Schlagwort: Glauben

Wir wollen nicht egoistisch werden, nicht miteinander wetteifern oder uns gegenseitig beneiden.

Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.
Elberfelder 1871 – Galater 5,26

Wir wollen nicht mit unseren vermeintlichen Vorzügen voreinander großtun, uns damit gegenseitig herausfordern oder einander beneiden.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Galater 5,26

Dass wir uns auf unsere tollen Taten sonst was einbilden und uns dabei immer mit den anderen vergleichen, also, Leute, das haben wir doch echt nicht mehr nötig!
VolxBibel – Galater 5:26

Die Frucht des Geistes – und das alles NUR aus dem heiligen Geist heraus hervorgebracht werden kann, hatten wir ja schon.
Doch wie ist es, wenn man „den Versammlungsschnitt erreichen möchte“, oder andere „Ziele anstrebt“?

Es besteht kein Grund, unseren Dienst mit dem eines anderen zu vergleichen (Galater 5:26; 6:4). Bei jedem sind die Umstände anders. Viel besser ist es, wenn man sich persönlich realistische Ziele setzt und daran seinen Fortschritt im Dienst misst. Erreicht man diese Ziele, wird man Zufriedenheit verspüren.

Organisiert, Jehovas Willen zu tun – 2019

Natürlich haben auch Freizeit und Entspannung ihren Platz in unserem Leben. Allerdings verletzen sich Betheldiener manchmal eher beim Sport als bei der Tätigkeit im Bethel. Sei also nicht so ehrgeizig, dass du um jeden Preis gewinnen willst (Galater 5:26).

In Einheit beisammenwohnen

O ja, es gibt verschiedene Felder, auf denen wir uns schnell vergleichen, ja sogar wetteifern können. Bei dem einen ist es die sportliche Leistung, beim anderen die „gezeigten Videos“, bei anderen „der leckerste Kuchen“ 😉
Doch was meinte Paulus??

Man beachte die Wiederholung von »einander«. Durch die Kraft des Heiligen Geistes können wir in Harmonie miteinander leben. Miteinander zusammenzuleben war schon immer ein Problem des Gemeindelebens, und Paulus sieht hier Gefahren. Man kann eingebildet, anmaßend werden, kenòdoxos, hier mit »eitler Ehre geizig« übersetzt. Wenn man von sich und von seinen Fähigkeiten eine zu hohe Meinung hat, dann fordert das schnell andere heraus, oder es verleitet einen zu Neid. Prokalèo wird sinngemäß ganz korrekt mit »herausfordern« übersetzt. Einbildung verführt dazu, andere herauszufordern, um die vermeintliche Überlegenheit demonstrieren zu können. Phthònein, »beneiden«, bezeichnet die Mißgunst der Reichtümer anderer wegen. Eingebildete Menschen beneiden andere ihrer geistlichen Gaben oder Errungenschaften wegen. Wir wollen diese Dinge meiden und danach trachten, einander in Liebe zu dienen. Laßt uns »in Frieden untereinander« sein (1 Thessalonicher 5,13). Einige Ausleger finden, dieser Vers gehöre bereits zum nächsten Abschnitt im Kapitel 6

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nochmals erinnert Paulus seine Leser daran, daß Gott nicht nur das Fleisch gerichtet hat, sondern dem Menschen in der Person des Heiligen Geistes auch eine göttliche Kraft zur Seite gegeben hat. Durch die Wiedergeburt erweckt er die Gläubigen zu einem neuen Leben (vgl. Joh 3,5-6), daher ermahnt Paulus nun jeden, auch im Geist zu wandeln (stoichOmen, in Gal 6,16 mit „sich nach etwas richten“ übersetzt). Schritt für Schritt sollte der Lebensweg eines Christen der Führung des Heiligen Geistes entsprechen, damit die Gläubigen nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden. Ehrgeiz und Neid kennzeichnen ein Leben im Fleisch (vgl. Gal 5,19-21 ). Möglicherweise steckt darin ein Hinweis auf die Spaltungen in den galatischen Gemeinden, die durch die Irrlehre der Judaisten herbeigeführt worden waren (vgl. V. 15).

Walvoord Bibelkommentar

Das ist die Haltung unter dem Gesetz, »voll eitler Ehre zu sein«. Wo nach Leistung gemessen wird, da will der eine den andern übertreffen und seine Ehre herausstellen. Auch für den Menschen »im Geist Gottes« bleibt diese Versuchung. Der »natürliche Mensch« wehrt sich mit allen Mitteln der Selbstbehauptung gegen das Gekreuzigtwerden und Sterben, auch mit dem Mittel, seine Leistung und Ehre zu betonen. Wo ein Mensch aber in den Entfaltungen des Geistes Gottes lebt, da bedarf es dessen nicht mehr, da wird die Leere und Nutzlosigkeit des Selbstruhms deutlich. »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn« (1 Kor 1,31). Wenn solcher Selbstruhm und Geltungsdrang in die Gemeinde eindringt, dann ist die ganze Gemeinde gefährdet. Es kommt zum »einander reizen« und zum »einander neiden«. Der Ruhmsüchtige »fordert den andern heraus«. Der wird dadurch verführt, seine eigenen Verdienste und Leistungen herauszukehren, und wenn er solche nicht aufzuweisen hat, entsteht der Neid. Dann aber lebt eine Gemeinde in demütiger Eintracht, wenn sie begreift, dass sie alle vom Ansehen Gottes leben und deshalb kein eigenes Ansehen brauchen, wenn alle um ihre Bedürftigkeit wissen.

Edition C

HUNGRIG NACH EHRE

Paulus hat seine Mitchristen gerade dazu ermutigt, ihr Leben vom Heiligen Geist bestimmen zu lassen (vgl. Gal 5, 25). Das bedeutet, wie wir im letzten Kapitel sahen, die tägliche innere »Kreuzigung« unserer sündigen übermäßigen Begierden und die täglich neue Ausrichtung des Herzens auf Christus, damit die Frucht des Geistes in uns wachsen kann.
Jetzt will Paulus zeigen, wie das Leben im Geist unsere Beziehungen verwandelt, und das große Leitprinzip lautet hier: »Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten« (V. 26). Das mit »eitle Ehre« übersetzte griechische Wort bedeutet wörtlich »dünkelhaft« oder »leer an Ehre«. Es handelt sich um eine tiefsitzende Unsicherheit: Ich weiß, dass es mir an Ehre mangelt, und jetzt muss ich mir selbst und den anderen beweisen, dass ich doch etwas tauge. Was mich unweigerlich dazu bringt, mich mit den anderen zu vergleichen. Scheine ich in irgendeinem Punkt »besser« zu sein als meine Mitmenschen, bläst mich mein »Ehr-Hunger« auf; bin ich »schlechter«, verstehe ich die Welt nicht mehr. Die Sucht nach Ehre kann mich auch sehr konkurrenzbetont machen. Das beschreibt den natürlichen Zustand unseres Herzens ohne das Evangelium.
Ehrsucht führt unweigerlich dazu, dass wir »einander … herausfordern und beneiden« (V. 26). »Herausfordern« ist die Übersetzung des griechischen prokaleo, das wörtlich bedeutet, jemandem zu einem Wettkampf aufzufordern. Und »beneiden« bedeutet, etwas haben zu wollen, das rechtmäßig einem anderen gehört, bzw. zu wünschen, dass diese Person diese Sache nicht haben möge.
Es ist möglich, dass Paulus hier einfach an Leute denkt, die die Menschen, die sie beneiden, feindselig (herausfordernd) behandeln. Wahrscheinlicher ist jedoch (so John Stott), dass er zwei verschiedene Arten, sich zu seinen Mitmenschen zu verhalten, meint. »Herausfordern« ist die Einstellung dessen, der sich überlegen fühlt und jetzt auf die vermeintlich Schwächeren herabsieht, während »beneiden« typisch für jemanden ist, der sich unterlegen fühlt und missmutig zu dem Stärkeren hochschaut.
Für Paulus sind also sowohl Überheblichkeit als auch Minderwertigkeitsgefühle ein Fall von »eitler Ehre«. Das ist bemerkenswert und tiefgründig. Der Überlegene und der sich minderwertig Fühlende kreisen beide um sich selbst. Sie schauen nicht darauf, wie sie auf den anderen wirken, sondern wie der andere auf sie wirkt.
Wir können das Ganze auch als einen Fall von Werkgerechtigkeit beschreiben, was Vers 26 mit dem Grundthema des ganzen Briefes verknüpft – dem Aufruf, in Einklang mit dem Evangelium zu leben und nicht in die Werkgerechtigkeit zurückzufallen. Sowohl der »Überlegene« als auch der »Minderwertige« versuchen, ihren Wert durch einen Konkurrenzkampf zu gewinnen, auf Kosten ihrer Mitmenschen. Beide suchen ihre Identität darin, dass sie »besser« sind als andere. Beide wollen stolz auf sich sein können. Der einzige Unterschied ist, dass der »Minderwertige« dieses Spiel verloren hat und im Loch der Verzweiflung an sich selbst und des Neides auf die »Sieger« steckt, während der »Überlegene« sich (jedenfalls für den Augenblick) als Sieger fühlt und ständig mit anderen vergleicht, um auch ganz sicher zu sein, dass ihm der Sieg nicht entgleitet. Oft ist es natürlich so, dass wir in dem einen Gebiet unseres Lebens die Herausfordernden und in einem anderen die Neider sind.
Obwohl sie einander genau entgegengesetzt zu sein scheinen, sind »herausfordern« und »beneiden« also im Grunde nur zwei Varianten der »eitlen Ehre«. C. S. Lewis hat darauf hingewiesen, dass Demut nicht heißt, dass ich mich selbst verachte, sondern dass ich weniger über mich nachdenke. Die Demut des Evangeliums äußert sich nicht in Selbstgeißelung und Minderwertigkeitsgefühlen; diese Dinge sind genauso ein »Nein« zum Evangelium wie Stolz und Überheblichkeit!
Sowohl Minderwertigkeitskomplexe als auch Überlegenheitskomplexe entspringen also derselben Wurzel: einer tiefen inneren Verunsicherung. Sie sind nur zwei verschiedene Varianten des Wunsches, Ehre zu bekommen, sich vollwertig zu fühlen. Man kann Vers 26 auch so formulieren: Lasst euren Hunger nach Ehre nicht dazu führen, dass ihr die Menschen verachtet oder beneidet.

