In einer Telegrammgruppe wurde gefragt:
Welchen Körper hatte Jesus nach seiner Auferstehung?
https://t.me/bibel_forscher/2337
Hier nun ein paar Antworten:
Zum Ort sagt Johannes: »Als nun die Türen dort verschlossen waren, wo sich die Jünger befanden.« »Die Jünger befanden sich« offensichtlich »dort, wo« Maria Magdalena die beiden Jünger Petrus und Johannes getroffen hatte und wohin diese beiden nach der Besichtigung des leeren Grabes wieder zurückgekehrt waren (V. 2.10). Wir haben es also mit einem ganz bestimmten Haus in Jerusalem zu tun. Ist es das in Apg 1,13 genannte? Und ist es zugleich das in Apg 12,12 erwähnte? Also das des Johannes Markus? Oder das des Abendmahlssaales (Joh 13,1ff.)? Wir wissen es nicht. Aber Johannes schreibt so bestimmt, dass es vor seinem inneren Auge gestanden haben muss. Eins können wir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen: Die Jünger hatten schon damals ein bestimmtes Versammlungshaus in Jerusalem.
Edition C
An jenem Abend »waren die Türen verschlossen aus Furcht vor den Juden«. Es handelte sich also um ein Privathaus, sehr wahrscheinlich gehörte auch der Besitzer zum Jüngerkreis. Die kleine Bemerkung »aus Furcht vor den Juden« reißt den ganzen Horizont der leidvollen Geschichte von Juden und Christen auf. Am Anfang waren es die Christen, die vor den Juden Angst haben mussten. Dann kam eine viel längere Zeit, in der die Juden sich vor den Christen fürchten mussten. Die Furcht vor den Juden durchzieht das Johannesevangelium von Joh 7,13 an (vgl. Joh 9,22.34; 12,42; 16,2; 19,38). Damals drohte der Synagogenbann (vgl. Joh 9,22; 12,42; 16,2). Aber Jesus hatte auch schon geweissagt, dass seinen Jüngern der Tod drohe (Joh 16,2). Daher müssen wir vermuten, dass die im Haus versammelten Jünger nach der Hinrichtung des Meisters um ihr eigenes Leben fürchteten. Betrachtet man Apg 7,54ff.; Apg 8,1ff.; Apg 9,2.23-29; 12,1ff., dann war diese Furcht keineswegs grundlos.
Dann geschieht das Unerwartete: »Jesus kam«! Das wird so schlicht gesagt, als sei eben irgendein Besucher hereingekommen. „Er trat in die Mitte« (vgl. Lk 24,36). Das widerspricht der Theorie, es habe sich nur um Visionen gehandelt. Ein Gespenst, ein Geist (vgl. Lk 24,37), eine visionäre Erscheinung tritt kaum »in die Mitte«. Offenbar sitzen die Jünger im Kreis (vgl. Joh 8,3). Wie kann Jesus bei »verschlossenen Türen« hereinkommen? Antwort: Jesu Auferstehungsleib ist nicht materieller Art gewesen und nicht mehr wie ein irdischer Körper an Raum und Zeit gebunden (vgl. V. 26).
Bei einigen Gelegenheiten erkannten die Jünger den auferstandenen Jesus nicht mehr. (Matthäus 28:16, 17; Lukas 24:15, 16; Johannes 20:14-16; 21:4-12) Die Erklärung hierfür finden wir im 16. Kapitel des Markusevangeliums, Vers 12, ganz gleich, ob wir diesen Text in der lateinischen Vulgata, in der englischen King James-Bibel, in der deutschen katholischen Allioli-Übersetzung oder in der Luther-Bibel nachlesen. Nach der Übersetzung von Luther lautet dieser Vers: „Danach offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.“ Das griechische Wort, das hier mit „Gestalt“ wiedergegeben wird, ist morphe und bedeutet nach dem griechisch-deutschen Wörterbuch „Form, Gestalt, äußere Erscheinung, Äußeres“. Aber selbst ohne die Erklärung nach Markus 16:12 könnte der aufrichtige Forscher — er braucht gar kein Sherlock Holmes zu sein — durch eine sorgfältige Betrachtung der Berichte über die Erscheinungen des Auferstandenen erkennen, daß Jesus verschiedene, den Umständen angepaßte Leiber annahm. Mindestens zweimal erschien er in einem Leib, der dem glich, mit dem er an den Pfahl geschlagen worden war. (Lukas 24:38-40; Johannes 20:20-27) Bei anderen Gelegenheiten dagegen erweckte die Gestalt, die er materialisiert hatte, bei den Jüngern im ersten Moment Zweifel.
Wachtturm 15.April 1963
9 Einige unserer Leser denken nun vielleicht daran, wie Jesus seine Jünger vor seiner Himmelfahrt zum Ölberg hinausführte, wie er dann vor ihren Augen emporgehoben und von einer Wolke, die ihn ihren Blicken entzog, aufgenommen wurde, ja wie dann zwei Engel zu ihnen sagten: „Dieser Jesus, der aus eurer Mitte in den Himmel emporgehoben worden ist, wird in derselben Weise kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen!“ (Apostelgeschichte 1:9-11, Me) Mit dem Ausdruck „Weise“ in den Worten „in derselben Weise“ wird nicht das griechische Wort morphe, sondern tropos wiedergegeben. Die Engel sagten also nicht, Jesus werde in derselben Form oder Gestalt wiederkommen; sie sagten, er komme in derselben Weise wieder. Sie sagten auch nicht, jene Jünger würden ihn kommen sehen.
Jesus hätte mit seinem menschlichen Leib nicht durch den Van-Allen-Strahlengürtel und durch den Weltraum hindurch in den Himmel gelangen können. Paulus sagte in seinen Ausführungen über die Auferstehung ausdrücklich: „Dies aber sage ich, Brüder, daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Verwesung nicht die Unverweslichkeit ererbt.“ Das stimmt auch mit seinen vorangehenden Worten überein: „Es wird gesät in Verwesung, es wird auferweckt in Unverweslichkeit.“ (1 Korinther 15:42, 50) „Ja“, werden nun einige Leser sagen, „Jesus vergeistigte aber seinen Fleischesleib, als er in den Himmel auffuhr.“ Wir fragen aber: Vergeistigten dann auch die Engel, die am Auferstehungstag und am Tag der Himmelfahrt Christi Menschengestalt angenommen hatten, um den Jüngern zu erscheinen, ihren Leib, als sie in das unsichtbare geistige Reich zurückkehrten? Vergeistigte Jesus auch die Kleider, in denen er seinen Jüngern erschienen war?
Jesus muß Kleider materialisiert haben, denn die Kleider, die er trug, bevor er an den Pfahl geschlagen wurde, verteilten die Soldaten hinterher unter sich, und den nahtlosen Leibrock verlosten sie. Die Grabtücher, in die seine Leiche eingehüllt gewesen, und das Tuch, das auf sein Haupt gelegt worden war, lagen nach seiner Auferstehung noch in der Gruft. (Johannes 19:23, 24; 20:5-7) Wenn der auferweckte Jesus neue Kleider materialisieren konnte, dann konnte er doch bestimmt auch jedesmal einen passenden Leib materialisieren, wenn er seinen Jüngern erschien, und ihn danach wieder entmaterialisieren. Er brauchte ihn also nicht zu vergeistigen!
DAS OPFER NICHT VOM ALTAR ZURÜCKGENOMMEN
Was bedeutete es, wenn Jesus mit seinem Leib von Fleisch, Blut und Knochen in den Himmel aufgefahren wäre und nun dort immer noch darin lebte? Es bedeutete, daß niemand von den Toten auferstünde. Warum nicht? Weil Jesus dann sein Opfer wieder vom Altar zurückgenommen hätte!
Jesus sagte: „I c h bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brote ißt, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das i c h geben werde, ist mein Fleisch, welches i c h geben werde für das Leben der Welt. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und i c h werde ihn auferwecken am letzten Tage; denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank.“ (Johannes 6:51, 54, 55) Wie könnten wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken, um ewiges Leben zu haben, wenn er doch sein Fleisch und sein Blut benötigte, um im Himmel zu leben? Schon ein altbekanntes Sprichwort sagt: Man kann den Kuchen nicht essen und ihn gleichzeitig haben!
Angenommen, Jesus sei in seinem irdischen, menschlichen Leib im Himmel, dann wüßten wir, wie Gott aussieht, denn Geistliche, die lehren, daß Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren sei, lehren auch, daß Jesus Gott selbst sei. Gott sähe demnach so aus wie Jesus, als er auf der Erde war. Er wäre wahrscheinlich etwa 1,8 Meter groß, hätte eine jüdische Nase, vielleicht einen Bart, Geschlechtsorgane wie ein Mensch und wöge etwa zweihundert Pfund oder hundert Kilo. Vielleicht sähe er so aus wie in Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans. Jesus sagte jedoch zu den Juden: „Der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt niemals weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt [morphe̱] gesehen.“ (Johannes 5:37, Lu) Und der Apostel Johannes schrieb an Christen: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ (1 Johannes 3:2, Lu) Wäre Jesus mit seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren, dann stimmten diese Worte des Johannes nicht, denn dann wüßten wir, wie Christen nach ihrer Auferstehung von den Toten im Himmel aussehen werden.
Noch etwas: Wäre Jesus in seinem Fleischesleib im Himmel, so hätte er auch ein vollständiges Verdauungssystem samt Mund und Magen. Auch seine treuen Jünger, die in den Himmel kommen, wären dann mit diesen Organen ausgestattet. Wir erinnern uns, daß Jesus zu ihnen einmal sagte: „I c h verordne euch, gleichwie mein Vater mir verordnet hat, ein Reich, auf daß ihr esset und trinket an meinem Tische in meinem Reiche.“ (Lukas 22:29, 30) Nach dem Essen und Trinken würden Speise und Trank durch den Verdauungskanal befördert, und dann? Jesus sagte: „Begreifet ihr noch nicht, daß alles, was in den Mund eingeht, in den Bauch geht und in den Abort ausgeworfen wird?“ (Matthäus 15:17) Demnach müßte es nun im Himmel auch Aborte geben, öffentliche und private, und Jesus, der nach der Auffassung vieler Geistlicher Gott selbst sein soll, müßte wie ein Mensch seine Notdurft verrichten, etwas, was er vor seiner Menschwerdung nie tun mußte. So müßte es sein, wenn wir ihre Argumente bis zur letzten Konsequenz verfolgen.
Wie vernünftig ist dagegen doch die Bibel, wenn sie sagt, daß „Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können“! (1 Korinther 15:50) In seinen erläuternden Ausführungen über den Versöhnungstag (Jom Kippur), den die Juden jährlich feierten, beweist der jüdisch-christliche Paulus, daß Jesus Christus seinen Fleischesleib nicht in den Himmel mitnahm, sondern ihn als ein menschliches Schlachtopfer zurückließ.
Nach dem 16. Kapitel des 3. Buches Mose ging der jüdische Hohepriester am jährlichen Versöhnungstag mit dem Blut des geopferten Farren oder jungen Stieres und des geopferten Bockes in das Allerheiligste des von Menschen errichteten heiligen Zeltes oder Tempels hinein. Die Häute, das Fleisch und der Mist des Farren und des Bockes mußten beseitigt werden, indem sie außerhalb des Lagers oder der Gemeinde verbrannt wurden. Der Farren und der Bock stellten den sündlosen Jesus Christus als menschliches Schlachtopfer dar. Das Allerheiligste, in das das Blut des Farren und des Bockes hineingebracht wurde, stellte den Himmel selbst dar, in dem Gott, der Schöpfer, wohnt.
Hören wir, was Gottes Wort selbst darüber sagt: „Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erlangt hatte. Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen; auch nicht, auf daß er sich selbst oftmals opferte, wie der Hohepriester alljährlich in das Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut; sonst hätte er [Christus] oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an; jetzt aber ist er e i n m a l in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ — Hebräer 9:11, 12, 24-26.
Wie wurden die Leiber der am Versöhnungstag geopferten Tiere beseitigt? Hebräer 13:10-13 antwortet: „Wir [Christen] haben einen Altar, von welchem kein Recht haben zu essen, die der Hütte dienen. Denn von d e n Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt. Darum hat auch Jesus, auf daß er durch sein eigenes Blut das Volk heiligte, außerhalb des Tores gelitten. Deshalb laßt uns zu ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend.“
Dem Bild entsprechend, das am Versöhnungstag dargestellt und von Jesus Christus erfüllt wurde, nahm der Sohn Gottes seinen menschlichen Leib nicht in das wirkliche Allerheiligste, den Himmel oder die Gegenwart Gottes, mit. So wie am Versöhnungstag die Leiber der beiden Opfertiere beseitigt wurden, wurde der irdische Leib Jesu nach Gottes Willen beseitigt oder so darüber verfügt, daß gehorsame Menschen durch Glauben davon „essen“ können.
