und vergiß nicht seine Taten – II

Preise Jahwe, o meine Seele, / Und all mein Innres (Damit sind gemeint das Herz, die Nieren usw., die nach biblischer Anschauung nicht nur dem leiblichen, sondern auch dem seelisch-geistigen Leben dienen.) seinen heiligen Namen!
Preise Jahwe, o meine Seele, / Und vergiß nicht all seiner Segenstaten!
Er vergibt dir all deine Missetat, (Die sündenvergebende Gnade ist dem Dichter die höchste aller göttlichen Segenswohltaten.) / Schafft all deiner Krankheit Heilung.
Ludwig Albrecht – Ps 103,1–3

Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und von ganzem Herzen will ich seinen heiligen Namen preisen.
Mit meiner Seele will ich den Herrn loben und das Gute nicht vergessen, das er für mich tut.
Er vergibt mir alle meine Sünden und heilt alle meine Krankheiten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Psalm 103,1–3

2020 war die Frage: Was hat ER schon für DICH getan? Zähle doch einmal auf!

Und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Dieser Satz erinnert daran, dass von Gottes Seite es nie an einem reichen Stoffe fehlt, ihn zu loben, wenn nur nicht unsere Undankbarkeit hindernd dazwischen träte. Erstlich lehrt uns nun der Herr, dass er darum so freundlich mit uns handelt, damit sein Name durch uns gepriesen werde. Zugleich aber straft er unsre eitle Flüchtigkeit, die uns vielmehr anderswohin umtreibt. Denn woher anders kommt es, dass wir in dieser wichtigsten Übung der Frömmigkeit so gleichgültig sind, als dass Gottes unermessliche Wohltaten, die am Himmel und auf der Erde offenkundig sind, sich in unsern Herzen unter einer schändlichen und gottlosen Vergesslichkeit begraben lassen müssen? Indem der Prophet uns lediglich vor diesem Vergessen warnt, zeigt er, dass die Neigung zu unserer Pflicht vorhanden sein müsste, wenn nur das Andenken an Gottes Wohltaten in uns lebendig wäre.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

David gab sich selbst den Befehl ( du meine Seele ), den Herrn von ganzer Seele zu preisen, d. h. sich ganz dem Lobpreis des heiligen Namens Gottes hinzugeben (vgl. Ps 33,21 ). Das war mit Sicherheit angesichts der vielen Wohltaten des Herrn gerechtfertigt.
David pries den Herrn für seine vielen Gnadentaten, für seine Vergebung der Sünden (V. 3 a), für die Heilung von Krankheit (V. 3 b), für die Errettung vom Tod (V. 4 a; Grube ist ein Synonym für Grab), für die Bereicherung seines Lebens durch Gottes Gnade (vgl. V. 8.11.17 ), für sein gnädiges Erbarmen (vgl.V. 8.13 ; Ps 116,5; 119,156 ), für Davids Sättigung ( mit Gutem ; vgl. Ps 104,28;107,9 ) und für die Erneuerung seiner Jugend. Wenn hier gesagt wird, daß Gott uns „krönt“, dann weist dieser Ausdruck auf seine Gnade hin, die er schenkt (so wie in Ps 8,6 ). Der Psalmist erfuhr durch Gott eine geistliche Neubelebung wie ein Adler, der sein ganzes Leben hindurch seine Stärke behält (vgl. Jes 40,31 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Vor Gott zu treten und ihm zu danken (und zum Lobpreisen fortzuschreiten) bedarf eines wachen und bereiten Inneren. Denn der Mensch ist vor Gott nicht ohne weiteres empfangsbereit: »… der Wille zum Aufhorchen, vor Gott zu treten und dem lebendigen Eindruck von ihm die Seele zu öffnen« (Weiser) muß erst kommen. Er kommt zwar durch Gottes Gnade, aber diese wirkt nicht ohne den Selbstentschlußa des Beters.
Man kann allerdings auch sagen, daß hinter der Aufforderung an sich selbst (meine Seele) zuzeiten auch die Freude steht, zu Gott kommen zu dürfen. So wird der Dank an Gott nicht aus einem halbbewußten oder gar unbewußten und zwanghaften Gottesverhältnis geboren, sondern aus einem freien und spontanen Entschluß heraus. Die »Seele« vertritt hier den vitalen Menschen, wie er leibt und lebt, darum heißt das Parallelwort all mein Inneres. Im Preisen, das hier ein konkretes Danken ist, ereignet sich eine Wiederholung der Gottesgeschichte, mit dem Ziel, »Gott gleichsam noch einmal vor sich zu sehen« (Weiser), und zwar alle seine Wohltaten. Persönlicher Dank kann nicht absehen von dem, was Gott seinem Volk getan hat. Vergiß nicht kann der Beter zu sich selbst sagen, weil Gott in seinem Herzen und seinen Gedanken gegenwärtig ist.

Wuppertaler Studienbibel

Danken, nur danken! So schnell sind vergessen Gaben, von oben empfangen, weil wir nur rechnen und weil wir nur messen nach unserm eignen Verlangen. Ach, und wir haben doch Anrecht alleine
nur auf den Zorn, nichts daneben; was kann der Heilige, Mächt’ge und Reine anders den Sündern wohl geben?
Dennoch, Er heilte den blutenden Schaden, zahlte die Menge der Schulden, will sich in Liebe und Güte und Gnaden immer von neuem gedulden.
Und wir vergessen! Wir murren und klagen, fordern und mäkeln ohn‘ Ende, mögen das Kreuz und die ändern nicht tragen, binden Gott selber die Hände!
Sehen nur immer, was Schweres wir haben, was wir verloren, besessen, und Seiner Liebe tagtägliche Gaben, sie sind daneben vergessen!
Danken, nur danken, allzeit und für alles, darin liegt Kraft und Vermögen; nur nicht vergessen, was trotz tiefen Falles alles uns wurde an Segen.
Er hat und will uns doch niemals vergessen, setzt Seiner Liebe nie Schranken; größeren Reichtum hat niemand besessen, drum nicht vergessen, und danken!

Hilfe und Nahrung – 1981

Der Psalmist ermahnt sich selbst, o meine Seele (siehe 42:5, 11; 43:5), Jahwe zu loben, wörtlich zu preisen (siehe 16:7). Dieser Dialog des Psalmisten mit seinem inneren Selbst kann in anderen Sprachen unmöglich oder unnatürlich dargestellt werden; SPCL, FRCL und GECL übersetzen „Ich will den Herrn preisen….“. Dies kann ein gutes Modell sein, dem man folgen kann; oder auch: „Ich verspreche, dass ich den Herrn loben werde….“ Der Ausdruck „alles, was in mir ist“ wird manchmal mit „mein ganzes Innerstes“, „mein ganzes Herz“ oder anderen Körperteilen übersetzt, die die ganze Person repräsentieren.
In Vers 1b heißt es bei FRCL für seinen heiligen Namen „der heilige Gott“. Für Übersetzungsvorschläge zu seinem heiligen Namen siehe 33:21.
Segne den Herrn in Vers 2 ist das dritte Mal, dass dieser Ausdruck in den ersten drei Zeilen dieses Psalms vorkommt. Die Wiederholung dient der Betonung, aber in einigen Sprachen nimmt dieses Stilmittel eine andere Form an als die bloße Wiederholung. Der Übersetzer muss die Struktur verwenden, die die Betonung am natürlichsten wiedergibt.
In Vers 2b übersetzt TEV „wie gütig er ist“ ein Wort, das „(gute) Taten“ bedeutet. Im masoretischen Text steht das Wort im Plural (so die meisten englischen Übersetzungen, his benefits; NJB hat „his acts of kindness“); ein hebräisches Manuskript hat den Singular. Es ist vielleicht besser, genauer zu sein: „und vergiss nicht all die guten Taten, die er getan hat“. Das negative „vergiss nicht“ kann durch das positive „vergiss nie“ ausgedrückt werden.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Dankbarkeit ist unerlässlich für das Leben des Glaubens… Wir lesen in der Tora: ′′ Und du sollst den HERRN, deinen Gott, für das Gute segnen ′′ (Deut. 8:10). Wann immer wir von etwas profitieren oder genießen, werden wir Gott segnen (d. h. Gott für seine Güte danken. Tatsächlich ist der hebräische Ausdruck für Dankbarkeit Hakarat tovah (haká̇raţ twòbáh), eine Redewendung, die bedeutet, ′′ das Gute zu erkennen.“ Das Herz schaut durch die Augen, und deshalb ist das, was wir sehen, letztendlich eine spirituelle Entscheidung: ′′ Wenn dein Auge ′′ Single ist ′′ (i. e., haploûs, ehrlich, konzentriert),“ Yeshua sagte: ′′ Dein ganzer Körper wird mit Licht erfüllt sein ′′ (Matt. 6:22). Wenn wir richtig sehen, werden wir in den kleinen Dingen des Lebens zur Gegenwart Gottes geweckt, diese kleinen Wunder und ′′ Zeichen und Wunder die uns ständig umgeben. Das gute Auge des Glaubens sieht Hunderte von Gründen, Gott für das kostbare Geschenk des Lebens zu segnen (1 Kor. 10:31).
′′ Danke dem HERRN, denn er ist gut; seine Liebe währt ewig ′′ (Psalm 136:1); ′′ danke dem HERRN immer ′′ (Sp. 3:17; Eph. 5:20; 1 Thess. 5:18)… Dankbarkeit ist für unser Leben als Anhänger von Yeshua. Tatsächlich gibt es wirklich nur zwei Gebete, die wir Gott je anbieten, nämlich ′′ Hilfe, HERR!“ und ′′ Danke, HERR.“ Meister Eckhart bemerkte einmal, dass wenn das einzige Gebet, das du in deinem ganzen Leben sprichst, ′′ Danke ′′ wäre, das genügt… Echtes Gebet schlussendlich zu einem Ausdruck des Dankes. Wir sollen ′′ die Brücke, die uns hinüberführt ′′ in die Gegenwart und die Liebe Gottes loben, und diese Brücke ist Yeshua, unser Herr.
Das in der Tora erwähnte ′′ Dankopfer ′′ (d. h. zevach ha-todah: zebaẖ haţ̇wòdád) wird auch im Neuen Testament erwähnt. Im Buch der Hebräer wurden angewiesen, ′′ Gott ständig ein Opfer des Dankes (zebaẖ ţ̇wòdáh) zu bringen, das heißt die Frucht der Lippen, die seinen Namen anerkennen ′′ (Heb. 13:15). Interessant ist, dass das griechische Verb, das früher ′′ angeboten ′′ wurde (d. h. anaphérō) verwendet wird, um das hebräische Verb ′′ zu übersetzen ′′ (karov) in Leviticus zu übersetzen. Mit anderen Worten, das ′′ Dankesopfer ′′ für das Opfer von Yeshua funktioniert als ′′ Korban ′′ und bringt uns Gott nahe. Gott für die persönliche Erlösung zu danken bedeutet ′′ Rechte Opfer ′′ (zibĕẖéy-ẕedeq), während wir uns Gott in der Hoffnung Seiner Liebe nähern (Psalm 4:5; Heb. 7:19).

Hebräisch für Christen

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