Timothy Keller- Die Bibel erklärt

Herausfordern und beneiden
„Lasst uns nicht voll eitler Ruhmsucht sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden“ (Gal 5,26).
Der Ruhm von Menschen ist wertlos. Und doch streben wir viel zu oft danach, weil wir uns selbst zu wichtig nehmen. Auf welche Weise wir uns nach Ehre ausstrecken, hängt davon ab, wie wir unsere Mitmenschen und Mitgeschwister einschätzen.
Wenn wir uns überlegen fühlen, fordern wir andere heraus. Wir diskutieren mit ihnen über Wissensgebiete, in denen sie sich wahrscheinlich schnell verlaufen, damit unsere vermeintliche Erkenntnis nur umso deutlicher hervorsticht. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele registrieren, was wir wissen, was wir besitzen oder was wir erreicht haben. Wir machen uns selbst groß, um Ehre und Anerkennung einstreichen zu können.
Wenn wir uns unterlegen fühlen, beneiden wir andere. Argwöhnisch beäugen wir das, was sie haben und können. Um Ehre von ihnen abzuziehen, machen wir sie klein, indem wir das relativieren, was sie auszeichnet. Wir scheuen vielleicht nicht einmal davor zurück, ihren Ruf durch Halbwahrheiten zu schädigen. Dahinter steckt der Wunsch, möglichst selbst viel Ruhm und Anerkennung zu bekommen.
In so einer Atmosphäre des törichten Imponiergehabes und kindischen Neids gedeiht Streit. Man beißt und frisst einander und zerstört damit ein wirksames Zeugnis für Christus (Gal 5,15).
Der Geist Gottes möchte uns zu einem völlig anderen Verhalten führen! Er will, dass wir Christen einander in Liebe dienen und die Lasten anderer tragen und so das „Gesetz des Christus“ zu seiner Ehre erfüllen (Gal 5,13; 6,2

Im Glauben leben 2022

Wenn ich verstanden habe, dass Jehovah mich so liebt, wie ich bin – dann brauche ich mich nicht mehr verbiegen und erst Recht nicht mit dem „Mitgeliebten“ wetteifern!

Folgendes müsst ihr denen klarmachen: ‚Ab jetzt hat Gott das Sagen!‘

Diese zwölf sandte Jesus aus und befahl ihnen und sprach: Gehet nicht auf einen Weg der Nationen, und gehet nicht in eine Stadt der Samariter; gehet aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Indem ihr aber hingehet, prediget und sprechet: Das Reich der Himmel ist nahe gekommen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 10,5–7

Verkündet ihnen: ‘Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!’ (- Jetzt wird Gott …: wörtlich Nahe herbeigekommen ist die Königsherrschaft der Himmel. -)
Gute Nachricht Bibel 2000 – Matthäus 10,7

Geht zu ihnen und überbringt ihnen die Nachricht: ›Die himmlische Wirklichkeit ist jetzt zum Greifen nahe herbeigekommen!‹
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 10,7

Ist das eigentlich in unserer Umgebung bekannt: „ab jetzt hat Gott das Sagen!“ ??
Ist das eigentlich in unseren Köpfen angekommen, ja haben wir es verstanden: „ab jetzt hat Gott das Sagen!“ ?????

Die Botschaft, die die Zwölf über das Himmelreich (V. 7) verkünden sollten, deckte sich mit der Johannes‘ des Täufers (Mt 3,1) und mit Jesu eigener Verkündigung (Mt 4,17). Jesus instruierte die Jünger jedoch, ihre Verkündigungstätigkeit ausschließlich auf die Juden zu beschränken, er sagte ihnen sogar ausdrücklich, sie sollten nicht zu den Heiden und zu den Samaritern gehen. Die Volksgruppe der Samariter stammte von Juden und Heiden ab. Ihre Geschichte begann bald nach 722 v. Chr., als Assyrien das Nordreich eroberte und Gefangene aus dem Norden Mesopotamiens in Israel ansiedelte, wo sie sich durch Heirat mit den Juden vermischten. Die Apostel wurden nur zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel gesandt (vgl. Mt 15,24), weil die Botschaft vom Reich nur für Gottes Bundesvolk bestimmt war. Zuerst einmal sollten die Juden ihren wahren König, der nun gekommen war, akzeptieren. Wenn sie das taten, würden auch die anderen Völker durch sie gesegnet sein (1Mo 12,3; Jes 60,3).
Die Botschaft der Apostel sollte, wie die ihres Herrn, durch Wunder legitimiert werden (Mt 10,8; vgl. Mt 9,35). Sie sollten keine besonderen Vorkehrungen für ihre Reise treffen und damit den Eindruck vermeiden, daß es sich bei ihrer Aufgabe gleichsam um etwas „Geschäftliches“ handelte. Zu der Liste der Gegenstände, die sie nicht mitnehmen sollten, gehörte auch ein Stecken (vgl. Lk 9,3). Markus berichtet dagegen, daß sie einen Stock mitnehmen konnten (Mk 6,8). Dieser Widerspruch löst sich, wenn man beachtet, daß die Jünger sich nach Matthäus nichts extra zurechtlegen oder besorgen sollten (ktEsEsthe; Mt 10,9), nach Markus jedoch das mitnehmen (airOsen) konnten, was sie bereits zur Hand hatten.
Die Apostel waren bei ihrem Werk also immer wieder auf die Hilfe ihrer Hörer angewiesen. In jeder Stadt und jedem Dorf sollten sie sich nach jemand erkundigen, der es wert ist, und bei ihm bleiben. Das Kriterium für dieses „Wertsein“ lag offensichtlich in der positiven Reaktion des Betreffenden auf die Botschaft der Apostel. Die, die die Botschaft ablehnten und die Apostel nicht aufnahmen, sollten sie wieder verlassen. Die Formulierung, beim Verlassen eines ungastlichen Ortes „den Staub von den Füßen zu schütteln“, symbolisiert dabei den Abscheu, den man selbst vor dem Staub der betreffenden Stadt hat – eine Geste, die normalerweise nur heidnischen Städten gegenüber gebraucht wurde. Der Herr sagte, daß es diesen Menschen am Tage des Gerichts schlimmer ergehen werde als den Leuten von Sodom und Gomorra (1Mo 19). (Die Wendung „wahrlich, ich sage euch“ steht bei Mt 10,15.23.43; vgl. den Kommentar zu Mt 5,18.)

Walvoord Bibelkommentar

Er war zu einem ganz anderen Zweck gekommen, nämlich um den Menschen durch die Verkündigung der Frohen Botschaft die Wirklichkeit des Ewigen zu erschließen. Aus dem, wie Christus sich hier verhalten hat, können alle, die in seinem Dienst stehen, eine wichtige Lehre ziehen. Als er die zwölf Jünger aussandte, sagte er ihnen: “Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr’s empfangen, umsonst gebt es auch.” Matthäus 10,7.8. Es war nicht ihre Aufgabe, weltliche Streitfragen zu schlichten, sondern die Menschen zu drängen, sich mit Gott zu versöhnen. In dieser Arbeit war ihre Befähigung begründet, der Menschheit zum Segen zu werden. Nur Christus kann von Sünde und Leid befreien. Nur das Evangelium seiner Gnade kann auch alle gesellschaftlichen Missstände beseitigen. Beides, die Ungerechtigkeit der Reichen gegenüber den Armen und der Hass der Armen auf die Reichen, wurzelt ja in der Selbstsucht, und diese lässt sich nur ausrotten, wenn man sich Christus unterordnet. Er allein tauscht das selbstsüchtige, sündige Herz aus gegen ein neues Herz voll Liebe. Als Mitarbeiter Christi wollen wir das Evangelium in der Kraft des Geistes predigen, den uns der Himmel schenkt, und wie Jesus zum Wohl unserer Mitmenschen wirken.

Ellen Gould White – Bilder vom Reiche Gottes

Das ist der Hauptauftrag. Also nicht langsames Hineintasten in die Verhältnisse – das Reich Gottes, seine lebenbringende Herrschaft, ist ja nahe! Auch nicht zuerst Tatbeweise, um erst später ein Wort fallen zu lassen – sondern das Wichtigste muss zuerst auf den Plan: die Botschaft von Gott! Die Verkündigung steht wie bei Jesus selbst (vgl. Mt 4,23; 9,35) auf dem ersten Platz. Die Botschaft ist einfach und erschütternd zugleich: »Die Gottesherrschaft ist nahe herbeigekommen!« Jesus will sich nicht originell vom Täufer abheben, der dasselbe verkündigte (vgl. Mt 3,2). Er hat auch keine Angst, sich selbst zu wiederholen (vgl. Mt 4,17). Nein, schlicht und klar und konstant soll Gottes Wille angesagt werden. Es ist eine erschütternde Botschaft, denn sie schließt Gottes nahes Gericht über alle Feinde ein. Aber sie ist auch belebende Botschaft für Sünder, die nicht mehr Sünder sein wollen: es ist noch Gnade und Chance, in Gottes Gemeinschaft zu gelangen! Jes 55,1 realisiert sich jetzt, in Jesus, für Israel. Wenn wir studieren wollen, was Mission ist, dann lernen wir es an Jesu Auftrag für die Israelmission.

Gerhard Maier -Edition C

Als er einmal die zwölf Apostel aussandte, sagte er zu ihnen nicht, sie sollten eine politische Untergrundbewegung organisieren und einen Aufstand unter den Juden hervorrufen, sondern er sagte: „Während ihr hingeht, predigt, indem ihr sagt: ,Das Königreich der Himmel hat sich genaht.‘ Heilt Kranke, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt Dämonen aus. Kostenfrei habt ihr empfangen, kostenfrei gebt.“ (Matthäus 10:1-8) Als Jesus später siebzig andere Evangeliumsverkündiger aussandte, gab er ihnen ähnliche Anweisungen, und auch ihnen sagte er, was sie predigen sollten: „Wo immer ihr in eine Stadt hineingeht und man euch aufnimmt, da eßt, was man euch vorsetzt, und heilt darin die Kranken und sagt ferner zu ihnen: ,Das Königreich Gottes hat sich euch genaht.‘ “ — Lukas 10:1-9.

Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht

Jeschua begann den Auftrag, indem er den Aposteln praktische Anweisungen für den Dienst gab, zu dem er sie aussandte. Er unterwies sie in fünf spezifischen Bereichen.

Zuerst gab er ihnen territoriale und nationale Einschränkungen. Sie sollten nur zu Juden gehen: Geht nicht in Weg der Heiden, und geht in keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Jisrael (Matthäus 10,5b-6). Dies veranschaulicht das Prinzip, dass nicht alle Gebote Jeschuas für alle Menschen für alle Zeiten bestimmt sind. Offensichtlich war dieser Auftrag nur für die Apostel und nur für eine begrenzte Zeit gedacht. Später im selben Evangelium (Kapitel 28) wird Jeschua die Apostel erneut beauftragen, nach seinem Tod und seiner Auferstehung alle Völker zu Jüngern zu machen. Aber jetzt sollten sie nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Jisrael gehen.

Zweitens war die praktische Anweisung zweifach und befasste sich mit der Art der Arbeit der Apostel (Matthäus 10,7-8). Sie sollten die Königreichsbotschaft verkünden, soweit sie sie zu dieser Zeit verstanden, und dem gläubigen Überrest sagen, dass das messianische Programm immer noch sehr wohl Teil der Erfüllung Gottes war. Die grundlegenden Tatsachen über das Königreich waren immer noch wahr, obwohl es zu dieser Zeit nicht eintreten würde. Außerdem sollten sie ihre Botschaft durch das Vollbringen von Wundern beglaubigen: Kranke heilen, Tote auferwecken, Aussätzige reinigen, Dämonen austreiben: umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt (Matthäus 10,8). Allerdings waren die Wunder nur für den Überrest bestimmt, und die Apostel sollten das, was ihnen gegeben wurde, mit ihren Mitgläubigen teilen. Ein ähnliches Prinzip findet sich in einer rabbinischen Aussage, die aus der Zeit um 300 n. Chr. stammt. Rab Juda sagte: „So wie ich unentgeltlich lehre, so sollt ihr auch unentgeltlich lehren.“

Drittens sollten sich die Apostel nicht um die Notwendigkeiten des Lebens kümmern. Sie mussten darauf vertrauen, dass Gott für sie sorgen würde, wenn sie hinausgingen, um zu dienen (Matthäus 10,9-10). Jeschua verbot ihnen, Gold, Silber, Messing, Geldbeutel, Mäntel, Schuhe und Stab mitzunehmen. Gold, Silber und Messing beziehen sich auf Münzen, die aus diesen Elementen bestehen. Ein Mantel war ausreichend, weil Gott ihre minimalen Bedürfnisse befriedigen würde. Markus erklärt Jeschuas Hinweis auf die Schuhe: Sie sollten mit Sandalen gehen (Markus 6:9), d. h., sie sollten keine Schuhe tragen, sondern mit billigeren Sandalen gehen. Eine scheinbare Diskrepanz bezüglich des Stabes erscheint zwischen den Evangelien. Matthäus zitiert Jeschua mit den Worten, er solle keinen Stab mitnehmen (Matthäus 10:10a), und Lukas stimmt mit Matthäus überein (Lukas 9:3), aber Markus gibt an, nur einen Stab mitzunehmen (Markus 6:8). Es gibt mindestens acht mögliche Lösungen für dieses Problem, aber keine hat sich allgemein durchgesetzt, weshalb Frankreich zu dem Schluss kommt: „Die Uneinigkeit über den Stab bleibt ungelöst.“ Es ist daher am besten, die Version von Markus so zu nehmen, dass er lehrt, dass die Apostel keinen zusätzlichen Stab mitnehmen sollten.
Das Prinzip hinter Jeschuas Anweisung war: Der Arbeiter ist seiner Nahrung würdig (Matthäus 9,10b). Wenn die Jünger hinausgingen, würde für ihre Bedürfnisse gesorgt werden. Wiederum war dies nicht als ein Prinzip für alle Gläubigen für alle Zeiten gedacht, sondern eher für die Apostel für eine begrenzte Zeit. Am Ende seines öffentlichen Wirkens sagte Jeschua ihnen, dass sie genau die Dinge nehmen sollten, die er ihnen gerade gesagt hatte, nicht zu nehmen, um zu verdeutlichen, dass bestimmte Dinge nur wahr waren, solange der Messias physisch auf der Erde anwesend war. Die Dinge würden sich ändern, wenn Er in den Himmel auffuhr, und es ist wichtig, zwischen Seiner Anwesenheit auf der Erde und Seiner Abwesenheit von der Erde zu unterscheiden.

Die vierte praktische Anweisung für die Mission war, dass der Fokus der Apostel auf dem Einzelnen liegen sollte, nicht auf der Nation. Der Begriff „würdig“ bezieht sich auf Gläubige. Wenn die Apostel eine Stadt betraten, sollten sie herausfinden, wer in ihr würdig ist (Matthäus 10,11). Sie wurden angewiesen, nur den Würdigen zu predigen, den einzelnen Gläubigen, dem Überrest dieser Stadt. Wenn sie einen Würdigen gefunden hatten, sollten sie bei dieser Person wohnen. Wenn sie sein (oder ihr) Haus betraten, sollten sie es grüßen (Matthäus 10:12), das heißt, sie sollten ihm einen apostolischen Segen geben, wenn das Haus würdig war (Matthäus 10:13). Mit anderen Worten: Wenn die Menschen, die in dem Haus lebten, wirklich gläubig waren, sollten die Apostel dem Haus ihren Frieden geben. Wenn sich das Haus jedoch nicht als das erwies, was es zu sein vorgab, nämlich ein gläubiges Haus, dann sollten sie ihm nicht ihren Frieden geben und den Segen, den sie erteilt hatten, zurückziehen.

Fünftens: Wenn die Apostel von Ungläubigen, den Unwürdigen, getroffen wurden, sollten sie den Staub von ihren Schuhen schütteln als Zeichen des Zeugnisses und des bevorstehenden Gerichts über die Ungläubigen. Wenn die Jünger ein Haus betraten, das sich als unwürdig erwies, sollten sie den Staub des Hauses von ihren Füßen schütteln. Das Gleiche galt für die Stadt (Matthäus 10,14), denn schließlich würde das Gericht über diese Stadt kommen. Beachten Sie, dass sich der Segen auf den Einzelnen bezog, während das Gericht auf das nationale Element überging und sich in diesem Fall auf die Stadt konzentrierte: Es wird für das Land von Sedom und Gomorra am Tag des Gerichts erträglicher sein als für diese Stadt (Matthäus 10:15). Das Gericht wird sich gegen diese Stadt richten. Die Formulierung „erträglicher“ weist darauf hin, dass es im Endgericht Abstufungen der Strafe geben wird.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Achtet sorgfältig darauf, wie ihr unter euren ungläubigen Mitmenschen lebt.

Stattdessen sollt ihr so drauf sein, dass sich euer Lebensstil deutlich von den Menschen in der Welt unterscheidet. Weil ihr einfach anders seid, müssen die Menschen das Maul halten, die euch ständig kritisieren, und Gott am letzten Tag, wenn abgerechnet wird, groß rausbringen und ihn verehren.
VolxBibel – 1.Petrus 2,12

Euer Leben mitten unter den Menschen, die Gott nicht kennen, muss einwandfrei sein. Wenn sie euch alles mögliche Böse nachsagen, sollen sie eure guten Taten sehen und von ihren eigenen Augen eines Besseren belehrt werden. Vielleicht kommen sie dann zur Besinnung und preisen Gott für ihre Rettung am Tag seines Gerichts.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Petrus 2:12

Ihr lebt unter Menschen, die Gott nicht kennen. Führt darum ein vorbildliches Leben! Sie mögen euch zwar verleumden und als Übeltäter hinstellen, doch wenn sie all das Gute sehen, das ihr tut, lassen sie sich vielleicht eines Besseren belehren und werden das dann zur Ehre Gottes auch anerkennen, wenn er am Tag des Gerichts Rechenschaft von ihnen fordert (- Oder doch wenn sie all das Gute sehen, das ihr tut, kommen sie vielleicht zur Einsicht und werden dann Gott am Tag des Gerichts für ihre Rettung preisen. W doch wenn sie aufgrund der guten Werke zur Einsicht kommen, werden sie Gott die Ehre geben am Tag der Heimsuchung. -)
Neue Genfer Übersetzung – 1.Petr 2,12

Die Christen sollen sich jedoch nicht nur um ihres eigenen geistlichen Wohlergehens willen von sündigen Begierden fernhalten, sondern auch, um ein eindrucksvolles Zeugnis vor den Ungläubigen abzulegen. Die negativ formulierte Ermahnung in Vers 11 wird nun durch eine positive Anweisung ergänzt. Ein richtiger christlicher Lebensstil ist ein wirksames Mittel, der Welt ihre Sünde vor Augen zu halten (vgl. Mt 5,16). Petrus gebraucht zweimal im Vers das griechische Wort kalos, das einmal mit rechtschaffen übersetzt ist und das Leben charakterisiert und das andere Mal die guten Werke der Christen bezeichnet. Ein „gutes“ Leben besteht aus „guten Werken“ (vgl. Mt 5,16; Eph 2,10; Tit 3,8; Jak 2,18). Vor den kritischen Augen verleumderischer Menschen und ihren falschen Anschuldigungen können die guten Taten der Gläubigen Gott preisen (vgl. Mt 5,16; Röm 15,6; 1Kor 6,20) und andere für den Glauben gewinnen. Die Wendung „am Tag der Heimsuchung“ (en hEmera episkopEs; vgl. Lk 19,44) wird von manchen Exegeten auf das Gericht über die schlechten Menschen bezogen, meint jedoch wohl eher ihre Rettung (d. h. den Moment, in dem Gott gnädig auf sie blickt und sie zur Bekehrung führt; vgl. epeskepsato, Apg 15,14).

Walvoord Bibelkommentar

Nichts wird einen Ungläubigen so sehr beeindrucken wie ein echtes im Glauben geführtes Leben eines Christen. Viel beredter als Worte ist das Zeugnis guter Werke, die mit Freude getan werden und die eine gute Arbeitsqualität aufweisen. Menschen mit Beredsamkeit und Argumentationsgeschick können in einem Wortstreit mit einem Gläubigen scheinbar gewinnen. Sie können seine Überzeugungen widerlegen und seine Botschaft verspotten, doch können sie die Anziehungskraft eines christlichen Lebens, das in der Gemeinschaft mit Gott gelebt wird, nicht bestreiten.
Das Partizip „indem ihr führt“ könnte ebensogut auch mit „indem ihr darin Ausdauer habt“ wiedergegeben werden (D.E.Hiebert), als ob Petrus erwartete, daß ein solcher Lebenswandel schon bei seinen Lesern existent wäre. „Wandel“ ist natürlich mehr als gesprochene Worte; er bezieht das ganze Leben mit ein. „Ehrlichkeit“ sollte das Kennzeichen dieses Lebeswandels sein. Die Bedeutung dieses Begriffs ist Geradheit, Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit in allem. Während dies nun seine Bedeutung in unserer Sprache ist, so enthält das griechische kalos mehr „gut, bewundernswert, schicklich,…schön, richtig,…mit Ehre versehen, ehrbar…“ (W.E.Vine). „Es ist das normale griechische Wort für ´schön'“ (A.J.Mason). Menschen, die dem Herrn gehören, sollen ein Leben führen, dessen Qualität als „schön“ bezeichnet werden kann.
Nichtsdestoweniger werden die Gläubigen, selbst bei einem ehrenhaften Leben voller moralischer Schönheit, verleumdet werden. Vielleicht könnten wir sagen: wegen des lieblichen Lebens, das sie den Menschen gegenüber aufweisen, legen sie durch den lebendigen Kontrast die Perversion und Häßlichkeit der Bösen bloß und ziehen deshalb die Geisel der Zunge auf sich. Es ist ein uralter Trick, ein argumentum ad hominem : wenn die Kraft des Wortes oder der Beweis durch das Leben nicht bestritten werden kann, dann versucht man, den Charakter des Zeugen in Mißkredit zu bringen.
Diese vom Herrn Geliebten wurden von den Heiden „Übeltäter“ genannt. Das erstaunt nicht, wenn man bedenkt, daß die Führer der Juden auch gegen den Herrn Jesus falsche Anklagen vorbrachten (Joh 18,30). In den Tagen des Paulus sprachen dieselben Führer von den Christen als einer „Sekte … der allenthalben widersprochen wird“ (Apg 28,22).
Sie sollten sich nicht selbst durch gute Worte, sondern durch gute Taten rechtfertigen. Dabei ging es nicht um persönliche Angelegenheiten, sondern um die Verherrlichung Gottes „am Tage der Heimsuchung“ derjenigen, die die Heiligen verleumdet hatten. Dieser Tag mag sich auf den Tag der Gnade beziehen, wenn der Herr heimsucht, um zu retten und zu segnen (Lk 1,78;19,41-44). Es kann ein Tag des Gerichts und der Vergeltung sein (Jer 51,18). Auf jeden Fall wird Gott verherrlicht werden, wenn die guten Werke der Gläubigen im Licht ewiger Werte geprüft werden und das Gold ihrer Gottseligkeit von Ihm gerechtfertigt wird, „der recht richtet“ (Vers 23).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In Vers 12 spricht Petrus das Thema dann positiv an. Diese Judenchristen sollen unter den Nationen (Nichtjuden) einen geistlichen Lebensstil führen: Führt euren Wandel unter den Nationen gut. Ausleger, die nicht verstehen, dass Petrus an jüdische Gläubige schreibt, interpretieren das Wort Nationen als »Ungläubige«.

