Tag: 8. November 2023

„Nicht durch militärische Macht noch durch Kraft, sondern durch meinen Geist“, sagt Jehova

Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was diese sind? Und ich sprach: Nein, mein Herr. Da antwortete er und sprach zu mir und sagte: Dies ist das Wort Jehovas an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova der Heerscharen.
Elberfelder 1871 – Sach 4,5–6

Und er antwortete und sagte zu mir also: Dies ist ein Wort Jehovas an Serubabel (Gezeugter in Babel) sagend: Nicht durch Heeresmacht und nicht durch überlegene Kraft, sondern in Meinem Geist, sagt Jehova der Heerscharen.
Pfleiderer – Sacharja 4,6

Da antwortete er, und sprach zu mir, und sagte: Dieses ist der Ausspruch Jehova’s an Serubabel, da er spricht: Nicht durch Macht, und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jehova, des Weltalls Gott.
van Ess 1858 – Sacharja 4:6

Serubbabel Das vorige Gesicht richtete sich an Jeschua. Hier liegt der Fokus auf Serubbabel, wie sich durch die Wiederholung seines Namens in 6.7.9.10 zeigt.

Nicht durch Macht … Kraft Militärische Stärke oder jede andere Form der Macht (abseits von Gott). Dem Volk Gottes wird wiederholt gesagt, sich nicht auf militärische Macht und fremde Bündnisse zu verlassen, damit es seine Berufung erfüllen kann (Jes 31,1–3; Ps 20,8–10).

durch meinen Geist Der Geist Gottes wird bei den Propheten oft als derjenige gezeigt, der Gottes Diener dazu befähigt, das Werk Gottes zu tun und Hindernisse zu überwinden (vgl. Hag 2,5). Sogar der kommende Knecht des Herrn, der Messias, wird als jemand beschrieben, der durch den Geist bevollmächtigt ist (Jes 11,2; 42,1; 61,1).

Reformations-Studien-Bibel

Das Wort richtet sich an den Statthalter Serubbabel, der zusammen mit dem Hohenpriester Josua vom Propheten Haggai mit dem Wiederaufbau des Tempels beauftragt worden war (Esra 5:2; Hag. 1:1). Gottes Wort an ihn ist eine Erinnerung daran, dass die Hindernisse, die sich ihm beim Wiederaufbau in den Weg stellen, nicht mit herkömmlichen Mitteln der Macht oder Kraft überwunden werden können. Stattdessen werden die Mittel aus einer Ausgießung von Gottes Geist kommen (siehe Hag 2,5).

Die ESV Studienbibel

Der Wiederaufbau des Tempels, der endlich ernsthaft begonnen hatte (Esra 5:1, 2; Hag. 1:14), würde nicht durch menschliche Kraft oder Ressourcen, sondern durch die Macht des Geistes Gottes vollendet werden.

Die Nelson Studienbibel: New King James Version

Der Erklärungs-Satz »Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist« besteht im Hebräischen aus 7 Wörtern: o‘ vechajil velo‘ vekhoach ki Im beruchi
Jedes Wort entspricht einer Lampe des Leuchters. Das den Heiligen Geist symbolisierende Olivenöl in den sieben Lampen der Menora bezeugte, dass Gott Israel, das damals um 520 v. Chr. in großen inneren und äußeren Schwierigkeiten war, Durchhilfe und geistlichen Durchblick geben wollte, die nicht in menschlicher Fähigkeit, sondern in der Kraft des Heiligen Geistes begründet sein sollten.

Roger Liebe – Der Messias im Tempel

Serubbabel

Nach der babylonischen Gefangenschaft hatten die Juden keinen König mehr. Der Umstand, dass die „Zeiten der Nationen“ (Lk 21,24) angebrochen waren, war für sie äußerst demütigend. Serubbabel kam aus dem Stamm Juda und aus dem Haus Davids (1. Chr 3,19), war aber nicht König, sondern nur Statthalter von Juda (Hag 1,1). Insofern war er der Inbegriff der Schwachheit: Er hatte noch nicht einmal das Recht, sich König zu nennen. Das wäre Empörung gegen den persischen Herrscher gewesen (vgl. Neh 6,7).
Gerade vor diesem Hintergrund gewinnt die Botschaft, die an Serubbabel gerichtet wird, eine besondere Bedeutung. Als Sacharja sich bei dem Engel nach der Bedeutung des Leuchters und der Ölbäume erkundigt (V. 4) und seine Unwissenheit eingestanden hat (V. 5), gibt dieser ihm zunächst keine Erklärung dieser Symbole, sondern er antwortet mit einer Botschaft an Serubbabel:
„Dies ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen“ (V. 6).
Wenn man den jüdischen Überrest gefragt hätte, was ihnen und insbesondere Serubbabel fehlte, hätten sie sicher gesagt: Macht und Kraft. Der Mensch wünscht sich natürliche Kraft, sei es in Form von militärischer Stärke, verliehener Autorität oder Überlegenheit durch natürliche Fähigkeiten. Aber Gott sagt, dass das Werk gerade nicht durch „Macht und Kraft“ zustande kommen wird.
Die Zeit, in der wir leben, hat in dieser Hinsicht viel mit der Serubbabels gemeinsam: Wir lesen nicht davon, dass Gott in dieser Zeit Wunder wirkte, noch nicht einmal davon, dass die Wolke das Haus erfüllte; es war ein „Tag kleiner Dinge“ (V. 10), nicht ein Tag von äußerer Macht und Kraft. Auch wir leben am Ende einer Haushaltung, nicht in einer durch Wunder und Machtentfaltung geprägten Anfangszeit (vgl. Mk 16,17.18, Heb 2,3.4).

Hardt – Siehe, dein König kommt: Eine Auslegung zum Propheten Sacharja

In seiner Antwort erklärt der Engel nicht zuerst, wer oder was die beiden Ölbäume sind, obwohl man das nach seiner Frage erwartet hätte. Vielmehr erfolgt zunächst ein »Wort des HERRN an Serubbabel«. Dieses Wort enthält die Summe des ganzen Gesichts, und diese muss der Prophet zuerst erfassen, ehe er die Einzelheiten recht verstehen kann.
»sondern durch meinen Geist«: Das ist die Hauptaussage. Dieser ist jede Einzelheit des Gesichts zugeordnet und untergeordnet. Das Werk der Wiederherstellung und Vollendung des Volkes Gottes wird durch Gottes Geist geschehen. Damit ist die erste große Notwendigkeit genannt. Aber es ist noch ein Zweites notwendig, wenn das Volk seine Berufung und Bestimmung erfüllen soll: Gott muss dafür sorgen, dass das Wirken des Heiligen Geistes ohne Unterlass geschieht. Wie er das tut, wird in den Versen 11–14 erörtert.
»Nicht durch Heer und nicht durch Kraft«: Das ist ein bemerkenswerter Kontrast zur Tatsache, dass die heidnischen Heere, die Juda verwüstet hatten, durch Heere zerschlagen werden. Gott tut sein Werk des Gerichts über die Nationen (oder allgemeiner ausgedrückt: seine Werke der Vorsehung) sehr wohl durch Heer und durch Macht. Aber sein Heilswerk tut er durch seinen Geist. Darum muss das Volk Gottes von seinem Geist erfüllt sein. »Werdet mit dem Geist erfüllt«, ist ein Befehl, nicht eine Option (Eph 5,18). Gott hat uns zwei Mittel gegeben, durch die das geschieht: sein Wort (Joh 6,63; Eph 5,18; Kol 3,16–17) und Gebet (Lk 11,13; Apg 4,31; Eph 1,17; 3,14–16). Beides bleibt aber unwirksam, wenn wir nicht Glauben haben (1Thes 2,13; Jak 1,6–7).
Das Gesicht zeigt, dass Gottes Geist nicht durch unmittelbare, sondern durch mittelbare Inspiration wirkt. Gott inspiriert nicht einen jeden Angehörigen seines Volkes direkt, sondern sein Wirken geschieht durch Kanäle, die er ausersehen hat. Die beiden Ölbäume sind die lebendigen und nie versiegenden Quellen des Öls, d. h. des Heiligen Geistes. Das Öl fließt von den Bäumen zuerst in einen Behälter, und von diesem über je sieben Rohre zu den sieben Lampen des Leuchters. Man könnte das wie folgt erklären: Gottes Geist ist auf einzelne erwählte Zeugen wie Noah, Abraham, Mose, Samuel, David und all die Propheten gekommen. Was sie empfingen, das schrieben sie auf. So bildete sich ein Reservoir an geistlichen Wahrheiten und Reichtümern. Aus diesem Reservoir fließt der Segen Gottes dem Volk ohne Unterlass zu. Die Propheten waren zwar durch Gottes Geist inspiriert, aber sie schöpften in ihren Weissagungen auch aus den bereits gegebenen und niedergeschriebenen Weissagungen, was beim Propheten Sacharja besonders deutlich ist. Was sie lehrten und predigten, war wie das Öl, das in den dünnen Rohren zu den Lampen des Leuchters fließt. Aber auch Josua, der Hohepriester, und Serubbabel, der Fürst, empfingen von diesem Öl, und durch sie floss es zum Volk, das wieder anfing, als ein Leuchter unter den Heiden zu leuchten – für eine beschränkte Zeit. Denn das Gesicht ist eine Weissagung auf die Vollendung Israels, auf den Tag, da der Befehl Gottes sich erfüllen wird: »Steh auf, leuchte; denn dein Licht ist gekommen und die Herrlichkeit des HERRN ist über dir aufgegangen … Und Nationen wandeln zu deinem Licht hin und Könige zum Glanz deines Aufgangs« (Jes 60,1.3).

Benedikt Peters – Kommentar zu Sacharja

Göttliches Geistesleben entsteht allein durch göttliche Geistesmitteilung, und zwar auf Grund der Gemeinschaft zwischen dem göttlichen Du und dem menschlichen Ich. Was Christus in seinen Jüngern wirken will, ist nicht die äußere Befolgung seiner Lehre, sondern die innere Wesensverwandtschaft mit seinem Geiste.
Aber leiden wir nicht mit unserm heutigen Geschlecht mehr denn je unter der Annahme, dass Ideale und Grundsätze die Quelle unserer Handlungen wären? Verwechseln wir nicht bis tief in die allerchristlichsten Kreise hinein Frucht und Wurzel? Glauben wir nicht wieder viel mehr an unsere christlichen Institutionen und deren gesetzliche Kraft, als an die unmittelbaren Schöpfungen des Auferstandenen in den gegenwärtigen Gliedern seines Leibes? Gilt unser Vertrauen nicht weit mehr dem, was wir für Gott tun, als dem, was Gott in uns tut ? Wir haben eine Moral, aber eine christlich-gesetzliche. Sie ist nicht das Ergebnis des göttlichen Wirkens innerhalb seiner Neuschöpfung. Wir suchen Leben, aber in unserer religiösen Vielbeschäftigkeit. Hinter derselben steht aber vielfach weder Gottes Auftrag noch die Vollmacht seines Geistes. Wir meinen Gott, aber verstehen darunter weit mehr unsere Lehren über Gott, als unsere Gemeinschaft mit Gott.
Diese Verwechslung macht uns heute bei all unserer Christlichkeit und Frömmigkeit so unendlich arm und heimatlos. Wir sind weder in der Welt noch in Gott zu Hause. Wir möchten nicht von der Welt sein, aber auch nicht von Gott sein. Wir ruhen in unserer christlichen Religion mit ihrer gesetzlichen Betriebsamkeit und nicht in Gott und dessen Wirken. Wir sind fromm, aber nicht, weil Gott in uns wirkt, sondern um einmal selig zu werden. Wir wollen in den Himmel, aber nicht um Gottes willen, sondern um des wunderschönen Himmels willen, den wir auf Erden bei all unserem Hasten und Rennen, bei all unserer Religion und Frömmigkeit nicht finden konnten. Wir nehmen in den Tagen der Not und Angst unsere Zuflucht zu Gott, aber nicht um des innerlichen Kontaktes mit Gott willen, sondern damit uns Hilfe von Gott werde. Was uns jedoch not tut, ist mehr als nur Hilfe. Wonach unsere verarmte Seele schreit, ist mehr als nur ein zukünftiger Himmel. Was uns von der Welt und ihrem Wesen scheiden soll, ist mehr als selbstauferlegte Askese und räumliche Weltflucht.
Was uns fehlt, das ist Gott.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir