Schlagwort: Weltgeschehen

Trennung von Kirche und Staat

„Überraschendes Urteil“ ??
Wenn man die Pressemeldungen liest, scheint man allgemein verwundeert, dass das Urteil so „hart“ ausgefallen ist. Doch als Leser der Bibelerwarten wir doch eigentlich, dass die Religion an Einfluß einbüßt!?! Warum sollten Kinder in der Schule das Symbol einer Religionsgemeinschaft ständig vor Augen haben?
Wie werden die Menschen reagieren, falls man die Religion in organisierter Forum ganz verbieten würde? ?? Erstaunt? Erschüttert? ider eher ruhig un gelassen?

Das ZDF berichtete:

Gericht: Kreuz im Klassenzimmer verletzt Religionsfreiheit
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte urteilt

Verletzt ein Kreuz im Klassenzimmer die Religionsfreiheit? Ja, sagt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte – und gibt einer italienischen Klägerin Recht. Das Urteil könnte Vorlage für neue Klagen sein. Der Vatikan reagierte mit „Erstaunen“.

„Es scheint, als wolle man die Rolle des Christentums für die Formung der europäischen Identität leugnen“, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Als schwerwiegend bezeichnete es Lombardi, dass gerade an Schulen ein Symbol für die Bedeutung religiöser Werte ausgegrenzt werden solle. „Religion leistet einen wertvollen Beitrag für die Erziehung und das moralische Wachstum der Person und ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Zivilisation“, sagte der Jesuit.
Religionsfreiheit verletzt

Zuvor kam der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg zu dem Urteil, dass ein christliches Kreuz im Klassenzimmer einer Staatsschule die Religionsfreiheit der Schüler verletze. Es nehme zudem den Eltern die Freiheit, ihre Kinder nach ihren philosophischen Überzeugungen zu erziehen und sei deswegen nicht mit der Europäischen Menschenrechtskonvention vereinbar. Die Richter gaben damit einstimmig einer Italienerin Recht, die bis in höchste Instanzen mit dem Versuch gescheitert war, ihre Kinder in Räumen ohne religiöse Symbole unterrichten zu lassen.

Das Gericht sprach der Klägerin Soile Lautsi 5.000 Euro Entschädigung zu. Die streitbare Frau hatte im Schuljahr 2001/02 von der Schule ihrer damals 11 und 13 Jahre alten Kinder in Abano Terme verlangt, die Kreuze im Klassenraum zu entfernen. Sie berief sich dabei auf ein Urteil des italienischen Kassationsgerichts, dem zufolge Kreuze in Wahlbüros gegen die religiöse Neutralität des Staates verstoßen.

Grundsätzliche Aussagen

Nachdem 1995 das Bundesverfassungsgericht in einem umstrittenen Urteil gegen Kreuze in bayerischen Schulen votiert hatte, entschied jetzt das Straßburger Menschenrechtsgericht in ähnlicher Weise. Zwar entscheidet der Europäische Menschenrechtsgerichtshof immer nur in Einzelfällen – Grundsatzurteile kennt das Gericht nicht. Doch beziehen sich die Straßburger Richter selbstverständlich auf die früher ergangenen Urteile und Prinzipien, die sie aus der Europäischen Menschenrechtskonvention ableiten.

Das Kruzifix-Urteil könnte aber als Vorlage für neue Klagen dienen. So kommt der Menschenrechtsgerichtshof in seinem Urteil zu Aussagen, die eindeutig grundsätzlichen Charakter haben. Auf den 17 Seiten heißt es etwa: „Die Schule soll nicht Schauplatz missionarischer Aktivitäten oder der Predigt sein“. Vielmehr müsse sie ein Ort sein, an dem verschiedene Überzeugungen einander begegneten und die Schüler etwas über ihre und andere Weltanschauungen lernen könnten. Die Neutralität des Staates müsse den Pluralismus garantieren, so die Richter – unter Verweis auf entsprechende eigene Urteile von früher.

Keine Klageflut befürchtet

Der Menschenrechtsgerichtshof widersprach der Position, die Italiens Bildungsministerin Mariastella Gelmini auch nach der Urteilsverkündung wiederholte: Das Kreuz sei für das Land mehr als ein religiöses Symbol, nämlich ein Zeichen für die Werte und Traditionen Italiens. Die katholische Kirche werde als einzige Religion in der Verfassung besonders hervorgehoben, erinnerte Gelmini.

Dass der Menschenrechtsgerichtshof jetzt mit Klagen aus anderen der 47 Europarats-Mitgliedstaaten überhäuft wird, ist indes nicht zu erwarten. Zum einen ist die Zahl der Staaten, in denen religiöse Symbole in den Klassenzimmern gezeigt werden, überschaubar. Zum anderen müssen potenzielle Kläger zunächst den nationalen Rechtsweg ausgeschöpft haben, bevor sie sich an die Straßburger Menschenrechts-Richter wenden können.

Italiens Regierung hat Berufung gegen das Kruzifix-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte eingelegt.

„… Kram zurückgeben“

Ein mir unbekannter Schreiber zog aus den Folgen der Weltkriege folgendes Resumee:

Wenn die Evolution nichts Besseres hervorbringen kann, als die gegenwärtigen Zustände, internationaler Haß, Massenmord, Vertragsbrüche, Mangel an Ehrgefühl und Vernichtung von Zivilpersonen im heiligen Namen des Krieges, dann sollten wir den Affen den ganzen Kram zurückgeben und sie auffordern, noch mal von vorn anzufangen.

Wer war dieser Schreiber??

Was für „Mitmenschen“

Kommt dir das bekannt vor? Unrecht sehen – und wegschauen oder nur zusehen???

Heute ist die Mehrheit zu feige, für die Gerechtigkeit Stellung zu beziehen!

Am letzen Samstag ist mal wieder etwas passiert, dass die Menschen in unserem Land aufrüttelt. Aber mal ganz ehrlich: Hättest DU etwa geholfen??
In der Verleumdungskampanie unter der wir hier leiden, haben auf jeden Fall fast alle weggeschaut!

Nun ein paar Zitate zu dem Thema, was Samstag geschehen ist – SCHAUT NICHT WIEDER WEG!

Tödliche Gewalt in München – die Spitze des Eisberg
von Gerd Held, Privatdozent am Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung in Berlin

Am hellichten Tag und im öffentlichen Raum wird ein Mensch, der Zivilcourage gezeigt hat, buchstäblich hingerichtet. Der Fall steht nicht allein.

Erst allmählich wird sich die Öffentlichkeit gewahr, welch monströses Verbrechen am Samstag auf einem S-Bahnsteig in München-Solln verübt wurde. Zwei junge Männer haben einen 50 Jahre alten Mann zu Tode getreten, weil er sie daran hindern wollte, von vier Jüngeren Geld zu erpressen. Das war keine „blinde Gewalt“, wie so oft ohne Nachdenken hingeschrieben wird. Keine Prügelei pubertierender Jugendlicher, keine unglückliche Eskalation. Man muss nur einmal wirklich hinschauen: Der Mann sieht auf einem S-Bahnhof ein paar Stationen vorher, wie die beiden Täter die 13- bis 15-Jährigen zur Herausgabe von 15 Euro zwingen wollen. Er weist sie zurecht und begleitet die bedrohten Jugendlichen im Zug bis nach Solln. Die Täter aber lassen nicht ab, sondern steigen auch in den Zug. Auf dem Bahnsteig in Solln schlagen sie dann zu.

Nicht einmal, nicht zweimal, sondern immer wieder. Auch als der Mann schon regungslos auf dem Boden liegt, treten sie noch auf ihn ein. Er stirbt. Es ist eine kalkulierte Tat, eine regelrechte Verfolgungsjagd, die deutlich einen Willen zum Vernichten zeigt. Hier soll ein Mensch, der sich dem Gesetz des Stärkeren mit Zivilcourage entgegenstellt, exemplarisch ausgelöscht werden. Hier geht es nicht nur um gewaltsamen Raub, nicht nur um ein Privatdelikt, sondern auch um Macht. Die Täter haben wie Kriegsherren gehandelt, die für sich das Recht beanspruchen, in „ihrem Gebiet“ andere Menschen zu unterwerfen. Mitten in unserem Land, am hellichten Tag und im öffentlichen Raum wird ein Mensch, der vorbildlich Zivilcourage gezeigt hat, buchstäblich hingerichtet. Die Tat ist nicht nur Ausdruck einer persönlichen Verrohung, sondern sie trägt auch totalitäre Züge. Sie ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, auch wenn sie von nur zwei Tätern und ohne große Ideologie verübt worden ist.

Ein neuer Typus von Verbrechen

Der Fall steht nicht allein. Unsere Gesellschaft muss sich mit einem neuen Typus von Verbrechen befassen, bei dem die Täter nicht nur mit äußerster Brutalität vorgehen, sondern auch ihr eigenes Gesetz kreieren und ihr eigenes Territorium beanspruchen. In Berlin sind seit Jahresbeginn über 200 geparkte Autos angezündet worden. Vor ein paar Tagen wurde ein Vorfall gemeldet, bei dem eine Gruppe von Polizeibeamten angegriffen wurde und, als sie die Täter verhaften wollte, sich im Handumdrehen von 60 gewaltbereiten Personen umringt sah.

Polizeibeamte sprechen heute offen von NoGo-Areas in manchen Städten, wobei die unterschiedlichsten Tätergruppen am Werk sind. Unmerklich zieht die Gewalt ihre Linien auf Bahnsteigen oder Schulwegen. Kein Stadtplan vermerkt die Wege, auf denen Kinder regelmäßig „abgezockt“ werden. Die Statistik schweigt. Denn mit der Bedrohung wächst die Angst, einen Vorfall zur Anzeige zu bringen. Wäre es in München nicht zum Mord gekommen, wäre in keiner Statistik die Erpressung von 15 Euro aufgetaucht. Wir sehen nur die Spitze vom Eisberg, die extreme Tat erscheint immer als Einzelfall. Die neue Qualität der Bedrohung unserer öffentlichen Räume nehmen wir noch nicht wahr. Wenn es aber so weitergeht, werden wir, die unbewaffneten Bürger, uns die Zivilcourage nicht mehr leisten können. Die unzähligen kleinen Aktionen des Schützens und Vermittelns, von denen unser öffentlicher Friede lebt, werden allmählich zum Erliegen kommen.

Man sollte also erwarten, dass das Verbrechen von München große politische Aufmerksamkeit findet. Das Land steht kurz vor den Wahlen zum Bundestag, am Sonntag fand die Fernsehdiskussion der beiden Kanzlerkandidaten statt. Doch es geschah nichts. Keine Frage und keine Antwort berührte auch nur von Ferne den Vorfall. Das ganze Thema der Inneren Sicherheit spielte nicht die geringste Rolle. Während am Tag zuvor in Deutschland ein Mensch seine Zivilcourage mit dem Leben büssen musste – im öffentlichen Raum, der dem Staat zum Schutz anvertraut ist – hatte keiner der Anwesenden das Mitgefühl und die Weitsicht, darauf einzugehen. Das ist eine ganz außerordentliche Fehlleistung aller Beteiligten. Diese Unterlassung wird nicht spurlos am öffentlichen Bewusstsein vorbeigehen. Sie wirft ein böses Licht auf die Aufrichtigkeit der Politik in ihrem Verhältnis zum Wähler. Die Innere Sicherheit war einmal eine Aufgabe, bei der gerade das bürgerliche Lager seine guten Argumente und seinen Realitätssinn unter Beweis stellte.

Mord auf dem Bahnsteig – warum die Menschen wegschauen
von Alexander Ulfig

Verstärkte Videoüberwachung hilft, Täter zu identifizieren. Das Wegschauen der Passanten wird dadurch nicht verhindert. Die Ursache für den Mangel an Zivilcourage liegt im Individualismus. Die Sorgen um das eigene Ich sind wichtiger als die Sorgen um die Anderen.

Der 50 Jahre alte Dominik Brunner hat sich in der Münchener S-Bahn schützend vor vier Kinder gestellt, die von zwei Jugendlichen im Alter von 17 und 18 Jahren bedroht worden waren. Auf dem S-Bahnsteig wurde er von den Jugendlichen brutal zusammengeschlagen. Er starb wenig später im Krankenhaus. Laut Polizeiberichten waren 15 Personen Zeugen des tödlichen Angriffs. Sie sahen dem Geschehen jedoch tatenlos zu.

Als eine Reaktion auf den Vorfall fordert der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mehr Videokameras in S- und U-Bahnen. Verstärkte Videoüberwachung hilft, Täter besser zu identifizieren. Sie löst nicht das grundlegende Problem: das Wegschauen der Passanten. Andere prominente Politiker wie Angela Merkel (CDU) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) fordern zu Recht mehr Zivilcourage – ohne jedoch nach den Ursachen für ihren Mangel zu fragen.

Die negativen Folgen des Individualismus

Die Ursachen liegen offensichtlich in dem heute herrschenden Geist des Individualismus. Sich mit sich selbst zu beschäftigen ist „in“, sich für andere einzusetzen ist „out“. Niemand kann heute die positiven Seiten des Individualismus wie Selbstbestimmung, persönliche Freiheiten und Entfaltung der eigenen Fähigkeiten ernsthaft in Frage stellen, doch seine negativen Folgen liegen auf der Hand: Innenorientierung, Egozentrik und Egoismus, Mangel an sozialem Engagement und Kinderlosigkeit. Eine weitere negative Folge des heutigen Individualismus ist der Mangel an Zivilcourage, an dem Mut, anderen zu helfen, ohne auf die eigene Person Rücksicht zu nehmen.

Die Sorgen um das eigene Ich sind wichtiger als die Sorgen um die Anderen. Der frühere Berliner Senator Rupert Scholz spricht von einer „unsäglichen Kultur des Wegschauens“ und fordert ein schärferes Vorgehen gegen so „Gaffer“. Er verweist nachdrücklich auf Paragraf 323c des Strafgesetzbuches: „Wer bei gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet … kann mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft werden“. Ob man allerdings mit Strafen den individualistischen Zeitgeist eindämmen kann, ist mehr als fraglich.

Ein Zeichen für Zivilcourage

Dominik Brunner hat mit seinem Einsatz ein Zeichen für Zivilcourage gesetzt. Der Mut, anderen zu helfen, ohne auf die eigene Person zu achten, bringt keine unmittelbaren persönlichen Vorteile und kann mit dem Tod bezahlt werden. Der Mangel an Zivilcourage kann nur dann behoben werden, wenn immer mehr Menschen den Individualismus in Frage stellen und solidarisches Handeln stärken.

Der Philosoph und Soziologe Alexander Ulfig veröffentlichte u.a. „Die Überwindung des Individualismus“.

PS: Das ganze erinert mich persönlich an die Worte von Herrn E.der immer sagte : WEGSCHAUEN – nicht HELFEN!! OB dieser Gewissenlose nun darüber nachdenkt????

Gestatten Sie, das ich mich vorstelle: ich bin die Treue

Dieser Artikel stand in der Apotheken Zeitung von April 09 – und war hier schon einmal eingefügt…

Gerade in den letzten Monaten waren die Tugenden Anstand, Moral und Sitte nicht sehr gefragt. Für Peter Bücher Grund genug, sich einer besonderen Tugend zu widmen.

Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Ich bin die Treue. Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich mich zu Wort melde, da von mir so selten die Rede ist und alle Welt nur noch von den Sex-Schockern spricht, die über das Fernsehen in unsere Wohnzimmer kommen. Ich sehe unscheinbar aus, nicht so schillernd, wie es heute für die Medien notwendig wäre. Treue wirkt überhaupt etwas langweilig. Da knistert nichts. Und ich spüre schon seit Langem, dass ich für viele Menschen altmodisch bin. „Treu sein, das liegt mir nicht“, ist nicht nur ein alter Operettenschlager, sondern die Lebensmaxime ganzer Generationen.

Da nun schon seit geraumer Zeit die erotischen Entfesselungskünstler die Fernsehschirme beherrschen, hatte ich gehofft, man würde auch mich einmal zu den Diskussionsrunden einladen. Denn wenn es um Liebe und Sex geht, habe ich doch ein Wörtchen mitzureden – oder etwa nicht? Zumindest die Liebe ist doch ohne mich nicht vorstellbar. Aber Fehlanzeige, von Treue wollen die Talkmaster nichts wissen, die Quoten könnten ja sinken.
Im Lexikon stehe ich unter dem Oberbegriff Tugenden; das ist zwar sehr schmeichelhaft, aber auch etwas langweilig. Zumal die Tugenden heute ebenfalls einen schweren Stand haben. Wie wunderbar hat man einst die Treue besungen! Lauschen wir doch nur mal der Harfe von Shakespeare: „O wie viel holder blüht die Schönheit doch, ist ihr der Schmuck der Treue mitgegeben.“ Das erzählen Sie mal heute den Powerfrauen. Sie ernten nichts als einen Lachkrampf. Oder Friedrich von Schiller, der ausrief, dass die Treue doch kein leerer Wahn sei, was ich selbst sowieso nie geglaubt habe. Und dann die Sache mit dem Deutschsein. Es war kein Geringerer als Heinrich Heine, der diese Empfindung hatte und niederschrieb: „Wüsste ich nicht, dass die Treue so alt ist wie die Welt, so würde ich glatt glauben, ein deutsches Herz habe sie erfunden.“
Es gab die Nibelungentreue, die Treue bis in den Tod, die Zeile aus einem Lied vor zweihundert Jahren, die als Maxime für ein ganzes Volk gedacht war. „Üb immer Treu und Redlichkeit.“
Ich gebe ja zu, das alles klingt schon etwas sehr anstrengend. Aber wer sagt denn, dass Treue leicht sein muss? Sicher, wir leben heute in einer „Nimmwas-du-kriegen-kannst-Gesellschaft“. Da bin ich mit meinem moralischen Anspruch eher ein Störenfried, ein Spielverderber.
Treue in der Ehe – pah! Heute feiern kreischende Gören mit einem Hit Triumphe, der da lautet: „Verpiss dich!“ –also das absolute Gegenteil von Treue.
Im Übrigen: Mein Anspruch geht über das Bett hinaus. Treue hat etwas mit dem gesamten Leben zu tun. Treue ist total. Beständigkeit und Unwandelbarkeit sind die hehren Begriffe, die sich wie Girlanden um mich ranken. Vielleicht arrangieren sich die Menschen deshalb so schwer mit mir, weil ich keine Kompromisse dulde. Ein bisschen treu geht nicht, so wie es ein bisschen schwanger nicht gibt. Wer nicht treu ist, ist untreu und wer untreu ist, gilt als wortbrüchig, wankelmütig, abtrünnig, ehrlos.
Und all jenen, die mir die Treue halten, verspreche ich: Eines Tages werde auch ich wieder voll im Trend liegen. Warum ich mich so sicher fühle? Weil ich der moralische Kitt bin, der uns alle zusammenhält. Wenn wir auf Treue verzichten, bricht unser Zusammenleben wie ein Kartenhaus auseinander.

Tja, man kann nicht ein bißchen treu sein!?! – genausowenig wie man ein bißchen Christ sein kann – entweder oder.

„Das Geheimnis glücklicher Familien“

was für ein toller Artikel!

Fine hat gestern die Zeitschriften mitgebracht und so habe ich dann endlich den Artikel lesen können, den mein Liebster bereits vor einiger Zeit während seiner Zeitungstour gehört hat.

Erwachet vom Oktober 2009 – „Das Geheimnis glücklicher Familien“
(wenn ihr auf den Link hier geht, könnt ihr euch den ganzen Artikel direkt von der Seite der Gesellschaft lesen)

Wirklich sehr schön geschrieben. Wobei mir aufgefallen ist, dass er in der Sie-Form gehalten ist, so als ob er sich nur an die Menschen da draußen wenden würde. Was ja nicht stimmt, denn die meisten Probleme, die angeführt werden, haben inzwischen auch Einzug in die Versammlungen gehalten. Warum wohl diese Form?

Vielleicht, damit ich mich beim Lesen angesprochen fühle und mich frage, „warum siezen die mich auf einmal? Immerhin bin ich doch eine Schwester“ und dass mein Gewissen dann zu mir sagt „nein, wenn du so handelst, bist du keine Schwester, dann ist das mit dem Sie auch richtig“.

Tolle Sachen darin enthalten, ich will nicht alle hier aufführen, da ich eh vorhabe, den kompletten Artikel später in die Gallery hochzustellen. Aber hier einige besonders schöne Sachen:

Eine solide Grundlage – Warum so wichtig? (S. 9)

Rat zum Thema Ehe und Familie bekommt man in Büchern, Zeitschriften und Fernsehsendungen in Hülle und Fülle. Die einen Therapeuten raten dazu, die Ehe unter allen Umständen aufrecht zu erhalten, während die anderen eine Trennung als einzige Lösung für eine kaputte Beziehung sehen. Es kommt sogar vor, dass Experten ihre Ansichten später wieder über den Haufen werfen. 1994 berichtete eine bekannte Jugendtherapeutin, früher sei sie der Überzeugung gewesen, dass „Kinder bei nur einem Elternteil, der glücklich war, besser aufgehoben seien als mit unglücklich verheirateten Eltern“. Sie schrieb: „Ich hielt deine Scheidung für besser, als sich mit einer schlechten Ehe herumzuschlagen“. Nach zwanzig Jahren Erfahrung sah sie die Sache anders und sagte, dass „viele Kinder unter einer Scheidung stark leiden“.

Besonders interessant der Artikel auf der Seite 18 – 21 – „Ehe vor dem Aus – und die Kinder?“

Eheexperten meinten, sie wüssten es ganz genau. Ehepaaren, die gerade in einer Krise steckten, gaben sie den Rat: „Hauptsache, Sie sind glücklich!“, und fast im gleichen Atemzug: „Wegen der Kinder brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Kinder stecken viel weg. Sie kommen mit einer Scheidung besser zurecht als mit Eltern, die sich nicht vertragen.“

Von manchen Experten, die einst ein Loblied auf die Scheidung sangen, hört man inzwischen andere Töne. Jetzt heißt es: „Scheidung ist Krieg. Keine der Parteien übersteht das unverwundet – auch die Kinder nicht.“

Weiter heißt es:

„Bei einer Scheidung handelt es sich um einen Rechtsstreit“, schreibt M. Gary Neumann in seinem Buch Emotional Infidelity: „Ein Partner verklagt den anderen. In dem Moment, in dem Sie sich zu einer Scheidung entschließen, haben Sie nicht mehr selbst in der Hand, was mit ihrem Kind passiert, wie Ihre finanzielle Situation aussieht und womöglich noch nicht einmal, wie sich Ihre Wohnsituation gestaltet. Vielleicht kommt es durch Mediation zu einer einvernehmlichen Regelung – vielleicht aber auch nicht. Letztendlich könnte dann ein Ihnen völlig Fremder – Richter genannt – derjenige sein, der bestimmt, wie oft Sie Ihr Kind sehen und wie viel Ihnen von Ihrem Geld bleibt. Leider ist dieser Fremde nicht unbedingt Ihrer Meinung.“

Oft wird mit der Scheidung nur eine Problematik durch eine andere ersetzt. Angefangen von der Lebensqualität bis hin zur finanziellen Lage kann sich tatsächlich alles ändern – und das nicht unbedingt zum Besseren. Und nicht zuletzt hat eine Scheidung Auswirkungen auf die Kinder.