Im griechischen Text beginnt hier kein neuer Satz; denn dieser Vers ist das positive Gegenstück zu Vers 11. Nicht nur sollen sich die Leser von sündigen Wünschen enthalten (V. 11). Sie sollen auch »gute Führung unter den Nationen aufrecht erhalten«. Führung bezieht sich hier auf einen Tag für Tag anzuwendenden Lebensstil (mehr zu diesem Wort in 1,15). Petrus bezeichnet Ungläubige als Nationen (Nichtjuden). Er denkt hierbei nicht, dass all seine Leser Judenchristen seien; vielmehr geht er zum wiederholten Mal davon aus, dass Christen (sowohl Juden im wörtlichen Sinne als auch Nichtjuden im wörtlichen Sinne innerhalb des Leibes Christi) das »wahre Israel« sind. Somit sind alle, die keine Christen sind (sowohl Juden im wörtlichen Sinne als auch Nichtjuden im wörtlichen Sinne) wahrhaftig »Nationen« oder »Nichtjuden« (vgl. 4,3).

Der Begriff Nationen wird in der Bibel nur selten als Synonym für den Begriff Ungläubige gebraucht. Gelegentlich findet der Begriff Nationen für gläubige Nichtjuden Verwendung (Röm 11,11-15; 15,25-27). Wenn ein Jude das Wort Nationen schreibt, meint er nicht »Ungläubige«; er spricht von »Nicht-Juden«. Nochmals: Petrus schreibt an jüdische Gläubige in der Zerstreuung; jüdische Gläubige, die außerhalb des Landes Israel wohnen; jüdische Gläubige, die unter den Nationen leben. So sollte dieser Vers verstanden werden. Als unter den Nationen lebende Judenchristen sollten sie für einen ganz bestimmten Lebensstil stehen. Ihr Leben sollte so sein, dass – selbst, wenn sie [die Nationen] gegen euch als Übeltäter reden – diese Ungläubigen (aus den Nationen) dennoch die guten Werke der jüdischen Gläubigen sehen. Als Gläubige führt ihre Absonderung von heidnischen Praktiken dazu, dass die Nationen übel gegen sie reden. Das griechische Wort für reden bedeutet, »gegen jemanden zu sprechen, zu verleumden, zu verunglimpfen, andere gegen sie aufzubringen«. Das Wort Übeltäter bedeutet »Verbrecher«; »jemand, der Taten vollbringt, die vor dem Gesetz strafbar sind«. Es handelt sich hier um ein griechisches Wort, das im Neuen Testament nur zwei Mal zu finden ist: Hier und in Johannes 18 Vers 30. Es wird im Kontext eines Gerichtsprozesses gebraucht. Weil diese jüdischen Gläubigen aber einen geistlichen Lebensstil führen, der unter den Nationen gut ist, werden diese Nationen schließlich Gott am Tage der Heimsuchung verherrlichen. Der geistliche Lebensstil dieser Judenchristen wird viele Menschen aus diesen Nationen zum Messias führen. Die Nationen werden die guten Werke sehen – das Ergebnis des Glaubens der jüdischen Christen; und so werden auch sie glauben. Das hier gebrauchte griechische Wort für anschauen oder sehen wird nur zwei Mal benutzt: hier und nochmals in Kapitel 3 Vers 2. Das Wort bedeutet »erkennen« oder »scharf beobachten«. Es befasst sich mit der grundlegenden Voraussetzung, um einen Wandel in den Widersachern erwarten zu können; es befasst sich mit der minutiösen Betrachtung eines Augenzeugen. Wenn Gläubige missverstanden und verleumdet werden, sollten sie das nicht mit gleicher Münze heimzahlen. Die angemessene Antwort für die jüdischen Gläubigen besteht darin, in ihrer Lebensführung Reinheit walten zu lassen. Als Ergebnis ihres sauberen Wandels werden viele Menschen dieser Nationen gläubig; und auch sie werden Gott verherrlichen. Sie gelangen zum rettenden Glauben und werden am Tag der Heimsuchung positiv von den Judenchristen sprechen. Der Ausdruck Tag der Heimsuchung beinhaltet die Vorstellung von Gericht; in diesem Fall bezieht er sich auf den Richterstuhl des Messias.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Die Juden in der Diaspora ( 1,1 ) mussten ständig mit Verleumdungen rechnen und um ihre Sicherheit und ihr Zeugnis für den einen, wahren Gott besorgt sein. So wie die Heiden die unter ihnen lebenden Juden verleumdeten, brachten sie auch die eigenen Volksgenossen in Misskredit, wenn sie sich zu dieser neuen Religion – dem Christentum – bekehrten, die sie für eine jüdische Sekte hielten ( 2,4-10 ). Das Verhalten, das den Christen in der folgenden Haustafel angeraten wird ( 2,13-3,12 ), konnte dazu dienen, einigen der häufigsten Verleumdungen vorzubeugen, darunter dem Gerücht, sie untergrüben die öffentliche Ordnung und die traditionellen Werte der Familie. Der Ausdruck »Tag der Heimsuchung« ist ein alttestamentliches Bild für den Tag des Jüngsten Gerichts (z. B. Jes 10,3 ); in vielen Texten heißt es, dass die Heiden in der Endzeit die Herrlichkeit Gottes anerkennen müssen (z.B. Jes 60,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Auch die zweite Mahnung ist ganz nüchtern: »Führet ein rechtschaffenes Leben.« »Das Leben führen« (griechisch wörtlich: »sich wieder um-, hinwenden zu jemanden« enthält beides: Zum einen ist kein Untätigsein gemeint, daß Christen also nur beobachtend außerhalb der Gesellschaft stünden; sie leben, handeln und arbeiten vielmehr in ihrer Gesellschaft. Zum anderen wendet sich solches christliche Tun dem Nächsten zu. Auch hier gibt es keinen Rückzug von den Menschen, den »Heiden«, etwa in ein christliches Ghetto. Wir leben bewußt in der Welt. Mit dem Ausdruck »unter den Heiden« (neutral übersetzt »unter den anderen Völkern bzw. Menschen«) unterstreicht Petrus das. Das Leben der Christen soll »rechtschaffen« sein. Im Griechischen steht ein ganz allgemeines Wort in der Bedeutungsbreite von »schön, sittlich gut, tüchtig, brauchbar, edel«. Petrus meint ganz allgemein einen Lebenswandel der bürgerlichen Ehrbarkeit. Allerdings ist das nicht oberflächlich zu verstehen. Denn daß sie »eure guten Werke sehen« füllt doch inhaltlich genauer. »Gute Werke« meint nicht einfach bürgerliches Wohlverhalten. Petrus spricht hier Jesus nach, der seine Jünger in der Bergpredigt ebenfalls zu »guten Werken« vor den Menschen ruft (vgl. Mt 5,16). Die guten Werke des Christen sind von dem her bestimmt, »der allein gut ist« (vgl. Lk 18,19). »Gute Werke« sind das Tun des Gotteswillens, zusammengefaßt in den Zehn Geboten. In den Umkehrungen des »du sollst nicht« – besonders der zweiten Tafel – zeigen sich die guten Werke, etwa: die Eltern ehren, dem Nächsten zu helfen und ihn zu fördern in allen Nöten, eine vorbildliche Ehe zu führen, den andern nicht auszubeuten oder zu betrügen, Gutes von ihm zu reden und ihm zu helfen, das Seine zu behalten und zu mehren (vgl. Luthers Erklärungen zu den Zehn Geboten). Auch im Gericht nach den Werken beim großen Weltgericht (vgl. Mt 25,31ff) werden die »guten Werke« genannt. Es sind ganz einfach gute Taten, etwa: Hungernde speisen, Nackte bekleiden, Durstigen zu trinken geben, Fremde beherbergen, Kranke und Gefangene besuchen. Das alles aber fließt aus der Gemeinschaft mit dem Guten, gründet in der ersten Tafel der Gebote, den guten Werken des Christen, nämlich Gott allein anzubeten, seinen Namen heilig zu halten und sein Wort als Speise zu essen.
Äußerlich sehen also die guten Werke der Christen genauso aus wie das Tun der bürgerlich Ehrbaren. Aber der Antrieb ist ein völlig anderer. Und das wird spürbar an dem, was sie nicht tun. Sie tun nur gute Werke und nicht mehr die »fleischlichen Werke«, leben nicht mehr nach den »Begierden«; das macht sie der Welt verdächtig. Dadurch kommen die Christen in Verruf, werden »als Übeltäter verleumdet« (wörtlich »als Bösetuer hinuntergeredet«). Vielerlei Verdächtigungen umschwirren sie, etwa: »Da müssen doch viele Dinge heimlich geschehen! Wer sich nach außen so ehrbar gibt, der muß doch Dreck am Stecken haben. Gutes tun ist ja recht, aber manchmal darf man doch auch über die Stränge schlagen.« In 4,4 führt Petrus diese Verleumdung aus: »Das befremdet sie, daß ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben, und sie lästern.«
Solchen Verleumdungen kann der Christ in gelassenem Handeln begegnen. Die Welt soll ruhig seine guten Werke »sehen«. Das griechische Wort meint »genau beobachten, überwachen«. Der Christ steht auf dem Prüfstand der Welt, wird genauestens beobachtet. Aber eben in solchem Beobachten wird es geschehen daß die Verleumder »Gottpreisen am Tag der Heimsuchung«. Aus den Taten der Christen wird ihr Herr erkannt – das ist eine große Verheißung. Wo wir die guten Werke tun, zu denen uns unser guter Vater befreit hat, da finden Menschen zum Gotteslob. Der Ausdruck »am Tag der Heimsuchung« meint spätestens das jüngste Gericht (vgl. Jes 10,3; Jer 10,15; Mi 7,4; Zeph 1,8). Gemeint ist aber auch der Tag, an dem Gott – hier und jetzt schon – einem Menschen unausweichlich begegnet, ihn zur Nachfolge und zum Glauben ruft. Solche »Heimsuchung« kann für den Unglaubenden eine schwere äußere Not sein, in der ihm alles zerbricht und er erkennt, daß er die gleiche Grundlage wie die bisher verleumdeten Christen braucht.
So kann es zur Ehre Gottes kommen, auch in seinem Leben. Das Leben in guten Taten ist so eine Weise der Mission, der Einladung zu Jesus Christus.

Edition C Bibelkommentar

Deshalb — ich rede wie mit meinen Kindern — öffnet doch auch ihr im Gegenzug euer Herz weit

O ihr Korinther, unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, unser Herz ist weit geworden.  Nicht ihr habt engen Raum in uns; hingegen ist es eng in euren Herzen. Aber als Gegenleistung – ich rede mit euch wie mit Kindern – öffnet auch ihr euch weit.
luther.heute – 2. Kor 6,11–13

Nun vergeltet doch Gleiches mit Gleichem – wie zu Kindern rede ich –, indem auch ihr das Herz weit macht.
Herder-Übersetzung – 2. Korinther 6:13

Liebe Geschwister, so offen, wie wir jetzt zu euch reden, so offen ist auch unser Herz für euch. Wenn irgendetwas Druck auf euch ausübt oder euch einengt, dann kommt das nicht von uns. Vielleicht seid ihr es selbst, die euren Herzen unnötige Lasten auferlegt. Ich rede zu euch, als wärt ihr Kinder, und ich erwarte auch nicht mehr von euch, als dass ihr euer Herz ebenfalls weit für mich und meine Botschaft öffnet.
Willkommen daheim – 2.Korinther 6,11–13

Wenn wir in einer Beziehung/Ehe in Schwierigkeiten geraten, dann kann es leicht sein, dass wir uns ins „schmollen zurück ziehen“. Ähnlich verhielten sich die Korinther dem Paulus entsprechend.

Sich zurückziehen
• kein anerkennendes Wort mehr sprechen
• keine Zuneigung mehr zeigen
• jemandem aus dem Weg gehen
Der Manipulator vermittelt die Botschaft: „Wenn du meine Regeln nicht befolgst, werde ich dir kein bisschen Aufmerksamkeit schenken.“ Im Gegensatz dazu schrieb der Apostel Paulus den Korinthern: „Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden. Ihr seid nicht beengt in uns, sondern ihr seid beengt in euren eigenen Herzen. Gleicherweise zur Belohnung aber – ich rede wie zu Kindern – werdet auch ihr weit!“ (2. Korinther 6,11–13).

Hunt – Handbuch für biblische Seelsorge

Welche Fehler Paulus auch immer haben mochte, er war kein Heuchler. Bis hierher ist sein Brief von Offenheit und der rückhaltslosen Versicherung seiner Zuneigung zu den Korinthern (splanchnois; vgl. 2Kor 7,15; Phil 1,8;2,1; Kol 3,12; Phim 1,7.12.20; 1Joh 3,17) gekennzeichnet (z. B. 2Kor 2,3-4). Er wünscht sich allerdings, daß auch die Korinther ihm eine solche Liebe entgegenbringen. Die Tiefe seiner Gefühle zeigt sich vor allem in seinem Ausruf „O ihr Korinther“ – ein emotionaler Ausbruch, wie er in seinen anderen Briefen nur selten so zu finden ist. So tadelt er z. B. die galatischen Gemeinden, die im Begriff stehen, vom Glauben abzufallen, streng, indem er sie beim Namen nennt (Gal 3,1). Als er sich an die treue Unterstützung der philippischen Gemeinde zu Beginn seines Amtes und während seines Gefängnisaufenthaltes erinnert, spricht er sie ebenfalls namentlich an (Phil 4,15). In einer Mischung aus Enttäuschung und Zuneigung appelliert Paulus nun an die Korinther und fordert sie auf, ihm mit der gleichen vorbehaltlosen Liebe zu begegnen (meine Kinder … macht auch ihr euer Herz weit; vgl. 2Kor 7,2-3).

Walvoord Bibelkommentar

Wenn es zwischen ihnen eine Entfremdung gab, dann lag dies nicht an ihm, sondern an ihren falschen Gedanken über ihn. Hätten sie in ihren Herzen soviel Raum für ihn wie er für sie, dann wäre der Riß zwischen ihnen und ihm schon überbrückt. Tatsache war aber, daß die Saiten ihrer Gefühle so hart gespannt waren, daß eine herzliche Aufnahme schwierig, wenn nicht unmöglich wurde. Sie warfen ihm vor, nicht früher gekommen zu sein, in Wirklichkeit konnten sie ihn aber gar nicht empfangen, solange sie nicht mit dem HERRN in Ordnung waren. Zweifellos spielten die bösen Arbeiter in ihrer Mitte eine gewichtige Rolle, indem sie die Korinther zu überzeugen suchten, daß er das Interesse an ihnen verloren habe.
  Vers 13 Wieder spricht er in Zartheit und mit väterlichen Gefühlen zu ihnen wie zu seinen Kindern. Ihn verlangt danach, daß seine Liebe zu ihnen so erwidert wird, daß ihre Herzen ihm gegenüber weit werden. Es würde ihm große Schmerzen verursachen, sollte er anstelle von Wärme und Herzlichkeit entdecken, daß ihre Herzenstüren für ihn verschlossen wären und Kälte ihre Brust erfüllen würde. Es ist nicht verwunderlich, wenn ein Vater von seinen Kindern eine Reaktion auf seine Liebe erwartet. Er brachte ihnen das Evangelium, nahm manche Entbehrung auf sich, weinte über sie und trachtete nach ihrer Wiederherstellung, als sie auf falsche Wege gerieten. Von daher hat er ein Recht auszurufen: „… werdet auch ihr weit.“ Es besteht eine enge Verbindung zwischen Vertrauen und Liebe. Bevor er sie bat, ihr Herz weit zu machen, holte er weit aus, um ihnen seine Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit zu zeigen, damit sie ohne Entschuldigung seien, sollten sie seine Gefühle nicht erwidern.

Benedikt Peters -Was die Bibel lehrt

Jede Einschränkung hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Korinthern und Paulus ging auf die Korinther zurück, nicht auf Paulus. Sie mochten ihn nur beschränkt lieben, sodass sie nicht sicher waren, ob sie ihn aufnehmen sollten oder nicht, doch seine Liebe zu ihnen war keinesfalls beschränkt. Der Mangel an Liebe bestand auf ihrer, nicht auf Paulus’ Seite.
6,13 Wenn sie seine Liebe zu ihnen erwidern wollten (er spricht mit denen, die seine »Kinder« im Glauben sind), dann sollten sie zulassen, dass ihre Empfindungen ihm gegenüber »weiter« würden. Paulus fühlte sich als ihr Vater. Sie sollten ihn als Vater im Glauben lieben. Nur Gott konnte dies bewirken, doch sie sollten Gott gestatten, es in ihrem Leben zu bewirken.
Die Gute Nachricht übersetzt die Verse 11–13 recht treffend:
Meine lieben Korinther, ich habe kein Blatt vor den Mund genommen. Ich habe euch mein Herz weit geöffnet. Es stimmt nicht, dass ihr keinen Platz darin habt. Ihr steht nur deshalb draußen, weil ihr euch selbst aussperrt. Ich spreche zu euch als meinen Kindern. Begegnet mir so, wie ich euch begegne! Öffnet auch ihr eure Herzen weit!

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Unser Mund ist offen gegen euch, Korinther; unser Herz ist weit. Ihr habt in uns nicht engen Kaum; ihr habt aber engen Raum in eurem Inneren. Damit ihr uns dasselbe vergeltet — ich rede, wie man zu Kindern spricht —, werdet auch ihr weit.