Jesus nahm auch sein buchstäbliches vergossenes Blut nicht in den Himmel mit, sondern nur das, was es versinnbildlichte. Gottes Wort sagt: „Die Seele [das Leben, Lu; nefesch] des Fleisches ist im Blute, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu tun für eure Seelen [nefesch in der Mehrzahl]; denn das Blut ist es, welches Sühnung tut für die Seele [nefesch].“ (3. Mose 17:11, Fußnote) Demnach war Jesu vergossenes Blut ein Sinnbild seines dahingegebenen menschlichen Lebens. Es stellte den Wert seines geopferten Lebens dar. Der jüdische Hohepriester, der mit dem Versöhnungsblut durch den inneren Vorhang in das Allerheiligste des Zeltes der Anbetung hineinging, stellte somit den von den Toten auferstandenen Jesus dar, der mit dem Wert seines menschlichen Opfers in den Himmel selbst einging, um ihn dort Gott, seinem Vater, darzubringen. Sein Blut, das Symbol seines Lebens, wurde für unser Leben, das von unserem Blut abhängt, geopfert.
eine andere Meinung
In Bezug auf die Beschaffenheit des Auferstehungsleibes Jesu sind viel entscheidender als die Texte über das Erscheinen und Verschwinden Jesu jene Texte, die zeigen, dass Jesus eindeutig einen natürlichen Leib mit „Fleisch und Knochen“ (Lk 24,39) hatte, der essen und trinken, Brot brechen, ein Frühstück zubereiten und betastet werden konnte. Anders als die Schriftstellen über das Erscheinen und Verschwinden Jesu lassen diese Texte keine alternative Erklärung zu, die den natürlichen Leib Jesu leugnet – Harris selbst stimmt zu, dass Jesus in diesen Bibelstellen einen Leib aus Fleisch und Knochen hatte. Doch was sollten diese körperlichen Erscheinungen die Jünger lehren, wenn nicht, dass Jesu Auferstehungsleib eindeutig ein natürlicher Leib war? Wenn Jesus in demselben körperlichen Leib von den Toten auferstanden ist, der gestorben war, und wenn er wiederholt in jenem körperlichen Leib den Jüngern erschien, mit ihnen über vierzig Tage aß und trank (Apg 10,41), und wenn er in demselben natürlichen Leib in den Himmel auffuhr (Apg 1,9) und wenn der Engel sofort den Jüngern sagte: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel auffahren sehen“ (Apg 1,11), dann lehrte Jesus ihnen eindeutig, dass sein Auferstehungsleib ein körperlicher Leib war. Wenn die „gewöhnliche Form“ seines Auferstehungsleibes nichtkörperlich gewesen wäre, dann hätte Jesus sich bei diesen wiederholten körperlichen Erscheinungen dessen schuldig gemacht, die Jünger (und alle nachherigen Leser des Neuen Testaments) zu der fälschlichen Annahme verleitet zu haben, dass sein Auferstehungsleib körperlich geblieben sei, obwohl er es nicht war. Wenn er üblicherweise nichtkörperlich war und bei der Himmelfahrt für immer nichtkörperlich würde, dann wäre es sehr irreführend, wenn Jesus sagte: „Seht an meinen Händen und meinen Füßen, dass ich es bin! Rührt mich an und schaut, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe“ (Lk 24,39). Er sagte nicht: „… Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es vorübergehend habe“! Es wäre falsch gewesen, die Jünger zu lehren, dass er einen körperlichen Leib hatte, wenn er ihn in seiner gewöhnlichen Daseinsweise in Wirklichkeit gar nicht hatte.
Theologisches Lehr- und Studienmaterial des Martin Bucer Seminars
Wenn Jesus die Jünger hätte lehren wollen, dass er nach Belieben erscheinen und verschwinden könne (wie Harris behauptet), dann hätte er leicht vor ihren Augen verschwinden können, sodass sie dieses Ereignis eindeutig hätten aufzeichnen können. Oder er hätte leicht durch eine Wand hindurchgehen können, während sie ihn beobachteten, anstatt bloß plötzlich in ihrer Mitte zu stehen. Kurz gesagt, wenn Jesus und die Schreiber des Neuen Testaments uns hätten lehren wollen, dass der Auferstehungsleib gewöhnlich und wesenhaft nichtmateriell wäre, dann hätten sie dies tun können, doch stattdessen gaben sie viele klare Hinweise, dass er gewöhnlich körperlich und materiell war, obwohl es sich um einen Leib handelte, der vollkommen gemacht, für immer von der Schwachheit, der Krankheit und dem Tode befreit worden war.
Schließlich ist noch eine weitreichende dogmatische Überlegung in Betracht zu ziehen: Die leibhaftige Auferstehung Jesu und sein ewiger Besitz eines körperlichen Auferstehungsleibes liefern eine klare Bestätigung für die Güte der materiellen Schöpfung, die Gott ursprünglich gemacht hatte: „Und Gott sah alles, was er gemacht hatte; und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31). Wir als auferweckte Männer und Frauen werden in Ewigkeit in neuen Himmeln und auf einer neuen Erde leben, „in welchen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13). Wir werden auf einer erneuerten Erde leben, die „freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbnisses“ (Röm 8,21; Elbf) und wie ein neuer Garten Eden werden wird. Dort wird ein neues Jerusalem sein, „und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen“ (Offb 21,26), und dort wird sein ein „Strom vom Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der ausging vom Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte zwischen ihrer Straße und dem Strom, von dieser und von jener Seite aus, war der Baum des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt“ (Offb 22,1–2). In diesem sehr materiellen, physischen, erneuerten Universum scheint es so, dass wir als Menschen mit körperlichen Leibern leben werden, die für das Leben in der erneuerten natürlichen Schöpfung geeignet sein werden. Ausdrücklich bekräftigt der körperliche Auferstehungsleib Jesu die Güte der ursprünglichen Erschaffung des Menschen durch Gott nicht als ein bloßer Geist wie die Engel, sondern als eine Kreatur mit einem natürlichen Leib, der „sehr gut“ war. Wir dürfen nicht dem Irrtum verfallen, annehmen zu wollen, dass immaterielle Existenz in irgendeiner Weise eine bessere Daseinsform für Kreaturen wäre:15 Als Gott uns als den Höhepunkt seiner Schöpfung machte, gab er uns natürliche Leiber. In einem vollkommen gemachten körperlichen Leib erstand Jesus von den Toten auf, regiert er jetzt im Himmel und wird er wiederkommen, um uns auf ewig in seine Gemeinschaft aufzunehmen.
Dieser und der darauf folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass Gottes Volk einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der Körper, den Gott bei der Auferstehung schenkt, vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie wäre ein „Dampfschiff“ (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet kein wispy Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. Mit dem „geistlichen Leib“ meint Paulus auch keinen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).
Craig A. Evans – Ein Handbuch über die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens
Der Sprachgebrauch von Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Korinther 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. Auch in Gal 5,16-17 unterscheidet Paulus zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, statt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, aus ätherischem Geist und nicht aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich der Kraft des Geistes zu unterwerfen und nicht der des feindlichen Fleisches. Deshalb kann er sich in Gal 6,1 an die „Geistlichen“ (hoi pneumatikoi) wenden, also an diejenigen, die aufgrund der Führung des Geistes in der Lage sind, einen in Sünde Gefangenen sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).
Das Problem, das Paulus mit dem jetzigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung für dieses Problem besteht also nicht darin, einen ätherischen Körper zu bekommen, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also körperlich sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben es uns, etwas über die Beschaffenheit von Jesu Auferstehungsleib zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu beinhaltet, dann beinhaltet Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich auch eine Beschreibung dessen, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt er in seiner Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was bereits mit Jesus geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).
und zum Schluß noch die für mich wichtigste Zusammenfassung:
Die Natur des Auferstehungsleibes
Arnold Fruchtenbaum – Die Auferstehung des Messias
Bezüglich der Natur des Auferstehungsleibes, den Jeschua hatte, gibt es neun spezifische Dinge zu beachten. Erstens wurde er, wie bereits bei der Untersuchung des historischen Abschnitts erwähnt, nicht immer sofort erkannt. Es waren genug Veränderungen an seinem Auferstehungsleib aufgetreten, dass das Erkennen nicht sofort möglich war, aber es gab genug Ähnlichkeiten, dass diejenigen, die ihn kannten, ihn schließlich als genau den erkannten, den sie vorher kannten (Lk. 24:16, 31; Johannes 20:15; 21:7). Es gab viele Veränderungen und doch viele Ähnlichkeiten.
Zweitens hatte Jesus die Fähigkeit, zu erscheinen und zu verschwinden (Lk. 24:31-36; Johannes 20:19).
Drittens: Sein neuer Körper hatte kein Problem mit physischen Barrieren. Er konnte durch Wände und geschlossene Türen hindurchgehen (Johannes 20:19).
Die vierte Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass es ein materieller Körper war. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und keinen physischen Schranken unterworfen war, war es ein materieller Körper aus Fleisch und Knochen, wie Jeschua selbst beschrieb (Lk. 24:39-40). Normalerweise würde man erwarten, dass die Lesung „Fleisch und Blut“ lautet, aber der Auferstehungsleib enthält kein Blut. Es ist kein bluthaltiger Körper, sondern ein geisthaltiger Körper. Anstelle von „Fleisch und Blut“ heißt es also „Fleisch und Gebein“.
Fünftens hatte der Auferstehungsleib Jesu immer noch die Nagelabdrücke und die Speerwunde (Johannes 20:24-27). Die Spuren der Kreuzigung waren noch sehr deutlich an seinem Körper zu sehen.
Die sechste Sache über die Natur Seines Auferstehungsleibes ist, dass er nicht nur Geist war. Jeschua aß Fisch und Brot, um zu zeigen, dass Er nicht nur ein Geist, eine Erscheinung oder ein Gespenst war (Lk. 24:41-43).
Siebtens: Sein Auferstehungsleib konnte gefühlt werden. Obwohl Er die Fähigkeit hatte, zu erscheinen und zu verschwinden und durch Wände zu gehen, gab es genug Fleisch- und Knochenmaterial, dass Sein Körper gefühlt werden konnte (Matthäus 28:9; Lk. 24:39; Johannes 20:17).
Achtens: Der Auferstehungsleib von Jesus war sichtbar. Es war ein Körper, den man im Alltag sehen konnte. Es war nicht nur eine Vision oder ein Traum, sondern es war ein normaler, alltäglicher Anblick (Johannes 20:20).
Die neunte Sache über die Natur des Auferstehungsleibes des Messias ist, dass er atmen konnte und tat (Johannes 20:22).
Im Licht dieser neun Dinge können drei Schlussfolgerungen gezogen werden. Erstens: Es war derselbe Körper, der gestorben ist. Das war kein neu geschaffener Körper, sondern derselbe Körper, der in das Grab gelegt worden war. Zweitens: Derselbe Körper erfuhr eine Veränderung, keine absolute, totale Veränderung, aber eine große Veränderung in vielen Bereichen. Es gab genügend Veränderungen, so dass Er nicht sofort erkannt wurde; dennoch blieben genügend Elemente erhalten, so dass Er als derselbe Jeschua erkannt wurde. Drittens: Der Auferstehungsleib des Messias war verherrlicht, doch diese Herrlichkeit war während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung noch verhüllt. Als er erschien, sah er wie ein normaler Mensch aus, wie es bei den Frauen im Garten und bei den beiden Jüngern auf der Emmausstraße der Fall war. Während der vierzig Tage des Dienstes nach der Auferstehung war die Herrlichkeit verhüllt, aber nach seiner Himmelfahrt war sie nicht mehr verhüllt (Philipper 3,21; Offenbarung 1,12-18).
Dies sind die Fakten bezüglich der Natur des auferstandenen Körpers von Jeschua. Es ist nicht immer klar, ob einige Dinge wahr sind, weil es ein auferstandener Körper war oder weil Er Gott ist. Einige Dinge werden für unseren auferstandenen Körper wahr sein, aber einige Dinge werden sicherlich nicht für uns wahr sein. Zum Beispiel wird gesagt, dass unser auferstandener Körper perfekt ist, ohne Anzeichen von Alterung oder Beschädigung, aber der Körper von Jeschua hatte immer noch die Nagelabdrücke. Was also für seinen Auferstehungsleib galt, wird nicht unbedingt auch für unseren gelten, obwohl es viele Ähnlichkeiten geben wird.
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