Schlagwort: Glaube

Über wen sprechen wir mit anderen??

Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christum Jesum als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen. Denn der Gott, der aus Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen
Elberfelder 1871 – 2.Kor. 4,5–6

Denn ich verkünde nicht mich selbst, sondern Jesus Christus als den Herrn. Ich selbst komme nur als euer Diener in Betracht, und das bin ich, weil ich Christus diene. Gott hat einst gesagt: »Licht strahle auf aus der Dunkelheit!« So hat er auch sein Licht in meinem Herzen aufleuchten lassen und mich zur Erkenntnis seiner Herrlichkeit geführt, der Herrlichkeit Gottes, wie sie aufgestrahlt ist in Jesus Christus.
Gute Nachricht Bibel – 2.Korinther 4,5–6

Bei unserer Verkündigung geht es schließlich nicht um uns, sondern um Jesus Christus, den Herrn; wir sind nur Diener – eure Diener, weil Jesus uns damit beauftragt hat. Denn derselbe Gott, der gesagt hat: »Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!«, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Kor. 4:5–6

Es dreht sich nicht um uns, wenn wir reden, sondern alleine um Jesus Christus, er ist der Chef! Wir wollen hiermit nur noch mal klarmachen, dass wir uns für euch echt den Arsch aufreißen, weil wir euch so mega lieb haben!
Gott hat das mal befohlen: „Im Dunkel soll es hell werden.“ So hat er es auch in unseren Gedanken hell gemacht. Deshalb können wir jetzt kapieren, wie toll und groß Gott ist und dass Jesus wirklich sein Sohn ist.
VolxBibel – 2.Korinther 4:5–6

Aber hier ist die gute Nachricht – Gottes unerschütterliche Liebe zu seinen Kindern wurde ein für alle Mal durch Jeschuas Leben, Tod und Auferstehung festgelegt. Wegen des einen, der den Segen Gottes verkörperte, hört Gottes Angesicht nie auf, auf seine Kinder zu scheinen – selbst wenn seine Kinder das Gefühl haben, dass sie im Dunkeln stehen. Mit den Worten des Paulus hat Gott „sein Licht in unseren Herzen leuchten lassen, das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes, das im Angesicht des Messias Jeschua leuchtet“ (2 Kor 4,6).
Das ist der Grund, warum am Abend von Jeschuas Rückkehr zu seinem Vater seine Anhänger in den Tempelhöfen jubelten, anstatt am Ölberg Trübsal zu blasen. Sie wussten, dass Gottes Angesicht über ihnen leuchtete, auch wenn Jeschua nicht mehr neben ihnen war.
Natürlich ist das leuchtende Antlitz Gottes keine Garantie dafür, dass unser Leben leichter wird. Nach der Überlieferung starben alle zwölf Talmidim Jeschuas bis auf zwei als Märtyrer. Was das leuchtende Gesicht Gottes jedoch garantiert, ist, dass nichts in der ganzen Schöpfung Gottes Gunst aus dem Leben seiner Kinder entfernen kann.

Was bedeutet das für Ihr tägliches Leben? Es bedeutet, dass Ihre Kinder vielleicht gegen Sie rebellieren und Ihre Abwasserkanäle unter Ihnen zerreißen. Ihr Haus mag um Sie herum einstürzen, und Ihr Geist mag in Ihnen aufschreien. Und doch wird Gottes Angesicht nie aufhören, über Ihnen zu leuchten. Sie können sich sein leuchtendes Gesicht nicht verdienen, und Sie können es nicht ausnutzen. Sie können es nur annehmen, indem Sie den empfangen, dessen Gesicht immer noch „wie die Sonne in voller Kraft“ (Offb 1,16) leuchtet.

Timothy P. Jones – Beten wie der Jude Jesus – Die antiken Wurzeln des neutestamentlichen Gebets wiederentdecken

Der Messias als die neue Manifestation der Gegenwart Gottes wird auch in späteren Schriften des Neuen Testaments gelehrt. Paulus schreibt in 2 Korinther 4,5-6: Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus Jesus als Herrn, und uns selbst als eure Knechte um Jesu willen. Denn Gott ist es, der gesagt hat: Licht soll aus der Finsternis leuchten, der in unsere Herzen geleuchtet hat, um das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi zu geben.
Diese Passage besagt, dass durch Jeschua Licht aus der Finsternis leuchtet, und das Licht ist das der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Es ist also klar, dass sich die Herrlichkeit Gottes in der Person Jeschuas manifestiert hat, und er war tatsächlich eine neue Manifestation der Gegenwart Gottes.

Arnold Fruchtenbaum – Die Herrlichkeit der Schechinah in Geschichte und Prophezeiung

In diesem einen Vers finden wir, wie das schlechteste und das beste Thema für einen Prediger vereint sind. Das schlechteste Thema sind wir »selbst«, das beste ist Christus Jesus, der Herr.
Offensichtlich predigten die zum Judaismus neigenden Verkündiger viel über sich selbst. Paulus unterscheidet sich von dieser Gesellschaft. Er will nicht die Zeit der Menschen verschwenden, um über ein so unwürdiges Thema zu predigen. Sein Thema war »Christus Jesus«, der »Herr«. Er wollte Männer und Frauen an den Punkt bringen, wo sie bereitwillig ihre Knie vor Jesus Christus beugen und ihm die Ehre als dem Herrn ihres Lebens geben.
Der Apostel stellte sich und seine Mitarbeiter als »eure Sklaven um Jesu willen« vor. Damit gelang es ihm, mit seinen Mitarbeitern im Hintergrund zu bleiben. Sie waren nur Sklaven – bereit, auf jede Art zu helfen, die Menschen zum Herrn Jesus führen würde.
4,6 Paulus vergleicht hier die Bekehrung eines Sünders mit der Erschaffung des Lichtes zu Beginn der Schöpfung.
Gott befahl anfangs: »Aus Finsternis soll Licht leuchten!« Er sagte: »Es werde Licht! Und es wurde Licht« (1. Mose 1,3).
Nun sagt Paulus hier, dass derselbe »Gott«, der im Anfang befahl: »Aus Finsternis soll Licht leuchten! … in unseren Herzen aufgeleuchtet ist.« Das ist eine sehr schöne Aussage. Bei der ersten Schöpfung befahl Gott, dass das Licht scheinen solle. Doch in der neuen Schöpfung scheint »Gott« selbst in unsere Herzen hinein. Wie viel persönlicher ist das doch!
Die Ereignisse zu Beginn des 1. Buches Mose sind ein Bild für die neue Schöpfung. Gott schuf den Menschen ursprünglich im Zustand der Unschuld. Doch die Sünde kam in die Welt, und mit ihr große Finsternis.
Wenn das Evangelium gepredigt wird, dann bewegt der Geist Gottes das Herz des Menschen. In ähnlicher Weise schwebte er nach der Schöpfung über der Fläche der Tiefe

MacDonald 2018 – Kommentar zum Neuen Testament

Nicht am Apostel, in seiner Person entscheiden sich Rettung und Verlorengehen. Er »predigt nicht sich selbst«, redet nicht von sich aus und aus sich. Es sind nicht seine Gedanken, Meinungen und Lehren. Wir sollten das sehr genau hören, denn damit wird alles Verstehen der biblischen Texte – auch unseres Briefes – der Ebene entnommen, dass sie von den Personen der Schreiber her aufgeschlüsselt werden könnten. Sie predigen nicht sich selbst, sondern Jesus Christus. Er ist Inhalt und Geber des Evangeliums. »Dass er der Herr ist«, das wird ausgerufen. Der Apostel ist »Knecht« (wörtlich: »Sklave«), zuerst des Christus (vgl. Mt 10,24ff.; Mt 20,26; Röm 1,1; Gal 1,10; Phil 1,1; Tit 1,1). Paulus setzt aber jetzt hinzu: »… eure Knechte um Jesu willen.« Wie sein Herr, den er ausruft, dient der Apostel der Gemeinde. Er will nicht ihr Herr sein, kann es auch gar nicht, denn Herr ist allein Christus. Der Apostel ist Diener, Sklave der Gemeinde in Korinth »um Jesu willen«, wie sein Herr und weil es sein Herr so ordnet (vgl. 1Kor 3,22; 9,19). Doch ist die Gemeinde nicht sein Herr; für beide, Apostel und Gemeinde, ist und bleibt allein Jesus Herr. Doch der Apostel dient nach seines Herrn Wort als Sklave und Knecht der Gemeinde des Herrn (vgl. bes. Mt 20,25-28). Jeder Vorwurf, der Apostel maße sich die Herrschaft über die Gemeinde an, muss vor diesem »Knechtsbewusstsein« verstummen.

So ist Paulus zum Knecht Jesu Christi geworden. Es war ein Schöpfer-, ein Neuschöpfungshandeln Gottes wie am ersten Schöpfungstag. Dort sprach Gott: »Aus der Finsternis erglänze das Licht« (so wörtlich; vgl. 1Mose 1,3). So sprach der Auferstandene sein Schöpferwort in das Leben des Saulus hinein (vgl. Apg 9,36.15-16). So wird es Christus -licht im Sein des Paulus; griechisch: »Der ist aufgeleuchtet in unseren Herzen.« Christus hat sich dem Paulus offenbart und zog mit seinem Lichtglanz in sein Herz ein, beschlagnahmte seine ganze Person. Darin liegt aber auch die Dienstbeauftragung: »… dass durch uns entstände die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi«, bekennt Paulus (griechisch kürzer: »… zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi«). Das ist das Licht der Neuschöpfung, der Wiedergeburt im Leben des Paulus: Er kann nun in und durch Christus die Herrlichkeit Gottes unverhüllt erkennen. Er, der mit allem Eifer dem Gott seiner Väter diente, durfte in Jesus Christus Gott erkennen, wie er ist, die Herrlichkeit seiner Gnade und Barmherzigkeit.

Mose musste sein Antlitz nach der Gottesbegegnung verhallen. Der Lichtglanz der Gotteserkenntnis im Leben des Paulus strahlt als sein Christuszeugnis weiter; so wird er zum Lichtträger und Lichtbringer. Das ist sein Amt als Apostel: das Christuslicht in der Dunkelheit der Welt anzuzünden.

Gerhardt Maier – Edition C

Und was predige ICH? Was ist das Thema über das ich spreche? Spreche ich über den Gott der Bibel? Spreche ich über den Vater und seinen Sohn? Oder predige ich eine Kirche oder eine Organisation? Falls ich eine Kirche oder Organisation predigen sollte, dann bin ich wohl in die Falle geraten und bin ein falsches Leuchtfeuer geworden…

„Er wollte, dass wir bei seinem neuen göttlichen Leben dabei sind“

Da seine göttliche Kraft uns alles in betreff des Lebens und der Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch Herrlichkeit und Tugend, (O. Tüchtigkeit, geistliche Energie, Entschiedenheit) durch welche er uns die größten und kostbaren Verheißungen geschenkt hat, (O. durch welche uns… geschenkt sind) auf daß ihr durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werdet, indem ihr entflohen seid dem Verderben, das in der Welt ist durch die Lust;
Elberfelder 1871 – 2.Petr 1,3–4

In seiner göttlichen Macht hat Jesus uns alles geschenkt, was zu einem Leben in der Ehrfurcht vor ihm nötig ist. Wir haben es dadurch bekommen, dass wir ihn kennen gelernt haben – ihn, der uns in seiner wunderbaren Güte zum Glauben gerufen hat. In seiner Güte hat er uns auch die größten und kostbarsten Zusagen gegeben. Gestützt auf sie, könnt ihr dem Verderben entfliehen, dem diese Welt aufgrund ihrer Begierden ausgeliefert ist, und könnt Anteil an seiner göttlichen Natur bekommen.
Neue Genfer Übersetzung – 2013 – 2.Petrus 1,3–4

Alles, was wir zum Leben brauchen und um so drauf zu sein, wie Gott es gut findet, hat Jesus uns schon lange zur Verfügung gestellt. Durch ihn haben wir Gott kennengelernt. Er hat uns zu einem neuen Leben bestimmt, durch seine unglaubliche Größe und Stärke. So hat er uns die fettesten und allerbesten Sachen versprochen. Er wollte, dass wir bei seinem neuen göttlichen Leben dabei sind, indem wir vor den schlechten Dingen aus der Welt, die uns nur kaputt gemacht haben, fliehen.
VolxBibel – 2.Petrus 1:3–4

Die Wendungen »göttliche Kraft« und »göttliche Natur« spielten seit Jahrhunderten eine wichtige Rolle im griechischen Denken und waren auch bei vielen jüdischen Diasporaschriftstellern bereits zum Standard geworden. Viele Griechen versuchten in der damaligen Zeit, der materiellen, dem Untergang und Verfall geweihten Welt, die sie umgab, zu entfliehen; sie glaubten, dass die Seele göttlich und unsterblich sei und in den reinen und vollkommenen Bereich des Himmels gehöre – das entsprach Vorstellungen, wie sie von bestimmten griechischen Denkern und religiösen Kulten als Hoffnungsträger für die großen Massen der Unterdrückten entwickelt worden waren.
Viele griechische Schriftsteller, manche jüdischen Autoren wie z.B. Philo und später auch bestimmte Gnostiker argumentierten, dass der Mensch zum Gott werden könne, und zwar entweder bereits im Leben oder aber im Tod; in manchen Fällen beinhaltete diese Vergöttlichung die Auflösung im Göttlichen. Das antike Judentum lehnte derartige Vorstellungen jedoch größtenteils ab; nach jüdischer Auffassung gibt es nur einen einzigen Gott (vgl. 1.Mose 3,5 ; auch Philo verstand die Vergöttlichung in einem ganz speziellen Sinn). Viele Schriften der jüdischen Diaspora bedienten sich zwar ähnlicher Formulierungen, wie sie Petrus in der vorliegenden Passage gebraucht, beschrieben damit jedoch fast immer die Vorstellung von der Unsterblichkeit, nicht von der Vergöttlichung des Menschen. (Petrus kleidet so die christliche Auffassung in Worte, dass jeder, der an Jesus glaubt, eine neue Natur erhält; siehe die Ausführungen zu 1.Petr 1,23 ). Im Zusammenhang des monotheistischen frühen Christentums, das von zahlreichen polytheistischen Kulten umgeben war, sollten mit diesem bei den »Gegnern« entliehenen Sprachgebrauch die Ansprüche all derjenigen in die Schranken gewiesen werden, die sich unter dem Einfluss fremden Gedankenguts eine vollständige Vergöttlichung des Menschen erhofften. Dass das unmittelbare kulturelle Umfeld des 2. Petrusbriefes das Diasporajudentum ist und nicht das griechische Heidentum, zeigt sich schon daran, wie der Apostel die Verfallenheit des Körpers an die Verderbtheit der Welt und damit an den Tod definiert: Ihr Ursprung ist die »Begierde« (V. 4 ; vgl. 2,14; 3,3 ). Die Unsterblichkeit ist zwar eine reale Möglichkeit für den Menschen, wie die Griechen es sich erhofften, aber sie wird nur durch die Reinigung von der Sünde erlangt ( 1,9 ), und die griechische Vorstellung von der Unsterblichkeit wird qualifiziert durch die biblische Hoffnung auf das Gottesreich und die künftige Auferstehung (vgl. 1,11 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Wenn wir davon ausgehen, dass die göttliche „Identität“ durch ein Verständnis des menschlichen Selbst als nicht teilbar definiert ist, werden wir zwangsläufig auf Grund laufen, wenn wir auf Primärtexte stoßen, die mit einer teilbaren göttlichen Identität arbeiten. Im Gegensatz dazu kann es durchaus sein, dass die Kirchenväter mit ihrer Entscheidung, die Sprache der göttlichen Natur zu verwenden, in Kontinuität zu einer biblischen und jüdischen Tradition standen, die davon ausging, dass Gott seine Identität, sein Leben und sein Sein mit (einigen speziell ausgewählten) Wesen, insbesondere mit menschlichen Wesen, teilen will. Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Kirchenväter von der göttlichen Natur Christi sprachen, und zwar nicht, weil sie sich griechischen Kategorien unterwarfen, sondern gerade weil sie glaubten, dass die Vergöttlichung Gottes ursprüngliche Absicht für die Menschheit von Anfang an widerspiegelte (bevor die Sünde in die Geschichte eintrat und ein Bedürfnis nach Erlösung schuf), und dass sie in diesem Glauben in begrifflicher, theologischer Kontinuität mit dem Alten Testament selbst standen.150
Sie standen mit Sicherheit in Kontinuität mit dem Neuen Testament, insofern als 2 Petr 1,4 davon spricht, dass die Gläubigen „der göttlichen Natur teilhaftig“ werden; eine Aussage, die, wie die neuere Forschung gezeigt hat, eine positive Bejahung einer spezifisch christlichen Art von gegenwärtiger, diesseitiger Vergöttlichung ist, die in vielerlei Hinsicht mit der Form der paulinischen Soteriologie übereinstimmt.151
Die Plausibilität und die genaue Ausgestaltung eines alternativen Modells zu dem von Bauckham vertretenen würde eine ausführlichere Diskussion erfordern, nicht zuletzt deshalb, weil es wahrscheinlich ist, dass vor Ort, auf der Ebene der Straßen des ersten Jahrhunderts, verschiedene jüdische Gruppen unterschiedliche Positionen zu dem Ausmaß und der Art und Weise vertraten, in der der eine Gott seine Identität mit anderen teilte. Ich führe sie hier teilweise ein, um den Weg für das neue Paradigma zu ebnen, das in späteren Bänden skizziert wird, die mehr Farbe und Details zu dieser ersten Skizze beitragen werden. Noch wichtiger ist jedoch, dass ich diese Möglichkeiten jetzt in den Raum stelle, um Gehör für ein Verständnis des jüdischen Monotheismus zu finden, das einen dritten Weg zwischen den derzeit konkurrierenden Positionen darstellt.

Jesus Monotheismus: Christological Origins: The Emerging Consensus and Beyond

Petrus beginnt seine Ausführungen, indem er sich mit der Grundlage des Wachstums befasst. Diese Grundlage ist zweifach. Das erste Fundament fürs Wachstum ist in Vers 3 zu finden; es handelt sich um die Macht Gottes: Gott hat uns alles zum Leben und zur Gottesfurcht geschenkt. Das ist die Herrlichkeit dessen, der uns berufen hat durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend. Gott hat die göttliche Befähigung zum geistlichen Wachstum verheißen. Das zweite Fundament des Wachstums steht in Vers 4; es handelt sich um Gottes Verheißungen. Durch Gottes Verheißungen können Gläubige zu Teilhabern der göttlichen Natur werden und auf diesem Wege den Lüsten des Fleisches entkommen. Zu den Verheißungen Gottes gehört, dass er den Gläubigen die göttliche Befähigung zum Überwinden geben wird; so können sie dem Verderben entfliehen, das durch die Begierde in der Welt ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Hier steht »alles, was Gottes Kraft uns »geschenkt hat«, um ein Leben der Heiligung führen zu können. Dazu gehören auch seine »kostbaren und größten Verheißungen« in seinem Wort. Man schätzt, dass die Bibel mindestens 30 000 Verheißungen enthält. John Bunyan hat einmal gesagt: »Der Pfad des Lebens ist so reichlich mit den Verheißungen Gottes bestreut, dass es unmöglich ist, einen Schritt zu tun, ohne auf eine von ihnen zu treten.«
Die »Verheißungen« Gottes sind das letzte von sieben Gütern, die Petrus in seinen Briefen »kostbar« nennt. Unser Glaube ist kostbarer als Gold (1. Petr 1,7). Das Blut Christi ist kostbar (1. Petr 1,19). Christus, der lebendige Stein, ist in Gottes Augen kostbar (1. Petr 2,4). Er ist auch als Eckstein kostbar (1. Petr 2,6). Er ist allen kostbar, die an ihn glauben (1. Petr 2,7). Der unvergängliche Edelstein eines sanften und stillen Geistes ist in Gottes Augen kostbar (1. Petr 3,4), und schließlich sind noch die »Verheißungen« Gottes »kostbar« (2. Petr 1,4).
Wir sollten über einige der Verheißungen nachdenken, die es bezüglich unserer Heiligung gibt: 1. Freiheit von der Herrschaft der Sünde (Röm 6,14); 2. in jeder Beziehung hinreichende Gnade (2. Kor 12,9); 3. Kraft, seinen Geboten zu gehorchen (Phil 4,13); 4. Sieg über den Teufel (Jak 4,7); 5. Auswege aus der Versuchung (1. Kor 10,13); 6. Vergebung, wenn wir unsere Sünden bekennen (1. Joh 1,9) (sowie Gottes Zusage, dass er nicht mehr an sie denken wird; Jer 31,34); 7. Antwort, wenn wir rufen (Ps 50,15).
Es verwundert nicht, dass die Verheißungen Gottes nach den Worten des Petrus kostbar und überaus groß sind! Diese Verheißungen ermöglichen es dem Gläubigen, »dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist«, zu entfliehen. Gott hat uns alles Nötige zum Widerstand gegen die Versuchung verheißen. Wenn Begierden aufkommen, dann können wir die Verheißungen in Anspruch nehmen. Sie ermöglichen es uns, der Verderbnis dieser Welt zu entkommen – vor ihrer Sünde auf sexuellem Gebiet, ihrer Trunkenheit, ihrem Schmutz, ihrem Elend, ihrem Verrat und ihrem Streben.
Die positive Seite daran ist, dass wir durch dieselben Verheißungen »Teilhaber der göttlichen Natur« werden können. Dies findet in erster Linie bei unserer Bekehrung statt. Wenn wir dann in den praktischen Genuss der Verheißungen Gottes kommen, werden wir immer mehr in Jesu Bild umgestaltet. So hat er uns z. B. verheißen, dass wir ihm immer ähnlicher werden, je mehr wir über ihn nachsinnen (2. Kor 3,18). Wir verwirklichen diese Verheißung, indem wir das Wort lesen, das darin geoffenbarte Wesen Christi studieren und ihm dann folgen. Wenn wir dies tun, so verwandelt uns der Heilige Geist in Jesu Bild, und zwar von einer Herrlichkeit zur nächsten.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Petrus drückt dieses »große« Geheimnis (Eph 5,32) mit den Worten »Teilhaber der göttlichen Natur« aus. Gedacht ist nicht an eine neue Substanz oder einen vorweisbaren Verdienst, sondern an die Erneuerung der Gottesebenbildlichkeit (1 Mo 1,27). Der gefallene Mensch ist nicht mehr das Bild Gottes. Aber Gott will sich mit uns ganz neu durch seinen Geist verbinden, der nicht mehr von uns genommen wird (Ps 51,13). Bei der Wiederkunft Jesu wird uns das geschenkt werden (2 Petrus 3,13). Denselben Gedanken finden wir bei Paulus, der auf dem Areopag in seiner Rede auf die (wie er es dort nennt) »Verwandtschaft des Menschen mit Gott« hinweist. An anderer Stelle betont Paulus, dass diese Verwandtschaft Gottes durch die Adoption des Menschen durch Gott zur Kindschaft führen wird (Röm 8,14; 1 Joh 3,1), wenn wir an ihn glauben und seinen Geist empfangen. Es geht hier nicht um die Vergöttlichung des Menschen, sondern um die Gottesnähe und die daraus folgende Heiligkeit (vgl. Mt 5,8). Alles liegt in der Zukunft. Die Verheißungen gehen in Erfüllung, wenn Jesus die Seinen auferwecken wird vom Tod (Phil 3,21). Dann wird in uns das Ebenbild Gottes in Reinheit wieder hergestellt sein. Dann werden wir »ihm gleich sein« und »ihn sehen, wie er ist« (1 Joh 3,2; Röm 8,29).

Aber schon hier beginnt im Glauben, was uns für die Zukunft verheißen ist. Wer in Jesus bleibt (Joh 15,5), bringt viel Frucht. Wer in Jesus lebt, an dem wirkt sein Geist, so dass wir geheiligt werden (Joh 17,23; Gal 2,20). Der Prozess der Heiligung beginnt hier, zum Ende mit Herrlichkeit kommt er bei der Auferstehung der Toten.

Dem »Verderben« werden wir »entfliehen«. Mit »Verderben« ist die sittliche Verderbnis samt der aus ihr folgenden Sterblichkeit (1 Mo 2,17) gemeint. Wie die Klugheit eine Folge des Glaubensgehorsams ist (Ps 111,10) und der Ungehorsam den Tod bringt, so folgt aus der Gemeinschaft mit Jesus das ewige Leben (1 Thess 1,10). Der Heilige Geist bringt in uns den Willen hervor, dem Verderben zu entfliehen. Um den Willen zu stählen, benutzt er das Wort der Hl. Schrift, die uns immer wieder auffordert, bestimmten Versuchungen zu entfliehen (1 Tim 6,11; 2 Tim 2,22). Beides gehört eng zusammen, und in dem Wort »entfliehen« steckt doppeldeutig: Wir entgehen dem Tod durch das Wirken Jesu, und wir gehen bewusst weg von dem, was den ewigen Tod dem bringt, der die rettende Gnade Jesu nicht annimmt.

»Durch die Gier in der Welt« kommt die Verderbnis. Die Gier ist der Hang zu den geschaffenen Gütern in der Welt. Das Gegenteil von Gier ist die Liebe zum Schöpfer im Himmel. Die Liebe macht uns froh, zieht uns nach oben, bindet uns an ihn, während die Gier sich an die vergänglichen Güter (»Fleisch«, 2 Petrus 2,20) klammert und, je mehr sie entgehen, desto mehr nach ihnen gierig macht und dabei uns selbst zerstört. Vor der »Gier« warnt die ganze Hl. Schrift. Sie spricht von »gottlosem Begehren« (4 Mo 11,4; 5 Mo 9,22), warnt uns davor, uns nicht gelüsten zu lassen, nicht neidisch zu werden (2 Mo 20,17), statt- dessen Gott zu lieben (5 Mo 6,5). Die Gier ist die Grundwesensart des Menschen. Erst der Hl. Geist bringt eine Gegenbewegung, wodurch der Kampf im Menschen zwischen seinem Geist der Gier und Gottes Heiligem Geist, dem Fleisch und dem Geist, entsteht (Gal 5,16; Eph 4,23 ; vgl. 1 Petrus 2,11 mit 2 Petrus 2,18.20).
Das Wesen der Gier ist die »Ausschweifung« (s. 2 Petrus 2,2) und die »Befleckung« (s. 2 Petrus 2,20).
Das Ziel der Gier ist die Herrschaft des Bösen. Dies aber zerstört den Menschen (Jak 1,15; Röm 7,5.10).
Noch einmal, aber mit anderen Worten als in Vers 3 , betont Petrus, was Gott uns schenkt: die »Verheißungen«. Sie haben ein Ziel: »damit« wir »Teilhaber der göttlichen Natur werden«. Dieses Wort »damit« ist auffällig. Warum sagt Petrus nicht einfach: »Gott schenkt die Teilhabe an der göttlichen Natur« usw.? Für Petrus ist wichtig, dass Gottes Geschenk uns jetzt noch nicht zur Verfügung steht. Es ist uns verheißen. Er wendet sich gegen die Sekte der Gnostiker, die glaubten, in diesem irdischen Leben hätten wir schon die ganze Fülle der Heilsgaben (1 Kor 15,19). Anteil zu haben an der göttlichen Natur, d. h. mit Gott verbunden zu sein, führt nicht zur Weltflucht, sondern lässt uns dem Zwang dieser Welt entgehen, nur an sich zu denken, und macht uns frei, für Gott in dieser Welt zu wirken (vgl. Joh 17,15: in der Welt, nicht von der Welt).

Gerhardt Maier – Edition C

Wenn ich über den obrigen Bibelvers nachdenke, dann finde ich es schon „lustig“ wie man uns das früher beigebracht hat – dass nur eine „handvoll Personen“ dieses Geschenk erhalten, und eine „besondere Verheißung bekommen werden“ – aber komischer Weise alle anderen Christen sich auch an die Maßstäbe halten sollen – oder aber ausgeschlossen werden. Was würde Petrus wohl über solche „Spaltung der Hoffnung“ sagen?

befreit um frei zu sein???

Jesus sprach nun zu den Juden, welche ihm geglaubt hatten: Wenn ihr in meinem Worte bleibet, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.
Elberfelder 1871 – Joh 8,31–32

[Es] sagte also {der} Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn Ihr in meinem Wort bleibt, seid Ihr wirklich (wahrhaftig) meine Jünger und Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird Euch befreien (frei machen).
offene Bibel – Johannes 8,31–32

Jesus sagte einmal zu den Menschen: „Alle, die das, was ich sage, für sich als richtig akzeptieren und ihr Leben danach ausrichten, gehören wirklich zu meinen Leuten.
Erst dann werdet ihr kapieren, was wirklich wahr ist und was nicht. Und das wird euch die Möglichkeit geben, wirklich frei zu sein.“
VolxBibel – Johannes 8:31–32

Die Wahrheit wird euch frei machen. Zur Erkenntnis seines Evangeliums lockt der Herr nun auch damit, dass er auf die Frucht oder den Erfolg davon hinweist, auf das unvergleichlich hohe Gut der Freiheit. Daraus folgt, dass es nichts Besseres gibt, nichts, wonach man inniger verlangen muss, als die Erkenntnis des Evangeliums. Alle Menschen wissen und gestehen es: Sklaverei ist ein großes Unglück. Wenn das Evangelium uns nun aus der Sklaverei befreit, so folgt daraus, dass es ein kostbares Geschenk ist, das uns ein glückseliges Leben verschafft. Doch wollen wir nicht übersehen, an welcherlei Befreiung Christus denkt: an die, welche uns aus der Gewalt der drei Tyrannen Satan, Sünde und Tod erlöst. Wird uns das durchs Evangelium zuteil, so ist klar: von Natur sind wir alle Knechte der Sünde. Weiter gilt es zu beachten, wie die Befreiung zustande kommt. So lange wir uns von den eigenen Gedanken und Einfällen regieren lassen, sind wir der Sünde leibeigen. Wenn aber der Herr aus uns durch seinen Geist neue Menschen macht, dann schenkt er uns eben damit die Freiheit; aus den Stricken des Satans, in denen wir schmachteten, sind wir nun heraus und gehorchen willig der Gerechtigkeit. Aus dem Glauben kommt die Wiedergeburt. Daraus geht hervor: aus dem Evangelium kommt die Freiheit. So schlägt Christi Wort alle Träumereien von einem eigenen freien Willen nieder: nur Christus vermag uns zu befreien. Zu bemerken ist noch, dass diese Freiheit ihre Stufen hat, und zwar nach dem Maße des Glaubens; Paulus seufzte noch nach der völligen Freiheit, als er längst aus der Knechtschaft befreit war (Röm. 7, 24).

Jean Calvin – Das Johannes-Evangelium

Bin ich frei – nur weil ich die „Wahrheit kenne“ und „in der Wahrheit bin“? Was ist denn diese Freiheit, von der Jesus redet? Meinte Jesus wirklich die Freiheit, nicht mehr Angst vor bösen Geistern und dem Tod zu haben?

Freiheit. Die Befreiung aus Ägypten, dieses wichtigste Ereignis der Heilsgeschichte, wird zur Aufforderung an Israel, Unfreiheitsverhältnisse in seinem Bereich wenigstens von Zeit zu Zeit zu lösen (Dtn 15,12–15; ➛ Erlösung). Beim jährlichen ➛ Paschafest wurde der Befreiung von allerlei bösen Mächten gedacht (vgl. Ps 2,3); solche Feiern bestärkten die Hoffnung auf endzeitliche Erlösung (Jes 25,6–9). Freiheit, um frei von äußeren Zwängen sein Leben selbst gestalten zu können, nennt das AT als Ideal meist „Ruhe“ (z.B. Ps 95,11).
In der hell. Umwelt ist die Freiheit zu einem zentralen Thema weltanschaulicher Auseinandersetzungen geworden. Nach klassischem griech. Verständnis ist frei, wer Verfügungsgewalt über sich selbst hat. Aber wie sollte man dies verwirklichen angesichts der Gebrochenheit des Menschseins (Thema der Tragödien) und der Zwänge, die Welt und Gesellschaft bestimmen? Diese Frage wurde unterschiedlich beantwortet: Freiheit als innere Freiheit des Individuums, als Freiheit des Kynikers gegenüber den Konventionen, des stoischen Weisen, der seine Freiheit durch Unterwerfung unter den Welt-Logos gewinnt, oder als Weltverneinung und Gewinnung eines Wissens um die jenseits alles Materiellen liegende ewige Heimat der Seele (in der Gnosis).
Das NT schließt sich keiner dieser Antworten an, sondern bietet eine grundsätzlich andere Position. Ausgangspunkt ist dabei nicht der Mensch, sondern Gott: Freiheit ist nicht Unabhängigkeit, sondern die Aufhebung der Entfremdung des Menschen von Gott. Indem der Mensch zu Gott nein sagt, verfällt er der Macht der Sünde und gerät damit in einen Unheils- und Unfreiheitszustand. Davon hat Jesus, der einzig freie Mensch (weil er in Gemeinschaft mit Gott steht), befreit (Joh 8,31–36). So ist Freiheit v.a. Freiheit von der Sünde (Röm 6,15–23) und vom Gesetz (Röm 7,5 f). Die wirklich Freien sind also nur die Glaubenden; diese sind aus Unfreien zu „Söhnen“ Gottes gemacht worden (Gal 4,1–7), d.h. aber zugleich: zu verantwortlichen Teilhabern an Gottes Gaben, zu Mitvollstreckern seines Willens. Christliche Freiheit ist letztlich endzeitlich: Sie nimmt – als Möglichkeit und Aufgabe! – vorweg, was der gesamten Schöpfung vorherbestimmt und verheißen ist (Röm 8,18–30). ➛

Herders Neues Bibellexikon

Jeschua sagte zu den Juden, die glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaftig meine Jünger (Joh. 8:31). Während ihr Glaube sie rettete, würde das Bleiben in seinem Wort sie zu wahren Jüngern machen. Wenn sie die Wahrheit kennenlernten, würde sie sie befreien (Joh. 8:32). Als neue Gläubige waren sie jedoch noch nicht frei von der pharisäischen Lehre, wie ihre Reaktion zeigt: Wir sind Avrahams Same und waren noch nie jemandem untertan; wie sagt ihr: Ihr sollt frei werden? (Joh 8,33).[63] Dies spiegelt ihr Festhalten an der grundlegenden pharisäischen Überzeugung wider, dass ganz Israel an dem kommenden Zeitalter Anteil haben wird. Beim Studium einiger weniger Quellen wird jedoch deutlich, dass sie zu dieser Zeit tatsächlich in der Knechtschaft Roms waren. In „Der jüdische Krieg“ schreibt Josephus:
„Da wir vor langer Zeit, meine großzügigen Freunde, beschlossen haben, niemals den Römern zu dienen, noch irgendeinem anderen als Gott selbst, der allein der wahre und gerechte Herr der Menschheit ist, ist nun die Zeit gekommen, die uns verpflichtet, diesen Vorsatz in der Praxis wahr zu machen.“

An die weitere Zuhörerschaft gerichtet, sagte Jeschua, wenn diese Lehre wahr wäre, wären sie nicht versklavt, wie sie es waren, denn das Prinzip lautet: Jeder, der Sünde begeht, ist der Sünde Knecht (Joh. 8:34). Sie mussten befreit werden, indem sie den Glauben an den Messias ausübten (Joh. 8:35). Wenn sie glaubten, würde das Ergebnis Freiheit sein: Wenn nun der Sohn euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein (Joh 8,36). Sie waren vom physischen Samen Abrahams, nicht von seinem geistlichen Samen, was sich in ihrem Wunsch zeigte, Jeschua zu töten (Joh 8,37) und in ihrem Versagen zu erkennen, dass er die Worte seines Vaters sprach, während sie die Worte ihres Vaters, Satans, sprachen (Joh 8,38).

Als Jeschua sagte, euer Vater, führte das zu dieser Antwort: Unser Vater ist Avraham (Joh 8,39a), worauf Jeschua erwiderte: Wenn ihr Avrahams Kinder wärt, würdet ihr die Werke Avrahams tun (Joh 8,39b). Was war Abrahams Hauptwerk? Er setzte seinen Glauben auf Gott: Und er glaubte an Jehova; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an (1Mo 15:6). Wahre Kinder Abrahams suchen ihre Errettung auf dieselbe Weise wie Abraham: aus Gnade durch Glauben, unabhängig von Werken. Abraham ging nicht davon aus, dass er kraft seiner Geburt automatisch Gerechtigkeit besaß. Sie versäumten es, die Werke Abrahams zu tun, was sich in ihrem Wunsch zeigte, ihn zu töten: Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, die ich von Gott gehört habe; das hat Avraham nicht getan (Joh. 8:40). Ihr Wunsch, Jeschua zu töten, bewies ihre Gebundenheit an die Sünde. Hätten sie geglaubt, hätten sie entdeckt, dass Jeschua der wahre Erlöser von der Sünde war und ist: Wenn nun der Sohn euch frei macht, so seid ihr wirklich frei (Joh 8,36).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Haben sie nicht die Wahrheit erkannt, wenn sie zum Glauben an Jesus kamen? Glauben an Jesus auf Grund seines Wortes gibt es nicht ohne Erkenntnis. Aber wir sahen schon bei 6,69, wie aus dem „Glauben“ eine neue, eine tiefere „Erkenntnis“ erwächst. „Die Wahrheit“ ist so unerschöpflich, so groß, so umfassend, dass es für ihre Erkenntnis beim Bleiben in Jesu Wort keine Grenzen gibt. Jesus meint mit „Erkenntnis der Wahrheit“ nicht das bloße Wissen von Tatbeständen und das Feststellen von Richtigkeiten, sondern meint die wesenhafte, lebendige Wahrheit, die uns zeigt, wer Gott wirklich ist und wer wir Menschen eigentlich sind. Sie zeigt uns, wie wir zum äonischen Leben kommen, welche herrlichen Ziele Gott mit der ganzen Schöpfung hat und wie Gott diese seine Ziele verwirklicht. Diese ganze Wahrheit ist nicht mit der eigenen Verstandeskraft zu erfassen, sondern wird vom Heiligen Geist (16,13) denen immer mehr erschlossen, die im Wort Jesu bleiben. Jesus wird es seinen Jüngern später sagen, dass er selber in Person diese Wahrheit „ist“ ( Joh 14,6). Durch das Bleiben in seinem Wort kommen sie daher mit der lebendigen Wahrheit Gottes in wesenhafte Verbindung.

Daß die „Wahrheit“, von der Jesus spricht, eine Wirklichkeit ist, die ihr ganzes Leben umgestaltet, das zeigt sich in der weiteren Verheißung, die Jesus an das Erkennen der Wahrheit knüpft. Er verspricht: „Und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Die freimachende Kraft der „Wahrheit“ erfahren wir auch sonst schon in unserm Leben. Sowohl Täuschung und Irrtum wie auch Lüge und Falschheit machen unsicher und unfrei. Jeder Mensch erlebt eine tiefe Befreiung, auch unter Schmerzen, wenn in seinem Leben die Wahrheit zum Durchbruch kommt und Irrtum und Lüge überwindet. Aber was wir in Anfängen bereits abgesehen von Gott an befreiender Kraft der Wahrheit erleben können, das erfüllt sich da, wo die ganze und letzte Wahrheit auch ganze und völlige Freiheit bringt. Wieder kann Paulus uns als das Bild dieser Freiheit vor Augen stehen. Er hat an sich selbst erlebt, wie Christus uns zur „Freiheit befreit“ und will darum auch die Gemeinde in dieser „Freiheit eines Christenmenschen“ sehen (Gal 5,1).

Wuppertaler Studienbibel

»Ihr werdet die Wahrheit erkennen.« Demnach er gibt sich die Erkenntnis aus dem Glauben und nicht umgekehrt (ebenso Joh 6,69)! Aber was ist »die Wahrheit«? Diese Frage wird Pilatus später in voller Schärfe stellen (Joh 18,38). Die »Wahrheit« ist nach dem Johannesevangelium der Gott, der in Jesus sichtbar erschienen ist (Joh 14,6.9). Darin sind Gottes Wille und Plan, die Tora und die Eschatologie (Erwartung und Hoffnung der Zukunft) eingeschlossen. Entscheidend ist hier, dass »die Wahrheit« Person geworden ist. Demnach verspricht Jesus dem beständigen und treuen Jünger, dass er ihn selbst (= den Gottessohn und Messias) und den Vater, der in ihm erschienen ist, mehr und mehr »erkennen« d. h. kennen lernen und praktisch erfahren wird. Diese »Wahrheit« lehnt die Mehrzahl der Juden ab. Infolgedessen mangelt ihnen die wahre Erkenntnis Gottes und seines Sohnes, des Messias. Lohnt es sich aber nicht für die Jünger, um dieser »Wahrheit« willen alles auf sich zu nehmen?

»Die Wahrheit wird euch frei machen«, nämlich frei von Sünde, Tod, Teufel und Verdammnis. Das vollbringt »die Wahrheit« in Person, nämlich Jesus, am Kreuz (vgl. Röm 6,18.22; 1Kor 7,22; 9,1.19; 2Kor 3,17; Gal 4,31; 5,13; 1Petr 2,16). Wie flach sind demgegenüber alle Formeln und Sprichwörter, die uns ein »Frei«-werden versprechen, wie flach auch alle Begriffe politischer »Freiheit«, die nur das neue Herren – und Sklaventum verschleiern!

Gerhard Maier – Edition C

Habe ich die Wahrheit – sprich wer und was Jesus wirklich ist, erkannt? Oder folge ich, wie die Zuhörer damals den religiösen Lehrern? Wem glaube ich – den religiösen Lehrern oder dem „größten Lehrer“?

„Ab jetzt wird Gott die Kontrolle über diese Welt übernehmen…“

Und der siebte Engel posaunte: und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, welche sprachen: Das Reich der Welt unseres Herrn und seines Christus ist gekommen, und er wird herrschen in die Zeitalter der Zeitalter.
Elberfelder 1871 – Offb 11,15

Und der siebente Bote posaunte.
Und es geschahen große, ‹laute› Stimmen in dem Himmel, die sagten: „Die Königreiche der Welt sind unseres Herrn und seines Gesalbten geworden, und er wird ‹als König› herrschen in ‹alle› Ewigkeit.
Jantzen & Jettel 2017 – Offb 11,15

Und der siebente Engel blies: Da wurden mächtige Stimmen im Himmel laut, die riefen: Die Königsherrschaft über die Welt ist unserm Herrn und seinem Christus zuteil geworden. Er wird als König herrschen durch alle Zeitalter hindurch.
Bruns 2013 – Offenbarung 11,15–16

Dann ließ der siebte Engel die Trompete erschallen.
Da erhoben sich im Himmel laute Stimmen.
Sie riefen:
»Jetzt gehört die Herrschaft über diese Welt
endgültig unserem Herrn und seinem Christus.
Er wird nun für immer ihr König sein.«
BasisBibel 2012 – Offb. 11:15

Als Letztes blies dann der siebte Engel in seine Posaune. Aus dem Himmel konnte man laute Stimmen hören, die sagten: „Ab jetzt wird Gott die Kontrolle über diese Welt übernehmen, und Christus wird für immer das Sagen haben.“
VolxBibel – Offenbarung 11:15

Nun ja, die einen meinen, dass Jehovah schon die Kontrolle übernommen hätte – die anderen, dass dieses Ereignis noch aussteht. Wer meint, dass ER schon die vollständige Kontrolle übernommen hätte, der sollte sich vielleicht fragen, ob er wirklich meint, dass es so ewig weiter gehen sollte? oder ob er sich vielleicht doch in der Zeit geirrt hat und dieses Ereignis noch aussteht!

Ein wichtiger Teil des jetzt im Fortgang der Entfaltung befindlichen Planes des großen Baumeisters muss noch unvollendet sein, sonst würde der neue Fürst und die neue Heilszeitordnung längst eingeführt worden sein. Warum es auf eine bestimmte Zeit hinausgeschoben worden ist, und ebenso die Art und Weise, wie die gegenwärtige Herrschaft des Bösen unter Satan auf die Herrschaft der Gerechtigkeit unter Christum übergehen soll, sind Fragen von hohem Interesse, die weiter unten genauer erörtert werden sollen. Für jetzt genüge es, zu sagen, dass die Reiche dieser Welt, die jetzt Satan untertan sind, zur geeigneten Zeit die Reiche unseres Herrn und seines Christus werden sollen (Offenbarung 11:15). Der Zusammenhang zeigt, dass der Übergang durch eine allgemeine Zeit der Drangsal bewirkt werden wird. Hierauf sich beziehend, sagt der Herr Jesus: „Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet, und alsdann wird er sein Haus berauben.“ (Mark. 3:27) Da werden wir also belehrt, dass Satan zuvor gebunden, unschädlich gemacht, abgesetzt werden muss, ehe Christi Regierung der Gerechtigkeit und des Frieden aufgerichtet werden kann. Daher wird auch das Binden Satans, des Starken, als das erste Werk der neuen Heilszeitordnung dargestellt.

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter

Die große Posaune, durch diejenige vorgeschattet, die unter den Juden das Jubeljahr verkündete, die „siebente Posaune“ ist so wenig wie die sechs vorhergehenden (Offenbarung 11:15-18) in der Luft vernommen worden. Sie ertönt für solche, die Ohren haben zu hören, seit Oktober 1874 und wird bis zum Ende des Millennium ertönen. Mit dem Beginn dieser Posaune begann die Ernte dieses Zeitalters und das Einernten und die Trennung, die fortdauern muss, bis die „Auserwählten“, der „Weizen“, aus den gegenwärtigen Himmel (den Namenkirchen) heraus gesammelt sein wird, hin zu dem Herrn. Die „Engel“ (Boten) sind diejenigen, die die Botschaft von des Herrn Wort weitertragen, und welche die Trennung und die Sammlung seiner Auserwählten zu ihm hin bewirken.

Charles Taze Russell im Jahr 1897 – Der Krieg von Harmagedon

Nein Herr Russell – so schwach ist der Schöpfergott Jehovah nicht, dass ER über 150 Jahre braucht, um die Herrschaft anzutreten 😉 und Dinge auf der Erde zu verändern. ER der mit einem Wort Dinge erschafft – wird nicht Jahre benötigen um diese Erde zu übernehmen. Hier liegt Ihr Fehler, Herr Russel – hier hätten sie das Ruder rumreißen und den Denkfehler – ihren Denkfehler – eingestehen sollen, anstatt weiterhin an dem Gedanken zu basteln und weitere falsche Lehren einzuführen…

Und sie sprachen: Es ist die Königsherrschaft der Welt unseres Herrn und seines Gesalbten geworden. Im Mittelpunkt dessen, was geschehen ist, stand eine Königsherrschaft. Sie wird näher bezeichnet als die der Welt. In Mt 4,8 bietet der Teufel die „Königreiche der Welt“ an. Offb 17,18 besitzt die „Hure Babel“ die „Königsherrschaft über die Könige der Erde“. Hier aber ist etwas eingetreten, was diese Weltherrschaft in die Hände Gottes und Christi gebracht hat. Es kann sich nicht um ein innergeschichtliches Ereignis handeln, sondern nur um die endgültige Niederwerfung der bisherigen Besitzer durch das Kommen Christi zum Gericht.

