Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten.
Elberfelder 1871 – Daniel 11,40
Dann aber, wenn das Ende kommt, wird der König des Südens ihn angreifen und der König des Nordens wird zurückschlagen mit Streitwagen und Reitern und zahlreichen Schiffen. Er wird nach Süden vordringen, unaufhaltsam wie die Flut.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Daniel 11:40
Und zur Zeit des Endes stößt mit ihm der König des Südens zusammen,
der König des Nordens stürmt mit Fahrzeug, mit Reisigen und mit vielen Schiffen wider ihn an
und kommt in die Länder, flutet und überschwemmt.
Buber & Rosenzweig – Dan 11,40

Ein Bibelkapitel über den es wohl mehr Meinungen gibt, als Lösungen und schon mutig von manchen Auslegern, wenn die eine Auslegung gerade erst gescheitert ist, gleich die nächste aus dem Hut zu zaubern
Fakt ist: wenn Christus wiedergekommen sein wird, dann werden wir erkennen, wann und wie sich alle Worte auch aus diesem Kapitel zu 1000% erfüllt hatten!
Einige Verse aus diesem Kapitel hatten wir schon: Vers 32, Vers 33 und Vers 35
Genau am Ende der Heidenzeiten im Jahre 1914 finden wir, dass sich Gesamt-, d. h. Total-Nation wider Total-Nation erhebt und Total-Königreich wider Total-Königreich, und dies in einem Weltkrieg dergleichen nie zuvor gewesen ist. Er war begleitet und gefolgt von Erdbeben, Hungersnöten, Seuchen, Schrecknissen und grossen Zeichen vom Himmel her. (Luk 21:10, 11) Jene Dinge aber, sagte Jesus, waren erst der „Anfang der Wehen“. Sie kennzeichneten erst den Beginn der „Zeit des Endes“ der Welt, nicht aber das vollendete Ende (telos) der Welt. Dass dieser Erste Weltkrieg der Beginn der „Zeit des Endes“ war, zeigt uns Daniels Prophezeiung. Er vergleicht die demokratischen Mächte in jenem Kampfe mit dem „König des Südens“, die autoritären oder autokratischen Mächte jedoch mit dem „König des Nordens“, den das kirchliche Rom oder der Vatikan unterstützt. Dann sagt Daniel 11:40: „Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstossen (ihn stossen, engl B.), und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten.“ Man beachte: Daniel sagt, dass zur „Zeit des Endes“ solch militärische Bewegungen zwischen diesen Königen oder Weltmächten stattfinden. Wenn wir diese im Jahre 1914 beginnen sahen, so haben wir den Beweis, dass die „Zeit des Endes“ der Welt in jenem bemerkenswerten Jahre einsetzte.
Wachtturm Januar 1950
28 Wenn die Heidenzeiten zur Weltbeherrschung in jenem selben Jahr endeten und Gottes Königreich geboren wurde, so stimmte es ganz damit überein, wenn die Nationen wider den auf den Thron erhobenen König Jehovas tobten, zum Zeichen, dass sie ihn verwarfen. Dies ist der Grund, weshalb er während dieser Abschlussperiode der Welt ‚inmitten seiner Feinde herrschen‘ muss. Er muss während dieser Zeitspanne in Königsmacht gegenwärtig sein. So stimmt denn seine Gegenwart während der Zeit des Endes seiner Feinde mit der Tatsache überein, dass die Vollendung (syntéleia) der alten Welt eine Reihe von Jahren umfasst.
1950- es war schon in Erfüllung ??
In der Zeit des Endes wird sich der König des Südens mit ihm auf Zusammenstöße einlassen“, erklärte der Engel dem Daniel (Daniel 11:40a). Hat der König des Südens in der „Zeit des Endes“ dem König des Nordens ‘Stöße’ versetzt? (Daniel 12:4, 9). Auf jeden Fall. Der demütigende Friedensvertrag, der nach dem Ersten Weltkrieg dem damaligen König des Nordens — Deutschland — aufgezwungen wurde, war bestimmt ein ‘Stoß’, der Rachegelüste weckte. Nach seinem Sieg im Zweiten Weltkrieg richtete der König des Südens furchterregende Kernwaffen auf seinen Rivalen und organisierte gegen ihn eine mächtige militärische Allianz, den Nordatlantikpakt (NATO). Über die NATO sagte ein britischer Historiker: „Sie war das wichtigste Werkzeug zur ‚Eindämmung‘ der UdSSR, die man nun als Hauptgefahr für den Frieden in Europa begriff. Ihr Auftrag bestand 40 Jahre, und sie hat ihn unbestreitbar erfolgreich erfüllt.“ In den Jahren des kalten Krieges gehörten zu den ‘Stößen’ des Königs des Südens außer High-Tech-Spionage auch diplomatische und militärische Offensiven.
Die Prophezeiung Daniels — Achte darauf! 2009
Wie reagierte der König des Nordens darauf? „Gegen ihn wird der König des Nordens mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen anstürmen; und er wird in die Länder gewiß einziehen und sie überfluten und hindurchziehen“ (Daniel 11:40b). Charakteristisch für die Geschichte der „letzten Tage“ war die Expansionspolitik des Nordkönigs. Im Zweiten Weltkrieg flutete der nationalsozialistische „König“ über seine Grenzen in die umliegenden Länder. Am Ende jenes Krieges errichtete der Nachfolge„könig“ ein mächtiges Reich. Während des kalten Krieges kämpfte der König des Nordens in Stellvertreterkriegen und Aufständen in Afrika, Asien und Lateinamerika gegen seinen Rivalen. Er verfolgte wahre Christen und behinderte ihre Tätigkeit, ohne ihr jedoch Einhalt gebieten zu können. Durch seine militärischen und politischen Offensiven brachte er eine Reihe von Staaten unter seine Kontrolle. Es verhielt sich genauso, wie es der Engel prophezeit hatte: „Er wird auch tatsächlich in das Land der ‚Zierde‘ [das geistige Land des Volkes Jehovas] einziehen, und es wird viele Länder geben, die zum Straucheln gebracht werden“ (Daniel 11:41a).
Dennoch konnte der König des Nordens nicht die Weltherrschaft erlangen. Der Engel sagte voraus: „Diese sind es, die aus seiner Hand entrinnen werden: Edom und Moab und der Hauptteil der Söhne Ammons“ (Daniel 11:41b). In alter Zeit lagen Edom, Moab und Ammon in etwa zwischen dem Herrschaftsgebiet des ägyptischen Königs des Südens und dem des syrischen Königs des Nordens. Sie stellen heutige Nationen und Organisationen dar, auf die es der König des Nordens abgesehen hatte, die er aber seinem Einflußbereich nicht einverleiben konnte.
Auch 2009 – scheint es sich schon erfüllt zu haben,
Der Wachtturm August 2023 – Was du aus biblischen Prophezeiungen lernen kannst
Lies Daniel 11:40. Daniel, Kapitel 11 spricht von zwei Königen oder politischen Mächten, die miteinander konkurrieren. Vergleicht man diese Prophezeiung mit anderen in der Bibel, wird deutlich, dass „der König des Nordens“ für Russland und seine Verbündeten steht und „der König des Südens“ für die britisch-amerikanische Weltmacht.
