Sondern sei ein Vorbild für die Menschen, die auf Gott vertrauen, in dem, was du sagst, in deiner gesamten Lebensführung, in deinem Vertrauen auf Gott und in der Reinheit deines Lebens.

Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit. (O. Reinheit)
Elberfelder 1871 – 1.Timotheus 4,12

Niemand soll dich verachten, weil du noch jung bist. Sei allen Glaubenden ein Beispiel mit deinem Reden und Tun, deiner Liebe, deinem Glauben und deiner Reinheit.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Timotheus 4:12

Niemand soll dich wegen deiner Jugend gering schätzen.
Vielmehr sollst du ein Vorbild für die Glaubenden (- Glaube: »Glaube(n)« meint das tiefe Vertrauen auf Gott. -) sein –
im Umgang mit dem Wort
und in deiner Lebensführung.
Und genauso in der Liebe,
im rechten Glauben
und in der Rechtschaffenheit.
BasisBibel – 1.Timotheus 4,12

Damit niemand deiner Jugend wegen – er zählte damals, als Paulus Ende 62 o. Anfang 63 an ihn schrieb, etwa 38 Jahre – gering von dir denke, so sei in Wort und Wandel, in Liebe, Glauben und Sittenreinheit den Gläubigen ein Vorbild!
Ludwig Albrecht – 1.Timotheus 4:12

Niemand hat das Recht, auf dich herabzusehen, nur weil du noch jung bist Die negativen Anweisungen hier und in Vers 14 weisen darauf hin, dass Timotheus eine Tendenz zu Ängstlichkeit und Scheu besaß (2.Tim 1,6–8). Ferner mögen einige in der Gemeinde in Ephesus seine Autorität nicht akzeptiert haben (s. Abschnitt „Datierung und Anlass“ in der Einleitung). Timotheus war vermutlich in den Dreißigern und deshalb jünger als viele Christen (und die Ältesten) in Ephesus.

ein Vorbild … Reinheit Timotheus sollte seine Autorität nicht durch Zurschaustellung oder durch ein Pochen auf sie aufrichten, sondern indem er ein Vorbild für ein gottgemäßes Leben liefert (Tit 2,7).

Reformations-Studien-Bibel

Dabei spielt das geringe Alter von Timotheus keine wesentliche Rolle. Er kann ein Vorbild für alle anderen Gläubigen werden. Mit γίνου („werde“) kommt kein Zustand („sei“), sondern ein Prozess zum Ausdruck. Die Bezugsgrößen für die Vorbildfunktion sind Wort, Wandel, Liebe, Geist, Glauben, Reinheit. Die Phrase ἐν λόγῳ („in Wort/Rede“) ist ohne Artikel und so allgemein, alles umfassend, was aus dem Mund von Timotheus kommt.

P. Streitenberger

Auf den ersten Blick scheint Paulus‘ Aufforderung, Timotheus solle sich von niemand wegen seiner Jugend lächerlich machen lassen, unausführbar, da dieser ja schließlich keinen Einfluß auf die Einstellung anderer hatte. Doch in Verbindung mit dem zweiten Teil des Verses wird deutlich, was Paulus meint. Timotheus soll sich durch seine relative Unerfahrenheit und die Meinung der anderen nicht einschüchtern lassen, sondern seine Reife durch eine so gottgefällige Lebensführung unter Beweis stellen, daß er in allen Bereichen seines Lebens anderen Christen ein Vorbild wird: im Wort, im Wandel („Verhalten oder Lebensführung“, anastrophE; vgl. 1Tim 3,15), in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit (hagneia, „moralische Reinheit“; das Wort taucht nur hier und in 1Tim 5,2 auf).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die »Ältesten« waren in den griechischen gymnasia hoch geachtet und hatten auch in den Synagogen und Gemeinden wie früher in den Gemeinschaften des A.T. meist leitende Funktionen. Da Timotheus sich dem Apostel bereits vor 50 n. Chr. angeschlossen hatte ( Apg 16,1-3 ; Knaben wurden mit dem Eintritt in die Pubertät zu den Erwachsenen gerechnet, also war Timotheus damals etwa 15 Jahre alt) und der vorliegende Brief Anfang der sechziger Jahre entstand, ist Timotheus inzwischen mindestens Mitte 20, vielleicht auch Anfang bis Mitte 30; der hier gebrauchte Ausdruck für »Jugend« konnte bis zum Alter von 40 verwendet werden, bezog sich in der Regel allerdings auf die unter 29-jährigen. Allerdings galten alle, die nicht Älteste waren, als ungeeignet für leitende Positionen (vgl. 1.Sam 17,33 ), und auch im Judentum standen den Männern viele Ämter erst ab dem 40. Lebensjahr offen. Die meisten Geschichten über die Ernennung jüngerer Männer entstanden später, im Rahmen der Mythen um die großen Helden der Geschichte, die angeblich von Anfang an Wunderkinder gewesen waren (vgl. die nachbiblischen Geschichten über Daniel, Salomo und einige Rabbinen ); die Ernennung von Timotheus stellt im Rahmen der Kultur der Antike jedenfalls eine Ausnahme dar.
Auch wenn Timotheus jünger ist als die Ältesten, die er unterweist, soll er die Rolle des reifen und erfahrenen Leiters übernehmen und der Gemeinde ein Vorbild sein. Lehrer forderten ihre Jünger meist auf, ihr eigenes Beispiel nachzuahmen und übernahmen damit gleichsam eine Vaterrolle.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Hier, wo Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus solcherweise ermutigt zu reden, ja zu gebieten (V. 11), kam er noch auf einen besonderen Grund von dessen Hemmungen zu sprechen: seine Jugend. Es mochten gute zehn Jahre vergangen sein, seit Paulus auf seiner zweiten Missionsreise den damals noch sehr jungen Mann als seinen Begleiter mitnahm (Apg 16,1-3). Inzwischen mag er vielleicht Mitte Dreißig gewesen sein; in der Gemeinde war offenkundig auch eine größere Zahl älterer Christen vorhanden (1Tim 5,1ff.). Nun sollte Timotheus den Apostel Paulus, der damals vielleicht um die Sechzig war, vertreten und von Gottes Wort her sogar »gebieten« (V. 11). Das ließen sich gewiss manche von dem jungen Mann nicht gern gefallen. Doch er sollte sich dadurch nicht hindern lassen, treu und tapfer seinen Auftrag, den er von Paulus, ja von dem Herrn selbst empfangen hatte, zu erfüllen.

Bei andern können die Hemmungen bei der Erfüllung ihres Auftrags auch andere Gründe haben: Heute etwa das hohe Alter, der geringe Bildungsgrad, die Zugehörigkeit zu einem verachteten Volk. Doch ein Diener Jesu Christi vertritt ja nicht seine eigene Sache, sondern die seines Herrn, und seine Vollmacht beruht nicht auf menschlichen Vorzügen, die er vielleicht hat, sondern ausschließlich auf der Beauftragung und Bevollmächtigung durch seinen Herrn.

Eines aber soll er, wenn er von andern den Gehorsam gegenüber Gebot und Weisung des Herrn verlangt: diesem zuerst selbst in jeder Hinsicht gehorchen. So soll er darauf bedacht sein, mit dem ganzen Leben Gott zu gefallen und bei aller Begegnung mit den Menschen vom Hören auf Gottes Wort, vom Empfang seiner Gnade, vom Gebetsumgang, insbesondere von der Fürbitte für sie herzukommen, um so in allem unter der Leitung von Gottes Wort und Geist zu bleiben. Das schenkt innere Vollmacht, ungesuchte geistliche Autorität. Gott selbst schenkt sie. Und so gibt ein Diener Jesu Christi, sich selbst kaum bewusst, auch »ein Beispiel«, ein »Vorbild« »den Gläubigen«, den Mitchristen, den Mitglaubenden, insbesondere denen, die erst kurz im Glauben stehen.

Vorbild »im Wort«: Wie er vor Gott bedacht, sorgfältig, einladend, vertrauenweckend und zurechthelfend sein Wort an die Menschen, die Glaubenden und die Nichtglaubenden, ausrichtet und wie überhaupt von der wundervollen Gabe, reden zu können, guter Gebrauch gemacht wird. – Wie steht es mit dem allem bei uns?

Vorbild »im Wandel«: Wie er durch seine Tage geht, von Aufgabe zu Aufgabe, und wie er dabei zu seinem Herrn aufblickt (vgl. Heb 12,2 und sich so von ihm leiten lässt – »lauterlich auf dich gewandt« G. Tersteegen).

Vorbild »in der Liebe«: Wie er sich den Menschen zuwendet und ihnen dadurch Gottes Liebe bezeugt und bringt. Das Griechische hat mehrere Ausdrucke für unser Wort »Liebe«; hier steht das Wort, das im griech. NT für die Liebe Gottes gebraucht wird, die sich nicht selber sucht und sich nicht auf die Sympathien beschränkt; es ist die Liebe, mit der Gott die Welt liebt (Joh 3,16). Diese Liebe gilt es weiterzugeben. So wird auch Unfreundlichen auf ihre Unfreundlichkeit nicht geantwortet: »Wie du mir, so ich dir!«, sondern »Wie er mir, so ich dir!«

Vorbild »im Glauben«: In der einfältigen Hingabe des Lebens an Jesus und zugleich im hohen Vertrauen zu ihm; auch hier gilt es, in notvoller, sich zuspitzender Zeit ein Beispiel zu geben. Was ist es doch, wenn ein Christ seine Mitchristen in einer solchen Lage nicht etwa mit Angst, Sorge und Leidensscheu »ansteckt«, sondern mit Glaubensmut, unerschütterlichem Vertrauen zum Herrn und der Bereitschaft zum Leiden!

Vorbild »in der Reinheit«: Timotheus mag um seiner vielen Reisen willen, wie Paulus, ohne Ehe geblieben sein. Dan war auch das eine Frage der inneren Vollmacht, dass hier alles sauber blieb, bis in die Gedanken hinein (vgl. Mt 5,28), auch in der Seelsorge an Frauen und Mädchen. Doch bei der »Reinheit« geht es auch um die Reinheit der Beweggründe, die Lauterkeit der Zielsetzungen, die echte Selbstlosigke

Gerhard Maier – Edition C