„Gott ist König“ meinte nie etwas anderes, als dass er Großkönig sei. Er gehört nicht etwa in die Reihe der lokalen Stadt – oder Volksfürsten. Sie sind vielmehr die Unterkönige Gottes, des „Königs der Könige und Herrn der Herren“ der ganzen Erde (vgl. Offb 1,5; 17,14; 19,16 ). Diese seine universale Herrschaft wird gerade am Sinai, wo er sich ein einzelnes Volk aussucht, vorausgesetzt: „Die ganze Erde ist mein“ (2 Mo 19,5 ). Israel unterscheidet sich von den anderen Völkern nicht durch sein Eigentumsverhältnis zu Gott, sondern lediglich durch seine Priesterfunktion. Diese Weltweite der Herrschaft seines Gottes hat sich auch das ntst Israel beständig vor Augen zu halten. Unter diesem Gott geht es nie nur um die Gläubigen. Er blickt nicht etwa herzenswarm auf die Gemeinde und sternenkalt auf die sonstige Menschheit, auf ungerechte Verhältnisse, auf Verführung, Unterdrückung, Hunger und Sterben. Zum Reden vom Königsein Gottes gehört immer der Durchbruch zum Umfassenden, der Bezug auf die ganze Menschheit.

Zum anderen blieb den Propheten bewusst, dass dieses Königsein Gottes im Vollsinne etwas ist, was erst noch kommen muss. „Dein Reich komme!“ Es darf also nicht mit dem allgemeinen, gegenwärtigen Weltregiment Gottes verwechselt werden. So gewiss es bleibt, dass Gott zu keiner, auch nicht der dunkelsten Zeit abgetreten ist, so dass sein Thron leer stände, so gewiss muss eines doch erst noch kommen: seine Verherrlichung auf dem Thron. Das ist das Grundproblem der Gegenwart: die Nichtverherrlichung des Herrn aller Herren und die Verherrlichung der Nichtherren oder Unterherren, also dieses Knien an der falschen Stelle. Diese Nichtverherrlichung Gottes erschüttert seine Herrschaft zwar nicht (Ps 2,4 ), aber er will Antwort auf seine Herrlichkeit. Auch seine Gemeinde leidet darunter, dass der Herr und die Verherrlichung auseinandergerissen sind, zwei Größen, die doch zusammengehören. Diese Urspaltung zieht alle anderen Spaltungen in der Schöpfung nach sich, nämlich zwischen Mann und Frau, Vätern und Kindern, Volk und Volk, Ost und West, Nord und Süd, Mensch und Natur. Es kann darum nichts heil werden, wenn diese Urspaltung nicht behoben wird und Gott nicht seine Ehre bekommt. Eine Menschheit, die mit einem Munde Gott lobt (Rö 15,6 ), wird eine wiedervereinigte, heile, freie, gerechte und frohe Menschheit sein. In zwei der drei Hauptstellen über dieses Königwerden Gottes (K. 11 und 19) ist dies Ereignis deswegen mit dem Sturz Babels verknüpft. Babel ist ja die große Verführerin zur Nichtverherrlichung Gottes und zur Anbetung des Tieres.

Wuppertaler Studienbibel

(1) »Der siebente Engel posaunte« (Offb 11,15):
Die Lage der an Jesus Glaubenden scheint aussichtslos (Offb 13). Die widergöttlichen Mächte lehnen sich gegen Jesus Christus auf, geraten dann aber in einen schrecklichen Strudel (Offb 13; 16). Ein zum Feind übergelaufener Teil der Weltchristenheit triumphiert über die stille, scheinbar ohnmächtige Schar der wahrhaft Glaubenden und wird dann von den eigenen Freunden und Liebhabern erbarmungslos bekämpft und zunichte gemacht (Offb 17 und Offb 18).

(2) »Und es erhoben sich große Stimmen im Himmel«:
Gerade wo nun auf der Erde alles so schrecklich verworren und für die Sache Gottes aussichtslos erscheint, wird »im Himmel«, wo alles durchschaut und überblickt wird, bereits die große abschließende Feststellung getroffen – dies eben schließt die siebte, die »letzte« Posaune (1 Kor 15,52) auch mit ein:

(3) »Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden«:
a) Die Weltreiche sind zu Gottes Reich geworden. Was ist es um dieses »Reich Gottes«? (Vgl. auch das zu Offb 20,1ff.Gesagte).

aa) Weil Gott die Welt schuf, gehört sie ihm. Und er hat die schöne Provinz Erde im Ganzen seines Kosmos dem Menschen als »Oberpräsidenten« anvertraut (1 Mose 1,28). Doch der Mensch hat den Feind Gottes und der Menschen eingelassen, sich auf ihn eingelassen, sich ihm unterstellt, indem er ihm folgte (1 Mose 3). Seitdem ist der Feind »der Fürst dieser Welt« (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Doch Gott hat uns Menschen nicht nach der erbarmungslosen Regel, wie man sich bettet, so liegt man, uns selbst überlassen. Nach seiner ewigen Weisheit hat er unsere Erlösung in die Wege geleitet. Und weil er das Recht keines Geschöpfes übergeht, auch nicht des Satans, hat er die Welt sozusagen von innen her zurückerobert.

bb) Gott hat dazu mit der Menschheitsgeschichte noch einmal neu begonnen, mit seinem neuen »Adam«, sozusagen mit der »Neuausgabe« Mensch (Röm 5,12-19). Dazu ist der ewige Sohn Gottes Fleisch, Mensch, geworden (Joh 1,14). Er hat dieselbe Prüfung noch einmal gemacht, in der der erste Adam durchgefallen ist (Mt 4,1-4 im Vergleich zu 1 Mose 3,1-6).

cc) Jesus war mit seinem Leben inmitten der Menschenwelt im Vollsinn »Reich Gottes«, Herrschaftsbereich, wo Gott ganz zu seinem Recht kam, wo ihm in ganzer Willigkeit gedient wurde. »Reich Gottes« ist nach der Schrift allein da, wo man Gott mit Willen dient. Jesus konnte zu den ihn umringenden Gegnern sagen: »Das Reich Gottes ist mitten unter euch« (Lk 17,21). Er selbst war der Anfang dieses neuartigen Reiches Gottes.

dd) Und nun hat seit Pfingsten der auferstandene und gegenwärtige Herr sich Menschen angegliedert, seine Gemeinde, Menschen, in denen Gott durch seinen Geist ganz zu seiner Herrschaft kommt. So schreibt Paulus für diese Weltzeit seit Pfingsten: »Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit und Friede und Freude durch den Heiligen Geist« (Röm 14,17). Die Arbeit für das Reich Gottes von Pfingsten bis zur Wiederkunft Jesu ist die Sammlung von noch verhüllten (Kol 3,3.4) Stützpunkten der großen kommenden guten Herrschaft Gottes in Jesus Christus auf dieser Erde. Diese Sammlung und Zubereitung der Gemeinde Jesu ist das zwar verborgene, aber beherrschende Thema dieser Weltzeit.

b) Inzwischen geht der Kampf in dieser Welt und nach Art dieser Welt weiter. Die Reiche der Großen dieser Welt kommen und gehen. Unter ihnen ist eine wilde Jagd nach Verwirklichung des »Reichs«, wie sie sich das denken, ihrer Weltherrschaft, im Gang. Dem Letzten, Größten, am meisten Dämonisierten von ihnen, dem Antichrist, wird es einen Augenblick gelingen, Weltherrschaft im wahren Sinn zu verwirklichen (Offb 13,8). Doch wenn die Seifenblase am schillerndsten ist, kommt sie zum Platzen. Und dann bricht der Tag an, an dem ganz am Tag ist: »Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.«

c) »Es sind die Reiche der Welt unseres Herrn und seines Christus geworden.« Das heißt: »Nun ist es so weit. Auch wenn es auf dieser Erde noch einige Augenblicke verhüllt ist. Wir in der himmlischen Welt sehen es schon.« Seit Karfreitag und Ostern ist der Feind entrechtet, nun wird er auch entmächtigt. Die Reiche der Welt sind dann, wenn Jesus kommt, »Seines Christus«, d. h. des Christus Gottes, »geworden« und nicht des »Christus des Feindes«, nicht des Antichrists. Jesus enthüllt dann sich, sein Werk, seine Leute, sein Reich (Kol 3,4).

d) »Er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit«,
wörtlich: »in die Äonen der Äonen hinein«, das heißt, für immer. »in die Äonen der Äonen hinein«, mit dem bestimmten Artikel »die«, hat in der Offenbarung immer die Bedeutung der auf jeden Fall absolut unbegrenzten Zeit (vgl. auch Offb 20,10; 22,5 und das zu diesen Schriftstellen Gesagte). Die Regierungszeit des Antichrists dagegen währt, von der Ewigkeit her gesehen, nur einen Augenblick; gleich wird alles überstanden sein. Dann ist Gott mit dem Plan seiner Liebe zu seinen Menschenkindern, mit seiner Heilsgeschichte, nach der schweren Katastrophe der Sünde zum Ziel gekommen. Durch den ewigen Sohn (Ps 2), durch seinen Gesalbten Christus Jesus, übt Gott die Herrschaft über diese Erde dann unmittelbar aus. »Es kann nicht Friede werden bis deine Liebe siegt und bis der Kreis der Erden zu deinen Füßen liegt« (Albert Knapp).

Gerhardt Maier – Edition C

glaubst du DAS oder ist es „nur geistig zu verstehen“?

Und (Vergl Micha 4) es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses Jehovas feststehen auf dem Gipfel der Berge (d. h. hoch über allen Bergen) und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz (O. die Lehre) ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern.
Elberfelder 1871 – Jes 2,2–4a

In der Endzeit wird es geschehen, daß der Tempelberg des HERRN festgegründet dasteht an der Spitze der Berge und über die (anderen) Höhen erhaben; dann werden alle Heidenvölker zu ihm strömen und zahlreiche Völkerschaften hinwallen und sagen: »Kommt, laßt uns zum Berge des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird Belehrung (oder: das Gesetz) ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Dann wird er zwischen den Völkern richten und vielen Völkerschaften Recht sprechen;
Menge 2003 – Jesaja 2,2–4

Und wird geschehen in den letzten Tagen, daß der Berg von Jehovahs Haus befestigt wird als Haupt der Berge, und erhaben über den Hügeln, und zu ihm alle Völkerschaften strömen werden. 5Mo 4,30; Ps 63,16.17; Mi 4,1f; Jer 3,17. Und viele Völker werden gehen und sprechen: Lasset uns gehen und hinaufziehen zum Berg Jehovahs, zum Haus des Gottes Jakobs, daß Er uns weise Seine Wege und wir wandeln in Seinen Pfaden, denn von Zion geht aus das Gesetz, und das Wort Jehovahs von Jerusalem. Jer 3,17; Ps 46,8; 50,2; 110,2; Lk 24,47; Joh 4,22; Mi 4,2.
Und richten wird Er zwischen den Völkerschaften und strafen viele Völker.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 2:2–4

In den letzten Tagen von dieser Erde wird Folgendes passieren: Alle werden über den Berg reden, auf dem der Tempel von Gott steht. Er wird der heftigste von allen Bergen auf der Welt sein, und aus der ganzen Welt werden die Menschen zu ihm kommen. Viele Menschen aus der ganzen Welt werden mit Bussen und Reisegesellschaften dorthin fahren. Sie werden sagen: „Los, kommt, lasst uns einen Trip zum Berg von Gott machen! Kommt mit, wir fahren zu dem Haus, wo der Gott von diesen Leuten, die von Jakob abstammen, wohnt! Wir wollen von ihm lernen, was okay ist und was nicht. Wir wollen tun, was er uns sagt!“ Denn von diesem Berg, der Zion heißt, werden die heftigsten Ansagen herkommen, von Jerusalem aus wird man hören, was Gott zu sagen hat. Gott wird Gerichtsurteile sprechen über die Länder auf der Erde, er wird für alle Völker der Richter sein.
VolxBibel – Jes. 2:2–4

Wie jeder weiß, der schon einmal in Jerusalem war, ist der Berg Zion kein großer Berg. Er befindet sich auch nicht im geografischen Norden, sondern im südlichen Teil des Landes. Was ist also mit „den Höhen des Nordens“ gemeint?

Diese Beschreibung wäre den heidnischen Nachbarn Israels bekannt, besonders in Ugarit. Es ist tatsächlich aus ihrer Literatur entnommen. Die „Höhen des Nordens“ (ugaritisch: „die Höhen von Tsaphon“) ist der Ort, an dem Baal lebte und angeblich auf Geheiß des Hochgottes El und des göttlichen Rates den Kosmos regierte. 13 Der Psalmist stiehlt Baal den Ruhm und gibt ihn demjenigen zurück, dem er rechtmäßig gehört – Jahwe. Es ist ein theologischer und literarischer Schlag ins Gesicht, eine weitere Polemik.

Das erklärt, warum die Beschreibung in Bezug auf die tatsächliche Geographie Jerusalems seltsam klingt. Das ist der Grund, warum Jesaja und Micha Ausdrücke wie „der Berg des Hauses Jahwes“ verwendeten (Jes 2,2; Mich 4,1). Die Beschreibung soll eine theologische Aussage machen, nicht eine geographische. Der Zion ist das Zentrum des Kosmos, und Jahwe und sein Rat sind sein König und Verwalter, nicht Baal.

Der Tempel ist auch der Garten Eden, voll von üppiger Vegetation und Tieren. Die Beschreibung des Baus des Tempels in 1 Könige 6-7 ist in dieser Hinsicht eindeutig. 14 Blumen, Palmen, Kürbisse, Zypressen, Cherubim, Löwen und Granatäpfel schmücken den Tempel durch seine geschnitzten architektonischen Merkmale.

In Hesekiels Vision des neuen Tempels (Hes 40-48) sah er einen auf einem hohen Berg errichteten Tempel (40:2), dessen Vorhöfe mit Palmen geschmückt waren (40:31-34). Das Innere war mit weiteren Palmen und Cherubim geschmückt (41:17-20.). Hesekiels Tempelgarten war gut bewässert, wie Eden, denn aus ihm floss ein Fluss, der auf übernatürliche Weise alles andere belebte (47:1-12).

In der Theologie Israels waren Eden, die Stiftshütte, der Sinai und der Tempel gleichermaßen der Aufenthaltsort Jahwes und seines Rates. Die Israeliten, die die Stiftshütte und den Tempel besaßen, wurden ständig an die Tatsache erinnert, dass der Gott des kosmischen Berges und des kosmischen Gartens in ihrer Mitte wohnte, und wenn sie ihm gehorchten, würde Zion der Herrschaftsbereich Jahwes werden, der als der Ort dienen würde, an dem er die enterbten Völker, die in Babel verstoßen wurden, wieder zu sich zurückholen würde.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Es bleibt das Große im Gesamtbilde der prophetischen Verkündigung, dass nach jedem Abend der Geschichte dennoch ein neuer Morgen anbricht. Ein Morgen, der einen Tag einleitet, der in seinem Leben reicher, mit seinem Licht heller und in seinen Zielen der ersehnten Heilszukunft verwandter sein wird als der vorher untergegangene. Diese Fernschau, aus der immer neu eine weltüberwindende Hoffnung geboren wurde, hätte den Propheten nie werden können, wenn ihr Leben nicht im Umgang mit Gott gestanden hätte. Aus dem Werden der Geschichte, vom Boden ihres Volkes aus, oder aus den Machtbestrebungen der Weltmonarchien hätten sie nie [129] solche eschatologischen Heilserwartungen gewinnen können. Nur, wer Gott gesehen, sieht über alle Katastrophen hinweg eine Zukunft, die einmal unseres Gottes sein wird.

Wenn der Prophet das Haus Jahves als Stätte seiner machtvollen Gegenwart und zukünftigen Herrlichkeitsoffenbarung fest begründet auf einem Berge liegen sieht, so mag das Bild zwar beim Zionsberge Jerusalems anknüpfen, es kündet aber gewiss die zukünftige geistige Höhenlage im Völkerleben an. Bis zu dieser Zeit bleibt Gottes Offenbarungsstätte ein Wanderzelt. Weder ein bestimmtes Volk, noch irgendein großes Zeitalter der bisherigen Geschichte hat ihr eine feste Stätte gegeben. Als Israel-Juda erst auf hörte, sein Ohr an den Mund Gottes zu legen, da hörte auch sein Heiligtum auf, eine Offenbarungsstätte für die Zukunft zu sein. Seit Pfingsten zeltete alsdann die Gegenwart Gottes mit ihrer Heilsoffenbarung in der durch den Heiligen Geist gesammelten Christusgemeinde. Aber auch die Urgemeinden verloren mehr und mehr den Inhalt ihrer Botschaft, Christus, und wurden eine römische, christliche Weltinstitution, in der die Offenbarung wieder heimatlos werden musste. Da schuf sie sich in den Reformationskirchen ein neues Zelt, von dem aus die Kräfte der Welt Gottes sich den Völkern [130] mitteilen sollten. Wie wenig Raum hat jedoch heute wieder diese Gotteswelt mit ihrem Leben und Kräften in weitesten Schichten der gegenwärtigen Reformationskirchen und in den ihnen verwandten freikirchlichen Schwestergemeinden!
Noch fehlt Gott innerhalb der Völkerwelt der Berg, auf dem sein Offenbarungstempel eine festgegründete Heimat hat. Noch fehlt Gott das Volk, in dem Er uneingeschränkt das Heil seiner Gegenwart und den Frieden seiner Königsherrschaft entfalten kann. Noch zieht das Fleisch in seiner Macht Ihm in seinem Segnen und Regieren überall Grenzen, noch hat man nirgends dauernd Raum für Ihn und seinen Gesalbten. Noch schreiben Völker und Geschichte immer wieder über ihren Aufbau und über ihre Zukunft, über ihr Leben und über ihr Schaffen: „Nicht dieser!“

Die Weltwehen der Zukunft werden jedoch groß und die Katastrophen über alles vom Menschen im eigenen Geist Geschaffene schwer genug werden, dass die Völker Ausschau halten werden, ob es nicht irgendwo im Chaos der Geschichte eine Offenbarungsstätte gibt, von der aus die untergehende Welt eine neue Zukunft zu gewinnen vermag.
Diese sieht Jesaia in seiner prophetischen Fernschau. Er hört Völker zu Israel als dem Erstgeborenen Gottes 79 sprechen:

„Geht voran! Lasset uns hinauf zum Berge Jahves ziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit Er uns unterrichte in seinen Wegen, denn auch wir möchten in seinen Pfaden wandeln.“

So werden einst nur müde Völker sprechen, die sich in ihrer Kraft ausgegeben und in ihren Zukunftsplänen erschöpft haben und nun keinen Ausweg mehr finden, um ihrem Leben eine neue, gerechtere und heilbringendere Zukunft zu geben.

Ist die Stunde des Menschen aber erst abgelaufen, dann beginnt Gottes Stunde mit ihrer Thora, d. h. mit ihrem Sprechen und mit der Aktivität ihrer Heilsoffenbarung. Aber mit dieser Stunde werden Umwälzungen im Geistesleben der Völker, in den Machtbestrebungen der Weltmonarchien und in der Gestaltung der Lebensordnungen jeder einzelnen Nation verbunden sein, wie sie die Geschichte bisher nicht gesehen hat.

Jacob Kroeker 1934 – Das lebendige Wort

Die Propheten machen es sehr deutlich, dass in der Mitte des Landes ein sehr hoher Berg wachsen wird, bis er der höchste Berg der Welt wird. Und irgendwo auf diesem höchsten Berg der Welt wird der Tempel des Millenniums errichtet werden.

Eine Stelle, die darüber spricht, ist Jesaja 2:2-4: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinaufgehen auf den Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln; denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen den Völkern und wird entscheiden über viele Völker; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

Jesaja sagt in Vers 2 deutlich, dass der Berg, auf dem das Haus Jehovas stehen wird, der höchste aller Berge und bei weitem der erhabenste sein wird, und dass alle Völker in ihrer Anbetung Jehovas auf ihn zugehen werden. In Vers 3 wird von diesem Berg das Gesetz für das Tausendjährige Königreich ausgehen. Und das wird zu einem weltweiten Frieden führen, weil die Differenzen zwischen den Völkern durch das Wort, das laut Vers 4 vom Berg des Hauses Jehovas kommt, beigelegt werden.

Später, in Jesaja 27,13, weist der Prophet darauf hin, dass dieser heilige Berg das Zentrum der weltweiten Anbetung Gottes durch alle Nationen werden wird: Und es wird geschehen an jenem Tag, dass eine große Posaune geblasen wird; und es werden kommen, die im Land Assyrien bereit waren, umzukommen, und die Verstoßenen im Land Ägypten; und sie werden Jehova auf dem heiligen Berg in Jerusalem anbeten.

In der Tat wird dieser große Berg des Hauses Jehovas ein Ort des Gebets für alle Menschen werden, Juden und Heiden gleichermaßen, wie es in Jesaja 56:6-8 heißt: Auch die Fremden, die sich Jehova anschließen, um ihm zu dienen und den Namen Jehovas zu lieben, um seine Diener zu sein, jeder, der den Sabbat hält und ihn nicht entweiht und meinen Bund festhält, auch sie will ich auf meinen heiligen Berg bringen und sie in meinem Haus des Gebets erfreuen; ihre Brandopfer und ihre Opfer sollen auf meinem Altar angenommen werden; denn mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker heißen. Der HERR Jehova, der die Ausgestoßenen Israels sammelt, spricht: Ich will noch andere zu ihm sammeln, außer den Seinen, die gesammelt sind.

Wenn die heidnischen Nationen dazu benutzt werden, das Volk Israel wieder zu sammeln, werden sie gemäß Jesaja 66:20 auf diesen Berg des Hauses Jehovas gebracht und wieder gesammelt: Und sie sollen alle deine Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für Jehova bringen, auf Pferden und auf Wagen und auf Sänften und auf Maultieren und auf Dromedaren, zu meinem heiligen Berg Jerusalem, spricht Jehova, wie die Kinder Israel ihre Opfergabe in einem reinen Gefäß in das Haus Jehovas bringen.

Jesajas Zeitgenosse, der Prophet Micha, sprach auch über diesen großen Berg in Micha 4:1-4: Aber in den letzten Tagen wird es geschehen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird, und Völker werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt her und laßt uns hinaufziehen auf den Berg des HERRN und zum Hause des Gottes Jakobs; der wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem; und er wird richten zwischen vielen Völkern und wird entscheiden über starke Nationen in der Ferne; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Sondern ein jeglicher wird sitzen unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie schrecken; denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet.
Diese Worte Michas sind natürlich den Worten Jesajas sehr ähnlich. In Vers 1 wird der Berg, auf dem das Haus Jehovas steht, über jeden Berg und Hügel erhaben sein. In Vers 2 wird das Gesetz Gottes von diesem Tempel ausgehen. Die Tatsache, dass das tausendjährige Gesetzessystem vom Tempel auf dem Berg Jehovas ausgeht, führt in Vers 3 zum Weltfrieden; nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch zum persönlichen Frieden zwischen den einzelnen Menschen in Vers 4.
So stellen wir aus diesen Passagen fest, dass es für das Königreich eine große geographische Veränderung im Land Israel geben wird. Ein großer Berg, der höchste der Berge in der Welt, wird im Land Israel sein, und irgendwo auf dem Gipfel des Berges wird der jüdische Tempel stehen

Arnold Fruchtenbaum – Die vier Tempel der Bibel

Kann ich nur das glauben, was ich sehe ?

Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und geglaubt haben!
Elberfelder 1871 – Joh 20,29

Jesus sagte zu ihm: »Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!«
Gute Nachricht Bibel 2000 – Joh 20,29

Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!« 29 Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du.l Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Johannes 20,28–29

Jesus’ Reaktion war nur: „Tja, du glaubst das jetzt, weil du das mit deinen eigenen Augen sehen konntest. Gut drauf kommen die, die das nicht können, es aber trotzdem glauben!“
VolxBibel- Johannes 20:29

Meine Frau hat für den Hauskreis „Werbung bei FB“ geschaltet. Ein Willi E* schrieb als Reaktion: „Armselig an so einen Scheiß zu Glauben“. Nunja, wenn es nur Glauben wäre – aber wir sind davon überzeugt! Uns geht es ähnlich wie dem Apostel Thomas in dem obrigen Zitat. Er hatte gesehen, wie Jesus festgenommen wurde. Er hatte bis dahin geglaubt, dass Jesus der verheißene Messias wäre. Dann hatte er die Verurteilung und die Hinrichtung von weitem mitbekommen. Er hatte mitbekommen, wie Jesus mißhandelt wurde, und hatte davon gehört, dass man ihn kaum noch wiedererkennen konnte. Das Grab war REAL!
Und dann die Behauptungen von einigen Frauen, und später von den anderen Aposteln, sie hätten diesen Menschen gesehen – und zwar auferweckt! Wer sollte DAS glauben? Wie sollte jemand, der so zugerichtet war, wieder leben? Ja, spöter, in der Auferstehung der Toten … da, ja, vielleicht. Aber jetzt? Und dann DAS was du oben lesen kannst – in Johannes 20 aufgeschrieben: Jesus erscheint und spricht mit Thomas! Und nein, es ging nicht um die Frage, ob Thomas glaubte, ob Jesus der Messias sei, sondern ob Jesus schon jetzt auferstanden sei und welche Person ER wirklich war! Wäre Jesus mit seinen Peitschenwunden im Gesicht und am ganzen Körper erschienen – dann wäre Thomas wahrscheinlich nicht so verwirrt gewesen! Aber Jesus war „gesund und munter“ nur seine Hand- und Seitenwunden zeigten, dass ER es ist! Nun war Thomas überzeugt, ja er glaubte, dass Jesus auferweckt wurde UND dass er der „Engel des Herrn“, der „Engel Jehovahs“ des AT war! Was für eine Überraschung für Thomas.
Glaubst du das?
Wenn nein, hast du wahrscheinlich noch nie Erfahrungen mit IHM gemacht. Denn wenn du Erfahrungen mit IHM gemacht hast, kannst du nicht mehr „glauben“ wie es heute gemeint ist – dann bist du davon überzeugt, dass es IHN gibt, und dass ER REAL ist.

In Johannes 20:26 heißt es: Und nach acht Tagen waren wieder seine Jünger drinnen, und Thomas mit ihnen.
Eine ganze Woche war zwischen der fünften und sechsten Erscheinung des auferstandenen Messias vergangen. Weil Thomas sich weigerte zu glauben, waren sie eine Woche später immer noch in Jerusalem; sie waren immer noch nicht nach Galiläa gewandert, wie es ihnen bei drei Gelegenheiten befohlen worden war.
Plötzlich erschien Jeschua und sprach direkt zu Thomas. Johannes 20:27 berichtet: … Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände; und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite; und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.
Schließlich hatte Thomas den auferstandenen Messias gesehen. Hat er geglaubt? Ja, in der Tat!
In Johannes 20,28 antwortet Thomas mit den Worten: … Mein Herr und mein Gott.
Er erkannte Jesus nicht nur als seinen Herrn und Messias, sondern auch als seinen Gott. Thomas erkannte deutlich, dass der Messias sowohl Gott als auch Mensch sein sollte. Er wurde ein fester Gläubiger, weil er den auferstandenen Messias gesehen hatte. Oft glauben Menschen, dass die Jünger einen viel größeren Segen hatten, weil sie tatsächlich sehen konnten, was geschehen war. Aber das ist einfach nicht wahr.
Jeschua selbst sagte in Johannes 20:29: … Weil ihr mich gesehen habt, habt ihr geglaubt; selig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben.
Der weitaus größere Segen ist es, auf der Grundlage des geschriebenen Wortes Gottes zu glauben, als auf der Grundlage persönlicher Erfahrung. Diejenigen, die den auferstandenen Messias nicht gesehen haben, aber trotzdem glauben, haben den größeren Segen.
Die Aussage des Thomas zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott“, erreicht den Höhepunkt im Johannesevangelium. Johannes‘ Thema in seinem gesamten Evangelium war: Jesus, der Messias, der Sohn Gottes. Er betonte die Gottheit des Messias. Thomas‘ Bekenntnis „Mein Herr und mein Gott“ passt genau in das Thema des Johannes, und so wird der Höhepunkt erreicht.
So zieht Johannes seine Schlussfolgerung in Johannes 20,30-31: „Viele andere Zeichen aber tat Jesus vor den Augen der Jünger, die nicht geschrieben sind in diesem Buch; diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen.
Mit dem Bekenntnis des Thomas hatte Johannes seine Schlussfolgerung erreicht. Die Aussage von Thomas illustriert den Zweck des Johannesevangeliums: zu zeigen, dass Jeschua tatsächlich der Sohn Gottes ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Auferstehung des Messias

Übers Wasser gehen

Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette micha! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihna und spricht zu ihm: Kleingläubigerb, warum zweifeltest duc? Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Winda.
Elberfelder Übersetzung, revidierte Fassung_1985 – Mt 14,29–32

Er sagte: „Komm!“
Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging über die Wasser, um zu Jesus hinzukommen.
Als er aber den starken Wind ansah, fürchtete er sich, und als er anfing zu sinken, schrie er mit den Worten: „Herr, rette mich!“
Sogleich streckte Jesus die Hand aus und fasste ihn.
Und er sagt zu ihm: „Kleingläubiger, zu was2665 zweifeltest du?“
Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. 33 Aber die im Schiff kamen und huldigten ihm.
Und sie sagten: „Wahrlich, du bist Gottes Sohn!“
Jantzen Jettel 2017 – Matthäus 14,29–33

Jesus sagte:
»Komm!«
Da stieg Petrus aus dem Boot,
ging über das Wasser
und kam zu Jesus.
Aber auf einmal merkte er,
wie stark der Wind war
und bekam Angst.
Er begann zu sinken
und schrie:
»Herr, rette mich!«
Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen
und hielt ihn fest.
Er sagte zu Petrus:
»Du hast zu wenig Vertrauen.
Warum hast du gezweifelt?«
Dann stiegen sie ins Boot –
und der Wind legte sich.
Und die Jünger* im Boot warfen sich vor Jesus nieder.
Sie sagten:
»Du bist wirklich der Sohn Gottes!«
BasisBibel – Matthäus 14:29–33

Wem vertraue ich? Und wohin schaue ich?
Dieser Bibelvers war schon zwei Mal in der Vergangenheit ausgewählt: einmal die Frage nach der Furcht und Panik aber auch die Frage nach dem Gehorsam, einfach zu kommen und zu gehen.

Jeschua ging nicht auf das Boot zu, sondern in eine Richtung, in der er an ihnen vorbeigegangen wäre (Mk. 6:48). Die Lektion, die sie lernen mussten, als er scheinbar vorbeiging, war, dass sie ihn um Hilfe anrufen müssen. Meier zieht eine Parallele zwischen Jeschuas Vorbeigehen an seinen Jüngern und Berichten in den hebräischen Schriften, in denen es heißt, dass Gottes Gegenwart in einer Theophanie an jemandem vorbeigegangen sei (z.B. Ex 33,22). Er kommt zu dem Schluss, dass Jeschua sich seinen Jüngern „in seiner ganzen göttlichen Majestät und Macht offenbarte, indem er seine Herrschaft über die widerspenstigen Kräfte von Wind, Meer und Wellen demonstrierte. Er handelt ihnen gegenüber so, wie Jahwe oder die personifizierte göttliche Weisheit Jahwes im AT handelt.“

Zu sehen, wie Jeschua sich dem Boot näherte, tröstete die Jünger nicht, sondern erschreckte sie (Joh. 6,19). Sie glaubten, sie sähen eine Erscheinung; als sie ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien; denn sie sahen ihn alle und erschraken (Mk. 6,49-50). Matthäus fügt hinzu: Sie erschraken und sprachen: Es ist ein Gespenst; und sie schrien vor Furcht (Mt. 14,26). Lachs merkt an: „Ein Beispiel für ein ‚Gespenst‘ im MT ist der Geist Samuels, der von der Hexe von En-Dor von den Toten auferweckt wurde. Das Sehen seltsamer Phänomene auf dem Wasser wird an mehreren Stellen in der rabbinischen Literatur berichtet.“[ 1152 ] Vielleicht waren die Jünger ängstlich, weil sie diese sich nähernde Gestalt für den Todesengel hielten.

An diesem Punkt tröstete Jeschua sie: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht (Mk. 6,50). Im Neuen Testament wird das griechische Wort für „guten Mutes sein“, tharseó, nur in Bezug auf Jeschua verwendet. Als die Apostel erkannten, dass es Jeschua war, der auf dem Wasser auf sie zuging, legte sich ihre Angst: Sie waren daher bereit, ihn in das Boot aufzunehmen (Joh 6,21).

Matthäus fügte den Bericht über Petrus hinzu, der darum bat, auf dem Wasser auf Jeschua zugehen zu dürfen (Mt. 14,28). Jeschua forderte ihn auf, dies zu tun, und sagte: „Komm“ (Mt. 14,29). In der Tat stieg Petrus im Glauben aus dem Boot und ging auf dem Wasser, um zu seinem Messias zu gehen. Jeschua erlaubte, dass dieses Wunder zu Petrus‘ Gunsten geschah, und solange der Apostel seine Augen auf Ihn gerichtet hielt, konnte er auf dem Wasser gehen. Irgendwann jedoch wandte der Jünger seine Augen vom Herrn ab und schaute auf den Wind: Als er aber den Wind sah, fürchtete er sich und begann zu sinken (Mt. 14:30a). Petrus wartete nicht, bis er gesunken war, bevor er um Hilfe rief. Als er zu sinken begann, rief er: Herr, rette mich (Mt. 14,30b), und Jeschua rettete ihn, indem er seine Hand ergriff (Mt. 14,31a). Die Lektion, die Petrus daraus lernen musste, war, dass er nicht nur im Glauben beginnen, sondern auch im Glauben weitergehen muss. Jeschua betonte diesen Punkt, als er sagte: „O du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Mt. 14:31b). Außerdem beinhaltete die Lektion den Grundsatz, dass Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl nicht automatisch alle Hindernisse beseitigt. Jeschua befahl Petrus zu kommen, aber das war keine Garantie dafür, dass der Wind aufhören würde. Der Wind wehte immer noch, und das war es, was Petrus so ängstlich werden ließ. Wenn ein Mensch Hindernisse erlebt, ist er nicht unbedingt außerhalb von Gottes Willen oder interpretiert seinen Befehl falsch. Er muss weiterhin Gehorsam üben und Gott erlauben, die Hindernisse zu seiner Zeit zu beseitigen. Erst als Jeschua in das Boot stieg, hörten die Winde auf (Mt. 14:32; Mk. 6:51). Jochanan fügte hinzu: Und alsbald war das Boot an dem Land, wohin sie fuhren (Joh 6,21). Sie hatten sich in der Mitte des Sees abgemüht, und plötzlich waren sie am Ufer; Jeschua brachte sie in Sicherheit. Sie würden an diesem Tag nicht mehr rudern müssen.

Sie mussten lernen, sich in jeder Situation auf den Messias zu verlassen. Diese Lektion hätten sie schon bei der Speisung der Fünftausend lernen sollen, worauf Markus hinweist: „Und sie entsetzten sich sehr über sich selbst; denn sie verstanden nichts von den Broten, sondern ihr Herz war verstockt“ (Mk. 6,51-52). Ihr Versagen, diese Lektion zu lernen, erklärte, warum sie im Boot so ängstlich waren. Matthäus berichtet: Und die im Boot waren, beteten ihn an und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn (Mt. 14,33). Hier ist ein Beispiel für gute Theologie, aber schlechte Anwendung. Die Jünger wussten eindeutig, dass er der Sohn Gottes war (gute Theologie); aber sie hatten nicht gelernt, sich auf ihn zu verlassen (schlechte Anwendung). Sie wurden ängstlich in einer Situation, in der sie dem Herrn hätten vertrauen sollen. Geistliches Leben ohne gute Theologie ist unmöglich. Auf der anderen Seite führt eine gute Theologie ohne gute Anwendung zu geistlicher Leere. Der Gläubige muss gute Theologie auf das tägliche Leben anwenden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Sobald die Jünger diese wundersame Tatsache begriffen hatten, war Petrus außer sich vor Freude. Als ob er es noch immer nicht glauben konnte, rief er aus: »Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm!« (Matthäus 14,28.29a EÜ)
Den Blick auf Jesus gerichtet, ging Petrus sicher über die Wasseroberfläche. Als er aber selbstzufrieden auf seine Gefährten im Boot zurückschaute, verlor er den Erlöser aus den Augen. Der Wind tobte. Die Wellen schlugen an ihm hoch und türmten sich zwischen ihm und Jesus auf. Da überkam ihn große Angst. Für einen Augenblick verlor er Christus aus den Augen, und sein Glaube geriet ins Wanken. Petrus begann zu sinken. Aber während ihn die Wogen mit dem Tod bedrohten, wandte Petrus seinen Blick weg von den tobenden Wassern. Er schaute auf Jesus und flehte: »Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« (Matthäus 14,30b.31 EÜ)
Sie schritten Seite an Seite – Petrus an der Hand seines Herrn – zum Boot und stiegen ein. Petrus aber war ganz kleinlaut geworden und schwieg. Er hatte keinen Grund, vor seinen Gefährten zu prahlen, weil er wegen seines Unglaubens und seiner Überheblichkeit beinahe das Leben verloren hätte. Sobald er seinen Blick von Jesus abgewandt hatte, verlor er den Halt unter seinen Füßen und versank in den Fluten.
Wie oft gleichen wir doch Petrus, wenn Schwierigkeiten auf uns zukommen! Anstatt unseren Blick fest auf den Erlöser gerichtet zu halten, schauen wir auf die Fluten. Unsere Füße gleiten aus, und die »stolzen Wellen« (Hiob 38,11) schlagen über uns zusammen. Jesus hatte Petrus nicht aufgefordert, zu ihm zu kommen, damit er untergehe. Er fordert auch uns nicht auf, ihm nachzufolgen, um uns dann im Stich zu lassen. »Fürchte dich nicht«, sagt er, »denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.« (Jesaja 43,1b–3a)
Jesus kannte den Charakter seiner Jünger. Er wusste, wie schwer ihr Glaube noch geprüft werden sollte. Durch diesen Vorfall auf dem See erhoffte sich Jesus, dass Petrus seine eigenen Schwächen erkennt. Er wollte ihm zeigen, dass seine Sicherheit immer von der göttlichen Macht abhängig ist. Inmitten von Stürmen der Versuchung konnte er nur sicher gehen, wenn er sich frei von überheblichem Selbstvertrauen ganz auf den Erlöser verließ. Gerade da, wo sich Petrus stark fühlte, war er schwach. Erst als er seine eigene Schwäche erkannte, wurde ihm bewusst, wie sehr er auf Christus angewiesen war. Hätte er aus diesem Erlebnis auf dem See gelernt, was Jesus ihm sagen wollte, hätte er in der großen Prüfung, die ihm noch bevorstand, nicht versagt.
Tag für Tag unterweist Gott seine Kinder. Durch die Dinge des täglichen Lebens bereitet er sie darauf vor, größere Aufgaben zu übernehmen – Aufgaben, zu denen er sie in seiner Vorsehung bestimmt hat. Der Ausgang dieser täglichen Prüfungen entscheidet über ihren Sieg oder ihre Niederlage in großen Lebenskrisen.
Wer nicht einsieht, dass er ständig auf Gott angewiesen ist, wird von der Versuchung überwältigt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt mögen wir denken, dass wir sicher stehen und nie fallen werden. Wir mögen vertrauensvoll sagen: »Ich weiß, an wen ich glaube, nichts kann meinen Glauben an Gott und sein Wort erschüttern!« Aber Satan bemüht sich ständig, aus unseren ererbten und anerzogenen Charakterzügen Vorteile zu ziehen und uns gegenüber den eigenen Bedürfnissen und Fehlern blind zu machen. Wir sind nur dann auf einem sicheren Weg, wenn wir unsere Schwachheit erkennen und unverwandt auf Jesus schauen.
Kaum hatte Jesus im Boot Platz genommen, hörte der Sturm auf. »Und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.« (Johannes 6,21b) Auf die Nacht des Schreckens folgte das Licht der Dämmerung. Die Jünger und andere, die mit ihnen im Boot gewesen waren, fielen Jesus dankbar zu Füßen und sprachen: »Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!« (Matthäus 14,33)

Ellen White – Der Sieg der Liebe: Das Leben von Jesus Christus

Nur bei Matthäus finden wir diesen Bericht über Petrus. Offenbar bewahren alle Apostel und Evangelisten Zurückhaltung bei Ereignissen, in denen ein bestimmter Jünger im Mittelpunkt steht bzw. herausgehoben ist. Deshalb nennt sich z. B. Johannes nur selten direkt. Vermutlich schreibt Matthäus deshalb über Petrus, weil er als der Lehrer unter den Evangelisten hier wieder den großen und den kleinen Glauben darlegen konnte. »Da begann Petrus zu sprechen und sagte zu ihm«: Das Wort, das im Luthertext durch »antwortete ihm« wiedergegeben ist, drückt in der Ursprache Jesu eigentlich den Beginn des Sprechens aus. Deshalb übersetzen wir mit »begann zu sprechen«. Was Petrus sagt, bestätigt das Wunder. Er hat durch die Erkenntnis des wunderbaren Handelns Jesu so viel Mut gefasst, dass er nun meint, dasselbe tun zu können: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, über das Wasser zu dir zu kommen.« In diesem Wort liegt eine Wahrheit, die wir nicht überlesen sollten. Diese Wahrheit steckt in dem »dann befiehl mir». Petrus springt nicht einfach ins Wasser. Er will es nur auf Jesu Wort hin tun (vgl. Lk 5,5). Deshalb konnte er auch tatsächlich »über das Wasser kommen«. Wenn wir ein sicheres Wort Jesu haben, können wir alles tun.

Und Jesus befiehlt, was Petrus wünscht: »Komm!« Warum? Jesus gehört nicht zu denen, die leicht beeinflussbar sind. Gerade nach dem langen und innigen Gespräch mit dem Vater lebt (Mt 14, 23) und handelt Jesus ganz in der Einheit mit dem Vater. Er wusste also, was mit Petrus geschehen würde. Aber er will Petrus etwas zeigen, was dieser offenbar nur durch praktische Erfahrung begreifen kann. Und zugleich prägt er den Jüngern etwas unauslöschlich ein. Jesus ist nicht nur ein unübertrefflicher Seelsorger, sondern auch ein unübertrefflicher Pädagoge. »Petrus stieg über die Bootswand hinab«: Wie entschlossen ist dieser Mann! Er fing nicht nur an zu sprechen, sondern er fing auch an zu handeln. Petrus warf tatsächlich auf Jesu Wort hin das Netz nochmals aus (Lk 5,5). Er ist’s, der bereit war, für Jesus zu sterben (Lk 22,33). Er folgte Jesus nach in des Hohenpriesters Palast, er zog in Gethsemane das Schwert (Joh 18,10-15ff.). Er muss während der Jahre mit Jesus ein leidenschaftlicher und schneller Mann gewesen sein. Die frühesten Bildnisse in Rom aber zeigen ihn milder und stiller. Dieser Petrus hat ja bitter lernen müssen, dass es mit unserer menschlichen Kraft nichts ist. Er steht nicht nur als Sprecher der Jünger vor uns, sondern auch als Verleugner Jesu, als der gescholtene Missionar, als Flüchtling, als knapp dem Tode Entronnener (Gal 2,11ff.); Apg 12,3ff.).

In diesen lebenslangen Lerngang des Petrus gehört auch das hier beschriebene Ereignis hinein. Alles fängt gut an: er »ging auf dem Wasser und kam zu Jesus«. Doch das Ende sieht anders aus. Warum? »Als er aber den Wind sah, packte ihn die Furcht.« Solange er auf Jesus hört, kann er über die Elemente schreiten, ist er Sturm und Wellen überlegen. Solange er auf Jesus sieht, hat er Glauben und Kraft. In dem Moment aber, wo der Wind ihm Jesu Bild verwischt, »begann er zu sinken«. Ist das nicht ein Urbild unseres Lebens? Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen, sagt David in Ps 18,30 . Als aber die Kundschafter Israels die Riesen sahen, da verzagte ihr Herz (4 Mose 13,27ff.). Solange wir in Jesu gegründet sind, können wir den Stürmen des Lebens trotzen. Aber wenn unser Blick fasziniert ist durch andere Mächte, dann werden wir schwankend und verlieren den Boden unter den Füßen. So ist es Petrus gegangen: Dan »packte ihn die Furcht« an Stelle des Vertrauens. Und doch bleibt dieser Petrus in einem vorbildlich: »Während er zu sinken begann, schrie er: Herr, rette mich!« So viel können wir auch: Während des Sinkens zum Herrn schreien. Dan wird blitzartig klar, dass eigene Kunst und Kraft überhaupt nichts fertig bringt. Petrus beißt auch nicht in Einbildung und Trotz die Zähne aufeinander, um es selbst zu schaffen. Nein, er sieht die Situation völlig klar: »Herr, rette mich!« Übrigens ist dieses Wort doppelsinnig. Es gilt ja auch in Bezug auf das Versinken in Sünde, nicht bloß auf das Versinken in Schwachheit.

»Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn.« Schon einmal (Mt 14, 27) begegnete uns das »sofort« des helfenden Messias. Für Jesus ist es nur ein Griff, um endgültig zu helfen. So mächtig zieht uns Jesus heute noch aus Schwachheit und Sünde heraus. Aber er muss Petrus eine Frage stellen: »Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« Schon zum dritten Mal begegnet uns der Begriff »Kleingläubiger«. Wir werden ihm noch öfter begegnen (vgl. Mt 6,30; 18,26; 14,31; 16,8; 17,20 ; sodann Mt 28,17). Zu Mt 6,30 ist er näher erklärt. Hier bezieht sich Jesus darauf, dass Petrus die Elemente für wichtiger hält als ihn, den Herrn. Das erhellt auch, was mit dem »zweifeln« gemeint ist. Wenn ein Jünger an der Macht und Gegenwart Jesu zweifelt, ist das sicherlich Sünde. Die Sünde ist geringer, wenn ein noch Ungläubiger erst zögernd zum Glauben findet. Wo sich aber Zweifel an der eigenen Selbstgerechtigkeit oder Zweifel an sog. Wahrheiten regt, die nicht von Gott stammen, da ist der Zweifel begrüßenswert und hilfreich. In dieser Hinsicht kann der Zweifel auch fruchtbar für die Forschung sein. Doch wie gesagt – hier meint es Jesus im Blick auf den Vertrauensmangel. Wie oft hat der Herr in unserem Leben schon Grund gehabt zu dieser Frage: »Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« »Und als sie in das Boot stiegen, legte sich der Wind«, erzählt Matthäus knapp. Hier bedurfte es nicht einmal eines ausdrücklichen Wortes Jesu. Seine Gegenwart und sein Wille allein schaffen Rettung aus der Not und Ruhe für die Elemente.

Gerhard Maier – Edition C

Und wie viele Schritte hätte ich geschafft?