Unsere Brüder und Schwestern, die im Einflussbereich des „Königs des Nordens“ leben, werden von ihm verfolgt. Eine Anzahl von ihnen ist wegen ihres Glaubens geschlagen und inhaftiert worden. Doch statt sich einschüchtern zu lassen, haben sie einen noch stärkeren Glauben entwickelt. Warum? Weil sie wissen, dass sich durch diese Verfolgung prophetische Aussagen Daniels erfüllen (Dan. 11:41). Dieses Bewusstsein stärkt unsere Hoffnung und motiviert uns, treu zu Jehova zu stehen.
Und auf einmal passiert es gerade jetzt oder erst in der Zukunft?? Und gibt es überhaupt noch eine „britisch-amerikanische Weltmacht“? und wenn ja, wie lange werden diese beiden Länder noch in „Harmonie“ auftreten???
Andere Ausleger:
Die Endzeit und der Mensch der Sünde, 36–45. Zwischen V. 35 und 36 liegt eine unbegrenzte Zeitspanne, von der geschichtlichen Erfüllung dieser Prophezeiungen durch Antiochus Epiphanes und die siegreichen Makkabäer bis zur zukünftigen Erfüllung von 36–45, die zugleich die Erfüllung von 10,14 ist. Der „eigenwillige König“ dieser Verse ist der Antichrist der Endzeit, der Mensch der Sünde von 2. Thess. 2, 3–4, der Gesetzlose von Off. 13,1–10, dessen schwacher Schatten Antiochus Epiphanes ist. „Es wird ihm gelingen, bis der Zorn vorüber ist“, 36 (12,1), d.h. bis Gottes Zorn im vollen Maß ausgeschüttet ist (Matth. 24,21; Off. 6–19). Sein gesetzloser, Gott herausfordernder Charakter, 36–39, wird dargelegt. Seine endzeitliche Tätigkeit wird skizziert bis zu seinem Untergang, 40–45 (vgl. Off. 19,20; 20,10), und beschrieben in 2. Thess: 2,3–10. Der letzte Angriff der Könige des Nordens und des Südens soll ihn noch nicht vernichten. Erst das direkte Gericht Gottes, das durch die Wiederkunft des sieghaften Christus über ihn kommt, wird seinen Untergang besiegeln. Solange er regiert, ist er unbesiegbar.
Ungers Großes Bibelhandbuch
Militärische Invasion (Dan. 11:40-43). Wenn der Antichrist in das Land Israel einzieht, sein Bild im jüdischen Tempel aufstellt und sich zum Herrscher und Gott der ganzen Welt erklärt, werden sich nicht alle seinem Willen beugen. Die Könige des Nordens und des Südens werden sich ihm widersetzen und ihre Armeen nach Palästina bringen. In früheren Prophezeiungen in Daniel war der König des Südens Ägypten und der König des Nordens Syrien, aber diese Bezeichnungen treffen möglicherweise nicht auf die Nationen in der Endzeit zu. Einige Studenten setzen diese Invasion mit der in Hesekiel 38-39 beschriebenen Schlacht gleich und sehen darin eine nördliche Konföderation mit Russland an der Spitze und eine südliche Konföderation mit Ägypten und seinen Verbündeten an der Spitze. Der Antichrist wird seine Feinde besiegen und dadurch zu großem Reichtum gelangen.
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series
11,40–45 Es entsteht in Vers 40 die Frage, wer mit »ihm«, »ihn« und »er« gemeint ist. Eine Auslegung lautet folgendermaßen: Der König des Südens trifft auf den nach Belieben handelnden König in einer Schlacht. Der König des Nordens zieht dann rasch durch Palästina und weiter nach Ägypten. Aber beunruhigende Gerüchte von Osten und von Norden veranlassen ihn, nach Palästina zurückzukehren, um sein Lager zwischen den Meeren (Mittelmeer und Totes Meer) und Jerusalem aufzuschlagen. Er wird umkommen, und niemand wird ihm helfen.
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Abgesehen von Kap. 9,24ff ist dies der rätselhafteste Abschnitt des Danielbuches. Eins steht fest: Auf Antiochus IV. Epiphanes treffen höchstens Splitter dieser Verse zu324. Welche Konsequenz ergibt sich daraus?
Wuppertaler Studienbibel
40–45 Die kritizistische Forschung glaubt, mit V.40 schlage die Erzählung vergangener Geschichte, die sich bisher fälschlich mit dem Mantel der Prophetie umgab, in echte Prophetie um. Dies könne man daran erkennen, daß die Voraussage nicht mehr stimme. Denn
a) wurde Antiochus nach 168 v.Chr. nicht mehr vom »König des Südens« (= Ägypten) angegriffen,
b) »stürmte« Antiochus nach 168 v.Chr. nicht mehr »gegen« Ägypten »heran«,
c) eroberte Antiochus Ägypten überhaupt nicht mehr, und
d) kam er auch nicht in der Nähe des Zionsberges »an sein Ende«, sondern starb glanzlos an einer Krankheit in Tabae in der Nähe von Isfahan/Persien, und zwar 164 v.Chr. während eines Kriegszuges gegen den abgefallenen König Artaxias von Armenien325.
Man wird hier insoweit zustimmen müssen, als im Blick auf Antiochus tatsächlich solche Beobachtungen zu machen sind. Der Pferdefuß dieser Art von Deutung liegt darin, daß man als »echt« nur betrachtet, was nicht stimmt. Wie aber ist es, wenn die Prophetie von Dan 11,40ff gar nicht auf Antiochus zielt, sondern auf spätere Geschichte?
Hartenstein glaubt, die Verse 40ff schilderten »den Einbruch … der römischen Weltmonarchie«, die gegen Jerusalem heranstürmt326. Da Jesus Dan 11,31 auf die Römer deutete, ist Hartensteins Meinung keineswegs aus der Luft gegriffen. Manches hat sich tatsächlich im jüdisch-römischen Krieg 66–73 n.Chr. erfüllt: der römische Feldherr Vespasian, der bald darauf Kaiser wurde, »stürmte« als ein »König des Nordens heran«, konnte das Israelland »überschwemmen und überfluten«, konnte »in das herrliche Land« = Israel »eindringen«, »vieles« mußte »zugrundegehen«, die Nachbarn »Edom und Moab und der beste Teil der Ammoniter« blieben ungeschoren. Schon vorher hatten die Römer »Ägypten« bzw. die »Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens« an sich gebracht. »Libyer und Kuschiter« – letztere vielleicht identisch mit Äthiopien bzw. Afrika südlich von Ägypten – wurden Rom ebenfalls untertan. Auch daß die römischen Feldherren Vespasian und Titus ihre »Palastgezelte zwischen den Meeren (= Mittelmeer?) und dem Berge des herrlichen Heiligtums« aufschlugen, ist geschichtlich belegbar. Läßt sich also vieles auf den jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. deuten, so bleiben doch wichtige Aussagen aus Dan 11,40ff übrig, die auf diese Weise keine Erklärung finden. Zwar kann »der König des Südens« zur Not das aufständische Israel bedeuten. Vom alttestamentlichen Standpunkt aus könnte man auch die Römerzeit als »Zeit des Endes« auffassen. Viel schwieriger aber ist es, die »Gerüchte von Osten und von Norden« auf die Römer zu beziehen – mit einer Ausnahme: Vespasian wurde aufgrund von Nachrichten (»Gerüchten«) aus Rom (»vom Norden«) zum Kaiser ausgerufen und verließ daraufhin das Land der Israeliten, um seine Gegner niederzuwerfen. Vor allem aber ist der Römer damals nicht »an sein Ende« gekommen. Die römische Deutung läßt sich nur dann aufrecht erhalten, wenn man den letzten Satz von V.45 auf den Untergang Roms 400 Jahre nach dem jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. bezieht.
Ergebnis: Eine Deutung auf die Römer bzw. den jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. ist nur unter Abstrichen möglich. Allerdings ist sie nicht grundsätzlich ausgeschlossen.
Eine weitere Möglichkeit des Verständnisses öffnet sich bei einem Vergleich mit der Gog/Magog-Weissagung von Hes 38 und 39. Auch dort ist von der »Zeit des Endes« die Rede (Hes 38,8.16), wird ein »König des Nordens« »Krieg führen« (38,2ff), wird er »heranstürmen« wie ein Sturmwetter (38,9) »mit Reitern« (38,4.15), »in die Länder eindringen«, »sie überschwemmen und überfluten« (38,9), »in das herrliche Land (= Israel) eindringen« (38,8ff); »vieles wird zugrunde gehen« (38,10ff); der Eroberer »wird sich der Schätze an Gold und Silber bemächtigen« (38,13); »Libyer und Kuschiter werden in seinem Gefolge sein« (38,5). Bei Gog und Magog wird sogar ausdrücklich gesagt, daß sie »auf die Berge Israels« kommen (Hes 38,8ff; 39,2; vgl. Dan 11,45). Auch Dan 11,45, wonach der Feind dort »an sein Ende kommen wird und keiner da sein wird, der ihm hilft«, findet in Hes 39,2ff eine Parallele. Ohne daß man die Eigenart der Prophetie von Daniel oder Hesekiel aufhebt, betreffen Dan 11,40ff und Hes 38f sehr wahrscheinlich dasselbe Ereignis am Ende der Zeiten.
Wird diese Linie weiter gezogen, dann stößt man auf Offb 20,7–10. Hier wird die letzte Erfüllung der Weissagung von Hes 38f beschrieben und damit – falls unsere obige Erklärung stimmt – auch die letzte Erfüllung der Weissagung von Dan 11,40ff.
Wir verstehen also Dan 11,40ff als eine Weissagung, deren umfassende Erfüllung noch aussteht. Zwar ist sie schon teilweise im jüdisch-römischen Krieg von 66–73 n.Chr. eingetreten, aber die endgültige Erfüllung wird erst in der Zeit erfolgen, die Offb 20,7–10 beschreibt. Damit hat Dan 11,21–45 dieselbe Reihenfolge wie Offb 12–20: erst kommt der Antichrist, und danach der letzte Kampf, bevor Weltgericht und Neuschöpfung stattfinden.
Weil es sich um Künftiges handelt, muß die Deutung vorsichtig sein. Die Worte »zur Zeit des Endes« sind strenger zu nehmen als der letzte Abschnitt der irdischen Geschichte. Der »König des Südens« könnte den irdischen Herrscher im Tausendjährigen Reich, vermutlich in Jerusalem, symbolisieren. Er wird in einen »Krieg« verwickelt mit gottfeindlichen Kräften, die durch den »König des Nordens« symbolisiert werden. Der Vorteil liegt zunächst wie in Offb 20,7ff beim »König des Nordens«, der eine überlegene Macht aufbietetb. Ziel der gottfeindlichen Kräfte ist Israel, »das herrliche Land«. Dort werden sie »eindringen« »und vieles wird zugrundegehen«. Daß »Edom und Moab und der beste Teil der Ammoniter« der »Hand« des Angreifers »entrinnen«, zeigt, daß es nur um die »Heiligen« und die geliebte Stadt geht, konkret also um Israel und Jerusalem. Die Nachbarn interessieren nicht. U.U. sind jedoch »Edom«, »Moab« und »Ammon« zugleich symbolische Namen, die Israels Verwandte im geistlichen Sinne kennzeichnen, die immer wieder mit Israels Feinden Zusammenarbeiten329. Dann hätten wir hier die Verführten von Offb 20,7ff vor uns. In der Aussage »Und er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern« können wir den letzten satanischen Versuch erkennen, eine widergöttliche Weltherrschaft aufzurichten. Daß »Ägypten« besonders erwähnt wird, bedeutet eine Ergänzung zu Hes 38f. Sie macht deutlich, daß Jerusalem von allen Seiten eingeschlossen wird. Deshalb beteiligen sich auch »Libyer und Kuschiter«, d.h. die Afrikaner, am Heerzug der Gottesfeinde. Auffallend ist die Freundlichkeit, mit der »Ägypten« hier erwähnt wird. Es erscheint fast als Alliierter Israels und Opfer der Gottesfeinde. Kaum zu deuten ist V.44. Welche »Gerüchte« können den König des Nordens »erschrecken«? Oder steckt darin ein Hinweis auf den Menschensohn, der nach Mt 24,27 »vom Aufgang« (wörtlich genauso in V.44: »vom Aufgang« = vom Osten!) her kommen soll, bzw. auf den rettenden Herrn, der nach Sach 14,4 vom Ölberg, d.h. von Osten aus Jerusalem befreien wird? Dann wäre der »große Zorn« des gottfeindlichen Heeres wie in Offb 12,12 der Zorn dessen, der weiß, »daß er nur noch wenig Zeit hat«, und der deshalb alles daransetzt, »viele zu vernichten und dem Untergang zu weihen«. Das bleibt jedoch eine Vermutung. Dagegen ist V. 45 auf dem Hintergrund von Offb 20,7ff gut verständlich. Die feindlichen Kräfte umringen Jerusalem. Ihr Führer »wird seine Palastgezelte zwischen den Meeren und dem Berge des herrlichen Heiligtums aufschlagen«. Der Begriff für »Palastgezelte« ist im Hebräischen ein Fremdwort, aber gebräuchlich bei den Babyloniern, Persern und Arabern. Vielleicht liegt hier eine bewußte Anspielung auf die babylonische und persische Weltmacht vor, die solange die Geschichte des Volkes Israel bestimmt haben. In diesem letzten Sturm auf Jerusalem sind gewissermaßen noch einmal alle Mächte der vergehenden Welt präsent. Statt »Meere« wird meistens »Meer« übersetzt, obwohl im Hebräischen die Mehrzahl steht. Allerdings bedeutet in Ri 5,17 »Meere« soviel wie das Mittelmeer. Deshalb liegt auch in Dan 11,45 eine Beziehung auf das Mittelmeer nahe. Ganz sicher ist das aber nicht. Die Mehrzahl »Meere« könnte bewußt gewählt sein, um die Versammlung aller Chaosmächte und Völkermassen zu symbolisieren. Als »Berg des herrlichen Heiligtums« wird natürlich der Berg Zion bezeichnet. Mit dem knappen Ausdruck »er wird an sein Ende kommen« wird die Niederlage und die endgültige Ausschaltung jenes endzeitlichen »Königs des Nordens« beschrieben. Die Kürze des Ausdrucks erinnert an die knappe Darstellung in Offb 20,9. In den Worten: »und keiner wird da sein, der ihm hilft« liegen Verlorenheit, Untergang und das rettungslose »Aus« der Geschichte. Dem Plan Gottes kann niemand widerstehen. Sein Wille erfüllt sich.
Es ist der Vorteil dieser Deutung, daß sie eine Gesamtschau von Dan 11, Hes 38f, Sach 14 und Offb 20 ermöglicht. Sie muß auch nicht krampfhaft nach Verwirklichungen in der Geschichte suchen, die es noch gar nicht gibt.
„Zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm“ – dem „König des Nordens“ – „zusammenstoßen“. Für den König des Südens geht das nicht gut aus. Der König des Nordens wird „gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen“ und dabei „in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten“ (vgl. 11,10.22).
M. Mainka – Daniel
Der König des Nordens wird auch „in das Land der Zierde eindringen“ – also in Israel (vgl. 8,9; 11,16.45) – und dabei „vieles stürzen“, d.h. besiegen bzw. vernichten (vgl. 11,14.19.33-35). Andere Völker „werden seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die Besten der Söhne Ammon“ – vielleicht weil sie proseleukidisch eingestellt sind (Plöger, 167). „Für das Land Ägypten“ wird es jedoch „kein Entrinnen geben“. Deshalb wird er die Schätze an Gold und
Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine Gewalt bringen“ und auch „Libyer und Kuschiter“.
Im Antichrist wird uns der große Feind Gottes und seines Volkes vorgestellt, der in den letzten Tagen inmitten des jüdischen Volkes gefunden werden wird. Diese abschließenden Verse des Kapitels kündigen prophetisch an, dass das Volk gleichzeitig von einem Feind von außen bekämpft werden wird.
Hamilton Smith – Das Buch Daniel
Zur „Zeit des Endes“, wenn die Juden in ihr Land zurückgekehrt sind und unter der Herrschaft des Antichrists stehen, werden sie vom König des Südens und vom König des Nordens angegriffen werden. Der König des Nordens wird offenbar ein großer und ernster Gegner für das Volk sein, denn wir lesen, dass er wie ein Wirbelwind kommen und das Land überschwemmen und in es eindringen wird. Eine Zeit lang wird er seine siegreiche Laufbahn fortsetzen, denn „viele Länder werden zu Fall kommen“. Edom, Moab und die Kinder Ammon werden entkommen, doch das Land Ägypten wird unter seine Herrschaft fallen.
Wir können aus diesem Abschnitt entnehmen, dass diese alten Völker, die das Land schon in früheren Zeiten umgaben, wieder auftauchen werden, wenn die Juden wieder in ihr Land eingesetzt sind, und zwar entlang der Grenzen der Länder, die ihnen ursprünglich von Gott zugewiesen worden waren. Wir wissen von Jesaja, dass das Gericht Gottes über diese drei Nationen von Israel ausgeführt werden wird (Jes 11,14). Daher könnte es sein, dass es dem König des Nordens nicht erlaubt wird, sie zu berühren. Die Libyer und Äthiopier werden seinen Anweisungen offensichtlich Folge leisten.
„Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken; und er wird ausziehen in großem Grimm, um viele zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird seine Palastzelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen“ (11,44.45).
Inmitten seiner Erfolge wird er die Nachricht von sich nähernden Feinden aus dem Osten und dem Norden erhalten, was ihn dazu zwingen wird, „in großem Grimm“ gegen diese neuen Gegner auszuziehen. Auf der Heimreise wird er danach trachten, seinen Palast auf dem Berg der heiligen Zierde aufzuschlagen.
In diesem Abschnitt werden uns keine Einzelheiten über die Umstände gegeben, die seine Laufbahn beendeten. Uns wird lediglich mitgeteilt, dass er zu seinem Ende kommen wird und niemand da sein wird, um ihm zu helfen. Dieser Ausdruck scheint anzudeuten, dass Gott mit diesem Feind unabhängig von menschlicher Mitwirkung handeln wird (vgl. Hes 39,1–7).
Wenn wir die verschiedenen Aussagen der Verse 36 und 45 zusammenbringen, sehen wir ein klares Bild der Juden zur Zeit des Endes, wenn sie im Unglauben, indem sie Christus als ihren Messias verwerfen, in ihr Land zurückgeführt worden sein werden. Sie werden ihren Tempel wiederaufgebaut und die Darbringung von Opfern wiederaufgenommen haben. Nachdem sie ihren König verworfen haben, werden sie nach den Worten des Herrn einen anderen aufnehmen, der „in seinem eigenen Namen kommt“ (Joh 5,43). Demnach werden sie den Antichrist als ihren König annehmen. Im Norden des Landes wird Syrien unter einem mächtigen König aufgerichtet werden. Im Süden wird Ägypten unter seinem eigenen König gedeihen und „Schätze an Gold und Silber“ haben. Äthiopien und Libyen werden als unabhängige Nationen existieren. Im Osten werden Edom, Moab und Ammon wiederaufgerichtet werden. In diesen Umständen werden die Juden, nachdem sie die Herrschaft des Antichrists angenommen haben, abfallen und ihren nördlichen Feinden zum Opfer fallen.
Auch dieses Wort, anstürmen, wir haben keine Zeit für alle Einzelheiten. Aber, anstürmen, überschwemmen, überfluten, es sind in den Prophetien immer kennzeichnende Ausdrücke für den König des Nordens, für den Assyrier, für den Verwüster. Und es zeigt, wie schnell, wie eine Flut, wie eine riesige Überschwemmung, so wird
W. J. Ouweneel – Das Buch Daniel
er über Israel kommen. Bis jetzt hat der Staat Israel alle seine Kriege gegen die Araber gewonnen. Aber diesmal wir das nicht der Fall sein. In Jesaja 28 und in vielen anderen Stellen, ich nenne nur einige, dass wir den Faden nicht verlieren, da sehen wir auch wie schnell diese nördlichen Stämme, nicht nur Syrien, sondern auch mit anderen Bundesgenossen, während Russland noch abwartet im äußersten Norden, diese Mächte werden gegen Israel stürmen.
In den Versen 40-45 geht es um einen Krieg, der während der Trübsal ausbrechen wird . Zu dieser Zeit wird die Welt in zehn heidnische Nationen und Israel aufgeteilt sein, wobei die zehn heidnischen Nationen gleichermaßen von zehn Königen regiert werden. Diese politische Struktur wird während der ersten dreieinhalb Jahre der Trübsal bestehen, wie in den Kapiteln 2 und 7 beschrieben. Daniel 7 zeigt außerdem, dass der Antichrist in der Mitte der Trübsal die politische Macht übernehmen wird. Im Verlauf seines Krieges gegen die zehn Könige wird er drei töten und die übrigen sieben unterwerfen. Daniel 11:40-45 beschreibt diesen Krieg.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar
In Übereinstimmung mit der Ansicht, dass es sich bei dem willigen König der Verse 36-39 um Antiochus IV Epiphanes handelt, leitet ein rabbinischer Kommentar die Passage folgendermaßen ein:
40-45. Antiochus‘ Ende. Von Ägypten angegriffen , marschiert er über Judäa gegen dieses Land und erringt einen vorübergehenden Erfolg; aber Gerüchte über Unruhen aus dem Osten und Norden veranlassen ihn, seinen Feldzug zu unterbrechen. Als er sich aufmacht, um weitere Eroberungen zu machen, wird er zwischen Jerusalem und der Küste sterben.
Price gibt in seinen einleitenden Anmerkungen zu den Versen 40-45 folgende hilfreiche Ratschläge:
In Daniel 11:40-45 verlagert sich der Schwerpunkt des biblischen Textes vom bösartigen Charakter des Antichristen auf seine militärischen Eroberungen. In diesem Abschnitt beziehen sich die Personalpronomen „er“ und „ihn“ auf „den König“ (Antichrist), um den es in den Versen 36-39 ging. Es ist notwendig, diese Tatsache sorgfältig zu beachten – andernfalls wird es, wie viele Ausleger gezeigt haben, Verwirrung darüber geben, wer wen angreift und wer in Israel einfällt.
In Vers 40 wird der Beginn des Krieges beschrieben: Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm streiten, und der König des Nordens wird gegen ihn kommen wie ein Wirbelsturm mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird überlaufen und durchziehen. Zur Erinnerung: Der Engel , der in 10:19 zu Daniel zu sprechen begann, spricht immer noch. Bereits in 11:35 hatte er die allgemeine Politik und Praxis des Antichristen mit der Formulierung „die Zeit des Endes“ eingeleitet. Jetzt verwendet er denselben Ausdruck erneut, um die militärischen Aktivitäten des Antichristen einzuleiten.
Der militärische Feldzug des Antichristen wird sich schließlich auf das Land Israel konzentrieren, doch muss er zunächst einen Angriff des Königs des Südens und des Königs des Nordens überstehen. Diese beiden Könige werden ein Bündnis gegen ihn eingehen. Der Begriff „Süden“ bezieht sich auf Ägypten , während „Norden“ sich auf Syrien bezieht. Viele sensationelle Prophezeiungsbücher ignorieren den Kontext und identifizieren den König des Nordens als Russland. Es stimmt, dass Russland die führende Kraft in der Invasion sein wird, die in Hesekiel 38:1-39:16 beschrieben wird. In seiner Beschreibung dieser Invasion spricht Hesekiel jedoch nicht einfach vom Norden, sondern von den äußersten Teilen des Nordens: Und du wirst von deinem Ort aus dem äußersten Norden kommen, du und viele Völker mit dir, alle auf Pferden reitend, eine große Schar und ein gewaltiges Heer (Hesek. 38:15 ). Aus der Sicht Israels ist Russland das nördlichste Land. In Daniel 11:40 erwähnte der Engel nicht die äußersten Teile des Nordens, sondern den König des Nordens. Im Kontext von Daniel 11 bezieht sich dieser Ausdruck immer auf Syrien, und es besteht keine Notwendigkeit, Vers 40 zur einzigen Ausnahme zu machen. Ein Ausdruck muss zuerst im Lichte seines Kontextes interpretiert werden, also ist hier Syrien gemeint und nicht Russland, wie in Kapitel 11.
Aus Vers 40 geht hervor, dass der König des Nordens wie ein Wirbelsturm über ihn kommen wird, d.h. der syrische König wird den Antichristen plötzlich angreifen. Die syrischen Streitkräfte werden sowohl ein Heer als auch eine Flotte umfassen, denn sie werden mit Streitwagen, Reitern und vielen Kriegsschiffen kommen. Trotz des vielschichtigen Angriffs wird der Antichrist seine Gegner besiegen. Er wird in die Länder eindringen, sowohl in Syrien als auch in Ägypten , und überfluten und durch sie hindurchziehen. Auch hier wird das Bild einer Flut symbolisch verwendet, um eine militärische Invasion darzustellen.
Vers 41 weist darauf hin, dass Israel während des Krieges zwischen dem Antichristen und den verbündeten Mächten fallen wird: Er wird auch in das herrliche Land einziehen, und viele Länder werden gestürzt werden; diese aber werden aus seiner Hand erlöst werden: Edom und Moab und die Obersten der Kinder Ammon . Wie in den vorangegangenen Abschnitten bezieht sich die Formulierung „herrliches Land“ auf Israel. In der Mitte der Trübsal wird der jüdische Staat erobert werden, wenn die israelische Regierung zusammenbricht. Die gleiche Übernahme durch die Heiden wird in Offenbarung 11:1-2 beschrieben:
1Und es ward mir ein Rohr gegeben wie ein Stecken; und man sprach: Stehe auf und messe den Tempel Gottes und den Altar und die darin anbeten. 2 Und den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, laßt draußen und messt ihn nicht; denn er ist den Völkern gegeben; und die heilige Stadt werden sie zertreten zweiundvierzig Monate.
Nach dieser Passage wird der Antichrist die Tempelanlage angreifen und erobern. Er wird sie dreieinhalb Jahre lang kontrollieren. Einige Ausleger sind zu dem Schluss gekommen, dass die Zeit der Heiden im Jahr 1967 endete, als Israel die Kontrolle über Jerusalem zurückerlangte. Nach Offenbarung 11:1-2 werden die Stadt, das Tempelgelände und das Land jedoch wieder unter heidnische Kontrolle geraten.
Die Invasion Israels, die in Daniel 11:41 beschrieben wird, bereitet die Bühne für den Gräuel der Verwüstung , der in 9:27 erwähnt wurde und in 12:11 erneut erwähnt werden wird. Jeschua sprach darüber in Matthäus 24:15-16 :
15 Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung sehen werdet , von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, daß er stehe an heiliger Stätte (wer liest, der verstehe) 16 so fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge:
Jeschua warnte, dass der Greuel der Verwüstung das Signal für die Juden sein würde, vor den Truppen des Antichristen zu fliehen . Wie Micha 2,12-13 zeigt, werden nur diejenigen, die sich entscheiden, Jeschuas Befehl zu gehorchen, eine Chance haben, die Trübsal zu überleben :
12 Ich will euch alle versammeln, Jakob; ich will die übrigen von Israel versammeln; ich will sie zusammenbringen wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde mitten auf ihrer Weide; sie sollen ein großes Getümmel machen, weil so viele Menschen da sind. 13 Der Brecher ist vor ihnen heraufgezogen; sie sind aufgebrochen und zum Tor gegangen und haben sich dorthin begeben; und ihr König ist vor ihnen hergegangen, und Jehova ist an ihrer Spitze.
Nachdem er das Land der Herrlichkeit angegriffen hat (Dan. 11:41 ), wird der Antichrist in den Tempel der Trübsal einziehen und sich einen Thron errichten. Dann wird er sich selbst als Gott bezeichnen (vgl. II. Thess. 2,3-4 ). Nach der Prophezeiung in Daniel 11,41 wird der Antichrist die politische Kontrolle über die Welt erlangen: und viele Länder werden gestürzt werden. Es wird ihm gelingen, den gesamten Planeten politisch zu übernehmen, mit Ausnahme von drei Nationen; diese werden aber aus seiner Hand befreit werden. Die Königreiche, die dem Machtzugriff des Antichristen entgehen werden, sind Edom und Moab und das Oberhaupt der Kinder Ammon . Heutzutage umfasst das Haschemitische Königreich Jordanien alle drei dieser alten Nationen sowie Gilead . Die göttliche Vorsehung darf hier nicht übersehen werden. Gott wird, wie er es seit Jahrtausenden getan hat, dafür sorgen, dass sein Volk einen Ort hat, an den es während der zweiten Hälfte der Trübsal fliehen kann . Dieser Ort muss außerhalb der politischen Domäne des Antichristen liegen. Das Prinzip, nach dem Gott handeln wird, ist die Verheißung des garantierten Überlebens des Volkes Israel. Das Jahr 1492 ist ein gutes Beispiel für dieses Prinzip in Aktion. In jenem Jahr erließen König Ferdinand und Königin Isabella das Alhambra-Dekret , das die Ausweisung aller Juden aus ihrem Königreich anordnete. Die spanischen Juden waren gezwungen, innerhalb weniger Monate ihrem Glauben abzuschwören oder aus ihrer tausendjährigen Heimat zu fliehen. Es war kein Zufall, sondern göttliche Vorsehung, dass Kolumbus im selben Jahr die Neue Welt entdeckte. Sie wurde schnell zum größten Zufluchtsort der Geschichte für jüdische Flüchtlinge . Während der Trübsal, wenn sich die ganze Welt unter dem Antichristen gegen die Juden wendet, wird Gott erneut dafür sorgen, dass es einen Ort gibt, der frei bleibt von der politischen Kontrolle der Feinde seines Volkes. Die Juden werden östlich von Israel ins heutige Jordanien fliehen. Jeschua hat diese Szene in Matthäus 24:15-22 beschrieben:
15 Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung sehen werdet , von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, stehen an heiliger Stätte (wer liest, der verstehe) 16, so fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge: 17Wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab, um die Sachen aus seinem Haus zu holen; 18und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen. 19 Wehe aber denen, die schwanger sind, und denen, die zu der Zeit säugen! 20 Und bittet, daß eure Flucht nicht im Winter und nicht an einem Sabbat geschehe. 21 Denn dann wird eine große Trübsal sein , wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht mehr sein wird. 22 Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden.
Die Übernahme Israels wird die Juden zur Flucht veranlassen, und sie werden aufgrund dieses Textes wissen, wann sie fliehen müssen. Der Greuel der Verwüstung wird das Zeichen für sie sein. Die Freiheit des transjordanischen Gebietes wird die Möglichkeit zur Flucht bieten. In der obigen Passage nannte Jeschua dieses Gebiet die Berge (Mt. 24:16 ). In Offenbarung 12:6 und 14 wird es die Wüste genannt. In Micha 2:12 schließlich wird die Stadt der Zuflucht als Bozrah oder Petra bezeichnet, die im alten Edom liegt : Ich will euch alle versammeln, Jakob, und den Rest Israels; ich will sie versammeln wie die Schafe von Bozra, wie eine Herde mitten auf ihrer Weide; sie sollen ein großes Getümmel veranstalten, weil sie so zahlreich sind. Das Prinzip einer Zufluchtsstadt für Israel wird bis zum Ende der Trübsal fortbestehen .
In den Versen 42-43 geht es um den Fall Ägyptens . Vers 42 beschreibt den Angriff des Antichristen in folgender Weise: Er wird seine Hand auch über die Länder ausstrecken, und das Land Ägypten wird nicht entrinnen. In Daniel 7:8 , 20 und 24 wurde prophezeit, dass der Antichrist drei der zehn Könige töten würde. In 11:42 offenbarte der Engel , wer der erste dieser drei Könige sein würde: der König des Südens, der König von Ägypten.
Vers 43 zeigt die Folgen dieses Sieges: Aber er wird Macht haben über die Gold- und Silberschätze und über alle Kostbarkeiten Ägyptens ; und die Libyer und Äthiopier werden ihm zu Füßen liegen. Nach der Eroberung Ägyptens und der Einnahme seiner Beute wird der Antichrist ungehinderten Zugang zu Afrika haben. Der Untergang des Kontinents wird in Form der Übernahme Libyens und Äthiopiens beschrieben.
Der Soncino-Kommentar enthält die folgenden biblischen Hinweise auf diese beiden Völker: “ Libyer. Westlich von Ägypten , auch in Nah. iii. 9 als Helfer der Ägypter erwähnt. Äthiopier. Südlich von Ägypten, und erwähnt als Kusch in Jer. xlvi. 9.“
Vers 44 beschreibt den Fall von Mesopotamien und Syrien : Aber aus dem Osten und aus dem Norden wird ihn eine Nachricht erschüttern, und er wird mit großem Grimm ausziehen, um viele zu verderben und auszulöschen. In der Heiligen Schrift ist der Osten nicht China, sondern Mesopotamien. Heutzutage ist das Gebiet als Irak bekannt. Wie auch immer es während der Trübsal heißen wird , der Herrscher dieses Gebiets wird sich Syrien in seinem Widerstand gegen den Antichristen anschließen . Wenn der Antichrist von den Nachrichten aus dem Osten und aus dem Norden erfährt, wird er beunruhigt sein und mit großer Wut vorgehen. Mit anderen Worten: Er wird auf den Angriff der vereinten Streitkräfte Mesopotamiens und Syriens wütend reagieren und viele vernichten und hinwegfegen. Dabei wird der König von Mesopotamien das zweite Opfer des Antichristen werden. Der König von Syrien wird sein drittes Opfer sein (vgl. Dan 7:8, 20, 24 ).
Die Zeit des Endes (Daniel 11,40–45)
Der nächste Abschnitt dieser Prophezeiung nähert sich rasch dem Ende der Weltgeschichte. Er beginnt mit einer Zeitangabe, denn in Daniel 11,40a heißt es, dass die folgenden Ereignisse „zur Zeit des Endes“ geschehen werden. Diese Textstelle schlägt eine Brücke von dem, was vorausgegangen ist – angefangen bei der Zeit Daniels, bis hin zur letzten Etappe der Geschichte. In diesem Zusammenhang sei noch angemerkt, dass es wichtig ist, zwischen der Zeit des Endes und dem Ende der Zeit zu unterscheiden. Die „Zeit des Endes“ ist eine Epoche der Geschichte, in der sich bestimmte Ereignisse zutragen werden. Diese Geschehnisse werden in den nächsten fünf Versen geschildert. Dagegen ist mit dem „Ende der Zeit“ ein Zeitpunkt gemeint. Es geht dabei um das Ende der Menschheitsgeschichte, wie wir sie heute kennen.
William H. Shea – Studienreihe zur Bibel – Das Buch Daniel
Die Könige des Nordens und des Südens heute
In dieser Prophezeiung wird vorhergesagt, dass es in der Zeit des Endes zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen dem König des Nordens und dem König des Südens kommen wird. Zu dieser Zeit sind die syrischen Seleukiden und die ägyptischen Ptolemäer längst von der Bildfläche verschwunden. Daher müssen hier neue Mächte gemeint sein, die an ihre Stelle getreten sind. Auf die Frage, um wen es sich dabei handeln könnte, werden ganz unterschiedliche Antworten gegeben. Das ist auch nicht verwunderlich, denn anhand unseres derzeitigen Erkenntnisstands lassen sich keine endgültigen Festlegungen treffen. Dieses Problem wurde bereits von den adventistischen Glaubensvätern und Theologen ausgiebig diskutiert. Vielleicht wäre die beste und ehrlichste Antwort, dass wir diese zukünftigen Ereignisse erst dann richtig einordnen können, wenn sie sich vor unseren Augen erfüllen.
Die vorläufig letzten geschichtlich einzuordnenden Aktivitäten des Nordkönigs bzw. des „kleinen Horns“ fanden im Jahre 1798 statt, als der damalige Papst von General Berthier gefangengenommen wurde. Es ist also vernünftig, den Beginn der Endzeit in diesem Jahr anzusetzen. Das würde bedeuten, dass wir heute in der Zeit des Endes leben. Wir haben erkannt, wie sich Daniels Vorhersage in Kapitel 11 historisch in dem Aufstieg und Fall der Nationen bis ins Jahr 1798 erfüllt hat. Die in Daniel 11,40–45 vorhergesagten Ereignisse müssen noch in der Zukunft liegen, denn sie lassen sich bisher nicht geschichtlich zuordnen. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass sie sich in der Zukunft erfüllen. Erst dann werden wir verstehen, was in diesem prophetischen Text gemeint ist. Wenn wir uns also zur Deutung von Daniel 11,40–45 äußern, können das nur Vermutungen darüber sein, welche Mächte hier beteiligt sein könnten und wie sich ihr Handeln und ihr Schicksal entwickeln wird.
Dabei ist die Frage wichtig, wie eng die Verbindung zwischen diesem Textabschnitt und den vorhergehenden Versen ist. Ein direkter Zusammenhang dürfte zu dem Schluß führen, dass es sich beim König des Nordens in diesem letzten Textabschnitt um dieselbe Macht handelt wie in den Versen 23 bis 39. Wäre solch ein Zusammenhang nicht zu entdecken, müßte an eine andere Macht gedacht werden. Dieser Kommentar vertritt die Ansicht, dass der hier vorliegende Textabschnitt eng mit der vorangegangenen Prophezeiung verknüpft ist. Wir halten es also für wahrscheinlich, dass das Symbol „König des Nordens“ in Daniel 11,40–45 wie in den Texten vorher auf das päpstliche Rom gedeutet werden sollte.
Wenn das richtig ist, stünde dieselbe Macht wie im vorhergehenden Abschnitt (auch im letzten Teil) dieser Prophezeiung im Mittelpunkt.
Der König des Südens erscheint zwar kurz zu Beginn dieses Abschnitts, tritt dann aber in den Hintergrund und ist für den Fortgang der Handlung unbedeutend. Vorher in Daniel 11 bezog sich der Titel „König des Südens“ auf Ägypten, das von den Ptolemäern regiert wurde. Am Ende von Kapitel 11 scheint dieser Titel parallel zum Nordkönig eher geistlich als politisch gemeint zu sein. Der König des Nordens wurde zum Symbol für das Papsttum. So war er nicht mehr länger ein territorialer Herrscher im wörtlichen Sinne wie noch am Anfang von Daniel 11. Ähnlich dürfte es sich beim König des Südens am Ende des Kapitels um eine religiöse Größe handeln. Obwohl der Papst nur über ein kleines Gebiet, nämlich den Vatikanstaat, herrscht, übt er beträchtlichen geistlichen Einfluß aus. Dieser Vergleich legt nahe, dass der König des Südens hier eher als religiös-philosophische Macht verstanden werden sollte.
Bleibt die Frage, welche Eigenschaft des alten Ägyptens in der Zeit des Endes erneut auftaucht. Ein Kennzeichen des alten Ägyptens war die Ablehnung des Gottes, den Israel verehrte, Jahwe. Der Pharao zur Zeit Moses verstieg sich sogar zu den Worten: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“
Heutzutage zeigt sich diese „ägyptische“ Einstellung im Denken der Aufklärung, auch Rationalismus genannt, der in weiten Teilen der christlichen Welt zu Atheismus oder Agnostizismus geführt hat. Diese Denkströmungen nahmen in der Französischen Revolution (1789–1793) konkrete und beherrschende Formen an – also genau in dem Augenblick, als die prophetische „Zeit des Endes“ im Jahre 1798 begann.
Der Atheismus, der seine politische Ausprägung im Marxismus und Kommunismus erlebte, entstand unmittelbar aus der Philosophie, die sich während der Französischen Revolution entwickelte. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass die Symbole in der Offenbarung auf ähnliche Weise verbunden zu sein scheinen. In Offenbarung 11 geht es um die zwei Zeugen Gottes. Damit sind das Gesetz und die Propheten, d. h. die Schriften des Alten und Neuen Testaments gemeint. Diese beiden „Zeugen“ erhoben – symbolisch gesprochen – während des Mittelalters, das durch die lange Epoche der 1260 prophetischen Tage bzw. Jahre symbolisiert wird, ihre Stimme. Am Ende dieser Zeitspanne sollte eine neue Macht aufkommen und diese Zeugen umbringen. Ihre Leichname würden dreieinhalb Tage lang auf dem Marktplatz der großen Stadt liegen. Diese Vorhersage paßt gut zu den gegen die Bibel gerichteten Aktionen und Gedanken, die auf dem Höhepunkt der Französischen Revolution propagiert wurden.
Damals wurde die Bibel verworfen und die Vernunft zur obersten Instanz gekürt. Allerdings dürfen wir den König des Südens in Daniel 11,40–45 nicht ausschließlich auf Frankreich im Zeitalter der Revolution deuten. Eine umfassendere Deutung für diesen König wäre der rationalistische Humanismus – der große philosophische Umbruch, den die Französische Revolution der modernen Welt als Erbe hinterließ. Diese Denkweise lebte im Kommunismus und in vielen anderen Bereichen der heutigen Gesellschaft weiter. Dabei stand sie im Konflikt mit der Kirche. Davon zeugt das Schicksal der katholischen Kirche in den kommunistisch beherrschten Staaten. Das hat manche Bibelausleger veranlaßt, die Sowjetunion für den endzeitlichen König des Südens zu halten. Nach dem Zusammenbruch des Sowjetreiches ist davon allerdings kaum noch die Rede.
Ich meine, dass es zu kurz gegriffen wäre, wollte man die Symbolfigur des endzeitlichen Königs des Südens territorial deuten, etwa auf Frankreich oder Rußland. Dagegen erscheint es mir durchaus angebracht, die prophetischen Aussagen auf die Philosophie oder Weltanschauung zu beziehen, für die diese Mächte in der Vergangenheit standen. Ein rationalistischer Humanismus, der zum Agnostizismus oder Atheismus entartete, würde recht gut mit den Aktionen und Einstellungen des Südkönigs übereinstimmen. In Offenbarung 11,8 wird der Zusammenhang zwischen diesen antiken und modernen Denkweisen bildhaft dargestellt: „Und ihre Leichname werden liegen auf dem Marktplatz der großen Stadt, die heißt geistlich: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde.“ Jesus wurde in den philosophischen Begriffen oder pseudoreligiösen Erklärungen dieser „ägyptischen“ Ideologie erneut gekreuzigt. Begonnen hatte das im revolutionären Frankreich, und fortgesetzt hatte es sich im kommunistischen Rußland.
Wir fassen zusammen. Der endzeitliche König des Nordens ist offenbar eng verbunden mit der ihm vorausgegangenen führenden Macht. Konkret hieße das: Die mittelalterliche Papstkirche tritt jetzt in ihre letzte Phase ein. Der König des Südens mit seinem antigöttlichen Geist, der an das Ägypten des Altertums erinnert, paßt gut mit der modernen Denkströmung des rationalistischen Humanismus zusammen, die zu Atheismus und Agnostizismus geführt hat. In der heutigen Welt wurden diese Ideen insbesondere vom revolutionären Frankreich und der ehemaligen Sowjetunion propagiert. Obwohl die Macht und die politischen Einflußmöglichkeiten dieser Nationen erheblich schwächer geworden sind, wirkt ihre Denkweise nach wie vor weiter und stellt die Kirche auch heute noch vor eine große Herausforderung.
Das historische Vorbild der endzeitlichen Auseinandersetzung
In Daniel 11,40–45 wird offenbar ein tatsächliches Ereignis in der persischen Geschichte als Modell oder Typus für den geistlichen Kampf zwischen Gut und Böse benutzt, der in der Zeit des Endes stattfinden wird. Als Beispiel wird der Feldzug des persischen Königs Kambyses nach Ägypten herangezogen, der in das Jahr 525 v. Chr. fiel. Wenn man von Norden her nach Juda und Ägypten eindringen wollte, mußte man das nördlich gelegene Syrien durchqueren. Aus jüdischer Sicht kamen die Eindringlinge aus dieser Richtung, d. h. letzten Endes aus Syrien. Um den König des Südens in Ägypten festzusetzen, wird der König des Nordens mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen (Dan 11,40a). Kambyses griff Ägypten sowohl zu Lande als auch vom Meer her an. Sein Vorgehen beschreibt Daniel so: „… [er] wird in die Länder eindringen und sie überschwemmen und überfluten“ (Dan 11,40b). Unter diesen Ländern würde auch Juda sein. „Und er wird in das herrliche Land einfallen.“ (Dan 11,41a)
Als der Perserkönig weiter südwärts nach Ägypten vorstieß, durchquerte er Juda, ließ aber das Gebiet jenseits des Jordans unbehelligt. So steht es in Daniel 11,41b: „… und viele werden umkommen. Es werden aber seiner Hand entrinnen Edom, Moab und der Hauptteil der Ammoniter.“ Kambyses ließ diese Länder tatsächlich in Ruhe, als er auf der Küstenstraße nach Westen zog.
Schließlich erreichte er Ägypten und eroberte das Reich am Nil. Dieser Sieg kommt in Vers 42 zum Ausdruck: „Er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern, und Ägypten wird ihm nicht entrinnen.“ Aber Kambyses war mit seinen Eroberungen noch nicht am Ziel, denn am Ende von Vers 43 steht, dass er die Libyer im Westen von Ägypten und die Kuschiter im Süden Ägyptens, der heutige Sudan, unterwerfen würde.
Trotz seiner großen Erfolge sollte er von seiner Nachhut schreckliche Nachrichten erhalten – aus Osten und aus Norden (Vers 44). Die Nachrichten aus dem Osten wurden dem König, der sich zu dieser Zeit gerade in Ägypten aufhielt, westwärts über Syrien und Palästina übermittelt. Obwohl die Geschichtsforscher den Inhalt dieser Mitteilung nicht kennen, weiß man, dass sie Kambyses sehr erschreckt haben muß. Er machte sich wutentbrannt auf den Rückweg, um die Situation selbst zu bereinigen (Vers 44). Als er nach Norden zurückging, zog er erneut durch Juda. Auf seinem Weg durch dieses Land, schlug er sein Lager „zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg“, d. h. in der Küstenebene Scharon, auf (Dan 11,45). Er wollte nicht zum heiligen Berg Zion in Jerusalem, sondern beabsichtigte, nach Norden zurückzukehren, von wo er gekommen war. Denn von dort waren ihm die schrecklichen Nachrichten zu Ohren gekommen. Während des Zwischenaufenthalts in Juda sollte er überraschend ums Leben kommen. Er würde nicht im Kampf fallen, und niemand, so heißt es in Vers 34, würde ihn vor diesem Schicksal bewahren können.
Während des Aufenthalts in der Ebene Scharon starb Kambyses an einer Verwundung, die er sich selbst zugefügt hatte. Man sagt, er habe sich versehentlich mit dem Schwert am Oberschenkel verletzt und sei an den Folgen dieser Verletzung gestorben.
In der neueren Geschichtsschreibung wird dieses Geschehnis unterschiedlich interpretiert. Manche Historiker vermuten hinter dieser Verwundung einen Selbstmordversuch, andere meinen, es sei tatsächlich ein Unfall gewesen. Wie dieses Vorkommnis auch letztlich zu deuten ist, eins steht fest: Kambyses starb nach zwanzig Tagen an den Folgen der Verletzung. Niemand aus seiner mächtigen Armee konnte ihm helfen. Um es mit Daniels Worten zu umschreiben: „Es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“ (Vers 45) Im Altertum wurde der Tod von Kambyses als Strafe Gottes gedeutet. Der König galt in den Augen seiner Zeitgenossen nämlich als Verrückter, weil er beispielsweise den heiligen Stier Apis durch einen Stich in den Schenkel getötet habe, als er nach Ägypten gekommen sei. Als er sich dann selbst mit dem eigenen Schwert am Oberschenkel verletzte, sah man seinen Tod als Rache der Götter und einen Akt ausgleichender Gerechtigkeit an.
Die Auseinandersetzung der Endzeit
Alle in Daniel 11,40–45 beschriebenen Geschehnisse ereigneten sich buchstäblich, im Leben und Sterben des persischen Königs Kambyses.
An diesem Punkt innerhalb der Prophezeiung haben wir es aber nicht mehr mit alten Zeiten, sondern mit der „Zeit des Endes“ (Dan 11,40) zu tun. Es geht nicht mehr um reale persische und ägyptische Könige, sondern diese Titel sind zu Symbolen für die Mächte in der Zeit des Endes geworden. Diese Mächte haben wir als Papsttum (König des Nordens) und Atheismus (König des Südens) gedeutet. In gewisser Weise wird die endzeitliche religiöse Macht in Gestalt der römisch-katholischen Kirche den Sieg über das Heer des Atheismus erringen. Das wird vor dem Ende der Zeit geschehen (Vers 43).
Doch während sich diese Macht noch in Sicherheit wiegt, braut sich Unheil zusammen (Vers 44), denn die Könige des Ostens setzen ihre „Truppen“ in Marsch (Offb 16,12). Die Offenbarung spricht ebenfalls von dieser entscheidenden geistlichen Schlacht in buchstäblicher Sprache. Diese große Auseinandersetzung soll sich in Harmagedon abspielen, was soviel heißt wie „der Berg von Meggido“. Meggido liegt ebenfalls zwischen dem Meer und dem herrlichen, heiligen Berg. Aufgrund der Prophezeiung nehmen wir an, dass das Papsttum eine der religiösen Mächte ist, die in diese geistliche Entscheidungsschlacht verwickelt sein werden.
Die Ebene von Scharon schließt sich unmittelbar im Süden an Meggido an und reicht bis zur Gebirgskette des Karmel, der Meggido und die Scharon-Ebene voneinander trennt. Genau in diesem Gebiet hatte Kambyses seine Zelte aufgeschlagen, als er kurz darauf starb. Auf dem Berg Karmel selbst hatte etwa dreihundert Jahre zuvor auf Veranlassung des Propheten Elia die Auseinandersetzung zwischen dem wahren Gott und dem kanaanitischen Götzen Baal stattgefunden (1 Kön 18). Ein solcher geistlicher Entscheidungskampf wird sich auch in der Zeit des Endes abspielen. Aber es wird sich auf diesem Berg keine Völkerschlacht abspielen (Dan 11,45).
Die Auseinandersetzung von einst symbolisiert den letzten geistlichen Konflikt, der die ganze Welt einschließen wird. Aus diesem geistlichen Entscheidungskampf werden Jesus Christus und sein himmlisches Heer als Sieger hervorgehen, während Satan mit seinen Verbündeten vernichtend geschlagen wird. In Offenbarung 16 werden lediglich die Vorbereitungen für die Schlacht von Harmagedon beschrieben. Offenbarung 19 schildert dagegen den eigentlichen Kampf am großen Tag des allmächtigen Gottes, und Christus bleibt Sieger! Der Verlauf dieses Kampfes wurde dargestellt, indem die Erfahrungen des Kambyses als Vorbild dienten. Der „endzeitliche Kambyses“ wird ebenso scheitern wie der antike. Zu diesem Zeitpunkt werden die irdischen Mächte mit ihren Reichen vom Reich Gottes und seines Messias abgelöst. Damit sind wir in der letzten Szene dieser Prophezeiung angelangt. Sie steht in den ersten vier Versen von Daniel 12.
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