Die Folgen für Jugendliche:

Eine Scheidung kann Kinder bis tief ins Innerste erschüttern. Manche meinen, ältere Kinder und Jugendliche würden sie besser verkraften. Schließlich, so die Argumentation, sind sie schon reifer und befinden sich sowieso im Ablösungsprozess von den Eltern. Experten weisen allerdings auf die Kehrseite der Medallie hin. Wie in Studien festgestellt wurde, können Jugendliche gerade wegen dieser Faktoren am härtesten von der Scheidung betroffen sein. Dafür spricht Folgendes:

  • Ein Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsenen ist hochgradig unsicher, vielleicht sogar noch unsicherer als ein Kind. Man darf sich von seinem Drang nach Selbständigkeit nicht täsuchen lassen. Wie nie zuvor braucht er das Gefühl, zu Hause einen sicheren Hafen zu haben.
  • Gerade wenn ältere Kinder und Jugendliche anfangen, ernsthaftere Freundschaften zu schließen, wird ihnen durch die Scheidung der Eltern vermittelt, dass man Werte wie Vertrauen, Treue und Liebe eher skeptisch gegenüberstehen sollte. Als Erwachsene gehen sie dann enge Bindungen womöglich gar nicht erst ein.
  • Wenngleich es normal ist, dass Kinder aller Altersstufen ihren Schmerz abreagieren, tendieren ältere Kinder und Jugendliche eher zu den gefährlicheren Ausdrucksformen wie kriminelle Handlungen und Alkohol- und Drogenkonsum.

Noch ein sehr wichtiger Gedanke:

Das soll nicht heißen, dass jugendliche Scheidungskinder zwangsläufig einen psychischen Schaden davontragen oder zum Scheitern verurteilt sind. Sie können es schaffen, insbesondere wenn sie zu beiden Eltern ein gutes Verhältnis haben. (Das ist zugegebenermaßen nicht immer möglich, vor allem wenn einer der Partner die Familie verlassen hat oder sich sonstwie eklatant unverantwortlich verhält oder sogar gefährlich ist).

Dennoch wäre es naiv, zu glauben, eine Scheidung sei stets „besser für die Kinder“ oder mache sämtliche Spannungen zwischen den Partnern ein Ende. Manche merken, dass sie nach der Scheidung sogar erst recht mit ihrem „unmöglichen“ Partner klarkommen müssen und dass die Streitigkeiten noch brisanter geworden sind. Durch die Scheidung werden ihre familiären Probleme nicht gelöst – lediglich der Kampfplatz hat sich verlagert.

In dem Kasten auf der Seite unten ein interessanter Gedanke:

Neumann kommt zu dem Schluss: „Es ist besser, am Partner festzuhalten und sich das Problem vom Hals zu schaffen, als sich den Partner vom Hals zu schaffen und am Problem festzuhalten.“

Hier geht es dann mit dem Thema „wie kann ich meine Ehe retten?“ weiter.

Unter der Überschrift „eine dritte Option“ heißt es:

Für alle, in deren Ehe es gerade kriselt und die mit dem Gedanken spielen, sich scheiden zu lassen, gibt es also zwingende Gründe, diesen Schritt noch einmal zu überdenken. Eine Scheidung ist kein Allheilmittel gegen Eheschmerz.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Man muss sich nicht einfach mit einer schlechten Ehe abfinden. Aber es gibt noch eine Alternative: Man kann an der Beziehung arbeiten, damit sie wieder besser funktioniert.

Statt diese Idee vorschnell vom Tisch zu wischen, weil man meint, die eigene Ehe sei sowieso nicht mehr zu retten, sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Was gefiel mir ganz am Anfang bei meinem Partner besonders? Sind seine guten Seiten nicht im Ansatz noch vorhanden?
  • Könnten meine Gefühlen nicht wieder zum Auflaben gebracht werden?
  • Was kann ich tun, um die Empfehlungen von Seite 3 bis 9 umzusetzen, und zwar unabhängig davon, was mein Partner gemacht hat oder gerade macht?
  • Kann ich meinem Partner erklären (unter vier Augen oder schriftlich), wo genau ich mir eine Verbesserung unserer Beziehung wünsche?
  • Könnten wir uns mit einem erfahrenen Freund zusammensetzten und gemeinsam über realistische Ziele für unsere Ehe reden?

Nun kommt ein sehr schöner Vergleich, der uns nachdenklich stimmen sollte. Ich mag solche Veranschaulichungen, weil sie den Gedanken auf den Punkt bringen und uns selbst zum richtigen Schluß kommen lassen. Es ist immer noch etwas anderes, ob wir was tun, weil uns das jemand gesagt hat, oder ob wir selbst die Entscheidung getroffen haben.

Es ist wie bei einer langen Autoreise. Auf Schwieigkeiten wie schlechte Wetterverhältnisse, Staus und Verkehrshindernisse muss man einfach gefasst sein. Vielleicht verfährt man sich sogar. Was dann? Die Reise abbrechen oder aber einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden, und weiterfahren?

An dem Tag, als man sein Jawort gegeben hat, hat man sich ebenfalls auf eine Reise gemacht, bei der von vornherein klar war, dass sie nicht reibungslos verlaufen würde. In der Bibel heißt es, dass „Verheiratete besonderen Belastungen ausgesetzt sein“ werden (1. Korinther 7:28).

Die Frage ist nicht, ob in der Ehe Probleme auftauchen, sondern wie man ihnen begegnet. Kann man nicht doch einen Weg finden, die Hindernisse zu überwinden und die Ehe fortzusetzen?

Und selbst, wenn Ihre Situation scheinbar hoffnugnslos verfahren ist, Sie können immer noch Hilfe suchen.

Im Kasten unter dem Thema „Wenn die Ehe beendet wird“ auch einige sehr interessante Gedanken, über die wir nachdenken sollte und dann entsprechend reagieren. Denn immerhin geht es ja hier um das Wohl unserer Kinder:

…Versichern sie ihm, dass es keine Schuld an der Scheidung trägt und immer von Ihnen beiden geliebt werden wird.

Die Waffen niederlegen – der Krieg ist vorbei
Einige Eltern bekämpfen sich lange nach der Scheidung immer noch. Wie ein Psychologe es ausdrückt, „sind sie zwar auf dem Papier geschieden, bleiben aber in Feindschaft verbunden, weil sie es nicht geschafft haben, friedlich einen Waffenstillstand auszuhandeln“. (Wie auch? Der Mensch ist nicht für Trennungen geschaffen, Jehova wollte, dass man mit seinem Ehepartner bis zum Tode in Treue verbunden bleibt. Von Trennung war keine Rede. Daher haben wir auch nicht die Fähigkeit, das so hinzubekommen, dass niemand leidet.Kursivschrift von mir)

Da die Eltern anscheinend ständig miteinander im Clinch liegen, bekommen die Kinder nicht nur weniger elterliche Aufmerksamkeit, sondern werden auch noch dazu ermutigt, Vater und Mutter gegeneinander auszuspielen. Ein Junge sagt z.B. zu seiner Mutter: „Papa erlaubt mir, abends so lange wegzubleiben, wie ich will. Wieso du nicht?“ Da sie nicht möchte, dass ihr Sohn „zum Feind überläuft“, gibt sie nach. (schon krass, oder? Dass sie es so empfindet und den Kindern so rüberbringt. Wie sollen sich Kinder da gesund und normal entwickeln?)

…Aber Vorsicht: Sie dürfen die Rollen nicht tauschen und bei Ihrem Kind emotionalen Halt suchen. Ihr Kind ist ein Kind – nicht Ihre Vertrauensperson.

Beim Jugendlichen ein gutes Verhältnis zum Expartner fördern.
Sie sind von Ihrem Partner geschieden worden, nicht aber ihr Kind. Die Eltern bleiben die Eltern. Den Expartner schlechtzumachen schadet nur. Dazu das Buch Teens in Turmoil – A Parth to Change for Parents, Adolescents, and Their Families:

„Eltern, die die Kinder im Scheidungskrieg als Waffen benutzen, m üsen damit rechnen, dass sie ernten, was sie säen.“

Naja, Fazit des Artikels ist:

Jehova hat den Menschen nicht dazu geschaffen, dass sie nur eine kurze Zeit eine Beziehung führen, sondern sie sollten EINEN Ehepartner haben, an der Beziehung bis zum Tode festhalten. Wenn es Probleme gibt, dann die Probleme lösen – nicht die Ehe.

Denn: wenn wir unsere Beziehung beenden und uns scheiden lassen – gibt es nur Verlierer. Ob nun Kinder betroffen sind oder nicht.

Aber die Kinder, die betroffen sind, werden immer darunter leiden, auch wenn sie heute vielleicht einen auf cool machen!