“; vgl. Röm 8,35), beharrlich (proskarterountes; vgl. Apg 1,14;2,42; Kol 4,2) im Gebet um Weisheit, Führung und Kraft (vgl. 1Thes 5,17).
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
12,12: Freut euch in der Hoffnung; seid standhaft in der Not; im Gebet seid beharrlich. Für die Freude und für das Leiden heißt uns Paulus geschickt und fähig sein. Jene kann uns nicht erlöschen, weil wir ja eine Hoffnung haben, und aus ihr entsteht, wie immer unser Leben sich gestalten mag, die Freude, und die Not machen wir dadurch für uns fruchtbar, daß sie uns die Erprobung und Stärkung unserer Tragkraft bringt. Dazu gesellt Paulus als drittes die Beharrlichkeit im Gebet. Er hat gesagt, daß die Freude bei uns bleiben soll, und uns gezeigt, wie wir auch im Leiden unbeweglich in unserem Christenstand bleiben durch Geduld; aber es ist noch ein drittes, was bei uns bleiben muß, aber nicht von selber bleibt, wenn wir nicht dabei beharren: Das ist das Gebet. Paulus heißt uns nicht sparsam sein mit der Zeit, die wir auf das Gebet verwenden, als brächen wir damit etwas ab von unserer Pflicht und Emsigkeit. Zeit und Kraft, die auf das Gebet verwendet werden, sind wohl verwandt.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Auch die nächsten drei Mahnungen sind als eine Einheit zu fassen. Auch sie sind nicht eigentliche Imperative, sondern zunächst Aussagen im Partizip; sie schildern, was die Christen besitzen, und mahnen erst von da aus, nun auch wirklich in dem zu leben, was Christen gegeben ist. „Hoffnung, Bedrängnis, Gebet“, das gehört eng zusammen. Das Wort „Hoffnung“ im NT meint nicht ein allgemeines menschliches Hoffen. Wie haben wir leider diesen so bekannten Vers unseres Abschnittes durch unaufhörlichen Mißbrauch vor allem bei Trauungen verfälscht! Die „Hoffnung“ bezieht sich im NT immer auf das mächtige biblische Zukunftsbild, das uns von den kleinen persönlichen Hoffnungen gerade freimachen will. So und nur so in bestimmter Erwartung der Wiederkunft des Herrn und seines großen Sieges über alles, macht die Hoffnung uns froh in einer bleibenden Freude, die auch von den Bedrängnissen nicht erdrückt wird. Denn das sahen wir schon in 8,17-18, wie „Hoffnung“ und „Drangsale“, jetziges Leiden und kommende Herrlichkeit zusammen gehören. Als die „in Hoffnung Frohen“ „harren wir in Bedrängnis aus“. Die Bedrängnisse aber treiben ins Beten, bei dem das hoffende Rufen „Komme bald, Herr Jesu“ nicht fehlen kann. In allen seinen Briefen liegt dem Apostel ganz besonders am Beten. Er spricht in den Briefeingängen von seinem eigenen „unablässigen“ Gebet und erwartet auch von den Gemeinden den ernsten und treuen Einsatz in Gebet und Fürbitte. Ob er sich dieses „dauernde Festhalten am Gebet“ als eine Fortführung jüdischer Gebetszeiten und Gebetssitten gedacht hat, darüber sagt er nicht ein einziges Wort. Sollte ihm das regulierte Gebet, das er als Pharisäer geübt hat, nicht auch unter den „Gewinn“ von einst fallen, dessen Fleischesart ihm nach Phil 3, 3 ff aufgegangen war? Das von Paulus hier verwendete Wort sagt nur das eine aus: das dauernde Verharren, das freilich Sache des festen Willens ist, aber eines Willens, der selbst nur aus einem starken Erleben geboren werden kann. So wird das Wort Apostelgeschichte 1,14 von der Jüngerschar gebraucht, die nach Ostern und Himmelfahrt in dauerndem Beten zusammen ist. So Apostelgeschichte 2,42 in der bekannten Aussage, daß die eben erweckte und bekehrte Urgemeinde in Jerusalem „beständig in der Apostellehre, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet bleibt“. Daß dabei feste Zeiten und Ordnungen nötig und hilfreich sind, versteht sich unter irdischen Lebensverhältnissen von selbst. Das eigentliche, lebendige „Verharren“ und „Festhalten“ aber liegt nicht an diesen Ordnungen als solchen, sondern im Trieb des neuen Lebens, das Christen geschenkt ist.
W.de Boor – Wuppertaler Studienbibel – Der Brief des Paulus an die Römer
Die Beschreibung des Christenstandes wird fortgesetzt, wohl mit dem mahnenden Ton: Sei, was du bist! Die Hoffnung kennzeichnet unser Stehen im Glauben (vgl. Röm 5,2). Dabei gehören Hoffnung und Drangsal eng zusammen, denn die Hoffnung weitet den Blick für die verheißene Herrlichkeit und Vollendung des Heiles Gottes (vgl. Röm 5,3). Mit diesem Blick und im ausharrenden, anhaltenden Gebet kann ein Christ in Drangsalen ausharren. Was Paulus in Römer 8,18-30 zugesprochen hat, kommt hier als knappster Rückruf in die geschenkte Wirklichkeit, als Mahnung auf die Gemeinde zu. Gott wird seine Verheißungen erfüllen, darum kann der Christ freudig voller Hoffnung sein (vgl. Ps 25,2; 37,5; 125,1; Jes 30,15; Röm 4,18; 1Kor 13,7; 2Kor 3,12; Eph 4,4; Kol 1,27; 1Thess 4,13; 5,8; 2Thess 2,16; Tit 1,2; 2,13; 3,7; 1Petr 1,3; Hebr 3,6; 6,18; 10,23; 11,1). Schon das deutsche Grundwort für „Hoffnung“ kommt von „hopen“ = „vor Erwartung hüpfen“ und enthält diesen Ton erwartungsvollster Freude. Die Geduld in der Drangsal wird von solcher Hoffnung gestärkt und im anhaltenden Gebet eingeübt (vgl. Apg 1,14; 2,42; Eph 6,18; Kol 4,2; 1Thess 5,17; auch Lk 18,1-8).
Gerhard Maier – Edition C
Wie in Kapitel 8 verknüpft Paulus hier Hoffnung, Trübsal und Gebet miteinander. Wir gehen durch Drangsal (Röm 8,17), doch wir schauen dem Tag entgegen, an dem unser Leib erlöst werden soll und wir allen Prüfungen und allem Leiden entrückt sein werden (8,23). Weil wir diese feste Hoffnung haben, harren wir in Trübsal aus und binden uns im Gebet an den Herrn (8,26). »In Hoffnung freut euch«: Zu unserer Hoffnung gehört, dass auch unser Leib erlöst werden soll. Was uns aber mehr als alles andere mit Freude erfüllt, ist die Tatsache, dass wir einst den Herrn sehen (Joh 17,24; 1Jo 3,2; Offb 22,4) und für immer bei ihm sein werden (1Thes 4,17). Diese Freude am Herrn verleiht uns Stärke (Neh 8,10), sodass wir »in Trübsal« ausharren können. Und wir haben allezeit und unter allen Umständen freien Zugang zu unserem großen Heiland-Gott. Wir fliehen zu ihm »im Gebet«, statt uns zu sorgen, weil das Morgen ungewiss ist (Phil 4,6). Gott verachtet nicht das Elend der Elenden (Ps 22,25), vor ihn kommt das Seufzen der Gefangenen (Ps 79,11), und er hört und hilft uns. Und wir beten für die Geschwister, indem wir deren Lasten zu den unsrigen machen (siehe Gal 6,2), und wir halten an im Gebet, wie es auch der Apostel tat (Röm 1,9–10).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Nun legt Paulus drei weitere Prinzipien dar. Das erste, »in Hoffnung freuet euch«, hat eine weite Bedeutung. Hoffnung ist das Schlüsselwort dieses Briefes, ja, Gott wird als »der Gott der Hoffnung« bezeichnet (15,13). Gott ist von Hoffnung charakterisiert. Er verzweifelt niemals, weil Er über allem steht und alle Macht hat. Er versagt niemals, und Er gibt die Seinen niemals als hoffnungslose Fälle auf. In unserem Sprachgebrauch kann »Hoffnung« ein sehr vages Wort sein. Normalerweise muß es durch ein weiteres Wort ergänzt werden, wie z.B. »in der sicheren und gewissen Hoffnung der Auferstehung«. Die Hoffnung des Christen gründet sich auf den lebendigen Gott, der vollkommen zuverlässig ist und dessen Absichten, wie lange ihre Erfüllung auch auf sich warten lassen mag, niemals scheitern werden. Paulus ruft hier zu einer Freude in der Hoffnung auf, nämlich in der Hoffnung auf Gott. Das ist »die vor uns liegende Hoffnung, welche wir als einen sicheren und festen Anker der Seele haben« (Hebräer 6,18.19). Der Aufruf des Apostels zu Ausharren in Trübsal war sicherlich eine Stütze für den Glauben vieler. Trübsale ereilen uns in vielen Erscheinungsformen. Das Wort, das Paulus hier zur Beschreibung von Trübsalen verwendet, beinhaltet den Gedanken von schweren Nöten. Es birgt die Vorstellung von Druck in sich, und das nicht in geringem Sinne, sondern das Unterworfensein unter eine erdrückende Last. Die geforderte Reaktion in dieser Situation ist Ausharren. Das Wort hypomenô vermittelt nicht den Gedanken, sich hinzusetzen und die Flut der Ereignisse an sich vorübergehen zu lassen. Es bedeutet nicht nur die Fähigkeit, Dinge zu ertragen, sondern sie bei diesem Ertragen in Triumph umzuwandeln. Es ist eine erobernde Geduld. Kein Lebensumstand kann diese Gesinnung jemals niederringen. Unsere Einstellung zum Gebet ist oft dergestalt, daß wir uns dazu wenden, wenn alles andere versagt. Gebet ist die letzte Zuflucht. Paulus sieht das nicht so. Er schreibt das Partizip Präsens des Verbs proskartereô (»beständig an einer Sache anhängen«). Das Wort wird für die ersten Christen verwendet: »Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten« (Apostelgeschichte 2,42). Paulus‘ Rat an die Römer ließ nicht zu, daß man mit dem nötigen beständigen Gebet aufhört. Für ihn war das keine krampfhafte Übung, sondern etwas, worin man ausharren mußte. Die Gelegenheiten des Alltagsleben mußten genutzt werden, um die Gegenwart Gottes aufzusuchen und so Führung und Hilfe zu erbeten.
Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und alles Recht (O. jede Entscheidung, Verordnung) deiner Gerechtigkeit währt ewiglich. Elberfelder 1871 – Psalm 119,160
Das Hauptstück deiner Rede ist Treue, in Weltzeit bleibt alle Gerechtigkeit deiner Bewährung. Bube & Rosenzweig – Psalm 119:160
Dein Wort ist durch und durch wahr, und ewig gültig sind alle deine Rechtsurteile. In ihnen zeigt sich deine Gerechtigkeit. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 119,160
Auch wenn die „moderne Bibelkritik“ den Inhalt der Bibel in Frage stellt, so ist für gläubige Menschen doch klar: Gottes Wort ist Wahrheit! Das Spanndende an der Bibel ist – man braucht keinen „Erklärbären“ sondern nur den heiligen Geist, um diese zu verstehen.
»Anfang«: rôᵓš, das man auch mit »Hauptstück« (Buber), »Gipfel« (Zunz), »Anbeginn« (L. Marx) übersetzen kann. Elb, RElb, Schlachter und Zürcher übersetzen »Summe«, Luther umschreibt: »Dein Wort ist nichts denn Wahrheit.«
Benedikt Peters – Die Psalmen
Wahrhaftigkeit und die Absicht, die Wahrheit zu offenbaren, sowohl in der Schöpfung als auch im geschriebenen Wort, sind grundlegende Eigenschaften Gottes. Er lügt nicht. In zahlreichen Bibelversen wird ausdrücklich erklärt, dass Gott wahrhaftig ist und dass er diejenigen, die nach der Wahrheit suchen, weder in Wort noch in Tat in die Irre führt. Sogar dieses Verlangen selbst kommt von ihm. (Siehe zum Beispiel Psalm 119:160, Jesaja 45:19, Titus 1:2, Hebräer 6:18 und 11:6 und 1 Johannes 5:6).
Hugh Ross – Der Fingerabdruck Gottes
Der letzte Vers des Abschnitts betont, dass die Summe des Wortes Gottes reine göttliche Wahrheit ist, und weist darauf hin, dass die Bibel ein zusammenhängendes Ganzes darstellt. Die Heilige Schrift ist die Offenbarung der Wahrheit. Wer an irgendeiner Stelle etwas davon wegnimmt, verletzt das Ganze der Wahrheit und versündigt sich ebenso sehr wie der, der etwas zu der ewig feststehenden Summe des Wortes hinzufügt (Off 22,18.19). Jede Aussage der Schrift, auch ihre Rechtsgrundsätze, ihre Entscheidungen, Anordnungen und Urteile, haben ewige Wirkung und Geltung. Das gilt für den gesamten Inhalt der Bibel. Darum ist im Umgang mit dem Wort Gottes Ehrerbietung, größte Gewissenhaftigkeit und auch Zurückhaltung geboten.
Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis
In Vers 160 heißt es im Hebräischen: „Das Haupt deines Wortes ist ˒emet“, wobei das Wort „Haupt“ hier die Bedeutung von „Summe, Gesamtheit, Substanz, Wesen“ hat. NJV hat „… das Wesen deines Wortes“ (auch NJB). Und das hebräische Wort ˒emet wird hier von den meisten Auslegern und Übersetzern als Wahrheit verstanden. NAB hat jedoch „Beständigkeit“ und Briggs und NJB „Treue“. Dies mag vorzuziehen sein, da biblische Autoren selten, wenn überhaupt, von Wahrheit als einem abstrakten Konzept sprechen (siehe Anderson). GECL übersetzt „Dein Wort, Herr, ist wahr und vertrauenswürdig“ (wie in Vers 142b). In vielen Sprachen ist es fast unmöglich, einen Ausdruck für so abstrakte Begriffe wie „Wesen“ oder „Gesamtheit“ zu finden. Dementsprechend muss man manchmal sagen: „Was du sagst, Herr, ist wahr“, „Deine Worte, Herr, sind wahr“, oder idiomatisch manchmal: „Herr, deine Worte sind gerade“.
Bratcher, – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen
Der Psalmist sagt also : nur auf Gottes Wort die Bibel kann ich mich verlassen!
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