So offen spräche Paulus nicht mit allen. Wenn er den Korinthern die Reinheit seines Gewissens zeigt und ihnen darlegt, wie alles, was er geworden ist, ihm zum Grund des Dankes wird und ihn in der Ausrüstung seines großen Werkes unterstützt, so empfangen sie damit einen besonderen Beweis seiner Liebe. Weiten Raum hat er ihnen bei sich geschaffen; denn er hat eine große Liebe zu ihnen, die auf das achtet, was sie bedrückt, ihren Verdacht zerstreut und ihr Vertrauen zu ihm auf jede Weise stärkt. Aber ihre Liebe hält mit der seinigen nicht gleichen Schritt, und das ist der Grund, weshalb ihr gegenseitiges Verhältnis gestört worden ist und dass schmerzhafte Dinge sich zwischen ihnen zugetragen haben. Das Mittel, der entstandenen Not abzuhelfen, liegt darin, dass auch sie weit werden, offen für ihn sind, allen Argwohn abtun und dasselbe Vertrauen zu ihm haben, das er ihnen erweist. Aber auch dieser mit einem Tadel verbundenen Mahnung nimmt Paulus sogleich mit Sorgsamkeit jede kränkende Spitze. Jetzt hat er so mit ihnen geredet, wie man mit den eigenen Kindern spricht, die man offen mahnen kann, ohne Angst, ihr Vertrauen zerfalle, weil die hier wirksame Verbundenheit nicht zerbrechen kann. Darum wagt Paulus ihnen zu sagen, dass die ganze Verwirrung in Korinth daher rührt, dass ihr Herz nicht ebenso weit wie das seine, ihre Liebe nicht ebenso groß wie die seinige gewesen ist.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

„Ihr habt nicht engen Raum in uns.“ Vielleicht waren auch solche Klagen der Korinther zu Paulus gedrungen, als stehe hinter der Änderung seines Reiseplanes ein Stück Geringschätzung der korinthischen Gemeinde, der nicht mehr das ganze Herz des Apostels gehöre. Oder man sah in dem Ernst, mit dem der Apostel gegen ungute Dinge in Korinth eintritt, „Engherzigkeit“. Es ist aber umgekehrt: „Ihr habt aber engen Raum in eurem eigenen Innern.“ Sie sind engherzig in der Beurteilung ihres Apostels. Sie wollen ihn nicht mit einem weiten, dankbaren Herzen verstehen. Sie nehmen nicht Anteil an seinem schweren, leidensreichen Leben. Das schmerzliche Nichtverstehen zwischen Apostel und Gemeinde liegt nicht an einer Verschlossenheit und Lieblosigkeit auf seiner Seite, die kein Herz für die Korinther und ihre Probleme hätte. Aber schwer ist es dem Apostel, wenn man mit Vorurteilen und bestimmten Ansprüchen ihn verkennt und ihm, dem Gründer und Vater der Gemeinde, keinen Raum mehr im Herzen der Gemeinde geben will.
Vers 13 Darum muß der Apostel die Gemeinde bitten: „Werdet doch auch ihr weit.“ Tut das „zur entsprechenden Vergeltung“. Paulus hat sein ganzes, offenes Herz in diesen Brief hineingelegt; das müssen sie doch aus seinem Schreiben merken, daß er sie so sucht und um ihr Verständnis ringt. Nun soll die Gemeinde ebenso dem Apostel entgegenkommen und seine herzliche Offenheit mit der gleichen Bereitschaft erwidern, auf Paulus wirklich zu hören und alles, was er schreibt, nicht mißmutig abzuweisen, sondern aufzunehmen, mitzudenken, anzuerkennen und den Apostel wieder so zu sehen, wie er von der Liebe des Christus bestimmt in Wirklichkeit ist. Nicht mit apostolischer Autorität fordert er das, nein, „wie zu [meinen] Kinder rede ich“. Ganz ähnlich hatte er gerade bei der Erörterung seines apostolischen Lebens, an dem die Korinther sich stießen, schon in seinem ersten Brief (1 Ko 4, 14f) geschrieben. So herzlich „bitten“ kann nur ein „Vater“.

Wuppertaler Studienbibel

6,12: »Eng ist nicht der Raum, den ihr in uns habt, eng aber ist’s in euren Herzen.«

Die Gemeinde hat in dem Herzen des Apostels nicht nur »engen Raum« (wörtlich: »nicht beengt seid ihr in uns«). Paulus hat ein Herz voll Liebe und Zuneigung, gerade zu dieser schwierigen Gemeinde. Nicht das hat die Gemeinschaft zwischen dem Apostel und der Gemeinde so nachhaltig gestört, daß Paulus für die Gemeinde nichts übrig hätte, sie an den Rand schieben würde und sich nicht um sie kümmern wollte. Die Gemeinde selbst hat ein »enges Herz« ihrem Apostel gegenüber. »Ihr seid eingeengt in eurem Innersten«, sagt der Apostel zu ihnen. Sie haben sich gegenüber dem Apostel verschlossen, gewähren ihm wenig Vertrauen und schließen ihn mit vielen Verdächtigungen und Anwürfen aus der Gemeinschaft der Liebe aus. In ihrem »Innersten« (wörtlich: »in den Eingeweiden«, verstanden als Sitz des Gemütes) zieht sie nicht mehr viel zu ihrem Apostel hin.

6,13: »Ich rede mit euch als mit meinen Kindern; stellt euch doch zu mir auch so, und macht auch ihr euer Herz weit.«

Die Liebe des Apostels, sein weites Herz für die Gemeinde wird daran verdeutlicht, daß er mit ihnen »als mit meinen Kindern redet«. Er ist ja ihr geistlicher Vater (vgl. 1 Kor 4,14) und hat gerade deshalb besondere Liebe zu diesen gefährdeten, sorgenmachenden Kindern. Er bittet sie, daß auch sie ihre Vorbehalte ihm gegenüber weglegen, ihre Herzen ihm gegenüber wieder vertrauend öffnen und sich zu ihm auch so in herzlicher Liebe »stellen« (wörtlich: »zur selben Entgeltung, Gegenlohn«). Der Apostel befiehlt nicht; er bittet in werbender Liebe um die Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft.

Edition C Bibelkommentar

mutiger Schritt

Habe letzte Woche „zufällig“ ein Video gefunden, in dem „mein alter Freund“ interwievt wird.
Was für ein mutiger Schritt nach fast 50 Jahren zu sagen „hier stimme ich nicht mit überein“. Schade dass du nun an eine Gruppe geraten bist, die zwar „Aussteiger“ sind, aber die Grenzen für das Lesen der Bibel doch sehr sehr einschränken. Aber das kann ja noch werden! Lies die Bibel als ganzes Buch, und hinterfrage einfach alle Glaubenslehren, die du gelernt hast – auch die, von denen du total überzeugt bist. Der einzige Gradmesser muß die Bibel als Gottes Wort sein und bleiben!

Ich würde es gern mit dir selber besprechen, aber leider liegst du seit Wochen im Krankenhaus – wahrscheinlich werden wir uns erst „nach der Auferstehung“ wiedersehen – wie so viele treuen Menschen, die Jehovah wirklich lieben!

Und Ihr liebe Leser dieses Blogs: das Verhältnis zu Jehovah ist sooo wichtig. Fange an, das Wort Gottes, die Bibel, richtig zu lesen! Und denke immer daran: Jehovah möchte ein persönliches Verhältnis zu DIR haben – und dazu gehört auf der einen Seite das Lesen der Bibel – um IHN ZU HÖREN – und das Gebet, um IHM ZU SAGEN was du denkst! Und dann tausche dich mit anderen aus – zum Beispiel auf jehovah-shammah.de

und dein Manna versagtest du nicht ihrem Munde

Du hast deinen guten Geist gesandt, um sie zu unterweisen, hast ihnen dein Brot vom Himmel nicht vorenthalten und ihnen weiter Wasser geschenkt, damit sie ihren Durst löschen konnten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Nehemia 9,20

Du schenktest ihnen deinen guten Geist, um sie zur Einsicht zu bringen. Als sie hungrig und durstig waren, hast du sie mit Manna und Wasser versorgt.
Hoffnung für alle – 1996 – Nehemia 9:20

Du warst mit deiner Power immer bei ihnen und hast so dafür gesorgt, dass sie wissen, wo es langgeht. Deine Essensversorgung war auch immer am Start, du hast ihnen weiter dieses Brot und auch Wasser gegeben, keiner musste verdursten.
VolxBibel – Nehemia 9:20

Hast du das Gefühl, dass du immer weniger Lesestoff zum studieren in den Händen hälst? Hast du das Gefühl, dass die Zeit, die man sich für Gottes Wort nimmt, immer weniger wird? Man trifft sich nur noch einmal, höchstens zweimal die Woche, um über Gottes Wort zu reden?
Gottes Wort wird nur noch in Richtung „was solltest du tun“, „was du nicht tun solltest“, „werde glücklich“ ausgelegt, anstatt den Vater und den Sohn im Focus zu haben?
Woran könnte das liegen? Könnte daran liegen, dass Jehovah weniger „geistige Nahrung“ zur Verfügung stellt? Schauen wir uns den Text aus Nehemia 9 an – dann sehen wir, dass Jehovah die Menschen immer „richtig ernährt hat“ – auch wenn die Menschen von Jehovah zurück wichen – also an Jehovah liegt es nicht!

Wie konnten sich diese Menschen von Gott abwenden, nachdem er so viel für sie getan hatte? Sie haben ihn nicht wirklich geliebt. Ihr Gehorsam war nur eine äußere Form; er kam nicht aus ihrem Herzen. In ihrem Herzen lebten sie immer noch in Ägypten und wollten dorthin zurückkehren. Sie hatten keinen lebendigen Glauben an Gott, aber sie waren bereit, seine Hilfe anzunehmen und seine Gaben zu genießen. Lesen Sie Psalm 78 für eine „Röntgenaufnahme“ der geistlichen Geschichte Israels.

Die Führung des Volkes (Neh. 9:19-22). Während der vierzig Jahre, die Israel in der Wüste verbrachte, starb die alte Generation und eine neue wurde geboren. Er führte sie durch die Wolke und das Feuer, lehrte sie das Wort, versorgte sie mit dem Lebensnotwendigen und gab ihnen den Sieg über ihre Feinde. Gott hält seine Versprechen und erfüllt seine Absichten. Wenn wir ihm gehorchen, haben wir Anteil am Segen; wenn wir ihm nicht gehorchen, verpassen wir den Segen; aber Gottes Absichten werden erfüllt und sein Name verherrlicht.

Wie zu viele von Gottes Volk heute waren die Juden kurzsichtig: Sie vergaßen die herrlichen Ziele, die Gott für das Volk im Sinn hatte. Hätten sie über Gottes Verheißungen und Absichten nachgedacht (1. Mose 12,1-3; 2. Mose 19,1-8), hätten sie nicht nach Ägypten zurückkehren oder sich mit den gottlosen Völkern um sie herum vermischen wollen. Israel war ein Volk, das unter seinen Privilegien lebte und es versäumte, Gottes Willen für sein Leben vollständig zu akzeptieren.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary

Also schauen wir darauf, was verkehrt läuft? Oder nehmen wir lieber unsere eigene Verantwortung wahr? Eigene Verantwortung: lies selbst die Bibel täglich!, besprich das was du gelesen hast mit deinem himmlischen Vater! Dann kann ER dich auferbauen, und dich „unabhängig von gewissen christlichen Gruppen“ machen.

Paulus wusste, dass wir nicht einfach aufhören können, besorgt zu sein. Besorgte Gedanken haben einen Weg, sich wieder in unseren Verstand zu schleichen, egal wie sehr wir versuchen, sie zu ignorieren. Deshalb weist er uns an, das Sorgen durch „Gebet und Flehen mit Danksagung“ zu ersetzen. Wenn Sie sich in einem Streit befinden, ist es ganz natürlich, dass Sie über Ihre schwierigen Umstände nachdenken oder über die falschen Dinge, die die andere Person Ihnen angetan hat oder antun könnte. Der beste Weg, dieses negative Denken zu überwinden, ist, es durch konstruktivere Gedanken zu ersetzen, wie z. B. Gott für seine Gnade durch das Evangelium zu loben, ihm für die vielen Dinge zu danken, die er in dieser und anderen Situationen bereits für Sie getan hat, und um Hilfe im Umgang mit Ihren aktuellen Herausforderungen zu beten (vgl. Mt 6,25-34).

Wenn Sie sich an Gottes Treue in der Vergangenheit erinnern und sich heute mit ihm verbünden, werden Sie entdecken, dass Ihre Angst stetig durch Zuversicht und Vertrauen ersetzt wird (vgl. Jesaja 26,3). Tatsächlich war das Erinnern an Gottes Treue und das Danken für seine Befreiung in der Vergangenheit eine der wichtigsten Methoden der Israeliten, ihre Ängste zu überwinden, wenn sie vor überwältigenden Problemen standen (z. B. Psalm 18, 46, 68, 77, 78, 105, 106, 107, 136; Nehemia 9,5-37).

Wenn Sie Ihren Fokus durch das Gebet auf Gott richten, können Sie beginnen, etwas zu erleben, das nicht logisch erscheint: Die Feindseligkeit, die Angst und der innere Konflikt, mit denen Sie zu tun hatten, werden beginnen, einem Frieden zu weichen, der so unerwartet ist, dass Paulus sagt, er werde „alles Verstehen übersteigen“. Obwohl dieser Friede zunächst nur innerlich sein mag („bewahre dein Herz und deinen Sinn“), wird er oft zu einem äußeren Frieden – oder einer Versöhnung – heranwachsen, der ebenfalls das Verständnis derer übersteigt, die Ihren Konflikt beobachtet haben. Wenn Gott in seinem Volk wirkt, beginnen Dinge zu geschehen, die für die Welt keinen Sinn ergeben. Was für eine wunderbare Art, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen und Gott zu loben!

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Kein Mensch kann den Eindruck erwecken, dass er selbst klug ist und dass Christus mächtig ist, zu retten.

Hochmütige werden gedemütigt; aber wer nicht hoch von sich denkt, kommt zu Ehren.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 29,23

Durch Überheblichkeit erniedrigt sich der Mensch;
Ehre erlangt, wer nicht hoch von sich denkt.
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Sprüche 29,23

Menschen, die meinen, sie seien die Obergeilen, werden irgendwann auf die Fresse fallen. Menschen, die nicht so viel von sich halten, werden irgendwann groß rauskommen.
VolxBibel – Sprüche 29:23

Der Hochmut eines Menschen erniedrigt ihn; der Demütige aber erlangt Ehre.
Achte darauf,…
• … dich nach Gottes Anerkennung auszustrecken;
• … anderen dienen zu wollen;
• … den Rat anderer zu schätzen;
• … die Fehler anderer bereitwillig zu übersehen.

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

DAS STOLZE HERZ REBELLIERT GEGEN AUTORITÄT DAS DEMÜTIGE HERZ IST FÜGSAM
• hochmütig • demütig
• egoistisch • selbstlos
• ungeduldig • geduldig
• kontrollierend • selbstbeherrscht
• unreif • reif
• manipulierend • sanftmütig
• kritisch • mitfühlend
• streitsüchtig • ruhig
• schlechtgelaunt • ausgeglichen
• unabhängig • abhängig vom Herrn

June Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Viele Theologen glauben, dass Stolz die „Sünde aller Sünden“ ist, denn es war Stolz, der einen Engel in den Teufel verwandelte (Jes 14,12-15). Luzifers „Ich will sein wie der Allerhöchste“ (V. 14) forderte den Thron Gottes selbst heraus; im Garten Eden wurde daraus: „Du wirst sein wie Gott“ (Gen 3,5). Eva glaubte es, und Sie kennen den Rest der Geschichte. „Ehre sei dem Menschen in der Höhe“ ist der Schlachtruf der stolzen, gottlosen Menschheit, die sich immer noch Gott widersetzt und versucht, den Himmel auf Erden zu bauen (11:1-9; Offb. 18).

„Der stolze und hochmütige Mann – ‚Spötter‘ ist sein Name; er benimmt sich überheblich“ (Spr 21:24, NIV). „Vor dem Untergang ist das Herz eines Menschen stolz, aber vor der Ehre kommt die Demut“ (18:12, NIV; siehe 29:23). Gott hasst „einen stolzen Blick“ (6:16-17) und verspricht, das Haus der Stolzen zu zerstören (15:25). So gut wie jeder Christ kann Sprüche 16:18 zitieren, aber nicht alle von uns beherzigen ihn: „Hochmut kommt vor dem Fall, und ein hochmütiger Geist kommt vor dem Fall“ (NKJV).

Der heilige schottische Prediger James Denney sagte: „Kein Mensch kann gleichzeitig Zeugnis für Christus und für sich selbst ablegen. Kein Mensch kann den Eindruck erwecken, dass er selbst klug ist und dass Christus mächtig ist, zu retten.“ Dieses Zitat sollte in großen Buchstaben gedruckt und in jedem Kirchenraum und Konferenzsaal, in dem Gottes Volk zusammenkommt, ausgehängt werden. Es könnte einige der Prediger und Musiker demütigen, die so viel Aufmerksamkeit auf sich lenken, dass die hungrigen Schafe Jesus nicht sehen können. Wenn die größte Sünde die Verderbnis des höchsten Gutes ist, dann sind Menschen, die die christliche Religion benutzen, um sich selbst zu fördern, einer großen Übertretung schuldig.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary